Montag, 31. Dezember 2018

Meine persönlche Album Jahrescharts 2018

Warum? Weil ich kann! Und weil für mich persönlich noch mal die Musik des Jahres durchgehen eine gute Eigentherapie ist. Die beste Variante eines persönlichen Jahrestückblick. Der dann halt auch zur echten Tradition wird. Also das gab's auch 2016 und 2017 schon mal. Und die zu schreiben, macht einfach Spaß. Gönnt mir also den Egotrip...

Fangen wir mit den "Honorable Mentions" an: TiffanyForBreakfasts "Welcome to Scum" ist bein Random Metal Album des Jahres. Ich habe mittlerweile die Angewohnheit mir ein Mal im Jahr ein Album von Freunden zu kaufen, welches dann meistens zu Hart und zu Schnell für mich ist. Ich brauche dringend andere Freunde.
Ace Tee's "Tee Time" klingt irgendwie cool... aber mehr auch nicht. Und es ist nur ne EP. Vielleicht nächstes Jahr mit dem Album, mal sehen.
Yellow Caps "Too Fucked to go" ist mein Vinyl gewordener Soundtrack zum Skadelicious... aber halt auch erst seit 9 Tagen im Plattenregal. Und auf dem Niveau der Slapstickers sind die am Ende auch nicht... und wenn die es nicht in die Charts geschafft haben...
Neonschwarzs "Chaos" habe ich gerade erst bekommen und kann es noch nicht wirklich einordnen.
Falks Livealbum ist eben genau das und damit außen vor.
Materia und Casper haben zwar beide coole Stimmen und sind fähige Rapper... aber 2 Alben von dem einen auf einer Bestenliste wäre doch zu viel des guten... 
Und Clueso... nun ja...

Platz 14: Clueso - Handgepäck I: Ok, lasst uns genau genommen hier anfangen. Ich habe dieses Jahr aufgehört Clueso überkritisch zu sehen. Man muss dazu wissen, dass der überverpeilte Junge damals mit Gute Musik eines meiner absoluten Lieblingsalben rausgebracht hat. Damals heißt 2004. Er bewegte sich genau auf der Ebene zwischen Rap und Liedermacher. Und er hatte Songs wie Pizzaschachteln im Angebot... Danach... wurde er aber zum Popmusiker. Was ich ihm lange nicht verzeihen wollte. Dieses Jahr dachte ich mir dann: Gib dem Jungen doch nochmal eine Chance und vergleiche ihn einfach nicht mit dem perfekten Sturm von damals. Und siehe da: Man kann sich das wieder anhören.

Platz 13: Moorcheba - Blaze Away: Moorcheba ist cool. Und es ist gut zu hören, dass sie ihre "Soloprojekte" beendet wurden und sie jetzt wieder gemeinsam Musik rausbringen. Manchmal wusste man gar nicht so genau, was man vermisst hat.

Platz 12: Nakahne - You will not die: Auf meiner "Ich muss irgendwie mal meinen Frieden mit dem Mojos in Hamburg schließen" Mission (dazu später mehr), stolperte ich auf dem Reeperbahnfestival ganz spontan über Nakhane. Und der hat Prince studiert. Ganz gründlich Prince studiert. Dabei hat er aber nicht vergessen, dass man nicht nur kopieren darf, wenn man eigene Musik machen will. Heraus kommt ein Album um die Interloper Single, welches der Prince Fan in mir einfach mögen muss...

Platz 11: Marteria - Verde: Was soll ich sagen, ich mag den bekifften Marten lieber als den angeblich nüchternen und fokussierten. Dazu kommt: Jeder Künstler, der Doppelkopf cuttet, hat einen Stein bei mir im Brett.

Platz 10: Epic Beard Men - Season 1: Oder: Der Grund, warum meine Geheime Band nicht so heißen kann... Schade eigentlich. Sage Francis war jedenfalls immer einer der absurdesten und unterschätzten Rap-Künstler aus den USA. Auch wenn er da irgendwie selber dran Schuld ist. Jetzt hat er sich nach jahrelangen gemeinsamen Tourneen (und der Vollendung meines Live-Outfits) dafür entschieden, mit seinem Partner in Crime B.Dolan auch offiziell gemeinsame Sache zu machen. Im "D.I.Y.M.F.S." Modus. Hoffentlich taucht er nicht wieder auf Jahre ab... Und ja, ich liebe Indie Rap aus den USA...

Platz 9: William Wormser - Jede Idee: Ich vergleiche mich selbst ja mittlerweile mehr mit Liedermachern als mit Rappern. Oder ich habe es heimlich schon immer gemacht, bin mir dessen jetzt nur bewusst geworden. Und "Es funkionert" ist definitiv der Liedermachertext des Jahres (auch wenn er technisch von 2016 ist... aber Details... Er hat es auf dieses Album geschafft. Dazu kommt "Das Lied von der ewigen Ungleichzeitigkeit"... Der Witz mag etwas umständlich sein, trifft aber dennoch genau meinen Komiknerv.

