Mittwoch, 29. März 2023

Wie dämlich ist eigentlich der DFB?

 Ok, etwas haben diese Testspiele doch noch bewiesen: Der deutsche Fußball wird von inkompetenten Vollidioten geführt. Deswegen hat man sich ja auch für Rudi Völler entschieden. Aber Gute Besserung an der Stelle. Also an Rudi, beim DFB soll das bitte so bleiben.

Mir ist beim Feed durchscrollen gerade ein dummes Meme entgegengekommen. Das lautete ungefähr: Die Bayern würden Hansi Flick jetzt entlassen. Und meine erste Reaktion wäre: Die Bayern hätten Flick schon am 24.11. entlassen. Dem Tag nach der unglücklichen Niederlage gegen Japan

Lasst es mich anders ausdrücken: Hansi Flick hat die WM dermaßen verkackt, dass selbst Frank Baumann und Werder Bremen den entlassen hätten. Vielleicht sogar, Götterdämmerung incoming, der SC Freiburg. Denn ein Vorrundenaus kommt einem Abstieg gleich.

Und ja, ich weiß, Christian Streich ist schon mal abgestiegen, aber das ist Jahre her. Mittlerweile hat sich der Verein so weit weiterentwickelt, dass Streich wahrscheinlich selber gehen würde, bevor ein weiterer Abstieg eintritt.

Der DFB ist der einzige große Verein, bei dem man derartig verkacken und trotzdem weiterwursteln darf. Also ich hab das mal recherchiert. Hier sind die anderen Nationen, die trotz Vorrundenaus ihren Trainer behalten haben: Serbien, Kamerun, Kanada, Costa Rica, Saudi-Arabien, Wales und Dänemark. Was fällt da auf? Das sind fast alles "Wir sind froh, dass wir dabei sind" Länder. Also außer Dänemark, die nach der überraschend erfolgreichen EM vorher eine zu hohe Erwartungshaltung hatten. Aber Kasper Hjulmand war vorher halt für das erfolgreichste Turnier seit 30 Jahren verantwortlich.

Random Fun Fact: Dänemark hat gerade sein Quali-Spiel gegen Kasachstan verloren. Nur um festzuhalten, dass es auch da bescheiden läuft. Aber zum Glück muss man ja nur in einer Gruppe mit Slowenien, Nordirland, Finnland, Kasachstan und San Marino Zweiter werden...

Man kann das nebenbei wunderbar an den Belgiern nachvollziehen. Ohne dass Domenico Tedesco jetzt Begeisterungstürme auslöst, aber immerhin ist es ein neuer Name, der da die Verantwortung trägt und der jetzt einen guten Start hingelegt hat. Ein neues Gesicht, eine neue Ansprache, neue Aufnahmekriterien. Wenn man etwas dermaßen in den Sand setzt, dann ist das halt einfach notwendig und logisch.

Aber halt nicht beim DFB. Da wird die Lage kritisch analysiert und man macht dann weiter so. Also man versucht es weiter so. Und als Dank bekommt man einer der schlechtesten Halbzeiten aller Zeiten. Zumindest klingt so die Zusammenfassung der ersten 30 Minuten. 

Und das Faszinierende daran ist ja: Man hätte ja lernen können. Es ist ja nicht das erste Vorrundenaus. Genaugenommen könnte man sogar Berti Vogts als Lehrbeispiel nehmen. Also damals, 1998, als ein Ausscheiden im Viertelfinale noch als katastrophales Ergebnis eingestuft wurde. Auch damals entschied man sich in klassischer DFB-Manier fürs Weiterwursteln... nur musste man dieses Projekt nach eine "ernüchternd verlaufenden Lehrgang", in dem man gerade so Malta besiegen konnte, beenden. Klingt bekannt?
Vielleicht ist Didi Hamanns "Flick muss entlassen werden" Forderung doch gar nicht so absurd.

Natürlich könnte man auch das aktuellere Beispiel nehmen: Selbst Weltmeistertrainer Jogi Löw war nach dem Vorrundenaus so beschädigt, dass er die EM nicht retten konnte. Man hat in jüngster Verbandsgeschichte genau dieses Experiment schonmal ausprobiert, man erwartet jetzt aber einen anderen Ausgang... weil... ähm... Hansi Flick doch diese eine starke Saison betreut hat. Andere nennen so etwas wahnsinnig.

Man muss an der Stelle auch nochmal festhalten: Flicks gesamte Erfolge basieren auf einem Dead Coach Bounce... und dem Fakt, dass man gegenüber den französischen Gegnern einen extremen Wettbewerbsvorteil hatte, weil die eigene Liga fortgesetzt, die französische aber abgebrochen wurde.

Es gibt keinerlei Nachweise, dass Flick interne Probleme erkennen und lösen kann. Also zumindest nicht in vorderster Front. Aber jetzt gehen wir alle davon aus, dass er das schon hinbekommen wird... Vor einer HEIM-EM, die das größte Sportevent seit 18 Jahren werden soll... (Und so wie die Fifa gerade tickt und der DFB sich dort präsentiert, wird es das einzige Turnier auf deutschem Boden für mindestens 50 Jahre werden... just saying.)

Aber beim DFB wird halt eine Kultur gepflegt, bei der Leistung und Ergebnisse sekundär sind. Man braucht irgendwelche anderen Fähigkeiten. Also hauptsächlich eine Vergangenheit im Verband, der Rest ist egal. Und natürlich war das schon immer so, aber früher (also genau genommen in den 70ern und in den 90ern) war der Vorsprung vor den anderen Nationen so groß, dass man sich das leisten konnte. Diese Zeiten sind haöt vorbei.

Aber genau diese Anti-Kultur führt dann zu den bescheidenen Ergebnissen. Wir reden ja nicht von einem einzigen Turnier, wir reden von 3 Turnieren in Folge, die komplett verkackt wurden. Und wir reden hier von einer Nation, die sonst immer mindestens das Halbfinale erreicht hat. Also bei jedem 2. Turnier. Wenn man die WM 1994 in den Sand gesetzt hat, konnte man sich die Tickets fürs EM Finale 2 Jahre später schon mal reservieren und die Flüge nach London. Und wir wollen nochmal festhalten: "In den Sand gesetzt" bedeutete damals ein Aus im Viertelfinale. Von so einem beschissenen Turnierverlauf träumen die Gastronomen mittlerweile... denn das letzte K.O. Spiel wurde am 2.7.2016 gewonnen... nach Elfmeterschießen. Da war Putin noch ein lupenreiner Demokrat und Donald Trump noch nicht im Amt. 

Gerade da wird der Bayern-Vergleich halt wirklich interessant: Ja, Oliver Kahn hätte Hansi Flick trotz gemeinsamer, erfolgreicher Vergangenheit entlassen, wenn er beim DFB was zu sagen hätte, denn die aktuelle Leistung steht da halt über allem. Und wenn man keine Leistung bringt, wird man halt vom Hof gejagt und der Nächste übernimmt. Diese absolute "es gibt keine Ausreden" Mentalität hatte der deutsche Fußball früher auch, jetzt gibt es sie aber nur noch bei den Bayern. Deswegen galt man ja immer als "Turniermannschaft". Deswegen hat sich die grottenschlechte "Das werden wir unseren Kindern erklären müssen" Generation um die Jahrtausendwende trotzdem in ein WM-Finale gekämpft... oder gemogelt, je nach Betrachtungsweise.
Aber um das mal festzuhalten: Die Generation Hamann, Ramelow, Nowotny, Wörns war ganz sachlich erfolgreicher, als die Generation Kimmich, Goretzka Rüdiger, Gündoğan. Zumindest bisher, ein Turnier haben die ja noch.

Diese Haltung ist uns aber in den letzten Jahren abhandengekommen. Sie wurde durch eine arrogante Selbstgefälligkeit ersetzt. Und das wird ja von ganz oben vorgelebt: Es ist halt nicht so schlimm, komplett zu versagen. Man kann das ja in Ruhe erklären und dann findet man schon Gründe und es lag gar nicht an einem selbst. Es wird schon reichen, wenn man Oliver Bierhoff austauscht, diese ganze Wohlfühloase liegt nur an ihm.

Nebenbei muss man jetzt auch mal erwähnen, wie, genaugenommen, katastrophal und schizophren die kurzfristigen Entscheidungen waren, die Flick gerade getroffen hat. Und wie die auch nur beweisen, dass er doch eher wenig gelernt hat. Also Flick hat ja angekündigt, dass er keine Rücksicht auf das Spitzenspiel am Wochenende (oder auf die Ligen im Allgemeinen) nehmen wird. Trotzdem verzichtet er auf Rüdiger, Schlotterbeck, Musiala, Gündoğan, Havertz. Alles Spieler, die man hätte aufstellen können, wenn man wirklich gewollt hätte. Oder zumindest als Einwechselspieler wären auch Musiala und Havertz eine Option gewesen. Und gerade wenn man bedenkt, dass die DFB-Elf ganz dringend eine souveräne Defensivleistung gegen eine ordentliche Angriffsreihe gebraucht hätte, um die bösen Geister der WM zu vertreiben, ist es einfach nur fahrlässig, seine beiden besten Innenverteidiger nach Hause zu schicken. Aber wenn die Ergebnisse bei der WM egal sind, dann sind die Ergebnisse in Testspielen doch erst recht egal. 

Ganz ehrlich, als ich die Ansetzungen sah, dachte ich: Man gönnt sich das Spiel gegen Peru für die Experimente und richtet alles auf den Härtetest gegen den Weltranglistenvierten aus. Stattdessen kraulen sich Rüdiger und Schlotterbeck zu Hause die Eier. Nachdem Schlotterbeck nachgewiesen hat, dass er gegen schwache Südamerikaner gut aussieht... was aber niemand bezweifelt hat. Es wäre doch wesentlich sinnvoller gewesen, herauszufinden, wie der sich gegen Lukaku schlägt.

Natürlich habe ich erst gestern geschrieben, dass diese Spiele keine Auswirkung auf die EM haben werden. Das war aber mehr auf der individuellen Ebene gemeint. Da kann man ja auch die "Wachstumsschmerzen" bei Marius Wolf wunderbar anbringen: Der hat gezeigt, dass er in einem fremden Umfeld und gegen einen starken Gegner defensiv überfordert ist. Das ist eine wichtige Erkenntnis, an der er jetzt 1 1/2 Jahre arbeiten kann.

Und da ging ich nicht davon aus, dass man sich 30 Minuten lang komplett demontieren lässt. Dass man sich so komplett überforder präsentiert, sobald Belgien das Tempo anzieht. Aber stattdessen freuen sich alle, wie gut die Deutschen aussahen, als die Belgier den Fuß vom Gaspedal nahmen. Was geht hier eigentlich ab?

Wo ich gerade rausfinden wollte, warum Rüdiger nicht dabei war, ist mir folgendes aufgefallen: Die ersten beiden Google-Fragen zu ihm lauten "Warum hat Rüdiger einen deutschen Namen?" und "Wie heißt Rüdiger richtig?" Dazu fällt mir nur eines ein: Deutschland, du bist rassistisch! Einschub Ende.

