Mittwoch, 28. April 2021

Super League Gedanken V: Die Superste Liga

Es gibt da dieses unausgesprochene Problem mit der Super League, dass mich fast am meisten an der ganzen Idee stört: Sie würde den Superreichen nicht wirklich helfen. Also klar, kurzfristig würde man verhindern, dass die Vereine pleitegehen. Aber in 15 Jahren würden die doch wieder an dem Punkt stehen, dass das Geld nicht mehr ausreicht und man "neue Märkte" erschließen müsste. Und dann würden Vereine aus New York, Los Angeles und Shanghai als nächste logischer Schritt in die Liga aufgenommen werden. Im Zweifelsfall auch mit Vereinen, die nur für diese Liga gegründet werden. 

Denn es ist ja nicht so, dass nicht genügend Geld da ist. Wenn die UEFA die Vermarktung des europäischen Wettbewerbes verschlafen hätte und der Fußball deswegen eine herausragende Stellung in Europa an die NBA verlieren könnte, dann würde ich den Impuls der Superreichen nachvollziehen können. Aber das Gegenteil ist ja der Fall, der europäische Wettbewerb wird so gut vermarktet, dass man immer mehr finanzielle Mittel bekommt und neue Märkte erschließt.

Das Problem ist halt, dass sich die Superreichen in einem sinnlosen finanziellen Wettbewerb verrannt haben und nicht mehr mit Geld umgehen können. Und nur weil noch mehr Geld da ist, wird diese Spirale ja nicht plötzlich gestoppt werden.

Das sieht man ja ganz deutlich an den Transfers in der Pandemie. Also klar, David Alaba ablösefrei zu verpflichten, ist prinzipiell eine gute Idee. Aber ihm die Gehaltswünsche, die die Bayern abgelehnt haben, zu erfüllen... und das bis ins Jahr 2026. Obwohl laut Florentino Perez gar nicht klar ist, wie man überhaupt bis 2024 durchhalten soll, ohne pleite zu gehen. Wie man solche Verträge abschließen kann, wenn man kurz vor dem "tot" steht, erschließt sich mir einfach nicht.

Und Real Madrid ist da ja nicht alleine. Barcelona hat offiziell 119 Millionen Euro ablöse bezahlt. Sie mussten ja "damals" den Tausch von Pjanic und Arthur mit Juventus Turin inszenieren, damit sich beide Vereine 60 Millionen Euro in die Bilanz schreiben konnten. Wie man überhaupt eine Lizenz bekommen kann, wenn man derartige Tricks anwenden muss, ist mir schleierhaft. Und warum das Financial Fair Play da nicht greift, ist auch nicht ganz klar.

Natürlich hat die Pandemie die Probleme der Vereine beschleunigt. Aber die haben doch schon vorher mit Vollgas auf den Abgrund zugehalten. Deswegen lagen die Super League Pläne ja schon in der Schublade: Die Vereine wussten alle, dass es so nicht ewig weitergehen kann, aber anstatt seine eigenen Handlungsweisen zu überdenken, spekuliert man lieber auf eine Super League.

Selbiges gilt auch für die Reform der Champions League. Auch darüber wurde schon vor der Pandemie, immer mit der Drohkulisse Super League, diskutiert und sie wäre auch ohne Pandemie gekommen. 

Die Vereine müssten halt auch einfach mal sagen: Können wir uns nicht leisten. Wenn die Berater und Spitzenspieler das nächste Mal an der Gehaltsschraube drehen wollen, muss man denen halt sagen: Das geht halt nicht mehr. Wir können das nicht bezahlen, suche dir jemanden, der es kann oder gehe auf unser Angebot ein.

Und der FC Bayern zeigt ja im Fall Alaba, dass dies durchaus möglich ist. Dass sich die Welt trotzdem weiterdreht. Natürlich kommen dann die Finanz-gedopten Vereine aus Paris und Manchester und zahlen das. Aber das ist dann halt so. Man wird ja als Real Madrid trotzdem noch sehr gute Spieler finden wird, die auch für etwas weniger Geld als man von den Scheichen bekommt, spielen werden. 

Dann gibt es halt nicht mehr 3 Champions League Siege in Folge, dafür steht man auf einem stabileren Fundament. Aber stattdessen wir nur weiter versucht noch ein Stockwerk auf das Hochhaus draufzusetzen, anstatt sich um genau dieses Fundament zu kümmern. Aber dadurch löst man die Probleme nicht, sondern verschiebt sie nur.

Dienstag, 27. April 2021

Superleague Gedanken Teil IV: Krieg der Fans

Fügt die Star Wars Melodie hier ein. Und den Lauftext: Es herrscht Aufruhr im Galaktischen Senat. Die Fans in den Stadien werden durch eine neue, dunkle Macht bedroht. etc. pp.

Derzeit wird ja überall behauptet, dass die Fans die Super League mit ihren Protesten verhindert haben. Und dann wurde immer davon gesprochen, dass aus Fans keine Kunden werden dürfen. Also als Unterstützung von der Vereinsseite. Selbst RB Leipzig glaubt daran, dass sie Fans und keine Kunden haben.

Ich halte das für unfassbar arrogant. Also in einer globalisierten Welt haben wir halt auch einen globalisierten Fan. Da hat der FC Bayern dann 30 Millionen Anhänger in den USA. Und natürlich kommt bei genaueren Umfragen raus, dass die Bayern Fans geworden sind, weil ihre Lieblingsspieler dort auflaufen. Aber sind diese Fans wirklich weniger wert, als die in München? Vor allem, wenn man bedenkt, dass die meisten Bayern Fans ja auch nur an dem Verein hängen, weil sie die besten Spieler haben?

Vor allem wenn man bedenkt, dass es ja im wesentlichen reiner Zufall ist, ob der 14-jährige fußballbegeisterte Jan oder Yan aus einem Loch in Deutschland oder in Asien geschlüpft ist. Aber es gibt halt diese unausgesprochene Vorqualifikation, die man mitbringen muss, um als vollwertiger Fan eines Deutschen Vereins sein will: Man muss auch Deutscher sein. Selbiges gilt natürlich auch für englische und spanische Fans.

Dass Yan sich nur keine Dauerkarte fürs Dortmunder Stadion kaufen kann, weil es für ihn schlicht nicht praktikabel ist alle 14 Tage nach Europa zu fliegen. Dafür spart er all sein Geld, damit er sich diesen für die doch ach so treuen Fans selbstverständlichen Traum ein Mal im Leben erfüllen kann. 

Aber Yan hat halt ein Problem: Er hat natürlich keinerlei Bindung zu Arminia Bielefeld. Er will, wie genau genommen überraschend viele Fans, hauptsächlich guten Fußball sehen. Mit möglichst vielen guten Spielern auf dem Platz. Diese Schützenfeste in der nationalen Liga langweilen ihn aber irgendwie. Deswegen denkt Yan sich: Geil, Super League. Da wird es für mich einfacher die wirklich hochwertigen Spiele zu verfolgen. Und die gibt es dann auch jede Woche. Perfekt, da bin ich Fan von!

Ist seine Haltung als Fan jetzt wirklich weniger wert, nur weil sie von weiter weg kommt? Eigentlich nicht.

Aber dieser Interessenskonflikt zwischen dem einen und dem anderen Fanlager lässt sich nur ganz schwer lösen. Und die einen sind viele, aber die anderen sind mehr. Noch setzen sich die einen durch, weil sie behaupten können, dass sie ja schon immer da waren.

Wenn dann in 15 Jahren Yin auch Dortmund Fan wird, weil sein Vater Yan ihn das von klein auf beigebracht und ihn so erzogen hat, wird es schon irgendwie schwieriger.

Und die Begeisterung für den Fußball ist ja global gesehen eher am Steigen. Diese ganzen Debatten über Korruption und Kommerzialisierung sind ja ein europäisches Phänomen. Dem Rest der Welt ist dies schlicht egal.

