Donnerstag, 25. März 2021

So ergibt das doch alles wenig Sinn

 Auch wenn das am Ende dazu führt, dass ich meine Meinung revidieren muss.

Also für Kontext: Ich war ja jahrelang der Meinung, dass "wir" "unseren Spitzentalenten" die U21 Turniere ersparen sollten. Wer in der Bundesliga schon Stammspieler ist, dem sollte man eher eine Pause gönnen. Das ist ein Standpunkt, den ich unter anderem 2015 recht deutlich vertreten habe. Lustigerweise dachte ich damals noch, dass aus Max Meyer ein Stammspieler in der deutschen Nationalmannschaft wird.

Etwas Entscheidendes habe ich aber damals nicht bedacht. Dies wird mir genau jetzt bewusst, wo es fehlt: Nationalmannschafts-Turniere sind etwas Einzigartiges im Fußball.

Also alle 2 Jahre kommen da 22 "wildfremde" Menschen zusammen und müssen innerhalb von 6 Wochen zu einem Team mit einer gemeinsamen Taktik werden. Diese kann sich gravierend von dem unterscheiden, was man aus dem Verein kennt. Es sei denn, man spielt schon bei den Bayern und ist nicht erst auf dem Weg dahin oder von dort schon weg...

Dazu kommt der Fakt, dass niemand weiß, wann der Spaß endet. Ab dem 3. Gruppenspieltag (wie Jogi Löw ja eindrucksvoll nachgewiesen hat, trifft das sogar für Deutschland zu) kann plötzlich alles vorbei sein. Oder halt erst 19 Tage später. Eine "Sieg oder Sommerpause" Drucksituation kann halt im Verein niemand inszenieren, weil halt nach dem Ausscheiden in der Champions League 3 Tage später das nächste Bundesligaspiel ansteht.

Diese Konstellation ist nicht nur etwas extrem Außergewöhnliches, sondern auch wirklich rar. Denn die meisten Spieler sammeln ihre ersten Turniererfahrungen im Herrenbereich nicht vor ihrem 23. Geburtstag... Und die wenigsten halten wirklich bis 34 Jahre durch, sondern müssen ihre Nationalmannschaftskarriere frühzeitig beenden.

Also selbst eine absolute Ausnahmeerscheinung wie Philipp Lahm kommt in seiner Karriere auf 6 Turniere. Wenn er gewollt hätte, wären es 7 geworden. Mehr ist aber auf keinen Fall drin. Die meisten Fußballer sind schon zufrieden, wenn sie 3 Turniere spielen dürfen.

Nehmen wir da mal, weil es so naheliegend ist, Amin Younes als Beispiel. Ja, der hat den Confed Cup gespielt, aber das als großes Turnier zu bezeichnen, ist doch übertrieben. Und jetzt ist er mit 27 Jahren plötzlich ein Kandidat für die Europameisterschaft. Da ist es bestimmt hilfreich, dass er 2015 schonmal an der U 21 EM in Tschechien teilgenommen und deswegen eine grobe Vorstellung hat, wie so ein Turnier abläuft. Das dürfte ihm in diesem Sommer helfen. 

Was man sich da ganz schlecht leisten kann, sind Turniere als "Lehrzeit" zu verbuchen. Also vielleicht für deinen 20. Feldspieler, aber alle anderen müssen während des Turniers funktionieren. Und da hilft es dann wahrscheinlich, wenn man diese Situation schon aus den U-Turnieren kennt.

Aber genau das fällt halt auch gerade weg. Die U21 EM ist praktisch eher eine normale Länderspielpause mit etwas hochwertigeren Testspielen und einem etwas höherem Einsatz. Aber das Stefan Kuntz jetzt wirklich zielgerichtet fürs Turnier etwas einstudiert, ist praktisch ausgeschlossen. Aber genau diese Erfahrung wird der derzeitigen Generation dann fehlen, wenn sie 2024 das Zepter übernehmen soll. Dafür kann sie wenig, aber es wird interessant werden, wie sich diese fehlende Erfahrung auf die nächsten Turniere auswirkt. Und vielleicht überschätze ich das ja auch.

Bleibt aber die Frage: Warum muss ein Turnier, dass das, wofür es eigentlich geschaffen worden ist, nicht liefern kann, wirklich stattfinden?

