Montag, 27. Februar 2023

Worst of des "Das lief ja wie erwartet" Spitzenwochenendes

 Obwohl, es gab ja schon die eine Überraschung: Dass die Bayern nach 15 Minuten nicht zurücklagen. Schließlich hatte Union eine Halbchance und das reicht ja normalerweise für die. Nur halt nicht, wenn es gegen den Rekordmeister geht.

So präsentierte sich Union in der Allianz-Arena plötzlich doch wie ein ganz normaler Bundesligist: viel zu zaghaft und ohne die mangelnde Überzeugung, wirklich etwas zu holen. Das sage ich nicht, das sagt im Wesentlichen Rani Khedira.

So entwickelte sich am Ende ein ganz normales Spitzenspiel, welches die Bayern mit 3:0 gewinnen. Aus dem "Darauf fiebern wir das ganze Wochenende hin" Spiel wurde dann doch eher ein "Zur Halbzeit schalten alle neutralen Fans doch einfach ab"... weil es halt auch nichts Interessantes mehr zu sehen gab. Bayern war so überlegen, dass sogar Thomas Müller ein richtig gutes Spiel gemacht hat. Er wurde vom Kicker zum Spieler des Spieles. Es war sein erstes Spiel mit mehr als einem Scorerpunkt seit Ende September. Was diesen Sieg plötzlich zu einem Trojanischen Pferd macht. Denn jetzt werden ja alle behaupten, dass dieser Müller unbedingt auch gegen Paris St.Germain auflaufen muss. Was bei den Problemen, die sich dort gerade anhäufen, auch die einzige gute Nachricht für sie ist. Wahrscheinlich ist am Ende der nicht verteidigende Angreifer doch fit, aber der so wichtige Verteidiger fällt aus. Da wird selbst ein Müller sich strecken müssen, um für Paris den Unterschied auszumachen.

Die wirkliche Überraschung gab es dagegen in Hoffenheim. Also nicht, weil die TSG ihre beste Saisonleistung wie gefühlt immer gegen Dortmund abrief. Hier ist ein absurder Fun Fact: Der Dorfverein bleibt zum ersten Mal in seiner 124-jährigen Vereinsgeschichte ohne Treffer gegen die Borussia. Und klar, man ist mittlerweile auf einer 4 Spiele Niederlagenserie, aber die ebenfalls historisch ist. Bis vor 2 Jahren hat Hoffenheim halt wirklich regelmäßig gegen die Borussia gepunktet. Also mindestens ein Mal im Jahr. Und selbst in den Jahren, in denen man fast abgestiegen wäre. Was ja an den Dortmund Fans sowas von nagen muss. Einerseits hätte man sich im Jahr 2020 seines Feindbildes entledigen können. Andererseits hat man in schöner Regelmäßigkeit ausgerechnet gegen die seine Meisterschaft verspielt.
Nebenfunfact: Trotz der letzten beiden eher langweiligen 1:0 Siege fallen im Schnitt 2,9 Tore in diesem Duell. Vor dieser Saison waren es über 3. Und die Torbilanz ist ja mit 43:46 extrem eng, auch wenn sich das in den 13 Dortmund Siegen nur bedingt widerspiegelt. Also nur um zu verdeutlichen, dass Hoffenheims vielleicht beste Saisonleistung und der offene Schlagabtausch, den wir zu sehen bekamen, keine Überraschung ist. Nur dass Dortmund dieses Duell gewinnt UND damit die Tabellenführung übernimmt, war nicht zu erwarten.

Wenn Hoffenheim immer so auftreten würde, wären sie in ganz anderen Tabellenregionen unterwegs. Aber zum Glück für den Rest der Liga haben nur die Dortmund Fans ihre persönliche Vendetta mit diesem Verein, was die Spieler anscheinend zu Spitzenleistungen antreibt. Ab wann muss man dieses Duell eigentlich als ein Derby betrachten? Also abgesehen von einer 100-jährigen Geschichte hat es alles, was man braucht: emotionale Siege und Niederlagen für beide Beteiligten. Eine tiefe Ablehnung der beiden Fanlager. Enge und faszinierende Spiele. Und im Gegensatz zum Gipfeltreffen mit den Bayern steht der Ausgang vorher nicht fest.

Jetzt ist nebenbei die letzte offene Frage der Saison: Zieht die Borussia das bis Anfang April durch. Also Bayern gegen Dortmund ist buchstäblich für den 1. April terminiert. Also davon ausgehend, dass sie das auf den Samstagabend legen werden. Damit könnte das 5:0 Schützenfest der Bayern der größte Aprilscherz der Fußballgeschichte werden... Wahrscheinlich werden die Dortmunder aber vorher im Derby gegen Schalke Federn lassen.

