Montag, 23. September 2019

Worst of des "Wie viele Trainerjobs rettet Paderborn gerade?" Wochenendes

Spätestens seit dem 1:5 auf Schalke, die ja traditionell eher für grausamen Fußball als für Torfestivals stehen, sollte es langsam deutlich werden, dass zwar Paderborns Ansatz lobenswert ist, aber dass sie ganz große Probleme bekommen wird diese Spielidee auch gegen halbwegs ordentliche Bundesligisten effizient umzusetzen.

Was dann nochmal verdeutlicht wurde, als die Qualität vorne nicht mal reichte um trotz mehr heraus gespielter Torchancen gegen verunsicherte Berliner zu Punkten. Jetzt kommen als nächstes die Bayern und Steffen Baumgarts Matchplan lautet "Dann kriegen wir vielleicht nur Vier... nein!"

Und das ist ja auch alles für Paderborn kein ganz großes Problem. Also dieses Bundesliga-Jahr ist ja für sie selber mehr als überraschend. Wenn sie ganz ehrlich sind, geht es nur darum, sich nicht zu übernehmen und in der Bundesliga mehr Schulden zu machen als einnahmen zu generieren... in der Hoffnung für dass es dann vielleicht für den Klassenerhalt reicht. Es gibt da ja genügen Beispiele an Vereinen, die sich an der Bundesliga übernommen haben und dann in der Versenkung verschwinden.

Problematisch ist das eher für die Liga, deren Qualität weiter sinkt. Auch wenn das nicht soo deutlich aussieht, weil Paderborn bisher die meiste Zeit ja doch ganz gut mitgespielt hat und es nur in den jeweils letzten Dritteln fehlte... Dummer Weise aber halt in beiden letzten Dritteln, was dann doch ganz schön viel Fläche ist. Und noch kann man als Paderborn selber ignorieren, dass die Klasse eher nicht reicht. Sobald diese Erkenntnis einsetzt, wird es richtig schwer. Aber das ist halt auch nicht... das Problem der Hertha.

Aber gerade bei der Hertha wird es halt auch richtig spannend. In den Leserbriefen im Kicker findet man schon die ersten "Wann kommt Dardai zurück und rettet den Verein vor dem Abstieg" Stimmen. Was halt, so wie sich Paderborn (und Mainz ab der 75. Minute) präsentieren, vollkommen albern ist. Und die Wachstumsschmerzen der Unioner sind ja, abgesehen von dem Überraschungscoup, deutlich wahrnehmbar. Wie schon in der Saisonvorschau angekündigt, präsentieren sich der Abstiegskampf wieder von seiner besten Seite. Auch wenn Augsburg gerade noch die Kurve kriegen könnte und Fiedhelm Funkel in Düsseldorf einfach nur absurde Arbeit abliefert.

Dennoch kann man sich halt derzeit auch als designiertes Problemkind ganz gut über Wasser halten. Wie halt die Hertha. Man kann relativ entspannt gucken, wie sich die Mannschaft unter dem neuen Trainer entwickelt. Einen wirklichen Notfallplan, falls es wirklich keine Fortschritte gibt, braucht man voraussichtlich erst im März, da man vorher den Kontakt zum rettenden Ufer gar nicht verlieren kann. Wenn Ante Covic einen halbwegs brauchbaren Job macht und seine Mannschaft weiter entwickelt, sollte es am Ende für die Herta trotzdem locker reichen. Wenn er nichts taugt, hat man es wenigstens in einem Jahr ausprobiert, wo man das in relativer Sicherheit mal testen konnte...

