Montag, 7. Juli 2025

Ein doppeltes Worst of

 Quasi das Gegenteil von einem Doppel-Wumms...

 Fangen wir mit den Impressionen zur Frauen-EM an. Und da muss man festhalten: Die Auslosung ist echt... ungünstig. Denn die Gruppe A ist sichtbar schwächer als der Rest.

Die jungen Schweizerinnen sind noch 2 Jahre von einer wirklich relevanten Rolle entfernt. Und die alten Schweizerinnen sind einfach nicht so gut. Das Potenzial blitzt immer wieder auf, aber das 1:0 gestern fiel, auch wenn in dem Moment stark umgeschaltet wurde, eher aus dem Nichts. Erst danach kamen die Damen richtig ins Rollen.

Finnland ist hauptsächlich froh, dass sie überhaupt mitspielen dürfen. Island stellt eine Spielerin auf, die buchstäblich nur bei Einwürfen positiv auffällt. Aber ich habe noch keine einzige gelungene Aktion mit dem Ball am Fuß von Jonsdottir gesehen und ich habe beide Spiele live gesehen.

Norwegen ist die absolute Arschlochmannschaft. Das Real Madrid dieses Turniers. Die machen nicht mehr als nötig und wissen selbst nicht genau, wie sie die Gegnerinnen zu den Eigentoren zwingen. Wo die garantiert als Gruppensiegerin feststehen, würde es mich nicht überraschen, wenn die am 3. Spieltag gar nicht antreten und die 0:3 Niederlage akzeptieren.

Keine dieser Mannschaften wird sachlich gesehen etwas mit dem Halbfinale zu tun haben. Was absurd ist, denn in Gruppe D spielen mit England, Frankreich und den Niederlanden 3 Mannschaften mit berechtigten hohen Ansprüchen. Deutschland und Schweden muss man auch zu den Titelfavoritinnen zählen. Dänemark wäre in Gruppe A ebenfalls der klare Favorit. Diese Mannschaften verteilen sich nicht nur auf 2 Gruppen, sondern treffen im Viertelfinale aufeinander... 

Dazu kommt ja, dass die Gruppe A die exponierteste Stelle hat. Denn man durfte nicht nur den Auftakt geben, sondern auch die beste Sendezeit am Sonntagabend für sich beanspruchen. Und dann kommen die sexistischen Arschlöcher und behaupten, dass das Niveau ja grausam sein muss, weil sie Island gegen Finnland gesehen haben. Das reicht ja auch, um das gesamte Turnier zu beurteilen... Genau.

Allen, die das behaupten, sollte man die Highlights von Spanien - Portugal an den Kopf werfen. Und natürlich sind die Portugiesinnen überfordert. Aber man kann dort wunderbar erkennen, auf welchem Niveau und mit was für einem Tempo die Damen agieren können.

Und natürlich ist nicht jedes Spiel der Gruppenphase hochwertig. Am Ende hoffen einige Mannschaften auch einfach, dass sie nach 2 Spieltagen irgendwie auf 2 Punkte kommen... Und Norwegen liegt trotz dieser Einstellung irgendwie bei 6. Aber das ist doch bei jedem beliebigen Männerturnier genauso. Nur dass da dann niemand die Kommentarspalten mit "das kann sich ja keiner angucken" Kommentaren voll jammert. Aber die behaupten alle trotzdem, dass das ja kein Sexismus sei...

Nebenbei müssen wir mal über Edina Alves Batista reden. Der Gastschiedsrichterin aus Brasilien. Und dass die in Südamerika mindestens eine Schiedsrichterin haben, die so gut ist, dass "wir Europäer" die unbedingt bei diesem Turnier haben wollen, ist ein gutes Zeichen für die Entwicklung des Sportes. Aber es ist ein eher schlechtes für den DFB, dass bei den 12 besten Schiedsrichterinnen Europas anscheinend keine einzige Deutsche dabei ist. Und das ist ja keine Ausnahme, sondern ein Trend, denn schon bei der letzten EM wurde nur ein einziges Spiel von Riem Hussein gepfiffen.

5 Jahre nach dem Karriereende von Bibiana Steinhaus-Webb scheint man auch bei den Schiedsrichtersinnen den Anschluss zu verlieren. Genauso wie bei den Vereinen, die International auch nur noch die 2. Geige spielen... und wie genau genommen und als logische Konsequenz auch in der Nationalmannschaft, die ihren letzten von beeindruckenden 8 EM Titeln vor 12 Jahren holte...  Während hier also seit Jahren während der Turniere ein Hype herbeigeredet wird, wurde in den anderen Ländern richtig investiert. Und diese Länder haben "uns" eiskalt überholt.

