Donnerstag, 28. Oktober 2021

Da war überraschend spannend...

 Also klar, abgesehen von dem Bayern Spiel. Das war halt wie immer nach 15 Minuten entschieden... Nur halt im Gegensatz zu sonst immer dieses Mal gegen den Rekordtitelträger. Vor allem, weil Dayot Upamecano allen beweisen wollte, warum er mit einem jungen Jérôme Boateng verglichen wird. Und weil Lucas Hernandez derzeit anscheinend aus Prinzip Sicherheitsabstand hält... So durften die Bayern Fans ein Mal erleben, wie das so ist, wenn man gnadenlos aus dem Stadion geschossen wird... falls sie das nach dem 1:5 gegen Frankfurt vor 2 Jahren schon wieder vergessen haben.

Joshua Kimmich hoffte wahrscheinlich darauf, dass auch nach diesem Spiel keine sportlichen Fragen gestellt werden, sondern alle nur was über seinen Impfstatus erfahren wollen. Wie angenehm das Interview vom Samstag auf ein Mal wirkte.

Und die Bayern können jetzt nicht mal fix den Trainer entlassen... denn der saß ja unbeteiligt zu Hause. Aber hey, jetzt können sich die Bayern ab März auf die Bundesliga konzentrieren... wie... nun ja... wahrscheinlich fast alle.

Also RB Leipzig liegt souverän auf Kurs Champions League Ausscheiden. Also so komplett ausscheiden. Genauso wie Union Berlin in der Europa Conference League... Was aber eh keiner mitbekommt. Eintracht Frankfurt und der VfL Wolfsburg verabschiedeten sich ja schon nach Runde 1 aus dem DFB-Pokal. Jetzt folgten Bayer Leverkusen und eben die großen Münchener... Bleibt also Borussia Dortmund, die mindestens 3. in ihrer Champions League Gruppe werden... Aber ja, Stand jetzt wird nur noch eine Mannschaft in 3 Wettbewerben aktiv sein... beste Liga der Welt.

Ich frage mich ja eh immer, warum dieses "Jeder kann jeden schlagen" ein Qualitätsmerkmal sein soll... wenn sich dein Tabellenvierter nicht mal gegen einen ambitionierten Zweitligisten aus Karlsruhe durchsetzen kann, ist man vielleicht auch einfach nicht soo gut.

Die wirklich spannende Frage ist ja: Ändern jetzt die anderen Mannschaften ihre Herangehensweise? Also realistisch sind mit Dortmund und RB Leipzig 2 Titelfavoriten übrig geblieben. Und wenn man Glück hat, kegeln die sich gegenseitig raus. Was dann wiederum bedeutet: Man braucht noch 3 Siege bis zum Finale und wenn man dort dabei ist, nimmt man an der Europa League Teil. Falls sie diese Regel nicht heimlich geändert haben.

Bisher waren ja die Trainer im "Das Wochenende ist wichtiger, wir wechseln lieber 6 bis 8 Mal durch" Modus. Hauptsache man verliert nicht in der Bundesliga. Denn realistisch gesehen muss man an 3 deutlich besseren Mannschaften vorbei, um ins Finale zu kommen. 

Diese "Ist uns eigentlich egal" Haltung wird ja am besten durch den "Wir lassen im Pokal unseren Ersatztorwart antreten" Trend, der vollkommen sinnlos ist. Nichts ist ja alberner, als der "Wir haben 2 gleichstarke Torhüter" Mythos. Also es gibt ganz wenige Ausnahmen wie in Mainz, als sich Florian Müller und Robin Zentner auch in der Liga regelmäßig abwechselten und kaum ein Unterschied zu bemerken war.

Eigentlich willst du als Bundesliga einen wirklich bundesligatauglichen Torhüter haben... und dann einen Back Up, der sich hoffentlich nicht auf die Nase packt, wenn er mal einen Ball halten muss. Der im besten Fall souverän agiert, aber man will es lieber nicht ausprobieren. Also so jemanden wie Fabian Bredlow. Und dieser muss seine Rolle als Trainingspartner dann loyal ausfüllen.

Nur redet man sich mittlerweile ein, dass ein Bredlow ein so guter Back Up ist, dass man ihm auch im Pokal vertrauen kann. Auch, wenn er dann am Ausscheiden im letzten Jahr Schuld war

Machen wir es mal an einem aktuellen Beispiel fest: Schon die Manuel Riemann kommt für Michael Esser und verwandelt dann den entscheidenden Elfmeter ist an sich sinnlos. Er wäre immer noch besser so zu wechseln, dass man nicht ins Elfmeterschießen muss. Weil aber immer einer in dieser Lotterie gewinnen muss, glaubt einer der beiden Trainer, dass er alles richtig gemacht hat, wenn er erst in der 118. Minute wechselt. Und Gareth Southgate denkt sich jetzt "Siehste, war doch richtig, nur Pech!"

Nun stimmt Riemann am Ende Esser Sprechchöre an, denn der... wie drücken wir es diplomatisch aus... hat ja mit seiner unglücklichen Aktion vorm 2:2 Riemanns Heldentaten erst ermöglicht. Denn ein brauchbarer Bundesligatorhüter klärt den Ball souveräner. Und natürlich ist das kein klarer Torwartfehler. Aber es ist einer dieser Bälle, bei denen sich deine Nummer 1 von der Nummer 2 abhebt.

Aber obwohl der DFB-Pokal eigentlich der einfachste und schnellste Weg nach Europa ist (gerade derzeit, wo die Bayern das 2. Jahr in Folge in Runde 2 scheitern...), ist es da nicht völlig absurd unnötig ins Risiko zu gehen und diese Chance leichtfertig zu verspielen? Das ist doch am Ende ein eindeutiges "Wir glauben eh nicht daran, dass wir wirklich ins Finale kommen, damit ist es auch egal."

Aber nehmen wir mal die gut gestarteten Kölner: Die ließen in der 2. Pokalrunde erst Mal Mark Uth und Anthony Modeste draußen, damit die am Wochenende fit sind. Steffen Baumgart brachte dann beide, was ja auch gereicht hat. Trotzdem sieht ein "Wir holen den Pott! Wir fahren nach Berlin!" deutlich anders aus.