Wenn man die Spiele jetzt im Nachhinein betrachtet, wurde diese Länderspielpause einfach verschwendet. Leichtfertig verschwendet. Obwohl die letzten Turniere nicht den Anlass geben, dass man sich das leisten kann. Und natürlich können wir nicht beurteilen, was die trainiert haben. Laut Hansi Flick, wie man sich im Gegenpressing verhalten soll, was dann aber gegen Belgien so gar nicht funktioniert hat. 

Allgemein verstärken die Reaktionen der Spieler nach dem Abpfiff, dass halt jegliches Leistungsverständnis in diesem Verband fehlt. Ja, war schon dumm, dass wir uns am Anfang so haben vorführen lassen, aber wenigstens haben wir eine Reaktion gezeigt, als Belgien in den Schongang schaltete...

Als letzter Gedanke wollte ich nochmal erwähnen: Man hätte, im Gegensatz zu sonst immer, sogar eine Alternative gehabt: Thomas Tuchel war vertragslos. Also normalerweise hat man ja das "Problem", dass die guten Trainer alle in einer festen Beziehung sind, wenn man nach dem überraschenden Ausscheiden einen neuen Verantwortlichen suchen muss. Und man hat beim DFB ja auch eine panische Angst davor, so was vor einem Turnier anzusprechen und zu klären. Jetzt hätte man die einzigartige Gelegenheit gehabt, einen Tuchel zu fragen, ob er sich die Heim-EM und die WM danach zutraut. Man hätte ihn für dieses Projekt begeistern können, eigentlich sogar müssen. Man hat es aber nicht mal versucht. Und ja, es wäre wirklich beängstigend, wenn ein Tuchel gesagt hätte: Ich mache das jetzt für 3 1/2 Jahre, danach kann dann der Nächste.

Es ist eigentlich faszinierend, dass die Deutschen überhaupt jemals was gerissen haben, wo ihre Führungsetage doch so was von inkompetent ist. Und obwohl da ständig vom "Umdenken" geredet wird, bleibt am Ende alles beim Alten.

Dienstag, 28. März 2023

Ein Mal tief Luft holen!

 Und dann geht es nochmal richtig ab.

Das ist zumindest meine Herangehensweise. Ich kann mich noch dunkel an dieses "Früher" erinnern, als mich diese Länderspielpausen interessiert haben. Das war aber auch noch zu der "guten, alten Zeit", als man sich dann an 2 Tagen hingesetzt hat und hinterher alles wusste. Jetzt... wird einem das ganze so scheibchenweise geliefert, dass man dem ganzen einfach nicht mehr folgen kann oder will. Ernsthaft, diese "Week of Football" war die dümmste Entscheidung der UEFA...

Das wird ja nur noch schlimmer, weil es halt auch nur ein wirklich relevantes Spiel gab: Frankreich schlägt die Niederlande mit 4:0. So heftig, dass die Holländer selbst nach dem Heimspiel gegen Gibraltar ein negatives Torverhältnis haben. Aber das ist ja auch komplett egal.

Schließlich ist es bei 24 EM Teilnehmern und 55 Verbänden praktisch unmöglich, dass sich eine der "großen Nationen" nicht für das Turnier qualifiziert. Um das mal zu verdeutlichen: Bei 16 Teilnehmern müssten die Niederlande jetzt alles versuchen, um nicht in die Playoffs als Tabellenzweiter einzuziehen, weil man dort halt auch auf gute Gegner treffen kann. Deswegen würde man das Ergebnis gegen Gibraltar in die Höhe treiben, um eventuell bei Punktgleichheit vor den Franzosen zu landen. Oder irgendwie der beste Gruppenzweite zu werden. Jetzt spielt man das halt gelangweilt runter und die kleinen Nationen reden sich hinterher ein, dass sie keine Laufkundschaft mehr sind.

Und auch das, was da jetzt auf dem Platz passiert, ist vollkommen egal. Also klar, eine grundlegende Spielphilosophie einzuführen und die Trainingseinheiten nutzen, um diese Ideen zu vermitteln, kann einem am Ende einen Vorsprung geben. Aber ist der wirklich relevant?

Nehmen wir mal kurz die wichtigsten Fragen der Deutschen Nationalmannschaft in Hinsicht auf die Heim-EM auseinander. Der Fakt, dass man als Gastgeber gesetzt ist, macht die Spiele natürlich noch irrelevanter. Aber die wichtigsten Fragen sind doch:
1.) Wer verteidigt neben Antonio Rüdiger? Der ist definitiv der beste Innenverteidiger, den wir gerade haben. Er und Überraschungsgast Malick Thiaw sind die einzigen deutschstämmigen Innenverteidiger, die im Viertelfinale der Champions League antreten dürfen. Rüdiger ist der einzige, der jedes Jahr auf 8 Spiele auf allerhöchstem Niveau kommt. Er hat sich, wenn auch nicht sofort, bei Chelsea durchgesetzt und dort sogar die Königsklasse gewonnen. Jetzt ist er bei den Königlichen. Jeder, der den nicht in der ersten Elf hat, trollt... oder will halt nicht, dass Deutschland gewinnt. Beides ist Hansi Flick zuzutrauen.

Aber der Posten daneben? Macht Thilo Kehrer noch den entscheidenden Sprung nach vorne, obwohl er gerade im Abstiegskampf in der Premiere League steckt? Ist Thiaw eine echte Alternative, oder spielt der bei AC Milan gerade nur, weil andere verletzt sind? Macht Niko Schlotterbeck noch den einen Schritt, der ihn zur potenziellen Weltklasse fehlt? Was wird eigentlich aus Niklas Süle?
All diese Fragen werden doch nicht in den 9 Tagen mit dem Adler auf der Brust entschieden, sondern in den Wochen dazwischen. Wenn Schlotterbeck nächstes Jahr eine starke Champions League hinlegt und seine Mannschaft ins Viertelfinale führt, dann spielt er auch bei der EM. Das ist mein persönlicher Tipp, da der Mann seit der verkackten WM eine faszinierende Entwicklung nimmt.

2.) Im Mittelfeld bleibt die Frage, wie man aus den herausragenden Spielern die richtige Kombination zusammenwürfelt. Aber auch hier ist doch am Ende wichtiger, wer 2024 eine starke Bewerbungssaison abliefert. Wenn Kai Havertz seine Mannschaft mit 5 Toren in der K.O. Phase ins Finale führt, dann kann sich Thomas Müller in der Bundesliga strecken, wie er will, dann sollte Havertz halt spielen. Wie verläuft eigentlich die durch den Kreuzbandriss aufgehaltene Entwicklung von Florian Wirtz? Muss man plötzlich Julian Brandt einbauen, weil sich auch der nochmal richtig weiterentwickelt hat? Im "Defensiven" Teil können wir dasselbe Spiel mit Kimmich, Goretzka, Gündoğan und Can spielen. Und all das muss man ganz sachlich um den Fixpunkt Jamal Musiala basteln, der halt einfach zu gut ist.

Und 3.) im Angriff bleibt die Frage, ob Niclas Füllkrug wirklich eine Bedrohung darstellt. Das muss er am Ende im Sommer beantworten: Traut er sich den Sprung zu einem größeren, in der Champions League antretenden Klub überhaupt zu? Und wenn ja, kann er sich bei den Bayern gegen Eric Maxim Coupo-Moting durchsetzen? Um das offensichtlichste Beispiel zu nennen. Wenn er das schafft, dann ist ihm auch bei der EM etwas zuzutrauen. Wenn er mit 10 Saisontoren bei Werder in die EM geht, mache ich mir da relativ wenige Sorgen.

Die Antworten auf diese Fragen zu suchen, wird die nächsten 12 Monate durchaus noch interessanter machen. Denn berichten werden da alle drüber. Aber am Ende wird niemand sagen: Oh, aber der Füllkrug hat doch gegen Peru 2 Tore erzielt... damals im März 2023. Der MUSS doch bei der EM in die Startelf!!!

Nebenbei merkt man ja auch, dass die Spieler die Gelegenheit nutzen, um nochmal Luft zu holen. Das Tempo bei diesen Test- und Qualifikationsspielen war selten auf wirklich hohem Niveau. Und mittlerweile muss man ja von einer Absagenflut sprechen: Alle nutzen die Gelegenheit, um die kleinen, übers Jahr angesammelten, Wehwehchen auszukurieren. Musiala musste halt gegen Bayer Leverkusen eingewechselt werden, deswegen muss er jetzt gegen Belgien geschont werden. Gündoğan hat genau jetzt persönliche Dinge zu klären. 

Das lustigste ist dabei die "Keine Rücksicht aufs Bundesliga-Topspiel" Schlagzeile. Aber Schlotterbeck wird bis dahin wieder fit sein. Musiala auch. Havertz hat "Grippeähnliche Symptome"... Er erholt sich in London. Die Stadt ist ja als Kurort bekannt.

All die Spieler werden am Wochenende wieder einsatzbereit sein. Noch viel wichtiger: Alle hätten am Samstag gespielt, wenn das Topspiel dann angesetzt wäre oder Premiere League anstehen würde. Und das soll auch gar kein Vorwurf sein, im Gegenteil: Es ist auch vollkommen vernünftig. Mir persönlich ist es logischerweise wesentlich lieber, wenn diese Spieler jetzt durchatmen, damit sie dann, wenn ich auch hingucke, großartige Leistungen bringen können. Und der Rahmenterminkalender ist mittlerweile so voll, dass man die wenigen Gelegenheiten zum Auskurieren kleinerer Probleme nutzen muss.

Freitag, 24. März 2023

Warte, die Bayern machen was?

 Endlich ein Grund zur Panik! Endlich ein Grund LOS PANIK!

Also wir müssen das mal ganz kurz festhalten: Die Bayern liegen lediglich in einem Wettbewerb nicht voll auf Kurs: der Bundesliga. Und selbst da ist die Lage alles andere als katastrophal. Klar, man könnte am Wochenende die Meisterschaft verspielen. Man kann aber auch noch das Tripple holen. Sagt Lothar Matthäus. Also der hat als Experte innerhalb weniger Tage beides gesagt. 

Auch wenn das völlig schizophren wirkt, so ist seine Haltung doch konstanter, als die von Bayern-Präsident Herbert Hainer. Denn der hat letzten Sonntag bekannt gegeben, dass die ganze Debatte über den Trainer Julian Nagelsmann nur von Außen aufkommt. Was er einfach verschweigt: Die Bayern waren in dem Moment schon mit der Trainerdebatte durch und haben mit seinem Nachfolger verhandelt.

Also anscheinend ist ja Thomas Tuchel daran "Schuld", dass das jetzt so rausgekommen ist, wie es rausgekommen ist. Was nebenbei wieder Tuchels Sonderstellung als bester deutscher Trainer und größtes Arschloch auf der Bank manifestiert. Denn bei allen anderen Trainern würde ein "Ich lasse wichtige Informationen zur Presse durchsickern, bevor ich überhaupt einen Vertrag unterschrieben habe" zum sofortigen Abbruch der Verhandlungen führen. Und jeder Trainer mit Anstand würde dem Manager sagen: "Klärt das erstmal mit eurem derzeitigen Angestellten, dann verhandeln wir weiter." Stattdessen hatte der ja die "beeilt euch, sonst gehe ich zu Tottenham" Haltung. Seit wann lässt man sich als FC Bayern von einem Trainer derart die Handlungsweise diktieren?

