Freitag, 31. Mai 2019

Manchmal sind es die kleinen Details

die mich wirklich aufregen. So können selbst scheinbar belanglose Aussagen zu "Rant-Triggern" werden.

Heute: Ondrej Duda im Kicker-Interview. Denn als der nach seinen viele Fouls gefragt wird, sagt er ganz lapidar "da waren viele taktische Fouls dabei."

Duda foult also in der Saison 77 mal. Bei 32 Saisoneinsätzen sind das 2,4 Fouls pro Spiel. Und damit mindestens ein Foul pro Spiel aus der Kategorie "taktisches Foul".

Das ist ja auch sein gutes Recht. Regeln sind dazu da um ausgenutzt zu werden. Das Problem ist halt... wenn ein Spieler die Regeln ausnutzt, gehören diese Regeln auch angewendet. Und da gibt es einen interessanten Satz um Regelwerk: Ein Spieler ist wegen unsportlichen Betragen zu verwarnen: Wenn er zur Unterbindung oder Verhinderung eines vielversprechenden Gegenangriffs ein taktisches Foul begeht...

Duda macht das laut eigener Aussage ständig... und bekommt dafür dann 7 Gelbe Karten in der Saison. Immerhin. Aber wenn man dann bedenkt, dass er gar nicht alle Gelbe Karten für taktische Fouls bekommt, sondern dafür, dass er von hinten in den Gegenspieler rutscht, ihn umsenst oder ins Gesicht greift...
Und klar, hin und wieder wird aus dem Ticker Text deutlich, dass Duda auch ab und zu eine Verwarnung für ein taktisches Foul bekommt. Aber für jemanden, der das laut eigener Aussage ständig macht, sind 3 Verwarnung für dieses Vergehen pro Saison genau genommen lächerlich. Der müsste eher bei 25 landen, wenn seine Aussage so stimmt.

Und das ist halt auch eines der Grundprobleme des Fußballs: Man hat so viele wunderbare Regeln (zum Beispiel dass es fürs Meckern Gelb geben sollte), die aber einfach ignoriert werden und dadurch wird dieses schöne Spiel immer wieder kaputt gemacht.

Gerade was an taktischen Fouls nicht Regel gerecht geahndet wird. Also überlegt euch mal wie oft ein Verteidiger in der gegnerischen Hälfte in den Zweikampf geht, nur um den entstehenden Konter zu unterbinden. So frühzeitig zu unterbinden, dass der Angriff noch nicht als "vielversprechend" gilt. (Spannende Frage: Kann man gegen Schalke überhaupt taktische Foulspiele begehen?) Und dadurch wird ein Spiel, dass eigentlich von seinen Umschaltmomenten lebt und in genau diesen Momenten Fahrt aufnehmen sollte, aus gebremst. Und wir haben uns damit arrangiert. Weil halt andere Sachen wir "Handspiel" schlimmer sind. Stimmt, aber nur weil das eine Schlimm ist, muss man das andere nicht ertragen.

Wenn man dann noch überlegt, wie oft gerade im internationalen Vergleich Verwarnungen gestrichen werden... Weil ja die größte Angst des Fußballfans darin besteht, dass seine Lieblingsstars gesperrt werden könnten. Welche Auswirkungen dies auf ein Halbfinale haben, wurde hier schon vor Jahren erörtert. Aber uns ist ein Spiel mit 7 taktischen Gelben Karten halt lieber als ein gesperrter Star.

Natürlich wäre es, wie bei allen Regelanwendungen, eine riesige Umgewöhnung für die Spieler, wenn wirklich jedes taktische Foul als solches geahndet wird. Und wenn man dann noch konsequent Gelbe Karten fürs Meckern verteilt... aber wenn der DFB auch nach 2 Spielabbrüchen wegen Gelb-Roten Karten die Linie durchzieht, würden die Spieler sich anpassen... die Klappe halten und nicht mehr jeden potenziellen Gegenangriff sofort unterbinden. Und dann würde das Spiel ein besseres werden.

Das ist ja das faszinierende am Fußball: Es ist die eine Sportart, bei der man zugeben muss, dass sie besser werden würde, wenn man sich einfach an die Regeln hält. Also kurzer Vergleich zum Basketball. Da ist allen bewusst, dass die Schrittfehler Regel mehr so optional ist. Aber das ermöglicht Spielern athletisch unvorstellbare Bewegungen und macht das Spiel so aufregender. Zumindest theoretisch. Im Fußball gibt es nur Nachteile für den Zuschauer, dass das Spiel immer wieder konsequenzfrei unterbrochen werden kann. Aber um das zu ändern müssten Spieler mit Dudas Einstellung 20 Gelbe Karten pro Saison sehen. Und das will ja keiner... Warum eigentlich nicht?

Mittwoch, 29. Mai 2019

Man muss die UEFA auch mal loben.

Schließlich wird gerade, vor allem wegen der Vergabe der Endspiele, ständig auf denen rumgehackt. Vollkommen grundlos. Die UEFA ist eine der wichtigsten und moralischten Institutionen in Europa. Mit einem ganz klaren Bildungsauftrag und dem deutlichen Ziel Menschen zu verbinden, die sich sonst nicht ausstehen könnten.

Das fing ja eigentlich immer relativ harmlos an. Also die europäischen Vereinswettbewerbe waren in den letzten 2 Jahren der einzige Anlass, dass mal jemand darüber berichtet, dass in der Ukraine nach wie vor Bürgerkrieg herrscht. Und jetzt erfahren wir nur wegen diesem aufklärerischen Verband, dass der Bergkarabachkonflikt bis heute nicht endgültig ausgetragen worden ist, obwohl der seit 1918 am köcheln ist. Während die andern uns alle erzählen, dass wir ja in Frieden aufwachsen und uns deswegen keine Gedanken machen dürfen, legt die UEFA den Finger in die Wunde, anstatt wie alle anderen einfach weg zusehen.

Außerdem kümmert sich die UEFA darum, dass Fans die sonst eher grausamen Fußball zu sehen bekommen, bei einem richtig großen Fußballfest ins Stadion gehen können... weil nur 6000 der 69.000 Tickets an die Fans der teilnehmenden Mannschaften gehen... Dies bedeutet, dass 63.000 Aserbaidschaner sich dieses Spiel im Stadion angucken können. Also wenn sie sich die Eintrittskarten leisten könnten. Aber der Ansatz zählt.

Ganz nebenbei kommt raus, dass deren Flughafen unterentwickelt ist und die dringend mal ein paar Berliner Ingenieure bräuchten, die denen einen neuen bauen. Oh und nur dank dieses Finales erfahren wir, dass Aserbaudschan laut Reporter ohne Grenzen auf Platz 166 von 180 in deren Rangliste der Pressefreiheit steht. Ist doch auch mal schön, dass all die Sportjournalisten mal mitkriegen, dass sie eigentlich in einem verdammt gefährlichen Berufsfeld leben... Vielleicht geben die sich mehr Mühe, wenn sie mitbekommen, dass richtig gefährliche Arbeitsbedingungen auf sie zukommen, wenn sie nicht mehr über Fußball schreiben dürfen, weil andere das besser beherrschen.

Alles Dinge, die niemand bedenkt, wenn die Vergabe des Finales nach Baku ein Skandal genannt wird. Weil den Leuten einfach nicht klar ist, wie weit die UEFA bei ihrer Vergabe gedacht hat. Und was deren Anspruch war. Deswegen kommen ja auch demnächst Europa League Endspiele in Peking, Beirut, Sanaa und San Diego. Nicht um den Internationalen Markt zu erschließen (als würde sich irgendjemand wirklich für die Europa Leauge interessieren), sondern um auf die Probleme vor Ort hinzuweisen.

