Freitag, 31. Dezember 2021

Die "Passives Abseits Albumcharts 2021"

 Lasst mal ein wenig Spaß haben. Und Fußball Jahresrückblicke gibt es ja sonst überall... Also setzen wir jetzt die schöne Tradition fort und ich teile die Musik, die mich bewegt hat.
Ach so: Stichtag ist der 13.12, weil da Pioniergeburtstag ist und ich damit einen Grund hatte 1312 zu schreiben... Und weil man halt auch ein weilchen braucht um Alben zu verdauen.

Platz 26: MC Rene - Irgendwas stimmt: Das Jahr begann mit einer angenehmen Überraschung: MC Rene veröffentlichte ein gutes Album. Damit hatte ich nicht mehr gerechnet. Für Kontext: MC Rene war der beste Rapper des Landes von 1993 bis mindestens 98 eher 99. Dann kam Samy Deluxe. Seit dem ist Rap so groß und divers, dass sich die Frage nicht mehr eindeutig beantworten lässt. (Spoiler: Torch war es nie, auch wenn er es jahrelang behaupten durfte...)
Danach stürzte Rene aber in die Bedeutungslosigkeit der Stand Up Comedy ab. Was dazu führte, dass ich kurz in die Singles reingehört und die Alben abgewählt habe. Aber 25 Jahre nach der Renevolution kam dann tatsächlich wieder was.
Eine höhere Einstufung verpasst dieses Album wegen der doch ein wenig übertriebenen Nostalgie. Klar, auf 1993 ist das für einen Song wirklich schön... vor allem, weil ich das angesprochene Treppenhaus Video vorher schon kannte. Der Eißfeld Part danach ist wirklich grenzwertig, vertraut mir... aber muss es sich durch das ganze Album ziehen? Andere Rapper aus der Generation können das besser.

Platz 25: MAENTIK - A Constant Illiusion: Um ganz ehrlich zu sein: Auf das Album bin ich nur gestoßen, weil mein Cousin da Bass spielt. Aber bisher habe ich bei "Freunde oder Verwandte machen Musik, da höre ich mal rein" meistens richtig gelegen. Wenn man ein offenes und buntes Umfeld hat, ist das eine wunderbare Variante seinen Musikhorizont zu erweitern. Und wenn es einem nicht gefällt, hat man wenigstens Kleinkunst unterstütz. A Constant Illusion ist dann gerade noch in der "Wenn ich mal Bock auf Gitarren habe, ist das meins" Kategorie. Also wirklich gerade noch. Und man bekommt halt nicht zu oft die Chance Videos mit unter 1000 Aufrufen zu verlinken...

Platz 24: Mine - Hinüber: Mine ist einzigartig. Wann immer die an irgendeinem Projekt beteiligt ist, hört man sie sofort heraus. Die Produktion und der Sound sind eindeutig von ihr. Einen Song wie Hinüber kann sonst niemand veröffentlichen. Eiscreme hat das "Most Random Rapfeature" mit Roger Rekkles, der im Outro Eisdielen aufzählt... Das ist alles cool. Aber irgendwie will der Funke nicht so ganz auf mich überspringen... Manchmal kann man nicht wirklich erklären, warum man das eine feiert und das andere nicht so sehr...

Platz 23: Arlo Parks - Colapsed in Sunbeams: Wenn du die Sport- und Kulturseite deines Vertrauens öffnest und da jemand, als der neuste, heiße Scheiß für die Generation Z vorgestellt wird und du dir nur denkst: Danke, kenn ich schon. Oh und Arlo Parks kommt "sogar" auf 2 Grammy Nomination. Als Britin, die den Amis sonst eigentlich eher egal sind. Und die ich ja sonst auch eher ignoriere. Aber das macht doch Hoffnung... Irgendwie macht sich das Gefühl breit, dass der britische R'n'B um einiges finsterer und melancholischer ist, als sein amerikanisches Vorbild. Oder ist das eigentlich gar kein R'n'B, sondern fällt unter "Singer/Songwriter"? Nebenbei landet Arlo Parks hier nur auf Platz 4 der "englischen Talente mit ihrem Debütalbum..." Nebenliste.

Platz 22: Mal Élevé - Résistance Mondial: Ok, eines vorne weg: Mal Élevé muss man, wie schon seine vorherige Band Irie Revoltes live erleben. Die Energie, die  der alte Mann live auf die Bühne bringt, wird in Deutschland von nur ganz wenigen erreicht. Also wir reden von Feine Sahne und Mono und Nikitaman. Und klar, die Botschaft ist brachial und platt, aber manchmal muss man das halt einfach rausbrüllen. In dem Sinne: No pasaran! Und Menschen zu retten ist kein Verbrechen.
Ganz nebenbei wollte ich erwähnen, dass die Zeile "Hebt alle die Hände hoch, Stellen uns quer, denken quer, lieben quer, grenzenlos" nicht ganz so gut gealtert ist. Das liegt nicht an der Zeile, sondern nur daran, dass "Querdenken" mitlerweile von einer gewissen Gruppe besetzt wurde. 

Platz 21: Anaiis - This is no longer a Dream: Heute in der beliebten Serie: Ist das noch R'n'B, oder ist das schon Kunst? Auf jeden Fall ist es kompromisslos und komplex. Und auch wenn sie um die halbe Welt gezogen ist, so landere sie am Ende in London und fällt damit in die neue englische R'n'B Schule, die ich so feiere.  Demonstrativ wird hier Chu verlinkt, aber das ganze Album hat einen eigenen Klang.

Platz 20: Danger Dan - Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt: Uff... kommen wir zum wohl schwierigsten Album des Jahres. Also lasst uns erstmal eines klären: Ist es ein gutes Album? Die Antwort lautet: eher nicht. Das Problem ist halt, dass man ziemlich schnell nicht mehr weiß, ob man schon bei Song 5 oder erst bei Song 3 ist. Danger Dan ist halt nicht gut genug um ein reines Piano Album zu tragen. Was kein Vorwurf ist, ich bin mir nicht sicher, ob irgendein Rapper das wirklich könnte. Aber es gibt halt Gründe, warum er "nur" ein Teil einer Crew ist und kein Reinhard Mey ist.
Doch das ist ja auch alles vollkommen egal. Denn am Ende geht es bei diesem Album nur um den Titeltrack. Der hat hakt einen Nerv getroffen, dass man ihn einfach nicht ignorieren konnte. Also selbst die "Ich höre ja gar keinen Rap" Leute fanden den gut. Oder sie fühlten sich angesprochen und fanden ihn deswegen Scheiße. Aber auch dieser Song ist am Ende problematisch. Also ich frage mich irgendwann, ob man eigentlich "Angst frisst Seele auf" von Feine Sahne Fischfilet und "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt" gleichzeitig feiern?  Also für Kontext: Die Neonaziband "Erschießungskomando" veröffentlichten einen Song, in dem zum Mord an Katharina König-Preußig aufgerufen wurde. Der Song ist FSFs Reaktion auf derartige Texte. Jetzt kommt Danger Dan und stellt fest: "Kubitschek hat Glück, dass ich nicht Bogen schieß'" Ist es jetzt in Ordnung Nazis in Musik mit Gewalt zu drohen und darüber zu fantasieren? Und der Text ist ja voll von Namen und Gewaltandrohungen. Klar, alles bewusst als Provokation und genau an der Grenze. Aber das kann das "Erschießungskomando" doch auch von sich behaupten.
Kann man nicht auch klare Kante gegen Nazis und Verschwörungstheoretiker zeigen, ohne offen mit Gewalt zu drohen? Bestimmt, hätte sich aber nicht so gut verkauft... Und versteht mich nicht falsch: Es ist immernoch ein guter Song. Aber es ist nicht dieser absolute Überhammer, den viele daraus machen wollten...

Platz 19: Die P - 3,14: Heute in der beliebten Serie: Es ist doch so einfach, warum machen das nicht mehr: Die P. Einfach nur tighter Rap. Kein Gesangschorus, keine Trap Experimente. Einfach nur 96 bpm, ein Mic und los geht's. Mehr brauche ich gar nicht um glücklich zu sein. Allerdings sind halt mittlerweile viele Musiker als Rapper und als Sänger nicht gut genug und machen deswegen beides halbherzig. Allerdings bedeutet das halt auch, dass man erst mit mitte 30 sein Debütalbum rausbringen kann...
Aber Die P rappt mittlerweile auf dem "Ist mir eigentlich egal, was die sagt, das wie ist einfach geil" Niveau.

Platz 18: Nana Adjoa - Big Dreaming Ants: Nana Adjoa hat auf Genius.com zu jedem Song dieses Albums ausführliche Erklärungen abgegeben. Von der Inspiration bis zur Entstehungs und Produktionsphase wird da alles ausführlich erklärt. Das finde ich je nach Tagelaune unfassbar cool (Hey, die lässt uns wirklich am Entstehungsprozess teilhaben) oder verzweifelt (Macht sie das, weil niemand ein Interview mit ihr machen will?). Am Ende ist es ein Album, für das man sich wirklich Zeit nehmen muss um zu merken, was sie da alles reingepackt hat. Ich verlinke hier mal demonstrativ "National Song".

Platz 17: Alicia Keys - Keys: Ok, eines vorne weg: Dass dieses Album existiert, ist richtig schlecht. Denn ich hab mir ja Tickets für das Konzert am 19.6.2020 gekauft, weil ich "Holy War" unbedingt live hören wollte. Als ich das Ticket kaufte, war noch nicht mal "ALICIA" draußen. Jetzt ist der Song vom Vor-Vorletzten Album, die Wahrscheinlichkeit, dass er in der Setliste auftaucht, sinkt also... Und beide Alben kommen nicht an "Here" ran.
Jetzt macht sie halt das, was man von ihr erwarter: Überragende Stimme und ein herausragendes Klavier. Da kommen dann einige gute Songs wie "Nat King Cole" raus. "Is it insane" soll seit der "Songs in A Minor" Session rumliegen, aber erst jetzt war die Zeit reif für eine Veröffentlichung.
Ich glaube ja, das größte Problem dieses Albums ist es, dass die "Original" und "Unlocked" Versionen einfach zu viel sind. Vor allem, weil ich den Unterschied zwischen beiden Ansätzen nicht zwingend nachvollziehen kann. Ok, das eine hat etwas mehr Piano als das andere. Aber dadurch zerfasert das Album halt auch unnötig, Ein etwas kompakteres Werk wäre meiner Meinung nach besser gewesen.

Platz 16: Jan Delay - Earth, Wind und Feiern: Ok, hier ein gut gehütetes Geheimnis: Jan Delay ist ein Pop-Freier. Der vielleicht beste Popmusiker, den dieses Land hat, aber halt auch nicht mehr. Seitdem er das "Absolute" aus seinem Bandnamen gestrichen hat, hat er quasi ausschließlich Popalben herausgebracht. Und ja, das beinhaltet mit Bambule, Blast Action Hero und Advanced Chemistry auch die 3 Beginner Alben. Eißfeldt war es damals, der es schaffte aus Rap populäre Musik zu machen, ohne dass er sich mit dem Sellout Vorwurf beschäftigen musste. Seit dem hat er mit "Searching for the Jan Soul Rebels" und La Boom lediglich 2 Alben veröffentlicht, die nicht im Kern Pop waren. Was halt faszinierend ist, denn für jemanden, der mal hoffte, dass wir seine Lieder nicht singen, hat er verdammt viel Musik zum Mitsingen produziert.
Das ist ja auch alles kein Problem, denn Jan Delay ist halt richtig gut. Ich erwarte nur halt mittlerweile auch keine Überdinge mehr von ihm. Das war mal anders. Man bekommt halt das, was drauf steht: Eine Platte zum Abschalten und feiern.