Das ist ja eine Frage, die sich in Zeiten wie diesen immer stellt. Während in der Politik gerade wieder über härtere Maßnahmen geredet wird, fliegt der DFB weiter munter seine Jugendmannschaft durch die Welt. Sind die TV-Verträge an der Stelle wirklich sooo wichtig, dass man das trotzdem durchprügeln muss? Und ja, ich sag seit einem Jahr, dass man alles nicht essenziell wichtige dringend absagen sollte. Also dass eine WM-Qualifikation für die Herren organisiert werden muss, ist ja noch nachvollziehbar, aber die U-Turniere sind doch nicht wirklich systemrelevant...

Immerhin wurde die U-19 Turniere abgesagt. Das ist ja wenigstens etwas. Richtig frustrierend wird es halt, wenn man sich den Kicker-Beitrag über die Kinder und Jugendliche und deren Sportmöglichkeiten in der Pandemie anguckt. Da ruht der Ball seit mindestens November. Aber für die jungen Männer, die es am wenigsten nötig haben, weil sie ja alle über die Profi-Sonderregelung fallen, veranstalten wir ein Turnier. Anstatt dass der DFB mal als gemeinnützig treibende Kraft auftritt, dass die weniger privilegierten Kinder zumindest wieder trainieren dürfen. Aber der DFB ist wie gerade immer mit internen Streitigkeiten und Kompetenzgerangel beschäftigt, da interessieren diese Kinder einfach nicht.

Um diesen Beitrag mit etwas erheiternden zu beenden: Florian Krüger wurde für die U21 EM nominiert. Damit hat Erzgebirge Aue mehr deutsche U-Nationalspieler als... Werder Bremen. Sportdirektor Clemens Fritz schiebt das auf die Regularien, an die man sich halten musste... Das ist einfacher als sich einzugestehen, dass Spieler wie Johannes Eggestein unter Florian Kohfeldt nicht so entwickelt haben, dass sie zum Stamm der U21 gehören müssten. Wenn man dann noch bedenkt, dass Bremen zuletzt 2016 mit Serge Gnabry einen A-Nationalspieler abstellen durfte, versteht man auf einmal, was in Bremen derzeit alles falsch läuft.

Denn Werder Bremen lebte ja regelrecht davon A-Nationalspieler aus- oder weiterzubilden. Mittlerweile wird dieser Job aber in Freiburg oder Hoffenheim gemacht. Selbst ein Chaosverein wie Hertha hat da aktuell mit Niklas Stark eine bessere Bilanz. Aber in Bremen sind sie nach wie vor davon überzeugt, dass Kohfeldt ein richtig guter Übungsleiter ist... Wenn sie Glück haben, glaubt Gladbach ihnen das und bezahlt eine Ablöse für ihn...

Montag, 22. März 2021

Ich würde ja auch gerne über was anderes schreiben, aber

 Schalke 04. Womit soll man sonst anfangen. Beim 0:1 dachte ich noch: Das ist doch ein Fortschritt, immerhin hat William das Gegentor nur vorbereitet und nicht wie letzte Woche selber erzielt... Und damit ist er auch der erste Schalker, der unter Domitrios Grammozis ein Tor vorbereitete...

Aber dann warf sich Frederik Rönnow, also der einzige halbwegs stabile Schalker, den Ball zum 3:0 selbst ins Tor... frei nach dem Motto: Was Mustafi kann, kann ich viel besser. Nebenbei das 5. Eigentor der Saison. Der Rekord steht laut Kicker bei Sieben. Das ist doch ein realistisch erreichbares Ziel... Damit hätte man wenigstens etwas Historisches auf der Habenseite.

Wobei ich mich ja gerade frage, wo die Tasmania Vergleiche plötzlich hin sind. Also nur, weil man deren Sieglosserie doch nicht eingestellt hat, ist man ja noch nicht aus dem Schneider. Denn Tasmania gewann damals unfassbare 2 Spiele in ihrer einen Saison. Schalke hat bisher nur einen.

