Freitag, 28. Februar 2020

Ist es nicht eigentlich entwaffnent

was da gerade wieder passiert?

Also... eine einfache Orkan-Warnung reicht aus, um den gesamten Spielplan über den Haufen zu werfen. Wenn Werder Bremen Pech hat, kann ihr Spiel gegen die Eintracht erst vor dem letzten Spieltag nachgeholt werden. Weil einerseits die Eintracht schlecht nach nicht mal 48 Stunden Regenerationszeit wieder auflaufen kann... das wäre ja Wettberwebsverzerrung.

Andererseits wird jetzt die Tabelle, wenn die Eintracht wieder extrem weit in der Europa League kommt, sehr lange verzerrt bleiben. Das ist für alle beteiligten im Abstiegskampf auch irgendwie unfair.

Es gibt praktisch nur bescheidene Lösungen. Denn nächste Woche spielen ja beide unterhaltsamer Weise gegeneinander im DFB Pokal. Aber so ist das halt, wenn man sich den Rahmenterminkalender derart vollstopft, dass es kaum noch Ausweichtermine gibt. Weil ja auch einer der beiden Zwangsweise im DFB Pokal Halbfinale stehen wird, fällt auch der Termin weg.

Und hier zieht das ja noch relativ übersichtliche Kreise. Aber fragt euch mal, warum die in Italien gerade Geisterspiele abhalten müssen. Da sind ausnahmsweise mal nicht die extremistischen Fangruppen dran Schuld, sondern der Corona Virus Hype. Und die "Wir werden alle sterben... oder uns zumindest infizieren!" Gefahr.

Das Problem ist halt: So einen Ligaspieltag wegen einer Epidemie ausfallen zu lassen ist halt auch keine Option. Also in einer kleinen Liga wie der Schweiz geht das gerade so. Auch weil die Schweizer halt nur mit einem Europacup Teilnehmer rechnen müssen. (Lustiger Weise endet die Schweizer Saison eine Woche nach der Bundesliga...)

Man will sich gar nicht vorstellen, was los sein wird, wenn ein Bundesligaspieltag vom Gesundheitsministerium abgesagt werden muss... und so weit weg ist die Schweiz jetzt nicht...

Die spannende Frage ist aber: Warum ist dies eigentlich so? Denn wenn man über den Rahmenterminkalender flucht, flucht man ja gerne als erstes auf die Länderspiele. Und ja, die sind Teil des Problems. Also in der nächsten Saison könnte man halt einfach das Saisonfinale nach hinten verlegen. Jetzt hat man die harte Deadline "Europameisterschaft". Auf die soll man sich ja wenigstens halbwegs vernünftig vorbereiten können.

Aber Europameisterschaften gibt es seit 1960, trotzdem konnte man früher ganze Spieltage absagen. Man hat dann als Reaktion richtige Winterpausen eingeführt. Also die ging teilweise bis in den Februar hinein, weil es halt noch keine Rasenheizungen und richtige Winter gab...
Und klar, die Europameisterschaften bestehen mittlerweile auch nicht mehr aus 3 Spielen, wie ganz früher. Aber seit 1996 (als das Teilnehmerfeld auf 16 erweitert worden ist) kam ein einziges Achtelfinale als zusätzlicher Spieltermin dazu.

Das Grundlegende Problem beim europäischen Vereinsfußball. Wir gönnen es uns seit Jahren die Champions League Achtelfinale auf 4 Wochen zu strecken. Das muss aber so sein, denn das Teilnehmerfeld der Europa League ist dermaßen aufgebläht, dass die in der Zeit 2 K.O. Runden spielen müssen. Was sie allerdings auch nur müssen, weil gefühlt die Hälfte aller Europa League Teilnehmer Absteiger aus der Champions League sind. Denn Leute einfach nach der ersten Runde ausscheiden zu lassen ist ja keine Option mehr... wir brauchen da mehrere Fangnetze.

Das sind nebenbei alles keine Neuigkeiten, es wurde hier schon 2012 ausgerechnet, dass 32 Mannschaften aus der Champions League absteigen. Dass diese Praxis 6 zusätzliche Termine im Kalender belegen. Und dass diese 6 Planungstermine die Rückrunde dermaßen eng gestalten, dass echt nichts passieren darf.

Interessanter Weise hatten wir jetzt mit Jürgen Klopp da das erste Mal einen Vereinstrainer, der an der Stelle nicht auf die Nationalmannschaften, sondern auf die Praxis bei den Vereinsmannschaften geflucht hat. Weil das in England halt immer noch eine Nummer härter ist als bei uns. Er ist aber der erste, der sich getraut hat da auch die Vereine in die Pflicht zu nehmen.

Der einzige Hoffnungsträger ist da aber der neue Europacup Wettbewerb. Also als Möglichkeit das Teilnehmerfeld der Europa League etwas zu reduzieren. Hey, man könnte ja sogar die 3. der Champions League Gruppenphase genau da hin verschieben... ok, das wird nicht passieren, aber theoretisch...
Also wenn der neue Wettbewerb dafür sorgt, dass die Zwischenrunde der Europa League weg fällt und das Achtelfinale an 2 Terminen ausgetragen werden kann, ist das definitiv eine sinnvolle Veranstaltung. Denn dann würde man den Rahmenterminkalender mal wirklich entschlacken, was dringend nötig ist.

Derzeit ist er halt so auf Kante genäht, dass jede spontane Absage einer mittleren Katastrophe gleich kommen kann. Und wie schon gesagt: Was wirklich abgeht, wenn ein gesamter Spieltag abgesagt werden muss, will sich keiner vorstellen...

Ich finde es halt immer faszinierend, wenn irgendetwas anderes als die Gier der Verein nach mehr Umsätzen als Grund für den Rahmenterminkalender angegeben werden. Und wenn diese Vereine dann behaupten, dass andere sich zurück nehmen müssten....

Dienstag, 25. Februar 2020

Arsene Wenger - Vollidiot der Woche.

Ok, eigentlich sind das natürlich die paar Deppen aus dem Gladbacher Fanblock. Wie man in Zeiten, in denen derartige Aufrufe zum Mord immer häufiger einfach mal umgesetzt werden (von noch größeren Idioten, aber die findet man immer) Plakate mit Fadenkreuzen über Dietmar Hopps Konterfei hochzuhalten... und sich dann irgendwie auf die Strafe der Dortmunder Fans, mit denen man sich solidarisieren wollte, zu schieben... In welchen Kellern leben solche Menschen, dass sie von Hanau nichts mitbekommen haben? Oder schafft man es einfach nicht zu reflektieren, was so außerhalb eines Stadions passiert.

Wo wir das aus dem Weg gebracht haben... Arsene Wenger. Der war mal ein Vordenker des Fußballs und Liebhaber des Schönen Spiels. Nach seiner letzten Aussage hoffe ich irgendwie, dass er Trainer bei den Bayern wird, anscheinend hat er jegliche Kompetenz verloren. Klingt übertrieben? Lasst es uns mal ansehen:

Wenger will als "Head of Global Developement" die Abseitsregel reformieren. Also komplett. Zitat: "Man ist nicht im Abseits, wenn ein Körperteil, mit dem man ein Tor erzielen kann, noch hinter dem letzten Verteidiger oder auf gleicher Höhe ist." 

Dieser Vorschlag ist so absurd, dass die Probleme, die die Sportschau anspricht, noch nicht mal relevant sind. Also dass es in einer Spielertraube quasi unmöglich macht zu entscheiden, ob ein Körperteil jetzt noch "onside" war oder nicht. Und das die Milimeter-Entscheidungen weiterhin bestehen bleiben würden. Viel schlimmer ist, dass dadurch alle Trainer zu José Mourinhos verkommen würden. Also verkommen müssten.

