Freitag, 29. Juli 2022

St. Pauli zeigt sich von seiner asozialsten Seite

 Nicht, dass das als Burrying Attempt untergeht, nur weil gerade Europameisterschaft ist... Das muss man trotzdem auf dem Schirm haben.

Genauso wie, wenn wir schon dabei sind, die Fans des Hamburger SV, die es für nötig hielten, beim ersten Spiel nach Uwe Seelers Tod ein homophobes Banner hochzuhalten.

Wobei, das muss man verstehen. Uns Uwe hat sich halt zum dümmst möglichen Zeitpunkt verabschiedet. Ich meine, die hatten das Plakat wahrscheinlich schon am Mittwoch fertig gemacht und ins Stadion geschmuggelt... und dann stirbt der Bastard einfach. Und das Ding war ja auch spezifisch auf die Hansa-Fans zugeschnitten, das hätte man also nicht einfach in 14 Tage nutzen können. Und Hansa weiß ja zumindest theoretisch, wie das mit dem Aufsteigen geht, man lief also Gefahr, dass das auf ewig in der Garage einstaubt, bis man irgendwann im Pokal auf die trifft. Da kann man dann doch keine Rücksicht auf eine verstorbene Legende nehmen.

Oder anders ausgedrückt: Ein homophobes Arschloch bleibt halt ein homophobes Arschloch. 

Aber auch die Guten vom 1. FC St. Pauli haben sich gerade richtig blamiert. Klarer Fall von: Sind sie auch so froh, dass sie bei den Guten sind? Also falls ihr es verpasst habt: Der direkte Nachbar FC Teutonia Ottensen darf sein Heimspiel gegen RB Leipzig nicht im Millerntor-Stadion austragen. Also bei ihnen um die Ecke. Nun muss ich direkt sagen, dass schon meine erste Reaktion war: RB Leipzig ist das beschissenste Los, das du ziehen kannst. Denn die bringen weniger reisefreudige Fans mit als alle anderen Bundesligisten. Und sie haben auch vor Ort wenige alteingesessene Fans, die unbedingt mal ein RB Spiel, egal gegen wen, im Stadion sehen wollen. Sprich: Man kriegt dann auch richtige Probleme, das gemietete Stadion vollzumachen.

Und dann sagt dein Nachbar auch noch: Bei uns darfst du nicht spielen. Und selbst wenn die händeringend nach einem Ausweichort suchen und das 340 km entfernte Dessau in Betracht ziehen, merkt St. Pauli nicht, wie dämlich ihre Haltung ist.

Also um das mal als Erstes festzuhalten: RB Leipzig ist es scheißegal, wo dieses Spiel stattfindet. Die werden in Dessau auch nicht weniger Einnahmen generieren, als auf Pauli, weil das Wesentliche ja aus  den Fernsehverträgen kommt. Die werden definitiv durch beide Mannschaften geteilt. Da kommt dann in etwa 128.000 raus. Dazu kommen natürlich auch noch die Tageseinnahmen, aber die sind gerade für RB wirklicher Kleinscheiß. Also ich frage mich da ja, ob Vereine wie RB und die Bayern sich wirklich die Mühe machen und dann diese Rechnungen an die kleinen Vereine stellen. Aber das werden wir nie rauskriegen. Aber wo diese 128.000 generiert werden, ist für RB irrelevant. Im Gegenteil, es dürfte denen sogar gut in den Kram passen, dass sie kein Hotel buchen müssen, weil Dessau ja um die Ecke liegt.

Aufgrund der ach so konsequenten Haltung von St. Pauli hat also nur ein Verein wirkliche Nachteile: Denn da dieses Spiel am Dienstagabend angepfiffen werden muss (weil... Supercup halt), werden sie jetzt ein Hotelzimmer in Dessau buchen müssen... oder Abends um halb 12 im Bus die Heimfahrt antreten. Apropos Busfahrt: Mann muss die knapp 4 Stunden natürlich auch noch vor dem Anpfiff hinter sich bringen, was die eh schon geringen Chancen auf eine Sensation weiter schmälert. 

Unter dieser Haltung leidet also definitiv nur der kleine Verein, während RB es halt schulterzuckend zur Kenntnis nimmt. Geiler Protest. Das ist, als würde man dem kleinen Tante-Emma-Laden in Privatbesitz die Fensterscheibe einschmeißen, weil die da Coca-Cola verkaufen. Kann man machen, aber dann ist mal halt ein Vollidiot.

Wisst ihr, was konsequenter Protest gewesen wäre? Denen nicht nur das Stadion bereitstellen, sondern die eigenen Fans dazu auffordern, sich dieses Spiel im Stadion anzugucken. Damit sich das Mieten des Stadions auch lohnt. Dann sollten diese Fans Ottensen nach allen auf St. Pauli geltenden Regeln unterstützen: kreativ und konstruktiv. Und hinterher kann man dann behaupten, dass selbst so ein kleiner Regionalligist mehr Fans mobilisiert, als dieses so verteufelte "Produkt" aus der Dose. Man könnte als die Kritik an der Kommerzialisierung mit dem Support des kleinen Vereins kombinieren. Aber halt nicht bei dem alternativen Verein in Deutschland. Da ist sinnlose Programmatik wichtiger...

Und ja, Ottensen und St. Pauli mögen sich anscheinend nicht wirklich, wie sich das unter Traditionsvereinen halt gehört. Aber gilt es da nicht irgendwie auch, den gemeinsamen Feind zu bekämpfen? Also wenn es eines gibt, wo sich Lok und Chemie Fans doch einig sind, dann ist es das "Scheiß RB!" Das kann doch in Hamburg nicht so viel anders sein.

Wenn der Fußballgott Humor hat, lost er St. Pauli in der nächsten Runde ein Heimspiel gegen RB zu. Denn dann wird sich wirklich zeigen, wie verlogen die Haltung dieses Vereins wirklich ist. Denn wenn man die "RB darf am Millerntor kein Geld verdienen" Einstellung konsequent durchzieht, muss man sich dann auf einmal selber um einen anderen Spielort kümmern. Denn die Abendeinnahme wird ja auch in den späteren Runden geteilt. Und die Fernseheinnahmen gehen sowieso an beide. RB wird dann also einiges mehr an Geld machen, als sie jetzt in der ersten Runde generieren würden. 

Aber dann wird ja der große Kampftag ausgerufen. Dann wird sich Pauli für die authentische und einzigartige Stimmung im eigenen Stadion rühmen. Und RB steht schulterzuckend daneben und zählt die Scheine, die sie für diese Stimmung bekommen.

RB selber könnte St. Pauli richtig vorführen, wenn sie jetzt bekannt geben, dass sie alle für Ottensen entstehenden Zusatzkosten übernehmen werden. In der RB Bilanz könnte man das als Werbekosten verschwinden lassen und gleichzeitig die Gelegenheit nutzen, um zu verdeutlichen, dass verbohrte Traditionsvereine den Fußball selbst auch nur kaputt machen.

Donnerstag, 28. Juli 2022

Worst of des "Von Äpfeln und Birnen" Halbfinales

Das wird der schönste Feiertag des Sommers: ausverkauftes Haus in einem legendären Stadion. Dazu mit der Ansetzung England - Deutschland einen echten Klassiker im Finale. Da kann man dann doch sogar die Hackfresse von Oliver Bierhoff ertragen, die bei der Gelegenheit garantiert auch einmal gezeigt wird... dabei habe ich mich doch auf dieses Turnier gefreut, weil man auf genau diese Gestalten verzichten konnte. Naja, immerhin wird Boris Johnson nicht gezeigt werden.