Platz 15: Clueso - Album: Das nächste Clueso-Album wird der Hammer. Zumindest, wenn man das "Ich mag den Sound, aber lass doch, lass doch den Sound für's nächste Album aufheben" aus dem Intro glauben schenken darf... oder ist das von der Aufnahmesession zum letzten Album und soll dieses Beschreiben? Für mich ist diese Platte ja eine zweiseitige Angelegenheit. Einerseits sind da die Gastbeiträge, die wie der letzte verzweifelte Versuch wirken, meinen Bruder davon zu überzeugen, dass Clueso nur eine verdammter Pop-Musiker ist. Ernsthaft, keinen dieser Gastbeiträge hätte ich gebraucht. Aber wenn sich Clueso nicht von anderen einschränken lässt, schreibt er immern noch richtig gute Songs. Die werden halt nur tief auf dem Album vergraben. Obwohl es zu "Du warst immer dabei" sogar nen Video gibt. Der Mann ist schon richtig gut, aber wie jedes Mal würde ich mir mehr von dem verpeilten Typen von "Gute Musik" wünschen. Aber solang er Spaß dran hat...

Platz 14: Everyone you know - Just for the times: Ich werde nie vergessen, wie ich der Band das erste Mal über den Weg gelaufen bin. Wir waren im Grünen Jäger um mein jährliches "Deutschrap-Update" des Reeperbahn-Festivals abzuarbeiten. Der Rapper trat auf sein Mikrofonkabel, was aber kein Problem war, weil er so viele Backgroundvocals vom Band hatte, dass es kaum auffiel, dass man ihn selber gar nicht hört. Wir sind dann weiter in die Prinzenbar. Damals, als man dort noch hingehen konnte... Und da dachte ich dann sofort: Holy shit, da hat jemand Eyedea and Abilites studiert. Also der Klang war damals schon recht dicht an deren letzten Album. Und Eyedea ist der beste Rapper, den ich niemals Live sehen werde...
Jetzt haben sich Everyone you know mehr in Richtung Dance entwickelt, was aber auch kein Problem ist. Das sind halt die Zeiten... Nach 3 Jahren ist das Debütalbum dann auch einfach mal überfällig.

Platz 13: Die Ärzte - Dunkel: Das Album beginnt so unfassbar harmlos mit "Karnickelfickmusik". Es wird dann aber sehr schnell sehr... nun ja... dunkel. Also Farin Urlaub schreibt halt einen Song darüber, wie man Menschen mit seinen Worten in den Selbstmord treiben kann. Bela B beschäftigt sich dafür dann auf "Ein Schlag" mit Femiziden. Das ganze endet dann halbwegs optimistisch mit "Our Bassplayer hates this Song", einer wir müssen die Demokratie verteidigen Hymne. Ich muss aber auch zugeben: Dieses Album hat doch seine Längen. Gerade verglichen mit dem Vorgänger Hell.

Platz 12: Materia - Die 5. Dimension: Kommen wir zum jährlichen "Ich müsste den eigentlich mehr feiern!" Album von Materia. Der Mann hat eine Wahnsinnsstimme, ist ein richtig guter Rapper und kommt aus meiner Heimatstadt. Das sind eigentlich mehr als genug Gründe für einen 5 Sterne Künstler. Trotzdem springt der Funke immernoch nicht endgültig über. Trotz Ätna Feature, die dieses Jahr definitiv einige Kategorien nach oben gestiegen sind. Obwohl er mittlerweile DJ Koze als Produzent hat, den ich noch aus der guten, alten Fischmob Zeit kenne. Obwohl wir beide definitiv Strandkinder sind. Es ist halt faszinierend, weil ich Materia spätestens seit dem Halloziehnation Demo auf dem Schirm habe. Also das lief damals im Outline hoch und runter, und dort habe ich meine Platten gekauft. Das ist jetzt schon 15 Jahre her. Ich kenne sonst keinen Künstler, der sich 15 Jahre in der "Gut, aber nicht überragend" Kategorie hält. Das macht Marten dann doch wieder einzigartig...

Platz 11: Donato - Anarco: Ich bin ja ein sehr einfach manipulierbarer Mensch: Wenn jemand ein Aphroe Feature auf seinem Album hat, muss ich das auschecken. Das ist ein absolutes und verlässliches Gütesiegel. Aphroe selber fehlt hier ja nur, weil er selten mehr als eine EP rausbringt. Aber wer so wenig macht, macht auch nur bei Künstlern mitmacht, von denen er vollkommen überzeugt ist.
Deswegen hörte ich also ins Anarco Album rein. Und wurde dann mit "Barcelona" überrumpelt. Feinstes und gleichzeitig finsterstes Storytelling. Basierend auf einer wahren Begebenheit. Also er erzählt erst die Geschichte von der Schulklasse, die mit dem Flugzeug auf Klassenfahrt nach Barcelona fährt und versetzt sich dann in den Piloten, der die Maschine auf einen Berg aufschlagen lässt. Ein richtig heftiges Teil. Also allein dieser Song sicherte einen Platz in diesen Charts. Es hat noch einige weitere emotionale Lieder im Angebot.

Platz 10: Nura - Auf der Suche: Das war dann das Jahr, in dem sich die "Wer von SXTN ist jetzt die Bessere" Geschichte wieder umgedreht hat. Nicht nur wegen des "Aus dem Asylheim in die Charts" Buches. Das Album dazu ist auch sehr stark. Normalerweise kritisiere ich ja Künstler immer, wenn sie weder richtig gut rappen, noch richtig gut singen dürfen. Aber Nura darf das auf Grund ihrer Haltung, die sie in die Charts und damit in den Mainstream bringt. Und während ich mittlerweile das Gefühl habe von Juju alles relevante schon gehört haben, packt Nura bei jedem Album noch einen drauf. Oh und "Dicker, schaffe ich es in dein Land, schaff ich es auch in deinen Club!" Nachdem sie bei ihrem Debütalbum erstmal nur sich und ihren Erfolg gefeiert hat, ist sie jetzt mit richtig viel Message zurück.

Pltz 9: Atmosphere - WORD? Der Skeptiker fragt sich: Ist es wirklich 5 Jahre her, dass Atmosphere mit "A long Hello" ihren letzten 5 Sterne Song geschrieben haben? Gut, das wäre noch nicht mal sooo schlimm, hätten Slug seit dem nicht mit "Mi Vida Loca", "Whenever", "The night before Helloween" und "Felt4 U" 4 Alben veröffentlicht, die allesamt "Gut, aber nicht überragend" sind. WORD? reiht sich jetzt nahtlos in diese Reihe ein. Die beste Zeile ist wahrscheinlich "Never forget this is America, banks rob you". Der Song kommt mit Sa-Roc Feature, was jedes Album besser macht. Am Ende verasbschiedet er sich mit einer Eyedea Referenz, die auch immer gut sind. Und ja, es gibt wieder haufenweise seltsame Videos zu dem Album, die mir beim Verstehen der Songs nicht wirklich helfen... Aber vielleicht brauche ich einfach noch ein Jahr oder 2 um das Album zu verstehen...

Platz 8: Fatoni und Edgar Wasser - Delirium: Ich muss ja zugeben, dass ich mir nie ganz sicher war, ob Edgar Wasser den ganzen Blödsinn macht, weil er nicht besser kann, oder ob all die rhythmischen Verschiebungen ein bewusstes Stilmittel sind... bis ich ihn dann diesen Sommer live gesehen habe. Und brachte er mit "Leben ist wow, dieser Flug nach Australien ist günstig, Oder ne, ist nur nach Österreich, auf Englisch" die beste schlechte Rapzeile des Jahres. Vielleicht sogar der letzten 10 Jahre. Das war eigentlich Textors Spezialgebiet. Oh und Fatoni ist ein richtig guter Rapper, der einfach nur rappt. Mehr brauche ich eigentlich gar nicht. Leider gehen die beiden am Ende des Albums mit künstlerischen Differenzen auseinander... Aber das Album ist trotzdem sehr schön geworden...

Platz 7: Celeste - Not Your Muse: Part 2 auf der "Endlich das Debütalbum der talentierten Engländerin" Liste. Oh und Celeste got robbed in 2019. Also damals, als sie für den Reeperbahn-Anchor-Award nominiert wurde, aber Alyona Alyona gewann. Mittlerweile nutzt das ZDF ihr "Stop this flame" als Olympia Song. Und wie es aussieht, tauchte es nicht nur dort auf, sondern auch beim Fifa Soundtrack... auf Netflix Serien. Im RTL2 Programmhinweis. Sie löste Beyoncé Knowles in der Peloton Werbung ab und gab mir damit eine Möglichkeit, die Beste doch in die Charts einzubauen... Thanks. Die schüchterne Sängerin ist im Mainstream angekommen... Aber im Gegensatz des Mainstreams, der von der Stimme fasziniert ist, bin ich schon im "Hab mich halt dran gewöhnt, sie macht das, was ich von ihr erwarte" Modus. Oh und an der Stelle sei erwähnt, dass das Piano praktisch direkt bei Nina Simone geklaut ist, die quasi die Großmutter der modernen "Black Music" ist.

Platz 6: Karl die Große - Was wenn keiner lacht: Hier die Gewinner des Dota-Klon Awards des Jahres: Wencke Wollny und ihre Band. "Das dicke Mädchen hat es den Berg hoch geschafft!" Wer auf "auf den ersten Blick seichte Popmusik mit überraschend tiefgründigen Texten" Bock hat, wird hier fündig. Fatonis Rap Part auf "On My Side" könnte dessen bester Beitrag des Jahres sein. "Weißt du was ich Scheiße find? Was ich so richtig Scheiße find, So richtig richtig Scheiße find? Dass ich jetzt alleine bin." Oh und das Maeckes die featuren darf, finde ich irgendwie unfair...
Wencke Wollny ist jedenfalls eine großartige Musikerin, die mir in den letzten 2 Jahren immer wieder über den Weg lief. Also 2020 dürfte ich sie 5-mal mit verschiedenen Bands oder Projekten auf der Bühne gesehen haben. Dieses Album ist da nur die logische Konsequenz.

Platz 5: Kapelle Petra - Die Jahreszeiten: Atmosphere hat das doch schon vor Jahren gemacht! Also 4 EPs in einem Jahr zu veröffentlichen und mit jeder EP eine Jahreszeit abzuhandeln. Stimmt. Aber wenn wir alles, was Atmosphere schon gemacht hat, einfach lassen, wird kaum noch jemand neue Musik rausbringen können...
An der Stelle muss noch kurz eingeschoben werden, dass das "Nackt" Album irgendwie an mir vorbei ging. Dabei ist "Weltkulturerbe" ein absolut überragender Song. Manchmal hinke ich halt 2 Jahre hinterher. Anyhow: Kapelle Petra war für DEN KONZERTMOMENT des Jahres verantwortlich. Also als die uns erst sagten, dass wir wegen Lärmbelästigung die Fenster schließen müssen, um fast direkt danach "Reißt die Fenster auf" zu spielen... Und man merkte auch den Rest des Konzertes, dass es das es die erste Indor 2G Veranstaltung ohne Masken und ohne Abstand seit 12.03.2020 war.
Auf den EPs schaffen sie es immer wieder die Jahreszeiten auch gut zu treffen. "Ameland" ist genaugenommen eine neue Version von "Summer of 69". Und das fasst die Band auch sehr gut zusammen: Sie schaffen es immer wieder wunderbare Gefühle mit einfachen Worten in Musik zu verpacken.

Platz 4: Main Concept - 3.0: "Immer wenn wir Platte machen, ist das was historisches." Dave P ist definitiv der intelligenteste Rapper. Und er war damals mit den Beginnern, als Rap wirklich am durchstarten war, mit auf der Tour dabei. Er entschied sich aber dagegen und für sein Medizinstudium. Deswegen bringt er alle 6 bis 10 Jahre mal ein Album raus. Aber das halt konstant seit 30 Jahren. Der Unterschied zu all den anderen Alteingesessenen Frührentnern: Dave P schwelgt nicht in den vergangenen Jahren, sondern geht immer weiter nach vorne. So beschäftigt mit dem Fakt, dass er sich als praktizierender Arzt immernoch als Migrant wahrgenommen wird. Oh und er ist der einzige, der Zeilen wie "Körper bilden gegen Dummheit keine Immunglobuline" bringen kann. Oder Berthold Brecht zitiert. Also klar, das hat er schon 1995 gemacht. Mittlerweile denkt er dabei nicht mehr nur an die Polizei, sondern an das System als ganzes: "Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich. Berthold Brecht was right." "Sie teilen um zu herrschen, wir teilen was wir haben!" ist eine dieser Chorus Zeilen, auf die man neidisch ist. Auch wenn sie von mir aus häufiger teilen dürften, denn jetzt heißt es 10 Jahre aufs nächste Album von denen warten...