Apropos Schalke. Die haben getroffen! 2 Mal! Und dann dachte sich Ralf Fährmann: Da kann ich ja auch mal wieder einen gucken lassen. Nur um den Sieg direkt danach festzuhalten. Dieses Spiel ist nebenbei die perfekte Zusammenfassung von Fährmanns Karriere. Und damit erklärt sich auch, warum er sich auf Schalke nie dauerhaft durchsetzen konnte: Er hatte immer wieder Phasen, in denen er zumindest einen ordentlichen Bundesligatorhüter mimt. Vielleicht sogar mehr. Ein 27-jähriger Fährmann war gar nicht so weit entfernt von der Nationalmannschaft. Also zumindest laut Jens Lehmann und Sport1.de. Nun ist Lehmann als Experte nicht ganz so gut gealtert: Fährmann konnte sich nie wirklich als unumstrittener Stammtorwart durchsetzen. 2016/17 war die einzige Saison, in der er alle Spiele für Schalke absolvieren konnte und durfte. Das liegt einerseits an einer erstaunlich langen Verletzungshistorie. Gerade für einen Torhüter sind 24 aufgeführte Verletzungen brutal. Aber er hatte, auch wenn er fit war, trotz an sich guter Leistungen immer wieder den einen oder anderen Patzer drin. Demonstrativ sei hier mal seine Zweitligakarriere aufgezählt, in der 2 ordentliche Spiele von 2 "Note 5" Auftritten umrahmt werden. Danach holte man dann in Panik einen Martin Fraisl. Immer, wenn er sich zu stabilisieren scheint und 2 ordentliche Einsätze nacheinander vorweist, packt er danach ein richtig finsteres Spiel aus.

Mich erinnert das alles ein wenig an Oliver Reck, der den Spitznamen Pannen-Olli hatte, aber zeitgleich Europameister wurde. Und im DFB Pokalfinale einen Elfmeter gehalten hat, wenn man diesem Fan glauben schenken will. Da er von Zeigler gezeigt wurde, glaube ich ihm das, Arnd kennt sich in der Werder-Geschichte aus. Oh und einen Europacup und 2 Meistertitel holte er auch. 

Der Unterschied ist halt: Reck produzierte diese Aussetzer in einem extrem stabilen Umfeld, geprägt von Otto Rehagel und Willi Lemke. Fährmann produziert sie auf Schalke, einem der größten Unruheherde des deutschen Fußballs. Was einem zu der Frage bringt, welche Entwicklung ein Fährmann genommen hätte, wenn er in einem stabileren Umfeld gespielt hätte.

Aber ja, im Wesentlichen wird Fährmann für den Rest des Jahres ungefähr so spielen, wie bisher in der Rückrunde: Meistens Durchschnitt, in einzelnen Momenten überragend, aber dann winkt er auch wieder einen durch. Die viel wichtigere Frage für die Schalker ist aber, wie sie die nötigen Tore erzielen wollen, damit sie die Klasse halten. Ob Schwolow oder Fährmann da gelegentlich einen durchwinkt, ist da vollkommen egal.

Freitag, 24. Februar 2023

Warte, was? Die Bundesliga... ist gut?

 Im internationalen Vergleich? Nicht nur das, sie sind besser als die Premiere League, die kein einziges ihrer Hinspiele gewonnen hat? Und das, obwohl sie 2 Spiele gegen genau diese Bundesliga bestreiten durften? Wer hätte das gedacht?

Das einzig erwartbare der letzten beiden Europacup Wochen war ja die "Dank brutaler Effizienz: Union Berlin schlägt Ajax" Schlagzeile. Das lief halt wie immer. Bayer Leverkusen scheint ja selber verwirrt zu sein, dass sie plötzlich doch Elfmeter schießen können. Das war schon echt fies.

Im Großen und Ganzen sind 7 Mannschaften noch in der europäischen Verlosung dabei. Und nur für Eintracht Frankfurt sieht es richtig schlecht aus. Was auch völlig absurd ist: Nachdem jahrelang darüber "internationale Härte" geschrieben wurde, fliegt Frankfurts Superstar Kolo Muani für ein "In der Bundesliga gibt es dafür Gelb" Foul vom Platz. Wobei es natürlich auch ein "als deutscher Journalist/Experte/Schiedsrichter argumentiere ich natürlich für den Spieler im deutschen Trikot" Fall sein kann. Also ich bin mir ziemlich sicher, dass alle italienischen Schiedsrichter da eine klare Rote Karte sehen. 

Meine ganz persönliche Empfehlung bei solchen Szenen ist ja: Fragt mal einen "Unbeteiligten". ESPN erlaubt sich da aber gar kein Urteil. So falsch wird der Schiedsrichter da also nicht gelegen haben.