Nebenbei ist es echt paradox, dass Nagelsmann Toni Tapalovic entlassen hat, weil er glaubte, dass der ein Maulwurf ist und dann jetzt von einem anderen externen Maulwurf erfährt, dass er entlassen wird. Wobei man an der Stelle auch die Frage in den Raum werfen, inwieweit diese Entscheidung und die relativ schlechte Kommunikation von Nagelsmann ihn jetzt den Posten gekostet hat. Schließlich hat er die wichtigste Bezugsperson seines wichtigsten Kapitäns rausgeworfen, so was macht man nicht, ohne dass es weitere Schäden gibt.

Und wir müssen auch nochmal festhalten, wie krass das gerade ist. Oder wie kurz die Lunte mittlerweile ist. Also früher reagieren die Bayern während der Saison nur in wirklichen Ausnahmefällen. Diese sind aber ganz konkret definiert: wenn die Qualifikation für die Champions League irgendwie in Gefahr zu sein scheint. Dann zieht man den Stecker, das aber auch konsequent.

Der letzte Trainer, der während der Saison gehen musste, war ja Niko Kovac im November 2919. Da hatten die Bayern, unter anderem wegen einer faktischen Arbeitsverweigerung von Thomas Müller, aber der ist ja so sympathisch, mit 5:1 gegen Eintracht Frankfurt verloren. Nach diesem Spiel war man plötzlich nur noch Tabellenvierter. Punktgleich mit dem SC Freiburg. Und deswegen haben die Bayern dann sofort den Stecker gezogen und Hansi Flick übernehmen lassen... der dann nebenbei den Dead Coach Bounce bis zum Champions League Titel geritten ist.

Bei Carlo Ancelotti und Louis van Gaal gingen dagegen auch schon, als sie nur auf Platz 2 lagen. Jetzt entlässt man Nagelsmann, weil er 10 Punkte auf den Tabellenzweiten verspielt hat, was schlecht ist... aber er hat halt immer noch 7 Punkte Vorsprung auf Platz 5. Das Ticket für die Gruppenphase hat man doch praktisch schon gebucht. 

Nebenbei ist es immer wieder faszinierend, dass jetzt alle so tun, als würde es sonst bei den Bayern um "Menschlichkeit" gehen, die da jetzt fehlt. Dabei geht es bei den Bayern immer nur um absolute Leistung, der Rest ist egal. Ob man die Meisterschaft mit begeisterndem Offensivfußball, oder mit disziplinierter Verteidigung holt, war Hoeneß und Kahn immer egal. Wichtig ist, dass man die Meisterschaft holt. Das kann man ja auch ganz praktisch sehen: Die Bayern wurden seit 10 Jahren jedes Mal Meister. In diesen 10 Jahren haben sie trotzdem 3 Trainer während der Saison entlassen. "Menschlich" wäre es einzusehen, dass man nicht jedes Jahr Meister werden kann und den Trainer die Saison mit Würde zu Ende trainieren lässt, solange die Qualifikation für die ganz großen Fleischtöpfe nicht in Gefahr gerät.

Dagegen wird man ganz realistisch gesehen bei den Bayern entlassen, wenn man nach 10 Spieltagen nicht auf Platz 1 liegt... Das passiert halt nur so selten, dass die Bayern trotzdem einen auf glückliche Familie machen kann. Diese Familie hat halt nur den Anspruch, dass das Kind nur 1+ Noten nach Hause bringt, sonst gibt es Schläge. 

Nur mal so als Perspektive: Ich habe schon vor Ewigkeiten nach der van Gaal Entlassung geschrieben, wie unmenschlich das bei den Bayern eigentlich abläuft und wie brutal die am Ende vorgehen. Damals wurde ein junger Thomas Kraft der Öffentlichkeit von Papa Hoeneß zum Fraß vorgeworfen, weil van Gaal die Dreistigkeit hatte, Hans-Jörg Butt auf die Bank zu setzen. Ihr wisst schon: DIE BAYERNLEGENDE schlecht hin.

Und wo ich schon dabei bin: Papa Hoeneß hat auch Bayern-Legende und Erfolgstrainer Jupp Heynckes gehen lassen, weil er sich in Pep Guardiola verliebt hat.

Der einzige Grund, warum die Bayern ihre Arschloch-Seite nicht häufiger zeigen müssen, ist halt die Inkompetenz der Konkurrenz. Wenn die Meisterschaft häufiger in Gefahr geraten würde, wäre das auch ein richtiger Schleudersitz. Aber man geht ja zum ersten Mal seit der Saison 2011/12 nicht als Tabellenführer in diese späte Saisonphase...

Nebenbei bedeutet die Thomas Tuchel Verpflichtung auch nur, dass die Dortmunds einzige Chance ist. Also noch mehr als vorher zementiert diese Entscheidung, dass die Bayern nächstes Jahr wieder Meister werden. Denn ganz sachlich gesehen haben sie eine der wenigen deutschsprachigen Möglichkeiten genutzt, um sich auf der Trainerbank zu verbessern. Und wie immer greifen die dann halt auch sofort zu.

Bonuspunkte gehen nebenbei an Hoeneß, der mit all seinem Insiderwissen schon Anfang März wusste, dass wir in 8 Wochen nicht mehr über Nagelsmann diskutieren werden. Das könnte sogar hinkommen, weil die Art und Weise wie der entlassen wurde, uns noch eine Weile beschäftigen wird...

Montag, 20. März 2023

Worst of des "Zum Glück gibt es den VAR" Wochenendes

 Was würden wir nur ohne den machen? Der hätte uns ein spannendes Meisterschaftsrennen gekostet. Und Bayer Leverkusen die Chance vielleicht doch noch ins Rennen um die Europacup-Plätze einzugreifen. Denn natürlich verliert die Eintracht nach meinem Loblied auf die das nächste völlig unerklärliche Spiel gegen Union Berlin, die selber keine Ahnung haben, wie sie die 2 Tore erzielt haben. 

Aber ja, dass ein Schiedsrichter wie Tobias Stieler erleichtert zugibt, dass der VAR ihn gerettet hat und dann alle zustimmend nicken, war vor dem Wochenende nicht absehbar. Aber lasst uns mal ganz sachlich erklären, warum dies so passiert ist:

Stieler hat halt eine konsequente und unbequeme Entscheidung getroffen und einen Angreifer für eine potenzielle Schwalbe verwarnt. Das sollte viel öfter passieren. Er hat aber eben nicht darauf gewartet, dass der VAR ihm irgendwas funkt, sondern gleich selber entschieden... nur halt leider falsch. Aber da konnte ihn der VAR dann ja korrigieren. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Momenten hatte man eben nicht den Eindruck, dass der Schiedsrichter auf eine Hilfe vom VAR wartet. 

Und wenn genau da müsste man halt hinkommen: dass die Schiedsrichter wieder konsequente Entscheidungen treffen und wenn diese dann offensichtlich und eindeutig falsch ist, greift der VAR ein.
Nebenbei muss man auch eines festhalten: Ein Challenge System hätte hier auch einwandfrei funktioniert, denn natürlich hätte Xabi Alonso seine "Rote Flagge" in genau diesen Szenen geworfen und jeweils recht bekommen. Sowohl Alonso als auch Julian Nagelsmann sind ja auch die "neue Generation" an Trainern, die direkt mit der Videoanalyse an der Seitenlinie sitzen. Die hätten die Bilder also sofort gesehen und dann selber reagieren können. Warum sich die Fifa gegen diese Idee so sträubt, bleibt ein Rätsel. Und der DFB oder die DFL hat halt nicht die Eier, das einfach so durchzuziehen.

Wobei ja der DFB auch gerade gemerkt hat, dass er in der großen Fußballwelt irrelevant ist: Alle relevanten Ämter werden von anderen besetzt. In den entscheidenden Gremien sitzt man nicht drin. Aber das ist halt auch das logische Ergebnis einer jahrelangen Führungskrise: Wenn die meisten Präsidenten nur 3 oder 4 Jahre bleiben und dann wegen größeren oder kleineren Skandalen zurücktritt, ist es kein Wunder, dass man im internationalen Diskurs den Anschluss verliert. Und wenn ein Rainer Koch sich dann vor der Wahl aufführt wie ein bayrischer König... immerhin sind wir den losgeworden, es könnte also besser werden. Bernd Neuendorf wirkt halt auch "nur" bemüht, was schon mal ein Fortschritt ist, aber auch nur zeigt, wie schlecht das Führungsniveau dieses Verbandes in diesem Jahrtausend war.

Aber zurück zur Bundesliga: Schalke hat dieses Wochenende zum zweiten Mal in Folge verloren, obwohl sie nicht als Verlierer vom Platz gegangen sind. Denn RB ist mittlerweile auf dem Weg zum Traditionsverein, der immer mehr Gemeinsamkeiten mit den Knappen aufweist. Also zum einen teilen die sich jetzt die höchste deutsche Niederlage in der Champions League... weil beide ein Achtelfinal-Rückspiel mit 0:7 gegen Manchester City verloren haben. Und dann verlieren sie, wie sich das für eine traditionsbewusste Spitzenmannschaft gehört, gegen einen Abstiegskandidaten. Damit hat Bochum plötzlich 4 Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang.

Und Schalke ist seit 8 Bundesligaspielen ungeschlagen... steht aber trotzdem weiterhin auf einem Abstiegsplatz. Das ist absoluter Wahnsinn. Normalerweise sollten die 12 Punkte locker reichen, um die Konkurrenz zu distanzieren. Aber die punkten halt auch. Und Schalke kommt halt von ganz weit unten. 

Selbst Hoffenheim hat dieses Wochenende ein Lebenszeichen von sich gegeben. Damit war halt nicht mehr wirklich zu rechnen. Hoffenheim hat sich halt konzeptionell von "Jung und Wild" zu "Alt und Verbittert" weiterentwickelt. So läuft das halt, wenn alle guten Talente nach einer Saison wieder weg sind. Aber für 3 Punkte gegen die Hertha reicht es halt noch.

Weil die Hertha halt auch nur zu Hause gut ist. Also so halbwegs gut. 

Bleibt der VfB Stuttgart, der endgültig im Bruno Labbadia-Modus angekommen ist. Also ja, vielleicht rettet der die Stuttgarter noch. Vielleicht auch nicht. Was aber fest steht: Schön wird das ganze nicht. Dieses Wochenende gab es als ultimatives Offensivhighlight einen Borna Sosa, der ohne Einfluss des Gegenspielers gestolpert ist. Und das mit den Möglichkeiten, die der VfB eigentlich hat. Denn vor Bruno waren die ja für einen Abstiegskandidaten gerade spielerisch immer wieder richtig gut. Also ihnen fehlte die Konsequenz und die Konstanz, aber es waren immer wieder Phasen drin, auf die man als Union Berlin neidisch wäre. Zumindest, wenn man die Tabelle ausblendet. Jetzt ist das alles komplett weg... großartige Arbeit vom Trainer.

Ich hoffe ja, dass die Stuttgarter das blicken und den Trainer nach einem immer noch möglichen Klassenerhalt trotzdem im Sommer wechseln. Denn auch wenn das kurzfristig noch funktionieren kann, so kann diese Spielweise langfristig nicht die Lösung sein. Also es wäre zumindest schade, wenn Stuttgart sich darauf beschränkt und einfach nur hofft, irgendwie und relativ planlos zum Klassenerhalt zu stolpern. Denn das war ja schon eines der interessanteren Projekte im Fußball-Deutschland.

