Mittwoch, 31. Oktober 2018

Passives Abseits Leser wissen es exklusiv

Also weil der Autor halt einfach mal daneben gelegen hat... Zum Beispiel hat sich der Hamburger SV doch nicht in Wiesbaden blamiert... da verlässt man sich ein Mal auf die...

Und ja, bevor ihr jetzt selber anfangt als Reaktion auf die große Beweihräucherung der letzten Tage alte Beiträge zu durchforsten um hervorzuheben, wo ich falsche Prognosen getroffen habe... Und dann feststellt, dass Jogi Löw auf ganz andere Art und Weise die Titelverteidigung verkackt hat, als hier vorher gesagt... Spreche ich einige der offensichtlichen Fehltritte einfach mal selber an.

Sei es nur um Heiko Herrlich und Bruno Labbadia Mut zu machen. Denn genau genommen geht es vorrangig um 3 Trainer, deren Entwicklung ich nicht kommen sah:

Niko Kovac ist mittlerweile Bayern-Trainer und DFB-Pokalsieger. Und klar, ich könnte mir einreden, dass Eintracht Frankfurt am Ende doch eingebrochen ist und so die einfache Teilnahme an der Europa League verspielt hat. Aber am Ende kann man den Erfolg nicht leugnen.

Pal Dardai lässt auf einmal attraktiven Fußball spielen. Mit hohem Tempo und viel Esprit. Selbst den Duda hat er zum funktionieren gebracht. Man sieht doch deutliche Fortschritte in dem Spiel der Hertha.

Und Manuel Baum hat mit Augsburg auch letzte Saison souverän den Klassenerhalt geschafft. Und ist stand jetzt wieder auf dem Weg zu einer sorgenfreien Saison. In Augsburg muss man sich derzeit eher mit der Frage beschäftigen, wie lange man sich selbst noch "eine sorgenfreie Saison" als großen Erfolg verkaufen kann...

Allen 3 Trainern habe ich für die letzte Saison einen harten Abstiegskampf prognostiziert. Wobei, Baum noch nicht mal das, meine Worte gingen in die Richtung: Die werden abgeschlagen Letzter... ähm... ja...

Und ja, die 10 absurden Thesen von damals waren bewusst übertrieben angelegt. Dass überhaupt welche davon zugetroffen haben, überrascht mich ehrlicher Weise. Aber gerade bei den 3 angesprochenen Trainern ging es ja hauptsächlich darum, dass ich einfach nicht geglaubt habe, dass die "gut" sind... sind sie anscheinend.

Die Beurteilungen von Trainerleistungen sind ja allgemein etwas verdammt schwieriges. Klar, es gibt einige wenige Fälle wie Julian Nagelsmann, bei dem nicht nur einen "Dead Coach Bounce" erlebt, sondern wirklich substanzielle Verbesserungen in der Mannschaft, die eindeutig auf den Trainer zurückzuführen sind, wahrnehmen kann.
Und es gibt auf der anderen Seite Michael Oenning, der irgendwie 2 Vereine davon überzeugen konnte, dass man ihm die erste Mannschaft anvertraut... was macht der eigentlich mittlerweile?
Der Rest der Trainer bewegen sich irgendwo dazwischen: Sie machen nicht wirklich was kaputt, aber sie bringen die Mannschaft irgendwie auch nicht wirklich vorwärts. Deswegen werden die Trainer ja so oft ausgetauscht: Es gibt verdammt viele austauschbare Trainer und dann eine wenige, die wirklich den Unterschied ausmachen.

Aber der wirkliche Einfluss eines Trainers ist halt immer schwer zu fassen. Weil sich die Frage "Würde ein anderer Trainer aus der selben Mannschaft mehr raus holen" immer schwer zu beantworten ist.

Das kann man ja auch ganz praktisch an Tayfun Korkut fest machen: Der war im Frühjahr angeblich der Schlüssel für eine überragende Rückrunde... und ist dann im Herbst alleine an der Talfahrt Schuld... obwohl sich an seiner Trainingsarbeit wenig bis nichts geändert haben wird. Ist Korkut jetzt überragend oder furchtbar?
Hätte ein beliebiger anderer Trainer denselben Effekt auslösen können? War es für die Stuttgarter Profis einfach nur wichtig, eine andere Stimme in der Kabine zu hören und was die sagt ist vollkommen egal? Warum brauchen die Stuttgarter Profis anscheinend so häufig eine neue Stimme?
Und natürlich die aller spannendste Fragen: Wie würde Korkut in dem Umfeld, welches die Berliner für Dardai geschaffen haben, funktionieren? Und wie lange würde ein Dardai sich ohne Legendenstatus in Stuttgart halten?
Vielleicht sollte man die Beurteilungen von Trainern daran fest machen, wie lange sie in Stuttgart funktioniert haben...

Ein weiteres prominentes Beispiel spielt sich gerade bei Real Madrid ab: Dort hat Zinedine Zidane gefühlt überragende Arbeit geleistet, in dem er... ja was eigentlich... das glücklich gerade so gewinnen perfektioniert hat? Sich auf die überragenden individuellen Fähigkeiten eines Cristiano Ronaldos verlassen hat? Als er erkannt hat, dass beides aufgebraucht sein könnte, hat er sich jedenfalls direkt verabschiedet. Und gilt deswegen immer noch als überragender Trainer. Seine Erfolge sprechen halt für sich.
Den übersättigten Scherbenhaufen durfte Julen Lopetegui verwalten. Was einem im Sommer noch als großen Coup angekündigt worden ist. Weil der ja als amtierender Weltmeister kommen sollte... Hat nicht so ganz funktioniert. Und ungefähr genau so gut funktioniert jetzt Real Madrid. Ob dies aber wirklich an der Arbeit des Trainers liegt... oder daran, dass der große Real Zyklus einfach zu Ende geht und man danach selbst als Real erst Mal ein gewisses Tief durchmachen muss? Oder anders ausgedrückt: Würde ein anderer Trainer wirklich so viel besser aussehen?

Letztes Prominentes Beispiel: Pep Guardiola. Der gilt im Allgemeinen als Genie. Einer der großartigsten Trainer aller Zeiten. Und er brachte mit der "Falschen 9" die letzte ganz große Innovation... Dass sich diese Innovation eher als Trugbild herausstellte? Details... Genau so wie der Fakt, dass Guardiola genau genommen immer einen überragenden Kader zur Verfügung hatte, mit der man auch einfach mal Nationaler Meister werden muss... und dass er International nur etwas gerissen hat, als er Xavi, Andres Iniesta und einen gewissen Lionel Messi zur Verfügung hatte. Anders ausgedrückt: Mit den Leuten holt auch ein Luis Enrique den Champions League Titel...
Wie gut oder schlecht Guariola als Fußball-Lehrer wirklich ist, lässt sich schwer nachvollziehen. Weil man halt auch nicht beurteilen kann, ob ein anderer Trainer mit diesen Möglichkeiten größere oder ähnlich große Erfolge feiern würde...

Aber im Wesentlichen sind das alles nur Ausflüchte, die rechtfertigen sollen, dass ich bei 3 guten Trainern offensichtlich daneben lag. Und nachdem Kovac schon befördert worden ist, bleibt festzuhalten: Auch Dardai und Baum werden, wenn es mal dazu kommt, nach dem Ende ihrer derzeitigen Tätigkeit Angebote von besseren Vereinen bekommen...

Vielleicht ist dies der einzig wirklich Maßstab, mit dem man die Arbeit eines Trainers beurteilen kann: Ist deine nächste Anstellung besser als deine Letzte? Dann scheinst du bei deinem vorherigen Job irgendwen beeindruckt zu haben? Ist dein neuer Verein eher schlechter aufgestellt als dein alter Arbeitgeber, hofft halt irgendein verzweifelter Verein auf deinen gute Ruf...

Dienstag, 30. Oktober 2018

Die einzige Option heute abend ist...

Nicht einschalten. Was anderes machen. Den DFB Pokal in den Öffentlich Rechtlichen ignorieren.

Denn wenn wir am Ende doch alle wieder einschalten um zu sehen, wie Bayerns B-Elf eine Amateurmannschaft auseinander nimmt, wird die ARD uns das weiterhin zeigen. Oder aber es gibt einen absoluten Grottenkick und wir gucken uns das absolute Elend an...

Und ja, das "Vielleicht wird es ja spannend" Szenario läuft genau darauf hinaus: Die Bayern haben überhaupt keinen Bock und 0 Esprit, schießen aber doch irgendwann das entscheidende Tor. Und das wird uns dann als "ein toller Pokalfight" verkauft.

Wenn Axel Balkausky jetzt bekannt gibt, dass die Bayern ja nur die 3. Wahl war... Werden sich Hoeneß und Rummenigge über diese Respektslosigkeit aufregen. Aber genau genommen ist dies Teil des Problems. Denn es sollte eigentlich nur die 7. Wahl sein. Allerdings fällt einem dann auf, wie beschissen die Voraussetzungen dieses mal einfach sind.

Denn die Kombination von relativen Lospech, einem ungünstigen Bundesligaspielplan und dem Rahmenterminkalender sorgen dafür, dass alle spannenden Spiele am Mittwoch ausgetragen werden sollten. Gladbach - Leverkusen, Leipzig - Hoffenheim und Köln - Schalke hätte man jeweils eine Mannschaft, die im Donnerstag - Sonntag - Dienstag Rhythmus spielen müssten, was nicht gewollt sein kann. Außer Schalke, aber die mussten halt am Sonntag antreten, weil ihr Gegner aus der Europa League antrat. Was am Ende ein großen Glück ist, denn am Ende kann niemand wirklich wollen, dass Köln - Schalke im Free TV gezeigt wird. Köln dürfte eine der wenigen Mannschaften sein, die Schalke auf ihr Niveau runter ziehen um zu gewinnen und nicht anders herum...

Aber gut, daran, dass alle wirklich spannenden Spiele am Mittwoch stattfinden müssen, kann man halt nichts ändern. Das Warum dahinter will aber natürlich auch niemand aussprechen: Da es mittlerweile fast ausschließlich englische Wochen gibt, hat man erstaunlich wenig Freiraum bei den Ansetzungen seiner Partien. Aber darüber, dass der internationale Rahmenterminkalender zu voll ist, reden wir ja nur, wenn die Nationalmannschaften spielen.

Aber selbst dann hat man ein Niedersachsen-Nicht-Derby als reines Bundesligaduell. Was dann plötzlich der größte Werbefail der Medienabteilung von Hannover 96 sein könnte. Denn selbst die bewerben das Spiel als ein "Ist nicht relevant, ihr könnt was anderes gucken."

Und Borussia Dortmund - Union Berlin. Dass diese Spiel auch am Mittwoch stattfinden muss, ist genau genommen nicht zu entschuldigen. Denn Union hätte bei entsprechender Planung einfach am Samstag spielen können. Und klar, das Spiel ist unwesentlich spannender als Rödlinghausen - Bayern. Aber es sind wenigstens ist es unwesentlich spannender. Man könnte halt mal 2 Traditionsvereine gegeneinander spielen sehen. Ein bisschen auf den Ostalgie-Faktor setzen. Und auf die allgemein recht hohe Beliebtheit des Alternativvereins aus Berlin.

Das Fernsehgeld als Belohnung für das jahrelang vorbildliche Verhalten des Vereins und seiner Fans. Das hätte man ja nicht explizit so sagen müssen, man hätte es aber mitschwingen lassen können. In dem man zum Beispiel darauf hinweist, wie schön die Stimmung im Dortmunder Stadion ist, wenn die Dortmunder Ultras nicht damit beschäftigt sind die Erfolgsfans des Gegners zu verhöhnen und auch die Gästefans eine Choreo präsentieren wollen. Aber die ARD geht davon aus, dass ein Schlachtfest der Bayern immer noch mehr Zuschauer zieht.