Viel wichtiger ist doch aber, dass wir eigentlich davon ausgingen, dass auch RB Leipzig gegen Manchester City ungefähr so aussehen wird, wie Eintracht gegen Neapel: Der deutsche Teilnehmer gibt sich bemüht, ist aber am Ende ein wenig überfordert und muss sich bei seinem Torwart bedanken, dass sie nicht deutlicher verloren haben. Aber City hat ja nach der Pause das aktive Mitspielen eingestellt und Pep Guardiola hat einfach mal spontan beschlossen, dass er nicht coachen will.

Ich meine ernsthaft: Wie schafft man es bei dem Budget keine Alternativen auf der Bank zu haben, denen man in solchen Spielen vertraut? Der Kader soll über eine Milliarde Euro wert sein. Da muss man doch auf den Spielverlauf der 2. Halbzeit Einfluss nehmen können. Ich dachte, dessen größtes Problem bestände darin, genügend Spielzeit für all seine Stars zu finden. Aber anscheinend bereitet er sich schonmal auf die Zeit nach den Sanktionen vor, wenn er nur noch 11 Spieler zur Verfügung hat... ja, als ob.

Was mich ja zu der spannenden Frage bringt: Für wen sind die Moralisten unter den Traditionsfans bei so einer Ansetzung? Also diejenigen, die RB Scheiße finden. Aber Man City ist doch das absolute und personifizierte Böse: Sportswashing in seiner reinsten Form. Dazu kommt die Angewohnheit, auf die finanziellen Regeln zu scheißen. Und die kaufen die Bundesliga kaputt!!!

Gut, das ist dann der Punkt, an dem der Traditionsfan zugeben muss, dass er eigentlich gar keine Champions League mehr gucken kann, weil abgesehen von den Bayern und vielleicht der SSC Neapel alle anderen Bösewichte sind. Aber dann gehen ja genau diese Fans in riesigen Scharen zur Kommanditgesellschaft auf Aktien und lässt sich von denen "Wahre Liebe" verkaufen. Das schöne an der Moral ist ja, dass sie nur ein Feindbild braucht und der Rest ist egal.

Und das ist ja auch kein Vorwurf, ich bin da ja selber auch nicht besser. Ich dachte ja bei der Paris St.Germain gegen Bayern Ansetzung für den Deutschen Rekordmeister sein müsste. Also ich kann ja gar nicht wollen, dass dieser Verein mit dem dreckigen Geld aus Katar weiterkommt. Aber dann hat Rummenigge wieder irgendwas in irgendein Mikrofon erbrochen und ich dachte mir: Nee... Dem gönne ich das nicht.

Apropos Bayern: Am Ende läuft doch alles für die: Sie saßen an diesem Wochenende ganz entspannt bei Collien Fernandes auf der Couch und konnten sich angucken, wie Union DEN emotionalen Höhepunkt ihrer Vereinsgeschichte erlebt. Aber die haben schon letzte Woche beim Tabellenletzten nachgewiesen, dass es für sie nicht ganz so selbstverständlich ist, im 3-Tages-Rhythmus Topleistungen abzuliefern. Und am Wochenende müssen sie gegen die Bayern ihre beste Saisonleistung anbieten und selbst das könnte nicht reichen.

Man darf schon gespannt sein, mit welcher Aufstellung Union diese Aufgabe angeht, denn letzte Woche hat sich Urs Fischer ja für eine Rotation entschieden. Das kann er sich gegen die Bayern definitiv nicht erlauben. Aber hat er eine Chance, wenn seine Spieler nicht an ihr absolutes Leistungslimit gehen können? Wir werden es am Sonntag erfahren.

Und sein wir mal ganz ehrlich, um noch eine kleine Vorschau einzufügen: Bayern gegen Union ist die spannendste Ansetzung der letzten was...5 Jahre? Ja, es ist 5 Jahre her, dass es eine vergleichbare Konstellation gab. Und Borussia Dortmund... also... zumindest theoretisch, es ist Dortmund, die werden das verkacken... aber Dortmund könnte vorher an den Bayern vorbeiziehen. Eine derartige Konstellation hat es in den letzten 10 Jahren nicht gegeben.

Nachdem ich das so gehyped habe, muss ich aber festhalten: Das letzte Mal in einer ähnlichen Konstellation haben die Bayern den direkten Konkurrenten einfach 5:0 abgeschossen und die Tabellenführung übernommen. Und ja, das ist so lange her, dass Mats Hummels noch relevant war. Dennoch bleibt festzuhalten: Ein deutlicher Sieg ist immer noch der wahrscheinlichste Ausgang. Trotzdem ist die Spannung förmlich greifbar.

Montag, 20. Februar 2023

Worst of des "Sind jetzt schon die Schiedsrichter gegen Nagelsmann?" Wochenendes

 Falls noch irgendjemand einen Beweis brauchte, dass der Videobeweis in der derzeitigen Umsetzung absoluter Blödsinn ist... hat er jetzt gegen die Bayern agiert. Also so richtig und konsequent und nicht nur gefühlt, wie sonst immer.