 

Auf der anderen Seite der Kommerzialisierung ist es nebenbei absurd, wie viel Fußball in den USA gespielt wird: Klub-WM, Gold Cup Finale und MLS.  Warum sollte man die nationale Liga auch pausieren lassen, nur weil die Nationalmannschaft im eigenen Land spielt...

Am Ende geht es aber doch um zu viel Geld, deswegen muss Jamal Musiala in die Startelf. Zum ersten Mal seit dem 4.4. gegen St. Pauli. Obwohl man in der Gruppenphase einen deutlichen "lasst den mal lieber pausieren" Warnschuss bekommen hat. Aber jetzt kann man die Schuld ja bei Donnaruma suchen, anstatt sich zu fragen, wie sehr der mangelnde Rhythmus und die fehlende Fitness sich auf diese Situation ausgewirkt haben könnte.

Klingt übertrieben? Vielleicht. Aber seit mal ehrlich: wenn Musiala sich bei einem Nations League oder Confederations Cup Spiel verletzt hätte, würde Karl-Heinz Rummenigge auf die Barrikaden gehen und eine Abschaffung dieser sinnlosen Wettbewerbe fordern... Da aber dieses Mal das Geld auf dem Konto der Bayern landet, hört man da nichts.

Den großartigsten Beitrag lieferte dann aber Georg Holzner ab. Der rechnet wie immer erst nach dem Ausscheiden vor, wie bescheiden die internationale Bilanz der Bayern gerade ist. Er weist darauf hin, dass man wirklich nur Bratislava und Celtic geschlagen hat. Was man vorher natürlich lieber verschwiegen hat, weil man sich und seinen Lesern die Chancen schön schreiben musste.

Wirklich absurd wird es dann, wenn Holzner Vincent Kompany vorwirft, dass er ja den Gruppensieg leichtfertig weg rotiert hat... ähm... dem ist bewusst, dass man als Gruppensieger gegen Chelsea gespielt hätte? Dem wieder erstarkten Tabellenvierten aus England. Eine Mannschaft, die deutlich besser ist als Celtic oder Bratislava... Also nur um zu verdeutlichen, dass die beim Kicker wirklich die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches haben. Aber zum Glück verstecken die mittlerweile das Meiste hinter einer Paywall, da fällt mir nicht mehr so häufig auf, wie unfähig die sind.

Donnerstag, 3. Juli 2025

Worst of des "endlich wieder Fußball" EM Auftaktes

 Es braucht ja nicht viel. 22 Spielerinnen und ein Ball. Und dann legt man den Fokus auf das Spiel, auch wenn es nur das Äquivalent von Schottland - Ungarn ist.

Und ja, das "Nicht Auftaktspiel" zwischen Island und Finnland war nicht gut. Das waren 2 Mannschaften, die diszipliniert verteidigen, aber keine Ahnung hatten, wie sie selbst in den gegnerischen Strafraum kommen wollen. Die einzige ernstzunehmende Variante der Isländerinnen waren weite Einwürfe von Jonsdottir, mit denen die finnische Verteidigung so gar nicht zurechtkam.

Aber der Fokus der Übertragung lag fast ausschließlich auf dem Rasen. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht, wenn man sich die Klub-WM anguckt. Dort wird viel zu oft zu den korrupten Arschlöchern auf der Ehrentribüne gesprungen. Menschen wie David Beckham, die mehr Geld besitzen, als sie ausgeben können, aber sich trotzdem an die Scheichs aus Qatar verkauft haben. Und natürlich auf Gianni Infantino als Oberbösewicht.

Das ist ja mittlerweile der Standard. Aber neu sind die ständigen Werbeeinblendungen. Wir haben echt den "diese Auswechslung wird ihnen präsentiert von" Kipppunkt erreicht. Aber teilweise werden sogar im laufenden Spiel extra Werbung eingeblendet. Während Lionel Messi das erste Mal aufs Tempo drückt, zieht das Produktionsteam die emotionale Bremse...