Man kann diese Emotionalität ja wirklich sehen, wenn die "großen europäischen Teams" und Schalke 04 in der Sommervorbereitung Weltreisen veranstalten. Wer sind wir, dass wir diese Fans zu "Kunden" deklarieren und festlegen, dass deren Emotionen nicht relevant sind?

Deswegen wird nebenbei auch, wenn es irgendwann ein Final 4 Turnier in der Champions League gibt, Finalspiele in New York, Los Angeles oder Shanghai geben. Und dann werden die europäischen Fans wieder aufschreien, dass das ja die reine Kommerzialisierung ist und gar nicht geht. Dass dies aber wahrscheinlich die einmalige Gelegenheit für die Fans vor Ort wäre, relevanten und hochwertigen Fußball im Stadion zu sehen, wird einfach ignoriert. Etwas, was die europäischen Fans aber halt im Monatsrhythmus geboten bekommen. 

Auch auf dieser Seite der Debatte gibt es nicht das eindeutig Gute und die definitiv Bösen. Deswegen ist es auch absurd zu sagen, dass die Super League nicht im Sinne der Fans wäre. Es wäre nicht im Sinne der europäischen Fans, das stimmt. Und das wird auch weiterhin so bleiben. Aber die globalen Fans dürften das anders sehen und könnten sich irgendwann mit ihren Wünschen durchsetzen. Das wäre dann halt auch nur der nächste Schritt der Globalisierung des Sportes.

Etwas, wovon der europäische Fan ja am Ende auch profitiert. Also wenn die Fernsehgelder es den Vereinen ermöglicht, tolle Spieler zu verpflichten und Fußballtempel zu errichten, ist man voll dafür, dass es diese "Kundschaft" gibt. Wenn diese Kundschaft dann doch auch ihre Ansprüche stellt, guckt man aber überrascht und will sie nicht mehr haben. Man will aber die tollen Spieler behalten und hofft deswegen trotzdem, dass die Kunden dabei bleiben. Ein ewiges Dilemma.

Ich habe da auch gar keinen Lösungsansatz für. Ich kann die Haltung der europäischen Fans ja auch verstehen und bin durchaus auch auf ihrer Linie, dass wir keine Super League brauchen. Aber der moralische Hügel, auf dem sie es sich bequem gemacht haben, ist genau genommen aus Arroganz gebaut.

Freitag, 23. April 2021

Super League Gedanken Teil III: Wir müssen eine neue Art des Abstieges bedenken

Eines der absurdesten Argumente für die Super League ist ja, dass der sportliche Wettbewerb eh schon ausgehebelt wurde. Es gibt halt in den europäischen Ligen keinen fairen Wettbewerb mehr. Deswegen ist die einzige Hoffnung für die Bundesliga ja, dass die Bayern einen richtig inkompetenten Trainer wie Jogi Löw verpflichten. Wobei ja selbst der ein wenig überforderte Niko Kovac das Double holte... und Carlo Ancelotti hat auch mehr seinen Vertrag abgesessen als wirkliche Trainerarbeit gemacht und trotzdem mehrere Titel geholt. Also selbst Löw dürfte die Dominanz der Bayern nicht sofort beenden... so unfassbar groß ist deren Vorsprung.

Wahrscheinlich könnten die Bayern ihre Aufstellungen in der Liga ein Jahr lang auswürfeln und sie würden trotzdem Meister werden... also zumindest, solange die Spieler die Herausforderung annehmen. 

Dennoch haben selbst die Bayern Angst vor einem Abstieg. Was völlig absurd erscheint, es gibt kein realistisches Szenario, in denen einer der 12 Superteams oder Bayern und Paris absteigen. Eine andere Bedrohung gibt es aber schon: Dass es richtig Scheiße läuft und man die Champions League verpasst. Und das würde schon ein richtig heftiges Problem auslösen. Deswegen wird man in München ja auch sofort entlassen, wenn man auf Platz 4 abrutscht. Die reagieren dann halt genauso panisch wie ein Kellerkind im Abstiegskampf... weil die Auswirkungen für die Bayern genauso drastisch wären, wie ein Abstieg für eines dieser Kellerkinder.

Das zeigt ja, wie krank das System Spitzenfußball mittlerweile ist: Die Millionen aus dem Europapokal sollten eigentlich ein netter Zuverdienst sein... aber mittlerweile sind sie der Sauerstoff, den die Mannschaften zum Überleben brauchen.

Also es gibt genügend Beispiele von Vereinen, die überraschend die Qualifikation und dann extrem eingebrochen sind. Schalke 04 ist das aktuell drastischste Beispiel, weil da der Niedergang im Zeitraffer verlief. Und für Schalke gibt es Leeds United als historisches Beispiel, wie weit bergab es noch gehen kann: Die wurden nach dem Verpassen der Champions League bis in die Dritte Liga durchgereicht, bevor sie jetzt langsam wieder auf die Beine kommen.

Manch einer erinnert sich vielleicht noch an die Beinah-Insolvenz von Borussia Dortmund, die im Wesentlichen durch das einmalige überraschende Ausscheiden in der Champions League Qualifikation ausgelöst worden ist. Nun werden die Dortmunder jetzt sagen: Wir haben ja daraus gelernt! Aber wenn sie ganz ehrlich sind, wollen sie nicht wirklich ausprobieren, wie viel besser man derzeit wirtschaftet und ob man sich einen 5. oder 6. Platz wirklich leisten kann...

Vor allem steht eines fest: Dauerhaft kann man sich das nicht leisten. Vielleicht kann man Erlin Haaland ein Jahr ohne Champions League halten, danach muss man ihn dann aber verkaufen. Und man wird nur bedingt in der Lage sein sich weiterhin herausragende Talente zu verpflichten. Sprich: Wenn man jetzt nur Platz 5 erreicht, wird einen das auf Jahre zurückwerfen.

Das sind auch Dinge, die man bei der Gründung dieser Super League bedenken muss. Denn das an sich Absurdeste war ja, dass die Premiere League bei dieser Idee so stark vertreten war. Das ist doch die reichste Liga der Welt. Einer Eier legende Wollmilchsau. Die können doch gar keine finanziellen Probleme haben.

Und dann fängt man an zu zählen... Und wenn man nicht beim DFB angestellt ist, kann man wahrscheinlich bis 6 Zählen: Manchester City und United, Liverpool, Chelsea, Arsenal und Tottenham sind 6 Vereine, die in ihren Plänen beinahe zwingend auf die Champions League Millionen angewiesen sind. Es gibt aber "nur" 4 Startplätze. 

Also gab. Denn still und heimlich kommt die neue Champions League Reform mit zwei weiteren Tickets, "die über eine Koeffizientenregel an Klubs vergeben, die die Qualifikation über den nationalen Wettbewerb verpasst haben, allerdings den höchsten UEFA-Klub-Koeffizienten aus den vergangenen fünf Jahren aufweisen." Und zumindest einer dieser beiden Plätze wird garantiert an den 5. Premiere League Klub gehen. Wahrscheinlich gehen sogar beide nach England.

Gerade Arsenal ist ja DAS Paradebeispiel für den schleichenden Abstieg eines Champions League Teilnehmer: 2006 stand man noch im Finale. Dann begann der schleichende Abstieg. Bis 2010 war es noch die Ausnahme, wenn man vorm Viertelfinale ausschied. Danach wurde das Aus im Achtelfinale plötzlich die Norm. 7 Jahre in Folge scheiterte man dort. Bis ein mal überraschend die Qualifikation komplett verpasste. Damals dachte man sich noch: Kann bei 5 Kandidaten ja ausnahmsweise mal passieren. Damals hat man allerdings auch noch jährlich St Totteringham's Day gefeiert. Aber sobald die Einnahmen aus der Champions League einmalig ausblieben, blieb auch dieser Feiertag aus. 