Also nur um das mal festzuhalten: Die Schwelle fürs Eingreifen ist mittlerweile absurd gering. Wenn bei Leverkusen gegen Mainz 70 Meter vom Strafraum ein mögliches Foulspiel passierte, was den Elfmeter verhindert, dann guckt man sich das nochmal an.
Und immer wieder wird bei an sich schön herausgespielten Treffern nachgeschaut, ob der Stürmer sich vorher vielleicht in der Nase gebohrt hat. Und dann mit dem Arm im Abseits war. Oder ob sonst irgendein Scheiß passiert sein könnte. 

Aber wenn dann ein Dayot Upamecano einen zumindest fragwürdigen Platzverweis bekommt... dann ist das plötzlich eine Tatsachenentscheidung, die nicht überprüft werden kann? Was an sich super gut ist. Gerne mehr davon. Aber das Grundproblem bleibt halt die mangelnde Konstanz. Nächste Woche wird eine vergleichbare Szene dann wieder überprüft, weil der Kontakt an der Schulter halt doch nicht so eindeutig war. Und Upamecano versucht ja echt alles, um kein Foulspiel zu begehen. Das ist zumindest eine geschundene Rote Karte. 

Und klar, das eigentliche Problem ist und bleibt, dass die Bayern sofort in Panik ausbrechen, sobald der Gegner mal kurzzeitig Tempo aufnimmt. Damit sollte sich Julian Nagelsmann mehr beschäftigen, als mit den Schiedsrichterentscheidungen. Nebenbei will ich auch mal erwähnen, dass Nagelsmann auch einen glasklaren Platzverweis sehen würde, wenn sein Stürmer leicht an der Schulter touchiert wird. Dann kommt ein "In Höchstgeschwindigkeit reicht das, um aus dem Tritt zu kommen." Nur haben die gegnerischen Stürmer halt keine Höchstgeschwindigkeiten. Was einem wieder zu der Frage bringt, warum die Bayern das nicht einfach souveräner verteidigen...

Anyhow. Da dieses Mal die kritische Entscheidung Bestand hatte, was halt niemand ahnen konnte, haben wir eine richtig enge Tabelle. Auch wenn die Bayern in der komfortabelsten aller knappen Führungspositionen liegen: direkt vor Borussia Dortmund. Und die sind jetzt Zweiter. Kann mal jemand nachschlagen, wann Dortmund zuletzt auf Position 2 liegend ein Bundesligaspiel gewonnen hat? Also der Tabellenzweite lässt ja traditionell Punkte. Selbst Union Berlin hat dies mittlerweile erkannt und spielt gegen den Tabellenletzten Unentschieden.
Wobei das mit einem Sternchen versehen werden muss, denn anscheinend haben alle Bundesligisten (und die Schiedsrichter, die letzte Woche haufenweise Tore auf Schalke überprüft haben), dass wir diesen Verein nicht demütigen wollen und er stattdessen mit 17 0:0 in Serie aus der Bundesliga absteigt. 

Wobei Union das still und heimlich richtig gut gelöst hat. Also sie kommen ja nächstes Wochenende nicht als Tabellenzweiter nach München, sondern nur als Dritter. Damit müssen sie nur selber gewinnen und schon sind sie sicher Tabellenführer.

Oh und wenn es euch interessiert: Ja, Dortmund hat am 34. Spieltag der letzten Saison als Tabellenzweiter gewonnen. Da war die Meisterschaft aber schon entschieden. Wenn die Bayern 8 Punkte Vorsprung haben, dann gewinnt auch der Tabellenzweite.

Nebenbei wollte ich nochmal ausführen, wie krass Union Berlin die Xpected Goals kaputt macht. Also weil sie einerseits gegen jede Logik aus völlig absurden Situationen Tore erzielen. Weil sie dann aber als Nächstes gegen Schalke mit ihren 41 Toren eine Pause einlegen. 

Aber letzte Woche (ja, ich kam da zu gar nichts, aber mal zurück zur letzten Woche) haben sie ja gegen RB Leipzig per Elfmeter getroffen. Und wenn man nicht Bayer Leverkusen, die 7 von 8 Elfmetern verschossen haben, heißt, ist das ja ein Xpected Goals Wert von 0,75. Was ja auch super vernünftig wirkt. Was dabei aber vollkommen herausgenommen wird, ist die Frage, wie der Elfmeter entstanden ist. Also da gibt es ja so Beispiele wie die Rote Karte von Adli dieses Wochenende, wo Mainz den Fehler des Gegners konsequent ausgespielt hat und es dann am Ende zwangsweise Elfmeter gibt. 

