Donnerstag, 28. April 2022

Zum Glück gibt es Europa

Was würden wir sonst machen, wo doch die Liga im Großen und Ganzen entschieden ist?

Das 4:3 von Man City gegen Real Madrid war doch genau dieses Duell, für den man den zähen Kaugummi "Gruppenphase" erträgt. Also zumindest, wenn man in der Lage ist, die politischen Probleme zu ignorieren... Also dass da ein Sportswashing Project gegen die Vorreiter der Superleague antritt... Man City sollte eigentlich wegen Verstößen gegen das Financial Fair Play ausgeschlossen werden, Real Madrid, weil sie immer noch auf die Einführung dieser Plastikliga beharren. Aber hey, der Fußball, den die Angeboten haben, war schon toll.

Nebenbei wird das wieder eine dieser Saisons, in denen keiner erklären kann, wie Real hinterher den Titel geholt hat. Also zum einen, weil Karim Benzema im hohen Alter von 34 Jahren den Schritt vom "Martin Harnik Angreifer" zum Fixpunkt in der Offensive gemacht hat. Und versteht mich nicht falsch: Benzema war immer ein unterschätzter und wichtiger Spieler für Real... aber eben als 2. Stürmer neben Cristiano Ronaldo, der dann all die entscheidenden Tore macht, weil Benzema für ihn arbeitet. Und ja, selbst Real Madrid konnte den Abgang von Ronaldo auf internationaler Ebene nicht kompensieren... was all den Bayern-Fans, die für einen Verkauf von Lewandowski argumentieren, weil sie sich einreden, dass sie den gar nicht brauchen, zu denken geben sollte. 

Aber dass die mit der Abwehr den Titel holen... also das schafft, wenn überhaupt, nur Real. Also die haben jetzt schon in der K.O. Phase 9 Gegentore kassiert. 2 Spiele stehen noch aus. Und wir reden nebenbei auch von der Mannschaft, die gegen FC Sheriff Tiraspol verloren hat... Die im eigenen Stadion in 80 Minuten von Chelsea zerlegt wurden und trotzdem weiterkamen... Die mit Paris, Chelsea und City auch das schwerstmögliche Programm vor sich hatten...

Am Mittwoch werden sich die Bayern dann gefragt haben, warum Villarreal gegen sie kein Eigentor geschossen haben... auch wenn die eigentliche Frage lauten sollte: Warum haben wir nach dem 1:0 nichts nachgelegt? Ansonsten waren die Flanken der Bayern halt so ungefährlich, dass nicht mal die gegnerischen Verteidiger diese scharf machen konnten...

Aber der wirkliche Feiertag kommt ja heute: Deutschland gegen Großbritannien. Da sich die deutschen Vertreter dieses Jahr nicht kollektiv blamiert haben, spielen wirklich 2 Mannschaften um den Europa League Titel... Eintracht Frankfurt ist "auf dem besten Weg" uns einen achten Europacup-Platz zu sichern. Es bleibt weiterhin zu hoffen, dass mehr Mannschaften den Frankfurter Weg gehen und diesen Wettbewerb wirklich ernst nehmen... denn man kann ja jetzt schon wieder sehen, dass es sich wirklich lohnt.

Und dann kommt der gemeine Fußballfan in eine moralische Bredouille. Also normalerweise gilt ja "Die Bayern sind übelst unsympathisch, ein Arschlochverein, der mir die besten Spieler wegkauft und die Bundesliga kaputt macht... aber international bin ich trotzdem für die deutsche Mannschaft." Genau diese Unlogik wird jetzt für RB Leipzig aber nicht gelten... denn die sind ja die Bösen. Also die richtig Bösen. 

Nebenbei würde ich mal allen empfehlen, sich das entscheidende Tor im DFB-Pokal Halbfinale nochmal anzugucken. Dreht da mal die Boxen ein wenig auf und hört hin. Dann überlegt euch mal, wann die Allianz-Arena das letzte Mal so auf einen Treffer reagiert hat. Also klar, RB hat als emotionsloses Kunstprodukt angefangen... Aber "Kunst ist, wenn nicht alle klatschen." Mittlerweile ist es für RB (im Gegensatz zu Hoffenheim) kein Problem sein Stadion mit 47.000 Menschen zu füllen, die sich für den Sport, der da geliefert wird, begeistern lassen. 

Jetzt kann der Schalke Fan natürlich behaupten: Das sind gar keine richtigen Fans, die stehen nicht auf schlechten Fußball... Stimmt... aber Leuten vorzuwerfen, dass sie guten Fußball sehen wollen, ist doch albern... Und im Gegensatz zu Schalke musst wir hier in Leipzig nicht plötzlich unseren Hauptsponsor überkleben, weil ganz überraschend rauskam, dass Gazprom Arschlöcher sind... was natürlich keiner ahnen konnte.

Als Leipziger ist das für mich nebenbei wirklich faszinierend. Also es gibt hier durchaus noch die Leute, die auf RB fluchen und lieber zu Lok, Chemie oder den Roten Stern gehen. Die fluchen aber gar nicht mehr auf RB im Kleinen, sondern auf den Profifußball im Großen und Ganzen. Die gucken gar keine Bundesligaspiele mehr, sondern fahren mit dem Sonderzug nach Cottbus. Die meiden während der EM konsequent allen Public Viewing Events, während alle anderen noch darüber diskutieren, ob man sich diese eine WM angucken kann... Die sind halt gegen die Kommerzialisierung des Fußballs... aber damit auch gegen Borussia Dortmund. Das ist eine wunderbare Haltung, die ich respektieren und ernst nehmen kann. 

Aber der Profifußball ist allgemein so durch kommerzialisiert, dass es albern ist, als Fan schlecht anderen Vereinen einen Vorwurf machen kann, während man selber genug Dreck am Stecken hat.

Um den Bogen zum Anfang zu schlagen: Wenn jetzt statt Man City und Real, Bayern und Juventus im Halbfinale aufeinandertreffen, bedeutet das nicht, dass wir dann "die Guten" sehen würden... denn auch Bayern nimmt das Geld aus dem Katar und Juventus's Präsident wird für dubiose Geschäfte gesperrt. Und auch Juve pocht auf die Super League... Es gibt auf diesem Level keine "Guten" mehr, es gibt nur "etwas weniger Schlechte"... Und Villarreal, die da eigentlich nichts verloren haben. Wobei ich mir fast sicher bin: Wenn ich jetzt Villarreal suche, finde ich auch irgendwas... Das lass ich einfach, die Illusion muss ich mir erhalten... Da bin ich dann halt doch mal, wie die Union-Fans und Fürsprecher...

Montag, 25. April 2022

Worst of des "Schlimmer hätte es nicht laufen können" Wochenendes

 Ernsthaft... genau so sieht es halt aus. Für jeglichen Erhalt von Spannung war dies die schlimmste Woche der Bundesligasaison.

Das ging ja genau genommen schon im DFB-Pokal los, wo das Ausscheiden vom Hamburger SV und Union Berlin sichergestellt wurde, dass der Pokalsieger aus den ersten 7 der Tabelle kommen wird... Was auch nur bedeutet, dass der 7. in die Europa Conference League einzieht und noch mehr Druck vom Kessel nimmt.

Und ja, theoretisch könnte Hoffenheim alle 3 Spiele gewinnen und Freiburg nur noch einen Punkt holen. Also dass Freiburg nur noch einen Punkt holt, ist sogar relativ wahrscheinlich, schließlich geht es für die gegen Bayer Leverkusen, Union Berlin und eben Hoffenheim... in umgekehrter Reihenfolge. 

Andererseits... ist Hoffenheim seit 6 Spielen ohne Bundesligasieg. Dass die den Bock dann plötzlich so komplett umstoßen, ist eher unwahrscheinlich.

Freiburg entschied sich ja dieses Wochenende in allerletzter Sekunde dagegen, das Rennen um die Champions League nochmal richtig heiß zu machen. Durch den Patzer von Leipzig wäre das wirklich nochmal möglich gewesen, aber halt doch zu viel Stress für den gemeinen Deutschen Fußballfan. Der Patzer von RB macht es gleichzeitig den Hoffenheimern schwieriger, doch noch auf Platz 6 zu kommen und eliminiert die Eintracht auch mathematisch, nicht nur realistisch.  

Was auch nur bedeutet: Die Mannschaften von Platz 9 bis 15 spielen nur noch mit, um den Fans ein halbwegs versöhnliches Ende zu bieten. Was ja gerade in Gladbach auch nicht so ganz unwichtig ist. In Wolfsburg ist dies aber doppelt unmöglich, weil die Saison zu katastrophal war und die keine Fans haben, die sich wirklich aufregen...

Aber gerade, wenn man sich mal die Leistungen der Bochumer und Mainzer anguckt. Und das soll jetzt kein Vorwurf sein, das sind Mannschaften, die verdammt viel Aufwand betreiben müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Aber seit dem das halbwegs gesichert ist. Bochum war nach 25 Spieltagen Elfter. Der Sieg gegen Fürth war praktisch der "Jetzt können wir langsam anfangen für die nächste Bundesligasaison zu planen, die letzten paar Punkte werden schon noch kommen" Moment. Seitdem holte man nur noch einen Sieg aus 6. Spielen und punktet doch plötzlich wie ein Absteiger... Und in der Abwehr präsentiert man sich teilweise auch genau so, denn das 0:1 für Augsburg hat man ja quasi selber erzielt.

Jetzt müssen die Stuttgarter darauf hoffen, dass die Bochumer das Derby, egal wie es ausgeht, gut verkraften und sich danach nochmal zu einer ordentlichen Leistung gegen Arminia Bielefeld aufraffen. Denn das dürfte das einzige Bochumer Spiel sein, in dem es wirklich um etwas geht.

Stuttgart hat mit seiner grausamen ersten Hälfte ja der Hertha den Klassenerhalt auf dem Silbertablett serviert. Meine persönliche These war ja eh: Wer da gewinnt, hält am Ende direkt die Klasse, der andere geht in die Relegation und rettet sich da. Aber bei einem Unentschieden wäre die Entscheidung halt vertagt worden... bei einem Sieg der Stuttgarter hätte es wenigstens spannend ausgesehen. Jetzt sind es 4 Punkte Vorsprung bei 3 verbleibenden Spielen. Aber der VfB muss noch gegen die Bayern ran... Also sind es eher 2 verbleibende Spiele, in denen man realistisch punkten kann. Bleibt zu hoffen, dass Wolfsburg nächste Woche keinen Bock hat...