Donnerstag, 16. März 2023

Eintracht Frankfurt wird zurückkommen

 Was eine schlechte Nachricht für die Behörden in Italien ist. Und gar nicht soo selbstverständlich. Aber es sollte funktionieren.

Wenn man mal ganz sachlich darüber nachdenkt, hat die Bundesliga ja ein grundlegendes Problem: Mit Schalke 04, Werder Bremen und dem Hamburger SV haben sich in den letzten 15 Jahren drei Mannschaften freiwillig aus dem Europacup-Pool entfernt. Also alle drei spielten sogar in gewisser Regelmäßigkeit in der Champions League. Dadurch hatte man mit den Bayern, Dortmund und Leverkusen 6 Mannschaften, die nach Europa wollten oder mussten. 

Sachlich gesehen wurden diese 3 Mannschaften durch RB Leipzig ersetzt. Was ja auch nachvollziehbar ist: Es ist halt verdammt schwierig, auf organische Weise in diese Liga hineinzuwachsen. Die meisten Vereine kommen bei Bundesliga Mittelmaß an ihre Grenzen. Am praktischen erklärt man dies natürlich an dem Beispiel SC Freiburg: Dort hat man mit Christian Streich eigentlich einen unfairen Wettbewerbsvorteil: Der beste Trainer der Liga kann im stabilsten Umfeld arbeiten. Und dieser Trainer hat ja auch kein wirkliches Interesse, zu anderen Vereinen zu gehen. Trotzdem liegt man halt im beschaulichen Freiburg, einem eher kleinen Markt und hat deshalb ein relativ kleines Stadion.

Mainz hat von der Arbeit, die sie leisten, ebenfalls das Potenzial, die Lücke zu schließen, aber sie liegen zwischen so vielen Traditionsvereinen, dass sie selbst ihr relativ kleines Stadion nicht voll kriegen.

Wolfsburg sollte eigentlich die finanziellen Möglichkeiten haben, hat aber anscheinend einfach nicht die Strahlkraft, um wirklich gute Spieler anzuziehen und zu halten. 

Borussia Mönchengladbach fehlt seit Jahren genau die Konstanz, wie sie in dieser Saison als Mikrokosmos eindrucksvoll beweisen.

Union Berlin ist der absolute Wahnsinn, aber eigentlich auch eine Nummer zu klein, um dauerhaft im Konzert der ganz Großen mitzuspielen... zumindest so lange, bis sie sich ein Europacup taugliches Stadion bauen. 

Köln arbeitet sich noch aus den Chaos-Jahren heraus und wird erstmal damit zufrieden sein, einen stabilen Bundesligisten zu stellen. Die spannende Frage ist, wie lange ein Steffen Baumgart sich damit zufriedengibt.

All diese Mannschaften hatten oder haben theoretisch das Potenzial in die entstandene Lücke zu preschen. Sie hatten sogar einzelne Saisons, in denen sie sich für den Europacup qualifizierten. Selbst Hoffenheim hat dies ja zwischenzeitlich geschafft... was nebenbei auch nur zeigt, wie schwierig es ist, selbst mit externen Geldgebern in diesen Kreis aufzusteigen. Denn selbst mit den Hopp Millionen spielt man am Ende meistens "nur" in der Bundesliga mit.

Aber es war halt auch oft im "Irgendjemand muss doch" Modus.

Frankfurt hat dagegen, stand jetzt, alle Möglichkeiten dauerhaft in diesen Kreis einzuziehen. Sie haben schon ein Stadion, in dem eine gewisse Beyoncé Knowles auftreten kann, das also den allerhöchsten Ansprüchen genügt.
Scary Fun Fact: Seitdem Beyoncé am 29. Juli 2016 die Commerzbank-Arena mit einer wahnsinnig guten Solo-Show gesegnet hat, die Eintracht den DFB-Pokal als ersten nationalen Titel seit 30 Jahren gewonnen, sie die Europa League Krone aufgesetzt (als erster deutscher Verein, seit dem das Ding so heißt) und das Achtelfinale der Champions League erreicht. So weit, so lustig. Jetzt der beängstigende Teil: Die spielt im Sommer im Volksparkstadion. Falls irgendetwas den HSV retten kann, dann der Segen einer Heiligkeit. Boycott Beyoncé!!! Also wenn das mit deren Aufstieg dieses Jahr klappen sollte, ist das schon die erste Auswirkung der Konzertankündigung.

Das habe ich jetzt natürlich nur eingeführt, um darauf hinzuweisen, dass auch äußere Einflüsse auf so einen Verein wirken. Und dass selbst The Caters einer Hertha nicht helfen können, ignorieren wir einfach. Das liegt wahrscheinlich am negativen Karma von Jay-Z.

Vor allem wollte ich aber mal verdeutlichen, dass dies keine kurzfristige Erfolgswelle ist, sondern eher ein konstanter, seit Jahren anhaltender Anstieg ist. Etwas, was wir sonst so nur bei Union Berlin erleben durften.

Frankfurt ist halt auch nicht mehr in der ersten Generation der neuen Erfolgswelle. Also weder auf, noch neben dem Platz. Das ganze ging ja mit der "Büffel-Herde" um Sébastien Haller, Ante Rebic und Luka Jovic los. Die beiden hat man für 117 Millionen Euro verkauft. Frankfurt hat aber genau das geschafft, woran all die anderen Vereine immer scheitern: Sie haben diese Spieler durch mindestens ähnlich gute, wenn nicht sogar bessere, Spieler ersetzt. Also aus Haller wurde zunächst Andre Silva, dann Randal Kolo Muani. Aus Jovic wurde erst Filip Kostić, dann Philipp Max

Und klar, es funktioniert nicht jeder Transfer. Aber es funktionieren genügend, dass man die stetigen Abgänge kompensieren kann. Das hat in der Form sonst keiner geschafft.
Das passierte nebenbei auch abseits des Platzes. Also die Grundlagen für den Erfolg haben ja Niko Kovac und Fredi Bobic gelegt. Beide wurden inzwischen von ihrem nächsten Verein entlassen. Man fand aber zunächst Adi Hütter und dann Oliver Glasner. Statt Bobic hat jetzt Markus Krösche die Fäden in der Hand. Man ist im Gegensatz zu Freiburg oder Köln halt nicht von einem Trainer abhängig und wenn der geht, bricht alles zusammen.

Die wirklichen Konstanten sind Präsident Peter Fischer, der seit 2000 im Amt ist, was mich wirklich verwundert, weil er damit für 2 Abstiege verantwortlich war. So was überlebt man doch eigentlich nicht. Und Oliver Frankenbach, der laut Transfermarkt.de seit 2007 als Geschäftsführer fungiert und seit 1997 im Verein ist. Da könnte ich mich jetzt fragen, wie viele Frankfurt Fans diesen Namen kennen... vielleicht antwortet Phil ja...

Frankfurt hat nebenbei auch einen ganz geheimen Standort-Vorteil: Sie kommen halt aus einer der reichsten Gegenden Deutschlands. Zumindest noch, angeblich ist ja die nächste Bankenkrise im Anmarsch. Man sitzt ja direkt neben dem deutschen Bankenzentrum und quasi an der Börse, ohne da notiert zu sein. Der örtliche Flughafen ist der größte in Deutschland und der viertgrößte in Europa. Da sitzt halt haufenweise Geld. Damit ist es für Frankfurt wesentlich einfacher in der Spitze und in der Breite Sponsoren zu finden, als dies in Mainz oder Freiburg der Fall ist. Es ist halt kein Zufall, dass deren Stadion von "Commerzbank Arena" zu "Deutsche Bank Park" umbenannt wurde. 

Die gesamte Region ist halt in der Lage, dieses Wachstum mitzutragen. Und man zieht ja auch genügend Fans an, man ist jetzt bereits in den Top 20 der internationalen Zuschauertabelle. Das ist einerseits schlecht, weil man hinter dem HSV liegt... andererseits ist man vor Paris Saint Germain. Was mich an der Stelle ein wenig überrascht: Laut Transfermarkt.de waren nur 3 Spiele ausverkauft, obwohl man eine Auslastung von 97 % hat. Man hat also Stand jetzt genau die richtige Stadiongröße, aber wenn der Verein weiter wächst, wird man im Metroplex Frankfurt Möglichkeiten finden, dieses Stadion zu erweitern...

Alles in allem würde es mich wirklich überraschen, wenn Frankfurt zukünftig nicht in 8 von 10 Jahren international vertreten ist. Was für alle eine gute Nachricht ist... außer für die italienischen Behörden.

Dienstag, 14. März 2023

Das zeigt sich schon wieder die Verlogenheit der europäischen Vereine

 Damit muss man auch mal das Grundproblem von Gianni Infantino festhalten: Er richtet seine Politik nicht nach den europäischen Verbänden und Vereinen aus. Was für ein Arschloch! Wie kann der nur als Fifa den Fußball auf anderen Kontinenten in den Fokus nehmen! Das dürfen doch nur wir Europäer. WIR entscheiden, wann wir da hinfliegen und welche Brotkrümel die abbekommen.

Also kurz der Reihe nach: Die Fifa hat gerade etwas Unfassbares herausgefunden. Ein derart gut verstecktes Geheimnis, dass das eigentlich nur der CIA herausbekommen kann: Bei Dreiergruppen kann es zu Ergebnisabsprachen kommen. NO SHIT SHERLOCK! Das logische und eigentlich immer feststehende Ergebnis: Wir steigen doch wieder auf Vierergruppen und ein Sechzehntelfinale um. 

Also jetzt mal ganz ehrlich: Spätestens 2030 wäre das eh gekommen, weil alle gemerkt hätten, wie beschissen Dreiergruppen sind. Es ist gut, dass ihnen das jetzt schon aufgefallen ist. Es war immer klar, dass es wieder auf Vierergruppen hinauslaufen würde. Das ist einfach der praktikabelste und fairste Turniermodus.

Jetzt kommen aber schon die ersten und warnen vor der Zusatzbelastung. Diese eine furchtbare Spiel mehr, welches man jetzt absolvieren muss, um Weltmeister zu werden. Das betrifft jetzt sogar uns Deutsche, obwohl wir in der Vorrunde ausscheiden! Das geht gar nicht.

Ähm.. warum? Also, mit welchem Recht regen sich die europäischen Vereine, die gerade die Anzahl der Gruppenspiele in der Champions League von 6 auf 8 erhöht haben, über dieses eine Spiel auf? Mal eine ganz einfache Mathematik: Dies ist die erste Erweiterung des WM-Spielplanes seit 1998. Damals gab es zwar schon eine Vorrunde in der Champions League, aber kein Achtelfinale. Man brauchte als 11 Spiele, um das Finale dramatisch zu verlieren. Danach wurde eine (immerhin wieder abgeschaffte) Zwischenrunde eingeführt und es wurden 17 Spiele, die ohne großes Jammern ausgetragen wurden. Dann hatte man sich auf 13 Spiele geeinigt, aber die werden jetzt, obwohl das eigentlich ein wirklich gesundes Maß war, auf 15 erweitert. Einfach so und ohne, dass darüber groß gejammert wird. 