Oder Werder Bremen, wo Florian Kohfeldt jetzt nachweisen muss, ob er wirklich als Trainer so gut ist, wie uns alle im Frühjahr erzählt haben. In einer starken Liga könnte dies das entscheidende Jahr für Kohfeldt werden. Die Saison, in der er sich von einem Domenico Tedesco abgrenzt, weil er selbst unter schwierigen, hier aber nicht mal selbst verschuldeten, Umständen trotzdem in sicheres Fahrwasser führt. In einer stärken Liga könnte das Bremer Lazarett wirklich in Probleme geraten. Aber der Keller ist so schwach, dass selbst die verbesserte Regionalligamannschaft, die gegen RB Leipzig Standing Ovations bekommen hat, weil sie am persönlichen Leistungslimit trotzdem chancenlos war, gegen Augsburg und Düsseldorf 6 Punkte holt. Und das reicht dann halt um die Halbe Liga hinter sich zu lassen...
So ist Bremens größtes Problem derzeit, dass man seine ambitionierten Ziele auf Grund der Verletzungsmisere frühzeitig verpassen könnte und dann im März und April perspektivlos durch Mittelfeld treibt. Eine wirkliche Havarie erscheint ausgeschlossen.
Anders ausgedrückt: Kohfeldt kann seine Fähigkeiten als Krisenmanager in relativer Sicherheit nachweisen. Frank Baumanns Überzeugungen werden nur bedingt auf die Probe gestellt werden... oder Kohfeldt verkackt es richtig, dann sind die Verletzungen aber nur bedingt eine Ausrede...

Und so kann man die Liste munter weiter abarbeiten. Und das muss ja nicht zwingend etwas schlechtes sein. Natürlich sieht Herthas Fußball derzeit genau so grausam, aber eben erfolgloser, als in den Vorjahren aus. Aber dass sich unter den aktiveren Ansatz von Covic vielleicht noch was entwickeln kann, ist ja nicht ausgeschlossen. Hoffenheim spielt derzeit den destruktivsten Fußball ihrer Vereinsgeschichte. Aber auch hier wird vielleicht erst Mal eine Stabile Grundlage geschafft, bevor man dann irgendwann eine aktivere Spielweise an den Tag legen kann...

Andererseits müssen sich die Vereine halt auch am Ende der Saison unabhängig vom Tabellenbild kritisch hinterfragen. Sich also mit der Frage beschäftigen, ob man nur die Klasse gehalten hat, weil es 5 "Absteiger Nummer 1" gab und nicht, weil man selber irgendwie "gut" war. Denn die nächsten Aufsteiger werden mit ziemlicher Sicherheit stärker sein als die Letzten...

Freitag, 20. September 2019

Uli Hoeneß hat jeglichen Bezug zur Realität verloren.

Und bevor wir uns falsch verstehen: Ich liebe jeden einzelnen Satz. Da kann man jeden Morgen aufstehen und auf wunderbare Perlen hoffen.

Und im Gegensatz zu dem anderen Senilen Alten schwingt da nicht die Angst mit, dass "covfefe" vielleicht doch die Codes für die Amerikanische Atomwaffen sind. Also ja, ich werde Uli Hoeneß vermissen. Dass bedeutet aber auch nur, dass seine letzten Aussagen gründlichst analysiert gehören.

Nebenbei wurde der Letzte Beitrag hier mit einem "Manuel Neuer hätte die Bayern-Armada hinter sich" aufgehört. Anscheinend kommt die auch schon zum Vorschein, wenn praktisch nichts passiert.

Aber fangen wir mal direkt mit dem allerschönsten Schatz an: ""Wenn man in der heutigen Medienwelt lebt, muss man wissen, was man anrichtet. Wir mussten uns für unsere Pressekonferenz entschuldigen."
Also erstens: Dass Uli Hoeneß diese Pressekonferenz selber wieder auspackt. Der sollte doch als am meisten darauf hoffen, dass dieses Meisterwerk möglichst in Vergessenheit gerät.
2.) Dass Hoeneß, nur weil selbst er eingesehen hat, dass man sich dafür doch mal entschuldigen sollte, glaubt da irgendetwas richtig gemacht zu haben.
3.) Dass er jetzt Marc Andre ter Stegens Aussagen mit diesem Autounfall in Verbindung bringt. Ter Stegen hat nicht völlig unmotiviert und Zusammenhanglos das Grundgesetz zitiert und irgendwas von Menschenrechten geschwafelt... sondern einfach nur festgehalten, dass die Situation für ihn wirklich beschissen ist. Diesen Vorgang irgendwie mit seinen eigenen Aussagen in Zusammenhang zusetzen ist wirklich ein unwürdiges Schauspiel.