Mittlerweile ist man Tabellenneunter... und um Weihnachten rum drohte ein Absturz in die Abstiegszone. Die realistischste Hoffnung auf eine Rückkehr in die Champions League stellt die Europa League dar, die man dieses Jahr gewinnen könnte. Nebenbei muss sich die Vereinsführung mit der Frage beschäftigen, wo die Reise langfristig hingeht, wenn man nicht schnell wieder an der ganz großen Tafel speist. 

Und Arsenal ist ja nur die Mannschaft, die am weitesten ins Hintertreffen geraten ist. Auch Manchester United hatte zuletzt immer wieder Probleme sich für die Champions League zu qualifizieren... Selbst beim ehemals reichsten Klub der Welt erlebt man gerade den Wandel von "Finalteilnehmer 2011" zu "Es reicht nur noch fürs Achtelfinale... wenn überhaupt". Seit 2011 scheiterte man 3 Mal in der Gruppenphase und verpasste 2014/15 und 2019/20 sogar diese. Dagegen erreichte man nur 2 Mal das Viertelfinale. Für eine Mannschaft, die vorher 3 von 4 Jahren im Finale stand, ist dieses Viertelfinale auf ein Mal das Limit. Und es sieht ja nicht so aus, als würde sich das zeitnah ändern.

Arsene Wenger wurde früher belächelt, als er von der "Wenger Trophy" sprach. Aber genau genommen war er nur viel zu optimistisch. Für die Stammgäste in der Champions League ist Platz 5 in der Liga genauso schlimm, wie für Mainz, Freiburg oder Augsburg ein Abstieg in die 2. Liga: Wenn man diesen Betriebsunfall nicht innerhalb eines Jahres korrigieren kann, wird er sehr schnell lebensbedrohlich. Eine oder 2 Saisons im Unterhaus kann man vielleicht noch verkraften, danach wird es sehr schnell finster. Realistisch gesehen sind Freiburg und Mainz sogar wesentlich robuster aufgestellt, als die angeblich Superreichen...

Wenn man sich dessen aber bewusst wird, versteht man auch, warum gerade plötzlich so viele Engländer an dieser Revolution teilnehmen: Sie haben sich in eine Situation manövriert, in der sie teilnehmen mussten, weil die Premiere League alleine nicht mehr allen 6 die Überlebensgrundlage bieten kann.

Und es zeigt halt auch wieder, wie kaputt das System ist. Denn ursprünglich war der Europacup mal eine Möglichkeit sich international in einem sportlichen Wettkampf zu messen. Also in den 60er Jahren dürfte es sich finanziell echt nur bedingt gelohnt haben, da ging es wirklich ums Prestige. Und dann wurde es ein sportlicher Vergleich mit angenehmen finanziellen Vorteilen. Mittlerweile ist der sportliche Vergleich sekundär und völlig verwässert, das Geld dafür aber überlebenswichtig.

Wirklich pervers wird es, wenn man sich bewusst macht, dass selbst die Teilnahme an der Gruppenphase nicht wirklich ausreicht um den Lebensstandard zu sichern. Arsenal beweist doch, dass selbst regelmäßige Teilnahmen im Achtelfinale nur zu einem schleichenden Niedergang führen. Man muss halt am Ende ins Viertelfinale, damit man sein Niveau halten kann. Und da setzt dann die Mathematik endgültig aus, weil 12 Vereine ihre Lebensplanung auf ein Festmahl auslegen, an dem es nur 8 Teilnehmer geben kann. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Und das wissen die auch. Deswegen haben sie ja diesen fast schon verzweifelten Versuch gestartet. Denen ist halt auch bewusst, dass das derzeitige System so nicht weiter funktionieren kann. 

Aber anstatt sich zurückzunehmen und die eigenen Ausgaben zu senken, sucht man lieber nach Möglichkeiten noch mehr Umsätze zu generieren, damit man selber noch ein paar Jahre weiterfeiern kann... Denn das ist ja das eigentliche Problem, womit wir uns als nächste beschäftigen... Also Dienstag oder so...

Donnerstag, 22. April 2021

Worst of der "Vielleicht doch noch ein guter Tag" englischen Woche

 Es ist schon ganz großes Kino. Da verabschiedet sich Schalke 04 an einem Dienstagabend bei einem Geisterspiel in der BND-Zentrale aus der Bundesliga... und Matthias Opdenhövel beendet die Sportschau mit "Vielleicht war es doch ein guter Tag für den Fußball"... AUF JEDEN! Und dann dachten sich der Schalker Anhang: Wenn all die anderen Fanlager gerade so positiv auffallen, können wir ja Jagd auf unsere Spieler machen... passt doch gut zum Zeitgeist.

Wirklich faszinierend war ja die emotionale Reaktion der Spieler, denen es doch gefühlt bis vorgestern scheißegal war, ob Schalke absteigt oder nicht. Aber wenn es dann doch in ihrer Vita steht, kommen dann doch plötzlich die Tränen. Oder man hat wenigstens jetzt den Anstand Emotionen zu zeigen, nachdem man sich vorher so leblos in sein Schicksal ergeben hat. Das ist doch mal ein Fortschritt.

Aber hey, immerhin haben sie mit Gerald Asamoah jemanden zu den Interviews geschickt, dem man abnimmt, dass ihn dieser Abstieg trifft.

Nebenbei gibt es hier eine schöne Trivia Frage: Was haben Fabian Klos und Christian Günter gemeinsam? Beide erzielten die Hälfte ihrer Bundesligatore gegen Schalke 04. Und so wie Klos sich beim Elfmeter präsentierte, wollte er sicherstellen, dass diese Quote nicht noch drastischer ausfällt...

Mit Bielefeld sind wir dann auch beim eigentlichen Abstiegskampf angekommen. Also bei den Mannschaften, die diesen Begriff im Gegensatz zu Schalke nicht wörtlich annehmen, sondern aktiv gegen den Abstieg kämpfen. Da gab es einen überraschenden Beitrag von RB Leipzig. Die dachten sich wohl: Wenn wir schon die Meisterschaft nicht spannend gestalten können, bringen wir wenigstens etwas Würze in den Tabellenkeller. Obwohl Leipzig am Ende wie immer spielte: Bei RB muss man in dieser Saison immer damit rechnen, dass sie zu verschwenderisch mit ihren Chancen umgehen.

Auch Werder Bremen scheint sich zu denken: Abstiegskampf? Da sind wir dabei, das wird prima! 6 Niederlagen in Folge sind ein neuer Vereinsrekord. Und das überrascht mich dann schon. Also dass es noch neue Negativrekorde gibt, die Florian Kohfeldt aufstellen kann. Ich dachte echt, der hätte sich schon alle gesichert. Wir lachen ja sonst immer darüber, dass die Mainzer genau die Aufholjagd gestartet haben, von der auf Schalke geredet wurde... Inzwischen hat Mainz die Bremer überholt. Wie hat es dieser Übertrainer eigentlich geschafft seine Mannschaft schon wieder in diese Situation zu manövrieren.

Nur um das mal festzuhalten: Der Abstiegskampf besteht aus Schalke, Köln, Hertha, Werder und dem BND. All diese Vereine sollten eigentlich ganz andere Möglichkeiten haben und müssen nicht unbedingt ganz unten reinrutschen. Ok, außer Bielefeld. Aber bei den anderen 4 Kandidaten ist doch schon wieder die geballte Inkompetenz am Werkeln.

Wobei ich am an der Stelle auch noch Mainz 05 erwähnen muss. Nur weil die vor Werder stehen, sind sie noch nicht durch. Schließlich brauchen die noch einen Sieg und spielen noch gegen 3 Champions League Kandidaten und Borussia Dortmund... Wenn man das Nachholspiel gegen die Hertha verliert, kann es einem plötzlich passieren, dass man gar keine Punkte mehr holt.

