Montag, 31. Dezember 2018

Meine persönlche Album Jahrescharts 2018

Warum? Weil ich kann! Und weil für mich persönlich noch mal die Musik des Jahres durchgehen eine gute Eigentherapie ist. Die beste Variante eines persönlichen Jahrestückblick. Der dann halt auch zur echten Tradition wird. Also das gab's auch 2016 und 2017 schon mal. Und die zu schreiben, macht einfach Spaß. Gönnt mir also den Egotrip...

Fangen wir mit den "Honorable Mentions" an: TiffanyForBreakfasts "Welcome to Scum" ist bein Random Metal Album des Jahres. Ich habe mittlerweile die Angewohnheit mir ein Mal im Jahr ein Album von Freunden zu kaufen, welches dann meistens zu Hart und zu Schnell für mich ist. Ich brauche dringend andere Freunde.
Ace Tee's "Tee Time" klingt irgendwie cool... aber mehr auch nicht. Und es ist nur ne EP. Vielleicht nächstes Jahr mit dem Album, mal sehen.
Yellow Caps "Too Fucked to go" ist mein Vinyl gewordener Soundtrack zum Skadelicious... aber halt auch erst seit 9 Tagen im Plattenregal. Und auf dem Niveau der Slapstickers sind die am Ende auch nicht... und wenn die es nicht in die Charts geschafft haben...
Neonschwarzs "Chaos" habe ich gerade erst bekommen und kann es noch nicht wirklich einordnen.
Falks Livealbum ist eben genau das und damit außen vor.
Materia und Casper haben zwar beide coole Stimmen und sind fähige Rapper... aber 2 Alben von dem einen auf einer Bestenliste wäre doch zu viel des guten... 
Und Clueso... nun ja...

Platz 14: Clueso - Handgepäck I: Ok, lasst uns genau genommen hier anfangen. Ich habe dieses Jahr aufgehört Clueso überkritisch zu sehen. Man muss dazu wissen, dass der überverpeilte Junge damals mit Gute Musik eines meiner absoluten Lieblingsalben rausgebracht hat. Damals heißt 2004. Er bewegte sich genau auf der Ebene zwischen Rap und Liedermacher. Und er hatte Songs wie Pizzaschachteln im Angebot... Danach... wurde er aber zum Popmusiker. Was ich ihm lange nicht verzeihen wollte. Dieses Jahr dachte ich mir dann: Gib dem Jungen doch nochmal eine Chance und vergleiche ihn einfach nicht mit dem perfekten Sturm von damals. Und siehe da: Man kann sich das wieder anhören.

Platz 13: Moorcheba - Blaze Away: Moorcheba ist cool. Und es ist gut zu hören, dass sie ihre "Soloprojekte" beendet wurden und sie jetzt wieder gemeinsam Musik rausbringen. Manchmal wusste man gar nicht so genau, was man vermisst hat.

Platz 12: Nakahne - You will not die: Auf meiner "Ich muss irgendwie mal meinen Frieden mit dem Mojos in Hamburg schließen" Mission (dazu später mehr), stolperte ich auf dem Reeperbahnfestival ganz spontan über Nakhane. Und der hat Prince studiert. Ganz gründlich Prince studiert. Dabei hat er aber nicht vergessen, dass man nicht nur kopieren darf, wenn man eigene Musik machen will. Heraus kommt ein Album um die Interloper Single, welches der Prince Fan in mir einfach mögen muss...

Platz 11: Marteria - Verde: Was soll ich sagen, ich mag den bekifften Marten lieber als den angeblich nüchternen und fokussierten. Dazu kommt: Jeder Künstler, der Doppelkopf cuttet, hat einen Stein bei mir im Brett.

Platz 10: Epic Beard Men - Season 1: Oder: Der Grund, warum meine Geheime Band nicht so heißen kann... Schade eigentlich. Sage Francis war jedenfalls immer einer der absurdesten und unterschätzten Rap-Künstler aus den USA. Auch wenn er da irgendwie selber dran Schuld ist. Jetzt hat er sich nach jahrelangen gemeinsamen Tourneen (und der Vollendung meines Live-Outfits) dafür entschieden, mit seinem Partner in Crime B.Dolan auch offiziell gemeinsame Sache zu machen. Im "D.I.Y.M.F.S." Modus. Hoffentlich taucht er nicht wieder auf Jahre ab... Und ja, ich liebe Indie Rap aus den USA...

Platz 9: William Wormser - Jede Idee: Ich vergleiche mich selbst ja mittlerweile mehr mit Liedermachern als mit Rappern. Oder ich habe es heimlich schon immer gemacht, bin mir dessen jetzt nur bewusst geworden. Und "Es funkionert" ist definitiv der Liedermachertext des Jahres (auch wenn er technisch von 2016 ist... aber Details... Er hat es auf dieses Album geschafft. Dazu kommt "Das Lied von der ewigen Ungleichzeitigkeit"... Der Witz mag etwas umständlich sein, trifft aber dennoch genau meinen Komiknerv.

Platz 8: Moop Mama - Ich: Eine von diesen Bands, die mir seit Ewigkeiten bekannt sind, aber doch irgendwie unter dem persönlichen Radar flogen. Was halt auch irgendwie daran lag, dass sie wie Jan Delay für Arme klangen... Passiert einem halt, wenn man sich mit genau dem Feature bei mir vorstellt... und dann ein eher durchschnittlichen Jan Delay Song rauskommt... Aber jetzt hat Rapper Keno Langbein entscheidende Fortschritte als Texter gemacht und bringt diese "Warum habe ich die nicht selbst gehabt?" Ideen, die dann von der großen Kapelle akustisch umgesetzt werden.

Platz 7: Chloe X Halle - The Kids are alright: Oh, die beiden schon wieder. Läuft bei denen. Natürlich ist auch "The Kids are alright" mehr eine Sammlung aller bisherigen Songs der beiden, als ein klassisches Album. Dennoch denke ich mir immer wieder "Wie kann man in dem Alter so epische Musik machen". Also das klingt einfach so verdammt groß. Und die dürfen noch nicht mal Alkohol trinken. Was soll daraus mal werden?

Platz 6: Beyoncé & Jay-Z - The Carters - Everything is Love: Was, jetzt schon? Damit ist es wohl... das schlechteste Beyoncé Release seit dem Destiny's Child Weihnachtsalbum. Und ihr alle so: Warte, es gibt ein Weihnachtsalbum von denen, warum erzählt er uns das jetzt?
Dieses Album ist jedenfalls mal kein Meilenstein und das ist gut so. Es ist dafür aber der Beweis, dass die beiden ihre Ehetherapie erfolgreich abgeschlossen haben. Was auch gut ist. Und darauf hin haben sie sich einfach mal in nem Studio eingeschlossen und gemeinsam Spaß beim Aufnehmen gehabt. Anstatt sich ständig Gedanken um das nächste Meisterwerk zu machen.
Nebenbei dropt ausgerechnet Beyoncé die vielleicht beste Battle Zeile seit langem: "My great grandchildren are already rich/ that's a lot of brown children on your forbes list!" Das ist einerseits die ultimative Angeberei mit dem eigenen Reichtum, was ja im Mainstream Rap schon immer beliebt war. Sie denkt halt schon gar nicht mehr in Autos oder Privatjets, sondern nur noch in Platzierungen auf der Forbes Liste... Andererseits wird dieser Reichtum für die Übernächste Generation erhalten und nicht sinnlos verprasst, was die meisten anderen Rapper gerne vergessen.
Wenn Jay-Z dann noch auf "Summer" entwaffnend ehrlich über die Beziehung (und deren Bedeutung für ihn) philosophiert... Auch wenn einem dabei irgendwie bewusst wird, dass die "Sie sing, er rappt" Aufteilung doch die ist, die am besten funktioniert...
Oh und die beiden haben den fucking Louvre absperren lassen um dort ein episches Video zu drehen... ohne dass dies irgendjemand mitbekommen und veröffentlicht hat... Weil sie's können.