Dann behauptet Hoeneß, ter Stegen würde "einen tadellosen Sportsmann" beschädigen. Ähm... also wenn jetzt ter Stegen irgendwas an der Leistung von Neuer kritisiert hätte. Ein "Es kann nicht sein, dass ich hinter dieser Flasche auf der Bank sitze" raus gehauen hätte. Wenn er in irgendeiner Weise das Lebenswerk oder die aktuellen Leistungen kritisiert hätte. Aber er will lediglich ausdrücken, dass die Position, in die Jogi Löw in gebracht hat, für ihn richtig beschissen ist, weil ihm halt unmotiviert Hoffnungen gemacht hat, die man anscheinend nie erfüllen wollte. Neuer ist gar nicht das Ziel von ter Stegens aussagen.

Das bringt uns direkt zum nächsten: Da muss man doch zum Trainer oder Manager gehen und nicht zu den Medien. Also zum einen war Hoeneß mal ein Mensch, der das Spiel mit den Medien perfektioniert hatte. Der immer genau wusste, wann er diese nutzen muss um Reichweite zu generieren und dann bewusst was von sich gegeben hat. Er ist echt nicht der "Das muss man im kleinen Rahmen halten" Typ gewesen.
Und dann ist es halt problematisch zum Trainer oder Manager zu gehen, wenn der Trainer das Problem ist... und wir in der Nationalmannschaft eine Struktur geschaffen haben, wo Löw ausschließlich von engsten Vertrauten umgeben ist. Wenn ein Matthias Sammer noch einen Posten beim DFB hätte, könnte man da hingehen... aber ist es wirklich sinnvoll zu Oliver Bierhoff zu rennen, wenn man ein Problem mit Löw hat.

Und es bleibt halt festzuhalten, dass Löws Menschen- und Mannschaftsführung (also dass, was Rummenigge jetzt von ihm fordert) genau das Problem ist. Wenn Löw gleich gesagt hätte, dass er weiterhin voll auf Neuer setzen wird, dann hätte ter Stegen sich gleich darauf einstellen können oder die Konsequenzen ziehen müssen. Anders ausgedrückt: Genau genommen haben hier alle dasselbe Problem.

Bleibt noch das letzte Highlight, welches einfach nur belegt, wie wenig Hoeneß sich mit Fußball außerhalb seiner ersten Mannschaft beschäftigt: Dass ja niemand auf die Idee kommen würde, zu behaupten, ter Stegen wäre besser als Neuer... Nun ja... einer der beiden steht auf der Liste der 3 besten Torhüter der letzten Sasison... und das ist nicht Neuer. Die Expertenmeinung ist derzeit eher, dass ter Stegen besser ist. Ich erwähne es ja nur.

Das allergrößte daran ist ja... also wenn wir mal kurz ein Gedankenexperiment durchgehen, in dem Neuer vor ein paar Jahren die "Herausforderung Ausland" sucht und die Bayern sich als logische Ersatz ter Stegen verpflichten und ter Stegen würde sich jetzt als Herausforderer positionieren. Dann würde sich die Bayern Vorstände bei denselben Aussagen voll hinter ter Stegen stellen. Aber ihnen fehlt halt die Selbstreflektion und Weitsicht das zu erkennen. Das überrascht mich bei den beiden noch weniger, als bei Fußballprofis...

Dienstag, 17. September 2019

Manuel Neuer bringt sich selbst in Position

Kommen wir mal direkt zur Sache: Manuel Neuers Retourkutsche gegen Marc-Andre ter Stegen war ziemlich schwach und ziemlicher Schwachsinn. Denn genau genommen nutzt Neuer seine Rolle als Führungsspieler und Kapitän ausschließlich dafür aus, um seine eigene Position medial zu stärken, spricht aber trotzdem davon, dass er nicht weiß, "ob das so förderlich" ist. Wenn Neuer sich da als Innenverteidiger zu äußert, kann man das vielleicht stehen lassen. Aber genau genommen ist das, was er selber macht, definitiv auch nicht förderlich.

Ganz absurd wird es ja, wenn er das letzte legendäre Torhüter-Duell anspricht und wir großartig das doch am Ende zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann ausgegangen ist. Was Neuer dabei aber völlig ignoriert: 1.) Er ist im dem Gleichnis gerade der Kahn. Und 2.) hat es da vorher auch haufenweise Reibereien gegeben. Am Ende waren alle ein wenig überrascht, als Kahn sich dann bei der WM auf die Bank gesetzt hat. Und es war herausragend, wie Kahn sich dann präsentiert hat, was man ihm einfach mal hoch anrechnen muss.