Und dann gibt es diese Momente, in denen ein an sich guter Innenverteidiger völlig unmotiviert mit dem Arm zum Ball geht, damit der Gegner einen Elfmeter bekommt. Unions Elfmeter gegen RB Leipzig gehört definitiv in die letztere Kategorie. Der eigene Beitrag beim Herausarbeiten der Großchance hält sich definitiv in überschaubaren Grenzen. Der Expected Goals Wert liegt dementsprechend bei 0,75, der Expected Penalty Wert dürfte aber irgendwo bei 0,02 liegen. Also in 2 von 100 Situationen stellt sich ein Bundesligaverteidiger in dem Moment so dumm an, dass es Elfmeter gibt.
Da es sich hierbei aber nicht um einen Torabschluss handelt, wird dieser Wert in keinster Weise erfasst oder mit einberechnet.
Womit dann auch verschwiegen wird, wie absurd der Sieg der Unioner am Ende war. Denn die haben zwar einen xG Wert von 1,04, sie haben sich aber in der gesamten Spielzeit keine einzige wirklich herausragende Chance herrausgespielt. Denn der eine Assist geht an Simakan, der andere an Szoboszlai. Was der Kicker Ticker indirekt auch bestätigt. Also beide Treffer kamen ohne Vorlagengeber.
Union ist halt gerade echt irgendwo zwischen "So wird man Meister." und "So kann man doch nicht Meister werden." So viel zum Nachschub der Woche.

Daniel Farke, Masochist der Woche. Farke hat nach dem Sieg gegen die Bayern echt Mönchengladbach zum "emotionalsten Verein Deutschlands" gekürt. Ich frage mich ja, ob er danach schonmal sein E-Mail-Postfach aufgemacht hat und sich über die ganzen Hassmails aus Dortmund oder Schalke wundert... Nicht, dass das eine wirklich relevante Aussage war. Er musste halt nach dem Spiel die Leistungsschwankungen seiner Teams rechtfertigen. Aber seinen relativen Pissverein auf diese Stufe zu stellen, wenn hoffnungslos unterlegene Schalker trotzdem im Schnitt über 60.000 Leute ins Stadion locken. Und nur um das festzuhalten: Selbst wenn die Spiele weiterhin 0:0 ausgehen, werden die weiterhin in Massen ins Stadion strömen. Denen war es ja bisher auch "egal", dass es nur 2 Siege und 10 Tore in 11 Versuche zu "bejubeln" gab. 

Und dann ist es auch noch ein Verein, der jahrelang von Clemens Tönnies geführt wurde, der immer auf sein Bauchgefühl gehört und keine Ahnung von Fußball hat. Farke weiß gar nicht, was ein emotionaler Verein ist...

Freitag, 17. Februar 2023

Diese Woche in einem völlig absurden Experiment:

 Kann man in der Champions League mithalten, wenn 2-3 Spieler einfach nicht an der Arbeit gegen den Ball teilnehmen? Kann das funktionieren, selbst wenn es nur gegen 11 Bayern geht?

Anscheinend nicht.

Also gerade wo ich auch noch bei Arsenal London - Manchester City reingezappt habe, wurde es wirklich absurd, was da am Dienstagabend passiert ist. Für diejenigen, die es verpasst haben: Pep Guardiola hat in dem Spiel 3 Verteidiger und einen Defensiven Mittelfeldspieler aufgestellt. Der hat quasi die Endformation von Paris St. Germain nach der Einwechslung von Kylian Mbappé gespiegelt. Und das hat funktioniert, weil wirklich alle seine Spieler inklusive Erling Haaland konsequent gegen den Ball gearbeitet haben. Dabei hat der Mittelstürmer selber nicht mal viele Defensivzweikämpfe geführt, aber er hat sich halt immer mit verschoben und somit die Räume eng gemacht. Arsenal verteidigte (also wenn sie denn verteidigten, in den entscheidenden Momenten setzten sie damit einfach mal komplett aus) nach demselben Prinzip und so entwickelte sich ein hochintensives Spiel.

Paris St. Germain muss sich dagegen fast zwangsweise am eigenen Strafraum einbetonieren, weil Neymar hin und wieder einen Anfall bekommt und alleine den Ball jagt, während Lionel Messi sich an der Stelle komplett rausnimmt.

Weil nur 8 Mann gegen den Ball arbeiten wollten, konnte man einfach keinen Druck ausüben. Und so ergab sich eine erste Halbzeit, in der der FC Bayern drückend überlegen war. Ich hätte ja nie gedacht, dass all die Spiele gegen überforderte Bundesligisten sie so gut auf ihr Achtelfinale in der Champions League vorbereiten würden.

Der einzige Unterschied zu einem Bundesligaspiel: Weil Paris halt (überraschender Weise mit einem Sergio Ramos als besten Spieler) hochklassige Verteidiger in ihren Reihen hatte, brauchten sie 53 Minuten um sich den Führungstreffer zurechtzulegen. Aber den ersten Aussetzer des Gegners nutzte man. Und danach war man auch durchaus auf dem Weg zum 2:0.