Klingt übertrieben? Nun ja... denkt mal drüber nach. Spieler wie Timo Werner, Kylian Mbappé, Neymar, Lionel Messi, Ousmane Dembélé, Gareth Bale, Mo Salah, Sadio Mané, Kingsley Coman und Serge Gnabry sind jetzt schon kaum zu verteidigen. Also selbst wenn man auf gleicher Höhe starten darf, ist es mehr oder weniger Wahnsinn gegen solche Leute auf Abseits zu spielen. Zumindest für die normalsterblichen Fußballvereine. Deswegen steht man gegen solche Vereine ja gerne sehr tief.
Aber selbst ein Eric Thommy ist offensichtlich kaum zu halten, wenn er einen Vorsprung kriegt... und der spielt nur bei Fortuna Düsseldorf...

Jetzt stelle man sich vor, derartige Spieler kriegen einen viertel bis halben Meter Vorsprung. Die revolutionäre Taktik wäre: Bei Ballverlust langer Hafer nach vorne und der Stürmer sprintet los. So was gibt es ja in Umschaltsituationen heute schon. Nur ist auf Grund der Geschwindigkeit das Ganze nur zu verhindern... nun ja... in dem man einen oder 2 Verteidiger am 16er abstellt? Also den ganz klassischen Libero zurück bringt? Sich kollektiv 15 bis 20 Meter tiefer aufstellt? Also auch bei eigenem Ballbesitz, weil man sonst keine Chance hat diese Momente zu verteidigen?
Der Optimistischste Fall ist, dass jeder Torhüter zu Manuel Neuer, aber selbst der kann ja offensichtlich nicht alle Bälle perfekt ablaufen...

Oh und Flanken aus dem Halbfeld auch nur noch verteidigen kann, in dem man sich im 5 Meter Raum einbuddelt. Also ich verweise auf diese "ONSIDE" Twitter Grafik... Wie will man da als Verteidiger sonst eine Chance haben.

Das Ergebnis? Die Standard-Taktik wird ein 7-0-3 System. Also das, was Barca am Ende mit Neymar, Luis Suarez und Messi gespielt hat, nur noch überspitzter. Man vergräbt sich am eigenen Strafraum, weil man keine schnellen, nicht zu verteidigenden Gegenangriffe zulassen kann. Man prügelt den Ball dann lang auf seiner 3 Stürmer und rückt langsam nach, traut sich aber selbst bei eigenem Ballbesitz kaum aus dem Strafraum. Also ja, wie Mourinho damals gegen Barca, nur noch weniger spannend...
Weil ja auch Barca es sich nicht mehr leisten kann, geschlossen bis zur Mittellinie aufzurücken, da an dieser Mittellinie der eine schnelle Chelsea Angreifer auf den langen Ball wartet. Immer sprintbereit und mit einem Bein in der Gegnerischen Hälfte. Also es gibt im Extremfall keinen Grund, nicht wie ein 100 Meter Sprinter auf den Startschuss Ballgewinn zu warten...

Die Räume würden extrem groß werden. Konsequenten Angriffsfußball spielen zu lassen, wäre reiner Wahnsinn und Usain Bolts Traum einer Fußballerkarriere erfüllt sich doch noch. Hätte nie gedacht, dass Wenger heimlich davon träumt Usain Bolt aufzustellen und sehr britisch spielen zu lassen.

Fußball ist ja sowieso die Sportart, in der extrem viel Raum von extrem wenigen Menschen bearbeitet wird. Also verglichen mit Handball oder Basketball, als erstes Beispiel. Also wir haben 324 qm² pro Teilnehmer... Das erscheint mir zu viel, ich meine, kriege mal so viel Wohnraum in einer Deutschen Großstadt... Aber wenn ich 7.140 qm² (das kommt bei den Wikipedia Standard-Maßen von 105m*68m raus) durch 22 rechne, kommt das bei mir raus... Beim Handball (20*40 sind 800, durch 14 sind nur 57 qm²) kommt man auf bezahlbare Mietpreise...

Jedenfalls wird Fußball ja nur deswegen "spielbar", weil man die Fläche effektiv verkleinern kann. Durch Abseitsstellungen. Das ist zwar, je kurzsichtiger die Linienrichter sind, riskant... falls man überhaupt in einer Liga spielt, in der es genügend davon gibt. Aber je höherklassig man kommt, um so zuverlässiger funktioniert das. Und nur dadurch sorgt man dann dafür, dass man doch wieder Lösungen in Hohem Tempo auf kleinen Raum suchen muss, was ja genau der Moment ist, in dem Fußball spannend wird. Weil beide Mannschaften dafür sorgen können, dass der bespielbare Raum plötzlich doch eher nach einer Wohnung in Berlin als nach einem Landhaus in Brandenburg aussieht.

Wie ein ehemals renommierter Trainer auf die Idee kommen kann diese essenzielle Regel elementar auszuhebeln, bleibt mir ein Rätsel. Wenn ich so was in den Kicker Leserbriefen finde (und ja, ich habe das auch da letztens gefunden), schmunzele ich kurz. Aber wenn sich die Idee in den Köpfen von Leuten, die sich Gedanken um das Spiel machen sollten, breit macht...

Freitag, 21. Februar 2020

Im aktuellen Kicker gibt es eine schöne Statistik

Und die sagt praktisch mehr als 1000 Worte. Deswegen wird dieser Beitrag vielleicht auch nicht ganz so lang...

Der Kicker ist nebenbei auch das Magazin, welches uns mitteilt, dass die Bayern nach einen Innenverteidiger "vom Typus Virgil van Dijk" suchen. Deswegen sind das die Profis und ich mache das nur in meiner Freizeit. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass die Bayern nach dem aktuellen Idealbild eines Innenverteidigers Ausschau halten. Ich ging davon aus, dass die neue und kreative Wege gehen und demnächst mit 3 1,65m kleinen Wichten verteidigen. Aber da haben wir wieder was gelernt.

Viel spannender ist allerdings... der Artikel zum FC Augsburg. Dort wird statistisch festgehalten, dass Augsburg sich in jeder relevanten Kategorie verschlechtert hat. Die Zahl der Gegentore stieg, während die eigenen Treffer minimal zurück gehen. Der Ballbesitz und die Passquote sind nach wie vor katastrophal. Was dann zu "fußballerisch dürftigen Kampfspielen" führt. Weiterentwicklungen gibt es woanders zu sehen.

Oh und logischer Weise holte man auch einen Punkt weniger als zum Hinrundenauftakt. Alles Anzeichen einer Krise. Aber hier ist das faszinierende: Es ist total egal.

Denn obwohl man selber weniger Punkte geholt hat als zum gleichen Zeitpunkt in der Hinrunde, hat sich der Vorsprung auf die Abstiegsplätze vergrößert. Von 8 auf endgültig beruhigende 10 Punkte. Weil man in der Rückrundentabelle zwar 16. ist... aber halt immer noch vor Werder Bremen und Fortuna Düsseldorf steht. Und punktgleich mit Paderborn ist.

Also ja, selbst Mannschaften, die sich verschlechtern, verbessern sich immer noch relativ zu den Stand jetzt nur noch 3 Kellerkindern.

Dass man seit Jahren nicht mehr "gut" sein muss um nicht abzusteigen, ist hier ja keine Neuigkeit. Dass man sich mittlerweile praktisch verschlechtern kann und trotzdem seinen Abstand zur 2. Liga vergrößert, schon. Aber hey, vielleicht ist das ja genau die Hoffnung, auf die Werder Bremen baut: dass die Konkurrenz noch viel mehr als man es selber kann nachlässt. Guter Plan...

Donnerstag, 20. Februar 2020

Passives Abseits vs Tradition, Teil 5: Ein Traditionsverein in der Identitätskrise?

So was soll ja vorkommen. Man entwickelt sich als Verein weiter und plötzlich fällt all das, was den Verein eigentlich ausmacht, weg. Und wenn wir uns mal die Tabelle angucken, passiert genau das jetzt gerade bei... Union Berlin.

