Montag, 31. Oktober 2022

Worst of des "Jetzt haben die auch noch Bayern Dusel" Wochenendes

 Also die Berliner. Der eine oder andere ältere Oberligafan wird sich an die "gute, alte Zeit" erinnert haben, als halt so lange gespielt worden ist, bis Berlin das wichtige Tor erzielt hat. Also BFC Dynamo natürlich.

Aber ganz ehrlich: Wie konsequent die unter der Woche durch Europa gereisten Unioner nach dem Ausgleich weiter auf Sieg gespielt haben, war schon beeindruckend. Alle Mannschaften, die nicht Werder Bremen oder Bayern München heißen, wären da mit dem Unentschieden zufrieden gewesen. Union wollte seine private Party an der Tabellenspitze weiterfeiern und dafür brauchten sie halt schon noch einen Treffer. Und selbst der VAR.

Apropos; Und täglich grüßt der VAR. Da müssen wir ja diese Woche schon wieder reden. Wobei wir hier wieder festhalten müssen: Die Technik hat seine Aufgabe wunderbar erledigt. Dank der Kameras waren alle kritischen Szenen weitestgehend aufzuschlüsseln. Mein persönliches Highlight des Wochenendes war ja der Gesichtsausdruck von Alexander Hack, nachdem der Elfmeter sofort gegeben wurde. Der konnte es ja selber gar nicht glauben, dass nicht sofort gepfiffen wurde, wusste aber auch, dass das gleich repariert wird.

Also nur um das mal festzuhalten: Der VAR hat Union Berlin 2 Tore aberkannt. Nur um nochmal allen Unionern zu verdeutlichen, wie absurd mein BFC Vergleich war: Das wäre in denen in der Zone nie passiert. Technisch gesehen funktioniert das Ding. Es ist halt nur das menschliche Versagen, welches immer wieder zu Diskussionen führt. Dann muss man aber doch darüber reden, warum die Schiedsrichter immer wieder so krasse Fehlentscheidungen treffen? Warum die Videoassistenten die vorhandenen Kameraeinstellungen nicht nutzen? Wir haben halt ein Qualitätsproblem an der Pfeife und das wird durch den VAR nur noch deutlicher. Also ja, dass die Frankfurter ihren Elfmeter nicht bekommen haben, war ein reines menschliches Versagen und kein technisches Problem des VARs.

Mal so als ganz einfachen Lösungsansatz: Warum schicken wir die alten Säcke, die immer gut waren, aber körperlich nicht mehr können (sollen), in den Kölner Keller? Wenn sie das denn wollen und nicht den Job beim ZDF bevorzugen. Gibt es irgendeinen Grund, dass man mit 48 Jahren solche Entscheidungen vor einem Fernseher nicht mehr beurteilen kann?

Aber kommen wir mal zu der einen Situation, die auch der VAR nicht auflösen konnte: War Sven Ulreich bei seiner (Zitat Kicker.de) "Torwart-typischen Aktion"wirklich am Ball oder nicht? Also die Flugbahn ändert sich ja nicht. Und er trifft Jonny Burkhardt im Gesicht. 

Und hier muss man das festhalten, was alle gerne ignorieren: Es gibt extrem wenige Torhüter spezifische Regeln. Also de facto nur, dass er die Hand im Strafraum benutzen darf, um einen Ball abzuwehren. Ansonsten müssen die sich an dieselben Einschränkungen halten, wie die restlichen Spieler. Das bedeutet halt auch: Wenn sie bei einer Abwehraktion zu spät kommen, den Ball deswegen verpassen und einen Gegenspieler am Körper treffen, dann ist das ein Foul. Schiedsrichter Benjamin Cortus wird nach der Sichtung der Bilder zu genau diesem Schluss gekommen sein.

Und im Wesentlichen reden wir hier über einen klaren Torwartfehler. Da sollte eigentlich der Fokus drauf liegen. Wenn Burkhardt ein Tor erzielen würde, wäre genau dies das Gesprächsthema. So kann Ulreich hinterher elegant davon ablenken, dass er unter diesen Ball hindurchgeflogen ist. Und es geben ihm auch noch alle "Experten" von Sportschau bis Kicker.de recht.

Ich dachte, wir hatten das "Die Torhüter dürfen sich wie die Axt im Strafraum benehmen" Thema nach dem Casteel - Gentner Zweikampf vor ein paar Jahren abgehandelt. Also als ein Torhüter für eine Aktion, die ihm überall sonst direkt Rot gegeben hätte, verteidigt wurde. Aber das war 2017, ein derartiges Langzeitgedächtnis kann ich von Leuten, die sich professionell mit Fußball beschäftigen, nicht erwarten. Anscheinend glauben immer noch alle, dass es einen "Ein Torhüter darf im Strafraum mit versuchter Körperverletzung davonkommen" Paragrafen gibt.

Und ja, das ist etwas ganz anderes, wenn er eindeutig den Ball spielt und danach unglücklich in den Gegner rauscht. Dann ist es immer noch ein unglücklicher Zusammenprall, aber in diesem Fall halt kein Foul. Und wenn jetzt jemand sagt: Er wollte doch den Ball spielen... ähm... das wollte Hack auch, er hat es halt nur nicht geschafft. 

Also um das nochmal festzuhalten: Wenn ich als Verteidiger im Strafraum zu einer Grätsche ansetze und dann mehr Gegner als Ball spiele, dann gibt es Elfmeter. Da redet auch niemand drüber. Wenn einem Torwart exakt dasselbe passiert, gelten dann auch dieselben Regeln.

Alexander Schwolow, Vollidiot der Dekade: Also falls ihr es verpasst habt: Schwolow kommt aus der Freiburger Fußballschule. Er entschied sich aber im Sommer 2020 für die bessere Perspektive in Berlin. Also nicht bei Union, wo er alles richtig gemacht hätte, sondern für die Hertha. Da wurde man aber nicht so richtig glücklich und deswegen wurde er an Schalke verliehen. Wo er wieder tief im Abstiegskampf steckt. Und angeblich muss er sich im nächsten Sommer schon den nächsten Strafraum suchen. Man muss an der Stelle festhalten, dass Schwolow in Freiburg nicht vom Hof gejagt wurde. Er wollte unbedingt weg. Und Freiburg war seit dem in jeder Saison deutlich vor ihrem ehemaligen Torhüter. Die spielen jetzt international. So wie das gerade aussieht, ist seine beste Chance auf eine Europacup-Saison... eine Rückkehr in den Breisgau als Ersatzmann. So krass muss man sich erstmal verwechseln. Aber hey, Freiburg hat 7 Millionen eingenommen und ihn durch Mark Flekken ersetzt, den man schon im Kader hatte. Besser kann es für die gar nicht laufen...

Montag, 24. Oktober 2022

Worst of des "Eine Klatsche ist eine Klatsche" Wochenendes

 Und für Köln, Stuttgart, Hoffenheim und Bremen bekamen genau das: Eine Klatsche. Nun mögen die Ergebnisse ein wenig täuschen, aber weder die TSG, noch Werder waren wirklich dicht dran irgendwas zu holen. Sie hatten nur das "Glück", dass sich ihre Gegner mit 2 Treffern begnügten.

Dazu kommt noch, dass Augsburg auf dem besten Weg war, RB Leipzig die nächste Klatsche zu geben... bis Iago sich dazu entschied, das Spiel doch wieder spannend zu machen. Ich würde den ja zum Vollidioten der Woche erklären, aber genau die extreme Aggressivität, die Iago diesen Platzverweis eingebracht hat, ist der Hauptgrund, warum Augsburg sich überhaupt in der Liga hält: Die sind extrem eklig. Ohne diese Einstellung wären sie wohl nie mit 3:0 in Führung gegangen. Oder hätten die Bayern geschlagen. Dieses Wochenende hat es ihnen 2 Punkte gekostet, aber vorher hat es ihnen 14 Punkte gebracht. Da kann man sich aus Augsburgs Sicht jetzt nicht beschweren.