Platz 5: Feine Sahne Fischfilet - Sturm & Dreck: Hier jetzt das peinliche Eingeständnis: Meine eigenen Eltern waren auf mehr Feine Sahne Konzerten, als ich selber. Und das schlimmste daran: Das liegt im wesentlichen daran, dass ich die Band jahrelang irgendwie nicht mochte. Klar, die waren irgendwie cool, mein gesamtes Umfeld hat die ja gehört... aber verpasst man wirklich was, wenn man die verpasst? Jetzt haben sie mich mit "Wo niemals Ebbe ist" und "Niemand wie ihr" emotional voll abgeholt. Der eine Song erinnert mich daran, dass ich ja eigentlich ein Kind der Ostsee bin und diese vermisse... der andere ist beinah auf Zeugnistag Niveau. Was einer meiner 10 Lieblingslieder aller Zeiten ist.
Warum mich dieses Album jetzt mehr mit nimmt als die Vorgänger... keine Ahnung.

Platz 4: Mono und Nikitamann: Ich bin hin und her gerissen. Einerseits ist es schön, dass es im Jahr 2018 solche Alben gibt. Andererseits ist es irgendwie traurig, dass wir solche Alben brauchen. Gerade wenn "Der aufrechte Gang" uns doch eigentlich erklären will, dass wir uns weiter entwickeln sollten... obwohl dieses Album technisch gesehen ein Rückschritt ist. Das Vorgängerwerk "Im Rauch der Bengalen" drehte sich im wesentlichen um Selbstverwirklichung und Individuelle Freiheit. Jetzt... geht es um "Wir sind mehr"... also dem Hashtag des Jahres, auch wenn der nur indirekt um dieses Album geht... Um eine klare Positionierung gegen Fremdenhass und den wieder aufbrechenden Rechtsradikalismus.
Während Feine Sahne Fischfilet (relativ gesehen) unpolitischer geworden ist, sind Mono und Nikitamann wieder aktiver geworden. Was nur bedeutet, dass beide Bands sich an einem guten Mittelpunkt getroffen haben...

Platz 3: Atmosphere - La Vida Loca: Blasphemie! Wie kann die großartigste Band aller Zeiten nur das drittbeste Album des Jahres veröffentlichen? Ich habe keine Ahnung. Vielleicht habe ich einfach dran gewöhnt, wie großartig die Jungs sind und bin verwöhnt, weil sie alle 2 Jahre ein neues Album rausbringen. Oder ich habe das neue Album einfach noch nicht verstanden. Was nichts ungewöhnliches ist, Atmosphere Alben verdaue gerne mal mehrere Monate am Stück, bis ich sie irgendwann "begreife". Oder auch nicht, weil Slug mir dann erklärt, dass die letzten 3 Alben ja als eine Trilogie mit dem Motiv "Moral" veröffentlicht worden sind... damn, jetzt muss ich erst Mal Fishing Blues und Southsiders nochmal durchgehen und mit diesem Album in Zusammenhang setzen...
Auch wenn die einzelnen Singles mittlerweile mit großartigen Videos versehen werden, so muss ich an der Stelle doch das gesamte Album empfehlen... Was niemanden überraschen sollte.

Platz 2: Dota - Die Freiheit: Ich bin überfordert... was mach ich daraus? Ehrlicher Weise war dies das einzige Album, vor dessen Release ich gerade zu nervös war. Schließlich war es für mich das erste Dota Album, auf welches ich warten musste. Und an das ich Erwartungen hatte. Dota ist halt von "Habe ich irgendwie immer ignoriert" zu "ist eine meiner Lieblingskünstlerin" durch gestartet. Und jetzt hat sie abgeliefert.
Es ist definitiv eines dieser Alben, die man mehrmals hören muss. Wo sich das "mehrmals hören" aber auch lohnt, weil man erst beim 3. oder 4. hören versteht. Nehmen wir einfach mal den "Raketenstart". Das klingt gerade akustisch erst mal nach einer seichten Deutsch-Pop Nummer, bei denen es sich nicht mal lohnt auf den Text zu achten. Eine dieser Songs, über die ein gewisser Jan Böhmermann sich ausführlich lustig macht. Dennoch fällt einem irgendwann auf, dass der Chorus "Wir haben die Katastrophe kommen sehen!" lautet... Und dass es darum geht, dass wir die Nummer gerade komplett gegen den Baum fahren... ups, da achte ich dann doch lieber auf die seichte Melodie... die tut weniger weh.
Und das ist einer der Songs, die ich verstanden habe. Ob "Nackte Beine" wirklich nur eine militante, wenn auch etwas umständliche Vegetarier-Hymne ist, oder ob da was anderes hinter steckt? Keine Ahnung. Vielleicht kriege ich das irgendwann noch mal raus... Und dann ist da noch als optimistischster Song "Schwangere Frauen" im Baumarkt... Wer hat die praktischen Ideen?

Platz 1: Janelle Monaé - Dirty Computer: Holy Shit. Dass ich in einem Universum leben darf, in dem solche Alben existieren.
Um das große Bild zu erklären: Es dürfte September 2013 gewesen sein, als ich das frustrierendste Konzert meines Lebens im Hamburger Mojos erlebt habe: Mein Bruder und ich standen genau so lange im Stau, dass wir Janelle Monaé für die Zugabe durch eine ekstatische Crowd springen sahen. Da hatte jemand ein richtig geiles Konzert... und wir nicht.
Danach verschwand die Frau für 5 Jahre von der musikalischen Bildfläche, erinnerte mich aber immer daran, dass ich da was verpasst habe. Weil ihr Gesicht plötzlich nach jener ominösen Oscar-Nacht, wo erst der falsche Sieger verkündet worden ist, auf Tagesschau.de auftauchte. Also bei den richtigen Siegern. Musikalische Lebenszeichen waren aber rar gesät.
Und dann kam dieses Jahr dieses Album. Ganz "klassisch" als "Emotion Picture". Und ja, man kann sich das gesamte Ding in seiner eigentlichen Form kostenlos bei Youtube angucken. Ich empfehle allerdings ausgemessene Discoboxen, nen HD Beamer und eine Kinoleinwand. Weil ich kann...
Wie heftig ist diese Offenbarung bei mir eingeschlagen? Nun ja, ich musste mir danach nochmal auf derselben Leinwand Lemonade angucken um abzuschätzen, ob Dirty Computer nicht vielleicht doch noch etwas besser ist. Ist es nicht, aber es ist verdammt knapp. Und wo ich vorhin schon mal Prince angeschnitten habe: Janelle ist mit diesem Album endgültig zur offiziellen Nachfolgerin dieses Universalgenies gekürt. Und nächstes Jahr kann ich dann endlich dieses beschissene Konzert nachholen.

Freitag, 21. Dezember 2018

Der Abstiegskampf ist jetzt schon so absurd

Und Schuld daran ist... Borussia Dortmund.

Also einer der etablierten Thesen in diesem Blog ist ja, dass die letzten 4 in der Tabelle deutlich schlechter sind, als der Rest. Und dass es eigentlich nur für den VfB Stuttgart einen klaren Weg raus aus dem Keller gibt. Also sie sind die einzige Mannschaft, die zumindest das Potenzial in Kader und Umfeld hat um sich doch noch zum seriösen Bundesligisten zu mausern. Ob sie das hinkriegen, sollte eigentlich die entscheidende Frage im Abstiegskampf sein.

Der Rest? Ist mehr oder weniger selbst verschuldet in der Position, dass einem die Trainer eigentlich nur Leid tun können. Schließlich muss Michael Köllner  2 2:0 Niederlagen mit einem: "Unterm Strich haben wir uns im Vergleich zu unserem guten Wolfsburger Spiel nochmals steigern können." zusammenfassen.
Oder es wurde in der Sportschau-Anmoderation darüber sinniert, ob ein Friedhelm Funkel nicht doch im Sommer hätte aufhören sollen... mit einem "Warum tut er sich das noch an?"
Und dass man irgendwie davon ausgehen muss, dass Andre Breitenreiter vor Saisonende entlassen werden wird, ist irgendwie unfair, denn der kann am wenigsten dafür, dass der Kader so viel Substanz verloren hat. Dazu ist der Verein in sich so zerstritten, dass es quasi keinen Heimvorteil gibt.

Realistisch gesehen gibt es kein Szenario, in dem Düsseldorf, Hannover und Nürnberg in der Rückrunde jeweils 20 Punkte holen. Es sei denn alle 3 landen je 2 Toptransfers in der Winterpause... Was extrem unwahrscheinlich ist. Was auch nur bedeutet: Wir steuern auf ein Jahr zu, in dem weniger 30 Punkte für den Klassenerhalt via Relegation reichen könnte.

