Samstag, 30. Dezember 2023

Die "Passives Abseits Albumcharts 2023"

 Mit genau so viel Tradition, wie Arminia Bielefeld... Wie immer gilt: Die Musik muss nicht zwingen dieses Jahr rausgekommen sein, sondern ich muss sie dieses Jahr entdeckt haben. Und ja, ich habe dieses Jahr verdammt viel Musik entdeckt

Platz 36: Peter Fox - Love Songs: Peter Fox ist einer der großartigsten Musiker des Landes. Jemand, der seit 20 Jahren Songs für den Dancefloor schreibt. Es scheint anscheinend irgendwo die Vorgabe zu geben, dass man als DJ zwischen 0 und 2 Uhr "Alles Neu" spielen MUSS, weil ich das Ding dieses Jahr sogar auf einem Technofloor gehört habe. Aber sein wir mal ganz ehrlich: Er ist ein beschissener Lyriker. Weil er die Stimme halt auch als Instrument versteht. Deswegen verwirrt es mich auch immer, wenn Leute nach Jahren noch versteckte Bedeutungen entdecken wollen. Fürs neue Album hat er sich dann Hilfe mit ins Boot geholt. Was kommt dabei raus? Nun ja... "Bin innen gut, Wie Winnetou, Schicke euch Bisous, From the Drak Side of the Moon". Eine brillante Zeile, wenn Peter Fox sie singt. Aber alle anderen dürften das nicht.

Platz 35: Andre 3000 - New Blue Sun: Ich weiß gar nicht, was alle haben, das Ding kommt mit einer Beyoncé-Referenz. Das muss großartig sein. Und wer ein neues Rapalbum vom ehemaligen Outkast-Mitglied erwartet hat, hat die letzten 10 Jahre nicht aufgepasst. Der Mann macht, was ihn glücklich macht und das bedeutet halt, dass er Flöte spielt. Und demnächst auf allen Rapalben der USA auftauchen wird, weil alle das jetzt samplen...

Platz 34: Dissy - Schatten Tape: Ok, ganz ehrlich: Ich hab das Tape bisher 3 Mal gehört. Es ist viel zu früh, es endgültig einzuordnen, aber es steht hier, weil ich die Schallplatte schon habe, obwohl das Ding offiziell erst am 9. Februar 2024 rauskommt. PassivesAbseitsleserwissenesfrüher Der Begriff "Tape" ist schon richtig gewählt, weil verdammt viele verdammt kurze Skizzen und ein Freestyle drauf ist. Dissy macht den Emorap, den ich vor Ewigkeiten bei Atmosphere so geliebt habe. Also wenn er nicht gerade in die High Society abbiegt. Demonstrativ wird hier Schatten Oo verlinkt. Mehr als 13.000 Plays hätte das verdient.

Platz 33: Enno Bunger - Was berührt, das bleibt: Apropos "Noch viel zu selten gehört, um es richtig einzuordnen": Das Album ist mit kurz vor Weihnachten zugelaufen. Es ist aber von 2019, da wird es dann langsam schwierig es nächstes Jahr noch reinzuschieben. Vor allem, weil der im nächsten Jahr mit neuem Album auf Tour geht. "Ponyhof" ist jedenfalls nach dem 2. hören (ein Mal Live, ein Mal auf Platte) ein richtig geiler Song.

Platz 32: Feine Sahne Fischfilet - Alles glänzt: Vielleicht liegt es daran, dass ich immer Ewigkeiten brauche, um Feine Sahne Alben zu fühlen. Oder es liegt daran, dass halt 2 Mann die Band verlassen haben. Aber ich feiere die "alten Feine Sahne Sachen" definitiv mehr. Aber mit "Wenn wir uns sehen" beweist Monchi, dass er halt immer noch diese emotionalen Übersongs schreiben kann.

Platz 31: Bastido - Alba: Das Album wurde mir in Hamburg im Bus in die Hand gedrückt, weil mein Bruder dem Plattenschef seinen Weg zum Hotel erklärt hat. Manchmal muss man einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Es ist ein wunderbar verspieltes Jazz Album, welches ich das rausgegriffen habe. Jetzt muss ich halt auch die Homepage von dem Label verlinken.

Platz 30: Shejust_left - Sorry not Sorry: Vielleicht litt ich einfach nur unter zu starken Entzugserscheinungen. Aber die 4 Damen haben halt das erste Konzert nach dem ersten Lockdown gespielt. Ich bin da einfach nur hin, weil sie halt im Rahmen einer politischen Veranstaltung schon wieder spielen durften. Seitdem habe ich die auf dem Radar und mich dementsprechend auch auf das Debüt Album gefreut. Also auf dem "Ich kaufe als 3. die Vinyl" Niveau. Die Musik läuft unter "FreebeatRappjazzAmbientpop". Ich wüsste auch nicht, wie man das besser beschreiben sollte. Es wird viel mit Geige und Effektgeräten experimentiert.  Dazu kommt dann ein Kontrabass und ein Schlagzeug. Darüber wird dann im wahrsten Sinne des Wortes "Sprechgesang" gelegt und schon hat man den einzigartigen Klangcocktail. Muss man gehört haben.

Platz 29: Ami Warning - Kurz vorm Ende der Welt: Wo wir schon beim Nachtragen sind: Eine Platte aus dem Jahr 2021. Und aus der Kategorie: So gut, dass ich schon nach der Vorband kein Geld mehr habe und mir bei den Kollegen hinterher was leihen muss. Und ja, ich bin ein einfach gestrickter Mensch: Eine Akustikgitarre, eine Soul-Stimme und Live-Gesang ist schon alles, was ich brauche. Der beste Song hat wie so häufig den Titel des Albums inne.

Platz 28: Cherise - Calling: Wo wir schon bei dem Konzept sind: Deswegen bin ich beim Reeperbahn Festival so gerne im Imperial Theater. Also abgesehen davon, dass so ein gepolsterter Sitzplatz nach 8 Stunden Live Musik auch so seinen Charm hat. Aber die buchen da jedes Jahr genau das "Sängerin mit Gitarre" Line-up. Und da entdeckt man immer richtig guten Scheiß. Das Beste von diesem Festival Teil war halt Calling. Durch das Album führen uns Aufnahmen der während der Pandemie verstorbenen Großmutter. Getragen wird es dann durch die junge Jazzstimme.

Platz 27: Klan - jaaaaaaaaaaaaaaaa!: Mit nachgezählten As... Die beiden Brüder habe ich ja auf dem Radar, seit dem ich sie als Vorband von der großartigen Fiva gesehen habe. Das war vor ihrer Debüt EP. Bisher haben die immer seichte Popmusik gemacht, mit denen man bei den Clueso-Festspielen gewinnen kann. Das neue Album kommt dann plötzlich mit verdammt viel Inhalt, womit ich nicht gerechnet hätte. "Geflickt" kommt mit der 2. Ami Warning Referenz und es geht um unsere mentale Gesundheit. "Wenn ich du wär" ist all diesen wichtigen Menschen, ohne die wir auch auskommen würden, gewidmet... hat aber eine wunderbare Pointe am Ende. "Linie 72" ist ein schöner Trennungssong mit Antje Schomaker als Gast.

Platz 26: Macie Stewart - Mouthfull of Glass: Handgezählte 13 Gäste waren auf dem Konzert, um die junge Amerikanerin zu sehen. Die haben 68 Euro versoffen. Das Trinkgeld hat offensichtlich nicht gereicht, um die Schallplatte zu finanzieren... aber glücklicherweise hatte ich noch was vom Vortag dabei und konnte trotzdem zuschlagen. Was auch nur belegt, dass sich die Qualität von Musik nicht unbedingt in Besucherzahlen abzählen lässt. Macie Stewart ist eine dieser jungen Jazzmusikerinnen, die mit Geige, Gitarre und Looper Flächen erschafft. Nebenbei frage ich mich an der Stelle, warum Geigen als einziges Instrument fast ausschließlich von Frauen gespielt wird, der Bass und das Schlagzeug aber nie?

Platz 25: Cludy June - 21st Century Princess: Ist das nur einfache Pop Musik? Bestimmt. Aber halt mit klarer, feministischer Kante. Und ich habe einfach ein Mal zu oft mit "That's sounds like a you problem" reagiert, wenn irgendjemand mit irgendwelchen Blödsinn auf mich zu kam, um die EP nicht zu erwähnen. Deswegen muss die EP auch auf diese Liste.

Platz 24: The toten Crackhuren im Kofferraum - Gefühle: Blond für Arme? Gerade wo die mittlerweile auch ihre feministische und politische Haltung gefunden haben, stimmt das ganz bestimmt. Und dass der beste Part auf "Bau mir nen Schrank" von Blond kommt, ergibt dann auch Sinn. Aber es gibt halt auch wirklich schlimmeres. Oh und 20 Jahre nach Supershirt haben die auch erkannt, was wir schon immer wussten: Punk ist, was du draus machst.

Platz 23: Tequila and the Sunrise Gang - Home: Ein hoffentlich letztes Fuck You! der Covid Pandemie. Denn die Alben dieser Band kauft man am besten föllig durchgeschwitzt nach derem Konzert und genau das ging ja 2 Jahre lang nicht. Weil man ja nur auf Livekonzerten seine "Chosen Family" findet. Jetzt ist es endlich angekommen und es gibt wieder brachialen Sing Along Ska. 

Platz 22: Antje Schomaker - Snacks: Endlich zurück aus der Vertragshölle und damit endlich mit neuen Album am Start. Das hat ja nur 5 Jahre gedauert. Das Album wirkt auf den ersten Blick harmloser als ihr Debüt. Allerdings kann das auch noch der täuschende erste Blick sein. Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, mal ein harmloses Pop-Album zu hören. Bonuspunkte gibt es für den Leuchtturm im "Irgendwohin" Video. Der kommt mir irgendwie bekannt vor. 

Platz 21: Chloe - In Pieces: Sie haben es doch getan. Die designierten Destiny's Child Nachfolgerinnen haben sich getrennt und machen jetzt Soloprojekte. Halle gönnte sich direkt die volle Dosis Rassismus als Arielle die Meerjungfrau. Und eine EP, die morgen rauskommen muss. Chloe brachte ein Album raus, dem irgendwie das gewisse Etwas fehlt. Es fühlt sic halles etwas gradliniger an, als die gemeinsamen Songs. Und ein Chris Brown Feature hätte ich definitiv nicht gebraucht. Aber je häufiger ich das Album gehört habe, um so besser ging es ins Ohr. Und jeder Missy Elliot Song ist ein Gütesiegel. "Told Ya."

Platz 20: Joy Denalane - Willpower: Es gibt wenig Neues aus dem Hause Denalane-Herre: Joy ist immer noch die beste Gesangsstimme des Landes. Auch live beweist die Frau, dass sie eigentlich auf viel größeren Bühnen als im UT Connewitz spielen sollte. (Nichts gegen das UT Connewitz, geile Location. Und die Pfandmarken passen in die Einkaufswagen.) Der ganz große kommerzielle Erfolg wird ihr aber weiterhin versagt bleiben. Obwohl sie die einzige Deutsche ist, die Ghostface Killah als Featuregast bekommt

Platz 19: Nura - Periodt: Wie immer gilt bei Nura die Regel: Die Grundhaltung ist wichtiger, als die einzelnen Songs. Also es gab ja zwichen Tic Tac Toe 1997 (die aber irgendwie auch nie wirlich in die Szene gehörten...) und SXTN im Jahr 2014 einfach keine lauten, selbstbewussten und asozialen Frauen im Hip Hop. Was auch bedeutet, dass mehrere Generationen an heranwachsenden Frauen ohne entsprechende Vorbilder auskommen musste. Was gerade dann problematisch ist, wenn diese Szene seit spätestens 2002 laut, asozial und ziemlich sexistisch ist. Und natürlich gab es Frauenrap, aber Fiva und Sookee haben halt immer eher Studentenrap gemacht. Die Haltung, die Nura wie keine 2. verkörpert, ist also absolut unterstützenswert... obwohl sie technisch gesehen keine gute Rapperin ist. Aber da sie mittlerweile häufiger singt, als rappt, ist das auch gar nicht das ganz große Problem. Am besten trifft sie das bei "Eine gute Frau."

Platz 18: Umme Block - State of Limbo: Der Aufwand, den die 2 Frauen betreiben, ist schon ein bischen Wahnsinn. Also seine Liveshow um eine komplette Leinwandpräsentation aufzubauen, um dann vor 100 Leuten zu spielen, ist schon eine Ansage. Und auch das Album selber muss man eigentlich am Stück hören. Allein schon wegen der nahtlosen Übergänge zwischen den einzelnen Stücken. Es ist eines dieser "Während der Pandemie war alles in der Schwebe" Album, deswegen halt auch "State of Limbo" Das Ziel war aber trotzdem, oder gerade deswegen, etwas optimistisches und aufbauendes zu erschaffen. Das ist ihnen gelungen. Auch wenn es wahrscheinlich alle verwirrt, warum hier auf ein Mal ein Electro Album auftaucht...