Also ja, der 1.FC Union Berlin ist ein Traditionsverein. Sogar ein ganz klassischer, denn der Verein ist nicht, wie man denken könnte, durch die Neustrukturierung der Sportlandschaft in der DDR entstanden. Man spielt seit 1920 An der alten Försterei. Was mich irgendwie irritiert, wie kann denn die Försterei damals schon alt gewesen sein? Und wenn die damals schon alt war, was ist die denn jetzt?

Aber genau genommen macht gar nicht der Fakt, dass man von den Umstrukturierungsmaßnahmen weitgehend verschont blieb, Union besonders. Sondern das Jahr 1923. Denn damals holte man sich das letzte Mal die Berliner Stadtmeisterschaft und zog ins Finale um die Deutsche Meisterschaft ein. Also praktisch hießen die noch Union Oberschönenweide, aber das sind ja nun wirklich Details.

Das spannende ist: Die nächsten 100 Jahre waren Hertha BSC Berlin, Tennis Borussia Berlin, SC Tasmania Berlin (ja, selbst die) und Blau-Weiß 90 Berlin die Nummer eins in der Stakt. Oh und eine gewisse BSG Dynamo in Ostdeutschland.

Union hat quasi seine gesamte Geschichte als "Nummer 2 in der Stadt" verbracht. Oder man stand gerade noch schlechter da und war nicht mal das. Um das mal zu verdeutlichen: Auf der Wikipedia Seite werden "(Ost-)Berliner Meisterschaften" als Erfolg angegeben. Es gab 4 davon. Die wurden von Union II errungen. Das ist nen bisschen als würde Bayern München den 1. Platz in der Regionalliga Bayern und den damit verbundenen Aufstieg in die dritte Liga als historischen Erfolg feiern.

Aber mit diesem Status als "Nummer 2 in der Stadt" kam natürlich auch immer das Narrativ des Anti-Establishment-Clubs, in dem sich Union immer auch sehr wohl gefühlt hat. Diejenigen, die nichts mit der Bevorzugung durch die Stasi bei Dynamo zu tun haben wollten, gingen zu Union. Sie gingen bewusst zu Union. Und nach der Wende gingen dann die Leute, die sich von der Kommerzialisierung und dem Größenwahn der Hertha zur Jahrtausendwende abwenden wollten zu Union.
Das war ein Status, mit dem man sich als Verein sehr gut arrangieren konnte. Also die Vereinshymne kommt nur echt mit der "Wer lässt sich nicht vom Westen kaufen" Zeile.
Man konnte auf Grund der Hingabe und Treue der Fans einige eigentlich wahnsinnige Aktionen starten. Man hat still und heimlich fast so viele Mitglieder wie der große Klassenfeind. Aber man besetzt halt immer noch die Gegenposition. Zumindest im Narrativ.

Hier ist das faszinierende: Es gibt eigentlich nur einen Verein, der dies auch noch von sich behaupten kann. Und der halt auch als "Kultkiezklub" funktioniert. Offensichtlich ist es der 1.FC St.Pauli, der auch immer hinter dem Hamburger SV stand. Aber in allen anderen Städten und Metroplexen...

Als praktisches Beispiel sei hier mal 1860 München genannt. Die sind auch Kult, waren aber noch in den 60er Jahren vor den großen Bayern. Also auch wenn es knapp war: Es gibt ja Gründe dafür, warum 1860 Gründungsmitglied der Bundesliga ist und die Bayern es nicht sind. Und sie standen auch lange vor den Bayern in einem internationalen Finale.

Im Ruhrgebiet gab es halt regelmäßig wechselnde Verhältnisse. Heutzutage repräsentiert durch Dortmund und Schalke, aber früher halt auch mit Rot Weiß Essen. Aber eine Klare Nummer 1 und 2 gibt es nur in den Köpfen der einzelnen Vereine.

In Köln gibt es die Viktoria, die aber halt im Gegensatz zu Union und St.Pauli weit davon entfernt ist ein überregionales Phänomen zu sein. Man spielt halt vor 2.500 Zuschauern.
(Edit: Ich bin gerade darauf hingewiesen worden, dass wohl eher Fortuna Köln die emotionale Nummer 2  in Köln ist. Stimmt. Aber dass ich die beiden Vereine verwechselt habe, sagt wahrscheinlich alles über die Überregionale Reichweite dieser Verein aus.)
Selbiges lässt sich über den FSV Frankfurt sagen, die 8 Jahre lang in der 2. Liga spielten, aber auch immer Probleme hatten den Anschluss in der Stadt zu finden. Jetzt spielt man irgendwo in der Regionalliga.

Einzig St.Pauli und Union sind so richtige Erfolgsgeschichten als designierte Nummer 2 in der Stadt. Also gerade wenn man sich anguckt, wie sehr 1860 eingebrochen ist, seit dem die Bayern sie überholt haben. Die Stadt München wäre eigentlich groß genug für 2 Profiklubs. Zwischenzeitlich gab es mit Unterhachingen ja sogar 3 Bundesligisten in der Stadt. Und Unterhachingen sicherte zum Saisonfinale mit überraschenden Siegen die Meisterschaft für den "Lokalrivalen". Der Markt wäre da. Trotzdem hat man es in München bis heute nicht geschafft einen akzeptierten und erfolgreichen Verein im Schatten der Bayern zu etablieren, der konstant erfolgreich ist.

Bei Union ist genau dies gelungen. Und zwar durch konstanten und gesunden Wachstum. Denn im Windschatten des alternativen Kultklub Narratives hat sich ein seriös geführter und ständig wachsender Verein entwickelt. Es war ja am Ende auch genau genommen nicht mehr die Frage "Ob" sondern nur noch "Wann" Union aufsteigt. Man spielte seit 10 Jahren in der 2. Liga und das mit deutlich steigenden Leistungen. Also von einem einzelnen relativen Rückschritt unterbrochen war die Tabellenplatzentwicklung bei Union: 9., 7., 6., 4. von 2014-2017 und dann der Aufstieg als Dritter 2019. Wenn man jetzt in der Relegation gescheitert wäre, hätten sie deswegen trotzdem nicht den Weg vom Karlsruher SC eingeschlagen und wäre plötzlich verkatert in der dritten Liga wach geworden. Man wäre dann halt 2021 oder 22 aufgestiegen.

Jetzt ist man aber plötzlich an einem Wendepunkt. Denn in der aktuellen Tabelle steht Union vor der Hertha. Zum ersten Mal seit 1923. Behaupte ich jetzt mal. Und bei dem Chaos der Hertha ist es ja nicht ausgeschlossen, dass das bis zum Saisonende so bleibt. Dann wäre man plötzlich zumindest kurzfristig wieder die Nummer 1 in der Stadt... Zum ersten Mal seit fast 100 Jahren.

Nebenbei ist das ja das eigentlich interessante an der Berliner Gesamtkonstellation: Es gibt da halt gerade 2 Vereine, die auf dem Weg zum "Big City Club" sind. Aber nur einer gibt das unter Lars Windhorst offen und aggressiv als Ziel aus. Der andere entwickelt sich einfach still und stetig weiter und werden groß ohne groß darüber zu reden.
Und ja, meine Prognose zur Union war schon vor dem Saisonbeginn: Die werden vielleicht auch unterwegs mal absteigen, aber in spätestens 10 Jahren ein fest etabliertes Mitglied der Bundesliga sein.
Derweil steht es nirgendwo geschrieben, dass die Turbovariante, für die sich die Hertha gerade entschieden hat, zwingend funktionieren muss. Also es kann genau so enden, wie beim HSV mit Klaus-Michael Kühne.
Und selbst wenn das in Berlin wirklich funktioniert... bedeutet es nicht, dass Union in einer für sie gut laufenden Saison nicht plötzlich doch wieder vor der Hertha steht. Oder es wird einfach Jahre geben, in denen man beide Stadtderbys gewinnt und hinterher einfach behaupten wird, dass man ja offensichtlich die Nummer eins in der Stadt ist. Das wird einfach hin und wieder vorkommen. Und das wird für Union dann komisch.