Gefühlt ist ja ganz England eingeladen... alle außer Gareth Southgate... Der hat garantiert Hausverbot. Ich stelle mir ja gerade vor, wie Southgate ein ähnlich motivierendes Video an die englische Nationalmannschaft schicken will, wie Jürgen Klopp das gerade gemacht hat... nur um ein "Wir wollen gar nicht wissen, wie man ein wichtiges Spiel in diesem Stadion nach Elfmeterschießen verliert" zurückzubekommen...

Falls jemand England - Schweden nicht gesehen hat, muss man dringend erwähnen, dass dieses Spiel an sich kein 4:0 war. Also so viel schwächer waren die Schwedinnen einfach nicht. Die stellten gerade in der Anfangsphase wirklich fiese Fragen und hätten locker in Führung gehen können. Aber die Engländerinnen sind halt einfach mal in der Lage sich in einen Rausch zu spielen und dann gibt es am Ende halt so ein drastisches Ergebnis bei raus. 

Bei Deutschland - Frankreich wurde mir dann wieder bewusst, dass das Spielniveau gar nicht so entscheidend bei der Frage ist, ob man durch so ein Spiel unterhalten wird. Also ich fand es ganz praktisch spannender als die letzten Champions League Finale. Einfach nur, weil mir gerade in diesem Sommer echt egal war, wer da gewinnt. Und um das explizit zu sagen: Das bedeutet nicht, dass das Champions League Finale schlecht war.

Aber unterhaltsamer Fußball definiert sich im Wesentlichen durch 2 Faktoren: 1.) Man muss eine Mannschaft sympathischer finden als die andere und ihr deswegen den Sieg gönnen. Dabei kann es auch einfach sein, dass eine der beiden Mannschaften der Hamburger SV in der Relegation ist und man ausschließlich mitfiebert, weil man die scheitern sehen will.
2.) Man braucht 2 Mannschaften, die sich auf Augenhöhe bewegen und sich ein gleichwertiges Duell liefern. Also man kann die Bayern ja eventuell sympathisch finden, aber die Spiele in der Bundesliga werden dadurch dann nicht spannend, wenn es nur darum geht, ob die Bayern das verkacken oder nicht... und nicht, ob der Gegner sie wirklich fordert.

Wenn beide Faktoren gegeben sind, kann jedes Fußballspiel der Welt plötzlich zur hoch spannenden Angelegenheit werden... wie jedes Wochenende tausende Eltern am Spielfeldrand in der Kreisklasse beweisen, das sind ja alles keine neuen Erkenntnisse.

Deutschland - Frankreich hat beides geliefert. Auch wenn ich natürlich für Frankreich war. Die Unterschiede in Zweikampfquote, Passquote und Ballbesitz waren minimal. Die ganz großen heraus gespielten Chancen waren gerade in Halbzeit 1 Mangelware. Deutschland traf wie immer mit dem ersten schnell vorgetragenen Angriff, Frankreich traf technisch gesehen, ohne aufs Tor zu schießen. Und gerade als es so aussah, als würden die Französinnen sich ein Übergewicht (Bodyshaming? Anyone?) entwickeln, entschied das Durchsetzungsvermögen von Alexandra Popp das Spiel.

Aber gut, Spielberichte könnt ihr ja auch woanders lesen. Kommen wir zu den Äpfeln und den Birnen. Was mir in den letzten Tagen häufiger aufgefallen sind (und ich mache es ja auch selber), sind ja Vergleiche zu den Männern. Also bei Ellen White wurde schon häufiger erwähnt, dass sie jetzt in Wembley mit Wayne Rooney gleichziehen kann und dann mit 51 Toren englischer Rekordtorschütze wird. Und da kommen dann alle gleich mit "Das kann man doch nicht vergleichen, die spielt ja gegen viel schlechtere Gegnerinnen. Da hätte Rooney doch viel mehr Tore gemacht!"

Und dann kommt halt dieses deutsche Totschlagargument: Man kann doch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen! Damit ist die Diskussion dann immer beendet. Wobei dies totaler Schwachsinn ist: Natürlich kann ich Äpfel mit Birnen vergleichen. Das ergibt wahrscheinlich sogar mehr Sinn, als Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen. Denn Vergleichen bedeutet ja nicht mehr als "Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausstellen." 

Wenn White jetzt tatsächlich das 51. Tor am Sonntag erzielt, wird sie dadurch nicht genauso gut oder besser als Rooney, aber man kann erkennen, dass sie für diese Mannschaft dieselbe Bedeutung hat, wie Rooney. Und da der Mann da natürlich der bekanntere ist, kann man diesen Vergleich nutzen, um auch uns Laien dies zu verdeutlichen. Und dann versteht man auch, warum White am Sonntag wieder in der Startelf stehen wird, obwohl Alessia Russo als Einwechselspielerin schon 4 Tore erzielt hat und wesentlich besser in Form ist. Denn eine Rooney setzt man halt nicht einfach auf die Bank.

Um ein paar kurze historische Beispiele zu bringen: Als Marta bei der letzten WM den Torrekord von Mirsolav Klose brechen konnte, verdeutlichte das nur, wie unfassbar gute die bei diesem Turnier über die Jahre war. Und wie unfassbar es ist, dass sie es nie gewinnen konnte... Wobei man an der Stelle auch mal erwähnen muss, dass da auch das "Aber die wesentlich schlechteren Gegner!" Argument absurd wird. Also niemand hat jemals Klose den Vorwurf gemacht, dass er 3 seiner 15 Tore gegen völlig überforderte Saudis im ersten Gruppenspiel erzielt hat. Eine Mannschaft, gegen die Marta natürlich nicht treffen könnte, weil die ihr den Kopf abhacken würden, wenn sie in den Strafraum eindringt. 

Andere lustige Statistik: Die Deutschen Frauen holten zwischen 2001 und 2009 alle Europa- und Weltmeistertitel. 5 Turniere in Folge. Das ist eine noch krassere Bilanz, als die Spanier von 2008 bis 2012 erringen konnten, da waren es "nur" 3 Turniere in Folge. Die meisten von uns haben die 5 Turniere der Frauen, wenn überhaupt, nur am Rande mitbekommen. Aber an die Dominanz der Spanier können wir uns alle noch erinnern, da haben wir schließlich alle nach dem einen Patzer in der Karriere von Philipp Lahm geweint. Die einen vor Freude, der Rest... Wir können uns noch daran erinnern, wie unfassbar nervig das war ständig an diesen Spaniern zu scheitern, obwohl es doch immer so knapp wirkte. Diesen Vergleich kann man jetzt nutzen, um zu verdeutlichen, wie unfassbar dominant unsere Damen zu Beginn dieses Jahrtausends waren. Und dann kann man auch festhalten, dass dieser Vorsprung, den man zumindest in Europa jahrzehntelang hatte, mittlerweile aufgebraucht ist, weil man seit 2009 "nur" 1 von 5 Turnieren gewinnen konnte.

Und dann kommt der völlig absurde Fakt dazu, dass man gerade in dieser "Schwächephase" erstmals Olympiasieger wurde, was bei den Frauen halt ein wesentlich relevanteres Turnier ist, als bei den Männern. Fußball ist halt manchmal bekloppt. Aber durch die Vergleiche schafft man Kontext und erläutert Narrative. Genau dafür sollten die da sein.