Platz 17: Wolf & Moon - To get lost: Oder ganz korrekt: Follow the sings, into the dark, to get lost. Das ist der Titel der Albumtriologie, die in dem Song "The Traveller" endet. Und wo die beiden jetzt Eltern geworden sind, wohl auch endgültig endet. Denn einfach mal mit dem Zelt nach Schweden zu reisen um dort ein Album zu schreiben, wird jetzt nicht mehr so leicht möglich sein. Das Reisen war dabei immer das Grundthema der Musik und der Band. Dazu geben die sich richtig viel Mühe mit ihren Videos, die von viel zu wenigen gesehen werden. Offiziell heißt das "Dreamfolk". Also einerseits gibt es Dennis an der ganz klassischen Folkgitarre, andererseits gibt es Stefanie am Synthesizer und den Effektgeräten... die dann auch haufenweise auf die Stimmen gelegt werden. Heraus kommt dabei ein extrem symapthisches Projekt, dass hoffentlich zeitnah das Problem mit ihrem Booker gelöst bekommt...

Platz 16: Storry - CHIII: The Come Up: Donnerstag, der 21. September, 14 Uhr im Häkken in Hamburg. Mein Bruder fragt mich, ob ich wirklich den Rest des Tages die Schallplatte mit mir rumtragen will. Ich halte das für eine gute Idee. Ist es auch. Denn Storry ist eine dieser Künstlerinnen, für die ich das Reeperbahn Festival liebe. Die junge Kanadierin hat Operngesang studiert, wurde von ihrem Freund in die Prostitution verkauft, hoffte dann, dass es im Musikgeschäft besser wird... was es aber nicht wirklich wurde, weil es da auch nur patriachalen Scheiß gibt. "Bow Down". Und darüber macht die dann halt Musik. Mit 3 Konzeptalben, von denen das erste (als, natürlich, drittes Kapitel) schon fertig ist. Dabei geht es dann um den weniger schlimmen Teil: Dem ankommen im Musikgeschäft. All das nur, um ihrer Mutter a "House & a Range" kaufen zu können. Die restlichen 2 Kapitel sollen schon fertig sein und ich hoffe, dass ich dann keinen Versand aus Kanada bezahlen muss... Das ist sehr persönliche und sehr finstere Musik.

Platz 15: Catt - Change: Catt wird endlich erwachsen. Also groß. Also so groß, dass sie ihre Songs bewusst für eine Band geschrieben und nicht mehr für Solo-Auftritte mit Looper konzipiert sind. Und ja, so viel, wie man auf "Why, Why" hört: Das kann sie im Wesentlichen alles alleine. Weil sie halt auch auf der Bühne 6 unterschiedliche Instrumente beherrscht. Geblieben ist das großartige Songwriting. Um nicht immer nur den Albumtitel zu verlinken, sei hier auf "Honesty Lies" verwiesen und empfohlen. Oh und es gibt das gesamte Album auf Youtube, ich erwähne es nur. 

Platz 14: Freekind. - Since always and forever: Freekind. sind Nina am Schlagzeug und Sara an den Tasten und am Micro. Zusammen machen sie verspielten Rap mit englischen Texten. In diesen Texten geht es dann häufig um Depressionen und Verwundbarkeit. Aber auch um den Weg raus aus den Depressionen in "Found love". Und am Ende steht die wichtigste Botschaft: Be Kind to Yourself!

Platz 13: 100 Kilo Herz - Zurück nach Hause. Und "Akustisch im Gewandhaus". Eigentlich gilt hier ja die Regel: Keine "Livealben". Deswegen fehlt auch das Shadow Kingdom Album von Bob Dylan, obwohl es meiner Meinung nach das Beste ist, was Dylan seit der "Modern Times" und "Together through live" Phase gemacht hat. Für Akustisch im Gewandhaus mache ich eine Ausnahme, weil ich auf der Platte drauf bin. Also als Teil des "Alerta! Alerta! Antifaschista!" Chors. Das könnte der beste Live Moment der 2 Pandemiejahre gewesen sein. Nut Ätna in der Elbphilarmonie kommt daran.
Dass ich jetzt aber so viel über das Album rede, welches hier gar nicht auf der Liste ist, zeigt halt auch das Grundproblem von "Zurück nach Hause": Es ist verdammt gut, aber das alte Zeug ist einfach besser. 100 Kilo Herz manifestiert halt ihre Position im politischen Punkrock Genre. Direkt neben Feine Sahne Fischfilet. Es ist wichtig, dass es das gibt. Es ist halt keine Zeit für Angst. Die Texte sind auch immer noch unfassbar gut. Aber dieser Reiz des Neuen ist ein wenig weg. Kann sein, dass Rodi das genau so sieht, und er deswegen seine Abschiedstour gegeben hat. 

Platz 12: Nina Chuba - Glass: Wenn kaum eine Party ohne ein "Wildberry Lillet" auskommt, dann muss das Album auch in diese Charts. Das ist vielleicht nen bisschen drastisch, ich kann aber nicht anders. Sicherlich, das ist sehr poppiger Rap. Aber es wirkt auch alles so leicht, dass es einfach Spaß macht. Random Fun Fact: Die Schallplatte kommt als Special DJ Edition. Also die muss man auf 33 RPM abspielen um den Sound zu genießen, aber auf 45 RPM abspielen, damit der Aufdruck richtig wirkt. Ist aber eine Doppelvinyl, man braucht also "nur" 2 Plattenspieler und nicht 2 Exemplare für den Effekt.

Platz 11: Das Lumpenpack - Wach!: Die beschreiben sich ja am besten selber: "Zu alt für Pop, zu schlecht für Jazz, es bleibt der Rock! Gibt schlimmeres!"... und "Nur ein sehr bärtiger Typ schreibt in seinem Blog davon". Kann ich bestätigen. Die haben jedenfalls endgültig den Sprung von "Slammern und Komikern" zu "Rockmusikern mit leicht politischer Note" genommen. Also quasi das, was Die Ärzte vor 25 Jahren waren. Das ist nicht die schlechteste Referenz. Und so eine Leber hat schonmal ein Loblied verdient.

Platz 10: Arlo Parks - My Soft Machine: Wie immer reicht es bei Arlo Parks nicht für Platz 1 der britischen Sängerinnen. Die Konkurrenz ist halt auch echt zu groß. Aber es war schon schön, die dieses Jahr auf der großen Bühne zu sehen. Arlo Parks setzt halt den Standard für die britische R'n'B und Songwriter-Szene. Die macht weiterhin ihr Ding und schreibt ihre persönlichen Texte. Nur dass es mittlerweile um die Probleme als 23-Jährige geht. "Impurites" trifft es da am besten.

Platz 9: Fatoni - Wunderbare Welt: Der Traum das Fatoni mit Juse Ju und Edgar Wasser eine Crew gründen und zum offiziellen Blumentopf-Nachfolger aufsteigen, wird sich wohl nie erfüllen. Das ist ein bissche Schade, denn die sind zusammen besser, als alleine. Die könnten ihre Filler einfach durch Crew-Songs ersetzen und die persönlichen Banger auf den Alben lassen. Und Edgar müsste endlich mal seinen Stock aus dem Arsch bekommen... Andererseits gibt es dafür dann mehr Solo-Alben. Als Kind der 90er ist "Mid 90s" natürlich ein Hit. Und damit hat man auch Ewigkeiten auf das Alfred J. Kwak Sample gewartet. "Mit dem Taxi in die Therapie" ist eine ehrliche Autobiographie und kommt mit freundlichen Gruß an "alle, die noch Tickets oder Platten kaufen". Und "Danke, dass du mich verlassen hast" lässt sogar Danger Dan gut aussehen. Alles in allem ist das ein sehr gutes, sehr erwachsenes Rap Album. Es ist einfach schön, dass diese "Szene" mittlerweile so groß geworden ist, dass auch ein Fatoni sein Geld damit verdienen kann.

Platz 8: Juse Ju - Das Problem, dass immer irgendwas passiert: Wo wir schon beim Jusmeister waren: Auch der hat nachgelegt. "Weird" hatte ich ja schonmal verlinkt. "Musik is over" kommt mit so vielen wunderbaren 90er Referenzen, dass ich das einfach feiern muss. Aber der beste Song ist am Ende "Nine to Five". Also wie Juse da erklärt, dass sich die während der Pandemie noch reicher gewordenen Arbeitgeber sich nicht wundern müssen, dass die aktuelle Generation keinen Bock mehr darauf hat, sich dafür kaputt zu machen, ist schon großes Kino.

Platz 7: Janelle Monáe - The Age of Pleasure: Eine These zum Auftakt: Dass hier ist Janelle Monáe's Debüt Album. War auch Zeit, schließlich ist sie seit über 15 Jahren am Start. Es wird sich nicht mehr hinter dem Droiden "Cindy Mayweather" versteckt, wie im Frühwerk. Oder eine komplette fiktive Welt erschaffen, in der dann alle Erinnerungen und Träume gelöscht und kontrolliert werden, wie auf Dirty Computer. Jetzt gibt es einfach nur... eine richtig versaute Poolparty. Mit Videos, die mit einer Altersabfrage beginnen. I like Lipstick on my Neck. Dass die Frau mit dem Anzug mal da enden würde. hätte sie selbst wohl nie geahnt. Dass es dabei nie für den ganz großen kommerziellen Erfolg reichen wird, ist ihr hoffentlich egal.

Platz 6: Mola - Das Leben ist schön. Und will es mich ficken, dann trage ich Lippenstift auf. Als ich Mola zum ersten Mal als Vorband von Fatoni sehen konnte, dachte ich mir auch, dass die Stimme ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Wenn man sich dann aber in einem kleineren Klub an diese Stimme gewöhnt hat, kommt die Gewinnerin des Dota-Awards raus. Auch wenn die Texte mehr ins exzessive, als ins nachdenkliche gehen. Und was soll ich sagen: Ich stehe auf weibliche Gesangstimmen und gute Texte. Beides hat Mola im Angebot. Nebenbei ist sie bei Sepalots Label gesingt, was zur 2. Blumentopf Referenz der Charts führt. Und es ist die 3. neue Platte, auf der Ami Warning drauf ist.

Platz 5: Brooke Combe: Stellt euch vor, Kraftklub spielen auf der Reeperbahn ein exklusives Konzert und ihr denkt euch nur "Ihr steht mir hier im Weg, ich muss zu der jungen Schottin am anderen Ende der Straße"... Dann sollte diese Schottin auch besser gut sein. Oder man redet sich halt ein, dass die ja gut sein muss. Wer kann das schon objektiv beurteilen. Brooke Combe brachte an diesem Abend definitiv ihr "A-Game". Und ich war letztes Jahr kurz davor, die Youtube Sammlung als EP einzusortieren. Zum Glück hab ich das gelassen, denn dieses Jahr hat sie das alles rausgebracht und mit "Black ist the new Gold" den ersten Song geschrieben, in dem es um mehr geht, als nur um die Liebe. Und das Ding ist ein Brett. Dafür gibt es den imaginären "Joy Crookes Award": Hoffentlich startet die mit ihrem bald kommenden Album richtig durch.

Platz 4: Madison McFerrin - I hope you can forgive me: Die Frau ist dann den Schritt von der Jazz-Sänering zum R'n'B gegangen. Es gibt hier also (noch) weniger Solo Acapella Tracks, dafür aber ein (fast komplett von ihr) durchproduziertes Album. Was im Großen und Ganzen doch in Schritt nach vorne ist. Auch wenn ich das Album so richtig erst nach ihren Sprüchen bei den Live-Konzerten verstanden habe. Paradebeispiel: Bei "Utah" geht es um Streitigkeiten im Auto mit ihrem Verlobten. Und da die Antwort "But is Brooklyn any better" mit "No, it wasn't" beantwortet wurde, ist das jetzt ihr Ex-Verlobter. Auf "Please don't leave me now" wird ein beinah tötlicher Autounfall verarbeitet. Und auf "Run" der Fakt, dass ihre Vorfahren, vor den Sklaventreibern wegrennen musste. Wenn man sich also bewusst macht, worum es in all den Songs wirklich geht, treffen die um einiges härter.

Platz 3: Falk - Unerhört: Was soll ich da schon groß sagen, außer: Falk ist und bleibt das symathischte Arschloch des Landes. Der Zyniker unter den Liedermachern. Aber er hat nach wie vor auch den Hang zur Nostalgie, was dann verhindert, dass man ihm das alles zu böse nimmt. "Ins Heim" dürfte jedes Familientreffen retten... oder dafür sorgen, dass man nie wieder hin muss. Und wenn gar nichts mehr hilft, findet man die Wahrheit doch im Wein. Das ist alles keine Revolution und lässt sich auf "Wer Falk mag, wird dieses Album lieben" herunterbrechen. Ich mag den Mann sehr.