Oh und eines wichtiges gab es noch: Das personifizierte Böse aus Leipzig verzichtete auf die Einnahmen die Babelsberg generierte, um den Verein zu helfen! Die Turbokapitalisten! DIE MACHEN DEN FUßBALL KAPUTT!
Ich frage mich ja nur, warum das nicht selbstverständlich ist. Also um das mal kurz zu erklären: Die beiden Mannschaften, die im DFB-Pokal gegeneinander antreten, teilen sich normalerweise die Gelder fair auf. Damit, wenn man wie Werder Bremen jahrelang nur Auswärtsspiele hat, keine finanzielle Ungerechtigkeit entsteht.

Das führt dann zu der völlig absurden Situation, dass der FC Bayern mit seinen 100 Millionen Euro Umsatz eine Rechnung an den Bremer SV stellt. Damit dieser Verein seinen Anteil von den 10.000 verkauften Tickets und den ganzen Frust-Bieren an die Bayern weitergibt... obwohl die Bayern gar nicht bemerken werden, ob diese Summe wirklich auf ihrem Konto gelandet ist.

Warum zeigt sich da nicht die gesamte DFL solidarisch und geht konsequent den Weg von RB am Wochenende: Wir lassen den Amateurvereinen ihre Rekord-Tagesumsätze. Denn wenn man nicht Schalke ist und absolut katastrophal gewirtschaftet hat, dann ist man von diesen vielleicht 50.000 Euro auch einfach nicht abhängig. Für die Amateurvereine ist das aber extrem viel Geld. Da sollte es selbstverständlich sein, wo das Geld bleibt. Gerade während der für die Amateurvereine so harten Corona Zeit.

Montag, 25. Oktober 2021

Ein paar weitere Kimmich Gedanken

 Es lässt einen halt auch nicht wirklich los. Und nachdem ich gestern relativ viel Verständnis für diese Entscheidung aufgebracht habe, muss ich da doch nochmal kritischer drüber nachdenken.

Also vor allem wegen einer Aktion: WeKickCorona. Denn die macht Joshua Kimmichs Haltung um einiges komplizierter. Fangen wir mal mit dem ersten Zitat direkt von deren Homepage an:

"Weil die Gesundheit über allem steht, ist jetzt Solidarität im Kleinen wie im Großen notwendig. Jeder kann helfen."

Ähm. Ja... genau. Also dem ist wenig hinzuzufügen. Außer natürlich, dass diese Solidarität im Wesentlichen aus einer Impfung besteht. Das ist, neben sich zu Hause einschließen, das einzige, was man selber machen kann, um andere vor einer Infektion zu schützen. Und natürlich ist es ein Risiko, sich einen brandneuen Impfstoff in den Arm zu rammen. Da war mir persönlich auch immer bewusst. Ich bin dieses Risiko aber eingegangen, weil es a) sehr gering war und b) es die einzige Variante war, andere zu schützen. 

Kimmich fordert selber Solidarität von allen, ist aber selber nicht gewillt, diese Solidarität umzusetzen. Er will seine Freiheit zurück, aber nichts riskieren, um diese Freiheit zu bekommen. Einer der offiziellen Vorkämpfer gegen Corona ist jetzt nicht gewillt, auch den entscheidenden Schritt im Kampf gegen Corona zu gehen. Damit reißt er alles, was er an sozialem Engagement gezeigt hat, wieder ein.

Der nächste, genauso kritische Punkt ist halt, dass mit den WeKickCorona Spenden über Unicef eine gerechte Verteilung des Impfstoffs in der Welt unterstützt. Einen Impfstoff, den Kimmich selber für zu gefährlich hält, um ihn zu nutzen. Aber die Afrikaner können den ja ruhig ausprobieren. Wenn Menschen aus Entwicklungsländern wie Sachsen mit den Langzeitfolgen Probleme haben, ist das ja nicht so schlimm. Also genaugenommen ist genau das Kimmichs Meinung. Er lässt halt die anderen so lange testen, bis er sich sicher ist, dass ihm der Impfstoff nicht schadet.

Wirklich deutlich wird diese "Für euch ist das ja gut genug, für mich aber nicht" Haltung, wenn er dann angeblich wirklich auf einen sogenannten "Totimpfstoff" wartet. Der bringt dann laut dem verlinkten Artikel im wesentlichen weniger Nebenwirkungen. Also ja, Kimmichs Vorstellung von Solidarität ist, dass wir uns alle mit diesen Nebenwirkungen auseinandersetzen, damit er weiter seinem Job geregelt nachgehen kann. Er lässt uns das Risiko tragen, damit er wieder vor Leuten spielen darf. Und wenn es dann nicht mehr weh tut, greift er auch zur Spritze.

Und um da noch einen letzten Kicker zu bringen: Der Mann hat für diese WeKickCorona Aktion einen Preis gewonnen, weil wir es alle so toll fanden, wie er sich gegen Corona engagiert. Das mindeste, was Kimmich jetzt machen sollte, ist den "Fair Play Preis des deutschen Sports" zurückgeben. Denn seine Vorstellung von Fair Play ist ja: Tragt ihr das Risiko, dann muss ich nicht. Und auch der DFB sollte Kimmich sofort den Status als "Deutscher Fußball Botschafter" entziehen, der ihm laut Wikipedia verliehen worden ist. Denn dieser Botschafter verbreitet ganz offensichtlich Falschmeldungen und Unwahrheiten. Ernsthaft, da muss es jetzt eine deutliche Positionierung des DFBs geben. Aber... ähm... wer ist da gerade Präsident? Schon wieder niemand? Schade eigentlich.

Das ist nebenbei das wirklich positive an diesem ganzen Scheiß: Dass mir jetzt haufenweise Beiträge mit Zitaten von Wissenschaftlern geliefert worden, die mit diesem ganzen Langzeit-Mythos aufräumen. Dass darüber jetzt nochmals offen diskutiert wird, ist etwas Gutes. Problematisch ist natürlich, dass die jetzt von Kimmich bestärkten Impfgegner diese Artikel nicht lesen werden und nur auf Kimmich vertrauen...

