Montag, 6. Dezember 2021

Worst of des "Endlich wieder Geisterspiele!"

 Da haben wir ja so lange drauf gewartet. Und so lange drauf hingearbeitet. Endlich klingt es wieder wie richtiger Dorffußball, was da im Stadion abgeliefert wird. Ist doch schön. Und die Ungeimpften kriegen ihren Willen, dass alle nicht mehr dürfen. Zumindest in Sachsen und Bayern. Darum ging es ihnen doch eigentlich.

Und falls das irgendjemand für übertrieben hält, hier die offizielle Aufschlüsselung der Inzidenzzahlen in meinem Bundesland: 1941 zu 53. 

Ein besonderes Lob geht an die TSG Hoffenheim, die ebenfalls auf Geisterspiele umstellten. Wahrscheinlich weil sie Angst vor einem de facto Auswärtsspiel gegen die reisewilligen Frankfurt Fans hatten.

Aber wir wollen ja wie immer über Fußball reden. Und lasst uns da auch erst Mal beim Fußball bleiben. Also die allerwichtigste Erkenntnis des Wochenendes ist ja: Mats Hummels war richtig Scheiße. Also ganz sachlich hat nicht Felix Zwayer, sondern Hummels dieses Spiel entschieden. Wie schlecht war Hummels? Er hat sich in einem an sich wichtigen und engen Spiel von Thomas Müller abkochen lassen und dadurch das 1:1 hergeschenkt. Wenn man in so einem Spiel Thomas Müller hinterherrennt, hat man was Grundlegendes verkehrt gemacht.

Und klar, beim 2. Tor kann man noch sagen: Wenn's Scheiße läuft, dann läuft es halt richtig Scheiße. Aber Hummels wird niemanden erklären können, warum er vor dem entscheidenden Elfmeter unbedingt einen Zweikampf mit Jude Bellingham führen musste. Klar, Müller stand da auch irgendwie im Bild, aber Bellingham und Hummels behindern sich da auch gegenseitig.

Am Ende hat Dortmund dieses Spitzenspiel verloren, weil ihre Hintermannschaft nicht den allerhöchsten Ansprüchen genügt. Deswegen kassierte man schon 22 Gegentore. Das sind mehr Gegentore als Mainz, Frankfurt oder Arminia Bielefeld. Und 11 Gegentore in 5 Champions League Spielen sind auch einfach zu viel. Das lustigste ist ja, dass die Leute glauben, Mats Hummels Sperre hätte da den Unterschied ausgemacht. Mit dem hätte man ja gegen Sporting Lissabon nur 2:1 verloren...

Dennoch muss man halt auch über die Leistung des Schiedsrichters reden. In der permanenten Serie "Und täglich grüßt der VAR!" Denn auch wenn Felix Zwayer sich hinterher äußert, was lobenswert ist, dann löst es doch das eigentliche Problem nicht: Es kann nicht sein, dass er sich die eine Szene 8-mal anguckt und die andere gar nicht. Das ist einfach nicht fair. Und nach allem, was man so gehört hat, hat er das Handspiel ja wahrgenommen und als "natürlich" bewertet. Genau so, wie er den Zweikampf zwischen Reus und Hernandez wahrgenommen und bewertet hat. 

Also ja, bei dem einen Fall hat er den Kontakt unten nicht wahrgenommen, bei dem anderen war er sich nicht sicher, wie weit der Arm ausgestreckt war. Er hat also jeweils nicht alles gesehen, aber nur ein Mal nachgeschaut... das muss man halt kritisch sehen. Aber natürlich auch nicht Zwayers Leistung alleine. Also der VAR Tobias Welz muss ihn halt darauf hinweisen, dass es auch unten einen Kontakt gab und ihn fragen, ob er den auch beurteilt hat. Das ist aber offensichtlich nicht geschehen.

Wenn es so eine Situation für die Bayern gibt, guckt man halt nochmal genau hin. Das eine lustigste ist ja, dass Zwayer jetzt so tut, als hätte sich ja in Dortmund auch niemand beschwert und lauthals den VAR gefordert, sondern erst HINTERHER haben alle darauf verwiesen, dass der Bezug zum VAR hergestellt worden ist. Hier, liebe Profis, habt ihr die offizielle Ansage eines Fifa-Schiedsrichters, dass ihr möglichst viel jammern und euch echauffieren müsst, sonst guckt er sich das nicht nochmal an.

