Freitag, 12. August 2016

Saisonvorschau: Hamburger SV

Ausgangslage: Und ganz Deutschland guckt neidisch auf Hamburg. Ganz ehrlich: Gab es jemals in der Geschichte des deutschen Sports einen Verein, der so beständig Scheiße gebaut hat und dem trotzdem immer weitere Millionen hinterher geworfen wurden? Um das mal zu relativieren: Selbst in Hoffenheim hat ein gewisser Dietmar Hopp dann relativ schnell gesagt: Seht mal zu, dass ihr euch selber tragen könnte...
So fragt sich ganz Deutschland halt: Warum haben wir keinen Klaus-Michael Kühne...
Wirklich absurd wird das ganze, wenn der Kicker dann einzelne Spieler fragt, ob nicht unnötig Druck aufgebaut wird, wenn man jetzt schon wieder von Europa redet. Weil, jetzt kommt's, man das Darlehen, mit denen Kühne als quasi Nachfolger von Peter Knäbel die ganzen tollen Spieler gekauft hat, nur zurück haben will, wenn man die Europa League erreicht... praktisch bedeutet das: Wenn die Spieler nicht zünden, hat Kühne sie dem HSV quasi geschenkt.
Was, da Kühne die Spieler quasi selbst ausgesucht hat, auch vernünftig ist. Schließlich kann ein Dietmar Baiersdorfer, wenn die Spieler nicht zünden, mit dem Finger auf Kühne zeigen und sagen: Der wollte die haben, ich musste die nur holen...
Und ja, wenn man das so darstellt, ist das eigentlich schwer mit den Grundlagen der DFL vermittelbar. Oder anders ausgedrückt: In München fragt ein Hasan Ismaik sich, warum es bei ihm jedes Mal großes Geschrei gibt, wenn er den Sportdirektor entlassen will, bevor es Geld gibt...
Ok, Ismaik will immer ein bisschen mehr als Kühne... aber so sehr unterscheiden sich die beiden von ihrer Arbeitsweise gar nicht. Von der Intention natürlich. Kühne ist halt hauptsächlich ein alter HSV Fan, der will, dass es seinem Verein wieder besser geht... der aber gleichzeitig nach all den beschissenen Jahren den Funktionären nicht mehr traut.
Und der HSV hat halt einfach nur Glück, dass Kühne Hamburg und nicht Werder-Fan ist.

Wer soll's richten? Es gibt gute Nachrichten für die Joe Zinnbauers und Alexander Zornigers dieser Welt. Nur weil man ursprünglich mal als schlechter Bundesligatrainer angefangen hat, muss man nicht auf ewig in der Kaste de Michael Oennings verweilen. Man kann sich zumindest in die Kaste der Armin Vehs vorarbeiten. Und das hat Bruno Labbadia auf jeden Fall geschafft. Also selbst wenn er beim HSV irgendwann entlassen wird, kriegt er auf Grund seiner hier geleisteten Arbeit hinterher weitere Jobangebote. Und um daraus endgültig das erste Kompliment an Labbadia zu machen: Zu Recht.
Ganz zu Anfang war Labbadia ein Trainer, der seine Mannschaft in schöner Regelmäßigkeit verloren hat. Deswegen wurde er in Hamburg entlassen... zwischen 2 Europa League Halbfinalspielen in 2010... oder anders ausgedrückt: Mitten in den größten Erfolg der letzten 20 Jahre...
Inzwischen (was ich nicht habe kommen sehen, da bin ich auch ehrlich) ist er ein guter Bundesligatrainer. Was gut für den HSV ist... denn wenn sie einen großartigen Bundesligatrainer hätten, müssten sie die Darlehen an Kühne zurückzahlen und das will ja auch keiner... jedenfalls nicht sofort...
Auf dem Platz hat der HSV definitiv die Beste Mannschaft seit langem. Dass ist halt das gefährliche (für den Rest der Liga), wenn man einem Baiersdorfer Geld zum Spieler einkaufen gibt: Der hat eine richtig gute Bilanz. Und das schlimmste: Im Gegensatz zu den letzten Kühne-Transfers (und ja, der Mann hat van der Vaart zurück geholt... gut angelegtes Geld) haben diese Spieler allesamt eine Perspektive. Es wird quasi unmöglich sein einen Alen Halilovic in 2 Jahren nicht gewinnbringend zu verkaufen... Die Frage ist nur, wie viel Geld man damit macht.

