Dienstag, 31. Januar 2023

Die überraschendste Pointe des Jahres ist ja

 Die laut Präsident Kay Bernstein "wohlüberlegte" Entlassung von Fredi Bobic. Habe ich nicht gerade erst erwähnt, dass die Frage, ob die Hertha die Klasse hält, nicht auf dem Platz, sondern daneben entschieden wird? Weil auch der Umgang mit den Spekulationen um Bobic und dem DFB, die immer wieder auftauchen werden, entscheidend sein werden. Hätte nicht gedacht, dass ich so schnell Recht bekomme.

Ich werfe dann jetzt mal folgende These in den Raum: Bernstein hat gehofft, dass Bobic zum DFB geht, damit er ihn wegloben und vielleicht sogar eine Ablöse kassieren kann. Das war kein "Reisende soll man nicht aufhalten", sondern eher ein "Du willst doch verreisen, oder?" Also die ganze Kommunikation wirkte ja gleich komisch, weil Bobic sich auch nicht eindeutig positioniert hat, aber nie ein Angebot bekommen haben soll. Aber trotzdem hat der Präsident schonmal kräftig die Werbetrommel gerührt, damit Bobic auch in jedem Fall im Gespräch bleibt. Da ist es keine gewagte These zu behaupten, dass Bernstein auch da schon über eine mögliche Entlassung nachgedacht hat. Und kurz bevor Rudi Völler dann tatsächlich sein Amt antritt, schmeißt er dann den Bobic raus.

Stellen wir uns das mal mit einem Spieler vor. Da würde man das als Vorgesetzter nur machen, wenn man in finanziellen Nöten ist und unbedingt eine Ablöse generieren muss. Guckt mal, dieser Star hier ist verfügbar, kauft den doch! Also so was passiert eigentlich nur nach und nicht vor abstiegen.

Dass Bernstein mit Bobic bescheidener Bilanz eher kritisch umgeht, ergibt ja auch Sinn. Ihm nicht bedingungslos zu vertrauen, ist vernünftig. Ihn zu entlassen, ist irgendwie auch nachvollziehbar. Aber es ist eine totale Katastrophe ihn noch am Kader schrauben zu lassen, was dringend gemacht werden muss, weil man ja auf einem Abstiegsplatz steht, obwohl man schon weiß, dass man ihn eigentlich loswerden will. Und dann 2 Tage vor Ende des Transferfensters doch die Reißleine zu ziehen, damit andere die Panikkäufe tätigen können.

Und es wird ja auch direkt über Cigerci, Phillip und Vestergaard spekuliert. Geholt werden konnte nur einer der 3. Vielleicht wäre das anders gelaufen, wenn Benjamin Weber direkt die Verhandlungen geführt hätte. Also schon von Anfang an in erster Reihe. Wenn ein Maximilian Phillip von den Leistungen der mit 7:0 verlierenden Bremer beeindruckt gewesen sein soll. So viel weniger hatte die Hertha doch auch nicht zu bieten...

Wenn man Bobic in 2 oder 3 Wochen entlässt. Also nachdem die Transferperiode durch ist und die nächste geplant werden muss. Ok. 2 Monate wären besser, um wenigstens zu beurteilen, ob die Transferperiode funktioniert hat. Oder man entlässt ihn so frühzeitig, dass die Nachfolger nicht direkt mit dem Rücken zur Wand und der Pistole auf der Brust einsteigen müssen. Aber den Manager 90 % der Transferperiode vor sich hin wurschteln zu lassen, um ihn dann zu entlassen ist definitiv das Dümmste, was man machen kann. Das ist genau die Art von Vereinsführung, die einen in die 2. Liga führen. 

Nebenbei sollte Bernstein doch eigentlich der sein, der nach den zuletzt chaotischen Jahren eher wieder Ruhe in den Verein bringen soll. Der etwas überraschend gegen das Establishment des Vereines gewählt worden ist. Den ehemaligen Ultra, der sich pro Pyrotechnik positioniert. Der aber offensichtlich mit seiner ersten unangenehmen Entscheidung leicht überfordert war. 

Das faszinierendste ist nebenbei die Einmischung vom völlig unbeteiligten Markus Krösche, der sich fragt, warum man nicht bis zum Sommer gewartet hat. Also das vollständige Zitat lautet: "Ich finde es schwierig. Als Sport-Geschäftsführer oder Sportdirektor hat man einen gewissen Einfluss - in der Planung, in der strategischen Ausrichtung. Aber es ist extrem schwierig, in das Heute einzugreifen. Dieser Zeitpunkt ist meiner Meinung nach der falsche. Das kann man dann am Ende der Saison machen."

In diesem Zitat zeigen sich so viele Probleme der Bundesligisten. Also wirklich nicht nur der Hertha, sondern der Bundesliga im Allgemeinen. Also wenn die Hertha nicht mitten im Panikmodus und deswegen auf dem Transfermarkt aktiv wäre, dann wäre das der perfekte Zeitpunkt den Manager (oder wie immer das gerade heißt) zu ersetzen. Denn wenn die Transfersaison für dieses Jahr abgehandelt ist, fängt man halt an die nächste vorzubereiten. In dem man im eigenen Kader aussortiert oder mit Spielern verlängert. Und in dem man nach Möglichkeiten sucht, die Schwachstellen mit externen Experten zu besetzen.

Und der Sommer ist ja eigentlich die "große Transferperiode". Also gerade weil da so viele Verträge auslaufen. Sowohl bei internen, als auch bei externen Kandidaten. Wenn man dann als Manager erst im Juni wirklich anfängt für den Verein zu verhandeln, hat man so extrem viel Rückstand.

Nur so als technisches Detail: Theoretisch darf man jetzt mit Spielern verhandeln, deren Vertrag im Sommer ausläuft, ohne den Verein zu informieren. Also das, was die Bayern damals mit Robert Lewandowksi 12 Monate vor Ablauf gemacht haben, ist dann vollkommen legal. Das bedeutet auch, dass man als Hertha jedem dieser Spieler hier jetzt ein Angebot unterbreiten könnte. Da stehen Leute wie İlkay Gündoğan drauf. 

Jetzt derartige Planungen und Vorverhandlungen einen Bobic machen zu lassen, obwohl man den gar nicht mehr haben will, wäre Wahnsinn. Also nur noch mehr Wahnsinn, als in Berlin sowieso schon herrscht. 

Der perfekte Zeitpunkt ist halt zeitnah nach dem Ende der Transferperiode. Da war man zumindest dicht dran. Aber spätestens 3 Monate vor Beginn der neuen Saison sollte der neue Manager da sein und seine gesamte Aufmerksamkeit dem neuen Verein widmen.

Montag, 30. Januar 2023

Worst of des spannendsten Sportexperiments des Jahres

Wenn einen die Bundesliga so sehr langweilt, dass man lieber über die Fashionweek in Paris redet, dann muss man sich halt selber kreative Aufgaben stellen. Und da haben die Bayern gerade was richtig Spannendes gefunden: Können wir Meister werden, wenn wir nur 1:1 spielen?

Theoretisch sollte das doch funktionieren, wenn der Tabellenzweite konsequent eh nicht gewinnt. Und ja, in der gesamten Hinrunde hat nur der Rekordmeister gewonnen, wenn er auf Platz 2 lag. Nur kommen dann wie immer die Unioner und scheißen auf alle Konventionen. Hat denen niemand gesagt, dass sich das nicht gehört? Als guter Bundesligist übt man einfach keinen Druck auf die Bayern aus. 

Nebenbei ist es faszinierend, dass jetzt schon alle von der spannendsten Bundesligasaison seit Ewigkeiten reden... weil der Abstand zwischen den Tabellenführer und dem Tabellensechsten noch nie so gering war. Und man muss an der Stelle erwähnen: Abgesehen von der Eintracht, die halt den Bayern direkt Paroli geboten haben, haben alle Bayern-Verfolger und auch Borussia Dortmund gewonnen. So fällt man als Frankfurt trotz überzeugender Leistung in München von Platz 4 auf Platz 6 zurück. Eng ist es also auf jeden Fall.

Man muss aber auch festhalten, dass das nur bedingt "gut" ist. Denn es ist hauptsächlich so spannend, weil die Bayern so schwach sind. Die haben jetzt das 2. Mal in dieser Saison 3 Spiele in Folge nicht gewonnen. Sie haben nur 10 Siege aus 18 Spielen. Das sind lächerliche 34 Punkte.