Platz 2: Blond - Perlen: Popmusik kann so gut sein. Ich gebe es offen und ehrlich zu: "Ich bin ein Blondinator." Es ist einfach faszinierend, wie leicht und unbeschwert die so unfassbar schwere Themen in Musik verpassen. So geht es in "Mein Boy" um regelmäßige Besuche beim Psychotherpeuthen. "Du und ich" behandelt dagegen übergriffige Typen in Disco und Internet. Und das würde man alles gar nicht mitbekommen, wenn es man nicht genau hinhört. Da verzeihe ich denen sogar die Lafee Referenz auf "Durch die Nacht". Die hatten einfach keine anderen Vorbilder. Oh und "Männer" ist auch eine längst überfällige Abrechnung mit der Musikindustrie. Wenn man bei 50 Bands 3 Bassistinnen sieht, versteht man, worüber die sich aufregen.

Platz 1: Atmosphere - So many other realities exist simulationsly: Man muss erstmal festhalten, wie insane die Produktivität von Slug gerade wieder ist. Der alte Mann hat dieses Jahr: Ein offizielles Album rausgebracht. Für 2 Tourneen durch durch Amerika gereist. Und endlich mal wieder Europa besucht. Dazu im Sommer einige Festivals gespielt. Wir reden also von deutlich über 30 Konzerten. An den freien Tagen hat er mit seinen Supports ZooDeVille und Hebl Songs und Videos aufgenommen, in dener er einfach nur zeigt, dass er immer noch flexen kann. Dann hat er aus dem einen random Album Song "Talk Talk" eine extra EP gemacht, die auch schon wieder 40 Minuten lang ist. Und nebenbei Sad Clown Bad Dub II nach 20 Jahren auf Vinyl released... was der geringste Aufwand war. Wann schläft der Mann eigentlich? Und das faszinierendste: Alle "Projekte" klingen unterschiedlich. Talk Talk klingt mehr nach Synthies und 80er, während So many different realities ein eher klassisches Rap Album ist. Bei dem Ding haben sie tatsächlich mal jeden Song nacheinander fertig gemacht. Steht zumindest so in den Linar Notes. Und weil Slug anscheinend mit dem "After Tears" Beat nichts anfangen kann, schleicht sich ein Sa-Roc Track auf das Album.
Das große Luxusproblem an diesem Output ist ja, dass ich persönlich eigentlich Jahre brauche, um Atmosphere Alben zu verdauen und zu verstehen. Oder anders ausgedrückt: Ich war noch lange nicht mit "Word?" aus dem Jahr 2021 fertig, und dann hauen die so viel Musik auf einmal raus. Aber, und das ist fast das wichtigste: Mit "Bigger Pictures" hat Slug mal wieder so ein Ding rausgehauen, dass nicht erst 4 Jahre braucht, um in der 5 Sterne Kategorie zu landen. Was aber auch an der grandiosen Live-Performance lag. Bester Song des Jahres. Ohne Frage. Der Rest des Albums ist auch mehr als nur "Okay".

Donnerstag, 28. Dezember 2023

Passives Abseits Leser wissen es früher: Goretzka ist zurück.

 Ok, ich muss ja zugeben, dass ich das nur in einem Nebensatz erwähnt habe, als es ums Leistungsprinzip und die Nicht-Nominierung von Leon Goretzka ging. Aber nachdem ich vorgerechnet habe, wie seine Leistungen immer schwächer wurden, je länger er keine ordentliche Pause hatte, stand am Ende folgender Satz: "Natürlich gehe ich absolut davon aus, dass Goretzka zu seiner 2,7er-Durchschnittsnote zurückkehren wird." Und ich rechne ja extrem gerne vor, wie viel die Bayern-Stars seit dem kompletten Lockdown so unterwegs waren, weil das alle anderen ja so komplett ignorieren.

Nun ist selbst dem Kicker aufgefallen, dass Goretzka zurück ist, weil er die Kritik von Trainer Thomas Tuchel angenommen und sein Spiel entsprechend weiterentwickelt hat. Oder, was ja nach wie vor meine These ist, weil er einfach mal einen Sommer lang wirklich freihatte. Jetzt ist er einer der konstantesten Mittelfeldspieler und ein wichtiger Stabilisator für der Rekordmeister. Jetzt muss man hier auch erwähnen, dass Goretzka noch nicht bei dem anvisierten Notenschnitt von 2,7 ist, sondern "nur" bei 3,0. Das liegt einerseits an dem einen kollektiven Aussetzer gegen die Eintracht mit einer 5,5 abschloss. Vorher war er bei den "versprochenen" 2,7. Aber dass er sein einziges anderes schwächeres Spiel ausgerechnet gegen RB Leipzig abgeliefert hat und auch in der Champions League "nur" auf keine 3,25 kommt, ist schon bedenklich. Also vielleicht fällt Goretzka doch in die "Ist gut genug für die Bundesliga, für den Rest reicht es nicht mehr" Kategorie gerutscht. Aber das hat bei den anderen  Champions League Siegern auch jahrelang nicht gestört. Auf jeden Fall ist er jetzt wieder ein Leistungsträger für den Rekordmeister.

Was alles andere als selbstverständlich ist. Schließlich wurde Goretzka ganz offen als Verkaufskandidat vorgestellt. Der ist praktisch nur noch da, weil er unbedingt in der Bundesliga bleiben wollte und sich da niemand, also nicht mal Dortmund, sein Gehalt leisten konnte.

Stellt euch mal kurz vor, wie die Lage in München gerade wäre, wenn sie den wirklich abgegeben hätten. Wenn der Mann Bock auf ein Abenteuer in der Premiere League gehabt hätte... da hat nicht viel gefehlt. Und die Bayern Fans hätten ja gerne gesehen, dass der Mann vom Hof gejagt wird.

Das alles nur, weil sich niemand getraut hat, die offensichtliche Wahrheit auszusprechen: Die Stars des Rekordmeisters liefen nach der 2 1/2-jährigen Tortur geschlossen auf der letzten Rille. Da hatte keiner die Weitsicht oder die Eier, mal darauf hinzuweisen, dass man davon ausgehen kann, dass seine Leistungskurve nach oben gehen wird, wenn er mal so richtig am Strand ausspannen kann.

Die Oliver Kahn konnte das nicht, weil er dann zugeben müssten, dass er bei der Nagelsmann überreagiert hat. Die derzeitigen Offiziellen können es nicht, weil sie dann zugeben müssten, dass Kahn und Salihamidžić doch einen richtig guten Job gemacht haben und den Verein durch die Pandemie geführt haben. Und beide müssten zugeben, dass die Supercups und die Klub-WM überflüssig waren und sie den Trainer deswegen entlassen und den Spieler deswegen verkaufen wollten.

Der Kicker kann es nicht, weil er halt nicht mehr kritisch berichtet. Also er könnte schon, er will aber nicht mehr.
Aber ja, wenn man sich ein wenig mit dem größeren Bild beschäftigt, überrascht es nicht, dass Goretzka seine Form wiedergefunden hat.

Freitag, 22. Dezember 2023

Wo der Kicker mich schon triggert

Weil der uns daran erinnert, dass da mal journalistisch hochwertige und kritische Arbeit geleistet wurde. Also vor 25 Jahren halt. Seitdem kommt da ja eher wenig bis nichts.

Aber eigentlich muss man dieses Jubiläum ja mal als Anlass nehmen, um auf die absurde Doppelmoral der Dortmund Fans hinweisen... um mich da richtig unbeliebt zu machen.

Denn die Fans einer Kommanditengesellschaft auf Aktien führen sich als die moralische Instanz und bewahrer der traditionellen Werte auf. Auch jetzt gerade wieder, wenn es um den Investor für die Bundesliga geht. Oder jedes Jahr, wenn RB Leipzig zu Gast ist. Es kann ja nicht sein, dass dieses ätzende Konstrukt und diese Werbeplattform in unserem Stadion spielen darf, dass von unseren Renditen erweitert wurde... ich meine natürlich durch unsern Schweiß und unsere Tränen.

Also wenn man wirklich die traditionellen Werte hochhalten will, dann muss man halt beim eigentlichen Sündenfall anfangen. Dann muss man sich mit dem Moment auseinandersetzen, an dem es nicht mehr nur um Fußball geht, sondern ein Produkt verkauft wird, welches Rendite verspricht. Und das ist nun mal der 31. Oktober 2000. Der Tag, an dem die Borussia Aktie an der Börse gehandelt und damit zum Spekulationsobjekt wurde.
Dieses "An der Börse gehandelt" ist auch ein entscheidender Zusatz, denn genau das geht eben beim FC Bayern nicht. Also abgesehen davon, dass die Bayern sich einfach auch etwas mehr Zeit gelassen haben. In Dortmund wurde das e.V. als erstes gestrichen.

Wobei das natürlich nur der 2. Schritt war. Denn zunächst hat die DFL ja im Jahr 1998 überhaupt die Möglichkeit erschaffen, dass auch Kapitalgesellschaften am Spielbetrieb teilnehmen können. Aber allein schon dass Dortmund als erste von dieser Möglichkeit gebraucht machten, kann darauf hinweisen, welche Rolle der Verein beim Schreiben dieser Regel gespielt hat. Die Borussia hat die Kommerzialisierung des Fußballs als Vorreiter aktiv vorangetrieben.

Widerstand im Namen der Traditionellen Werte sieht definitiv anders aus. Die Trophäen, die als Ergebnis der fortschreitenden Kommerzialisierung im Schrank stehen, werden trotzdem in Ehre gehalten. Der BvB darf das halt, weil sie zu den Guten gehören.

Jetzt muss sich de Ko.GaA halt für die weitere Kommerzialisierung einsetzen, weil man halt profitorientiert arbeiten muss. Also für die Aktienkurse. Und der einzige legitime Protest von Dortmund Fans wäre es, sich vom eigenen Verein abzuwenden und eine Dortmunder Borussia zu gründen. Oder zu Rot Weiß Essen zu gehen. Man hätte Wattenscheid retten können, indem man sich dort 30.000 Dauerkarten kauft. Oder nehmt einen Oberligisten aus Dortmund. Und dann guckt, wie weit so ein Verein alleine durch den Fan Support kommt.

Aber solange die all die Dortmund Fans weiter ins Stadion gehen, tragen sie dieses gesammte "Scheiß-System" mit. Und dann können sie nicht dagegen sein, dass andere auch mitspielen wollen. Die dürfen das nicht. Die sind böse!

Und diese ganze Verlogenheit wird gerade ja auch auf die Probe gestellt, weil ausgerechnet Dortmund, Stand 22.12.2023, von der Erweiterung der Champions League profitieren würde. Diese quasi Einführung der Superleague ist auch etwas, wo man konsequent dagegen sein müsste. Und konsequent wäre halt, dass man dann 2024 einfach nicht hingeht und die Spiele vor leeren Rängen abgehalten werden. Aber das wird nicht passieren. Man wird wieder grundlegend dagegen sein, aber für seinen eigenen "Verein" eine Ausnahme machen. Aber eigentlich müsste man hier die "Wenn wir uns über die Liga nicht qualifizieren, haben wir es nicht verdient, dabei zu sein." Schiene fahren.

Ganz ehrlich: Solange es bei unproblematischen Plakaten bleibt, habe ich da ja auch gar kein Problem mit. Aber wenn dann Menschen angegriffen werden. Also Menschen, die einfach nur friedlich Fußball gucken wollen, aber aus einer Gegend kommen, in der es das halt nicht gibt. Leipziger halt.
Und ich muss da nochmal erwähnen, dass ich Leute kenne, die damals dabei waren. Die 30 Jahre lang darauf gewartet haben, endlich mal als Fan einer Mannschaft in dieses wunderbare Stadion fahren und ein Fußballspiel genießen kann... und dann wird man mit Mülltonnen beworfen und es gibt 10 Verletzte.
Viele von denen sind danach auch einfach nicht mehr zu Auswärtsspielen gefahren, weil sei ja genau das nicht mehr wollten. Da hätten sie ja auch einfach zu Lok oder Chemie gehen können.

Also um mal diese immer wieder als Konsumenten verschmähten Fans zu vermenschlichen: Die wollen im Wesentlichen nur guten Fußball sehen. Also im Kern dasselbe, wie die Dortmund Ultras. Sie kommmen aber aus einer Stadt, in der das auf dem traditionellen Weg einfach nicht geht. Also weil die Vereinsstruktur nach der Wende so kaputt gemacht wurde, dass er Vorsprung niemals aufgeholt werden kann. Und weil die Fanszene so kaputt ist, dass man sich auch einfach nicht sicher fühlt.

Parallel zum Versagen von Lok und Chemie hat ausgerechnet Dortmund die Kommerzialsierung vorangetrieben, die es praktisch unmöglich macht, ohne extrene Investoren in die Bundesliga zu kommen. Also ja, es gibt die Ausnahmen aus Heidenheim oder Paderborn, aber die können sich halt auch nicht in der ersten Liga halten. Oh und Heidenheim hat gerade für den DFL Investor gestimmt...
Aber dass ein eingetragener Verein wie Mainz oder Freiburg sich als Stammgast in der Bundesliga etabliert, ging 2004 noch. Mittlerweile können sie sich in der Liga halten, weil sie einen extremen Vorsprung gegenüber der potenziel nachrückenden Konkurrenz haben. Und Union Berlin hat als e.V. halt trotzdem einen Investor im Hintergrund, ohne den die es nie in die Bundesliga geschafft hätten.