Kommen wir zu den eigentlichen Konstanten: Eric Maxim Choupo-Moting zum Beispiel. Diesem Geniestreich von Hasan Salihamidzic. Denn Choupo-Moting hat in seinen letzten 5 Spielen 4 Tore erzielt. 2 davon gegen Paris St. Germain. Und er kostete 0 Cent Ablöse. Still und heimlich hat Salihamidzic doch den perfekten Lewandowski-Ersatz gefunden, der sich mit seiner Rolle hinter dem Starstürmer zufriedengibt, aber dann trotzdem Leistungen bringt, wenn es auf ihn ankommt. 

Denn am Ende ist Bayern nicht wegen der Transferpolitik von Hasan gegen Paris ausgeschieden, sondern weil man im Hinspiel 3 Gegentore kassiert hat. Diese kassiert man, weil man es nicht geschafft hat um Spieler wie Neuer, Pavard, Süle, Alaba, Hernandez, Kimmich und Goretzka ein stabiles und funktionierendes Defensivsystem aufzubauen. Das Personal dafür hätte man durchaus. Aber als Trainer kann man da natürlich nichts machen. Es ist ja nicht dessen Aufgabe ein derartiges System zu installieren. Ist halt nen Software-Problem, da kann man nichts machen.

Lutz Michael Fröhlich, Vollidiot der Woche. Zumindest auf nationaler Ebene. Warum haben wir in den entscheidenden Positionen hauptsächlich Vollpfosten sitzen? Also für ein wenig Kontext: Lutz Michael Fröhlich ist der "Leiter Elite-Schiedsrichter". Er steht hier demonstrativ für den DFB, der Manuel Gräfe in den Zwangsruhestand schickt. Laut Kicker sehen diese Deppen "neun Top-Referees". Also nachdem Gräfe, Guido Winkmann und Markus Schmidt im Ruhestand sind. Dass Gräfe der einzige verbliebene Weltklasseschiedsrichter ist, haben die anscheinend nicht mitbekommen. Allein schon für diese Einschätzung sollten diese Menschen sofort zurücktreten, denn es verdeutlicht, dass sie ihrer Aufgabe einfach nicht gewachsen sind.

Aber das sind halt dieselben, die uns seit Monaten erzählen wollen, dass wir nur über bedauerliche Einzelfälle reden, wenn der VideoAsisstentReferee nicht funktioniert. Dass es an diesem Spieltag schon wieder 3 dieser Einzelfälle gab... ist halt tragisch, da kann man aber nichts machen.

Nur um mal die nicht nachvollziehbaren (und in Zeiten des VARs auch nicht zu entschuldigenden) Fehlentscheidungen aufzuzählen: Robert Schröder muss Martin Hinteregger in der 31. Minute vom Platz stellen. Marco Fritz darf nach der Sichtung der Bilder nicht zu dem Schluss kommen, dass Robin Zentner den Ball in der 45. Minute unter Kontrolle hatte. (Fun Fact: Mit Fitz und Felix Zwayer waren 2 der angeblichen Top-Referees direkt an dieser Szene beteiligt... Gute Leute.) Marco Reus darf auch nicht für den Versuch einen Elfmeter zu schinden belohnt werden.

Den VAR haben wir doch eingeführt, dass genau solche eindeutigen Fehlentscheidungen korrigiert werden. Oder im Fall von Schröder die richtige Entscheidung bestätigt wird. Aber Fröhlich sieht auch dann kein strukturelles Problem, wenn es 3 derartige Fehler in 8 Spielen gibt. Dafür er müsste halt auch seine eigene Position überdenken, dann könnte er Zusammenhänge erkennen. Da ist es einfacher den Gräfe in den Ruhestand zu schicken, auch wenn das der einzige Schiedsrichter ist, der den Laden zusammenhält. Solange im DFB solche Köpfe die Entscheidungen treffen, wird der VAR nie funktionieren, weil diejenigen, die die Probleme angehen müssten, sich konsequent weigern überhaupt Probleme zu sehen.

Auf einmal verstehe ich Thorsten Fischer, der ja alle Sponsorenverträge mit dem DFB kündigen wollte. Jetzt, als Zweitligist, kriegt der halt mit, in was für einen Scheißverein seine Firma da Sponsorengelder gepumpt hat... Und fragt sich wahrscheinlich, warum sonst niemanden aufgefallen ist, dass es ein strukturelles Qualitätsproblem im Schiedsrichterwesen gibt.

Das ist nebenbei derselbe DFB, der Oliver Bierhoff nicht entlässt, obwohl der sich weigert mit der offensichtlich besten Lösung Ralf Rangnick zu verhandeln... Die Bundestrainersuche sollte längst beendet sein, aber der Olli duldet halt keine fähigen Köpfe neben sich, also wartet er auf Flick.

Derselbe DFB ist in der Spitze vollkommen zerstritten und gibt auch da einfach nur ein unwürdiges Bild ab. Aber zum Glück sind wir gerade alle mit anderem Scheiß beschäftigt, da fällt das keinem auf...

Aber hey, wenn ein schwerkranker Rollstuhlfahrer ohne Maske ein Spiel im Stadion sieht, dann schaut der DFB da genau hin. Dafür hat man dann Kapazitäten...

Mittwoch, 21. April 2021

Super League Gedanken Teil II: Dass Karlheinz Rummenigge sich jetzt als der "Gute" profilieren kann

 Dabei ist der Mann nur cleverer.

Hier wurde Karl-Heinz Rummenigge ja immer als das bezeichnet, was er ist: Ein Populist, der ausschließlich an die Vorteile seiner Bayern denkt, sich aber gerne als Moralapostel aufführt. Er ist dadurch auch zum Lieblingsfeindbild dieses Blogs geworden. Gerade, weil seine Aussagen so selten kritisiert worden sind. Und jetzt... steht dieser Mann auf ein Mal für das Gute im Fußball? Wie hat er denn das hinbekommen?

Nun ja... wahrscheinlich mit ein wenig Weitsicht. Also dass Kalle von der Super League nichts gewusst hat und von diesem Vorschlag überrumpelt wurde, kann mir keiner erzählen. Schließlich kennt er Florentino Perez seit Jahren "gut, er ist ein ausgesprochen seriöser Kaufmann." Er hat ja genau diese "Super League Drohkulisse" immer genutzt um seine Reformagenda in Sachen Champions League zu pushen.

Ihr erinnert euch noch? Diese Reform mit den "Schweizer System"? Mit den 10er Gruppen und den im Idealfall 100 zusätzlichen Spielen? Wogegen die Fans eigentlich in dieser Woche auf die Barrikaden gehen wollten? Genau diese Reform ist am Montag im Windschatten der Empörung durchgedrückt worden. Und sie wirkt ja auf ein Mal auch wie die bestmögliche Lösung.

Diese Champions League Reform wurde ja der UEFA mehr oder weniger von der ECA diktiert worden ist. Und wer soll der neue ECA Präsident werden? Da kommt ihr nie drauf: Der Kalle! Der hat nicht mal den Anstand ein paar Monate zu warten, bis sich die Wogen geglättet haben, sondern übernimmt direkt auf dem Höhepunkt der Eskalation das Ruder. Und wird uns, wenn dieser Schreck dann hoffentlich bald vorbei ist, erzählen, wie toll und im Sinne der Fans doch diese Reform ist. 

