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Montag, 1. September 2025

Zeit für Überreaktionen

Schließlich sind schon 2 Spieltage absolviert. Da kann man ja mal alles über Bord werfen und den frisch verpflichteten Trainer entlassen. Obwohl... damit will sich Bayer Leverkusen ja erst ab morgen beschäftigen, heute müssen sie noch Spieler für diesen Trainer einkaufen.  Oder sie entlassen den Trainer direkt nachdem ich auf "absenden" geklickt habe... passiert.

Ernsthaft: Ich war eine Woche offline und das Erste, was ich lese, ist: Erik ten Haag steht vor der Entlassung. Wie schafft man es bitte so schnell jeglichen Kredit zu vercoachen?

Und dann wurde auch noch Nick Woltemade verkauft. Für 90 Millionen an Newcastle United. Eine schmerzhafte Backpfeife für die Bayern, die sich anscheinend wirklich damit anfreunden müssen, die absurden Mondpreise zu bezahlen. Und das möglichst schnell. Denn wenn sie es nicht machen, kommt irgendein Premiere League Verein und legt noch mal 20 Millionen drauf. Man muss die Verhandlungen anscheinend dringend abschließen, bevor man sich zur Auslosung der Champions League trifft...

Die viel wichtigere Nachricht: RB Leipzig wird Meister. Die haben das erste Spiel im Absicht 0:6 verloren, die wollten sicher gehen, dass sie die Saison auf Platz 18 starten. Dass sie dafür gegen die Bayern und nicht gegen Augsburg mit 0:6 verlieren mussten, war nicht eingeplant, aber das "Von 18 auf die 1. RedMüll verleiht Flügel" Merch ist schon designt. Findet euch schonmal damit ab. 

Apropos Augsburg: Der Wagner Effekt ist schon deutlich spürbar: Der Verein bekam sein erstes Topspiel seit 10 Jahren! Also zumindest, wenn man dem Sportschau-Kommentator vertraut, ich mache das einfach mal... Nebenbei seht ihr in dem Video direkt, wie Luis Diaz sich direkt als "Gomez des Jahres" vorstellt. Dichter an das Original kann man quasi nicht rankommen. Ich finde es ja richtig gut, dass der Neuzugang erstmal die besten Szenen seiner Vorgänger raussucht und dann nachspielt. So funktioniert Integration. Vor allem, weil man Gomez legendären Fehlschuss mittlerweile nicht mehr als Video bei Youtube, sondern nur als Standbilder bei Dailymotion findet...

Anyhow, zurück zu den Augsburgern: 10 Jahre lang dachte die DFL sich anscheinend: Das tun wir den Fernsehstationen und Fans (in genau der Reihenfolge) nicht an. Wir wollen ja nicht, dass die Zuschauer zur Sportschau rennen... Diesen assig-giftigen Antifußball können wir einfach nicht am Samstag Abend zeigen. Wahrscheinlich gibt es sogar irgendein Gesetz dagegen, weil man um diese Zeit ja "Unterhaltung" und nicht "Folter" zeigen soll. (Gibt es nicht, die zeigen seit Jahren Schalke am Samstag Abend.) Dann übernimmt Sandro Wagner den Verein und schon an seinem 2. Spieltag laufen die um 18:30 auf. 

Und dann machen die etwas, womit die Bayern definitiv nicht gerechnet haben: Die wehren sich einfach, anstatt sich nach dem 3:0 noch weitere Tore einschenken zu lassen. Wie unfair! Wenn das die Runde macht, kann sich der Kicker nicht mehr 6 Monate lang einreden, dass die Bayern ja in der Champions League eine relevante Rolle spielen können. Das geht so nicht.

Letzter Random Fun Fact: Die Bayern erzielten das 2:0 in der 49. und das 3:0 in der 48. Minute. Sie haben also erfolgreich das Raum-Zeit-Kontinuum aufgelöst. Herzlichen Glückwunsch. 

Kommen wir aber zu einer ernst gemeinten Überreaktion: St. Paulis Offensive ist gut. Und zwar sofort. Ich ging davon aus, dass die mindestens 10 Spieltage brauchen, um 5 Tore zu erzielen. Nur so als Referenz: Letztes Jahr brauchten sie 7 Spiele. Und es gab eigentlich wenig Anzeichen, dass die über den Sommer deutlich besser geworden sind.
Das wichtigste dabei: Die Tore gegen den Hamburger SV sind reproduzierbar. Das waren keine überragenden Einzelleistungen und Sonntagsschüsse, sondern schnelle Umschaltmomente, die konsequent ausgespielt wurden. Und selbst wenn der Ausgleich gegen Dortmund einer dieser Sonntagschüsse war: Wie die sich vorher den Ball zuschieben, war ein ganz neues spielerisches Level. Letztes Jahr bestanden die Schlussoffensiven meistens aus hohen Flanken auf Jackson Irvine, jetzt schieben die sich den Ball auf engem Raum hin und her... 

Ganz ehrlich: Ich bin völlig verwirrt. Also selbst die größten Optimisten dürften zumindest eine schwierige Anpassungsphase erwartet haben, weil ja wirklich niemand die aus unterklassigen Ligen geholten Spieler kannte. Und jetzt spielen die direkt so einen Fußball. Wenn die das halbwegs durchziehen, spielen sie eine sorgenfreie Saison und dann muss Alexander Blessin zum Trainer des Jahres gewählt werden. Und ja, es ging "nur" gegen den HSV und Borussia Dortmund, die ja gerne mal umotiviert verkacken. Aber sie haben auch auf den einen "guckt mal, ich kann es doch, gebt mir noch eine Chance" Moment von Julian Brandt zu reagieren, anstatt sich nach dem 1:3 mit der Niederlage abzufinden. Ich bin wirklich beeindruckt. 

Donnerstag, 21. August 2025

Die "X- Faktoren der Bundesliga" Part 2

 Das Meisterrennen. Lasst uns einfach mal so tun, als hätten all diese Mannschaften und nicht nur der FC Bayern eine realistische Chance auf den Titel.

Niemand, VfL Wolfsburg: Das klingt jetzt brutal, ist aber genau genommen so. Die Zeit der richtigen Star-Transfers wie Kevin De Bruyne, Julian Draxler oder André Schürrle sind halt seit 10 Jahren vorbei. Trotzdem investiert man in Wolfsburg jedes Jahr 15-20 Millionen mehr auf dem Transfermarkt, als man einnimmt. Aber man kauft halt nur gehobenes Mittelmaß. Lovro Majer ist einer dieser Paradebeispiele. Solide, aber nicht überragend. Und wenn Spieler wie Micky van de Ven oder Felix Nmecha doch der Durchbruch gelingt, sind die verdammt schnell wieder weg. Diese Spieler betrachten den VfL auch nur als Durchgangsstation. Man ist quasi ein Borussia-Abklatsch, nur ohne Tradition und den regelmäßigen Europacup Teilnahmen.
Aus dieser Falle gibt es auch kein entkommen. Volkswagen wird ja doch noch so viel Geld in den Verein pumpen, dass ein Abstieg utopisch erscheint. Auf der anderen Seite dürfte man sich alle 5 Jahre für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren, aber die Konkurrenz hat, gerade wenn es um die Champions League geht, wesentlich größere Möglichkeiten. Aber hier ist das viel größere Problem: Selbst wenn es dieses Jahr, und man wäre ja mal wieder dran, für den Europacup reicht, wird das niemanden interessieren...

Shuto Machino, Borussia Mönchengladbach: Ok, ganz ehrlich: Eigentlich ist die wichtigste Frage, ob man den Saisonstart in Abwesenheit von Tim Kleindienst so krass verkackt, dass Gerardo Seoane endlich entlassen wird. Und hier muss man wirklich "endlich" sagen, denn alle seine Saisons verliefen irgendwie gleich: Ein ordentlicher Start lässt seinen Verein von Europa träumen. Ein verkackter Schlussspurt beerdigt diese Träume. Wenn eine Mannschaft regelmäßig zum Saisonende so nachlässt, wie Gladbach in den letzten 2 Jahren, ist dies ein verdammt schlechtes Zeugnis für den Trainer. 
Aber Machino könnte all das verhindern. Denn der Japaner war für Holstein Kiel genau der 11 Tore-Stürmer, den die anderen Abstiegskandidaten unbedingt brauchen. Und 11 Tore in einer chronisch überforderten Mannschaft zu erzielen, ist eine bemerkenswerte Leistung. Jetzt ist aber die große Frage: Ist Machino wirklich ein guter Spieler, der unter einem besseren Umfeld richtig aufblühen wird? Oder ist er, um das Extrembeispiel zu bringen, der nächste Theofanis Gekas? Ein Spieler, der nur bei einem Abstiegskandidaten funktioniert, weil da alles auf ihn zugeschnitten ist und er sich nirgends unterordnen muss.

Nick Woltemade, VfB Stuttgart: Offensichtlich. Für mich gibt es da, solange nicht doch noch ein Wechsel zustande kommt, 3 Szenarien: Woltemade bestätigt seine starken Leistungen der Rückrunde, schießt den VfB in die Champions League und Deutschland ins historische erste Achtelfinale bei einer WM seit Ewigkeiten. Er wechselt dann für 100 Millionen in die Premiere League.
2.) Woltemade spielt eine, für einen Nationalstürmer, durchschnittliche Saison mit 10 Toren und 5 Torvorlagen. Er wird nach der Saison als der neue Hoffnungsträger in Dortmund vorgestellt.
3.) Er wird ein One-Season-Wonder. Er schießt immer gerade so seine 6 Tore, die dazu führen, dass er den Rest seiner Karriere im Schwabenland verbringen kann. Und immer, wenn er dann mal trifft, kommen die melancholischen Erinnerungen an den Sommer 2025 hoch, als man ihn für 45 Millionen verkaufen konnte, aber auf eine Weiterentwicklung gesetzt hat. 
Und ich halte alle 3 Szenarien für annähernd gleich wahrscheinlich. Es ist schließlich kein Zufall, dass ein 22-jähriger Woltemade ablösefrei zu haben war...

David Raum, RB Leipzig: Klar, für die Highlights werden andere sorgen. Hoffentlich, für den allgemeinen Unterhaltungswert, Xavi Simons. Aber talentierte Offensivspieler wird der Dosenklub immer finden. Also einfach nur, weil sie verdammt gut darin sind, solche Spieler zu scouten und dann zu entwickeln. Ob jetzt Xavi oder Baumgartner den Taktstab im Mittelfeld schwingt, wird am Ende nicht den Unterschied ausmachen. Meister wird man dieses Jahr eher nicht, für Platz 4 sind beide gut genug. Aber diese Talente brauchen halt ein stabiles Gerüst, um konstant zu spielen. Letztes Jahr hat man gesehen, was passiert, wenn dieses Gerüst nicht funktioniert. Raum soll mittlerweile der Kapitän dieser Truppe sein, er ist also die Stütze. Xaver Schlager und Willi Orban sind weitere Namen. 

Julian Schuster, SC Freiburg: Lasst uns einfach mal festhalten, was für eine unfassbare Leistung Schuster vollbracht hat: Er hat Christian Streich nahtlos ersetzt. Bereits im Oktober konnte Streich ganz entspannt ins Stadion gehen, ohne mit einem "Wann kommst du zurück" konfrontiert zu werden. Wenn man bedenkt, dass historisch alle Vereine (Freiburg nach Volker Finke und Werder Bremen nach Otto Rehagel und Thomas Schaaf sind ja die einzigen Fallbeispiele) genau daran gescheitert und mehr oder weniger krass abgestürzt sind, ist das mehr als herausragend. Jetzt kombiniert man schon wieder den "Wir haben einen der besseren Trainer" Faktoren mit dem ruhigsten und stabilsten Umfeld. Da ist es am Ende fast egal, wer auf dem Platz steht.

Julian Brandt, Borussia Dortmund. Ok, eigentlich Jobe Bellingham, denn solange Brandt noch dein Schlüsselspieler ist, hast du ein verdammtes Problem. Aber wenn Bellingham komplett einschlägt, hat man ja die Lösung für dieses Problem. Zumindest für die 18 Monate, die Bellingham überragend abliefern wird, bevor er weiterzieht. 
Absurderweise ist Bellingham echt der einzige Transfer, den man in Dortmund getätigt hat. Die neue Küche wird ja nicht auf dem Platz stehen und Yan Couto war ja bereits ausgeliehen. Man hat mit Niko Kovač auch einen eher durchschnittlichen Trainer an der Seitenlinie. Und nur Gittens wurde abgegeben. Wenn man bedenkt, dass alle im Winter von einem großen Umbruch geredet haben, ist das ganz schön mickrig. Vor allem deutet das auf eine ähnliche Saison wie im Vorjahr hin. Nur halt nicht mit ganz so extremen Ausschlägen. Aber es ist ja nur die Bundesliga, für Platz 2 bis 4 wird es reichen.