Und auf der dritten Ebene hat die Turbokommerzialisierung, die auch eindeutig vom BvB forciert und vorangetrieben wurde, den Sport als Werbeplattform für RB überhaupt erst interessant gemacht. Und man profitiert selber extrem von dieser Entwicklung, nachdem man sich fast die Finger verbrannt hat.
Eigentlich gibt es da nur 2 Wege: Entweder man akzeptiert, dass man als Dortmund Fan Teil der Kommerzialisierung ist und toleriert dann auch die Geister, die man rief... oder man wendet sich von dem Verein und der Bundesliga im allgemeinen ab, weil man diese Kommerzialisierung nicht länger mittragen will.
Dass die Bundesliga so durchkommerzialisiert ist, was sich auch einfach nicht mehr aufhalten lässt, ist halt auch Dortmund zu verdanken.

Aber weil Fußballfans nie rational agieren oder argumentieren, entscheiden sie sich für Option 3: Wir ignorieren all die Probleme im eigenen Umfeld und führen uns bei anderen als moralische Instanz auf.

Dienstag, 12. Dezember 2023

Eine Re-Preview.

 Lasst mal gucken, wie krass ich daneben lag und uns die aktuelle Lage der Champions League anzugucken. VOR dem letzten Spieltag, da wir dadurch verdeutlichen können, wie "schlimm" die Lage wirklich ist.

Also ich habe ja vor dem ersten Spieltag verkündet, dass die Gruppenphase extrem berechenbar sein wird. Meine finale These war, dass Bayern, Manchester United, Arsenal, Sevilla, Real, Neapel, Inter, Benfica, Atletico, Lazio, Paris, AC Milan, Man City, RB Leipzig, Barca und Porto das Achtelfinale erreichen. Wie sieht das denn jetzt aus?

Nun ja, der FC Sevilla und Benfica sind bereits ausgeschieden. Manchester United hat sein eigenes Schicksal nicht mehr in der eigenen Hand UND muss gegen die Bayern gewinnen, um eine Chance zu haben. Und Borussia Dortmund hat sich überraschend gut angestellt, deswegen muss entweder Milan oder Paris in die Europa League. Porto hat ein echtes Endspiel gegen Shachtar Donzek. Und das war's. 

Von den 16 prognostizierten Achtfinalteilnehmern stehen 11 bereits vor dem letzten Spieltag sicher in der K.-o.-Runde. 13 von 16 könnten die Quali noch schaffen. Das ist keine gute Quote.

Manchester United ist gerade halt wieder ein allgemeines Chaos. Die haben gerade 0:3 gegen AFC Bournmouth verloren. Das ist einer dieser Vereine, die ihre Neuzugänge gerade konstant schlechter macht und der konstant auf die falschen Trainer setzt. Dass Ten Haag einer dieser falschen Trainer ist, habe ich natürlich auch nicht erwartet. Da muss man dann auch einfach einsehen, dass die Besitzer eher das Problem sind. Es ist echt faszinierend, wie Manchester United den Abgang von Alex Ferguson den gesamten Verein zusammengehalten hat. Ohne diesen einen Mann wäre der ganze Verein nichts.

Dass Sevilla sich eher mit einem Sieg am letzten Spieltag für die Europa League qualifizieren und diese gewinnen wird, war eigentlich auch abzusehen. Bei den beiden Tipps muss ich sagen: Das war naiv von mir.

Die Gruppe mit Paris, Dortmund, Newcastle und dem AC Milan war ja von vorneherein die einzige wirklich interessante.
Bei Donzek habe ich den Einfluss des "Beyoncé Bump" natürlich unterschätzt. Obwohl dieser Beyoncé Bump anscheinend wirklich existiert. Dass Donezk auch im Februar noch in der Champions League spielen wird, weil in Hamburg halt Champions League gespielt werden MUSS, hätte ich ahnen können. Und ja, Porto gegen Donezk ist eines der wenigen Spielen, die man diese Woche wirklich sehen muss.

Aber hier kommt das eigentliche "Problem": ob Real Sociedad San Sebastian oder Benfica Lissabon ins Achtelfinale einzieht, ist genauso egal, wie die Frage, ob Porto oder Donezk weiterkommt. Das sind alles Mannschaften, für die im Achtelfinale eh Schluss ist. Von den Mannschaften, die wirklich was reißen könnte, ist nur Paris in einer kritischen Ausgangslage. Und eine "kritische Ausgangslage" bedeutet hier nur, dass man mit einem Sieg in Dortmund garantiert Tabellenführer wird.

Um das mal zu verdeutlichen: Wir haben den Punkt erreicht, an dem sich Barca, Real, Manchester City und Co eher eine Niederlage in der Gruppenphase, als in der Liga, leisten können. Ja, selbst für die Bayern gilt das dieses Jahr. Deswegen lässt Manchester City auch in der Champions League den Ersatztorwart auflaufen. Das ist ein ehemaliger Bielefelder. Wenn man in der Königsklasse auf eine Schnarchnase vom BND setzen kann, weil es echt egal ist, wie die Spiele ausgehen, dann läuft da grundlegend etwas verkehrt.

Das sind nebenbei Dinge, die sich mit dem neuen "Swiss Group System" verbessern würden. Also wenn man nicht gerade Eintracht Frankfurt ist, will man es ja vermeiden, dass man in diese "Zusatzrunde" reinrutscht und den extrem vollen Kalender mit 2 weiteren Spielen belastet... 2 Spielen, die durchaus im eiskalten Ost- oder Nordeuropa stattfinden können. Also um das mal kurz nachzurechnen: Bayern ist mit 13 Punkten sicher Tabellenführer. Arsenal ist es mit 12 Punkten ebenfalls, Barca so gut wie. Also wenn Barca verliert und Donezk 5:0 gewinnt, könnte da noch was passieren. Aber selbst ein Kantersieg von Porto gibt ihnen keine Chance an Barca vorbeizuziehen, weil der direkte Vergleich bei Punktgleichheit Vorrang hätte. Aus Barcas Sicht ist es also das vernünftigste, jetzt allen Stars eine Pause zu geben.

Aber in einem Swiss System ist es eben nicht gesichert, dass diese 12 Punkte reichen. Da müssten diese Mannschaften den letzten Spieltag durchaus ernster nehmen. Denn man will die "Bonusrunde" vor dem Achtelfinale definitiv vermeiden. Und gleichzeitig dürfte es für verdammt viele Mannschaften ein großes Hauen und Stechen um die letzten Plätze in der Zwischenrunde geben.
Also nur um zu verdeutlichen, dass dieses neue System durchaus sinnvoll sein könnte, wenn es nicht mit er Erweiterung des Teilnehmerfeldes und einer weiteren Aufblähung des Spielplanes kommen würde. 36er-Liga, 6 Spiele, Swiss System und fertig wäre eine spannendere Gruppenphase. Aber natürlich wurde erst an die Gewinnmaximierung gedacht und das spannendere Ligasystem ist da nur ein Abfallprodukt.

Das ist halt das Grundproblem des Fußballs. Aber man sollte trotzdem irgendwie anerkennen, dass dieses "Problem" manchmal auch gar nicht soo schlimme Lösungen hervorbringt. Lösungen für Probleme, die man selber erschaffen hat, aber das sind halt Systemanbieter.

Montag, 11. Dezember 2023

Worst of des "Bayern hat verloren" Wochenedes

 So richtig heftig. Also das war schon eine Kovac-eaque Klatsche. Normalerweise wird man nach solchen Niederlagen als Bayern Trainer entlassen...

Und wenn man jetzt noch bedenkt, wie heftig Thomas Tuchel bereits kritisiert wurde, als er noch ungeschlagen durch die Bundesliga marschiert ist... da fragt man sich schon, wo Didi Hamann diese Woche ist. Jetzt hat der endlich mal einen berechtigten Anlass. Aber wahrscheinlich merkt man das einfach nicht mehr, weil Hamann halt immer nur den Tuchel kritisiert und er sich damit diese Woche genau so verhält, wie immer.

An und für sich ist das aber ein richtig schlechtes Zeichen für Tuchel. Schließlich hatte der tatsächlich mal die Zeit, um mit seinem Kader zu trainieren. Also so richtig. Ohne Abstellungen für Länderspiele. Oder ohne irgendwelche Reisen nach Osteuropa. Das war jetzt echt mal die Gelegenheit, etwas Neues einzustudieren und die Abläufe zu verbessern... und dann liefert man eine derartige Nicht-Leistung ab? Dann präsentiert sich die Abwehr so lächerlich unkonzentriert? Dann gibt es keinerlei Fortschritte beim Defensiv genau genommen seit längerem unkoordinierten Alphonso Davies? Es ist ein verdammt schlechtes Zeichen, wenn deine Mannschaft schlechter wird, nachdem du mit ihr fokussiert gearbeitet hast.
Und natürlich sind 10 Tage am Stück für die Bayern ein ungewohntes Gefühl. Da kann dann durchaus ein wenig Sand ins Getriebe rutschen. Aber diesen Sand sollte doch nach 15 Minuten rausgelaufen sein.

Aber gut, ist ja nur Bundesliga. Und da präsentiert sich Bayer Leverkusen dann wie eine echte Spitzenmannschaft: Die spielen souverän 1:1 bei, zugegeben ebenfalls sehr guten, Stuttgartern. Damit gewinnt die Top 3 geschlossen nicht. Bayer hatte 24 Stunden nach dem kollektiven Aussetzer des Rekordmeisters die Chance, sich mal ein wenig abzusetzen. Stattdessen hatten sie in der ersten Halbzeit ebenfalls einen kollektiven Aussetzer. Und die hatten ja Glück, dass sie zur Pause "nur" 1:0 zurücklagen. Die Reaktion direkt nach der Pause war dann schon beeindruckend. Vor allem zeigt sich da dann auch die gute Arbeit von Xabi Alonso, der seiner Mannschaft auch in schwierigen Momenten die nötige Orientierung mitgibt. Aber am Ende hat man halt die große Chance vergeben.

Aber hey, verglichen mit den Sorgen in Dortmund sind das alles Luxusprobleme. Wobei das ja dieses Wochenende ein Fortschritt war. Was auch nur verdeutlicht, wie schlimm die Lage ist. Immerhin hat die Mannschaft diese Woche "Mentalität und Moral" bewiesen. Wenn die Lage aussichtslos ist, können die das anscheinend. Ich freue mich schon auf die letzten 3 Spieltage, an denen Dortmund trotz aussichtsloser Lage noch eine faszinierende, aber brotlose, Aufholjagd auf Platz 4 startet.

Nebenbei liefert auch dieses Spiel den Anlass, um über den VAR zu diskutieren. Also selbst die Schiedsrichter diskutieren, ob das so sinnvoll war. Das grundlegende Problem ist hier auch mal wieder, dass zwischen "Fehlentscheidung" und "Korrektur" 3 Minuten vergehen. Was aber anscheinend auch daran lag, dass vorher noch über eine Abseitsstellung nachgedacht wurde. Der gemeine Fußball Fan wird sich hier aber denken: Wenn man 3 Minuten nach der richtigen Einstellung suchen muss, dann ist es einfach keine klare Fehlentscheidung. Da verging ja gefühlt mehr Zeit, als beim Platzverweis von Junior Brumado. Und natürlich wurde vorher noch 60 Sekunden nach einer Abseitsstellung gesucht, weshalb das ganze noch länger dauert. Aber dass diese einfache Frage so lange dauert, liegt anscheinend auch an der mangelhaften Technik bei der DFL. Also so als Nebendetail: Beim Abseits sind andere anscheinend weiter.
Aber mal ganz ehrlich: wäre es wirklich so schwierig, für jede Überprüfung maximal 60 Sekunden zu veranschlagen? Und das ist schon Luxus, 30 sollten eigentlich vollkommen reichen. Also sobald im Keller eine Überprüfung ausgelöst wird, läuft eine Stoppuhr los. Nach 30 Sekunden springt die auf Rot. Wenn man dann nichts Eindeutiges gefunden hat, heißt es: "The call on the field stands!" Also das wird in der NFL bei solchen Fällen verkündet. Und dann veröffentlicht man hinterher die Bilder, die man zur Verfügung hatte und erklärt damit, dass nur Leute, die wirkliche Detektivarbeit betreiben, die angeblich klare Fehlentscheidung gefunden hätten. Das wäre eine einfache, umsetzbare und klar zu kommunizierende Lösung. Aber klare Kommunikation und deutscher Fußball passen halt nicht zusammen.

Gerade hier hätte sich niemand beschwert, wenn die "Fehlentscheidung" Bestand gehabt hätte, weil niemand so lange nach der entsprechenden Einstellung gesucht hätte. Und weil Mats Hummels auf dem Platz geblieben wäre, was auch für RB Leipzig der bessere Ausgang gewesen wäre. Die brauchten den für ihr Angriffsspiel.