Außerdem... gibt es ja noch den VfL Wolfsburg, Vollidiot der Woche. Dabei gäbe es doch so einfache Lösungen: Im Flugzeug wäre ihnen das nicht passiert. Jetzt will man als Strafe keine 1. Klasse im ICE mehr buchen. Demnächst fahren die dann mit der Regionalbahn für 49 Euro zu den Auswärtsspielen...
Ich habe ja ein ganz anderes Problem: Wie schafft es ein Disziplinfanatiker wie Niko Kovac oder ein Masken tragender Kapitän wie Max Arnold da nicht, mal eine eindeutige Ansage zu machen. Also spätestens nach der dritten Aufforderung der Zugbegleiterin müssen doch die internen Strukturen greifen.
Aber hey, es ist doch immer ein gutes Zeichen, dass auch Profis sich wie asoziale Proleten aufführen können. Das macht die so viel menschlicher.

Union Berlin: Ernsthaft, überrascht das jetzt wirklich irgendjemanden hier? Natürlich endet der fantastische Lauf auf die einzig mögliche Weise: Bei dem einen Spiel, in dem sie der haushohe Favorit waren. Bei den an sich völlig überforderten Bochumern. Die letzte Woche von heute wieder hilflosen Stuttgartern überrannt worden sind. Die allgemein einfach nicht bundesligatauglich aussehen.

 Die jetzt in der Tabelle vor Schalke stehen. Aber Schalke ist laut Meinung einer Vereinslegende noch schlechter als im Abstiegsjahr. Ähm... Damals haben sie die Tasmania Rekorde gejagt. Sie waren die schlechteste Bundesliga der Moderne. Nur der Wuppertaler SV und eben die Tasmania holten mal weniger Punkte als die Knappen. SO schlimm kann es gar nicht sein.

Hat Schalke das Problem, dass die Konkurrenz besser ist, als vor 2 Jahren? Bestimmt. Selbst die Hertha scheint sich ja dieses Jahr gegen den Abstieg zu wehren. Wolfsburg und Leverkusen haben ganz andere Ansprüche. Und Stuttgart hat viel zu viel Potenzial. Da gibt es echt kaum offensichtliche Mannschaften, die man zwingend hinter sich lassen muss. Also außer Bochum, aber nicht mal das gelingt ja gerade.

Aber irgendjemand wird schon komplett einbrechen und sich dank absoluter Unfähigkeit im Abstiegskampf halten. Und damit die Hoffnungen der Schalker am Leben. Außerdem muss man ja nur 16. werden, um auf den Hamburger SV zu treffen.

Erik Maxim Coupo-Moting: Die Bayern haben die Lösung für all ihre Probleme gefunden: Ihren alten Ersatzstürmer. Damit können sie einfach so weiter spielen, wie in der Vorsaison mit Robert Lewandowski. Nur halt nicht ganz so gut. Da wird bei den anderen europäischen Spitzenmannschaften aber das ganz große Zittern losgehen. Ernsthaft, die Lage bei den Bayern ist einen eigenen Post wert, der kommt als nächstes.

Haben die Bayern sich ihre Probleme selber erschaffen?

 Also ja, haben sie. Offensichtlich. Ich finde es aber immer noch faszinierend, wie Vereine freiwillig ihre Saison und die Chance auf einen Champions League Titel sabotieren, weil sie im Sommer irgendwo auf der Welt Märkte erschließen wollen. Weil sie unbedingt Freundschaftsspiele in Washington D.C. austragen müssen.

Nebenbei frage ich mich, ab wann Trainer und Spieler, die ja ständig über eine zu hohe Belastung jammern, solche Trips boykottieren. Und ob sie dann auch gewillt sind, dafür auf Gehälter zu verzichten. Aber das formuliere ich irgendwann mal aus.

Jetzt mal zunächst die Bayern: Die hatten im Sommer ein richtig großes Problem: Ihr offensiver Fixpunkt wollte weg. Robert Lewandowski wollte sich halt unbedingt den Lebenstraum Spanien erfüllen, da war es ihm am Ende sogar egal, dass es gar nicht Real wurde. 

Das ganze Spiel war aber jahrelang auf Lewandowski ausgerichtet. Der Mann sorgt ganz alleine dafür, dass Thomas Müller wie ein richtig guter Offensivspieler aussah. Seitdem Lewy aber keinen Bock mehr hat, geht auch bei Müller weniger. Also klar, auf den ersten Blick sieht das alles noch grandios aus. Die meisten Spieler würden für 7 Scorerpunkte in 8 Spielen ihre Seeler verkaufen. Aber diese Punkte wurden halt explizit gegen Gegner gesammelt, die sich explizit nicht gewehrt haben: Frankfurt, Wolfsburg, Bochum und Leverkusen. In den engen Spielen war Müller weitestgehend unsichtbar. In der Champions League hat er auch nur gegen Pilsen und nicht gegen Barca oder Inter ein Tor erzielt.

Dass es gerade für ihn schwieriger werden würde, war ja abzusehen, schließlich kann man an seiner Länderspielkarriere sehr gut abschätzen, wie seine Leistungskurve abfällt, wenn er keinen klassischen Mittelstürmer mehr um sich herum hat.

Das ist auch dieses Mal kein Vorwurf an Müller. Aber es wurde mittlerweile im Rahmen der Länderspiele offen darüber geredet, ob der eigentlich noch gesetzt sein muss. Das wollte ich doch gar nicht, der muss bei der WM auf jeden Fall spielen. Also für mein Tippspiel, in dem Deutschland nicht Weltmeister wird.

Aber Müller ist halt definitiv derjenige, dessen Arbeitsplatz sich durch den Abgang des Weltklasse-Stürmers am deutlichsten verändert hat. Und er hatte halt auch wenig Zeit, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen.

Denn an der Stelle muss man festhalten: Hasan Salihamidžić Plan in diesem Sommer war richtig gut. Also er hat den einen Weltklasse-Stürmer durch einen anderen ersetzt. Wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, dass man Lewandowski durch Sadio Mané ersetzt wird, hätte ich den für bekloppt gehalten: Solche Spieler wechseln doch nicht in die Bundesliga!

Aber wenn Erling Haaland und Romelu Lukaku (beide haben formell gesehen diesen Sommer die Trikots gewechselt, deswegen erwähne ich sie und Harry Kane nicht) keine Optionen waren, dann ist Mané der beste Mann, den man verpflichten konnte.

Das Problem ist halt, dass dieser Spieler eine ganz andere Anlage hat, als Lewandowski. Was nichts an sich Schlechtes sein muss. Nur hat man leider darauf verzichtet, diese Spielweise in sein System zu integrieren. Da sind wir wieder bei dem ursprünglichen Problem: Man bevorzugte es im Sommer in der Weltgeschichte herumzureisen.

Was bei Mané nochmal doppelt schlimm war, weil er noch mal fix nach Marokko düsen musste, um eine persönliche Ehrung entgegenzunehmen. So kommt er dann auf 18.000 Kilometer. Jetlag inklusive.

Es ist an sich schon Wahnsinn im dank Coronaverschiebungen und Winter-WM noch enger gestrickten Terminkalender solche Reisen zu planen. Und ja, die 9 Wochen, in denen der Ball komplett ruhen musste, wirken immer noch nach, weil niemand auf Ansetzungen verzichten wollte und der Ball sonst nie 9 Wochen ruht. Aber wenn man dann noch den wichtigsten Spieler, auf dem die ganze Vorbereitung ausgerichtet sein sollte, lieber in ein Flugzeug setzt, als auf den Trainingsplatz zu stellen, ist man irgendwie auch selber Schuld.