Mario Götze, Eintracht Frankfurt: Hier kommt eine Statistik, die mich selbst schockiert: Götze ist der 2. dienstälteste Offensivspieler der Eintracht nach Ansgar Knauff. Der kam auch nur ein halbes Jahr vorher. Nicht nur das: Im gesamten Kader sind nur noch Jens GrahlTuta und der ewige Timothy Chandler länger im Verein. Das habe ich so nicht kommen sehen, als der 2022 ablösefrei verpflichtet wurde.
Götze ist aber auch der am schwierigsten einzuschätzen Spieler des Landes. Einerseits hatte er seine extremen Highlights in den jüngsten Jahren. Ich bleibe dabei: dass der "nur" ein guter Bundesligaspieler geworden ist, ist eine Enttäuschung. Der hatte eigentlich eine Weltklasse Karriere vor sich. Er ist aber auch der einzige Spieler, der sich mit einem jungen Götzen vergleichen muss, was auch irgendwie unfair ist.
Dazu kommt, dass sein Einfluss aufs Spiel nicht so mega offensichtlich ist. Er ist eher der Einfädler im Zentrum, der den vorletzten Pass spielt. Deswegen kommt er in 3 Jahren "nur" auf 9 Tore und 6 Vorlagen in der Bundesliga. Trotzdem ist er, wenn er fit ist, unumstrittener Stammspieler. Damit ist er irgendwie auch die Grundlage für diese fantastische Offensive, die dem Verein fast 400 Millionen Euro eingebracht hat. Dass all diese Stürmer so gut einschlagen konnten, muss irgendwie auch an Götze liegen.
Mittlerweile ist der 33 und er muss irgendwann den Taktstock an Can Unzun weitergeben. Andererseits sollte Götzes Spiel, da ihm seit Jahren die absolute Spritzigkeit fehlt und er mehr übers Auge kommt, gut altern.
Eigentlich lautet die Frage natürlich, ob Burkhardt so einschlägt, dass Frankfurt wieder Champions League spielt. Aber es sollte bedacht werden, welch wichtige Rolle Götze bei diesem Einschlag spielen wird.

Malik Tillman, Bayer Leverkusen: Also unter anderem. Dass eine Mannschaft in einer Saison so auseinanderbricht, ist außergewöhnlich. Es werden zwar alle sofort auf die Dortmunder Meisterelf zeigen, aber zwischen dem Abgang von Mario Götze 2013 und dem Wechsel von Mats Hummels 2016 lagen 3 Jahre. Das Schlüsselquartett Götze, Lewandowski, Gündoğan und Hummels gingen mehrere Jahre ins Land. Leverkusen muss in diesem Sommer Florian Wirtz ersetzen, was alleine schon unmöglich ist. Und dazu noch Xhaka, Tah und Frimmpong. Dazu ging auch noch der Trainer und der offizielle Stammtorwart. Wer wirklich glaubt, dass dieser Verein ganz oben angreifen kann, muss sehr naiv sein. Tillman ist der offensichtlichste 1 zu 1 Ersatz für Wirtz. Das wäre selbst dann unmöglich, wenn die Achse dahinter erhalten bliebe. Ein weiterer Rückschritt muss bei der Werkself so oder so eingeplant werden. Aber wenn Tillman voll einschlägt, spielt man weiter in der Champions League. Wenn nicht, geht es nur in die Europa League, was ich für wahrscheinlicher halte.

Serge Gnabry, Bayern München: Es gibt eigentlich nur ein Szenario für eine halbwegs spannende Meisterschaft. Und halbwegs spannend heißt hier auch nur "Sie ist nicht schon im März entschieden": Die Bayern zahlen die Zeche für die Klub-WM und stolpern deswegen müde durch die Liga. Und diese Zeche lässt sich am besten an ihrem Besten festmachen: der Verletzung von Jamal Musiala. Langfristig könnte das sogar gut sein, weil ein frischer und auskurierter Musiala Deutschland dann im Sommer ins historische Achtelfinale bei der WM führen könnte. Dafür muss aber Serge Gnabry liefern. Der ist plötzlich die erste Option im zentralen offensiven Mittelfeld. Damit ist er der Fixpunkt des Angriffs. Und der Kader ist so dünn besetzt, dass er kaum noch Alternativen bietet. Also man könnte Michael Olise ins Zentrum setzen, aber dann muss Gnabry halt auf dem Flügel ran... Damit sind Gnabrys Leistungen plötzlich nicht nur für diese Saison relevant.
Ganz praktisch gerechnet: Wenn die schwächelnden Bayern im November oder Dezember hinter dem FC St. Pauli auf Platz 2 und in der Champions League nur auf Platz 14 liegen, könnte die daraus resultierende Nervosität dazu führen, dass Musiala so schnell wie möglich auf den Platz zurückkehren muss.
Wenn man dagegen 6 Punkte Vorsprung auf Platz 2 hat und in der Champions League um Platz 8 mitspielt (also im Worst-Case-Szenario in der Zwischenrunde auf einen leichteren Gegner trifft) kann man Musiala bis März ganz behutsam und vorsichtig an die erste Mannschaft heranführen. Das könnte dann einen massiven Einfluss auf Musialas weitere Karriere haben, denn es wird allgemein nur ganz wenige Möglichkeiten für den geben, sich vernünftig auszukurieren und ein ordentliches Aufbautraining zu absolvieren. 

Butter bei die Fische: Auf die Meisterschaft wird das keinen Einfluss haben. Die holen die Bayern. RB wird 2., wie groß der Abstand ist, hängt vom Xavi verbleib ab. Dortmund und Frankfurt landen auf Platz 3 und 4, Bayer und Stuttgart in der Europa League, weil einer der 4 den DFB Pokal holt. Und Wolfsburg darf in der Conference League über die europäischen Dörfer ziehen... irgendjemand muss doch.

Mittwoch, 30. Juli 2025

Zurück zur Bundesliga

 Wo die 2. und 3. Liga schon fast wieder anfangen.

Aber ich muss doch noch kurz erwähnen, dass die Kulisse bei Brasilien - Uruguay echt traurig war. Die spielten in einem 40.000er-Stadion, in dem vielleicht 2.000 Fans auf der Gegentribüne saßen. In den Kurven und hinter dem Tor saß niemand. Das Spiel war zu schnell entschieden, als dass ich dafür die ganze Nacht wach bleibe, aber die 15 Minuten, die ich gesehen habe, waren sehr unterhaltsam. Marta kann da aber immer noch mithalten. Ich habe aber zu wenig Überblick über dieses Turnier, um mehr als einen Absatz zu schreiben.

Also doch wieder Bundesliga. Und eine extrem verspätete Reaktion zum "Trainerbeben" im Sommer. Denn da hat sich ja doch einiges bewegt. Ole Werner ist zu RB LeipzigHorst Steffen übernimmt für den in BremenErik ten Haag heuert bei Bayer Leverkusen an. Paul Simonis bei der anderen Werkself in WolfsburgSandro Wagner geht zum FC Augsburg. Und Lukas Kwasiok übernimmt beim Aufsteiger in Köln

Ein Drittel der Liga hat einen neuen Trainer. Aber das sind allesamt relativ innovative Lösungen. Die einzigen "Langweiler" sind die Leipziger, die sich mit Werner den wahrscheinlich besten jungen deutschen Trainer sicherten. Werner wollte Werder ja von sich aus nach der Saison entlassen und wurde nur deswegen beurlaubt.

Bayer Leverkusen holt mit Erik ten Haag den einzigen Trainer mit einem internationalen Profil. Dazu ist er der einzige Trainer, der auf seiner letzten Station ganz klassisch entlassen wurde. In Leverkusen sind die Ansprüche nach Xabi Alonso halt andere.

Dass man den neuen Trainer nicht beim Arbeitsamt sucht, ist nicht unbedingt neu. Es gab ja schon den Sommer 2021, in dem Oliver GlasnerAdi Hütter und Marco Rose innerhalb der Bundesliga wechselten. Das war aber nur bedingt erfolgreich.

Was diese Situation jetzt besonders macht, ist, dass Ole Werner als einziger bereits Bundesligaerfahrung auf der Trainerbank sammeln konnte. Der Rest folgt aber nicht dem einen offensichtlichen Trend.

Sandro Wagner hat sich irgendwie zum heißesten Trainertalent gemausert, ohne jemals wirklich in diesem Job zu arbeiten. Aber als Co-Kommentator war der gut. Sein einziger wirklicher Arbeitsnachweis ist ein Aufstieg in die dritte Liga mit der SpVgg Unterhachingen. Aber er verzichtete dort darauf, seine Fähigkeit auf einem höheren Niveau nachzuweisen und wurde stattdessen Co-Trainer beim DFB. Ein Job, bei dem niemand so wirklich weiß, was man da tut und wie viel Einfluss man da hat. Aber er saß neben Rudi Völler auf der Bank, dessen Heiligenschein färbt anscheinend ab.
Man muss aber grundlegend festhalten, dass Wagner im Wesentlichen überall im Gespräch war, weil er als Experte so freundlich und kompetent wirkte. Jetzt muss er unter den überraschend schwierigen Bedingungen nachweisen, dass es nicht nur heiße Luft war, sondern er auch in der Praxis eine Spielidee entwickeln kann. Denn das soll ja der Anspruch in Augsburg sein, wo man mit dem markanten Assi-Fußball der letzten Jahre nicht mehr so wirklich zufrieden ist und raus aus der grauen Maus Image will. Einfach und solide den Klassenerhalt erarbeiten, wird da also nicht reichen.
Und ganz ehrlich: ich habe keine Ahnung, ob das ein gigantischer Crash oder ein faszinierendes Projekt wird. Beides ist möglich.

Horst Steffen und Lukas Kwasiok haben am ehesten einen vergleichbaren Werdegang. Und das nicht nur, weil beide im Saarland angestellt waren. Die waren im Jahr 2020 also Nachbarn und haben sich den Trainingsplatz geteilt, während der eine bei Elversberg und der andere in Saarbrücken angestellt ist. Und ja, ich gehe fest davon aus, dass das Saarland zu klein für 2 getrennte Trainingsplätze ist...

Danach haben aber beide in relativ kleinen Vereinen mit bescheidenen Mitteln konstant gut gearbeitet. Kwasniok folgte auf Steffen Baumgart. An dessen Übererfolg mit dem Aufstieg kam er nicht ganz ran, aber er etablierte die Mannschaft im oberen Drittel. 4 Jahre zwischen Platz 7 und 4 klingen vielleicht nicht nach viel, aber es war die konstanteste Phase der Vereinsgeschichte. Wenn man bedenkt, dass die Paderborner jedes Jahr ihre besten Spieler verkaufen und einen Transferüberschuss erwirtschaften mussten, ist das eine beeindruckende Leistung. Aber es fehlte halt der Glaube, dass er mit diesem Verein aufsteigen kann und er wollte doch in die Bundesliga... möglichst mit dem Ausblick auf einen Klassenerhalt, während Paderborn ja bisher immer auf Platz 18 landete...

Die Leistungen von Horst Steffen waren viel beeindruckender. Er führte den SV 07 Elversberg von der Regionalliga in die Relegation zur Bundesliga. Das schwierigste war dabei aus dem Nadelöhr Regionalliga auszubrechen. Das ist normalerweise der Moment, wo man bei Anstoß 3 die Schwierigkeit hochstellt. Was Steffen über einen Wechsel in die Bundesliga auch macht. Er entscheidet sich aber für den Hardcore Modus, weil er bei Werder Bremen ja in relativer Ruhe arbeiten kann... und wenn er ein Mal 8. wird, verehren die ihn auf Ewigkeiten.

Beide haben nachgewiesen, dass sie in der 2. Liga sehr gute Arbeit abliefern können. Jetzt müssen sie aber nachweisen, ob sie dies auch in der Bundesliga können. Die Frage ist im Wesentlichen, ob sie der nächste Andre Breitenreiter oder der nächste Baumgart werden. Sie wären nicht die ersten Trainer, für die die Bundesliga dann doch eine Nummer zu groß ist, aber es gibt auch genügend positive Beispiele.

Paul Simonis ist quasi dasselbe Prinzip auf Niederländisch. Der hat seine gute Vorarbeit im Ausland abgeliefert. Aber das halt wirklich in der niederländischen Provinz bei Go Ahead Eagles. Er hat auch nur eine einzige Saison als Cheftrainer im Lebenslauf stehen, sein Aufstieg zum Bundesligatrainer ging also extrem schnell. Das war also wirklich ein "Wen haben die da verpflichtet" Moment für mich. Da hat die Scoutingabteilung entweder überragende Arbeit geleistet... oder sie haben einfach mit einem Dartpfeil auf die Europakarte geworfen. Gibt es eine "Random Coach Entry" Option auf Transfermarkt.de? 

Was diese Verpflichtungen vereint? Sie sind mutig und innovativ. Man hätte ja auch bei Marco Rose oder Roger Schmidt anrufen können, da hätte man gewusst, was man bekommt. Bo Svensson und Jess Thorup haben schon bewiesen, dass sie im Abstiegskampf erfolgreich bestehen können. Köln war ja kurz davor, Friedhelm Funkel davon zu überzeugen, weiterzumachen. Man ist also immer nur kurz davor, doch rückfällig zu werden.