Nur so als Vergleich: Ich habe mich ja auch schon gefragt, ob Arsenal dieses Jahr wirklich gut ist, oder ob die anderen in England einfach nur schwächeln. Die Antwort ist beides, denn Arsenal ist nach 18 Spielen bei 15 Siegen und 47 Punkten. Mit den 34 Punkten würde Bayern in der Premiere League noch nicht mal auf Platz 4 liegen. In Spanien läge man 10 Punkte hinter dem Tabellenführer, obwohl Barca noch ein Spiel in der Hinterhand hätte. Auch in Frankreich wäre man auf Kurs Europa League. Und in Italien wäre man die Meisterschaft faktisch auch schon los.

Gerade England und Italien sind ja wirklich interessant, weil sich da zeigt, dass ein Aufbrechen der festgefahrenen Strukturen möglich wäre. Also klar, Juventus Turin schafft sich gerade selber ein wenig ab. Aber der SSC Neapel hat auch eine unfassbar gute Zwischenbilanz. Die würden auch Meister werden, wenn Juve "normal" wirtschaften und spielen würde. Und auch in den letzten Jahren holte der Meister (bei, zugegeben 38 Spieltagen) 91 und 86 Punkte. Da sind die halt auch Meister geworden, weil der AC Milan und der SSC Neapel richtig gut waren.

In der Bundesliga spielen die Bayern so schwach, wie selten. Also weniger Punkte in der Hinrunde holten sie 2019/20. Nur um dann (wenigstens) in der Rückrunde richtig aufs Gas zu drücken und 16 von 17 Spielen zu gewinnen. Der Unterschied damals war aber auch, dass man diese überragende Rückrunde brauchte, weil man 4 Punkte Rückstand auf RB Leipzig hatte. Jetzt hat man sich ausufernde Schwächephasen gegönnt. Also wirklich im Plural. Aber keiner der Gegner konnte diese Phase nutzen, um an den Bayern vorbeizuziehen und sich einen Vorsprung aufzubauen.

Auch wenn das jetzt gerade spannend wirkt, muss man das eigentlich nüchtern betrachten: Wenn die Bayern am Ende dieser Saison doch wieder Meister werden, können wir die Bundesliga auch abschaffen und die Superleague einführen. Denn wenn die selbst dann Meister werden, wenn sie richtig schlecht sind, werden sie es auch in den nächsten 14 Jahren werden, wenn sie normale Leistungen bringen.

Oder aber die Bayern passen sich wirklich dauerhaft an das Niveau der Bundesliga an... was wir alle auch nicht hoffen sollten. Denn das würde halt praktisch bedeuten, dass man sich aus der internationalen Leistungsspitze endgültig verabschiedet. Also der Champions League Leistungsspitze.

Aber hey, am Mittwoch geht es gegen Mainz, da wird Thomas Müller schon 3 Tore erzielen und dann ist alles wieder gut.

Nebenbei verstärkt sich das Gefühl der 3 Klassen Gesellschaft in der Bundesliga weiter. Also Wolfsburg hat sich mit seiner, jetzt gegen Werder überraschend unterbrochenen, Serie mit 6 Siegen und 22:1 Toren klar in Richtung Europacup positioniert. Weil Bayer Leverkusen diesen Schritt aber dieses Wochenende verpasst hat und auch Gladbach nicht so wirklich aus gut aus den Startlöchern kommt, sind da auch nur noch 7 Mannschaften wirklich im Rennen.

Und im Abstiegskampf steckt mit viel Wohlwollen noch die TSG aus Hoffenheim als Dreizehnter. Und mit genau so viel Wohlwollen Schalke 04. Dazwischen sind halt jetzt schon 5 Mannschaften, die um die Verteilung der Fernsehgelder spielen. Vor allem, weil die Mannschaften im Keller ja nicht den Eindruck hinterlassen, als würden sie eine Aufholjagd starten.

Lustigerweise hat Schalke jetzt wieder Ralf Fährmann als Hoffnungsträger ausgegraben. Und der musste in seinem ersten Spiel keine einzige Parade zeigen. Also der 1. FC Köln schoss gegen die definitiv schlechteste Mannschaft der Liga nicht ein Mal aufs Tor. Das ist dieselbe Mannschaft, die letzte Woche 7 Tore erzielt und unter der Woche einen Punkt gegen die Bayern geholt hat. Damit hat die Offensivabteilung aber auch genug gemacht, da kann man sich mal eine Auszeit gönnen.

Oh und auch Schalke schoss nur in der 2. Minute aufs Tor. Danach gab es ein großartiges Bewerbungsvideo für die neuste Trendsportart Football. Da suchen sie Leute, die den Ball souverän über das Tor schießeb.

Montag, 23. Januar 2023

Worst of des letzten Vorbereitungswochenendes

 Das war ja noch nicht der Start in die Bundesliga, das war ja nur "ein Warnschuss zur rechten Zeit"... oder? Oder? Verdammt.

Es ist schon faszinierend, wie viele Mannschaften einfach nicht bereit für ein Pflichtspiel waren. Praktisch hat doch nur Borussia Dortmund so souverän verteidigt, wie man es von ihnen erwartet hat. 

Ilhas Bebou hat erstmal 40 Minuten gebraucht, um zu merken, dass er gar kein Handball spielt... Was nebenbei noch nicht mal Hoffenheims größtes Problem ist. Insgesamt reichte die Luft nach 10 Wochen Pause nur für 45 Minuten. In der 2. Halbzeit war dann gar nichts mehr von denen zu sehen. Hat eigentlich irgendjemand erwähnt, dass die Hauptaufgabe für Andre Breitenreiter darin besteht, die Spannung hochzuhalten? Sieht schon mal gut aus.

Werder Bremen und der SC Freiburg traten kollektiv gar nicht an. Was in Freiburg hat gar nicht soo ungewöhnlich ist, der VfL Wolfsburg war halt nur noch effektiver, als man es erwarten konnte. Aber dass der SC seine Leistung ein bis zwei Mal so gar nicht auf den Platz bekommt, ist halt relativ normal. Letztes Jahr verspielte man seine Chance auf die Champions League Teilnahme mit einem 1:4 gegen Union Berlin. Im Jahr davor "half" man den abstiegsbedrohten Herthanern zu einem wichtigen 3:0. 2020 verlor man ein Heimspiel gegen Paderborn. 2018 bekam man in Mainz 0:5 auf den Sack.

So seltsam das klingt: So ein Ergebnis ist relativ normal für die Breisgauer. Es belegt halt auch nur, wie eng es für diese Mannschaft wird, wenn sie nicht an ihrem Limit spielt. Man sollte auch nie außer acht lassen, wie dicht an ihrem Limit Freiburg halt regelmäßig spielt. Deswegen mache ich mir auch relativ wenig Sorgen. Und deswegen haben sich die Bayern auch wenig Sorgen gemacht, als Freiburg ihr "Verfolger Nummer 1" war...

Werder Bremen dagegen. Ähm... ja. Hoffen wir mal, dies ein Ausrutscher und nicht der Anfang vom Ende war. Da zeigt sich jetzt der Unterschied zwischen einem Christian Streich, dem man halt einfach zutraut so ein Spiel aufzuarbeiten, und Ole Werner, der dies zum ersten Mal macht. Ok, technisch gesehen zum zweiten Mal, weil sein Gastspiel bei den Bayern schon durch ist, aber es war die erste so nicht erwartbare heftige Klatsche.

In der Summe kamen wir dank des kollektiven Defensivversagens auf 41 Tore. Das sind die meisten seit über 20 Jahren. Und wenn man bedenkt, wie viele Großchancen der VfB Stuttgart liegen gelassen hat, hätten es noch mehr sein können. Was schade ist, schließlich hätte man die Top 10 knacken können, wenn die sich nicht in den "Gomez der Woche" Rausch gespielt hätten.

Nebenbei... hat der FC Augsburg in der Hinrunde gegen RB Leipzig, Bayern München und Borussia Dortmund 7 Tore erzielt und damit 4 Punkte geholt. Das sind ein drittel all ihrer erzielten Treffer. Vielleicht war Dortmunds Abwehr gar nicht sooo schlecht... obwohl sie Nico Schlotterbeck aufgestellt haben.

Bei den Bayern war es echt faszinierend, wie schnell die ihre Neuzugänge integriert werden, Nach 2 Trainingseinheiten hatte ihr neuer Torhüter schon den Neuer-Reklamier-Arm drauf. Das muss er jetzt noch 10 Jahre lang machen, dann kriegt auch Sommer sein eigenes Emote.