In der Champions League kamen also in diesem Zeitrahmen 4 Spiele dazu, bei der WM ist es ein Einziges. Was ist jetzt schlimmer? Nebenbei müsste man auch mal herauskriegen, ob die Erweiterung des Teilnehmerfeldes vielleicht sogar die Qualifikation verkürzt. Das ist nebenbei etwas, was ich als Fifa und UEFA immer als Kompromiss anbieten würde: Hey, wir vergrößern das Turnier im Sommer, dafür kürzen wir die Qualifikation auf 4er- anstatt den 6er-Gruppen und wir schaffen dadurch mehr Freiraum. Aber man muss ja auch fair sein, dass auch die Fifa nur bedingt kompromissbereit ist.

Der nächste "lustige" Fakt ist ja die "Zusatzbelastung". Aber hier muss die Frage gestellt werden: Stimmt das wirklich, wenn das Turnier auf 40 Tage gestreckt wird. Nur um das mal durchzurechnen: Die letzte WM wurde in 28 Tagen durchgeprügelt. Vom 20.11. bis 18.12.. In diesen 28 Tagen absolvierte Argentinien seine 7 Spiele. Genau genommen waren es sogar nur 26 Tage, weil man erst am dritten Turniertag einsteigen durfte. Man spielte also alle 3,7 Tage. Für den Gastgeber wären es alle 4 Tage gewesen. Wenn man das Turnier jetzt auf 40 Tage streckt. Dann bedeutet das, dass man im Durchschnitt alle 5 Tage ein Spiel hat. Oder, wenn man später einsteigt, alle 4,3 Tage. Also ja, man hat ein zusätzliches Spiel, aber man hat auch mehr Zeit zum Regenerieren. 

Nun muss man natürlich erst auf den finalen Spielplan warten, um wirklich durchzugehen, ob die Zeit zwischen den Spielen signifikant länger ist. Aber theoretisch wird es dadurch machbar, den Spielern längere Pausen zu geben. Praktisch sollte zwischen jedem Gruppenspiel ein Ruhetag mehr liegen. Das ist doch etwas Gutes.

Mal so als Einschub an der Stelle: Der Plan der neuen Champions League ist es ja, die zusätzlichen Termine in den Dezember und Januar zu legen. Was auch nur bedeutet: Deren Plan ist es (hoffentlich sehr sehr bald, Fuck Putin) unsere jungen Männer im Januar und Februar nach Russland zu schicken. Oder nach Skandinavien. Ihr wisst schon: All diese Länder, in denen man im Januar eigentlich kein Fußball spielen kann, weshalb die Mannschaften aus diesen Regionen schon derzeit am 6. Spieltag der Gruppenphase ein Auswärtsspiel haben.

Nebenbei wird sich über das Reisen durch die Zeitzonen aufgeregt. Wenn aber ein Profi im Januar von Porto nach Moskau fliegen muss, sind die +4 Stunden und das komplett andere Klima auch egal. Wenn das für die Profivereine eingeführt wird, ist das alles kein Problem. Aber wehe, die Fifa will ein Spiel mehr haben!!! Da profitieren dann halt hauptsächlich die kleinen Verbände dran, da haben wir nichts von. Das geht so nicht.

Und ja, die Fifa ist und bleibt ein korrupter Haufen. Ich will die auf keinen Fall entlasten. Ich will nur mal feststellen, dass die nicht die einzigen Bösewichte, die den Fußball kaputt machen, sind. Das würden die europäischen Spitzenvereine auch ganz alleine hinbekommen. Sie bekommen es sogar viel besser hin.

Da kann man ja auch wunderbar das Beispiel Klub-WM nutzen: Für die europäischen Vereine ist das eine furchtbare Idee, weil es ein zusätzlicher Wettbewerb ist. Da muss man dann dran teilnehmen. Für alle anderen Vereine von den anderen Kontinenten ist es eine Möglichkeit sich mit den größten Vereinen der Welt in einem Pflichtspiel zu messen. Also etwas, was sie derzeit einfach nicht haben. 

Nur mal so als Frage: Wann gab es zuletzt das Duell Boca Juniors gegen Real Madrid? Das war im Jahr 2000. Es war ja auch das einzige Aufeinandertreffen dieser beiden Traditionsvereine.
Wir jammern ja sonst immer, dass es immer dieselben Duelle gibt, die ewig recycelt werden. Genau das könnte dieser Wettbewerb aufbrechen. Und klar, uns Europäern sind diese Ansetzungen egal. Aber kurzer Spoiler: Wir sind global gesehen eine Minderheit. Dementsprechend muss nicht jede Entscheidung nach unserem Gusto gefällt werden.

Dazu schießen sich die Europäer halt weiter argumentativ in den Fuß, wenn sie den ganzen Sommer lang eh durch die Welt fliegen. Also selbst ein Thomas Tuchel muss sich jetzt ja von Graham Potter vorwerfen lassen, dass er die Mannschaft dank einer katastrophalen Vorbereitung in einem dürftigen Zustand hinterlassen hat. Das liegt aber auch definitiv daran, dass Tuchel im Sommer Freundschaftsspiele gegen America durchführen lassen musste. Um 4 Uhr morgens MEZ. Um nochmal darauf hinzuweisen, wie absurd das Zeitzonen-Argument ist...

Was spricht jetzt dagegen, diese Klub-WM als Vorbereitungsturnier zu betrachten? Klar, für die anderen ist es DAS HIGHLIGHT des Jahres. Aber für einen selber ist es halt nur die Promotour, die man im Sommer eh plant. Man hat halt dieses Mal nur selber nicht die Planung in der Hand. Dafür fährt man dann aber gemeinsam an einen Ort, kann sich also theoretisch in der Vorbereitung mit besserer Konkurrenz messen. Und das Spotlight dürfte auch etwas größer werden.

Da fällt einem aber wieder auf, wie kolonialistisch die Politik der europäischen Vereine ist: wenn wir Europäer nach unseren Bedingungen und zu unseren Konditionen nach Asien oder Amerika fliegen, um unseren Umsatz zu steigern, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das möglich zu machen. Und wenn man als Zeche in der Premiere League nur 10. wird, dann ist das halt so. Wenn diese Länder sich dann aber erdreisten UNS einzuladen und zu sagen "Ihr kommt jetzt zu unserer Veranstaltung, von der wir etwas haben", dann ist das ein Problem und leider nicht umsetzbar.

Aber das kommt jetzt halt auf uns zurück: Die Beliebtheit dieses Sports ist in den anderen Kontinenten jetzt so weit gestiegen, dass dies auch ein ernst zunehmender Markt ist. Und dieser Markt will jetzt halt auch an den Spielen teilnehmen. Deswegen muss man auf ein Mal über eine Klub-WM reden. Das ist natürlich ein logistisches Problem, aber halt auch eine logische Konsequenz. Denn natürlich wollen sich die Vereine aus diesen wachsenden Regionen dann auch mit den Besten der Besten in Pflichtspielen messen.

Aber wie immer wird bei jeglicher Berichtserstattung nur auf uns und unsere Bedürfnisse geschaut. Niemand fragt sich, wie geil es für die anderen wäre, wenn dieses Turnier stattfindet. Oder wenn sie an einer Weltmeisterschaft teilnehmen können.

Montag, 13. März 2023

Worst of des "Wenn beide das Derby verlieren" Wochenendes

 Sein wir mal ganz kurz ehrlich: Borussia Dortmund musste dieses Spiel gewinnen, wenn sie Meister werden wollen. Ein Unentschieden bei einem Abstiegskandidaten ist einfach zu wenig. Und Schalke wusste vorher, dass die Konkurrenz (also natürlich abgesehen von Hoffenheim, aber die machen halt ihr eigenes Ding) gepunktet hat. Bochum sogar dreifach, weil Köln halt auch zu diesen inkonstanten Mittelfeldmannschaften, die plötzlich und unmotiviert ein Spiel verlieren, gehört. Damit ist auch für Schalke am Ende ein Punkt... nun ja... vielleicht nicht genug. Drücken wir es so aus.

Und klar, rein emotional nehmen die mehr als nur den einen Punkt mit. Und es kann auch durchaus sein, dass es genau der Punkt ist, der sie am Ende in die Relegation rettet. Es kann aber auch sein, dass die Schalker dieses Unentschieden am Ende zu heftig gefeiert haben.

Gerade wie sie als Tabellensiebzehnter diesen Derby-Nicht-Sieg gemeinsam mit den Fans zelebriert haben, beweist nebenbei auch nur, wie weit die Ansprüche mittlerweile gesunken sind. Früher hätten die Schalker Fans die Mannschaft nach so einem Spiel ausgepfiffen. Und bei der Tabellensituation allgemein eher ein "Wir wollen euch kämpfen sehen" skandiert. Das sind schließlich die Fans, die unruhig wurden, wenn man auf Platz 4 stand.
Diese angepasste Erwartungshaltung soll gar kein Vorwurf sein. Ich finde es aber einfach nur faszinierend, dass ein derart emotionales Umfeld wie in Gelsenkirchen diesen Umschwung hinbekommen hat. Jetzt wäre es natürlich spannend zu sehen, was dort passiert, wenn die mal im Mittelfeld landen. Und dass die Schalker Fans geschlossen hinter ihrer Mannschaft stehen, könnte am Ende den Unterschied ausmachen.

Bayern München schaltete nebenbei in den Über-Arroganz-Modus. Also die wollten Paris mal demonstrativ zeigen, dass es echt gar nicht so schwierig ist, 3 Tore gegen sie zu erzielen. Da muss man nur halbwegs engagiert und konsequent nach vorne spielen. Es wäre also so was von machbar gewesen, aber ihr wolltet ja nicht. Und nebenbei bewies man, dass man gegen seinen Angstgegner um Mergin Berisha, der jetzt 5 Treffer in 4 Spielen gegen die Bayern erzielt hat, einfach genügend Tore erzielen kann, dass einem die Gegentore egal sind. Manchmal geht es halt um wichtigere Dinge als das reine Ergebnis...

Wo ist eigentlich diese Woche Lutz Wagner? Findet der jetzt gerade kein Mikro, in das er sich erbrechen kann? Unter der Woche ging es doch auch. Da hat er eindeutig gesagt, dass das Eingreifen der VAR falsch war. Wenn es dann einen Elfmeter für die Hertha gibt, weil der VAR in der Superslowmo und mit Zeitlupe ein Handspiel erkennt... dann schweigt Wagner natürlich. Wie ich schon am Freitag gesagt habe: Es ist halt wesentlich leichter Stellung zu beziehen, wenn es nicht sein eigener Verantwortungsbereich ist. Und von DFB Seite gibt es ja wieder das totale Schweigen zu diesem fragwürdigem VAR Eingriff.

Nebenbei lässt sich da wieder eines festhalten: Das sind alles Dinge, die ein Challenge System verhindern würde. Denn dann wäre diese Szene einfach durchgelaufen und niemanden aufgefallen. All die anderen kritischen, aber korrigierten Momente (zum Beispiel der Elfmeter für Werder) wären dann auf Anfrage überprüft worden. Und wenn dann tatsächlich mal eine Fehlentscheidung nicht "gechallenged" wird, dann ist der Trainer der Depp, der sich nicht dazu durchringen konnte, die "rote Flagge" zu werfen. Aber wir verweigern ja die einfachen und praktikablen Lösungen, und kritisieren dann lieber die UEFA, wenn es da mal nicht läuft.