Und da kommen wir dann zum Ausgangspunkt: Die einzige Variante dies zu ändern, ist: Heute abend den Fernseher und (vor allem, da wird wirklich gezählt) Livestream auszulassen. Dass ist quasi eine der wenigen Momente im Leben, wo man einfach mal RTL2 einschalten sollte. Denn am Ende entscheiden wir das immer noch mit unserem Kollektiven Konsumverhalten...
Aber sein wir ehrlich: Das wird am Ende nicht passieren. Die Quoten werden so angemessen sein, dass sie ARD sich bestätigt fühlen. Und in der nächsten Runde kriegen wir dann Wehen Wiesbaden - Bayern aufgetischt. Und wir werden auch dass dann wieder konsumieren...
So sind wir halt... Wenn Fußball läuft, schalten wir ein, egal, ob es bessere Optionen geben würde...

Montag, 29. Oktober 2018

Worst of des "Als Spitzenteam gewinnst du vielleicht hier." Wochenendes

Ähm... was das von Adi Hütter angesprochene "Hier" in Nürnberg liegt, sollte man das vielleicht scheitern...

Andererseits... war dies eines von den klassischen Bundesligawochenenden... wo von der Top 7 der Tabelle ausschließlich die Bayern gewinnen konnten. Alles wie gefühlt immer also...

Und ja, dass der SC Freiburg am Freitag Abend gewinnen konnte, kam für alle überraschend, die die Tabelle und diesen Blog nicht lesen... Weil wir gerade so gut dabei sind: Passives Abseits Leser wissen es früher, Part 4... Dabei wusste ich bei meiner Prognose vom letzten Montag noch nicht mal, wer gegen Mönchengladbach antreten würde... ich wusste nur, dass Gladbach nichts holen würde.

Ein ganz großes Lob muss man aber der taktischen Meisterleistung von Florian Kohfeldt aussprechen. Der wusste ja schon vorm Anstoß, dass ein Sieg nur ein Sprung auf Platz 2 bedeuten würde. Und damit, was ein langfristiges Problem geben würde, hätte man den Bayern die Möglichkeit gegeben, nächstes Wochenende direkt von Platz 3 auf Platz 1 zu springen. Das wollte Kohfeld unbedingt verhindern... Und so sprach er Marco Friedl sein "volles Vertrauen" aus. Was halt ungefähr so gut funktioniert, wie man das in Deutschland unter Merkel erwarten kann...
Oder aber Heiko Herrlich ist heimlich doch ein Trainergenie, dass nur auf den richtigen Moment gewartet hat um seine Geheimwaffe Karim Bellarabi einzusetzen... es ist wahrscheinlicher, dass das alles ein ganz geschickter Plan von Kohfeldt ist...

Wo ich schon dabei bin: Wie unfassbar dumm ist denn bitte schön die Regelauslegung vor dem 2:3? Also dem "Abseitstor", dass nach eingreifen des Videoassistenten doch gegeben wurde, weil der "Stocherversuch" von Sven Bender eine neue Spielsituation erschaffen haben soll... SEID IHR EIGENTLICH ALLE BESCHEUERT?
Also warum wird dieses Wochenende mal wieder an allen anderen Stellen über den Videobeweis gestritten, aber an der nicht?

Und nur weil unsere professionnellen Experten dazu nicht in der Lage sind, zitiere ich mal für die das Regelwerk:
" 'Aus einer Stellung einen Vorteil zu ziehen' bedeutet: - aus einer früheren Abseitsposition heraus einen Ball zu spielen, der von einem Gegner abgeprallt ist."

Es wäre ja was anderes, wenn Bender einen kontrollierten Ball zurück spielt... also quasi so, wie das der VfB Stuttgart es derzeit im Wochenrhythmus macht. Aber dieses gestreckte Bein als gezielte und kontrollierte Aktion zu bewerten...
Und wenn man wirklich zu dem Schluss kommt, dass das Regelkonform war, sollte man wenigstens mal erwähnen, dass diese Regel komplett bescheuert ist. Dass ein unkontrollierter und missglückter Abwehrversuch nicht zu einer neuen Spielsituation führt. Und dass Yuya Osako aus seiner vorherigen Abseitsposition einen entscheidenden, ein Tor bringenden Vorteil hatte.

Mit dem Fakt, dass die Kicker Redakteure keine Ahnung von Geographie haben, habe ich mich ja mittlerweile arrangiert. Aber dass die anscheinend nicht mal das Regelwerk ihres Hauptarbeitsfeldes gelesen haben, ist schon bedenklich.

Aber wahrscheinlich würden wir darüber ganz anders reden, wenn Werder Bremen wirklich noch zum Ausgleich gekommen wäre. Denn dann hätte Rudi Völler uns alle darauf hingewiesen, wie klar Abseits das doch gewesen ist. So... war der mit anderen Dingen beschäftigt. Und unsere Journalisten schreiben halt nur über die Dinge, auf die sie offensichtlich hingewiesen werden.

Und ja, dieselbe Kritik, die an den Kicker geht, geht auch an den VAR Günsch. Und an den Fritz, der sich von seiner ursprünglich richtigen Entscheidung abbringen lässt.

Gute Nachrichten gibt es dagegen für die Schalker. Denn die sind mittlerweile immerhin wieder an dem Punkt angekommen, an dem sie Gegner konstant auf ihr eigenes furchtbares Niveau herunter ziehen. Und vor allem behaupten die Verantwortlichen der Gegner, in diesem Fall Ralf  Rangnick, dass es ein "0:0 der besseren Sorte" gewesen sei. War es bestimmt, wenn man auf Antifußball und Fehlpässe steht. Schalke 04 hatte laut Kicker.de eine Passquote von 53%, die dann irgendwie in der Druckausgabe auf 56% gestiegen ist. Aber Details... Als Profimannschaft sollte man doch in der Lage sein, mehr als jeden 2. Pass zum Mitspieler zu bringen... also deutlich mehr...

Nebenbei lobt sich Rangnick damit schon wieder für Dinge, die er Ralph Hasenhüttl vorgeworfen hätte. Und ja, als Sportdirektor wäre er mit dem Angebotenen auf keinen Fall zufrieden gewesen...

Fortuna Düsseldorf und der VfB Stuttgart: Das ist doch mal ein Kopf an Kopf Rennen. Dieses Wochenende war es die Fortuna, die trotz einer 0:3 Heimschlappe einen Platz in der Tabelle gutmachte. Gleichzeitig schaffte es der VfB technisch gesehen trotz einer 0:4 Schlappe seinen vorletzten Tabellenplatz zu verteidigen. Bei mir stellt sich da ja folgende Frage: Wenn die beiden diesen Gleichschritt bis zum Saisonende beibehalten, gibt es dann nach dem 34. Spieltag ein Entscheidungsspiel um zu klären, wer von den beiden wirklich letzter ist?

In Stuttgart gibt es ja gerade die spannende Frage, ob man, nach der Torvorlage von Benjamin Pavard in der Vorwoche, jetzt dank Christian Gentner wirklich 2 Mal als Vorlagengeber zum Tor des Monats auftaucht oder nicht... 

Die gute Nachricht für beide: Mit Hannover 96 und dem 1.FC Nürnberg gibt es halt noch 2 weitere Kandidaten, die in das Rennen um Platz 18 eingreifen wollen. Und ja, Nürnberg hat gerade einen Punkt gegen ein angebliches Spitzenteam geholt. Man muss aber auch mal festhalten, dass Eintracht Frankfurt dort gepunktet hat, obwohl sie 80 Minuten lang praktisch gar nicht am Spiel teilgenommen haben. Dass ist ja das Grundproblem dieser 3 Mannschaften: Solange sich der Gegner nicht wert, sind sie in der Lage halbwegs mitzuspielen...

Freitag, 26. Oktober 2018

Passives Abseits Leser wissen es früher, Teil 3

Und ja, das ist reine Selbstbeweihräucherung. Und ohne den heutigen Teil hätte ich den gestrigen nicht geschrieben. Aber... es fühlt sich halt verdammt gut an... Auch wenn es irgendwie unnötig teuer ist, wenn man sich nur deswegen den Donnerstag-Kicker kauft...

Schon auf dessen Titelseite steht die Schlagzeile: "Kein Platz mehr für Müller?" Und dann wird im Innenteil ausführlich dargelegt, warum sowohl Niko Kovac als auch Jogi Löw in den für sie persönlich entscheidenden Spielen nicht auf diese Legende setzten...

Dass Thomas Müller genau genommen nicht mehr gut genug für die erste Elf des FC Bayern ist, hat der aufmerksame Leser hier bereits vor über einem Jahr gelesen. Inklusive eine Respektsbekundung an die erbrachten Leistungen. Aber halt auch den Fakt, dass ein Müller sein Maximum ausreizen muss um den Bayern zu helfen, ignorierend.

Nebenbei an der Stelle nochmal großen Dank an Christophe Dugarry, der meine Lehrmeinung, wenn auch etwas unsachlich, im Wesentlichen ins Französische übersetzt hat. Die Idee, dass einige Bayern Spieler, auch wenn ich eher an Franck Ribery und Arjen Robben gedacht habe, seit geraumer Zeit davon profitieren, dass die Bundesliga so absurd schwach geworden ist, dürfte dem einen oder anderen Leser auch bekannt vorkommen. (Memo an mich selbst: ich muss meine Labels sorgfältiger gestalten, damit ich so was wieder finde...)

Und es ist ja nicht so, dass wir eine kurzzeitige Formkrise erleben. Es ist eher so, dass langsam deutlich wird, dass Müllers Statistiken durch sein Umfeld extrem inflationär aussehen... und dass es jetzt langsam deutlich wird, dass es für ihn auf dem allerhöchsten Niveau einfach nicht reicht. Da reicht ja auch ein Blick auf die entscheidenden Spiele gegen Real und Atletico. Denn zum Ausscheiden der Bayern in der Champions League hat Thomas Müller in den letzten 3 Jahren als Offensivspieler 0 Scorerpunkte beigetragen.

Das eigentlich faszinierende ist ja der Stimmungswandel in der Berichtserstattung. Wenn ein Pep Guardiola diesen Müller in wichtigen Spielen auf die Bank gesetzt hat, war der Aufschrei groß: Wie kann man nur auf Müller verzichten?
Selbst ein Carlo Ancelotti, der nur die suboptimale Müller Version trainieren durfte, musste sich diese Frage gefallen lassen, die sich bei Jupp Heynckes einfach nicht gestellt hat. Jetzt... wird dieselbe Frage zum wohl ersten Mal in Müllers Karriere sachlich gestellt... und man kommt zu dem Schluss, dass andere derzeit oder mittlerweile einfach besser sind. Oder dass selbst im Fall Renato Sanches davon auszugehen ist, dass er besser sein wird, wenn die Bayern wieder um den Champions League Titel mitspielen.

Und klar, noch ist es ein Thema, dass auf die Titelseite kommt. Dass uns auch noch 2 Monate beschäftigen wird. Aber der Trainer muss sich im Jahr 2018 halt keine Vorwürfe mehr machen lassen, wenn er zu dem logischen Schluss kommt, dass er besser andere aufstellen sollte.
Fun Fact: Dass die Bayern mit der Verpflichtung von Heynckes den Generationswechsel noch weiter vor sich herschieben und der nächste Trainer dies dann ausbaden muss, habt ihr auch hier gelesen. Auch wenn ich hinterher zugeben musste, dass Heynckes ein absurd guter Trainer ist, bleibt das Grundproblem des verweigerten Generationswechsels bis heute bestehen...