Bei der Frauen-EM gab es in ruhigen Momenten die Hinweise auf die Sportschau App und auf die tolle Doku und ansonsten 96 Minuten lang nur Fußball. Da merkt man erst, was man vermisst hat.

Diese Doku ist nebenbei weird. Also es geht um die "neue Generation". Und dann nennt man direkt Giulia Gwinn und Jule Brand. Über die hat man das letzte Mal schon eine Doku gemacht...

Gwinn war 2019 das erste Mal dabei. Sie ist mittlerweile die Kapitänin. Brand spielt ihr 4. großes Turnier. Und beide haben schon über 60 Länderspiele auf dem Buckel. Das sind keine neuen, aufstrebenden Stars, sondern die etabliertesten Gesichter dieser Mannschaft.

Anyhow, das wirkliche Auftaktspiel war doch auf einem ganz anderen Level. Die Schweiz hatte gerade in Halbzeit 1 genau den Plan, den man im frühen Spiel vermisst hat. Sie kombinierten sich immer wieder in aussichtsreiche Abschlusspositionen. Leider verpasste man es das 2. Tor nachzulegen und nach 50 Minuten ging ihnen schon die Luft aus. Das anfangs super präzise Aufbauspiel wurde von Minute zu Minute ungenauer. So konnte Norwegen ihre körperliche Dominanz in 2 schnelle Tore umwandeln, ohne aber wirklich zu überzeugen.

Das faszinierende daran sind die angeblichen Beschwerden über das zu harte Training der lebenden Legende Pia Sundhage. Anscheinend braucht man aber ein anderes Fitness-Level, wenn man auf diesem Niveau mithalten will.

Freitag, 27. Juni 2025

Dann fassen wir mal die Gruppenphase zusammen

 Ein paar lustige und wichtigen Dinge sind ja schon passiert. 

Vor allem gaben die Boca Juniors die wichtige Lektion gelernt, warum man die großen Bayern eben doch nicht sinnlos tritt. Denn dann stellen die im nächsten Spiel gegen deine direkte Konkurrenz einfach Leroy Sané auf... Und der verabschiedet sich angemessen schlampig.

Thomas Müller ist nebenbei endgültig im "Ist mir egal" Modus angekommen... und kontert eine Frage nach der Mentalität mit einem "Sind wir jetzt in Dortmund?" Er muss ja nicht mehr im "wie heißt das Stadion dieser Traditionsaktiengesellschaft gerade?" antreten, da kann er sich das leisten. 

Und nebenbei wird man ja auch noch dafür belohnt, weil man als Gruppenzweiter Chelsea aus dem Weg geht. Das ist jetzt, wo sich die Europäer doch am Riemen gerissen haben, wichtiger als erwartet. Und ja, abgesehen von Atletico und Porto haben alle "Großen" doch noch die Kurve bekommen. Und der Turnierbaum entwickelt sich damit so bescheiden, dass 7 Europäer und ein Brasilianer das Viertelfinale erreichen sollten. 

Die ungelogen lustigste Szene der gesamten WM gab es nebenbei bei Atletico gegen Palmeiras. Beim Stand vom 1:0 für die Spanier bekamen die Südamerikaner einen an sich belanglosen Freistoß in der 95. Minute zugesprochen. Hier ist das wichtigste: Atletico müsste noch 2 Tore erzielen, um Palmeiras noch abzufangen. Diese würden aber mit einem Ausgleich auf Platz 1 springen, was angeblich ungefähr 4 Millionen Euro Prämie einbringt. Man konnte also wenig verlieren, aber einiges gewinnen. 

Die logische Konsequenz: Gregore tut so, als würde er den Freistoß ausführen, bewegt sich dann aber doch weg, um "sich anzubieten". Ein 2. Spieler trottet zum Ball. Der Schiri gibt Gregore Gelb. Seine 2. im laufenden Turnier, er ist jetzt im Achtelfinale gesperrt.

Ich finde es nebenbei großartig, dass der Schiedsrichter das durchgezogen hat. Viel zu oft lässt man diesen einfachen und offensichtlichen Zeitspiel-Trick durchlaufen. Dass dann noch ein Spieler für völlig überflüssiges Zeitspiel gesperrt wird, macht die Sache perfekt.

Aber zu den wirklich wichtigen Sachen: Unwetterwarnungen. Denn der Klimawandel trifft uns alle... Außer die Menschen in Seattle, da ist es angenehm. Und es gab erschreckend viele Unwetterunterbrechungen in der Vorrunde. So viele, dass man die irgendwie mit einberechnen muss.