Kommen wir also zu dem für mich spannendsten Vergleich bei diesem Turnier: Alexandra Popp und Beth Mead haben vor dem Finale bereits 6 Tore erzielt. Das sind mehr, als Patrick Schick und Cristiano Ronaldo im gesamten Turnier!!! Und die haben ja noch ein Spiel vor sich!

Diesen Vergleich kann man wunderbar nutzen, um die Unterschiede der Turniere zu verdeutlichen. Es bleibt festzuhalten, dass sowohl Schick als auch Ronaldo bereits vor dem Halbfinale abreisen mussten. Genauso wie Lukaku, Benzema und Forsberg. Also 5 der 6 Angreifer, die 4 Tore oder mehr erzielt haben. Damit stellt man einfach mal fest, dass dies halt nicht das Turnier der Offensivspieler war. Und dann mussten sich die Jungs von der UEFA auf ein Mal einen Spieler des Turniers suchen. Ähm... also... Gianluigi Donnaruma hat 2 Elfmeter gehalten!!! Nehmen wir den! Und man muss dabei zwingend festhalten, dass Donnaruma keine Oliver Kahn Imitation abgeliefert hat und die Mannschaft, wie Kahn halt 2002, eigenhändig im Turnier gehalten hat. Aber von den Finalteilnehmern war er halt der Auffälligste.
Der Optimist sagt da halt, dass die EM durch taktisch disziplinierte Mannschaftsleistungen geprägt wurden... Der Pessimist nennt das langweilig. Gerade die letzten 3 Verlängerungen waren hauptsächlich langweilig.

Diesen Sommer machen Popp und Mead untereinander aus, wer Spielerin des Turniers wird. 2 Offensivspielerinnen, die für Kaltschnäuzigkeit und Durchsetzungsvermögen stehen. Genau das, was den Schwedinnen und Französinnen gefehlt hat. Man konnte ohne so eine Spielerin 2021 Europameister werden. Dieses Jahr hat man dann am Ende keine Chance.

An der Stelle muss man nochmal kurz einschieben, wie unfassbar Schade es ist, dass sich Marie-Antoinette Katoto das Kreuzband gerissen hat. Die hätte sich als 3. Persönlichkeit genau da einreihen können.

Damit hat dieses Turnier genau das, was im letzten Sommer gefehlt hat: 2 herausragende Persönlichkeiten, die sich jetzt auch noch im direkten Duell gegenüberstehen. So wie Ronaldo und Kahn 2002. Oder Ronaldo und Zidane 1998. Oder Modric und Griezman 2018.

Natürlich sind solche Narrative immer grobe Vereinfachungen. Aber sie sind halt trotzdem großartige Werkzeuge, um die Geschichte so eines Turniers zu erzählen. Und am Ende ist gerade bei den Turnieren im Sommer die erzählte Geschichte wichtiger als die absolute Qualität auf dem Platz.

Und das Finalduell Russo gegen Popp ist eine großartige Geschichte. Als letzter Vergleich und finale Prognose: Im Gegensatz zum letzten Finale in Wembley vor knapp 12 Monaten wird diesmal nicht der Ängstliche verlieren, sondern die Mutige gewinnen. Und dann kann man hinterher auch einfach mal feststellen, dass dies das unterhaltsamere Turnier war...

Dienstag, 26. Juli 2022

Was hat denn Andreas Rettig schon wieder genommen?

 War der nicht mal ein Guter? Jetzt fordert er anscheinend in einem Interview, dass wir die Bundesligasaison am Jahreskalender ausrichten, damit... ähm... wir das Klima schützen? Wirklich? Das soll der Grund sein? Wie albern ist das denn bitte?

Also ich frage mal ganz dreist: Wäre es wirklich besser, wenn Sadio Mané seine 18.000 Flugmeilen im Winter abreist? Und ja, dass Mané hat in Zeiten von Versorgungsängsten derartige Strecken zurücklegt ist dreist. Aber er musste ja bei der Ehrung unbedingt persönlich anwesend sein... Und machen wir uns nichts vor: Die großen Vereine würden ihre Promotouren ähm ich meine natürlich ihre Vorbereitung dann halt in den Januar legen. Da ergibt es vielleicht sogar Sinn.

Vielleicht hat Rettig das in seinem Vorruhestand nicht mitbekommen, aber irgendein Depp spielt irgendwo immer. Also auch innerhalb von Europa. Also um das mal kurz festzumachen: Das DFB-Pokalfinale als praktisch letzter deutscher Termin des Jahres fand am 21.05. statt. Das Champions League Finale als letzter europäischer Feiertag eine Woche später am 28.05.. Und dann ging am 21.06. die erste Runde der neuen Champions League Qualifikation los. Mit dem Überklassiker FC Levadia Tallinn gegen Vilingur Reykjavik. 23 Tage nach dem Finale. Ach und ja, das ist der estnische Meister der da gegen den isländischen spielt. Dazwischen war dann auch noch die Nations League, so dass sich die eigentliche Sommerpause auf die Phase zwischen dem 4.6. und den 21.6. beschränkte.

Wenn Rettigs Plan jetzt also vorsieht, dass das Champions League Finale im möglichst südländischen Bereich im November stattfindet (dass er damit praktisch halb Europa als Spielort ausschließt, ignorieren wir dabei mal...), dann bedeutet das auch nur, dass die Esten und die Isländer dann im Dezember einen Austragungsort für ihr Erstrundenmatch brauchen... Und einen Heimspielort für ihr Date in der Nations League auf Nationalmannschaftsebene. Denn im Dezember spielt man dort eher nicht draußen Fußball. Und danach muss der Sieger dann nach Malmö, das liegt in Schweden. Auch Schweden ist eine der Regionen, in denen man eher nicht im Dezember auf einem "Rasen" stehen will.

Und das ist ja nicht nur die Champions League. Die Conference League fing am 5.7. mit ihrer ersten Qualifikationsrunde an. Das sind dann wieder 60 Mannschaften, die quer über Europa verteilt gegeneinander antreten. Und ja, es gibt keinen Anlass und keine Grundlage, die Mannschaften aus Armenien oder Nordmazedonien von diesen Wettbewerben auszuschließen. Aber da man ja mittlerweile Gruppenphasen und Absteiger braucht, wurden diese Wettbewerbe halt so sehr aufgebläht, dass sie halt über 11 Monate im Jahr gestreckt werden müssen. Allein schon deswegen ist es praktisch unmöglich, den Spielplan auf den Jahreskalender anzupassen.

Und da haben wir noch nicht mal die Turniersommer mit eingerechnet. Also alle 2 Jahre wird buchstäblich durchgespielt, weil die ersten Runden, der Champions League Qualifikation schon anfangen, bevor die WM beendet ist. Also 2018 begann die Champions League Vorsaison am 26.06. und Frankreich wurde am 15.07. zum Weltmeister gekürt.

Dann kommt da noch dieser ideelle Faktor. Also wollen wir die Meisterparaden durch die Innenstadt wirklich bei strömenden Regen und unangenehmen 9 Grad stattfinden lassen? Gut, bei den Bayern wäre das egal, da kommt eh kaum jemand zur Meisterparade. Und in Hamburg würde es eh regnen. Als ob der HSV jemals wieder was gewinnt.