Was Rummenigge einfach besser abschätzen konnte als Perez, war das negative Feedback, was diese Idee auslösen würde. Das mag daran liegen, dass er sich in der Deutschen Fußballkultur ständig mit Protesten gegen das 50 + 1 beschäftigen muss. Und das die Fans hier gerade erfolgreich die Montagsspiele abgeschafft haben, während ja in England, Spanien und Italien seit Jahren hemmungslos an der Stellschraube "Mehr Einzelspiele" gedreht worden ist. Die Premiere League hat ja die Pandemie direkt genutzt um wirklich jedem Spiel seine individuelle Anstoßzeit zu geben. Und gerade in England wurden Investoren und die Ausrichtung am internationalen Markt von den Fans bisher immer geschluckt. Das war halt der Preis für den Titel "Beste Liga der Welt". Und still und heimlich wollen wir halt doch alle die Besten der Besten der Besten möglichst oft sehen.

Das ist halt auch die hässliche Wahrheit hinter diesem an sich sehr schönen "We wan't our cold nights in Stoke" Schild, welches ein Chelsea Fan zu den Demonstrationen brachte. Denn die bittere Wahrheit lautet: We wan't to see all those shiny Stars on that cold night and those are expensive...

Das eigentlich faszinierende an dieser Woche ist doch, wie überrascht die Bosse der 12 Super League Vereine über das allgemeine Feedback sind. Die werden mit dem Widerstand der UEFA gerechnet haben. Mit einem leisen Murren der Fans, wie die halt immer leise Murren, wenn was Neues kommt. Aber das die Fans laut aufschreien? Dass sich Jürgen Klopp und James Milner mit ihnen solidarisieren? Dass Jordan Henderson eine Krisensitzung seiner Kollegen einberuft? Dass Gary Neville fordert diesen Vereinen Punkte abzuziehen? Dass die Fans von Liverpool vor Ort ihren Verein zu Grabe tragen? DAMIT haben sie in der Heftigkeit garantiert nicht gerechnet. 

Und auch nicht damit, dass die Bayern, Paris St.Germain und Dortmund einfach nein sagen. Die werden schon mit genau diesen 3 Vereinen als "zusätzliche Gründungsmitglieder" gerechnet haben. Wobei... man muss ja etwas genauer hingucken... Während das Dosenprodukt RB Leipzig, die doch auf genau solche Projekte gewartet haben, werden plötzlich zum Verfechter des sportlichen Wettbewerbes. Während Dortmund genau genommen sagt: "Wir müssen erst Mal warten, was unsere Aktionäre dazu sagen und dann können wir die Meinung der Fans in Betracht ziehen"... Das trifft genau meinen Komiknerv. Das muss diese Wahre Liebe sein, von denen die Dortmunder immer reden.

Rummenigge hat genau damit gerechnet und sich deswegen aus diesen Planungen rausgehalten. Wohl wissend, dass seine Bayern am meisten profitieren, wenn dieses Vorpreschen kläglich scheitert, die Champions League Reform aber genau deswegen plötzlich sympathisch aussieht und durchgedrückt werden kann. Und wenn dann doch Widersprüche gegen "seine Ideen" kommen, zeigt er mit dem Finger auf diese Tage und sagt: Ich hab euch doch schonmal gewarnt, dass genau so was kommen wird! Hört auf mich! Ich und meine Reformen können so eine Eskalation verhindern.

Und das, obwohl auch Rummenigges Ideen den Fußball nur noch kaputter machen. Sie machen es nur etwas langsamer und weniger drastisch als es die Super League. Aber er lässt es halt in genau dem Tempo geschehen, in dem es den Bayern am meisten bringt.

Das ist wie immer auch gar kein Vorwurf an den Bayern Präsidenten. Sein einziger Job besteht darin die Überlegenheit der Bayern zu sichern. Und diesen Job macht er herausragend gut. Aber man sollte ihn halt nicht mit einem Samariter verwechseln, der das Beste für die Bundesliga im Auge hat. Oder sich wirklich um den kleinen, gemeinen Fan kümmert.

Mein absolutes Lieblingsszenario wäre es ja, wenn Chelsea, Real und Man City jetzt wirklich sofort aus der Champions League ausgeschlossen werden und dann durch den FC Bayern ersetzt werden, die wieder in den Wettbewerb integriert werden. Denn auf die Einnahmen wird man ja nicht verzichten wollen und das Stadion fürs Finale ist ja schon gebucht. Dieses Finale Bayern - Paris wird als Treffen der Retter der Champions League vermarktet: der ultimative Gipfel der ehrenvollen Ritter des europäischen Fußballs. Und Kalle guckt sich dann die Enthauptungsvideos von Systemkritikern oder Schwulen auf dem Handy von seines Logennachbarn aus dem Qatar an und lächelt gemeinsam mit diesem. Schöne neue Fußballwelt.

Dienstag, 20. April 2021

Super League Reaktionen Teil 1: Jetzt zeigt sich das Problem mit der UEFA und FIFA

Es wäre halt echt geil, wenn man eine moralische Instanz im Fußball hätte. Eine Organisation, die nicht durch Vetternwirtschaft und Korruption geprägt und nur auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Und eine Organisation, die nicht auf die Menschenrechte scheißt. Das wäre unbezahlbar.

Denn dann könnte man sich jetzt als moralische Instanz aufspielen. Sich zum heiligen Hüter des wunderschönen Spieles erklären. Und darauf verweisen, dass man selber ja auch verzichtet hat. Stattdessen hat man ja selber ständig an Plänen zur weiteren Eskalation der Umsätze geschmiedet. Auch wenn man das natürlich als "Wir wollten genau das Verhindern" verkauft hat. Aber man hat halt auch das Teilnehmerfeld bei der Europameisterschaft vollkommen unnötig aufgestockt, weil es dann wahrscheinlich mehr Geld gibt. Und auch wenn ich die Nations League offensiv verteidigt habe, so fällt sie am Ende doch in die "Damit machen wir halt mehr Umsätze" Kategorie. Machen wir uns nichts vor: Wenn es ein Zuschussgeschäft wäre, welches wirklich nur etabliert wird, damit die kleinen Nationen sich untereinander messen, würde die UEFA das nie machen.

Und damit manövriert sich die UEFA mit ihren Reaktionen in eine sehr ungünstige Position. Denn im Wesentlichen ist ihr einziges Argument: "DAS DÜRFEN NUR WIR! IHR HABT KEIN RECHT DAZU!" Aber warum sollte das Kommerzialisierungsmonopol wirklich bei der UEFA liegen? Weil sie die ersten waren, die es gemacht haben? Gibt es dafür ein Patent? Ich glaube nicht.

Im Wesentlichen sagen die 12 Verrätervereine ja nur: "Eure Champions League Reform geht uns nicht weit genug." "Ihr wollt bis 2024 warten? So viel Zeit haben wir nicht!" Und natürlich ein "Am Ende generieren wir die Umsätze für euch, also sollten wir auch die Regeln bestimmen."

Und auf die Frage, warum das nicht geht, sagt die UEFA nur "na, weil das eben nicht geht." Dabei hat man doch mit seiner Selbstgefälligkeit, seinen Skandalen und dem vorantreiben der Kommerzialisierung selber den Nährboden für diese Bewegung gegeben. Und jetzt sind sie vollkommen überrascht, dass sie nicht die Einzigen sind, deren Gier unendlich ist.

Wie kaputt der Fußball als ganzes ist, verdeutlicht sich ja daran, dass Paris St.Germain plötzlich die Guten sind. Eine dieser Mannschaften, die ganz offensichtlich aufs Financial Fair Play scheißen... oder zumindest beim Kylian Mbappé Transfer tricksen mussten, damit der nicht im selben Jahr in den Büchern steht, wie der Neymar Transfer, obwohl beide seit Sommer 2018 für die Scheichs spielen.

Die Ansetzung Manchester City gegen Paris war ja vorher schon das Duell "Bad vs Evil". Die Frage, ob nicht irgendwie beide ausscheiden können? Jetzt ist Paris auf ein Mal der eine Verein, der keinen Ausschluss befürchten muss und automatisch zum Sieger erklärt werden könnte... Weil die anderen Vereine sich als noch böser geoutet haben. Zumindest aus der Sicht der UEFA.