Arminia Bielefeld ist dabei das eigentliche Problem. Denn die sollten ja von unten Druck auf den VfB ausüben und damit dann wirklich Spannung aufbauen, weil es da ja auch wirklich um den Klassenerhalt geht... Stattdessen haben wir dieses Wochenende herausgefunden, was wirklich passieren muss, damit die Arminia mal ein Tor erzielt: Der Gegner muss den Ball unmotiviert tief in der eigenen Hälfte abgeben und dann den Querpass in den Strafraum auch noch selber verwerten... Wenn dein einziges Tor in den letzten 3 Spielen direkt zum Kacktor des Monats erklärt wird, hast du ein riesiges Problem.

Und natürlich hat Bielefeld den interessantesten Spielplan: Es geht gegen Hertha, Bochum und Leipzig. Das sind, überraschenderweise, 3 machbare Gegner. Also davon ausgehend, dass bei der Hertha nächste Woche schon der Betrieb eingestellt wird, sind das 3 Mannschaften, für die es um nichts mehr gehen wird. Wenn Bielefeld ganz viel Glück hat, fokussiert man sich in Leipzig schon auf die 2 anstehenden Finalspiele und lässt den SSV Markranstädt als symbolisches Dankeschön auflaufen. Aber an der Stelle kommen wir halt zu dem eigentlichen Problem: Arminia Bielefeld ist gerade mit Abstand die schlechteste Mannschaft der Bundesliga. Also nicht, weil Fürth rechnerisch abgestiegen ist, sondern weil Fürth einfach mittlerweile besser ist. 1 eigener Treffer in 8 Spielen sollte dafür doch schon ausreichen. Aber wem das nicht reicht: Es sind auch 4 Tore 11 Spielen. Im Januar traf man zuletzt doppelt in einem Spiel. Wie soll diese Mannschaft jetzt den Schalter umlegen und die nötige Torgefahr ausstrahlen?

Und versteht mich nicht falsch. Das kann alles passieren. Es ist nur extrem unwahrscheinlich. Und bei der Berichtserstattung geht es ja primär darum, die realistischen Szenarien darzustellen und zu erklären, was der Zuschauer erwarten kann. Das wird aber jetzt keiner tun, denn gerade die Sportschau, aber auch der Kicker, sind halt auch Verkäufer. Die wollen, dass ihr weiterhin einschaltet und deren Zeitungen kauft. Die Meme-Ersteller wollen, dass ihr weiterhin eure Likes gibt. Und das funktioniert halt nicht, wenn man fürs nächste Wochenende "Gähnende Leere" ankündigt... Also werden alle "So kann es nochmal spannend werden" Szenarien vorher beschworen...

Nebenbei müssen wir mal ein theoretisches Problem erörtern, über das sonst keiner reden wird: RB Leipzig spielt am 33. Spieltag gegen Augsburg. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten hat dieser 33. Spieltag keine einheitliche Anstoßzeit... es könnte aber für dieses Spiel extrem relevant sein, ob die Augsburger den Klassenerhalt schon sicher in der Tasche haben. Was bei einem ungünstigen Verlauf (Stuttgart gewinnt nächstes Wochenende, Augsburg verliert) an diesem Spieltag entschieden werden könnte. Ist noch weit weg, könnte aber relevant werden...

Mittwoch, 20. April 2022

Wie die sich in Dortmund schon wieder sinnlos feiern...

 Guckt mal, was für ein toller Ausbildungsverein wir sind! Das ist "für die Leute hier sehr wichtig." Ist es nicht toll, dass Tom Rothe als 17-jähriger sein Debüt gibt? Und dann auch noch direkt ein Tor erzielt? Fantastische Geschichte, da haben wir jahrelang mit ihm drauf hingearbeitet...

Also... er ja, ihr nicht. Tom Rothe ist halt so ein klassischer Spieler aus der Dortmunder Jugend. Das bedeutet auch nur: Er wurde im Sommer 2021 eingekauft und gibt dann ein 3/4 Jahr später sein Profidebüt. Das ist halt der ganz normale Weg eines Dortmunder Jugendspielers. Denn eigentlich ausgebildet wurde Tom Rothe beim 1. FC St.Pauli. Da hat er den Großteil seiner Jugend verbracht. 

Und versteht mich nicht falsch: Die Dortmunder sind richtig gut darin, hochtalentierte Spieler zu identifizieren und zu sichern. Und sie helfen ja diesen Spielern auch zu ihrem Bundesligadebüt. Aber was bringt das den Leuten aus der Region?

Gehen wir mal die historischen Jungspunde vom Wochenende durch:

Erling Haaland ist schon mit einem Fuß aus der Tür. Also genau genommen war er nie mit mehr als einem Fuß durch die Tür gegangen. Er hat Dortmund immer nur als Zwischenstation angesehen und wird im Sommer eine neue Rekordablöse bringen.
Jude Bellingham kam mit einer Saison Zweitligaerfahrung aus Birmingham.
Dan-Axel Zagadou wurde in Paris ausgebildet und direkt für die erste Mannschaft verpflichtet.
Reinier ist ein Leihspieler aus Madrid, der im Endeffekt auch nur den wirklichen eigenen Talenten den Entwicklungsraum nimmt.
Rothe wurde im letzten Sommer aus Hamburg geholt.
Jamie Bynoe-Gittens kam als gebürtiger Londoner über die Station Manchester City nach Dortmund. Aber er spielt immerhin schon seit 1 1/2 Jahren im Revier.

Oder anders ausgedrückt: Youssoufa Moukoko und Lion Semic haben gemeinsam mehr Jahre in der Jugend verbracht, als all die tollen Talente zusammen. Und da kann man dann auch noch Giovanni Reyna, Abdoulaye Kamara und Soumaila Coulibaly geredet. 

Um es mal direkt zu sagen: Wenn du in Dortmund Bundesligaspieler werden willst, solltest du deine Jugend bei Paris St. Germain verbringen. Zumindest hat man 3 Pariser "Eigengewächse" im Kader. Währenddessen verläuft die Karriere derjenigen, die wirklich in Dortmund-Bettwäsche groß geworden sind, meistens eher wie die von Felix Passlack, der mit 23 immer noch auf seinen Durchbruch wartet. Ansgar Knauff wurde gerade zur Weiterbildung nach Frankfurt geschickt... Die Eintracht hat eine Kaufoption, aber irgendwann kann man den dann für 25 Millionen zurückholen. Dzenis Burnic spielt inzwischen in der 2. Liga in Heidenheim. Dominik Reimann in der dritten Liga in Magdeburg

Das ist ungefähr die Bilanz von jungen Spielern, die wirklich und über Jahre in der Dortmunder Jugend ausgebildet wurden: Wenn du mit 15 zu diesem Verein kommst, solltest du dich besser für einen Studiengang entscheiden, denn als Fußballer wirst du nicht reich werden.

Es ist extrem krass, die die Dortmunder ihre Jugendarbeit aufpolieren, weil sie sich haufenweise Talente einkaufen. Und dann wundern sie sich, dass diesen Talenten die absolute Identifikation fehlt und sie frühzeitig weiterziehen. Dieses strukturelle Grundproblem habe ich hier bereits 2020 erörtert. Dass Haaland im Sommer 22 wegwill, wurde auch bereits 2020 angekündigt.

Aber das ist ja auch an sich kein Problem. Das ist eine ziemlich erfolgreiche Vereinsphilosophie. Davon und damit kann man gut leben, solange man nicht Meister werden oder ins Champions League Finale einziehen will. Vor allen Dingen ist es eine wirtschaftlich gesunde Philosophie.

Problematisch wird es aber, wenn man sich dann als "Ausbildungsverein für die Leute in der Region" feiern lassen will. Was ja implizit in dem diesen Beitrag triggernden Artikel so gesagt wird: Für die Leute hier ist es wichtig, dass wir junge Spieler von außerhalb holen und dann in unserer ersten Mannschaft integrieren.

Aber ich habe jetzt mal eine ganz bittere Wahrheit für alle Dortmund Fans: Wenn ihr einen hochbegabten, 15-jährigen Sohn habt, müsst ihr in zu Schalke schicken. Oder zum VfL Bochum, wenn euch das weniger weh tut, aber selbst die bilden mehr deutsche Nationalspieler aus. Aber in Dortmund musst du immer davon ausgehen, dass dir das nächste Übertalent vor die Nase gesetzt wird und man sich mehr für dessen Entwicklung interessiert, als für deine.

Nur mal so zum Nachzählen: Manuel Neuer, Benedikt Höwedes und Mesut Özil schafften den Sprung vom der Schalke Jugend ins WM-Finale. Julian Draxler saß da wenigstens auf der Bank. Dortmunds hatte dagegen nur Mario Götze als einzigen Jugendspieler im Kader. Nur um zu erwähnen, dass das kein neues Phänomen ist.
Just for the record: Die von mir ja häufig für ihre Jugendarbeit kritisierten Bayern stellten Hummels, Lahm, Schweinsteiger, Müller und Kroos... und einzig Toni Kroos kann man mit dem "Haben sie für Geld verpflichtet" Sternchen versehen.
Ich werfe an der Stelle mal die dreiste These in den Raum, dass Müller alleine mehr Spiele für die Bayern Jugend gemacht hat, als Haaland, Bellingham, Zagadou, Reinier und Bynoe-Gittens zusammen. Und man könnte, nur um darauf hinzuweisen, auch noch Sancho, Dembelé und Pulisic auf dieselbe Liste setzen. Das führt natürlich dazu, dass Müller eine ganz andere Identifikation mit dem Verein hat, als all diese Toptalente.