Man sieht ja auch schon die ersten Anzeichen. Also so übertrieben das klingt, aber der familiäre Kiezverein hätte nie groß darüber nachgedacht, ob man mit Sebastian Polter verlängern sollte. Auch wenn das ein Marius Ebbers Angreifer ist, muss man den doch auf Grund seiner hohen Verdienst für den Verein behalten. Praktisch ist Polter schon zu Saisonbeginn zum Ergänzungsspieler degradiert worden und hat jetzt ein Vertragsangebot bekommen. welches er als Beleidigung auffasst. Wir haben praktisch also schon die erste "Vereinslegende" und den ersten "Aufstiegshelden", der mit dem Wachstum des Klubs nicht Schritt halten kann und deswegen aussortiert werden muss. Und der dann auch anscheinend recht humorlos aussortiert wird. Weil man als etablierter Bundesligist, der man werden will, halt solche kalten Entscheidungen treffen muss... Und genau da liegt die anstehende Identitätskrise der Unioner.

Donnerstag, 13. Februar 2020

Klinsi hat sich also entschieden.

Er will als Blender in die Geschichte eingehen. Nicht nur als Blender, sondern als einer der Größten der Deutschen Fußballgeschichte.

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr "Devils Advocat" spielt und jemanden verteidigt und der euch dann 2 Wochen später komplett widerlegt. Und das auch noch komplett unmotiviert. Und ihr fragt euch dann: Warum hab ich das gemacht? Nun ja, weil es immer noch ein interessanter Gedanke war.

Was mich zu der spannenden Frage bringt: Was soll ich noch schreiben, was andere nicht schon gesagt haben? Ok, lasst uns mal vorführen, wie weit Jürgen Klinsmann von unserer Realität ist. Dafür nutzt man am besten Zitate und setzt diese in Kontext.

Fangen wir mal mit dem wichtigsten an: "Gerade im Abstiegskampf sind Einheit, Zusammenhalt und Konzentration auf das Wesentliche die wichtigsten Elemente."
Hier ist das faszinierende: Klinis Aktion ist das exakte Gegenteil von Einheit, Zusammenhalt und der Konzentration aufs Wesentliche. Klinsi hat mit seiner rein egoistischen Aktion gerade eine Situation erschaffen, die so viel Unruhe in den Verein bringt, dass ein Abstieg auf ein Mal wieder möglich erscheint... nachdem ich das vorher ausgeschlossen habe. Es ist zwar, auf Grund der durchaus vorhandenen Qualität auf dem Rasen, unwahrscheinlich. Aber Alexander Nouri ist halt kein Jogi Löw, auch wenn Klinsi den in seinen Facebook Stream als "gestandenen Bundesligatrainer" bezeichnet. Also der hat nicht mal eine Erfolgstation wie Löw damals in Stuttgart in seinem Lebenslauf stehen und ist als Ergebnis dieses Egotrips jetzt doch plötzlich Cheftrainer in der Bundesliga...

Das ist ja das wirklich faszinierende an der Situation: Die Hertha hat für Klinsmann echt alles getan und den alles machen lassen, was der will. Trotzdem redet er jetzt von mangelnden Vertrauen.
Also um das mal festzuhalten: Klinsmann halt Zsolt Petry abgesägt. Den langjährigen Torwarttrainer, der aus Rune Jarstein durch seine tägliche Trainingsarbeit einen brauchbaren Bundesligatorwart gemacht. Und Jarstein war damals schon um die 30. Es ist nicht so, dass er ein Talent, dessen Entwicklung nicht zu verhindern war, vorangebracht hat. Er hat einen gestandenen Mann weiterentwickelt. Also Petry war ja der Mann, der Jarstein damals, als er hinter Thomas Kraft auf der Bank saß, vom bleiben überzeugt hat. Da sind schon besondere Freundschaftsbänder entstanden...
Kaum war Petry weg, ging es mit Jarstein bergab.

Spannend ist die vor allem, weil Jarstein damals eine gewissen Jonathan Klinsmann deutlich kritisiert hat. Das ist halt Jürgens Sohn. Wer aus dem keinen Bundesligatorwart macht, muss unfähig sein und weg.
Also wurde als Übergangslösung sein alter Spezi Andreas Köpke geholt. Was Pascal Köpke dann auf ein Mal von der Tribüne Richtung Startelf katapultierte. Und ja, auch Pascal heißt so, weil er der Sohn seines berühmten Vaters ist. Ob der allerdings jemals Bundesliganiveau erreichen wird, steht immer noch in den Sternen.

Für einen Pascal Köpke musste ein gewissen Salomon Kalou aussortiert werden. Und ein Vedad Ibisevic in der Sturm-Hierarchie zurückfallen. Zugegeben: Beide sind inzwischen verdammt alt. Der Umbruch musste irgendwann kommen. Aber muss man solche verdienten Spieler wirklich so eiskalt und schnell absägen? Vor allem, wenn die Beförderungen verdammt nach Vetternwirtschaft riechen?

Ich habe ja vor Jahren den Witz gebracht, dass Pal Dardai den Cheftrainerposten in Berlin hauptsächlich übernommen hat, weil er seinen eigenen Sohn trainieren wollte. Und wenn er die Hertha dafür in die Dritte Liga führen muss, dann ist das halt so... Bei dem Gespann Klinsi-Köpke erscheint dieses absurde Worst Case Szenario auf ein Mal erstaunlich real... Und wenn meine Worst Case Szenarien "real" werden, muss einiges verdammt schief gelaufen sein.

Und hey, es kann ja immer noch sein, dass Klinsi recht behält und dass der aufstrebende Köpke im Jahr 2020 ein besserer Stürmer ist als ein alternder Kalou. Das steht ja genau genommen war nicht zur Debatte. Es geht nur darum zu verdeutlichen, dass Klinsi wirklich die Rückendeckung des gesamten Vereines hatte. Die haben den echt alles machen lassen.
Wenn man dann noch bedenkt, dass Klinsmann die neue Stelle "Performance Manager" für Arne Friedrich erschaffen durfte. Dabei weiß niemand so ganz genau, was diese Stelle bringen kann...Da ist es völlig absurd, dass jetzt von mangelnden Vertrauen geredet wird. Das ist entweder unfassbar dreist oder unfassbar ignorant. Denn die Hertha hat Klinsi halt praktisch jeden Wunsch erfüllt. Und beim ersten, der nicht direkt erfüllt worden ist, sagt er sofort "Ohne mich!"

Auch auf dem Transfermarkt wurden ja alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt. Klinsmann hat in seinen 11 Wochen mehr Millionen in Ablösesummen gesteckt, als alle anderen Hertha Trainer vor ihm in ihrer gesamten Amtszeit. Wenn Klinsi von einem Granit Xhaka geträumt hat, wurde auf ein Mal das Projekt Xhaka verpflichten in Angriff genommen. Obwohl der eigentlich in einer ganz anderen Liga spielt.

Das ist vor allem interessant, weil Klinsi ja Vergleiche zum englischen Modell zieht, in dem die Trainer so viel mehr Macht haben und machen können, was sie wollen. Ich sag das mal so: Frank Lampard wollte in diesem Winter unbedingt Verstärkungen verpflichten. Der Verein hat sich sogar durch mehrere Instanzen geklagt, damit er das überhaupt versuchen darf. Aber dann hat Roman Abramowitsch einfach mal "niet" gesagt und dann gab es im Winter keine Verstärkungen. So was kann im englischen Fußball halt von der Laune eines einzelnen Mannes abhängig gemacht werden. Klinsi durfte dagegen 50 Millionen Euro ausgeben. 