Um nachzuweisen, was für absoluten Bullshit sich Kimmich da aus dem Arsch gezogen hat, wenn er Langzeitstudien fordert, muss man auf das seriöseste deutsche Organ verweisen: Den Postillon. Es ist halt schon traurig, dass ausgerechnet die Satire den Finger in die eigentlich wichtige Wunde legt. Und ja, ausgerechnet an dem Wochenende, an dem mit Manu Thiele ein bekannterer Youtuber ein Video zu den Gefahren von Gehirnerschütterungen macht, macht sich Kimmich Sorgen um eine Impfung und fordert Langzeitstudien. Hey, lieber Joshua, es gibt da Langzeitstudien, die nachweisen, dass jedes einzelne Bundesligaspiel, welches du absolvieren wirst, gefährlicher für dich ist, als diese Impfung. Wenn du dir wirklich Sorgen um deine Gesundheit machst, suche dir doch die richtig gefährlichen Dinge in deinem Alltag raus und gehe gegen diese vor. Aber anscheinend sind dir Langzeitfolgen sonst komplett egal.

Kommen wir zum letzten Problem: Kimmichs Klagen darüber, dass es nur „nur noch geimpft oder nicht geimpft“ gibt. „Und nicht geimpft bedeutet dann oftmals gleich, dass man Corona-Leugner oder Impfgegner ist." Kurzes Realitätsupdate: Bei Impfgegnern ist das genau so. Jeder hatte mittlerweile die Chance, sich impfen zu lassen. Wer dies nicht getan hat, hat sich bewusst dagegen entschieden. Und gerade Kimmich mit seiner herausragenden medizinischen Betreuung und Beratung hat sich bewusst dagegen entschieden. Damit ist er ein Impfgegner. Damit muss er sich auseinandersetzen.

Natürlich gibt es unterschiedliche Stufen von Impfgegnern. Es gibt diejenigen, die sich aus gesundheitlichen Gründen wirklich nicht impfen lassen können. Denen wurde die Entscheidung dagegen abgenommen.
Es gibt diejenigen, die sich noch unsicher sind, die deswegen aber auch gerne bereit sind, zurückzustecken.
Es gibt diejenigen, die sich noch unsicher sind, aber wie bockige Kleinkinder darauf pochen, dass sie trotzdem alles dürfen müssen. Das sind die Impfgegner, von denen ihr gerade wahrscheinlich am häufigsten hört. Das sind halt diejenigen, die sich jetzt darüber beschweren, dass in den Stadien 2G durchgesetzt wird, obwohl das absehbar war. Sie sehen an und für sich schon ein, dass Corona existiert und gefährlich ist, aber sie sehen nicht ein, dass sie deswegen irgendwelche Einschränkungen erdulden müssen.
Und dann gibt es die Corona komplett Leugner, die krampfhaft daran glauben, dass Bill Gates uns alle mit Mikrochips ausstatten will. Diese Menschen glauben halt, dass ich ein Schlafschaf bin, der sich keine eigene Meinung bilden kann, weil sie irgendwo eine vorgefertigte Meinung im Internet aufgestöbert haben und diese unreflektiert weitergeben. Da kann man halt nichts machen.

Kimmich gehört wahrscheinlich zur 2. Kategorie. Also zur "Ich sehe ein, dass ich mich dann einschränken muss, bin aber trotzdem weiter skeptisch" Klasse. Das entscheidende Grundproblem ist und bleibt aber, dass die Leute aus der 3. und 4. Kategorie ihm jetzt glauben und ihm jetzt zujubeln dürften. Und da sage ich mal: Wenn mir das passieren würde, würde ich mich fragen, was ich falsch gemacht habe...

Das wären nebenbei meine 2 Wünsche an die Sportjournalisten: Konfrontiert Kimmich damit, dass er die Impfung praktisch verweigert, was ihm zum Impfgegner macht, und dass er für seine Haltung hauptsächlich von den Leuten, von denen er sich distanzieren will, Applaus bekommt. Und erinnert ihn daran, dass ihn Langzeitstudien an anderen, für ihn persönlich gefährlicheren, Stellen vollkommen egal sind, er sich also schlecht auf diese berufen kann...

Die endlosen Probleme mit Joshua Kimmichs freier Entscheidung

 Ihr habt es ja alle mitbekommen. War ja nicht zu ignorieren. Unser Volksheld und unsere Führungspersönlichkeit Joshua Kimmich hat "persönlich noch ein paar Bedenken". 

Als allererstes muss man eines festhalten: Kimmich ist bestimmt kein Querdenker. Ganz sicher nicht. Er nimmt die Pandemie schon ernst. Er ist sich der schwierigen Lage bewusst. Was ihm aber nicht bewusst zu sein scheint: Die Impfverweigerer werden ihm für seine Haltung applaudieren, auch wenn er das gar nicht will.

Und das ist halt das Problem von jedem Prominenten von Kimmich bis Nena: Wenn sie in solchen Momenten eine Anti-Haltung zeigen, denken sich die ebenfalls zweifelnden Fans "Guck mal, wenn der damit Probleme hat... dann will ich das Risiko auch nicht eingehen." 

Da kommen wir auch zu dem eigentlichen Problem: Warum recherchiert die Bild überhaupt in diese Richtung? Also eine Impfung soll ja eine freie und private Entscheidung bleiben. Und klar, diese Entscheidung hat dann Konsequenzen. Zum Beispiel, dass Kimmich jetzt in vielen Stadien nicht als Gast erscheinen darf. Oder dass er sich von Clubs, Diskotheken und Konzerten fernhalten muss. Dessen ist Kimmich sich bewusst. Er nimmt die persönlichen Einschränkungen aufgrund seiner Bedenken an. Wenn er sich jetzt darüber beschweren würde, dass er sich ständig testen lassen muss und nicht in die Münchener Nobelschuppen kommt, dann könnten wir über ihn urteilen. Macht er aber nicht.

Das einzige, was die Bild mit ihrer Recherche erreicht, ist... dass eine private Entscheidung in die Öffentlichkeit kommt. Und diese Information bestärkt dann ausschließlich die Zweifler. Herzlichen Glückwunsch Springer, ihr habt es geschafft, dass 50 bis 50000 Menschen jetzt ihre Impfung weiter aufschieben, weil der Kimmich ja auch Bedenken hat. Der muss es ja wissen, das ist so ein netter und intelligenter Junge... Und dann jammert ihr im Dezember, weil wir dann in einen neuen Lockdown müssen, da zu wenige geimpft sind. Obwohl ihr gerade aktiv dran gearbeitet habt, dass dies so bleibt.

