Mittwoch, 29. August 2018

Die Sache mit Thomas Müllers Zenit

Man muss ja auf seine Stammleser der ersten Stunde achten... und wenn die sich beschweren, kriegt man richtige Probleme. Lasst uns also ein Mal halbwegs sachlich darüber diskutieren, ob Thomas Müller seine besten Jahre schon hinter sich hat.

Zunächst mal kann man die ganze Diskussion eiskalt beenden: Thomas Müller war auf dem Höhepunkt seines Schaffens die Weltklasse Inkarnation des Martin Harnik Angreifers. Und das sage ich ohne zynische Hintergedanken: In der Rolle als unterstützender Angreifer für Arjen Robben und Franck Ribery war der Mann im Sommer 2013 Weltklasse. Und als Teil der Weltmeister Elf auch. In dieser Phase konnte Müller eine gut funktionierende Offensive weiter optimieren.

Aber ein Thomas Müller war für sich nie Weltklasse. Deswegen behaupte ich ja auch immer, dass sie bei den Bayern Louis van Gaal eigentlich ein Denkmal setzen müssten, anstatt ständig schlecht über ihn zu reden. Denn der hat als erste erkannt, wie wertvoll Müller neben diesen richtig guten Leuten sein kann.
Geht einfach mal folgendes Gedankenspiel durch: Wenn der Müller nicht in München, sondern in Bochum groß wird... wird er dann eine bessere Karriere machen als sagen wir Martin Harnik. Ein wenig besser, natürlich... aber er wird nie die Legende, der er jetzt ist.
Oder wenn van Gaal ihn halt nicht entdeckt, sonder verliehen hätte... Müller ist halt immer auch ein Produkt seiner Umstände, aus denen er zweifellos das beste gemacht hat.

Das sage ich alles nebenbei mit dem allerhöchsten Respekt. Obwohl er Schlüsselspieler bei den Bayern und für Deutschland ist, kann ich seine Leistungen wirklich wert schätzen. Und ich mag es immer, wenn Spieler wie Müller weit über ihrem eigentlichen Talentlevel erfolgreich sind... weil sie gewillt sind alles zu tun um erfolgreich zu sein. Und sich ihrer Grenzen auch bewusst sind, diese deswegen aber auch ausreizen.

Vor allem würde es mich wirklich überraschen, wenn Thomas Müller dieses Weltklasse Niveau nochmal erreichen würde...
Das ist ja das einfache am "Er ist über seinen Zenit": Wenn man von ganz oben kommt, ist "gehobenes Bundesliganiveau" nun mal nicht der Höhepunkt seines Schaffens. Das ganz große Problem bei solchen Spielern ist halt, dass sie sehr schnell Probleme bekommen, sobald sie einen Schritt langsamer werden. Ob im Kopf oder in den Beinen.
Wo der gerade sein Abschiedsspiel hatte, würde ich Bastian Schweinsteiger als perfektes Vergleichsobjekt heranziehen: Als der 30 war, dachte auch bei den Bayern niemand, dass er schon relativ kurz vor dem Ende seiner Bayern Karriere stehen würde... Als er 31 war, musste man ihn plötzlich an Manchester United verkaufen... und das auch nur, weil besagter van Gaal dort Trainer war, das Niveau für United hatte er auch nicht mehr... Weil Schweini, sobald er nicht mehr sein absolutes Topniveau abrufen konnte, nicht mehr gut genug für die Bayern war. Ein weiterer Name, der mir sofort einfällt, ist Miroslav Klose.
Ich prophezeie Thomas Müller eine ähnliche Karriere... es sei denn, es fällt niemanden auf, weil dank der nachlassenden Bundesliga seine Quote behält... wie ein Franck Ribery...

Angesprochen wird das hier natürlich hauptsächlich aus einem Grund: Weil der relative Leistungsabfall bei einem Müller ignoriert wird, bei einem Mesut Özil aber immer darauf hingewiesen wird. Beide sind für mich durchaus vergleichbar, auch wenn sie ganz andere Voraussetzungen haben, sind sie irgendwie im selben Stadium ihrer Karriere: Die beste Zeit liegt hinter ihnen, auch wenn beides noch gute Fußballer sind.
Und das Özil über seinen Zenit ist, erscheint bei uns als Allgemeinwissen akzeptiert zu werden... dabei hat er letztes Jahr für die Arsenal London in einer offiziell stärkeren Liga 13 Scorerpunkte gesammelt. Klar, Thomas Müller war bei 24, aber er spielte halt auch für eine brutal überlegene Mannschaft. Dazu muss man dann aber auch erwähnen, dass Özil am Ende in der Liga nicht mehr eingesetzt wurde, weil Arsene Wenger alles auf die Europa League setzte. Und er dann noch verletzt ausfiel. 
Müllers Statistiken werden halt schon in die Höhe getrieben, weil der Rest der Liga die Spiele gegen die Bayern mit einem Zahnarztbesuch vergleicht... und meisten schon zufrieden sind, wenn sie nur 4:0 verlieren.
Wir können halt nicht einerseits behaupten, dass die Bundesliga immer schwächer wird, dann andererseits die Leistungen in dieser schwachen Liga für das hochwertigste halten. Es wird ja auch niemand behaupten, dass Amin Younes unbedingt Nationalspieler werden muss, weil er für Ajax Amsterdam eine überzeugende Ligasaison gespielt hat...
Macht einfach mal folgendes Gedanken-Experiment: Wenn Müller und Özil letztes Jahr die Plätze tauschen... wie viele Vorlagen sammelt Özil dann in 29 Spielen? 20? Mehr? Weniger?
Und schneidet Arsenal mit Müller in der Offensive besser ab? Ich würde behaupten: Nicht wesentlich. 
Wie gesagt: Bei einem sind wir uns sicher, dass er über seinem Zenit ist... bei dem anderen wird das ignoriert.

Aber das ist natürlich alles Konstrukte, die sich jeder so auslegen will, wie er mag... Gucken wir uns mal die Fakten an, die die anderen Wettbewerbe so hergeben. Denn die sind eh die spannenderen.
Da wird einem als erstes offensichtlich: Sein letztes relevantes Länderspiel-Tor erzielte Thomas Müller im Sommer 2014... In seinen letzten 9 Turnierspielen kommt er auf eine einzelne Torvorlage... ich sag das mal so: Als Deutsch-Türke wirst du für solche Bilanzen ausgebürgert... Da heißt es dann "Der spielt seit Jahren einen Scheißdreck"... Und klar, gegen Norwegen und Tschechien trifft er... aber das ist für die Zuordnung in die Internationale Klasse ungefähr so relevant wie Vorlagen gegen den Hamburger SV... Man kann sich daran aufgeilen, wirklich weiter bringt es einen aber nicht...