Praktisches, weil sogar auf Kicker.de dokumentiertes, Beispiel: Auckland City gegen Boca Juniors wurde für 50 Minuten unterbrochen. Das "Parallel-Spiel" zwischen Bayern und Benfica lief derweil munter weiter. Und als der Ball dann in Nashville endlich wieder rollte, stand bereits fest, dass Boca bereits ausgeschieden ist, was sich definitiv auf den weiteren Spielverlauf auswirkte und die Moral der Argentinier brach. Schön für Auckland, die einen überraschendes Unentschieden feiern durften.

Aber jetzt stellt euch mal vor, die wären beide mit diesem Unentschieden ins Achtelfinale eingezogen... Und hier sei nochmal erwähnt, dass selbst die EM in Deutschland von spontanen Stürmen heimgesucht wurde.

Das verdeutlicht nur, wie absurd es ist, dass beim Anpfiff der ersten Halbzeit penibel darauf geachtet wird, dass beide Spiele exakt im selben Moment angepfiffen werden. Mit Countdown und Videoschalte. Aber was danach passiert, ist allen egal. 

Die nächsten Weltmeisterschaften finden teilweise in Mexiko und Marokko statt. In nicht klimatisierten Stadien. Dass wir da ohne Unterbrechungen durchkommen, ist eher unwahrscheinlich. Da sollte man sich doch auch mit der Frage beschäftigen, ob man nicht vorher festlegt, dass immer beide Spiele unterbrochen werden, wenn es an eine Spielstätte eine Unwetterunterbrechung gibt.

Aber das würde ja bedeuten, dass man den Einfluss des Klimawandels auf unser Leben akzeptiert und, wenn auch nur im sportlichen Details, darauf vorbereitet. Da kann man auch gleich die Debatte aufmachen, ob eine WM in Spanien nicht doch auch in den Winter verlegt werden muss, weil es da im Hochsommer einfach zu heiß ist... Das wird also so lange nicht passieren, bis eine Unwetterunterbrechung zur nächsten Schande von Gijon führt. 

Montag, 23. Juni 2025

Die Berichtserstattung über die Klub WM ist herrlich verlogen

Prelude: 3 Tage habe ich zwischenzeitlich im Krankenhaus verbracht. Hauptsächlich deswegen habe ich mich mehr mit der Klub-WM beschäftigt, als ich vorhatte. Denn die Alternativen waren: Lineares Fernsehen zu genießen, was ich seit bestimmt 15 Jahren nicht gemacht habe. Aber ich konnte mich wenigstens selbst fürs Programm entscheiden, wenn es auch noch 10 Stunden RTLII gegeben hätte... Danke, Arte.

Option 2: ich scrolle mich durch die sozialen Medien, die komplett von rechten Trollen und Flat Earthern verseucht sind. Selbst einem zynischen Arschloch wie mir ist das irgendwann zu hässlich. Und politische Nachrichten will man ja gerade auch lieber ausblenden, wenn man auf Schmerzmitteln in einem Zimmer eingesperrt ist. Also doch Sport. Bedeutet: also doch Klub-WM.

Und da fällt dann auf, dass die Europäer ihre Meinung vor dem Turnier schon fertig hatten: alles sinnlos. Da wird dann von Hass geschrieben, wovon wir ja in diesen Zeiten dringend noch mehr brauchen. Das Ganze ist natürlich ein Desaster. Gleichzeitig schafft man es aber nicht mal, halbwegs anständige Live-Ticker zur Verfügung zu stellen. Also es mussten ja Spiele wegen diversen Unwetterwarnungen pausiert werden. Passiert halt in Zeiten des Klimawandels. Selbst bei einem Turnier in Deutschland. Auf Kicker.de stand dann aber nur "abgebrochen". Warum konnte man nicht herausfinden. Das soll das beste Sportmagazin in Deutschland sein? Wie erbärmlich. Haben die keine Praktikanten mehr?

Natürlich hat das Turnier zahlreiche Probleme. Wie alles im Profifußball. Nächsten Sommer werden auch Spiele in der Mittagssonne angesetzt werden, damit wir Europäer die sehen können. Da wird sich die Hitze auch auf die Qualität der Spiele auswirken. Und die Einheimischen sind vom Turnier ausgeschlossen, weil sie ja um 12 arbeiten müssen. Nur wird es dann niemanden interessieren.