Und das wichtigste haben wir ja noch gar nicht erwähnt: Die UEFA vereint Menschen, die sich abgrundtief und aus absoluter Überzeugung hassen. Also... Arsenal und Tottenham Fans, die gemeinsam unzufrieden mit der Ausbeutung ihrer Kultur sind... Arsenal und Tottenham-Fans... Die konnten sich bisher nicht mal darauf einigen, wer von den beiden Teams aus Manchester jetzt das ultimative 2.Böse ist... Aber bei der UEFA finden die einen gemeinsamen Nenner. Das muss man sich mal vorstellen... oder konstruktiv anwenden.

Ok, hier ein spontaner Gedanke: Wir lassen die UEFA-Offiziellen über Bagdad mit einem Fallschirm abspringen... innerhalb von 8 Monaten wird es dann ein gemeinsames Statement von Sunniten und Schiiten geben und damit die Grundlage für einen wirklich vereinten Irak gelegt, weil die beiden Glaubenskonventionen feststellen, dass man doch miteinander reden kann...
Oder aber wir stellen fest, dass diese Offiziellen kein Fallschirm springen können. Das wäre da das Worst Case Szenario...

Freitag, 24. Mai 2019

Fußballfans sind ein verlogenen Haufen

Und da reduziert sich meine Leserschaft direkt auf 0. Guter Start in den Tag...

Aber ja, ich habe es gesagt: Gerade die Selbsternannten Gralshüter der Tradition sind im Endeffekt auch nur bigotte Egoisten. Wer hätte das gedacht.

Damit will ich nicht mal darauf hinaus, dass die Stuttgarter Fans am Ende einer Saison, in der ihnen "die ganze Saison nichts geboten" wurde, ihre Mannschaft auspfeifen. Sondern dass sie die Mannschaft nur auspfeifen und nicht mehr machen.

Nebenbei wollte ich mich bei der Gelegenheit den Eurosport Kommentator lobend erwähnen. Der hat mit "Das darf einem Bundesligisten nicht passieren" und "Jedenfalls hat das wenig mit Fußball zu tun" Aussagen die Stuttgarter Saison als Ganzes wunderbar zusammengefasst. Aber die Relegationsteilnahme ist natürlich so was von verdient, weil sie alles andere als eine grottige Saison gespielt haben.

Aber eigentlich will ich ja auf was anderes aus: Die Fans. Die ja immer voll gegen diese böse Kommerzialisierung des Sportes sind. Dass sie so was von dagegen sind, wenn der Fußball seine Seele verkauft. Und dass man da ganz dringend etwas gegen unternehmen muss... Außer es betrifft einem selber nicht... oder man ist mit anderen Dingen beschäftigt.

Also falls es irgendjemand tatsächlich ignoriert hat, hier die schockierende Wahrheit: Die Relegation ist nicht eingeführt worden, weil die Schalke Fans damals zitternd beim Public Viewing im Parkstadion saßen, unsicher ob sie Dortmund den Abstieg wünschen sollten oder doch lieber darauf hofften, dass es nächstes wieder ein Derby geben würde... Oder damit die Fans in Hamburg wenigstens ein Mal im Jahr ein wenig was von Europacup-Flair bekommen, weil die Auswärtstor Regel sie retten könnte... und wirklich niemand dachte an die Emotionale Achterbahnfahrt, die die treuen Fans (an einem Montag Abend, um das mal offensichtlich zu machen) im Stadion erleiden müssen.

Die Relegation wurde einzig und allein eingeführt, weil man dadurch mehr Sky und Eurosport Abos verkaufen wollte. Weil man in den Vertragsverhandlungen mit den Fernsehstationen dann mehr Geld raus schlagen konnte. Was ja jetzt nochmal deutlicher wurde, wo der Scheiß nicht im FreeTV gezeigt wird.
Die Allgemeine Reaktion des gemeinen Fußballfans: Ich komme nicht aus Hamburg oder Wolfsburg, was interessiert mich das. Obwohl die die Personifizierung der Kommerzialisierung des Fußballs ist... also genau das Symbol, welches man eigentlich nieder reißen sollte. Aber es betrifft einem halt nicht. Und wenn man dabei ist, kann man seine Zeit ja nicht mit so einen Scheiß verschwenden, da muss man seine Mannschaft unterstützen... Oder aus Wut das Stadion in Brand setzen, eines von beidem...

Das wirklich faszinierende ist ja: Die Fans haben gerade mit kreativen und gewaltfreien Protest bewiesen, dass sie als zahlende Kunden durchaus Einfluss auf die Entscheidungen der DFL nehmen können. Die Montags-Spiele wurden erfolgreich abgeschafft. Klopft euch auf die Schulter, was für ein großartiger Sieg.

Aber gehen wir das ganze mal Mathematisch an. Also es gibt 18 Bundesligisten und 5 Montagsspiele im Jahr. Also müssen knapp die Hälfte der Mannschaften an dem ganzen Scheiß schon mal gar nicht teilnehmen. Und genau genommen hat man als ach so schützenswerter Ultra was... 1 Auswärtsspiel alle 4 Jahre, dass man verpasst, weil man nach der Arbeit nicht mehr anreisen kann. Wenn man (wie gefühlt 80% der RB Leipzig Fans) eine längere Anreise zu Heimspielen hat, weil man auf dem Dorf wohnt, verpasst man zusätzlich alle 4 Jahre ein Heimspiel. Im Worst Case Szenario also alle 2 Jahre ein Spiel. Was für ein unerträglicher Zustand.

Andererseits... nehmen Montagsspiele keinerlei Einfluss auf die sportliche Integrität der Liga. Es bleibt ein geschlossener und fairer Wettbewerb. Also so weit man das bei den unterschiedlichen Wirtschaftlichen Voraussetzungen, die die Champions League schafft, noch fair nennen kann. Aber ob es Montagsspiele gibt oder nicht hat kaum einen Einfluss auf das Endergebnis und dessen Konsequenzen für die Vereine. Es ist also realistisch gesehen egal, ob sie stattfinden oder nicht.

Und natürlich ist mir klar, dass es den Fans dabei ums Prinzip geht: sie wollen eine weitere Zerstückelung des Spieltages verhindern. Und haben genau dort die Grenze des für sie Zumutbaren gezogen. Aber warum ist dem gemeinen Ultra die Relegation so egal?

Also die eine ebenfalls rein kommerzielle Veranstaltung, die den geschlossenen Wettbewerb aufbricht und einen massiven Einfluss auf die Entwicklung der Vereine nimmt. Nehmen wir hier mal Spaßeshalber den Karlsruher SC als Beispiel: Die hatten den Aufstieg eigentlich so gut wie sicher. Dann gab es einen aus deren Sicht mehr als fragwürdigen Freistoß und all das über 34 Spieltage (und dieses Mal sogar 180 Minuten in der Relegation) erarbeitet hat, wurde wegen einer falschen Schiedsrichterentscheidung und eines Geniestreiches zunichte gemacht.
Aber damit ja nicht genug: Anstatt seine eigentlich verdiente Bundesligazugehörigkeit zu feiern, stieg man 2 Jahre später in die 3. Liga ab, weil man, wie quasi jeder Zweitligist, seine Mannschaft nicht wirklich zusammenhalten konnte... Nur um dann im Jahr darauf wieder an der Relegation zu scheitern...
Jetzt, nach 2 Jahren dritter Liga, ist man wenigstens halbwegs in der selben Ausgangsposition wie nach der ersten Relegation. Und all das nur für nen paar Millionen im Fernsehvertrag... von dem man nicht mal was hat, weil man ja 2 Jahre dritte Liga spielt. Obwohl man sich eigentlich rein sportlich für die erste Liga qualifiziert hatte.