Platz 8: Moop Mama - Ich: Eine von diesen Bands, die mir seit Ewigkeiten bekannt sind, aber doch irgendwie unter dem persönlichen Radar flogen. Was halt auch irgendwie daran lag, dass sie wie Jan Delay für Arme klangen... Passiert einem halt, wenn man sich mit genau dem Feature bei mir vorstellt... und dann ein eher durchschnittlichen Jan Delay Song rauskommt... Aber jetzt hat Rapper Keno Langbein entscheidende Fortschritte als Texter gemacht und bringt diese "Warum habe ich die nicht selbst gehabt?" Ideen, die dann von der großen Kapelle akustisch umgesetzt werden.

Platz 7: Chloe X Halle - The Kids are alright: Oh, die beiden schon wieder. Läuft bei denen. Natürlich ist auch "The Kids are alright" mehr eine Sammlung aller bisherigen Songs der beiden, als ein klassisches Album. Dennoch denke ich mir immer wieder "Wie kann man in dem Alter so epische Musik machen". Also das klingt einfach so verdammt groß. Und die dürfen noch nicht mal Alkohol trinken. Was soll daraus mal werden?

Platz 6: Beyoncé & Jay-Z - The Carters - Everything is Love: Was, jetzt schon? Damit ist es wohl... das schlechteste Beyoncé Release seit dem Destiny's Child Weihnachtsalbum. Und ihr alle so: Warte, es gibt ein Weihnachtsalbum von denen, warum erzählt er uns das jetzt?
Dieses Album ist jedenfalls mal kein Meilenstein und das ist gut so. Es ist dafür aber der Beweis, dass die beiden ihre Ehetherapie erfolgreich abgeschlossen haben. Was auch gut ist. Und darauf hin haben sie sich einfach mal in nem Studio eingeschlossen und gemeinsam Spaß beim Aufnehmen gehabt. Anstatt sich ständig Gedanken um das nächste Meisterwerk zu machen.
Nebenbei dropt ausgerechnet Beyoncé die vielleicht beste Battle Zeile seit langem: "My great grandchildren are already rich/ that's a lot of brown children on your forbes list!" Das ist einerseits die ultimative Angeberei mit dem eigenen Reichtum, was ja im Mainstream Rap schon immer beliebt war. Sie denkt halt schon gar nicht mehr in Autos oder Privatjets, sondern nur noch in Platzierungen auf der Forbes Liste... Andererseits wird dieser Reichtum für die Übernächste Generation erhalten und nicht sinnlos verprasst, was die meisten anderen Rapper gerne vergessen.
Wenn Jay-Z dann noch auf "Summer" entwaffnend ehrlich über die Beziehung (und deren Bedeutung für ihn) philosophiert... Auch wenn einem dabei irgendwie bewusst wird, dass die "Sie sing, er rappt" Aufteilung doch die ist, die am besten funktioniert...
Oh und die beiden haben den fucking Louvre absperren lassen um dort ein episches Video zu drehen... ohne dass dies irgendjemand mitbekommen und veröffentlicht hat... Weil sie's können.

Platz 5: Feine Sahne Fischfilet - Sturm & Dreck: Hier jetzt das peinliche Eingeständnis: Meine eigenen Eltern waren auf mehr Feine Sahne Konzerten, als ich selber. Und das schlimmste daran: Das liegt im wesentlichen daran, dass ich die Band jahrelang irgendwie nicht mochte. Klar, die waren irgendwie cool, mein gesamtes Umfeld hat die ja gehört... aber verpasst man wirklich was, wenn man die verpasst? Jetzt haben sie mich mit "Wo niemals Ebbe ist" und "Niemand wie ihr" emotional voll abgeholt. Der eine Song erinnert mich daran, dass ich ja eigentlich ein Kind der Ostsee bin und diese vermisse... der andere ist beinah auf Zeugnistag Niveau. Was einer meiner 10 Lieblingslieder aller Zeiten ist.
Warum mich dieses Album jetzt mehr mit nimmt als die Vorgänger... keine Ahnung.

Platz 4: Mono und Nikitamann: Ich bin hin und her gerissen. Einerseits ist es schön, dass es im Jahr 2018 solche Alben gibt. Andererseits ist es irgendwie traurig, dass wir solche Alben brauchen. Gerade wenn "Der aufrechte Gang" uns doch eigentlich erklären will, dass wir uns weiter entwickeln sollten... obwohl dieses Album technisch gesehen ein Rückschritt ist. Das Vorgängerwerk "Im Rauch der Bengalen" drehte sich im wesentlichen um Selbstverwirklichung und Individuelle Freiheit. Jetzt... geht es um "Wir sind mehr"... also dem Hashtag des Jahres, auch wenn der nur indirekt um dieses Album geht... Um eine klare Positionierung gegen Fremdenhass und den wieder aufbrechenden Rechtsradikalismus.
Während Feine Sahne Fischfilet (relativ gesehen) unpolitischer geworden ist, sind Mono und Nikitamann wieder aktiver geworden. Was nur bedeutet, dass beide Bands sich an einem guten Mittelpunkt getroffen haben...