Das Hauptproblem ist halt, dass Mané nicht so wirklich in die neue Mannschaft integriert ist, was, wie dargestellt, erwartbar war.Julian Nagelsmann weist jetzt schon darauf hin, dass es nicht wirklich besser werden wird, weil ja praktisch gar nicht trainiert, sondern nur regeneriert, wird.

Man stelle sich ein kurzes Altenativszenario vor, in dem die Bayern in diesem Sommer in der Heimat bleiben. Oder zumindest in derselben Zeitzone. Und in der Mané, selbst wenn er nach Marokko reist, keinen Jetlag bekommt und nur 5.200 km fliegen muss. Man hätte wesentlich mehr trainieren und damit viele Probleme lösen können.

Nebenbei dürften diese Probleme im Winter nur noch schlimmer werden, wenn sie dann den Großteil ihres Kaders nach Katar schicken werden, während Union Berlin nur Genki Haraguchi abstellen muss. Die Unioner dürften also zunächst mal die erste richtige Pause seit Pandemiebeginn genießen und können sich danach dann geschlossen und zielgerichtet auf die Rückrunde vorbereiten. Der SC Freiburg dürfte einen ähnlichen Wettbewerbsvorteil genießen. Die Chancen auf eine Sensationsmeisterschaft stünden noch nie so gut.

Aber hier ist das Problem: Die Bayern haben mit Eric Maxim Coupo-Moting doch eine Problemlösung in ihrem Kader. Und ja, die ersten Komiker fragen schon, ob Lewy den die ganzen Jahre nur aufgehalten. Hat er definitiv. Als der Deutsch-Kameruner hätte mit einem Stammplatz bestimmt 24 Tore pro Jahr erzielt.

Für die Bundesliga reicht dessen Niveau vollkommen aus. Und mit ihm als Mittelstürmer kann man auf die alten, antrainierten Verhaltensmuster zurückgreifen. Das wird reichen, um Meister zu werden. Man muss sich nur damit zufriedengeben, dass dies zu mit einem "frühen Ausscheiden" in der Champions League führen dürfte.

Denn sein wir mal ganz kurz ehrlich: Manchester City, Liverpool, Chelsea, Paris St. Germain und Real Madrid haben keine Angst vor Coupo-Moting. In diese Duelle mit einem 33-Jährigen eh auf diesem Niveau an seine Grenzen stoßenden Müller und einem guten Bundesligaangreifer zu gehen, ist sehr sehr naiv. Aber den Bayern geht es doch darum, sich mit diesen Mannschaften zu messen.

Nun wird dieser Champions League Sommer sowieso der extreme Wahnsinn und wahrscheinlich dadurch entschieden, welche Mannschaft die wenigsten Halbfinalteilnehmer im Dezember stellt. Was dann wieder den Bayern zugutekommen dürfte. Aber wenn es am Ende nicht reicht, weil Mané immer noch nicht richtig integriert ist, werden die Bayern nur auf die WM fluchen. Das ist halt viel einfacher, als die eigene Sommerplanung zu hinterfragen. Aber wenn man die Lage selbstkritisch analysieren würde, könnte man genau da anfangen.

Freitag, 21. Oktober 2022

Oliver Bierhoff, Vollidiot der Woche. Oder Hall of Shamer der Woche.

 Oder Liebling der Katarischen Scheichs der Woche. Denn die Haltung, die Oliver Bierhoff gerade öffentlich eingefordert hat, ist ja genau die Haltung, die die Veranstalter sehen wollen: Konzentriert euch aufs Sportliche. Plant bloß keine Proteste. Wäre ja schlimm, wenn die an Stellen passieren würden, die man nicht einfach ausblenden kann. Und das Dümmste, was seit langem zu dem Thema gesagt worden ist: Überlasst das politische dem Präsidenten.

Nun muss ich vorher zugeben, dass die gleich anstehende Kritik an Bernd Neuendorf ein wenig zu hart ausfallen wird. Vielleicht ist der noch gar nicht völlig korrupt. Vielleicht bleibt der ja sogar integer, falls er es jemals war. Ernsthaft, der Neuendorf ist für mich ein derart unbeschriebenes Blatt, es fällt mir echt schwer den einzuordnen. Also wenn ich den reden höre, finde ich ihn angenehm sympathisch. Aber meine allgemeine Skepsis gegen derartige Funktionäre ist halt so hoch, dass ich nicht mehr glaube, dass er als integre Person in diese Position gekommen wäre. Aber man soll ja den Optimismus nicht verlieren.

Oliver Bierhoff sagt jetzt, dass die Vollidioten, die dafür verantwortlich sind, dass wir in dieser Scheiße stecken, sich vor Ort äußern sollen. Der Verband, der seit Jahren von einer Steuerrazzia in die nächste stolpert. Der jahrelang Robert Koch mit durchgeschleppt hat, obwohl alle wussten, dass der eher toxisch als hilfreich ist. 

Der Verband, der seit Jahren zu den Zuständen im Katar oder bei der Fifa im Allgemeinen geschwiegen hat. Der ja auch von den Zuständen bei der Fifa selber profitiert hat. Der fleißig mit gemauschelt und sich selber eine WM gekauft hat. Wenn die jetzt was sagen, weist halt nur jemand darauf hin, dass 2006 auch nicht alles so glattgelaufen ist. Oder ist es so glattgelaufen, weil vorher ordentlich geschmiert wurde? Aber ja, dass auch das Sommermärchen am Ende gekauft war, war einer der größten Überraschungen der Neuzeit. Also ich war schon fasziniert, wie überrascht alle waren, als das Offensichtliche rauskam.

Dieser Verband soll jetzt der Vorreiter in Sachen Menschenrechte in Katar werden? Die sollen jetzt ganz plötzlich ihr Gewissen finden und alles offen ansprechen? Und damit sollen die auch noch Erfolg haben?

Wenn wir eine Lise Klaveness in unseren Reihen hätten. Die hat schon vorher auf Fifa Kongressen offen angesprochen, wie furchtbar es ist, dass dieses Turnier so stattfindet. Und die darf logischerweise gar nicht erst einreisen. Der DFB stand da mit betretener Miene daneben. Man hat ein wenig genickt, aber sich nicht wirklich getraut selber etwas zu sagen. Man vertraut halt nicht den Aussagen von Amnesty International, sondern muss erstmal selber vor Ort gucken, ob da wirklich Sklaverei betrieben wird. 

Wenn wir diesen Leuten die Kritik an den Zuständen vor Ort überlassen, können wir es auch gleich lassen.

Mittwoch, 19. Oktober 2022

Die offensichtlichste Trainerentlassung ist dann durch

 Schalke scheint sich zu denken: Hey, dieses "Wir entlassen nach 10 Bundesligaspielen den Trainer" Konzept hat doch in der letzten Saison schon so gut funktioniert... das machen wir nochmal. Was soll schon schiefgehen. Und weil wir den Dead Coach Bounce dringend am Wochenende brauchen, lassen wir Frank Kramer noch das Pokalspiel verwalten. Den Wettbewerb werden wir in der derzeitigen Verfassung des Vereines eh nicht gewinnen. 

Aber ganz ehrlich: Das war doch abzusehen. Also ja, alle reden davon, dass ihnen bewusst war, dass es eine schwierige Saison wird. Aber dann verpflichte ich doch keinen Kramer. Also nicht sofort, sondern erst nach 20 Spieltagen als Feuerwehrmann.

Der hat doch die Ausstrahlung eines Manuel Baums, der bei vielen auf der Liste der schlechtesten Bundesligatrainer aller Zeiten stehen dürfte. Das ist eine derart uninspirierte Verpflichtung. Und klar, Kramer hat Arminia Bielefeld zum Klassenerhalt geführt. Der hat halbwegs nachgewiesen, dass er mitten in der Saison eine Mannschaft retten kann. Und Schalke konnte diese Rettungsaktion aus der allerersten Reihe beobachten.