Aber das nimmt der gemeine Ultra einfach so hin. Er versucht es nicht mal mit Widerständen. Wo bleiben all die kreativen Aktionen, die die Montagsspiele untragbar gemacht haben? Warum wird nicht auch in diesen Spielen der Anstoß mit Klopapierrollen und Tennisbällen nach hinten verschoben? Oder besser noch: Warum nutzen die unbeteiligten Fans in den bedeutungslosen Spielen am 33. und 34. Spieltag nicht diese Gelegenheit um Solidarität mit den Relegationsteilnehmern zu zeigen. Mit einfachen und klaren Transparenten: "Für einen sportlich fairen und geschlossenen Auf- und Abstieg - Die Relegation abschaffen!"

Aber da könnte man sich ja als Ultra selber ins Fleisch schneiden. Selbst Schalke war dieses Jahr erschreckend dicht dran an einer Qualifikation für die Relegation. Und praktisch (und ja, ich gehe immer noch davon aus, dass Union am Montag verliert... Ich sage das jetzt auch explizit so. Vielleicht hilft's) wurde der 3. Abstiegsplatz abgeschafft...

Und da jedes Jahr einer der schlecht geführten Hochglanzvereine in diese Relegation rutscht, man sich vorher aber nie sicher sein kann, welcher... könnte man sich mit diesem Protest doch ins eigene Fleisch schneiden. Da hat ja keiner Bock drauf...
Also ich protestiere doch nicht gegen etwas, wovon ich im Zweifelsfall, wenn alles wirklich beschissen läuft, profitiere... Auch wenn die Relegation für alles steht, was ich verabscheue.... Ich bin doch nicht dumm... sondern halt einfach nur ein verlogener Haufen. Wie ich eingangs halt gesagt habe...

Donnerstag, 23. Mai 2019

Heute in unser aller Lieblingsserie:

Warum dürfen Leute, die sich so gar nicht mit Fußball beschäftigen, eigentlich professionell im Kicker schreiben... Season X Episode Y: Christian Biechele.

Ich sollte echt mal Buch führen, wie oft ich diesen Spruch eigentlich bringe... vielleicht nächste Saison.

Aber ja, Christian Biechele argumentiert am Montag gegen die Abschaffung der Relegation... weil man laut seiner Meinung "keine grottige Saison gespielt haben" muss um Drittletzter zu werden...
Theoretisch stimmt das sogar. Aber das ist praktisch dieselbe Theorie, die zur Mietpreisebremse den "der Markt reguliert sich selbst" Vorschlag bringt: Sollte klappen, aber hat aber mit der Realität nichts zu tun.

Lasst uns mal spaßeshalber die Relegationsteilnehmer der Letzten Jahre durchgehen und kurz analysieren, in wie weit man ihre Saison als "ordentlich", gerade gemessen an ihren Ansprüchen, bewerten kann:
1.) VfB Stuttgart, 20019, 28 Punkte: Dazu 3 unterschiedliche Cheftrainer. Einer von war Tayfun Korkut. Ich sag das mal so: Wer mit Korkut als Cheftrainer in eine Saison geht, der will doch absteigen. Oh und 28 Punkte für den Klassenerhalt ist im "So wenig hat noch nie für den Klassenerhalt gereicht" Ranking ganz weit vorne.

2.) VfL Wolfsburg, 2018, 33 Punkte: "Wir steigen ab, wir kommen nie wieder! Wir haben Bruno Labbadia! Und das war der Gute ihrer 3 Trainer in der Saison. Diese Mannschaft wirkte zwischenzeitlich so leblos, dass man sich echt gefragt hat, wie eine derart Zusammenstellung derart teurer Stars so einen Scheiß zusammenspielen kann...

3.) VfL Wolfsburg, 2017, 37 Punkte: Diese Mannschaft könnte fast einen Freifahrsschein bekommen... weil 37 Punkte echt ordentlich sind. Aber dann wird einem bewusst, dass die Valerien Ismael als Trainer angestellt haben, was sonst nur Nürnberg und Hannover versucht haben... anders ausgedrückt: das ist auch einer dieser Trainer, bei denen man es wirklich darauf anlegt, dass man in der Relegation landet. Oh und der Kader hat Namen wie Mario Gomez (als der noch ein Thema für die Nationalmannschaft war), Julian Draxler (der sich zugegebener weise nie für Wolfsburg interessiert hat) und Luiz Gustavo (der von den Bayern zwangstransferiert worden ist) in ihrem Kader. Das ist ein Kader, mit dem man eigentlich ums Internationale Geschäft mitspielen muss und trotzdem landete man hinter Mainz und Augsburg... Der einzige Grund, warum diese Mannschaft nicht so katastrophal aussieht, ist ja der Fakt, dass ihr Nachfolger sich noch dümmer angestellt hat.

4.) Eintracht Frankfurt, 2016, 36 Punkte: Die große Überraschung. Ein Mannschaft, deren bester Spieler Lukas Hradecky ist, dürfe tatsächlich mal mit 36 Punkten in einer Relegation landen. Da könnte man vielleicht wirklich von einer ordentlichen Saison reden. Aber bei genauerer Betrachtung landeten sie hinter Darmstadt und Ingolstadt... Wer hinter solchen Mannschaften, die in der Bundesliga (wie die Folgejahre ja zeigten) nichts verloren haben, landet, kann sich nicht beschweren, wenn er absteigt.

5.) Hamburger SV, 2015, 35 Punkte: Wenn es keine Zugabe gewesen wäre... aber der HSV qualifizierte sich 2 Jahre in Folge mit einer Mannschaft, die mindestens um einen einstelligen Tabellenplatz mitspielen muss, für die Zusatzrunde in der Relegation. Oh und man hatte 4 unterschiedliche Cheftrainer. Immer ein gutes Zeichen.

6.) Hamburger SV, 2014, 27 Punkte: Vielleicht muss man das einfach mal aussprechen: SIEBENUNDZWANZIG Punkte reichten für den Klassenerhalt. Und das in einem Kader mit Rafael van der Vaart und Heung Min Son. Ja, genau dem Son, der Tottenham gegen Chelsea ins Champions League Halbfinale geschossen hat und damit jetzt im Finale steht. Das faszinierndste am HSV ist es ja, dass sie Spieler um ihre HSV Stationen erstaunlich viele Erfolge hatten. Milan Badelj und van der Vaart sind zum Beispiel beides Vize-Weltmeister. Jonathan Tah und Kareem Demirbay sind hinterher deutsche Nationalspieler geworden. Pierre-Michel Lasogga... ist halt immer noch da... Trotzdem schaffte man es irgendwie nur 27 Punkte zu sammeln und trotzdem die Klasse zu halten...

7.) TSG 1899 Hoffenheim, 2013, 30 Punkte: All das nur, weil die bereits als Vize-Meister feststehenden Dortmunder zu dumm waren ihr letztes Heimspiel gegen den damaligen Klassenfeind aus Hoppenheim zu gewinnen... Einem Spiel, in dem Kevin Großkreutz im Tor stand.

Die Liste geht dann nebenbei mit Hertha BSC Berlin, Borussia Mönchengladbach, dem 1.FC Nürnberg und Energie Cottbus weiter. 3 von denen sind genau die Kandidaten, bei denen es passieren kann, dass sie (die Hertha damals als Aufsteiger) unten rein rutschen. Die Gladbacher... hatten nach der Hinrunde 10 Punkte. Wer ein derart schlechtes erstes Halbjahr spielt, kann sich halt nicht beschweren, wenn er absteigt...