Die "Thomas Müller wird mit 31 Jahren die Bayern verlassen" Prognose sieht jedenfalls derzeit schlechter aus als je zu vor... Auch nur, weil es eher fraglich ist, dass er so lange durchhält.

Donnerstag, 25. Oktober 2018

Heute in der Beliebten Serie: "Passives Abseits Leser wissen es früher!"

Denn jetzt ist es tatsächlich auch bei den Leuten angekommen, die sich voll beruflich mit Fußball beschäftigen: Mittelstürmer sind doch wichtig. Wer hätte das gedacht?

Also ja. selbst einem Rainer Holzschuh ist es mittlerweile aufgefallen, dass richtig gute Mittelstürmer doch was feines sind. Ein Journalist, der als Kicker-Herausgeber seit 8 Jahren Robert Lewandowski bei der Arbeit zuschauen darf... Das ging ja fix...

Jetzt zählt er, dank Paco Alcacer all die wichtigen Mittelstürmer auf, die es so gibt. Weil genau dieser Spieler natürlich gerade auch sehr schön verdeutlicht, dass ein Knipser im Zentrum den Unterschied ausmachen kann. Gut, dass hätte man auch daran erkennen können, dass Borussia Dortmund auf Platz 18 abgestürzt ist, als sie Lewandowski an die Bayern abgeben mussten... aber wer will sich schon so im Detail mit Fußball beschäftigen.

Jetzt kommt Holzschuh zu dem Schluss, dass "den Begriff der 'Falschen Neun' zu kreieren und in Ausbildung wie Wettbewerb umzusetzen" die "größte Fahrlässigkeit des letzten Jahrzehnts" war. Herzlichen Glückwunsch. Alles Dinge, die man hier bereits 2013 lesen konnte.

Hier wurde immer die Meinung verbreitet, dass der "Falsche Neun" Hype absoluter Bullshit ist. Denn, nur so als Erinnerung, die einzige Mannschaft, die wirklich mit der Flaschen Neun erfolgreichen Angriffsfußball gespielt hat: Der FC Barcelona unter Pep Guardiola. Und der hat halt, wenn man ihn kritisch betrachtet, in der Champions League auch nur mit einem gewissen Lionel Messi etwas gerissen...

Messi ist halt eine absolute Ausnahmeerscheinung. Ein Jahrtausendtalent. Der vielleicht beste Fußballer aller Zeiten. Die einzigen echten Konkurrenten sind Pele und Cristiano Ronaldo. Der dann auch noch von 2 überragenden Zuarbeitern in Xavi und Andres Iniesta in Szene gesetzt worden ist...
Anders ausgedrückt: Mit den 3 Spielern kannst du jedes System spielen lassen und es funktioniert. Dass bedeutet aber nicht, dass sich der Rest der Welt da was abgucken kann...
Und selbst die Spanier haben mit der Falschen 9 nur verteidigt. Was aber halt keinem aufgefallen ist.

Faszinierender Weise gab es allerdings auch genau genommen nur einen einzigen Trainer neben Guardiola, der auf den "Flasche 9 als Angriffssystem und nicht als gelebter Pragmatismus" Zug aufgesprungen ist. Und der wird jetzt am Ende des Kommentars, der alle großartigen Mittelstürmer der letzten Jahre aufzählt, natürlich explizit dafür gelobt, dass er jetzt das erkannt hat, was alle anderen Übungsleiter (inklusive Pep Guardiola, der ohne Messi auch mit echten Mittelstürmer agieren ließ) längst erkannt haben.

Natürlich fehlt den Deutschen der wirklich gute Mittelstürmer. Aber dass die durchaus fähigen Optionen Kuranyi, Kruse, (zwischenzeitlich auch) Gomez und Wagner in der Nationalmannschaft keine Rolle gespielt haben, liegt hauptsächlich daran, dass Jogi Löw, einem nicht existierenden Trend hinterher rennend, jahrelang geglaubt hat, dass er es sich leisten kann diese Optionen zu vergraulen.
Ihn jetzt dafür zu loben, dass er endlich auch erkannt hat, was alle anderen schon lange wussten, ist mal wieder absurd. Aber so ist das halt bei allen Einschätzungen um die Person Löw...
Kritisch betrachtet war Löw die Person, die repräsentativ für die Fahrlässigkeit, die da begangen worden ist, steht. Aber wer will Löw schon kritisch betrachten...Da wird der Kicker noch 6 Monate für brauchen... aber vergesst ja nicht, wo ihr es zuerst gelesen habt...

Montag, 22. Oktober 2018

Worst of des "Die würde des Menschen ist unantastbar" Wochenendes

Also außer man ist so ein dummer Spanier... oder ein Drecks-Türke... oh warte, das hätte ich so nicht sagen sollen, Mist-Türke wäre angemessener gewesen... sorry...

Man weiß ja echt gar nicht mehr, was man dazu sagen soll... wenn selbst der Kicker Karl-Heinz Rummenigge kritisiert. Dem wird in genau diesem Moment bewusst geworden sein, wie viel Mist er da erzählt hat...
Oder wenn selbst die Sportschau darauf hinweist, dass man sich selbst innerhalb wenigster Minuten in den Grundaussagen widerspricht.Weil dieses "Die Würde des Menschen ist unantastbar" eben nur für aktuelle und nicht für ehemalige Bayern-Spieler gilt. Frei nach dem Motto: "Was interessiert mich mein Gelaber von Gestähm....ich meine ebene gerade..." 
Aber versuchen wir nochmal was neues zu finden, was noch nicht gesagt worden ist.

1.) Wenn ein Uli Hoeneß oder Rummenigge von "Anstand" sprechen, ist das für mich als würde mir ein Blinder was von Farben erzählen.
Das sind beides unanständige Populisten, die seit 40 Jahren jegliche Möglichkeiten ausreizen um ihren Verein nach vorne zu bringen. Die sich dabei aber immer einen Dreckmist darum geschert haben, was das für den Rest bedeutet. Was ich ihnen nebenbei nie vorwerfen werde, schließlich ist das ihre Aufgabe. Sie sind dann aber halt nicht in der Position anderen moralische Vorwürfe zu machen.
Also nur so (weil Hoeneß das Beispiel ja selber wieder anbringt) als Fingerzeig: Wenn Hoeneß ein anständiger Fußball-Politiker wäre, hätte er damals darauf hingewiesen, dass Mesut Özil ein verdienter deutscher Nationalspieler ist und bei weitem nicht der einzige war, der bei der WM enttäuscht hat. Stattdessen kippt er unsachlicher Weise weiteres Öl ins Feuer, damit das auch ja nur an der einen Stelle brennt und niemand auf die Idee kommt, die Leistung seiner Angestellten zu hinterfragen.

2.) Als gefürchtete "Abteilung Attacke" sind die Bayern Bosse echt die letzten, die sich über unfaire Medien beschweren dürfen. Beide haben über die Jahre den Umgang mit den jetzt neuen Feinbild immer wieder auf die Spitze getrieben um ihre Konkurrenz nervös zu machen. Die waren wirklich perfekt im Spiel mit der Presse. Und jetzt, wo es ein Mal plötzlich gegen ihren Geschmack geht, sind sie beleidigt? Obwohl sie genau diese Medien immer wieder für ihre eigene Propaganda ausgenutzt haben. Und natürlich bin ich da als kritischer Mensch vorbelasteter als der unrkritische Kicker. (Oder anders ausgedrückt: Heute in der beliebten Serie "Passives Abseits Leser wissen es früher...")

3.) Genau genommen haben die doch gar keinen Grund sich zu beschweren. Ich meine ernsthaft, wir regen uns über "Altherrenfußball" als Kritik auf? Wie arm ist das denn? Genau genommen geht es doch gerade bei der Kritik an den Bayern-Spielern nur um die gezeigten Leistungen auf dem Fußballplatz. Und die waren bei Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller in dieser Saison bisher mehr als dürftig. Wenn man da als Journalist nicht mehr drauf hinweisen darf... Von mir aus auch mit der einen oder anderen schärferen Spitze, damit es lesenswerter wird... Solange man Leute nicht als Arschlöcher beschreibt... was hier natürlich niemals passieren würde... ups...

Vielleicht sollte Rummenigge auf seine alten Tage nach Saudi Arabien auswandern, die haben ungefähr dieselbe Vorstellung von sachlicher Berichtserstattung wie er...
Und ja, auch wenn der Joke politisch extrem unkorrekt ist. Und das eine eigentlich mit dem anderen nichts zu tun hat... In Zeiten, in denen Journalisten für ihre kritische Arbeit ermordet werden (und das nicht nur in Saudi Arabien) die Namen von NTV Reporter in der Öffentlichkeit breit zu treten und dadurch eine Ächtung dieser Leute provozieren zu wollen, ist... nun ja... Unanständig. Das ist genau die Form von Hetzjagd, die wir im Fake-News-Zeitalter von führenden Persönlichkeiten nicht brauchen.

Aber um mal auf das ursprüngliche "Die Würde des Menschen ist unantastbar" zurückzukommen: Wer kümmert sich jetzt eigentlich darum? Also dass die Würde dieser alternden Menschen erhalten bleibt? Dass ihr durchaus beachtliches Lebenswerk nicht am Ende durch emotional-senile Aussagen in der Wahrnehmung aller zerstört werden? Dass die aktuelle Generation an jungen Fußballfans nicht nur noch denkt "Wer sind eigentlich diese beiden Typen da oben? Und was haben die jemals geleistet? Die labern ja nur Mülldreck..."
Oder anders ausgedrückt: Wer schützt eigentlich die Würde dieser beiden vor ihnen selbst?

Hasan Salihamidzic wird es anscheinend nicht tun. Denn er ist sachlich gesehen der große Verlierer dieser Pressekonferenz. Denn selbst wenn man dieses Schauspiel versucht sachlich und mit Abstand zu erklären... Und dann zu dem Schluss kommt, dass Rummenigge und Hoeneß halt den Trainer aus der Schusslinie nehmen wollte und dabei komplett über die Stränge geschlagen haben.
Was ihnen gelungen ist, darüber, dass Niko Kovac Franck Ribery, Müller und Boateng auf die Bank rotierte, obwohl alle 3 während der Länderspiele relativ viel Pause hatten, redet halt kaum jemand. Und selbst wenn sich ein Müller dazu äußern soll, sagt er nur, dass er "keine negativen Stimmen" liefern will...
Aber Salihamidzic saß halt während des Schauspiels daneben. Und so wurde uns allen vorgeführt, wer wann eigentlich die Entscheidungen für die Bayern trifft und entscheidet, wer verkauft werden muss und wann das entschieden wird. Bei der Bockwurst in der Halbzeit auf der Tribüne halt... während der Manager nur ein Handlanger für seine Bosse ist, der sich nicht mal selber äußern darf...


Und sonst so? Oh ja, RB Leipzig hat in einem ziemlich unmotivierten Spiel in Augsburg unentschieden gespielt. Was... natürlich niemanden überrascht, da sie als Tabellenzweiter in dieses Spiel gingen. Langsam ist diese Psychose so extrem, dass selbst die Bayern sich Gedanken machen müssen, wie sie eigentlich Borussia Dortmund einholen wollen ohne vorher nochmal auf Platz 2 zu stehen. Das wird richtig schwierig. Jetzt ist nächstes Wochenende Borussia Mönchengladbach dran.

Natürlich haben die gerade ein anderes Liga-Trauma besiegt: Nämlich den Fakt, dass die Bayern-Besieger für gewöhnlich am nächsten Spieltag nichts holen. Aber das bedeutet auch nur, dass sie nicht direkt 2 Traumata in Folge besiegen werden...