Und die Champions League? Nun ja, 5 Scorerpunkte in 10 Spielen klingen ordentlich. Aber genau genommen sammelte er die auch nur gegen Besiktas Istanbul und Celtic Glasgow... 2 ziemlich überforderte Gegner...
Im Viertelfinale, also als es dann gegen richtige Gegner ging, blieb er torlos. Was, wie ich in dem letzten Bayern-Artikel bereits vorgerechnet habe. Insgesamt ist er seit 8 Spieltagen unter den letzten 8 Europas ohne Scorerpunkt. Wenn das einem Robert Lewandowski passieren würde... Aber Müller darf das...

Genau das meine ich ja, wenn ich davon rede, dass Müller über seinen Zenit ist. Wenn es in den wirklichen Spielen um die Wurst geht, ist er kein Faktor mehr. Und wenn die Bayern die ganz großen Favoriten herausfordern wollen, brauchen sie jemanden, der besser ist als die Post 2016er Version von Thomas Müller. Dieses Niveau hat er in meinen Augen einfach nicht mehr. Und da kann er diese Saison 65 Scorerpunkte in der überforderten Bundesliga sammeln, ich wäre trotzdem überrascht, wenn er auch gegen Real Madrid zuschlägt.

Das ist ja das allgemeine Problem, was den Umbruch der Bayern so endlos hinauszögert: Nur weil ihre offensive Dreierreihe für die Bundesliga gut genug ist, hat sie nicht das Niveau für die Ziele, die sich die Bayern eigentlich stellen. Da es aber immer wieder locker für die Bundesliga reicht, fällt das kaum jemanden auf.
Aber auch Müllers letzte Leistungen sind Teil des "International sind die Bayern nur noch Außenseiter" Narrativ. Denn genau genommen ist Müller "nur noch" gut genug um das Viertelfinale zu erreichen, dort wird die Luft dann verdammt dünn für ihn.

Dienstag, 28. August 2018

Warum können "wir" das mit dem Videobeweis nicht?

Dafür muss es doch Gründe geben... also es kann doch nicht sein, dass der VAR in der Bundesliga zum großen Flughafen wird... Wir sind doch die gut organisierten Deutschen... wenn die korrupte Fifa und ihre Freizeitschiedsrichter aus Entwicklungsländern das hinbekommt... Vor allem mit haufenweise Deutscher Beteiligung... Kann doch nicht angehen?

Oder kann man es sachlich erklären? Hmm... versuchen wir es mal...

Also eine Sache wird man halt auch kaum in Frage stellen: Das Tempo bei einer Weltmeisterschaft ist einfach niedriger als in der Bundesliga. Auch wenn die gerade weit weg von der Weltspitze zu sein scheint, hat sie doch eine höhere Intensität in den Zweikämpfen als Marroko - Iran... was auch nicht wirklich überrascht. Und höheres Tempo führt halt auch zu mehr schwierigen Entscheidungen. Und ja, bis zum Viertelfinale ist eine WM einfach einfacher zu leiten als ein Bundesligaspiel.


Das erste Grundproblem des Videobeweises ist aber halt: Wir wenden den immer noch falsch an. Vergleichen wir einfach mal 2 Szenen: Zunächst hätten wir Vedad Ibisevic, der angeblich in der Entstehung des 1:0 Georg Margreitter gefoult hat... Weshalb der Videobeweis ausgelöst wurde und Nürnberg jetzt jammern darf... Auf der anderen Seite haben wir Diego Costa, der für Spanien Pepe aus dem Weg räumt um das zwischenzeitliche 1:1 zu erzielen... Was keine Überprüfung auslöst... was für unsere Deutschen Sportkommentatoren "unglaublich" ist. Und klar, das war eine Fehlentscheidung. Aber nicht jede Fehlentscheidung auf dem Platz löst den Videoassistenten aus... dann würde man ja gar nicht mehr zum spielen kommen...
Vergleichbar ist nebenbei auch das letzte Tor im DFB Pokalfinale, als auch völlig unmotiviert die Stimmung gekappt wurde, weil tief in der Frankfurter Hälfte eventuell ein Foul passiert ist.

Bei der WM gab es da eine einfache und nachvollziehbare Entscheidungsgrundlage: Wenn du selber noch 4 Chancen hast, das Tor zu verhindern, wie es bei den Nürnbergern ja war, dann suche die Schuld bei deinen eigenen Fehlern, nicht bei dem des Schiedsrichters. Und das war gut so.
Genau so sollte man das auch einfach kommunizieren: Der Videoassistent greift nur bei der direkten Toraktion und nicht bei der Entstehung ein. Mit allen anderen Fällen hat der VAR nichts am Hut.
Und solange das jeder weiß und man sich konstant drauf einstellen kann, kann damit auch jeder arbeiten. Das wichtige am VAR ist ja, dass er konstant arbeitet. Und nur in den wirklich entscheidenden Szenen eingreift. Gerade der Ibisevic-Margreitter Zweikampf war halt einfach nicht entscheidend. Und die ganze Debatte kommt nur auf, weil das Tor halt völlig unmotiviert überprüft wurde. Genau bei diesen Szenen will der Fan das halt nicht. Denn dann musst du wirklich jedes Tor überprüfen, denn irgendwas ist ja immer...


Der 2. große Unterschied mag im ersten Moment absurd klingen... aber: Wir gucken die WM halt Emotionsloser. Also abgesehen von den 3 Deutschland-Spielen. Und bei den Deutschland-Spielen war der eine VAR Einsatz so offensichtlich, dass selbst der größte Hardcore Fan den Sinn der Aktion einsehen konnte.
Aber genau genommen war der Einsatz des VARs bei der WM gar nicht so perfekt, wie wir alle geglaubt haben... es war uns nur scheiß-egal, wenn irgend so ein Drecksland wie Serbien verpfiffen wurde, obwohl das eigentlich gar nicht gehen sollte... Wir berichten dann lieber darüber, wie absurd die Überreaktion von Mladen Kristajic doch war... und das ein Kriegsverbrechertribunal im Fußball nichts verloren hat... während die entscheidende Szene es nicht mal ins Youtube Video schafft.
Aber jetzt stellt euch mal vor Deutschland hätte einen aus unserer Sicht natürlich eindeutigen Elfmeter nicht bekommen... und der VAR hätte auch nicht eingegriffen... da wäre doch sofort ne Spontandemo in Chemnitz einberufen worden... Mit Linken und Rechten auf derselben Seite... Jürgen Kohler hätte sich mal wieder gefragt, warum eigentlich immer wir Deutschen bestraft werden... Und wir hätten eine endlos lange Debatte darüber geführt, wie sinnlos doch der Videoschiedsrichter ist, wenn er in solchen Momenten nicht eingreift... Diese Debatte hätten wir so lange und intensiv geführt, dass Horst ungestört seine Konzentrationslager hätte einführen können... also ohne eine Regierungskrise auszulösen... weil wir mit anderen Dingen beschäftigt gewesen wären...