Platz 3: Sarah Lesch - Triggerwarnung: Ähm... ja genau. Es wird jetzt um sexualisierte Gewalt in allen Formen gehen. Wer sich da als Mann unwohl fühlt, sollte diesen Paragraph überspringen. Und das ist kein Vorwurf. Also "Schweigende Schwestern" und "Die Geschichte von Masha P. Johnson" lösen bei mir auch beim 30. Hören noch ein richtig schlechtes Gefühl in der Magengegend aus. Genau das macht diese Songs so überragend. Allein schon, wie sie auf "Die Löwin" mit sanfter Stimme ankündigt, dass sie jetzt in den Angriffsmodus wechselt. "Drunter machen wir es nicht" ist dann die eine Mutmacherin auf dem Album. Normalerweise brauche ich ja Ewigkeiten, um mit Sarah Lesch Alben warm zu werden, weil die halt auch wirklich Tiefgang hat. Man muss die Alben halt mehrere Male hören, um sie wirklich zu verstehen. Diese Songs treffen einen schon beim ersten Live hören direkt ins Gesicht.

Platz 2: Dota - Wir rufen dich, Galaktika: Eigentlich ging ich ja davon aus, dass seit dem 28 .Mai Platz 1 und 2 der Charts fest vergeben sind. Denn da kamen das Main Concept und das Dota Album. Nach Platz 3 in 2017 und Platz 2 in 2018, wäre das der nächste, logische Schritt. Und nachdem ich selber eingangs dachte: Das ist ja nur der nächste logische Schritt nach der Freiheit... fiel mir irgendwann auf: Verdammt, das ist ja der nächste logische Schritt.
Also von "Wir haben die Katastrophe kommen sehen", können aber nichts dagegen machen zu "Wir rufen dich Galaktika" und einem "Dass sie uns was wegnehmen wollen wir nicht." Von "Das sind immer die anderen" zu "Tun wir einfach so, als ob wir es nicht sind." Von "Zu meiner Beerdigung gibt es überall Kofetti" zu "Ich werd als Baum reinkarniert." Wobei das wirklich schöne an Fotosynsthese ist, dass man den Spaß an der Aufnahme heraushört. Dazu kommt Bademeister*in als die musikalische Umsetzung des Erdenbewohner*in T-Shirts.
Dann liefert sie mit "Besser als nichts" ganz nebenbei noch ein wunderschönes Liebeslied. Es muss ja nicht immer alles politisch sein. Wer jetzt behauptet, dass das links-grün-versiffte Gutmenschenmusik ist... hat recht. Das sieht sie halt auch selber so...

Platz 1: Joy Crookes - Skin: Die Stimme ist Michelle Williams-esque. Und sie leidet sogar unter denselben Geisteskrankheiten. Mehr brauche ich doch gar nicht. Aber Joy liefert noch mehr. Sie unterscheidet sich von den anderen britischen Singer/Songwritern dieser Liste, weil sie halt auch richtig heftige Themen angeht, anstatt nur über zerflossene Liebe zu singen. In der Leadsingle "Feet dont fail me now" geht es direkt um Depressionen. "Unlearn you" ist dann die Bewältigung sexuelle Misshandlung. "Kingdom" ist ein rundumschlag gegen die britische Regierung. In "19th Floor" geht es um das Aufwachsen in Armut. "Power" ist eine dieser zahllosen Feministinnen Hymnen, die mir dieses Jahr über den Weg gelaufen sind. Und wenn sie dann tatsächlich mal ein Liebeslied schreibt, geht es darum, dass sich ihr Ex hinterher in einen Mann verliebte... All das schon auf ein Debütalbum zu packen, ist Wahnsinn... Am Ende muss ich das Ding auf Platz 1 zu heben, muss allerdings auch festhalten, dass es zwischen Platz 1 und 3 praktisch keinen Unterschied gibt.
Nebenbei muss ich kurz die Reisegeschichte der Vinyl erzählen. Die haben wir uns nämlich signiert aus England schicken lassen. Nur wurde sie in Gütersloh gepresst, nach London geschickt, signiert, eingeschweißt, über den Zoll nach Hamburg gesendet um dann mit dem Zug nach Leipzig zu fahren... das ist mal eine Reise...

Montag, 20. Dezember 2021

Worst of des "Alle Ruhrpott Asis im Stadion" Wochenendes

 Ist sich Max Kruse eigentlich bewusst, wie viele Fans er da beleidigt hat? Denn die Schalker und Dortmunder so: Ey! Wir waren da gar nicht dabei. Wenn man dann noch bedenkt, dass das ja ne 2G Veranstaltung war und alle ungeimpften Asis ausgeladen waren... und sich die Ultras ja gerne mit denen solidarisieren und deswegen auch das Stadion vermeiden.

Das soll jetzt nicht bedeuten, dass alle Ungeimpften Asis sind. Aber es sind schon viele dabei.

Und dann dachte sich ein einzelner Fan in Duisburg: Hold my Asi-Bier. Also im Gegensatz zu den Ruhrpott-Asi-Kollegen hat er sein Bier nicht auf die Gegner geschleudert... dafür aber eine rassistische Beleidigung. Warte, am Ende ist Rassismus in Stadien gar kein ostdeutsches Problem? Vielleicht kriegen die jetzt raus, dass es auch in Westdeutschen Traditionsvereinen Nazis in den Fanblocks gibt? Nun muss natürlich erwähnt werden, dass nicht jeder Fan, der Spieler rassistisch beleidigt, direkt ein Nazi ist. Er kann auch nur ein Arschloch sein.

Wenn jetzt irgendjemand mit "Och komm, er hat ihn als 'Affen' beschimpft, das ist doch nicht so schlimm und ganz normal!" kommt... sucht euch einen anderen Blog. 

Dass es bei so einer leider viel zu alltäglichen Aktion endlich mal zu einem Spielabbruch kommt, war längst überfällig. Wir haben seit Jahren nur gesagt, dass so was nicht toleriert werden kann, es aber am Ende trotzdem toleriert. Und da hilft es natürlich, wenn man "Schrei nach Liebe" über die Stadionanlage laufen lässt und den Täter identifiziert. Also alle, die nicht dieser eine Hohlkopf sind, haben sich vorbildlich verhalten. Aber alleine damit ist es nicht geregelt.

Die spannende Frage ist ja: Was passiert jetzt? Also sollte Duisburg wirklich dafür die 3 möglichen Punkte verlieren, was ihnen im Abstiegskampf wirklich weh tun könnte? Also ich bin ja an sich dafür. Denn nur wenn die Fans ihren Vereinen wirklich weh tun, wird sich ihr Verhalten im Stadion ändern. Und wenn Duisburg am Ende absteigt, weil sie so einen Vollidioten im Stadion haben, bekommen sie kein Mitleid von mir.

Andererseits wäre eine Neuansetzung mit einem deutlichen Statement gegen Rassismus natürlich auch eine Variante und würde die sportliche Integrität wahren. Aber am Ende bin ich ehrlich auch nur froh, dass es nicht Hansa Rostock getroffen hat. Was ja bei der Geschichte der Fanszene viel zu wahrscheinlich war...

Und sonst so? In der Bundesliga?

Hans-Joachim Watzke Mentalitätsmonster der Woche: Man stelle sich vor, dein eigener Trainer spricht, anstatt das böse M-Wort in den Mund zu nehmen, von "Bedingungslosigkeit" und "Haltung". Nächster Eintrag im "Wir haben kein Mentalitätsproblem": Uns fehlt nur die Bedingungslosigkeit... nur so für den Kontext... Was macht man dann als Chef des Vereins? Genau: Man beschwert sich über die Qualität des Platzes. Heute in der beliebten Serie: Ich will kein Alibi liefern, liefere aber ein Alibi...

Und ich meine, der Platz war so schlecht, dass sogar Ishak Belfodil traf... 3 Tage, nachdem ich erwähnt habe, dass der seit 2019 nicht mehr getroffen hat. Wahrscheinlich war der Platz damals genauso grausam, aber es gibt halt keine Fernsehbilder und nur Schwarz-Weiß-Fotos, deswegen ist das schwer zu beurteilen. 

Oh und weil sich Dortmund schon das neue Saisonziel: "Wenn wir nicht Meister werden, dann lassen wir wenigstens diesen einen unbedeutenden Blogger schlecht aussehen" gesetzt hat, erzielte der ebenfalls hier angezählte Marco Richter 2 Tore. Eines davon aus der Kategorie "Tor des Monats"... das darf ich mir jetzt also im Januar in jeder Sportschau angucken. Danke, Dortmund. Gut, dass ihr den Fokus auf die wirklich wichtigen Ziele legt.

Dann gibt sich zusätzlich RB Leipzig alle Mühe, um den Abstiegskampf spannend zu gestalten, in dem man gegen 10 Bielefelder lieber das 0:2 kassiert, anstatt das Spiel noch zu drehen. Nach dem Motto: Wenn wir schon nicht die Meisterschaft offen halten können. Es ist halt einfach nur faszinierend, wie es jedes Jahr 2-3 Ergebnisse gibt, bei denen sich niemand sachlich erklären kann, wie das passieren konnte. Wobei 2-3 Ergebnisse viel zu niedrig angesetzt ist, schließlich gibt es da gerade so viele von, dass der SC Freiburg auf Platz 3 überwintert. Bei allem Respekt vor Christian Streich: Wie viel musste bei der Konkurrenz schieflaufen, damit das passieren konnte? Hat einer von denen Florian Kohfeldt als Trainer verpflichtet?

Donnerstag, 16. Dezember 2021

Worst of der "Bis auf das Ergebnis" englischen Woche.

 Fangen wir direkt mit dem Aufreger der Woche an. Also dem Fakt, dass sich die Spielvereinigung Greuther Fürth so aufregt. Und das muss man halt von beiden Seiten sehen.

Also einerseits haben die vollkommen recht. Allein schon, weil sie ja nicht allein mit dieser Wahrnehmung dastehen. Thorsten Lieberknecht sprach diese Wahrnehmung schon 2013 sehr undiplomatisch aus und nannte Eintracht Braunschweig einen "Piss-Verein". Damals hielt ich das noch für albern. Mittlerweile legten aber Ralph Hasenhüttl, Andre Breitenreiter und eine gewisse moralische Instanz namens Christan Steich nach. Wenn alle Trainer von kleinen Vereinen sich darüber aufregen, dass im Zweifelsfall gegen sie entschieden wird, ist das schon verdammt viel Rauch. Da muss dann auch irgendwo ein Feuer sein. Aber anderseits ist halt eines der Grundprobleme, dass sich Trainer und Manager einfach nicht sachlich zu Schiedsrichterleistungen äußern können.

Also der Kicker (ja, Vorsicht, der Link geht zu dem Kicker...) bescheinigt Dennis Schlager eine ordentliche Leistung. Vor allem schreibt er von einem möglichen Platzverweis für Jude Bellingham und Jetro Williams. Beide hätten innerhalb von 6 Minuten vom Platz fliegen können, aber nicht müssen. Wobei ich es an der Stelle faszinierend finde, dass die Williams Szene es noch nicht mal in die Sportschau Zusammenfassung geschafft hat. Also die zeigen, wie Stefan Leitl sich aufregt, Gelb kassiert und Bellingham den Gegenspieler tritt. Und man zeigt direkt davor den Freistoß von Marco Reus, der "nur" zur Gelben Karte von Williams geführt hat. Dass man da anscheinend auch über Rot reden kann, kriegt man aber gar nicht mit. Dazu aber gleich.

Jetzt halte ich es schon für problematisch ein "Wir wären vom Platz geflogen" in die Mikros zu blöken, wenn man 3 Minuten vorher in einer vergleichbaren Szene eben nicht vom Platz geflogen ist. Anscheinend waren die Regelauslegungen von Stieler doch sehr konstant, was ja das einzige ist, was man wirklich fordern kann. Aber die Verantwortlichen im Fußball blenden halt jegliche Szene, die für einen entschieden wurde, komplett aus. 