Und mittlerweile das Niveau erreicht, wo sich jeder Trainer Sorgen um seinen Job machen muss, falls er gegen Schalke verliert. Marco Rose hat den Aufbaugegner jedenfalls dringend gebraucht. Nach der Länderspielpause kommt Peter Bosz, der gerade auch eher wie ein Abstiegskandidat (und gegen diese gar nicht) punktet. Bosz hat am Ende Glück, dass Dortmund immer wieder in ihre alten Muster verfällt, Gladbach seit dem Rose-Wechsel eingebrochen ist und Schalke... halt Schalke ist. Sonst würde viel deutlicher auffallen, wie bescheiden die Entwicklung in Leverkusen gerade ist. Die Länderspielpause sollte er auf jeden Fall nutzen, um die Achterbahnfahrt, von der er gesprochen hat, wieder einzuleiten. Da es derzeit nur bergab geht, wäre eine Achterbahn ja ein Fortschritt...

Apropos Länderspielpause: Die sollten wir genießen. Denn sie gibt uns 14 Tage länger das Gefühl, dass die Meisterschaft noch nicht entschieden ist. Dann gewinnen die Bayern zur Not auch Knapp in Leipzig und macht den Deckel drauf. 

Der Unterschied zwischen den Bayern und Leipzig wurden halt dieses Wochenende mehr als deutlich: Die einen spielen zwar stark, mühen sich aber zu unnötig knappen Ergebnissen. Die anderen schießen ihre Gegner selbst zu 10. ab. Dass Stuttgart hinterher ein 0:4 in Überzahl als Lehrstunde abtut, sagt doch alles über den Abstand der Bayern zum Rest der Liga aus.

Was sich auch nie Ändern wird, sind die Bedauerlichen Einzelfälle. Diese Woche war Markus Schmidt und Günter Perl dran. Dabei hätte es gar keinen VAR gebraucht, ein einfacher Blick auf Makoto Hasebes Oberschenkel hätte ausgereicht, um zu erkennen, dass da definitiv etwas Foul war...

Und natürlich hat der VAR in allen anderen Situationen gut funktioniert. Auch wenn man bei Jude Bellinghams Handspiel die Frage stellen muss, warum das nicht gleich gesehen wird. Aber dieser eine Fall Hasebe ist schon wieder so extrem, dass all die anderen Beispiele überstrahlt werden, weil es halt einfach nicht nachvollziehbar ist, wie 2 Bundesligaschiedsrichter diese Szene sehen und sich dann denken "Oh, der Hasebe hat sich wahrscheinlich selber gerizt, das Tor können wir geben." Zum Glück war es kein entscheidendes Tor.

Steffen Baumgart sprach, als er mal wieder opfer nicht nachvollziehbarer Entscheidungen wurde, auch etwas extrem wichtiges an. Also für diejenigen, die die Zweite Liga (wie ich sonst auch) nicht so intensiv verfolgen: Schiedsrichter Osmers gab Collins die Gelb-Rote Karte wegen Spielverzögerung... bei einem Einwurf. Das ist etwas, wo ich ja voll dafür bin. Mein eigener Beitrag zu schnellen Einwürfen ist aus dem Jahr 2012... Man sollte die Verzögerung von Einwürfen viel schneller und konsequenter bestrafen. Am besten in dem man der anderen Mannschaft den Ball gibt, wenn der Einwurf nicht nach X Sekunden ausgeführt worden ist. 

Das ganz große Problem ist aber: Wenn man die Regel, die Osmers angewendet hat, konsequent anwendet, beenden wir kein Bundesligaspiel mehr. Und das ist dann ja das Problem, welches Baumgart mit der Entscheidung hat. Die wirklich interessante Aussage ist aber folgende:
"Nach zwei Tagen ist uns dann allen klar, was wir alles falsch gemacht haben und die Schiedsrichter alles richtig. Das wird man uns dann wieder erklären."

In diesem Satz steckt sehr viel Wahrheit.  Denn die DFL wird am Ende wieder eine Statistik veröffentlichen, in der es dann heißt, dass 95 % der VAR-Entscheidungen korrekt waren. Unter anderem, weil sie einen Grund finden werden, warum ein blutiger Oberschenkel nicht zwingend aus einem Foulspiel resultieren muss. Das an sich sehr schwammige Regelwerk wird halt dann immer so ausgelegt, dass es keine Fehlentscheidung gab.... weil zu viele Fehlentscheidungen ja ein schlechtes Licht auf die Schiedsrichter abgeben würde. Da erklärt man lieber, warum nicht nachvollziehbare Entscheidungen doch korrekt waren, dann stimmt wenigstens die Statistik. Und auf die kann man hinterher verweisen.