Und wenn jetzt der Kimmich als Reaktion auf die Veröffentlichung sagt: "Ok, ich bin mir meine Vorbildfunktion bewusst, ich lasse mich doch impfen!", dann denken diese Skeptiker: Jetzt gibt er dem Druck nach! Also doch die Impfpflicht, uns ist doch versprochen worden, dass es das nicht gibt! Scheiß Diktatur!

Kommen wir zu etwas wirklich albernen: Ein Multimillionär sagt "In meinem Fall zahlt das zum Glück noch der FC Bayern, aber falls das nicht mehr so wäre, würde ich das natürlich auch selbst machen." Direkt nachdem er irgendwie anerkennt, dass es problematisch ist, dass die Tests nicht mehr kostenlos sind und sich viele Geimpfte nicht mehr testen lassen... Was für ein Held. Er würde die 75 Euro die Woche, die er gar nicht wahrnimmt, tatsächlich selber bezahlen.

Wenn Kimmich wirklich ein auf "WeKickCorona" machen würde, würde er jeden Tag 500 Tests bezahlen, damit sich die Leute in seiner Stadt weiterhin kostenlos testen lassen können. Dann machen die anderen Bayern Profis auch noch mit und schon kann man das Heimspiel der Bayern mit "1G, wir sind alle getestet" stattfinden lassen. DAS wäre die wirklich konsequente Umsetzung seiner Haltung.

Kommen wir zu dem wirklich hässlichen Rattenschwanz: 2G im Stadion. Also dass der privilegierte Kimmich ungeimpft seiner Arbeit nachgehen kann, während der primitive Pöbel sich stechen lassen musste. Es ist sowieso schon schwierig genug 2G zu rechtfertigen. Also abgesehen vom: Ihr habt die freie Entscheidung getroffen, diese hat Konsequenzen. Eine davon ist, dass ihr bis Mai nicht ins Stadion dürft. Wenn das irgendwann eine Endemie wird, könnt ihr aber gerne wieder kommen.

Aber das wollen ja all die "Meinungsfreiheit! Das würd man ja wohl noch sagen dürfen!" Experten dabei nicht bedenken: Ja, ihr dürft die Meinung haben, dass die Impfungen gefährlich sind und ihr die deswegen vermeiden wollt. Ihr müsst aber damit rechnen, dass es für diese Meinung Gegenwind gibt. Und dass die Umsetzung dieser Meinung Konsequenzen nach sich zieht. Meinungsfreiheit heißt nicht, dass euch niemand widersprechen darf.

Jedenfalls kommt da jetzt endgültig die schwierige Frage auf: Sollte man als DFL nicht auf "2G, auch auf dem Rasen" verlangen? Also bestimmt nicht gleich, aber vielleicht zum Rückrundenauftakt. Kann man als DFB ungeimpfte Spieler nominieren? Ich sage nebenbei nicht, dass dies einfache Fragen sind. Denn einerseits wäre ein "Wir sind alle geimpft, macht es auch" eine wunderbare Unterstützung für derartige Kampagnen. Oder aber es führt dazu, dass sich die Skeptiker abwenden und weiter isolieren. Dann von der "gechippten Fußballmafia DFB" reden. Es ist halt am Ende eine verdammt schwierige Debatte.

Aber nur um zu beweisen, dass dies gehen würde: New York und San Francisco haben genau diese Regeln. Wer sich als New Yorker in einer öffentlichen Halle aufhalten will, der muss geimpft sein. Auch als 30 Millionen im Jahr verdienender Starspieler. Keine Ausnahmeregeln, sondern eine konsequente Umsetzung. Man muss dann aber auch damit rechnen, dass die Leute vor deinem Stadion protestieren...

All die Probleme haben wir nur, weil die Querdenker gewonnen haben. Das muss man einfach so akzeptieren. Denn machen wir uns nichts vor: Ein wesentlicher Grund, warum die Dänen den Scheißt zur Endemie erklären konnten, ist deren Impfquote. Wenn wir die auch auf 75 % steigen könnten, wären wir da auch schon weiter. Aber es wurden halt so viele Zweifel gesät und die Debatte derart überhitzt, dass Kimmich kein zu ignorierender Einzelfall ist, sondern einer von 25 bis 30 %. Und um das nochmal festzuhalten: Von diesen 30 % sind die wenigsten Querdenker. Aber es sind halt viele "Ich vertraue den Ärzten nicht... und dem Staat auch nicht mehr!" Menschen. Also da kommt ja das Gerede von den fehlenden Langzeitstudien her, obwohl einem alle Ärzte erzählen, dass eine Impfung wesentlich ungefährlicher ist als eine Infektion, die man ohne langfristig bekommen wird. Und da können einem Wissenschaftler noch so oft erklären, dass wir den Begriff "Langzeitfolgen" vollkommen falsch verwenden. Die Idee, dass einem noch Monate nach der Impfung wegen dieser etwas passieren kann, hat sich halt in den Köpfen festgesetzt. Und sie wurde von der Querdenker-Bewegung etabliert. Wie gesagt: Die haben gewonnen.

Oh und um die "Wer sagt's ihm?" Frage aus der Sportschau Meinung zu beantworten: Das wäre die Aufgabe des Teamarztes. Wenn der seinen Job richtig machen würde, wäre Kimmich aufgeklärt. Aber anscheinend konnte Dr. Müller-Wohlfahrt ihn nicht mit Fakten überzeugen.

Zu guter Letzt würde ich ja Kimmich einen persönlichen Tipp geben: Rede mal mit Rune Jarstein. Also Jarstein ist ja mein trauriges Lieblingsbeispiel, wenn Leute mit der "Ich bin gut durchtrainiert, was soll mir passieren, all der Fußballprofis ist ja auch nichts passiert!" Haltung kommen. Denn Jarstein beweist, wie Scheiße so eine Covid-Infektion verlaufen kann. Denn Jarstein hat offiziell seit April Corona. Und jetzt, 6 Monate später, darf er langsam wieder an Leistungssport denken. Und er sagt ganz klar: Lasst euch alle impfen! Sonst ergeht es euch vielleicht so wie mir...