Dann wird wegen des VARs auch nicht über die eigentliche Frage diskutiert: Sollte es für diese rücksichts- bis aussichtslose Grätsche nicht trotzdem die Rote Karte geben? Also auch, wenn es den Elfmeter gibt. Die Regel gibt das weiterhin her, aber Sven Jablonski will halt gesehen haben, dass das Foul im Kampf um den Ball geschehen ist. Das ist halt eine dieser Fragen, die durch die Vereinsbrille, die man aufhat, entschieden werden. Also hätte Hummels bei der Grätsche den Adler auf der Brust gehabt, hätte der Kicker hier ein "Weltklasse-Tackling" gesehen. Ja, ich kann nachtragend sein. Die Szene zum doch nicht Elfmeter, aber deswegen dann doch Platzverweis hätte man als perfekten Aufhänger über die abgeschaffte Doppelbestrafung nutzen können. Und darauf verweisen, dass ein Platzverweis eben doch eine Option gewesen wäre, da Hummels da so hingeht, wie er da hingeht. Aber solange "wir" den VAR immer noch nicht im Griff haben, kann man solche Detaildebatten eben nicht führen.

Donnerstag, 7. Dezember 2023

Der DFB Pokal wird extrem weird.

 Aber was uns nicht tötet...

Nur um mal zu verdeutlichen, wie absurd die Situation jetzt schon ist: Die Öffentlich Rechtlichen jammerten über niedrige Quoten, während Horst Hubresch jammert, dass seine Frauennationalmannschaft gar nicht im Fernsehen gezeigt wurde. Und ich sag das mal so: Weniger Leute hätten da auch nicht eingeschaltet.

Wir sind also zurück in den 90ern, wo die Frauennationalmannschaft an den Rand der Gesellschaft gedrückt wird, während uns Kaiserslautern - Nürnberg als großer Sport verkauft wird. Was für eine unnötige Zeitreise. Und das wird ja alles nicht besser. Wir bekommen jetzt den unnötigen Beweis, dass kaum jemand einschaltet, wenn die Bayern oder RB nicht mitspielen. Also die guten Mannschaften, die gerade wirklich einen ordentlichen Ball spielen können. Und davon gibt es mit Bayer Leverkusen und den beiden halt nur 3 Kandidaten, weil Edin Terzić ja gerade beweisen will, was für ein absurd guter Trainer er doch ist... Und das vorhandene Offensivpotenzial optimal versteckt.

Apropos Zeitreise: da sich jetzt auch Dortmund, Wolfsburg, Nürnberg und Frankfurt verabschiedet haben, sind quasi alle Titelträger dieses Jahrtausends ausgeschieden. Also Schalke ist ja auch schon raus. Werder Bremen sowieso. Damit sind wir beim VfB Stuttgart aus der Saison 1996/97 angekommen. Faszinierender Weise gewannen davor Kaiserslautern 1996 Gladbach 1995 und Bayer Leverkusen 1993. Ja, es gab mal eine Zeit, in der die Titelträger überraschend abwechslungsreich waren. Und all die Mannschaften, die damals dabei waren, sind jetzt wieder am Start.

Dafür insgesamt nur 3 Bundesligisten. Also als nächste Drohung für die Öffentlich Rechtlichen: Es kann nur noch 2 direkte Duelle zwischen 2 Mannschaften aus der höchsten Spielklasse geben. Und die müssen sich aus diesem Sumpf jetzt 3 Livespiele rausziehen... die Armen. Hoffentlich trifft Bayer Leverkusen nicht auf den 1. FC Saarbrücken.

Also ja, meine Vorhersage ist, dass Saarbrückens Ausscheiden in der nächsten Runde live begutachtet werden kann. Denn die "Der Drittligist hat schon die Bayern und die Eintracht rausgeworfen, was kann da noch gehen?" Story ist halt zu gut, um sie auszulassen. Auch wenn das Spiel dann wahrscheinlich eher ein langweiliges 0:3 werden wird. Und Bayer Leverkusen ist halt die einzige Mannschaft, die man wirklich zeigen kann. Und hey, vielleicht ist das "Die könnten die Bayern vom Thron stoßen" Narrativ so gut, dass wir für die sogar im DFB-Pokal einschalten... auch wenn Bayer an sich eher eine absurd kleine Fanszene mitbringt. Also wir reden hier davon, dass die ihr 30.000 Zuschauer Stadion nur in 3 von 7 Fällen ausverkaufen, obwohl sie gerade Tabellenführer sind. EUPHORIE.

Oh und ja, wir reden auch darüber, dass Bayer Vizekusen der absolute Titelfavorit in diesem Wettbewerb ist. Auch wenn Stuttgart sich weiterhin überraschend ordentlich präsentiert: Der Abstand zwischen den beiden Mannschaften ist, stand Dezember 2023, gigantisch. Es wird spannend sein, wie Bayer das verkackt.

Was ja zu der nächsten Frage führt: Werden die anderen Mannschaften ihre Strategie anpassen und alles auf die einmalige Titelchance DFB-Pokal legen? Also wird jemand nicht nur ihre beste Mannschaft im Pokal aufbieten, sondern sogar diese beste Elf in der Vorwoche schonen, damit ihr nichts passiert. Also Saarbrücken, die Hertha und Gladbach stehen ja im "gesicherten Mittelfeld". Kaiserslautern darf gerne noch in den Abstiegskampf rutschen. St. Pauli will doch gar nicht aufsteigen, sondern nur vor dem HSV landen. Der Rest ist denen doch egal. Für all diese Mannschaften geht es in der Liga nur noch um relativ wenig... es sei denn, sie starten eine absurde Serie. All diese Mannschaften haben aber eine historische Chance auf den Titel. Und auf Spiele in Free-TV, die sonst für Bayern, Dortmund und RB vorgesehen sind.

Um da auf Edin Terzić zurückzukommen: Der hat sich anscheinend dagegen entschieden und das Spiel am Wochenende gegen RB als wichtiger eingestuft. Was nebenbei an sich sogar richtig ist. Schließlich ist Dortmund DIE Mannschaft, die definitiv Geld und Ansehen verlieren würde, wenn sie den Pokal gewinnt, dafür aber in der Liga nur 5. wird. Dass Terzić sich in die Situation manövriert hat, dass er bei einer Niederlage am Samstag 4 Punkte hinter diesen überlebenswichtigen Platz hat und damit dann entlassen wird, ist aber das eigentliche Problem. 

Lustigerweise ist die Situation so schlimm, dass nicht mal mehr eine Mentalitätsdebatte geführt wird.... weil allen klar ist, dass diese nur mangelhaft ist. Was einen zu der Frage bringt, ob Urs Fischer eigentlich Zeit und Bock hat...

Donnerstag, 30. November 2023

Rudi Völler hat das dümmste gemacht, was er je gemacht hat.

 Und das soll schon was heißen... denn der ist einer der absoluten Hall of Shamer dieses Blogs. Der wird schon nichts Schlimmes gemacht haben. Also nichts Schlimmeres. 

Also außer den designierten nächsten Arbeitgeber von Thomas "Ich kann im Fernsehen nicht mehr so reden, wie zu Hause" Gottschalk zu besuchen. Im DFB-Outfit. Also theoretisch wichtigster Pressesprecher des Verbandes. Und als Ikone.

Wie schlimm ist die Lage? Nun ja, die TAZ wendet sich gegen Rudi Nationale. Und nicht nur das Feuilleton wendet sich zumindest in kleinen Teilen von ihm ab... selbst die größten Traditionsfans unter den Medienanstalten von 11 Freunde hinterfragt ihn kritisch. Die schwärmen doch sonst eher für derartiger Charaktere.

Rudi Völler ist also beim rechtsextremen Verschwörungssender Nius aufgetreten. Der Medienplattform, die Julian Reichelt eine eigene Sendung gibt. Wir waren den fast los. Bei Nius werden die Folgen des Klimawandels verharmlost und dann gegen die Asylbewerber geherzt.

Das ist perspektivisch gesehen total clever, denn der Klimawandel führt dann ja zu den nächsten Asylbewerbern, weil man in noch mehr Ländern der Erde einfach keine Landwirtschaft mehr betreiben kann. Ein erfolgreiches Aufhalten des Klimawandels könnte denen also die Schlagzeilen in 30 oder 40 Jahren kosten. Das kann ja nicht gewollt sein. Die schaffen sich jetzt schon ihre Existenzberechtigung im Jahr 2055.

Und Rudi setzt sich da hin, um mit Waldemar Hartmann über die gute, alte Zeit zu quatschen. Eine weitere Gestalt, die wir schon fast losgeworden sind. Und er gibt damit all den anderen Verschwörungstheoretikern und Rassisten mehr Legitimität. Denn jeder, der jetzt über Rudi da reinzappt und hinterher beim Reichelt hängen bleibt, wird sich ja denken: Wenn so jemand wie der Rudi da zu Gast ist, müssen die ja seriös sein.

Nur um die widersprüchlichen Interessen deutlich zu machen: Ein Blick auf den Twitter Account von Nius reicht, um zu erkennen, dass die mit der Angst vor der Überfremdung Auflagen generieren. Das sind genau die Organisationen, die diese Stimmung manifestieren. Wenn ich dann nach dem Rudi Interview die tägliche Dosis Rassismus in schnell verdaulichen Häppchen verabreicht wird und dich danach dann auf Bilder der Deutschen U 19 Nationalmannschaft stolpere...  dann müssen die sich die heranwachsenden, Deutschland richtig gut vertretenden Männer mit rassistischen Kommentaren beschäftigen. Weil es halt nicht reicht als in Deutschland geborener für Deutschland richtig gute Leistungen zu bringen, man muss auch noch richtig Deutsch aussehen. Und Rudi, der eigentlich primär dagegen angehen sollte, trägt da indirekt seinen Beitrag mit bei. 

Die Rassisten beweisen nebenbei mal, wie unfassbar dumm die sind. Denn einer der Lieblingskommentar unter den Bildern der Jungen mit Migrationshintergrund ist ja "Das haben wir jetzt von Merkels 'Wir schaffen das!'" Falls ihr jemanden kennt, der mit diesem Scheiß um die Ecke kommt, könnt ihr den wunderbar mit Fakten verwirren. Denn Merkels "Wir schaffen das!" stammt aus dem Jahr 2015. Die aktuelle Generation an U 19 Spielern wurde 2006 geboren. Durch die Bank. Solange also keiner von den durch die humanitäre Krise nach Deutschland gekommenen Menschen zeitnah eine Zeitmaschine erfindet, um dann in der Vergangenheit hier einen Sohn zu zeugen, hatte diese Krise keinerlei Einfluss auf den aktuellen Kader. 

Wenn ihr wirklich jemanden die Schuld für diesen Kader geben wollt, dann müsst ihr schon bei Jean Löring anfangen. Jean Who? Nun ja, den mittlerweile verstorbenen Mäzen und Präsidenten von Fortuna Köln. Also der war schon damals Mäzen, als das noch "cool" und "traditionell" war. Und der hat 1992 Charles Akonnor aus Ghana verpflichtet. Akonnor hat dann die nächsten 13 Jahre in Deutschland verbracht und anscheinend kurz vor seinem Wechsel nach Dänemark mit einer deutschen Frau einen deutsch-ghanaischen Sohn gezeugt. Dieser Sohn heißt Charles Herrmann und spielt jetzt für Borussia Dortmund und eben die Deutsche U 19.

Die eine gute Nachricht für alle die Rassisten ist ja, dass, wie hier letztens ausgeführt wurde, vielleicht 2 von den da jetzt auflaufenden Spielern am Ende auch im Herrenbereich den Adler auf der Brust tragen werden... Das ist also alles nur halb so wild...

Und nur um das auch nochmal verdeutlichen: keiner von den durch die Flüchtlingskrise ans Land gespülten Kinder wird für eine Deutsche Jugendnationalmannschaft auflaufen. Jedenfalls nicht so einfach. Denn die bekommen alle nur eine Aufenthaltsgenehmigung und keinen Personalausweis. Um den etwas weiteren Fokus zu nutzen: Nura wurde zum Popstar, aber hat immer noch keinen Deutschen Pass. Immerhin hat sie mittlerweile eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung und muss sich nicht mehr regelmäßig beim Amt melden, nachdem sie Millionärin geworden ist. Also zumindest gehe ich davon aus, dass bei SXTN eine Million für sie rumgekommen sein sollte.

Natürlich wird es für talentierte Fußballer einfacher werden, einen deutschen Pass zu bekommen. Schließlich hat das selbst bei Paolo Rink damals geklappt. Aber der sah halt auch zu Deutsch aus, um ein Brasilianer zu sein... und hat zumindest im Nationalmannschaftstrikot auch richtig deutsch gespielt. Aber es ist eben kein Selbstläufer, dass diese Kinder dann irgendwann für Deutschland spielen dürfen.