Aber auch die Reisekultur, die natürlich in der entscheidenden Saisonphase nochmal an Fahrt aufnimmt. Also außer bei den Leipzigern. Stellt euch vor, die so begeisternden Frankfurter Fans hätten Anfang November nach London reisen dürfen, um gegen West Ham United im Stadion eine Party zu feiern. Und hinterher auch noch in der Stadt. Bei einem letzten Gruppenspiel ist das praktisch egal, weil da ja selbst die Frankfurter noch nicht in Massen hinfahren. Aber spätestens ab dem Viertelfinale sollte man mit halbwegs verlässlichen Wetter planen können.

Und natürlich ist der Fußball als Kulturgut auch ein kritischer Klimafaktor. Wie quasi alles, was der Mensch so macht. Allein schon wegen der ganzen Flugmeilen, die man als Profi so zusammensammelt. Die werden ja auch immer absurder, weil immer absurdere Wettbewerbe erfunden werden. AS Pirae 15.000 Flugmeilen zurücklegt, um ein einziges Spiel in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Rahmen der Klub-WM zu verlieren und dann wieder heimzureisen... AS Pirae kommt aus Tahiti. CF Monterrey aus Mexico. Palmeiras kommt aus Brasilien. Die sind zusammen 80.000 Kilometer für die Klub-WM geflogen.

Aber selbst das dürfte ja noch lächerlich sein, wenn man bedenkt, dass die ganzen großen europäischen Vereine gerade durch die Weltgeschichte fliegen, ohne offizielle Wettbewerbe auszutragen. Einfach so. Aber mit Kicker Tagebuch, weil man ja unbedingt dabei sein muss, wenn sinnlos Kerosin verbrannt wird.

Und klar, man kann auch die Diskussion führen, wie man die Rasenheizungen möglichst wenig benutzt. Das erreicht man am ehesten, in dem man in den kalten Monaten möglichst wenig spielt. Das erreicht man aber nicht durch eine Verschiebung des Spielplanes um 6 Monate, sondern durch eine Verschlankung des Rahmenterminkalenders. 

Früher, das ist ja heute gar nicht mehr vorstellbar, begann die Europacup-Saison im September.  Da konnte man es sich dann auch leisten, vom 16.12. bis 23.02. eine Winterpause einzuplanen. Da hätte jeder Verein die Rasenheizung 2 Mal im Jahr gebraucht. Jetzt müsste auch im Jahresrhythmus die Saison am 6.1. beginnen, damit man alles bis zum Dezember durchgezogen bekommt, was halt so ansteht.

Und bevor jetzt jemand mit "Ja, aber die aufgeblähten Weltmeisterschaften!" kommt: Die WM in dem zufällig ausgesuchten Jahr 1990 dauerte vom 8. Juni bis zum 9. Juli. 31 Tage vom Eröffnungsspiel zum Finale. Jetzt in Qatar geht der Scheiß vom 21. November bis zum 18. Dezember. Das sind 4 Tage weniger. An den Rahmenterminen der WM hat sich in den letzten 30 Jahren nichts geändert, aber bei der Champions League sind 6 Wochen und haufenweise Termine dazugekommen.

Sonntag, 24. Juli 2022

Worst of des "Ungefähr so sieht das halt aus" Viertelfinales.

 Also ja. Entweder man kann damit was anfangen, oder man will halt vom Frauenfußball nichts wissen. Aber als Turnier an und für sich hat dieses Viertelfinale sehr gut funktioniert.

Allein schon, dass alle Spiele erst in der Schlussphase endgültig entschieden wurden. Das ist halt schon ideal. Und dann hatte jedes Spiel seine eigene Geschichte.

Die Spanierinnen schaffte es fast, sich gegen die wütenden Angriffe und der auch wirklich großartigen Stimmung zu wehren und die Gastgeberinnen rauszuschmeißen. Und das 1:1 ist eines dieser Szenen, bei denen man froh ist, neutraler Beobachter zu sein, denn in Spanien wird man noch in 10 Jahren behaupten, dass der VAR da hätte eingreifen müssen. In England wird man ganz entspannt von "britischer Härte" sprechen. Und das Schöne am Fußball ist: Beide haben recht. Am Ende sind die Engländerinnen der glücklichste Viertelfinalteilnehmer.

Österreich hat dann häufiger das Aluminium getroffen, als die Deutschen das Tor. Also nur um festzuhalten, wie knapp das am Ende war. Und klar, Deutschland war besser, aber am Ende hatte man genaugenommen doch nur die bessere Torhüterin und mehr Glück. Also alles wie bei den Männern.

Die Belgierinnen lieferten dann genau die Abwehrschlacht, die man von einem Außenseiter erwartet. Und zur allgemeinen Überraschung hatten auch die eine Torhüterin, die bis in die Nachspielzeit alles hielt, was es zu halten gab. 

Frankreich schaltete in Halbzeit 1 kollektiv in den Gomez der Woche Modus. Aber in den ersten 45 Minuten sind sie die mit Abstand beste Mannschaft in diesem Turnier. Aber in der 2. Halbzeit wirken sie dann plötzlich wie eine durchschnittliche Mannschaft. Ernsthaft, die haben in der ersten Hälfte 8 ihrer 9 Tore erzielt. Und das letzte erst in der Verlängerung. Ich habe selten eine Mannschaft gesehen, die nach 45 Minuten so konsequent die Arbeit einstellt.

Apropos Verlängerung: Da ist in allein in dem Frankreich - Niederlande Spiel mehr passiert, als bei den 3 letzten Verlängerungen im letzten Sommer zusammen... Was natürlich nicht schwer ist. Denn die französische Trainerin Corinne Diacre hat etwas völlig Absurdes gemacht: Sie hat trotz eigener Führung 3 frische Kräfte gebracht, um für Entlastung zu sorgen. Und dann passierte genau das, was man eigentlich erwarten konnte: Die auf müde Verteidigerinnen zulaufende Ouleymata Sarr hatte direkt 3 starke Szenen, in denen sie zumindest das 2:0 machen kann. Und negative Folgen gab es keine. Man sollte diese Szenen vielleicht mal Gareth Southgate zeigen, damit der vielleicht versteht, was passiert, wenn man seine Offensivkräfte nicht erst in der allerletzten Sekunde und nur fürs Elfmeterschießen einwechselt.

Und nur um mal zu erwähnen, wie absurd das Ganze war: Entgegen der Angaben bei Kicker.de wurde nicht nach dem Seitenwechsel 4 frische Spielerinnen eingewechselt, sondern während der Unterbrechung. Also als die Zeit angehalten war. Selbst die in Führung liegenden Französinnen verzichteten darauf, die Wechsel zu nutzen, um an der Uhr zu drehen. Die wollten das Spiel lieber entscheiden. Und wo wir schon beim Thema liegen sind: Lediglich Wendie Renard tat dies kurzzeitig, weil sie nach einem Luftzweikampf auf die Hüfte fiel. Könnt ihr euch das vorstellen? Eine Verlängerung, die nicht nur aus Auswechslungen, Behandlungspausen und dreistem Zeitspiel besteht?

Wenn man sich ansieht, wie die frisch eingewechselte Rechtsverteidigerin Marion Torrent noch nachrücken und für Entlastung sorgen kann, fällt einem wieder auf, wie grob fahrlässig es ist auf solche Impulse zu verzichten... Trotzdem werden wir es in einem halben Jahr wieder sehen.
Nebenbei ist das ja auch nicht "der Standard". Schließlich wechselten die Engländerinnen in der 116. und 117. Minute, nur um das Ergebnis über die Zeit zu retten. Trotzdem ist es immer wieder schön, wenn man so was mal zu sehen bekommt.