Donnerstag, 21. Oktober 2021

Das ist dann der Moment,

 an dem ich zwingend nochmal auf die Saisonvorschau verweisen muss. Also genau genommen auf diesen einen Beitrag, in dem ich darauf verwiesen habe, dass die Bayern am Ende Meister werden, obwohl oder weil sie keinen einzigen Teilnehmer im Viertelfinale der Europameisterschaft stellen.

Falls es noch einen Beweis gebraucht hat, dass die Dominanz der Bayern in der Bundesliga nur bedingt was mit der eigenen Qualität zu tun haben muss, liefert die Konkurrenz diese Woche eindrucksvolle Argumente.

Angefangen bei "Dieses Jahr ist alles anders, dieses Jahr können sie die Bayern herausfordern" Bayer Leverkusen: Da schalten die Bayern dann mal 17 Minuten lang hoch und schon muss die Werkself froh sein, dass es nicht zweistellig ausgeht. Es gibt keinen deutlicheren Nachweis, dass die Bayern in einem anderen Universum spielen, als die erste Halbzeit.

Aber dann trifft sich die Konkurrenz zum internationalen Vergleich... Und versagt auf der Champions League Bühne auf ganzer Linie. Und natürlich könnte RB Leipzig darauf verweisen, dass sie ja gegen einen absoluten Titelanwärter gespielt haben und da doch sogar relativ gut aussahen... Das hilft einem aber nicht, wenn man vorher schon sein Heimspiel gegen Club Brügge vergeigt hat... und gemeinsam mit Malmö FF die schlechteste Abwehr der Gruppenphase stellt. Man ist quasi so gut, wie ein Verein, der das Aufgeben schon im Namen hat. Großartig.

Borussia Dortmund und der Vfl Wolfsburg ließen sich derweil von der international zweitklassigen Konkurrenz abschießen. Wolfsburg zeigt wie Leipzig souverän auf dem "Wir konzentrieren uns in 2022 auf die Liga" Kurs. Dortmund hat sich 4 Tore vom holländischen Meister einschenken lassen. Und klar, Ajax Amsterdam klingt wie ein großer Name... aber wenn man 2022 ins Viertelfinale will, muss man gegen die gewinnen.

Das könnte aber Stand jetzt keiner der deutschen Mannschaften schaffen. Immerhin ersparen uns Wolfsburg und Leipzig die Europa League Blamagen. Aber um das mal festzuhalten: Es scheiden praktisch nur 8 von 32 Mannschaften aus dem internationalen Wettbewerb komplett aus. Von diesen 8 sind nach der Hinrunde 2 Deutsche... Beste Liga der Welt...

Und natürlich ziehen die Bayern souverän ihre Runden. Aber halt auch nur gegen Gegner, die sie schlagen müssen. Und ja, da gehört 2021 auch der FC Barcelona dazu. Diese Gegner muss man halt auch in Badelatschen dominieren. Oder wenn der Trainer lieber auf der Couch bleibt. Das machen sie natürlich, es lässt aber alles keinen wirklichen Schluss auf das Leistungsniveau der Bayern zu.

Wenn die halt Pech haben, treffen sie schon im Achtelfinale auf Atletico, Manchester City oder Chelsea. Chancen stehen 50/50. Aber ganz ehrlich: Eigentlich sollte man auf ein überraschendes Ausscheiden gegen Sheriff Tirasol hoffen. Auch, wenn das am Ende auch nur ein Scheißverein ist...  Wer hätte es gedacht: Bei dem romantischen Fußballmärchen geht es am Ende um illegalen Waffenhandel.

Anyhow: Eine derartige Niederlage würde dann allen deutlich machen, dass die Bayern nicht die Liga dominieren, weil sie so gut sind... sondern dass sie die Liga dominieren, weil die anderen nichts gebacken kriegen. Und dann kann man sich nicht mehr aufs Lospech berufen... Wobei man noch mal festhalten muss: Über die Hälfte aller möglichen Gegner sind Mannschaften, die besser sein dürften als die Bayern...

Aber so, wie es jetzt läuft, werden im März und April alle entsetzt gucken, wenn Thomas Müller in den wirklich wichtigen Spielen nur hinterherrennt. Dass Leroy Sané zwar Fortschritte macht, aber halt noch nicht auf gehobener internationaler Klasse angekommen ist. Dass Dayot Upamecano alle an den jungen Jerome Boateng erinnert, was nur bedingt ein wirkliches Lob ist... Und dass Alphonso Davies am Ende halt auch "nur" sehr schnell ist...

Was ja alles nur bedingt ein Problem ist. Also abgesehen von Müller haben die alle noch das Potenzial, um beim nächsten Champions League Sieg dabei zu sein. Aber man müsste halt schon den Generationswechsel hin zu Musiala vorantreiben. Was aber nicht konsequent passiert, weil niemanden auffällt, dass Müller gegen hochwertige Konkurrenz, auf die man auch nur selten trifft, nicht gut ist.

Freitag, 15. Oktober 2021

Und der Preis für die sinnloseste Expertenmeinung geht an:

 Lothar Matthäus. Hey, immerhin wird der von Pay-per-View Kunden bezahlt. Da geht das ja gerade noch so.

Aber ernsthaft... Simon Terodde in die Nationalmannschaft? Also klar, ICH bin da voll dafür. Ich will aber auch, dass Deutschland wieder frühzeitig ausscheidet.

Die Logik von Matthäus ist ja auch bestechend. Wir haben halt nur Nils Petersen und David Selke, die als klassischer Mittelstürmer agieren können. Das ist ein Ausbildungsproblem... Aber nebenbei vergisst er Luca Waldschmidt. Und vor allem muss man mal eines festhalten: Diese "tief stehenden Gegner" sind im Wesentlichen die zweitklassige Konkurrenz. Also, bei allem Respekt, Mazedonien und Rumänien. Extra dafür einen Spieler zu nominieren ist einfach albern. Klar, Jogi Löw hat das mit Sandro Wagner gemacht, aber als er sich dann vor dem Turnier dazu entschied, doch nur richtige Nationalspieler mitzunehmen, sorgte das für viel Kopfschütteln. Und ganz ehrlich: Derartige Konkurrenz muss man auch ohne Terodde besiegen. Das schafft Hansi Flick ja sogar recht souverön. Also meistens.