Nebenbei, und auch das muss nochmal festgehalten werden, hat ein in Essen geborener Leroy Sané wesentlich mehr Probleme als ein in Gliwice geborener Lukas Podolski oder ein in Opole geborener Miroslav Klose

Aber dass die deutsche Nationalmannschaft mittlerweile einen derart diversen Hintergrund hat, hat nichts mit Merkels Flüchtlingspolitik zu tun, sondern ist das ganz logische und ganz normale Ergebnis von der Globalisierung und der allgemeinen Ausbeutung, von der wir im Großen und Ganzen doch sehr profitiert haben.
Wenn man sich bewusst wird, dass mit Souleymane Sané und Charles Akonnor bereits 2 ehemalige Bundesligaspieler deutsche Nationalspieler gezeugt haben, dürfte das Bosman-Urteil einen größeren Einfluss auf die Nationalmannschaft haben, als das "Wir schaffen das". Also zumindest für die nächsten 15 Jahre.

Aber schlagen wir den Bogen zurück zu Rudi Völler: Worauf man jetzt ja vergeblich wartet, ist eine Reaktion vom DFB. Es gibt keine Einordnung und keine Kritik an diesem Auftritt. Die hoffen einfach nur, dass das unbemerkt vorbeizieht. Das ist ja genau die Reaktion, die man von starken Führungspersönlichkeiten sehen will. Aber die werden den Zusammenhang zwischen "Wir legitimieren mit unserer Präsenz rassistische Plattformen" und "Unsere Nationalspieler werden rassistisch beleidigt" nicht erkennen. Da war also auch nicht mehr zu erwarten.

Donnerstag, 23. November 2023

Um das mal als Ansatz für den nächsten Kaninchenbau zu nehmen

Ich wollte mir ja nochmal die U21 Europameister angucken. Also primär die Deutschen aus dem Jahr 2017. Also als Mitchell Weiser seinen Karrierehöhepunkt erreicht hat, weil er dieses EM Finale entschied. Als Max Meyer noch ein angehender Weltklassespieler war. 

Und nur um das nochmal festzuhalten: Ich halte U21 Turniere durchaus für sinnvoll. Sie können einigen Spielern durchaus in ihrer Entwicklung helfen und sie können dabei lernen, wie sie mit extremeren Drucksituationen umgehen. Gerade dieses "Wenn wir heute verlieren, ist die Saison vorbei" Gefühl. Aber gerade ein Karim Adeyemi kennt die doch schon, schließlich ist er schon aus der Champions League ausgeschieden... und weiß, was es bedeutet, am letzten Spieltag eine Meisterschaft zu verspielen. 

Um das nochmal zu verdeutlichen: Deutschland wurde mit folgender Aufstellung Europameister:
Pollersbeck - Toljan - Stark - Kempf - Gerhardt - Haberer - Arnold - Weser - Meyer - Gnabry -Phillip.

Der einzige, der von denen jetzt im internationalen Fußball wirklich eine Rolle spielt, ist Serge Gnabry. Lustigerweise saß Tilo Kehrer auf der Bank. Der hat sich da auf seine Zeit bei Paris St. Germain vorbereitet. Und trotz dessen 27 Länderspiele, dürfte Gnabry alleine häufiger für Deutschland aufgelaufen sein, als der Rest zusammen. Zumindest bis zu seinem irgendwann anstehenden Karriereende wird er diese Marke erreichen. 

Jetzt ist natürlich die Frage, ob das eine Ausnahme ist. Nun ja... die Spanier spielten mit Kepa im Tor. Und der ist jetzt bei Real Madrid. Also er ist zu den Königlichen ausgeliehen, weil Courtois verletzt ist. Im von Transfermarkt.de aktuell geführten Kader der Spanier wird jedenfalls keiner der Spieler geführt. Dafür gibt es Fallbeispiele wie Hector Bellerin, dessen Marktwert von zwischenzeitlich 40 Millionen auf mittlerweile 12... nun ja... gefallen ist.

2 Jahre später gab es die Revanche. Dieses Mal gewann Spanien, obwohl Deutschland immerhin Klostermann, Tah und Henrichs aufstellte. Also 3 Spieler, die immerhin als Ergänzungsspieler gelistet werden könnten. Aber anstatt Klostermann oder Henrichs wird halt lieber Kai Havertz als verkappter Linksverteidiger aufgestellt. Dani Caballos spielte auf der anderen Seite tatsächlich in beiden Endspielen mit. Auf den ganz großen Durchbruch bei Real Madrid wartet er weiterhin. Dani Olmo schoss das entscheidende Tor und aus dem könnte immer noch richtig was werden. Andererseits spielt er immer noch bei RB Leipzig in der Bundesliga und er wäre nicht der Erste, dem der ganz große Durchbruch nach seinem Abgang von RB verwehrt bleibt. 

Um es ganz absurd zu machen: Unai Simon hat mehr Länderspiele als der vorhin erwähnte Kepa und Antonio Sivera zusammen... obwohl er bei seinem U-Turnier nur auf der Bank saß.

Weitere 2 Jahre später lief tatsächlich Florian Wirtz auf. Und Karim Adeyemi himself. Also um in einem Nebensatz festzuhalten, dass er schon alles, was man da lernen kann, gelernt hat. Dazu Nico Schlotterbeck.

Da fällt einem nebenbei auf, dass die U21 verdammt erfolgreich war. Wenn die Leistungen dieser Ausbildungsauswahl irgendwelche Relevanz hätte, müsste Deutschland gerade richtig gut dastehen. Dann müssen wir uns ja gar keine Sorgen machen. Dann ist ja alles gut.

Nur um das mal festzuhalten: Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen Weltklassespielern und erfolgreichen U21 Turnieren. Und ein erfolgreiches Abschneiden bei diesem Turnier garantiert keine blühende Zukunft der A-Mannschaft.

Aber wir Deutschen lassen uns an der Stelle auch von dem einen Turnier blenden, bei dem das wunderbar geklappt hat. Also 2009 spielte sich die Achse Neuer - Höwedes - Boateng - Hummels - Khedira - Özil bereits bei der U21 EM ein. Diese 6 Spieler bildeten schon das Grundgerüst für den Titel 2014. Dass dies aber offensichtlich eher die Ausnahme ist, könnte man langsam mal begreifen. Vor allem ist irgendwie davon auszugehen, dass all diese Spieler auch ohne dieses Turnier eine großartige Karriere hingelegt hätten.

Vor allem ist es mittlerweile wahrscheinlich eher hinderlich, wenn man mit 21 Jahren noch in dieser Auswahl spielt. Dann kann man seine ganz große Karriere wahrscheinlich abhaken und sich auf eine vernünftige Bundesligakarriere konzentrieren. Nicht, dass dies schlimm wäre, damit wird man ja immer noch reich. Denn die Ausbildung von jungen Spielern verläuft halt mittlerweile häufig so rasant, dass man mit 21 schon als gestandener Spieler betrachtet werden kann. Und dass man dann auch ein fester Bestandteil des A-Kaders sein sollte. Oder ganz direkt ausgedrückt: Falls Yousoufa Moukoko wirklich auch noch das 2025er-Turnier mitnimmt, wird bei ihm einiges wirklich falsch gelaufen sein. 

Nebenbei reden wir ja auch immer von einem immer voller werdenden Terminkalender. Und einer immer krasser werdenden Dauerbelastung. Da hat man immer weniger Zeit zur Regeneration. Und auch immer weniger Zeit, um an seinen Schwächen zu arbeiten. Beides ist für einen Adeyemi elementar wichtiger, als diese beiden Länderspiele. 

Um da mal ein wirklich extremes Beispiel zu nennen: Pedri war ja während des Pandemie-Sommers ein legendärer Vielspieler. Der hat selber darauf bestanden, die EM, Junioren-EM und die olympischen Spiele zu absolvieren. Seitdem war er immer wieder verletzt. Auch wenn er die U21 EM doch verletzungsbedingt abgesagt hat. Wie nebenbei auch Gavi, der jetzt ebenfalls langfristig verletzt ausfällt.

Beide kann man als Beispiele anbringen, wie wichtig es auch für junge Spieler Pausen sind. Und dass man Spieler, die ein gewisses Niveau bereits nachgewiesen haben, aus Prinzip nicht mehr eingeladen werden.

Adeyemi hat dieses Niveau, auch wenn er gerade in einer Leistungsdelle ist, bereits nachgewiesen, deswegen sollte eine Nominierung gar nicht mehr zur Debatte stehen.

Montag, 20. November 2023

Karim Adeyemi ist schon ein bisschen dumm.

 Weil er ein bisschen zu ehrlich ist. Das lernt er bestimmt noch.

Also für die Nachvollziehbarkeit: Karim Adeyemi ist ja gerade in einem offensichtlichen Formtief. Dieses Formtief hat ihm zumindest kurzfristig den Platz in der Nationalmannschaft gekostet. Der Junge ist halt "nur" ein Ergänzungsspieler, da kann man sich keine Leistungsdellen erlauben. Er ist aber auch noch verdammt jung, weshalb er theoretisch noch für die U21 auflaufen kann.

Er hat sich aber dafür entschieden, lieber in seinem Verein und unter seinem eigentlichen Cheftrainer an seiner Form zu arbeiten. Und er hat den Fehler gemacht, dies auch öffentlich so zuzugeben. Wie naiv. Dafür wird er jetzt von allen Seiten kritisiert. Also hauptsächlich vom DFB Präsidenten Bernd Neuendof und von den Kommentarspalten im Internet.

Wenn ich die nebenbei gerade so überfliege, ärgert es mich plötzlich doch, dass Deutschland verloren hat. Wie viele dort jetzt ihrem stumpfen Rassismus freien Lauf lassen, weil ein Deutsch-Türke als Kapitän gegen die Türkei verloren hat. Und weil sowieso viel zu wenige "richtige Deutsche" in der Nationalmannschaft spielen. Während die Nationalmannschaft nebenbei "Deutscher" ist, als damals beim WM Titel, das Sturmduo Miroslav Klose und Lukas Podolski in Polen geboren wurde... und legendäre Weise ihre Absprachen im Sturm auf Polnisch gemacht haben. Aber für die Rassisten gehört Polen wahrscheinlich eigentlich zu Deutschland, aber in diesem Land geborene Türken halt nicht... weil die dumm sind. Einschub Ende.

Aber um das mal festzuhalten: Adeyemi ist einer dieser Spieler, die in ihrer Karriere schon mal ein K.O. Spiel in der Champions League entschieden haben. Und er war bereits Stammspieler in der Bundesliga. Deswegen ist der Vergleich mit Youssoufa Moukoko auch unangebracht. Denn für einen Ergänzungsspieler sind die 180 Minuten gegen, bei allem Respekt, unterklassige Gegner wichtiger, als für einen gestandenen Bundesligaprofi. 

Nebenbei muss man an der Stelle auch einfach mal bedenken, wie absurd teilweise die anderen Absagen sind. Fangen wir mal mit dem Offensichtlichen an: Manuel Neuer hat sich auch dafür entschieden, dass es besser ist, dahoam an der Verfassung und der Form zu arbeiten... obwohl er mit ziemlicher Sicherheit all die Übungen, die er da jetzt macht, auch im Nationalmannschaftstrikot absolvieren könnte. Also ein einfaches "Ich fahre da hin, um Präsenz zu zeigen und die taktischen Übungen mitzumachen, setze die Spiele aber aus und trainiere viel individuell" wäre da doch ein Lösungsansatz gewesen. Gerade wenn man bedenkt, dass Neuer verdammt lange nicht mehr da war und dass es einige neue Gesichter gibt. Oder im Fall von Matts Hummels und Thomas Müller alte Gesichter in neuer Rolle. Aber Neuer darf halt lieber zu Hause bleiben.

Sein direkter Konkurrent Marc-André ter Stegen reißt wegen nicht näher definierter Rückenproblemen ab. Nichts Genaues weiß man nicht. Aber die Probleme sind definitiv so schlimm, dass er zwingend abreisen musste. Trotzdem wird er am Wochenende für Barca auflaufen können, ohne dass jemand von einer Wunderheilung sprechen wird.
Da muss die Frage, ob sich Adeyemi nicht eine Verletzung aus dem Arsch ziehen konnte. So ein "Ich bin beim Joggen mit einem Elch zusammengestoßen." Da wäre ihm doch bestimmt was eingefallen... und dann hätte keiner was gesagt.

Wirklich absurd wird es aber, wenn man sich die "spontanen Vaterschaften" anguckt. Also sowohl Robin Gosens als auch Malick Thiaw guckten sich nach der Nominierung in ihrer Wohnung um und stellten dann fest: Oh, da sitzt ja eine hochschwangere Frau. Scheiße, verdammt, und die gehört zu mir. Und die liegt jetzt 7 Tage lang in den Wehen. Da muss ich mich jetzt wohl drum kümmern. Da kann man halt nichts machen. War auch nicht vorherzusehen. 