Aber kommen wir zum eigentlichen: Das ist dann jetzt endlich das erste Halbfinale seit der EM in Frankreich. Damals hat Bastian Schweinsteiger noch gespielt und ihr habt alle geglaubt, dass Jogi Löw ein guter Trainer ist. Das sind in der Summe 4 Turniere in Folge. Also die EM 2017, die WM 2018, die WM 2019 und die EM 2021. Eine vergleichbar lange Serie ohne deutsche Halbfinalteilnahme hat es noch nie gegeben. Also noch nie bedeutet hier auch: Selbst als man zwischenzeitlich wegen Adolf nicht eingeladen wurde und man die Trümmer des 2. Weltkrieges beseitigen musste, dauerte es nur 1 Turnier (an dem man halt nicht mal teilnehmen durfte) bis man wieder ins Finale einzog. 

Es ist an der Stelle einfach nur unfassbar, wie verwöhnt der gemeine Fan der deutschen Nationalmannschaft halt ist. Also selbst in den fußballerisch schlimmsten Jahren der Herrengeschichte stolperte man halt in ein WM-Finale... und die deutschen Frauen gewannen zwischenzeitlich 8 von 9 Europameisterschaften. Damit ist es eigentlich unmöglich, auch nur 2 aufeinander folgende Turniere ohne Halbfinalteilnahme zu finden. Ich erwähne das auch nur, um zu verdeutlichen, wie herausragen die Trainerleistungen von Jogi Löw und Steffi Jones waren, die das ja irgendwie zu verantworten haben.

Aber hey, wenigstens da gilt dann wirklich das Konzept vom "Equal Play." Also ich habe hier ja vor einigen Jahren aufgelistet, wie absurd schlecht die Bilanz der Nationaltrainer auf Vereinsebene so ist. Und dass Hansi Flick in einem Jahr mehr Titel geholt hat, als alle seine Vorgänger zusammen. Und dass die einzige relevante Qualifikation "Kontakte zum DFB" sind.

Bei den Frauen... ähm... Gero Bisanz wurde Meister in der Landesliga Mittelrhein. Das steht buchstäblich als einziger Erfolg vor den Europameistertiteln auf seiner Wikipediaseite. Tina Theune hat einfach nur die DFB-Frauen trainiert. Silvia Neid folgte ihr, weil sie halt vorher 9 Jahre Co-Trainerin und davor eine verdiente Spielerin war. Bei Steffi Jones dachten sich alle: Hey, die war ja quasi die "deutsche Kaiserin", da kann die auch den Trainerjob übernehmen, wie der Franz das gemacht hat. Lief katastrophal. Dann kam als Paniklösung Horst Hubresch aus der U21 der Männer. Weil der aber schonmal richtige Vereinsmannschaften trainiert hat, konnte er das nur Interimsweise machen. Und jetzt ist halt Martina Voss-Tecklenburg dran, die man von der schweizer Nationalmannschaft abgeworben hat und die vorher (immerhin) 3 Titel auf Vereinsebene geholt hat. Die aber auch in der deutschen Bundesliga seit Januar 2012 keine Angebote mehr bekommen hat. Ihre Vorqualifikation gleicht also eher der von Jogi Löw: Nicht gut genug für die erste Liga, aber für die Nationalelf reicht's.

Nur um das mal zu vergleichen: Die bereits erwähnte und anscheinend auch durchaus umstrittene Corinne Diacre wurde von einem französischen Zweitligisten abgeworben. Die hat vorher eine Herrenmannschaft trainiert und wurde dort Trainer des Jahres. Als die FA beschloss, dass sie die Damenmannschaften jetzt mal richtig aufstellten, holten sie die amtierende Titelträgerin aus den Niederlanden. Die war nebenbei auch schon 2 Mal Meister und Pokalsieger. Oder anders ausgedrückt: Sarina Wiegman holte auf Vereinsebene allein mehr Titel, als alle deutschen Trainerinnen zusammen. Der schwedische Trainer Peter Gerhardsson hat jahrelang in der schwedischen Allsvenskan trainiert. Also auch bei den Männern. Mark Parsons von der Niederlande trainierte jahrelang in der amerikanischen Profiliga der Frauen, nur um ein weiteres Beispiel zu nennen.

Der einzige Verband, bei dem es wichtiger ist, 100 Länderspiele gemacht zu haben, als wirklich konstant nachgewiesen zu haben, dass man eine gute Trainerin ist, bleibt der DFB. Aber da dies bei den Männern genau so läuft, kann sich da halt auch niemand beschweren... 

Bei den ganzen vorher erwähnten und ja auch als selbstverständlich hingenommenen Erfolgen ist das irgendwie auch nur fair. Also man will gar nicht wissen, wie viele Weltmeistertitel Deutschland geholt hätte, wenn man auf die durchaus vorhandenen fähigen Trainer aus den Vereinsmannschaften gesetzt hätte.

Dienstag, 19. Juli 2022

Worst of einer doch recht enttäuschenden Vorrunde

 Ganz ehrlich... da hatte ich mir irgendwie mehr erwartet. Wobei das ja schon nach dem ersten Spieltag abzusehen war. Denn allein schon, dass es in Gruppe A und B Spiele um die "Goldene Ananas" gab. Also sowohl bei England - Nordirland als auch bei Deutschland - Finnland ging es ja nur um die Ehre.

Und Gruppe C sah dann auch so furchtbar eindeutig aus, da denkt man sich, dass die beiden überlegenen Mannschaften doch nur übers Torverhältnis den Gruppensieg entschieden haben. Aber dann fällt einem auf, dass das Ergebnis der Niederländerinnen definitiv zu hoch ausgefallen ist, denn da stand es bis zur 84. Minute Unentschieden... und die Schweizerinnen hätten durchaus in Führung gehen können, dann wären die weitergekommen. Dann kassieren die aber 3 Tore in 11 Minuten und es sieht nach einem souveränen Sieg des Favoriten aus.

Gruppe D war eigentlich die enttäuschende. Also von den Voraussetzungen war es eigentlich das spannendste: Island lag gegen den größten Favoriten früh zurück, was bedeutete... dass sie mit 2 Punkten ins Viertelfinale einziehen würden. Also sowohl Belgien als auch Italien mussten gewinnen um dieses Weiterkommen zu verhindern. Aber gerade in der ersten Halbzeit sah es eher danach aus, als würden beide mit einem Unentschieden weiterkommen... Zu Beginn der 2. Halbzeit nahm das Spiel dann endlich Tempo auf und es passierte in den ersten 10 Minuten mehr, als in den ersten 45 Minuten. Allerdings war Italien dann zwar drückend überlegen, aber im Strafraum einfach zu ungefährlich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie 2 Tore erzielen mussten.

Und dass sie als Vollprofis gegen eine Mannschaft antraten, die teilweise aus Spielerinnen mit einem Clark Kent Job besteht, sollte man halt auch nicht außer Acht lassen. Was den Respekt vor den Belgierinnen nicht schmälern sollte, aber Italien gehört doch eher zu den Enttäuschenden.