Für mich hat dieses Spiel vor allem eines deutlich gezeigt: Paris wird so lange nicht die Champions League gewinnen, wie diese 3 da vorne rumturnen. So großartig die sind, wenn sie den Ball haben, so katastrophal ist es, wenn dieser zwischendurch mal erobert werden muss. Und ja, einen derartigen Spieler kann man kompensieren. Das hat Real Madrid mit Cristiano Ronaldo bewiesen. Und Messi als er Weltmeister wurde. Aber 2 oder 3 dieser Spieler sind um modernen Fußball einfach zu viel. 

Nebenbei hat Messi ja im WM Finale nachgewiesen, dass er für besondere Momente durchaus noch in den "Ist defensiv wenigstens bemüht" Modus schalten kann. Der hat in diesem Spiel mehr gegen den Ball gearbeitet, als in den 2 Jahren bei Paris zusammen. Aber anscheinend geht er irgendwie davon aus, dass es für den Champions League Titel auch reichen wird, wenn er sich defensiv komplett rausnimmt.

Das ganze funktionierte so lange hervorragend, wie der deutsche Rekordmeister mit 11 Spielern auf dem Platz agierte. Leider dachte Julian Nagelsmann nach 75 Minuten, dass das hier ja zu einfach und langweilig ist, also brachte er Thomas Müller. Korrelation oder Kausalität? Jedenfalls nutze Paris die 15 Minuten mit dem Rekordhelden, um den sicheren Auswärtssieg in eine Zitterpartie umzuwandeln. Das ist immer noch mehr als in Ordnung, aber dass man dafür dann Benjamin Pavard dank eines Platzverweises verloren hat, tut schon weh. 

Vor allem ist es halt schon bedenklich, wie sehr die Bayern ins Schwimmen gerieten, sobald die Gegner etwas Tempo aufnehmen konnten. Wenn man dann noch bedenkt, dass man genau genommen nur 3 Innenverteidiger in seinen Reihen hat, von denen jetzt einer gesperrt ist. Die Bayern sind hinten plötzlich erschreckend dünn besetzt. Jetzt muss man quasi zwangsweise gegen das offensive Dreigestirn mit einer Viererkette agieren. Also nicht, weil man das will, sondern weil man muss. Denn eigentlich hatte Nagelsmann sich ja zuletzt auf die Dreierkette eingeschossen. 

Am Ende der 90 Minuten kam ich jedenfalls zu dem Schluss, dass beide Mannschaften nicht im Finale stehen werden. 

Nebenbei ist Dortmund dann plötzlich in seiner ultimativen Form angekommen: Julian Brandt könnte tatsächlich den wichtigen Schritt nach vorne in seiner Entwicklung genommen haben und Marco Reus auf die Bank verdrängen. Karim Adeyemi hat vielleicht nur ein halbes Jahr gebraucht, um in der Bundesliga anzukommen. Und Emre Can gibt das Mentalitätsmonster. Still und heimlich wurde auch Matts Hummels auf die Bank verdrängt. Die machen jetzt sogar Rudelbildungen.
Ich kann gar nicht darauf warten, wie das alles in einer völlig unerklärlichen Niederlage gegen Augsburg wieder zusammenbricht...

Montag, 6. Februar 2023

Worst of des "Wir sollten es genießen, solange es geht" Wochenendes

 Die Bundesliga ist spannend!!! Das werden sie uns jetzt in jeder Sportschau erzählen. Gewöhnt euch dran. Aber geht deswegen nicht davon aus, dass das Endergebnis anders aussehen wird.
Union Berlin ignoriert weiterhin alle Gepflogenheiten und gewinnt einfach als Tabellenzweiter. Wie dreist von denen. Da standen die Bayern dann tatsächlich vor dem Anpfiff nicht auf Platz 2. In der Rückrunde. Die standen quasi unter Zugzwang. Also für diejenigen, die auf solche Details achten: Das war zum ersten Mal seit dem 22. Spieltag der Saison 2019/20, dass die Bayern in einer Blitztabelle der Rückrunde nicht auf Platz 1 standen. Damals gewann RB Leipzig am Samstag und der Rekordmeister zog sonntags nach. Ähnlich wie dieses Mal mit einem deutlichen 0:3 nach 12 oder 19 Minuten.

Die Bayern haben halt doch bewiesen, dass sie einfach ein Spiel in einer Viertelstunde entscheiden können, wenn sie wirklich müssen. Und klar, die machen nicht wirklich mehr als sie müssen und schalteten sehr schnell wieder in den Genügsam-Modus, deswegen sieht der Sieg dann nicht wirklich souverän aus. Trotzdem waren die 3 Punkte im Endeffekt ungefährdet. Trotz Unterzahl. Und klar, wenn das 3:4 zählt... aber der eine weise Satz von Jens Lehmann war halt "Der Konjunktiv ist der beste Freund des Verlierers". Und selbst dann hätten die Bayern noch einen 4. Treffer kassieren müssen...