Da es aber nur ein Land betraf, dass der gemeine Deutsche nicht auf einer Landkarte finden würde... (und ja, ich würde selber grob auf irgendwo in Jugoslawien zeigen, aber wo genau da Serbien ist...) ist es uns auch relativ egal, wenn die bei einer WM verpfiffen werden...
Nebenbei werden die Kroaten für den Rest ihres Lebens darüber diskutieren, warum der Freistoß vorm 1:0 gegeben wurde... und warum der VAR nicht beim Elfmeter eingegriffen hat... Aber der gemeine Deutsche ist sich ja noch nicht mal sicher, ob Kroatien ne Grenze zu Serbien hat oder nicht... So who cares?

Wenn dagegen ein Bundesligist, nehmen wir ausnahmsweise mal die Bayern, die Frage geklärt haben wollen: Ist der Strafraum eigentlich eine Liegewiese, und wenn ja für wen?
Dann hängt sich ganz Fußballdeutschland in die Debatte mit rein... und alle kommen zu dem Schluss: Für Franck Ribery auf jeden Fall... die einen, weil sie meinen, dass es ein ganz klarer Elfmeter ist, die anderen, weil sie sich fragen, warum der VAR nicht eingegriffen hat...

Da jeder Pissverein 40.000 Fans hinter sich hat... diskutieren also über jeden Pfiff immer mindestens 80.000 Fanatiker. Und die eine Hälfte sagt immer "Klare Fehlentscheidung"... obwohl es meistens eher eine "Kann Entscheidung" ist.
Dann wird die Entscheidung durch 50.000 Talkshows getrieben... und so der ganze Sonntag damit gefüllt. Und deswegen entsteht selbst bei richtigen VAR Einsätzen hinterher die große Debatte... weil natürlich die Talkshow-Sender auch ihr gesteigertes Interesse daran haben...


Das sind die beiden Hauptgründe, warum es in Deutschland bei diesem Phänomen keinen Fortschritt gibt. Und alles, was die DFL machen kann, ist mal (auch für die eigenen Schiedsrichter) eindeutig zu erklären, wann der Eingriff kommen kann: Bei der Torerzielung, bei Elfmetern, bei Platzverweisen und bei Spieler-Verwechslungen.
Und dann muss die DFL auch mal den Arsch in der Hose haben und sagen: "Den Zweikampf von Ibisevic zu überprüfen, war einfach falsch. Lasst das in Zukunft." Dann könnten sich alle besser orientieren...
Hoffentlich machen die das wenigstens intern... Denn solange die Bundesliga nicht die eindeutige und einfach Fifa Vorgabe übernimmt, wird die Debatte jedes Wochenende eskalieren...

Donnerstag, 23. August 2018

Und an der Spitze des ganzen Elends stehen die Bayern

Einerseits sicher und souverän... andererseits bestens aufgestellt für eine enttäuschende Saison.

Was hauptsächlich an den Bayern selbst liegt. Denn die haben sich schon frühzeitig von der Bundesliga entkoppelt. Die Bewertung ihrer Saison ihrer Saison wird im Endeffekt von dem Erfolg der Champions League abhängen. Was einerseits daran liegt, dass der Meistertitel selbstverständlich geworden ist. Und andererseits muss man sich halt auch ein realistisches Ziel setzen. Dieses hat Karl-Heinz Rummenigge bereits im Juli offensiv formuliert.

Und das ist auch an sich nichts schlechtes, sich ambitionierte Ziele zu setzen. Man sollte aber schon irgendwie die Möglichkeiten haben, diese zu erreichen.
Natürlich reden die Bayern sich ein, dass sie diese Möglichkeiten haben. Vor allem aus einem Grund: Man sah gegen Real Madrid wirklich gut aus. Unerwartet gut. Man muss an der Stelle auch mal ganz deutlich erwähnen, was für ein absurd guter Trainer Jupp Heynckes ist: Ein Mannschaft, die von diesem Mann trainiert wird, spielt irgendwie immer um den Champions League Titel mit. Selbst wenn sie eigentlich weit über ihren Zenit ist.
Als jemand, der die Deutsche Nationalmannschaft immer noch unfassbar gerne scheitern sieht, will ich mir gar nicht vorstellen, was dieser Trainer mit seiner Menschenführung aus dem Potenzial, dass Jogi Löw zu Verfügung steht, erschaffen hätte... Der Mann ist einfach unfassbar gut. Selbst wenn Niko Kovac wirklich ein guter Trainer sein sollte, ist nicht davon auszugehen, dass er auf Niveau von Heynckes abliefern wird.

Nur um mal festzuhalten, wie viel größer die Summe aller Einzelteile in der letzten Saison unter Heynckes waren: Quasi alle bayrischen Nationalspieler haben ohne ihren Patenonkel eine bescheidene bis grausame WM gespielt. Die einzige Ausnahme ist Corentin Tolisso, der als Mitläufer Weltmeister wurde... Am deutlichsten wird die bei Thiago: Vor der WM wollte uns der Kicker einreden, dass Thiago quasi der 12. Starter bei den Spaniern wäre. Der Mann, der spielen würde, wenn man mit Andres Iniesta als Einwechselspieler plant. Verdammt dicht an der Startformation. Am Ende saß der bayrische Nationalspieler beim überraschenden Ausscheiden 180 Minuten auf der Bank... Fernando Hierro setzte Iniesta auf die Bank und konnte 4 mal wechseln... er entschied sich 4 mal gegen Thiago... Er war also eher die Nummer 15 als die Nummer 12...
An der Stelle muss man auch nochmal dringend darauf hinweisen, dass die Nationalspieler des VfB Stuttgarts mehr Tore während der WM erzielt haben, als die des FC Bayerns. Besser kann man die individuelle Distanz zwischen den Bayern und der Weltspitze nicht zusammenfassen.