Gute Nachrichten gibt es derweil aus Stuttgart. Da hat der Trainerwechsel direkt einiges bewirkt. Also gut, man hat vor eigenem Publikum mit 0:4 verloren... und lag bereits nach 3 Minuten mit 0:1 hinten... und Weltmeister Benjamin Pavard legte das 0:3 mustergültig für Paco Alcacer auf... Wobei man ehrlich Weise sagen muss: die einzige Variante derzeit als Stuttgarter an einem Tor des Monats beteiligt zu sein ist halt ein Pass auf einen gegnerischen Angreifer spielen... Aber dennoch hat der VfB, weil dies halt die Bundesliga ist, es geschafft den letzten Tabellenplatz abzugeben... Weil es in dieser Liga halt immer noch einen gibt, der sich noch unfähiger anstellt... Das war in diesem Fall Fortuna Düsseldorf...

So, wie sich Nürnberg (die wenigstens von sich behaupten konnten, dass ihre 7 Gegentore Klatsche gegen überragende Dortmunder erspielt wurde... aber anderseits auch schon mit 0:3 gegen den Mitaufsteiger verloren hat) und Düsseldorf könnten dieses Jahr noch zum echten Problem werden. Denn es könnte sein, dass beiden die Qualität fehlt um in dieser Liga mitzuhalten. Was dann dazu führt, dass der Kampf um den Klassenerhalt, egal wie dumm sich die anderen Experten anstellen, im März entschieden sein könnte...
Aber wahrscheinlich schiebe ich da schon wieder unnötig viel Panik... es wird schon noch 3-4 andere Mannschaften geben, die ähnlich schlecht spielen werden wie die beiden Aufsteiger und dadurch deren Hoffnung auf den Klassenerhalt lange am Leben hält. Es gibt da so nen paar Experten, die da mein vollstes Vertrauen haben...

Ganz vorne dabei... Bayer Leverkusen... die es jetzt gerade so geschafft haben, gegen die "Boah, zum Glück sind die Aufsteiger so schwach, das gibt uns erstaunlich viele Möglichkeiten" Hannoveraner trotz Überzahl erst in der letzten Sekunde den Ausgleich zu erzielen... es wundert mich ein wenig, dass sie das jetzt nicht als großen Sieg der herausragenden Moral feiern... Es wäre halt nicht die dümmste Aussage des Wochenendes gewesen...

Tobias Welz und die schwierigen Entscheidungen des Schiedsrichters. Irgendwie macht sich da gerade das ungute Gefühl breit, dass Welz minutenlang nach einer Möglichkeit gesucht hat, den ziemlich fragwürdigen Elfmeterpfiff zurückzunehmen... aber gleichzeitig nicht wieder das "Timo Werner ist ein Schwalbenkönig" Fass aufmachen wollte. Aber ihm Gelb gegeben wollte er genau so wenig, wie den Elfmeter stehen lassen. Also holte er seine Photoshop-Skills raus und werkelte so lange an den Kameraeinstellungen, bis vorher jemand im Abseits stand, was eine sehr diplomatische Lösung des Problems war. So müssen wir uns jetzt alle nicht mit der Frage, ob unser designierter Offensiverlöser zu leicht fällt, beschäftigen... Großartige Schiedsrichterleistung. So was darf dann auch gerne mal 4 Minuten dauern...

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Haben die ein anderes Spiel gesehen als ich?

Oder: Es ist absurd, wie viel Kredit ein Jogi Löw immer noch hat.

Es ist halt immer eine Frage, worauf man achtet. Und ja, ich fand es schon faszinierend, wie positiv ein Thomas Hitzlsperger direkt nach Abpfiff das Geschehen auf dem Platz bewertete. Und die kritische Nachfrage, ob man die Veränderungen nicht schon vor 3 Monaten hätte bringen müssen, komplett ignorierte. Stattdessen sprechen alle trotz des drohenden Abstieges von einem Schritt in die Richtige Richtung. Und vor allem von einen Super Spiel, welches die Deutschen gemacht haben.

Da frage ich mich ehrlich: Haben die ein anderes Spiel gesehen als ich? War das Spiel gegen die Niederlande (wie auch der WM Auftritt) so schlecht, dass man sich jetzt an den einfachen Grundlagen aufgeilen kann? Das war ja schon im Hinspiel so, als alle stolz erwähnt haben, dass man ja defensiv super gestanden hat... in einem Heimspiel... Als Deutschland. Jetzt kommt ein "In Frankreich kann man ja mal verlieren." Der Adi würde sich im Grab umdrehen, wenn er nicht verbrannt worden wäre...

Und natürlich kann man mal in Frankreich oder beim Weltmeister verlieren. Aber diese Niederlage sollte man nicht als "Fortschritt" feiern. Und vor allem dass man das am Gegner festmacht. Weil der ja vorher so erfolgreich war... Seit wann ist unsere Nationalmannschaft so schlecht, dass wir die Beurteilungen von Ergebnissen am Gegner festmachen? Sind wir wirklich so tief gesunken?

Wäre dann auf ein Mal selbst Gibraltar Favorit? Klingt absurd... aber Gibraltar hat seine letzten beiden Pflichtspiele gewonnen, während Deutschland seit 4 Pflichtspielen sieglos ist. Und im Kalenderjahr 2018 mehr Pflichtspiele verloren hat als Gibraltar. Und ja, das ist die Realität, in der wir leben. Trotzdem wird der Trainer, der das zu verantworten hat, mit Samthandschuhen angefasst.

Genau genommen hatte Jogi Löw nach der WM eine Aufgabe: Ein Offensivsystem für das (vielleicht zu ähnlich veranlagte) Offensivtrio Leroy Sane, Marco Reus und Timo Werner zu finden. Denn das dürften die 3 besten Offensivspieler dieses Landes sein. Und jetzt, nach 3 1/2 Monaten und einer heftigen Pleite gegen Holland, ist es Löw tatsächlich auch aufgefallen... und er ersetzt den verletzten Reus durch Serge Gnabry, beginnt tatsächlich damit, das System für die Zukunft zu entwickeln. Mit dem man (und Löw redet ja gerne von 2 Jahres Zyklen) bei der EM 2020 antreten kann.

Warum er das nicht schon im Hinspiel versucht hat. Oder in Amsterdam... aber da musste jeweils doch wieder Thomas Müller starten. Der irgendwie von der kritischen Analyse ausgenommen war, obwohl er still und heimlich sein letztes gutes Länderspiel vor 4 Jahren absolviert hat. Und ja, ich war echt überrascht, dass Kicker.de die Generalabrechnung von Christophe Dugarry zwischenzeitlich ganz oben auf seiner Homepage hatte. Aber macht euch keine Sorgen, mittlerweile muss man nach solchen Meinungen wieder suchen. Die werden wieder gut versteckt. Und jegliches "Das kommt eigentlich zu spät!" wird bei den eigenen Kommentaren ebenfalls ausgeblendet. Stattdessen freuen sich alle, dass Löw jetzt endlich das macht, was er eigentlich schon längst hätte machen müssen.

Genau genommen gibt es nach diesem Spiel nur eine Frage, die gestellt werden muss. Warum hat das so lange gedauert?

Dabei geht es noch nicht mal um den Abstieg in der irrelevanten Nations League. Da hieß es nach dem Hollandspiel schließlich noch: Den könnte man verkraften, wenn man dabei wenigstens auf junges Personal setzt. Es geht genau genommen darum, dass Jogi Löw den Sané komplett blockiert hat.
Also anders ist sein bemühter, aber an viel zu vielen Stellen, glückloser Auftritt nicht zu erklären: Sané denkt auf dem Platz mehr nach, als er eigentlich muss. Deswegen legt er auf ein Mal einen Ball quer, den er selber abschließen muss. Und das könnte durchaus auch daran liegen, dass er keine Ahnung hat, wie er Löw jetzt zufrieden stellen kann.

Und es gab erstaunlich viele Sané Situationen, in denen ich dachte "Jetzt handelt der nicht instinktiv, sondern denkt halt nach..." Aber dass das an Löw liegen könnte...
Mich erinnert das spontan an die Personalie Mario Götze bei der Weltmeisterschaft 2014: Der wurde als eigentlich 2. Bester Offensivspieler im letzten Gruppenspiel für einen gewissen Lukas Podolski aus der Mannschaft genommen und spielte danach dann im Achtelfinale gegen Algerien ohne jegliches Selbstvertrauen. Aber wo soll das Selbstvertrauen auch herkommen, wenn man keine Ahnung hat, wie man seinen Vorgesetzten zufrieden stellen kann?
Und ja, wenn du als bester Feldspieler des Ghana Spieles beim nächsten Mal 76 Minuten lang auf der Bank sitzt, beschäftigt dich das als Spieler. Genau so wie es dich als Sané beschäftigt, wenn du nicht an einem Spieler vorbeikommst, obwohl du eigentlich glaubst besser zu sein als dieser. Und mit diesem Glauben nicht mal alleine dastehst, aber dein direkter Vorgesetzter das halt anders sieht...

Also nur mal so als Gedankenexperiment: Stellen wir uns vor ein menschlich unbeliebterer Trainer, nennen wir ihn Thomas Tuchel hätte solche Probleme einen Sané ins Team zu integrieren. Dann würde die ganze Zeit darauf hingewiesen werden, dass ein Trainer einem solchen Ausnahmetalent das Vertrauen geben muss. Stellt euch mal vor, was sich ein Tuchel alles anhören müsste, wenn so ein Spieler unter ihm immer wieder solch dürftige Leistungen abliefert...
Man kann sich einfach nur mal das Verhältnis von Louis van Gaal und Franck Ribery angucken. Damals hieß es auch nie "Ribery muss sich an die Taktik des nachgewiesenen Erfolgstrainers anpassen". Sondern da ging es dann nur darum, wie schwierig van Gaal ist... Obwohl faktisch gesehen beide Charaktere eher schwierig sind.

Genau so ist es jetzt bei Sané und Löw. Nur dass da bisher die Schuld immer und ausschließlich beim Spieler gesucht worden ist. Aber genau genommen ist es auch für den Trainer eine Armutszeugnis, dass die Länderspielbilanz dieses Ausnahmetalents so grausam aussieht. Und wir reden hier vom besten Nachwuchsspieler der Premiere League. Es ist also nicht so, dass ich behaupte, dass der Junge gut ist (dafür sehe ich zu wenig Premiere League), sondern dass die Wahlberechtigten vor Ort sagen, dass der verdammt gut ist.
Und als Nationaltrainer ist es halt deine Aufgabe solche Leute in deine Mannschaft einzubauen.


Der nächste Punkt, der mich ja grundlegend stört, ist ja dieses "Wir haben ein gutes Spiel gemacht.", was dieses Mal wirklich alle angestimmt haben, außer Mats Hummels... Haben "wir" das?
Also genau genommen ging man durch einen fragwürdigen Handelfmeter in Führung. Und da ist es mir auch egal, ob der Kicker online schreibt, dass der "regelkonform" war. Wenn so ein Elfmeter gegen Deutschland gepfiffen wird, werden dieselben Regeln anders interpretiert. Und ja, man kann den geben, man muss aber nicht. Das ist halt die ewige Diskussion mit dem Handspiel, bei der ja immer darauf hingewiesen wird, dass niemand genau weiß, was ein Handspiel ist und was nicht... es sei denn es geht um Deutschland, dann ist es klar definiert.
Abgesehen von dem Elfmeter hatte man 2 wirklich gute "Das muss ein Tor sein" Chancen: Ein mal hält Hugo Lloris gegen Matthias Ginter stark. Und dann die oben schon beschriebene "Sané zaudert zu sehr und trifft mal wieder die falsche Entscheidung" Szene.
Und an sonsten hat Frankreich einen halt spielen lassen. Wie Frankreich das halt macht. Also selbst Dänemark, Peru und Australien haben sie phasenweise spielen lassen. Das ist quasi deren Konzept.
Jetzt wird hinterher so getan, als hätte man zahlreiche Großchancen zum 0:2 gehabt. Aber hätte Lloris dann nicht eine bessere Note als eine 2,5 kriegen müssen? Irgendwer müsste diese Großchancen ja vereitelt haben...
Und ja, Deutschland war in der ersten Halbzeit besser. Aber an der Stelle kommen wir zum ganz großen Problem: Als Frankreich dann beschloss mal ne Weile am Spiel teilzunehmen, kam von Deutschland Offensiv nichts mehr. Die letzte gezählte Torchance kam aus der 55. Minute. In der 2. Halbzeit lassen sich die Offensivbemühungen mit einem "Sie haben sich bemüht" zusammenfassen. Und das ist halt nicht gut genug. Zumindest wenn man die Klasse halten will.