Ich muss an der Stelle nochmal darauf hinweisen, wie dumm die Auswirkungen dieser Politik ganz praktisch sind: Also Dortmund hat, wie schon erwähnt, Reinier von Real Madrid ausgeliehen. Ohne eine Kaufoption. Der ist also im Sommer weg. Man verspricht Real trotzdem, dass man ihn weiterentwickelt, hat davon aber praktisch nichts. Also außer, dass man Ansgar Knauf wegschicken muss und dort, weil die Eintracht eine Kaufoption hat, das Heft des Handelns aus der Hand gibt. Beide könnten auf den Außenbahnen eingesetzt werden. Der eine nimmt den anderen den Kaderplatz weg. Der andere kam 2017 im Alter von 15 Jahren zum BvB... Aber dem eigenen Talent wird halt der Weg nur verbaut.

Also um mal zu verdeutlichen, wie eine gute Jugendarbeit wirklich aussieht: Wenn man die hat, bildet man ständig selber Nationalspieler aus. Aber die Franzosen werden sich bestimmt freuen, wenn sie im Jahr 2026 mit 5 ehemaligen Dortmundern Weltmeister werden...

Montag, 18. April 2022

Die Fallhöhe war schon extrem.

 Also so bewusst habe ich das selten erlebt. Die Europacup-Woche war ja wirklich großartig. Also die Champions League Viertelfinale haben beinahe alles gehalten, was sie versprochen haben. Selbst die sachlich gesehen grausameren Spiele kamen mit reichlich Emotionen, weil

- Villarreal als krasser Außenseiter in letzte Minute die Überraschung klarmachte.
- Atlético Madrid seinen Ruf als größter Assi-Club der Welt eindrucksvoll bis in den Kabinengang verteidigte.

Und da Liverpool seine A-Elf schonte, gab es in den anderen Halbfinalen ganz großen Sport, mit Modrićs Gemälde als Höhepunkt für die Ewigkeit.

Die Europa League lieferte eines der absoluten Highlights in der Vereinsgeschichte von Eintracht Frankfurt. Dazu eine Verlängerung in Unterzahl und eine endgültige Entscheidung in der 88. Minute. Nur Lyon gegen West Ham war frühzeitig entschieden. Da hatte man quasi gar keine Zeit, um die Europa Conference League zu verfolgen.

Also es sei denn, man kommt aus Griechenland, Norwegen oder Tschechien... denn diese Nationen und ihre Fans dürften tatsächlich mal im April relevante europäische Pflichtspiele bereiten. Und auch wenn jetzt nur noch die Niederlande als relativ kleine Nation übrig ist, geht es doch bei der Liga genau darum: Dass mehr als England, Spanien, Deutschland, Italien und Frankreich an den Viertelfinalen teilnehmen dürfen. Das könnte man also auch als Erfolg verbuchen.


Und dann... war wieder Bundesliga. Und es fiel einem auf, wie "durch" diese Bundesligasaison ist. Wie egal 85 % der Spiele sind, die noch ausgetragen werden. Das kann man ganz praktisch an einem Spiel festmachen: Bayer Leverkusen und RB Leipzig tragen das Millionenspiel um Platz 3 aus. Der Gewinner kommt mit ziemlicher Sicherheit in die Champions League, der Verlierer muss weiter zittern.
Nun ist das erste Problem, dass sich niemand für diese beiden Mannschaften interessiert. Das liegt wahrscheinlich daran, dass beide für kultivierten Hochgeschwindigkeitsfußball stehen und damit kann der gemeine Fan halt wenig anfangen. Deswegen sind die überregionalen Reaktionen halt verhalten. 

Was aber noch viel schlimmer ist: Beide Vereine werden vom SC Freiburg gejagt. Darauf hoffen ja praktisch all die neutralen Fans: Dass Freiburg dieses Wunder schafft. Aber bei allem Respekt vor der großartigen Arbeit dort: Das ist keine Mannschaft, vor der man wirklich Angst hat. Und das merkt man ja auch an der Leipziger Aufstellung, in der sich nur 4 Spieler von der erfolgreichen Europapokal-Nacht am Donnerstag wiederfanden. Christopher Nkunku und Dani Olmo wurden zunächst einfach geschont... weil man sich sagte: Selbst wenn wir hier das direkte Duell verlieren, bleiben wir immer noch vor den Freiburgern. Und das wird auch bis zum Ende so bleiben. So geht dann diese Ansetzung mit großem Potenzial zwischen den englischen Wochen unter.

Und ja, ganz vielleicht erleben wir noch ein wirklich spannendes Finale um Platz 4 am letzten Spieltag. Aber wahrscheinlicher ist es, dass die Freiburger nach einem aufreibenden Pokalspiel nächste Woche die entscheidende Punkte liegen lassen.

Realistisch gesehen geht es in der oberen Tabellenhälfte nur noch darum, ob Köln oder Union in die Europa Conference League einzieht. Vielleicht fängt sich Hoffenheim wieder, aber wer gegen Fürth nur ein trostloses 0:0 holt ist für mich erstmal raus aus dem Rennen ums europäische Geschäft... also aus Prinzip. Und ja, da sich in Deutschland niemand für die Conference League interessiert, ist es eher spannend, wer es schafft, diesem Wettbewerb aus dem Weg zu gehen. Und wenn die Pokal-Halbfinale unter der Woche so ausgehen, dass Leipzig und Freiburg im Finale stehen (was ebenfalls der wahrscheinlichste Ausgang ist), kommen 2 dieser 3 Mannschaften nach Europa... Wo sie sich dann nächste Saison blamieren werden. Hochgradig spannend.

Und im Abstiegskampf? Hat Arminia Bielefeld aus den letzten 7 Spielen einen Punkt geholt und ein Tor erzielt. Das ist jetzt nicht die Bilanz, vor der ich als Stuttgart oder Hertha Angst habe. Im Wesentlichen spielen also die beiden aus, wer von ihnen in die Relegation darf. Und auch wenn (oder gerade weil) der Aufstiegskampf in der 2. Liga wirklich eng ist, muss man festhalten: Keiner von denen wirkt so stark, dass er den Bundesligisten wirklich herausfordern kann. Also wenn man schonmal grundlegend bedenkt, dass sich eh in 90 % der Fälle der Bundesligist durchsetzt, sehe ich nicht, wie St. Pauli oder Darmstadt da was reißt. Also ist auch der Abstiegskampf genauso pseudospannend wie der Kampf um die Europa Conference League: Ja, man will nicht wirklich daran teilnehmen, aber wenn es doch dazu kommt, ist es auch nicht weiter schlimm...

Allein schon, dass sich eine Mannschaft wie Wolfsburg, die im 14-Tages-Rhythmus darum bettelt, unten reinzurutschen, eine "sorgenfreie Saison" spielen kann, sagt eigentlich alles aus. Und somit wird einem bewusst, dass es für 5 von 18 Mannschaften wirklich noch um was geht. Der Rest spielt für die Ehre... oder für die Fernsehgelder. Oder gegen den Trainer, damit im Sommer ein neuer kommt. 

Oder aber ich bin zu pessimistisch... Also letztes Jahr um diese Zeit hatte Werder 4 Punkte Vorsprung vor dem Relegationsrang und Dortmund 4 Punkte Rückstand auf die Champions League... Beide holten nicht nur diesen Rückstand auf, sondern erreichten sogar Platz 3 oder den direkten Abstiegsplatz. Aber ich sehe halt gerade echt viel belanglosen Fußball auf uns zukommen...

Donnerstag, 14. April 2022

Wie schlimm ist die Lage?

 So schlimm: Ich habe mir zum ersten Mal seit dem Sommer 2021 und der "Weltklasse Grätsche von Mats Hummels" einen Kicker gekauft... 

Warum? Nun ja, ich wollte mal lesen, wie die uns jetzt erklären, dass die Bayern halt nicht mehr gut genug sind... nachdem sie uns monatelang erzählt haben, dass man um den Titel mitspielen kann. Also mit einer kurzen Unterbrechung nach dem 0:5 gegen Borussia Mönchengladbach im Pokal.

Und der Kicker bringt sogar einen Verkauf von Robert Lewandowski ins Spiel. Also für eine entsprechende Ablöse sollte man den gehen lassen, obwohl er 50 Tore im Jahr erzielt. Gleichzeitig soll man Thomas Müller aber nur keine Gehaltserhöhung anbieten...

Spoiler: Wenn man Robert Lewandowski abgibt, spielt man auch 2023 nicht um den Titel mit. Also noch weniger, als jetzt schon. Also es sei denn, man gibt 200 Millionen für Erling Haaland oder einen ähnlichen Spieler aus. Dessen muss man sich bei jeder Debatte über Lewy bewusst sein: Ein Ersatz wird richtig teuer. Spieler wie Karim Adeyemi oder Nico Schlotterbeck sind sicherlich interessant für den nächsten Angriff im Jahr 2025, aber kurzfristig werden sie nicht auf dem allerhöchsten Niveau funktionieren. Also noch weniger als Dayot Upamecano

Am Ende haben die Bayern die Spitzenspieler meistens selber aus- oder zumindest weitergebildet. Also die einzigen Ausnahmen dürften Arjen Robben und Luca Toni gewesen sein. Da hat man sich wirklich mal fertige Starspieler für (für damalige Verhältnisse) großes Geld geholt. Aber da reagierte man erst, nachdem man die Champions League verpasst hat.

Natürlich es gibt eine Ausnahme: Dortmund-Spieler. Robert Lewandowski, Mario Götze und Mats Hummels kamen, nachdem sie in einem Champions League Finale gespielt haben. Auch wenn Götze da verletzt fehlte... ansonsten reden wir schon über Aturo Vidal... der auf allerhöchstem Niveau halt auch eher ein Mitläufer war.

Alle anderen Transfers seit dem... also nehmen wir mal demonstrativ Franck Ribery als Bayern-Legende. Klar, den holte man von Olympique Marseille für 30 Millionen. Das war schon verdammt viel Geld, welches aber hauptsächlich durch eine überraschend gute WM verlangt werden konnte. Also nur so für den Kontext: Ribery schoss sein erstes Länderspieltor im WM Achtelfinale gegen Spanien. Der kam vor seiner Verpflichtung auf 0 Champions League Spiele. Den Schritt zum zwischenzeitlichen Leistungsträger auf diesem Niveau (bevor er dann 2015 krass abfiel, was aber von allen ignoriert wurde und in seinen letzten 4 Champions League Jahren nur ein Tor erzielte) ging er in München.
Kingsley Coman war als sein Nachfolger fast derselbe Transfer. Javi Martinez funktionierte genauso. Leroy Sané kam nach seinem Kreuzbandriss mit großen, immer noch nicht vollständig ausgeräumten Fragezeichen. Thiago war bei Barca halt auch eher Talent als Leistungsträger
Lustigerweise haben "die größten Transfers" mit James und Coutinho nicht wirklich funktioniert haben... Also ja, man hat es hin und wieder versucht, geklappt hat das aber nie.