Es gibt aber dieses unausgesprochenes Problem, dass vor allem in Turin keiner hören will: Real Madrid schleppte einen Cristiano Ronaldo durch diese Spiele. Der Mann hatte 63 Ballkontakte... in beiden Spielen zusammen. Selbt Robert "Ich nehme als Bayern Stürmer eigentlich nie am Spiel teil und erziele nur Tore" Lewandowski kommt auf 85... Gefühlt war die einzige Aktion von Ronaldo in dem gesamten Halbfinale eine regelwidrige Ballmitnahme, die dann auch tatsächlich zu einem Tor führte. Da ließ er mal kurz durchblicken, was passiert, wenn er das Tempo mal anzieht... Und klar das Rückspiel war etwas besser als das Hinspiel. Aber wenn Ronaldo seine erwartbare Leistung abliefert, sind die Bayern chancenlos. Dennoch war er in diesen Spielen nicht in der Lage in diesen höchsten Gang zu schalten... Im Finale war er auch nur Mitläufer und während der WM war es auch nur ein Mal. Das ist ein besorgniserregender Trend, wenn man Fan von Juventus ist: Es kann sein, dass Ronaldo sein letztes Meisterwerk in jener magischen Nacht in Turin gemalt hat.
Nun muss ich zugeben, dass ich das "Kann es sein, dass wir das Ende von Ronaldo erleben" Artikel bereits letztes Jahr nach seinem Platzverweis im spanischen Supercup im Hinterkopf hatte... und ich bin froh, dass ich den da gelassen habe. Aber festzuhalten bleibt: Wenn Ronaldo spielt, wie der Weltfußballer, der er meistens ist, sind die Bayern chancenlos. Und man muss festhalten: Selbst ein Ronaldo, der nicht mehr an sein überragendes Leistungsniveau herankommt (was mit 33 keine Überraschung wäre, es wäre eher überraschend, wenn er das Niveau hält), ist immernoch ein hervorragender Kicker.
Und ob das am Ende an der bayrischen Abwehrarbeit lag... stellt sich bei einem Ronaldo, der vor dieser Saison immer selbstverständlich in der K.O. Phase traf, nicht. Der Mann war so gut, dass ihn niemand aufhalten konnte. Jetzt ist er es nicht mehr zwingend.

Das andere Problem: seit der 44. Minute des Hinspiels waren die Bayern zu jedem Zeitpunkt ausgeschieden. Klar, es fehlte am Ende nur ein einziges Tor. Und Real ließ ihnen sogar die Illusion, dieses Tor wirklich erzielen zu können. Aber auch hier muss man festhalten: Es schien echt Zinedine Zidanes Spielphilosophie zu sein, dem Genger diese Illusion zu lassen. Oder den Gegner halt einfach spielen zu lassen. Natürlich kann man behaupten: Das Weiterkommen von Real war unfassbar glücklich. Ich sage an der Stelle immer "Skill is the repetition of Luck". Und Real hatte dieses "Wir gewinnen das Spiel, obwohl der Gegner besser ist" absolut perfektioniert. Die haben quasi trotz eines enttäuschenden Ronaldo ihr Spiel eiskalt durchgezogen.

Viel schlimmer wiegt aber das eigentliche Problem: Franck Ribery, Arjen Robben und Thomas Müller stellen keine International gehobene Klasse mehr da. Am deutlichsten wird das an Ribery, der seit 3 Jahren auf ein Tor in der Champions League wartet. Klar, der Kicker will uns in seiner Rangliste einreden, dass diese Spieler internationale Klasse haben... aber die Zeiten, wo Mannschaften wie Real, Barca oder ManCity Angst vor diesen Spieler hatte, sind irgendwie vorbei. Aber darüber will bei den Bayern halt auch niemand reden.
Natürlich ist der Plan, dass Serge Gnabry, Corentin Tolisso und Kingsley Coman diese Platzhirsche verdrängen. Also bei Robbery wurde er sogar offiziell ausgesprochen. Bei Müller will halt niemand so wirklich darüber reden, dass der über seinem Zenit sein könnten.
Ich würde es zumindest 2 von den 3en auf jeden Fall zutrauen. Und ob Gnabry wirklich gut, oder doch nur eines der gescheiterten Arsenal-Talente, ist, werden wir diese Saison erfahren... oder wir erfahren es nie.

Die unausgesprochene Wahrheit ist aber: Stand jetzt ist es für die 3 eine Herausforderung die 2018er Version der Platzhirsche zu verdrängen. Damit die Bayern aber ihre eigentlichen Ziele erreichen können, müssten sie für die 2014er Version der Altstars verdrängen... Das ist genau genommen genau der Stichtag, denn bereits im Halfinal-Hinspiel 2014 sahen Müller und Ribery ziemlich schlecht aus... Dass alle 3 zuletzt in einem relevanten K.O. Spiel gut gespielt haben ist wirklich erschreckend lange her... Aber sie stehen halt repräsentativ für den Champions League Sieg 2013...

Und ja, ich weise gerne darauf hin, dass Thomas Müller zuletzt gegen Sporting Lissabon in der entscheidenden Phase des Wettbewerbs (also jenseits des Achtelfinales) getroffen hat... im Jahr 2016. Und sein letztes Tor gegen die "Creme de la Creme" der Titelanwärter kommt aus dem Jahr davor beim relativ bedeutungslosen Rückspiel gegen Barcelona. Seine Relevantester Beitrag zum Ausscheiden der letzten Jahre war ein Ballverlust, der zum 1:1 für Real direkt nach seiner Einwechslung führte. Ich erwähne das hauptsächlich deswegen explizit, weil es absurd ist, wie viel Kritik sich ein Robert Lewandowski anhören muss, wenn er mal nicht trifft. Aber das Müller in der öffentlichen Wahrnehmung frei von jeder Kritik ist, ist auch keine Sensationsnachricht mehr...

Versteht mich an der Stelle auch nicht falsch: Ich bezweifle nicht, dass die 3 Nachfolger für die Altstars nicht schon im Kader stehen könnten. Aber von allen jetzt den noch mal gewaltigen Schritt zum Leistungsträger auf absoluten Spitzenniveau zu erwarten... oder darauf zu hoffen, dass Leon Goretzka das sofort kann... ist ziemlich gewagt. Die Internationale Konkurrenz ist gerade in der Spitze wesentlich besser besetzt.