Wen werden sie vermissen? Warte, was? Haben die wirklich Janoslav Drobny gehen lassen? Zu einem direkten Konkurrenten und Lokalrivalen? Ja, klar, Drobny war nur die beste (und wahrscheinlich viel zu teure) Nummer 2 der Liga... aber: Rene Adler hat in seiner Bundesligakarriere noch nie die gesamten 34 Spiele im Tor gestanden... Hamburg brauchte diese Nummer 2 auch...
Oh und Gojko Kacar ist endgültig weg... ein Spieler, den man gefühlt seit August 2010 loswerden wollte... endlich hat es geklappt... dass der nebenbei auch mal einer der "Retter" für den Verein war... drauf geschissen...

Leischtungschträgscher: Bakery Jatta. Ok, anders. Die Berichtserstattung über Bakery Jatta. Am Ende werden alle diesen Jatta feiern. Sie haben damit ja schon angefangen. Und in 3 Jahren werden sie alle feiern, wie wunderbar integriert dieser arme Junge doch ist, während wir um ihn herum die Mauern hochziehen und die Grenzen dicht machen. Und wenn Jatta dann Hamburg im Juni 2019 zum DFB Pokal Titel schießt, werden die Grenzkontrollen drastisch umgestellt. Die 16 jährigen Jungen müssen, während auf sie in den Lauf eines Maschinengewehrs gucken, einen Ball 150 Mal jonglieren. Wer das schafft wird an einen Profiverein übergeben, wer nicht wird abgewiesen...
Bakery Jatta ist wahrscheinlich der beste Fußballer unter all diesen Flüchtlingen. Allein schon deswegen ist er keine schöne Flüchtlings-Vorzeige-Geschichte. Sondern eher eine tragische. Denn wenn selbst die fähigsten Menschen keine Chancen in ihrem eigenen Land sehen...
Vor allem wird der Fakt, dass er gegen einen Ball treten kann, der einzige sein, warum er hier bleiben darf. Und warum wir ihn mögen.
Ich sage an der Stelle immer: Solche Ausnahmetalente sind die schlechtesten Vorführbeispiele. Da für sie ganz andere Bewertungskriterien gelten als für die normal-begabten Menschen.

Best Case Szenario: So wirklich will das nicht. Also nicht so, wie gewünscht. Klar, Michael Gregoritsch und Halilovic zeigen, dass sie das großartigste Mittelfeldduo um das sie alle beneiden, werden KÖNNEN. Und das sie langfristig niemand aufhalten können WIRD. Und Luca Waldschmidt liegt auf Kurs Torschützenkönig... im Jahr 2019.
Das verwirrende: In Hamburg nimmt man dies sogar wahr. Und anstatt in Panik zu verfallen und nach Köpfen zu verlangen, weil man nicht direkt nach Europa durchstartet, erfreut man sich in der Hansestadt an Platz 8 und einer blendenden Perspektive.

Worst Case Szenario: Wow, gehen die ab. Der HSV spiel so schnell, da kommt ein Uwe Seeler gar nicht mehr hinterher. Die Liga wird im Sturm erobert. Man hat bis zum 30. Spieltag sogar noch die Chance Meister zu werden... bricht aber am Ende ein wenig ein und landet "nur" auf Platz 4.
Dummer Weise kann man die Schlüsseltalente nicht halten... verdient aber 100 Millionen auf dem Transfermarkt. JETZT ist doch der Zeitpunkt für den großen Angriff. Jetzt muss man sich in der Champions League etablieren. Also holt man sich... Ricardo Carvalho, Patrice Evra, Bastian Schweinsteiger und Zlatan Ibrahimovic für den ganz großen Angriff... Ein Jahr später ist man mit einer völlig überteuerten und perspektivlosen Mannschaft wieder Elfter... Und im Europa League Viertelfinale gescheitert...

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