Wobei man diese "Leistung" auch gerade aufgrund der Schalker relativieren muss. Also Bielefeld hat halt auch deswegen die Klasse gehalten, weil man selber anscheinend so gar kein Interesse daran hatte, 2020/21 Bundesliga zu spielen. Und weil Werder Bremen seit Jahren zielgerichtet auf einen Abstieg hingearbeitet hat. Wenn diese beiden Vereine halbwegs ordentlich gearbeitet hätten... aber die wollten ja unbedingt gegen den Hamburger SV spielen und dafür muss man halt in Liga 2. Und gegen diese Konkurrenz hat Kramer sich "durchgesetzt". Als er dann selber eine Saison gestalten musste, schaffte er es nicht mal die komplett konfuse Hertha hinter sich zu lassen.

Das Problem von Rouven Schröder ist nicht primär, dass er mit den wenigen verfügbaren Mitteln keinen ordentlichen Kader zusammenstellen konnte. Wenn du als "großen offensiven Hoffnungsträger" nur Sebastian Polter verpflichten kannst, dann bist du halt am Arsch. Wenn Simon Terodde dein Fixpunkt im Angriff ist, dann wird es halt sehr schwer. Wenn all deine halbwegs brauchbaren Innenverteidiger für zusammen 12 Millionen verkauft werden müssen, wirst du halt keine stabile Abwehr stellen. Aber auf der anderen Seite hat er Alexander Schwolow gefunden und der hat zumindest bis zum Dienstag wirklich gut gespielt.

Der eigentliche Vorwurf geht aber an die uninspirierte Entscheidung auf dem Trainermarkt. Das kann man ja ganz konkret an der aktuellen Konkurrenz festmachen: Augsburg steht für all das, was Schalke fehlt: giftiges Verteidigen und ein klares, konstruktives Angriffsspiel. Und die sind nicht viel besser besetzt. Aber man hat mit Enrico Maaßen eine mutige und inspirierte Entscheidung auf dem Trainermarkt getroffen. Anstatt sich für einen mehrmals gescheiterten Kandidaten aus dem 2nd Hand Shop zu entscheiden, griff man zur neuen, innovativen Lösung. Ein weiteres Beispiel ist Daniel Farke: Den Gladbachern fehlt halt die Konstanz, aber im Großen und Ganzen ist die Mannschaft auf einem guten Weg. Um den großen Rahmen aufzumachen: Schalke hätte einen Steffen Baumgart gebraucht.

Derartige innovative Lösungen hatte Schröder nicht auf dem Schirm. Wollt ihr mir wirklich sagen, dass Maaßen den Schalkern abgesagt und Augsburg bevorzugt hätte, wenn man bei ihm angeklopft hätte? Und den hätte man nach 10 Spieltagen immer noch entlassen können und dann Kramer holen. Es ist ja nicht so, dass der die heißeste Aktie auf dem Trainermarkt war. Aber anscheinend war die wichtigste Qualifikation des Trainers, dass er keine eigenen Assistenten mitbringen will, damit die anstehende Entlassung dann günstiger wird. Und das sind halt Entscheidungen, die direkt zu einem Abstieg führen.

Montag, 17. Oktober 2022

Worst of eines ganz normalen Bundesligawochenendes

 Hier gibt es nichts zu sehen, gehen sie weiter. Es lief doch alles nach Plan. Die Bayern haben, wie sie das halt ein Mal im Jahr machen, die Mannschaft, die in der Tabelle vor ihnen stand, abgeschossen und sind an ihr vorbeigezogen. So lief das letztes Jahr gegen Köln. Und im Jahr davor gegen Bayer Leverkusen. 2019 zog man an Borussia Dortmund vorbei.

Das gefühlt einzige Mal in den letzten 10 Jahren, dass die Bayern gegen eine Mannschaft, die in der Tabelle vor ihnen lag, verloren haben, war am 14. Spieltag der Saison 2019/20. Ich bin ja primär überrascht, dass die Bayern, die ja gefühlt 90 % der Zeit von der Tabellenspitze grüßen, überhaupt so oft gegen Mannschaften antreten, die vor ihnen liegen. Dass die Freiburg einfach aus dem Stadion schießen, war halt zu erwarten.

Genauso wie es zu erwarten war, dass Mats Hummels deutliche Kritik vom Mittwoch... nun ja... ungehört verpufft und Karim Adeyemi das 2:0 von Janik Haberer mit einem eleganten Hackentrick an der Mittellinie einleitet. Stark gemacht. Genau das hat der Hummels ja gefordert.

Und daran, dass Union Berlin einfach und souverän weiter gewinnt, haben wir uns ja auch schon gewöhnt. Zumindest stellte Sportschau-Moderatorin Esther Sedlaczek am Samstag Werder Bremen als "Die Überraschungsmannschaft der Saison" vor. Dass Union Tabellenführer ist, ist anscheinend völlig normal.

Der VfL Bochum bewies eindrucksvoll, warum Stuttgart den Trainer zwingend vor ihrem Spiel entlassen musste. Denn diesen Gegner hätte Materazzo auch geschlagen. Obwohl es ja kurz so aussah, als hätte man in der Pause nochmal den Trainer entlassen müssen, weil der Dead Coach Bounce nur sehr kurz anhielt. Aber Bochum ist halt leider einfach nur zu schwach für diese Liga.

Apropos Dead Coach Bounce: Nach dem überzeugenden Auftaktsieg hat Xabi Alonos in einer Woche 8 Gegentore kassiert. Da hat er früher ein halbes Jahr für gebraucht. Das sind jetzt richtig schlechte Nachrichten für Bayer Leverkusen, denn anscheinend liegen die Probleme doch tiefer, als ich selber erwartet hätte. 

Ansonsten sollte noch erwähnt werden, dass Augsburg 2 der 3 Kölner Tore direkt vorbereitet hat. Nicht nur das, selbst der "Pass" zum Assist beim 2:1 kam von einem Augsburger. So dumm stellt sich sonst nur Dortmund an

Oh und wir haben natürlich noch den: "Warum greift der VAR nicht ein?" Moment der Woche. Schließlich fiel das 2:0 der Hoffenheimer nach einer unberechtigten Ecke. Klar, die Ecke gab es für Schalke, aber das sind doch Details. Ohne diese eklatante und klare Fehlentscheidung wären die nie so weit aufgerückt, dass die Hoffenheimer sie auskontern können. Mich überrascht es doch, dass das von den Schalkern hinterher niemand angesprochen hat. Sonst jammern Fußballer doch auch über jede "Fehlentscheidung" anstatt sich über die eigene Zweikampfführung aufzuregen.

Bei einem Blick auf die Tabelle ist Hoffenheim dann still und heimlich Vierter. Und die Tabelle sieht alles in allem verdammt interessant aus. Also klar, ich glaube immer noch nicht daran, dass Union das durchzieht und Meister wird, was echt schade ist. Also wenn Dortmund und RB Leipzig ihr Potenzial schon abgerufen hätten... aber das spannende ist: Freiburg, Frankfurt, Gladbach, Werder, Köln und Hoffenheim spielen bisher eine richtig gute Saison. Leipzig und Dortmund werden zumindest noch so weit in die Gänge kommen, dass sie am Ende unter den ersten 4 stehen. Aber die anderen Mannschaften dürften es ihnen nicht einfach machen. Und am Ende könnten wir einen richtigen Kampf um die europäischen Startplätze erleben. Gut, immer wenn ich so was sage, brechen sofort 4 der Kandidaten ein...

Freitag, 14. Oktober 2022

Knoche nach Katar?

