Freitag, 29. Juli 2022

St. Pauli zeigt sich von seiner asozialsten Seite

 Nicht, dass das als Burrying Attempt untergeht, nur weil gerade Europameisterschaft ist... Das muss man trotzdem auf dem Schirm haben.

Genauso wie, wenn wir schon dabei sind, die Fans des Hamburger SV, die es für nötig hielten, beim ersten Spiel nach Uwe Seelers Tod ein homophobes Banner hochzuhalten.

Wobei, das muss man verstehen. Uns Uwe hat sich halt zum dümmst möglichen Zeitpunkt verabschiedet. Ich meine, die hatten das Plakat wahrscheinlich schon am Mittwoch fertig gemacht und ins Stadion geschmuggelt... und dann stirbt der Bastard einfach. Und das Ding war ja auch spezifisch auf die Hansa-Fans zugeschnitten, das hätte man also nicht einfach in 14 Tage nutzen können. Und Hansa weiß ja zumindest theoretisch, wie das mit dem Aufsteigen geht, man lief also Gefahr, dass das auf ewig in der Garage einstaubt, bis man irgendwann im Pokal auf die trifft. Da kann man dann doch keine Rücksicht auf eine verstorbene Legende nehmen.

Oder anders ausgedrückt: Ein homophobes Arschloch bleibt halt ein homophobes Arschloch. 

Aber auch die Guten vom 1. FC St. Pauli haben sich gerade richtig blamiert. Klarer Fall von: Sind sie auch so froh, dass sie bei den Guten sind? Also falls ihr es verpasst habt: Der direkte Nachbar FC Teutonia Ottensen darf sein Heimspiel gegen RB Leipzig nicht im Millerntor-Stadion austragen. Also bei ihnen um die Ecke. Nun muss ich direkt sagen, dass schon meine erste Reaktion war: RB Leipzig ist das beschissenste Los, das du ziehen kannst. Denn die bringen weniger reisefreudige Fans mit als alle anderen Bundesligisten. Und sie haben auch vor Ort wenige alteingesessene Fans, die unbedingt mal ein RB Spiel, egal gegen wen, im Stadion sehen wollen. Sprich: Man kriegt dann auch richtige Probleme, das gemietete Stadion vollzumachen.

Und dann sagt dein Nachbar auch noch: Bei uns darfst du nicht spielen. Und selbst wenn die händeringend nach einem Ausweichort suchen und das 340 km entfernte Dessau in Betracht ziehen, merkt St. Pauli nicht, wie dämlich ihre Haltung ist.

Also um das mal als Erstes festzuhalten: RB Leipzig ist es scheißegal, wo dieses Spiel stattfindet. Die werden in Dessau auch nicht weniger Einnahmen generieren, als auf Pauli, weil das Wesentliche ja aus  den Fernsehverträgen kommt. Die werden definitiv durch beide Mannschaften geteilt. Da kommt dann in etwa 128.000 raus. Dazu kommen natürlich auch noch die Tageseinnahmen, aber die sind gerade für RB wirklicher Kleinscheiß. Also ich frage mich da ja, ob Vereine wie RB und die Bayern sich wirklich die Mühe machen und dann diese Rechnungen an die kleinen Vereine stellen. Aber das werden wir nie rauskriegen. Aber wo diese 128.000 generiert werden, ist für RB irrelevant. Im Gegenteil, es dürfte denen sogar gut in den Kram passen, dass sie kein Hotel buchen müssen, weil Dessau ja um die Ecke liegt.

Aufgrund der ach so konsequenten Haltung von St. Pauli hat also nur ein Verein wirkliche Nachteile: Denn da dieses Spiel am Dienstagabend angepfiffen werden muss (weil... Supercup halt), werden sie jetzt ein Hotelzimmer in Dessau buchen müssen... oder Abends um halb 12 im Bus die Heimfahrt antreten. Apropos Busfahrt: Mann muss die knapp 4 Stunden natürlich auch noch vor dem Anpfiff hinter sich bringen, was die eh schon geringen Chancen auf eine Sensation weiter schmälert. 

Unter dieser Haltung leidet also definitiv nur der kleine Verein, während RB es halt schulterzuckend zur Kenntnis nimmt. Geiler Protest. Das ist, als würde man dem kleinen Tante-Emma-Laden in Privatbesitz die Fensterscheibe einschmeißen, weil die da Coca-Cola verkaufen. Kann man machen, aber dann ist mal halt ein Vollidiot.

Wisst ihr, was konsequenter Protest gewesen wäre? Denen nicht nur das Stadion bereitstellen, sondern die eigenen Fans dazu auffordern, sich dieses Spiel im Stadion anzugucken. Damit sich das Mieten des Stadions auch lohnt. Dann sollten diese Fans Ottensen nach allen auf St. Pauli geltenden Regeln unterstützen: kreativ und konstruktiv. Und hinterher kann man dann behaupten, dass selbst so ein kleiner Regionalligist mehr Fans mobilisiert, als dieses so verteufelte "Produkt" aus der Dose. Man könnte als die Kritik an der Kommerzialisierung mit dem Support des kleinen Vereins kombinieren. Aber halt nicht bei dem alternativen Verein in Deutschland. Da ist sinnlose Programmatik wichtiger...

Und ja, Ottensen und St. Pauli mögen sich anscheinend nicht wirklich, wie sich das unter Traditionsvereinen halt gehört. Aber gilt es da nicht irgendwie auch, den gemeinsamen Feind zu bekämpfen? Also wenn es eines gibt, wo sich Lok und Chemie Fans doch einig sind, dann ist es das "Scheiß RB!" Das kann doch in Hamburg nicht so viel anders sein.

Wenn der Fußballgott Humor hat, lost er St. Pauli in der nächsten Runde ein Heimspiel gegen RB zu. Denn dann wird sich wirklich zeigen, wie verlogen die Haltung dieses Vereins wirklich ist. Denn wenn man die "RB darf am Millerntor kein Geld verdienen" Einstellung konsequent durchzieht, muss man sich dann auf einmal selber um einen anderen Spielort kümmern. Denn die Abendeinnahme wird ja auch in den späteren Runden geteilt. Und die Fernseheinnahmen gehen sowieso an beide. RB wird dann also einiges mehr an Geld machen, als sie jetzt in der ersten Runde generieren würden. 

Aber dann wird ja der große Kampftag ausgerufen. Dann wird sich Pauli für die authentische und einzigartige Stimmung im eigenen Stadion rühmen. Und RB steht schulterzuckend daneben und zählt die Scheine, die sie für diese Stimmung bekommen.

RB selber könnte St. Pauli richtig vorführen, wenn sie jetzt bekannt geben, dass sie alle für Ottensen entstehenden Zusatzkosten übernehmen werden. In der RB Bilanz könnte man das als Werbekosten verschwinden lassen und gleichzeitig die Gelegenheit nutzen, um zu verdeutlichen, dass verbohrte Traditionsvereine den Fußball selbst auch nur kaputt machen.

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