Das eigentliche Problem bleibt aber: Paris St.Germain hat dieses Jahr noch nichts gesehen, wovor sie sich fürchten müssen. So wie die Bayern sich bisher präsentiert hat, wäre alles außer ein Ausscheiden eine große Überraschung. Das wird euch vorher niemand verraten, weil selbst die Journalisten sich nicht eingestehen wollen, dass die Liga dieses Jahr zwar spannend, aber nicht zwingend gut ist.

Nebenbei lässt RB Leipzig schon wieder unmotiviert abreißen. Also mit 2 von 6 Punkten aus den Spielen gegen Köln wird man am Ende einfach nicht Meister. Union Berlin ist halt schon Wahnsinn, aber ganz ehrlich... das ist halt auch sehr brachialer Fußball. Das Siegtor gegen Mainz ist da schon bezeichnend: Das wird halt nicht herrausgespielt, sondern heraus gestochert

Nur um das mal festzuhalten: Expected Goals hat eher mit 0,98 Toren gerechnet... Union hat trotzdem einfach 2 erzielt. Und das ist, wenn ihr euch deren Spiele mal anguckt, völlig normal. Es ist schon Wahnsinn: Laut dieser Statistik hat man nur gegen Freiburg und Köln weniger Tore erzielt, als nach Spielverlauf erwartbar waren. Dafür hat man zuletzt 2 Spiele in Folge mit einem 0,X Wert 2 Treffer erzielt. Gegen Schalke gewann man 6:1, obwohl man den Expected Goals Kampf mit 1,87 :1,07 verloren hat. Ja, richtig gelesen: Laut diesen Experten hätte eher Schalke das Spiel gewinnen müssen.

In der daraus resultierenden Tabelle hat man 12 Punkte weniger. Hier muss man nochmal kurz einschieben, dass die Expected Goals halt die Qualität der Abschlüsse mit einberechnet, anstatt einfach nur von "Torchancen" zu reden. Denn die allgemeine Chancenverwertung ist mit 13 % gut, aber nicht absurd überragend. Aber Union Berlin ist halt extrem gut darin, aus einer 0,06-prozentigen Chance ein Tor zu erzielen. Sie spielen sich aber eher selten Chancen heraus, bei denen man sagen kann "Den muss man machen." So geil das ist: Das kann man einfach nicht eine ganze Saison lang durchhalten. 

Gut, das wurde damals bei Leicester City auch behauptet. Und natürlich sind es genau solche Jahre, die die Faszination des Sports ausmachen: Es kann sachlich niemand erklären, warum Union auf Platz 2 steht. Sie fahren einen dreckigen Sieg nach dem anderen ein. Sie erzielen immer wieder Tore aus dem buchstäblichen nichts. Nur weil sie als angeblich kleiner Verein als sympathisch gelten, vermeiden alle die Memes, die Schalke immer abbekommen hat, wenn sie auf Platz 2 standen. Erinnert sich noch jemand daran? Also wie Schalke mit 63 Punkten und 53 Toren Vize-Meister wurde? Union ist ungefähr in denselben Sphären unterwegs. 

Und ich sage das mit dem allerhöchsten Respekt vor der Arbeit, die bei Union geleistet wird. Was die mit ihrem ja durchaus vorhandenem Budget anstellen, ist völlig absurd. Sie sind ihrer eigenen Entwicklung, die langfristig mindestens ins Bundesligamittelfeld geführt hätte, um Lichtjahre vor raus. Und wenn man sich den Transferwinter so anschaut, wollen die ja auch nicht nachlassen. Die scheinen wirklich vorzuhaben, sich da oben einzunisten. Coole Sache.
Aber am Ende ist es schon irgendwie schade, dass der Isco Deal geplatzt ist. Denn das hätte der Spieler sein können, der für Union auch hochwertige Chancen herausspielt, anstatt nur mittelmäßige zu erarbeiten. Einen derartigen Spieler zu bekommen und dann ins Kollektiv zu integrieren, ist der nächste Entwicklungsschritt dieses Vereines. 

Und sonst so? Bin ich immer noch relativ zufrieden damit, wie sich meine Rückrundenvorschau aussieht. Bayer Leverkusen hat jetzt eindrucksvoll nachgewiesen, dass sie kein Interesse an einem spannenden Kampf um den Europacup haben. Augsburg und Köln haben uns gezeigt, dass sie sich aus dem Abstiegskampf raushalten wollen. Also aus dem buchstäblichen. Hertha nimmt dieses Konzept dagegen auch neben dem Platz voll an. Einzig die TSG 1899 Hoffenheim hat sich etwas überraschend, aber mit vollster Überzeugung im Abstiegskampf angemeldet. Aber die haben ja den Joker "Trainerwechsel" noch frei. Also hatten, jetzt muss da ein neuer den Bock umstoßen.