Also zunächst mal das erste Level: So eine Geburt kommt in den meisten Fällen nicht so wirklich überraschend. Also klar, der Moment, in dem des dann wirklich losgeht, kann überraschend kommen. Und dann sollte Mann auch alles stehen und liegen lassen und seiner Frau beiseite stehen. Aber dass dieser Termin jetzt anstehen könnte, wissen die beiden doch schon seit ungefähr 9 Monaten. Ok, sagen wir 6. Wäre es da wirklich so schwer gewesen, kurz mit Julian Nagelsmann zu kommunizieren, dass man da gerade ein großes Ding im Ofen hat, was dringend seine Aufmerksamkeit braucht.

Vor allem bleibt dann auch festzuhalten: Wenn am Wochenende ein Ligaspiel angestanden hätte... gefolgt von einem Champions League Spiel am Dienstag. Dann hätten es beide geschafft, trotz der anstehenden Vaterschaft auf dem Feld zu stehen. Es gibt diese Geschichten, wo der werdende Vater von der Kabine in den Kreißsaal rennt, damit er die Geburt nicht verpasst. Das bekommen verdammte Kreisligakicker hin. Unter den Profis verlinke ich mal Karim Onisiwo als bekannteres Beispiel. Bei Thiaw sehe ich ja noch ein, dass es komplizierter ist, schließlich spielt er in Mailand und deswegen ist auch davon auszugehen, dass sein Kind da zur Welt kommt. Aber Gosens spielt in Berlin. Also in genau der Stadt, in der Deutschland gerade sein Auswärtsspiel absolviert hat. Wenn er wirklich gewollt hätte, würde er im Kader stehen und hätte sich auf Abruf abmelden lassen, um in den Kreißsaal zu fahren.

Beide nahmen die passende Gelegenheit an, um direkt beide Freundschaftsspiele abzusagen, anstatt sich wenigstens die Option offenzuhalten, dass man nach der Geburt nachreist und dann mitspielt. Aber sie haben sich ja direkt für die kompletten 13 Tage abgemeldet. Warum auch nicht, es ist ja nur die Nationalmannschaft. Auch wenn allen klar ist, dass sie im Verein maximal 6 Stunden ausgefallen wären.
Hätte Adeyemi nicht auch spontan feststellen können, dass er Vater wird? Ok, seine Freundin ist eine designierte Kandidatin beim Promi Big Brother, da ist das etwas schwieriger. Aber mit ein bisschen Kreativität wäre da was gegangen.

Aber um das mal festzuhalten: Alle anderen Spieler, die mehr oder weniger fadenscheinige Ausreden vorbringen, warum sie die beiden Länderspiele absagen müssen, werden dafür nicht kritisiert. Einzig Adeyemi muss sich diese Vorwürfe gefallen lassen. Das muss er nur, weil er offen und ehrlich mit der Situation umgeht.

Mittwoch, 15. November 2023

Der Materrazo-Hoeneß tausch ist eine der absurdesten Geschichten der neueren Bundesligageschichte.

 Und sie könnte sich diese Saison wiederholen.

Also der Reihe nach. Der ganze Gedankengang, den ich jetzt ausführe, begann vor einigen Monaten, als ich darauf hinwies, dass der VfB Stuttgart in einem ziemlich fiesen Paradoxon steckte: Einerseits mussten sie ihren ursprünglichen Erfolgstrainer Pellegrino Materazzo nach 1 1/2 Jahren im permanenten Abstiegskampf irgendwann entlassen. Andererseits stand in dem Moment der Entlassung fest, dass er spätestens im Sommer bei einem Konkurrenten anheuern und diesen verstärken wird. Denn selbst in Stuttgart hat ja niemand infrage gestellt, dass Materazzo ein guter Trainer ist. Aber es hat dort halt nicht mehr funktioniert.

Aber er wartete gar nicht auf den Sommer, sondern heuert ziemlich direkt beim direkten Konkurrenten in Hoffenheim an. Das praktische Worst-Case-Szenario, denn man machte sich die Mission Klassenerhalt selber schwerer. Hoffenheim holte unter Pellegrino 1,69 und sicherten sich überraschend souverän den Klassenerhalt. Dies konnten sie am letzten Spieltag mit einem Unentschieden gegen die Stuttgarter.

Diese gingen einen eigentlich unnötigen Umweg über Bruno Labbadia, der eigentlich im verdienten Abstieg münden müsste, aber nur in die Relegation führte. Dies lag vor allem daran, dass ausgerechnet der ehemalige Hoffenheimer Sebastian Hoeneß am Ende übernehmen durfte. Bei Hoeneß war damals noch nicht ganz raus, ob er ein guter Trainer ist, weil er seine wirklichen Erfolge in der 3. Liga gefeiert hat. Und er wäre nicht der erste Trainer, der nur in den unteren Ligen gut aussieht. Jetzt kann man sich aber darauf einigen, dass er zumindest phänomenal viel Potenzial hat. Und wenn ich das von einem Hoeneß sage...

Beide Vereine mussten ihren an sich guten Trainer entlassen, weil es bei ihnen einfach nicht mehr gepasst hat. Das Schwierige an der Bundesliga ist ja, dass einem dies passieren kann, obwohl man an sich kompetente Leute angestellt hat. Manchmal nutzt ein Trainer sich einfach ab. Dann muss man reagieren, darf dabei aber nicht den Kopf verlieren. Hoffenheim hat dies direkt geschafft, Stuttgart am Ende auch.

Und jetzt... sind sie in ganz anderen Sphären unterwegs. Als sie liegen nach 11 Spieltagen auf Kurs Europacup. Letztes Jahr brauchte Stuttgart 28 Spieltage, um die 24 Punkte zu sammeln, die sie bereits jetzt auf dem Konto haben. Es würde mich schon wundern, wenn nicht mindestens einer der beiden nächstes Jahr durch Europa touren darf, schließlich trennen Freiburg auf Platz 8 und Stuttgart auf Platz 4 jetzt schon 10 Punkte. Auch wenn es dank der Aussetzer der Bayern und von RB Leipzig dieses Jahr eher ungewiss ist, dass die beiden Pokalfinalisten aus den Top 4 kommen, deswegen könnte Platz 7 nicht reichen. 

Es ist schon eine absurde Geschichte, dass beide Mannschaften von so einem Trainertausch profitieren. Und dass so ein Trainertausch überhaupt zustande kommt. Aber jetzt kommt meine dreiste Prognose: Das SOLLTE sich wiederholen, wenn sich 2 derzeitige Krisenvereine clever verhalten.

Wir reden offensichtlich von Union Berlin und dem 1. FC Köln, die mit Urs Fischer und Steffen Baumgart 2 der faszinierenderen Rohdiamanten auf der Trainerbank zu sitzen haben. Beide haben ihren Trainern auch durchaus viel zu verdanken. Union so viel, dass eine Entlassung eigentlich unvorstellbar ist. So viel dazu, ich habe den Post gestern um 3 geschrieben und wollte ihn um 13:12 veröffentlichen. Manchmal unternimmt die Realität alles, damit Passives Abseits Leser es eben nicht früher wissen.
Aber bei beiden läuft es halt richtig beschissen. Da passt gerade gar nichts zusammen. Unter normalen Umständen wären beide schon entlassen worden. Einer ist jetzt doch plötzlich weg.

Es kann auch einfach sein, dass Fischer mit dem neuen, relativ exquisiten Starensemble ein wenig überfordert ist. Er hat halt noch nie einen Spieler von der Marke Bonucci trainiert. Baumgarts intensive Art kann sich nach den Jahren einfach abgenutzt haben. Das wäre jeweils kein Vorwurf an die Trainer, das kann einem passieren.

Sein wir mal ganz ehrlich: Falls Union Berlin in der Winterpause (hier steht dann auf einmal ein noch) einen neuen Trainer sucht und falls Steffen Baumgart dann verfügbar ist, wird er der erste Name sein, der da fällt. Er passt mit seiner Mentalität und seiner Köpenicker Vergangenheit einfach zu gut zu diesem Verein, um nicht sofort gehandelt zu werden. 

Und falls sie in Köln im Winter nach einem neuen Trainer suchen, werden auch einige darauf hinweisen, dass der Fischer alles kann, was man gerade braucht. Wirklich absurd wäre es, wenn jeder abgebende Verein den Trainer unter der Bedingung abgibt, dass man den anderen haben kann. Oder wenn Union jetzt über drei Ecken in Köln anruft und fragt, ob Baumgart vielleicht verfügbar wäre, wenn sie dafür den Fischer haben können. Ob die Trainer dann zusagen oder erst mal Abstand gewinnen wollen, ist natürlich die nächste Frage.

Das ist natürlich nach wie vor ein extrem unwahrscheinliches Szenario. Schließlich könnten zumindest Baumgart noch den Umschwung schaffen. Vor allen Dingen müssten die beiden Trainersuchen ja so synchron passieren, dass nicht einer der beiden Parteien bereits Peter Neururer geholt hat. Und sich dann denkt: Verdammt, hätten wir doch noch 2 Wochen gewartet... Wobei ich es den Kölnern auch zutrauen würde, dass sie komplett in den Panikmodus zurückfallen, Baumgart direkt nach der Länderspielpause entlassen, weil das ja der beste Zeitpunkt ist und sich dann Labbadia holen... nur um in 3 Monaten zu merken, dass das ganz schön dumm war. Stuttgart ist schließlich auch rückfällig geworden, da kann Köln das auch.

Aber dass es für beide Mannschaften die beste Lösung wäre, ist zumindest mal eine Überlegung wert. Also war es anscheinend für mich, denn mir hat sich dieser Gedanke aufgedrängt.

Montag, 13. November 2023

Worst of des "Bereitet euch auf die Apokalypse vor" Wochenendes

 Bald ist es vorbei. Dann werden schwarze Löcher entstehen, die unser Universum auflösen. Genießt die Zeit, die ihr noch habt und nutzt sie, so gut wie ihr könnt... denn ungefähr so müssen sich die Dinosaurier gefühlt haben, falls sie sehen konnten, wie der sie zerstörende Komet auf die Erde zufliegt. Hoffentlich ist es für uns schmerzloser, wenn sich dieses Universum in ein absolutes, es zerstörendes Paradoxon begibt.

Datum und Uhrzeit stehen nebenbei auch schon fest: 18.05.2024 um 17:34. Vielleicht schaffen wir es bis 17:36, aber das ist halt für gewöhnlich der Zeitpunkt, an dem die Bundesligasaison vorbei ist. Und spätestens seit diesem Wochenende wissen wir, dass es da nur 2 mögliche Ausgänge geben kann:
1.) Bayern München wird Meister. Das ist immer noch das Wahrscheinlichste.
2.) Bayer Leverkusen wird Meister.

Damit wird dann entweder der Vize-Kusen Fluch gebrochen, oder Harry Kane holt seinen ersten Titel. Und damit ist die Welt, wie wir sie kennen, dann vorbei.

Schuld sind natürlich RB Leipzig und Borussia Dortmund. Die hätten es am ehesten verhindern können, kriegen es aber einfach nicht auf die Reihe. Sie sind jetzt schon 8 beziehungsweise 10 Punkte hinter dem Tabellenführer. Und auch wenn das "nur" Bayer Leverkusen ist, so ist das doch eine gigantische Menge. Und dazwischen liegt ja auch noch der Rekordmeister. Also während man 10 Punkte auf Bayer vielleicht noch einholen kann, sind 8 Punkte auf Bayern einfach zu viel. 

An der Stelle muss ich auch zugeben, dass ich den Niclas Füllkrug Transfer falsch eingeschätzt hat: Die Borussia braucht den dringend. Ohne den wären sie richtig am Arsch. Das liegt aber auch nur daran, dass Dortmund sich derzeit so schwach präsentiert, dass selbst die Qualifikation für die Champions League in Gefahr geraten könnte. Das müssen sie zwangsweise verhindern. Der Transfer ist also nicht plötzlich gut, weil Füllkrug überraschend stark ist, sondern weil die Dortmunder schlechter sind, als erwartet.

Das liegt auch ganz deutlich an dem Loch, in dem Sebastien Haller. Der ist seit dem 4. Spieltag nur noch Ergänzungsstürmer und kommt auf einen 5,0er Notenschnitt.  Zuletzt rotierte er zwischen Tribüne und Kurzeinsätzen. Und das ist vielleicht auch etwas, was die Dortmunder eher im Blick hatten, als ich. Denn diese Formkrise dürfte wenig mit dem verschossenen Elfmeter am 34. Spieltag zu tun haben und verdammt viel mit der Chemotherapie, die er hinter sich hat. Dass er letzte Saison so schnell und so stark zurückkam, war ja eine absolute Überraschung. Dass er danach dann aber irgendwann in ein richtiges Loch fallen könnte, war auch erwartbar. Das wurde aber auch von allen (inklusive mir) ignoriert, weil man halt nicht so gerne über den Krebs redet. Von daher: Fuck Cancer und gebt dem Mann ein wenig Zeit.