Das einzige neue Problem ist ja, dass die Stadien eine Nummer zu groß sind. In 40.000 Mann Arenen würde das alles unproblematisch wirken. Also abgesehen von Boca Juniors, die die Hütte echt voll machen. Aber jetzt tun alle so, als wären 35.000 im Durchschnitt "niemand". Damit wäre man 8. in der Bundesliga-Tabelle... Aber diese Relativierung wird ja bewusst verschwiegen.

Und dann wurde über den sportlichen Teil nach dem ersten Bayern-Spiel geurteilt. Weil diese die Amateure aus Auckland mit 10:0 abgefertigt haben, ist das gesamte Turnier unnötig.

Kurzer Realitätsabgleich: Die Europäer haben im interkontinentalen Vergleich nach 2 absolvierten Spieltagen eine bescheidene Bilanz: 11 Siege, 4 Unentschieden, 3 Niederlagen. Nur so als Verglech: Die Südamerkaner kassierten ihre erste Niederlage im 10. Spiel... Wenn man bedenkt, wie krass unterschiedlich die finanziellen Voraussetzungen sind, ist das absurd. Selbst Giganten wie Paris St. Germain und der FC Chelsea haben bereits verloren. Nur die Bayern, Manchester City und Juventus  starten mit 2 Siegen. Die letzten beiden hatten halt extremes Losglück. Und auch die Bayern mussten sich gegen Boca mehr strecken, als ihnen lieb war. Nach dem überraschenden, aber überragenden, Ausgleich von Miguel Merentinel war man sichtlich angeknockt.

Boca ist sowieso die faszinierendste Mannschaft des Turniers, nicht nur wegen der Fans. Das ist eine richtig asoziale Tretermannschaft. Die wehren sich mit allem, was sie in die Wagschale werfen können und testen die Linie des Schiedsrichters permanent aus. Torhüter Augustin Marchesin ging in beiden Spielen in der 75. Minute ohne Gegnereinfluss zu Boden, nur um eine Behandlungspause zu kreieren und den Spielfluss zu unterbrechen. Asozial? Bestimmt. Unsportlich? Nur bedingt, denn sie versuchen ja nur die krassen wirtschaftlichen Unterschiede auszugleichen. Und darum geht es mittlerweile doch im Profisport. Wenn man bedenkt, wie viele Bundesligisten sich brav ihrem Schicksal ergeben und sich fast widerstandslos abschießen lassen... Die könnten sich dieses Spiel mal angucken, wenn sie Ideen brauchen, wie man sich richtig wehrt.

Aber anstatt die großartige Verteidigungsleistung zu würdigen, wie der geschlagene Luis Enrique es tat, wird lieber gehated. Aber wenn mir jemand vorher gesagt hätte, dass die Europäer so schlecht starten, hätte ich sie ausgelacht. Und dass der 2. Anzug nicht reicht, um die hoch motivierten Mannschaften der anderen Kontinente im Vorbeigehen zu schlagen, ist eine spannende Erkenntnis. Und ja, in den letzten Tagen scheint man ein wenig die Kurve zu bekommen, weil sich die Erkenntnis, dass das doch kein Spaziergang wird, durchgesetzt hat.

Auch das erste Spiel von Boca Juniors gegen Benfica Lissabon wäre sofort ein Klassiker, wenn man die Berichtserstattung ernst nehmen würde: Volle Hütte, super Stimmung, 3 Platzverweise und mit Ángel Di María und Nicolas Otamendi klauen ausgerechnet 2 Weltmeister den Argentiniern 2 Punkte. Dieses komplett einzigartige Spiel mit all seinen besonderen Emotionen rechtfertigen dieses Turnier für mich.

Und wenn ihr jetzt mit "ja, aber die Korruption, die Belastung und die Menschenrechte!!!" Klar, wenn man das konstant anspricht, darf man darüber jetzt auch jammern. Aber wenn man den Champions League Sieg der Qataris zu einem Fußball-Märchen verklären will und da den ganzen Scheiß komplett ausblendet, sollte auch jetzt die Fresse halten. Denn die reformierte Champions League mit demnächst 6 Mannschaften aus der Premiere League ist genauso schlimm, wie die Klub-WM. Aber weil davon ausschließlich Europäer profitieren, frisst man das anstandslos.