Das ist alles einfacher, als sich wirklich kritisch mit den angebotenen Leistungen zu beschäftigen.

Freitag, 19. März 2021

Warum die Europa Conference League etwas gutes ist

Derzeit wird ja von allen hauptsächlich darauf geflucht und der Wettbewerb als unnötig eingestuft. Max Kruse hat zum Beispiel so gar keinen Bock drauf... aber der ist ja auch nach Istanbul gewechselt, um Champions League zu spielen...

Aber wenn man sich ein bisschen von dem "Uns interessiert das nicht!" löst und den Blick etwas weiter stellt, wird man dort viel Interessantes finden. Das ist ähnlich wie die Nations League, die halt auch hauptsächlich den kleinen Ländern etwas bringt, während sie für die Großen nur Testspielcharakter hat.

Und ja, der Deutsche Teilnehmer muss da nur mitmachen, damit wenigstens ein wenig Geld und Aufmerksamkeit generiert wird. Das nennt man Europa Solidarisch... da steckt das Wort arisch halt drin, das geht nicht ohne deutsches Mitwirken...

Das Problem ist halt, dass die Europacups mittlerweile ab dem Viertelfinale eine extrem geschlossene Gesellschaft geworden sind. Wenn nicht sogar früher schließlich setzte sich das Achtelfinale der Champions League dieses Jahr nur aus 6 Nationen zusammen...

Die Formel lässt sich relativ einfach berechnen. Sie lautet für die Champions League: England, Spanien, Deutschland, Italien und Frankreich plus 1. In der Regel schafft es ein Außenseiter ins Konzert der Großen, da ist man dann aber krasser Außenseiter. Im Wesentlichen setzt sich jedes Viertelfinale aus dieser Konstellation zusammen.

Ehrlich, ich bin auch überrascht, dass da wirklich "Deutschland" und nicht nur "Bayern München" steht, Aber Dortmund, Leipzig, Wolfsburg und (ja wirklich auch die) Schalke kommen zusammen auf 7 Viertelfinalteilnahmen in 10 Jahren.

Und ja, es gibt immer einen Wildcard Platz. Dieses Jahr ist es, mal wieder, der FC Porto. Letztes Jahr war es wohl Atalanta Bergamo, die diesen Wildcard Platz für sich beansprucht haben. Dafür gab es im Jahr davor mit Ajax Amsterdam UND Porto sogar 2 Wildcards... Dafür waren die 5 großen Ligen in den 2 Jahren davor komplett unter sich.

Es gibt sogar richtig krasse Außenseiter-Geschichten wie APOEL Nikosia, im Jahr 2012... Dennoch gehen halt 7 von 8 Startplätze in der Regel an einen sehr kleinen und elitären Kreis.

In der Europa Leauge mag es ein wenig besser aussehen... aber halt auch nur, weil ausschließlich der FC Sevilla den Wettbewerb so richtig ernst nimmt. Und selbst dann lautet die Formel auch nur 5+3. Dieses Jahr sind es Slavia Prag, Ajax Amsterdam und Dinamo Zagreb. Aber allein schon, dass Ajax hier als Ausnahme gelten muss, wenn es früher mal ein Stammgast in den Finalrunden war, sagt doch viel über die Entwicklung des europäischen Fußballs.

Letztes Jahr waren es Donezk, Basel und Kopenhagen. Davor Lissabon und schon wieder Prag. Davor Moskau, Salzburg und wieder Lissabon.

Das sind sehr schöne Städte (und Donezk, was nen bisschen wie Halle sein muss) mit viel Fußballtradition, die aber nur in Ausnahmefällen am Europacup-Frühling teilnehmen.

Denn hier kommt der nächste Funfact: Von all diesen "Wildcard-Teilnehmern" hat ausschließlich RB Salzburg und Schachtar Donezk ins Halbfinale. Bei Donezk gegen Basel hat da aber auch das Losglück geholfen

Warum also nicht einen Europacup einführen, in dem die Menschen aus diesen Städten die Chance auf magische Europapokalnächte haben. Und ja, bei einem Halbfinale Donezk - Moskau müssten die in der Ukraine mit einer Invasion russischer Fans rechnen... im schlimmsten Fall sind das als Fans getarnte Soldaten, aber sie werden kommen...