Deswegen ist es praktisch gesehen auch völlig unerheblich, ob man wegen eines unberechtigten Elfmeters verloren hat. Denn in der Nations League Tabelle würde einem ein 1:1 auch nicht wirklich weiter helfen. Und ab der 60. Minute, also dem Moment des Ausgleichs, war Deutschland nie wieder auch nur annähernd in der Position ein Tor zu erzielen. Also nicht mal einen Lucky Punch, der Fußballspiele komplett auf den Kopf stellt, zu landen. Da kam nichts mehr.
Und das, obwohl man für die Tabelle das Spiel eigentlich gewinnen musste. Stattdessen schlendert Leroy Sané bei seiner Auswechslung ganz entspannt in Richtung Seitenlinie.
Ernsthaft, mein Highlight des Spiels war, wie Gerd Gottlob versuchte Kylian Mbappé anzutreiben... Mit einem "Der soll sich jetzt bitte nicht so viel Zeit lassen wie Sané..." Ähm... im Gegensatz zu Sané war Mbappé in der Position sich das zu leisten...

Wenn Deutschland, sich der Tabellensituation bewusst seiend, nach dem 1:1 engagiert nach vorne gespielt hätte. Stattdessen war die Luft komplett raus... und man ging in die Schlussphase mit einem "hey, vielleicht reicht es ja für ein Unentschieden"... Großartige Leistung!
Und ja, 55 Minuten lang haben wir das gute Spiel der Deutschen, dass alle gesehen haben wollen, auch bekommen. Aber ein Spiel dauert minimal länger als 55 Minuten.

Aber was will man erwarten, wenn der Trainer hinterher unwidersprochen bekannt gibt, dass man ja den Klassenerhalt noch aus eigener Kraft schaffen kann. Ähm... kann mal jemand den Löw mit einen Grundkurs in Mathematik ausrüsten? Also nur so zum Nachrechnen: Wenn die Niederlande gegen Frankreich gewinnt, kann selbst ein Einmarschbefehl mit Schliefenplan den Abstieg nicht mehr verhindern. "Aus eigener Kraft" bedeutet eigentlich, dass man nicht von den Ergebnissen der Konkurrenz abhängig ist.

Um mal einen Satz für die Aluhut Freunde rauszuhauen: Wir erreichen jetzt den Punkt in der Nations League, wo sich die Nationen, die eigentlich um den EM Titel spielen wollen (also Frankreich halt) fragen könnten, wie sie eigentlich der Endrunde aus dem Weg gehen können... um sich die Zusatzbelastung zu ersparen... also die Spanier haben das ja in ihrem Heimspiel gegen England sehr gut vor gemacht...
Natürlich wird das hinterher keiner zugeben, aber von den ganz großen Nationen hat doch nur Italien so richtig Bock auf die Nations League Endrunde... weil die halt sonst nichts austragen dürfen und mal dringend ein Turnier brauchen. Alle anderen ist es doch egal, wer diese Liga gewinnt. Allein schon deswegen ist ein Sieg der Niederlande gegen Frankreich wahrscheinlicher als viele glauben wollen.
Man hat sich also ganz entspannt in die Position manövriert, dass man vorm Fernseher sitzend definitiv absteigen kann. Großartige Leistung.

Wenn man kritisch über Löw berichten wollen würde, könnte dabei rauskommen, dass Löw bei seiner tiefgreifenden und kritischen Analyse zu dem Schluss kam, dass Thomas Müller auch im Jahr 2018 noch wichtiger ist als ein Leroy Sané. Und wir wissen jetzt alle, das dies ein kritischer Trugschluss war. Damit hat Löw bei seiner eigenen Analyse genau so versagt, wie bei der Weltmeisterschaft im Sommer. Und dann muss als nächstes die Frage erlaubt sein, wie viele kritische Fehlschläge ein Löw sich noch leisten darf oder ob 2 nicht reichen um entlassen zu werden...

Aber stattdessen haben wir uns daran gewöhnt, dass Selbstverständliche und Offensichtliche zu feiern.

Montag, 15. Oktober 2018

Zweite Liga, Deutschland ist dabei!

Oder: Weil das Vorrunden-Aus so eine Erfolgsgeschichte war, jetzt die Fortsetzung.

Es ist faszinierend, wie der ehemals so großartige Jogi Löw jetzt einen Negativrekord nach dem anderen bricht. Heute als neues Special Feature: 3 Pflichtspiele in Folge ohne eigenen Treffer. Das gab es noch nie. Mit 5 Niederlagen im Kalenderjahr 2018 hat er den alten Rekord zumindest eingestellt. Jetzt gilt es noch gegen Frankreich zu versagen, dann hat er auch Erich Ribbecks Rekord mit 4 Pflichtspielen ohne Sieg eingestellt. Ja, wir sind wieder auf dem "Das werden wir unseren Kindern erklären müssen" Niveau angekommen. Nur, dass wir das dieses Mal mit guten Fußballern hinbekommen, was eine absolute Meisterleistung ist.

Ich gehe ja davon aus, dass Löw sich am Mittwoch mit einer absurden Pressekonferenz verabschiedet. Also er wird nicht zurücktreten, nein. Er wird bekannt geben, dass die SPD gerade jemanden sucht, der für sie eine monatelange Analyse der negativen Entwicklung liefern kann, bei der aber nichts rauskommen darf. Und da sei er ja der perfekte Mann für. Also wird er befördert. Falls man einen Posten bei der SPD noch als Beförderung ansehen kann...

Das absurdeste ist ja, das Löw angeblich bei seinen Aufstellungen "unberechenbar" bleibt. Ähm... der Mann hat es geschafft im 2. Pflichtspiel nach dem Südkorea Debakel 6 Akteure aus diesem Spiel wieder aufzubieten. Oder nach einem angekündigten großen Umbruch 6 Weltmeister von 2014 in die erste Elf zu stellen. Nach einer großen Fehleranalyse, die alles verändern sollte. Genau genommen lautete diese allerdings: Sami Khedira ist Schuld, den laden wir deswegen nicht mehr ein. Der Rest kann so weiter machen...

Gerade der Fakt, dass ein offensichtlich angeschlagener Jerome Boateng mit 25% Zweikampfquote durchspielen durfte, während ein Niklas Süle auf der Bank saß... das grenzt schon an Sabotage. Der letzte, der derart intensiv, aber erfolglos, an seinem Rausschmiss gearbeitet hat, war Horst Seehofer...

Vor allem hätte man wirklich ein Mal von den Fehlern der anderen lernen können. Also dem Gegner vom Samstag. Die Niederländer haben ja bereits die Qualifikation zur EM 2016 elegant verkackt. Auch wenn das eigentlich, dank der Erweiterung des Teilnehmerfeldes, unmöglich sein sollte. Die erste Lektion aus diesem Debakel: Wenn es ein Mal nicht geklappt hat, versuche es nochmal. Also bis März mit Wesley Sneijder und bis zum bitteren Ende mit Arjen Robben. Wenn der denn gerade mal fit war. Und einem Robin van Persie, weil das damals so schön war. Also statt des dringend nötigen Umbruch setzte man auf ein letztes großes Hurra der Helden des WM Finales von Boah ist das lange her. Und verpasste somit in logischer Konsequenz auch die WM.

Jetzt ist man nicht zwingend besser als vorher. Ryan Babel spielt zum Beispiel immer noch mit, was kein gutes Zeichen sein kann. Aber man hat halt mehr U21 Spieler als Ü30 Spieler. Der lange verschobene Umbruch ist endlich unterwegs und bringt dann tatsächlich auch seine ersten Achtungserfolge... Und das als Holland, also die Nation, die im Sommer 2017 nicht U21 Europameister geworden ist...

Erinnert ihr euch noch an den Sommer 2017? Als Deutschland alles gewonnen hat? Und als man sich fragte: Wer soll die eigentlich aufhalten, wenn Löw es schafft die U21 Europameister und die Confed Cup Sieger mit dem Weltmeistern zu verbinden. Aber genau da hat Löw halt versagt. Und er hat auch im Herbst 2018 noch keinen Plan, wie er Leroy Sane und Timo Werner konstruktiv in eine Offensive einbauen kann. Oder, was bei den beiden vielleicht sinnvoller wäre, eine Offensive um die beiden herum aufzubauen. Stattdessen sitzt Sane immer noch auf der Bank und Thomas Müller, dessen letztes relevantes und gutes Länderspiel 3 Jahre her ist, steht weiterhin in der Startformation, obwohl der Mann nicht mal mehr in den Kader gehört. Zur allgemeinen Überraschung ändert sich dadurch nichts...

Wobei, gewisse Fortschritte hat es ja gegeben... also der Mats Hummels Kopfball, der gegen Südkora noch über das Tor ging, wurde dieses Mal von einem Feldspieler vor der Linie geklärt. Wenn das so weiter geht, zwingt Hummels noch in diesen Jahr einen Torwart zu einer Parade! Da ist es doch auch verständlich, dass Hummels eine Entwicklung in die Richtige Richtung sieht und davon ausgeht, dass "Die Spielanlage stimmt"...

Praktisch gesehen steht die Deutsche Nationalmannschaft in der Nations League vor denselben Problemen wie bei der WM. Es gibt da keine Fortschritte zu erkennen. Es fehlt immer noch ein brauchbarer Mittelstürmer. Jetzt eher noch mehr als vorher. Und dieses Problem wird weder in der Analyse offen angesprochen, noch gibt es einen Plan, wie es behoben werden soll. Es gibt nur die Hoffnung, dass mal wieder einer reinrutscht. Guter Plan. 

Freitag, 12. Oktober 2018

Mir geht diese Einseitige Berichterstattung auf den Sack

Und ja, ich kann es auch nachvollziehen, dass dem einen oder anderen Offiziellen in seiner Funktion als Offizieller die Länderspielpausen auf den Sack gehen. Dass sich aber bei der Berichtserstattung ausschließlich darauf gestürzt wird.

Wenn zum Beispiel Kicker- Chefredakeur Rainer Franzke seinen Kommentar auf ein "Länderspiele gehen auf Kosten der Fans" runter bricht. Ernsthaft?
Ich sag das mal so: Ich bin definitiv auch Fußball Fan. Zwar kein Stadiongänger, das stimmt, aber ein begeisterter Zyniker. Und ich finde die Länderspielpause toll. Aus einem einfachen Grund: Nachdem ich seit der letzten Länderspielpause jeden Tag auf Kicker.de irgendwelche Ergebnisse ausgecheckt habe, entschleunigt diese Woche, wo es mir bis Samstag Abend echt egal ist, wie welches Spiel ausgeht, echt wunderbar.
Und ich habe ja beschlossen, dass ich die Champions League Gruppenphase dieses Jahr komplett ignoriere. Also ich schreibe dazu vielleicht nochmal irgendwann 4 Worte als Zusammenfassung, aber angucken werde ich es mir nicht. Trotzdem muss man irgendwie nen Überblick behalten, wie die Ergebnisse lauten. Andere Fans gönnen sich an der Stelle schon die volle Dröhnung (und denen gönne ich dies. Früher war es ja bei mir nicht anders). Und wenn diese Menschen wirklich unter der Vereinsfußball-Pause leiden, so haben wenigstens die Frauen/ Freundinnen und Kinder was davon. Oder sie leiden besonders, weil der Mann sich auf ein Mal mit ihnen beschäftigt.