Für mich gibt es echt nur noch 2 Lösungen: VAR abgesehen von Abseitsentscheidungen (wo er nebenbei einwandfrei und schnell funktioniert) abschaffen oder eben Challenges einführen. Alles andere ist einfach sinnlos.

Uli Hoeneß, Vollidiot der Woche. Ja, Hoeneß hat sich mal wieder in ein Mikro erbrochen. Und er hat da mal wieder bewiesen, dass er es mit der Freiheit und der Demokratie nicht so genau nimmt. Denn die Pressefreiheit ist einer der Grundpfeiler unserer Demokratie. Jetzt ist er der Meinung, dass ARD und ZDF die Übertragungsrechte der Weltmeisterschaft entzogen werden, weil sie zu kritisch über die Zustände in Qatar berichtet haben. Das ist nebenbei derselbe Mensch, der einem Journalisten mit Hausverbot gedroht hat, weil er zu kritische Fragen gestellt hat, diese Haltung sollte uns also nicht überraschen. Wer nicht nach unserer Pfeife tanzt, wird halt schikaniert und ausgeladen.

Und natürlich war es anstrengend, dass die in den Öffentlich Rechtlichen auch immer wieder über Menschenrechte geredet haben. Aber genau das ist guter Journalismus halt auch: Anstrengend und unangenehm.
Nebenbei können wir jetzt ja festhalten, dass genau das eingetreten ist, was sich die Ölscheiche erhofft und ich befürchtet habe: Es guckt jetzt niemand mehr da hin. Die haben jetzt ihren Image-Gewinn eingestrichen und können jetzt wunderbar weiter auf die Menschenrechte scheißen. Wir sind dagegen weitergezogen und beschäftigen uns halbherzig mit dem nächsten Problem.

Freitag, 10. März 2023

Da war ja noch was: Dieser fragwürdige Elfmeter

 Und damit ein kleiner Exkurs in die Empörungskultur. In der Hauptrolle: Lutz Wagner als Vollidiot der Woche.

Also ihr werdet es ja alle mitbekommen haben: Dortmund ist unter anderem wegen eines fragwürdigen und wiederholten Elfmeters ausgeschieden. Gut, eigentlich sind sie ausgeschieden, weil sie sich gegen den Tabellenzehnten der Premiere League zu wenige Chancen erspielt haben. Aber das wird ja ignoriert, weil Chelsea theoretisch gut sein sollte. Nur um das mal festzuhalten: Diese Mannschaft liegt 29 Punkte hinter dem Tabellenführer Arsenal London. So viel Abstand liegt sonst nicht mal zwischen Dortmund und Bayern. Die sind nicht wirklich gut.

Fairerweise muss man auch anerkennen, dass Dortmund im Großen und Ganzen zugibt, dass sie nicht nur wegen der fragwürdigen Entscheidung ausgeschieden sind, sondern dass der Gegner insgesamt einfach besser war. 

Aber das ehemalige Fachmagazin der Kicker schwingt sich dann zum Verteidiger der Dortmunder Ehre auf und kommentiert ausführlich über diesen Vorfall. Also als das führende Magazin aus dem Land der betroffenen Mannschaft.

Nur so als Vergleich: Der an sich eher als sachlich einzustufende "The Guardian" gibt zu, dass der VAR bei der Rettung von Coach Potter geholfen hat. Aber einen Fehler wollen die nicht gesehen haben. ESPN als theoretisch neutrale Amerikaner zitieren Jude Bellingham, ringen sich aber auch nicht zu einer eindeutigen Bewertung der Szene durch. In dem Video lobt Frank Leboeuf Kai Havertz dafür, dass er nochmal antritt und sich nicht vor der Verantwortung drückt. Die französische L'Equipe erwähnt auch nur, dass der Elfmeter wiederholt wurde.

Aber ob es überhaupt korrekt war, den Elfer zu wiederholen, diskutieren nur wir Deutschen. Und das bringt uns dann zu Lutz Wagner, Regelexperte und Mitglied der Schiedsrichter-Kommission Amateure beim DFB. Damit ist er technisch gesehen nicht direkt für die Profis verantwortlich, aber nicht so weit weg. Er wird im Kicker Kommentar als "DFB-Regelexperte" vorgestellt. Und der sagt jetzt tatsächlich eindeutig, wie und warum der Eingriff des VARs falsch war

Das ist an sich sehr schön. Das Problem ist doch aber: Eine derartige, auch kritische, Einordnung von offizieller Seite müsste doch eigentlich jedes Wochenende kommen. Denn an jedem Montag fragt sich der gemeine Fußballfan, warum der VAR in der einen Situation eingegriffen hat, in der anderen aber stumm blieb. Vom DFB hört man aber meistens Rechtfertigungen. Wenn überhaupt.

Also stellt euch einfach mal vor, das Spitzenspiel am ersten April wird durch so einen wiederholten Elfmeter entschieden. Glaubt wirklich irgendjemand, dass sich jemand vom DFB dann hinstellen und den Fehler zugeben würde? Das macht man nur, wenn man selber unbeteiligt ist. Natürlich. Genau so führt man einen Diskurs und verbessert sich selbst. Herzlichen Glückwunsch.

Und klar, diese Szene beweist uns auch nur, dass der VAR auch woanders beschissen läuft. Dass all die Debatten gar nicht nur in der Bundesliga geführt werden. Aber als DFB sollte ich meinen gesamten Fokus darauf legen, dass es in der Bundesliga besser wird. Wenn man da dann vorzeigbare Ergebnisse hat, von denen wir immer noch weit entfernt sind, dann kann diese mit den anderen Teilen. Bis dahin sollte man vor seiner eigenen Tür kehren.

Nebenbei sollte dieser Vorfall ganz realistisch zu einer Regeländerung führen. Denn das, was Bellingham da sagt, stimmt ja vollkommen: In dem Moment, wo der Schütze den Anlauf verzögert, ist es quasi unmöglich, dass die anderen Spieler nicht in den Strafraum laufen.

Es ist sowieso schon fragwürdig, dass der Schütze das überhaupt darf. Aber wenn er auf derartige Sperenzchen setzt, sollte die anderen Spieler wenigstens nicht dafür bestraft werden. Ein einfacher "Wenn der Schütze seinen Anlauf verzögert, dürfen andere Spieler den Strafraum betreten" würde hier alle Probleme lösen. Nur so als Idee, die man eigentlich nach dieser Szene diskutieren könnte.

Donnerstag, 9. März 2023

Der Weltmeistertitel wird überschätzt

 Gnadenlos.

Aber erstmal.... Champions League. Denn... was soll ich sagen... selbst Thomas Müller hatte einen positiven Einfluss auf das Spiel, schließlich gewann er den wichtigen Zweikampf vor dem 1:0. Es ist ja nicht so, dass ich es ignoriere, wenn Müller was beiträgt, es passiert halt nur selten.

Oh und Yann Sommer gab uns seine beste Manuel Neuer Imitation. Also Neuer gegen Südkorea, was mir zum zweiten Mal in einer Woche die Gelegenheit gibt, ein deutsches Scheitern in der Gruppenphase zu verlinken... Aber ja, der Sommer-Transfer hat sich jetzt rentiert, denn in den wichtigen Situationen war er halt da.

Aber eigentlich muss es hier halt um Paris St. Germain gehen. Die machen nämlich das, was die immer machen: Sie scheitern im Achtelfinale. Das war der Ausgang in 5 der letzten 7 Saisons. Nur in den Jahren mit Thomas Tuchel kamen sie weiter. Das ist halt das Problem, wenn man Spielern wie Kylian Mbappé zu viel Macht gibt, damit sie doch bleiben. Und wenn man im Jahr 2023 auf Lionel Messi als Stammspieler setzt.

Denn auch Messi machte das, was er in den letzten Jahren immer machte: Er tauchte im Rückspiel komplett ab. 2019 stand Messi zuletzt im Halbfinale der Champions League. Das ist ein Niveau, welches er früher regelmäßig erreicht hat. Damals wurde er und sein Barca von Liverpool aus dem Stadion und Wettbewerb geschossen. Das waren nebenbei auch schon die Jahre, in denen Barca seine Auswärtsspiele regelmäßig mit 4:0 oder 3:0 verloren haben. Hier ist eine faszinierende Statistik: Seit dem letzten Titelgewinn im Jahr 2015, was auch schon 8 Jahre her ist, haben Messi's Team in der K.O. Phase 2 Auswärtsspiele gewonnen: 2016 bei Arsenal und 2019 bei Manchster United. Die Gesamtbilanz seit 2015 steht bei 2 Siegen, 3 Unentschieden gegen Lyon, Paris und Neapel (also nur bedingt die Creme de la Creme) und 6 Niederlagen. Die 6 Niederlagen kamen mit einem Torverhältnis von 0:18 Toren. Also wenn ihr kontrollieren wollt, ob ich was übersehen habe, hier ist der Link zu Fussballdaten.de. Das ist richtig schlecht. Gerade wenn man bedenkt, dass Messi in diesen Jahren 2-mal den "Ballon d'Or" gewonnen hat. Anscheinend ist es keine Bedingung, dass man in den wichtigen Auswärtsspielen abliefert, um diesen Titel zu gewinnen.

Dass Messi als Stammspieler nebenbei keine Rolle mehr spielt, habe ich bereits 2021 prognostiziert. Weil ich Messi halt sehr gerne spielen sehe, hätte ich gerne unrecht behalten. Aber man kann diesen Wettbewerb einfach nicht gewinnen, wenn jemand so wenig am Spiel teilnimmt, wie Messi das grundlegend seit 2016 macht. Er ist halt seit dem im Zlatan Ibrahimović Modus: Gegen schlechtere Gegner sieht das alles überragend aus, aber wenn es um die Wurst geht, kommt zu wenig.

Denn machen wir uns nichts vor: Die einzelnen Statistiken sehen immer noch richtig gut aus. 8 Scorerpunkte in 7 Spielen. De facto in 5, weil er ja im Achtelfinale nichts geliefert hat. 9 Tore in 2 Jahren Königsklasse für Paris. Und es spricht auch für Messi, dass er selbst im hohen Alter noch so trifft. Aber man kann es sich halt einfach nicht leisten, einen Spieler gegen den Ball so mit durchzuschleppen. Und das, obwohl es im Rückspiel besser war, als im Hinspiel.

Von daher ist es doch gar nicht so überraschend, dass Paris ausgeschieden ist... ich habe das halt nur alles ignoriert. Und jetzt spielen die Bayern als Nächstes gegen Sporting Lissabon und können sich hinterher einreden, dass sie doch zur absoluten Elite gehören.

Was mich nebenbei zu dem eigentlichen Titel bringt: Warum reagieren alle so über, nur weil Messi im Dezember den Weltmeistertitel geholt hat? Also klar, für ihn persönlich ist das geil. Für Argentinien ebenfalls. Gerade wenn man Messis Fehlschuss aus dem Finale 2014 in Betracht zieht: Eigentlich hätte er diesen Pokal schon 8 Jahre früher holen müssen. (Und ja, WM Spiele von 2014 werden nicht verlinkt...) Aber für die Bewertung der sportlichen Karriere dieses absoluten Überspielers sollte es doch egal sein. Denn da wird am Ende auch wieder nur eines deutlich: Die WM ist, was das fußballerische Niveau betrifft, höchstens ein zweitklassiges Turnier. Was auch in der Natur der Sache liegt, denn man kann halt die Schwachstellen in seinem Kader nicht mit Transfers beheben und hat nur ein sehr kurzes Zeitfenster, um alles einzustudieren.