Für den Optimisten in mir sind das gute Nachrichten. Das Trainerkarussell dreht sich doch immer schneller. Also es wirft die Kandidaten am Rand schneller ab und sortiert sie aus. Eine Karriere wie die von Bruno Labbadia, der immer wieder ordentliche, aber nie überragende, Arbeit abgeliefert hat und so auf 7 Trainerstationen in der Bundesliga kommt, wird es nicht mehr geben. Ein Florian Kohfeldt beweist dagegen, wie schnell man plötzlich nur noch zweitklassige Angebote bekommt.

Die einzige Ausnahme könnte da Niko Kovač sein. Aber, und das ist ein wichtiger Unterschied, dieser Kovač ist "erst" auf seiner 4. Station in der Liga und er hat 3 relevante Titel geholt. Und auch für ihn dürfte die Luft eng werden, wenn er in Dortmund dieses Jahr nicht liefert. Also nicht nur als Dortmund Trainer, sondern als Trainer im Allgemeinen.

Für die Bundesliga als Ganzes kann es nur gut sein, dass man die mittelmäßigen Trainer schneller aussortiert und stattdessen neuen Talenten die Möglichkeit gibt, sich zu beweisen. Denn das sollte das allgemeine Niveau auf der Bank heben. 

Montag, 19. Mai 2025

Das war ja mal wieder ein klassisches Saisonfinale

 #NurinderBundesliga. Oder so. Fangen wir mal spaßeshalber unten an:

Hoffenheim sichert sich in einzigartiger Souveränität den Klassenerhalt: mit einer 0:4 Niederlage im letzten Heimspiel. Aber gut, das kann gegen den Rekordmeister ja mal passieren. Viel absurder: Sie sichern sich den Klassenerhalt mit einem einzigen Sieg in den letzten 10 Spielen. All das, weil Heidenheim halt auch mit 1:4 verliert. Dass es überhaupt nochmal spannend wurde, lag ausschließlich am Versagen der Hoffenheimer.

Der Abstiegskampf war damit aber effektiv nach 33 Minuten beendet. Also dass Heidenheim da noch 5 Tore schießt und dadurch Druck auf die Konkurrenz ausübt, war quasi ausgeschlossen. Der Zyniker in mir behauptet sogar, dass das Ding nach 14 Minuten durch war, schließlich konnten die Heidenheimer in der gesamten Saison keinen einzigen Rückstand in einen Sieg umwandeln. Damit gab es dann in Sinsheim die Bilder vom Abschiedsjubel des Thomas Müller... weil selbst die Menschen vor Ort sich nicht wirklich dafür interessieren, ob die Mannschaft die Klasse hält und deswegen gefühlt mehr Bayern-Fans im Stadion waren, als Anhänger des Heimteams. 

Weiter oben konnte Dortmund seine epische Aufholjagd vollenden. Und ganz ehrlich: Respekt. 8 Siege aus 9 Spielen sind beeindruckend. Dass sie von Platz 11 startend die 10 Punkte Rückstand aufholen konnten, ist eine riesige Leistung.

Man muss aber auch festhalten, dass die Konkurrenz in Rennen ums europäische Geschäft fleißig mitgeholfen hat. Also der SC Freiburg verspielte die Chance auf die Champions League, weil man nur eines der letzten 6 Heimspiele gewinnen konnte. Das ist doch eher die Bilanz eines Absteigers. Dabei war man zwischenzeitlich echt kurz davor, sich mit einem negativen Torverhältnis für die Königsklasse zu qualifizieren. Das wäre garantiert ein einzigartiger Vorgang in Europa gewesen.

Und wir müssen auch mal festhalten: Das große Rennen um Platz 4, welches ja den gesamten Reiz des Spieltages ausgemacht hat, war spätestens nach dem Treffer zum 1:3 durch... also in der 63. Minute. Hat immerhin etwas länger gedauert, als beim Abstiegskampf. Aber nach diesem Treffer verwaltete die Eintracht nur noch die Führung.

An der Conference muss der 1.FVS Mainz 05 teilnehmen. Hier muss man wirklich von "Müssen" reden. Denn auch die Mainzer gewannen, nur eines der letzten 9 Bundesligaspiele. Gegen den da schon quasi sicheren Absteiger aus Bochum. Also nur um zu verdeutlichen, wie krass RB Leipzig diese Saison verkackt hat: Die Konkurrenz aus Dortmund, Mainz und Freiburg gaben ihr Bestes, um ihnen den Weg in die Champions League zu ebnen. Dortmund in den ersten  25 Spieltagen, Mainz und Freiburg in den letzten 10. Trotzdem reicht es nicht mal fürs "Finale Da Heeme" im kleinsten Wettbewerb. Aber dafür hätte man ja eines der letzten 5 Spiele gewinnen müssen. Das war dann doch zu viel verlangt.

Als Bawful Bonus Feature gewann Bayer Leverkusen zum Abschied von Xabi Alonso nur eines der letzten 6 Spiele. Also nur um zu verdeutlichen, dass tatsächlich niemand da oben wirklich was gewonnen hat. Auch Eintracht Frankfurt "glänzte" mit Unentschieden gegen die grauen Mäuse aus Augsburg und St. Pauli

Wo wir schon bei den Kiez-Kickern und damit zurück im Keller sind: Die haben das unfassbare geschafft: Sie haben einen der Tasmania Berlin Rekorde eingestellt. In 11 ihrer 17 Heimspiele blieben sie ohne eigenen Treffer... aber die Klasse wurde trotzdem relativ souverän gehalten. Stilecht mit einem Sieg in 8 Spielen.

Union Berlin war bei einem Sieg in den letzten 6 Spielen. Augsburg bei einem Sieg in 8 Spielen und 4 Niederlagen zum Ausklang. Also ich erwähne die 4 Niederlagen explizit, nur um zu verdeutlichen, dass tatsächlich irgendjemand auch Bundesligaspiele gewonnen hat. Bochum ist bei einem Sieg in 9 Spielen. Kiel bei 2 Siegen in 11 Spielen. Wolfsburg gewann am letzten Spieltag, damit sie sich wenigstens mit einem 3er nach vorher 9 Sieglosen Spielen verabschieden. Dafür verabschiedet sich der Gegner Gladbach mit 7 sieglosen Spielen in die Sommerpause. Also nur um zu verdeutlichen, dass in der unteren Tabellenhälfte wirklich NUR Heidenheim und Kiel mehr als 2 der letzten 6 Spiele gewonnen haben.

Am Ende können wirklich nur Frankurt (6 Spiele ohne Niederlage) Stuttgart (3 Siege infolge, um sich aufs Pokalfinale einzustimmen), Borussia Dortmund, die sich ja doch noch in die Champions League retten konnten und Werder Bremen von einem ordentlichen Saisonfinale sprechen. Dass Werder seit 8 Spielen sieglos ist, geht dabei echt ein bisschen unter, weil sie mit 3 Unentschieden infolge gegen St. Pauli, Union und RB Leipzig die Chance aufs europäische Geschäft hergeschenkt haben. Und ja, wenn sie eines dieser 3 Spiele gewonnen hätten, hätte das gereicht.

Und natürlich die Bayern, aber die spielen ja praktisch außer der Konkurrenz. Also die haben in der gesamten Saison 2 Spiele verloren. Unter anderem, um die Saison ad absurdum zu führen, gegen Bochum... die danach dann aber erst wieder gewinnen konnten, als es für sie um nichts mehr ging.

Aber die meisten Vereine sind still und heimlich auf der Afolayan-Schiene: Sie sind froh, dass die Saison endlich vorbei ist und müssen sich eigentlich über den Sommer neu sortieren.

Montag, 12. Mai 2025

Zum Glück gibt es Platz 4!

 Und ein Endspiel. Also so ein richtiges Endspiel mit einer ganz einfachen Grundlage: Wer gewinnt, spielt Champions League

Denn machen wir uns nichts vor: Borussia Dortmund MUSS einfach gegen die bereits abgestiegenen Kieler mit 2 Toren Unterschied gewinnen. Das zu verkacken wäre... nun ja... das schafft nicht mal die Borussia. Wenn es gegen eine Mannschaft gehen würde, für die es auch noch um was geht... 

Und natürlich wäre es das es das epischte Ende einer verkackten Bundesliga Saison, wenn die jetzt ausgerechnet gegen Kiel rückfällig werden und ein pomadiges 1:1 abliefern...Vor den eigenen Fans... In den hässlichen Klub-WM Sondertrikots.

Warum designt ein Verein mit dem Slogan "Wahre Liebe" eigentlich ein Sondertrikot für eine reine Kommerzveranstaltung? Weil es eine Aktiengesellschaft und kein Verein ist. Aber anderes Thema.

Jetzt muss ich natürlich zugeben, dass es mir völlig egal ist, wer in die Conference League einzieht. Obwohl das Finale in meiner Heimatstadt ausgetragen wird und das Konstrukt, was in dieser Stadt seinen Nebensitz hat, an diesem Wettbewerb teilnehmen könnte. 

Dabei wird die Konferenz aus den Spielen mit RB Leipzig, Mainz 05 und Werder Bremen DAS Herzstück der nächsten Sportschau werden. Und die werden uns die ganze Zeit einreden, wie unfassbar wichtig das ist. Denn um mehr geht es halt nicht.

Wobei. Also Hoffenheim spielt ja gegen die Party-Bayern... beim letzten Spiel von Thomas Müller. Es ist gar nicht soo unmöglich, dass der alleine nochmal die nötigen 7 Scorerpunkte sammelt, die Heidenheim braucht.

An der Stelle wollte ich nochmal kurz erwähnen, dass ich das "Union Berlin taucht einfach ab, weil es für sie um nichts mehr geht" Szenario bereits vorgezeichnet hatte. Das ist lustig, weil ein  Didi Haman ja schon das Szenario der "Wettbewerbsverzerrung" erstellt, weil die Bayern keine englische, sondern eine spanische Woche einlegen. Aber dass auch Union den Wettbewerb ein wenig verzerrt haben könnte, weil es für sie um nichts mehr ging, hat er nicht auf dem Schirm. Oder das bei Granit Xhaka ein deutlicher Spannungsabfall sichtbar war, von dem Dortmund krass profitieren dürfte.

Also ja: Es gibt an den letzten Spieltagen eine Wettbewerbsverzerrung. Die gibt es jedes Jahr. Aber dass die Bayern für 2 Tage zum Feiern abheben, ist das geringste Problem.

Nebenbei lehne ich mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster: Selbst wenn Müller persönlich den Hoffenheimern 7 Tore einschenkt, werden die am Ende die Klasse halten. Auch wenn Heidenheim sie auf Platz 15 verdrängt. Denn dann kommen sie in die Relegation. Da spielt man gegen Mannschaften, die es nicht verhindern konnten, dass der Hamburger SV aufsteigt, obwohl die zwischenzeitlich eine Serie mit einem Sieg aus 5 Spielen hatten. Also der HSV hat ALLES für den Klassenerhalt gegeben, aber die andern haben versagt. Und gegen einen von denen muss dann Heidenheim oder Hoffenheim ran. 

Wenn es in diesem Fernduell wirklich um den Abstieg gehen würde... Aber am Ende ging dieser Spieltag so ungünstig aus, dass es am Ende nur ein einziges Spiel, bei dem es wirklich um die Wurst geht: Freiburg - Frankfurt. Um die wichtigste Wurst im Europa, weil der Gewinner ja an die ganz großen Fleischtöpfe kommt. Aber man muss trotzdem festhaten, dass die 7 Spiele relativ egal sind, weil es kaum noch um was geht.

Bei Augsburg - Union, Gladbach - Wolfsburg und Bochum - St.Pauli kann man das "relativ" sogar streichen. 

Für Augsburg ist das aber nichts Neues. Also schon beim 0:4 gegen Stuttgart ging es ja für beide nur um den Anstand. Deswegen dachte sich Samuel Essende auch, dass er sich ja frühzeitig verabschieden kann. Die Ansetzung war aber trotzdem episch. Denn es steht für die absurde Kommerzialisierung des Fußballs. Denn irgendein Streamingdienst hat ja gutes Geld dafür bezahlt, dass es mehr Sonntagsspiele gibt. Und die haben alle gutes Geld geboten, damit der letzte Spieltag im Sinne der Wettbewerbsverzerrung zerstückelt wird. Und als "Dankeschhön" von der DFL gab es ein Spiel mit der ekligsten Mannschaft Deutschlands. Das ist ein Kompliment. Die Augsburger haben aber auch nur eine relativ kleine Fanbase. Und die Stuttgarter hofften darauf, dass sich niemand verletzt. Was natürlich nicht geklappt hat. Der neutrale Zuschauer hatte keinen Grund, um einzuschalten.

Doch dieses völlig belanglose Schützenfest hat der DFL trotzdem, grob geschätzt, 10 Millionen gebracht. Die Fußballwelt ist halt so kaputt, dass selbst völlig belanglose Einzelspiele solche Beträge für die Streaminganbieter wert sind. Denn es hätte ja ein relevantes Spiel an diesem Sonntagabend geben können. Und diese Chance wollte DAZN sich nicht entgehen lassen.