Aber falls es jemanden interessiert: Die Bayern haben ihren Vorsprung auf den 2. Platz ganz souverän mit einem Unentschieden ausgebaut. So was gibt es halt nur in der besten Liga der Welt. Jetzt ist die Eintracht mit einer überraschenden Blamage dran. 

Aber ganz zum Schluss muss man nochmal den großartigsten Moment des Wochenendes festhalten. Denn Marco Rose hat genau das gemacht, was ich doch immer von Trainern verlange: Er hat sich nach dem Spiel hingestellt und gesagt, dass der Schiedsrichter recht hat. Er gibt ja sogar zu, dass er emotional überreagiert hat. Wenn Trainer häufiger nach dem Spiel so reagieren würden, wäre die Beurteilung der Schiedsrichterleistungen so viel einfacher.

Freitag, 20. Januar 2023

Wo waren wir nochmal? Teil 4: Der Abstiegskampf

 Die wichtigste Frage: war ich zu kritisch mit dem VfL Bochum?

 Zunächst muss man natürlich nochmal festhalten, dass der dritte Abstiegsplatz de facto abgeschafft wurde. In nur 3 von 14 Fällen seit der Wiedereinführung konnte sich der Zweitligist in der Relegation durchsetzen. Das passiert also alle 5 Jahre mal. Und rein statistisch ist damit erst 2024 wieder ein Zweitligist dran, da Union Berlin ja vor 4 Jahren aufgestiegen ist.

Man muss also nur 2 Dümmere finden und sich dann in 2 Spielen, in denen man klar favorisiert ist, durchsetzen, um die Klasse zu halten. Das klingt doch für alle Beteiligten machbar.

Schalke 04 wirkt halt einfach in der aktuellen Verfassung zu schwach. Was jetzt keine Überraschung ist, die setzen schließlich auf 2 "Marius-Ebbers-Angreifer" als Sturmführer. Und einer der beiden hat sich auch noch schwer verletzt. Aber Schalke hat sich halt in kürzester Zeit in die Position manövriert, dass sie einfach nicht mehr das Geld haben, um einen bundesligatauglichen Kader zusammenzustellen. Jetzt müssen sie auf die an sich großartige Jugendarbeit hoffen... und darauf, dass die wenigen Transfers, die man sich leisten kann, absolute Volltreffer werden. 

Wenn man dann bedenkt, dass Matthias Schober und Gerald Asamoah gerade das Management übernommen haben... 2 ehemalige Spieler mit keinerlei Arbeitsnachweis in der ersten Reihe. Das macht jetzt nicht unbedingt Mut.

Im Wesentlichen läuft damit alles auf Michael Frey hinaus. Und ich habe keine Ahnung, wer das ist. Ich weiß nur, dass man den von Royal Antwerpen ausgeliehen hat. Dasselbe gilt für Nassim Boujellab, den man für ein halbes Jahr aus Helsinki geholt hat. Das ist so die Kategorie, in der die Schalker nach Verstärkungen suchen. 

Jetzt müssen diese beiden zusammen 10 Tore erzielen, damit Schalke eine Chance auf den Klassenerhalt hat. Und selbst dann ist es eher fragwürdig, ob das reicht.

Auf den Bochumern habe ich hier ja reihenweise herumgehackt und behauptet, dass die zu schwach sind... Während sie zumindest im eigenen Stadion mehr als konkurrenzfähig geworden sind. 3 Heimsiege aus 7 Spielen stehen schon zu Buche. Diese 3 Siege holte man aus den letzten 3 Heimspielen. Dazu kommt noch ein Unentschieden. Mit Union Berlin und Eintracht Frankfurt hat man auch richtige Schwergewichte besiegt. Und das Heimspiel gegen die Bayern hat man schon hinter sich. Wenn die Castroper Straße wirklich zur Festung wird, sieht es auf ein Mal gar nicht so schlecht aus. Rechner wir mal konservativ und gehen von 20 Punkten aus Heimspielen aus. 10 davon haben sie schon. Dazu haben sie schon einen Auswärtssieg. Dann wären sie bei 23 Punkten. Dann müssen sich die anderen nur noch richtig dumm anstellen, und schon ist man in der Relegation. Realistisch gesehen müsste man schon eher 30 Punkte im eigenen Stadion holen und dann hoffen, dass auswärts noch ein paar Brotkrümel abfallen.

Aber ich sage das mal so: Die Mainzer haben in der letzten Saison genau so gemacht: Mit 35 Punkten aus Heimspielen den Klassenerhalt gesichert, obwohl man sich auswärts wie ein Absteiger präsentiert hat. Es wäre nicht das erste Mal.

Da kann man sich jetzt fragen, ob es gut für die Bochumer ist, dass sie mit einem absoluten 6 Punkte Heimspiel ins neue Jahr starten. Denn auch die Hertha, die am Wochenende zu Gast ist, hat sich wieder im Abstiegskampf eingereiht. Das ist jetzt eine dieser Vereine, die den Begriff wörtlich nehmen, anstatt sich auf den Kampf um den Klassenerhalt zu konzentrieren. Was halt wirklich faszinierend ist: Selbst Fredi Bobic schafft es nicht, diesen Verein in die richtige Richtung zu bewegen! Der hat doch in Frankfurt endgültig nachgewiesen, dass er das kann. Und auch wenn es sich in Stuttgart niemand eingestehen will, war die Entlassung von Bobic im Jahr 2014 der erste Schritt in Richtung Zweite Liga.

Jetzt kommt Bobic aber mit dem zusätzlichen Problem, dass sich alle ständig fragen werden, ob und wann er den Platz von Rudi Völler einnimmt. Denn der will ja, wie immer, nach dem wichtigen Turnier zu Bayer Leverkusen zurückkehren. Das bedeutet dann 2 Jahre voller Spekulationen um Bobic. Und die Frage, wie man miteinander umgeht, falls die Entscheidung für den DFB ausfällt. Das sind jetzt keine guten Voraussetzungen, um in einem eh schon unruhigen Umfeld vernünftig zu arbeiten. Gerade, wo man ja als Manager eigentlich immer auch ein Auge auf die langfristigen Planungen werfen sollte. Die Frage, ob die Berliner im Abstiegskampf bleiben, wird am Ende nicht auf dem Platz beantwortet, sondern im Umfeld.

Am Ende muss man von Glück reden, dass ein Nicht-Transfer so richtig eingeschlagen hat. Also das Dodi Lukebakio sich nach all den enttäuschenden Jahren seit seinem Auftakt in Düsseldorf nochmal fangen würde und 7 Tore in 14 Spielen erzielt, hätte ich nicht gedacht. Wo die Hertha ohne sein Comeback stehen würde, will sich dort niemand ausrechnen.

Bleibt der VfB Stuttgart, der sich dieselbe Frage wie letzte Saison stellen muss: Wann machen die Talente den entscheidenden Schritt nach vorne? Der Kader hat von allen Kandidaten da unten das größte Potenzial. Aber diese Möglichkeiten schlummern halt in den Beinen von U23 Spielern. Der Kader ist im Schnitt 22,9 Jahre alt. Das ist mit Abstand die jüngste Mannschaft. Also die 1,4 Jahre, die Stuttgart vom VfL Wolfsburg trennen, sind genau so viel, wie der Abstand zwischen der 2. und der Hertha, die die 5. älteste Mannschaft aufstellen. All die Daten kommen via Transfermarkt.de. Selbst die erfahrenen Führungsspieler wie Mavropanos oder Müller sind zarte 25 Jahre alt. Endu ist der einzige Stammspieler, der dem Tod schon gelassen entgegensehen kann... er wird jedenfalls älter als Curt Kobain. Keiner der Spieler im Kader ist schon jenseits der 30. Das sind schon völlig wahnsinnige Zahlen. Ich frage mich ernsthaft, ob es jemals einen derart jungen Kader in der Bundesligageschichte gegeben hat.

Jetzt hat man sich dafür entschieden, diese Talente in die Hände eines absoluten Realos zu übergeben: Bruno Labbadia. Das ist halt einer dieser Trainer, die kurzfristig deine Probleme lösen können, aber er hat es noch nie geschafft langfristig eine Mannschaft zu entwickeln. Diese Personalie stellt damit eine 180 Grad Wende dar. Fehlt nur noch, dass man sich einen dreißigjährigen Veteranen für die Abwehr holt, der den Kids zeigt, wie man den Laden zusammenhält.