Aber sich bei dem Konsum, den wir uns angewöhnt haben, ein Mal im Monat eine Pause zu gönnen, ist prinzipiell nicht das Schlechteste. Aber die Idee, dass eine Pause im 24/7 Fußball-Konsum vielleicht mal was ganz angenehmes sein könnte, wird ja gar nicht zugelassen.

Das gilt vor allem auch für die Spieler. Nehmen wir mal einen Fiktiven Charakter namens Marco (ihr hört ein Räuspern): Dieser gilt als überragender Spieler seiner Generation, aber sein Körper scheint nur bedingt für  für die Dauerbelastung. Aber sein fragiler Körper hat die 7 Spiele zwischen den Länderspielen ordentlich überstanden. Wir reden hier von 7 Spielen in 28 Tagen. Nur so zum Nachrechnen. Und genau zur Länderspielpause hat er dann "Knieprobleme".

Mittlerweile braucht es da auch keine genaue Diagnose mehr. Es gehen alle irgendwie davon aus, dass ein derartiger Spieler nach einem derartigen Programm Schmerzen in den Knien haben wird. Also, weil sich auch alle bewusst sind, dass die Spiele nicht so wirklich wichtig sind, gönnt sich der Marco eine Pause. Um danach dann die nächste Serie mit 7 Spielen in 28 Tagen anzugehen.

Man stelle sich aber vor, diese nächste Serie würde sofort beginnen. Oder nach einer einzigen 7 Tage Pause, weil es ausnahmsweise mal keine "englische Woche" (was mittlerweile echt ein Euphemismus ist, man sollte es "europäische Woche" nennen) ansteht. Glaubt wirklich irgendjemand, dass der Marco diese Serie problemlos überstehen würde? Also ist es doch schön, dass wir dem eine Regenerationspause gönnen.

Überlegt euch einfach mal, wie viele Länderspiele mittlerweile wegen Kleinigkeiten abgesagt werden. Und das ist gut so. Das ist ja etwas, was man gerade Jogi Löw wirklich hoch anrechnen muss: er hat als erster verstanden die Länderspiele als Belastungsteuerung zu nutzen. Aber im Liga und Europacup Alltag können es sich halt viele Vereine nicht leisten ihren Spielern angemessene Ruhepausen zu gönnen... Nationalmannschaften, die nicht die Niederlande sind, können sich dies dagegen leisten.


Aber hier wird auch allgemein die Meinung vertreten, dass die Belastung bei Länderspielen in den meisten Fällen wesentlich geringer ist als in den Ligaspielen. Weil das allgemeine Tempo bei derartigen Spielen einfach nicht so hoch ist. Aber natürlich lässt mich der Kicker nicht auf seine Datenbank zugreifen, damit ich das verifizieren könnte.

Aber wo der Kicker sich gerade angewöhnt mit Zahlen und Statistiken um sich zu werfen: Es wäre schon interessant rauszukriegen, ob bei einem Länderspiel weniger Sprints angezogen werden als in der Bundesliga. Oder ob es weniger Fouls und Zweikämpfe gibt. Aber eine derartige Analyse passt ja nicht ins "Ist alles Kacke" Narrativ...

Wenn man den Blickwinkel etwas erweitert, ist davon auszugehen, dass ein Spieler wie Cristiano Ronaldo sich in Zukunft von den unwichtigeren Länderspielen fern halten wird. Dass sich ein Lionel Messi einfach mal offiziell 4 Monate Pause vom Nationalteam gönnt.Weil die Nations League oder Freundschaftsspiele halt die einzige Möglichkeit für eine Ruhepause der Superstars darstellt. Das könnte man auch mal erwähnen: Die beiden besten Fußballer unserer Generation nutzen diese Phase gerade zum Kraft tanken. Und das ist gut so.

Da sind wir noch nicht mal bei den Makoto Hasebes dieser Welt. Also Spielern, die immer noch in der Lage sind im europäischen Vereinswettbewerb mitzuwirken, sich aber für die Länderspielreisen zu alt fühlen. Die sich also bewusst und offiziell alle 4-5 Wochen diese kurze Pause gönnen. Und dann wundern wir uns immer, warum diese Spieler dann plötzlich behaupten, dass sie sich so gut fühlen wie noch nie. Was natürlich nur daran liegt, dass sie jetzt besser auf ihren Körper hören und nicht daran, dass sie weniger Reisen.

Und ja, es ist davon auszugehen, dass Länderspiel Karrieren kürzer werden und sich mehr an Philipp Lahm als an Miroslav Klose orientieren. Dass es in 10 Jahren nichts ungewöhnliches mehr ist mit 31 auf dieser Ebene aufzuhören, danach aber noch "jahrelang" international hochklassig zu spielen. Und dass sie die höchst belasteten Vereinsspieler immer wieder mit kleineren Wehwehchen von den unwichtigeren Länderspielen abmelden, weil sie die Zeit als Regeneration brauchen. Man muss aber auch einfach mal festhalten, dass diese Spieler ohne Länderspielpausen gar keine Chancen auf Regeneration während der Saison haben.

Gerade das Reisen-Argument ist halt seit Jahren völlig absurd. Schließlich reisen viele Spieler gerade weniger, als wenn sie im Auftrag ihres Vereins unterwegs wären. Ein Mal Amsterdam - Paris - München bitte. Anschnallen nicht vergessen! Ernsthaft, vergleicht einfach mal was für Strecken Timo Werner diese Saison schon für RB Leipzig zurück gelegt hat. Im Vergleich dazu sind die Länderspieltrips in den letzten Jahren echt lächerlich. Und klar, man könnte jetzt darüber jammern, dass man mehr ausländische Spieler in seinem Kader hat. Vor allem mehr Nicht-Europäer. Aber da haben die Spitzenvereine ja jahrelang für gekämpft. Das könnten sie auch lösen, in dem sie sich wieder auf eine Ausländerbegrenzung einigen. Aber das will ja niemand.

Das aller absurdeste ist aber... diese Idee mit dem "Das schreit nach einer Reform der internationalen Rahmenkalender. Nach einer Ansetzung von Länderspielen zum Beispiel in der Woche vor Weihnachten." Wieso dürfen eigentlich Leute, die nur bis zum eigenen Tellerrand gucken können, Journalisten sein? Sollte man so was nicht verbieten?
Ernsthaft... kann mal jemand den Franzke im Dezember nach Finnland schicken und ihm dann 2 Stunden lang in einem Stadion frieren lassen? So als Therapie, damit er merkt, dass diese Idee Scheiße ist.

Vielleicht sollte jedem, der diesen Gedanken ausspricht, mal verdeutlicht werden, dass Europa aus mehr als einer Klimazone besteht. Und dass dieser Fakt beim erstellen der Spielpläne bedacht werden muss. Also nur mal so zur Info: Es wird sich seit Jahren bewusst dafür entschieden, dass die russischen Champions League Teilnehmer ihr letztes Gruppenspiel auswärts bestreiten. Warum? Nun ja, weil unsere Großväter (und die französischen Ururgroßväter) in jahrelangen Feldversuchen herausgefunden haben, dass es Wahnsinn ist seine jungen Männer in kurzen Hosen im Dezember nach Moskau zu schicken. Oder nach Helsinki. Oder nach Oslo. 26 Millionen Menschen wohnen in den "Nordischen Staaten". Dazu kommen 144 Millionen Russen. Und die baltischen Staaten. Alles Ländern, in denen der Ball von Mitte November bis Anfang April ruht. Wollen wir all diesen Ländern jetzt mitteilen: "Eure Nationalmannschaft kann im wesentlichen keine Heimspiele mehr absolvieren. Ihr wisst ja schließlich selber, dass eure Heimat eher ungeeignet für Sport in kurzen Hosen im Winter ist. Viel Spaß beim Biathlon, aber wartet noch damit, bis ich weg bin..."

Der Zyniker in mir hofft ja darauf, dass diese Idee umgesetzt wird und Deutschland dann Mitte Januar zu einem Pflichtspiel nach Finnland muss... weil dies der einzige freie Termin im Rahmenkalender ist. Und dann gibt es 4 Kreuzbandrisse, weil sie in Finnland keine Rasenheizung haben. Aber Verschieben war halt auch keine Option... Damit dann alle plötzlich merken, wie unfassbar dumm diese Idee eigentlich war.

Natürlich wäre es ein schönes Ideal, wenn man die Länderspiele in 2 großen Blöcken im Dezember und Januar abhalten könnte. Und wir Deutschen und alle südlich von uns könnten dies. Damit die Idee aber umsetzbar ist, müssen wir noch viele Runden in unseren Wunderbaren Dieselautomobilen drehen. Was doppelt effektiv ist. Denn dann würden Holland und Island (mindestens) komplett ausscheiden, was den Rahmenterminkalender ja extrem entspannen würde. Und der übrig gebliebene Rest könnte ganzjährig Fußball in Stadien spielen.

Ernsthaft, es ist unfassbar ignorant, dass unsere deutschen Sport-Journalisten bei der Diskussion über den INTERNATIONALEN RAHMENTERMINKALENDER völlig ignorieren, dass man da auch so ein paar Faktoren anderer Länder mit einfließen lassen muss?
Aber hey, wir können den Skandinaviern ja klimatisierte Großfeldhallen bauen... Also genau das machen, was wir bei der WM im Qatar als absurd abgetan haben.

Diese Idee ist einfach nur dumm. Und wer auch immer sie ins Gespräch gebracht hat (Ich habe es am Montag im Kicker bei Franzke gelesen, aber schon am Donnerstag hat Horst Heldt sie aufgegriffen) sollte ein mal öffentlich erklären, dass das eine richtig dumme Idee aus ganz europäischer Sicht war.

Montag, 8. Oktober 2018

Worst of des "Am Ende steigst du aus und würdest am liebsten in den Kübel kotzen" Wochenendes

Da stellt sich ja eigentlich nur eine Frage: Woher wusste Michael Gregoritsch, wie der Oktoberfest-Ausflug der Bayern enden würde?

Aber selbst denen ist jetzt passiert, was anscheinend allen passiert: Sie waren als Tabellen-Zweiter hoffnungslos überfordert.
Es gibt ja Dinge, die sich sachlich nachvollziehen lassen. Also dass man die Krise einleitet, in dem man, von der Gesamtsituation gelangweilt, zu schludrig mit seinen Chancen umgeht. Oder dass Arjen Robben und Franck Ribery inzwischen vielleicht doch zu alt für den Scheiß sind und den Bayern deswegen jetzt die Kingsley Coman Verletzung richtig schmerzt. Aber dann spielst du halt wenigstens 0:0...
Die Art und Weise, wie die Bayern bei allen 3 Gegentoren Spalier standen. Dass ein Thiago tief in der gegnerischen Hälfte den Ball verliert. Dass Niklas Süle und Mats Hummels sich denken "Och, wir haben Manuel Neuer im Tor, da kann ich die gegnerischen Angreifer schon schießen lassen... da wird doch nichts passieren"... Und vor allem, als absoluter Höhepunkte: Was macht Hummels eigentlich vor dem 3:0? Klar, Leon Goretzka springt da auch etwas unmotiviert unter dem Ball vorbei. Aber Hummels sagt sich danach anscheinend "Ich hab da jetzt keinen Bock drauf..."