Das ist etwas, was die Bayern ja auch überraschend gut können. Ehre, wem Ehre gebührt. Deswegen würde ich mir auch wenig Sorgen um Upamecano machen, der erinnert halt doch stark an einen jungen Jerome Boateng. Aber Boateng hat sich in München dann halt weg vom Sicherheitsrisiko entwickelt. 

Das eigentliche "Problem" der Bayern ist ja, dass Marc Roca und Bouna Sarr diesen Entwicklungsschritt bisher nicht gemacht haben... was aber auch nicht so besonders ist, schließlich gibt es für jeden Joshua Kimmich einen Renato Sanchez. Also nur um mal Hasan Salihamidžić's Transferbilanz etwas zu relativieren: Es ist nicht so, dass bei Uli Hoeneß jeder "Wir holen den, der entwickelt sich dann." Transfer gesessen hat. 

Ich frage mich halt, ob das den Kicker-Redakteuren bewusst ist. Wohl eher nicht, da sie sich ja nicht so intensiv mit Fußball beschäftigen. Auch wenn ich da wie eine kaputte Platte klinge: Es gibt nur einen Weg, wie man 2023 um den Champions League Titel mitspielt: Müller ersetzen und Lewandowski behalten. Und ja, selbst bei dem überragenden Talent Haaland gehe ich davon aus, dass er noch 1-2 Jahre braucht, um wirklich der Schlüsselangreifer bei einer absoluten Spitzenmannschaft zu sein. Noch taucht der zu häufig komplett ab. Und ja, er wird dieses Niveau erreichen. Vielleicht auch schon nächste Saison. Aber er würde halt auch alle Rekordtransfers der Bayern pulverisieren und genau das Gehalt verlangen, welches man Lewy nicht geben will. Für Haaland müssten die Bayern halt mit all ihren Prinzipien brechen... Also außer dem "Wir schwächen Dortmund" Prinzip...

Die Frage, wer dieser Ersatzmann für Lewandowski sein soll (und ob der überhaupt nach München will), muss halt auch mal erörtert werden. Also Karim Benzema wird ja Real Madrid nicht verlassen. Dass man Stammspieler von Liverpool, Man City oder Atletico Madrid abwerben kann, erscheint eher unwahrscheinlich. Bleibt also Haaland... oder Harry Kane... 2 Optionen, für die man die Premiere League überbieten muss... das würde also richtig teuer werden... Oder man springt auf den Gerard Hype Train auf... Setzt darauf, dass Patrik Schick das nächste Level erreichen wird. Dusan Vlahovic ist erst in diesem Winter gewechselt, der wird nicht schon wieder auf dem Markt sein. Man könnte auch auf ein letztes Hurra von Cristiano Ronaldo hoffen oder Zlatan Ibrahimović eine allerletzte Chance geben... aber die Zeit des einen ist vorbei, die des anderen hat nie stattgefunden...

Nebenbei ist es auch einfach nur absurd, was für Marktwerte für Mittelstürmer angegeben werden. Victor Osimhen soll angeblich 60 Millionen wert sein, obwohl er bisher 2 Champions League Tore erzielt hat, seine erste Serie A Saison mit 10 Treffern abgeschlossen hat und auch dieses Jahr die 20 eher nicht erreichen wird... Gekostet hat er trotzdem 75 Millionen Euro Ablöse. Also nur um zu verdeutlichen, dass ein würdiger Lewandowski Ersatz definitiv mindestens 200 Millionen kosten wird. Oder man holt sich einen Entwicklungsfähigen 22-jährigen... aber dann spielt man halt die nächsten 2 Jahre nicht um den Titel mit, das muss man dann auch akzeptieren. Und das sollte uns der Kicker dann auch so erklären.

Bei Müller hätte man mit Musiala den Ersatzmann schon im Kader. Also ja, Schritt 1 wäre es, den jungen zum Stammspieler hinter dem Mittelstürmer in zentraler Rolle zu machen. Oder man holt sich, auch wenn (oder weil) er gerade verletzt ist, Florian Wirtz. Allgemein dürfte es halt leichter sein, Spieler für die Offensive Dreierreihe zu verpflichten, da es diese Grenzgänger zwischen Stürmer und Offensiven Mittelfeld oder Flügel- und Zentrumsspieler halt im modernen Fußball überall ausgebildet werden. Ademyi fiel bereits. Heung-min Son könnte zur Not auch Stürmer spielen, ist aber eher auf den Außen zu Hause. Mit Christopher Nkunku oder Dani Olmo könnte man RB direkt weiter schwächen. Mit Timo Werner einen deutschen Nationalspieler zurück in die Heimat holen, auch wenn der ja plötzlich doch wieder eine wichtige Rolle bei Chelsea spielt. Moussa Diaby bleibt ein interessanter Spieler. Vielleicht ist Marin Odegaard jetzt wirklich so weit... nur um die Arsenal-Fans zu triggern... Wenn man die Bank aufbessern will, holt man Julian Draxler für alle 3 Position... Mesut Özil ist wohl gerade wieder auf der Suche nach einem neuen Verein... Das sind zumindest die Spieler, die mir aus dem Kopf heraus einfallen... Und auch wenn ich irgendwann aufhöre, ernstgemeinte Optionen zu nennen, so hat man doch einfach mehr Auswahl als bei den Mittelstürmern.

Nur um zu verdeutlichen, dass die klassische Neun halt am Aussterben ist, während der R-Wert bei den Hybridspielern verdammt hoch ist: Der beste Mittelstürmer Italiens ist immer noch Ciro Immobile... Der ist vor 8 Jahren als Champions League Spieler durchgefallen... Die Bayern haben noch einen dieser raren, wirklich guten Mittelstürmer. Einen Mann, der auch in der Champions League zweistellig trifft. Der auch im Viertelfinale aus dem Nichts einen Treffer erzielen kann, obwohl seine Mitspieler ihn quasi nicht in Szene setzen. Diesen Spieler zu ersetzen, ist im modernen Fußball wesentlich schwieriger, als einen Ersatz für die Position dahinter zu finden.

Aber diese Idee wird ja nirgendwo ernsthaft diskutiert werden... Lothar Matthäus schlägt ja sogar vor, mit Müller bis 2025 weiterzumachen... Obwohl wir gerade wieder über 180 Minuten gesehen haben, dass es auf diesem Niveau für ihn einfach nicht mehr reicht. Mir soll es recht sein, auch wenn ich mir dann jedes Jahr einen Kicker kaufen muss, um zu gucken, wie überrascht die sind, wenn es wieder nicht reicht.

Mittwoch, 13. April 2022

Damit hätte ich nicht gerechnet

Das ging viel zu schnell. Und klar, die Bayern sahen im Hinspiel wirklich nicht gut aus und waren mit den schnellen Gegenangriffen überfordert... aber das waren sie in Salzburg auch. Eigentlich ging ich davon aus, dass die nach 20 Minuten in Führung gehen und das dann relativ souverän runterspielen. Am Ende gibt es dann einen 3:0 Sieg und alle reden sich ein, dass man gegen Liverpool eine realistische Chance hat...

Aber auf Thomas Müller ist halt verlass. Also wenn der in einem europäischen Spitzenspiel frei vorm Torwart auftaucht, schießt oder köpft er halt daneben. Und ja, Müllers Kopfball aus der 71. Minute reiche ich nach... auch wenn es Abseits gewesen sein soll, hat die Szene Symbolcharakter. Und hinterher weiß er auch nicht genau, was er sagen soll...

Lasst mal kurz über Müllers Arbeitsnachweis in den 180 Minuten reden. Also im Hinspiel war er komplett unsichtbar. Im Rückspiel spielt er einen 5 Meter Pass nach einer starken Pressingsituation. Den Rest regelt Robert Lewandowski über seine individuelle Klasse. Was dieser Tor extrem seltsam macht: Einerseits war der Ballgewinn ein kollektives Meisterwerk: So geht man geschlossen auf einen Gegner drauf und erobert sich tief in der gegnerischen Hälfte den Ball. Andererseits war es am Ende doch kein konsequent heraus gespielter Treffer, sondern nur eine brillante Einzelleistung.

Und klar, die Bayern waren drückend überlegen. Ballbesitz, Abschlüsse, Passquote. Aber der einzige Moment, wo ich kurz dachte "Scheiße, jetzt klingelt's"... war halt die 71. Minute. Und dann erkannte ich: War nur der Müller... und war abseits.

Ansonsten... ein zu zentraler Musiala Kopfball aus 9 Metern. Und das war's. Villareal hatte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit die beste Chance der ersten Halbzeit, als Gerard nur das Außennetz traf. Die anderen Highlights lauten laut Kicker Ticker:

Sané steht bei einem Freistoß aus rund 25 Metern Entfernung bereit, scheitert aber an Paus Kopf in der Mauer.
Müller rutscht beim Schussversuch dann leicht weg und kann so nur übers Tor abschließen.
Coman (...) zieht ab. Knapp drüber.

Und das war's. Also das war alles, was der Kicker fett markieren konnte... Abgesehen vom Tor 4 "gefährliche Szenen". Anstatt nach dem optisch überfälligen 1:0 in den nächsten Gang zu schalten, kam halt praktisch nichts mehr. Aber so ist das halt, wenn dein offensiver Schlüsselspieler auf 32 Ballkontakte kommt. Aber Müller ist ja sooo wichtig. Der muss bleiben!