Und das ist ja per se auch nicht falsch. Also ein Abstieg ist halt definitiv richtig teuer. Und er würde auch nur dazu führen, dass all die Talente sofort und weit unter dem Marktwert weggehen. Aber die Frage bleibt doch, ob man sich damit nicht langfristig für den Abstiegskampf entschieden hat. 

Bleibt der FC Augsburg. Also eigentlich der designierte Absteiger. Das sind sie aber immer. Die landen doch bei jeder Saisonvorschau auf einem der letzten 3 Plätze. Aber die sind halt das exakte Gegenteil vom VfB Stuttgart. Denn sein wir ehrlich: Der einzigen Spieler der Augsburger Vereinsgeschichte, der vielleicht mal zu höheren berufen waren, waren Ulrich Biesinger und Ricardo Pepi. Der eine war Weltmeister ohne Einsatz, das andere Projekt ist grandios gescheitert. (Und ja, Hartmut Haller hat erst für den FC Augsburg gespielt, als er alt und damit nicht mehr zu höherem berufen war.)

Augsburg sammelt halt Spieler, deren persönliches Leistungslimit im Bundesligakeller angesiedelt ist. Und dann schaffen sie es konstant, dass diese Spieler dieses Limit auch erreichen. So steht man auch fast immer mit unten drin, schafft es aber jedes Jahr drei Mannschaften hinter sich zu lassen.

In mittlerweile 11 Jahren Bundesliga landete man 2-mal auf einem einstelligen Tabellenplatz. Im Schnitt wurde man 12,3ter. Und man holt, abgesehen von den 2 Ausreißern in 2014 und 2015 zwischen 33 und 41 Punkten. Die Konstanz, mit denen man diese Punktlandungen gerade in den letzten 7 Jahren abliefert, ist einfach beeindruckend. Wird es den FC Augsburg irgendwann erwischen? Wahrscheinlich, es muss ja nur ein Mal nicht alles nach Plan laufen. Und der Plan beinhaltet halt auch, dass sich irgendjemand anderes verdammt dumm anstellt. Aber es empfiehlt sich einfach nicht, auf diesen Abstieg zu wetten, weil man in den Jahren, bevor dieser Fall eintritt, so viel Geld versandet ist, dass man die Investition nicht wieder reinbekommt.

Aktuell liegt die Quote bei 2,2, was anscheinend auch nur bedeutet, dass die Abstiegswahrscheinlichkeit bei 45 % liegt. Sie haben schon wesentlich schlechtere Voraussetzungen gehabt und die Klasse trotzdem gehalten.

Deswegen lege ich mich mal fest: Bochum und Schalke steigen direkt ab. Bochum wird uns aber zumindest die Illusion eines spannenden Abstiegskampfes geben, womit ich im Oktober nicht gerechnet hätte. Und die Hertha rettet sich nach Elfmeterschießen gegen den Hamburger SV in der Relegation. Die dann wieder heulen werden, wie unverdient das doch war, dass sie in die Relegation mussten.

Donnerstag, 19. Januar 2023

Wo waren wir nochmal? Teil 3: Für wen geht es um nichts?

 Oder nur darum, dass es um nichts mehr geht.

Natürlich ist es eigentlich noch viel zu früh, um eine Saison abzuschreiben oder als Erfolg zu erklären. Aber nach 15 Spieltagen hat so eine Tabelle doch schon einiges an Aussagekraft. Die Mannschaften stehen nicht mehr rein zufällig dort, wo sie stehen.

Gleichzeitig haben die Mannschaften, die auf dieser Liste auftauchen, entweder so viele Schwachstellen, dass ein deutlicher Aufschwung unwahrscheinlich ist, oder ein zu großes Polster, um nochmal ganz unten reinzurutschen. Also zumindest theoretisch, praktisch wird es trotzdem jemand schaffen. Wahrscheinlich eher nach unten.

Die wichtigste Frage ist ja dabei, ob Borussia Mönchengladbach gerade entschieden hat, die Saison praktisch aufzugeben. Denn Yann Sommer war halt in den letzten Jahren der beste Torhüter der Liga, was auch daran lag, dass Manuel Neuer häufig verletzt war. Egal, wie gut Jonas Omlin ist, er wird ein Downgrade darstellen. Wie das halt so ist, wenn man von der Schweizer Nummer 1 auf die Schweizer Nummer 4 umsteigt. Man steigt nicht direkt von Rolex auf Cassio um, aber weit weg davon ist es nicht.
Ohne die sicherste Bank der Liga ganz hinten wird es schwer für die Gladbacher in den Kampf um Europa einzugreifen.

Danach folgt Werder Bremen, die ja auch einfach glücklich damit sein werden, eine sorgenfreie Saison zu spielen. Das ist halt der Segen eines Aufsteigers: Alle sind so froh, dass man wieder dabei ist, dass man einfach jede Sekunde der ersten Saison genießt. Gerade wenn man, wie die Hanseaten, in den letzten Jahren im Kampf um Ab- oder Aufstieg gesteckt hat.

In Mainz stellt man mittlerweile fest, dass diese Euphorie sich nicht ewig halten lässt. Dort hat man sich daran gewöhnt, dass man in 7 von 10 Jahren eine sorgenfreie Saison spielt. Dann rutscht man halt ein Mal oben und 2 Mal unten rein. Das ist so grob die Zusammenfassung der letzten Jahre. Das Problem daran: Man merkt halt mittlerweile, dass das auf Dauer nicht wirklich befriedigt. Dies merkt man zum Beispiel daran, dass der Zuschauerschnitt mal bei 31.000 lag. Jetzt kommen eher weniger, auch wenn der Trend dieses Jahr wieder nach oben zeigen könnte. Man hat sich halt so sehr dran gewöhnt, was man da geboten bekommt, dass man nicht mehr hingeht. Im Jahr 2000 hätte man das sofort unterschrieben, in der 17. Bundesligasaison begeistert es halt nicht mehr. Jetzt müsste eigentlich irgendwann der nächste Entwicklungsschritt kommen, der bei einem kleinen Verein wie Mainz aber auch extrem unwahrscheinlich ist. Ihnen fehlt halt das Geld und die Infrastruktur, um wirklich oben anzugreifen und das werden sie auch nicht mehr aufholen. Jetzt muss man sich halt ideologische Ziele setzen... wie zum Beispiel den TSV 1860 München in der ewigen Tabelle zu überholen. Die haben noch 183 Punkte Vorsprung, das ist also eher ein auf Jahre ausgelegtes Projekt.

Hoffenheim hat de facto exakt dasselbe Problem, nur dass es noch weniger Menschen interessiert. Mainz ist wenigstens ein Karnevalsverein: irgendwie kultig und legendär. Wenn die in den Abstiegskampf rutschen, sind alle Fans der unbeteiligten Vereine für sie. Wenn Hoffenheim unten reinrutscht, hoffen alle, dass es sie erwischt. Alle, außer die 21.000 Hoffenheim Fans. Die kurze Phase, in der man hoffen konnte, dass Hoffenheim die Liga mit wirklich guten Fußball aufmischt, ist vorbeigezogen. Jetzt ist man im Wesentlichen ein Aus- und Weiterbildungsverein ohne Seele. Und die Spieler gehen so früh, dass kaum eine Bindung entstehen kann. Georginio Rutter war 2 Jahre oder 64 Spiele lang da. Er ging unter Tränen, aber wenn der dann irgendwann in der RTL-Liveübertragung auftaucht, wird es eine Randnotiz sein, dass er mal in der Bundesliga gespielt hat. David Raum ist nach nur einer Saison weitergezogen. Da lacht doch selbst Borussia Dortmund drüber.

An den Hoffenheimern sieht man nebenbei das heimliche Problem einer "sorgenfreien Saison": Wie halte ich die Spannung hoch, wenn es eigentlich um nichts mehr geht. Wobei es ja letztes Jahr sogar um etwas gegangen wäre, man lag zwischenzeitlich auf Platz 4. Aber man verabschiedete sich mit 9 sieglosen Spielen in Folge in die Sommerpause, was Sebastian Hoeneß am Ende den Job kostete, obwohl er 25 Spieltage lang alles richtig gemacht hat. Aber am Ende war die Luft halt völlig raus, was einer Mannschaft, die nur Bundesliga spielt, einfach nicht passieren darf. So was passiert aber häufiger, als einem lieb sein kann.