Unterbewusst wissen die Bayern das ja auch. Also man liest im Kicker, dass die Bayern davon ausgehen, dass sie nächstes Jahr richtig investieren müssen. Selbst wenn sich ihre "Talente" entwickeln, muss im Juli 2019 ein Superstar für die Offensive kommen. Und da reden wir noch nicht mal über die 42 Millionen für James, die noch abgebucht werden müssen...
Sie sind sich irgendwie auch bewusst, dass der Kader nicht zwingend besser geworden ist. Gehen aber gleichzeitig davon aus, dass ein, was die Champions League betrifft, Trainer-Novize eher größere Erfolge erzielt, als einer der besten Trainer aller Zeiten. Das ist gegenüber Niko Kovac einfach auch unfair.

Denn sachlich gesehen müssen die Bayern schon im Viertelfinale aufs Losglück hoffen. Wenn sie dort auf Real Madrid, Barcelona, Manchester City, Chelsea, Liverpool oder Paris St.Germain treffen, sind sie der klare Außenseiter. Denn praktisch gesehen befindet man sich bereits in den Übergangsjahr, während man das letzte Mal auf der Nostalgiewelle um Robbery durch die Liga schwebt. Und in einem solchen Übergangsjahr wäre das souveräne Erreichen des Viertelfinales bereits ein Erfolg, auf dem man aufbauen kann. Solange man dort dann nicht aus dem Stadion geschossen wird... Man hat sich aber jetzt schon ein Narrative aufgebaut, dass diesen Schluss nicht zulässt, falls dieses realistische Szenario eintritt... so plant man jetzt schon eine enttäuschende Saison.

Dienstag, 21. August 2018

Gut, dass in Dortmund jetzt alles besser wird

Schließlich hat man nach der letzten Saison ja alles auf den Kopf gestellt... und neue Spieler verpflichtet, die sich zu 100% mit der Philosophie des Vereins identifizieren... Man will halt keine Spieler mehr, die für ihre Karriereplanung eine Durchgangsstation brauchen... und einen Trainer...

Boah... fangen wir die kritische Analyse des Dortmunder Sommers mal mit Lucien Favre an. Der ist natürlich ein absoluter Experte. Der beste Fachmann, den man verpflichten konnte. Aber genau genommen... ist er auch die ultimative Kombination aus Thomas Tuchel und Peter Stöger: Menschlich schwierig, emotional distanziert und auf dem Fußballfeld erst Mal ein Pragmatiker, dem ein 1:0 reicht.
Favre hat sowohl in Berlin, (die er mit 48 Toren in die Europa League führte) als auch in Gladbach, (wo man in seiner Debüthalbserie in 14 Spielen 1 mal mehr als 2 Tore erzielte...verglichen mit 7 Spielen, in denen 1 oder weniger Tore erzielt worden sind) erst Mal für defensive Stabilität gesorgt, bevor er sich irgendwann mal mit Angriffsfußball beschäftigt hat... Anders ausgedrückt: Da hätte man auch Peter Stöger behalten können. Bei dem wäre auch die Wahrscheinlichkeit, dass er spontan hinschmeißt, wesentlich geringer.

Und dann sind da noch die Transfers, bei denen jetzt ja andere Prioritäten gesetzt wurden: Mehr Mentalität. Und vor allem mehr Identifikation...
Also holt man als erstes... Thomas Delaney. Einem Spieler, der quasi seit seiner Ankunft in Bremen von der Premiere League geträumt hat. Den man aber irgendwie doch davon überzeugen konnte, diesen Traum aufzugeben... oder zumindest so weit nach hinten zu schieben, dass ein Champions League Teilnehmer aus England auf ihn aufmerksam wird...

Abdou Diallo hat nach einer Saison in Mainz seine Ausbildung dort als abgeschlossen betrachtet... und hat in dieser einen Saison seinen Marktwert verfünffacht. Gutes Geschäft für Mainz. Und für Diallo, der jetzt die Bühne Champions League für sich nutzen kann.

Und Axel Witsel will hat wieder in Europa integriert werden... nach seinem 1 jährigen Kulturausflug nach China. Den er natürlich nicht unternommen hat, weil das die einzige Liga war, die noch mehr Geld für mittelmäßige Kicker ausgibt als Russland... nein... da ging es um die persönliche Weiterentwicklung...

Oh und einen Mittelstürmer hat man bis heute nicht gefunden... ok, den braucht Lucien Favre auch nicht unbedingt... was aber im wesentlichen daran liegt, dass er im Zweifelsfall halt nicht angreifen lässt... Wir drehen uns im Kreis...

Natürlich reden sich in Dortmund alle ein, dass jetzt alle Spieler die entstandenen Probleme lösen werden. Aber das eigentliche Problem war ja nie die Mentalität auf dem Platz. Das Problem war eher, dass man sich in den letzten Jahren zu viele Spieler wie Ousmane Dembele geholt hat: Überragende Fußballer, die aber relativ wenig Interesse am BvB haben, sondern nur ihre eigene Karriere voran bringen wollen. Und ja, da Dembele sich schon zur Borussia gestreikt hat, war das abzusehen, dass da das Extrembeispiel ist. Das Dortmunder Problem war halt: Er stellte nur die Spitze des Eisberges da. Und dadurch konnte sich nie eine gesunde Hierarchie entwicklen...

Kann es sein, dass man sich jetzt dasselbe Problem geschaffen hat? Also mich würde es überraschen, wenn alle 3 ausführlich erwähnten Spieler in 2 Jahren noch bei der Borussia spielen. Ihre letzten Transferaktivitäten lassen nicht darauf schließen. Aber Dortmund wollte doch genau das vermeiden...

Und klar, kurzfristig werden Witsel und Delaney helfen. Aber für den revolutionären Umbruch, den Dortmund eigentlich angestrebt hat, stehen sie nicht: Man bleibt weiterhin eine Durchgangsstation für die Spieler, die zu den ganz großen Vereinen wollen...

Montag, 20. August 2018

Worst of des "Der Traum lebt" Pokalwochenendes

Tatsächlich. Der Traum vom Stadtderby im DFB Pokal lebt weiter... und ich bin mir nicht ganz sicher, ob es nicht ein Albtraum wird.

Für andere Gegenden mag das völlig normal sein... aber in Leipzig gab es Stadtderbys bisher nur in der Regionalliga oder im Sachsenpokal. Genau genommen haben sich noch nie 2 Leipziger Mannschaften gleichzeitig für die 2. Runde des DFB Pokals qualifiziert... Also zumindest seit Adis Zeiten hat es das nicht mehr gegeben, für die Zeit vorm Weltkrieg müsste ich jetzt Nachforschungen anstellen...