Nebenbei haben sich Island Dottirs ohne eine Niederlage verabschiedet, weil sie in der 102. Minute den Ausgleich erzielten. Manchmal braucht der VAR eben länger. Ich fand es superfaszinierend, dass die Kommentatorin dann Mitleid mit den Isländerinnen hatte, die halt ohne Niederlage ausscheiden. Das wäre ihnen mit 24 Teilnehmern garantiert nicht passiert. Aber ganz ehrlich: Eine Mannschaft, die kein einziges Spiel gewinnt, kann halt auch nicht ins Viertelfinale einziehen. 

Dabei waren die Isländerinnen eine der positiven Überraschungen. Allein schon, weil sie die für Isländer ganz normale Unterstützung von den Rängen bekommen haben. Und weil sie halt auch in jedem Spiel mithalten konnten. Andererseits "schonte" Frankreich halt auch 5 Spielerinnen und es reichte trotzdem nicht zu einem Sieg.

Wenn wir über Enttäuschungen reden, kommen wir direkt zu Dänemark und Norwegen, die sich quasi geschlossen für das "Wir haben den Urlaub schon gebucht" Team beworben haben. Während Pernile Harder wenigstens behaupten kann, dass sie das eine (!) Turniertor der Däninnen erzielt hat und an quasi allen gefährlichen Aktionen beteiligt war, hätte Ada Hegerberg auch einfach weiter streiken können. 

Wenn diese Norwegen, Dänemark und Italien ihre erwartbaren Leistungen abrufen, sehen wir ein wesentlich spannenderes Turnier. Und dahinter stellt man halt doch fest, wie groß der Unterschied zwischen den geförderten Nationen mit ordentlicher Struktur (also England, Frankreich, Deutschland, Spanien, Schweden und die Niederlande) und dem Rest ist. Als konkretes Beispiel: Die Portugiesinnen hätten eine richtig gute Rolle als größte Überraschung spielen können, wenn die halbwegs Standards verteidigen würden. Stattdessen kassierten sie 7 Gegentore nach Ecken und Freistößen. 

Jetzt kommt man aber beim "Durchzählen" schon zum nächsten "Problem": Das sollten eigentlich 8 Mannschaften sein, es sind aber nur 6. Damit haben wir, bei allem Respekt, 2 Viertelfinale, die ungefähr so aussehen sollten, wie die Gruppenspiele vorher: Sehr dominante und überlegene Favoritinnen fahren einen souveränen 3:0 Sieg ein. Selbst eine knappe Niederlage für Österreich und Belgien wären schon eine Überraschung. Aber das "Deutschland Spiel" wird trotzdem (verständlicherweise) die höchsten Einschaltquoten haben. Dann sehen die alle dieses einseitige Spiel und denken sich: "Das ist jetzt also dieser Frauenfußball, von dem alle geredet haben, was soll daran jetzt so toll sein"... da gucke ich lieber Deutschland gegen Algerien als WM Achtelfinale, das ist wenigstens spannend... 

Dabei sollte man sich eigentlich den Mittwoch und den Samstag im Kalender markieren, wenn man wirklich sehen will, was in diesem Turnier alles geht. Denn da gibt es Duelle auf Augenhöhe. Da werden England und Frankreich (gerade letztere kamen bisher eher im Schongang durch) das erste Mal richtig gefordert werden. 

Nebenbei... muss ich gerade nochmal über die Präsentation reden. Es ist schon verdammt peinlich, dass das ZDF nicht hinbekommt, Bild und Ton zu synchronisieren. Vor allem, weil der Ton vor dem Bild kommt. Da schreit Claudia Neumann dann schon Tor, bevor der Kopfball abgegeben wird. Und das passiert nicht nur bei einem Video. Get that shit fixed.

Montag, 11. Juli 2022

Worst of des ersten EM Spieltages

 Die gute Nachricht vorneweg: So wie das gerade läuft, ist es nicht sooo schlimm, dass ich diese Woche im Ausland unterwegs bin und deswegen deutlich weniger sehen werde... Denn dieses Turnier leidet gerade an einem ganz großen Favoriteninnenproblem. Am ersten Spieltag trafen halt hauptsächlich die Kandidatinnen für höhere Aufgaben auf Mannschaften, die froh sind, dass sie mitspielen dürfen. Da sich keine eine Blöße gab, haben wir jetzt das Problem, dass es in Gruppe A und B realistisch nur noch darum geht, wer erster wird.

Gerade das Dänemark sich direkt für die "Wir haben den Urlaub schon gebucht" Elf beworben hat. Die sollten doch die "deutsche" Gruppe eigentlich zur Todegruppe erheben. Entweder die Deutschen sind wirklich verdammt gut, oder aber das Thema ist jetzt schon durch. 

Das eigentlich spannendste Spiel war damit... Portugal gegen die Schweiz, wo die Portugiesinnen einen 2 Tore Rückstand aufgeholt haben und am Ende beide auf Sieg spielten. Aber wahrscheinlich wird für beide spätestens im Viertelfinale Schluss sein.
Beim Rest bleibt halt festzuhalten: Es war schon beeindruckend, wie konsequent aufs 3. und 4. Tor gespielt wurde. Also außer bei den Engländern, die sich nach dem 1:0 erfolgreich einredeten, dass es schon reichen wird. 

Was auch auffällig ist: Quasi alle Mannschaften (Frauschaften?) versuchen mitzuspielen, auch wenn es nicht immer funktioniert. Also man kann sich das 2:0 der Norwegerinnen aus der arroganten Position angucken, dass so ein leichtsinniger Ballverlust bei den Männern nie passieren würde. Das stimmt auch. Allein schon, weil der nordirische Torhüter jeden Ball blind nach vorne schlagen würde, in der Hoffnung, dass der Stürmer den Ball dann fest macht und ein Foul zieht. Ob das dann wirklich "besser" ist, muss jeder selber entscheiden. Ich muss zugeben: Ein Turnier, bei dem nicht gejanckert wird, kriegt eine eigene Dynamik.

Die 2. Auffälligkeit: Die Ecken werden wesentlich dichter vors Tor gezogen, weil halt die Strafraumbeherrschung der Torhüterinnen deutlich ausbaubar ist. Das ist schon die Schwachstellenposition bei diesem Turnier. Die fallen im Vergleich zu dem Rest schon merklich ab.

Alexandra Popp hat dann jetzt mehr EM Tore erzielt, als Thomas Müller. Wie faszinierend. Also die beiden sind ja schon vergleichbar. Beide sind Legenden im Nationalmannschaftsdress, mit über 100 Einsätzen und beide gewannen ihren persönlich wichtigsten Titel im Maracanã. Er 2014, sie 2016. Für beide liefen ihre EM Auftritte bisher sehr beschissen. Also gut, so richtig beschissen lief es nur für Popp, die bisher einfach jedes Kontinentalturnier aus Verletzungsgründen verpasst. Und nach ihrer Einwechslung brauchte sie nicht mal 30 Minuten, um diesen Missstand zu beenden... Thomas Müller wartet nach 15 Spielen weiterhin auf ein Erfolgserlebnis. Vielleicht wird es 2024 ja was...
Was soll ich sagen... wenn ich keinen Ansatz zum Müller-Bashing finden würde, wäre es ja kein richtiges Turnier. Und es ist schon schlimm genug, dass Boris Johnson es nicht fürs "Burrying" verwenden konnte, sondern wirklich zurücktreten musste, obwohl in seinem Land eine EM stattfindet. 