Da trennt sich nebenbei auch der gute Trainer vom Scharlatan. Also es ist definitiv nicht einfach den Fokus hochzuhalten, wenn die absolute Notwendigkeit fehlt. Gleichzeitig hat man aber auch den absoluten Luxus, dass man sich um die Entwicklung seiner Mannschaft und der einzelnen Spieler kümmern kann, weil man relativ unabhängig von dem Einzelergebnis ist. Wer unter diesen Umständen seine Spieler wirklich besser macht und damit eine bessere Rückrunde spielt, sollte mal von anderen Vereinen mal eingeladen werden.

Deswegen mache ich mir auch echt wenig Sorgen um den 1. FC Köln. Die haben "nur" 3 Punkte Vorsprung, könnten also noch in den Abstiegskampf rutschen. Die haben aber mit Steffen Baumgart den besten Trainer aller Mannschaften in der unteren Tabellenhälfte. Gerade jetzt, wo sie knapp aber elegant aus der Europa Conference ausgeschieden sind und sie sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Köln hat tatsächlich unter der Zusatzbelastung gelitten: Nach den Europacup Reisen konnten sie nur ein Spiel gewinnen: am 10. Spieltag gegen Augsburg. Man holte in diesen 8 Spielen 7 Punkte. In den restlichen 7 Spielen holten sie 10 Punkte. Das eine klingt nach Abstiegskampf, das andere nach gesichertem Mittelfeld. Wir werden in der "Rückrunde" mehr von dem Anderen bekommen.

Bleibt als absolute Wildcard Bayer Leverkusen. Die Mannschaft ist als einzige gut genug besetzt, um von einem Angriff auf Europa zu träumen. Gerade, wenn Florian Wirtz wieder ins Laufen kommt. Aber es ist halt auch naiv, auf einen frisch von einem Kreuzband genesenen 19-Jährigen zu setzen. Wie lange es dauern wird, dass Wirtz wieder sein gewohntes Niveau erreicht, kann niemand absehen. Dazu kommt, dass es Bayer ja nicht wegen der mangelnden Qualität so weit unten steht. Der Einbruch hatte ja andere Gründe. Ob ein einfacher Trainerwechsel zu Xabi Alonso, einem de facto Novizen, all diese Probleme gelöst hat, kann auch keiner abschätzen.
Aber wir werden das gleich erfahren. Denn zum Auftakt geht es direkt gegen Gladbach und Dortmund. Dazwischen kommt noch der heimliche Charaktertest gegen Bochum. Wenn sie den Abstiegskandidaten nicht übersehen und aus diesen 3 Spielen 7 bis 9 Punkte holen, können sie die Saison vielleicht noch retten. Sonst steht ihnen eine sehr lange Rückrunde mit Spekulationen um die Zukunft von Wirtz und Frimpong und dem quasi sicheren Abgang von Diaby bevor.

Das wirklich Überraschende an diesem Beitrag ist: Für 5 bis 6 Mannschaften steht jetzt schon eigentlich fest, dass es für sie um nichts mehr gehen dürfte. Das ist ein Drittel der Liga. Aber wenn man ehrlich ist, dürfte das auch relativ normal sein. Sind wir mal gespannt, wer von denen die Rückrunde richtig verkackt, damit wir wenigstens was zu lachen bekommen. Oder die Abstiegskandidaten einen weiteren Hoffnungsschimmer bekommen. Um die kümmern wir uns morgen.

Mittwoch, 18. Januar 2023

Wo waren wir nochmal? Teil 2: Das anstehende Schneckenrennen um Europa

 Es ist für mich ja jedes Jahr dasselbe: Wenn die Meisterschaft schon im September entschieden ist, rede ich mir ein, dass das Rennen um die "Wenger-Trophy" uns schon entschädigen wird. Dafür muss es ja "nur" 4 Mannschaften geben, die sich um die restlichen 3 Champions League Plätze prügeln. Und wenn das schon nicht gegeben ist, dann kämpfen wenigstens so ein paar Mannschaften um die anderen europäischen Wettbewerbe. Schön war's. Und so ganz unrealistisch ist das doch gar nicht.

Schließlich schickt sich Eintracht Frankfurt an, doch dauerhaft ums europäische Geschäft mitzuspielen. Aber noch sind sie in der luxuriösen Position, dass sie in die Champions League kommen können, aber nicht kommen müssen. Das sieht bei Borussia Dortmund und RB Leipzig halt anders aus, wenn die nicht unter den ersten 4 landen, war die Saison entweder eine herbe Enttäuschung oder eine totale Katastrophe. 

Dazu kommen noch Wolfsburg und Gladbach, die auf dem Weg nach oben sein müssten. Obwohl Gladbach ja gerade nachrechnet, ob ihnen 8 Millionen Euro Ablöse mehr bringt, als die Teilnahme an der Europa Conference League. Das ist schon höhere Mathematik. Aber vom Grundpotenzial her sind das 5 Mannschaften, die diese Plätze unter sich ausmachen sollten. Plus Bayer Leverkusen, die die bisherige Saison aber so heftig verkackt haben, dass sie froh sind, nicht mehr im Abstiegskampf zu stecken. Das Potenzial für so einen spannenden Kampf um Platz 4 ist schon da.

Das wirkliche Problem ist aber: Ob wir den wirklich bekommen, hängt von 2 Mannschaften ab, die bisher noch nicht erwähnt worden sind. 2 Mannschaften, die auch eigentlich nichts mit dem Kampf um die Champions League Fleischtöpfe zu tun haben. Der SC Freiburg und Union Berlin halt. Die wichtigste Frage ist und bleibt, ob diese beiden das durchziehen, oder ob sie einbrechen. Beziehungsweise im Fall von Union Berlin schon eingebrochen sind. 

Die Berliner zeigen ja gerade, wie schnell es doch abwärts gehen kann. Es mag sich kaum noch jemand daran erinnern, aber die waren mal Tabellenführer. Für mehrere Spieltage. Also nicht so wie sonst alle, die sofort den Dienst einstellen, wenn sie mal am Platz an der Sonne eingenommen haben. 11 Gegentore nach 3 Spielen später (also praktisch mehr als die Hälfte ihrer bisherigen Gegentore) ist man nur noch auf Platz 5. 

Das ist jetzt für Unions allgemeine Entwicklung nichts Schlimmes. Die sind ihren erwartbaren Schritten so weit voraus, dass sie schon eine historisch schlechte Rückrunde spielen müssten, um insgesamt noch einen Schritt zurück zu machen. Und der Fakt, dass es bei diesem Verein stetig nach oben geht, macht halt wirklich Hoffnung, dass diese Liga doch mal etwas besser wird. 

Aber Stand heute bin ich als Dortmund vollkommen entspannt, wenn ich 2 Punkte hinter Union liege. Denn wenn man diese Unioner nicht abfängt, hat man auch einfach nichts in der Königsklasse verloren.

Freiburg hat gerade 5 Punkte Vorsprung auf Dortmund und 8 auf Wolfsburg. Das ist unfassbar viel. Aber der Auftakt hat es mit direkten Duellen gegen Wolfsburg, Gladbach und Dortmund an 3 von 4 Spieltagen schon in sich. Sprich: Wir werden sehr schnell herausfinden, ob sie die Form über die WM Pause gehalten haben, oder ob sie doch wieder rausfallen und "nur" um die Europa League spielen.

Aber sein wir kurz ehrlich, es ist die Bundesliga. Das realistische Szenario ist doch, dass alle Kandidaten die Rückrunde so derbe verkacken, dass Bayer Leverkusen am Ende noch eine Chance auf Platz 4 bekommt. Nur um dann doch einzubrechen und plötzlich muss Werder Bremen nach Europa.

Dienstag, 17. Januar 2023

Wo waren wir nochmal? Teil 1: Bayerns Schizophrenie im Kampf um die Titel

 Machen wir mal ein bisschen was wie eine "Rückrundenvorschau". Warum auch nicht, die Pause war ja so lang, dass niemand mehr genau weiß, wie es vorher aussah. Und die Saison könnte ja sogar spannend werden. Zumindest so, wie sich die Bayern zwischenzeitlich angestellt haben...

Nevermind, die haben schon wieder 4 Punkte Vorsprung. Und das, bei allem Respekt, vor dem SC Freiburg. Die Meisterschaft ist durch, da brauchen wir uns nichts vorzumachen.