Die Standpunkte der UEFA wären allesamt überzeugender zu vertreten, wenn sie behaupten könnten: Wir haben bei der Europameisterschaft einerseits auf eine Aufstockung verzichtet, anderseits die kompetitive Integrität gewahrt. Da aber niemand genau nachvollziehen kann, wie sich Nordmazedonien für die EM qualifiziert hat und warum wir unbedingt 24 Teilnehmer brauchen, bricht dieses Fundament zusammen. Und das den jüngsten Deutschland-Bezwinger gar nicht abwerten, aber ich habe bis heute halt nicht verstanden, wie sich die Nations League auf das Teilnehmerfeld der EM auswirkt. Und warum das geschlossene System "Eine Qualifikation, ein Turnier" aufgebrochen werden musste. 

Der Moderne Fußball ist seit Jahren kaputt. Und das auf allen Ebenen. Wem das erst jetzt auffällt, sollte sich fragen, welchen Sport er die letzten 20 Jahre gesehen hat. Und es sollte niemanden wirklich überraschen, wenn auch die Vereine weiter an der Eskalationsschraube drehen. Die sind halt auch nicht besser oder schlechter als die UEFA oder die FIFA.

Montag, 19. April 2021

Wo wir schon beim fröhlichen Flick Bashing sind

 Man soll ja immer gegen den Trend gehen. Und der Trend derzeit ist ja, dass Hansi Flick der eine Trainer ist, den man nicht kritisieren darf, obwohl man das eigentlich muss.
Also es wird ja gerade richtig viel über Trainer geredet, die ihre Verträge nicht erfüllen. Die unbedingt von ihrem Verein weg wollen. Und ob das jetzt moralisch richtig oder falsch ist. Dabei wird aber eines gerne vergessen:

Weder Marco Rose, noch Adi Hütter haben ihre Verträge gebrochen. Sie haben nur im Vertrag verankerte Klauseln genutzt, um sich entweder persönlich zu verbessern (Rose) oder ein stabileres Umfeld zu suchen (Hütter). Das sind alles Dinge, die rechtlich vollkommen legitim sind. Das ist wie bei einem Profi, der seine festgeschriebene Ablöse nutzt um sich einen neuen Verein zu suchen.

Flick hat dagegen keine Ausstiegsklausel. Und er verbessert sich noch nicht mal. Er hat einfach nur keinen Bock mehr und wirft deswegen hin. Und er ist es, der seinen Vertrag nicht erfüllen will, worauf die Bayern technisch gesehen bestehen könnten. Wenn es unter all diesen Trainern ein egoistisches Arschloch gibt, welches auf bestehende Verträge scheißt, dann ist es Flick. Das muss man mal so drastisch ausdrücken. 

Und Flick jammert ja auch hauptsächlich, weil Hasan Salihamidciz ihm nicht seine teuren Wünsche erfüllen wollte. Er hätte halt gerne bessere Spieler bekommen, was aber in Zeiten einer Pandemie einfach auch schwierig ist.

Also sowohl die vertragliche Grundlage als auch die Motivation ist bei Flick jeweils schwächer als bei den anderen Trainern. Das muss man einfach mal so festhalten.

Wo wir schon dabei sind: Das passiert Flick nicht zum ersten Mal. Es passiert nur das erste Mal vor laufenden Kameras. Schon in Hoffenheim und bei der Deutschen Nationalmannschaft als Sportdirektor ging er jeweils freiwillig und vorzeitig. Oder anders ausgedrückt: Flick hat als leitender Angestellter noch nie einen Vertrag erfüllt.

Bevor wir also über Rose und Hütter urteilen, sollten wir eher bei Flick mal genauer hingucken... Aber der ist ja so sympathisch und der designierte nächste deutsche Nationaltrainer, da geht das halt nicht.

Sonntag, 18. April 2021

Nutzt Hansi Flick am Ende seinen Dead Coach Bounce möglichst effektiv aus?

 Wird er jetzt einfach Nationaltrainer, bevor es auffällt, dass er als Coach eigentlich gar nicht so gut ist? Und wie Jogi Löw eindrucksvoll bewiesen hat, muss man kein guter Trainer sein, um das Halbfinale bei einer WM zu erreichen. Oder Rudi Völler, nur um zu belegen, dass Löw da gar keine Ausnahmeerscheinung ist. Es ist halt die Norm, dass wir schlechte Trainer verpflichten.

Nur um das nochmal zu verdeutlichen: Hansi Flick hat in seinen 1 1/2 Jahren bei den Bayern mehr Titel gewonnen, als alle Nationaltrainer vorher zusammen. Das hält sogar, wenn man die Titel, die Franz Beckenbauer als Interimstrainer geholt hat, dazu zählt.

Aber ist Hansi Flick wirklich ein guter Trainer? Oder profitiert er nur davon, dass die Mannschaft keinen Bock mehr auf Niko Kovac hatte? Also das Phänomen "Dead Coach Bounce": Ein neuer Trainer muss nicht zwingend gut sein, um einen kurzfristigen positiven Effekt auszulösen. Er braucht nur eine Qualifikation: Dass er nicht mehr der Alte ist.

Wenn man Flicks Leistungen mal sachlich betrachtet... bleibt eine starke Leistung hängen: Er hat es geschafft, die Mannschaft perfekt auf das Top 8 Turnier in Lissabon einzustellen. Und gerade beim Viertelfinalgegner Barcelona zeigte sich ja, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Die Mannschaft auf genau diesen Punkt fit gemacht und richtig eingestellt zu haben, kann sich Flick ins Portfolio schreiben. Dass er dann auch davon profitiert hat, dass die Franzosen ihre Saison abgebrochen haben, sollte er lieber verschweigen.

Vor allem ist das eine super spezifische Leistung... die sich am ehesten als Nationaltrainer reproduzieren lässt. Aber es sagt halt wenig über seine tägliche Arbeit als Vereinstrainer aus. Und ja, als Bewerbung für den Posten als Löw-Nachfolger liest sich das super gut. Spontane These: Seine Arbeit als Nationaltrainer hat ihm bei den Finalturnier in der Champions League einen entscheidenden Vorteil gegenüber Thomas Tuchel gegeben, der diese Situation eben noch nie erlebt hat.

Aber was hat er in der täglichen Arbeit so geleistet? Nun ja, er hat die vorher aussortierten Thomas Müller und Jerome Boateng zu Stammspielern gemacht. Und genau genommen war es das schon. Es ist halt Müllers dunkles Geheimnis, dass jeder Trainer, der ihn aussortieren wollte, weil er vielleicht nicht mehr gut genug ist, hinterher postwendend die Kabine verloren hat. Also es ist schon faszinierend, dass sowohl Carlo Ancelotti als auch Kovac an derselben Personalie gescheitert sind: Sie wollten Müller zum Ergänzungsspieler machen. Und Pep Guardiola ist freiwillig gegangen, bevor das zum Problem wurde.

Auf die in der Kabine etablierten und vorher aussortierten Veteranen zu setzen ist jetzt aber kein brillanter Geniestreich... sondern DIE Standardzutat eines Dead Coach Bounce. Oder anders ausgedrückt: Niko Kovac hat erstmal genau dasselbe gemacht...

Und ja, Flick ist souverän Meister und Pokalsieger geworden. Und wird wieder Meister werden. Das sind halt Dinge, die man als Bayern Trainer kaum verhindern kann. Selbst Jogi Löw könnte das gelingen. Oder anders ausgedrückt: Niko Kovac hat das auch geschafft.