Was lernen wir daraus? In den ersten 4 Jahren mag die Argumentation von Biechele halbwegs funktioniert haben. Aber seit dem... sein wir ehrlich: Nur in einer einzigen Saison (Eintracht Frankfurt, 2016) bettelte der Relegationsteilnehmer nicht förmlich um den Abstieg. Unternahm buchstäblich alles in ihrer Macht stehende um sich für die 2. Liga zu qualifizieren. Und das in einer immer schwächer werdenden Liga. Es waren, bis auf diese eine Ausnahme, jeweils Mannschaften, die mit wesentlichen größeren Ambitionen in die Saison gestartet sind und die dann komplett zusammengebrochen sind. Oder von gnadenlos überforderten Trainern angewiesen worden sind.

Wenn die Relegation noch, wie in den Anfangsjahren, aus Mannschaften wie Mainz, Freiburg oder Augsburg bestehen würde, könnte ich dem Kicker-Experten ja folgen. Aber diese Vereine müssen sich gar nicht auf dieses extra gespannte Rettungsnetz verlassen... Sondern es sind immer die Vereine mit wesentlich größerer Wirtschaftskraft... und mit katastrophaler Vereinsführung, Außendarstellung, Teamchemie, Trainern usw.-

Ich frage mich echt, wie man überhaupt nach einer Rechtfertigung suchen kann, dass man solchen Mannschaften noch mal einen Rettungsanker zuwirft.

Es gibt eine einzige schöne Sache an der Relegation. Dazu kommen wir... Morgen.

Mittwoch, 22. Mai 2019

Fußball ist Poesie: Es reimt sich alles,

Im Großen wie im Kleinen. Auch wenn das im Endeffekt nur bedeutet, dass man nie was neues zu sehen bekommt. Aber Details. Kommen wir zu einem der schönsten Kehrreime der Fußballgeschichte: Die Hamburger Derbys.

Die sind ja in diesem Jahrtausend eine echte Rarität geworden. Es gab genau genommen 6 davon, da ja der 1.FC St.Pauli extrem selten in der Bundesliga spielte, aber der Hamburger SV eigentlich genau dahin gehörte.

Dennoch waren die Rückspiel Derbys quasi immer die Entscheidenden Momente der Saison. Also abgesehen von dem ersten. Obwohl... selbst da wurde durch ein 0:4 praktische der Abstieg der Kiezkicker besiegelt. Und auch damals... war es der letzte Saisonsieg des HSVs... Holy Shit, selbst das passt.

Denn bei den anderen beiden Rückspielen... 2010/11 wurde (klar, wer auch sonst, der ist ja DER Spezialist auf dem Gebiet) Gerald Asamoah zum Derbyhelden im "Das hieß damals schon nicht mehr Volkspark, aber wen interessiert's" Stadion... Und im Kiez dachte man sich: So wird das was, mit dem ersten Klassenerhalt in der Bundesliga in diesem Jahrtausend...
Was damals keiner ahnen konnte: Es sollte der bis jetzt letzte Bundesligasieg des Vereins bleiben. Man stieg hoffnungslos (inklusive Spielabbruch gegen Schalke) in die 2. Liga ab...

Springen wir ins Jahr 2019. Es steht wieder ein Derby an, wenn auch eigentlich für die Hamburger in unzumutbaren Zuständen: In der 2. Liga. Aber der Große HSV ist hier ja nur zu Besuch. Dementsprechend liegt man auch klar auf Kurs Aufstieg. Und das Derby, welches man auswärts mit 0:4 gewinnt, wird zum höchsten Sieg in der Zweitligageschichte des Vereins. Da denkt sich der eine oder andere Ultra doch: Da hat sich der Abstieg doch gelohnt. Und wenn das so weiter geht, ist der Aufstieg ja gesichert. Und hey, vielleicht werden wir sogar Pokalsieger... Alles ist möglich!

Natürlich ist euer Kurzzeitgedächtnis nicht so ganz schlecht und ihr wisst, was jetzt kommt: Ein Sieg gegen Paderborn für den Halbfinaleinzug und ein Sieg gegen den Tabellenletzten aus Duisburg zum Saisonausklang... und dazwichen 8 Ligaspiele ohne Sieg, in dem der eigentlich sichere Aufstieg verspielt worden ist. Da ist ja jemand so richtig auf der Derby-Sieg-Euphoriewelle geschwommen.

Also genau so wie der Nachbar vor all den Jahren. Anders ausgedrückt: Das hätte man kommen sehen können, wenn man sich mit der Derbygeschichte beschäftigt hätte. Das ist dann gar keine so große Überraschung, sondern völlig normal: Wer in der Rückrunde das Hamburger Stadtderby gewinnt, kriegt danach kein Bein mehr auf die Erde.

Dieses Naturgesetz mag einem völlig absurd erscheinen. Aber die Natur ist halt grausam und unvernünftig. Und die absurdesten Geschichten im Fußball stecken manchmal in den Details und werden nur deutlich, wenn man den Fokus ganz weit einstellt.

Montag, 20. Mai 2019

Worst of des "Hype! Hype! Hype!" Wochenendes

Das war es also... das spannendste Saisonfinale seit Jahren. Welch Nervenkitzel. Da hat man echt das Gefühl, dass man was verpasst hat... oh warte, meine Wenigkeit hat das verpasst. Also den Samstag-Nachmittag komplett... und irgendwie das Gefühl, was vernünftigeres getan habe, weil ich in einem unabhängigen Theater war und "Neue Vahr Süd" gesehen habe. Und das "Sagt das weiter" jetzt auch als erstes umsetze. Fühlt sich alles irgendwie wichtiger an, als das Bundesligafinale.

Und ich habe weder alle Youtube-Zusammenfassungen von DAZN gesehen noch den Kicker ausgelesen... aber ich habe halt gerade wenigsten eins paar Funken Netz und kann damit kurz die wichtigsten Informationen verarbeiten:

Dies war eines der grausamsten Saisonfinale aller Zeiten. Jegliche Hochspannung wurde uns nur eingeredet und durch ausartende Schützenfeste völlig ad absurdum geführt. Klar, es gab den ganz kurzen Moment der Spannung, als die Eintracht kurzzeitig den Ausgleich erzielten. Aber die Bayern trafen ja wie immer an diesem Spieltag 4 Minuten später.

Hier ist die einzige Entscheidung, die in der 2. Halbzeit gefällt worden ist. Die einzige Veränderung auf den relevanten Tabellenplätzen: Kommt Hoffenheim oder Frankfurt in die Europa League? Und Hoffenheim sagte stilecht (in dem sie 3 Tore in den letzten 10 Minuten kassierte): Das ist uns zu viel Aufwand, da konzentrieren wir uns lieber nächstes Jahr total auf die Liga.
Also ja: Die einzige Veränderung kam nicht durch einen fulminanten Schlussspurt der zurückliegenden Mannschaft zustande... sondern dadurch, dass die in der Blitztabelle vorne liegende Mannschaft ihren zu Wiederanpfiff komfortablen Vorsprung katastrophaler Weise verspielte. Weil Beste Liga und so.

Im Wesentlichen bestand der gesamte Spieltag aus der "Wir müssen gewinnen" Fraktion, die die "Uns ist es eigentlich egal" Fraktion gnadenlos abschoss. Wie gnadenlos? Nun ja, selbst die Freiburger, für die es nur darum ging nicht mit gefühlt 17 Sieglosen Spielen in Folge in die neue Saison zu starten, errungen ein 5:1...
Bei der Hertha ab es zeitgleich einen Rück- und einen Fortschritt: Eigentlich erzielt man ja zum Saisonfinale im eigenen Stadion traditionell 2 Tore... und kassiert 6. Beides konnte man erfolgreich um 1 reduzieren. So feiert halt jeder seine Erfolge.