 Also wenn alle über Niclas Füllkrug reden und uns erklären wollen, dass der unbedingt mit zur WM muss: Warum reden wir nur über den Angreifer?

Natürlich hat Füllkrug gerade einen absoluten Lauf. Und hey, vielleicht hat er mit Ende 20 wirklich nochmal einen entscheidenden Entwicklungsschritt gemacht (oder kommt einfach zum ersten Mal längere Zeit ohne Verletzungen aus...). Dazu kommt, dass Füllkrug halt ein Spielertyp ist, den es in Deutschland sonst einfach nicht gibt. Wir sind halt richtig schlecht darin, Mittelstürmer auszubilden. Selbst wenn Füllkrug keine internationale Klasse darstellt, so ist er doch die beste Option.

Aber die Frage bleibt: Warum schreibt niemand Robin Knoche in die Nationalelf? Also da geht es mir mehr um das Grundlegende, als um die einzelne Person. Aber er ist halt das Paradebeispiel. Gucken wir uns die mal an: Knoche ist Abwehrchef und Fels in der Brandung bei Union Berlin. Der besten Abwehr der Liga. Oh und des Tabellenführers. Und im Gegensatz zu Füllkrug hat Knoche auch eine gewisse Konstanz, denn der war letztes Jahr Stammspieler beim Tabellenfünften. Im Jahr davor bei der ersten Europacup-Qualifikation. Wo das schon angesprochen wird: International überwintern darf der dieses Jahr auch. Der hat also alles, was man von einem Nationalspieler erwartet.

Still und heimlich ist er das Gesicht des Unioner Aufstieges innerhalb der Bundesliga, denn andere Kandidaten wie Andrich, Friedrich, Kruse oder Awoniyi wechselten lieber das Trikot, als in Berlin historisches zu schaffen und zu legenden zu werden. Sogar der Stammtorwart wurde ja häufiger ausgetauscht, als Knoche. 

Aber wer braucht Spieler, die souverän und humorlos verteidigt, wenn man Niko Schlotterbeck hat, der in 5 Spielen 3 Elfmeter verursacht. Der ist so stark im Spielaufbau.

Das eigentliche Problem der Innenverteidiger ist ja, dass sie einfach nicht glänzen können. Und dass sich dies in den Noten niederschlägt: Es kommen nur 3 Innenverteidiger auf einen Notenschnitt, der besser ist, als 3. Und einer davon ist der Schönspieler Mats Hummels. Der sammelt seine Pluspunkte im Notenheft halt nicht durch konsequente Zweikampfführung, sondern durch seine tollen Vertikalpässe. 

Diese Benotung sollte man vielleicht auch mal kritisch überdenken, denn es kann mir niemand erzählen, dass Knoche eine schlechtere Saison spielt als Oliver Baumann oder Ellyes Skhiri. Und seit ehrlich: Ihr wisst spontan nicht mal auf welcher Position und für welchen Verein Skhiri kommt, es sei denn, ihr kommt aus Köln.
Das soll jetzt auch nicht die Leistungen der Kölner schlechtreden, es soll nur verdeutlichen, wie viel schwerer es ist als Innenverteidiger eine gute Bewertung zu bekommen.

Aber irgendwie ist es auch ein "Bundesliga-Problem". Denn obwohl wir uns einreden, dass unsere Liga ja so super toll ist und so viele Weltklasse Stars da spielen... gegen die einfach nur gut zu verteidigen, ist anscheinend nichts wert. Aber wenn der Innenverteidiger zu einem Abstiegskandidaten der Premiere League wechselt, muss er sofort eingeladen werden. Der spielt schließlich in der besten Liga der Welt!!! Den gucke ich mir doch direkt vor so einer WM mal an, auch wenn Knoch sachlich gesehen letzte Saison schon besser war, als Bella Kotchab.

Das traurige ist halt: Als Angreifer reichen 3 gute Monate, um diese Lawine auszulösen, wenn du als Verteidiger einfach nur stark verteidigst, interessiert das keine Sau.

Mittwoch, 12. Oktober 2022

Diese Entlassung tut richtig weh.

 Also allein schon, weil Armin Veh damit weiterhin Stuttgarts erfolgreichste Trainer der Moderne bleibt. (Und ja, Felix Magath war nie ein moderner Trainer). 2 Tage hätte Pellegrino Matarazzo noch im Amt halten müssen, damit er Veh überholt. Aber die Gefahr, dass man gegen Bochum gewinnt, obwohl sich eigentlich nichts geändert hat und man den dann noch 2 weitere Wochen behalten "muss", war halt zu groß.

Aber Materazzo brachte eine dringend benötigte Stabilität in den Verein. Er war der erste Trainer seit Bruno Labbadia, der länger als 2 Jahre oder deutlich mehr als 50 Spiele im Amt war. Labbadia wurde 2013 entlassen. Danach gab es laut Transfermarkt.de mit Interimslösungen 7 Trainer in 6 Jahren. Und keiner von denen erlebte mehr als eine Saisonvorbereitung. Also selbst Hannes Wolf übernahm mitten in der 2016/17er-Saison und musste im Januar 2018 wieder gehen. Aber der erlebte wenigstens 2 Winterpausen.

Da ist es auch kein Wunder, dass Matarazzo den Verein in der 2. Liga vorgefunden hat. Aber das war halt ein richtiger Glücksgriff. Also vor allem, wenn man bedenkt, dass er keinesfalls eine "sichere Anlage" war, sondern eher aus der Thomas Schneider, Alex Zorniger, Jürgen Kramny oder eben Hannes Wolf Kategorie kommt: Der VfB hat es seit Labbadia so oft mit nachgewiesenen Jugendtrainern versucht, dass man nicht zwingend erwarten konnte, dass sie weiterhin auf diese Karte setzen.

Materazzo führte den Verein zurück in die Bundesliga und dort souverän auf Platz 9. Er gab dem Verein eine klare Spielphilosophie und passte perfekt zu den von Sven Mislintat gescouteten Spielern. So erwirtschafteten die beiden während der Pandemie ein Transfer plus von 52 Millionen Euro. Für dieses Geld bekamen sie aber einen dramatischen Abstiegskampf bis zur allerletzten Sekunde... den man aber wenigstens auf das Verletzungspech schieben konnte, mit einem fitten Sasa Kalajdzic wäre ihnen das nie passiert.

Jetzt ist der Kader weitestgehend fit, steckt aber wieder ganz tief in der Scheiße, weil man den 2. großen Aderlass in Folge nicht verkraften kann. Da kommt dann selbst ein Materazzo an seine Grenzen. Aber man muss da nochmal festhalten: Dass Stuttgart selbst als Tabellenfünfzehnter noch Spieler im Wert von 38 Millionen verkaufen kann, sagt viel über die Arbeit des Duos Materazzo/Mislintat aus. Dass sie dies aber auch musste, ist dann bezeichnend für die Leute, die da vorher gewirtschaftet haben.

Irgendwann hat man auch keine andere Option mehr, als den Trainer zu entlassen. Und nach 1 1/2 Jahren im permanenten Abstiegskampf ist dieses "irgendwann" dann jetzt. Das ist einerseits richtig, andererseits auch richtig schlecht. Denn zunächst mal muss man für den kurzfristigen Effekt einen besseren Trainer finden, damit man die Klasse hält. Und danach muss man darauf hoffen, dass es nicht nur ein "Dead Coach Bounce" wird, sondern man tatsächlich auch einen ähnlich guten Trainer gefunden hat. Sonst droht einem wieder die "Jede Sommervorbereitung macht ein Neuer" Spirale, die langfristig in der 2. Liga enden muss.