Auf der anderen Seite ist der eine Kicker-Redakteur halt auch der einzige, der da einen möglichen Platzverweis gesehen hat. Und das macht die ganze Geschichte halt nur noch viel komplizierter. Ich kann mir die Szene selber nicht ansehen. Ich muss mich darauf verlassen, dass ein Redakteur des von mir regelmäßig kritisierten ehemaligen Fachmagazins dieses eine Mal sachlich argumentiert hat und richtig lag. Das ist schon problematisch.

Vor allem, wenn man am Ende feststellt, dass es einfach kein "sachlich und richtig" gibt. So etwas existiert beim Fußball einfach nicht. Oder allgemein bei Ball- und Kontaktsportarten. Also nächstes aktuelles Beispiel: Der nicht gegebene Elfmeter von Tobias Stieler wegen Akpogumas Faller. So beschreibt der Kicker diese Szene. Steffen Simon versteht dagegen nicht mehr, warum es keinen Pfiff und keine VAR Intervention gibt. Da schauen sich 2 Profis dieselbe Szene an und kommen zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Und bei Hoffenheim - Leverkusen kann man denen ja nicht mal vorwerfen, irgendwie parteiisch zu sein. Das sind halt 2 Vereine, die im Wesentlichen allen egal sind. Gut, man könnte es sich mit Rudi Völler verscherzen, wenn man schlecht über seine Werkself spricht, aber das wäre ja eher ein Grund für eine kritische Berichtserstattung...

Und an der Stelle kann ich ja nicht mal sagen, dass einer eindeutig falsch liegt. Als neutraler Beobachter kann ich beide Positionen irgendwie nachvollziehen. Wahrscheinlich, weil es mir persönlich vollkommen egal ist, ob dieser Elfmeter gegeben wird oder nicht. Es soll aber nur mal verdeutlichen, wie schwierig es wirklich ist sachlich über Fußball zu reden. Und das ist dann wiederum das eigentliche Grundproblem am VAR: In einer Sportart, in der es keine absoluten Wahrheiten bei der Regelauslegung gibt, kann es auch keine absolute Gerechtigkeit geben.

Anthony Modeste: Wo wir schon bei schönen Sportschau-Details sind: Der freut sich anscheinend auf die neue Ampel-Koalition. Also fast so sehr, wie über die Niederlage für Jörg Schmadtke. Denn bei seinem Torjubel zieht der anscheinend symbolisch an einem Joint... Was aber nur ein Mal für knapp 2 Sekunden zu sehen ist und danach komplett tot geschwiegen wird. Im "Hoffentlich hat das keiner gesehen" Modus. Doch. Natürlich achte ich auf diese absolut unwichtigen Dinge...

Hertha BSC Berlin: Also mal ganz abgesehen davon, dass es ein Totalausfall als "nicht so schlimm" eingestuft wird... von dem Führungsspieler, den man extra dafür geholt hat, solche Totalausfälle zu verhindern... Es ist schon echt absurd, was gerade bei der Hertha abgeht. Also dass Tayfun Korkut alle daran erinnert, wer eigentlich an der Misere Schuld hat, weil er während des Spiels in Michael Preetz Gedächtnis Look auftritt. Ersthaft, vergleicht mal das Bild von der Pressekonferenz mit dem offiziellen Twitteraccount von Preetz. Der Korkut trollt doch. Es kann mir doch keiner erzählen, dass er sich zufällig für denselben Haarschnitt und dasselbe bescheidene Brillenmodell entscheidet.

Aber das eigentliche Drama ist ja ein ganz anderes. Also die Hertha hat ja unfassbar viel Geld ausgegeben um gute und aufregende Offensivspieler zu holen. Jhon Cordoba, Krzysztof Piatek, Dodi Lukebakio und Matheus Cunha und ihre gefühlt 15 absurden Akzente im Namen kamen für insgesamt 77 Millionen Euro. Im Großen und Ganzen pulverte man 162 Millionen an Ablösen in diese Mannschaft. Unter anderem, weil man 7 Millionen für Marco Richter ausgab. Wer bezahlt den 7 Millionen für einen Rollenspieler aus Augsburg?

Wer holt jetzt jedenfalls "die Kohlen" eher nicht aus "dem Feuer"? Stevan Jovetic, der als ablösefreier Zugang seinen Vorruhestand in der deutschen Hauptstadt genießt. Dazu Davie Selke und Ishak Belfodil. Gibt es im Jahr 2021 ein Sturmduo, welches mehr nach "grauer, uninspirierter Maus" schreit als Selke und Belfodil? Belfodils letztes Bundesligator erzielte er am 18.05.... Im Jahr 2019. Damals war Julian Nagelsmann noch Trainer in Hoffenheim und Geisterspiele waren ein weit entfernter Albtraum. Und ja, Nagelsmann ist ein absurdes Trainergenie. Unter anderem, weil er eine 16 Tore und 9 Vorlagen Saison aus Belfodil herausgepresst hat. Aber die Hertha wird keinen derart genialen Trainer finden. 

Lukas Hradecky: Heute in der absolut brillantesten Aussage aller Zeiten: Wir haben keine Mentalitätsproblem, wir sind nur zu brav... Also ich fand es schon faszinierend, wie der Leverkusener Torwart an die Decke geht, wenn er auf die Mentalität angesprochen wird ("Dieses Scheißwort" dürfte gefallen sein, aber im Gegensatz zu Modestes Kiffer Jubel finde ich das nicht online...), dann aber sofort ein anderes Wort nutzt, welches dem Reporter praktisch recht gibt. Wenn man zu brav ist, hat man ein verdammtes Mentalitätsproblem.
Das ist nen bisschen als würde Fürth sagen: Wir sind nicht zu schlecht, wir sind nur nicht gut genug...

Es ist echt faszinierend, wie alle auf dieses böse "M-Wort" reagieren. Das ist ja auch keine Neuigkeit. Dabei wird die Frage ja in den meisten Fällen berechtigt gestellt. Und dann sucht man irgendwelche anderen Begriffe und Erklärungen, die aber im Endeffekt dasselbe sagen.

Mittwoch, 15. Dezember 2021

Wo wir schon bei der Erweiterung meines Weltbildes sind

 Zunächst noch ein kleiner Nachtrag zu gestern: Ich habe im Zuge der Kimmich-Debatte auch meine Meinung zu "2G auf dem Platz" geändert. Denn im Zuge dieser Debatte wurde ja auch das "Geheimnis" gelüftet, wie viele Bundesligaspieler eigentlich geimpft sind. Und die liegt halt offiziell bei 94 %. Und da muss man halt auch mal erwähnen: Das ist außerordentlich gut. Also wenn wir alle eine derartige Impfquote hätten, könnte das alles schon erledigt sein. Jetzt von der vorbildlichen Bundesliga mehr Einschränkungen zu fordern, ist halt auch albern. Nur so am Rande, zum eigentlichen:

HITC Seven ist ein großartiger Youtuber. Checkt den aus. Der ist meiner Meinung nach der beste Content Creator. Und klar, als Engländer macht er viel Premiere League. Aber er macht auch wirklich wunderschönen Kleinscheiß. Also demonstrativ sein hier "7 Most Remote Football Stadiums" genannt. Ein Video mit wirklich herrlichen Bildern. Jetzt müssen wir ihn nur noch davon überzeugen, dass er ein "7 Clubs that have never been promoted" Video macht. Mit dem Hamburger SV als Paradebeispiel.

Aber das eigentliche Video, welches diesen unbezahlten Werbebeitrag ausgelöst hat, ist das "Did North Korea Claim They Won The Fifa World Cup" Video. Weil dieses Video halt wirklich dazu geführt hat, dass ich meine Weltansicht überdenke.

Dazu muss ich erwähnen, dass ich den "Fakt", dass Nordkorea absurde Sporterfolge "feiert" bereits bekannt war. Also mein ehemaliger Mitbewohner hat mir mal erzählt, dass die sich bei einer Olympiade alle Sporterfolge zugeschrieben haben. Also sie haben laut eigenen Medien wirklich alle Goldmedaillen eingefahren und Silber ging sehr konstant an China. 

Gefühlt habe ich damals sogar einen englischsprachigen Artikel gefunden. Es kann aber auch nur eine 9Gag Grafik gewesen sein. Aber das HITC Seven Video belegt ja, dass derartige Nachrichten durchaus in den Umlauf gebracht wird. Und man glaubt das halt auch erstmal. Es passt halt ins "Die Nordkoreaner halt"... 

Mein ursprünglicher Gedanke war halt: "Die Bevölkerung kann das doch nicht glauben!!" und nicht "Das würde die Regierung nie versuchen!" Dabei basiert die kommunistische Ideologie doch gar nicht auf sportlicher oder körperlicher Überlegenheit. Die haben nie behauptet, dass sie bessere Athleten sind, darum geht es ihnen gar nicht.

Dennoch hat man die Geschichte für bare Münze genommen, anstatt es mal gegenzuchecken. Was in Nordkorea natürlich auch noch doppelt schwierig ist, weil das Land so verdammt abgeschieden ist. Und ich kenne halt auch niemanden, der Koreanisch spricht und die entsprechenden Quellen gegenprüfen kann. Aber Alfie hat das ja zum Glück für mich gemacht...

Aber wenn "Geschichten" in sein "Weltbild" passen, checkt man die halt nicht gegen. Man nimmt das halt einfach so in. Und so konnte sich das Narrativ, dass Nordkorea behauptet hat, dass sie die Weltmeisterschaft gewonnen haben, in aller Ruhe verbreiten.

Und absurde Geschichten über den Klassenfeind sind halt immer ein beliebtes Mittel, um diesen schlecht aussehen zu lassen. Deswegen wurde ja auch der Mythos verbreitet, dass die Mannschaft, die 0:7 gegen Portugal verloren hat, hinterher ins Arbeitslager mussten. 

Dabei gibt es doch anscheinend genügend Geschichten, die man nicht großartig strecken muss, um Nordkorea schlecht aussehen zu lassen. Aber auch die westliche Welt lässt halt keine Propaganda Gelegenheit aus...

Nun ist diese Geschichte an sich relativ harmlos. Schließlich hat diese Frage keinen Einfluss  auf mein tägliches Leben. Das macht es aber nicht weniger interessant. Es hat halt immer auch etwas Erdendes, wenn einem selber etwas passiert, was man, gerade in diesen Zeiten, anderen vorwirft, selber gemacht hat. Und es erinnert mich daran, dass auch ich die Geschichten, die ich irgendwo aufgreife, gegenchecken sollte, wenn ich das von anderen erwarte. Das wollte ich auch mal teilen. Glaubt niemanden, außer mir :-)

Dienstag, 14. Dezember 2021

Ein großes Danke an Kimmich und Choupo-Moting

 Ernsthaft, die beiden verdienen keine Häme. Sie haben sich geirrt und bezahlen jetzt den Preis für diesen Fehler. Gerade dass Joshua Kimmich ja anscheinend schon vor der Infektion einen Impftermin hatte, beweist, dass er nie die Impfverweigerer-Koryphäe war, die die Querdenker in ihm sehen wollten. Und das gesteht er jetzt auch öffentlich ein.

Klar steht Kimmich damit auch repräsentativ für das eigentliche Problem: Dass zu viele Menschen bei der Impfung zögern. Aber diese Menschen können sich jetzt an diesem prominenten Beispiel orientieren. Und wenn sich wirklich nur die Querdenker nicht impfen ließen, hätten wir den Scheiß schon längst hinter uns.

Vor allem beweist Kimmichs "Ich dachte, ich kann mich selbst vor der Krankheit schützen, wenn ich mich an die entsprechenden Maßnahmen halte." jetzt ja, dass Vorsicht nicht hilft. Selbst wenn man sich an alle Maßnahmen hält und persönliche Einschnitte in seinem Leben in Kauf nimmt, kann man Covid bekommen. Genauso, wie man geimpft Covid bekommen kann, es ist dann nur wesentlich unwahrscheinlicher. Kimmich belegt die "Wer sich nicht impfen lässt, wird früher oder später Corona bekommen" These.