Und immerhin können sie trotzdem behaupten: Wir waren besser als Augsburg...

Die einzige große Ausnahme muss man mal ganz hoch anerkennen: Dass sich die Mainzer nach 2:0 Rückstand nochmal zu einer nur für den Lokalrivalen relevante Aufholjagd aufrafften, muss tatsächlich hervorgehoben werden, da diese eigentliche Grundvoraussetzung "Leistungsbereitschaft zeigen" an diesem Wochenende die ganz große Ausnahme war...

Und natürlich war es trotzdem hochgradig emotional. Aber das lag halt ausschließlich an den Verabschiedungen (oder Vertragsverlängerung), die in den Stadien gefeiert worden sind. Wenn ich dann im Kicker davon lese, dass die Bayern ab der 78. Minute alles versuchten um Arjen Robben das 100. Bundesligator aufzulegen und daran scheiterten... obwohl Frankfurt keinerlei Widerstand mehr leistete... dann wird mir bewusst, dass ich bei diesem Saisonfinale nichts verpasst habe...

Vergleicht das einfach mal kurz mit der Schlussphase in Bochum. Da war alleine mehr Spannung drin als in allen Bundesligaspielen dieses Wochenendes zusammen: Schafft Union noch das nicht mehr erwartete Comeback und erzielt das 2:3, welches zum direkten Aufstieg reicht? Aber in der Bundesliga kann man so was halt nicht mehr erwarten...

Montag, 13. Mai 2019

Worst of des "Es wird wirklich passieren!"

Ja... tatsächlich. Unvorstellbar... es gibt ein Saisonfinale!!! Wer hätte das gedacht?

Praktisch heißt das auch nur... die Bayern werden am Ende Meister, obwohl sie nur eines der letzten 4 Spiele gewinnen. Weil beste Liga der Welt und so.

Gucken wir mal spaßeshalber nach England... wo Liverpool mit 97 Punkten, 9 Siegen in Folge und einer einzige Rückrundenniederlage... Vizemeister wird. Und dann hat man auf der anderen Seite die Bayern, die Meister werden, obwohl sie ihr Gastspiel beim hoffnungslos überforderten 1.FC Nürnberg nicht gewinnen können. Danach glanzlos gegen den anderen Absteiger gewinnen und sich hinterher mit 2 Unentschieden zur Meisterschaft mogeln können...
Und ja, das ist halt Niko Kovac's DNA. Seine Mannschaften machen halt nicht mehr als nötig... und legen zum Saisonfinale nicht mehr zu. Aber um gegen die von Lucen Favre, aka dem großen Zauderer, zu bestehen, reicht es. Ich finde es faszinierend, wie schnell beide Mannschaften die Persönlichkeit ihrer Trainer angenommen haben. Das spricht irgendwie schon für die Arbeit der beiden Trainer: Überzeugend sind die, nur überzeugen sie von den falschen Dingen... oder so.
Und ja, eventuell gewinnen die Bayern doch ihr letztes Heimspiel. Vielleicht sogar überzeugend mit 5:0. Das liegt dann aber weniger an der Arbeit des Trainers und mehr daran, dass die Mannschaft Robben und Ribery in der 2. Halbzeit zum Abschied mitspielen lassen will und deswegen mal kurz das Tempo anzieht...

Dahinter gab es natürlich stilecht "Das große Rennen ums Europäische Geschäft". Weil wegen bester Liga und so. Praktisch gewann nur, und das völlig gegen den persönlichen Trend, Borussia Mönchengladbach als einziger der Kandidaten für Höheres auch ihr Spiel. Am deutlichsten wird das ganze "Drama" am Zustand der Eintracht... natürlich gehört es sich nicht, sich über diese Eintracht nach deren Europapokal Kampf lustig zu machen. Habe ich auch gar nicht vor. Ich verbreite dagegen Hoffnung: Die Eintracht wird sich wieder für die Europa League qualifizieren. Vielleicht sogar für mehr. Aber sie werden das stilecht mit 6 sieglosen Spielen in Serie erreichen. Wie auch sonst.

Lustiger Weise rechnet der Kicker ja vor, dass sich Bayer Leverkusen sogar dann noch für die Champions League zu qualifizieren, wenn Gladbach ihr Spiel gegen Dortmund gewinnt. Man müsste nur höher gewinnen. Hier das realistischere Szenario: Leverkusen verliert beim Dardai Abschied mit 0:1 in Berlin. Dortmund schießt zeitgleich Gladbach mit 6:0 ab... Was aber nichts bringt, weil Franck Ribery in der 89. Minute den 1:1 Ausgleich schießt und alle sprechen vom großartigsten Finish aller Zeiten, da Frankfurt hauchdünn in der Champions League landet... weil keinem auffällt, dass man nicht mal mehr gewinnen muss um in der Bundesliga was zu erreichen.

Und wer jetzt denkt: naja, wenn die oben nichts holen, muss es ja wenigstens einen dramatischen Abstiegskampf geben... denn irgendwer muss ja punkten, die Zähler können ja nicht irgendwo im Nirvana verschwinden: Doch können sie, weil... beste Liga der Welt. Also der SC Freiburg hat stilecht mit 8 Sieglosen Spielen in Serie den Klassenerhalt locker gesichert... wenn es nicht der SC Freiburg wäre, hätte man sich schon längst darüber lustig gemacht. Der FC Augsburg kassierte die 17. Saisonniederlage (so viele wie noch nie) und ihnen droht mit 32 Punkte die schlechteste Ausbeute ihrer Bundesligageschichte... Und trotzdem stand schon vor dem 33. Spieltag der Klassenerhalt fest. Der 1.FC Nürnberg hat in seiner "In der Rückrunde unter dem neuen Trainer ist alles so viel besser geworden" Rückrunde bisher weniger Punkte als in der katastrophalen Hinrunde geholt.
Weil halt wirklich niemand in dieser Liga irgendwelche Punkte holt.

Oh und an der Stelle wollte ich nochmal einschieben: das Werder Bremen jetzt noch Chancen hat, ist eine nette Geschichte. Aber dass die Sportschau für den Aufmerksamen Zuschauer den Ausgang des Stuttgart Spieles spoilerte... gut, wahrscheinlich gehen die Sportschau Redakteure davon aus, dass ihr Publikum die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches hat...
Aber hier ist der Ablauf des Programms: erste zeigte man Arsenal Hoffenheim (sein wir ehrlich, die liefern gerade die beste Arsenal zu Arsene Wenger Imitation aller Zeiten ab...) gegen Werder. Dann gab es die Interviews aus Bremen, in denen Florian Kohfeldt stolz davon berichtet, dass es für sie am letzten Spieltag noch um was geht...
Danach ging es dann mit dem Sieg der Gladbacher weiter. Nur um dann als großes Finale das Duell Stuttgart - Wolfsburg zu zeigen. Hier ist das Problem: Damit die Aussage vom Kohfeldt zutreffen kann, musste Wolfsburg Punkte lassen. Und schon ein Unentschieden reichte dem VfB... damit stand schon zum Beginn der Zusammenfassung fest, dass das vorher gezeigte verzweifelte Streben der Hannoveraner vergebens war.
Das hat zumindest bei mir jegliche Spannung aus der Zusammenfassung genommen... danke dafür...