Platz 3: Atmosphere - La Vida Loca: Blasphemie! Wie kann die großartigste Band aller Zeiten nur das drittbeste Album des Jahres veröffentlichen? Ich habe keine Ahnung. Vielleicht habe ich einfach dran gewöhnt, wie großartig die Jungs sind und bin verwöhnt, weil sie alle 2 Jahre ein neues Album rausbringen. Oder ich habe das neue Album einfach noch nicht verstanden. Was nichts ungewöhnliches ist, Atmosphere Alben verdaue gerne mal mehrere Monate am Stück, bis ich sie irgendwann "begreife". Oder auch nicht, weil Slug mir dann erklärt, dass die letzten 3 Alben ja als eine Trilogie mit dem Motiv "Moral" veröffentlicht worden sind... damn, jetzt muss ich erst Mal Fishing Blues und Southsiders nochmal durchgehen und mit diesem Album in Zusammenhang setzen...
Auch wenn die einzelnen Singles mittlerweile mit großartigen Videos versehen werden, so muss ich an der Stelle doch das gesamte Album empfehlen... Was niemanden überraschen sollte.

Platz 2: Dota - Die Freiheit: Ich bin überfordert... was mach ich daraus? Ehrlicher Weise war dies das einzige Album, vor dessen Release ich gerade zu nervös war. Schließlich war es für mich das erste Dota Album, auf welches ich warten musste. Und an das ich Erwartungen hatte. Dota ist halt von "Habe ich irgendwie immer ignoriert" zu "ist eine meiner Lieblingskünstlerin" durch gestartet. Und jetzt hat sie abgeliefert.
Es ist definitiv eines dieser Alben, die man mehrmals hören muss. Wo sich das "mehrmals hören" aber auch lohnt, weil man erst beim 3. oder 4. hören versteht. Nehmen wir einfach mal den "Raketenstart". Das klingt gerade akustisch erst mal nach einer seichten Deutsch-Pop Nummer, bei denen es sich nicht mal lohnt auf den Text zu achten. Eine dieser Songs, über die ein gewisser Jan Böhmermann sich ausführlich lustig macht. Dennoch fällt einem irgendwann auf, dass der Chorus "Wir haben die Katastrophe kommen sehen!" lautet... Und dass es darum geht, dass wir die Nummer gerade komplett gegen den Baum fahren... ups, da achte ich dann doch lieber auf die seichte Melodie... die tut weniger weh.
Und das ist einer der Songs, die ich verstanden habe. Ob "Nackte Beine" wirklich nur eine militante, wenn auch etwas umständliche Vegetarier-Hymne ist, oder ob da was anderes hinter steckt? Keine Ahnung. Vielleicht kriege ich das irgendwann noch mal raus... Und dann ist da noch als optimistischster Song "Schwangere Frauen" im Baumarkt... Wer hat die praktischen Ideen?

Platz 1: Janelle Monaé - Dirty Computer: Holy Shit. Dass ich in einem Universum leben darf, in dem solche Alben existieren.
Um das große Bild zu erklären: Es dürfte September 2013 gewesen sein, als ich das frustrierendste Konzert meines Lebens im Hamburger Mojos erlebt habe: Mein Bruder und ich standen genau so lange im Stau, dass wir Janelle Monaé für die Zugabe durch eine ekstatische Crowd springen sahen. Da hatte jemand ein richtig geiles Konzert... und wir nicht.
Danach verschwand die Frau für 5 Jahre von der musikalischen Bildfläche, erinnerte mich aber immer daran, dass ich da was verpasst habe. Weil ihr Gesicht plötzlich nach jener ominösen Oscar-Nacht, wo erst der falsche Sieger verkündet worden ist, auf Tagesschau.de auftauchte. Also bei den richtigen Siegern. Musikalische Lebenszeichen waren aber rar gesät.
Und dann kam dieses Jahr dieses Album. Ganz "klassisch" als "Emotion Picture". Und ja, man kann sich das gesamte Ding in seiner eigentlichen Form kostenlos bei Youtube angucken. Ich empfehle allerdings ausgemessene Discoboxen, nen HD Beamer und eine Kinoleinwand. Weil ich kann...
Wie heftig ist diese Offenbarung bei mir eingeschlagen? Nun ja, ich musste mir danach nochmal auf derselben Leinwand Lemonade angucken um abzuschätzen, ob Dirty Computer nicht vielleicht doch noch etwas besser ist. Ist es nicht, aber es ist verdammt knapp. Und wo ich vorhin schon mal Prince angeschnitten habe: Janelle ist mit diesem Album endgültig zur offiziellen Nachfolgerin dieses Universalgenies gekürt. Und nächstes Jahr kann ich dann endlich dieses beschissene Konzert nachholen.

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