Nur um das mal zu verdeutlichen: die Nürnberger müssen sich ja derzeit auch gefühlt im Wochenrhythmus vorwerfen lassen, dass sie nicht genügend Widerstand leisten um ein Debakel zu verhindern. Aber das ist wenigstens eine junge, unerfahrene Truppe. Die zusammen weniger Bundesligaspiele auf dem Buckel haben dürfte als Hummels alleine. Da kann man das halbwegs nachvollziehen... Die einzige wirklich Erklärung für Hummels Verteidigungs-Konzept beim 0:3 war ein "ach, ist mir doch egal, ob wir hier noch ein Gegentor kriegen." Also einfach nur wenn man sich die Körpersprache in der Szene anguckt. Die buchstäbliche Trägheit, mit der er in die falsche Richtung unterwegs ist.

Nebenbei wollte ich an der Stelle nochmal darauf hinweisen, wer frühzeitig darauf hingewiesen hat, dass das "Projekt Niko Kovac" praktisch auf Grund der überhöhten Erwartungen von vorne herein zum scheitern verurteilt ist. Denn wenn man eigentlich schon im Juli nur vom Champions League Finale spricht, obwohl seine Mannschaft da krasser Außenseiter ist, wird jede kleinere Krise in der "Selbstverständlich dominieren wir dort" Bundesliga untragbar.
Und praktisch gesehen ist das, was dort gerade passiert, relativ normal. Die Mannschaft befindet sich halt mitten im Umbruch. Sie muss sich auf Grund dieses Umbruchs auch selber neu orientieren: Weg vom "Die Hinrunde ist eigentlich nur zum einspielen da" hin zum "Verdammt, diese Gurkentruppen fordern uns auf ein Mal, da müssen wir doch richtig fokussiert spielen". Und da kommt dann halt mal so eine Serie bei raus. Wenn sie jetzt aber den Fokus wieder schärfen, wird es zumindest in der Bundesliga wieder bergauf gehen. Aber das wird halt nicht reichen um die Saison als Erfolg zu verkaufen.
Nebenbei ist es auch schön, dass der Kicker darauf hinweist, dass selbst ein Jupp Heynckes zum Ende der Saison (siehe Pokal-Finale) die Probleme nicht mehr kaschieren konnte. Aber trotzdem dachten Hoeneß und Rummenigge, dass sie dieses Jahr wieder um den Champions League Titel mitspielen können... und formulierten dies als klare Ansage.

Einen Schritt weiter sind da ja schon die Stuttgarter. Auch hier sei darauf hingewiesen, wer vor 2 Wochen darauf hingewiesen hat, dass die Situation auf Schalke eine andere ist, weil man dort komplett von seinem Trainer überzeugt ist... Korkut war genau genommen immer nur die Zwischenlösung für Markus Weinzierl... Er war aber halt als Zwischenlösung so gut, dass man den Vertrag verlängern musste, obwohl man genau genommen nie wirklich von ihm überzeugt war. Aber die Ergebnisse zwingen einem halt...
Genau so wie die Ergebnisse einen dazu gezwungen haben den Trainer nicht schon nach dem Sieg gegen Bremen zu entlassen. Weil halt das Angebotene nach dem Ergebnis und nicht nach der Leistung bewertet haben. Und Fußball ist halt (wie Stuttgart und Schalke in der letzten Rückrunde bewiesen haben) der ultimative "Du kannst schlechter spielen als der Gegner und trotzdem gewinnen" Sport.
Faszinierender Weise wurden ja auch hier die Dortmunder dafür kritisiert (und ja, es werden nur die Positiven Dinge verlinkt, den Rest müsst ihr selber suchen...), dass sie mit Peter Stöger genau das durchgezogen haben. Die haben einerseits die zumindest grundlegend vernünftigen (am Ende reichte es für die Champions League) Ergebnisse gesehen. Sie kamen aber auch frühzeitig zu dem Schluss, dass das Zustande kommen dieser Ergebnisse nicht den Vorstellungen des Vereines entsprechen. Und entsprechend reagiert. Jetzt hat Lucien Favre dann keine 100 Tage gebraucht, damit die Abwehr wieder wie zu besten Peter Bosz Zeiten aussieht... nur dass man jetzt mit Paco Alcacer einen Stürmer hat, bei dem das egal ist. Und genau so soll ja Fußball a la BvB aussehen... oder so ähnlich.

Um den weiten Bogen zu den Stuttgartern zu spannen: Eigentlich war abzusehen, dass Korkut die Vorrunde nicht überstehen würde. Also einerseits auf Grund der Geschichte des Vereins, der immer in dieser Phase den Trainer entlassen. Andererseits auf Grund der überhöhten Erwartungen nach der glücklichen Rückrunde unter Korkut. Aber halt auch weil Korkut bisher immer nur seine Mannschaften stabilisiert hat, es aber nie geschafft hat ihnen eine klare Offensiv-Identität zu geben. Obwohl er jetzt in Stuttgart eine Elf bestehend aus guten (ja, Gomez ist ein Guter) und jungen Angreifern zur Verfügung steht. Und dass es Korkut schwer fallen würde für diese Offensivmischung eine funktionierendes Umfeld zu schaffen, hat sich bereits letztes Jahr angekündigt.
Am Ende wäre es für alle Beteiligten echt besser gewesen, wenn man sich im Sommer einvernehmlich getrennt hätte... Aber dafür hätte man sich ja nicht von den Ergebnissen blenden lassen dürfen... So war der Verlauf wirklich absehbar.

Ungefähr so, wie es jetzt schon abzusehen ist, dass Bruno Labbadia im Herbst 2019 Probleme bekommen wird. Also um mich da mal wirklich weit aus dem Fenster zu lehnen. Erinnert ihr euch noch an das "Der Trainer ist der schlimmste Feind der Mannschaft", welches Scherzhaft aus Wolfsburg zu hören war, als man dort noch gewonnen hat? Weil der Labbadia die Mannschaft so sehr gequält hat, dass sie jetzt in der Lage sein sollte, nachzulegen? Derzeit sieht es zwar so aus, als würde man in Wolfsburg Fortschritte erleben... Was aber auch keine Kunst ist. Problematisch wird es, wenn diese Fortschritte auf einem ernüchternden 9. Platz enden... und Labbadia dann nächstes Jahr seine Spieler wieder so quälen wird... Dann ist es spannend zu sehen, wie viele da wirklich mitziehen. Aber das nur als extrem waghalsige Prognose für die nächste Saison...

Wo wir schon bei Trainern sind: Es gibt ja eine Sache, die ich an Rudi Völler wirklich schätze. Also obwohl ich ihn sonst so gar nicht mag. Aber wie sehr der Völler seine Trainer stützt, ist schon großartig. Das hat er schon bei Roger Schmidt nachgewiesen, obwohl sich am Ende echt niemand mehr sicher war, dass der Mann den Verein wirklich voran gebracht hat. Und jetzt macht er es bei Heiko Herrlich wieder, wenn der uns seinen Stillstand als Fortschritt verkauft. Also falls es wenigstens Stillstand wäre... genau genommen...
Hier sind die 2 wichtigsten Sätze von Herrlich zum Wochenende: 1.) "Hier einen Punkt mitzunehmen, ist immer ein Erfolg." 2.) "Es war eine sehr engagierte Leistung."
Und so Leid mir das tut, eigentlich muss er gerade für den ersten Satz entlassen werden. Schließlich hat er nicht in Dortmund oder Leipzig gespielt, sondern in Freiburg. Und dann hat er sich in Freiburg eine einzige (oder nach Ansicht von Christian Streich nicht mal das) Torchance erspielt. Wenn man als Leverkusen den Anspruch hat sich für das Internationale Geschäft zu qualifizieren, ist das viel zu wenig. Und wenn man dann als Trainer dieses "viel zu wenig" als "Errungenschaft" und "Erfolg" verkauft, wird es wirklich problematisch. Also wenn Herrlich wirklich Pech hat, glaubt ihm seine Mannschaft das...
Andererseits behauptet Völler direkt danach: "Heiko holt alles aus der Mannschaft raus." Wenn er das wirklich so sieht, muss er selbst zurücktreten und/oder den Manager entlassen. Denn dann wurde Herrlich eine Mannschaft zur Verfügung gestellt, mit denen man die ursprünglichen Saisonziele definitiv nicht erreichen kann... Also wenn das wirklich "alles" war, was in der Mannschaft steckte, spielt sie dieses Jahr nicht gegen, sondern um den Abstieg.
So sehr ich den Völler dafür mag, dass er offen und zu 100% zu seinen Überzeugungen steht... wenn diese Überzeugungen dumm sind, hilft das einfach nicht wirklich. Bleibt zu hoffen, dass da intern anders geredet wird, denn wenn diese junge Mannschaft ins Rollen kommt, macht es ja Spaß ihr zuzusehen. Es wäre Schade, wenn das alles verschüttet bleibt.

Dienstag, 2. Oktober 2018

Die Top "Nicht Transfers" der Saison 2018/19

Normaler Weise ist das jetzt ja der Punkt, wo man sich fragt: Welche Transfers des Sommers anschaut und sich fragt, welche dieser Transfers den größten Einfluss auf die Saison haben werden. Aber dieses Jahr ist mir dann was anderes viel mehr aufgefallen: Es gab haufenweise Gerüchte und Verhandlungen, die im Nichts endeten und trotzdem einen verdammt großen Einfluss auf die Saison haben dürften. Und diese Nicht-Transfers wollen wir uns heute mal angucken. Angefangen mit dem Auslöser vom Worst of:

Niclas Füllkrug bleibt bei Hannover 96: Nur um mal zu beweisen, wie schwer solche Entscheidungen für einen Manager (und Horst Heldt ist eigentlich ein Guter...) sein können. Im Sommer war Niclas Füllkrug schon auf der Wohnungssuche in Mönchengladbach. Nur um an einem Veto vom Präsidenten Martin Kind scheiterte der Transfer. Und das könnte eine teure Fehlentscheidung sein.
Zum einen wurde Max Eberl, der ebenfalls ein guter Manager ist, zu seinem Glück namens Alassane Pléa gezwungen. Man muss hierbei bedenken, dass Eberl ein extrem gutes Händchen bei Innenverteidigern und Außenbahnspielern hat, aber seine Bilanz bei klassischen Mittelstürmern ist eher dürftig. Also 2 Millionen für Raul Bobadilla oder 10 Millionen für Josip Drimic oder 12 Millionen für Luuk de Jong dürftig. Anders ausgedrückt: Dass Gladbach jahrelang mit 2 hängenden Spitzen (also Rafael und Lars Stindl sind halt keine klassischen Mittelstürmer) spielte, lag im wesentliche daran, dass der Manager einfach keinen ordentlichem 9er verpflichten konnte. Dieses Problem wurde jetzt gelöst.
Füllkrug ist dagegen auf dem besten Weg der nächste Theofanis Gekas Angreifer zu werden (Memo an mich Selbst: Positionsbeschreibung für Theofanis Gekas Angreifer nachreichen): Also zu einem dieser "One Season Wonder" zu werden. Meistens werden diese Spieler dann nach einer Saison auf dem Höhepunkt ihres Marktwertes verkauft und liefern danach dann nie wieder annähernd auf diesem Niveau ab. Hannover entschied sich gegen die 14 Millionen und hofft stattdessen auf die 14+X Tore, die sie auch dringend benötigen werden um nicht abzusteigen. Was definitiv eine Risikoanlage ist.