Und was die ganze Geschichte noch absurder macht: Es ist genau so unwahrscheinlich, dass Düsseldorf mehr als 4 Punkte Vorsprung auf die für sie einzige direkte Konkurrenz herausarbeitet. Was wiederum auch nur bedeutet: Die 3 Tore von Dodi "Ich werde darauf den Rest meiner Karriere reduziert werden" Lukebakio gegen die Bayern (ernsthaft, ich sehe ein Random Europa League Spiel mit Deutscher Beteiligung im Jahr 2028 vor mir, in dem der Gegnerische Stürmer genau so vorgestellt wird...) und die Nicht-Leistung von Borussia Dortmund haben den Abstiegskampf entschieden.
Und ja, ich lehne mich da jetzt konkret aus dem Fenster: Düsseldorf wird am Ende wegen der 4 Punkte, die sie in diesen beiden Spielen geholt hat, die Relegation erreichen. Aber das diese 2 im Endeffekt entscheidenden Spiele werden alle ignorieren. Weil es ja nur nen 3/4 Jahr her ist.
Ihr könnt ja für euch im Hinterkopf eine Tabelle führen, in denen ihr die 2 eigentlich erwartbaren Niederlagen von Düsseldorf gegen die Giganten einberechnet. Dann wäre Düsseldorf jetzt mit 11 Punkten exakt auf Augenhöhe mit den andern beiden da unten, was gefühlt auch eher dem Leistungsverhältnissen entspricht.

Gerade die Borussia ist da... sehr interessant. Die haben gegen die restliche Liga eine Bilanz von 12 Siegen und 2 Unentschieden... und dann gegen Hannover und Düsseldorf zusammen einen Punkt in der Hinrunde geholt. Könnte daran liegen, dass dies die einzigen Spiele mit 3 Deutschen in der Startformation waren... (Ok, das habe ich jetzt nur behauptet und nicht nachgeschlagen... aber es klingt überraschend wahrscheinlich...)
Auch nen Super Fun Fact: Borussia Mönchengladbach ist die Mannschaft aus dem Spitzentrio, dass gegen die Kellerkinder auf 12 Punkte und 12:1 Tore kommt. Schalke ist, wie bereits erwähnt bei 9 Punkten und 10:3 Toren. Wenn sie, was erstaunlich wichtig für Domenico Tedesco werden könnte, am Wochenende mit 3:0 gegen Stuttgart gewinnen sollten, hätten sie 12 ihrer 18 Punkte (also 66%) gegen die "Passives Abseits Worst of Top 4" geholt. Und 65% ihrer Tore gegen diese 4 erzielt. Was völlig absurde Zahlen sind... Aber als würde Schalke 3 Tore in einem Spiel schießen... man muss schon bei realistischen Szenarien bleiben.

Vor allem wird dieses Duell jetzt, durch die völlig überraschende Nicht-Leistung der Dortmunder, das Duell gegen Stuttgart plötzlich zum Schicksalsspiel für Tedesco. Weil die 4 Bonus-Punkte der Düsseldorfer das Tabellenbild plötzlich extrem eng aussehen lassen. Und wenn er jetzt gegen Stuttgart verliert und Düsseldorf in Hannover einen Punkt holt (beides nicht die unrealistischsten Szenarios), überwintert Schalke auf ein Mal auf dem Relegationsplatz. Das wiederum drüfte Tedesco kaum überstehen.
Nebenbei völlig zurecht: Wenn man es als Trainer nicht schafft nach der Hinrunde vor diesen 3 designierten Zweitligisten zu stehen, muss man extrem viel falsch gemacht haben. Da kann man auch nicht aufs Verletzungspech oder die Zusatzbelastung Champions League verweisen.

Ich bin mir nicht sicher, ob den Borussen damit bewusst gewesen ist, was sie da anstellen... und ob sie dann motivierter aufgestellt gewesen wären... Und ja, damit gucke ich direkt auf Lucien "Ich schone meine besten Offensivkräfte, weil das Spiel gegen Gladbach wichtiger ist, obwohl ich danach Winterpause habe" Favre: Es könnte sein, dass er damit dafür gesorgt hat, dass Schalke wieder einen vernünftigen Trainer bekommt, weil dort jetzt halt doch Panik ausbricht...
Es ist halt schon faszinierend, wie groß die Auswirkungen eines einzigen Fehltrittes der bisherigen Übermannschaft werden könnten.

Wobei man an der Stelle nochmal dringend auf eines hinweisen muss: Wenn Alfred Finbogasson in der Winterpause nicht wieder in Schwung kommt (oder sich, was bei seiner Historie nicht unwahrscheinlich ist, erneut verletzt), ist das alles hinfällig. Denn dann sorgt Lukebakio eigenhändig (eigenbeinig?) dafür, dass Düsseldorf vor Augsburg landet. Finbogasson ist derzeit der wichtigste Spieler der Bundesliga. Also falls es eine MVP Wahl, wie in Amerika üblich, geben würde, müsste die Wahl zwangsweise auf den Isländer fallen... denn er alleine (und seine 7 Tore in 9 Spielen) macht aus einem Abstiegskandidaten einen Anwärter auf die Europa League. Oder auf jeden Fall ein Team, welches mit den Abstieg nichts zu tun hat. Seit seiner Verletzung am 11. Spieltag hat Augsburg 2 Punkte geholt.

Um meine These von vorhin dahingehend anzupassen: Wenn Finbogasson und damit der FC Augsburg nicht wieder auf die Beine kommt (oder gar spontan verkauft wird), schafft Düsseldorf dank der 4 Bonuspunkte aus der Hinrunde den direkten Klassenerhalt. Wenn nicht, spielen sie auf Grund dieses Polsters in der Relegation gegen Union Berlin oder St.Pauli...

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Jose Mourinho ist der Kanye West unter den Fußball-Trainern

Und sobald man sich dessen bewusst wird, fängt man einiges an zu verstehen.

Dieser Artikel war nebenbei gefühlt ein 3/4 Jahr in der Mache. Weil mir schon am Anfang des Jahres der Gedanke kam, dass es mit José Mourinho bei Manchester United nicht mehr lange gut gehen kann. Jetzt... haben sie ihn dann tatsächlich entlassen. Endlich muss man sagen. Und wenn man beim wohl besten Trainer dieser Generation von "endlich" sprechen muss, muss da vorher einiges falsch gelaufen sein.

Denn eines kann keiner in Frage stellen: Wir reden von echten Genies. Sowohl im Fall von Kanye West, also auch von Mourinho.
Ich muss mich da spontan daran erinnern, wie ich das erste Mal einen Kanye Beat gehört habe. Also wirklich gehört habe, so wie das vom Künstler ursprünglich mal geplant war: Auf ordentlich aufgedrehten, gut abgemischten Konzertboxen: Die Dialated People sprachen nach davon, die Party auf ein neues Level zu heben und spielten "This Way"... Und der Beat war Live im Island nicht von dieser Welt.

Das traf so ziemlich auf alles zu, was der junge Mr. West so veröffentlicht hat. Er war eine seltene Kombination aus herausragendem Rapper und Produzenten. Und er war damals in der Lage sozialpolitische Probleme anzusprechen und kohärent umzusetzen. Was heute unfassbar erscheint. Oh und er drehte 3 Videos zu Jesus Walks, von denen dann das dritte, welches er selbst bezahlen musste, die meisten Preise gewann... Aber so ist das halt, wenn es einem Künstler um Kunst geht.

Aber es zeigte sich auch schon in jungen Jahren eine gewisse Arroganz, die zu so einem Künstler dazugehört. Aber als er erklärte, der nächste Michael Jackson werden zu wollen, hat wahrscheinlich den Künstler gemeint, obwohl er mittlerweile auf dem Weg zum nächsten Menschen dieser Art ist. Denn irgendwann begann die Arroganz das Handeln zu dominieren.

Und mittlerweile sind die Ausfälle und Eskapaden, die man früher noch ertragen konnte, unzählbar geworden. Während das letzte wirklich gute Album von 2011 sein könnte. Also als ein gewisser Jay-Z ihn dazu brachte, sich nochmal auf das Wesentliche zu konzentrieren...
Dabei muss ich zugeben, dass ich die letzten 2 Kanye Alben auf Grund der Geschichten drum herum nicht mal mehr gehört habe. Das Ego dieses Künstlers hat dazu geführt, dass eines der größten Genies der Black Music Szene ein Album rausbringt und ich mir nur denke "I don't even care"... Weil dem eh schon beeindruckenden Ego die Erfolge endgültig zu Kopf gestiegen sind.