Jetzt hat Kimmich aber 2 großartige Dinge für die Pandemie-Diskussion geleistet: Erstens wurde dank ihm die Problematik von den Langzeitfolgen ordentlich und auf Tagesschau.de erörtert. Ich selber habe den Begriff Langzeitfolgen vorher falsch verwendet, konnte mich also dank ihm weiterbilden. Ich bin immer dankbar, wenn Menschen dafür sorgen, dass ich mich weiterbilde. Und wenn jetzt jemand kommt und was in die Richtung schwadroniert, sage ich ihm:
Ja, es kann Langzeitfolgen geben, aber die treten dann sofort auf. Sie bleiben dann halt aber lange erhalten. Dass nach Monaten oder Jahren noch was auftaucht, ist ausgeschlossen. Und die Impfstoffe werden derzeit wegen der Pandemie und einigen Erfahrungen, die man vor Jahren gemacht hat, so gut untersucht, dass es auch extrem unwahrscheinlich ist, dass diese Langzeitfolgen unerkannt bleiben. Also das war ja das Problem bei der Narkolepsie damals: Sie ist gleich bei etwa 500 Personen aufgetreten, es kam aber niemand auf die Idee, dass dies an der Impfung gegen die Schweinegrippe liegt. Aber aus solchen Erfahrungen lernt man als Wissenschaft halt.

Und der 2., fast noch wichtigere Punkt sind die Langzeitfolgen, an denen sowohl Joshua Kimmich als auch Eric Maxim Choupo-Moting jetzt leiden. Wobei diese auf den ersten Blick halt wirklich perfekt sind. Also zumindest gehe ich davon aus, dass beide im Januar wieder spielen könnten. Hoffen wir das beste. Trotzdem redet jetzt selbst die Bild (Vorsicht, Link geht zu... nun ja... der Bild...) mit den möglichen Folgen einer Infiltration der Lunge. Anscheinend schrammt Kimmich gerade relativ knapp an der Rune Jarstein Variante vorbei. Jetzt kann ich auf 2 Beispiele verweisen und sagen: "Guck mal, selbst bei Leistungssportlern hat die Infektion solche Folgen. Das ist halt schon gefährlich, was ihr da macht!"

Gleichzeitig verpasst er keine relevanten Spiele und hat hoffentlich keine ernsthaften Konsequenzen zu befürchten.

Wobei ja gerade die ernsthaften Konsequenzen beweisen, wie pervers die Debatte mittlerweile ist. Also dies zeigte sich an den Kommentarspaltern im Fall Kun Aguero. Also der musste ja seine Karriere wegen Herzproblemen beenden. Und alle so: Schon auffällig, wie viele Fußballer jetzt nach der Impfung Herzprobleme haben! Und schmeißen dann noch Christian Erikssen in den Topf, obwohl der nachweislich ungeimpft war, als er zusammenbrach

Hier ein kurzer Faktencheck zu Aguero: Er hatte definitiv Corona. Und ob er geimpft ist, wissen wir nicht. Es kann also durchaus sein, dass Aguero der erste Profi ist, der wegen Corona seine Karriere beenden muss, da diese Krankheit zu genau den Problemen führen kann, die er jetzt hat. Natürlich kann es auch sein, dass Aguero eine der 50.000 Impfdosen aus China, die bei der Copa America verteilt worden sind, abbekommen hat, aber wie viel davon wirklich verteilt worden ist, weiß keiner.
Das ist auch im Rahmen des Möglichen, nur halt unwahrscheinlicher. Trotzdem stürzen sich alle auf "DAS MUSS AN DER IMPFUNG LIEGEN!!!" Also alle ist hier natürlich die laute Minderheit im Netz... 

Aber hey, Kimmich hat sich immerhin persönlich darum bemüht, Argumente für eine Impfung und gegen die Querdenker bereitzustellen. Unter Einsatz seiner eigenen Gesundheit. Und er hatte die Eier einzugestehen, dass er falsch lag, was ihn endgültig von Querdenkern, die ja teilweise noch auf der Intensivstation Corona leugnen, unterscheidet.

Montag, 13. Dezember 2021

Worst of des "Es ist wirklich passiert!" Wochenendes

 Fürth hat gewonnen! Nicht nur das, sie haben ein Heimspiel gewonnen. Zum ersten Mal im 24. Versuch! Historisch!

Auch wenn dieses Spiel am Ende nur beweist, wie absurd Fußball manchmal sein kann. Also eigentlich ist der Sport ja extrem berechenbar. Deswegen wird Bayern jedes Jahr Meister. Und gefühlt dieselbe 6 Teams stehen im Champions League Viertelfinale. Aber dann gibt es diese absurden Momente, in denen Sascha Burchert in den Manuel Neuer Modus schaltet und Kopfbälle aus kürzester Distanz abwehrt... Und dann gibt es diese Wochenenden, an denen die Unioner so uninspiriert auftreten, dass sie die Fürther Abwehr solide aussehen lassen. Dazu noch ein Kacktor des Monats und schon ist der erste Fürther Saisonsieg eingefahren.

Auch wenn es sachlich nur beweist, was alles richtig laufen muss, damit Fürth mal gewinnt... Es ist also in der Summe eher ein schlechtes Zeichen. Aber wer will da schon so genau hingucken.

Noch schlechter für die Fürther: Der Sieg hat ihnen nicht mal geholfen. Schließlich gewannen Stuttgart, Hertha und Augsburg ebenfalls. Und Bochum holten einen in der Summe eher enttäuschenden Punkt gegen Dortmund. Also es ist deswegen überraschend, weil die Bayern-Opfer doch eigentlich das Spiel am Folgespieltag ebenfalls verlieren. Da wäre also deutlich mehr drinne gewesen.

Aber in der Summe konnte Fürth nur den Abstand auf die irrelevanten Bielefelder verkürzen. Und auf Borussia Mönchengladbach und den VfL Wolfsburg. Gut, beide präsentieren sich in den letzten Wochen wie sichere Absteiger... aber 14 Punkte muss Fürth halt erst noch holen, wenn sie einen der beiden einholen wollen. Also, selbst wenn beide restlos alles verlieren, dürfte es für die Fürther schwer werden. Und ja, ich traue Gladbach und Wolfsburg derzeit zu, sowohl die Spiele gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten, als auch das Duell gegeneinander zu verlieren. Also wenn es derzeit ein Spiel gibt, dass beide verlieren, dann ist es diese Ansetzung. 

Irgendwo sitzt nebenbei Mark van Bommel und fragt sich, warum er entlassen worden ist, wenn der Trainer anscheinend nicht das Problem in Wolfsburg ist. Oder warum Florian Kohfeldt 5 Spiele in Folge verlieren darf und er nicht... Ich sag das mal so: als man van Bommel entließ, lag man auf Platz 5... jetzt ist man unterwegs in Richtung Platz 15... Aber immerhin hat man jetzt einen Trainer, der einem wunderbar erklären kann, dass man ja eigentlich besser war als der Gegner, man hat halt nur weniger Tore erzielt... oder so...

Die wichtigste Lektion des Wochenendes kommt nebenbei von Bo Svensson den Unterschied zwischen Dortmund und dem Rest klar: Schließlich ist es kein großes Thema, wenn Mainz 05 einen möglichen Elfmeter nicht bekommt. Und das, obwohl die Szene durchaus mit dem Marco Reus Vorfall vergleichbar ist. Aber anscheinend wollten die Schiedsrichter beweisen, dass sie auch keinen Elfmeter gegen die Bayern geben, wenn die Szene überprüft wird. Aber das eigentlich lustige ist ja, dass Svensson auf der Pressekonferenz selber nachfragen muss, was denn jetzt mit dem Elfmeter war... Also da merkt man einfach mal, dass es halt Vereine gibt, denen die Journalisten egal sind.


NACHTRAG: Mir fällt gerade noch etwas Wichtiges auf, worüber keiner redet: Julian Brandt schießt eine Woche nach einer Gehirnerschütterung mit Krankenhausaufenthalt den Ausgleich für die Dortmunder... obwohl vernünftige Ärzte 14 Tage absolute Ruhe empfehlen, wenn man sich eine Gehirnerschütterung zuzieht. Also vom "Schädel brauch jetzt Ruhe" zum "Drauf geschissen, ist ja nur ein Gehirn, was soll da schon kaputt gehen, wir brauchen dich" in 7 Tagen... klingt vernünftig.

Donnerstag, 9. Dezember 2021

Eigentlich sind Schalke, Bremen und Hamburg das Problem.

 Und im weiteren Sinne der 1.FC Nürnberg. Vielleicht sogar 1860 München. Und wo wir schon dabei sind: Düsseldorf sollte eigentlich auch besser dastehen. Oh und der 1.FC Kaiserslautern... Und eigentlich auch Hannover 96, wo wir schon dabei sind.

Aber hauptsächlich Schalke 04, Werder Bremen und der Hamburger SV. Natürlich. Das wird auch niemanden überraschen.

Es ist schon faszinierend, wie viele Vereine sich strategisch heruntergewirtschaftet haben. Nehmen wir mal als Erstes den 1.FC Nürnberg: Die haben ein zur WM renoviertes, modernes Stadion und ziehen jedes Jahr 28.000 plus X Zuschauer an. Da muss sich manch ein Bundesligist ordentlich für strecken. Also der VfL Wolfsburg zum Beispiel. Das letzte Mal, als sie Bundesliga spielen durften, zogen sie als abgeschlagenes Schlusslicht 40.000 Zuschauer an. Das Potenzial in dieser Region ist überwältigend. Aber anscheinend schafft niemand es, dieses Potenzial konstant umzusetzen, weshalb Nürnberg immer wieder absteigt.

Nun mag es auf den ersten Blick unfair wirken, Nürnberg in denselben Topf wie Werder zu werfen, aber deren letzter Titel ist aus dem Jahr 2007. Was auch nur bedeutet: Vor 14 Jahren haben die noch international gespielt. Doch wie immer haben sie es nicht geschafft diesen Erfolg in langfristigen Wachstum umzuwandeln, sondern stieg direkt ab. Damit ist man der einzige Verein der Welt, die als amtieren Meister und als amtierender Pokalsieger abstieg. Das habe ich nebenbei nicht recherchiert, das behaupte ich einfach mal. Diese Statistik ist halt so absurd, dass kaum jemand sie erreichen kann. 

Natürlich ist der FC Nürnberg andererseits halt auch der immer noch lebende Beweis, dass es solche Abstürze schon immer gab. Schließlich stammt der Abstieg als amtierender Meister aus dem Jahr 1969. Aber bisher waren solche Vorfälle eher die Ausnahme und konnten kompensiert werden.

Da aber zwischenzeitlich gefühlt die halbe Liga gezielt auf Derbys in der 2. Liga hinarbeitete... Also Hannover waren ja die ersten, denen ich einen geplanten Abstieg vorgeworfen habe. Der Niedergang von Werder Bremen wurde ja auch ausführlich und frühzeitig kritisch begleitet. Das einzige Alleinstellungsmerkmal der HSVs ist ja mittlerweile, dass man noch nie aufgestiegen ist. Und Schalkes Absturz lässt sich am besten als gezielte Sabotage von Christian Heidel beschreiben. Das sind halt 4 Hall of Shame Abstiege in 5 Jahren. 

Natürlich sind das alles bedauerliche Einzelfälle. Also einzeln betrachtet sind sie schwer zu vergleichen. Hannover Kind scheiterte ja damals daran, dass er die 2 Ausnahmejahre mit den Europacup Teilnahmen als neuen Standard betrachtete und deswegen sehr schnell unzufrieden wurde. Werder nahm da die gegenteilige Rolle ein und war viel zu schnell mit viel zu wenig zufrieden, bis man sich irgendwann auch mit einem Abstieg arrangierte. Hamburg war halt die pure Hyperaktivität und pures Chaos. Schalke hat einfach mal richtig bescheiden gewirtschaftet. 

Aber Fakt ist halt: Alle 4 fehlen der Bundesliga. Also Schalke, Werder und Hamburg hatten halt die Strahlkraft um Raul, Diego und Rafael van der Vaart anzuziehen. Die haben in diesem Jahrtausend auch schon richtig gute Jahre abgeliefert. Und lange Zeit waren selbst die durchwachsenen bis furchtbaren Jahre immer noch bundesligatauglich.