Die Entwicklung der BSG ist im allgemeinen so angenehm, dass selbst überregionale Zeitungen darüber berichten... Dass ist eigentlich unfassbar. Denn wenn man in den letzten 20 Jahren außerhalb der Stadt was von den Fußballmannschaften gehört hat, ging es entweder um das Kommerzprojekt RB, Insolvenzen oder den Fan-Krieg zwischen Lok und Chemie.
Jetzt ist der eine der Dauerpatienten ein stabiler Regionalligist und der andere eine Spitzenmannschaft in der Oberliga.
Ein Pokalderby wäre da die absolute Kirsche auf der Torte. Der ultimative Beweis, dass RB den Fußball in Leipzig nicht kaputt gemacht hat, sondern auch den Vereinen, die sich ständig übernommen haben, die Möglichkeit gaben, gesund zu schrumpfen... so dass sie jetzt auf einer gesunden Basis funktionieren können. Und es jetzt allen Beteiligten besser geht als vor der Gründung RBs. Und all das in einem Pokalspiel zu feiern, wäre wunderbar.

Aber da setzt dann der Albtraum ein... In dem treffen sich alle Ultras des Landes für dieses Event um das Waldstraßenviertel in Brand zu legen. Weil sie davon überzeugt sind, dass die Art und Weise, wie RB den Fußball in dieser Stadt gerettet hat, einfach nicht akzeptabel ist. Weil man ja nur aus Tradition entstandenen Aktiengesellschaften zujubeln darf. Und eine Minderheit lautstark festlegen will, welcher Fußball der "Gute" ist und welche Vereine unterstützt werden dürfen. All das auf den Rücken der BSG, die da 2018 eigentlich gar keinen Bock mehr hat und die unter diesen Aktionen am meisten leidet... Weil man doch wieder zum Chaoten-Klub abgestempelt wird, auch wenn das eigentlich weit in der Vergangenheit liegt...
Dann sollten sie doch lieber die Bayern zugelost bekommen, da gibt es mehr Geld und weniger Probleme...

Apropos Bayern: Wir stehen jetzt auf ein Mal wirklich vor einer spannenden Frage: Wie viele Bundesligisten werden weniger Widerstand leisten als der SV Drochtersen/ Assel aus der Regionalliga. Also ich sag das mal so: Eintracht Frankfurt wird das, stand jetzt, nicht schaffen. Und ganz ehrlich: Bis zur 83. Minute muss man gegen den Rekordmeister auch erst Mal die 0 halten...
Oder anders ausgedrückt: In den letzten beiden Jahren schossen sich die Bayern jeweils mit 5 Toren warm... Und trotzdem gab da den einen oder anderen Bundesligisten, der sich dümmer angestellt hat, als die überforderten Erstrundengegner im Pokal. Dieses Jahr könnte es echt Monate dauern, bis jemand die Bayern wieder so nervt, wie der Dörferverein es dieses Wochenende getan hat.

Am pragmatischsten gingen allerdings der VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt das "Problem Doppel- oder gar Dreifachbelastung" an. Die haben sich eine Studie erstellen lassen, bei der am Ende rauskam, dass dieses Jahr eh wieder die Bayern gewinnen. Denn das letzte Mal, dass die Bayern 3 Jahre in Folge nicht Pokalsieger wurden, war... boah... 1997... Damals vollendete man gerade die 10 Jahre am Stück ohne Pokaltriumph... Früher war alles besser...

Dass dieses Jahr jedenfalls jemand anderes als die Bayern den Titel holen, ist extrem unwahrscheinlich. Da dachten sich die Stuttgarter: Dann müssen wir eigentlich auch gar nicht teilnehmen.
Und die Eintracht scheint derzeit wirklich ganz andere Sorgen zu haben als den DFB Pokal... die haben sich direkt erst Mal Filip Kostic vom Hamburger SV gegönnt... was schon stark nach Panik klingt, aber eigentlich ein Hoffnungsträger sein soll... hey, immerhin haben sie nicht Aaron Hunt geholt, könnte also schlimmer sein...

Ganz große Kreisklasse war nebenbei der Auftritt von Daniel Ginzcek hinterher vor dem Mikrofon: "Zunächst mal war es mit das hässlichste Spiel meiner Karriere." Natürlich, es war ja auch das erste Pflichtspiel für diesen Drecksverein, zu dem er diesen Sommer gewechselt ist. Dem geistigen Nachfolger des HSVs... aber Ginzcek muss sich da keine Sorgen machen: Es werden noch einige hässliche Spiele dazu kommen...
"Elversberg hat überhaupt nicht versucht Fußball zu spielen, haben jeden Ball lang geschlagen." Das ist nen fucking Regionalligist. Die spielen weit unter eurer Liga und haben halt ganz andere Möglichkeiten. Und im Gegensatz zu dem Dreck, den der VfL Wolfsburg in den letzten 2 Jahren so angeboten hat, haben die wenigstens versucht lange Bälle zu spielen, was eine der Grundformen des Fußballs ist... Ernsthaft: Wolfsburg sollte sich vielleicht mal fragen, warum sie es in den letzten 2 Jahren ganz selten geschafft haben, so leidenschaftlich aufzutreten wie Elversberg, anstatt hinterher darüber zu meckern, dass der Gegner sich wirklich gewehrt hat... Und zu guter Letzt... war der Rasen zu stumpf... Fehlt nur noch, dass er darauf hinweist, dass die Sonne geschien hat... Aber hey, in Wolfsburg wird dieses Jahr alles besser, die haben jetzt Spieler mit richtig viel Charakter verpflichtet...

Man muss das nur mal mit Jonathan Tahs Reaktion auf den hohen Rasen in Pforzheim vergleichen: Natürlich spricht der auch an, dass der Gegner den Rasen bewusst so manipuliert hat, dass es schwieriger wurde sein gewohntes Kombinationsspiel aufzuziehen. Aber er macht das mehr in einer "Der Gegner hat alles versucht und dafür muss man sie respektieren" Stimmlage, anstatt darüber zu jammern...

Mittwoch, 15. August 2018

Es ist wieder so weit

Genau jetzt reden sich alle ein: Das wird bestimmt was werden, dieses Jahr. Und nicht nur die Fans... auch die Spieler und Verantwortlichen... und die Experten... und die Konkurrenz erzählt uns, wie viel besser die Konkurrenz doch geworden ist. Nur das man selber halt noch viel stabiler als letztes Jahr ist...

Das Ergebnis dieser letzten Vorbereitungsphase, in der natürlich bei allen alles Pep Guardiola-mäßig super super gelaufen ist... Auf ein Mal muss sich der SC Freiburg fragen lassen, ob sie nicht mal wieder mit einem 7. Platz und einem Scheitern in der Europa League Qualifikation dran sind... ähm... warte was?