Die entscheidende Frage, auf die man als Deutsche Nationalmannschaft praktisch immer 2 Jahre lang hinarbeitet, ist ja folgende: Welche Spieler können uns gegen Frankreich, Italien, Spanien und derzeit England helfen? Das sind die Spiele, in denen am Ende entschieden wird, wer den Titel holt. Glaubt irgendjemand, dass ein Terodde in diesen Spielen den Unterschied ausmacht? Ein Giorgio Chiellini lacht den doch aus. Der schafft es nicht mal sich gegen Augsburg und Mainz durchzusetzen.

Das ist halt auch ein entscheidender Unterschied zum von Matthäus angebrachten Jonas Hector: Hector war ein gestandener Bundesligaprofi. Der hätte nach dem unnötigen und etwas überraschenden Abstieg locker zu einem anderen, ambitionierteren Bundesligisten wechseln können, aber er entschied sich dafür, seinem Verein die Treue zu halten und den Betriebsunfall zu reparieren. Und dafür wollte Jogi Löw ihn nicht bestrafen. Bei all den fragwürdigen Personalentscheidungen war das eine der wenigen nachvollziehbaren.

Terodde dagegen ist ein Söldner. Und das neue Paradebeispiel für den Titel "Marius Ebbers Angreifer": Ein Spieler, der seine Chance in der Bundesliga bekommen hat und sich da einfach nicht durchsetzen konnte. Der ist halt einfach nicht gut genug. Und klar, um in der 2. Liga zu dominieren, reicht es. Aber ein halbes Jahr nach dem Aufstieg ist er halt weg. Oder sitzt nur noch auf der Bank... was er nachweislich nicht so gerne macht wie der von Matthäus als Vergleich angesprochene Eric-Maxim Choupo-Moting. Wobei man hier natürlich zugeben muss, dass dies in der Nationalmannschaft anders aussehen dürfte. 

Aber ein Problem gibt es halt trotzdem: Einen Platz im Kader beansprucht er dann trotzdem für sich. Und die sind halt auch sehr begrenzt. Also gehen wir das mal kurz durch: Thomas Müller wird Lodda ja nicht aus der Mannschaft kicken wollen, auch wenn die wenigen Leser dieses Blogges wissen, dass dies das vernünftigste wäre. Aber um zu merken, dass Müller in den großen Spielen Scheiße ist, müsste sich unser Rekordnationalspieler ja mit dem Spiel beschäftigen, das kann man von ihm nicht erwarten.

Timo Werner? Klar, der spielt im Nationaldress häufig unglücklich. Der leidet auch am meisten darunter, dass es in diesem Land keinen Mittelstürmer gibt. Den wird aber niemand komplett streichen. Also außer die Fans vergraulen den vielleicht endgültig und er lässt sich mit Erdogan ablichten...

Dann kommen die etablierten Kräfte auf den Außen. Also Gnabry, Sané und Reus. Auf keinen von denen wird ein vernünftiger Bundestrainer freiwillig verzichten.

Bleibt also die Garde der Talente, die spätestens 2024 Stammspieler sein sollen: Havertz, Wirtz, Musiala und Adeyemi.  Und Ilkay Gündogan. Wie gut es "uns" tut nach Gründen zu suchen, den nicht aufzustellen, hat man bei der EM gesehen.

Und ja, ich erwähne Gündogan, weil im aktuellen Transfermarkt.de Kader Jonas Hofmann steht, der auch schon 29 ist und bei dem ich sagen würde "Auf den könnte man auch verzichten!" Aber der fährt halt auch nur mit, weil es am Ende wieder 3 Absagen gab. Und der ist immer noch mindestens eine Liga besser als Terodde.

Das soll nebenbei alles keine Beleidigung für Terodde sein. Der hat wahrscheinlich das maximale aus seiner Karriere rausgeholt. Dieses Maximum lautet aber "Sehr guter Zweitligastürmer". Und so zweitklassig, dass Deutschland solche Spieler braucht, kann unsere Nationalmannschaft gar nicht sein. Trotz Löw und Oliver Bierhoff, die die hervorragend heruntergewirtschaftet haben.

Dienstag, 12. Oktober 2021

Ich warte ja auf das eine sinnlose Fußballspiel

 In dem sich die Spieler einfach in die Mitte setzen und 90 Minuten lang nichts machen, außer anzustoßen.

Und ich bin ja ein vehementer Verteidiger der Nations League. Also gerade für die kleinen Nationen ist die großartig. Und für die großen Nationen sind das etwas bessere Testspiele.

Gerader der letzte Fakt macht ja Thibaut Coirtois's Rant so sinnlos. Das Spiel um Platz 3 dürfte nicht ausgetragen werden, damit die UEFA mehr Geld scheffeln kann. Die UEFA ist der Verband, der konsequent auf dieses eine unnötige Spiel verzichtet. Selbst wenn man ein Champions League Final Four Turnier austrägt.

Dieses Spiel wurde angesetzt, damit beide Trainer Planungssicherheit haben. Punkt. Denn beide Verbände hätten, einfach nur damit sie sich einspielen können, Testspiele an diesen Tag angesetzt. Praktisch hätte Belgien und Italien sich dann kurzfristig eh getroffen, weil beide gerade Zeit haben. Und ja, wenn man nicht Jogi Löw heißt, setzt man auf Testspiele um seine Mannschaft frühzeitig einzuspielen. 

Natürlich hat Courtois im Großen und Ganzen recht: Die Spieler werden halt nie gefragt, wenn es darum geht, den Spielplan weiter aufzublähen. Und das sollte man einfach mal machen. Und dieses Spiel um Platz 3 war ja nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ihm dürfte es ja eigentlich darum gehen, dass wir nicht in jedem Sommer ein Turnier spielen können. Und damit hat er vollkommen recht. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren.

Und das einzige Ergebnis einer WM und EM im Zweijahresrhythmus wird sein, dass die Spieler mit 27 aus der Nationalmannschaft zurücktreten. Und dass die WM dann dadurch entwertet wird, dass immer mehr Stars fehlen, weil sie entweder verletzt oder schon zurückgetreten sind. Das wird der Fifa leider viel zu spät auffallen.

Die wirklich spannende Frage ist ja: Ab wann sagen die Spieler: Wir machen da einfach nicht mehr mit! Also wenn die Belgier und Italiener auf dem Feld wirklich ein Problem mit dieser Ansetzung haben, hätten sie sich einfach nach dem Anstoß in den Mittelkreis setzen und in Ruhe quatschen können... und hinterher den Fans das Geld erstatten, das kann man sich als Multimillionär leisten. Aber dann heißt es ja doch wieder: Wir haben eine Verpflichtung gegenüber unserem Land und den Fans und müssen doch spielen.