Neuer sollte sich also, wenn er schon das Beispiel bringt, eher mal fragen, wie er selber reagiert hätte, wenn Jogi Löw ihn vor der WM auf die Bank gesetzt hätte. Was damals definitiv die richtige Entscheidung gewesen wäre. Und danach ist ter Stegen, der trotz der schwer nachvollziehbaren Degradierung keinen auf Suppenkasper gemacht hat, eine faire Chance versprochen worden. Die hätte er sich definitiv auch verdient, er bekommt sie aber trotzdem nicht. Also lässt er nach den 2 Spielen seinen Frust in den Medien raus. Ein völlig nachvollziehbarer Vorgang. Wichtig ist aber halt auch, dass er nicht schon als vor dem Spiel abzusehen war seine Beschwerde veröffentlicht hat. Er hat sich, so weit man das mitbekommen konnte, vor dem Nordirland Spiel sein eigenes Ego dem Teamerfolg untergeordnet.
Anders ausgedrückt, und die Frage könnte jetzt mal jemand Neuer stellen: Wann soll ter Stegen denn sonst seine Unzufriedenheit zum Ausdruck bringen? Oder ist es "besser", wenn er den Frust bis zur EM in sich hineinfrisst?

Vor allem, wenn es vorher wirklich die Absprache gab, dass im Spiel in Nordirland ter Stegen in einem Pflichtspiel im Tor stehen soll. Denn diese Chance wurde ihm ohne eigenes Verschulden genommen. Sondern nur, weil Neuer und seine Kollegen aus dem Defensivverbund es nicht auf die Reihe bekommen haben halbwegs vernünftig zu Verteidigen. Und wenn man ohne eigenes Zutun oder Fehlverhalten um seine Chance gebracht wird, frustriert das natürlich.

Dass Neuer selber nach all den Verletzungen zurück in der Weltklasse ist und sich gegen Holland selbst nichts zu Schulden kommen ließ, ist natürlich auch richtig. Das führt aber auch nur dazu, dass dieses Land gerade 2 Weltklasse-Torhüter zur Auswahl hat (wenn man so viele brauchbare Verteidiger hätte), denen man beiden schlecht den Anspruch "Ersatztorwart" vermitteln kann.

Eine vernünftige Reaktion eines Kapitäns wäre ein "Ich kann seinen Frust natürlich verstehen, vor allem, weil es ja keineswegs seine Schuld ist, dass wir unsere Aufgaben gegen die Niederlande nicht ordentlich erfüllt haben." gewesen. Ergänzt durch ein "Dass er sich während der Trainingseinheiten und im Spiel trotzdem vorbildlich verhalten hat, wie er es schon bei der WM getan hat, muss man ihn anrechnen." Dann hätte er noch ein "Aber ich bin Weltmeister und habe keine Ambitionen meinen Platz freiwillig zu räumen." hinterher schicken können. um sich selber eindeutig zu positionieren.