Bei José Mourinho sieht die Geschichte erschreckend ähnlich aus. Einfach war der nie, aber immer verdammt erfolgreich. Wir reden von dem Mann, der bereits mit dem FC Porto die Europa League UND die Champions League gewonnen hat. Einer Mannschaft, die zwar in einer kleinen Liga dominiert, die aber eigentlich im Internationalen Wettbewerb nichts mehr zu melden hat. Aber mit Mourinho holten sie nacheinander beide internationale Titel. Eine völlig absurde Geschichte...

Die dann bei Chelsea London auch gut weiter ging. Mourinho war im Endeffekt derjenige, der aus einer aufstrebenden Milliardärsmannschaft einen internationalen Spitzenverein formte. Der Chelsea seine erste Meisterschaft seit 50 Jahren bescherte. Natürlich reichte es am Ende nicht zum Sieg in der Königsklasse... aber man erreichte 2 mal das Halbfinale, scheiterte dort ein Mal im Elfmeterschießen und dazwischen am späteren Titelträger Barcelona.

Danach folgte die Station, die nach meiner bescheidenen und auf reinen Ferndiagnosen bestehenden Meinung zur Schlüsselstelle werden sollte: Im zweiten Jahr bei Inter Mailand holte er völlig überraschend und gegen jeden Trend das Tripple aus Meisterschaft, Pokal und Champions Leauge. Der eine oder andere Bayern-Fan erinnert sich daran, dass dies die weniger schlimme Finalniederlage in diesem Jahrzehnt war... Aber es war halt die Saison, in der Mourinho erkannte, dass er mit jeder Gurkentruppe der Welt den Champions League Titel holen kann. (Was sonst nur ein gewisser Louis van Gaal von sich behaupten kann... ernsthaft, guckt euch mal an, wer alles in diesem Champions League Finale gespielt hat... damn...) Schließlich hat er es 2 Mal mit Mannschaften geschafft, die nichts im Finale verloren hatten... dank seiner taktischen Brillanz.

Und das war auch genau der Moment, wo Mou sich selbst wichtiger nahm als seine Spieler. Und nicht die Spieler, sondern er war das entscheidende Puzzlestück...
Seit dem sind seine Erfolge... erschreckend überschaubar. Ein Meistertitel mit Real Madrid, einer bei seiner Rückkehr zu Chelsea. Dazu diverse Pokaltitel, mit denen er für sich enttäuschende Jahre retten musste, über die er aber vorher kaum ein Wort verloren hätte. Und die Rückkehr zum Europa League Titel mit Manchester United... allein schon, dass er in diesem Wettbewerb antreten muss, muss eine Erniedrigung für ihn gewesen sein.

Vor allem nahmen die Eskapaden und Streitereien am Seitenrand endgültig Überhand. Und man hatte irgendwann nicht mehr das Gefühl, dass es ihm bei diesen Skandalen um seine Mannschaft ging, sondern hauptsächlich um ihn selbst. Weshalb er, gerade bei Manchester, immer absurdere Pressekonferenzen gab, die sich teilweise selber widersprachen. Und er war endgültig in dem Stadium seiner Entwicklung angekommen, in der er die Kämpfe nicht mehr für sondern buchstäblich mit seinen Spieler austrug. Er ging davon aus, dass Paul Pogba (also vielleicht der einzige Weltklassespieler, den er im Kader hat... und Schlüsselspieler beim amtierenden Weltmeister) ihn braucht und nicht anders herum. Während man bei Iker Cassillas (also dem ersten Star in den eigenen Reihen, mit dem er sich scheinbar unmotiviert anlegte) noch behaupten kann, dass Mourinho einfach nur als erster erkannt hat, dass der Mann nicht mehr allerhöchsten Ansprüchen genügt, ist es einfach nicht nachvollziehbar, warum er anscheinend keine Verwendung für den jungen Franzosen hat...
Und er beharrte auf seinem Erfolgskonzept, welches auf höchstem Niveau seit Jahren entschlüsselt zu sein scheint... also von allen Trainern, die nicht Fernando Hierro oder Jogi Löw heißen...

Sobald Mourinho wieder versteht, dass Spieler die Titel gewinnen und die Trainer ihnen dabei im Wesentlichen nur helfen. Auch wenn diese Hilfestellung nie unterschätzt werden sollte... Und wenn er minimale Veränderungen an seiner Taktik vornimmt... dann kann er morgen wieder ein hervorragender Trainer sein...
Genau so wie Kanye West sofort wieder ein überragender Musiker sein könnte, wenn er sich auf das konzentriert, was ihn stark gemacht hat...
Aber bei beiden dürfte das eigene Ego so groß sein, dass ein Blick in den Spiegel keine Selbstreflektion zulässt..

Dienstag, 18. Dezember 2018

Die Lobeslieder auf die Dortmunder haben schon was faszinierendes

Also klar, die sind gut. Kein Thema. Aber es gibt halt so einen Faktor, der dabei gerne ignoriert wird.

Das erste Mal fiel es mir auf, als ich wie immer Jogi Löw kritisieren wollte. Dieses Mal, weil er es tatsächlich geschafft hat ohne einen einzigen Spieler des souveränen Tabellenführers aus der Nations League abzusteigen... aber dann wurde mir bewusst: Wenn Marco Reus absagt, hat Löw überhaupt keine Optionen mehr irgendwelche Dortmunder zu nominieren...

Am dichtesten... wäre Mario Götze. Und der ist zwar wieder auf dem Weg nach oben, kommt aber von so weit unten, dass er noch ein ganzes Ende Weg vor sich hat, bis er wieder für die Nationalmannschaft ein Thema ist.
Trotzdem... ist Götze gemeinsam mit Maximilian Philipp 2. bester Deutscher Scorer der Dortmunder Mannschaft. Dafür reichen nämlich ein Tor und ein Assist...
Insgesamt kommen die für die Nationalelf Spielberechtigten und nicht Reus heißenden Spieler auf 5 Tore 3 Assists... von möglichen 40 Toren und 37 Torvorlagen.

Und wenn man sich die Entscheidungen im Sommer anguckt... sind das alles Transfers, für die andere Mannschaften kritisiert werden würden. Angefangen mit Mawin Hitz als 2. Torwart: Warum schafft man es nicht, einen halbwegs vernünftigen eigenen Torhüter auszubilden? Warum gibt man den Platz nicht wenigstens einem deutschen Talent? Und warum schwächt man genau genommen mit diesem Transfer nur die Konkurrenz?

Dieses "Genau genommen schwächt man nur die Konkurrenz" müsste man eigentlich auch dringend bei Marius Wolf anbringen, den man sich nach einer soliden Saison in Frankfurt für günstige 5 Millionen Euro mal näher angucken wollte. Und der in der Bundesliga zuletzt am 4. Spieltag gesichtet worden ist. Genau genommen braucht man Wolf nicht... Aber wenn der für 5 Millionen Euro Ablöse zu haben ist, kann das quasi kein Verlustgeschäft werden, also holt man ihn sich erst Mal... ernsthaft, denkt mal darüber nach, wie man reagieren würde, wenn die Bayern einen derartigen Transfer getätigt hätten... dann hieße es wieder "Die Bayern kaufen die Bundesliga kaputt"... das kann Dortmund auch, da redet dann nur niemand drüber.

Wirklich absurd wird es dann, wenn ein Felix Passlack dann nach Norwich City ausgeliehen werden muss... der galt mal als riesiges Talent, wird aber jetzt nicht mehr gebraucht, weil seine (zumindest als offensivere Option) Minuten an Wolf gehen müssen. Und Passlack, auch wenn es bei ihm am extremsten ist, ist da ja keine Ausnahme.