Jerome Boateng bleibt bei den Bayern: Eine Überreaktion nach einem schlechten Spiel? Bestimmt, aber dafür sind wir ja da. Und man sollte dabei auch den unmotivierten Platzverweis gegen die Schweden im Sommer nicht außer acht lassen. Denn wenn nach Jahren der Konstanz dieser Boateng wieder zurück ist. Also wenn einer meiner absoluten Lieblingsspieler, der durch scheinbar zufällige, aber immer wieder auftauchende, Aussetzer Platzverweise und Elfmeter (oder Optional beides) produziert, wieder zurück ist, könnte die Liga wirklich spannender werden als wir alle gedacht haben... und die Bayern sich am Ende der Saison ärgern, dass man den nicht für 40 Millionen nach Paris geschickt hat... Also spätestens wenn er in der Champions League K.O. Phase eines dieser Spiele abliefert.
Und ja, Boateng war, woran sich heute keiner mehr erinnert, jahrelang so ein Phänomen: Ein Verteidiger mit Weltklasse Anlagen, der aber 3-4 Mal pro Saison absolut dämliche Einlagen bringt, die dir Punkte kosten.

Ante Rebic bleibt bei Eintracht Frankfurt: Was macht der denn noch da? Alle anderen sind doch auch weg. Und Rebic war derjenigen von den Vorjahreshelden, der ein WM-Finale gespielt hat. Trotzdem hat die Eintracht es irgendwie geschafft den Mann zu halten. Was sich schon nach dem ersten Saisoneinsatz als bester Frankfurter Transfer des Sommers herausstellte. Klar, es ging "nur" gegen den designierten Absteiger aus Hannover. Aber trotzdem dürfte Rebic die Versicherung gegen ein ernsthaftes Abstürzen der Adler sein. Und ja, Frankfurt wirkte zwischenzeitlich selbst überrascht, dass es da nicht zu einem Wechsel kam...

Alfred Finnbogason bleibt in Augsburg: Wo wir schon bei der Kategorie sind: Hier ist der nächste "WM-Star", der bei seinem für ihn eigentlich viel zu kleinen Verein geblieben ist. Und ja, wenn jemand vor 3 Jahren den Augsburgern gesagt hätte, dass sie mal einen WM Torjäger halten würden... Oh und auch wenn der bei der WM verschmäht wurde: Philipp Max ist auch noch da... Und der chronisch unterschätzte Daniel Baier fühlt sich dort seit Jahren wohl... Irgendwie schaffen es die Augsburger ihre Leistungsträger erstaunlich konstant zu halten... Augsburg ist ja eher in der absurden Position, dass sie ihre alternden Stars freiwillig und im genau richtigen Moment abgeben...

Nils Petersen bleibt in Freiburg: Ok, darüber wurde nicht mehr wirklich verhandelt. Dass der bleiben würde, hat er frühzeitig und eindeutig geklärt. Es ist aber trotzdem absurd, welche Entwicklung Petersen unter Christian Streich genommen hat. Also einer der Gründe, warum er zunächst der Topjoker war, war ja sein mangelndes Spiel gegen den Ball. Jetzt schrubbt der 13 Kilometer pro Spieltag und ist auch in dieser Hinsicht ein Vorbild. Und Deutscher Nationalspieler. Und trotzdem loyaler Freiburger... Und damit die Grundlage für einen Klassenerhalt der Freiburger.

Max Kruse bleibt bei Werder Bremen: Eigentlich könnte man denken, dass Kruse nach seiner Odysee durch die Bundesliga froh ist, dass er einen Verein gefunden hat, der ihn als Führungsspieler akzeptiert und fördert. Trotzdem wurde diesen Mai über einen vorzeitigen Abgang spekuliert. Und seinen Vertrag hat er trotz offiziellen Bekenntnis zu Werder noch nicht verlängert. Damit ist er jetzt schon ein Kandidat für die 2019er Liste...

Emil Forsberg bleibt in Leipzig: Daran hat man sich auch irgendwie gewöhnt. Also dass es im Sommer Gerüchte um einen Wechsel gibt, der dann aber doch bleiben will oder muss oder darf. Angeblich liegt es dieses Jahr am Trainerwechsel. Man darf gespannt sein, was nächstes Jahr als Grund angegeben wird.


Das sind alles Spieler, die einen riesigen Einfluss auf die Saison nehmen könnten, weil sie trotz in einigen Fällen sehr konkreter Verhandlungen ihren Verein eben nicht verlassen haben. Denn in der Mehrzahl der Fälle reden wir von Schlüsselspielern in der Offensive. Und einen Stürmer, der einem 15 Saisontore einbringt, ist eine gute, schwer ersetzbare, Voraussetzung um seine Saisonziele zu erreichen. Manchmal ist es echt wichtiger einen Spieler zu halten als neue zu kaufen.

Montag, 1. Oktober 2018

Worst of des "Es ist wirklich passiert" Wochenendes

Schalke hat wirklich gewonnen!!! Damit hat ja keiner mehr gerechnet...
Ok, eigentlich war es abzusehen... schließlich kam Christian Heidels ehemaliger Arbeitgeber zu Besuch. Und der ist nach wie vor so Dankbar über Heidels Aufbauarbeit, dass sie gegen Schalke, seit dem der Heidel dort die Verantwortung trägt, noch nie ein Tor erzielt haben... und jedes mal mindestens eins kassierten...
Damit ist auch dieses Schalker Spiel ein ganz normales gewesen... Man hat eher schlechter gespielt als unter der Woche, aber dieses Mal halt irgendwie gewonnen. Wie man es von Schalke gewohnt ist. Jetzt können sie endlich wieder in den gewohnten "Wir unterbieten unsere Leistung der Vorwoche, gewinnen aber trotzdem irgendwie" Modus schalten...

Oh und die Bayern haben die Tabellenführung abgegeben. Was wirklich sensationell ist. Also nicht, dass die Bayern das Spiel gegen die Hertha nicht gewinnen konnten. So absurd das klingt: Auch davon war irgendwie auszugehen, die Hertha hat jetzt 4 Spiele in Folge nicht mehr gegen den Rekordmeister verloren! Das ist mal eine echte Serie!!
Aber dass die Konkurrenz den Aussetzer der Bayern auch noch nutzt... Also man muss ja fast sagen: Dass sie von ihrer Konkurrenz dazu gezwungen wurden, den Aussetzer zu nutzen...

Klar, Werder Bremen wehrte sich erfolgreich gegen die Angebote der Stuttgarter... und schaffte es gerade so, dass Spiel zu verlieren, auch wenn man zu 10. besser war als der Gegner und von einem wirklich absurden Eigentor profitieren musste. Also ja, der VfB hat echt alles versucht um die Hanseaten zum Tabellenführer zu machen... aber die dachten strategisch clever: Wenn wir hier jetzt verlieren, dann werden die Bayern nächstes Wochenende als Tabellenzweiter in den Spieltag starten... und dann können wir da ja ganz entspannt an denen vorbei ziehen...
Nur um mal fest zu halten, wie extrem die Phobie dieser Mannschaften mittlerweile ist, folgendes Zitat von Christian Gentner: "Dass man so ein schlechtes Spiel am Ende noch gewinnt, ist selten." Es sei denn man darf gegen den Tabellenzweiten der Bundesliga antreten, dann ist es unabhängig von der eigenen Leistung quasi unmöglich das Spiel zu verlieren...

Und wo ich schon bei VfB Zitaten bin: Mario Gomez sagte zu Nicolas Gonzales, der sich seinerseits mit 4 vergebenen Großchancen in 10 Minuten für den Titel "Gomez der Woche" bewarb: "Das Wichtigste ist, die Chancen zu haben." Ich sag das mal so: Wenn das Original dir Tipps im Umgang mit vergebenen Großchancen geben muss, hast du es wirklich geschafft...

Das eigentliche große "Danke" der Bundesliga muss aber an die naiven Leverkusener geben. Die waren sich ihrer "Wir müsse unbedingt einen neuen Tabellenführer küren" Position am Samstag Abend bewusst. Und entschieden sich kollektiv dagegen die 2:0 Führung im eigenen Stadion zu verwalten... und veranstalteten stattdessen ein Spektakel, das durchaus als Werbung für die Bundesliga genutzt werden kann UND uns einen neuen Tabellenführer spendierte. Gut, dafür kriegt man selbst keine Punkte... aber wenigstens unterhaltsam war es... Und die Liga wirkt jetzt spannender... Und irgendwo sitzt Mario Götze und freut sich, dass jetzt alle endlich über die Dortmunder Meisterchancen und nicht mehr über ihn schreiben. Es gibt quasi nur Gewinner...

Ralf Rangnick oder: Wie gut, dass ich mein eigener Chef bin. Da kann ich mir so nen paar Dinge einfach erlauben. Also falls das jemand verpasst hat: Ralph Hasenhüttl hat am Ende Probleme bekommen, weil er nicht mehr den typischen RB-Fußball spielen lassen konnte. Weil das alles nicht mehr so schön aussah, wie Rangnick mal an nem Reißbrett erfunden hat. Vor allem, was das aggressive Pressing betrifft... 5 Spieltage später stellt der Trainer Rangnick dann plötzlich fest, dass der Sportdirektor ihm nicht das nötige Personal (gerade in der Innenverteidigung) zur Verfügung gestellt hat um dieses aggressive Pressing spielen zu lassen... und so stellt er in Absprache mit dem Sportdirektor das System um. Was dieser Sportdirektor dieses Mal "gut" heißt... Es hilft halt ungemein, wenn man sich mit sich selbst absprechen kann...

Der 1.FC Nürnberg: Hier kommt eine der absurden Statistiken: Der Club hat trotz der 0:7 Klatsche eine gute englische Woche erlebt. Was eigentlich unmöglich sein sollte. Aber er ging halt mit einem Torverhältnis von 5:7 und 6 Punkten aus den 3 Spielen. Diese Bilanz würde man sofort für den Rest der Saison nehmen... Gut, es hilft, dass man zu Hause gegen die 2 wohl schlechtesten Konkurrenten aus Düsseldorf und Hannover spielen durfte...

Gerade die letzten scheinen ja gerade an einem geplanten Abstieg zu arbeiten... Die dürften sich am Ende der Saison doch noch ärgern, dass sie es verpasst haben, Niklas Füllkrug in 15 Millionen Euro umzuwandeln... Das bringt mich zu einer anderen Idee...
Und klar, Andre Breitenreiter sprach nicht von der gesamten Mannschaft, als er darauf hinwies, dass das "nicht gut genug für die Bundesliga" war... es könnte aber am Ende raus kommen, dass es einfach auf die gesamte Mannschaft zutrifft.
Und da sich bei mir (ich stehe dazu jetzt mal) gerade das Gefühl breit macht, dass die Liga als ganze dieses Jahr besser geworden ist (nicht das "schlechter" wirklich noch eine Option war, aber es gibt einige Mannschaften, die deutliche Schritte in die richtige Richtung gemacht haben), könnte dies das Jahr sein, in dem man am Ende tatsächlich absteigt, wenn man "nicht gut genug für die Bundesliga" ist. Nicht so wie in den Jahren davor, wo man dann trotzdem irgendwie die Klasse gehalten hat, weil andere, eigentlich bessere Mannschaften sich noch dümmer angestellt haben...
Und ja, Hannover wäre die erste Mannschaft seit langem, die ihren Abstieg kollektiv geplant und konsequent umgesetzt hätte... Also zumindest die erste seit dem Hamburger SV.


Oh und bevor ich es vergessen, noch meine 3 Cent zur EM Vergabe: Ich fand es ja schon niedlich, wie viel Mühe sich da bei der Bewerbung gemacht worden ist... wahrscheinlich hätte ein DIN A4 Zettel mit der Handgeschriebenen Notiz "Wenn wir es nicht machen, müsst ihr die Veranstaltung an Erdogan geben..." gereicht. Aber so hat man wenigstens vorher den Eindruck erweckt, dass es einen echten Wettbewerb gab...