Jetzt stelle man sich vor, diese Vereine hätte seriös und zielorientiert weiter gewirtschaftet und sich zumindest stabilisiert. Und wir hätten eine Saison, wo alle 4 irgendwo zwischen Platz 6 und 14 eintrudeln, was man von allen eigentlich erwarten kann. Dann wäre Augsburg praktisch nicht mehr zu retten. Unions widerstandsloser Durchmarsch ins europäische Geschäft wäre kaum möglich gewesen. Mainz und Freiburg (also 2 Vereine, die sich zumindest die meiste Zeit wehren) würden knietief in der Scheiße stecken. Die Hertha müsste sich ernsthafte Sorgen machen. Und sowohl der Kampf ums internationale Geschäft, als auch der Abstiegskampf wäre wirkliche Schlachten. Es könnten wirklich kompetent geführte Mannschaften erwischen, was jetzt an beiden Fronten quasi ausgeschlossen ist...

Auch wenn sich der Zyniker in mir darüber gefreut hat, diese Niedergänge hier zu begleiten, so muss der Fußballliebhaber in mir doch zugeben, dass die potenzielle Qualität dieser Vereine der Liga jetzt fehlt. Wirklich drastisch fehlt. Der Verlust ist für den Rest der Liga einfach nicht mehr zu kompensieren.

Und klar, der Abstiegskampf war wegen der Inkompetenz einiger Experten (wie unter anderem auf der VfB Stuttgart und dem 1.FC Köln, aber da zeigen die jüngsten Entwicklungen wenigstens derzeit in die richtige Richtung) schon immer absurd. Er wurde viel zu oft viel zu wörtlich genommen. Aber mittlerweile erreichen wir halt echt eine neue Ebene der Grausamkeit. Nicht nur, aber auch wegen den völlig überforderten Fürthern.

Aber die sind ja nur dabei, weil der HSV unaufsteigbar ist...

Die spannende Frage ist ja: Wie kriege ich jetzt raus, ob es dieses Problem auch im Ausland gibt? Also ob es da auch so viele Vereine gibt, die unmotiviert und unnötigerweise abgestürzt sind... Mal gucken...

Dienstag, 7. Dezember 2021

Sind Fürth und Co. ein Problem für die Bundesliga?

Also eines als Disclaimer vorne weg: Ich habe absolut nichts gegen die meisten Mannschaften, um die es heute gehen wird. Im Gegenteil, ich respektiere ihre Arbeit. Selbst die von Schalke 04. Also falls es wirklich deren Plan war gezielt in die 2. Liga zu marschieren. Das haben sie wesentlich sauberer hinbekommen, als ihre Partner in Crime Werder Bremen und natürlich der Hamburger SV. Aber nebenbei sind genau diese 3 Vereine das eigentliche Problem.

Aber Fürth, Bielefeld, Nürnberg, Paderborn und St. Pauli? Ich ziehe meinen Hut davor, dass sie Vereine mit wesentlich besseren Voraussetzungen hinter sich gelassen haben. Aber man muss halt auch den Fakten in die Augen sehen: Die Schere geht immer weiter auseinander.

Also vor ziemlich genau 10 Jahren war es noch möglich sich als kleiner, seriös arbeitender und aufstrebender Verein sich in der Bundesliga zu etablieren. Denn damals stieg der FC Augsburg auf. Vorher gab es Mainz 05, die 2004 das erste Mal aufgestiegen sind. Aber seit dem wurde das Bundesliga-Teilnehmerfeld im Wesentlichen nur um das Kunstprojekt RB Leipzig oder "Sie haben halt doch heimlich einen Investor in der Hinterhand und Berlin ist halt ein Riesenmarkt" Union erweitert. Dass gerade ein Verein wie Mainz sich heutzutage noch in der Bundesliga etabliert, erscheint ausgeschlossen.

Das sieht man ja an einer traurigen Bilanz: Mit (sehen wir den Fakten ins Auge, oder lösen wir den größten Statcurse aller Zeiten aus) Fürth, Paderborn und Nürnberg sind in 3 von 4 Jahren einer der beiden Aufsteiger direkt wieder abgestiegen. Und die Saison ohne direkten Wiederabstieg muss halt mit einem Sternchen versehen werden: Wenn sich Schalke und Werder nicht so viel Mühe gegeben hätten, wäre der Klassenerhalt für Bielefeld wesentlich schwieriger gewesen.

Wir haben die Anzahl der Aufsteiger dank der Relegation effektiv halbiert, aber trotzdem steigt einer von denen mittlerweile regelmäßig wieder ab. Und wenn St. Pauli tatsächlich aufsteigen sollte, wird das ja nicht besser werden. Denn auch St. Pauli ist halt kein Verein mehr, der in der Bundesliga konkurrenzfähig ist.

Nur um mal zu verdeutlichen, wie absurd die Lage ist: 4 Jahre in Folge wird der Tabellenletzte nicht auf mehr als 20 Punkte gekommen sein. Es sei denn in Fürth passiert noch ein Wunder. Also ja, die Lage in Fürth ist so finster, dass "ein Wunder" schon lange vor dem Klassenerhalt beginnt. Aber hey, vielleicht kriegen sie ja Schalkes 16 Punkte aus der Vorsaison noch. Paderborns 20 Punkte sind wirklich weit weg. Nürnberg kam der Vollständigkeit halber auf 19.

Nur um das mal zu verdeutlichen: Seit der Einführung der 3 Punkte Regel gab es eine einzige Saison, in denen die Freiburger nur 18 Punkte holten. Das passierte also ein Mal in 22 Jahren.

Und wir hatten ja zwischendurch trotzdem Jahre, in denen wir einen abgeschlagenen, frühzeitig fest stehenden Absteiger hatten. Fürth Saison ohne einen einzigen Heimsieg endete trotzdem mit 21 Punkten. Köln kam bei seinem bis jetzt letzten Abstieg auf erbärmliche 22 Punkte. Was nebenbei auch nur bedeutet, dass der Trend mit den abgeschlagenen Tabellenletzten bereits 2017/18 begann...

Darmstadt lag bei seinem letzten Bundesligabesuch seit dem 14. Spieltag konstant am Tabellenende, kam aber trotzdem auf 25 Punkte. Das ist dann auch fast schon "normal", wie Hannover das Jahr davor bewies. 

Und klar, dass ein Aufsteiger als designierter erste Absteiger in die Saison ging, hat es schon immer gegeben. Aber früher konnten diese designierten Absteiger sich trotzdem wenigstens wehren. Wenn nicht gegen die Bayern, so doch wenigstens gegen Frankfurt oder Gladbach. Oftmals scheiterte man erst im "verfluchten 2. Jahr", weil die Aufstiegseuphorie einen durch die Saison trug, wie man das ja gerade in Bochum wunderbar siegt. 

Bochum ist jetzt das erste Gegenbeispiel, dass es doch geht. Aber man muss deren Lauf derzeit auch mit Vorsicht genießen. Also vor dem 8. Spieltag lagen sie fast auf Augenhöhe mit Greuther Fürth. Dann schlugen sie genau diese Fürther und damit ging dann ihr Lauf los. Aber es kann halt auch sein, dass dieser Lauf vorbeigeht und sie 10 Spiele in Folge nicht gewinnen. Bochum legt sich jetzt das Polster für die schweren Monate zu, damit sie überleben, wenn es nicht mehr läuft.

Das ist auch völlig normal. Also jeder Abstiegskandidat rutscht durch eine beschissene 7 Spiele Serie unten rein und rettet sich dann über so einen Lauf. Nur kann man in Bochum jetzt ja durchatmen, denn sie werden effektiv von Fürth und Bielefeld gejagt.

Da wird einem dann wirklich bewusst, wie schlimm die letzte Saison wirklich war. Denn nur dank der Katastrophensaison der Schalker und Bremer haben ja die Bielefelder die Klasse gehalten. Als, bei aller Liebe, wohl schlechtester Tabellen-15. aller Zeiten. Das klingt jetzt erstmal harsch, bis man auf die 26 erzielten Tore guckt. Diese wurden seit der Einführung der 3 Punkte Regel eh nur sehr selten unterboten: Von Schalke im selben Jahr. Von Gladbach 2007. Und natürlich vom Hamburger SV, der dank der Relegation trotzdem die Klasse hielten. Technisch gesehen brauchte man aber 28 Tore, um sich den Platz in der ersten Liga zu halten. Die 26 Tore reichten vorher noch nie zum (direkten) Klassenerhalt.

Es ist aber halt auch wesentlich einfacher, wenn man sich 6 Punkte dank 2 Treffern gegen hilflose Schalker sichern kann. Und hinterher musste man mit Voglsammer seinen potenziell besten Stürmer ablösefrei ziehen lassen. Und 5 Leihspieler kehrten zu ihrem Stammverein zurück. Unter anderem Ritso Dohan als zumindest in der Rückrunde stärkster Bielefelder der letzten 20 Jahre. Bielefeld ist halt nicht besser als letztes Jahr. Trotzdem wehrt man sich wenigstens. Dennoch dürfte es auch den Bielefeldern schwerfallen, dieses Jahr mehr als 25 Punkte zu sammeln. Damit muss Bochum aus den 3 ausstehenden Spielen gegen diese 2 Mannschaften 2 Siege holen, um sich zumindest die Relegation zu sichern.

Oder um einen anderen, ja an sich wie erklärt unangebrachten Maßstab anzubringen: Tasmania Berlin muss gerade im Jahresrhythmus um seine Rekorde für die Ewigkeit bannen. Letztes Jahr hätte Schalke fast den einen gebrochen. Dieses Jahr hat sich Fürth schon die längste Niederlagenserie der Bundesligageschichte gesichert. Wenn es so weiter geht, wackeln demnächst die 105 Gegentore in einer Saison. Und auch die 10 Punkte sind keineswegs "unerreichbar". Eigentlich sollte man nur ein Mal in Äonen Tasmania erwähnen, derzeit passiert uns das jährlich.

Und nur um das nochmal festzuhalten: Wenn der 1. FC St. Pauli aufstiegt, wird es kaum besser werden. Ein Aufstieg wäre für den Kiezklub ein Riesenerfolg. Sie sollten die finanziellen Vorteile weitestgehend mitnehmen und hoffen, dass man sich nicht völlig blamiert... und mit viel Glück vielleicht sogar die Klasse halten.

An er Stelle muss nebenbei nochmal erwähnt werden, wie wahnsinnig es war, dass die DFL es von Holstein Kiel verlangt hat, dass sie ihr Stadion für das eine Jahr Bundesliga ausbauen... auch wenn sie es danach nie wieder brauchen werden. Es sollte echt mal jemand auf eine Anpassung der Statuten bei der DFL pochen, sodass man erst in der 3. Bundesligasaison ein entsprechend großes Stadion braucht...

Die eigentlich wichtige Frage lautet ja: Schadet das der Bundesliga? Also an und für sich kann man ja sagen: "Ob Bayern und Dortmund jetzt 7:0 oder 5:0 gegen den Tabellenletzten gewinnen, ist doch egal!" Wie schwach das schwächste Glied in der Kette ist, ist doch für die Beurteilung der Liga als ganzes egal.

Aber einerseits führt es halt dazu, dass Mannschaften wie Bielefeld letztes Jahr die Klasse halten. Oder der HSV mit seinen lächerlichen Relegationsjahren. Oder die Hertha trotz ihrer konzeptuellen Inkompetenz. Der FC Augsburg hat laut Aussage des eigenen Präsidenten "systematisch das Fußballspielen abgewöhnt", einem mehr oder weniger sichereren Klassenerhalt stand dieser Umstand trotzdem nicht im Wege.

Dass solche konsequenten Fehlentwicklungen nicht mit dem Abstieg bestraft werden, sorgt doch nur dafür, dass sie es sich in der Liga bequem machen. Dass ein Heiko Herrlich die Augsburger dann 42 Spiele lang betreut, weil die Entwicklung zwar ideologisch ärgerlich, aber praktisch nicht so schlimm ist. Dass ein Tayfun Korkut verpflichtet wird, weil die defensive Stabilität, die er verspricht, ja zumindest fürs nächste halbe Jahr reichen wird. 