Und auf der anderen Seite sind sich alle nach wie vor einig, dass Materazzo ein guter Trainer bleibt. Den spült man jetzt in den Arbeitsmarkt. Und ganz sachlich betrachtet, wird er jetzt überall im Gespräch sein, wo Thomas Tuchel ablehnt. Also falls ich nicht irgendjemanden übersehe, ist er die Nummer 3 der arbeitslosen deutschen Trainer. Deutlich vor Domenico Tedesco. Aber knapp hinter Peter Neururer. Adi Hütter dürfte nach seiner Leistung in Frankfurt noch genügend Kredit haben, dass er in einer ähnlichen Kategorie angesiedelt wird.

Das bedeutet halt auch, dass Materazzo im Sommer zur Konkurrenz wechseln wird. Also der wird definitiv ein gutes Angebot von einem ordentlichen Bundesligisten bekommen. Und das sind wiederum schlechte Nachrichten für Niko Kovac, der wahrscheinlich gerade der schlechteste Trainer bei einem halbwegs ordentlichen Verein ist. Noch schlimmer für den VfB wäre es ja, wenn er sich von Schalkes Mythos locken lässt und nach Gelsenkirchen locken lässt. Also zu einem auch auf längere Sicht direkten Konkurrenten für die Stuttgarter: Eine Mannschaft, die auch auf einen sicheren Mittelfeldplatz hofft. Um die Saisonziele optimistisch auszudrücken.

Montag, 10. Oktober 2022

Worst of des "Kahn forder mehr Empathie für die Bayern" Wochenendes

 Es ist tatsächlich passiert: Die Bayern wurden bei einem wichtigen Topspiel benachteiligt. Der Schiedsrichter war doch richtig schlecht. Also Kicker Note 2,5 schlecht. Da kann man schon mal bei Twitter poltern.

Wobei ich mal zugeben muss: Ich bin mir nicht ganz so sicher, ob Deniz Aytekins "Kann man Gelb geben" so richtig ist. Und wenn, sollte das dringend und sofort ändern. Denn Kopfverletzungen sind halt das gefährlichste, was wir haben. Insert CTE here. Alphonso Davies hat eine Schädelprellung erlitten. Das ist schon heftig. Also man sollte schon mit Gelb ahnden.

Nur um mal den ganz großen Vergleich zu sehen: Wenn Jude Bellingham den Gegner in einem Luftduell mit dem Ellenbogen im Gesicht getroffen hätte, wäre es eine "Muss" Gelbe Karte gewesen. Also ihr könnt euch als Vergleich den Platzverweis für Florian Kainz angucken. Wenn der harmlosere Schlag zwingend eine Gelbe Karte nach sich ziehen muss, der gefährlichere Tritt aber nicht, dann ist das Regelwerk fragwürdig. Um es diplomatisch auszudrücken, richtig beschissen wäre der korrekte Ausdruck.

Das viel wichtigere Detail könnte halt da sein, dass Aytekin selber eingesehen hat, dass die erste Karte gegen Bellingham eine ganz schön harte Entscheidung war. Er könnte deswegen zu der Entscheidung gekommen sein, dass ein Platzverweis für diese beiden Fouls unangebracht wäre. Und man muss auch an der Stelle festhalten: Bellingham ist für das weniger harte Vergehen bestraft worden, bei dem schwereren kam er dann ungeschoren davon. Aber dann kann Aytekin halt auf das erste Foul nicht Gelb ziehen. DAS war sein eigentlicher Fehler und das könnte man auch mal als ehemaliges Fachmagazin erklären. Aber dann müsste man ja eine Aufmerksamkeitsspanne von mehr als 5 Minuten haben. Deswegen bin ich auch so gar nicht überrascht, dass der Kicker den Bogen zu Kainz nicht schlägt...

Aber kommen wir mal zum eigentlichen: Kahn's "Wo war die Empathie für Kingsley Coman?" Genau! Weil wir dringend mehr taktische Fouls im Fußball brauchen. Wer will denn schon so was wie Spielfluss sehen? In einem Spitzenspiel? Dafür haben wir damals die Michael Ballack Regel nicht erfunden. Ok, wir sind bekloppt, wir wollen eigentlich lieber, dass unsere Stars nicht bestraft werden, auch wenn das Geschehen auf dem Platz dadurch schlechter wird.

Für mich ganz persönlich gibt es nichts Schlimmeres als diese ständigen taktischen Fouls, die viel zu selten entsprechend sanktioniert werden. Fußball ist sowieso schon ein Sport mit relativ wenigen Highlights, aber viel zu oft packt man halt taktisch zu, sobald ein Konter entstehen könnte. Oftmals schon in der gegnerischen Hälfte. Gelb gibt es da meiner Meinung nach viel zu selten.

Und während Bellinghams unabsichtlicher Tritt eine hundertstel Sekunde dauerte, also buchstäblich im Eifer des Gefechts geschah, zieht sich Comans Klammern und Halten über 20 Meter. Und sein erstes Foul soll ja laut Kicker-Ticker ebenfalls ein taktisches gewesen sein. Wenn man für solche Aktionen kein Gelb zeigt, kann man die "taktischen Fouls" auch einfach abschaffen und wir unterbinden jeden Angriff auf genau diese Weise. Und dass Kahn selbst am nächsten Tag bei Twitter noch so emotional und unsachlich reagiert...

Macht dem Rest der Liga doch Hoffnung. Also eigentlich sollte Kahn seinen ganzen Fokus darauf legen, wie es passieren kann, dass Coman als Offensivspieler in 13 Minuten 2 Mal zu diesem taktischen, aber halt verbotenen Mittel greifen muss. Warum Julian Nagelsmann seiner Mannschaft nicht die nötige Stabilität vermittelt, damit man das souverän weg verteidigt. Warum turnen überhaupt so viele Spieler in der Nachspielzeit da vorne herum, anstatt sich geschlossen hinter den Ball zu begeben? Warum spielt man das nicht konsequent und an der Eckfahne runter? Als Spitzenmannschaft muss man es doch vermeiden, dass Coman überhaupt in diese Situation kommt, dass er zu einem taktischen Foul greifen muss. DAS muss man eigentlich analysieren. Die Bayern machen da wesentlich mehr Fehler als der Schiedsrichter. Und vor allem keine individuellen, sondern gruppentaktische. Deswegen erwähne ich ja Nagelsmann. Hoffentlich agieren die Bayern intern genauso emotional...

Aber ganz ehrlich... was soll's. Der Rest der Liga will ja, abgesehen von Union Berlin, auch nicht Meister werden. Also die Bayern haben nur eines der letzten 6 Spiele gewonnen. Das wäre genau der Moment, in dem man sich als Konkurrent ein Polster aufbauen könnte, damit man die 6 Siege in Serie, die irgendwann kommen werden, aushalten kann. Stattdessen hat RB Leipzig als formell gefährlichster Konkurrent diese 6 Spiele "genutzt", um den Rückstand auf die Bayern von 7 auf 4 Punkte zu verkürzen. Ein Polster sieht anders aus. Dortmund hat ebenfalls nur 3 Punkte "gutgemacht" und steht in der Tabelle trotz allem noch hinter dem Rekordmeister. So lässt man die beste Chance auf eine Meisterschaft seit 10 Jahren verstreichen.

Und bei aller Euphorie: Union Berlin wird das nicht durchziehen können. Klar, die widersetzen sich gerade aller Konventionen und haben sogar als Tabellenführer 2 von 3 Spielen gewonnen. Die haben es vorgemacht, wie man 6 Punkte auf die Bayern gutmacht. Aber irgendwann muss der "Einbruch" kommen. Und da es nur 4 Punkte Vorsprung sind, reicht auch ein Einbrüchchen.

Aber hey, wenigstens setzt bei Bayer Leverkusen der Dead Coach Bounce ein. Also ja, irgendwo wird Gerardo Seoane sitzen und sich fragen, warum Moussa Diaby nicht die ganze Saison lang schon so gespielt hat. Endlich mal eine Prognose, bei der ich richtig lag.