Aber eigentlich stört mich an seiner "Ich war das nicht mehr gewohnt, ich kenne vor allem das englische Modell, wo ein Trainer eigentlich nur einen Vorgesetzten hat." Aussage viel mehr: Wann hat er sich bitte schön daran gewöhnt? Beim hospitieren in englischen Vereinen? Bei der Arbeit im amerikanischen Verband, die man schlecht mit der täglichen Arbeit bei einem Verein vergleichen kann?

Wenn er vor seiner Rückkehr in die Bundesliga jahrelang erfolgreich bei englischen Vereinen gearbeitet hätte. So wie ein David Wagner, der sich nebenbei nicht über die "deutschen Strukturen" aufregt, getan hat. Aber anscheinend hat er sich beim studieren der Zeitungen an dieses Modell gewöhnt.
Und nebenbei macht ein Jürgen Klopp beim FC Liverpool auch nicht alles alleine. Das wäre ja auch Wahnsinn so eine Millionenunternehmen alleine zu führen. Da gibt es Michael Edwards als Genie im Hintergrund. Also selbst ein Jürgen Klopp, der sich bester Trainer der Welt nennen darf, ohne dass es große Einsprüche gibt, arbeitet nicht so, wie Klinsi glaubt, dass englische Manager arbeiten. 
Und im Gegensatz zu Klinsi hätte Klopp einen Arbeitsnachweis, der die absoluten Machtbefugnisse, die er in Berlin haben wollte wollte, auch rechtfertigen würden. Aber Klopp ist halt auch deswegen so gut, weil er sein eigenes Ego nicht über solche Arbeitsverhältnisse stellt.
Selbst ein Pep Guardiola arbeitet bei Manchester City mit oder unter Txiki Begiristain. Und klar, die beide haben ein extrem enges und vertrauensvolles Verhältnis, weil sie schon bei Barca sehr erfolgreich zusammen gearbeitet haben. Aber solche Verbindungen baut man sich halt nicht auf, wenn man freiwillig ins Exil nach Amerika geht... sondern nur, wenn man in Europa an seiner Karriere arbeitet.
Die besten Trainer sind also gar nicht die Alleinherrscher, die Klinsmann in ihnen gerne sieht. Auch in England nicht.

Ich frage mich ja jetzt, was in Klinsmanns eigenen Kopf vorgeht. Also ob er sich jetzt wirklich denkt "Ich habe alles richtig gemacht. Das war konsequent und notwendig, ich habe mir nichts vorzuwerfen." Ist ihm eigentlich bewusst, dass er mit dieser Aktion jegliche Brücken in Deutschland abgerissen hat. 
Dass Klinsi geglaubt hat, er würde seinen beratenden Posten im Aufsichtsrat behalten könne, spricht nicht dafür, dass ihm klar ist, wie viel er da gerade vor allem für sich kaputt gemacht hat. Denn seriös geführte Klubs werden einen großen Bogen um ihn machen. Anders ausgedrückt: Wenn Klinsmann noch mal eine Job in Deutschland anstrebt, sollte er sich ausrechnen, wie lange es mindestens dauert, bis der KFC Uerdingen Champions League spielen kann.

Denn Klinsmann hat eindrucksvoll nachgewiesen, was er unter "Einheit" und "Zusammenhalt" versteht: Alle hinter mir, nur meine Position ist wichtig. Und gegen jeden, der nicht mitzieht, wird scharf geschossen. Vielleicht hat Klinsi ja gar nicht die Premiere League, sondern den aktuellen amerikanischen Präsidenten studiert. Sein Verhalten erinnert mich zumindest mehr an diesen als an große englische Teammanager.

Montag, 10. Februar 2020

Das wäre genau die Gelegenheit für Thomas Müller gewesen.

Was schlecht für ihn ist, weil es eventuell nicht mehr all zu viele davon gibt.

Also das Lieblings-Narrativ aller Kommentatoren ist ja "Alle außer Jogi Löw wollen Thomas Müller zurück in der Nationalmannschaft sehen!" Und wenn ihr jetzt fragt: Wirklich alle? Sage ich: Selbst ich. Denn mir ist bewusst, dass Müller der sicherste Weg ist einen EM Titel zu verhindern.

Dieses Narrativ basiert natürlich wie immer auf den überragenden Statistiken, die Müller gerade auflegt. Und das stimmt sogar: 12 Vorlagen sehen wirklich gut aus. Dazu 3 Tore aus den ersten 3 Rückrundenspielen.

Das Problem daran ist halt: Müller holt seine Statistiken gegen Mannschaften, die gegen die Bayern vor Ehrfurcht zur Salzsäule erstarren. Borussia Dortmund zum Beispiel.

Dazu muss er den Ball am Ende auch nur auf Robert Lewandowski spielen um einen Assist zu bekommen. Und der macht auch aus dem nichts seine Tore. Vor allem muss er sich immer Vorwürfe gefallen lassen, wenn er gegen die ganz großen Klubs in der Luft hängt und keine Tore schießt.

Dass Spiel gegen RB Leipzig war zumindest in der 2. Halbzeit anders. Da traf man auf einen Gegner, der sich nicht nur wehren wollte, sondern dies auch konnte. Ein Spiel, in dem die Räume auf ein Mal eng wurden. Und wo ein junger Müller durchaus die raren Räume gefunden hätte.

2020... lautet die Einzelkritik: "Emsig, aber technisch unsauber und nicht effektiv." Und ich habe irgendwie das Gefühl, dass man genau so fast jedes relevante Spiel von Müller zusammenfassen kann.
Vor allem bestätigt das irgendwie meine eigene Wahrnehmung. Immer, wenn sich in der 2. Halbzeit über rechts eine Lücke auftat, brauchte Müller zu lange um seine Gräten zu sortieren und die Chance verpuffte. Und das ist ein schlechtes Zeichen für die Bayern.

Denn im lustigen Scheibenschießen, welches die Bayern Bundesliga Alltag nennen, hat sich Müller halt schon wieder den Rang des unverzichtbaren erspielt. Aber ich persönlich habe noch nichts gesehen, wo vor Chelsea London Angst haben wird. Und selbst wenn es für Chelsea noch reicht, danach wird die Luft nur noch dünner.
Und wenn Müller nach Jahren in genau diesen Spielen plötzlich doch wieder den Unterschied ausmacht... wäre das schon eine kleine Sensation. Denn seine Bilanz gegen Europas Elite ist seit Jahren bescheiden.

Dieses Dilemma lässt sich halt für Müller auch einfach nicht lösen. Da kann er gegen die Plebs aus der Liga noch so überragend spielen. Für die deutsche Nationalmannschaft bleibt er ein Spieler, der einem vielleicht dabei hilft das Viertelfinale zu erreichen. Und dieses "VIELLEICHT" muss man groß schreiben, denn bei seinen 2 EM Teilnahmen hat er noch kein einziges Tor erzielt. Nun kann es ja schlecht das Ziel sein irgendwie das Viertelfinale zu erreichen. Auch wenn Löw uns das gerne verkaufen würde. Und 2 Jahre später ist bei der WM er dann schon 32 Jahre alt.

Nun können die ersten natürlich mit einem "Ja, aber Timo Werner. Der hat sich doch für den Titel Gomez der Woche beworben! Stimmt. Aber Werner ist, so absurd das klingt, weil er gefühlt schon ewig dabei ist, erst 23. Und wie er selber sagte "Top-Stürmer wie Suarez und Lewandowski waren mit 23 auch noch nicht auf dem Niveau, das sie dann mit 28 erreichten." Im Gegensatz zu Müller, der seinen Höhepunkt höchstwahrscheinlich schon hinter sich hat, kann man bei Werner noch mehrere Entwicklungsstufen erwarten.

Da ist schon eher die Frage, warum Marco Reus so viel anders behandelt wird als Müller. Warum der für Jogi Löw immer noch zu den Jungen, die jetzt mal eine Chance verdient haben, gehört, ist einfach nur eines dieser unlösbaren Rätsel. Aber wenn euch erst jetzt auffällt, dass Löw immer wieder und kaum nachvollziehbar mit zweierlei Maß misst, dann frage ich euch, was ihr die letzten 12 Jahre eigentlich gemacht habt?