Was das Vorgehen der Bayern in diesem Monat irgendwie seltsam macht. Also Manuel Neuer hat das ja auch erkannt und sich ein halbes Jahr krankschreiben lassen. Frei nach dem Motto: Vor Juni passiert hier eh nichts Interessantes, da gehe ich mal Ski fahren...

Die Bayern verfallen dann plötzlich in Panik. Das machen sie, weil sie Sven Ulreich nicht das uneingeschränkte Vertrauen aussprechen wollen und können. Das ergibt ja auch Sinn, wir erinnern uns ja alle noch daran, wie Ulreich den Bayern die Meisterschaft gekostet hat...

Oh warte, dessen Patzer in der Spieleröffnung kam in der Champions League. Ganz ehrlich: Diese ganzen Spekulationen kommen nur auf, weil Ulreich damals diesen Fehlpass gespielt hat. Und für die Meisterschaft ist es vollkommen egal, wer im Bayern-Tor steht. Solange die 10 Feldspieler ihre Leistungen bringen, können sie auch den Platzwart aufstellen. Schließlich müsste RB Leipzig eine perfekte Rückrunde spielen, um die 6 Punkte aufzuholen. Oder die Bayern schwächeln wieder und lassen Gegner, die normalerweise nicht mal in ihre Hälfte kommen, so oft aufs Tor schießen, dass die 3,3 Tore, die die Offensive im Schnitt erzielt, nicht für den Sieg reichen. Also nicht für genügend Siege reichen, um die 6 Punkte Vorsprung ins Ziel zu retten.

Die Bayern, und das ist das Schizophrene, machen sich anscheinend gerade wirklich Gedanken, wie sie in der Champions League verteidigen. Wie sie eine Defensive aufstellen, die gegen Paris St. Germain bestehen kann. Denn da könnte es dann einen Unterschied machen, ob Nübel, Sommer oder Kobel im Tor steht. Könnte ist hierbei wichtig, denn selbst Sommer hat noch nicht nachgewiesen, dass er auf diesem Niveau den Unterschied ausmacht. Deswegen verfallen sie jetzt in diesen absurden Aktionismus, obwohl Neuer ja im Sommer wieder fit ist und seinen Posten einnehmen will. Dies trauen sie dem ehemaligen Welttorhüter ja auch weiterhin zu.

Das ist ja auch als Bayern gut und vernünftig. Deren Anspruch muss es ja irgendwie sein, in der Champions League weiterzukommen, denn die Liga ist halt für sie langweilig und kein Maßstab. Die stellen ihre Defensive allgemein für diesen Wettbewerb auf. Aber die spannende Frage ist ja: Warum tut sich dann ganz vorne nichts? Also so wirklich richtig nichts.

Die offizielle Liste der Stürmer lauter: Eric Maxim Choupo-Moting, Sadio Mané und Tel Mathys. Der einzige wirkliche Mittelstürmer ist damit der Kameruner. Sein Back Up ist, nach aktuellen Testspieleindrücken, Thomas Müller. Dabei haben wir doch gerade gesehen, wie gut eine Offensive um den 9er Müller funktioniert. Oder reden sich die Bayern wirklich ein, dass es gar nicht an Müller lag, dass der so schlecht gespielt hat?

Da muss man jetzt ganz ehrlich feststellen: Das reicht halt einfach nicht für Höheres. Vielleicht setzt man sich mit viel Glück gegen Paris durch. Aber 3 Runden gegen hochkarätige Gegner in Folge? Mit so viel Glück kann doch nur Real Madrid planen.

Wenn der Rest des Kaders so gut und so weit wäre, dass man das Halbfinale (und damit dann die realistische Chance auf den Titel) anvisieren könnte. Aber Lucas Hernandez ist verletzt, Dayot Upamecano könnte noch ein Jahr brauchen, bis er wirklich so weit ist und damit ist dann nur das Mittelfeld wirklich gut genug besetzt. Und die Angriffsreihe viel zu grausam.

Jetzt schaffen sich die Bayern aber so viele Baustellen, wenn sie einen dieser Torhüter, der nicht Nübel heißen wird, verpflichten. Also davon ausgehend, dass die nicht nur für ein halbes Jahr kommen. Denn dann entscheidet man ja zeitgleich, dass man Nübel im Sommer verkauft und beweist damit, dass dieser Transfer vollkommen sinnlos war. Und den ganzen Sommer wird dann darüber spekuliert werden, wer im Tor steht und ob Neuer wirklich noch der Beste ist? 

Eigentlich hätten die Bayern schon vor der Neuer Verletzung in genau diesen Aktivismus verfallen müssen, den sie jetzt an den Tag legen. Aber halt nicht wegen des Torhüters, sondern wegen des Mittelstürmers. In dem Moment, wo sie Choupo-Moting als Stammspieler brauchen, hätten sie das Scouting nach einem Stürmer von höherer Qualität intensivieren müssen. 

Dabei habe ich nichts gegen Choupo-Moting, außer den höchsten Respekt vor ihm, weil er seine Rolle verstanden und akzeptiert hat. Weil er alles in seiner Macht Stehende unternimmt, um auf dem höchstmöglichen Niveau zu spielen und zu helfen. Aber er hat ja selber auch erkannt, dass er dafür eine kleinere Rolle akzeptieren muss. Solche Spieler sind für eine Mannschaft unfassbar wichtig, weil sie halt auch auf der Bank sitzen, ohne Unruhe zu verbreiten. Aber er hat auch nachgewiesen, dass er zumindest in der Liga da ist, wenn er gebraucht wird.

Wir reden hier halt auch von der K.O. Phase der Champions League. Das ist und bleibt spätestens ab dem Halbfinale der Wettbewerb mit der höchsten Leistungsdichte. Es schafft meistens ein Überraschungsgast unter die letzten 8, aber die anderen haben halt 18 Spieler von internationaler Klasse. Die sind auf jeder Position herausragend besetzt. Und sobald man auch nur eine Schwachstelle hat, wird diese sofort offenbart und angegriffen.

Aber die Bayern müssten sich halt auch mal eingestehen, dass Müller zu dieser "Auf dem Niveau reicht es nicht mehr" Spielern gehört. Und das ist Fass, das sie selber lieber nicht aufmachen. Da reden sie sich lieber ein, dass sie nur einen guten Torhüter brauchen, um zu Europas Elite zu gehören.

EDIT: Direkt, nachdem ich auf Senden gedrückt habe, kam dann die Info rein, dass Yann Sommer 8 Millionen Euro Ablöse kosten soll. What the Fuck? Ich hätte so mit höchstens 2 Millionen gerechnet. Ich dachte Sommer ist deswegen im Gespräch, weil er a) alt ist und b) in einem halben Jahr ablösefrei wäre. Deswegen hielt ich das für eine gute Idee. Wenn die den jetzt für so viel Geld holen und dann trotzdem im Achtelfinale gegen Paris ausscheiden, träfe dann genau meinen Komiknerv.

Montag, 16. Januar 2023

Das hätte ich mir nicht besser ausmalen können.

 Ernsthaft. Also nur um das mal festzuhalten: Ich arbeite nicht heimlich in der Task Force des DFBs und habe deren Entscheidungen manipuliert. Die kamen da von ganz alleine drauf.

Das begann ja schon mit dem Fakt, dass Hansi Flick weiterwurschteln darf. Der hat vielleicht doch nur den epischten Dead Coach Bounce aller Zeiten erlebt. Vielleicht hatten die Bayern am Ende wirklich Glück, dass der nicht weitermachen wollte, denn genau genommen waren die 86 Spiele als Bayern-Trainer sein einziger Leistungsnachweis in allererster Reihe. Und klar, theoretisch war das Final Four für die Champions League während der Pandemie die beste Bewerbung für ein Turnier, dass man als Trainer abgeben kann. Trotzdem hat er das bei der WM am Ende verkackt.

Auch wenn man irgendwo festhalten muss, dass die deutsche Nationalmannschaft ausgeschieden ist, obwohl sie in jedem Spiel besser war, als der Gegner. Aber das ist halt auch kein Zufall, wenn man seine Offensive um einen Thomas Müller aufbaut und bedingungslos an dem festhält. Einem Angreifer, der seit über 1.400 Turnierminuten auf einen Treffer wartet. Dann geht die Torausbeute halt runter.