Deniz Aytekin, Vollidiot der Woche: Aytekin ist nebenbei einer unser absoluten Topschiedsrichter. Und er hat es diese Woche so weit auf die Spitze getrieben, dass die Sportschau  Leverkusen - Schalke mit einem "So nervt der Videobeweis einfach nur" zusammenfassen musste. Dabei verpasst sowohl die Sportschau als auch der Kicker, der anerkennt, dass einzig der Videoassistent ihn "vor einem schwarzen Tag bewahrt" hat, aber trotzdem eine 2,5 verteilt, das eigentliche Problem: Die Leistung von Aytekin war einfach grausam. Dass er bei dem Ellenbogenschlag, auf den er freie Sicht hatte, überhaupt Hilfe brauchte, ist das eigentliche Problem. Genau so wie bei dem zurückgenommen Elfmeter in der 71. Minute. Solche Szene muss das Schiedsrichtergespann ohne digitale Hilfe klären können. Dass er dann noch bei einer vergleichbaren Szene in der 78. Minute nicht in die Review Area geht (auch wenn wir da wenigstens mal ein Gesprächsprotokoll haben), verwirrt alle anderen Beteiligten halt.
Das faszinierendste ist ja: Wenn wir dieses Spiel ohne Videobeweis erlebt hätten, es also den einen klaren Elfmeter nicht, den anderen nicht zu gebenden schon, gesehen hätten, wäre dieses Spiel ein riesiges Bewerbungsvideo für den VAR gewesen. Dann hätte ein Rudi Völler zu einem "Alle im Stadion konnten das auf ihren Smartphones sehen, nur der Schiedsrichter darf das nicht" ausholen.
Das eigentliche Problem bleibt halt, dass der VAR ständig und viel zu einfache Fehlentscheidungen korrigieren muss, weil unsere ach so guten Schiedsrichter zu viele davon produzieren.
Dabei ist Aytekin mit seinem Notenschnitt von 2,28 ja einer der Guten, da ist eher das eine schlecht geleitete (aber vom Kicker ignorierte... vielleicht ist Aytekins Notenschnitt ja nur deswegen so gut, weil er auf den VAR hört... kann das mal jemand analysieren?) Partie zum Symphtom des größeren Problems wird.
Denn im Endeffekt gilt immer noch: Wenn unsere Schiedsrichter besser wären, würden wir uns nicht über den VAR aufregen. Aber wer Details dazu finden will, sollte runter scrollen, da steht dann eine ausführlichere Analyse dieses Problems, das keine sehen will...

Und ganz am Ende als BAWFUL BONUS FEATURE: DER HAMBURGER SV!!! Ja... sie haben es geschafft!!! Sie haben das Grundprinzip der Bayern und Borussia aus der Champions League Saison auch auf ihre eigene Realität angewendet. Bedeutet: Wenn es die Relegation nicht im FreeTV gibt, dann nehmen wir da auch nicht dran Teil. Das ist uns dann zu kommerziell und hat mit dem eigentlichen Fußball, den wir so lieben, nichts mehr zu tun. Damit erreicht der HSV zum 3. Mal in Folge sein eigentliches Saisonziel: Der Relegation aus dem Weg gehen. Und nächstes Jahr gibt es sogar ein Stadtderby!!! Herzlichen Glückwunsch!
Wie gilt das ursprüngliche Grundprinzip des Vereins: Immer, wenn alle denken: Jetzt ist der absolute Tiefpunkt erreicht!... setzen sie noch einen drauf.

Donnerstag, 9. Mai 2019

Die wichtigste Lektion dieser Champions League Saison

Keine Führung ist sicher, es sei dann, man führt gegen einen Bundesligisten... Dann muss man sich keinerlei Gedanken machen...

Diese Champions League Halbfinal-Rückspiele sind jetzt schon Klassiker, die immer wieder als Werbevideos für den Fußball verwendet werden. Und das völlig zurecht.

Aber wir Deutschen gucken halt doch nur in die Röhre... nicht nur, weil diese Spektakel nicht im Deutschen FreeTV zu sehen waren...

Also gerade die Art und Weise, wie sich in den vorherigen Runden Ajax mutig gegen das Ausscheiden gewehrt haben (und die Jungs haben alle ihre Heimspiele in der K.O. Phase verloren... das war aber kein Anlass um Auswärts mutlos aufzutreten, wie gewisse andere)... und wie sie dann ausgerechnet in dem einen Moment, wo sie der Haushohe Favorit sind, doch Angst bekommen und scheitern. Einfach nur faszinierend.

Und das Liverpool und Tottenham gefühlt in exakt denselben Minuten die 2 Elementar wichtigen Tore schießen. Also zwischen der 54. und 29. Minute... Fußball ist wie Poesie, es reimt sich halt...

Aber gerade diese Phasen machen das Scheitern der Deutschen Mannschaften im Achtelfinale noch enttäuschender... Was eigentlich unmöglich erschien. Denn die "deutschen Highlights" in dieser Phase bestanden aus "Lewandowski bleibt zunächst liegen, kann aber weiterspielen" und "Mit seinem Treffer zum 1:0 hat Kane den Stecker gezogen. Dortmund muss restarten. In der Phase, in der die Mannschaften, die am Ende um den Titel spielen (und an denen man jeweils gescheitert ist) richtig aufdrehten und den absoluten Glauben an eine Wende verkörperten, steckten die Deutschen Mannschaften auf und brachten nichts mehr zu Stande.
Die Bayern kamen in einem Heimspiel in der 2. Halbzeit auf 2 Torabschlüsse... Also einen ungefährlichen und eine verpasste Hereingabe. In einem Heimspiel, in dem sie ein Tor erzielen mussten. Und als es darum ging den Bock umzustoßen... kam Renato Sanchez und es passierte natürlich nichts.

Bayern und Dortmund können sich jetzt irgendwie einreden, dass sie ja an den Finalisten gescheitert sind und ihre Internationale Saison ja gar nicht so grausam war... Wer sich dieses Narrativ allerdings zurecht legen will, der verpasst das entscheidende Thema dieser Champions League Saison: Mut zur eigenen Courage wird belohnt, Trägheit und Feigheit nicht.

Allein schon dass Ajax als die eigentlich Guten eine Gelbe Karte fürs Zeitspiel kassieren, was dann postwendend bestraft wird, weil ihnen dann plötzlich die Zeit weg rennt... War für den Poesiefreund in mir ganz großes Kino... Auch wenn es für den Romantiker echt grausam war...

Dass der Kicker es nebenbei echt verpasst hat diese historische Ajax Generation entsprechend zu würdigen, weil sie... ähm... den Abschied von Ajren Robben und Franck Ribery angemessen auf 3 Seiten feiern mussten? Versteht mich nicht falsch, auch wenn ich die beiden überhaupt nicht ausstehen kann, haben sie sich das verdient... aber hätte man das nicht nächsten Montag erledigen können? Oder als "Sollte Niko Kovac sie aufstellen, wie haben das andere gemacht" Vorschau für den DFB Pokal? Musste das unbedingt in dieser Woche sein...

Andererseits... reden wir vom Kicker, also dem Fachmagazin, dass letzte Woche die Nachricht des Ribery-Abschiedes als große Neuigkeit verbreitete... also wir, die sich mit Fußball beschäftigen, wussten das doch schon seit März... also März 2018, als der Vertrag ein letztes Mal verlängert worden ist.
Oder anders ausgedrückt: Das von mir persönlich sehr geschätzte Socrates-Magazin hat in seiner  aktuellen Ausgabe ebenfalls eine Homage an Robbery... Nur das dieses Magazin Monatlich erscheint und eine viel frühere Deadline hatte, als der Montags-Kicker... trotzdem wussten die irgendwie, dass Ribery zum Saisonende gehen muss... woher wohl...