Natürlich kam der Ausgleich aus dem sprichwörtlichen Nichts. Obwohl man nochmal festhalten muss, dass Villarreal die beste Chance der ersten Halbzeit hatte... Aber ohne diesen Treffer geht man in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen... oder ein Geniestreich von Coman oder Lewandowski rettet die Bayern. Ein konsequent heraus gespieltes Tor lag aber nicht wirklich in der Luft, weil im letzten drittel viel zu wenig passiert ist. Da kann Müller aber natürlich nichts dafür.

Nebenbei wartet Müller seit 7 Bundesligaspielen auf ein Tor. Und war genau genommen nur gegen die völlig überforderten Salzburger im Hinspiel gut. Oh und absurderweise, was das Narrativ zerstört, gegen RB Leipzig. Vielleicht sollten die damit aufhören, den Gegnern vor den Spielen ihre Energydrinks anzudrehen... Aber seit dem herausragenden Start in die Rückrunde kommt erschreckend wenig von ihm. Aber wenn man darauf hinweist, werden alle wieder eskalieren und sich fragen, wie man denn den Müller kritisieren kann. Der kann doch nichts dafür, dass er nicht in Szene gesetzt wird.

Lasst uns mal eines festhalten: Der nächste Champions League Kern wird in der offensiven Dreierreihe um Musiala aufgebaut werden. Umrahmt von Coman, der ebenfalls richtig gut ist. (Absurde Statistik: Coman wurde bisher in jeder Saison mindestens nationaler Meister...) und Serge Gnabry oder Leroy Sané. Das habe ich im August so angekündigt. Im April merkt es dann auch der Rest, denn selbst der Kicker fordert jetzt ja "neue Kräfte." Oder anders ausgedrückt: Wie schlimm ist die Lage? Selbst dem Kicker fällt es auf... Sagte ich schon "Passives Abseits Leser wissen es früher!"? Oh und natürlich ist das auch der Moment, um "I told you so" einzubetten:

Aber dem Kicker wird doch noch nicht auffallen, dass Müller ersetzt werden muss... also hoffentlich nicht, ich brauche den noch bei der WM...

Der großartigste Kommentar kommt nebenbei von... Oliver Kahn: "Ich weiß gar nicht, was die für nen System gespielt haben." Ähm... dasselbe, wie praktisch alle Gäste in der Bundesliga? Was macht der eigentlich an einem ganz gewöhnlichen Samstag auf der Tribüne? Candy Crush spielen?  

Das ist ja das wirklich schockierende für die Bayern: Die sind nicht an einem überraschend aufspielenden oder wirklich gutem Gegner gescheitert. Sie sind daran gescheitert, dass sie keine Lösungen für ihr eigentliches Alltagsproblem gefunden haben. Theoretisch hat man sich 15 Heimspiele lang auf genau dieses Szenario vorbereitet. Aber wenn sich eine halbwegs gute Mannschaft im eigenen Strafraum verbarrikadiert, fällt einem plötzlich nichts mehr ein... Also über 180 Minuten hinweg...

Das beweist nebenbei auch nur, wie weit weg von "gut" die Bundesliga ist. Obwohl man ja fairerweise zugeben muss, dass der FC Augsburg am Samstag in 90 Minuten nicht so weit weg von einem ähnlichen Erfolg war. Auch Augsburg hatte in der ersten Halbzeit die gefährlicheren Konter. Und auch gegen Augsburg konnte man gerade so ein Tor erzielen. Da ist es auf einmal gar nicht mehr sooo überraschend, dass es für Villarreal nicht reicht.

Aber Kahn hat ja auch genügend Torchancen für ein 2. Tor gesehen. Weil er gerade in dem Moment, wo Müller am Tor vorbeiköpft, hochgeguckt hat, aber als der Linienrichter die Fahne gehoben hat, schon beim nächsten Candy Crush Level war...

Dienstag, 12. April 2022

Das große Problem an einem Salary Cap

 Er führt zu schlechterem Sport. Darüber redet nur halt keiner, das wird einfach nur akzeptiert.

Also das wirklich schöne an einem Champions League Viertelfinale ist ja: Da treffen praktisch nur noch gute Mannschaften aufeinander. Zumindest würde das stimmen, wenn Juventus das nicht überraschend verkackt hätte. Und ja, Benfica und Villareal versauen mir jetzt natürlich ein wenig das Narrativ. Und ja, es war auch abzusehen, dass die Bayern gegen eine dieser Mannschaften antreten darf. Wobei man ja nach dem Hinspiel auch Villareal neu bewerten muss: Es war am Ende doch kein Zufall, dass die Juve geschlagen haben... Wenn man sich die 6 restlichen Mannschaften so anguckt...

Oder nehmen wir letztes Jahr, wo Porto und Dortmund die "schwachen Außenseiter" waren. Und ja praktisch lässt sich jedes Viertelfinale so zusammenfassen: 6 richtig gute Mannschaften plus 2 Außenseiter treffen aufeinander. Die 6 sind quasi immer dieselben: Bayern, Manchester City, Chelsea London, Liverpool, Real und Atletico Madrid sind buchstäblich Dauergäste. Das ist ja, wie in meinem letzten Dortmund Post erörtert, ist ihr Problem, dass sie nicht in diesen elitären Kreis vordringen können. Wenn die Auslosung perfekt verlaufen würde, käme noch Paris St. Germain dazu. Und demnächst hoffentlich wieder Barcelona. Ein Viertelfinale aus diesen 8 Mannschaften wäre wirklich ideal. Also zumindest, wenn es nur um den Sport geht und man all die politischen Probleme ausblendet.

Das wären dann 8 richtig herausragende Spiele. Ansetzungen, die man sich auch anguckt, wenn man sich für keine dieser Mannschaften wirklich interessiert. Einfach nur, weil es hochklassigen und spannenden Fußball geben wird. Und auch wenn Diego Simeone für seine Taktik regelmäßig kritisiert wird, so ist es doch spannend, dass er die besten Offensivabteilungen der Welt regelmäßig vor unlösbare Probleme stellt.

Also um das mal wieder an meinem heimlichen Lieblingsspieler festzumachen, der ja anscheinend wirklich auch noch die nächste EM sabotieren will: Thomas Müller ist bei diesen 6 Mannschaften, die ernsthaft um den Titel mitspielen wollen, der schlechteste Feldspieler. Nicht, weil der Mann so furchtbar ist, sondern weil alle anderen richtig richtig gut sind. Ein weiteres praktisches Beispiel, auf das sich eher alle einigen können, ist Dayot Upamecano. Also Hansi Flick hat dem ja schon Salzburg nicht zugetraut. Die Luft für ihn dürfte eher noch dünner werden. Upamecano muss in den nächsten 1-2 Jahren nochmal einen Schritt nach vorne machen, wenn er wirklich um diesen Titel mitspielen will.

Beides sind Spieler, mit denen man mit 10 Punkten Vorsprung Meister werden kann. Mit denen man um jeden Titel der Welt mitspielt... außer um den Henkelpott. So hoch ist das Niveau spätestens ab dem Halbfinale.

Und der Fakt, dass all diese Mannschaften 20 gute Spieler zur Auswahl haben, macht die ganze Sache auch nur noch spannender, denn es wird wirklich taktische Feuerwerke geben. Also nicht nur Pep Guardiola wird sich eine spezielle Aufstellung mit einer konkreten Ausrichtung für diese Spiele und den einen Gegner ausdenken. Pep wird es wie immer zu kompliziert machen und daran dann scheitern. Aber auch dieser Aspekt macht diese Spiele nur noch spannender. Das ist der eine Moment, wo die Frage "Welcher Trainer findet die richtigen Lösungen?" wirklich relevant ist.

José Mourinho war ja auch deswegen so überragend erfolgreich, weil er genau das besser geschafft hat, als jeder andere. Also Inter Mailand hat ja den destruktiven Anti-Barca-Fußball damals nicht in der Liga, sondern wirklich nur in der K.O. Phase der Champions League gespielt. In der Serie A wurde man mit 75 erzielten Toren Meister. Trotzdem schaffte Mou es in den wirklich wichtigen Spielen immer wieder, sich tief in seinem eigenen Strafraum zu verbarrikadieren, weil dies die einzige Chance war, Barca auszuschalten. Solche Adaptionen bringt halt nur die Champions League mit sich.

Ich verfolge ja auch immer gerne die amerikanischen Sportarten. Und ja, da gibt es mehr Abwechslung, aber dafür gibt es halt auch schlechteren Sport. Also machen wir es mal konkret: die Cincinnati Bengals zogen gerade mit einer historisch schlechten Offensive Line in den Superbowl ein. Also historisch schlecht bedeutet hier: Es hat noch nie jemand so viele "Sacks" in einem Playoff Spiel abgegeben und gewonnen. Aber ihr Gegner, die Kansas City Chiefs hatten halt ebenfalls genügend Löcher in ihrem Roster, weshalb man trotzdem gewinnen konnte. Im Superbowl war man dann weitgehend chancenlos, auch wenn das Endergebnis relativ knapp aussah.

Ich würde halt wirklich gerne mal einen Superbowl sehen, in dem 2 richtig gute Teams gegeneinander antreten. Mannschaften ohne offensichtliche Schwächen, sondern mit guter Offensive und guter Defense. Damit man dann mal wirklich sehen kann, wie Trainer nach Lösungen suchen, wenn es keine einfachen und offensichtlichen Ansätze gibt. Von mir aus dürften auch schon die Halbfinale mit solchen Mannschaften besetzt sein. Aber jedes Team kommt mit offensichtlichen Löchern in ihrem Kader.
Dazu kommt natürlich noch erschwerend der Faktor Verletzungen: Also man kann es sich sowieso nicht leisten einen kompletten Kader zusammenzubasteln. Dann muss man in einem Kollisionssport auch noch davon ausgehen, dass Spieler wegen Gehirnerschütterungen ausfallen...