Ansonsten muss natürlich noch die Serie "Frauen machen das einfach" eingeführt werden. Und da reden wir noch nicht mal direkt über "Während der Menstruation in weißen Hosen spielen"... obwohl ja auch darüber anscheinend geredet werden muss. Dabei muss man auch mal bedenken, dass so ein Turnier 25 Tage dauert. Sprich: Die Wahrscheinlichkeit, dass Frau während dieses Turniers mit der Periode zu kämpfen hat, ist erschreckend hoch. Da fragt man sich schon, warum die Frauen nicht vorher darauf kamen, dass weiße Hosen bei so einem Turnier nicht ganz so geschickt sind... Und wir sind hier ja nicht in Wimbledon, wo die Veranstalter ignoranter Weise darauf bestehen, dass die Frauen in Weiß spielen...

Aber eigentlich sollte es hier um Ana Hegerberg gehen. Also für Kontext: Hegerberg ist eine der besten Fußballerinnen der Welt. Sie gewann 2016 die Wahl zu Eurpas Fußballerin des Jahres und 2018 den Ballon d'Or. Aber weil der Kampf um die gleichen Prämien für die wesentlich erfolgreichere Frauenmannschaft zu frustrierend verlief, trat sie 2017 im besten Alter aus der Nationalmannschaft zurück. Jetzt gehören die Norwegerinnen zu den Mannschaften, die die gleichen Prämien bekommen und sie ist zurück.
Nur mal so für Kontext: das ist, als würde Robert Lewandowski oder Luka Modrić zur WM in Qatar "Nein" sagen. Das ist etwas, was ja bei gerade dieser WM ausführlich diskutiert wird, aber sein wir ehrlich: Abgesehen von den Italienern wird das keiner machen. Als Mann sagt man sich da "Na klar, die Zustände sind Scheiße, aber deswegen verzichtet man doch nicht auf eine WM..." Sowas macht man doch nicht...

Mittwoch, 6. Juli 2022

Almuth Schult stellt eine interessante Frage in den Raum:

 Ist es überhaupt richtig, ständig von Frauen-Turnieren zu sprechen, wenn es doch eigentlich auch nur ein Fußballturnier ist?

Und das ist dann eine Frage, die wirklich schwierig zu beantworten ist. Das fängt schon direkt damit an, dass Schult selber den Begriff Frau an der Stelle als "Abwertung" betrachtet. Kann man es nicht einfach als Abgrenzung zum doch recht pervers gewordenen Männerfußball sehen? Wie ich bereits gestern erörtert habe, sollten die Ultras sich eigentlich auf dieses Turnier freuen, gerade weil es anders wird, als die Turniere, die sie sonst zu sehen bekommen. 

Bei all der Korruption, den Menschenrechtsverletzungen, der Verschwendung von Steuergeldern und den homophoben Staatspräsidenten, die so ein Männerturnier mit sich bringt, will man doch gar nicht "mit DENEN" in einen Topf geworfen werden. Und ja, ich bin auch felsenfest davon überzeugt, dass man diese schöne, alte Welt viel mehr in den Vordergrund stellen sollte. Dieses "Hier gibt es all das noch" in die Promo einbauen sollte. 

Laura Freigang sagte dazu ja letztens, dass es vielleicht gar nicht so schlimm ist, dass das alles eine Nummer kleiner ist, weil der Sport dadurch auch unbeschwerter ist. Und sagt halt wörtlich, dass man damit seine eigene Position stärken. Jetzt hat man die Chance, seine eigene Identität als schönstes und wichtigstes Turnier in diesem Sommer zu finden. Aber gerade auch, weil halt so wenige Männer am Start sind.

Dazu geht Schults Vorschlag ja vollkommen gegen den allgemeinen Trend der Feminist*innen. Deren Ziel ist es ja sonst, die Leistungen und Möglichkeiten der Frauen sprachlich sichtbar zu machen und dadurch eine Veränderung in der Gesellschaft zu erreichen. Also das Gendern ist nicht das Ziel, sondern das Werkzeug.

Also machen wir es mal konkret: Als Junge bekommt man mit 11 Jahren mit, dass solche großen und tollen Turniere im Sommer stattfinden. Da sitzt man dann mit riesigen Augen vorm Fernseher und will da irgendwann auch mitmachen. Und 3 Tage später meldet man sich beim Fußballverein um die Ecke an... nur um 3 Wochen später zu erkennen, dass es für die Nationalmannschaft wohl nicht reichen wird. So lief das zumindest damals bei mir.

Wenn ich aber 1996 ein deutsches Mädchen gewesen wäre... hätte ich niemals mitbekommen, dass solche Turniere auch für mich ausgetragen werden, weil der Frauenfußball damals unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Mir wurde dieser Traum, dass ich auch an so einem Turnier teilnehmen kann, nicht in den Hinterkopf gepflanzt.

Nun hat sich seit damals ja schon einiges getan. Also zwischenzeitlich in Deutschland und mittlerweile in der restlichen Welt, die "uns" den Status als in Europa führende Frauenfußballnation gerade abgenommen haben. Aber an den derzeit geführten Debatten (und dem Fakt, dass der DFB zu der Hälfte der Verbände gehört, die nicht dieselben Prämien zahlen), sieht man ja, dass noch einiges an Weg vor "uns" liegt. Aber der jetzigen Generation an 11-Jährigen ganz selbstverständlich zu vermitteln, dass sie dabei sein können, könnte ein wichtiger Schritt sein. Dafür kann man aber halt auch die Sprache benutzen.

Wenn wir den Sexismus irgendwann überwunden haben und die Frauen dann überhaupt noch mit den furchtbaren Männerturnieren in einem Atemzug genannt werden wollen, dann können wir diese Details wirklich nur an den Jahreszahlen festmachen. Also ja, das Ziel ist ganz klar Almuth Schults Vision, dass wir einfach über Fußball reden. Die spannende Frage bleibt aber: Wie erreichen wir dieses Ziel?

Dienstag, 5. Juli 2022

Eigentlich müssten all die Ultras jetzt die Frauenfußball EM gucken.

 Die hat ja alles, was die sonst so fordern...

Erstens findet sie im Sommer statt. Und der allererste Kritikpunkt an der WM in Qatar war ja, dass es nicht sein kann, dass wir unsere Gewohnheiten umstellen müssen, weil das Turnier an einem Ort stattfinden soll, wo es im Sommer einfach zu warm ist. Das geht ja gar nicht. Wir haben da Weihnachtsmarkt, danach müssen sich alle richten!!!

Dann wird zumindest das Eröffnungsspiel und das Finale in legendären Fußballtempeln ausgetragen. Diese heiligen Hallen mit epischer Geschichte, die es außerhalb von Europa kaum gibt. Also vielleicht im Aztekenstadion, aber sonst... 

Als Nächstes gibt es einen vernünftigen Turniermodus mit einem 16er-Teilnehmerfeld. Keine besten Gruppendritten. Keine dummen Dreiergruppen. All den Scheiß, der die Vorrunde bei den Männerturnieren ruiniert, wird sich hier gespart. Man muss tatsächlich auch Spiele gewinnen und kommt nicht mit 3 Unentschieden garantiert weiter. Und ja, ich weiß, theoretisch kann man mit 2 Punkten das Viertelfinale erreichen, wenn der Gruppenerste alles gewinnt und die 3 anderen Mannschaften gegeneinander nur Unentschieden spielen. Oder man kann auch mit 3 Unentschieden Gruppensieger werden. Es gibt aber einen Unterschied zwischen einem theoretischen Konstrukt, welches noch nie eingetreten ist, und der praktischen Garantie, dass man mit 3 Unentschieden in die K.O. Phase einzieht. Oder dass 4 Punkte sicher reichen.