Das allergeilste ist aber, wie der DFB jetzt hinterher darauf hinweist, dass es ja eh kein Elfmeter gegeben hätte, weil Erling Haaland vorher minimal im Abseits stand. Könnte stimmen, erklärt aber nicht, warum das nicht geklärt worden ist. Und nur um das festzuhalten: Wenn bei einer VAR Überprüfung genau das rausgekommen wäre, hätte es überhaupt keine Probleme gegeben. Dann hätten das alle akzeptiert.

Das absolute Überhighlight liefert dann Thomas Müller, der hinterher sagt, dass der Zwayer "Keinen Elfmeter geben will, der so ein halbes Ding ist"... also für Dortmund nicht, für die Bayern hatte er damit kein Problem.

Damit kommen wir dann auch zu Jude Bellingham, dem eine Anzeige ins Haus steht... weil... ähm... er die Wahrheit ausgesprochen hat? Ja, genau. Ein 18-jähriger Engländer hat die Eier in der Hose und traut sich das zu sagen, was sonst nur Manuel Gräfe ausspricht: Felix Zwayer hat mal Geld angenommen, um ein Spiel zu manipulieren und sollte deswegen raus sein. Vor allem hat er die Manipulationen von Hoyzer längere Zeit nicht gemeldet. Trotzdem wird er vom DFB hofiert, obwohl keiner genau nachvollziehen kann, warum. Aber der einzige, der sich damit wirklich kritisch beschäftigt, ist Manu Thiele. Und Gräfe hat ja auch schonmal ein DFB-Pokalfinale verpfiffen. Lustigerweise habe ich direkt danach die Frage gestellt, wer damals eigentlich den Schiedsrichter bezahlt hat... ohne dass mir bewusst war, wie problematisch das ist, wenn man so was Zwayer vorwirft...

Aber zurück zur eigentlichen Aussage von Bellingham: Kann man ihn jetzt für die Wahrheit bestrafen? Also ja, er weist darauf hin, dass Zwayer in den Wettskandal involviert war. Das sind aber einfach Fakten. Und er ist offensichtlich der Meinung, dass so jemand keine wichtigen Spiele pfeifen sollte. Ohne Profispiele im Allgemeinen. Das sieht Manuel Gräfe ähnlich. Und ja, den Gräfe zu vergraulen war das Dümmste, was der DFB seit langem gemacht hat. Der wird jede Gelegenheit nutzen um gegen die zu schießen. Und gegen Zwayer ganz besonders. Er hat sich allerdings auch jahrelang auf die Lippe gebissen, weil er ja weiter pfeifen wollte. Jetzt ist das vom Tisch und das Tischtuch nicht nur zerschnitten, sondern geschreddert worden. 

Nebenbei frage ich mich ja, warum wir den dummen jungen aus England jetzt anzeigen, Tobias Andrä allerdings nicht. Also Andrä ist ein Stadtrat aus Aue, der da mal einem Schiedsrichter Spielmanipulation vorgeworfen und sogar Anzeige erstattet hat. "Für mich besteht zumindest der Anfangsverdacht des Betrugs, und die Vergangenheit im Sport hat gezeigt, dass man ein waches Auge auf solche Sachen haben sollte." ist da das Zitat. Und Aue hat damals ja auch als Verein Widerspruch eingelegt und damit dem Schiedsrichter Manipulation vorgeworfen. Hätte Bellingham das nur ordentlich Protest einlegen und das ganze dann vorm Stadtrat äußern sollen? Ist der DFB am Ende beleidigt, dass diese Aussagen bei den norwegischen Medien und nicht beim ZDF getätigt hat?

Der allergrößte Skandal wäre es, wenn Bellingham jetzt deswegen für Bundesligaspiele gesperrt wird. Also wenn dem so ist, würde ich als Dortmunder jedes Interview mit einem "Im Übrigen hat Felix Zwayer mal Geld für eine Spielmanipulation angenommen." beenden. Denn das ist einfach mal ein Fakt, den der DFB wegignorieren will. Und wenn man als Verein dafür bestraft wird, wenn man darauf hingewiesen hat, sollte man den Finge bei jeder Gelegenheit in die Wunde legen. Fight the Power, Cato-Style.