Aber es wird halt auch endgültig deutlich, dass man mit einem alten Messi diesen Titel holen kann. Man kann halt auch mit 10 Mann recht souverän verteidigen. Das Narrativ war ja, dass Messi jetzt Cristiano Ronaldo überholt hat, weil er den einzigen Titel hat, der seinem direkten Konkurrenten fehlt. Und Ronaldo hat ja auch keine Chance mehr zu kontern. Dabei sollte es eigentlich viel relevanter sein, dass Ronaldo 3-mal in Folge die Königsklasse gewonnen hat. Mit 31-33 Jahren. Während Messi auf dem allerhöchstem Niveau mit Anfang 30 anfing abzufallen und in den entscheidenden Momenten immer wieder abtauchte. 

Ganz sachlich gesehen ist das alles egal. Denn die Frage, ob Messi oder Ronaldo der "GOAT" ist, liegt am Ende an den persönlichen Vorlieben des Betrachters. 

Das wirklich spannende ist ja, was diesen Sommer passiert, denn Messis Vertrag läuft ja aus. Will PSG überhaupt mit ihm verlängern, oder sehen sie ein, dass Mbappé und Neymar plus 8 einem die besseren Chancen gibt? Es ist Paris, wo Entscheidungen noch nie nach sportlicher Vernunft getroffen worden sind. Über eine Vertragsverlängerung wird jedenfalls schon seit Monaten geredet. Realistisch bedeutet das aber nur, dass man auch 2024 nicht um den Titel mitspielen wird. Andererseits steht die Rückkehr nach Barcelona auch immer wieder im Raum. Für die wäre es natürlich gerade ein Fortschritt, im Achtelfinale der Champions League auszuscheiden... aber bringt es sie wirklich wieder nach vorne? Aber auch Barca wird diese Entscheidung nicht aufgrund von sachlichen Fakten treffen. Das ist bei einer Überpersönlichkeit wie Messi halt auch schwierig, da will sich niemand eingestehen, dass seine ganz große Zeit einfach vorbei ist.

Und wahrscheinlich ist der Weltmeistertitel bei dieser Beurteilung eher schädlich, schließlich werden alle auf den Dezember 2021 verweisen und behaupten, dass der doch noch was im Tank hat. Dabei sollte man sich eigentlich auf Messi vs Ronaldo Teil 37 einstellen.

Montag, 6. März 2023

Eine existenzielle Bedrohung für diesen Blog!!!

 Wie soll man ein Worst of schreiben, wenn die Liga... nun ja... auf jeden Fall spannend, vielleicht sogar gut ist? Normalerweise ist das doch der Zeitpunkt, an dem die Bayern den Titel festmachen und sich mindestens eine Mannschaft praktisch aus dem Abstiegskampf verabschiedet. Aber selbst Schalke 04 hat beschlossen, dass die sich einfach mal wehren werden. Die sind ganz plötzlich von der Mannschaft mit der lächerlichen 0:0 Serie zur "In der Rückrunde noch ungeschlagenen Mannschaft" gemausert. Und klar, man stellt eine der schwächsten Offensiven der Liga. Aber man hat halt irgendwie nur ein einziges Gegentor kassiert. Nach einem Patzer des Torwarts.

Nebenbei hat diese Woche nachgewiesen, dass die zuletzt beschriebene Ralf Fährmann Rolle gar nicht so ungewöhnlich ist. Fabian Bredlow pendelte souverän zwischen "Hält seine Mannschaft mit Wahnsinnsparaden im Spiel" und "Winkt einen haltbaren Ball durch, und bringt seine Mannschaft dadurch ins Hintertreffen." Manuel Riemann ließ sich von Namensvetter Neuer inspirieren. Also leider vom Slapstick Neuer aus dem Costa Rica Spiel, aber ansonsten gibt es schlechtere Vorbilder. Aber genau der Riemann, der dem VfL Bochum dieses Wochenende die Punkte gekostet hat, hält ihm die sonst fest. Also zumindest gelegentlich. Vielleicht ist das, was Fährmann da anbietet, am Ende auch nur Bundesliga-Durchschnitt. Was ja für Schalke gar nicht sooo schlecht ist.

Bochum muss allgemein irgendwie befürchten, dass ihr Dead Coach Bounce halt vorbei ist. Also ja, die hatten unter Thomas Letsch erstmal eine richtig gute Phase. Ungefähr so gut, wie die Schalker sie jetzt gerade haben. Und die hohe Kunst des Abstiegskampfes besteht es ja, in diesen guten Phasen so viele Punkte zu holen, dass man sich den Rest irgendwie zusammen hamstern kann. Das könnte dieses Jahr aber plötzlich nicht funktionieren, weil die Konkurrenz halt... nun ja... sich wirklich bemüht. Ich will jetzt das Wort "gut" nicht in den Mund nehmen.

Vor allem ist das irgendwie auch mehr eine gefühlte Wirklichkeit, denn in der Summe haben, abgesehen vom Tabellenletzten, ja alle weniger Punkte als im Vorjahr zum selben Zeitpunkt. Der Zyniker in mir könnte einfach behaupten, dass es nur so spannend ist, weil alle noch schlechter sind. Aber dadurch, dass sich alle wehren, ist halt eine ganz andere Spannung drin.

Wobei dieses "Alle" natürlich relativiert werden muss... denn die TSG Hoffenheim bemüht sich ja irgendwie nur gegen die Dortmunder. Dass dieselbe Mannschaft, die letzte Woche beim Vizekandidaten so einen couragierten Auftritt hingelegt hat, diese Woche so uninspiriert und ungefährlich auftritt. Wobei auch das ja relativ normal ist, denn der Unterschied zwischen der Leistung der Stuttgarter gegen Schalke und der gegen die Bayern war ebenfalls gravierend. Wenn die immer so auftreten würden...

Aber die stehen ja alle da unten drin, weil sie genau das nicht hinbekommen. Hertha hat zuletzt in 3 von 4 Spielen 4:1 gespielt. Das klingt richtig gut, bis einem bewusst wird, dass nur eines davon ein Heimspiel war. Zu Hause sah es zuletzt aber richtig gut aus. Auswärts wäre man dagegen schon zufrieden, wenn man nicht mit 3 Toren Unterschied verliert. Da es als Nächstes gegen quasi gerettete Mainzer geht, wird sich daran auch so schnell nichts ändern. Aber die Woche darauf geht es dann nach Hoffenheim und DA muss dann was passieren.

Aber allein schon, dass ich als neutraler Zuschauer jetzt schon vorausschaue, wer wann im Abstiegskampf aufeinander trifft. Da ist eine ganz andere Spannung drin, als wir es gewohnt sind.

Nebenbei möchte ich an der Stelle mal 2 Mannschaften loben, die damit wahrscheinlich nichts zu tun haben: Wie hat es Augsburg eigentlich schon wieder geschafft, sie da rauszuhalten? Also gerade, weil der Auftritt gegen Bremen ja alles andere als souverän war (man kann auch Rafal Gikiewicz zu diesen Bundesligatorhütern einsortieren...). Trotzdem holt man irgendwie die 3 Punkte.

Und wo hat Köln so viele Punkte Abstand her? Also 3 davon kommen aus den Duellen gegen Bayern, RB Leipzig und Union Berlin. Falls ihr wirklich wissen wollt, gegen wen die Dortmunder ihre Serie verkacken. Und dann verliert man 0:3 gegen Stuttgart... Trotzdem ist doch genau das eingetreten, was ich in der Rückrundenvorschau vorhergesagt habe: Die werden sich ohne die Zusatzbelastung Europacup stabilisieren und sich im Mittelfeld einreihen.

Welches nebenbei, als heimliches Problem, wirklich von Platz 13 bis Platz 7 reicht. Dies werden nebenbei die Mannschaften sein, die am Ende den Abstiegskampf entscheiden. Also in den "Die eine Mannschaft kämpft um ihr Leben" vs "Für uns geht es am Ende um nichts" Duellen werden am Ende die Punkte geholt, die den Klassenerhalt sichern.

Mein Kandidat Nummer 1 für so eine sinnlose Niederlage bleibt Bayer Leverkusen. Ja, wenn deren rechte Seite ins Laufen kommt, sind die richtig gut. Eine der 4 besten Mannschaften der Liga. Dazu kommt Florian Wirtz wieder in Form. Aber das passiert in der Summe halt zu selten. Dazu könnten sie zu der Erkenntnis gelangen, dass die Europa League die einzige realistische Chance ist, den Wirtz zu halten. Also dass sie alles auf einen Sieg in diesem Wettbewerb auslegen und die Liga vernachlässigen. 

Im "Fast ganz oben" ist Eintracht Frankfurt die wichtigste Mannschaft. Also die werden ja wahrscheinlich aus der Champions League ausscheiden. Und ihnen fehlt derzeit definitiv die Konstanz über 90 Minuten. Aber vielleicht finden sie die ja, wenn es nur noch in einem Wettbewerb zur Sache geht. Wenn dies passiert, wird es noch ein richtiges Hauen und Stechen um den 4. Startplatz in der Königsklasse geben.

Und ganz nebenbei haben wir ja noch dieses spannende Meisterschaftsrennen. Nicht, weil die Borussia besser ist als in der letzten Saison, sie holen genau so viele Punkte wie quasi immer. Aber die Bayern haben halt 5 Punkte weniger auf dem Konto.
Natürlich hat der gemeine Fußballfan so gar kein Vertrauen in diese Mannschaft. Aber jetzt, wo Schalke nicht als Tabellenletzter ins große Derby geht, bin ich sogar leicht optimistisch, dass Dortmund auch dieses Heimspiel gewinnt. Eigentlich hatte ich ja die Niederlage beim Tabellenletzten fest eingeplant. Vor allem müssen wir mal festhalten, dass selbst RB Leipzig die eine Gelegenheit, sich bei der gesamten Fanwelt unbeliebt zu machen, ausgelassen haben. Das machen die doch sonst nicht.

Es ist halt echt ein Gefühl, dass ich seit Jahren nicht mehr hatte: Man guckt am Freitag gespannt auf den Spielplan und markiert sich die interessanten Spiele. Man plant seinen Freitag um eine "die Bayern spielen nicht mal" Ansetzung. Und selbst wenn es einem relativ egal sein kann, ob der Arschlochverein oder die Kommanditengesellschaft auf Aktien den Titel holt, so ist man doch gespannt, wie es ausgeht. Das hatten wir seit Jahren in der Form nicht mehr.

Dass es weiterhin hauptsächlich daran liegt, dass die Bayern nicht so gut und dominant sind, wie sonst, ist dabei fast egal. Es liegt einfach eine ganz andere Spannung in der Luft. Hoffen wir, dass die uns möglichst lange erhalten bleibt.

Mittwoch, 1. März 2023

Eine kurze Motivationsrede für den HSV

 Ha... "kurz"... als ob.