Oh und ein letzter Gedanke zur "deutschen" Berichtserstattung über die Champions League: Das im Kicker der Satz steht, dass Marc-André ter Stegen "im Gegensatz zu Kollegen wie Jordi Alba keine Patzer zeigte", irritiert mich einfach. Denn ich habe mir das 2:0 jetzt fast so oft angesehen wie das herrliche 4:0... und ich bleibe dabei: als ter Stegen musst du den Ball halten. Definitiv. Und auch als durchschnittlicher Bundesligatorwart gilt das das Prinzip "Eine Bahnschranke hätte den abgewehrt"...
Natürlich haben seine Kollegen krassere Patzer gezeigt... Aber ter Stegen hat alleine schon im Hinspiel schwierigere Bälle gehalten... Und gemessen an seinen eigene Erwartungen war das eine ungenügende Aktion von ihm.

Dienstag, 7. Mai 2019

Wir müssen aufhören über den VAR oder das Handspiel zu diskutieren

Und dem eigentlichen Problem ins Gesicht sehen:

Unsere Schiedsrichter sind richtig schlecht geworden. Und das war eigentlich seit Jahren abzusehen.

Also genau genommen... sind die Namen, die in den Hoyzer Skandal verwickelt waren, auch heute noch relevant. Felix Zwayer war "Kronzeuge"... Oh und ist nebenbei für seine Verwicklung in die Geschichte für ein Halbes Jahr gesperrt worden, weil er Bestechungsgeld angenommen hat, auch wenn der DFB das lieber geheim halten wollte...
Und Lutz Micheal Fröhlich, der ebenfalls Insiderwissen zu dem Skandal hat, ist heute "Sportlicher Leiter der Schiedsrichter"... aber dazu später mehr.

Denn das ist ja nicht die einzige Baustelle, die andeutet, dass etwas falsch läuft. Da ist ja auch noch die hässliche Geschichte Amerell, die nahelegt, dass der Auf- und Abstieg der Schiedsrichter auch außerhalb des Platzes entschieden werden...

Und ja, das ist und bleibt irgendwie das Grundproblem: es gibt nach wie vor keinerlei Transparenz beim DFB. Die haben ihr eigenes Bewertungssystem, bei dem Zwayer irgendwie ein Weltklasse Schiedsrichter sein soll... aber niemand weiß genau, wie der DFB zu diesem Schluss kommt.

Natürlich weiß der gemeine Fan inzwischen, wenn er es denn will, wie der Bewertungsbogen des DFBs für seine Schiedsrichter aussieht... Aber wie der DFB selber die Leistungen seiner Spiel leitenden Angestellten einschätzt, bleibt ein Geheimnis. Warum eigentlich?
Dafür gibt es (wenn auch nur gegenüber der Bild geäußerte, aber der Link führt nicht dahin, keine Angst) Vorwürfe, dass Manipulationen bei den Bewertungen veranlasst worden sind und dass die Schiedsrichterlisten nicht unbedingt nach sachlichen Kriterien zusammengestellt worden sind...

Dann ist da auch noch, um ein ganz hässliches Fass auf zumachen, der Selbstmordversuch von Babak Rafafti.
Man muss da halt auch aufhören, von zusammenhanglosen Einzelfällen zu reden, sondern solche Vorfälle mal in Verbindung zueinander setzen... Also Rafati stieg zufälliger Weise genau nach der Saison auf, nach der ein Hoyzer aussortiert werden musste... und ein Felix Zwayer zufälliger Weise gesperrt war... ernsthaft, es gibt keine Leistungsdaten für Zwayer für die Saison 2005/06 und das ist Rafatis Debütsaison in der Bundesliga...

Danach wurde dann der laut Meinung verdammt vieler schlechteste Bundesligaschiedsrichter (er "gewann" diese Auszeichnung 4 mal) zum Fifa-Schiedsrichter befördert... weil beim DFB anscheinend komplett andere Maßstäbe angewendet werden, als bei allen anderen, die sich mit Fußball beschäftigt. Und anschließend hat er, laut eigener Aussage, die Kritiken seiner Vorgesetzten nicht verkraftet und dadurch brachen seine Depressionen durch. Mir stellt sich da ja die Frage, wie ein Schiedsrichter, der regelmäßig vor versammelter Mannschaft zur Sau gemacht wird, trotzdem weitere Beförderungen bekommt...
Dabei geht es nicht um die persönliche Tragödie von Rafati... sondern um die Frage, wie so ein Mensch vom DFB in eine Situation befördert werden kann, in der er dann so überfordert ist, dass es zu einem Selbstmordversuch kommt. Da muss doch vorher von DFB Seite einiges schief gelaufen sein.
Vielleicht hätte es Rafati einfach geholfen, wenn er noch eine Weile Zweitligaschiedsrichter geblieben wäre... vielleicht sogar für den Rest seiner Karriere, das wäre ja auch keine Schande. Es gibt ja auch Fußballer, bei denen es nicht für die allerhöchsten Spielklassen reicht, warum sollte dies bei Schiedsrichtern anders sein.
Aber aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen war der Aufstieg Rafatis bis zur höchstmöglichen Position nicht zu verhindern. Meine Lieblingstheorie ist ja, dass Rafati unbedingt als Vorbild für den wunderbar integrierenden DFB herhalten musste... also als Quoten-Araber. Aber wie könnte man bei einem derart transparenten System auf solche Ideen kommen?

Dazu kommt dann jetzt die Einführung des Video Assistenten, bei denen einige Schiedsrichter der Alte Generation mit einem Prestigeprojekt allen beweisen wollten, dass das deutsche Schiedsrichterwesen immer noch herausragend im internationalen Vergleich ist... was gnadenlos gescheitert ist. Immerhin hat es dort schon Konsequenzen gegeben und ein Hellmut Krug trägt da keine Kompetenzen mehr. Immerhin etwas...

In der Summe kommen wir also auf 4 Skandale oder Tragödien in den letzten 15 Jahren. Und ja, ich bin mir nicht sicher, ob der VAR ein Skandal oder eine Tragödie ist. Er führt uns auf jeden Fall vor, dass unsere Schiedsrichter derzeit einfach überfordert sind. Und das man da mal über grundlegende Reformen nachdenken sollten... Möglichst Reformen, die für mehr Transparenz sorgen.

Aber da gibt es ja gute Nachrichten, die sind ja auf dem Weg... oh, warte, Lutz Michael Fröhlich gibt stattdessen bekannt, dass die Handspielregel "konsequent und berechenbar" ist. Und der Projektleiter für den Bereich Videoassistent Dr. Jochen Drees hat am 31. Spieltag ein "positives Wochenende" für die Schiedsrichter gesehen. Ist doch schön, dass sich die Führungspersonen so kritisch mit der Materie auseinandersetzen.

Gerade das Fröhlich's Aussage direkt am nächsten Wochenende schon wieder pulverisiert worden ist, ist einfach nur grotesk. Es kann halt niemand nachvollziehen, warum es im Fall Jerome Boateng ein Handspiel (und keinen Platzverweis für die Schiedsrichterbeleidigung, aber Details) gab, in den Fällen Karim Rekik, Kevin Stöger und Mario Grötze allerdings nicht. Und das, obwohl es im Fall Götze wohl eine Fehlentscheidung gewesen wäre... aber wenn wir den Maßstab an das Boateng-Handspiel "konsequent und berechenbar" angewendet hätten, hätte es 3 Handelfmeter mehr gegeben.