Wie gestern schon erwähnt, ist die einzige Variante, wie Freiburg Platz 7 erreicht ein massives Scheitern der Konkurrenz. So war es immer, so wird es immer sein... und genau jetzt ist das ja bei niemanden abzusehen.

Selbst Vereine wie Werder Bremen (lauter) der VfB Stuttgart (leiser) und Borussia Mönchengladbach (indirekt) reden vom Internationalen Geschäft... der FC Augsburg will auch mehr erreichen, auch wenn das eher ein "einstelliger Tabellenplatz" bedeutet.
Dazu kommen die offensichtlichen verdächtigen: Dortmund, Schalke, Leipzig und Leverkusen müssen quasi das Internationale Geschäft erreichen, sonst ist die Saison eine Endtäuschung. Hoffenheim hat unter Nagelsmann fast denselben Status... Da will man sich jedes Jahr verbessern, womit man plötzlich 2. werden muss... Und die Bayern besetzen ja auch noch einen Platz. Dazu sollte man (auch wenn es deren Anstand verbietet, davon zu reden) den VfL Wolfsburg nicht vergessen. Ich sag das mal so: Wenn die ihren Etat halten wollen, müssen sie spätestens 2020 wieder international spielen.
Und auf ein Mal... spielt mehr als die Halbe Liga um das Europäische Geschäft mit. Und man will sich als Konsument, wie immer zu dieser Jahreszeit, einreden, dass das dieses Jahr wirklich abgehen wird. Und ja, ich bin da auch regelmäßig drauf reingefallen...
Aber irgendwie... werde ich halt alt. Und mit dem Alter kommt die Skepsis. Es ist natürlich etwas völlig natürliches, diese Aufbruchstimmung vor einer Saison zu erzeugen... Außer in Hannover... Aber diese Stimmungskurve läuft halt völlig konträr zum allgemeinen Krisenbild, dass der deutsche Fußball sonst so abgibt... Wo für die Liga gerade Untergangszenarien erstellt werden.

Natürlich wird aller Orts gefordert, dass man sich ehrgeizige Ziele stellen muss, wenn es vorwärts gehen soll... aber ich sag das mal so: Nach deren Vorgeschichten wäre es für Stuttgart und Bremen auch schon ein ehrgeiziges Ziel einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen... Was aber halt ein beschissenes Saisonziel ist. Mit einem "Och ja, wir wollen so nen bisschen mitspielen... aber nicht ernsthaft... Hauptsache keiner muss irgendwas über uns berichten" kann man schlecht ins Jahr gehen... Vor allem, wenn man irgendwie unterbewusst weiß, dass die anderen auch nicht wirklich gut sind... und das man nur einen halbwegs guten Lauf im April braucht um dabei zu sein... Und im wesentlichen geht es für all diese Mannschaften nur darum, im April in der Position zu sein so einen Lauf hinzulegen.
Das eigentlich realistische Saisonziel lautet also eher: Eine Sorgenfreie Saison spielen und dann einen Lauf bekommen... klingt auch Scheiße...

In der Realität... wird es dann doch wieder ein Schneckenrennen um Platz 6 geben. Wenn nicht sogar Platz 4... Was immer noch ein Fortschritt zur Letzten Saison wäre, wo das Schneckenrennen ab Platz 2 begann... und am Ende muss irgendwer "uns" international vertreten, ohne dass die genau wissen, wie sie das geschafft haben...

Auch wenn ich sachlich voll nachvollziehen kann (oder gerade weil?), erzeugen diese Saisonziele bei mir keine Aufbruchstimmung mehr. Nur weil mehr Mannschaften davon träumen oder reden den Europacup erreichen zu wollen, wird das Gebotene auf dem Platz nicht besser. Und nach den Vorleistungen der letzten Jahre muss ich erst Mal ordentliche Leistungen sehen, bevor bei mir wieder Begeisterung entfacht wird...

Dienstag, 14. August 2018

Bobic's Freudscher Versprecher

Um das offensichtliche Vorweg zuschieben: Ich werde dieses Jahr nicht zu meiner dummer Weise nicht patentierten Saisonvorschau kommen... ähm... was soll ich sagen... ich ziehe den "Mesut Özil ist Schuld" Joker, den ja derzeit alle verwenden... aber nen paar Gedanken zur Neuen Saison könnte es hier noch geben.

Nachdem wir das erledigt haben... kommen wir zu den schönen Dingen. Die stehen im Kicker oftmals im Kleingedruckten... zum Beispiel der Fakt, dass Frankfurts neuer, österreichischer Trainer mit Vornamen... Adolf heißt. Damit ist er der erste österreichische Adolf, dem in Deutschland eine Führungsposition angeboten wurde, seit... nun ja... dem Mann, dessen Nachname sich sogar fast genau so schreibt wie Hütter...

Da kriegt Fredi Bobic's "Wir müssen Europa wieder ernster nehmen" Aussage eine ganz neue Dimension... er wollte wahrscheinlich eigentlich "erobern" sagen, musste aber nach den ersten 2 Buchstaben noch umschwenken...
Fehlt eigentlich nur noch ein "Solange wir im Winter nicht nach Moskau müssen, sehe ich nichts, was uns aufhalten könnte..."
Aber hey, genug Spaß mit dem Adi... zu den wichtigen Dingen... Die eigentlich viel wichtigere Aussage entblößt die Selbstreflektion der Bundesliga auf einer viel schlimmeren Ebene. Denn Bobic äußert sich schon mal präventiv dazu, warum die letzten Europa-Feldzüge so erbärmlich verlaufen sind... Und verweist auf einen großen Vorteil hin, den die anderen haben... denn dort "werden manchmal sogar Spiele verlegt, was bei uns unmöglich wäre."
Stimmt natürlich. In der Bundesliga ist die Anstoßzeit Samstag 15:30 in Stein gemeißelt. Alternativlos. Es würde nie jemand auf die Idee kommen, Sonntagsspiele für die Europa League Teilnehmer einzuführen, denn das ist ja der Spieltag der Amateure... Und Montagsspiele... wären so wichtig für die Teilnehmer an der Europa League, wird es aber nie geben. Das ist halt ein entscheidender Wettbewerbsnachteil...