Aber Thomas Müller macht ja auch weiter. Was mich völlig irritiert, denn ich bin plötzlich im Mainstream angekommen. Nicht nur, weil Beyoncé das Album des Jahres gemacht hat, was selbst der Feuilleton so sieht. Auch die der deutsche Pöbel hat mittlerweile, mit 8 Jahren Verspätung erkannt, dass Müller einfach nicht mehr gut genug ist, wenn er das Nationalmannschaftstrikot trägt. Es gibt noch ein paar Vereinzelte, die darauf hinweisen, dass er auf der falschen Position gespielt hat, aber selbst die schweigen dann, wenn man darauf hinweist, dass er auch hinter der Spitze (2021) und als Rechtsaußen (2018) versagt hat. Er hat quasi alle Positionen, auf denen er realistisch eingesetzt werden kann, durchgespielt und war jeweils einfach nicht gut. Er macht aber trotzdem weiter.

Wobei man an der Stelle sagen muss: So wie er das gesagt hat, ist die Kritik des Pöbels völlig übertrieben. Denn wenn man sich seine "Ich will zur Verfügung stehen" und vor allem das "Ich kann damit umgehen, falls ich nicht nominiert werde" gründlich lesen würde, aber das ist ja auch so ein deutsches Problem: Wenn Christian Drosten sagt, dass die Pandemie für ihn beendet ist, jubeln wir auch alle laut, obwohl vorher ein "damit dann" kam. Bei Müller ist das ähnlich. Also er wäre durchaus auch gewillt der Mannschaft in einer auf dem Platz kleineren Rolle zu helfen. Jetzt muss ich darauf hoffen, dass Hansi Flick ihn nicht nur nominiert, sondern auch weiterhin aufstellt. Aber der Mann ist loyal, der wird das schon regeln.

Und dann sickerte noch die größte Sensationsnachricht des neuen Jahres durch: Der Rat der alten, weißen Männer entscheidet sich für einen alten, weißen Mann als Sportdirektor. Wer hätte das gedacht? Rudi Völler soll diesen Posten jetzt übernehmen und mal so richtig aufräumen. RUDI VÖLLER! Es gibt beinah keine bessere Wahl für mich. Also Karl Heinz Rummenigge wäre noch geiler gewesen. Aber sonst?

Völler hat sich ja eigentlich in den verdienten Vorruhestand verabschiedet. Der fiel in den letzten Jahren nur dadurch auf, dass er emotional übertriebenen Blödsinn erzählt hat. Genau das brauchen wir doch! Also wir "Content Creator", die sich kritisch mit den Leuten beim DFB auseinandersetzen. 

Nebenbei, also nur so als lustige Randnotiz, war Völler zuletzt als Lobbyist für die Vereinsmannschaften unterwegs. Also wenn es nach dem gegangen wären, hätten wir vor der WM noch weniger Testspiele mit dem Bundesadler gehabt. Der hat sich halt lauthals beschwert, dass Nationalspieler während der Pandemie um die Welt fliegen. Und jetzt wechselt er seine Sicht auf solche Spiele um 180 Grad, weil es ja elementar wichtig ist, dass die nicht mehr Mannschaft Gelegenheiten bekommt, sich einzuspielen. 

An der Stelle muss ich erwähnen, dass ich prinzipiell kein Problem mit einem alten, weißen Mann per se hätte. Und alle, die sich übertrieben aufregen, dass diese "Gattung" ja so weit zurückgedrängt wird: Die letzte Nachricht des letzten Jahres war "Sensation! Alter, weißer Mann ist gestorben". Denen geht es im Großen und Ganzen noch gut. Mir würden auch alte, weiße Männer einfallen, die dem DFB definitiv helfen könnten. Dummerweise war der DFB so langsam, dass der jetzt in Österreich angestellt ist. Aber klar, ein Ralf Rangnick als Vordenker beim DFB wäre eine richtig progressive Lösung gewesen. Das ist halt auch jemand, der mal neue Ideen entwickelt hat. Rudi Völler gehörte schon zur alten Garde, als er noch jung war. Dessen letzter progressiver Gedanke stammt doch aus dem Jahre... ähm... Error 404, File not found. Also ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass Rudi mal mit einer neuen, frischen Idee um die Ecke kam, wo dann alle gesagt haben: Das müsste man mal ausprobieren!

Der ist halt eine Ikone, die als Ikone das Licht auf sich zieht und dadurch dann für relative Ruhe sorgt und damit den Druck von anderen nimmt. Vielleicht hat er intern bei Bayer anders gewirkt. Aber wenn er dies gemacht hat, so hat er das zumindest in den letzten 5 Jahren sehr gut versteckt.

Das Lustigste an der ganzen Sache ist ja, dass Joshua Kimmich auch erkannt hat, wie beschissen das gerade läuft. Also er hat verstanden, dass die große Revolution ausbleiben wird. Dass die vorhandenen Probleme nicht zeitnah gelöst werden. Dass er die EM 2024 schonmal abschreiben kann, weil Müller halt noch spielen wird. Der will aber unbedingt mindestens einen Titel holen, deswegen geht er halt davon aus, dass er einfach spielen wird, bis er 45 ist. Der Klügere gibt nach... und der Klügere ist definitiv nicht Kimmich. Aber bis er 45 ist, dürfte zumindest Rudi Völler im Ruhestand sein und vielleicht kommt dann der große Aufbruch.

Donnerstag, 5. Januar 2023

Jetzt sind die von der NFL auf einmal "die Guten"?

 Ich bin verwirrt. Einfach nur verwirrt.

Also für Kontext: In der NFL gab es in der Nacht zu Dienstag einen Christian Eriksen Unfall. Damar Hamlin erlitt auf dem Platz einen Herzstillstand und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Die Lage ist alles in allem noch schlimmer als bei Eriksen, weil Hamlin noch Tage später in Lebensgefahr schwebte, jetzt aber zumindest auf dem Weg der Besserung sein soll. Das konnte man Montagabend Ortszeit aber noch nicht wissen.

Und die NFL... hat das Spiel einfach abgebrochen und die Mannschaften nach Hause geschickt. Wie sich das gehört. Die Coaches haben sich beraten, aber niemand hat die Spieler gefragt, ob sie weiterspielen wollen, weil das an sich auch einfach keine Option war. Wir wissen ja mittlerweile auch, dass man dann nicht einfach weiterspielen kann, denn Dänemark und Finnland haben das ja eindrucksvoll nachgewiesen. Aber die UEFA hat ihnen im Wesentlichen die Wahl zwischen "Spielt jetzt oder spielt morgen" gegeben.

Wir haben mittlerweile Donnerstag und es weiß immer noch niemand, was jetzt aus dem Cincinatti Bengals vs Buffalo Bills Spiel wird. Wie und ob das nachgeholt werden kann? Wie das am Ende gewertet werden muss? Alles egal.

Und wenn ihr jetzt denkt: Ist doch nur so ein reguläres Saisonspiel. Das ist es halt nicht. Es ist das vielleicht wichtigste verbleibende Spiel in der AFC, mit massiven Auswirkungen auf die Playoffs. Und es ist halt auch der vorletzte Spieltag.

Also Buffalo könnte mit einem Sieg noch um Platz 1 spielen, was praktisch bedeutet, dass sie in der ersten Runde freibekommen. Weiterhin führt es dazu, dass sie bis zum Superbowl Heimrecht bekommen würden. Cincinnati könnte Buffalo noch von Platz 2 verdrängen, was ihnen bei einem designierten Halbfinale dieser beiden Mannschaften das Heimrecht gibt. Gerade bei K.O. Spielen ist dieses Heimrecht verdammt wichtig. Das sind nicht 2 schlechte Mannschaften, die ausspielen, wer früher draften darf. Und trotzdem hat die NFL dieses Spiel abgebrochen.

Dazu muss man halt auch anmerken, dass Football ein extrem brutaler Sport ist. Da kann man nicht mal fix unter der Woche ein Nachholspiel ansetzen. Man braucht die Zeit zwischen den Spielen halt, um nach all den Kollisionen wieder auf die Beine zu kommen. Es gibt genau genommen nur 2 Möglichkeiten: 1. Das Spiel als Unentschieden werten, weil das den geringsten Einfluss auf die Tabelle hätte. 2. Die Playoffs um eine Woche nach hinten verschieben, was technisch gesehen möglich ist, weil zwischen Conference Championship und Superbowl eine "freie" Woche liegt. Man darf gespannt sein, wofür man sich entscheidet.