Julian Weigl findet ebenfalls kaum noch einen Platz in der Dortmunder Elf. Ihm werden jetzt Alex Witsel und Thomas Delaney vorgezogen. Dasselbe Problem hat Mo Dahoud, der als großes Talent kam und jetzt trotzdem regelmäßig zugucken darf, wie die anderen zaubern. Auch wenn Dahoud wenigstens häufiger (und auch in relevanten Spielen) zum Einsatz kam, so ist er nach 1 1/2 Jahren noch weit entfernt von dem Status, den er als 19 jähriger in Mönchengladbach hatte. Auch hier droht ein Talent am Ende zu versauern und in Dortmund eben nicht den entscheidenden Schritt zu machen. So dass er dann irgendwann als nächster Nuri Sahin nach Bremen gehen darf...

Ganz absurd wird es ja, wenn der Kicker dann letzten Montag das große "In England haben die Talente ja keine Chance" Narrativ erzählen will... weil Jordan Sancho ja die Heimat verlassen musste, um im Ausland was zu werden... Dem geht es also genau wie Passlack. Faszinierend...

Zunächst mal muss hier darauf hingewiesen werden, dass anderen Vereinen, nennen wir sie mal RB Leipzig, gerne mal ein zu aggressive Abwerbungspolitik bei Jungspielern vorgeworfen wird. Aber wenn Dortmund einen 17 jährigen aus England holt, ist das in Ordnung? Oder einen Christian Pulisic für die A-Jugend zu verpflichtet? Nur um zu erwähnen, dass das kein Einzelfall ist... Ist das nicht reine Willkür? Also den Engländern vorzuwerfen, dass sie ihren eigenen Talenten mit teuren ausländischen Spielern und Edeltalenten den Weg in die Profikader verbauen, aber dann zu ignorieren, dass in Dortmund genau dasselbe passiert?

Dazu kommt dann noch die Verpflichtung von Abdou Diallo... dem es nach einem Jahr in Mainz dort bereits zu eng wurde. Wenn dann die Dortmunder Talente (nennen wir sie Dembele) nach einem Jahr weiter ziehen wollen, betrachten das alle als verwerflich... wenn diese Spieler aber zu Borussia wollen, ist das in Ordnung? Warum?

Natürlich macht es extrem viel Spaß dieser Dortmunder Mannschaft zuzuschauen. Aber muss ich deswegen ignorieren, dass sie zu DER PREMIERE LEAGUE MANNSCHAFT Deutschlands geworden sind? Also quasi zum neuen Arsenal London? Dass man gerade extrem viele Talente bei sich hortet, in der Hoffnung, dass aus dem einen oder anderen was wird... auch wenn dabei einige auf der Strecke bleiben werden... dass die meisten dieser Talente in ganz jungen Jahren eingekauft und nicht selber ausgebildet werden...

Um einen weiteren auffälligen Namen zu nennen: Jeremy Toljan spielte letzte Saison die Rolle als Aushilfskraft für die beiden etablierten Außenverteidiger. Jetzt ist er mit 24 quasi komplett raus, weil ihm Achraf Hakimi als nächstes Talent vor die Nase gesetzt wurde. Der ist im Gegensatz zu Toljan nicht für die Deutsche Nationalelf spiel berechtigt... und auch nur ein Leihtalent...

Und dass man am Ende regelmäßig eine Startformation aufbietet, in der lediglich ein einziger Deutscher steht. Das ist zum einen genau das, was man an den englischen Spitzenmannschaften gerne kritisiert.
Zum anderen... ist es halt auch faszinierend, wie sich die Wahrnehmung innerhalb der Bundesliga da gewandelt hat. Also im ominösen "früher" galt es als fast schon verwerflich so wenige Deutsche Leistungsträger zu haben. Das ist etwas, was Energie Cottbus macht... weil sie es machen müssen, da ihnen das Geld für die guten Deutschen Spieler fehlt... Das war aber immer etwas, auf das man herab gesehen hat. Ein richtiger Bundesligist hätte so was ja gar nicht nötig...

Jetzt macht Borussia Dortmund dasselbe, nur auf höherem Niveau, und wird dafür flächendeckend gefeiert. Obwohl man eigentlich nur dem einen oder anderen interessanten Talent (es seien für das Bild nochmal explizit Dahoud und Weigl erwähnt) durch die bezahlbaren Legionäre (also Delaney und Witsl) auf die Bank verdrängt und in ihrer Entwicklung gebremst werden. Was, wenn Deutschland gerade vor einem kollektiven Neuaufbau stehen sollte, richtig teuer werden könnte.

Natürlich liegt die Wahrheit in der Mitte. Aber dass diese besondere Struktur der Dortmunder Mannschaft so vollkommen ignoriert wird, kann auch nicht ganz richtig sein...

Dienstag, 11. Dezember 2018

Die große Champions League Gruppenphase Pre-Review!

I dont fucking care.

Es ist mir egal.

Es interessiert mich nicht mehr.

Dieses Jahr ist es endgültig so weit. Ich konnte mich nicht mehr dafür motivieren, irgendwelche Spiele aus der Champions League Gruppenphase zu gucken. Es ist nur minimal übertrieben, wenn ich jetzt behaupte: Ich werde erst im März mitbekommen, dass es ja gar keine Champions League im ZDF mehr gibt. Bisher habe ich dieses Angebot jedenfalls nicht vermisst.

Und das kommt von jemanden, der früher jede mögliche Sekunde konsumiert hat. Das war aber halt auch noch zu Zeiten, wo es eine Seltenheit war die richtig guten Fußball im Fernsehen zu sehen. Da hat man sich dann auch das Nebelspiel von Hertha gegen Barcelona angeguckt, in der Hoffnung wenigstens einen Hauch von Rivaldo zu sehen. Also zumindest so lange, bis Mutti vom Volleyball Training zurück kam und man dringend ins Bett sprinten musste, denn am nächsten Morgen war ja Schule...

Mittlerweile... ist diese Gruppenphase so was von belanglos geworden. 90% der Spiele sind eine reine Formalität. Eine ungesunde Formalität, weil selbst die kleinen Vereine, die nur mitspielen um abgeschlachtet zu werden, so viel Geld scheffeln, dass sie in der Liga einen uneinholbaren Vorsprung haben. Deswegen gibt es ja so viele Serienmeister in Osteuropa. Oder in allen anderen Ländern, die maximal einen Teilnehmer stellen können.

Wir philosophieren ja gerne darüber, dass der Kommerz unseren Sport kaputt macht... und denken dann, es wäre die drohende Superleague, die das Problem wäre. Dabei ignorieren wir, dass die Champions League die kleineren Ligen bereits extrem zerstört hat.

Und jetzt tun wir so, als würde ein weiterer Europapokal-Wettbewerb eine schlechte Idee sein. Also eine Einnahmequelle für die Vereine in den kleineren Ländern mit einem Champions League Teilnehmer... genau darum geht es an der Stelle... Und das macht jetzt den Fußball kaputt?
Klar, uns Deutsche wird dieser Wettbewerb nicht interessieren. Ich sehe ja ein DFB-Pokal-Finale auf uns zukommen, in dem Frankfurt krampfhaft versucht gegen Leverkusen zu verlieren, weil der Verlierer in der lukrativeren Europa League teilnehmen darf... Aber um die 6 Topligen, die eh jedes Jahr im April ihre europäischen Feiertage haben, geht es dabei ja gar nicht... sondern um die Länder, die traditionell in dieser Phase vor den Fernseher sitzen. Lasst die doch auch mal mitspielen.

Und hey, solange die Europa League dadurch kleiner wird, die zusätzliche K.O. Phase abgeschaffte werden kann und die Achtelfinale der Champions League auf 2 Termine gekürzt werden könnte... hat dieser Pokal auf jeden Fall einen positiven Effekt: Er entlastet den Rahmenterminkalender um 2 Termine...


Aber zurück zur diesjährigen Champions League Gruppenphase und der großen Belanglosigkeit. Wenn man sich die Konstellationen kritisch anguckt, gab es eine relevante Gruppen. Also effektiv wird ein großer Name ausscheiden: Neapel, Paris und Liverpool. Das war die einzige Gruppe, bei der ich nach der Auslosung dachte: Yo, das könnte man sich mal gönnen. Denn da ist es auch nicht relativ egal, wie das Duell zwischen den beiden "Top-Teams" ausgeht.
Die Gruppe B ist mit Abstrichen ähnlich. Die Abstriche bedeuten hier, dass Inter Mailand noch einen langen Weg zurück zur Relevanz vor sich hat... die denken schließlich gerade über Mesut Özil nach... Und auch Tottenham ist halt kein Team, das übers Viertelfinale hinaus relevant ist. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sie dieses erreichen.