Um da mal ganz konkrete Konsequenzen zu nennen: Die Chiefs haben gerade einen der besten Receiver der Welt abgegeben. Nicht, weil sie ihn nicht mehr haben wollten, sondern ausschließlich, weil sie ihn nicht bezahlen können. Eine der besten Mannschaften der Liga muss sich zwangsweise selber schwächen. Und wir reden hier über einen Spieler, den man selber über 5 Jahre so groß gemacht hat, wie er jetzt ist. Und diese "Gute Mannschaften werden auseinandergerissen, weil man nicht alle bezahlen kann" Geschichte gibt es ständig. Also Seattles Legion of Boom sei da mal demonstrativ genannt: Als man dann anfing seinen Quarterback angemessen zu bezahlen, musste man diesen Kern auseinander reißen, weil dafür nicht mehr genügend Geld übrig war... überraschenderweise kehrte man nie in den Superbowl zurück und musste jetzt diesen Quaterback abgeben, weil der keine Perspektive mehr in seiner Franchise sah.

Der Salary Cap in der NFL führt halt immer wieder dazu, dass gute Arbeit bestraft wird. Dass Mannschaften, die über mehrere Saisons und durch harte Arbeit entwickelt werden, nie ihren wirklichen Höhepunkt erreichen können, weil man die Spieler einfach nicht bezahlen darf, sobald sie mehr als die Rookie-Verträge bekommen wollen. Dieses "darf" ist dabei entscheidend, denn es würde ja genügend Geld erwirtschaftet werden um die Gehälter zu übernehmen. Das finde ich furchtbar. Wenn dieser Cap nur verhindern würde, dass man sich künstlich Superteams zusammenkauft, wäre ich ja sogar dafür. Aber stattdessen verhindert er praktisch, dass sich gute Mannschaften über Jahre entwickeln können.

Nehmen wir mal das nächste offensichtliche Beispiel: die NBA Finals. Nun hat die NBA den Vorteil, dass es dort einige Ausnahmen gibt und man deswegen die selber entwickelten Spieler behalten kann. Es wird dann halt nur richtig teuer. So viel Geld will dann doch niemand bezahlen.

Ich würde wirklich gerne mal eine Best of 7 Serie sehen, in dem jede Mannschaft 10 bis 12 gute Spieler zu Verfügung hat. Also Spielern, denen der Trainer auch wirkliche Rollen zutraut. Und dann reagiert der Trainer auf die Entwicklungen im Spiel und wechselt entsprechend. Stattdessen setzte der Sieger der letzten Finals im Endeffekt 9 Spieler ein. Wobei der 9. Spieler schon nicht auf mehr als 60 Minuten (oder 10 Minuten pro Spiel) kam. Die große taktische Anpassung war dann, dass man den einen Spieler, der nicht gut genug war, aus der Rotation zu nehmen und die Stars noch mehr spielen zu lassen. 75 % aller Anpassungen lassen sich darauf beschränken. 

Die Trainer würden sich garantiert freuen, wenn sie brauchbare Optionen auf der Bank sitzen hätten. Aber der General Manager kann diese Spieler, dank des Salary Caps, einfach nicht bezahlen. Also füllt man die Bank mit Sparringspartner auf, die man in entscheidenden Spielen niemals einsetzen würde... oder dem Bruder des Superstars. Aber diese Spieler dürfen sich am Ende "Worldchampion" nennen, weil die Amis so gerne übertreiben. Und ja, man findet in jedem NBA Kader 2-3 Spieler, die für diesen Titel eigentlich nichts gemacht haben, außer einen Minimalvertrag zu unterschreiben und mit dem Handtuch zu wedeln... 

Und ja, ich habe selber mal darüber nachgedacht, ob ich eine "Schlechteste Spieler, die je die Champions League gewonnen haben" Serie starte... aber es gibt halt einfach nicht viele Kandidaten.

Das führt es halt auch zu völlig abgefuckten Narrativen. Konkretes Beispiel: Ganz praktisch gesehen gibt es für Zlatan Ibrahimović keine Entschuldigung dafür, dass er nie in einem Champions League Finale gespielt hat. Er hatte immer die Möglichkeit zu richtig guten Mannschaften zu wechseln... und er hat es ja auch bei genügend Vereinen versucht. Er ignoriert das einfach und glaubt weiterhin, dass er der Größte aller Zeiten war und dass wir etwas verpassen werden, wenn er mal nicht mehr spielt. Da ich erst ab dem Viertelfinale hingucke, wird sich für mich wenig ändern...

In amerikanische Sportarten gibt es aber haufenweise Stars, die nie einen Titel gewonnen haben oder das Finale erreicht haben... einfach nur, weil der Besitzer keine Luxussteuer bezahlen wollte. Oder weil man einfach nicht genügend notwendige Verstärkungen bezahlen konnte. Ich nenne mal demonstrativ den Sympathischsten: Steve Nash. Dirk Nowitzki wurde ja am Ende auch dafür gefeiert, dass er über 20 Jahre bei einem Verein gespielt hat... er hat aber auch mehr oder weniger zugegeben, dass er dies nur machen konnte, weil er nicht als "Ring Chaser" günstigere Verträge bei der Konkurrenz annehmen musste, da er seinen Titel schon hatte.

Und das ist halt auch so ein ekliger Aspekt des Salary Caps: Während die Superreichen (zumeist zufällig auch weißen) Besitzer Milliardenumsätze und Gewinne feiern, müssen sich die (überwiegend dunkelhäutigen) Spieler ständig fragen: Will ich gewinnen, oder will ich angemessen bezahlt werden? Das klingt jetzt erstmal nach Jammern auf hohem Niveau, bis einem bewusst wird, dass man als Profisportler halt mit 35 Jahren ausgesorgt haben muss. Und wie schnell das nach der Karriere bergab gehen kann, sieht man ja gerade bei Boris Becker. Und es stellen ja überraschend viele Athleten fest, dass das verdiente Geld gar nicht bis zur Rente reicht... Also dieses Phänomen gibt es in jeder Sportart. In Amerika gilt immer das Prinzip: Wenn ich mein Gehalt maximiere, reduziere ich meine Titel. Und dann muss ich mich hinterher fragen lassen, warum ich nicht mehr gewonnen habe...

Auch hier können wir es konkret machen: Tom Brady gilt ja als "the G.O.A.T.". Definitiv auch zurecht, der man hat alleine mehr Titel gewonnen, als jede NFL Franchise. Das ist eine absolut wahnsinnige Statistik. Aber Brady hat halt auch eine superreiche Frau: Supermodel im Ruhestand, Giselle Bündchen. Und auch deswegen war Brady nie der bestbezahlte Quarterback der Liga. Er hat sich immer fürs Gewinnen und gegen das Geld entschieden. Er hat halt "ne Frau, die sich mich leisten kann" gefunden. Wenn Bill Belichik, seinerseits ein zertifiziertes, eiskaltes Arschloch, im Jahr 2015 die Möglichkeit gehabt hätte, Brady gegen Aaron Rodgers zu tauschen, hätte er sofort zugeschlagen, weil Rodgers individuell noch besser ist. Das Problem ist halt: Er hätte weitere 5 Millionen an Gehalt hinzufügen müssen, damit der Trade funktioniert... weil Rodgers halt deutlich mehr verdienen wollte, als Brady. Er hätte also noch den einen oder anderen halbwegs guten Spieler abgeben müssen, damit das funktioniert. Und so viel besser ist Rodgers dann doch nicht.

Bei Quarterbacks, die so oder so auf 200 Millionen Gehalt bekommen und wo selbst durchschnittliche Spieler absurde Summen angeboten bekommen, mag das egal sein. Aber bei den "Rollenspielern" wird es schnell wirklich finster. So sind mittlerweile fast alle zu dem Schluss gekommen, dass man seinen Runningback nicht ordentlich bezahlen sollte. Da verbringt man dann also 15 Jahre in einem brutalen Sport, opfert seinen Körper, seine Jugend, deine Gehirnzellen und seine Gesundheit auf und wenn der große Zahltag kommen sollte, sagen alle "Das bist du nicht wert". Oder "Das können wir uns halt nicht leisten, tut uns leid... aber für 3 Millionen kannst du gerne wiederkommen."

Und der "Erfolg" gibt den Mannschaften ja auch recht. Aber das Geld um die Runningbacks ordentlich zu bezahlen, würden sie ja trotzdem erwirtschaften. Nur der Salary Cap lässt es halt nicht zu.

Es ist doch wunderschön, dass sich der europäische Fußball mit solchen moralischen Dilemmas nicht herumschlagen muss. Dass man als Spieler immer sowohl Geld als auch den Erfolg suchen kann. Dass man seinen Marktwert auch einfach einfordern kann.

Ein Salary Cap würde im Endeffekt nur eines bewirken: Die Gehälter derjenigen, die wirklich dafür sorgen, dass dieses Milliardenbuisnes so groß geworden ist und funktioniert, nach unten drücken, während die alten Männer mehr Geld abschöpfen können. Denn die Spieler würden am Ende immer noch dahin gehen wollen, wo es mehr Titel zu holen gibt. Die Gehaltsverluste kann man dann ja besser mit Werbedeals ausgleichen...

Natürlich brauchen wir Lösungen für die wachsende Ungleichheit im Fußball. Vielleicht fällt mir da bei Gelegenheit etwas ein. Aber ein einfacher Salary Cap bringt mehr Probleme als Lösungen.

Montag, 11. April 2022

Worst of eines "ganz normalen" Wochenendes

 Daran müssen wir uns halt wieder gewöhnen, jetzt, wo zur entscheidenden Phase der Saison wieder alle Fans hereingelassen werden... da gibt es dann Klimaaktivisten, die sich an den Pfosten ketten... es war ja nicht alles schlecht. Die gesammelte Pyrotechnik der letzten 3 Jahre wurden gefühlt abgebrannt und (auch wenn es nur 2. Liga ist) Kiel gegen den HSV musste nach 2 Minuten unterbrochen werden. Und nach dem Abpfiff gab es unschöne "Zieht unser Trikot aus! Ihr seid es nicht wehrt, dass zu tagen!" Szenen. Alles wie früher halt.

Und mitten drin sind dann die Unioner und behaupten in ihrer gottgegebenen Arroganz: Unsere Fanszene würde das nie machen! Wir sind nicht nur die Guten, wir sind die Besseren! Also was genau machen die jetzt nicht? Pyros abbrennen? Bei einem Spiel gegen einen Maccabi Haifa antisemitische Beleidigungen rausposaunen? Im Olympiastadion, einem von Nazis errichteten Monument? So was würde natürlich nie passieren.