Was ändern wird sich erst, wenn die Spieler irgendwann mal genau das machen und sagen "Ohne uns gibt es keinen Fußball. Wenn wir keinen Bock mehr haben, dann guckt ihr alle in die Röhre."

Und die UEFA hätte wenig machen können, wenn zunächst die Belgier einfach nur anstoßen und dann die Teilnahme verweigern. Und die Italiener nach dem 3:0 mitmachen. Nur um sicherzustellen, dass niemand vorherige Ergebnisabsprachen in den Raum stellen kann. Oder man spielt sich den Ball entspannt mit ein paar Kabinettstückchen hin und her, wie das bei dem traurigen Hoffenheim - Bayern-Spiel schon mal passiert ist.

Das traurige ist ja, dass dies so ziemlich die einzige Variante ist, wie man eine weitere Aufblähung des Rahmenterminkalenders verhindern kann. Und das ist ja nicht nur eine Frage der Verbände, auch die Klubmannschaften wollen immer weiter an der Umsatzschraube drehen. Also ernsthaft: Damit sich was ändert, müssen ein Mal am 5. Champions League Spieltag alle Spieler sagen: "In der ersten Halbzeit spielen wir uns nur gegenseitig den Ball zu. Mehr wird nicht passieren. Als Protest gegen die Vorhaben der Verbände und Vereine!" Und es gäbe nichts, was die Verbände und Vereine dagegen unternehmen könnten.

Die Aktion der Drittligisten damals, nur halt nicht 60 Sekunden lang, sondern 45 Minuten am Stück.

Mich würde es ja hauptsächlich interessieren, wie man auf so eine Aktion reagieren würde. Also würden sich die Fans dieser Aktion anschließen, weil sie ja auch gegen die Kommerzialisierung des Spieles sind? Wie würden die Live-Kommentatoren diese Spiele bewerten und begleiten? Was würde die Sportschau dazu sagen? Nur was im Kicker dazu steht, würde ich halt nicht mehr lesen... aber beim Rest würde ich mir die volle Dröhnung gönnen. Und dann kann man wirklich sehen, wer gegen die steigende Kommerzialisierung ist und wer nur so tut.

Nur werden sich die Spieler leider nie dazu durchringen. Schade eigentlich.

Samstag, 9. Oktober 2021

Zum Glück rettet uns Thomas Müller

 Gut, dass wir den haben. Was würden wir nur ohne den machen...

Also ganz ehrlich: Ich habe in all den Jahren noch nie einen Liveticker aufgemacht, gesehen, dass die deutsche Nationalmannschaft zurückliegt und gedacht: Ach, ist egal... Aber genau das ist sowieso schon das Grundszenario.

Denn schon nach der Niederlage gegen Nordmazedonien stand irgendwie fest: Gruppenerster werden die trotzdem. Und damit qualifizieren sie sich sicher für die WM. Denn der Rest der Gruppe ist halt ein absolutes Traumlos. Rumänien, Island, Armenien und eben Nordmazedonien sind halt alle ungefähr auf einem Level. Und ja, man hat absolutes Glück, dass man auf die Isländer nach ihrem absoluten Höhenflug getroffen ist. Deswegen nehmen sich diese 4 Mannschaften halt konstant gegenseitig die Punkte weg. So war Deutschland auch im Rückstand noch Tabellenführer. Wenn man jetzt eine glasklare zweitbeste Mannschaft gegeben hätte... wie Russland, Serbien, Schweden oder die Schweiz in ihren jeweiligen Gruppen. Eine Mannschaft, bei der man davon ausgehen kann, dass sie einerseits ihre Spiele durchgehend gewinnt. Andererseits vielleicht auch ein Unentschieden gegen Deutschland holt. DANN würde jeder Ausrutscher Konsequenzen haben und man müsste vielleicht in die Playoffs. So ist es aber absolut egal, wie dumm man sich anstellt. Und das war auch gleich klar, weshalb es bisher einfach war die WM Quali zu ignorieren.

Jetzt kommt aber Thomas Müller und rettet uns! Dieser Volksheld! Gebt dem einen Orden! Und eine Stammplatzgarantie! Vor allem eine Stammplatzgarantie.

Meine persönliche Vorhersage ist ja, dass Müller in genau dieser Qualifikations-Konstellation 5 Tore erzielen wird. 3 am Dienstag gegen Nordmazedonien. Wenn er gegen Liechtenstein ran darf, erhöhe ich auf 8. Das sind halt auch genau die Ansetzungen, in denen Müller strahlt.

Und dann stimmen alle die Lobeshymnen an, wie gut es doch ist, dass Müller wieder dabei ist. Wie der all die Probleme löst. Einfach nur, weil die Mannschaft gerade in einem derart erbärmlichen Zustand ist, dass sie selbst gegen Nordmazedonien und Rumänien Probleme bekommt. 

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Müller wird dann auch bei der WM 3 Tore erzielen. In der Vorrunde gegen Venezuela. Oder Saudi Arabien. Oder Tunesien. Ich geb ihm sogar noch ein Tor im Achtelfinale gegen Mexiko. Dann werden alle auf den "Müller macht uns zum Weltmeister" Zug aufspringen... und völlig ignorieren, dass es egal ist, wer gegen Rumänien oder Mexiko trifft. 

Ich werde dann vollkommen tiefenentspannt bleiben. Denn ich weiß, wie Müllers Bilanz seit 2014 gegen England, Frankreich und Co aussieht. Und dass er in den Spielen, in denen der Titel wirklich vergeben wird, untertauchen wird. Alles, was bis zum Viertelfinale passiert, ist halt nicht mehr als ein freundliches Vorgeplänkel.

Aber da Hansi Flick ungeschlagen in dieses Viertelfinale einziehen wird, werden sich dann nach dem Ausscheiden alle nur darauf stürzen, wie unglücklich und unvorhersehbar das "Scheitern" in dieser Runde oder im Halbfinale war. Und nicht darauf, dass man einen Spieler zum Fixpunkt hochgejubelt hat, bei dem abzusehen war, dass da in den entscheidenden Momenten nichts kommen wird. Weil halt abgesehen von dem einen Schützenfest gegen Barcelona in der Pandemie in diesen entscheidenden Momenten seit 2014 von ihm nie etwas kam. Ich freu mich drauf.