Und das fasst die allgemeine Konstellation, jenseits von Gruppe C, wunderbar zusammen: Es gibt 2 Arten von Gruppen: Einerseits die mit 2 guten Mannschaften, die so deutlich über dem Rest stehen, dass es eigentlich nur darum geht, wer von ihnen 1. oder 2. wird. Also Atletico Madrid, Borussia Dortmund und Juventus Turin, Manchester United oder Real Madrid, AS Rom. Diese Gruppen waren quasi nach der Auslosung entschieden. Und es kam auch genau so, wie es erwartet worden ist.

Der andere Gruppentyp hat halt keinen klaren Gruppenzweiten. Also ob Galatasaray oder Schalke (oder eben Inter oder Tottenham) der Favorit aufs Weiterkommen waren, konnte vorher nicht eindeutig geklärt werden. Aber es ist halt auch relativ egal, wer von diesen Teams weiter kommt, denn solange sie nicht (was für Schalke ja ausgeschlossen ist) den FC Porto zugelost bekommen, ist im Achtelfinale definitiv Endstation. Genau so wie für Ajax Amsterdam und Olympique Lyon.
Vielleicht liegt das ja an meinem Alter... aber ich kann mich nicht mehr dafür begeistern, wie Mannschaften darum kämpfen in der nächsten auch nur halbwegs relevanten Runde abgeschossen zu werden.

Und wenn ihr denkt, dass das völlig übertrieben ist... eine 0:2+X in einem Achtelfinal-Hinspiel ist nichts ungewöhnliches. So was kommt jedes Jahr vor. Auch wenn es letztes Jahr absurder Weise der Gruppenzweite Bayern war, die zu Hause gegen Besiktas für klare Verhältnisse sorgte. Aber der Unterschied zwischen den (angeblichen) Titelaspiranten und der restlichen Konkurrenz ist halt so groß, dass selbst das Achtelfinale auch immer zu einem Kampf David gegen Goliath wird.

Natürlich gibt es in den Achtelfinal-Spielen dann die ersten guten Ansetzungen. Aber die bestehen eben nur in den seltensten Fällen aus den "Wir sind zum Glück 2. geworden" gegen "Wir waren Souveräner Tabellenführer" Ansetzungen. Sondern aus den Spielen der guten, aber sicheren Gruppenzweiten gegen einen anderen Ersten. Und im wesentlichen ist die Gruppenphase ein epischer Marathon, der rauskriegen soll, wie die 2 guten Ansetzungen im Achtelfinale aussehen werden. Und danach geht der Wettbewerb dann richtig los...

Es gibt natürlich auch keine einfache Lösung dafür. Oder anders ausgedrückt: Das ist eigentlich auch nicht weiter schlimm. Lasst die doch machen. Es stört mich ja auch nicht weiter. Die Zeiten, in denen ich alles gesehen haben muss, sind halt vorbei.

Was mich aber irgendwie überrascht, ist ja, dass die Stadien immer noch voll sind. Also einerseits tun die Leute alle so, als würden sie nicht noch mehr belanglose Fußballspiele sehen wollen. Andererseits war die Allianz-Arena seit 2016 immer ausverkauft, wenn die Bayern in der Champions League spielen. Die kommen Teilweise auf einen Zuschauerschnitt, der höher als die Kapazität ist... Da kann der Gegner noch so grottig sein. Das Spiel noch so belanglos... da laufen 70.000 Menschen hin.
Und dann wundern wir uns, dass die Lobbyisten dieser großen Vereine uns mehr belanglose Spiele andrehen wollen. Wenn das anscheinend genau das ist, was wir wollen...

Montag, 10. Dezember 2018

Das absurde am Schalker Abstiegskampf

Ist ja die Frage, ob der jetzt wirklich stattfindet.

Dieses "Fass" macht der Kicker ja gerade in seinem Top-Thema auf. Während für einen Klugscheißer wie Domenico Tedesco solche Schlagworte zu primitiv sind...

Aber genau genommen muss man als Schalke 04 gerade 4 Fragen beantworten:
1.) Warum ist man in dieser Lage?
2.) Warum ist man noch in der Lage nur über den Abstiegskampf zu philosophieren und steckt nicht mitten drin?
3.) Ist das nicht völlig normal für einen Verein wie Schalke?
4.) Welche Schlüsse zieht man aus diesen Fragen?

Fangen wir also an

Warum ist man in dieser Lage?

Die Antwort darauf ist erschreckend einfach: Weil der Rest der Liga besser geworden ist, man selber aber nicht. Die Geschichten dieser Saison schreiben halt die Dortmunder, die Gladbacher, die Berliner und die Frankfurter. Dazu mit Abstrichen die Bremer. Und RB Leipzig, Hoffenheim und die Bayern, die entweder ihr Niveau gehalten haben... oder aber halt so weit vor den Schalkern waren, dass sie es selbst jetzt noch sind, wo sie eigentlich nachgelassen haben. Schalke holte gegen diese Mannschaften...  2 Punkte aus 8 Spielen.
Letztes Jahr waren diese Mannschaften noch nicht so weit, dass sie vom Schalker Rumpelfußball profitieren konnten. Dieses Jahr gibt es für Schalke gegen diese Konkurrenz quasi nichts zu holen. Obwohl, oder gerade weil, man nichts anders macht als letztes Jahr. Da reichte aber die "Wir erzwingen unser Matchglück" Strategie halt aus, um überraschend 2. zu werden. Aber die Schalker waren halt schon letztes Jahr keine "Himmelsstürmer". Sie haben einfach nur von der Schwäche der Konkurrenz profitiert. Aber Schalke war wohl der schlechteste Vize-Meister aller Zeiten. Und hat es dann verpasst den Schritt vorwärts zu machen...
Oh und einen der wenigen guten Fußballer mit Leon Goretzka musste man genau so ziehen lassen wie Max Meyer und Tilo Kehrer. Nur um mal darauf hinzuweisen, dass dieses "Die Mannschaft hat sich nicht weiter entwickelt, alle anderen schon" nur bedingt ein Argument gegen den Trainer ist. Denn das Niveau zu halten ist nicht immer eine Selbstverständlichkeit.

Warum ist man noch in der Lage über den Abstiegskampf zu philosophieren und steckt nicht mitten drin?
Die Antwort wird die regelmäßigen Leser (alle beide...) nicht überraschen. Aber es liegt ausschließlich an der Schwäche der letzten 4 in der Tabelle. Und niemand verdeutlicht das so schön, wie die Schalker. Denn gegen Nürnberg, Hannover und Düsseldorf erzielte man 10 seiner 15 Saisontore und holte sich 9 seiner 14 Punkte. Das Spiel gegen Stuttgart steht noch aus. Gegen den Rest der Liga präsentierte man sich de facto wie ein Absteiger. Da diese 4 aber so extrem schwach sind, fällt das nicht weiter ins Gewicht.
Und das beruhigende für die Schalker ist ja, dass 2 dieser Mannschaften einen extremen Entwicklungssprung machen müssten, damit ihnen die Relegation droht... anders ausgedrückt: Der Tabellen-13. war gefühlt noch nie so weit weg vom Abstiegskampf wie diese Saison.