Nebenbei, wo wir schon dabei sind, ist das halt auch eine Situation, mit der sich Neuer nie beschäftigen musste. Das liegt nicht mal an Neuers Überragendem Talent, sondern ausschließlich an Rene Adlers Verletzungspech. Also 2008 war noch Lehmann die Nummer 1, während Adler und Robert Enke auf der Bank saßen. 2010 war Neuer dann, auf Grund der Tragödie um Enkes Selbstmord und Adlers beginnenden Verletzungspech, aus dem Stehgreif die Nummer 1. Was ein beinah einmaliger Vorgang sein dürfte, alle anderen Torhüter haben ihre ersten Turniere zunächst auf der Bank verbracht. Meistens sogar mehr als eines.
Und es ist mehr als ein Mal in der Geschichte des deutschen Fußball Geschichte vorgekommen, dass man vor dem Turnier nicht an der Hierachie rütteln wollte, obwohl vielen klar war, dass die eigentliche Nummer 2 mittlerweile der bessere Torwart ist. Nennen wir einfach mal demonstrativ Oliver Kahn und die WM 1998. Kahn war damals bereits 2-maliger Deutscher Meister und Andreas Köpke ist nach dem EM Titel 2 Jahre zuvor und einer ziemlich verkackten Sommerpause, in der er bei 3 Vereinen unterschrieb, am Ende in Frankreich bei Olympique Marseille untergekommen. Wo er immerhin nicht abstieg, was man bei Köpke zwingend dazu sagen muss, da er quasi mit allen anderen Vereinen immer abgestiegen ist.
Dennoch stand Köpke bei dem WM Turnier im Tor... aus dem einfachen Grund, dass er 2 Jahre zuvor, als Kahn noch zu jung und erst seit 2 Jahren Stammtorwart beim Rekordmeister war, beim EM Titel 2 Elfmeter gehalten hat...
Was bei Nationalspielern allgemein nichts ungewöhnliches und bei Torhütern etwas völlig normales ist: Die alte Nummer 1 behält solange ihren Platz, bis sie irgendwann selbst zurücktritt. Vor allem, wenn diese Nummer 1 mal einen Titel gewonnen hat. Aber Neuer fehlt eben genau diese Perspektive. Wenn Neuer 2010, obwohl er sich definitiv auch da für den besten Torhüter gehalten hätte, hinter Adler auf der Bank gesessen hätte, würde er vielleicht Verständnis für ter Stegen aufbringen. Und wenn er danach dann im neuen Zyklus immer noch keine Chance bekommt... ich sag das mal so, da würde sich nicht nur Neuer übelst aufregen, er hätte auch eine Bayern-Armada angeführt von Hoeneß und Rummenigge hinter sich.

Aber da sind wir wieder an dem Punkt, dass ich auf Selbstreflektion und Weitsicht von Bundesligaprofis hoffe... mein Fehler...

Montag, 9. September 2019

Da muss ich mich echt um Nordirland kümmern

Eigentlich hatte ich mit der EM Qualifikation ja bereits abgeschlossen. Also aus Deutscher Sicht war das ja nie ein spannender Wettbewerb... selbst in den finstersten Jahren war eher ein Formalität, dass man sich für das Turnier qualifiziert. Also ohne Play-Offs... Dann kam die Erweiterung des Teilnehmerfeldes und die Qualifikation wurde endgültig absurd. Was dazu führt, dass ich halt nicht mehr einschalte...

Bis heute Abend. Denn wenn Deutschland in Nordirland verliert, könnte es echt eng werden. Und klar, die Tabelle ist gerade echt verzerrt. Wie hat man es eigentlich geschafft, dass die Nordiren erst gegen den Bodensatz der Uefa spielt und dann die ganzen Spitzenspiele bekommt? Während es zum 4. Mal seit der WM das Duell "Deutschland - Holland" gab... wollten die erst die Post Brexit Grenzsituation geklärt haben, bevor Fußballfans in dieses Land geschickt werden? Wenn ja, hat das nicht so ganz funktioniert... Vielleicht wollten sie Deutschland aber auch nur auf die "Nations League Gruppe B" vorbereiten und den anstehenden Abstieg deutlicher machen.

Aber selbst bei der extrem verzerrten Tabelle... Falls Deutschland in Belfast verliert (und das ist ja kein wesentlich größeres "Falls" als damals bei Südkorea...), liegt man 6 Punkte hinter den Noriren... und 3 Punkte hinter den Niederlanden, gegen die man souverän in der 91. Minute den direkten Vergleich abgegeben hat... Das ganze dann bei 3 noch ausstehenden Spielen... anders ausgedrückt: Selbst wenn man danach alles verliert, kann es sein, dass man in genau diesen Play-Offs landet. Und ja, theoretisch war das bei der Quali für 2008 auch der Fall, aber damals gab es auch deutlich weniger Teilnehmer.

Wenn ihr gedacht hat, Jogi Löw hätte mit dem WM Vorrundenaus und dem Abstieg aus der irrelevanten Nations League den absoluten Tiefpunkt erreicht... dass man sich vor einem Auswärtsspiel überhaupt Gedanken machen muss, ob man einen der 24 Plätze bei der EM erreicht...
Ernsthaft, Löw hat die Nationalmannschaft dermaßen souverän und schnell heruntergewirtschaftet, da sind selbst Sigmar Gabriel und Andrea Nahles beeindruckt.