Der VfL Bochum feiert seinen ersten Saisonsieg!!! Endlich! Jetzt kann es... zumindest nicht mehr schlimmer werden. Also um mal kurz festzuhalten, wie trotslos die Lage in Bochum ist: Die haben jetzt zwar gewonnen, sind aber immer noch Tabellenletzter, obwohl der VfB Stuttgart weiterhin auf seinen ersten Sieg wartet. Wenn sie nächste Woche gegen genau diesen VfB nicht nachlegen, können sie mit den Planungen für die nächste Zweitligasaison starten, dann reicht die Qualität einfach nicht mehr für die Bundesliga. 

Markus Anfang, Trainer des Jahres. Denn der... hat ja die Grundlage für den derzeitigen Lauf der Bremer gelegt. Also ja, es gibt irgendwo ein alternatives Universum, in dem Anfang sich einfach impfen lässt und heute noch Werder trainiert. Die gurken  immer noch in der 2. Liga rum, denn in dieser Hansestadt hält man ja an den Trainern fest. Also als Ole Werner die Mannschaft übernommen hat, lag man auf Platz 10 in der 2. Liga. 8 Punkte hinter dem Relegationsrang, nur 4 Punkte vor Anfangs neuen Arbeitgeber aus Dresden. Man war also ganz realistischer dichter an der 3. Liga als an Platz 4 in der Bundesliga. Seit dem holte man 58 Punkte in 28 Spielen. Mit exakt dieser Anzahl an Punkten hat RB Leipzig sich die Champions League Teilnahme gesichert. In 34 Spielen. Es ist einfach unfassbar, was Ole Werner aus dieser Mannschaft rausgeholt hat.

Und das beweist auch wieder nur, wie wichtig es ist einen guten Trainer zu finden. Aber wie viel Glück man da auch haben muss. Als Werner hätte auch einfach der nächste Weinzierl werden können: Ein Trainer, der in seinem heimischen Domizil (Augsburg oder Kiel halt) funktioniert, aber überall sonst an seine Grenzen stößt. Aber er ist doch eher der nächste Steffen Baumgart. Gut für Werder und gut für die Bundesliga, weil ja Werner auch dafür sorgt, dass das "alte Werder" zurück ist.

Also man kann sich das ja nach den Jahren des geplanten Abstieges um Florian Kohfeldt kaum noch vorstellen, aber Werder galt jahrelang als Mannschaft, die attraktiven Angriffsfußball gespielt hat...

Freitag, 7. Oktober 2022

Bayer Leverkusen Einbruch verwirrt mich.

 Also klar, es kommen immer die einfachen und scheinbar offensichtlichen Antworten: Es fehlt ein Arbeiter-Kern. Weil Jonathan Tah, Robert Andrich udn Charles Aranguiz nicht mehr im Kader stehen. Oh warte...

Also ganz ehrlich: Ich gehe schon davon aus, dass Bayer unter Xabi Alonso einen Dead Coach Bounce erleben wird und dass sich relativ viele Probleme vorerst in Luft auflösen werden und Bayer zumindest in die Conference League einzieht. Denn aus meiner natürlich auf reinen Spekulationen beruhenden Perspektive hat Gerardo Seonae einen Bruno Labbadia gebaut und nach etwas über einem Jahr seine Kabine verloren. Und dann entsprechend kurz darauf seinen Job. So was passiert. Die einzige Überraschung ist ja, dass es sowohl dieser Mannschaft als auch diesem Trainer passiert ist.

Zunächst mal die Mannschaft: Es war ja nicht so, dass ich irgendwie große Unruhe im Kader angedeutet hat. Man hat quasi nur Ergänzungsspieler abgegeben. So schlimm kann der Abgang von Lucas Alario nicht wirken. Gut, der Kicker schreibt eher von Julian Baumgartner, aber der spielt noch nicht mal in Augsburg eine relevante Rolle. Zu glauben, dass eine Mannschaft derart einbricht, weil ein Spieler geht, der im letzten Jahr 85 Minuten gespielt hat, halte ich für übertrieben. Man wäre auch mit dem Mann auf der Tribüne in derselben Scheiß Position.

Weil Bayer seine Stammspieler halten konnte, habe ich aus vollster Überzeugung geschrieben, dass die Moussa Diaby Personalie die wichtigste des Sommers sein wird. Zusammen mit Christopher Nkunku. Diese beiden Spieler sollten die Meisterschaft offen und spannend halten. #PassivesAbseitsLeserwissenesexklusiv. Also beide Prognosen sehen gerade richtig Scheiße aus. 

Dass Diabys Transfersommer relativ geräuschlos verlief, hat mir halt echt Hoffnungen gemacht. Er gab "bereits" Mitte Juni sein Bekenntnis zur Werkself ab, anstatt bis in den August hinein auf einen Wechsel zu spekulieren. Er verhandelte, soweit wir wissen, auch nicht groß mit anderen Vereinen. Es musste kein Machtwort von Simon Rolfes geben, dass der Spieler nicht abgegeben wird. Er blieb schon aus eigener Überzeugung. Wenn er jetzt auch noch mit dieser Überzeugung spielen würde... Stattdessen steht er bei 0 Toren und 1 Vorlage nach 8 Spielen. Wenn er seine eigentlich erwartbaren 4 Scorerpunkte gesammelt hätte...

Dabei ist es ja nicht mal so, dass Diaby wirklich schlecht spielen würde. Also sein Kicker-Notenschnitt ist 1,2 Punkte besser als alles, was seine Offensivkollegen im Zeugnis stehen haben. Er ist quasi der einzige, der nicht akut versetzungsgefährdet ist. Wobei es ja korrekt heißen müsste, dass er als einziger versetzungsgefährdet ist, die anderen müssen die Klasse wiederholen. Also um das festzuhalten: Diaby ist nicht das Problem, er leidet halt unter den Umständen. Aber es hat halt vorher nichts darauf hingewiesen, dass dieser Kader so einbrechen würde.

Und auch beim Trainer Seoane ist das ähnlich. Also klar, der ist noch ein junger Trainer und auf seiner ersten Station in einer großen Liga. Aber er ist halt vorher auch noch nie entlassen worden. Und er hat ja auch schon nachgewiesen, dass er über 3 Jahre in einem Verein arbeiten kann, ohne dass es Abnutzungserscheinungen gab. 

Nehmen wir einfach mal das Saisonfinish der Vorsaison als Indikator. Die Mannschaft spielte eine deutlich bessere Rückrunde, was eigentlich ein gutes Zeichen für die Arbeit eines Trainers ist. Man beendete die Saison mit 4 Siegen in Folge. Also selbst als die Champions League praktisch eingetütet war, es aber keinen "Anreiz" mehr nach oben gab, ließ diese Mannschaft nicht nach. Das ist zum Beispiel etwas, was Julian Nagelsmann nicht hinbekommen hat, "seine" Bayern spielten eine deutlich schwächere Rückrunde. Das ist ein Nachweis für gute Trainerarbeit und ein funktionierendes Betriebsklima.

Jetzt muss man sich plötzlich fragen, ob ein größerer Umbruch im Sommer doch besser gewesen wäre. Ob man es sich einfach zu bequem gemacht hat, weil ja jeder schon in der Vorbereitung grob wusste, wie die Saison ablaufen würde. Denn, und das muss auch dringend festgehalten werden, ich behaupte nicht, dass die Mannschaft bewusst gegen den Trainer entschieden hat, wenn ich so lapidar sage, dass "er die Kabine verloren hat". Es kann durchaus sein, dass sich unbewusst ein Schlendrian eingeschlichen hat, gegen den Seoane dann nicht erfolgreich vorgehen konnte. Genau so kann es sein, dass Patrick Schick und eben Diaby nur geblieben sind, weil sie niemand wirklich haben wollte. Und dann schalten die beiden in den "Ich AG" Modus, um einen ähnlichen Verlauf im nächsten Sommer zu verhindern. Das sind aber, wie schon erwähnt, alles nur Spekulationen.