Das ruiniert ja auch spätestens den zweiten Vorrundenspieltag. Denn wenn 4 Punkte praktisch garantiert reichen, kann ich im 2. Spiel trotz der Auftaktniederlage auf ein Unentschieden gehen. Ich darf das Spiel dann nur nicht verlieren. Wenn es dann also nach 80 Minuten 1:1 steht, werden beide Mannschaften im Zweifelsfall auf Halten spielen. Und ein Modus, in dem beide Mannschaften taktisch auf Ergebnis halten spielen können, ist einfach Scheiße.

Aber diesen Sommer ist man wieder richtig am Arsch, wenn man das Auftaktspiel verliert. Und die Lage wird richtig verzweifelt, wenn man nur mit einem Punkt in den letzten Spieltag geht. Klar, man kann dann noch weiterkommen, aber es wird verdammt eng. Genau so sollte ein Turnier im Sommer laufen. Aber die aufgeblähten Turniere bei den Männern verhindern dies. Diesen Sommer könntet ihr das alles wieder sehen.

Dazu kommt als gratis Bonusfeature ein Promovideo mit der wunderbaren Joy Crookes.

Falls jemand fragt, ich bin dann offiziell für England.

Und nur so als kurzen Einschub: Warum kriegen wir das nicht hin? Warum verpflichten wir nicht Nura, um ein gut produziertes Promovideo für die Damen zu machen? Oder Joy Denalane, wenn die Dame unbedingt in Berlin geboren sein muss...

Anyhow, zurück zum eigentlichen: Wenn man als Ultra eine ehrlichere Version des Sports sehen will, muss man doch eigentlich diesen Sommer einschalten. Und klar, das Niveau wird deutlich schlechter sein, als bei den Herren. Aber die Ultras behaupten doch sonst auch immer, dass es ihnen egal ist, ob dieses Spitzenniveau erreicht wird, solange der Sport nicht komplett durch kommerzialisiert ist.

Jetzt könnte man ein deutliches Statement an alle Funktionäre schicken, in dem man dieses Turnier angemessen feiert. Sich das Kicker Sonderheft kauft... oh warte, so etwas gibt es ja nicht mal. Und ja, ich habe versucht mir in Leipzig die EM-Ausgabe von FFussball zu holen... aber die gab es nirgends. Und jetzt ist sie im Onlineshop vergriffen.

Jetzt könnte man Viewing Partys im Vereinsheim organisieren und sich den Spaß gemeinsam angucken. Und man müsste dann nicht mal auf Unrechtsstaaten und Korruption fluchen, sondern könnte wirklich das Geschehen auf dem Platz genießen. Und wenn man richtig viel Glück hat, kommentiert nicht mal Tom Bartels oder Bela Rethy... Wobei es ja eigentlich ein gutes Zeichen wäre, wenn die Öffentlich Rechtlichen ihre "Besten" schickt... Dass diese "Besten" dann nicht "gut" sind, ist ja ein anderes Problem.

Aber am Ende wird das alles erst im Winter wieder passieren, auch wenn man dann ein schlechtes Gewissen hat. Auch wenn man jetzt gerade behauptet, dass man es im Winter ja auf gar keinen Fall machen wird, weil das alles zu schlimm geworden ist, spätestens wenn Deutschland dann spielt, ist das alles wieder vergessen und die Fahnen werden wieder ausgepackt.

Nebenbei muss man an der Stelle der Herrenmannschaft mal ein großes Kompliment aussprechen. Dass die jegliche "Equal Pay" Debatten eiskalt beendet haben, weil sie einfach so lange im Achtelfinale ausscheiden und damit gar keine Prämien bekommen, bis der DFB sich endlich bewegt, ist schon ein starkes Statement...
Nur schade, dass die Frauen in der Phase ihren Vorsprung auf ihre direkte Konkurrenz verspielten und nicht mehr automatisch zu den Titelfavoriten zählen.

An der Stelle muss ich natürlich auch zugeben, dass für mich selber der Einstieg in dieses Turnier schwierig wird. Das Problem ist halt: Bei so einem Turnier geht es eigentlich nie um die sportliche Qualität, sondern um die persönlichen Storylines. Das ist etwas, was mir bei der letzten WM aufgefallen ist, in die ich dann doch ein wenig reingestolpert bin. Als ich dann verstanden habe, dass die Amerikanerinnen da vor Ort für mehr Gerechtigkeit kämpfen, hatte ich halt meine Storyline. Und dann fand ich das Turnier auf einmal auch spannend und interessant. Gut, fairerweise nur interessant genug für einige wenige Beiträge, aber man muss sich ja Platz für Steigerungen lassen...

Und ja, ich wollte mir auch abgewöhnen, bei jedem Beitrag dann ein "Bei den Männern" einzubauen, aber auch da kann man sich ja noch Platz für Steigerungen lassen. Also: Bei den Männern sind diese Geschichten vorher immer klar. Also selbst bei den "Exoten" weiß ich immer ziemlich genau, dass dies halt das erste Turnier von nehmen wir die Legende Dwight Yorke ist. Dass dieser europäische Star sein ganzes Leben davon geträumt hat, seine Nation ein Mal bei einer WM zu vertreten.  Was Trinidad & Tobago 2006 dann auch wirklich gelang. Aber aus genau diesen Geschichten zieht dann auch die langweiligste Ansetzung seine Energie. 

Jetzt habe ich allerdings noch keine Ahnung, wie die Lage im isländische und belgischen Frauenfußball aussieht. Und ich habe so richtig auch keine Möglichkeit da irgendwas herauszufinden. Auf Kicker.de gibt es nur einen kurzen Kommentar zu den deutschen Gegnerinnen. Also als Teil einer längeren Kolumne. Auf Sport1.de ist es richtig schwierig überhaupt was zur Frauen-EM zu finden... Also klar, man kann es als Zeichen der Gleichberechtigung betrachten, dass da die Artikel ganz normal unter EM geführt werden... Gleichberechtigt sind sie aber auch höchstens mit der U21... Aber hey, ich kriege raus, wer sich alles für die WM 2027 bewirbt, bis dahin scheinen sich dann auch die mit diesem Sport beschäftigen zu wollen...

Das ist nebenbei genau das, was die mit "mangelnder Sichtbarkeit" meinen... Da gibt es ein Turnier mit mindestens 500.000 verkauften Tickets, welches teilweise vor 70.000 Fans ausgetragen werden soll, und auf einem der größten deutschen Sportportale findet man dazu... einen einzigen Artikel...

Ich frage mich ja schon, ob es so viel Aufwand gewesen wäre, sich von den ausländischen Kollegen einen kurzen Artikel schicken zu lassen, in dem kurz und kompakt die einzelne Mannschaft vorgestellt wird, den man dann Online bereitstellen kann. Und wenn dann die entsprechenden Mannschaften im Ticker stehen, verlinkt man darunter kurz diesen Artikel. 

Guckt mal, 90min.de kriegt das doch auch hin... Vielleicht sollte ich auch Kicker.de einfach mal absetzen und auf ordentliche Seiten gehen...