Ich finde es vor allem fantastisch, wie selbstverständlich die Ansprüche runtergeschraubt werden. Auf Kicker.de fallen Sätze wie: "Die Partie in Belfast gegen ein angeschlagenes deutsches Team wirkt da schon wie die machbarste Aufgabe für die Auswahl". Warte was?
Und Oliver Bierhoff erkennt ganz sachlich an, dass man selber noch nicht wieder auf dem Weltklasse Niveau ist, welches der Gegner vom Freitag allerdings darstellt. Also... wieder darstellt, schließlich hat Holland die letzten beiden Turniere verpasst. Trotzdem haben sie Jogi Löws Elf anscheinend überholt. Obwohl die Holländer immer noch ein verdammt kleines Land mit wesentlich geringerer Auswahl sind.

Es kommt aber keine auf die Idee, dass die Holländer uns nur überholen konnten, weil wir einen absoluten Vollpfosten als Trainer haben. Also abgesehen davon, dass das hier immer (und auch nach dem WM Titel) behauptet worden ist... An der Stelle behalte ich wirklich gerne Recht...

Vor allem gibt es ja eher Rückschritte als eine wirklich Entwicklung. Dramatisiert durch die Personalien Mats Hummels und Timo Werner. Also lasst uns nochmal in der WM Narbe pulen: Damals kassierte man 4 Gegentore in 3 Spielen. 1 Konter gegen Mexiko, der gefühlt einzige Ballverlust von Toni Kroos gegen die Schweden, ein Stochertor gegen Südkorea und einen letzten Konter, als man selbst den Torwart nach vorne warf.
Sprich: Die Abwehrarbeit war genau genommen nur bedingt das Problem. Trotzdem wurde dann ein Mats Hummels im nach hinein aussortiert, obwohl sich alle sicher sind, dass das gerade der beste Deutsche Innenverteidiger ist... das gute alte Leischtungschprinzschip.
Das eigentliche Problem bei der WM war... das Marco Reus und Timo Werner anscheinend nicht zusammen spielen können. So konnte man trotz überragender Ballbesitzwerte die gegnerische Abwehr nicht aus hebeln.

15 Monate später hat Löw immer noch keinen Plan, wie er Werner, Reus und Leroy Sané zusammen in ein funktionierendes Offensivsystem steckt. Auch wenn man ihm Sanés Verletzung schlecht vorwerfen kann... dass er es eingangs mit einem verbrauchten Thomas Müller versucht hat, kann man ihm dagegen schon vorwerfen... Gerade der Leistungsabfall bei Werner ist auffällig.
Genau genommen war es nicht Löws Aufgabe sich eine zusätzliche Baustelle mit einer überforderten Innenverteidigung zu erstellen, sondern eine Lösung für das "Talentproblem" im Angriff zu finden. Und ja, die Zusammensetzung der offensiven Möglichkeiten ist suboptimal. Trotzdem wünscht man sich plötzlich die Stabile Verteidigung der Weltmeisterschaft zurück... wie hat Löw DAS geschafft?

In einem starken DFB würde es jetzt genau eine Ansage geben: Entweder du behebst das Problem in der Innenverteidigung, in dem du den einen wirklich guten Mann zurückholst, oder wir finden jemanden, der das macht. Die Ansage kann ja intern bleiben. Einem Matthias Sammer wäre so eine Ansage zuzutrauen. Aber wir haben uns ja derart naiv in die Abhängigkeit von Löw begeben, dass all die Leute, die seine Vorgesetzten sind, gleichzeitig den ganzen Weg gemeinsam gegangen und deswegen seine Freunde sind. Und Fritz Keller wird das einerseits nicht zum Teil seiner Antrittsrede machen und will andererseits bestimmt nicht, dass dann jemand den Namen "Christian Streich" in den Raum wirft.