Das wirkliche Problem ist ja, dass die Hoffenheimer das 2. Jahr in Folge von Platz 4 aus abstürzen. Die zeigen immer richtig gute Ansätze, brechen dann aber vollkommen ein. Das kann nicht nur am Trainer liegen. Trotzdem muss man jetzt halt erstmal eine kurzfristige Lösung finden, damit man nicht in Liga 2 landet. 

Aber hey, die haben jetzt ja Thomas Delaney als Führungsspieler geholt, was einfach nur meinen Komiknerv trifft: Die holen einen ehemaligen Dortmunder... als Führungsspieler. Das ist doch genau das, was man dort nicht findet...

Mittwoch, 1. Februar 2023

Passives Abesites Leser wissen es früher: Der VfB Stuttgart holt Genki Haraguchi

 Irgendwo hab ich doch gelesen, dass der Realo Bruno Labbadia ganz eiskalt einen Ü-30 Veteran ohne jegliche Perspektive auf Wertsteigerung holen wird, um die Stabilität zu erhöhen. Einen dieser Spieler, die bei besser aufgestellten Vereinen im Idealall auf der Bank sitzen. Oh, das habe ich ja selber geschrieben...

Die einzige Überraschung ist, dass dieser Spieler von Union Berlin kommt. Aber das ist ja nur, neben dem Flirt im Isco und dem kroatischen WM-Star mit neuer Rekordablöse, nur ein weiteres Indiz, dass Union der Big City Club ist. Es merkt halt nur keiner. Fun Fact: Welcher Bundisligst hat in diesem Winter 2 WM-Halbfinalisten verpflichtet? Genau: Union mit Josip Juranovic und Aissa Laidouni.
(Und ja, die Bayern fühlten sich dadurch so sehr bedroht, dass sie direkt einen dritten WM-Teilnehmer verpflichteten. Da bricht wirklich gerade Panik aus...)

Und ich meine das gar nicht als Beleidigung, weil ich deren Arbeit ja respektiere, aber Haraguchi zu holen ist ein Augsburg-Transfer. Das ist genau die nüchterne Arbeitsweise, mit der die die Klasse halten. Stuttgart hatte doch eigentlich inspirierte Ziele.

Also nur um das mal festzuhalten: Stuttgart hatte letztes Jahr nur Daniel Didavi als Ü30er im Kader. Der hat 10 Spiele gemacht. 3 von denen waren benotet. Und danach hat er festgestellt, dass er zu alt für den Scheiß ist. Oder er hat einfach nur keinen neuen Verein gefunden. Seinen letzten Startelfeinsatz hatte er am 11. Spieltag. Seine letzte Einwechslung am 12.

Danach begann man dann eine Serie von 40 Spielen ohne einen einzigen Ü30er auf dem Feld. Also um mal zu verdeutlichen, wie absurd das ist: Der Rest der Liga kommt höchstwahrscheinlich auf 0 Aufstellungen ohne einen "alten Sack". Also die anderen "jüngsten Startformationen" dieser Saison kommen mit Matts Hummels, Koen Casteels und Lukas Hradecky. RB Leipzig im Jahr davor kam mit Peter Gulasci. Als Überraschungsgast musste Greuther Fürth Sebastian Griesbeck einwechseln, damit Stuttgart seinen willkürlich festgelegten Sonderstatus behält.

So was für ein einzelnes Spiel zu machen, ist überraschend selten. 40 Spieltage in Folge so aufzustellen, dürfte ein einzigartiges Phänomen sein. Und wenn man jetzt einen Überraschungs-Isco bekommen hätte, der aus irgendwelchen Gründen nach Stuttgart kommen will oder muss...  Aber man holt sich einen Spieler, der bei Union Berlin aussortiert wurde, obwohl man Isco nicht bekommen hat.

Realistisch ist das sogar ein guter Transfer. Also er wird dem VfB beim Projekt Klassenerhalt helfen, ohne der Entwicklung der jungen Talente wirklich zu schaden. Und wenn man es ganz eiskalt durchrechnet: Endo Wataru wird am 9.2. eh 30, die Serie wäre sowieso gebrochen worden. Eigentlich passiert also gar nichts.

Und ich bin mir auch gar nicht bewusst, ob sonst jemand diese einzigartige Serie überhaupt auf dem Schirm hat. Aber nur dafür einen Kicker zu kaufen, halte ich für übertrieben. Aber ich wollte es trotzdem mal anmerken, dass es schon ein Paradigmenwechsel ist, der hier auch angekündigt worden ist.