Ich möchte nur jetzt mal festhalten, wie absurd es ist, dass sich die NFL in diesem Moment besser verhält, als die UEFA es getan hat. Denn die NFL ist normalerweise die absolute Arschloch-Organisation, wenn es um die Spieler und Angestellten geht. Zumindest so lange es nicht um die Quarterbacks geht. Die NFL hat Jahre gebraucht, um anzuerkennen, dass die vielen Gehirnerschütterungen bei den Profis Langzeitfolgen haben könnten. Wer hätte das gedacht? Sie haben jetzt zwar ein "Concussion Protocol", aber der Fakt, dass Tua Tagovailoa weiterspielen konnte, nachdem er fast auf dem Feld zusammengebrochen wäre, zeigt nur, wie "gut" dieses Protokoll im Zweifelsfall funktioniert. Dieses Protokoll wurde danach verschärft, aber Tagivailoa hat danach schon wieder ein Spiel trotz Gehirnerschütterung beendet.

Oh und er durfte 4 Tage nach seiner "das war gar nicht das Gehirn, das war der Rücken" Vorfall wieder auflaufen, obwohl es allgemein nicht sinnvoll ist, nach 4 Tagen schon wieder auf dem Platz zu stehen. Drastisch ausgedrückt ist es der NFL sonst echt egal, ob die Spieler kurzfristig oder langfristig sterben.

Gerade die Donnerstagsspiele sind halt ein faszinierendes Beispiel dafür, wie egal der NFL die Gesundheit ihrer Spieler ist: Früher gab es die ein Mal im Jahr. Dann wurde festgestellt, dass man damit noch mehr Kohle machen kann, also spielt man jetzt jeden Donnerstag. Dann legte Amazon 1 Milliarde Dollar auf den Tisch, was auch nur bedeutet, dass es kein zurück mehr gibt. All das, obwohl allen bewusst ist, dass diese Spiele eine relativ gesehen grausame Qualität haben und ein erhöhtes Risiko für die Spieler darstellen.

Richard Sherman war einer der lautesten Kritiker an diesen Donnerstagabend Spielen. Er riss sich bei genau so einem Spiel die Achillessehne. Vielleicht hätten 2 zusätzliche Tage Ruhe geholfen, so was zu verhindern. 

Oh und als Gratisbonusfeature schützt die NFL Rassisten und sexuelle Straftäter. Oder zumindest werden die Täter nur halbherzig bestraft. Wenn man sich aber erdreistet, bei der Nationalhymne gegen Rassismus und Polizeigewalt zu protestieren, bekommt man nie wieder einen Job. Also die unterschiedliche Behandlung von Deshaun Watson und Colin Kaepernick kommt direkt aus einem schlechten Hollywood Film. Nur das in der Realität Watson irgendwann die Superbowl-Trophäe in die Hohe recken wird.

Diese Organisation steht jetzt offiziell vor der UEFA, wenn es um die Behandlung von Spielern in Extremsituationen geht. Das muss man erstmal hinbekommen.

Montag, 2. Januar 2023

Warum macht der DFB nicht einfach mal was?

 Es ist echt faszinierend: Man ist der größte nationale Sport-Fachverband der Welt, was natürlich auch wirklich spezifisch ist. Man sollte damit eigentlich auch einer der Vorreiter in Sachen Innovationen sein. Aber man traut sich einfach nicht.

Also beim großem Schiedsrichter-Report auf Kicker.de kam raus, dass das alles gar nicht bedauerliche Einzelfälle sind. PassivesAbeitsLeserwissenesfrüher. Aber das wirklich interessante Detail findet man am Ende der VAR Debatte, wenn es um Challenges geht. Da sagt Urs Meyer dann den wichtigsten Satz: "Wenn kein Antrag da ist, muss sich das IFAB auch nicht damit beschäftigen." Man beschwert sich selber darüber, dass die IFAB keine ordentlichen Regeln vorschreibt, bringt sich da aber auch nicht ein.

Vergleichen wir das mal kurz mit der Premiere League: Die haben einfach mal einen zusätzlichen Wechsel bei Kopfverletzungen eingeführt. Einfach so. Mitten in der Saison im Februar 2021. 2 Jahre später wurde das still und heimlich von der Fifa eingeführt. Und dann haben sie die Abseitslinien einfach etwas dicker gemacht, um die unsägliche Diskussion, ob eine Haarspitze reicht, um das Tor abzuerkennen, zu entschärfen. Wenn denen etwas wirklich nicht passt, dann ändern sie das einfach. Und am Ende passiert dann nichts.

Der DFB fährt dagegen die "Wenn die IFAB dazu nichts sagt, können wir da nichts machen" Schiene. Das ist gut für die, denn dann müssen sie selber nichts machen und können die Schuld auf die anderen schieben. 

Man könnte stattdessen einfach mal progressiv agieren und auf seine Mitglieder und Fans hören. Also zumindest so probeweise. Also ganz ehrlich: Was würde die Fifa machen, wenn der DFB sagt: 2024 probieren wir im DFB-Pokal Challenges aus. Die Vereine und die Fans wollen das. Wir wollen einfach mal gucken, wie das funktioniert und ob dadurch die seit Jahren aufkommenden Probleme gelöst werden. Die Challenges funktionieren dann so:

Jedes Team hat 2 Mal pro Spiel die Gelegenheit, eine Überprüfung anzufordern. Bei 2 erfolgreichen Überprüfungen bekommen sie noch eine 3. Überprüfungen können vom angeblich gefoulten Spieler, dem Kapitän oder dem Trainer ausgelöst werden. Dafür haben sie 30 Sekunden Zeit.

Und ja, die Spieler führe ich nur auf, damit dieses unsägliche zum Schiedsrichter Gerenne und Rumgeheule endlich aufhört. Eigentlich sollte der Trainer die rote Flagge werfen, wie das im Football üblich ist. Dann wird bei der nächsten Unterbrechung draufgeguckt. Das wäre technisch kein Problem.

Dafür werden dann alle vom Schiedsrichter oder vom Keller ausgelösten Überprüfungen abgeschafft. Das macht man dann eine Pokalsaison lang. Da man den Keller damit abschafft, kann man das eventuell sogar in der ersten Runde so machen, denn man muss dem Schiri ja nur einen Bildschirm bereitstellen. Und ja, ich würde mich einfach auf die "Soll ich das jetzt überprüfen? Nein? Gut, dann heule auch nicht rum" Dialoge freuen. 

Und wenn man dann feststellt, dass sich diese Änderung positiv auf das Spiel auswirkt, geht man damit zur IFAB und sagt denen: Guckt mal, wir haben wir was Geiles gefunden, das solltet ihr auch übernehmen. Oder man stellt fest, dass es eine absolute Katastrophe ist und schafft es wieder ab.

Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass die Fifa den DFB dafür sanktionieren würde? Und wenn ja, wie? Also praktisch können die einen ja nur von der WM ausschließen. Das werden sie vermeiden wollen. Vielleicht gibt es noch eine Geldstrafe. Ärgerlich, aber bezahlbar. Am Ende zieht man dann vors CAS und die stellen fest, dass die Fifa dem DFB gar nicht vorschreiben darf, wie die Dinge in ihren eigenen Wettbewerben regeln. 

Am Ende könnte der internationale Sportgerichtshof feststellen, dass sich die IFAB wesentlich breiter aufstellen muss und dass es gar nicht sein kann, dass 8 willkürlich ausgesuchte Menschen entscheiden, wie alle Menschen Fußball spielen müssen. Also nur um das mal festzuhalten: Wenn 3 der 8 abstimmungsberechtigten Experten von einer Idee nicht überzeugt sind, blockieren sie die für die gesamte Welt. Da die 4 Fifa Mitglieder im Block abstimmen, können sie einfach alles blockieren, wenn ihnen danach ist. 

Nebenbei hat man es als DFB echt geschafft, dass in dem ganzen Buchstabensalat von BoD, FAP, TSC und TAP kein einziger Deutscher sitzt. Aber die Sekretäre stellen "wir" dann. Wie hat man es geschafft, dass seine Stimme in diesem Organ so gar nicht vertreten ist? Wie hat der DFB das denn verkackt? Und noch viel wichtiger: Wie ändert man das und kommt da mit rein?

Man kann das ja auch dieses Mal ordentlich mit der Fifa kommunizieren. Also dass es dieses Mal nicht darum geht, gegen die Fifa zu protestieren, sondern ausschließlich darum den Sport eventuell zu verbessern. Irgendwo muss man so was halt mal ausprobieren. Viel wichtiger wäre es an der Stelle, mit den Vereinen zu klären, ob sie das wollen. 

Aber man müsste es sich halt trauen.