Montag, 5. Mai 2025

Die Pseudospannung war ja kaum auszuhalten!

 Was für eine großartige Samstags-Konferenz! Genau dafür schalten wir doch ein! Da kann ständig alles passieren und jeder kann jeden schlagen!

Und dann macht ausgerechnet DIE Legende Yussuf Poulsen Bayern München zum 4 Minuten Meister! Wie... irrelevant. Selbst wenn Bayer die "Einladung" ausgeschlagen und gegen Freiburg gewonnen hätte, wäre Thomas Müller's "Kann auch rechnen" Aussage völlig korrekt gewesen. Trotzdem wollten die mir bei Sky einreden, dass das jetzt unfassbar wichtig und relevant wäre.

Aber gut, dass die Meisterschaft irgendwie durch ist, hatten wir ja alle eingesehen. Viel schlimmer ist ja, dass die das auch im Abstiegskampf machen. Da wollten die mir die ganze Zeit einreden, wie wichtig dieser Ausgleich für 1899 Hoffenheim ist. Und wie dramatisch die Niederlage für St. Pauli. Denn wenn Heidenheim jetzt beide Spiele gewinnt, könnten die noch auf den Relegationsrang rutschen!!! Wenn Heidenheim beide Spiele gewinnt und Holstein Kiel beide Spiele deutlich gewinnt, könnten die sogar noch direkt absteigen!! Wie soll man diese Spannung nur aushalten!

Hier muss ich wieder mein grundlegendes Problem mit Kommentatoren darlegen. Denn Kommentatoren müssen uns eigentlich das realistischste Szenario darlegen, damit wir mit dem Gezeigten umgehen können. Die Experten dürfen dann gerne erklären, wie ihrer Meinung nach diesem Szenario aus dem Weg gegangen werden kann, damit wir Zuschauer dann wissen, worauf wir achten müssen, wenn wir es mit dem Außenseiter halten.

An diesem Wochenende wurde aber dann wieder aus den Kommentatoren bei Sky die Verkäufer des Abos. 

Denn hier muss man nochmal festhalten: Der Klassenerhalt von St. Pauli und Hoffenheim ist zu 95 % gesichert. Mindestens. Und als Pseudoexperte erkläre ich euch auch warum:
Wisst ihr, wann dieses für die beiden ach so bedrohliche Szenario, dass der Tabellensechszehnte 2 Siege an den letzten beiden Spieltagen holt, eingetreten ist? 

2002/03 rettete sich Bayer Leverkusen mit Siegen gegen 1860 München und den 1. FC Nürnberg die Klasse. Diese Rettungsaktion muss eigentlich mit einem Sternchen versehen werden, denn Leverkusen stand 12 Monate zuvor noch um Champions League Finale. Die hatten mit Lucio, Bernd Schneider und Olivier Neuville 3 Spieler im Kader, die auch im WM-Finale 2002 zum Einsatz kamen. Und sie hatten Carsten Ramelow... das werden wir unseren Kindern erklären müssen. Also wie diese an sich richtig gute Mannschaft überhaupt in den Abstiegskampf rutschte, nachdem einige ihrer Spieler im Vorjahr 4 Vize-Titel in einer Saison geholt hatten. Von dieser Leistung kann man also nichts ableiten.

2 Jahre davor konnte Energie Cottbus dann mit Siegen gegen den Hamburger SV (wieder) 1860 München die Abstiegsränge verlassen. Damit kann man doch schon eher arbeiten, denn Cottbus war ja einer dieser Vereine, die aufgrund ihrer eingeschränkten Möglichkeiten immer der Topfavorit auf den Abstieg waren. Da muss man also als Erstes festhalten, dass dies schon über 20 Jahre her ist. Um die allgemeine Wahrscheinlichkeit richtig einzuordnen. Denn im Allgemeinen gilt ja: Man ist nach 32 Spieltagen 16., weil man eben nicht gut genug ist, um 2 Spiele infolge zugewinnen. Dass dies dann plötzlich gelingt, wäre völlig gegen den Trend. Dennoch kann man daraus was lernen.

Denn es ergibt sogar Sinn, dass 1860 2 Mal in dieser Aufzählung auftaucht: Im ersten Beispiel waren sie 10., im zweiten "nur" auf Platz 11. Vor dem Duell mit Cottbus lagen sie 6 Punkte hinter der Hertha und 5 Punkte hinter Werder. Sie hatten also nur theoretische Chancen auf einen Platz im europäischen Geschäft. Und sie lagen 9 Punkte vor den Abstiegsrängen. Es ging für sie also um nichts, für Cottbus um alles. Selbes Prinzip gilt für den quasi geretteten HSV und den bereits abgestiegenen Nürnbergern. In beiden Fällen traf eine Mannschaft, für die es um alles ging, auf eine Mannschaft, für die es um nichts mehr ging.

Das ist natürlich immer so ein Joker, den man ganz schlecht einordnen kann. Also als zeitnäheres Beispiel: Dass Borussia Mönchengladbach, wo es für sie praktisch um nichts mehr geht, das Verteidigen komplett eingestellt haben, war so nicht abzusehen. Die haben jetzt 3 Spiele infolge mindestens 3 Gegentore kassiert. Und gegen 2 Mannschaften aus dem unteren Drittel jeweils 4 Tore kassiert. Das ist, da Gladbach bis zum 30. Spieltag nur 1,5 Gegentore pro Spiel kassiert hat, sachlich kaum zu erklären... Außer man gibt doch zu, dass es nach den 3 Spielen ohne Sieg einen Spannungsabfall gab, weil man erkannt hat, dass man die Chance aufs europäische Geschäft verspielt hat.

Genau diesen Spannungsabfall könnte es jetzt auch bei beiden Gegnern der Heidenheimer geben. Da  Union Berlin und Werder Bremen sich unentschieden getrennt haben, ist die Saison für beide auch durch. Wenn die gedanklich schon im Sommerurlaub sind, könnte es echt nochmal eng werden. Und bei Union sah es ja zumindest in der ersten Halbzeit stark danach aus, als hätten die mit der Saison schon abgeschlossen.
Aber es ist auch das letzte Heimspiel der Unioner für die Saison. Die werden da schon ein ordentliches Abschiedsfest mit ihren Fans feiern wollen. Wenn Heidenheim ein Heimspiel hätte, würde ich das durchaus als realistisches Szenario einschätzen. Augsburg hat ja gerade in Kiel vorgemacht, wie so was läuft. Und Union ist auch eine dieser Mannschaften, die nur dann wettbewerbsfähig ist, wenn sie 100 % auf den Platz bringt.

Aber ja: Möglich ist es. Denn das Szenario, welches uns jetzt bevorsteht, gab es vor über 20 Jahren schonmal. Aber die Frage, ob Heidenheim noch eine Chance auf den Klassenerhalt hat, wird eher in den Köpfen der Gegner als in den eigenen Beinen beantwortet. 

Nebenbei müssen da noch 2 andere Dinge beachtet werden: Bayer Leverkusen hatte damals nach 32 Spieltagen 34 Punkte auf dem Konto und nur 2 Punkte Rückstand aufzuholen. Bei Energie waren es "nur" 33 Punkte, aber auch sie sprangen bereits nach dem ersten Sieg über den Stich. Heidenheim kann maximal 31 holen. Also nur um rein mathematisch zu verdeutlichen, dass die Kellerkinder heutzutage einfach deutlich schwächer sind, als vor über 20 Jahren. Was diese 2 Siege infolge nochmal unwahrscheinlicher macht. Und: Beide Mannschaften hätten sich auch gerettet, wenn sie am letzten Spieltag verloren hätten. Die konnten zwar beide Spiele gewinnen, mussten es aber gar nicht.

Die letzte Mannschaft, die wirklich 5 Punkte Vorsprung erfolgreich verspielten und überraschend absteigen mussten, war der 1. FC Nürnberg. In der Saison 1998/99. Und wer keine Gänsehaut bekommt, wenn er "Bundesliga Pur" hört, ist kein Fußballfan... oder zu jung. Aber natürlich, weil die DFL was Internetvermarktung absolute Kacknoobs sind, gibt es nur die Radiokonferenz online zu finden. Und eine Zusammenfassung der Zusammenfassung von Kicker.de.

Wir reden hier aber von dem LEGENDÄRSTEN Abstiegskampf aller Zeiten. Wenn Heidenheim das noch dreht und sich den direkten Klassenerhalt sichert, wird das sofort auf Platz 2 der "spektakulärsten Aufholjagden" einsortiert. Es wäre ebenfalls ein historisches Verkacken von St. Pauli oder Hoffenheim. 

Kann das passieren? Bestimmt. Aber es sollte auch jedem bewusst sein, dass wir etwas Historisches erleben würden, wenn das passiert, weil es eben verdammt unwahrscheinlich ist. Und das sollte man auch vorher den Leuten erklären.

Und dann... ist es am Ende egal, weil sich die Mannschaften in der 2. Liga ja so absurd schwach sind, dass eine Niederlage in der Relegation eigentlich ausgeschlossen werden muss. Die stellen sich kollektiv noch dümmer an, als der HSV!! Das ist eigentlich physikalisch unmöglich. Nüchtern betrachtet geht es nur noch darum, ob Heidenheim oder Kiel über die Relegation die Klasse hält. Wer euch was anderes erzählt, will euch nur Abos verkaufen, betreibt aber keinen seriösen Journalismus.

Montag, 10. März 2025

Weil das ja letzte Woche nicht absurd genug war

Legt die Bundesliga dieses Wochenende kollektiv nach: zum 2. Mal infolge gab es keinen einzigen Heimsieg. Da die Spieltage mittlerweile so schön aufgesplittet sind, haben wir 19 Bundesligaspiele am Stück ohne einen einzigen Heimsieg. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass das 4:0 der Bayern gegen Eintracht Frankfurt so ein historisches Event werden würde, hätte ich vielleicht sogar eingeschaltet. Und als Nächstes gibt es St. Pauli gegen Hoffenheim. Die Kiezkicker stehen bisher bei 2 Heimsiegen in der Saison, diese Serie könnte also locker noch ausgeweitet werden.

Die Bayern zeigten uns nebenbei, wie ernst sie die Bundesliga noch nehmen, als sie Thomas Müller aufgestellt haben. Wobei ich noch einer Einschätzung zur Müller Situation abliefern muss. Sie wollten anscheinend nachweisen, dass man doch Meister werden kann, wenn man Punkte gegen den VfL Bochum liegen lässt. Noch deutlicher kann man Bayer Leverkusen nicht vorführen. 

Die wirkliche Arroganz zeigte sich aber auf der anderen Seite des Feldes: Man hatte da die Gelegenheit, dass sich ihr neuer, junger Torwart mit der sowieso eher wackligen Abwehr einspielen kann. Stattdessen bot Vincent Kompany eine Viererkette auf, die garantiert so nie wieder zusammenspielen wird.
Wenn man da noch bedenkt, dass selbst den plötzlich völlig harmlosen Leverkusenern am Mittwoch eine Großchance auf dem Silbertablett serviert wurde...

Und ja, auch wenn Florian Wirtz jetzt ausfällt, so lieferten die Bayern allen Fans der spannenden Spiele einen schönen Hoffnungsschimmer. Denn sie haben mal wieder nachgewiesen, dass sie gegen jede Mannschaft der Welt 3 Gegentore kassieren können.

Der VfL Bochum hat damit nebenbei die Bayern geschlagen. Und vorher Borussia Dortmund. Dazu haben sie gegen RB Leipzig und Bayer Leverkusen ein Mal unentschieden gespielt. Nur gegen den VfB Stuttgart konnte man noch keinen Punkt ergattern, das Rückspiel steht aber noch aus. Damit hat die Mannschaft, die die gesamte Hinrunde über wie ein sicherer Absteiger aussah, 8 Punkte gegen die 5 Champions League Teilnehmer geholt. 8 von 20. Und nebenbei hat man 10 Tore erzielt. Wenn die gegen alle Vereine so gut abschneiden würden, könnte man glatt in die Conference League einziehen...

An der Stelle muss ich aber mit höchstem Respekt die Entwicklung der hier häufig kritisierten Bochumer loben. Ich hatte mich da ja relativ weit aus dem Fenster gelehnt und behauptet, dass die 3 Punkte am grünen Tisch aus dem Berlin Spiel am Ende egal sein werden. #PassivesAbseitsleserwissenesexklusiv. Denn das war ja der erste Sieg nach 14 Spieltagen. Das sah halt nicht so aus, als würden die 2 zusätzlichen Punkte am Ende den Unterschied ausmachen. Jetzt hat Bochum nur eines seiner letzten 5 Bundesligaspiele verloren. Sie haben in dieser Phase 6 Punkte geholt. Da sind sie tatsächlich auf Augenhöhe mit RB Leipzig und Borussia Dortmund. Eintracht Frankfurt hat im selben Zeitrahmen nur 4 Punkte geholt. 