Aber stimmt: Die eigenen Spieler würde man so nie angehen... weil man seit 15 Jahren einfach nicht in die Position kam, dies zu tun. Ich schreib jetzt mal was ganz Dreistes: Union ist die verwöhnteste Fanszene in Deutschland, diesseits vom FC Bayern. Das sind alles Erfolgsfans. Also wie ich hier bereits ausgeführt habe, ging es bei den Köpenickern seit Jahren konstant nach oben. Es ging so steil nach oben, dass man sich zum erstmals seit quasi 100 Jahren fragen muss, ob man nicht die Nummer 1 in der Stadt ist. Also anscheinend nicht nur als einmaliges Phänomen, sondern als neuen Status Quo. Und weil halt auch verdammt viel Geld im Spiel ist, gibt es keinen Grund, dass dieser Wachstum in absehbarer Zeit einbrechen wird. Das ist, weil sie ja auch hervorragend arbeiten, kein Problem. Aber jetzt eine Prognose abzugeben, wie die Fans reagieren werden, wenn die eine richtig beschissene Saison kommt und man überraschend und unerwartet in den Abstiegskampf rutscht...

Also nur so zum Vergleich: Das letzte Mal stieg man 2005 ab. Damals kamen 3.000 Fans ins Stadion... Wie die reagiert haben, ist nicht mehr nachvollziehbar. Und seit dem... also man jagt seine Spieler halt nicht vom Hof, weil man "nur 12." wird. Und das war halt das schlechteste Saisonergebnis. Union Berlin könnte so ein sympathischer Verein sein, wenn sie nicht ständig so tun würden, als wären sie was Besseres.

Aber kommen wir zum wirklich Wichtigen: Und wöchentlich grüßt der VAR. Auch wenn ich dieses Mal die 2. Liga zur Hilfe nehmen muss. Im Spitzenspiel gegen Werder Bremen fällt St. Paulis Guido Burgstaller nach einem Zweikampf nicht sofort um, sondern geht erst noch einen halben Schritt Richtung Ball. In der ersten Liga stellt Stefan Lainer dann cleverer Weise direkt nach dem Kontakt hin und deswegen greift der VAR ein.
Dabei soll es jetzt nicht um die Frage gehen, ob man bei dem Kontakt zu Boden gehen muss. Die Antwort ist beide Male "Nein!" Das Problem ist halt nur, dass der vorbildlich faire Spieler, der es nicht tut, am Ende der Dumme ist. Dann können wir uns auch nicht beschweren, wenn Fußballer weiterhin theatralisch umfallen, obwohl der VAR genau das abschaffen sollte. Und ja, wenn Burgstaller direkt schreiend zu Boden geht, sollte der VAR eingreifen. Man muss ja "sollte" sagen, weil man sich nie wirklich sicher sein könnte. 

Nebenbei mal ein ganz großes Lob an Markus Weinzierl, der das Spiel gegen die Bayern wegen eines richtigen Kackelfmeters verliert... aber trotzdem hinterher sagte: "Den kann man geben." Wie überraschend angenehm, dass ein Trainer so was mal nach dem Spiel zugibt, anstatt sich zu echauffieren.

Freitag, 8. April 2022

Die Freiburger waren schon sehr clever

 Die haben das echt geschickt gemacht. Sie reichen einen Einspruch an, der am Ende praktisch abgelehnt werden muss, aber formulieren das ganze so, dass sie praktisch nicht verlieren können. Und der Idiot ist Julian Nagelsmann, der nicht nachvollziehen kann, dass die Freiburger am Ende Rechtssicherheit schaffen wollen.

Also klar, sie hätten auch die 3 Punkte genommen, wenn es wirklich zu diesem Urteil gekommen wäre. Aber sie haben den gesamten Prozess so angelegt, dass sie ihn nicht verlieren können. Und jetzt müsste man auch mal grundlegend darüber reden, warum überhaupt Einspruch eingelegt werden muss, damit existierende Regeln, die gebrochen worden sind, angewendet werden.

Oder warum man an der anderen Stelle keinen Einspruch einlegen darf, denn Challenges wie in allen anderen Sportarten mit VAR werden ja weiterhin ausgeschlossen. Obwohl eine Challenge den falschen Elfmeterpfiff bei Augsburg - Mainz verhindert hätte, müssen wir weiterhin hoffen, dass die im Kölner Keller gerade keine Pornos gucken, wenn was Wichtiges passiert...

Also ja, über derart grundlegende Dinge müsste man jetzt eigentlich mal reden, aber es ist der DFB, da wird das nicht passieren. Und wie ein Challenge-System den Fußball positiv verändern könnte, habe ich hier bereits ausgeführt.

Lustigerweise verlieren die "selbstherrlichen" Bayern-Bosse diesen Prozess, obwohl sie ihn eigentlich gewonnen haben. Also die hatten bis jetzt nicht die Größe mal zuzugeben, dass das am Ende ihr Fehler war. Also abgesehen von Nagelsmann, der es indirekt zugibt. Und das ist ganz schön erbärmlich. 

Es hätte ja auch eine ebenfalls arrogante, aber passendere Argumentationsweise gegeben. Also Nagelsmann vertritt ja folgende Position: "Ich persönlich hätte es nicht gemacht, weil ich finde, dass du einen Fehler eines Dritten ausnutzt, um selber vielleicht zu Punkten zu kommen, weil der Druck der Fans oder Sponsoren so groß wird." Also mal ganz abgesehen davon, dass sein FC Bayern auf jeden Fall exakt dasselbe machen würden. Und wenn Nagelsmann durch so einen Fehler benachteiligt wird, dann tobt er an der Seitenlinie. Da sind wir schon wieder bei dem immer präsenten Grundproblem.

Dabei wäre die eigentlich richtige Antwort gewesen: Es kann nicht sein, dass Leverkusen oder Hoffenheim für unseren technischen Fehler bestraft werden! Und dann der Reporter so: Wieso Hoffenheim oder Leverkusen? Und Nagelsmann so: Gucken sie sich die Tabelle an, wir werden unabhängig von der Frage, ob wir die 3 Punkte behalten, Meister. Dortmund hat sich ja auch solidarisch gezeigt und präventiv verloren, damit nicht mal theoretisch Spannung aufkommt. Aber Freiburg wird am Ende der Saison 2 Punkte vor einer dieser beiden Mannschaften stehen. Und wenn sie diese 2 Punkte dann wegen unseres Wechselfehlers und 18 Sekunden zu Zwölft bekommen haben, hat dies extreme Auswirkungen auf die Abschlusstabelle. Und da reden wir dann am Ende auch über die Millionen für das Erreichen der Champions League oder Europa League.

Also ja, wenn wir für diesen Fehler bestraft werden und die 3 Punkte verlieren, dann werden wir das akzeptieren. Aber die direkten Konkurrenten der Freiburger sollten sofort Einspruch einlegen, weil sie die Geschädigten durch ein Urteil sind, mit dem sie eigentlich gar nichts zu tun haben. Und das kann halt nicht sein.

Dienstag, 5. April 2022

Felix Zwayer hat ein sehr interessantes Interview gegeben

 Also nicht nur, weil er zwischendurch von Dunja Hayali als "Herr Hoyzer" angesprochen wurde. Dafür wurden schon Platzverweise verteilt. Wobei es eigentlich viel lustiger ist, dass sie anmerkt, dass Felix Zwayer "keine Spiele mehr gegen den BvB pfeifen wird"... Freudscher Versprecher... Aber es ist wirklich sehenswert, weil es halt endlich auch um die Aufarbeitung seiner Rolle im Hoyzer-Skandal geht. Ich hatte nebenbei echt darauf gehofft, dass der Torwand-Kandidat dem Zwayer eine Wette anbietet. Da hat jemand eine einmalige Gelegenheit verpasst...

Mir fiel aber wieder auf, wie extrem mein Vertrauensverlust ist. Also in alle Beteiligten. Mein erster Gedanke war: Das ergibt alles schon Sinn, was er da erzählt. Aber dann kam ich ganz schnell zu dem Schluss: Der wurde von seinem Rechtsanwalt halt vorher ordentlich gebrieft. Und ja, er wird sich vorher eine Rechtsberatung geholt haben, weil er ja wusste, worüber geredet werden muss. Und dann rattert er halt die Antworten runter, die ihn nicht belasten.

Aber gerade die "Wieso akzeptieren sie ein Urteil, dass dieses belegt?". Und Zwayer macht das geschickteste, was man machen kann... er lässt den Namen Dr. Rainer Koch fallen. Das ist halt so was von clever, weil man mittlerweile halt alles auf den Koch schieben kann. Der hat wahrscheinlich auch Corona erfunden und Hitler beraten. 

Da fiel mir dann auch direkt das nächste Problem auf: Auch dem DFB traue ich so gar nicht mehr. Die haben auch jegliches Vertrauen verspielt. Genau deswegen ergeben ja die Aussagen von Zwayer ja so viel Sinn.

Also im Wesentlichen lief das laut ihm so: Er wurde rückwirkend gesperrt, damit er keinen weiteren Schaden bekommt. Und ja, wenn man ihn glaubt, dann sind die 2 Jahre, die er unberechtigt nicht pfeifen durfte, ganz schön heftig. Genaugenommen verhindert der DFB mit dieser Strafe, dass andere Schiedsrichter mit Verdachtsmomenten zu ihnen kommt. Sehr clever, dann muss man sich damit nicht beschäftigen.

Und dann wollte man das Urteil noch unter den Teppich kehren und hat es deswegen nicht öffentlich gemacht. Wenn wir nicht darüber reden, müssen wir auch nichts aufklären. Wenn wir Glück haben, kriegt das nie jemand raus. Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.

Dann sagte Zwayer noch: Damit ich die Füße still halte und mich nicht öffentlich beschwere, müsst ihr mich jetzt aber hofieren und zum Fifa-Schiedsrichter machen. Also lasst uns an der Stelle mal über mein Problem mit Zwayer reden: Ich halte den Mann für einen durchschnittlichen Bundesligaschiedsrichter. Und das ist auch überhaupt kein Problem, solche Schiedsrichter muss es ja auch geben. Dem kann man mal ein gelegentliches Bayern-Spiel geben, man sollte ihn aber nicht unbedingt das DFB-Pokalfinale pfeifen lassen. Oder anders ausgedrückt: Es ergibt schon Sinn, dass er bei der WM nur als Video Assistent Referee eingesetzt wird, aber selbst das verkackt er ja.