Und ja, ich schreibe diesen Beitrag ein Mal im Jahr, denn es gibt da eigentlich wenig neues: Müller profitiert seit einigen Jahren von der Stärke der Kollegen und der Schwäche der Konkurrenz, wenn letzteres aber nicht mehr gegeben ist, stößt er an seine Grenzen und hält die Mannschaft eher zurück anstatt sie voranzubringen. Um jetzt was neues zu erzählen:

Einen guten Grund Müller mitzunehmen, gibt es dann natürlich doch. Und das sind seine Aussagen nach dem Abpfiff.
Das war nebenbei die eigentliche Überraschung dieses Spitzenspiels: Die Bayern waren zu Hause mit einem Unentschieden zufrieden. Das gibt es in der Form nur äußerst selten. In der Bundesliga sollte so was eigentlich nie vorkommen. Aber dennoch haben wir es am Wochenende gesehen.

Der eigentliche Grund für den angeblichen "Bayern-Dusel" ist ja, dass die Bayern die einzige Mannschaft sind, die immer bis zum Schluss auf Sieg spielt. Die wirklich versuchen ein Tor zu erzielen anstatt nur zu verhindern eventuell einen Punkt zu verlieren. Da wird das Glück buchstäblich erzwungen. Und genau das fehlte am Sonntag.
Jetzt fehlte diese Gier in einem Bundesliga Heimspiel. Und zwar in dem wichtigsten Liga Heimspiel des Jahres. Der eine, der sich daran störte, war Thomas Müller.

Das ist ja dieses "Mia san Mia" oder die Siegermentalität, von der immer gesprochen wird. Der einzige, der diese vermisste, war Müller. Joshua Kimmich oder Manuel Neuer wirkten auf den ersten Blick zufrieden. Nun steht man irgendwie vor der Frage, ob so eine Einstellung in einem Viertelfinale der EM wichtiger ist als die Qualität. Und ob Neuer und Kimmich das nicht an allen anderen Wochenenden des Jahres doch auch vorleben.

Die nächste spannende Frage: Kann Müller diese Mentalität von der Bank aus in eine Mannschaft bringen? Denn auf dem Feld gibt es im Jahr 2020 definitiv bessere Optionen.

Freitag, 7. Februar 2020

Wird dies das entscheidende Bundesligawochenende?

Und das, obwohl doch erst der 21. Spieltag ist... da ist es doch noch viel zu früh von Vorentscheidungen zu sprechen. Aber lasst uns mal kurz die Worst Case Szenarien für die Spannung durchgehen.

1.) Wenn Bayern München gegen RB Leipzig gewinnt: Dann wären es 4 Punkte Vorsprung auf den neuen Herausforderer. Und mindestens 3 auf Dortmund... Gibt es eigentlich irgendwas beruhigenderes als von einem Lucien Favre Team verfolgt zu werden? Gibt es irgendwelche realistischen Szenarien, wie Bayern 3 oder 4 Punkte Vorsprung verspielen? Die Meisterschaft könnte sich praktisch an diesem Wochenende entscheiden...
Wo wir schon bei Dortmund sind:

2.) Wenn deren gute Version aufkreuzt und Bayer abschießt: Auch noch auswärts... Dann ist der Vorsprung der Champions League Anwärter bei mindestens 5 Punkten. Leverkusen müsste darauf hoffen, dass Borussia Mönchengladbach extrem einbricht und damit direkt beim Derby anfängt. Oder anders ausgedrückt: Die hoffen darauf, dass Marco Rose auch nicht besser ist als Dieter Hecking. Kann passieren (wobei Hecking ja auch kein an sich schlechter ist), ich würde aber nicht darauf setzen.

Der Abstand von Platz 7 und Platz 8 und 9 ist auch schon wieder gewaltig. Was relevant ist, weil Platz 7 wahrscheinlich für die Teilnahme an der Europa League reicht. Auch wenn die teils absurden Ergebnisse zumindest dafür gesorgt haben, dass die Top 7 nicht ab dem Viertelfinale im Pokal unter sich ist. Theoretisch könnte es noch ein Pokalfinale Bremen - Union geben. Wahrscheinlicher ist Bayern gegen Irgendwen. Am wahrscheinlichsten ist Bayern gegen Schalke. Und dann reicht Platz 7 definitiv.

Wo wir schon bei Werder Bremen - Union Berlin waren: Dieses Spiel könnte den Abstiegskampf entscheiden. Also Werder kann jetzt nachweisen, dass die Pokal-Sensation keine Eintagsfliege war. Absurder Weise reden die bei Werder jetzt von einer "Konstanz", die sie dringend in ihr Spiel bringen müssen. Also ich sag das mal so: Die waren bisher sehr Konstant. Also konstant Scheiße. Das ist aber auch genau genommen vollkommen egal: Die brauchen keine Konstanz, die brauchen 4 oder 5 Spiele an ihrem Leistungsmaximum. Dann haben Düsseldorf und Paderborn keine Chance auf den Relegationsplatz, den Mainz belegen wird.

Wenn die Hanseaten jetzt allerdings feststellen, dass dieses Pokalspiel eine einmalige Sache und das einzige ordentliche Saisonspiel von Yuya Osako war... dann steht uns ein grausamer, aber spannender Abstiegskampf bevor, in dem Paderborn bis zum Ende irgendwie die Hoffnung auf Platz 16 hat...
Aber ein souveräner Sieg gegen Union könnte im Nachhinein der entscheidende Schritt aus der Krise sein.

Und dann muss man schon theoretische Szenarien entwickeln um ein spannendes Saisonfinale zu erreichen. Dass der Dead Coach Bounce bei Hansi Flick plötzlich nachlässt oder die Bayern nach einem enttäuschenden Ausscheiden gegen Chelsea komplett die Lust verlieren... anstatt dann darauf zu gehen, dass Robert Lewandowski die 40 Saisontore knackt. Und ja, falls die Bayern an Chelsea scheitern, wird genau dies passieren: Die Bayern werden in der Liga Lewandowski immer alles auflegen, damit der Gerd Müllers Rekord bricht.

Oder dass der VfL Wolfsburg einen richtigen Lauf startet und nochmal ins Geschehen um die Europa League eingreift. Das ist natürlich das erklärte Ziel... und sogar das wahrscheinlichste Szenario, auch wenn ich Oliver Glasner nicht so wirklich traue. Aber wenn ein Rennen um Platz 6 und 7 die große Geschichte des Saisonendes werden soll...

Und natürlich kann auch einer der Mannschaften aus Berlin oder Köln komplett einbrechen. Nur noch 3 Punkte holen und dadurch in den Abstiegskampf rutschen. Aber so absurd das klingt: Da Köln es vermieden hat Lukas Podolski zu holen und Jürgen Klinsmann bei der Hertha anscheinend gute Arbeit leistet, erscheinen die dafür allesamt zu stabil.

Bleibt also die Hoffnung, dass Bayern, Dortmund und Werder verlieren und uns damit zumindest theoretisch auf ein spannenderes Finish vorbereiten... Gute Voraussetzungen.

Donnerstag, 6. Februar 2020

Oh Schalke, wie könnt ihr nur?

Ernsthaft, es hätte so eine schöne Pokalwoche sein können. Mit überraschend vielen überraschenden und spannenden Ergebnissen. Aber dann kamen die Vorwürfe gegen die Schalker Fans. Vorwürfe, die man sonst nur aus Italien oder Spanien kennt. So was würde bei uns ja nie passieren. Doch, ist es anscheinend. Also wenn mit Benito Raman ein Schalker Spieler dem Berliner Jordan Toruanigha Mut zusprechen musste, wird irgendwas vorgefallen sein. Irgendwas unschönes und unangebrachtes.