Und es ist ja nicht so, dass man eine günstige Phase im Kalender abgegriffen hat und gegen direkte Konkurrenten in Heimspielen die Punkte geholt hat. Im Gegenteil: Das Heimspiel gegen Hoffenheim war die einzige Niederlage in dieser Serie. Selbst der FC St.Pauli hat mittlerweile gemerkt, dass sie doch wieder was machen müssen, um doch die Klasse zu halten. Deren Plan war es ja anscheinend, den Klassenerhalt ohne eigene Treffer zu sichern. Diesen Sidequest haben sie jetzt doch abgebrochen.

Aber "Tore schießen" scheint ja gerade eher ein zweitrangiges Ziel zu sein. Serien ohne Gegentreffer sind der neue, heiße Scheiß. Denn sowohl der FC Augsburg als auch der SC Freiburg haben da gerade einen neuen Vereinsrekord aufgestellt. BEIDE sind seit 6 (!) Spielen ohne Gegentreffer. Das ist noch absurder als die 19 Spiele am Stück ohne Heimsieg. In Asien soll man ja auf alles wetten können...

Bleibt noch als letztes Highlight die neuste Aussage vom besten Führungsspieler aller Zeiten, Emre Can. Der hielt diese Woche essenzielles fest: "Den Fans kann man auf keinen Fall etwas vorwerfen." Die Kurve hat er gerade noch so bekommen. Die Fans in Dortmund gehen im Gegensatz zur Mannschaft auch dahin, wo es weh tut... ins Stadion halt. Und sie haben noch nie nur das Nötigste getan.

Dann spielt er noch das "Bloß nicht von Mentalität reden" Bullshit-Bingo: "Das liegt alles im Kopf. Das hat mit der Einstellung zu tun." Gut, dass wir das mal geklärt haben. Wo sie in Dortmund jetzt, also nach 9 Monaten, endlich erkannt haben, woran sie arbeiten müssten, könnte es ja endlich auch Fortschritte geben.

Dienstag, 4. März 2025

Schon faszinierend, wie das gerade ausgeht.

 Also gerade weil dieser Turniermodus noch so neu ist, ist es auch einfach interessant, wie sich der Turnierbaum gerade entwickelt. Denn eigentlich ist es ja ausgeschlossen, von "Losglück" zu sprechen, wenn man anhand seiner Vorleistungen quasi platziert wird. Ganz praktisch ist es für die Bayern relativ egal, ob sie gegen Atlético Madrid oder Bayer Leverkusen spielen. Beides wären anspruchsvolle Aufgaben gewesen. 2016 scheiterte man im Halbfinale an Diego Simeones Truppe, nachdem man in der Gruppenphase 1:1 gespielt hat. Nur 2020 gab es einen dominanten 4:0 Sieg. Das war das einzige Spiel seit dem Wiederholungsfinale 1974, welches mit mehr als einem Tor Unterschied gewonnen wurde. 
Ein angenehmes Los sieht definitiv anders aus. Dieser so ekligen Truppe will man definitiv aus dem Weg gehen. Und das ist ein Kompliment für die Mannschaft.

Stattdessen bekommt man es jetzt mit Bayer Leverkusen zu tun. Gegen ist die man seit 6 Spielen sieglos. Oder anders ausgedrückt: Xabi Alonso hat als Trainer noch nie gegen den Rekordmeister verloren. Das ist seit einigen wenigen Jahren die eine deutsche Mannschaft, die nicht vor Ehrfurcht erstarrt, wie sich das eigentlich gehört. Für die Bayern wäre Atletico da echt das entspanntere Los gewesen, weil man nach einem Ausscheiden nichts von einer Wachablösung lesen müssten. Die Bayern als "Mia san Mia" Fetischisten werden es aber eher als Gelegenheit sehen, das letzte Jahr endgültig zu reparieren und die allgemeine Ordnung wieder herzustellen. 

Für die Bundesliga als Ganzes kann man aber definitiv von Losglück reden, auch wenn das auf den ersten Blick absurd wirkt. Denn die andere Option wäre Bayer gegen Real Madrid gewesen. Und Real ist von den "Playoff Teilnehmern" die gefährlichste Mannschaft. Bayern wäre in diesem Fall auf Augenhöhe, Bayer als Außenseiter in die Runde gegangen. Die Wahrscheinlichkeit, dass keiner von beiden weiterkommt, ist verdammt hoch. So gehört garantiert eine deutsche Mannschaft zu den besten 8 in Europa. Da kann man sich dann wieder internationale Relevanz einreden.

Auf der anderen Seite hat Borussia Dortmund sich mit den international ja sehr ordentlichen Leistungen ein relativ leichtes Los erarbeitet. Lille ist dabei wahrscheinlich noch etwas leichter, als Aston Villa. Nebenbei sicherte man sich diesen Platz, weil man 2 Tore mehr als Real Madrid erzielt hat. Was vor allen Dingen lustig ist, weil Real die Dortmunder ja 5:2 geschlagen hat. Bei einem 6:2 wären sie an den Dortmundern vorbeigezogen. Nur um zu verdeutlichen, wie eng das war. 

Dabei hat Dortmund realistisch gesehen gar nicht mehr gemacht, als seine "Pflichtsiege" geholt. Also gegen alle Mannschaften, die in der Tabelle vor ihnen standen, war man unterlegen. Und da ist am Ende auch Atalanta Bergamo dabei, die 9. wurden. Also nur um zu verdeutlichen, dass Dortmund unter den Top 8 in Europa eigentlich nichts verloren hat. Jetzt müssen sie aber nur einen relativ leichten, geradezu machbaren Gegner ausschalten, um genau diesen Status zu erwerben.

Das ist gerade bei Dortmund völlig absurd, denn es wäre ja das 2. Top 8 Finish nacheinander. Also nur um das mal zu verdeutlichen: Manchester City kann das gerade nicht von sich behaupten. Eine der beiden Mannschaften aus Madrid wird definitiv auch im Achtelfinale scheitern. 
Theoretisch sollte es unmöglich für die Dortmunder sein, eine schlechte Saison zu spielen, wenn sie unter den Top 8 in Europa landen. Praktisch haben sie trotzdem schon 2 Mal den Trainer entlassen, weil die Bilanz in der Bundesliga so absurd mau ist. 

Das beweist aber auch nur, wie frustrierend diese Mannschaft ist. Denn auf internationaler Bühne beweist sie regelmäßig, dass sie zu mehr imstande ist, als Platz 5 und Platz 10 in der Bundesliga.

Aber im Großen und Ganzen bleibt festzuhalten: Auch wenn das Losglück im neuen Modus weitestgehend eliminiert wurde, so hatte Deutschland doch das maximale Losglück, dass man noch haben kann. Vor allem wenn man bedenkt, dass der FC Liverpool als Belohnung für einen souveränen Gruppensieg ein Date mit Paris St. Germain bekommen hat, anstatt auf Benfica Lissabon zu treffen.

Nebenbei geht es für eine deutsche Mannschaft im Viertelfinale gegen den Gewinner aus dem Duelle Feyenoord - Inter. Also falls das mit dem Losglück für die Bundesliga noch nicht offensichtlich genug war.

Montag, 3. März 2025

Da halten sich alle an das Skript

 Also wirklich alle. Holstein Kiel feiert seinen ersten Auswärtssieg in der Bundesligageschichte, weil Union sich weiter solidarisch zeigt und allen Kellerkindern 3 Punkte zuschiebt.

Werder Bremen schießt Marius Müller berühmt. Der absolvierte mit 31 Jahren 5 Bundesligaspiele, war aber trotzdem besser als Michael Zetterer, der letztens in die Nationalmannschaft gelobt werden sollte.

Borussia Dortmund bietet 2 gute Spiele infolge an. Und gewinnt damit zum ersten Mal in dieser Saison 2 Bundesligaspiele am Stück.

Eintracht Frankfurt hält an und für sich gut mit, aber auch 8 Minuten lang Respektsabstand zu Bayer Leverkusen. Stuttgart gönnt sich gegen den Rekordmeister zu viele Aussetzer.

Heidenheim ist halt derzeit nicht wirklich bundesligatauglich, hatte aber ein Heimspiel, das war also egal. Bochum hat unter der Woche genügend Punkte bekommen, da kann man das Wochenende ja ruhig angehen lassen und sich ein "Kacktor statt Tor des Monats" ins Netz legen. Arnd Zeigler ist begeistert.

RB Leipzig... macht RB Leipzig Dinge. 

Jetzt musste nur noch der SC Freiburg als letzte Ansetzung in Augsburg gewinnen und dann hätten wir 9 Auswärtssiege an einem Wochenende gehabt. Eine Statistik aus der "In Asien kann man ja auf alles wetten" Kategorie. Und dann liefert Freiburg eine seiner patentierten Gurkenspiele ab. In denen lange Zeit einfach nichts zusammenpasst und man zu spät in Fahrt kommt. Irgendwo hat deswegen jemand verdammt viel Geld verloren.

Bei RB Leipzig frage ich mich mittlerweile, welche Leichen Marco Rose so im Keller zu liegen hat. Kennt der das Red Bull Rezept und droht mit der Veröffentlichung, falls sie ihn entlassen? Also ernsthaft: Das erste Mal hätte man nach dem Ausscheiden in der Champions League über den Trainer reden können. Denn dass man bereits im Dezember keine Chance mehr auf ein Weiterkommen hatte, ist ein ganz schlechtes Zwischenzeugnis. Aber gut, Rose ist irgendwie ein verdienter Trainer und man war ja zumindest in der Bundesliga im Soll.

Dass man dann aber in Bochum einen drei Tore Vorsprung herschenkt und dort nur unentschieden spielt, muss einem doch zu denken geben. Das ist jetzt aber auch schon wieder 6 Wochen her. In diesen 6 Wochen hat man ein einziges Bundesligaspiel gewonnen, aber Rose soll auch gegen den SC Freiburg an der Seitenlinie stehen.

Was mich vor allen Dingen beunruhigen würde: Dieses Spiel vom Wochenende habe ich nicht zum ersten Mal gesehen: RB spielt eine ordentliche bis gute erste Halbzeit und liegt deswegen verdient in Führung. Dann verliert man völlig den Faden und wird in der 2. Halbzeit fast schon vorgeführt... bevor man sich kurz vor Schluss wieder fängt und immerhin noch ein paar Chancen kreiert. Das Spiel gegen Bochum lief genau so. Das Spiel gegen Stuttgart die Woche davor auch. Wobei man sich da noch 2 Platzverweise abholte. Den einen über- den anderen unmotiviert.

Gegen Heidenheim und Leverkusen lief es derweil andersherum: Da war die erste Halbzeit eher grausam, aber man kam nach einem 2-Tore-Rückstand jeweils zurück. Dass man gegen Heidenheim nie derart in Rückstand geraten darf, ist dabei egal: Gegen den Meister hat man einen 2-Tore-Rückstand aufgeholt, das macht doch Mut! 

Fakt ist: RB hat seit Ewigkeiten keine ordentliche 90 Minuten mehr abgeliefert. Und Rose hat keinerlei Mittel, um einzugreifen, wenn seine Mannschaft nach der Pause den Faden verliert, obwohl doch das genau sein Job ist. Da fragt man sich irgendwie schon, was noch alles passieren muss, damit es hier einen neuen Input von außen gibt. 

Und es sieht ja gerade nicht so aus, als würde Rose über den Sommer hinaus weiterarbeiten dürfen und können. Da fragt man sich schon, warum man die Qualifikation für die Königsklasse riskiert. Von einem Konstrukt wie RB hätte ich da irgendwie mehr Entschlossenheit erwartet.

Montag, 17. Februar 2025

Die Partei DIE PARTEI ist eine Satire-Partei

 Deren Wahlprogramm kann also nur in einer Satire-Liga umgesetzt werden. Also hier die Worst of "Für Europa reicht's" Edition:

 Heidenheim nimmt das gerade am wörtlichsten. Also die verkacken in der Liga nur. 5 Niederlagen infolge. Nur 1 Sieg aus den letzten 17 Bundesligaspielen. Selbst gegen Borussia Dortmund verlieren die... Das muss man als Abstiegskandidat erstmal schaffen. Das Krasseste daran: Bevor der Verein Europa für sich entdeckt hatten, sah es so aus, als hätte Tim Kleindienst sich verwechselt. Denn Heidenheim startete mit 3 Siegen aus den ersten 5 Spielen in die Saison. Aber dann begann die Gruppenphase der Conference League und da dachte man sich: Ist ja viel spannender hier.

Die rationale Antwort ist, dass diese Mannschaft einfach nicht mit der Doppelbelastung klarkommt. Wäre das nicht der Moment, in dem man den europäischen Wettbewerb ab schenken und seine B-Elf schicken sollte... Nun ja... das versuchte Heidenheim mehr oder weniger schon übers gesamte Jahr, indem man heftigst rotiert. In Kopenhagen stand sogar der Ersatztorwart Frank Feller im Tor. Wie schon im Hinspiel in der Qualifikation. Frank Schmidt versucht echt alles, um endlich auszuscheiden und die Mission Klassenerhalt anzugehen... nur nützt es halt nichts, denn für Europa reicht's. In 2 Jahren spielen sie dann als Drittligist in der Champions League, obwohl sie krampfhaft seit Jahren versuchen, einfach nur auszuscheiden.