So darf Löw völlig entspannt und ohne jegliche Widerworte die Ansprüche runterschrauben. Oder wie sein Partner in Crime Oliver Bierhoff das ausdrückt: "Ich glaube nicht, dass wir als Favorit zur EM 2020 fahren oder zum engsten Favoritenkreis gehören." Warte was?
Löw selber "plant" mit seinem Umbruch eine Heim-EM "auf dem Höhepunkt ihrer Karriere"... also beim über-übernächsten Turnier ist man laut Löw vielleicht wieder so weit um den Titel mitzuspielen... aber dann immerhin zu Hause... läuft bei ihm...

Vielleicht sollte man die Jungs mal an die dunkelste Phase der Deutschen Fußballgeschichte erinnern. Also das damals, als man wirkliche Gurken zur Nationalmannschaft geschickt haben. Damals, was rein von den Möglichkeiten der Mannschaft eigentlich kaum vermittelbar war, hieß es vor der EM immer "Deutschland ist eine Turniermannschaft, die werden sich während des Turniers steigern und wie immer mindestens im Halbfinale stehen. Das ist immer einer der Turnierfavoriten." Das haben auch all die Konkurrenten vor der EM so gesagt... wenn auch vielleicht nur aus Höflichkeit gegenüber den deutschen Medien, aber das war so der Standartsatz. Auch wenn der 2008 nur noch haltbar war, weil es dazwischen diese völlig absurde WM gab, bei der man genau das bewiesen hat und das Finale erreichte, obwohl man dort nichts verloren hatte.

Damals musste man nebenbei Leute wie Thomas Brdaric als Angreifer nominieren. Wir hatten da echt nichts. Jetzt hat man immer noch ein unfassbares Potenzial, welches aber einfach entweder ignoriert wird, weil es in Leverkusen spielt, oder nicht so sortiert wird, dass es abgerufen werden kann. Anstatt aber der Mann, der das zu verantworten hat, zu hinterfragen... darf genau der Mann die Ansprüche runterschrauben und wir nicken zustimmend.

Um das nochmal deutlich festzuhalten: Jogi Löw ist der erste Trainer, der bereits deutlich vor der EM sagen darf, dass man ja eh nicht zu den Favoriten gehört. Man fragt sich echt, was der sich eigentlich noch alles erlauben darf, bevor er hinterfragt wird...

Montag, 2. September 2019

Worst of des "Passives Abseits Leser wissen es früher" Wochenendes

Wir sind bei Teil 5. Und wenn ich gerade im Kicker lese, dass Lucien Favres Ausstrahlung an der Seitenlinie nicht die ist, mit der man die Bayern wirklich in Gefahr bringen kann... dann habe ich das doch vorher schon irgendwo gelesen... Nicht, dass ich wirklich darauf gehofft habe, dass meine pessimistische Saisonvorschau so schnell umgesetzt wird... aber es war doch abzusehen. Trotzdem gucken jetzt alle überrascht. Aber ja, die Dortmunder Mannschaft hat die Persönlichkeit ihres Trainers übernommen. Was nur bedeutet, dass sie unfassbar viel Potenzial hat, aber es nicht konstant abrufen kann... aber hey, immerhin hat man Potenzial...

Schalke 04 und ihre Offensivabteilung. Also ernsthaft, die Schalker sollten langsam mal darüber nachdenken, ob sie Ali Cavdar in die erste Mannschaft befördern... der weiß wenigstens, wo das Tor steht... und ist offiziell blind, während man bei den Schalker Angreifern nur davon ausgehen muss, dass sie es sind. (Btw: Das absolute Highlight des Spielberichtes: "Nick Leidecker war bei dem Treffer Marke Traumtor machtlos, da ihm durch seine Verteidiger die Sicht verdeckt war." Kannst du dir nicht ausdenken...)
Aber zu den Schalkern. Die Sportschau Zusammenfassung war geprägt von setzten wie "Der Gegner muss schon noch mithelfen" und "Die Hertha unternimmt wirklich alles, um den nächsten Treffer zu kassieren"... und trotzdem schaffte es Schalke irgendwie erst in der 85. Minute in einem Heimspiel das erste Mal aufs Tor zu schießen... und sein erstes eigenes Saisontor zu erzielen. Gut, da stand es schon 2:0 für Schalke, mit den eigenen Angriffsbemühungen hatte das allerdings wenig zu tun.
Aber hey, wahrscheinlich hatten die Herthaner nur Mitleid mit den Schalker Fans, die seit JANUAR auf einen Heimsieg warteten. Und wahrscheinlich seit 2004 auf ein überzeugendes Heimspiel ihrer Mannschaft. Da muss man dann halt mal nachhelfen...