Und sonst so? Was machen die Fürther? Hoffentlich dürfen die bald mal gegen den TSV Börbach spielen. Obwohl, wenn sie selbst gegen die verlieren, wäre das wirklich ernüchternd. Ich finde es faszinierend, wie die Fürther gerade alles relativieren, was wir in den letzten Jahren so an Tabellenschlusslichtern gesehen haben. Also im Gegensatz zu der Häme, die ich für Schalke übrig hatte, gibt es hier nur Mitleid. Paderborn war wenigstens bemüht und spielte mutigen offensiven Fußball. Die sind am Ende vielleicht abgestiegen, weil sie an ihrer Überzeugung vom "Mitspielen müssen" festgehalten haben. Nürnberg holte immerhin 19 Punkte!!!! Fürth ist einfach nur hilflos. Auf einem ganz neuen Level hilflos. Also die Fürther können es demnächst mal als Erfolg verbuchen, wenn sie nur knapp verlieren. Denn in 4 der letzten 6 Spiele kassierten sie mindestens 4 Gegentore. Sie stehen gerade noch schlechter da, als in ihrer ersten Bundesligasaison, die sie ohne einen einzigen Heimsieg beendeten. Die einzige realistische Chance auf einen Heimsieg kommt am 17. Spieltag gegen Augsburg. Danach hatten sie praktisch alle Abstiegsanwärter schon zu Gast. Dazu führen die Fürther Leistungen zu einem größeren Problem, welches mal in Ruhe analysiert werden muss: Ist es eigentlich ein schlechtes Zeichen, dass "wir" jedes Jahr eine Mannschaft hat, die auf keine 20 Punkte im Jahr kommt? Denn das dürfte "uns" gerade zum dritten Mal in Folge passieren. Beste Liga und so.

Und da denkt sich Borussia Mönchengladbach: Da sind wir dabei, das ist prima! Da machen wir mit. Lasst mal gucken, ob wir es schaffen in 2 Wochen mehr Gegentore zu kassieren als Fürth im selben Zeitraum. War knapp (10 zu 13), aber auch nur, weil der SC Freiburg in der 2. Halbzeit Mitleid hatte. Nach 37 Minuten sah es kurz so aus, als würde Gladbach in einer Woche so viele Gegentore kassieren, wie Fürth an 2 Spieltagen. Aber hey, immerhin haben sie dafür gesorgt, dass die heftige Derby-Niederlage schnell in Vergessenheit geriet, weil sie danach eine noch viel heftigere Pleite kassierten.

Vielleicht sollte Oliver Mitzlaff seine "Wir können nicht bis Neujahr warten" Ansage nochmal überdenken... kann sein, dass Adi Hütter bis dahin zur Verfügung steht.
Ich halte Hütter ja für den zweitbesten Mann in der großen Trainerrotation des Sommers hinter Julian Nagelsmann. Eigentlich hielt ich es für einen Glücksgriff, dass Gladbach Marco Rose wegloben konnte und stattdessen einen Mann gefunden hat, der in Frankfurt wirklich eine Mannschaft mit klarer Handschrift geformt hat. Trotz einiger Startschwierigkeiten. Aber von 2 derart heftigen Pleiten zurückzukommen, ist eine richtig heftige Aufgabe. Man darf gespannt sein, ob er sie meistert.

Oder aber man verliebt sich in Leipzig doch in Florian Kohfeldt. Denn... also ich sag das mal so: Wolfsburg spielt mittlerweile echten Kohfeldt-Fußball. Und ich sag das mal so: Die Fehleinschätzung Mark van Bommel wurde nach 4 Niederlagen in Folge korrigiert. Überraschend schnell, aber halt auch konsequent. Jetzt ist man bei 3 Niederlagen und einem Unentschieden gegen Bielefeld. Am Mittwoch geht es gegen Lille ums europäische Überwintern.

Andererseits muss sich Jörg Schmadtke schon fragen lassen, was er falsch gemacht hat, wenn seine Mannschaft in einer Hinrunde 2 Trainer verbrennt, obwohl man jedes Mal direkt durchgestartet ist. Vielleicht hätte Schmadtke einfach revolutionär jeden Monat einen neuen Trainer anstellen sollen, um den Dead Coach Bounce bis zur Meisterschaft auszunutzen. Aber kann man als Tabellenachter wirklich 2 Mal in einer Hinrunde über den Trainer reden?

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