Selbst die glorreichen Bayern haben sich mit diesem Virus infiziert. Zumindest zeigen sie leichte Symptome. So krass dominiert wie an diesem Wochenende wurden sie in der Bundesliga jedenfalls seit dem letzten Besuch in Leverkusen nicht mehr. Das ist immerhin schon ein Jahr her! Und klar, Bayer perfektioniert gerade das "Am Tor vorbeischießen" besser als jede andere Mannschaft. All die Chancen sind schon Hochkaräter, aber meistens gehen die Bälle ganz knapp neben den Kasten. Wenn man die Bundesliga durchgespielt hat, kann man auch so Nebenmissionen wie "Treibe deinen Expected Goals Wert nach oben, ohne dass der Torhüter eingreifen muss" annehmen. Und nach dieser Statistik hat man 2,65 zu 0,06 gewonnen. Viel wichtiger für diesen Beitrag ist allerdings der Fakt, dass die Bayern einen Wert von 0,06 hatten. Das ist der niedrigste Wert in dieser Saison. Also um das mal zu verdeutlichen: Die hoffnungslos unterlegenen Hoffenheimer waren bei ihrem 0:5 neulich dichter an einem Treffer, als die Bayern an diesem Samstag.
Das ist nebenbei tatsächlich der beste Wert der Saison. Also wenn man das Ziel hatte, keinerlei Torgefahr auszustrahlen. Gefolgt von den 0,14, die sich Augsburg gegen die Bayern erarbeitet hat... und dem Hinspiel, wo Bayer Leverkusen mit 0,16 erwartbaren Toren ein 1:1 holte.

Natürlich kann das den Bayern völlig egal sein, denn die Meisterschaft ist ihnen spätestens nach dieser Leistung nicht mehr zu nehmen. Kein Harry Kane Fluch kann das verhindern. Und in der Champions League hat man ja gewonnen. Die können also mit gutem Gewissen behaupten: Für Europa reicht's, aber für die Liga auch.

Optimiert wird dieser Slogan gerade bei Borussia Dortmund. Die sind halt einfach nicht in der Lage, 2 gute Spiele nacheinander abzuliefern, was schlecht ist, wenn man ständig am Mittwoch ran muss. Jetzt haben sie ihre Niederlage bei Holstein Kiel mit einer Niederlage in Bochum veredelt. Sie haben also wirklich gegen den Tabellenletzten UND -vorletzten verloren. Aber Sporting Lissabon souverän geschlagen. Was soll man dazu noch sagen?

Hier muss man nebenbei das Missverständnis der Woche aufklären. Denn Niko Kovač hat ja anscheinend gesagt, dass sich ein Julian Brandt in der "Range" von Jamal Musiala und Florian Wirtz befindet. Also nicht von der Range, die Musiala an diesem Wochenende auf den Rasen gezaubert hat. Und die Kommentarspalten eskaliert und wirft Kovač totale Ahnungslosigkeit vor. Transfermarkt.de will ja in dieser Aussage sogar ein "Lob" gehört haben. Dabei fällt das wichtigste unter den Tisch: „Natürlich muss er es Woche für Woche beweisen.“ Aber Kovač dürfte das nicht als Lob, sondern als Challenge gesehen haben. Denn an den guten Tagen ist diese Aussage durchaus seine Berechtigung. Brandt hat schon 8 Saisons mit mehr als 10 Scorerpunkten in seinem Lebenslauf stehen. Sein Höhepunkt waren 7 Tore und 14 Vorlagen in 33 Spielen. Das war noch im Trikot von Bayer Leverkusen, ist aber einfach beeindruckend. Denn selbst Wirtz kam in seiner bisher besten Saison auf 23 Scorerpunkte

Brandt hatte durchaus die Anlagen, um den deutschen Fußball zu prägen. Er hat aber seine beste Saison mit Anfang 20 gespielt. Das macht ja seine Stagnation und sein totales Abtauchen in dieser Saison so frustrierend. Und Kovac versucht jetzt den Youngstar, der ja noch irgendwo in diesem Spieler stecken muss, wieder herauszukitzeln. 

Da muss ich dann auch Lothar Matthäus und seinem "Der ist immer Talent geblieben" widersprechen. Denn spätestens in dieser Saison muss man in Dortmund zugeben, dass Brandt sich zurück- anstatt weiterentwickelt hat. Als Talent war er wesentlich besser.

Die 3 Europacup-Teilnehmer erzielten also zusammen 0 Tore und holten einen Punkt. Das sind Bilanzen, die wir sonst nur von Abstiegskämpfern kennen. Aber das ist ja nur die eine Ebene des "Für Europa reicht's" Konzepts.

Denn RB Leipzig spiegelt das Ganze: Sie haben sich in der Champions League mehr oder weniger blamiert und verpassten frühzeitig die K.O. Phase. Es reichte halt nicht. Aber in der Liga liegt man trotzdem auf Platz 4. Nicht nur das man hält diese Position, obwohl man nur eines seiner letzten 6 Spiele gewonnen hat. Aber hier ist das völlig absurde: Diese Serie begann ja mit der Niederlage gegen den VfB Stuttgart am 17. Spieltag. In der Rückrundentabelle steht RB Leipzig trotzdem VOR dem VfB und auch der Borussia aus Dortmund. Also haben sie mit einem Sieg in 5 Spielen ihren Vorsprung auf die realistisch härtesten Konkurrenten ausgebaut. Auch auf die wirklichen Verfolger aus Mainz hat man auf Distanz gehalten. Auf Freiburg hat man lediglich 2 Punkte verloren.

Und ja, Mainz und Freiburg haben gerade Platz 4 im Visier, weil offensichtlich keiner nach Europa will. Selbst bei den Nurgrünversiften Radfahrern und dem Karnevalsverein heißt es gerade: Für Europa könnte es reichen.

Montag, 20. Januar 2025

Worst of des "Immerhin wurde es nicht schlechter" Wochenendes

 Die 2. Halbzeit war doch "in Ordnung". Wie schon gegen Bayer Leverkusen und Holstein Kiel. Das sind doch...

Ok, genau genommen gab es nur einen Fortschritt: dass man dieses Mal keine 3 Gegentore in der ersten Halbzeit kassiert hat. Was auch nur bedingt eine eigene Leistung ist, denn die erste Einladung zum Gegentreffer wurde in der ersten Minute von Gregor Kobel versendet. 

Und klar, in der 2. Halbzeit konnte man die Eintracht tief in ihre eigene Hälfte drängen. Oder Frankfurt überließ den Dortmundern das Feld. Das ist eine reine Frage der Betrachtung.  Wirklich viel kam dabei aber nicht rum... außer die Hoffnung, dass es für Kleinigkeiten Elfmeter gibt.

Gerade das "Foul" an Serhou Guirassy ist auch bezeichnend: Anstatt sich mit Wucht und Dynamik durchzusetzen, lässt er sich beim geringsten Kontakt fallen. Oder anders ausgedrückt: Anstatt selber eine Entscheidung zu erzwingen, hofft er darauf, dass der Schiedsrichter schon helfen wird. Und wenn selbst Nuri Şahin hinterher einsieht, dass das kein Elfer war, beweist das nur, dass Guirassy nicht wegen des Kontaktes, sondern wegen der Gelegenheit gefallen ist. Bei Gittens Dribbling in den Strafraum sieht die Dortmunder Brille das natürlich anders, aber auch da ist der Angreifer auf nichts außer ein Foul aus. Und wenn das deine beiden "besten" Offensivaktionen waren, war es auch in Halbzeit 2 nicht wirklich gut.

So langsam versteht man auch, warum Vorgänger Edin Terzić diesen Sicherheitsfußball spielen ließ. Denn aggressives Pressing ist mit dieser Dortmunder Mannschaft einfach nicht vernünftig. Es ist faszinierend, wie immer wieder alles zusammenbricht, sobald ein Mal eine Pressinglinie überspielt wird. Gegen Leverkusen kassierte man so das 2. Tor. Gegen Frankfurt greift man vor dem 1:0 auf Höhe der Mittellinie nicht aggressiv genug zu und steht dann de facto blank. 

Und das war nicht der einzige Moment, wo plötzlich viel zu viele Frankfurter auf die Dortmunder Kette zuliefen. Da muss man als Trainer doch irgendwann mal merken, dass die Mannschaft in der derzeitigen Verfassung und Formation nicht vernünftig pressen kann.

Ein paar Fortschritte gab es aber schon. Emre Can und Guirassy sahen Gelbe Karten. Für aggressive Zweikämpfe? Natürlich nicht, sondern für übertriebenes Meckern. Oh und Julian Brandt wurde schon nach 70 Minuten ausgewechselt...
Also klar, ich schieße mich gerade voll auf Brandt ein. Aber er ist gerade auch das Gesicht des Fehlstarts. Allein schon, weil er im Gegensatz zu vielen anderen an allen 3 Spielen teilnehmen konnte. Oder musste. Was absurd ist, denn Sahin hat ja nach der "beschämenden" Nicht-Leistung "Konsequenzen" angedroht hat. Das offensichtliche wäre ja den Torschützen zum 1:2, Gio Reyna, anstelle der bisher größten Enttäuschung der Rückrunde zu bringen. Man ersetzt den Mann, der mit seinem Ballverlust das Elend gegen Kiel eingeleitet hat, durch den Mann, der fast noch das Comeback ermöglicht hätte. Das drängt sich geradezu auf. Reyna saß stattdessen zur Belohnung 88 Minuten lang auf der Bank...

Reyna hat nebenbei in 159 Minuten genauso viele Tore erzielt, wie Brandt in 1237... Ohne dass Brandt jetzt absurd viele Torvorlagen gesammelt hat. Und hey, vielleicht trainiert Brandt überragend, während Reyna da deutlich macht, dass er eigentlich keinen Bock hat. Aber bei dem, was wir bisher gesehen haben, ist es nicht nachvollziehbar, warum Brandt anscheinend einen Freifahrtschein hat...

Aber gut, immerhin hat man keine 3-Tore-Führung verspielt... gegen den Tabellenletzten. RB Leipzig hält also den Traum von der Champions League Qualifikation für Dortmund am Leben...
Bei Marco Rose kam an diesem Wochenende plötzlich der ehemalige Dortmund Trainer durch. "Das ist eine Frage der Haltung, da muss keiner mit Mentalität kommen"... Ja, er hat den "Wir nutzen haufenweise Synonyme, aber verweigern es von Mentalität zu reden" Joker genommen, den sonst nur Dortmund nutzt.
Noch geiler ist echt nur seine "Als Trainer sitzt du manchmal nur auf dem Beifahrersitz." Also ein guter Beifahrer hat den Überblick über die Fahrt, reicht dem Fahrer Getränke... und wenn der Fahrer sich verfährt, greift man halt ein und zeigt ihm den richtigen Weg. 

Am besten wird das an den Wechseln deutlich: Dieter Hecking bringt mit Holtmann den entscheidenden Impuls, damit der Bochumer Wagen in die richtig abbiegt. Rose wartet auf das 3:3, bis er seine 2 guten Optionen von der Bank bringt. Auch wenn die Leipziger Bank erschreckend dünn aussieht, so wäre doch gerade Yussuf Poulsen ein Spieler, der genau für die nötige Mentaliähh Haltung steht, die man braucht, um das Spiel nicht aus der Hand zu geben.

Wobei man das "erschreckend dünn" auch relativieren muss. Mit El Chadaille Bitshiabu und Lutshaerl Geertruida saßen zwei Spieler auf der Bank, die allein jeweils mehr Ablöse gekostet haben, als der gesamte Bochumer Kader... Wenn Rose für diese Spieler keinerlei Verwendung hat, ist er vielleicht nicht der perfekte Beifahrer.

Zu guter Letzt noch aus der neuen, beliebten Serie "In China kann man ja auf alles wetten": der 1. FC St. Pauli ist offizielle Baden-Württemberg Meister. Denn sie haben alle 4 Spiele in diesem Bundesland gewonnen. Sie haben in Freiburg, Hoffenheim, Stuttgart und Heidenheim gewonnen. Und ja, ich habe auch dieses Wochenende erfahren, dass Heidenheim in diesem Bundesland liegt. Fußball gucken bildet! 

Wer das als Kombiwette auf seinem Schein hatte, ist jetzt jedenfalls reich. Ich wollte es nur erwähnt haben. Wirklich absurd wird es ja, wenn man sich die Bilanz im "restlichen Deutschland" anguckt: Da ist St. Pauli bei einem Sieg, 2 Unentschieden und 11 Niederlagen... unter anderen gegen Heidenheim. Können die eigentlich für den Rest der Saison spontan umziehen?

Donnerstag, 16. Januar 2025

In der Bundesliga gibt es wenig Neues.