Aber, wenn man sich jetzt die Leistungen in dieser Saison kritisch hinterfragt... zeichnet sich ein dunkleres Bild. Klar, für die Meisterschaft in einer überforderten Liga wird es weiterhin reichen. Aber warum wird Flick nicht mal für das historische Aus gegen Holstein Kiel kritisiert? Dem ersten Ausscheiden gegen eine Unterklassige Mannschaft seit 2004. Und das Spiel gegen Kiel zeigt ja das eigentliche Problem der Bayern in dieser Saison sehr deutlich:

Selbst gegen einen Zweitligisten kassierte man 2 Gegentore. Nicht mal gegen unterklassige Gegner schaffte man es, souverän zu verteidigen. Und Flick hat es bis zu diesem Wochenende nicht geschafft, dieses strukturelle Problem zu lösen. Einfach mal ein stabileres, souveräneres System zu etablieren, welches dann vielleicht auch gegen Paris St. Germain mit Spielpraxis greift.

Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie mit Manuel Neuer den besten Torhüter der Welt in seinem Kasten hat. Der laut Kicker trotz (oder wegen?) der vielen Gegentore in der Hinrunde Weltklasse war. Man kann nur darüber spekulieren, wie viele Gegentore es gegeben hätte, wenn Alexander Nübel wirklich seine 10 versprochenen Spiele gemacht hätte.

Und das Spiel gegen Wolfsburg zeigt ja, dass es keinerlei Fortschritte gibt. Man ist immer noch an dem Punkt, dass ein 2:0 Vorsprung kein sicheres Ruhekissen ist. Auch wenn der Sportschau Kommentator mit seinem "Wirklich spannend wird es nach dem Spiel" Ansage die Zusammenfassung mal direkt ruiniert hat.

Dazu kommt, dass Robert Lewandowski eine selbst für ihn überragende Saison spielt. Also im Wesentlichen verlässt Flick sich auf seine 2 überragenden Akteure und hofft, dass die schon alles regeln... gönnt diesen Akteuren aber trotz deutlichen Vorsprüngen keine Verschnaufpausen. Und das, obwohl der Körper vom 3. überragenden Akteur Joshua Kimmich schon seine Ruhepause eingefordert hat.

Natürlich kann man jetzt behaupten, dass Lewandowski sich ja bei der Nationalmannschaft verletzt hat. Aber er hat sich halt auch direkt nach dem "Die 40 Tore knackt er auf jeden Fall" Statcurse von Serge Gnabry verletzt. Und es war bei dem Pensum auch eher die Frage ob als wann ihm was passiert. Es wäre eher eine Überraschung gewesen, wenn ein 32-jähriger dieses Pensum durchsteht, ohne auszufallen.

Vor allem wird Flick ja an jeder Stelle für seine Empathie gelobt. Aber anscheinend reichte diese Empathie nicht aus um Lewandowski so regelmäßige Pausen zu gönnen, dass Joshua Zirkzee bleiben will. Im Wesentlichen hat Flick seine Stars machen lassen, was sie wollen. Und so oft spielen lassen, wie sie wollten. Ein wirklich überragende Trainer hätte die Lewandowski-Zirkzee Situation so verwaltet, dass beide zufrieden sind. Und bei den endlosen Kantersiegen und 5 Wechseln hätte es ja genügend Möglichkeiten gegeben Lewandowski nach 70 Minuten vom Platz zu nehmen um ihn zu schonen und Zirkzee Spielpraxis zu geben. Als Empath sollte man das hinkriegen...

Aber das Entwickeln von Spielern stand nie auf Flicks Agenda. Es ist halt leichter sich über die Neuzugänge zu beschweren und sie links liegenzulassen, als sie zu fördern und zu integrieren. Aber als Vereinstrainer muss man halt auch das mal liefern.

Und die Bilanz bei der Spielerentwicklung... also nehmen wir hier mal den Spieler, der den größten Schritt nach vorne gemacht hat: Leon Goretzka. Der hat seinen entscheidenden körperlichen Entwicklungsschritt im Lockdown gemacht..., weil er selbstständig in dieser Zeit an seinem Körper gearbeitet hat. Aber mit Flick hatte das überraschend wenig zu tun. Eher im Gegenteil: Über einen Monat von Flick getrennt zu sein hat ihm sehr geholfen...

Auf der anderen Seite ist Alphonso Davies immer noch schnell. Aber auf Fortschritte beim Stellungsspiel wartet man seit einem Jahr vergebens. Sollte der von einem überragenden Trainer nicht mehr Hilfe bekommen? 

Vielleicht ist es für Jamal Musiala eine richtig gute Nachricht, dass er einen besseren Trainer bekommt... Und natürlich ist Musiala das eine Talent, welches unter Flick eine Entwicklung zeigt. Vielleicht ist der aber auch einfach so gut, dass ihm das selbst unter einem mäßigen Trainer gelingt.

Ich verweise hier auf Julian Brandt unter Heiko Herrlich bei Bayer Leverkusen: Nur weil sich eines deiner Talente halbwegs entwickelt, sollte man nicht ignorieren, dass all die anderen nicht vorankommen.

Und Zirkzee oder Jan-Fiete Arp haben halt nicht von Flick profitiert. Genauso wenig wie die Drittligameister aus der 2. Mannschaft, die man ja zumindest für die Kantersiege als Ergänzungsspieler einbauen könnte. Nennen wir mal demonstrativ Cuisance oder Richards als Beispiele für Junge Spieler, die schon vor Flick geflohen sind. 

Natürlich ist diese Darstellung überspitzt und einseitig. Aber genau so wird ja gerade an allen anderen Stellen über Hasan Salihamidciz berichtet, während die kritischen Stellen bei Flick komplett ausgeblendet werden. Dabei liegt die Wahrheit doch irgendwo in der Mitte. Und gerade die wacklige Defensive könnte man durchaus auch mal mit Flick in Verbindung bringen. Es ist schließlich seine Aufgabe ein stabiles System zu etablieren und daran scheitert er ganz offensichtlich... seit Monaten.

Und, wenn sich die Nagelsmann-Gerüchte bewahrheiten... sollte das Abstimmungsergebnis eindeutig in Richtung Brazzo ausschlagen. Denn dann findet man ein eindeutiges Upgrade auf der Trainerposition. Jemand, der defensive Stabilität und junge Talente entwickeln kann.

Freitag, 16. April 2021

Kündigt eure Abos

 Sowohl Sky, als auch DAZN. Und im Zweifelsfall auch das Kicker-Abo.

Also wenn sich der gutbürgerliche Fan, für den ja die "Superleague Light" eingeführt wird, darüber beschweren will, muss er genau das machen. Nur wenn jetzt eine große Kündigungswelle kommt, wird ein Umdenken folgen.

Und als Grund gibt man natürlich an, dass man die Reform der Champions League so nicht unterstützen will und sich nur noch Pay-TV Anbieter leistet, die sich ausschließlich auf die Nationalen Ligen konzentrieren, bis diese Reform rückgängig gemacht wird.

Das ist die einfache und auch die einzige Lösung. Wenn das die 90 %, die laut Kicker gegen die Reform sind, morgen so machen, dann ist die Reform nächste Woche Mittwoch vom Tisch. 

Aber das ist am Ende halt doch zu viel Aufwand... und ein zu hohes Risiko. Am Ende kriegt man irgendein Sonderangebot von Sky, damit man doch bei denen bleibt und DAS kann ja keiner wollen.

Vor allem zeigt sich da das eigentliche Problem der Konsumenten: Die heulen zwar, wollen trotzdem guten Fußball sehen. Deswegen beschweren sie sich jetzt, gehen dann aber trotzdem ins Stadion und erneuern ihre Dauerkarte. Und schalten dann bei den PayTV Sendern ein, wenn der Ball nicht im eigenen Stadion rollt. Und somit fördert man dann das System, welches man eigentlich bekämpfen wollte.