Wer diesen Blog regelmäßig verfolgt, wird es ja bereits wissen: Der HSV hat ein Alleinstellungsmerkmal in diesem Land. Und auch dieses Frühjahr erweckt der Verein den Anschein, als würde er dieses Merkmal gerne abgeben und doch einfach mal aufsteigen. Zumindest tut man so. Wie ernst man das wirklich meint, wird der April zeigen,

Nebenbei zeigt sich da nochmal die moralische Flexibilität, sobald es gegen ein Feindbild geht: Ich bin plötzlich für den 1. FC Heidenheim. Ich checke deren Ergebnisse aus und hoffe, dass die den HSV noch einholen, obwohl ich mir vollkommen bewusst bin, dass die für die Bundesliga... drücken wir es optimistisch aus... keine Bereicherung sein werden. Nächste Saison jammere ich dann die ganze Zeit, wie krass überfordert dieser Dorfverein ist. Schlimmer als Paderborn und Fürth.
Was die Arbeit des Vereins gar nicht schmälern soll. Gerade was der Trainer Frank Schmidt da abreißt, ist absolut faszinierend. Und man ist in 6 von 8 Zweitligajahren in der oberen Tabellenhälfte gelandet. Man wurde in aufeinander folgenden Jahren Fünfter und Dritter. Das ist eine Konstanz, die sonst nur Union Berlin an den Tag gelegt hat. Damit ist die realistische Frage nicht "Ob", sondern nur "Wann steigt der 1. FC Heidenheim auf?" Und dann doch bitte in einem Jahr, in dem sie es dem HSV versauen.

Nebenbei... gehört die 2007 gegründete Fußballabteilung zu diesen Vereinen, die noch nie abgestiegen sind. Ihr wisst schon: das angebliche ehemalige Alleinstellungsmerkmal des letzten Bundesligadinos. Nur um mal zu verdeutlichen, dass das gar nicht so besonders ist: Damit hatte man etwas mit RB Leipzig gemeinsam. Das kann ja keiner gewollt haben.

Random Fun Fact: Der "große FC Bayern ist 1954/55 aus der Oberliga abgestiegen. Selbst dieser arrogante Schnöselverein hat es frühzeitig geschafft, sich von RB zu distanzieren. Aber bei den Unabsteigbaren gibt es bestimmt auch in den Niederungen des Fußballs irgendwelche Dorfvereine, für die es noch nie bergab ging. 

Und ja, eventuell gibt es auch neu gegründete Vereine, die noch nie aufgestiegen sind. In Leipzig finde ich da gerade den FC Mohajer Leipzig, der 2020 als Integrationprojekt gestartet wurde und seinen Durchmarsch in die erste Kreisklasse noch aufgeschoben hat. Aber jeder Verein, der 10 Jahre überlebt, wird doch irgendwann zumindest ein Mal aufsteigen.

Wir haben in Deutschland über 24.000 registrierte Fußballvereine. Der einzige Verein von denen, der älter als 10 Jahre ist und niemals aufsteigen konnte, ist und bleibt der HSV. Selbst wenn wir grob festlegen, dass es mit all den Neugründungen 10 Vereine gibt, die noch nie aufgestiegen sind... dann sollte man die anderen Vereine im Sommer zu einem großen Turnier einladen und sich gegenseitig feiern. Und festhalten, dass man zur absoluten Ausnahme gehörte. Das können dann nur 0,04 % aller Vereine von sich behaupten.

Aber der nationale Vergleich ist ja nie der Anspruch des Hamburgers gewesen. Und weil HITC Sevens dieses Video weiterhin verweigert, stelle ich die Frage jetzt hier: Wie sieht es eigentlich im restlichen Europa aus?

Fangen wir mal in Italien an. Dort spielt einzig Inter Mailand ununterbrochen in der Serie A. Gut, das liegt auch daran, dass Juventus Turin zu einem Zwangsabstieg verurteilt worden ist. Aber Juve stieg trotz 9 Punkten Abzug sofort wieder auf. Die anderen Gründungsmitglieder der Serie A stiegen hinterher hin und wieder mal auf und ab. In ganz Italien kann also nur Inter den "Unaufsteigbar" Status bewahren.

In Spanien haben wir den FC Barcelona und Real Madrid. Der eine Verein war der absolute Stolz Kataloniens, der andere wurde von einem Diktator gestützt. Also zumindest in der "grauen Vorzeit" war dies so und bei den meisten ganz großen Vereinen waren das ja die Jahre, in denen man überhaupt aufsteigen konnte. Dass diese "Graue Vorzeit" in Spanien bis in die 70er Jahre reichte und Johann Cruyff sich wegen Franco weigerte zu den Königlichen zu wechseln, verschweigen wir Europäer lieber.
Atletico Madrid war eigentlich auf einem richtig guten Weg, bis sie in der Saison 99/00 plötzlich abstiegen. Dann überlegten sie sich ein Jahr lang, ob den Unaufsteigbar Status beibehalten wollten und realisierten, dass sie das mit Real vereint... und kehrten in die Primera Division zurück. Damit hat man einen Aufstieg in der Chronik stehen.

Arenas Club war als weiteres Gründungsmitglied auf einem richtig guten Weg. Also die stiegen von 1929 bis 1975 ausschließlich ab. Das ist doch genau der Weg, den der HSV einschlagen sollte. Dann verkackten sie es aber und stiegen von der "Regional Preferenta" in die "Tercera Division" auf. Also von der 5. in die 4. Liga. Mittlerweile gurkt man in der Dritten Liga rum und die Wikipedia Seite gibt es nur auf Spanisch. Wenn die nie aufgestiegen wären und weiterhin in Liga 5 spielen würden, gäbe es garantiert auch deutsche Wikipedia Artikel... weil ich ihn dann anlegen würde.

Dieser ganze Beitrag wäre so viel einfacher, wenn es einen "Unaufsteigbare Vereine" Artikel bei Wikipedia geben würde. Aber dieser Begriff kommt nur 5 Mal vor... unter anderem bei Union Berlin.

Egal, auf nach Frankreich. Der französische Fußball ist überraschend chaotisch. Oder halt wie die Bundesliga ohne Bayern. Also die eine Dekade lang dominierende Mannschaft kämpft als Nächstes um den Abstieg. Deswegen darf sich noch der AS Saint Etienne Rekordmeister nennen. Gemeinsam mit Paris Saint-Germain. Saint Etienne ist am ehesten mit dem 1. FC Nürnberg zu vergleichen, die es ebenfalls geschafft haben, als amtierender Rekordmeister abzusteigen. Paris Saint-Germain wurde erst 1970 gegründet und etablierte sich erst in den 80ern als Stammgast in der oberen Tabellenhälfte. Technisch gesehen ist man nie abgestiegen, weil man wegen Verletzungen der Auflagen in die Dritte Liga musste. Trotzdem hat man es 2-mal geschafft, in die erste Liga aufzusteigen. Das macht diesen Verein dann wiederum einzigartig, das kann sonst keiner von sich behaupten. Also außer Juve muss nochmal Zwangsabsteigen.

Kommen wir zum ältesten Verband der Welt: Der FA in England. Der englische Fußball ist halt kompliziert, weil er genau genommen schon immer von den Launen der Investoren abhängig war. So ist für überraschend viele Vereine alles von 4. bis 1. Liga drin. Also Leeds United spielte zum Anfang des Jahrtausends in der Champions League (gemeinsam, also eher gegen 1860 München) nur um 2006/07 in die dritte Liga abzusteigen. In der Saison 19/20 stieg man dann plötzlich wieder in die Premiere League auf. Chelsea war vor der Übernahme durch den ersten russischen Oligarchen eher eine durchschnittliche Premiere League Mannschaft. Immerhin spielte man seit 1985/85 konstant in der höchsten Spielklasse, man war aber halt vorher auch ein paar Jahre zweitklassig. Dank der riesigen Geldsummen sind die Bewegungen halt auch extremer. Und die haben halt auch einfach ein paar Jahre mehr an Geschichte auf dem Buckel.

Durch all diese Bewegungen gibt es aber praktisch überhaupt nur 2 Kandidaten, die man überhaupt in Betracht ziehen muss: Manchester United und der FC Liverpool. Wenn es in England 2 Vereine gab, die schon immer dabei waren, dann sind es diese beiden. Liverpool startete 1893 in der 2. Liga, stieg direkt auf und wieder ab... nur um im Jahr darauf an Manchester City zu scheitern, damit haben wir die auch gleich abgearbeitet. Und dann fällt einem auf, dass Liverpool von 1954 bis 1962 zweitklassig war. Damn. Auch United stieg in den Anfangsjahren mehrmals auf und ab und etablierte sich "erst" 1938 in der First Division. 1974/75 stieg man dann das letzte Mal auf. Ich hätte nicht gedacht, dass selbst diese beiden Vereine auf mehrere Aufstiege kommen, aber so sieht es halt aus.

Fun Fact, den ich nicht habe kommen sehen: Der FC Everton hat weniger Jahre in der Zweitklassigkeit verbracht, als Liverpool und United. Man stieg aber 1930/31 und 1953/54 auf. Insgesamt war man nur 4 Jahre nicht in der höchsten Liga unterwegs.

Bleiben halt die "relativ kleinen" Ligen mit Portugal und Holland. Da wird die Datenlage auch echt schwierig. Auf den ersten Blick hat Portugal mit Porto, Benfica und Sporting direkt 3 Vereine, die immer in der höchstmöglichen Spielklasse angetreten sind. Zumindest so weit ich das nachvollziehen kann. PSV Einhoven spielt erst seit 1926 durchgängig in der ersten Liga, Feyenoord Rotterdam stieg 1917 auf. Ajax schaffte dies 1911.

Bleibt wahrscheinlich Celitc Glasgow. Und Austria Wien, die nach 11 Siegen in 17 Spielen in die Erste Klasse eingeteilt wurden. Und das war's dann... es sei denn, wir gehen nach Luxemburg und Liechtenstein... vielleicht nächstes Jahr.

Oder nach Osteuropa, wo es halt doch sehr unübersichtlich wird, weil viele der Ligen halt erst 1990 gegründet worden sind. Obwohl man das anhand der ewigen Tabelle der Wysschaja Liga doch gut nachvollziehen kann: Dynamo Moskau und Dynamo Kiew sind die einzigen Vereine, die "stets in der höchsten Spielklasse" antraten. Moskau stieg 2015/16 ab und danach dann wieder auf, muss also gestrichen werden. Kiew ist damit Gründungsmitglied in der sowjetischen und der ukrainischen Liga. Und da sie noch nie abgestiegen sind, können sie auch nicht aufsteigen.

Das ist dann die Liste: 3 Vereine aus Portugal, 2 aus Spanien und je einer aus der Ukraine und Österreich. Und der HSV. Der hat jetzt noch das absolute Alleinstellungsmerkmal, dass er nicht mehr erstklassig spielt, aber aus Prinzip trotzdem nicht aufsteigt.

Man hat jetzt ja die freie Wahl: Sortiert man sich in die (sowohl national als auch international) riesige Anzahl von schlecht geführten Traditionsvereinen, die nie ihr volles Potenzial ausreizen, ein? Also will man wirklich mehr wie Schalke werden? Oder macht man einfach sein eigenes Ding und bewahrt sich seine Nische.