Nebenbei hat Harry Kane jetzt schon mehr Tore erzielt, als der Torschützenkönig der letzten Saison. Also um auf der nächsten Ebene zu belegen, wie kurzsichtig der Füllkrug Transfer doch war. Ich bleibe dabei: Marvin Ducksch wäre die bessere Option gewesen, weil er der bessere der beiden Stürmer ist. Der hält jetzt Werder Bremen auf Kurs Klassenerhalt und erzielt unter deutlich schwierigeren Bedingungen mehr Ligatore als sein ehemaliger Sturmpartner. Jünger ist er auch. Und Nationalstürmer darf er sich ab sofort auch nennen. Oh und Fun Fact: Wenn Ducksch die 5 Elfmeter geschossen und jeweils getroffen hätte, wäre er der Torschützenkönig geworden. Man hätte das also ahnen können.

Und ja, ohne Elfmeter hätte Füllkrug die Saison mit 11 Toren beendet. Ich gönne ihm ja seinen Zahltag, aber das war jetzt nicht die großartigste und kreativste Leistung der Dortmunder Scoutingabteilung.

Zum Schluss möchte ich euch die Zusammenfassung des "Nachbarschaftsduells" Darmstadt - Mainz empfehlen. Also nicht, weil es großer Fußball war, sondern um wirklich mal den Kommentator zu loben. Mutmaßlich ist das ja nicht Teil des Plans, aber sonst redet man ja meistens nur über die, wenn sie was falsch machen oder wenn sie eine Frau sind.
Und es ist relativ einfach, ein spannendes Spiel oder ein dramatisches Derby zu kommentieren. Aber ein Spiel, in dem bis zur 88. Minute keinen einzigen Torschuss gibt und das auch emotional so gar nichts hergibt, unterhaltsam zu gestalten, ist eine beachtliche Leistung. Vor allem, weil er es ja auch schaffen muss, ohne den Spielern gegenüber respektlos zu sein. Und man kann ja auch nicht erst in der 88. Minute einsteigen, auch wenn vorher nichts passierte. Also erzählt man, der eigentliche Co-Trainer Geburtstag hat, weil es halt sonst nichts zu bereden gibt. Und die Tochter von Mainzer Trainer Jan Siewert hatte auch Geburtstag was für ein Fest... nur leider halt kein Fußballfest.

Montag, 6. November 2023

Worst of des "Dortmund macht Dortmund Dinge" Wochenendes

 Einer der Gründe, dass ich ja so pessimistisch bin, ist ja der Fakt, dass sich praktisch nichts verändert hat. Also ja, Borussia Dortmund startete sehr gut in die Saison. Sie gingen bisher aber allen Spitzenmannschaften aus dem Weg. Dann komm verwundbar wirkende Bayern in ihr Stadion und sie erstarren vor Angst, wie das Kaninchen vor der Schlange. Die Bayern fahren mit einem souveränen 4:0 Sieg nach Hause. Und plötzlich haben die Bayern 5 Punkte Vorsprung vor der eigentlichen Konkurrenz aus Dortmund... und 6 auf RB Leipzig. Einzig und allein Bayer Leverkusen kann noch für einen spannenden Meisterschaftskampf sorgen. Und wenn man 2 Punkte hinter Vize-Kusen liegt, hat man die Meisterschaft quasi eingetütet.

Nebenbei müssen wir mal festhalten, dass Stuttgart, Dortmund und Leipzig zusammen einen Sieg geholt haben, seit dem der Kicker darauf hingewiesen hat, wie gut die doch sind...

Und versteht mich nicht falsch: Bayer Leverkusen spielt großartig. Xabi Alonso scheint ein großartiger Trainer zu werden. Von Florian Wirtz bekomme ich gerade "Mario Götze im Jahr 2012" Flashbacks. Also dass ein immer noch so junger Spieler schon so konstant so verdammt gut ist, sieht man selten. Dass Wirtz noch in der Bundesliga, aber noch nicht für den Rekordmeister, spielt, ist ein wunderbares Geschenk für uns alle. Aber es ist halt Vize-Kusen. Irgendwann wird die Phase kommen, in der Victor Boniface in 8 Spielen nur einen Scorerpunkt sammelt. Und dann wird man zu viele Punkte liegen lassen, um mit diesen Bayern Schritt zu halten.

Denn da kommen wir zum eigentlichen: den Streit zwischen Thomas Tuchel und den Kritikern. Lothar Matthäus und Didi Hamann feuern ja gefühlt seit Amtsantritt gegen den neuen Bayern-Trainer... Also hier ist demonstrativ ein Beitrag aus dem Juli, in dem Hamann indirekt schon die Entlassung vor der Winterpause prophezeit. Aber Tuchel traut sich halt zurückzuschießen. Worauf hin die Mimose Hamann dann den fehlenden Anstand bemängelt. Weil jemand, der ständig kritisiert wird, obwohl er, abgesehen vom Pokal, großartige Leistungen abliefert.

Ja, ich habe es gesagt: Tuchels so oft hinterfragte Bilanz ist richtig gut. Er hat einen brutal überspielten Kader zur Meisterschaft geführt. Natürlich fällt es Experten wie Matthäus oder Hamann nicht auf, wie krass die Dauerbelastung der Bayern in den letzten 2 Jahren war, deswegen sehen sie das nicht als Leistung an. Er hat Leon Goretzka, der im Sommer von vielen Bayern Fans schon aussortiert und aus dem Nationalmannschaftskader geflogen war, wieder in die Spur bekommen. Was natürlich auch daran lag, dass Goretzka endlich seine langersehnte Pause bekommen hat, die er dringend nötig hatte. Ich habe einen 2,7er-Notenschnitt prognostiziert, er ist gerade bei 2,75.
Dazu hat Tuchel endlich Leroy Sané wachgeküsst. Der ist bei 8 Toren nach 10 Spieltagen. Er ist gerade der beste Mittelfeldspieler der Bayern. Aber Hamann sieht keine "Weiterentwicklung".
Und natürlich hat Tuchel sich gerade aus dem Pokal rotiert. Das war ungeschickt. Aber da wurde halt auch deutlich, wie dünn der Kader wirklich besetzt ist. Aber in der Summe steht das der beste Saisonstart seit der Saison 2015/16. Sie stellen die beste Abwehr und den besten Angriff der Liga. Dazu kommen 3 Siege nach 3 Spieltagen in der Champions League. Da sind die auf "An den letzten 2 Spieltagen kann eine B-Elf auflaufen" Kurs. Aber einem Hamann ist das nicht gut genug...

Und natürlich habe auch ich den Tuchel bereits kritisiert. Aber immer nur auf der "Er soll weniger jammern und mehr coachen" Schiene. Tuchel macht sich halt auch angreifbar, weil er immer wieder so dünnhäutig agiert. Dass er bei einer 4:0 Machtdemonstration seine 3. Gelbe Karte der Saison kassiert, hinterlässt keinen guten Eindruck. Der könnte der Bayern Akteur sein, der am häufigsten gesperrt fehlen wird. Aber das Geschehen auf dem Platz habe ich immer respektiert.

Nur um mal zu erwähnen, wie albern das alles ist: Dortmund wurde in dieser Saison für ihre "Weiterentwicklung" gelobt, weil sie auch "weniger sexy" gewinnen können. Das ist ein deutlicher Fortschritt zum "unsexy" der Vorsaison. Nach dem ersten Spitzenspiel wird dann aber deutlich, dass die einzige Entwicklung in die "Sie schießen jetzt nicht mal die überforderte Konkurrenz ab, das ist ihnen früher noch gelungen" Richtung geht. Ist das wirklich die Entwicklung, die man sich erträumt hat? 

Und klar, die Ansprüche an die Bayern sind andere. Aber Tuchel wird halt kritisiert, weil er diese Ansprüche in der Bundesliga im vollen Umfang erfüllt. Das ergibt einfach keinen Sinn. Aber hey, Tuchel sorgt immerhin für Schlagzeilen und gute Unterhaltung, darum geht es am Ende doch nur.

Donnerstag, 2. November 2023

Worst of einer extrem spannenden Zweiten Runde

 Vielleicht sogar der spannendsten 2. DFB-Pokal Runde aller Zeiten. Es war schon faszinierend, wie spannend und lange Zeit offen diese Runde war. Und abgesehen vom erwartbaren Ausscheiden der Bayern gab es viele Überraschungen wie das Weiterkommen des Hamburger SVs. Oh und Magdeburg musste trotz 5 erzielten Toren ins Elfmeterschießen, kam da aber weiter. Nur um zu verdeutlichen, wie absurd die Spielverläufe teilweise waren.

Fangen wir mal mit den Bayern an: Ich fand es ja niedlich, dass Thomas Müller sich um die Bayern Fans und ihre weite Anreise gemacht haben. Nun ja, Erfolgsfans, denen es egal ist, dass ihr Verein von absoluten Arschlöchern geführt werden, gibt es überall, damit lautet die Antwort: Die Saarländer Bayern-Fans mussten zur Anreise ungefähr ein halbes Fußballfeld überwinden.

Das eigentliche Highlight war ja der "Die zahlen jetzt die Zeche für den Sommer" Kommentar auf Kicker.de. Schon schlimm, dass Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić die Kaderplanung so extrem verkackt haben, kann die mal jemand entlassen? Oh, warte, die haben am Ende einen besseren Plan gehabt, als Hoeneß und Rummenigge. Nebenbei zahlt der FC Bayern nicht erst seit dieser Woche die Zeche. Sie zahlten sie schon, als sie über die Verpflichtung eines Frauenschlägers nachdenken mussten. Und als sie einen Antisemiten nicht suspendieren konnten, weil der Kader das einfach nicht hergibt. Aber das war ja nur die moralische Zeche, wen interessiert die schon? Bayern Fans und Kicker Kommentatoren offensichtlich nicht, die regen sich erst nach dem Ausscheiden im Pokal auf.

Wobei man an der Stelle mal Joshua Kimmich loben muss, der derzeit dafür sorgt, dass seine persönliche Zeit auf dem Platz mit Noussair Mazraoui auf ein Minimum beschränkt wird: am Wochenende ging er frühzeitig Duschen, mit einer Nicht-Leistung gegen Saarbrücken ersparte er sich weitere gemeinsame Pokalauftritte und am Samstag fehlt er dann gesperrt... beim Gipfeltreffen gegen Borussia Dortmund. SO sieht Rückgrat und Haltung aus.

Nebenbei fiel einem auf, wie extrem das Leistungsgefälle in der Bundesliga ist. Denn der 1. FC Köln und Mainz 05 bewiesen ja eindrucksvoll, dass sie derzeit nicht mal in Liga 2 zu den Spitzenteams gehören würden. Die Spitzengruppe dort dürfte gerade besser sein, als die Kellerkinder im Oberhaus. Da ist der Hamburger SV dabei! Auch wenn die natürlich solidarisch ausgeschieden sind. Aber die können sich jetzt einreden, dass sie zum ersten Mal seit 2015 zu den 15 besten Mannschaften in Deutschland gehören. SO schlimm ist die Lage. 

Wirklich faszinierend sind die Fortschritte in Kaiserslautern: Die haben jetzt 3 Spiele infolge jeweils 3 Tore erzielt. Das letzte haben sie dann auch tatsächlich gewonnen, nachdem es vorher eine Niederlage und ein Unentschieden gegeben hatte. Wenn sie jetzt nochmal einen entspannten und souveränen Sieg einfahren könnten...

Die größte Peinlichkeit der Woche gab es nebenbei in Wolfsburg. Nicht auf dem Platz, sondern auf den Rängen. Das hätte theoretisch das 2. beste Spiel der Pokalrunde werden sollen: 2 Mannschaften mit phänomenal viel Potenzial. Besser war in der Theorie nur Dortmund gegen Hoffenheim. Und dann kommen da 16.031 Zuschauer ins Stadion. Deswegen wirft man beiden Vereinen gerne vor, dass sie ja keine Fans haben. Obwohl man den Leipzigern ja zugutehalten muss, dass 200 Kilometer unter der Woche deutlich mehr sind, als das halbe Fußballfeld...

Aber um das mal festzuhalten: Ein designiertes Gegurke wie Freiburg - Paderborn lockte 31.500 Fans ins Stadion. Ein über 60 Minuten grausamer Zweitligakick wie Nürnberg - Hansa Rostock 28.489... Da sind Leute von Ribnitz ins Frankenland gereist, um ein Banner aufzuhängen. Ich weiß, wo Ribnitz liegt, das ist nicht nur verdammt weit, sondern verdammt schlecht angeschlossen. Und dann sehen die in der ersten Halbzeit keinen einzigen Torschuss...  Und in der 95. kassiert ihre Mannschaft den Ausgleich. Hinterher wurde nicht mal der Gästeblock angezündet, weswegen die eigentlich da waren... 

Bei Nürnberg - Rostock vermissten die Fans nebenbei plötzlich den VAR... denn in späteren Runden, wenn es den dann plötzlich gibt, hätte es für jede Mannschaft einen Handelfmeter gegeben. Und wenn der VAR einem geholfen hätte, ist man natürlich doch dafür. Da findet man auf FCBInside solche Kommentare. Nur um mal den Bogen zu den Prioritäten und Perspektiven der Bayern Fans zu schlagen...