Denn wirklich verwerflich ist das alles nur, wenn andere Menschen als wir Europäer von etwas profitieren. 

Montag, 16. Juni 2025

Wann geht diese ominöse EM denn endlich los?

 Wo ich gerade mit einem frisch gebrochenem Arm vorm Rechner sitze und erstaunlich viel Zeit hätte..

02.07.? Das ist ja noch Ewigkeiten hin. Deswegen gibt es noch kein Sonderheft. Da hat der Kicker ja mal richtig Zeit, um zu recherchieren. Und ich habe die Zeit, meine Vorschau mit 3 Fingern zu tippen...

Mir stellt sich da eine spannende Frage: Werden wir das merken? Wird es einen qualitativen Unterschied ausmachen, dass die Spielerinnen wirklich auf das Turnier vorbereiten können. Dass sie im Zweifelsfall all die kleinen Wehwehchen, die sich während einer Saison so ansammeln, auskurieren können.

Also hier die reine Mathematik: der letzte Spieltag der Frauenbundesliga wurde am 11.05. ausgetragen. Das Champions League Finale am 24.05.. Bedeutet: selbst die Extremsportlerinnen haben mindestens 38 Tage Ruhe. Für die Normalsterblichen sind es sogar 52 Tage. Da verliert Mann ja jegliche Form.

Nur so als Vergleich: zwischen dem vorletzten Champions League Finale und dem EM Start bei den Männern lagen nur 13 Tage. Die Bundesliga endete am 18.05. also immerhin 27 Tage vor dem großen Turnier. Aber das sind immernoch deutlich weniger, als die Champions League Finalistinnen...

Fun Fact: zwischen dem Finale und dem nächsten Turnierstart im Sommer 2026 liegen wieder nur 12 Tage. Dazu kommt die Bonusbelastung Klub-WM... Die Leute von TheRinger haben da mal nachgerechnet und festgestellt, dass Marco van Basten in seiner Ballon d'Or Saison 1992 3228 Minuten für den AC Mailand im Einsatz war. Bei Lionel Messi 2016 waren es dann plötzlich 5062 Minuten. Und ein einziges Länderspiel mehr. Also falls wirklich noch jemand daran glaubt, dass die Nationalmannschaften Schuld sind...

Ein Kylian Mbappé hat jetzt 48% mehr Minuten auf dem Buckel, als ein 24-jähriger Thierry Henry. Die Zahlen sind völlig bekloppt, aber die Tendenz ist weiter steigend.

Und gleichzeitig könnte man sich beim Frauenfußball angucken, wie ein halbwegs gesunder, noch nicht völlig durch kommerzialisierter Spielplan aussehen würde. Also das, was die Ultras immer fordern, wo sie aber trotzdem nie hingehen...

Das ganze führt zu einer völlig absurden Debatte: sollte Lena Oberdorf ohne jegliche Spielpraxis zum Turnier fahren, nachdem sie ihren Kreuzbandriss auskuriert hat. Christian Wück hätte das gerne gesehen, aber die Bayern waren dagegen. Obwohl sie wahrscheinlich im Juni für die Bayern auflaufen würde, wenn es da Gelegenheiten gäbe. In dieser einen Ausnahme könnte der großzügige Rahmenterminplan ein Nachteil sein. 

Aber im Großen und Ganzen wird es den Star-Spielerinnen guttun, dass sie ausgeruht zum Turnier kommen. Und die Trainer*innen werden davon profitieren, dass sie eine ordentliche Vorbereitung mit dem gesamten Kader planen können. Sowas werden wir bei den Herren nie wieder erleben, Wir sollten es genießen, bevor Fifa und Uefa auch dieses Spiel ruinieren.

Donnerstag, 12. Juni 2025

Das "wir" echt nicht verlieren können

 Macht es ja meistens nur noch schöner für mich. Also zumindest die letzten 10 Jahre. Aber trotzdem ist der Umgang mit Marc Cucurella doch einfach nur noch peinlich. Das muss man einfach mal so sagen.

 Dass die deutschen Fans den immer noch auspfeifen und eine Entschuldigung fordern, ist einfach peinlich. Wir tun also so, als wäre das der nächste Ruud Gullit. Oder als hätte der mit einer fiesen Grätsche einen unsrer Spieler ins Krankenhaus getretenToni Schumacher-Style. 