Und gerade die Schalker Fans. Also die Fangruppe, die ihrem eigenen Präsidenten demonstrativ die Rote Karte gezeigt hat. Das wurde aber anscheinend auch schon wieder vergessen.
Jetzt kann Tönnies sich als Chefaufklärer in diesem Rassismus-Eklat aufspielen. Da ist er ja echt der geeignetste Kandidat für.

Dabei haben die Medien den Schalkern im Gemeinen schon einen riesigen Dienst erwiesen. Denn das Tönnies sich genau genommen in einem Sky-Interview schon wieder komplett daneben benommen hatte, wurde flächendeckend ignoriert. Einzig Manu Thiele nahm dies als Anlass um angemessen auszurasten. Digga...

Die Zusammenfassung: Tönnies sieht sich als Opfer der Kampagne und fühlt sich hauptsächlich missverstanden. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schwer die 3 Monate für ihn waren... Deswegen entschuldigt er sich ja auch ganz klassisch nur beim Verein und nicht bei den Menschen, die er grob und verallgemeinernd beleidigt hat. Die müssten sich ja eigentlich bei ihm entschuldigen... Weil er seine Aussagen von Damals immer noch nicht als Beleidigung ansieht und den Rassismus dahinter anscheinend immer noch nicht versteht.

Und dieser ignorante Großwildjäger will jetzt über Affenlaute aus seinem Fanblock urteilen? Die machen doch nur das, was er vorlebt. Auf welcher moralischen Basis will er sich dazu jetzt äußern?

Die Schalke Fans werden jetzt natürlich behaupten, dass das ja nur eine kleine Minderheit war. Und gegen die kann man ja nichts machen. Solche Minderheiten sind ja laut...
Also zunächst mal hätte man den Arsch in der Hose haben und einen "Dre Voigt" bauen können. Also die Leute, die das ausgelöst haben, darauf ansprechen und sie auffordern dies zu unterlassen. Dafür braucht man dann aber wirklich genau die Eier, von denen früher immer nach Spielende gesprochen worden ist.
Aber selbst wenn man sich das nicht traut. Dann holt die aufrechte Mehrheit halt die Anti Rassismus Parolen, die man für die erste Pokalrunde gelernt hat, wieder raus und ist einfach wesentlich lauter als die paar Vollidioten. 

Wobei man hier natürlich auch einschieben muss, dass sich genau an der Stelle der eigentliche Fehler von Harm Osmers zeigt, der die Rassismus Vorwürfe "zur Kenntnis" genommen hat, ohne etwas zu unternehmen. Wenn Osmers das Spiel unterbrochen hätte, wäre das ganze Stadion von den Vorfällen in Kenntnis gesetzt worden und auch der Typ auf der Gegenüberliegenden Kurve hätte nicht mehr behaupten können, er hätte nichts davon mitbekommen. Was ich denjenigen sogar glauben würde, man wird nicht im gesamten Stadion die Affenlaute gehört haben. Und dann hätte sich auch das gesamte Stadion entsprechend positionieren können. Praktisch gesehen geht es ja bei der ersten Unterbrechung wegen rassistischer Vorfälle genau darum: Dass sich die Aufrechte Masse dann entsprechend äußern und gegen lenken kann.

Wie Osmers nicht die Kicker Note 6 bekommen konnte, wenn er das von der Fifa festgelegte "3 Step Procedure" ignoriert... da ist der Platzverweis für David Wagner echt das geringere Problem.

Aber es standen wie immer alle betreten daneben anstatt die Initiative zu ergreifen. Also sowohl die Fangruppen im direkten Umkreis als auch die Angestellten des DFBs. Alle hofften, dass die Geschichte schon unbemerkt vorbei ziehen wird. So wie auch alle gehofft haben, dass das Sky Interview von Tönnies nie wieder irgendwo angesprochen werden wird. Frei nach dem Motto: Das wird schon weg gehen, wenn wir es ignorieren.

Aber das zeigt halt auch nur wieder, wie ernst gemeint die "Nein zu Rassismus" Kampagnen wirklich sind: Beim ersten Härtetest, der einen selbst betrifft, versagt jede Partei komplett. Aber man kann gut darauf hinweisen, wenn andere da Fehler machen.

Das Schöne am Tagesgeschäft Fußball ist ja, dass die Schalker am Wochenende direkt die nächste Gelegenheit bekommen um das Bild wieder etwas gerade zu rücken, in dem man geschlossen Stellung bezieht. Und danach dann vielleicht wirklich den Arsch in der Hose hat und gleich reagiert, weil man sich daran erinnert, dass man eigentlich das ganze Stadion hinter sich hat.

Und in Babelsberg freuen sie sich gerade darüber, dass sie gar nicht die bigottesten sind... so gibt es am Ende doch noch Gewinner bei der ganzen Geschichte...

Montag, 3. Februar 2020

Worst of des "Und täglich grüßt der Platzverweis" Wochenendes

Anscheinend ist dies jetzt echt das neuste Ritual in der Bundesliga. Und es funktioniert so verlässlich, dass es sogar die Diskussionen ums Handspiel übertönt:

Ein Spieler sieht für eine entweder übertriebene oder unfassbar dumme Aktion in Richtung Schiedsrichter Gelb Rot.
Die Schiedsrichter weisen darauf hin, dass dies jetzt die neue Regelung ist.
Der DFB weist auf die Vorbildfunktion für die Kinder und Amateure hin.
Die Journalisten bestärken DFB und Schiedsrichter in ihren Ansichten.
Die Fans bestärken die Journalisten mit Umfrage-Ergebnissen, dass sie das wirklich nicht mehr sehen wollen.
Alle verweisen gemeinschaftlich darauf, dass es dieses Problem ausschließlich in der Bundesliga gibt und dass man sich lediglich dem internationalen Standard anpasst.
Fehlt eigentlich nur nur noch der Hinweis, dass sich die Spieler auf internationalem Parkett ja auch benehmen können und eigentlich nur dem Bundesliga Schiedsrichter genau so viel Respekt entgegen bringen müssen, wie dem Champions League Schiedsrichter...
Und dann gibt es die kleine Minderheit, die lauthals schreit: "ABER EMOTIONEN MÜSSEN DOCH ERLAUBT SEIN!"
Also ja, in der großen Maschinerie der Fußballindustrie gibt es nur einen sehr kleinen Teil, der sich gegen einen Respektvollen Umgang mit Schiedsrichtern im Alltag wehrt: Die deutschen Profis und ihre Trainer.

Premiere League Spieler würden sich, zumindest wenn man dem Ruf glauben schenkt, ich sehe ja relativ wenig europäischen Fußball, totlachen, wenn sie die derzeitige Debatte verstehen würden... Ihr beschwert euch worüber? Dass Abfällige Gesten gegenüber dem das Spiel leitenden Personal mit Verwarnungen geahndet werden? Dass die Verwarnungen dann auch zu Platzverweisen führen? Solltet ihr euch nicht eigentlich auf euer eigenes Werk konzentrieren?

Nebenbei: Stellt euch mal vor, ihr würdet auf Entscheidungen von Abteilungsleitern so reagieren, wie Fußballprofis. Oder wenn die Polizei euch ermahnt. Oder die Security auf der Party am Samstag Abend. Ihr werdet dann entweder entlassen, oder euch wird weh getan. Aber irgendwie gehen Fußballprofis immer noch davon aus, dass sie das selbstverständlich dürfen.

In der Bundesliga wird von den Spielern und Trainer als notwendig angesehen. Das geht halt nicht ohne. Da alle anderen (außer vielleicht die Fanlager der gerade betroffenen Mannschaften) gerade einen knallharten "Wir wollen das jetzt durchziehen" Kurs fahren (oder halt "Wir wollen, dass das durchgezogen wird"), dürften wir dieses Schauspiel noch einige Wochen erleben.