Dabei zeigen ja nicht nur die Montagsspiele, dass solche Revolten durchaus erfolgreich verlaufen können, sondern vor allem die letzte Champions League Reform, bei der die 2. Gruppenphase abgeschafft worden ist. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht. Aber damals hat der Kunde dann beschlossen, dass ihn diese 2. Gruppenphase einfach nicht interessiert. Er hat sich diese Spiele einfach nicht angeguckt.

Wenn wir das jetzt genau so durchziehen, dann wird auch diese Reform zurückgenommen werden. Aber es ist halt leichter nur zu meckern und dann heimlich doch einzuschalten... Also wird daraus wohl nichts werden.

Am Ende muss man halt auch zugeben: Wenn die Mehrheit der Konsumenten die Superleague heimlich doch will und unterstützt, dann wird sie halt kommen... Und das ist dann ja auch in Ordnung so. Dann muss man sich damit arangieren, dass man in einer Minderheit ist und halt zum Frauenfußball gehen, der ohne VAR, ohne Schauspieleinlagen und ohne übertriebene Kommerzialisierung kommt. Oder man geht zum Bezirksligisten um die Ecke und fördert die. Es gibt genügend Optionen seinen Unmut auszudrücken und trotzdem bei guter Stimmung Fußball zu sehen. Man muss sie nur nutzen.

Mittwoch, 14. April 2021

Dass Hasan Salihamidzic jetzt der Idiot sein soll

Es ist echt faszinierend, wie schnell sich das Blatt in der Berichtserstattung und Wahrnehmung wendet. Und wie krass sich dann auf eine Seite geschlagen wird.

Also vor knapp 12 Monaten war Hasan Salihamidzic noch das Genie, dass Alphonso Davies entdeckt hat. Ein kanadisches Talent, um das die Bayern angeblich von ganz Europa beneidet werden... also, dass man einen derartigen Leistungsträger so günstig findet, ist schon außergewöhnlich.

Und er hat den Leroy Sané Transfer wesentlich günstiger hinbekommen, als viele erwartet haben. Auch wenn sein Transfersommer 2020 in der Summe natürlich eher dürftig aussieht. Man sollte aber auch an der Stelle bedenken, dass ein Transfersommer in Pandemiezeiten halt einfach komplizierter ist.

Also klar, für Hansi Flick ist es einfach die Verpflichtung von Dodo oder Serginio Best zu fordern. Der muss sich ja keine Gedanken darüber machen, wie diese Spieler finanziert werden. Aber Best ist halt am Ende zum FC Barcelona gewechselt... einem Verein, der derzeit so unseriös wirtschaftet, dass 20 Millionen Schulden mehr den Braten auch nicht mehr fett machen... der aber während der Pandemie auch kurz vorm Konkurs stand. Salihamidzic jetzt vorzuwerfen, dass er bei derartig unvernünftigen Aktionen nicht mitgeboten hat ist... nun ja... unvernünftig.

Wirklich albern wird es dann aber, wenn es um den Ersatzmann von Robert Lewandowski geht. Ernsthaft. Also erstens: Ein Angreifer, der in internationalen Topspielen einen Unterschied machen könnte, kostet selbst in der Pandemie mindestens 50 Millionen. Dieses Geld für einen Angreifer auszugeben, den man auf die Bank setzen will, ist schlicht Wahnsinn. Auch ohne Pandemie. In der Pandemie ist es einfach nicht vertretbar.

Dazu will Lewandowski ja bekannter Weise immer spielen, wenn er fit ist. Er hat ungefähr so viel Bock auf Rotation wie Manuel Neuer. Es ist eine Sache einen potenziell unzufrieden Ersatztorwart mit falschen Versprechungen ablösefrei zu ködern, um ihn dann auf die Bank zu setzen. Es ist etwas komplett anderes für so einen Spieler Millionen an Ablöse zu bezahlen...
 

Vielleicht sollte man all denjenigen, die jetzt einen würdigen Lewandowski Ersatz fordern, mal daran erinnern, dass der gerade Weltfußballer des Jahres geworden ist. Der kann also behaupten gerade der beste und wichtigste Spieler auf diesen Planeten zu sein. Natürlich ist das für uns Deutsche total ungewöhnlich, weil solche Preise normalerweise nicht in der Bundesliga spielen. Wir sind halt nur die Beste Liga, das bedeutet nicht, dass wir die besten Spieler haben. Aber, wenn man sich mal die anderen Weltfußballer der letzten Jahre anguckt...

Also wann immer ein Lionel Messi verletzt oder angeschlagen war, bekam der FC Barcelona auch extreme Probleme und schied zeitnah aus der Champions League aus... um hinterher darüber zu jammern, dass man Messis Ausfall nicht kompensieren kann. Daran hat sich bis heute, wo Messi minimal langsamer geworden ist, nichts geändert, weshalb Barca der internationalen Musik hinterherläuft, anstatt sie selber zu prägen.

Und natürlich war ein Cristiano Ronaldo sehr selten verletzt, aber Real Madrid versucht seit Jahren dessen Abgang irgendwie zu kompensieren... und selbst die kriegen das nicht hin. Aber Hasan werfen wir das jetzt vor... gute Idee.

Es ist nun mal unmöglich einen Spieler wie Lewandowski zu ersetzen. Warum wird dies also Salihamidzic vorgeworfen? Anstatt mal bei Hansi Flick nachzufragen, was eigentlich aus Jan Fiete Arp wird? Oder warum Joshua Zirkzee verkauft werden musste? Warum hat dieses Trainergenie es eigentlich nicht geschafft diese Talente in die Position zu bringen, dass sie Lewandowski zumindest in der Liga vertreten können? Und klar, auf den Ausgang eines Viertelfinales haben sie genau so viel Einfluss wie Eric-Maxim Choupo-Moting: mit viel Glück macht er das entscheidende Tor, es ist aber eher unwahrscheinlich, dass er in 2 Spielen genügend Tore zum Weiterkommen erzielt. Aber bei Choupo-Moting mit seinen 32 Jahren kann man das nicht mehr als wichtige Erfahrung, die er als junger Spieler mal machen muss, einordnen... Dadurch würde das Ausscheiden dann zu einer reinen und schmerzhaften Zeitverschwendung verkommen.

Nur um mal zu verdeutlichen, dass man das Narrativ durchaus so drehen könnte, dass Flick der Vollpfosten ist. Und praktisch haben beide zusammen den Champions League Sieg errungen. Weil halt Salihamidzic mit dem Kader das Fundament gelegt hat. Und ich habe "Brazzo" ja auch zunächst belächelt, aber der Davies Transfer ist halt schon eine Ansage. Und die soll auf seinem Mist gewachsen sein. Jetzt haben die beiden leitenden Angestellten ein persönliches Problem miteinander. So was kommt vor, es sei an der Stelle demonstrativ Slomka und Schmadkte erwähnt, die in Hannover brillante Arbeit ablieferten, sich deswegen aber trotzdem nicht ausstehen konnten. Für die Bayern ist das eine bescheidene Situation, weil sie sich am Ende eventuell für einen der Beiden entscheiden müssen... Am Ende ist es wahrscheinlich einfacher einen guten Trainer zu finden als einen brauchbaren Manager. Obwohl... Adi Hütter hat schon unterschrieben, Fredi Bobic noch nicht... vielleicht wird der Hütter seine Unterschrift noch bereuen, wenn plötzlich ein Posten in München frei wird...

Aber im öffentlichen Narrativ ist ja Salihamidzic der einfach zu Ersetzende. Das hat zumindest Lothar Matthäus so gesagt, und wenn einer Ahnung davon hat, wie ein Bundesligist geführt wird, dann ist es Loddar...

Meine ganz persönliche Hoffnung ist ja, dass die Bayern einem Positionstausch von Löw und Flick zustimmen. Das wäre einfach zu großartig... Wird aber nicht passieren, solange Thomas Müller in der Kabine Einfluss nimmt. Schade eigentlich...