Ersthaft: Fröhlichs Aussagen zeigen uns doch, wie selbstgefällig und arrogant die Schiedsrichter-Führung immer noch ist, obwohl es dafür bei vernünftiger Selbst-Reflektion keinen Anlass gibt. Die stehen um Brennenden Haus und wollen uns erzählen, dass alles in Ordnung ist. Und ganz ehrlich: Der Fröhlich müsste für seine Aussage eigentlich direkt entlassen werden. Zumindest sollte er dem DFB mal deutlich und ausführlich erklären, wie er zu diesem Schluss kam, oder ob er es vielleicht nur als Schutzaussage für die Schiedsrichter so gesagt hat... was eine Erklärung wäre, aber immer noch fragwürdig ist.

Denn wenn die Führungsriege die derzeitigen Leistungen wirklich so unkritisch sieht, wie Fröhlich dies geäußert hat, ist es quasi ausgeschlossen, dass die nötigen Reformen auf den Weg gebracht werden. Und wir brauchen dringend Reformen, damit sich die schlechten Nachrichten für und über die Schiedsrichter nicht noch weiter häufen.

Und das es "unseren Schiedsrichtern" grundlegend an Qualität fehlt, sollte nicht, wie bei Manfred Ewalds Kommentar im Kicker unter "Drittens" angesprochen werden. Es sollte auf der Prioritäten-liste ganz weit nach oben gesetzt werden. Denn es ist die Grundvoraussetzung um die anderen Regelprobleme zu lösen.

Donnerstag, 2. Mai 2019

Was mich ja auch irgendwie irritiert

Vorwarnung: Aus reisetechnischen Gründen muss dieser Beitrag verfasst werden, bevor der aktuelle Kicker gelesen werden kann. Es geht also mehr um den Eindruck aus der Berichtserstattung der letzten Wochen... Wo wir das aus dem Weg geräumt haben:





Was mich ja auch irgendwie irritiert...
Ist dieser Gnadenlose Optimismus, der die Eintracht bei ihrer Europacup Tournee begleitet. Also flächendeckend... Bereits frühzeitig durfte ich "Expertenmeinungen" im Kicker lesen, die die Frankfurter zum Favoriten auf den Titel machen wollten... ähm... Warte was?

Und jetzt glauben 2/3 der Teilnehmer an der Kicker-Umfrage an ein Weiterkommen gegen Chelsea... Klar, die Frankfurt-Fans werden diese Umfrage mit ihrer Euphorie begleiten. Und versteht mich nicht falsch: Ich gönne denen das... Ich habe sogar meine persönliche Freude daran, dass die Eintracht all den anderen Bundesligisten verdeutlicht, dass man in der Europa League einiges holen und auch eine Euphoriewelle auslösen kann, an der zum Beispiel die Leipziger einfach kein Interesse hatten.

Aber lasst uns das ganze mal halbwegs sachlich beurteilen: Frankfurt ist in diesem Halbfinale der krasse Außenseiter. Alles andere als ein 0:5 nach Hin- und Rückspiel wäre schon ein Erfolg, ein Weiterkommen wäre die größte Sensation seit... nun ja, Ajax Amsterdams Sieg gegen Real Madrid. Wobei ich dabei sogar noch einen Schritt weiter gehen würde. Also das ein über talentiertes Ajax einen Favoriten, der seinen Umbruch verpasst hat und weit über den Zenit ist, raus wirft, ist nicht annähernd so überraschend wie es ein Weiterkommen der Eintracht wäre.

Aber wir Deutschen haben halt ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis. Also das "wir" gerade das Duell gegen die Premiere League in der Champions League nicht nur verloren haben, sondern regelrecht vorgeführt worden sind, ignorieren wir einfach mal. Und es ist ja nicht so, dass es knapp war, sondern die Bilanz stand bei 0 Siegen, 1 Unentschieden, 5 Niederlagen bei 3:17 Toren... Also wie man nach dem Joel Matip in Hin- und Rückspiel der gefährlichste Angreifer der Bayern und Dortmund gegen Tottenham komplett überfordert war, zu dem Schluss kommen, dass eine Mannschaft die nicht zur absoluten Elite gehört jetzt bessere Chancen hat als die beiden Spitzenteams.

Und wenn man die Eintracht und Chelsea vergleicht. Also natürlich mit Chelsea unter Abramowitsch, also dem ersten Spielzeug eines Milliardärs... Es ist ja heute unvorstellbar, dass der Verkauf eines Fußballvereins an einen Öligarchen Protestwellen auslösen kann, aber 2003 war dies so... und danach hat Chelsea dann eine ganze Weile gebraucht um wirklich zu einer Spitzenmannschaft zu gehen. Nun mögen sie derzeit in einem relativ kleinen Tief sein, aber sie holen in der Regel trotzdem mindestens einen Titel pro Saison.
Oder um das praktisch auszudrücken: Seit dem richtig viel Kohle in den Verein gepumpt wird, hat Chelsea 23 Titel geholt... unter anderem 2 Internationale. Die Eintracht hat dagegen... 1 Pokalsieg, 2 Finalniederlagen und 2 Europacup Teilnahmen auf dem Konto... Allein schon, dass eine Finalteilnahme im Pokal bei dem einen als Erfolg gewertet wird, bei den anderen nicht mal erwähnt wird, sollte alles über die Machtverhältnisse aussagen...

Dazu kommt: Wenn sie, was ja eher die Ausnahme ist, in die Europa League absteigen, dann gewinnen sie das verdammte Teil auch. Weil Chelsea halt eigentlich ein Stammgast in der Champions League und nebenbei ein Spitzenteam der Premiere League ist. Also die sind in der Breite so gut aufgestellt, dass sie auch mit besseren B-Mannschaften das Halbfinale erreichen und können dort dann auf ihre Stars setzen... Und da sie sich in der Liga derzeit in eine Situation manövriert haben, wo nur noch der Sieg in der Europa League die Saison retten kann, werden sie dies auch machen. Ungefähr so, wie Jose Mourinho dies mit Manchester United getan hat...

Im Gegensatz zu Frankfurt sind sie es in London gewohnt in dieser Phase um die Titel mitzuspielen. Und sie haben auch einen Kader, der den Umgang mit dieser Belastung zulässt. Also ganz praktisch fehlen ja beiden Mannschaften Leistungsträger: Also bei Frankfurt Sebastien Haller, bei Chelsea Antonio Rüdiger. Aber eine Mannschaft kann diesen Ausfall problemlos kompensieren, die andere hat keinen gleichwertigen Ersatz.
Dazu kommt das Problem, dass Ante Rebic und Luka Jovic beide ein wenig überspielt wirken... oder halt Haller wirklich sehr vermissen. Beide sind es im Gegensatz zu den Chelsea Spielern aber halt auch einfach nicht gewöhnt so viele und so wichtige Spiele am Stück zu absolvieren.

In der Summe dürfte Frankfurt selbst dann Außenseiter sein, wenn der Abstand zwischen ihnen und dem Gegner nur so groß wäre, wie damals bei Dortmund gegen Tottenham. Praktisch gesehen ist der Abstand aber eher mit dem von Schalke und Manchester City zu vergleichen. Sachlich gesehen sind sie chancenlos.
Bleibt zu hoffen, dass sich der Fußball dieses Mal nicht an die sachlichen Vorgaben hält.

Mittwoch, 1. Mai 2019

Mea Culpa, aber ich steh dazu

Ich habe mich gestern beim Tanz in den Mai (und es war schon Mai... aber Details) über die gestern beschriebene Regel mit einem Schiedsrichter unterhalten. Auch wenn ich prinzipiell dabei bleibe, dass die Regelauslegung Blödsinn ist, so konnte mir dieser anonymisierte Schiedsrichter doch die entsprechenden Paragraphen zuschicken, die die Ausnahmen für den Torhüter festlegen und das "Paraden-Beispiel" ausschließen. Immerhin daran wurde gedacht.