Ist so was für einen Verein wie Schalke nicht normal?
War es zumindest bisher immer. Also Schalke war ja jahrelang bekannt dafür, dass sie jeden Trainer, der sie ins Champions League Achtelfinale geführt hat, vor Saisonende entlassen haben. Der einzige Trainer, der jemals konstanten Erfolg auf Schalke hat, war ein gewisser Jens Keller. Also er war der einzige, der sich wirklich mehrere Saisons in Folge für die Champions League qualifizieren konnte. An sonsten sah die Fieberkurve immer nach einem stetigen Auf und Ab aus. Außreißer in die untere Tabellenhälfte sind da keine Ausnahme. Zumindest das verpassen der erneuten Champions League Qualifikation war die Norm.
Hier ist etwas faszinierendes: Lediglich von 2002/03 und 2003/04 verpasste man 2 Jahre in Folge das internationale Geschäft komplett. Dafür konnte man sich in den Jahren 2011-14 das erste Mal 3 Jahre in Folge für die Champions League qualifizieren. Vorher hieß es im wesentlichen immer: Man qualifiziert sich, bezahlt dafür den Wegzoll und verpasst den Wettbewerb das Jahr darauf. Mal mehr, mal weniger deutlich. Dieses Jahr läuft es eher auf weniger deutlich hinaus.
Schalke ist halt als Verein in einer komischen Position: Sie bilden immer wieder Spieler aus, die gut genug sind um sie in die Champions League zu bringen. Nennen wir hier mal repräsentativ Manuel Neuer, Julian Draxler, Leroy Sane und eben Goretzka. Sie sind aber nicht gut genug um diese Spieler auch zu halten. Was dann dazu führt, dass sie die nächste Generation an Spielern, die sie ins gelobte Land bringen, ausbilden müssen. Was halt in den seltensten Fällen sofort funktioniert.
Und so bewegt man sich seit Jahren immer zwischen der Champions League und dem Verpassen des Internationalen Geschäftes. Immer im Wechsel.
Dummer Weise hat das auf Schalke bisher niemand wirklich verstanden, weshalb dieser Wechsel auch häufig mit neuen Trainern einher geht. Einfach nur, weil man seine Rolle im internationalen Wettbewerb nicht verstanden hat. Oder sie nicht einsehen will und deswegen an den falschen Stellschrauben dreht. Und das auch Schalke an sich erfolgreiche Trainer entlassen werden, weil der aktuell wieder nötige Umbruch nicht reibungslos vonstatten geht, ist keine Neuigkeit, sondern eher das Traditionskonzept von Clemens Tönnies...

Welche Schlüsse zieht man aus diesen Fragen?
Das ist ja das eigentlich wichtige. Also bei 9 Punkten Rückstand kann man, einen kompletten Einbruch der versammelten Konkurrenz ausschließend, sich vom Internationalen Geschäft verabschieden. Selbst wenn man wirklich im Winter die entscheidenden Fortschritte macht... müssten halt so viele Mannschaften komplett einbrechen, damit Schalke da nochmal eingreifen kann.
Gleichzeitig hat man nach unten noch so einen guten Puffer, dass eigentlich nichts passieren sollte. Klar, wenn man in 2 Wochen gegen Stuttgart verliert, muss man sich Gedanken machen. Aber wenn man den erwartbaren Sieg einfährt, ist man quasi auf der sicheren Seite.
Es gibt also praktisch gesehen keinen Grund zur Panik. Was auch nur bedeutet: Man kann jetzt in aller Ruhe analysieren, ob man Domenico Tedesco wirklich die Weiterentwicklung der Mannschaft, von der alle gerne reden, es aber wenig zu sehen gibt, zutraut. Denn das ist, unabhängig von der Anzahl der Punkte und der daraus resultierenden Tabellensituation, dass eigentliche Problem: In den 11 Spielen gegen die echte Bundesligakonkurrenz hat man 5 Tore erzielt. Nachdem man bereits in der Vorsaison mit absurden 53 Treffern irgendwie Tabellenzweiter wurde. Also die einzige andere Mannschaft, die mit so wenig Toren Vize-Meister wurde, war ebenfalls irgendwann Schalke. Das soll auch nur verdeutlichen, dass das "Offensiv-Problem" der Schalker eben nicht nur auf die Verletzungsmisere in der Angriffsreihe zurückzuführen ist... sondern selbst als die noch erfolgreich gespielt haben, hatten sie genau genommen eine miserable Offensive. Eine historisch miserable Offensive, gemessen an den Erfolgen, die sie hatten.
Und das führt zu den eigentlichen Fragen, die Schalke sich stellen muss:

Reicht ihnen das, was unter Tedesco als Fußball angeboten wird, aus? Also eine Spezialisierung auf dreckige Siege und wenig herzerfrischendes ist halt alles, was man von den Schalkern unter diesen Trainer erwarten kann. Was kein Vorwurf sein soll.

Traut man diesem Trainer wirklich den nächsten Entwicklungsschritt zu? Denn genau genommen lebt Schalke unter ihm nur von der Mentalität, der Defensiven Stabilität und der Schwäche der Konkurrenz. Auf diese 3 Säulen lassen sich alle Erfolge zurückführen. Eine spielerische Weiterentwicklung ist derzeit nicht wahrnehmbar.

Und zu guter Letzt: Muss man sich dann einen neuen Trainer suchen? Wenn man beide Fragen mit "Nein" beantwortet, kommt hier ein logisches "Ja" raus. Wenn man eine der vorherigen Fragen mit "Nein" beantwortet, landet man auch hier bei einem definitiven "Nein".
Das "schöne" an der Schalker Situation (dank der episch schlechten 4 hinter ihnen) ist ja: Man kann diese Frage jetzt in aller Ruhe und praktisch losgelöst von der Tabelle beantworten. Quasi nach dem 17. Spieltag ein Mal final.

Dienstag, 4. Dezember 2018

Wenn selbst das Wetter gegen die Montagsspiele protestiert...

Sollte man als DFL vielleicht einfach mal einsehen, dass das keine gute Idee war Bundesligaspiele auf den Montag zu legen... Und das Wetter war definitiv dagegen, dass dieses Spiel stattfindet... Aber die DFL ließ sich wie immer nicht beirren und verharrte stur auf seinem Standpunkt... hey, da findet Uli Hoeneß vielleicht ja doch noch nen Job, wenn sie den bei den Bayern abgewählt haben... genau solche Leute sucht die DFL doch anscheinend...

Wobei ich ja Rudi Völlers "Die Leute haben etwas besseres verdient." ja nicht nachvollziehen kann. Also erstens wäre es auch bei strahlenden Sonnenschein immer noch das Duell "Bisher überfordert gegen Bisher Enttäuschend". Zum anderen dürfte es gerade den Nürnberger Fans durchaus Recht gewesen sein, dass die technischen Mittel des Gegners beschnitten worden sind. Und dazu kommt, dass so ein Spiel sehen auch irgendwie geil ist. Es gibt halt auch Fans, die auf Kampf und Leidenschaft stehen... Schließlich gibt es auch haufenweise Schalke Fans.

Da fällt mir als kurzer Einwurf ein: Die 3. Liga hat ja dieses Wochenende eine Protestaktion gebracht, in der sie 1 Minute lang den Ball ruhen ließen und nichts machten. Aus Protest. Was mir da ja irgendwie gefehlt hat war das Eingeständnis von Domenico Tedesco, dass seine Mannschaft schon die Gesamte Saison über an diesem Protest teilnimmt und in der ersten Halbzeit aus Prinzip nicht angreift... Deswegen kommen die auch auf 3 Tore in den ersten 45 Minuten...

Aber zurück zu dem anderen Protest: Den gegen die Montagsspiele. Was ja legitim ist. Aber kann man sich das als Nürnberger Ultra wirklich leisten? Also klar, das  "Wir sind nicht aufgestiegen um wieder Montags zu spielen"- Plakat ist gut. Und wichtig. Aber arbeiten die Ultras nicht in dem Moment selber mit daran, dass die Nürnberger demnächst wieder häufiger Montags spielen?

Also die Nürnberger gehören ja zu den 4 überforderten Mannschaften der Bundesliga. Von denen 2 garantiert absteigen müssen. Und wo die Stuttgarter, sobald Markus Weinzierls Arbeit Früchte trägt, sich am ehesten distanzieren dürfte. Und ja, Weinzierl ist schon mal bescheiden gestartet und hat das Ruder rumgerissen. Es ist ihm durchaus zuzutrauen. Dazu hat er halt auch mehr Qualität im Kader.
Bei den Nürnbergern muss alles optimal laufen, damit sie die Klasse halten können. Sie müssen alles ausreizen um eine Chance zu haben. Diese "Alles" beinhaltet halt auch den Fan-Support. Gerade bei Heimspielen unter schwierigen Bedingungen. Ist es dann wirklich vernünftig seinen Protest über den Erfolg des Vereines zu stellen?

Das praktische Beispiel dafür sind ja die anhaltenden Boykott-Bewegungen in Hannover. Zu denen Horst Heldt sagt: "Ich kann mich daran erinnern, dass der letzte Stimmungsboykott beinahe dazu geführt hätte, dass 96 abgestiegen wäre. Es geht um 96."
Die 96er Ultras müssen sich schon die Frage gefallen lassen, ob ihr Zwist mit Martin Kind zum Abstieg 2016 beigetragen hat... Und wenn nicht direkt, dann indirekt, weil man halt als Spieler eher zu dem Verein wechselt, der unter gleichen Voraussetzungen solche Probleme nicht hat.