 Also ja, die Dortmunder Abwehrspieler sind zurück... Julian Brandt leistet sich trotzdem einen leichtfertigen Ballverlust, der direkt zum 1:0 führt. Und danach kassiert man bis zur Pause noch 2 weitere Tore. Läuft bei denen. 

Der wievielte komplette Systemabsturz des Jahres war das eigentlich? Und viel wichtiger: Saß Edin Terzić nicht im Block und konnte sofort helfen? Wobei man ja fairerweise erwähnen muss, dass auch der die strukturellen Probleme nicht dauerhaft lösen kann. Aber mittlerweile steht man auf Platz 10. Am Freitag kommt Eintracht Frankfurt...
Vielleicht sollte Dortmund in den Omar Marmoush Poker einsteigen. Also als Hilfe für Manchester City: Wie, das scheitert an 10 Millionen? Hier habt ihr die für irgendeinen U17 Spieler, Hauptsache Marmoush ist vor Freitag schon weg und verbringt die Rückrunde nicht komplett in Frankfurt.

Denn eine andere Sache wurde in dieser Woche auch deutlich: Die Top 3 der Bundesliga sind schon verdammt gut. Also für Bundesligaverhältnisse. Leverkusen gewinnt auch die hässlichen Spiele. Bayern schenkt Baumann seine 4+x Tore ein, damit alle Angreifer sich besser in den Vertragsverhandlungen positionieren können. Und Frankfurt macht in der Konstellation schon Laune. Der größte Hoffnungsträger für den BvB ist und bleibt RB Leipzig

Wo ich mich langsam frage, wie die reagieren, wenn Platz 4 ernsthaft in Gefahr gerät... und viel Spielraum haben sie ja nicht mehr. Wobei man an der Stelle auch anmerken muss: Die Leipziger können sich quasi komplett auf die Liga konzentrieren. Sie haben noch 2 "Pflichttermine" in der Champions League, aber ihr Ausscheiden ist schon perfekt. Ab Ende Januar haben sie maximal 2 weitere englische Wochen im Kalender. Auch wenn Marco Rose seine grundlegenden Probleme in Leipzig nicht in den Griff bekommt, kann man immer noch davon ausgehen, dass die im Frühjahr eine Siegesserie hinlegen. Einfach nur, weil sie deutlich frischer sein werden, als man das vor der Saison erwartet hat. Und gerade wenn man viel mit jungen, emotionalen Spielern arbeitet, macht sich so was oftmals bemerkbar.

Da muss sich die Borussia gut überlegen, ob sie auch gegen St. Pauli aus Solidarität 3 Punkte verschenken. Wenn sie es jetzt aber nicht machen, ist es auch irgendwie Wettbewerbsverzerrrung...
Was den Dortmundern wirklich zu denken geben sollte: Die spielen praktisch dieselbe Saison, wie letztes Jahr. Sie sind nur noch ein bisschen schlechter. Also international stehen die ja verdammt gut da. Minimal besser als die Bayern. Wenn man gegen Bologna und Donezk die erwartbaren 6 Punkte holt, könnte man der Zwischenrunde aus dem Weg gehen. Aber diese hat man schon sicher erreicht. Aber in der Liga reihen sich die unentschuldbaren Fehltritte aneinander. Was auch nur bedeutet: Nuri Şahin hat für keines der Probleme, die Terzić geplagt haben, eine Lösung gefunden. Dass diese strukturellen Probleme im Kader selbst ein Jürgen Klopp nicht lösen könnte, habe ich ja schon oft genug ausgeführt. Aber unter einem guten Trainer würden sich diese Probleme wenigstens nicht verschlimmern. Und unter Terzić hat man wenigstens ordentlich verteidigt.

Auch beim anderen Dauergast ändern sich die Aussagen nicht wirklich. Sie werden nur dramatischer. Vielleicht ist ihnen selbst aufgefallen, wie unwahrscheinlich es ist, dass die eigenen Fans einen Spielabbruch provozieren wollen, weil sie damit ja ihrem Verein schaden würden. Also bringt Horst Heldt die chinesische Wettmafia ins Spiel. Ernsthaft, Heldt hat tatsächlich Angst davor, dass ein Chinese seine Fans kauft, damit der dann im Stadion einen Spielabbruch provoziert und wahrscheinlich verhaftet wird, weil man da in einem versifften Lokal in Wuhan drauf wetten kann. Das sind die Strohmänner, an die sich Union aufhängt, weil sie keine anständigen Argumente haben, um das Verhalten ihrer Fans zu rechtfertigen. Wir sind von "Es kann nicht sein, dass Fans Gegenstände auf die Köpfe von Spielern werfen" zum "Es kann aber sein, dass die von den Chinesen bezahlt werden und deswegen können wir jetzt nicht dagegen vorgehen" gekommen. Stark.

Vielleicht sollte sich Union mal eher dem eigentlichen Problem zuwenden: Dem Fakt, dass man seit dem 7. Spieltag sieglos ist. Dass man im Januar 2025 plötzlich die schlechteste Mannschaft der Liga stellt. Denn die anderen zeigen ja gerade überraschende Lebenszeichen. Und klar, gegen Dortmund hat Union Berlin auch gewonnen, so gesehen hat Kiel gar nichts Besonderes geschafft. Aber seit dem hat man aber eben nur diese Kieler geschlagen.
Oder ganz direkt gesagt: wenn man gegen 10 Bochumer spielerische Lösungen gefunden hätte, müssten wir diese ganze Diskussion nicht führen. Und die ersten Anzeichen lassen nicht darauf schließen, dass der "Dead Coach Bounce" die Probleme lösen wird.

Vielleicht, ganz verrückter Gedanke, sollte man selber mal damit abschließen und sich auf die eigene Leistung konzentrieren. Denn die sind gerade so schlecht, dass man selbst noch von Bochum eingeholt werden kann. Und da werden Nebenschauplätze, die die Konzentration auf das Wesentliche behindern, nicht helfen

Montag, 13. Januar 2025

Worst of des "Und die legen auch noch nach" Wochenendes

Also nicht auf dem Platz. Da zeigt sich Union dann doch solidarisch: Wenn unsere Fans den Bochumern 3 Punkte schenkt, müssen wir auch den Heidenheimern 3 Punkte schenken. Wenn die jetzt noch gegen St. Pauli und Kiel verlieren, ist doch alles fair abgelaufen.

Aber wie sich die Offiziellen gerade präsentieren. Heute in der beliebten Serie: Wie verspiele ich meine Sympathien bei neutralen Zuschauern? Indem ich weiter absurden Scheiß rede.

Also am meisten stört mich die Relativierung der Vorfälle. Dirk Zingerle hat schon "ganz viele Spiele erlebt hat, wo Spieler getroffen worden sind". Das sei ja nichts Außergewöhnliches, das passiert doch ständig. Dann ist es ja auch nicht so schlimm.

Wenn das so normal ist, dann muss sich da dringend etwas ändern. Dann schafft dieses Urteil einen dringend nötigen Präzedenzfall, an dem sich alle jetzt orientieren können: Wenn ein Spieler mit einem Gegenstand am Kopf getroffen wird, bedeutet dies, dass die Mannschaft des den Gegenstand werfenden Fans das Spiel verliert. 

Und Punktabzüge, was dies de facto wäre, ist halt die einzige Sprache, die Fans verstehen. Denn finanzielle Strafen für ihren Verein nehmen die Ultras ja seit Jahren in Kauf. Und dann wundern die sich plötzlich, dass kein Geld für die neue Flutlichtanlage da ist... Erst wenn ein Verein absteigt, weil die Fans sich nicht benehmen können, wird sich vielleicht was ändern.

Ist das dann Wettbewerbsverzerrung? Ja. Und ich kann gerade Oke Göttlich auch verstehen, denn dem 1. FC St. Pauli könnte dieses Urteil mehr schaden, als Union Berlin. Dass sie als völlig Unbeteiligte davon betroffen sind, ist richtig Scheiße. Aber muss man sich dann in völlig absurden Verschwörungstheorien verlieren? Also Göttlich befürchtet ja "Wiederholungen". Dass andere Fans sich denken: Ich kann in den Wettbewerb eingreifen! Wie geil.

Aber wie soll das denn funktionieren? Solange man sich nicht in die ganz absurden "Vereine schleusen Fans in die gegnerischen Kurven, damit die dann einen Spielabbruch provozieren" Abgründe bewegt, sehen die Szenarien ungefähr so aus:
Dortmund Fans werfen Gegenstände auf den Heidenheimer Torwart, damit die 3 Punkte bekommen und Hoffenheim absteigt. Im Bekennerschreiben wird genau das als Motiv angegeben. Der Fan wird zu Dortmunds Luigi Mangione und alle wollen sein lebenslanges Stadionverbot aufheben.
Die Eintracht Frankfurt Ultras werfen trotz Führung Wurfgeschosse auf den Bayern Torwart Alexander Nübel, weil dies die einzige Variante ist, wie sie die erste Meisterschaft von RB Leipzig, die zeitgleich an den Bayern vorbeiziehen würden, zu verhindern. GEMEINSAM GEGEN RB steht auf dem Feuerzeug. Die waren richtig gut vorbereitet und wussten, was sie zu tun hatten.

Das sind die absurden Szenarien, in denen die Fans es gut finden würden, wenn ihr eigener Verein verliert. Und das muss hier nochmal explizit festgehalten werden: Die Aktion, die zum Spielabbruch führt, wird immer in der ersten Instanz dem eigenen Verein schaden. Wer das seinen eigenen Fans zutraut, sollte mal dringend darüber nachdenken, in was für einem Verein er aktiv ist.

Und ja, Fans fantasieren jetzt über eingeschleuste V-Männer gegnerischer Vereine, die einen Spielabbruch provozieren wollen. Fans dürfen aber auch rein emotional und völlig realitätsfern reagieren. Aber dass Göttlich entweder Angst vor richtig absurden Szenarien hat, oder eben genau dies auch befürchtet, ist ein riesiges Problem. Denn die Führung jedes Vereins sollte in diesen Momenten Ruhe, Sachlichkeit und Weitsicht ausstrahlen. Stattdessen kippt der Mann weiteres Öl ins Feuer. Richtig gut.

Einen völlig absurden Beitrag zu diesem Diskurs brachten dann Mainz 05 und der VfL Bochum ein. Denn die Highlights bestanden fast ausschließlich aus Kopftreffern in verschiedener Intensität. Tim Oermann und Ivan Ordets mussten aufgrund von Kopfverletzungen ausgewechselt werden. Dass Ordets mit einer blutenden Wunde am Kopf 60 Minuten lang weiterspielen durfte, verdeutlicht irgendwie, dass wir Gehirnerschütterungen auch im Jahr 2025 nicht wirklich ernst nehmen. Oermann hat es wenigstens nur kurz versucht, nachdem er wie ein vom Lucky Punch getroffener Boxer zu Boden gegangen war. Da muss man schon festhalten: Kopfverletzungen, die von anderen Spielern verursacht werden, sind harmloser, als Kopfverletzungen, die durch Feuerzeuge verursacht werden...

Und bevor jetzt jemand mit "Guckt mal, jetzt wirft er Drewes doch Schauspielerei vor!" kommt: Tue ich nicht. Ich werfe den Teamärzten vor, dass sie oftmals nicht die Gesundheit ihrer Spieler im Kopf haben. Die wollen nur sicherstellen, dass der Verteidiger weiterspielen kann und das taktische Konzept nicht umgeworfen werden muss. Das ist gerade bei Kopfverletzungen verdammt gefährlich. Aber über CTE im Fußball wird halt nie geredet werden. Also zumindest nicht ernsthaft. Deswegen muss sich der Drewes ja auch die Vorwürfe der Schauspielerei anhören: Wir sehen jedes Wochenende heftigere Kopftreffer, da kann das ja gar nicht so schlimm gewesen sein. Aber gerade bei Kopftreffern sollte man sich solche Kommentare immer verkneifen, denn das Gehirn ist ein verdammt sensibles Instrument. Mittlerweile wissen wir, dass das Schlimmste eine 2. kleinere Erschütterung nach der 1. heftigen ist.
Ich bin da ja seit Jahren für neutrale Ärzte, die gerade bei Kopfverletzungen nur auf die Gesundheit der Spieler achten und diesen das Weiterspielen erlauben oder eine Auswechslung anordnen. Die muss dann auch nicht gegen das Wechselkontingent gezählt werden. Aber Fans werden sofort wieder vermuten, dass dieser "neutrale Arzt" heimlich Fan des größten Konkurrenten ist und deswegen die Spieler ihres Vereins nicht zurück auf den Platz lässt.

Und sonst so? Muss man nochmal festhalten, dass Julian Brandt mal wieder eine hervorragende Gelegenheit hatte, sich als Führungsspieler zu profilieren: Die komplette Abwehr fiel wegen einer Grippewelle aus. Dortmund war extrem ersatzgeschwächt. Das soll jetzt keine Ausrede sein, aber...
Also das wäre jetzt genau der Moment gewesen, in dem Brandt vorne wegmarschiert und seinen Mitspielern halt gibt. Stattdessen war von ihm mal wieder nichts zu sehen. Darauf kann man sich echt verlassen.