Wenn man weniger machen muss, um sein Saisonziel zu erreichen, gibt man sich auch mit weniger zufrieden. Oder lässt sich für weniger feiern. Auch, wenn die Abwärtsentwicklung objektiv trotzdem wahrnehmbar ist.

Und dann ist als Kirsche auf der Torte noch die internationale Reputation, die vielleicht auch dadurch ruiniert wird. Also, wenn die jenseits von Bayern sehr bescheidenen internationalen Leistungen nicht reichen. Aber wenn 41 Bundesligatore nicht für den Ballon d'Or reichen, könnte das auch daran liegen, dass die internationalen Journalisten sich denken: Gegen solche Gurkentruppen wie bei euch im Keller würde Lionel Messi doch 60 Tore erzielen... 

Aber um den nächsten Beitrag zu triggern: Fürth und Co. sind nur das Sympthom, das eigentliche Problem sind andere.

Montag, 6. Dezember 2021

Worst of des "Endlich wieder Geisterspiele!"

 Da haben wir ja so lange drauf gewartet. Und so lange drauf hingearbeitet. Endlich klingt es wieder wie richtiger Dorffußball, was da im Stadion abgeliefert wird. Ist doch schön. Und die Ungeimpften kriegen ihren Willen, dass alle nicht mehr dürfen. Zumindest in Sachsen und Bayern. Darum ging es ihnen doch eigentlich.

Und falls das irgendjemand für übertrieben hält, hier die offizielle Aufschlüsselung der Inzidenzzahlen in meinem Bundesland: 1941 zu 53. 

Ein besonderes Lob geht an die TSG Hoffenheim, die ebenfalls auf Geisterspiele umstellten. Wahrscheinlich weil sie Angst vor einem de facto Auswärtsspiel gegen die reisewilligen Frankfurt Fans hatten.

Aber wir wollen ja wie immer über Fußball reden. Und lasst uns da auch erst Mal beim Fußball bleiben. Also die allerwichtigste Erkenntnis des Wochenendes ist ja: Mats Hummels war richtig Scheiße. Also ganz sachlich hat nicht Felix Zwayer, sondern Hummels dieses Spiel entschieden. Wie schlecht war Hummels? Er hat sich in einem an sich wichtigen und engen Spiel von Thomas Müller abkochen lassen und dadurch das 1:1 hergeschenkt. Wenn man in so einem Spiel Thomas Müller hinterherrennt, hat man was Grundlegendes verkehrt gemacht.

Und klar, beim 2. Tor kann man noch sagen: Wenn's Scheiße läuft, dann läuft es halt richtig Scheiße. Aber Hummels wird niemanden erklären können, warum er vor dem entscheidenden Elfmeter unbedingt einen Zweikampf mit Jude Bellingham führen musste. Klar, Müller stand da auch irgendwie im Bild, aber Bellingham und Hummels behindern sich da auch gegenseitig.

Am Ende hat Dortmund dieses Spitzenspiel verloren, weil ihre Hintermannschaft nicht den allerhöchsten Ansprüchen genügt. Deswegen kassierte man schon 22 Gegentore. Das sind mehr Gegentore als Mainz, Frankfurt oder Arminia Bielefeld. Und 11 Gegentore in 5 Champions League Spielen sind auch einfach zu viel. Das lustigste ist ja, dass die Leute glauben, Mats Hummels Sperre hätte da den Unterschied ausgemacht. Mit dem hätte man ja gegen Sporting Lissabon nur 2:1 verloren...

Dennoch muss man halt auch über die Leistung des Schiedsrichters reden. In der permanenten Serie "Und täglich grüßt der VAR!" Denn auch wenn Felix Zwayer sich hinterher äußert, was lobenswert ist, dann löst es doch das eigentliche Problem nicht: Es kann nicht sein, dass er sich die eine Szene 8-mal anguckt und die andere gar nicht. Das ist einfach nicht fair. Und nach allem, was man so gehört hat, hat er das Handspiel ja wahrgenommen und als "natürlich" bewertet. Genau so, wie er den Zweikampf zwischen Reus und Hernandez wahrgenommen und bewertet hat. 

Also ja, bei dem einen Fall hat er den Kontakt unten nicht wahrgenommen, bei dem anderen war er sich nicht sicher, wie weit der Arm ausgestreckt war. Er hat also jeweils nicht alles gesehen, aber nur ein Mal nachgeschaut... das muss man halt kritisch sehen. Aber natürlich auch nicht Zwayers Leistung alleine. Also der VAR Tobias Welz muss ihn halt darauf hinweisen, dass es auch unten einen Kontakt gab und ihn fragen, ob er den auch beurteilt hat. Das ist aber offensichtlich nicht geschehen.

Wenn es so eine Situation für die Bayern gibt, guckt man halt nochmal genau hin. Das eine lustigste ist ja, dass Zwayer jetzt so tut, als hätte sich ja in Dortmund auch niemand beschwert und lauthals den VAR gefordert, sondern erst HINTERHER haben alle darauf verwiesen, dass der Bezug zum VAR hergestellt worden ist. Hier, liebe Profis, habt ihr die offizielle Ansage eines Fifa-Schiedsrichters, dass ihr möglichst viel jammern und euch echauffieren müsst, sonst guckt er sich das nicht nochmal an.

Das allergeilste ist aber, wie der DFB jetzt hinterher darauf hinweist, dass es ja eh kein Elfmeter gegeben hätte, weil Erling Haaland vorher minimal im Abseits stand. Könnte stimmen, erklärt aber nicht, warum das nicht geklärt worden ist. Und nur um das festzuhalten: Wenn bei einer VAR Überprüfung genau das rausgekommen wäre, hätte es überhaupt keine Probleme gegeben. Dann hätten das alle akzeptiert.

Das absolute Überhighlight liefert dann Thomas Müller, der hinterher sagt, dass der Zwayer "Keinen Elfmeter geben will, der so ein halbes Ding ist"... also für Dortmund nicht, für die Bayern hatte er damit kein Problem.

Damit kommen wir dann auch zu Jude Bellingham, dem eine Anzeige ins Haus steht... weil... ähm... er die Wahrheit ausgesprochen hat? Ja, genau. Ein 18-jähriger Engländer hat die Eier in der Hose und traut sich das zu sagen, was sonst nur Manuel Gräfe ausspricht: Felix Zwayer hat mal Geld angenommen, um ein Spiel zu manipulieren und sollte deswegen raus sein. Vor allem hat er die Manipulationen von Hoyzer längere Zeit nicht gemeldet. Trotzdem wird er vom DFB hofiert, obwohl keiner genau nachvollziehen kann, warum. Aber der einzige, der sich damit wirklich kritisch beschäftigt, ist Manu Thiele. Und Gräfe hat ja auch schonmal ein DFB-Pokalfinale verpfiffen. Lustigerweise habe ich direkt danach die Frage gestellt, wer damals eigentlich den Schiedsrichter bezahlt hat... ohne dass mir bewusst war, wie problematisch das ist, wenn man so was Zwayer vorwirft...

Aber zurück zur eigentlichen Aussage von Bellingham: Kann man ihn jetzt für die Wahrheit bestrafen? Also ja, er weist darauf hin, dass Zwayer in den Wettskandal involviert war. Das sind aber einfach Fakten. Und er ist offensichtlich der Meinung, dass so jemand keine wichtigen Spiele pfeifen sollte. Ohne Profispiele im Allgemeinen. Das sieht Manuel Gräfe ähnlich. Und ja, den Gräfe zu vergraulen war das Dümmste, was der DFB seit langem gemacht hat. Der wird jede Gelegenheit nutzen um gegen die zu schießen. Und gegen Zwayer ganz besonders. Er hat sich allerdings auch jahrelang auf die Lippe gebissen, weil er ja weiter pfeifen wollte. Jetzt ist das vom Tisch und das Tischtuch nicht nur zerschnitten, sondern geschreddert worden. 

Nebenbei frage ich mich ja, warum wir den dummen jungen aus England jetzt anzeigen, Tobias Andrä allerdings nicht. Also Andrä ist ein Stadtrat aus Aue, der da mal einem Schiedsrichter Spielmanipulation vorgeworfen und sogar Anzeige erstattet hat. "Für mich besteht zumindest der Anfangsverdacht des Betrugs, und die Vergangenheit im Sport hat gezeigt, dass man ein waches Auge auf solche Sachen haben sollte." ist da das Zitat. Und Aue hat damals ja auch als Verein Widerspruch eingelegt und damit dem Schiedsrichter Manipulation vorgeworfen. Hätte Bellingham das nur ordentlich Protest einlegen und das ganze dann vorm Stadtrat äußern sollen? Ist der DFB am Ende beleidigt, dass diese Aussagen bei den norwegischen Medien und nicht beim ZDF getätigt hat?

Der allergrößte Skandal wäre es, wenn Bellingham jetzt deswegen für Bundesligaspiele gesperrt wird. Also wenn dem so ist, würde ich als Dortmunder jedes Interview mit einem "Im Übrigen hat Felix Zwayer mal Geld für eine Spielmanipulation angenommen." beenden. Denn das ist einfach mal ein Fakt, den der DFB wegignorieren will. Und wenn man als Verein dafür bestraft wird, wenn man darauf hingewiesen hat, sollte man den Finge bei jeder Gelegenheit in die Wunde legen. Fight the Power, Cato-Style.


Und sonst so? Was machen die Fürther? Hoffentlich dürfen die bald mal gegen den TSV Börbach spielen. Obwohl, wenn sie selbst gegen die verlieren, wäre das wirklich ernüchternd. Ich finde es faszinierend, wie die Fürther gerade alles relativieren, was wir in den letzten Jahren so an Tabellenschlusslichtern gesehen haben. Also im Gegensatz zu der Häme, die ich für Schalke übrig hatte, gibt es hier nur Mitleid. Paderborn war wenigstens bemüht und spielte mutigen offensiven Fußball. Die sind am Ende vielleicht abgestiegen, weil sie an ihrer Überzeugung vom "Mitspielen müssen" festgehalten haben. Nürnberg holte immerhin 19 Punkte!!!! Fürth ist einfach nur hilflos. Auf einem ganz neuen Level hilflos. Also die Fürther können es demnächst mal als Erfolg verbuchen, wenn sie nur knapp verlieren. Denn in 4 der letzten 6 Spiele kassierten sie mindestens 4 Gegentore. Sie stehen gerade noch schlechter da, als in ihrer ersten Bundesligasaison, die sie ohne einen einzigen Heimsieg beendeten. Die einzige realistische Chance auf einen Heimsieg kommt am 17. Spieltag gegen Augsburg. Danach hatten sie praktisch alle Abstiegsanwärter schon zu Gast. Dazu führen die Fürther Leistungen zu einem größeren Problem, welches mal in Ruhe analysiert werden muss: Ist es eigentlich ein schlechtes Zeichen, dass "wir" jedes Jahr eine Mannschaft hat, die auf keine 20 Punkte im Jahr kommt? Denn das dürfte "uns" gerade zum dritten Mal in Folge passieren. Beste Liga und so.

Und da denkt sich Borussia Mönchengladbach: Da sind wir dabei, das ist prima! Da machen wir mit. Lasst mal gucken, ob wir es schaffen in 2 Wochen mehr Gegentore zu kassieren als Fürth im selben Zeitraum. War knapp (10 zu 13), aber auch nur, weil der SC Freiburg in der 2. Halbzeit Mitleid hatte. Nach 37 Minuten sah es kurz so aus, als würde Gladbach in einer Woche so viele Gegentore kassieren, wie Fürth an 2 Spieltagen. Aber hey, immerhin haben sie dafür gesorgt, dass die heftige Derby-Niederlage schnell in Vergessenheit geriet, weil sie danach eine noch viel heftigere Pleite kassierten.