Ich habe das ganze Gejammere ja eh nie verstanden. Also rein logisch nicht. Kein Fußballverein der Welt hätte ein Problem damit im Mittwoch 20:45 - Samstag 15:30 Rhythmus zu spielen. Und dann direkt im Samstag - Dienstag Rhytmus weiterzumachen. Da reichen dann 2 Tage zwischen den Spielen zum Regenerieren und Matchplan entwickeln... aber wenn man stattdessen Donnerstag - Sonntag arbeiten muss, wird das zum Problem? Ähm... warum? Man hat doch genau so viel Zeit, wie die Champions League Teilnehmer? Dennoch hört man nur bei der einen Hymne kollektive Euphorie...
Aber wahrscheinlich macht es doch einen Unterschied, ob man von Baryssau oder von Minsk aus nach Hause fliegen muss...

Dass Problem ist ja eigentlich ein anderes: Jedes Jahr rutschen auf Grund der allgemeinen Unfähigkeit der designierten Spitzenmannschaften, die lieber auf dem Relegationsrang landen, irgendwelche Teams in die Europa League, die da wenig verloren haben... im Kicker wird relativ offen davon gesprochen, dass der SC Freiburg dieses Jahr wieder oben reinrutschen könnte... Weil die Konstellation so ähnlich aussieht wie 2016/17... Was viele dabei vergessen: Freiburg landete nur auf Platz 7, weil Leverkusen, Schalke und Wolfsburg richtig bescheidene Saison ablieferten... und weil Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach diese Schwäche nicht ausnutzen wollten... Wenn diese 5 Mannschaften ihre erwartbaren Leistungen gebracht hätten...

Freitag, 3. August 2018

Es wird wirklich passieren

Ab heute Abend 20:30 wird kein Weg mehr dran vorbei führen... die letzten Zweifel werden ausgeräumt...

Selbst ich, der nie davon ausging, dass es wirklich dazu kommen wird, glaube mittlerweile daran, dass "es" passieren wird.
Dass nicht doch noch die Saison abgesagt werden muss, weil irgendwer den Dritten Weltkrieg auslöst, nur um "das" zu verhindern...
Dass die DFL doch nicht noch ne Wildcard verteilt oder irgendjemanden die Lizenz zu entziehen, nur um "sie" zu retten...
(Und ja, wenn es einem Lizenzentzug gegeben hätte, wäre nicht Holstein Kiel aufgestiegen, nein... dann hätte der Tabellen-Siebzehnte die Klasse gehalten... weil die DFL was Aufstiegsregelungen betrifft, Vollidioten sind... ups)

Wir werden es wirklich erleben: Der Hamburger SV tritt in einem Zweitliga Spiel an. Und Holstein Kiel darf uns erzählen, dass das erste Pflichtspiel gegen den HSV seit... ähm... haben die im Pokal mal gegeneinander gespielt? Wenn nicht, muss es ja seit 1962 sein... Dass dieses Spiel, welches es seit Jahrzehnten nicht mehr gab, jedenfalls als Nord-Derby gilt... Da weint sogar der Werder Fan...

Dass die DFL nebenbei den Humor hat, Holstein Kiel direkt in das Stadion zu schicken, in dem sie in der Aufstiegsfalle ihre Heimspiele hätten absolvieren müssen... ist ein ganz brillanter Stinkefinger in Richtung der Kieler. Guckt mal, was wir euch erspart haben, weil wir die Relegation eingeführt haben. Schön oder?

Ich kann nebenbei echt noch nicht beurteilen, was das Beste an dieser 2.Liga Saison ist... dass Ralf Becker uns krampfhaft einreden will, dass da wirklich alle Bock drauf haben? Ich bin mir ziemlich sicher, dass alle Beteiligten lieber weiter Bundesliga gespielt hätten...
Oder dass Aaron Hunt, Pierre Michelle Lassogga und Lewis Holtby jetzt die Hoffnungsträger des Wiederaufbaus sein sollen... Ich meine ganz ehrlich: Die HSV Fans gingen doch jahrelang davon aus, dass der Abstieg, auf den man so lange hin gearbeitet hat, wenigstens einen Säuberungsprozess einleiten würde... und jetzt stehen da doch wieder dieselben Gesichter auf den Platz, die Symbolfiguren des Niederganges waren... da überrascht es mich echt, dass die nicht Rafael van der Vaart verpflichtet haben...

Und diese Personalien sind so... großartig. Also da entscheidet sich ein Jan Fiete Arp gegen das Angebot der Bayern und dafür in den Lukas Podolski Modus zu schalten... also für seinen Heimatverein regelmäßig in einer überforderten Liga das Tor des Monats zu erzielen... und der HSV so: Da haben wir nicht wirklich Bock drauf, da setzen wir dir lieber 2 etablierte Stürmer vor die Nase... und machen einen von denen zum Kapitän... Bester Plan, den ich mir ausdenken könnte...

Oder aber die Personalie Lewis Holtby. Ein faszinierender Spieler. Also der hatte vor gefühlt Jahrzehnten mal ein gutes Jahr mit den "Buschweg Boys" in Mainz. Und in bester europäischer Boygroup Tradition ist aus keinem der Jungs ein Justin Timberlake geworden...
Nachdem er dann Jahrelang von dem Ruhm des Debütalbums gelebt und gut verdient hat, fiel ihm plötzlich ein Halbes Jahr, bevor sein Major Deal endgültig auslief, auf, dass er plötzlich kaum noch Perspektive in der Spitzenliga hat...
Also liefert er eine 5 Spiele EP ab, die einen daran erinnert, dass er ja doch mal ein Hoffnungsträger war... und bringt sich so ins Gespräch einer Vertragsverlängerung. Und in der Rangliste in den Weiteren Kreis. Guter Junge.
Und der HSV denkt sich: Leute, die kurz vor Vertragsende ordentlich abliefern, sind doch genau die Leistungsträger, die wir hier brauchen...
Immerhin hat man ihm nur ein Jahr Vertrag gegeben und nicht 4... damit kann man zumindest darauf hoffen, dass er sich im März dann wieder Mühe gibt... Vielleicht sollten Spieler wie Holtby einfach nur 3 Monats-Verträge angeboten bekommen... nur so nen Gedanke.

Natürlich lag das alles nur an dem Trainer. Also... einem der zahllosen, die sich an Holtby versucht haben... Und vielleicht ist Christian Titz ja wirklich ein Genie... weil er als einziger diesseits von Thomas Tuchel Holtby dazu bewegen kann, Leistungen abzuliefern, die seinem Talent angemessen erscheinen...

Um das Ende, bevor ich mich ein Jahr lang nicht mehr mit diesem Verein beschäftigen muss, weil das ja ein Bundesliga-Blog sein soll, vorwegzunehmen: In einer gerechten Welt scheitert der HSV im nächsten Frühsommer in der Relegation. Leider leben wir nicht in einer Gerechten Welt...