Aber im Wesentlichen soll der sich für eine eventuelle Fehlentscheidung des Schiedsrichters entschuldigen. Und das muss auch nochmal erwähnt werden: Wenn die Fifa ein paar Monate nach der EM bekannt gibt, dass sie für solche Szenen doch Elfmeter geben wollen, liegt das daran, dass die Auslegung der Handspielregel mal wieder geändert worden ist. Das passiert halt immer dann, wenn in einem großen Spiel auffällt, dass die aktuelle Auslegung Scheiße ist. Aber "wir" haben halt alle nur die Schlagzeilen gelesen. Also hier ist die Zusammenfassung während des Turniers. Als ihnen dann aufgefallen ist, dass die Auslegung doch wieder Kacke war, haben sie dann doch zugegeben, dass es für solche Szenen wieder Elfmeter geben sollte.

Und dann beweist Rudi Völler, dass er immer noch einer der größten Vollidioten des Landes ist. Denn wenn er gefragt wird, ob er die Pfiffe nachvollziehen kann, fängt er mit einem "Ich glaube, der hat ein Interview gegeben" an. Und in dem Interview hat er gelacht. Wie dreist. Wahrscheinlich war er einfach nur erleichtert, dass seine Mannschaft dieses schwierige Halbfinale auch etwas glücklich gewonnen hat.

Ein Thomas Müller hätte in der Situation exakt dasselbe Interview gegeben. All die Leute hätten ihn dafür gefeiert. 

Dann kommen haufenweise "Er hätte ja zum Schiedsrichter gehen und es zugeben können" Kommentare. Wenn ein Antonio Rüdiger das in einer ähnlichen Situation gemacht hätte, wäre er von genau denselben Leuten mit rassistischen Kommentaren überhäuft worden. Wie kann man so unpatriotisch sein! Da muss man sich doch einfach wegdrehen... also, nachdem das Handspiel nicht gepfiffen wurde, nicht davor.

Um nochmal eine kleine Medienübung mit Rudi Völler zu machen: Die korrekte Antwort wäre gewesen: Wir sollten aufhören, den Spieler für einen Fehler des Schiedsrichters zu bestrafen. Er kann nichts dafür, dass der Elfmeter nicht gegeben wurde und er hat ja auch nicht aktiv, zum Beispiel mit dem Versuch einer Schwalbe, versucht zu betrügen. Er hat einfach seinen Arm nicht schnell genug weggezogen, das kann passieren. Und er hat sich danach genau so verhalten, wie jeder deutsche Nationalspieler es auch getan hätte. Deswegen muss man ihn auch einfach mal in Ruhe lassen. 

Und hier muss man nochmal festhalten: Rudi ist quasi der höchste Fußballdiplomat in diesem Land. Er hat ja keine wirkliche Funktion, außer lächeln und winken. Und wahrscheinlich im Hintergrund irgendwie die Stimmung heben. Aber es soll eben auch zwischen den Mannschaften kommunizieren. Und das wäre jetzt mit einem Jahr Abstand genau der Moment gewesen. Stattdessen hat er mal wieder bewiesen, dass er nur die Stimme des Volkes ist... und dieses Volk kann halt nicht verlieren...

Auch wenn "wir" mittlerweile selbst dann verlieren, wenn der Gegner "gar keinen Bock" hatte zu gewinnen. Wir könnten uns mittlerweile dran gewöhnt haben.

Donnerstag, 5. Juni 2025

Ein neuer Tiefpunkt ist erreicht.

 Das gab es echt noch nie: Die deutsche Nationalmannschaft verliert gegen Cristiano Ronaldo

Fun Fact: Beim letzten Sieg der Portugiesen traf ebenfalls ein gewisser Conceição. Das ist der Vater von dem Torschützen gestern. Das Spiel habe ich damals noch live gesehen. Ich bin halt auch alt. Um zu verdeutlichen, wie viel Zeit seit dem vergangen ist. Das war VOR Cristiano Ronaldos Zeit. Und die "Das werden wir unseren Kindern erklären müssen" Generation. Jetzt sind wir nach 25 Jahren wieder an diesem Punkt.

Es ist schon faszinierend, dass der Deutsche Fußball in den letzten 10 Jahren immer wieder doch recht peinliche Pleiten produziert hat... aber für Portugal hat es immer gereicht. 