Vielleicht sollte Oliver Mitzlaff seine "Wir können nicht bis Neujahr warten" Ansage nochmal überdenken... kann sein, dass Adi Hütter bis dahin zur Verfügung steht.
Ich halte Hütter ja für den zweitbesten Mann in der großen Trainerrotation des Sommers hinter Julian Nagelsmann. Eigentlich hielt ich es für einen Glücksgriff, dass Gladbach Marco Rose wegloben konnte und stattdessen einen Mann gefunden hat, der in Frankfurt wirklich eine Mannschaft mit klarer Handschrift geformt hat. Trotz einiger Startschwierigkeiten. Aber von 2 derart heftigen Pleiten zurückzukommen, ist eine richtig heftige Aufgabe. Man darf gespannt sein, ob er sie meistert.

Oder aber man verliebt sich in Leipzig doch in Florian Kohfeldt. Denn... also ich sag das mal so: Wolfsburg spielt mittlerweile echten Kohfeldt-Fußball. Und ich sag das mal so: Die Fehleinschätzung Mark van Bommel wurde nach 4 Niederlagen in Folge korrigiert. Überraschend schnell, aber halt auch konsequent. Jetzt ist man bei 3 Niederlagen und einem Unentschieden gegen Bielefeld. Am Mittwoch geht es gegen Lille ums europäische Überwintern.

Andererseits muss sich Jörg Schmadtke schon fragen lassen, was er falsch gemacht hat, wenn seine Mannschaft in einer Hinrunde 2 Trainer verbrennt, obwohl man jedes Mal direkt durchgestartet ist. Vielleicht hätte Schmadtke einfach revolutionär jeden Monat einen neuen Trainer anstellen sollen, um den Dead Coach Bounce bis zur Meisterschaft auszunutzen. Aber kann man als Tabellenachter wirklich 2 Mal in einer Hinrunde über den Trainer reden?

Mittwoch, 1. Dezember 2021

Die Ballon d'Or Wahl erfüllt ihren Zweck

Sie macht genau das, was sie machen soll: Das relative Medienloch im November und Dezember schließen.

Also um das mal kurz festzuhalten: Wir hatten es schon fast. Also dieses sinnlose "Wir stimmen doppelt ab, obwohl am Ende in 9 von 10 Fällen eh derselbe gewinnt" hatten wir fast überwunden. Denn von 2010 bis 2015 wurden der Ballon d'Or und die Wahl zum Fifa-Weltfußballer des Jahres zusammengelegt. Dann fiel den Journalisten auf "Oh, da haben wir dann ja weniger Einfluss... und eine Gala weniger gibt es auch... wir brauchen mehr Galanächte, in denen wir uns neben unsere Idole stellen dürfen!"... Also wurde das wieder getrennt.

Also nur um mal zu erwähnen, wie absurd die Trennung dieser beiden Wahlen ist: 2004 hat es das letzte Mal jemand geschafft, nur einen der beiden Preise zu gewinnen. Ronaldinho gewann die Wahl zum Weltfußballer des Jahres, Andriy Schewtschenko holte sich dafür den Ballon d'Or. Jetzt wird es nach dem Kollektiven "Wie kann man nur Lionel Messi wählen!!!" Aufschrei nach 16 Doppelsiegern wieder anders ausgehen. 

Und nur um mal festzuhalten, warum diese Wahl jetzt abgehalten wird: Sachlich gesehen wäre es am sinnvollsten nach der Saison und den internationalen Turnieren abzustimmen. Aber genau jetzt gibt es ein gewisses Nachrichtenloch.

Also genau genommen gibt es an den letzten 2 Champions League Spieltagen 2 interessante Partien. Wobei man hier auch sagen muss: Spannend bedeutet nur: Wer qualifiziert sich gerade so fürs Achtelfinale, um da dann hochkant rauszufliegen? Die Tabellenlage sieht genau so aus: Alle Titelfavoriten sind schon sicher in der nächsten Runde. Der FC Barcelona hat sich offensichtlich aus diesem Kreis verabschiedet. Deswegen dürfen sie jetzt das eine spannende Duell austragen. Oder müssen, je nach Betrachtungsweise. Die andere spannende Frage ist, ob Villarreal oder Atalanta Bergamo weiterkommt. Das sind auch alles keine Titelanwärter. Und es gibt die grandiose Gruppe G, wo man sich schon fragen muss, ob da nicht alle ausscheiden können. Wobei die viel spannendere Frage doch lautet, wie der VfL Wolfsburg es geschafft hat, da auf Platz 4 zu liegen, aber dazu gleich mehr.

Das sind aber alles keine Themen, mit dem man die Schlagzeilen füllt. Ein völlig sinnlose Lewandowski vs Messi Debatte dagegen: das ist pures Gold. Da hat jeder eine Meinung zu. Dann kann man all diejenigen, die nicht mit der Wahl übereinstimmen, interviewen und deren Meinung dann groß auf die Titelseite drucken. Also wenn der "Deutsche" nicht gewonnen hat, macht man das genau so. Gleichzeitig geht man dem eigentlich wichtigen Problem als deutscher Journalist aus dem Weg.

Was mich an der Stelle am meisten stört, ist ja der Fakt, dass alle so tun, als hätte Messi gar nichts geleistet. Also im Gegensatz zu Lewandowski, der "nur" 41 Tore in der Bundesliga geschossen hat, hat Messi internationale Erfolge vorzuweisen: Er hat tatsächlich endlich seinen großen Titel mit Argentinien geholt. Nachdem er jahrelang so dicht dran gewesen, aber immer im Finale gescheitert ist. Aber das hat natürlich niemand gesehen. Also zunächst mal hier ein 7 Minuten Video, wie Messi während der Copa Messi Dinge macht. Und dann hier ein paar interessante Zahlen: 5 Assist, 4 Tore sind da das offensichtliche. Aber wenn man sich die Serie zu auch tiefergehenden Statistiken anguckt, stellt man einfach fest, dass Messi bei der Copa besser war als jeder Spieler der EM. Also außer Simon Kjaer. Kjaer hat während des Turniers mehr Leben gerettet als Messi, Pedri hat mehr Pässe im letzten Drittel gespielt. Ansonsten liegt Messi immer vorne. 

Aber da pult man ja auch in einer fiesen Wunde: Die Europameisterschaft war eigentlich Scheiße. Die letzten 3 Spiele endeten in Antiwerbung und Elfmeterschießen. Deswegen wurde ja auch Gianluigi Donnarumma zum besten Spieler des Turniers gewählt. Nicht, weil der absolut überragend war, sondern weil auf dem Platz einfach niemand absolut überragend war. Vor allem in den letzten Spielen nicht mehr.

Nur um das mal festzuhalten: Lewandowski hat es geschafft, bei der Europameisterschaft in der Vorrunde auszuscheiden... obwohl nur 8 von 24 Mannschaften nach Hause fahren müssen. Polen schaffte es nicht, sich gegen die Slowakei und Schweden durchzusetzen. Und klar, 3 Tore hat er erzielt, aber der Mannschaftserfolg dahinter fehlte vollkommen... Und ja, wenn Polen das Viertelfinale erreicht und sich da halbwegs ordentlich präsentiert, geht die Wahl anders aus. Das haben sie aber nicht geschafft.

Genauso hat es "Lewy" nicht geschafft in allen anderen Wettbewerben zu glänzen. In der Champions League scheiterten sie im Viertelfinale. Deswegen kommt er "nur" auf 5 Tore in 6 Spielen. Klar, er war im entscheidenden Moment verletzt, aber in den wichtigen Spielen da zu sein, ist halt so eine Grundvoraussetzung, um individuelle Trophäen zu holen. Trotzdem ist die Champions League Bilanz am Ende identisch zu der von Messi. Also abgesehen davon, dass Messi noch 2 Torvorlagen gesammelt hat.

Im Pokal scheiterte Lewandowski nebenbei an Holstein Kiel in der 2. Runde. Also nur um mal zu verdeutlichen, dass der in der Saison 2020/21 (worum es bei dem Titel ja eigentlich geht) wirklich nur in einem Wettbewerb geglänzt hat.

Jetzt ist halt die spannende Frage, ob diese eine Meisterschaft mit den 41 Toren und 7 Vorlagen mehr wert ist als der dritte Platz in der Liga von Messi mit 41 Scorerpunkten, umrahmt von einem Pokalsieg in Spanien mit 2 Treffern im Finale UND einem internationalen Titel auf Nationalmannschaftsebene. Ich sag das mal so: Selbst wenn die Bundesliga richtig gut wäre, könnte man das so sehen.

 

Damit kommt aber diese große rosa Elefant, den man nicht länger ignorieren kann. Auch wenn der Kicker und Co das weiterhin versuchen: Die Bundesliga ist keine richtig gute Liga mehr. Also alles außer die Bayern ist international nur noch zweitklassig. Anders kann man es nicht bezeichnen, wenn der VfL Wolfsburg es nicht schafft sich gegen Lille, Salzburg und Sevilla durchzusetzen. Oder wenn Dortmund an Sporting Lissabon und Ajax Amsterdam scheitert. Oder wenn RB Leipzig Probleme hat Brügge hinter sich zu lassen. Also alle 3 müssten eigentlich wesentlich souveräner dastehen. 

Gegen solche Gurkentruppen würde Messi 50 Tore erzielen. Immer noch. Das muss man auch einfach mal so zugeben. Zumindest bei den internationalen Journalisten ist diese Erkenntnis mittlerweile angekommen. Die Deutschen ignorieren sie weiterhin, deswegen ist es für sie ein Skandal, dass man die Leistungen ihrer Helden in ihrer Liga international nicht würdigt.

Es ist einfacher, die Leistungen eines Messis zu ignorieren, anstatt sich mit der Qualität der eigenen Liga ernsthaft auseinanderzusetzen.

Und natürlich, das soll an der Stelle auch nicht verschwiegen werden, stehen auch gerade 3 von 5 spanischen Mannschaften vor dem Abstieg in die Europa League. Aber der entscheidende Unterschied ist halt: Wenn Sevilla wirklich "absteigt", sind sie hinterher DER TITELFAVORIT. Villarreal nimmt ja nur Teil, weil sie diesen Wettbewerb gewonnen haben. Wenn die Deutschen sich gerade noch so in diesen Wettbewerb retten, muss man davon ausgehen, dass die sich irgendwo in der Pampa blamieren werden.

Überlegt einfach mal: Wann hat das letzte Mal eine andere Mannschaft als Bayern einen internationalen Titel für die Bundesliga gewonnen? Die erschreckende Antwort lautet: Das war im letzten Jahrtausend! Aber dann gleich doppelt

Und wem das noch nicht reicht: Mit Werder Bremen (Europa League 2009) und Dortmund (Champions League 2013 und Europa League 2002) gab es überhaupt nur 3 Finalteilnehmer. Nur so zum Vergleich: Spanien hat in diesem Jahrtausend 9 Mal den Champions League Titel geholt. Dazu 4 Mal das Finale verloren. Mit Valencia, Atletico Madrid, Barca und Real stellten sie 4 unterschiedliche Finalteilnehmer. In der Europa League kommen sie auf weitere 10 Titel, 3 verlorenen Finalen und 6 unterschiedlichen Finalteilnehmern. Insgesamt standen 9 unterschiedliche Vereine in einem internationalen Finale. Das ist fast die halbe Liga. Nur um mal zu verdeutlichen, wie krass die Bundesliga, abgesehen von den Bayern, im internationalen Vergleich hinterherhinkt. Und beim Ballon d'Or geht es halt auch immer darum, die Leistungen in einen internationalen Vergleich zu setzen.

 

Oh und als letzte Randnotiz: Der eigentliche Skandal ist natürlich, dass Lewandowski letztes Jahr nicht gewonnen hat. Da war er definitiv dran. Da haben sich die Journalisten allerdings gesagt "Online abstimmen? Dann gibt es ja keine Gala, keine Selfies mit den Idolen und keine heiße Schlacht am kalten Buffet, dann sagen wir die Wahl lieber ab!" 

Also nur um mal zu verdeutlichen, wie sehr es den Journalisten bei dieser ganzen Sache nur darum geht, sich im Licht der Stars zu sonnen. Es geht denen nicht darum, dass der ihrer Meinung nach beste Spieler der Saison gewählt wird, sondern darum, dass sie sich neben ihrem Lieblingsspieler ablichten lassen dürfen.