Und wer jetzt einen Vorführeffekt befürchtet: Der ist schon bei der EM ausgeblieben.

Das ist nebenbei nur sehr bedingt eine Kritik an Hansi Flick. Also der kann ja quasi gar nicht anders. Wenn der jetzt sagen würde "Ich setze den Müller konstant auf die Bank... da gehört er hin", würde ihm so viel Gegenwind entgegenkommen... Aber dass in den deutschen Medien niemand darauf hinweist, wie lange es her ist, dass Müller ein wichtiges und gutes Spiel für die Deutsche Nationalmannschaft abgeliefert hat... fasziniert mich einfach. Also es beweist einfach, wie weit weg die deutsche Fachpresse von "sachlich und kritisch" ist...

Montag, 4. Oktober 2021

Worst of des "Die Bayern haben verloren!" Wochenendes

 Zu Hause! Zum ersten Mal seit 2 Jahren! Da muss doch jetzt mal eine Trainerdiskussion losgehen...

Genau genommen wurde heute die letzte spannende Frage im Meisterrennen beantwortet: gehen die Bayern ohne eine Niederlage durch die Saison. War eh unwahrscheinlich, aber dass ausgerechnet Eintracht Frankfurt in München diese Frage beantwortet, kommt schon überraschend.

Es zeigt sich aber auch: Die Bayern verlieren nicht, wenn sie Talente einsetzen (darauf haben sie halt verzichtet, obwohl Benjamin Pavard gesperrt war spielte Josip Stanisic gar nicht), sondern weil sie kollektiv in den Gomez der Woche Modus schalten und aus 3 Metern das Tor nicht treffen. Und weil Manuel Neuer  meinen Blog liest und sich anscheinend dachte: Ich korrigiere gar nicht alle Fehler meiner Vorderleute, manchmal lass ich auch so einen "Wir müssen da eigentlich Druck auf den Angreifer aufbauen, aber lassen den mal schießen, damit Manu was zu tun kriegt" Ball durch...

Nur um mal zu klären, wie durch diese Meisterschaft bereits ist: Bayer Leverkusen ist Bayern-Jäger Nummer 1.  Nicht nur tabellarisch, sondern auch das, was die auf dem Platz anbieten, sieht derzeit am überzeugendsten aus. Aber wenn du von Vize-Kusen gejagt wirst, kannst du den Sekt schon mal kalt stellen...

Aber wo wir schon bei der Eintracht sind: Deren Fans (und die von Union Berlin) haben natürlich direkt nachgewiesen, dass mein Beitrag vom Mittwoch gar nicht übertrieben war... Sondern eher im Gegenteil: "Es gibt endlich wieder Randale vor dem Spiel" und "Es gibt endlich wieder antisemitische Vorfälle im Stadion" kamen da gar nicht vor... Und natürlich müssen auch die Anderlecht Fans erwähnt werden, die bewiesen, dass man mit Feuerwerkskörpern gar nicht unbedingt auf den gegnerischen Fanblock zielen muss... gegnerische Torhüter sind ein genau so reizendes Ziel. Das ist doch diese schöne Fankultur, die wir so lange vermisst haben...

Borussia Dortmund: Bevor die sich jetzt dafür feiern, dass sie nur ein Gegentor bekommen haben... was technisch gesehen ein Fortschritt ist. Aber: Augsburgs Startformation kam vor Anpfiff auf 0 Saisontore. Der einzige Torschütze saß angeschlagen auf der Bank. Es gibt keine ungefährlichere Elf als diese Augsburger. Für einen Treffer gegen Dortmund reichte es trotzdem... und warum? Weil man den Abpraller nach dem Fernschuss nicht konsequent verteidigte... Dann verpasste man es natürlich auch noch den Sack vorne zuzumachen und musste unnötig die Nerven und die Muskeln strapazieren... Dortmund halt...

Robert Hartmann und Johann Pfeifer: Und heute in der beliebten Serie: Es wäre natürlich schön, wenn unsere Schiedsrichter das Regelwerk kennen. Also alle, die Ahnung vom Fußball haben UND der Kicker haben gesagt, dass es für das Foul an Poulsen Elfmeter geben muss... Nur die Schiedsrichter sahen das nach der Ansicht der Bilder anders. Ernsthaft: Wie kann es uns so häufig passieren, dass die Schiedsrichter nach dem Eingriff des VARs falsche Entscheidungen treffen...

Aber hey, zum Glück war der andere "Warum greift der VAR da nicht ein, das muss doch Elfmeter geben" Vorfall schon am Freitag, was ja Ewigkeiten her ist... Sonst könnte man ja ein strukturelles Problem erkennen... aber das sind ja alles bedauerliche Einzelfälle...

Wobei ich an der Stelle auch mal eine Lanze für Tobias Stieler brechen muss: Dem jetzt einen Vorwurf zu machen, weil das eventuell hauchdünne Abseits nicht erkannt wurde... Also das ist doch eine dieser "Im Zweifel für den Angeklagten" Entscheidung. Eine dieser "Die Premiere League macht die Linien einfach etwas dicker, damit man sich nicht über so einen Kleinscheiß aufregt" Entscheidung... Oder halt, wenn man selbst betroffen ist, ein "Wenn wir, ich weiß nicht wie viel, Geld investiert haben in den Videoschiri, wenn du das halt nicht richtig zeigst, da haben wir ein Problem" Entscheidungen. Ich mag Bo Svensson ja, aber ganz ehrlich: Wenn seine Mainzer ein derartiges Tor erzielt, redet er ganz anders...

VfL Wolfsburg: Ich muss mich mal für eine Überreaktion entschuldigen: Auch die Wolfsburger sind keine Bedrohung für die Bayern. Die werden halt gerade ein wenig entlarvt. Denn die haben eingangs keinen souveränen Ergebnisfußball gespielt, sondern einfach nur mehr Matchglück gehabt. Denn hier ist das ganz große Problem: Die haben nur eine Ergebniskrise, die spielen jetzt nicht schlechter als an den ersten 4 Spieltagen... nur waren sie da halt auch schon nicht wirklich gut...