Niklas Stark, Vollidiot der Woche: Dabei geht es noch nicht mal um das Eigentor... Shit happens. Aber das Stark hinterher bei der Sportschau anmerkt, dass der VAR ja eingreifen muss, wenn es einen falschen Einwurf gibt. Ernsthaft? Also sachlich gesehen rotiert der Ball nach dem Einwurf von Rechts nach Links und wieder zurück. Und dann wird er Richtung Grundlinie gespielt und in den Rückraum gelegt. Anders ausgedrückt: Seit der Fehlentscheidung des Schiedsrichters hatten die Berliner 5 Gelegenheiten den Angriff zu verhindern, entschieden sich aber dagegen.
Ernsthaft, wenn wir anfangen bei falschen Einwürfen nach dem Videoassistenten zu schreien... Aber das ist halt einfacher als die Fehler bei sich zu suchen. Oh und Niklas Stark ist nebenbei aktueller Nationalspieler, Mats Hummels dagegen nicht... ähm... Leischtungschptizschip for the Win?

Apropos Schiedsrichter und Video Assistenten. Und damit natürlich auch wieder: Handspiele. Auch wenn es dieses Mal nur in der Dritten Liga war, gab es doch wieder eine dieser absurden Anwendungen der neuen Handspielregel; Beim Spiel Hansa Rostock - Preussen Münster erzielte Maurice Litka in der 49. Minute das 0:1... das Tor zählte aber nicht, weil bei der Ballmitnahme die Hand im Spiel war... was der Schiedsrichter anscheinend sofort gesehen hat, denn es gibt ja in Liga 3 keinen Videobeweis.
Hier stellt sich mir jetzt die Frage: Warum lasse ich die Aktion überhaupt weiterlaufen, wenn jeglicher Vorteil, den der Angreifer aus der Aktion zieht, doch eh hinfällig ist? Oder wollt ihr mir am Ende erzählen, dass diese Handspiele wirklich nur bei der Erzielung eines Tors geahndet werden... aber wenn mir der Ball an die Hand springt, ich danach und deswegen gefoult werde und es Elfmeter gibt, ist das Handspiel nicht so schlimm? Wer denkt sich so einen Scheiß aus?

Thomas Müller ist zurück! Der brauch dringend wieder einen Stammplatz!! Schließlich... hat er mal wieder eindrucksvoll nachgewiesen, dass er gegen Gegner, die sich bereits aufgegeben haben, wunderbar glänzen kann. Jetzt hat er wieder 2 Scorerpunkte mehr! Bester Mann.

Bayer Leverkusens Platzwart: Manchmal sind einige wenige wirklich gewillt alles auszunutzen, was so geht... also dass in der Trinkpause gegen Hoffenheim erst Mal ausschließlich die Seite des Platzes gesprengt worden ist, auf der Leverkusen kombinieren wollte. Warte, das klingt irgendwie komisch... Ist aber so... das Ding, dass die verwenden, nennt sich "Rasensprenger"... gibt's das in anderen Sprachen auch? Jedenfalls wurde nur die Seite, die die Leverkusener brauchten, bewässert, damit der Ball da schön schnell läuft. Bis der aufmerksame Schiedsrichter Felix Zwayer dies unterband. Nun hätte Leverkusen an der Stelle darauf verweisen können, dass Hoffenheim mit ihren 25% Ballbesitz eh kein Interesse daran hatte in die Leverkusener Hälfte zu kommen... es also eine reine Wasserverschwendung gewesen ist, die Seite des Platzes zu sprengen... Aber das man so was überhaupt versucht... Großartig...

Fritz Keller, der naivste Präsidentschaftskandidat aller Zeiten. Also ernsthaft: Der hat direkt sein Wohnmobil verkauft, weil er dafür halt gerade keine Zeit hat. Dabei ist doch so ein Wohnmobil der perfekte Ort für illegale Schmiergeldzahlungen... wie jetzt, wir glauben echt, dass der neue Präsident ohne solche Skandale auskommen wird, nur weil er aus Freiburg kommt?