Auffällig ist, wie schnell Deutschland doch wieder im "Lass uns mal lieber schonen" Modus angekommen ist. Praktisches Beispiel: Jamal Musiala. Der wird erst zur Klub-WM wieder fit. Sich jetzt schon mit dem designierten kongenialen Partner in Crime Florian Wirtz einzuspielen, ist doch nicht sooo wichtig. Vielleicht hat Julian Nagelsmann die Hoffnung doch noch nicht aufgegeben, dass die das einfach nächste Saison bei den Bayern machen. Das ist aber eher unrealistisch. 

Wir haben halt schon wieder den Modus operandi erreicht, in dem die Spieler sehr plötzlich wieder abreisen. In dem niemand auch nur das geringste Risiko eingehen will. Während Portugal in Bestbesetzung antritt. Und wer da die ach so lange Saison als Entschuldigung anbringt: Bernardo Silva und Bruno Fernandes spielen in Manchester. Einer der beiden hat das Europa League Finale gewonnen. Einer der beiden hat schon 58 Spiele in den Knochen. Der andere kommt "nur" auf 49, hat aber noch eine Klub-WM vor der Brust. Trotzdem suchen die keine Ausreden, sondern beißen auf die Zähne.

Dabei haben die letzten Turniere doch eindrucksvoll bewiesen, dass auch eine deutsche Nationalmannschaft sich vor den Turnieren einspielen muss. Und dass man jede Gelegenheit nutzen sollte. Und selbst wenn man eine Musiala dann nur auf die Bank oder gar auf die Tribüne setzt: Den jetzt vor Ort zu haben, damit er wenigstens mit Wirtz zusammen trainieren kann, könnte durchaus helfen.

Vor allem, wenn man bedenkt, dass dies wohl auch die einzige Gelegenheit gewesen sein dürfte, wirklich als Mannschaft zu trainieren. Und es ist auch die einzige Möglichkeit, gegen hochwertige Konkurrenz zu testen. 

Denn der Rest des Länderspieljahres besteht ja ausschließlich aus der WM-Qualifikation gegen die Slowakai, Nordirland und Luxemburg. Alles Daten, die zwischen die Bundesligaspiele gepresst werden. Da wird man seine Spieler 7 Tage lang zu Gesicht bekommen. Die meiste Zeit geht fürs Reisen, die Spiele und Promotermine drauf. Und dann sind es nur noch 6 Monate bis zur WM.

Im Sommer 2026 werden wir uns dann wieder wundern, warum die Automatismen zwischen Musiala und Wirtz nicht funktionieren. Didi Hamann wird dann wieder behaupten, dass das gar nicht funktionieren kann, weil deren Spielstil einfach nicht zueinander passt. Dabei sollten hochtalentierte Spieler immer gemeinsame Lösungen finden, man muss ihnen nur die Zeit geben. Und die wenige, verfügbare Zeit möglichst sinnvoll nutzen.

Aber obwohl Deutschland jetzt seit 2016 kein Halbfinale in einem großen Turnier erreicht hat und 2014 sein letztes Halbfinale gewonnen hat, glauben "wir Deutschen" anscheinend immer noch, dass wir es uns leisten können, unsere Starspieler zu schonen.

Und um das nochmal zu verdeutlichen: 5 Turniere infolge ohne Finalteilnahme gab es nicht mal zu den bereits verlinkten, finstersten Zeiten, als Didi Hamann selber noch das Tempo auf dem Platz gedrosselt hat. Wenn ihr jetzt mit einem "Es gibt halt keine Kleinen mehr, der Fußball hat sich so weit entwickelt, dass eine absurd dominante Bilanz, wie sie die Deutschen bei der EM über Jahrzehnte hingelegt haben, nicht mehr möglich ist", sage ich:

Stimmt und genau deswegen müssen die wenigen Gelegenheiten konsequent genutzt werden. Zu Jogi Löws Zeiten konnte man es sich noch erlauben, mit einer C-Elf gegen Dänemark aufzulaufen und trotzdem ein halbes Jahr später das Halbfinale zu erreichen. 

Und das Talent ist ja unbestritten vorhanden. Das war es aber auch bei den letzten verkackten Weltmeisterschaften. Aber die 2 Jahre zwischen den Turnieren im Larifari-Stil anzugehen, kann sich die Deutsche Nationalmannschaft ganz offensichtlich nicht mehr leisten. Und im Sommer werden dann alle wieder entsetzt gucken, wenn die ganzen anderen Mannschaften wesentlich besser abgestimmt und eigespielt auftreten.