Nebenbei stellt sich mir ja die Frage, warum das alles erst jetzt aufgearbeitet wird. Warum es dieses kritische, aber konstruktive Interview mit ihm erst 8 Jahre nach Bekanntwerden des Urteils geführt wurde... Also ja, es wird diesen "Wir sperren dich rückwirkend, dafür erzählst du nichts" Deal gegeben haben. Und aus Zwayers Sicht ist es vollkommen nachvollziehbar, dass er diesen Deal annimmt, denn er wird am Ende auch nur gewollt haben, dass es irgendwann vorbei ist. Wie gesagt: Der durfte 2 Jahre lang nicht pfeifen, obwohl er glaubt, dass er nichts falsch gemacht hat. Da mache ich ihm keinen Vorwurf, dass er danach dann so einen Deal annimmt. Und dass er dazu schweigt, kann ich auch nachvollziehen.

Aber dass der DFB sich nicht mal 2014, also nachdem das Urteil dann doch geleakt wurde, um Aufklärung bemüht, ist halt das eigentlich bezeichnende. Darüber müsste man viel mehr reden. Das ist hier das eigentliche Problem. Es wird ja in dem Interview drumherum viel um Transparenz geredet, aber wenn es der leitenden Institution bei derart wichtigen Fragen an genau dem fehlt, muss man sich nicht wundern, dass es dies auch bei den ausführenden Organen nicht gibt. Aber dass der DFB die ganzen "Schiedsrichterskandale und Tragödien" nie wirklich aufgearbeitet hat, ist auch keine Neuigkeit...

Und ja, die reden halt auch wieder darüber, dass es nicht nachvollziehbar ist, warum sich Schiedsrichter die eine Szene angucken und die andere nicht... Damit haben wir das für dieses Wochenende auch erledigt.

Am Ende fragen sie sich noch, was man machen kann, um das Verhältnis zwischen Spielern und Schiedsrichtern zu verbessern. Da werden dann gemeinsame Trainingslager vorgeschlagen. Da bin ich ja eher skeptisch. Es gibt halt nur eine einzige Möglichkeit, dieses Verhältnis zu verbessern: Wenn Fußballprofis sich endlich wie erwachsene Männer verhalten.

Also es gab ja an diesem Wochenende diese eine, bezeichnende Szene: Kevin Prince Boateng regt sich tierisch auf und bekommt auf der Bank sitzend Geld, weil er ein Foulspiel im Mittelfeld gesehen haben will, bevor Bayer Leverkusen das 2:0 schießt. Und diese Szene wird am Ende wieder untergehen, sie ist aber richtig problematisch. Denn Boateng regt sich über die Zweikampfführung von Charles Aranguiz auf, obwohl er selber genau so in diesen Zweikampf gehen würde. Und wenn er den abgepfiffen bekommt, regt er sich ebenfalls auf.

Aber das ist halt der ganz normale Modus Operandi von Fußballprofis: Die wollen ständig Freistöße für Aktionen haben, die sie selber auf der anderen Seite genau so machen würden. Und damit hat man als Schiedsrichter gar keine Chance auf ein gutes Verhältnis zu den Spielern.
Überlegt einfach mal, wie oft Spieler sich über ganz klare Fouls und zwingend notwendige Verwarnungen aufregen. Es gibt wahrscheinlich Fußballer, die glauben, dass sie noch nie in ihrem Leben ein einziges Foulspiel begangen haben.

Aber man wird als Spieler ja auch nie damit konfrontiert, wie dämlich diese Haltung ist. Also ich würde halt wirklich gerne ein Interview mit Boateng sehen, in dem er damit konfrontiert wird, dass er doch selber genau so in den Zweikampf gegangen wäre und dass das nie ein Foul gewesen wäre, wenn er da den Ball gewonnen hätte. Da aber alle zu Jonas Hector rennen müssen, gibt es derart differenzierte Interviews halt nicht...

Montag, 4. April 2022

Worst of des "Was ging ihnen durch den Kopf" Wochenendes

 Nichts... wie immer, bei Fußballern... Nichts.

Eines kurz vorne weg: Der 12. Mann der Bayern... ist gar nicht der Schiedsrichter. Aber ganz ehrlich: Die verpasste Auswechslung von Kingsley Coman ist eher eine lustige Randnotiz für die Saisonrückschau. Also wenn Nico Schlotterbeck so schnell geschaltet hätte um zu begreifen, dass alles zusammenbricht, wenn die Bayern jetzt zu 12. ein Tor erzielen... Aber er hat ja vorher eingegriffen. Dumm, dass die Freiburger bis 12 zählen können...

Aber ganz ehrlich: Das ist jetzt ein einmaliger Vorfall. Das gab es in 1935 Bundesligaspielen der Bayer noch nie. Oder in wie vielen Bundesligaspielen insgesamt. Eine völlig absurde Verkettung von Ereignissen, die unter anderem mit der Schwangerschaft der Teammanagerin anfing. Also es könnte halt wirklich das erste Mal gewesen sein, dass sie den Coman hat auswechseln lassen, seit dem der nicht mehr die 29 trägt. Nur um mal zu verdeutlichen, wie absurd die ganze Konstellation ist.

Also nur so als großen Vergleich: Hier habt ihr ein Video, in denen 6 Spieler auf dem Basketballfeld stehen... In der NBA ist denen das mal in den letzten Sekunden eines Playoff Spieles passiert... Da sollte man über die 12 Sekunden einfach mal schmunzeln und dann ist auch wieder gut.

Kommen wir also zu Jonas Hector. Und seine großartigen Interviews. Also der musste sich ja wirklich jedem Mikrofon stellen, weil er das entscheidende Tor so schön vorgelegt hat. Und beim ersten Mal antwortete er noch halbwegs vernünftig, mit einer Antwort, die man sonst nur von Lukas Podolski erwartet hätte. Direkt danach musste er halt auch noch zum ZDF und da half dann nur noch Zynismus: "Ja, ich hab gesehen, dass er reinläuft, ich wollte ihn unbedingt in den Fuß spielen und er hat ihn dann gemacht." Großartig.
Also ehrlicherweise stellen sich mir ja 2 Fragen: 1.) Warum schicken ARD und ZDF eigentlich 2 Feldreporter zum Spiel, die dann allen Spielern dieselbe Frage doppelt stellen? Ist das nicht eine reine Geldverschwendung? Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme? Hat da irgendwer was von?
2.) Warum sagt Hector nicht: Können sie nicht die Aufnahmen vom Kollegen nutzen, ich werde ihnen nichts anderes sagen? Danke! Also dass er sich denselben Fragen mehrmals stellt, ist eigentlich vollkommen sinnlos. Aber wahrscheinlich doch normal. Höchstwahrscheinlich gibt es irgendwo noch eine dritte Version von diesem Interview, in dem er seine Sicht auf die Dinge in ein Sky-Mikrofon sagt... Und dann wollte der Ran-Reporter es auch nochmal hören...

Man muss sich an der Stelle auch mal bewusst werden, dass Profis, wenn sie nach dem Spiel genervt reagieren, dass vielleicht auch tun, weil sie dasselbe Gespräch eben schonmal geführt haben. Und wenn man dann bedenkt, wie selten Fußballer wirklich etwas sagen, was man gehört haben muss... meistens kommt da dann doch eher... Nichts... Oder so aussagen wie "Man kann Spiele nur gewinnen, in dem man aufs Tor schießt"...

Außer natürlich beim besten Führungsspieler aller Zeiten: Mats Hummels. Der durfte nämlich zur Abwechslung mal eine heftige Heimpleite vor ausverkauftem Haus erklären. Und er sagt das mal so: "Wenn wir das 1:0 schießen, rechne ich mit nem komplett anderen Abend." Stimmt, wenn man nie in Rückstand geraten wäre, hätte man auch nicht verloren. Oh und die haben mittlerweile so viele Synonyme für das böse M-Wort, welches nicht gesagt werden darf, gefunden, dass sie bei Spielintelligenz angekommen sind.

Und Marco Rose springt dem Verursacher dieses unnötigen Rückstandes mit einem "Wir reden über Emre Can, einen deutschen Nationalspieler." Weil diese Nationalmannschaft ja in den letzten 7 Jahren so verdammt erfolgreich war, dass es ein definitives Qualitätsmerkmal ist, wenn man da hin und wieder mit kicken darf... Und ja, Emre Can stand bei mehreren Turnieren im Kader... aber am Ende hat er insgesamt 99 Minuten gespielt. Über 4 Spiele und 2 Turniere verteilt. Also das ist jetzt kein Fixpunkt in dieser Auswahl. 

Und sowohl Can als auch Hummels belegen in diesem Spiel wieder das grundlegende Dortmund Problem: Beide Spieler sind gut genug, um in der Liga mindestens 4. zu werden, was nicht unterschätzt werden sollte. Aber beide bekommen halt auch gegen gute Mannschaften deutlich ihre Grenzen aufgezeigt. 

Oh und dass Marco Reus als absoluter Führungsspieler in aussichtsreicher Position den Ball quer schiebt, also die Verantwortung weiter reicht, ist auch bezeichnend. Nicht, dass das wirklich schlimm ist, aber solange man diese 3 Spieler als Führungspersönlichkeiten im Kader hat, wird man nur um die Wenger Trophy mitspielen...

Und sonst so? Oh ja: der VfL Wolfsburg hat ein Problem: Der "Dead Kruse Bounce" ist anscheinend schon wieder vorbei. Oder ist das alles ein perfider Plan, der zum Abstieg der Hertha führen soll, weil man so einen potenziellen Konkurrenten ausschaltet? Da sollte man aber schon vorsichtig sein, sonst erwischt es einen selbst noch. Und ja, Wolfsburg ist schon wieder bei 3 Niederlagen in Folge. Obwohl man jetzt ja behaupten kann: Florian Kohfeldt nicht auf der Bank sitzen zu haben, hilft auch nicht.