Inklusive der Wehklagen der Betroffenen. Oder im Falle von Julian Nagelsmann sogar der Profiteure. Der ist halt intelligent genug um mitzukriegen, dass ihn diese Strafe auch noch mal betreffen wird. Und dann klinkt sich David Wagner in die Debatte ein, obwohl er gar nicht beteiligt ist...

Das wirklich spannende ist: Wie lange wird es dauern, bis ein Lernprozess einsetzt? Also in erster Instanz im Diskurs hinterher. Weg vom "Man muss doch noch mal Emotionen zeigen können" hin zum "Wir müssen endlich verstehen, dass niemand mehr Bock auf jammernde und meckernde Millionäre hat." Ein "Die Regeln sind jetzt so, wir müssen uns daran gewöhnen."
Man hat sich ja auch daran gewöhnt, dass es für die Grätschen von hinten direkt Rot gibt, was auch nicht immer so war. Und im Gegensatz zu dem Handspielen musste hier keine Regel ständig geändert werden, man muss nur die vorhandenen Regeln endlich mal anwenden...

Und das geforderte "Fingerspitzengefühl"... also das faszinierende ist ja, dass Fußball die einzige Sportart ist, wo die Verantwortlichen der Vereine glauben, dass es so etwas wie Fingerspitzengefühl gibt. Dass man als Schiedsrichter, natürlich nur zum Vorteil für den eigenen Verein, auch mal die Regeln aussetzen kann... Auch wenn das Spiel genau genommen darunter leidet.

Jedenfalls zeigt sich das Fingerspitzengefühl ja derzeit erstaunlich konstant. Es fliegt jede Woche der eine, der es übertreibt vom Platz. Oder zumindest alle 2 Wochen... Das ist ja jetzt das eigentlich wichtige: Die Konstanz. Das ganze Konstrukt fällt in dem Moment zusammen, in dem sich ein beliebiger Bayern oder Dortmund Star so daneben benimmt wie Alassane Plea und damit durch kommt, bricht das gesamt System zusammen.

Oder es wird uns in den Highlights einfach nicht gezeigt... Also es gibt Gladbach Fans in Kommentarspalten, die den Platzverweis von Plea sogar klar kommen, wenn Timo Werner auch für sein Meckern bestraft werden würde. Da ich dieses Spiel nicht live gesehen habe, kann ich das ganz schlecht beurteilen. Ich halte Fans da für die schlechteste Quelle. Fakt ist: Auch Werner hat für seine Reaktion auf einen "schlechten Pfiff" eine Verwarnung gesehen. Er ist danach aber nicht zum Schiedsrichter gegangen um sich über diese Verwarnung zu beschweren.

Jedenfalls wird in dem Moment, wo so ein Star damit durchkommt, dieses eh schon vorhandene Gefühl, dass gewisse Leute bei gewissen Vereinen mit einem gewissen Standing halt mehr dürfen, als der kleinen Pissvereine weiter bestärkt. Und dann, aber nur dann, bricht das ganze Konstrukt zusammen. Solange sage ich nur: Weiter so. Und das dürfte ja die Meinung der Mehrheit sein...


Das einzige, worauf man sich derzeit neben der neuen Diskussionskultur über die Diskussionskultur noch verlassen kann... ist Werder Bremen. Also der "Wir haben uns dazu im Wintertrainingslager committed, und ich werde nicht der erste sein, der gegen dieses Committment verstößt." Zitat könnte auch genau so von Florian Kohfeldt kommen. Der sagt dagegen nur noch verwirrende Sachen. So irgendwas von "Ich bin ja auch Werder Fan und wäre als Werder Fan auch genervt vom Trainer, aber ich bin ja auch Trainer und habe deswegen nicht die Nerven mich damit zu beschäftigen sondern muss immer noch den Nerv der Mannschaft treffen... was ich tue." Oder so. Also wenn das mit der Trainerkarriere nichts wird, kann er immer noch ins Verbraucherschutzministerium gehen. So nach dem Motto "Als Verbraucher wäre ich auch unzufrieden und ich bin ja auch irgendwie Verbraucher aber hauptsächlich ist es halt meine Aufgabe die Industrie vor den Verbrauchern zu schützen..."

Jedenfalls wird ja alles, auch wenn es absurd erscheint, immer schlimmer. Also zum einen hilft es einem jetzt nicht mal, wenn das Kacktor für einen erzielt wird. Das war zum Rückrundenauftakt noch anders. Deutlicher ausgedrückt: Das letzte eigene Tor war das 1:0 von Milot Rashica... der hat sein Pulver ausgerechnet gegen die Bayern verschossen, obwohl da schon absehbar war, dass man eh noch 6 Gegentore kassiert. Vor allen Dingen war das am 14.12.2019. Also praktisch in einem anderen Jahrzehnt. Ok, Werder Fans werden sich an der Stelle einreden, dass ein neues Jahrzehnt ja erst 2021 beginnt. Aber das ist wie mit den Kids damals, die am 1.1.2000 noch Jungfrauen waren und sich einreden wollten, dass sie noch ein Jahr lang die Chance haben in 2 Jahrtausenden gefickt zu haben. Und ja, ungefähr auf dem Niveau bewegt sich Werder gerade...

Um das andere Problem zu verdeutlichten. Werder musste Davie Selke in die Startformation stellen, bevor sie den offiziell vorstellen konnten. Und daneben Nick Woltemade als jüngsten Werder-Debütanten aller Zeiten. Und während Augsburg mit Alfred Finnbogason den Matchwinner einwechseln konnten, blieben die Hoffnungsträger der Bremer in Form von Yuya Osako und Johannes Eggestein 90 Minuten lang auf der Bank. Denn die sind halt derzeit Hoffnungsträger als Annegret Kramp-Karrenbauer.
Also ja, wir haben den Punkt erreicht, an dem Augsburg mehr Qualität hat als Werder Bremen. Also auch Florian Niederlechner dürfte besser sein als Davie Selke, der irgendwie immer noch ein großes Versprechen für die Zukunft ist, welches nie eingelöst worden ist. Und wo der auch schon 25 ist, muss man nicht zwingend davon ausgehen, dass es noch eingelöst werden wird.

Aber hey, die Gute Nachricht für Werder: Wenn sie in den nächsten 1 1/2 Jahren absteigen, müssen sie die 15 Millionen Kaufoption nicht ziehen.
Hier ist meine Prognose für die Selke-Werder-Ehe: Die wird, wie alles derzeit, nach HSV Vorbild verlaufen: Selke hat 1 1/2 eher frustrierende Jahre in Bremen. Dann kommt der übernächste Trainer, der endlich Selkes Potenzial wach küssen will und Selke schießt als Einwechselspieler Werder in der Relegation zum Klassenerhalt. Dann liegt man sich kurz in den Armen, bis einem bewusst wird, dass man jetzt 15 Millionen, die man eigentlich nicht hat, in einen Spieler, der eigentlich höchstens 4 wert ist, investieren muss.
Während die Hertha mit ihrem Investor auf die 15 Millionen eigentlich scheißen könnte, sie aber in ein hoffnungsvolles Talent steckt, welches dann als Dank für ein halbes Jahr nach Bremen verliehen wird.
Also gerade wenn man sich anschaut wie die Konkurrenz gerade an Werder Bremen vorbei zieht. Obwohl Werder vor ein Paar Jahren noch auf Augenhöhe mit Gladbach war, ziehen jetzt Mannschaften wie Augsburg oder Berlin (gleich 2 Mal) oder Frankfurt an ihnen vorbei. Und man kann sich kaum noch vorstellen, wie Werder die wirkliche Aufbruchstimmung, die für einen Umschwung von Nöten wäre, erzeugen soll.
Ich muss zugeben: Das hat bei einem Verein, der mir persönlich unsympathisch war, wesentlich mehr Spaß gemacht. Aber gleiches Recht für alle... Also muss ich mich auch über Werders Niedergang lustig machen...