Das ist halt das faszinierende an der Bundesliga: Abgesehen von dem Fakt, dass Bayern Meister wird, kann quasi alles passieren. Niemand hat diesen Einbruch von Bayer kommen sehen. Genau genommen hat noch nicht mal jemand ein Einbrüchchen kommen sehen, wir gingen alle davon aus, dass Bayer die Saison in der Top 4 beenden würde. Selbst ein 9. Platz mit 3 Punkten Rückstand aufs Saisonziel wäre eine Enttäuschung. Stattdessen ist man 17. mit 5 Punkten. Und hat sich in der ersten Runde im Pokal blamiert. Aber, um das Chaos komplett zu machen, Atletico Madrid hat man geschlagen. Wenn irgendjemand darauf gewettet hätte, dass Bayer bis Oktober nur Mainz 05 und Atletico besiegt und sonst keinerlei Pflichtspiele gewinnt...

Montag, 3. Oktober 2022

Worst of des "Endlich wieder Fußball" Wochenendes

 Genug mit dem politischen Scheiß, der uns jetzt zumindest für 48 Tage nicht mehr interessiert. Jetzt geht es einfach nur um den Sport. Ok, zumindest wenn man die Personalie Lars Windhorst ignoriert. Und bei etwas weiterem Fokus die Ausschreitungen im Dresden Block. Oder den Fakt, dass Tim Wiese beim Abschiedsspiel von Claudio Pizarro auflaufen durfte, obwohl der mit Nazis chillt. Aber sonst ist zumindest in diesem Land alles gut. Wobei Wiese natürlich sofort zu der deutschesten aller Ausreden greift: Er wusste ja gar nicht, dass das Nazis sind, wenn das so ist, distanziert er sich... Und er hat ja auch ausländische Freunde. Fehlt nur noch das "Selbst meine Putzkraft ist ein N...."

Aber zum Glück gibt es die Bundesliga, die uns ablenkt. Also genug jetzt. Fangen wir ganz oben an:

Union Berlin ist endlich eine richtige Spitzenmannschaft. Sie haben ihre Rolle akzeptiert und verteidigen die Tabellenspitze souverän mit einer Niederlage. Nur in der Bundesliga ist so was möglich.

Das liegt natürlich hauptsächlich an Borussia Dortmund. Die ließen sich von Steffen Tigges abschießen. Ja, genau der Tigges, den man gegen einen wieder mal wirkungslosen Anthony Modeste getauscht hat. Damit haben beide dann gleich viele Saisontore. Aber so ist das halt: Wenn das Talent nicht aus dem Ausland kommt, kriegt es auch keine wirkliche Chance.

Borussia Mönchengladbach, Doppelagent der Woche. Für welche Nation haben die denn dieses Wochenende gearbeitet? Für alle, die Weltmeister werden wollen! Gibt es einen besseren Diskussionsbeschleuniger für Nilkas Füllkrug als diese Nicht-Leistung der Gladbacher Hintermannschaft? Am Ende kann Hansi Flick sich glücklich schätzen, dass Marvin Duksch so viele Großchancen liegen ließ, sonst müsste er jetzt lesen, dass beide Marius Ebbers Angreifer mit nach Katar müssen. Und ja, Füllkrug hat trotz seines gerade beeindruckenden Laufes immer noch häufiger in der 2. Liga getroffen, als in der höchsten Spielklasse. Ernsthaft, als Luis Enrique träume ich doch davon, dass Deutschland mit dem Offensivtrio Thomas Müller, Füllkrug und Duksch versucht, das Spiel zu drehen... Apropos

Lukas Hradecky Doppelagent Nummer 2. Nach 84 Minuten dachte der sich wohl: Nach diesem Spiel werden ja alle über Jamal Musiala reden und niemand über Müller. Also höchstens über Müller, weil Musiala den ein Mal als Bande genutzt hat um das 2:0 zu erzielen. Und Müller hat seit August (oder Wettbewerbs übergreifend 9 Spielen) nicht getroffen. Da muss doch mal jemand helfen. Und ob wir jetzt 3 oder 4:0 verlieren, ist doch meinem Trainer egal. Also gut, hier schenke ich dir einen Treffer.

Nebenbei ist es wirklich faszinierend, dass die Bayern dieses Spiel 4:0 gewinnen, obwohl es gar nicht so viel anders aussah, als in den Wochen davor. Also Bayer hat sich natürlich ein wenig weniger gewehrt als alle anderen. Aber hier sind die Spieler, die den Ball bei den ersten 3 Toren als letztes berührt haben: Tapsoba, Tah und Hradecky. Und das 4. Tor wurde dann direkt vom Torwart vorgelegt. Gegen Augsburg wurden diese Bälle halt mit ein wenig mehr Engagement und Glück verteidigt und gingen deswegen am Tor vorbei und nicht rein. Also ernsthaft: Gegen Augsburg kam man auf 19 Torschüsse, gegen Bayer waren es 20. Man hatte jeweils eine Passquote von über 80 %. Gegen Augsburg hatte man sogar noch mehr Ballbesitz. Auch die Spieldaten gegen Stuttgart sehen fast genau so aus, wie an diesem Wochenende: 19 Torschüsse, 620+X Pässe. Gegen Union war man statistisch gesehen sogar noch besser als gegen Leverkusen. Aber das ist ja das wirklich faszinierende am Fußball: Man kann ihn statistisch einfach nicht erklären.

Frank Kramer, Optimist der Woche: Der letzte Satz zur Leistung seiner Mannschaft lautete: "Wir hätten mehr verdient, als als Verlierer vom Platz zu gehen." Ich reagiere auf solche Aussagen ja immer hypersensibel: Wenn das wirklich seine Ansicht ist, sollte er entlassen werden. Also ja, Augsburg hat gerade in einem unerklärlichen Spiel die Bayern geschlagen. Aber wenn man dieses Spiel 100 Mal austrägt, gewinnen die Bayern 95. Aber man muss das mal realistisch sehen: Augsburg ist, nach Bochum, die individuell am schlechtesten besetze Mannschaft. Das ist die ultimative "Der Rest der Liga hat uns abgeschrieben, aber hier haben wir noch eine letzte Chance" Mannschaft. Als praktisches Beispiel: Man holt sich den Freiburger Ergänzungsspieler Eremedin Demirovic als absoluten Leistungsträger. Während der Rest der Liga sich Stammspieler von Union Berlin kauft. Und das ist auch überhaupt kein Vorwurf an die Augsburger. Dass die sich mit dieser Truppe jedes Jahr in der Liga halten, obwohl sie konstant als Absteiger Nummer 1 oder 2 gehandelt werden, ist echt faszinierend.
Aber als Schalke... also eine Mannschaft, die nicht viel besser ist, als Augsburg. Die auch knietief im Abstiegskampf stecken wird. Die MUSS vor eigenem Publikum mehr holen. Und sich mehr und bessere Chancen erspielen. Trotzdem sah man in der Zusammenfassung mehr von Augsburg. Oh und die letzten 20 Minuten spielten die Knappen in Überzahl. Sie erspielten sich aber keine klare Chance mehr, sondern kassierten noch den entscheidenden Gegentreffer. Das sind genau die Spiele, die einem am Ende den Klassenerhalt kosten. DAS sind die Spiele, in denen man Punkten muss. Aber Schalke war in diesem Spiel nicht so gut, dass sie mehr verdient gehabt hätten. Im Gegenteil, gerade wegen der Unterzahl hat Augsburg den Sieg wirklich verdient.

Sich diesen Fakt hinterher schönzureden, wird einem im Abstiegskampf nicht helfen.