Die Philosophische Frage ist also: Können sich die Fangruppen solcher Vereine in Abstiegsnot diese Protestaktionen überhaupt leisten? Die Philosophische Antwort lautet: nur die können dadurch wirklich protestieren. Also wenn man als Dortmunder Südtribüne schweigt, ist das... seltsam. Hat aber kaum einen Einfluss auf den Saisonverlauf. Es ist quasi reiner Luxus-Krawall. Also eigentlich Unkrawall, aber Details.

Die Nürnberger und Hannoveraner Fans (wenn auch aus unterschiedlichen Gründen) sagen sich aber: Unsere Anliegen sind uns so wichtig, dass wir dafür sogar den Klassenerhalt aufs Spiel setzen. Obwohl wir ja definitiv auch keinen Bock auf die 2. Liga haben... So untragbar sind die Zustände für uns.
Und das ist normaler Weise der Moment, in dem Protest anfängt zu wirken. Wenn man auch dann protestiert, wenn es für einen selber gefährlich wird. Also wir erinnern uns nie an die historischen Proteste, die beim ersten Anflug von Gegenwind und persönlicher Gefahr eingestellt worden sind. Wir erinnern uns an die Momente, wo die Leute Angst um ihre Existenz hatten und trotzdem auf die Straße gegangen sind.

Und wenn dann das nächste Mal ein Manager mit dem "Es geht um den Verein!" um die Ecke kommt, sollte er zum einen davon ausgehen, dass es den Fans auch um diesen Verein geht. Und dass ihnen das Anliegen so wichtig ist, dass ein Abstieg in Kauf genommen wird. Dass die Probleme um die diskutiert werden soll, wichtiger sind als die Klassenzugehörigkeit.

Und ja, ich finde den Protest der Hannoveraner, die die in einem "Wir wollen zurück in die Zeit vor Kind, also in die Regionalliga" enden, immer noch unvernünftig. Aber dass sie diese Proteste selbst dann durchziehen, wenn sie selber Nachteile daraus haben, muss irgendwie schon respektiert werden...

Das... sollte irgendwie anders ausgehen, als ich angefangen habe zu schreiben... ups.

Montag, 3. Dezember 2018

Worst of desr "dann is das nicht mehr mein FC Bayern" Selbstzerlegung

Und ich dachte, der Höhepunkt wäre erreicht gewesen, als Uli Hoeneß nicht mal mehr genau wusste, wie viele Spiele die Bayern eigentlich schon absolviert hatten. Und ja, in dem Interview sagt Hoeneß am Ende den Satz "Meines Wissens haben wir jetzt 8 Spiele gemacht..." und wird dann vom Journalisten darauf hingewiesen, dass es bereits 10 waren... aber her, wer will sich schon mit solchen Details wie der Bundesliga beschäftigen. Das hat ein Hoeneß ja gar nicht mehr nötig.

Aber jetzt legt Hoeneß schon wieder nach. Also noch mehr nach, als in dem oben verlinkten Video, in dem er sich in seiner Kritik bestätigt sieht, weil der Spiegel investigativen Journalismus betrieben hat... Also genau seiner Aufgabe nachgekommen ist.

Jetzt... hagelte es Kritik auf der Jahreshauptversammlung. Eine Kritik, mit der sich Uli Hoeneß nicht beschäftigen will. Denn für ihn ist das ja nur ein "ganz kleiner Teil der Mitglieder, vor allem Herr Bachmeyer", der es sich zum Ziel gesetzt hat Hoeneß's hervorragenden Ruf zu ruinieren. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Vorwürfen gibt es kaum.

Dabei muss man erst Mal den Digitalen Hut vor dem Johannes Bachmeyer ziehen. Denn wenn man sich das Video anguckt, fällt einem sofort auf, dass der Mann verdammt nervös ist. Dass er richtig viel Mut aufbringen musste, um diese ja auch für ihn bitteren Wahrheiten in der Form und an dem Ort auszusprechen.

Aber vor allem fällt einem eine Sache beim Runterscrollen auf: 14.509 Likes bei 439 Dislikes. Und eine Kommentarspalte, die voll von "Gut, dass er sich da getraut hat" und "Da stellt sich einer hin und sagt, was Zehntausende Fans von der Vereinsführung halten" Aussagen ist. Und da fällt Hoeneß "das ist eine Minderheit" das erste Mal auseinander. Wenn dem so wäre, würden die Bayern-Fans, nachdem sie über dieses Video gestolpert sind, wofür der Youtube Algorithmus schon sorgen wird, ihren Daumen nach unten dagelassen. Und einen "Was für ein Vollidiot" drunter geschrieben. Es gibt aber nur noch erschreckend wenige Bayern-Fans, die wirklich gewillt sind ihre Vereinslegende zu verteidigen...
Nebenbei ist das eigentlich großartigste Hoeneß "Ich lehne eine Diskussion auf dem Niveau total ab." Die allgemeine Reaktion auf diese Aussage ist ein "Weil ihm das Niveau halt zu hoch ist..."

Und Bachmeyer ist ja auch nicht, wie Hoeneß das darstellen will, ein verwirrter Einzeltäter. Hier haben wie Manu Thiele, seines Zeichens Youtuber für ARD und ZDF, der seine Journalistische Distanz verliert, sich als Bayern-Mitglied outet, peinliche Videos aus seiner Jugend zeigt um seinen Fanstatus zu verdeutlichen (heute in der beliebten Serie: Was macht eigentlich der Typ, den Matze Knop damals vor "Finale Dahoam" eine Glatze rasiert hat? Hat der das Trauma gut überwunden? Anscheinend nicht.) und setzt dann zu einer 10 Minütigen Wutrede über die aktuellen Zustände beim FC Bayern an. Dabei bringt er im wesentlichen dieselben Argumente wie der Bachmeyer. Und kommt auf ein ähnliches Likes to Dislike Verhältnis.

Und nur um mal zu erwähnen, dass die Kritik am Präsidenten keine Neuigkeit ist, sei hier nochmal der Kommentar vom Hauseigenen Mia san Rot Blog über Hoeneß Diskussionsbeitrag in der Mesut Özil Debatte verlinkt. Und der Vollständigkeit halber ein aktueller Gastkommentar zur JHV. Wo es auch darum geht, dass das eben keine Minderheit mehr ist. Und der auch mit den eigenen Bossen recht kritisch umgeht. Natürlich nicht nur mit denen, aber so funktioniert halt ein vernünftiger Diskurs.

Hoeneß hat anscheinend kein Interesse an einem echten Diskurs. Er lässt andere erklären, dass die über Würste in der Allianz Arena durch eine Blindverkostung entschieden worden sein soll. Und er äußert sich halt auch nicht zur politischen Lage Katar. Das ist nebenbei der Beweis, dass die Stimmung nicht nur so schlecht ist, weil man gerade mal nicht an der Tabellenspitze steht... Über Deals mit Katar wurde intern schon gemosert, als die Bayern noch 20 Punkte Vorsprung hatten.

Dass er es nebenbei kann, beweist er in der Personalie Paul Breitner. Da erklärt er wunderbar, dass es nicht nur um die eine Aussage im Bayern 3 ging, sondern dass der Streit im Stillen Kämmerlein seit Jahren vor sich hin köchelt. Mit diesen Informationen kann man die Entscheidung über die Verbannung von Breitner zumindest nachvollziehen. Wenn er sich zu den anderen Vorwürfen in ähnlicher Weise äußern würde, könnte ihm das nicht Schaden... Was aber gerade ein allgemein gültiger Satz ist...

Und ja, ich sage jetzt was völlig absurdes: Hoffentlich nimmt Hoeneß, wenn er es schon nicht öffentlich machen will, wenigstens intern diese Kritik an. Auch wenn ich da meine Zweifel habe. Wenn diese Arroganz wirklich seine komplette Geisteshaltung zu dem Problem ist, könnte das Ende für Hoeneß bei den Bayern nämlich ein wirklich hässliches Kapitel werden. Dann könnte es ihm passieren, dass er bei seinem Lebenswerk am Ende vom Hof gejagt wird. Und obwohl ich einem Hoeneß eigentlich gar nichts gönne, muss ich zugeben: Das hätte er nicht verdient.