Dabei verlange ich nicht mal, dass der demonstrativ in jeden Ball reingrätscht. Aber nehmen wir mal das riesige Loch, dass Tapsoba vor dem 3:0 freispielt. Muss ich von einem Führungsspieler nicht erwarten, dass er seiner neu formierten Defensive hilft, indem er derartige Löcher zumacht? Wenn er das nicht macht, muss er wenigstens so viel Druck aufbauen, dass der Pass nicht sauber gespielt werden kann. Brandt greift aber lieber gar nicht ein, sondern guckt, was wird. Er sieht einen starken Spielzug des Meisters. Genauso wie Brandt bei der Spieleröffnung vorm 0:1 das Spiel nicht an sich reißt, sondern die neu formierte Abwehr mal machen lässt und guckt, was wird.

Das wäre genau das Spiel gewesen, um eine deutliche Weiterentwicklung als Führungsspieler zu zeigen und seine Position in den Vertragsgesprächen zu stärken. Stattdessen wird der Vertrag am Ende nur verlängert werden, weil beide Parteien sonst keine Optionen haben. Und dann gucken sich auch 2026 und 2027 alle verwundert an, wenn Brandt in wichtigen und engen Spielen mal wieder abtaucht....

 

Montag, 23. Dezember 2024

Worst of des "Und dann gewinnen die einfach alle!"

 Also wirklich alle Sorgenkinder dieses Blogs. Inklusive der Bayern gegen eine gute Mannschaft am Freitag. Und Bayer Leverkusen als Tabellenzweiter, wo das doch die Position ist, die traditionell verkackt. Ihr könnt mir doch nicht mein sorgfältig aufgebautes Narrativ kaputt machen. Auch wenn dieses Wochenende die Spitze nur noch weiter zementiert: Die Bayern stehen deutlich auf Platz 1, Bayer Leverkusen auf Platz 2 hat aber auch schon ordentlich Abstand zum Rest der Liga. Und dann kommt das große Hauen und Stechen um die letzten beiden Champions League Plätze... mit zahllosen Kandidaten, die alle eine Gemeinsamkeit haben: Sie sind nicht wirklich gut...

Viel krasser: Kiel, Bochum und St. Pauli haben am selben Spieltag ein Bundesligaspiel gewonnen... Wer das im Januar auf seinem Fußball-Bingo hatte, kann jetzt fett abkassieren. Jetzt sind das auf einmal nicht mehr die schlechtesten Tabellenletzten seit der Einführung der Drei Punkte Regel, sondern ganz normale Abstiegskandidaten... wie langweilig.

Gerade das Kiel plötzlich 5 Tore in einem Spiel erzielt... Das ist mehr als ein Viertel ihrer insgesamt erzielten Tore. Und löst in Augsburg eine gewisse Panik aus. Augsburg hat nebenbei nur eines der letzten 7 Bundesligaspiele gewonnen... und das gerade so gegen Bochum. Da ist es schon mutig, eine Jess Thorup im Januar "an der Wende versuchen" darf. 

Auch wenn es, was hier eingeschoben werden muss, sachlich vernünftig ist, denn Augsburg liegt 6 Punkte vor dem Relegationsrang und damit voll im Soll. Nur wurden sie auch von einer Mannschaft abgeschossen, die in den letzten Wochen hoffnungslos überfordert war. Beide Aussagen können gleichzeitig wahr sein...

St. Pauli bediente sich des Standardplots des Samstag Nachmittags: Der Gegner lies einfach nur so viele Chancen aus, dass sie quasi gewinnen mussten, obwohl sie eigentlich gar nicht wollten. Mainz gewann nach demselben Prinzip in Frankfurt. Beide Mannschaften können sachlich nicht erklären, wie sie diese 3 Punkte geholt haben... Aber sie haben die Punkte jetzt halt auf dem Konto.

Das ist halt das absurde am Fußball: Man kann als deutlich schlechtere Mannschaft trotzdem gewinnen. Also nicht immer, aber ein Mal pro Saison. Außer man ist Real Madrid, dann geht das immer.

Die eigentlich schlimmste Erkenntnis ist ja, dass Heidenheim mittlerweile genauso schlecht ist, wie Bochum und Kiel. Also sie haben gegen beide verloren. Und 9 der letzten 10 Bundesligaspiele. Nur gegen das ebenfalls nur dürftig abliefernde Hoffenheim gab es einen Punkt. Es fällt halt nur keinem auf, weil es halt auf dem Dorf passiert.

Dabei lässt sich der Einbruch in Heidenheim genau festhalten: Es begann nach dem ersten Gruppenspiel in der Conference League. Der im Sommer beachtliche Aderlass mit den Abgängen von Kleindienst und Beste lässt sich anscheinend nur kompensieren, wenn man nicht unter der Woche antreten muss. Da ist es schon sehr ungeschickt, dass man sich für die Bonusrunde qualifiziert hat. 

Jetzt bleibt die spannende Frage im Raum, ob man sich bis zum 21. Spieltag ein ordentliches Polster aufbauen kann, damit man sich ein Weiterkommen in Europa überhaupt leisten kann. Andererseits... stehen Union Berlin, Werder Bremen, St. Pauli und Augsburg in den nächsten 4 Spielen auf dem Plan. Das könnte also wirklich klappen.

Wobei man an der Stelle nochmal festhalten muss: Werder Bremen ist wirklich gut. Das habe ich nicht unbedingt kommen sehen. Aber Ole Werner sichert sich gerade sein Einkommen für die nächsten 6 Jahre... weil er wirklich ein guter Trainer ist. Er hat aus einem angehenden Marius Ebbers Angreifer einen Topscorer gemacht. Marvin Duksch ist bei 14 Torvorlagen im Jahr 2024. Mitchell Weiser macht im plötzlich nochmal Fortschritte, die es nicht vollkommen lächerlich erscheinen lassen, dass er mal zur Nationalmannschaft eingeladen werden könnte... aber er hat sich ja für Algerien entschieden. Jens Stage trifft plötzlich als zentraler Mittelfeldspieler konstant...

Das sind alles Entwicklungsschritte, die nicht unbedingt erwartbar waren. Also verglichen mit einem Romano Schmid, der noch relativ jung ist und bei dem man noch deutliche Fortschritte erwarten konnte. Der nächste Schritt ist es dann, diese Leistungen als Mannschaft konstant anzubieten. Aber Werder könnte echt auf einem richtig guten Weg sein. 

Montag, 16. Dezember 2024

Worst of des "Und dann pfeifen die kollektiv" Wochenendes

 Das ist ja wie beim Verfassungsschutz hier: Das sind alles bedauerliche Einzelfälle.

Gebt mir ein EINZELFALL! EINZELFALL!

Ernsthaft, was gerade um den Feuerzeugwurf von Berlin abgeht, ist absolut erbärmlich. Ich habe den Scheiß nebenbei Live bei Sky gesehen. Das einzige, was da entschuldbar ist, war die direkte Reaktion des Berliner Blocks, aus dem das Feuerzeug kam. Also dass die dann lautstarke Gesänge angestimmt haben, könnte man noch als deeskalierendes Ablenkungsmanöver werten. Und immerhin haben sie den Täter nicht vor Ort geschützt, sondern an die Ordner übergeben.

Aber alles, was danach kam. Das begann mit dem wilden Gestikulieren von Bo Svensson in Richtung Bochumer Bank... der damit quasi direkt den Vorwurf einer übertriebenen Reaktion in den Raum gebracht hat. Vielleicht sollte man dem einfach mal ein vergleichbares Feuerzeug aus 20 Metern an den Kopf werfen...
Und nur um das mal festzuhalten: Die Bochumer haben weitergespielt, um eine Eskalation im Stadion zu verhindern... und dann macht der Trainer des Tätervereins das exakte Gegenteil und eskaliert?

Was die Union Fans dann auch sofort aufnahmen... denn die entschieden sich, den Nichtangriffspakt mit einem Pfeifkonzert zu begleiten. Damit solidarisieren die sich mit dem angeblichen Einzeltäter und nicht mit dem Opfer. Großartige Idee.
Eine angemessene und reife Reaktion wäre es gewesen, dieses Spiel stillschweigend zu begleiten. Aber von Fußballfans ein Mindestmaß an Anstand zu erwarten, ist halt übertrieben.

Deswegen sind die Kommentarspalten auch voll mit "Das war doch nur ein Schauspiel!" "Der ist doch nicht schlimm getroffen worden!" "Das war doch nichts!" Ähm... der ist am Kopf getroffen worden. Von einem ziemlich großen Feuerzeug, dass aus 20 Metern geworfen wurde. Macht das einfach mal in euerer Freizeit, und dann guckt, ob da noch mehr kaputtgeht...

Nebenbei ist es auch völlig egal, wie schlimm der Treffer wirklich war. Er wurde halt am Kopf getroffen. Damit sollten sich jegliche Debatten erledigt haben. Ganz ehrlich: Die DFL sollte einfach mal eine Regel einführen, dass ein Spiel automatisch mot 3:0 gewertet wird, wenn ein Spieler von einem aus dem Fanblock geworfenen Gegenstand am Kopf getroffen wurde. Anstatt dass man erst auf eine Platzwunde nach einem Golfball wartet.  

Und das ist auch der Moment, wo der Mythos des "Einzelnen" von dem Horst Heldt natürlich schwadroniert, zusammenbricht. Erstens gibt es verdamm viele, die diesen Vorfall verharmlosen und das ganze Stadion hat sich fürs Pfeifkonzert entschieden. 2. ist es halt auch nichts ungewöhnliches, dass Gegenstände in Richtung der gegnerischen Spieler geworfen werden. Bei einigen, polarisierenderen Spielern wäre es eher ungewöhnlich, wenn bei einem Eckball nichts in ihre Richtung geworfen werden würde. Deswegen gibt es extra Ordner mit Schirmen. Ja, das passiert so regelmäßig, dass die Ordner extra Schutzschirme parat haben.

Das ungewöhnliche ist hier nur der Kopftreffer. Abgesehen davon ist es ein ganz normaler Vorgang. Dass Gegenstände auf den Gegner geworfen werden, ist kaum noch eine Nachricht wert, so sehr haben wir uns daran gewöhnt. 

Im Großen und Ganzen ist es natürlich egal. Also außer bei der Frage, wer 18. wird. Da könnte Bochum jetzt am Grünen Tisch zu Holstein Kiel aufschließen... deren Leistung am Wochenende mit einem Die "Hoffnungen auf den Klassenerhalt schwinden" zusammengefasst wurden... Die sind SIEBZEHNTER und haben trotzdem jetzt schon keine realistische Chance mehr auf den Klassenerhalt. Nach 14 Spieltagen! Die Hinrunde ist noch nicht mal durch und trotzdem haben wir schon 2 Vereine, für die es hauptsächlich darum geht, nicht den Rekord von Tasmania Berlin zu knacken...

Falls es noch irgendwelche Beweise brauchte, dass die Schere in der Liga immer weiter auseinander geht. Dass der Tabellensiebzehnte nach 14 Spieltagen bereits 5 Punkte Rückstand aufs Rettende Ufer hatte, gab es zuletzt 2007/08. Weil das rettende Ufer damals noch Platz 15 war... 

Groteskerweise hat der FC Augsburg 2012/13 8 Punkte auf Platz 15 aufgeholt... aber die waren damals nach 14 Spieltagen Letzter. Damit steigen statistisch gesehen die Chancen der Kieler auf den Klassenerhalt, falls Bochum die 3 Punkte gutgeschrieben bekommt und damit an ihnen vorbeizieht.

Das andere Highlight der Konferenz war ja, wie Schimso und Bachi ein spannendes Meisterrennen herbeireden wollten... weil Leverkusen nach der Niederlage der Bayern in Mainz nur noch 4 Punkte Rückstand hat. Dabei ist sachlich gesehen nur geklärt worden, dass die Bayern nicht ohne Niederlage durch die Saison gehen werden.
Und natürlich ist Bayer jetzt zurück in der Spur. Aber am Ende werden ihnen die 4 Punkte, die sie gegen Kiel und Bochum liegen gelassen haben, fehlen. 

Um mal diese 4 Punkte ad absurdum zu führen: In der Zweiten Liga ist das der Abstand zwischen dem Tabellenführer und dem Zehnten. Und irgendwie ist Elversberg Tabellenführer.So sieht eine spannende Tabelle aus. Aber ganz sachlich ist es extrem unwahrscheinlich, dass die Bayern den derzeitigen Vorsprung noch aus der Hand geben werden. Nicht unmöglich, aber Journalisten sollen ja eigentlich die realistischen Szenarien darstellen, nicht irgendwelche absurden Ausnahmen herbeireden.

Da sind wir aber wieder an dem Punkt, dass die Kommentatoren im Fernsehen eben eher Verkäufer als Journalisten sind: Deren Existenz hängt halt ein wenig davon ab, dass wir weiterhin einschalten, und das ist wahrscheinlicher, wenn wir an ein spannendes Meisterrennen glauben...