Das ist ja nur die Spitze des Eisbergs, das setzt sich dann bis zu den kleinsten Verbänden fort. Überlegt euch einfach mal, wie viele Mannschaften aus den baltischen Ländern die Gruppenphase der Champions League erreicht, oder die der Europaleague überstanden haben. All diese Verbände bekommen da die Chance mal wirklich am Europacup teilzunehmen.

Damit ist dann auch geklärt, wer das am Ende gucken wird: All die Fans, aus all den Verbänden, die praktisch vom Europapokal Sommer ausgeschlossen sind. Lasst die doch ihren Spaß haben.

Und dann kommt als Billigsekt in dem Pokal das Finale in Tirana, Albanien. Dadurch, dass dieser Wettbewerb um einiges kleiner ausfallen wird, kommen haufenweise Regionen als Austragungsort für ein Finalspiel infrage, die sonst nie auf dem Radar auftauchen würden. Das ist doch auch etwas sehr Schönes.

Wir Deutschen müssen dafür nur... Einen Teilnehmer abstellen, der sich in der Europa Conference League blamiert, anstatt dies in der Europa League zu tun. Wolfsburgs Weg zum Ausscheiden vor der Gruppenphase wäre in der ECL wesentlich kürzer gewesen, man hätte nur eine PlayOff Ansetzung verkacken müssen und hätte sich sonst geregelt auf die Saison vorbereiten können.

Wenn "Unsere Europacup Teilnehmer" sich jedes Jahr wie der FC Sevilla präsentieren würde und allesamt die Gruppenphase überstehen, könnte man sich fragen ,warum einer von denen jetzt ohne eigenes Zutun von diesem Wettbewerb ausgeschlossen wird. Aber das realistische Szenario ist ja, dass plötzlich 2 Deutsche Mannschaften an der K.O.Phase der ECL teilnehmen, weil sie in der Gruppenphase der Europa League bescheidender Weise nur 3. geworden sind. So wie sich die deutschen Teilnehmer (abgesehen von Eintracht Frankfurt, Ehre wem Ehre gebührt) in der Europa Leauge präsentieren, kann es denen egal sein in welchem Wettbewerb sie sich blamieren.

Und wenn wir das allesamt einfach ignorieren, aber der Wettbewerb im Ausland gut angenommen wird, dann setzt RTL das Geld für die Übertragungsrechte in den Sand. Das ist dann eine Win-Lose Situation, die uns auch nicht schadet...

Montag, 15. März 2021

Müsste man Paulo Otavios Sperre jetzt reduzieren?

 Die Frage klingt erstmal absurd, ist aber ernst gemeint.

Also Otavio galt ja als Vollidiot der Woche, weil er letztes Wochenende völlig übermotiviert den aufs Tor zulaufenden Gegner von hinten mit Anlauf und beiden Beinen umgrätschte. Hier wurde ja gleich erwähnt, dass Otavio bewusst zur Schere ansetzt und damit das Verletzungsrisiko minimiert. Aber deswegen wirkt die Grätsche halt nur noch brutaler, weil er mit beiden Beinen voraus dem Gegner hinterherspringt.

Dieses Wochenende hatten wir in erster und zweiter Liga aber 2 Szenen, die Sachlich gesehen schlimmer waren. Denn gerade bei Marco Reus zeigte sich ja, dass das Verletzungsrisiko extrem steigt, wenn man, wie Vladimir Darida mit dem Stollen auf den gegnerischen Knöchel tritt. Also genau das tut, was Otavio vermieden hat. Auch wenn es bei Reus mittlerweile Entwarnung gab, so musste er doch ausgewechselt werden. Und dass er sich dabei nichts gebrochen hat, war reines Glück. Aber Reus fällt halt die Woche drauf verletzt aus. "Prellung am Fußgelenk" lautet die offizielle Diagnose.

Aber Darida hat eine geringere Strafe bekommen, als Otavio, obwohl sein tritt die schlimmeren Auswirkungen hatte. Da muss die Frage schon erlaubt sein, ob die Reaktion auf Otavios Foul nicht ein wenig übertrieben war.

Denn die Lektion ist: Nehmt nur ein Bein und zielt auf den Knöchel, dann fällt die Sperre kürzer aus. Und der Gegner verliert vielleicht noch einen Starspieler.

So denkt natürlich praktisch kein Spieler. Darida ist ja selber überrascht, dass er Reus so trifft, wie er ihn trifft und macht tatsächlich keinerlei Anstalten sich zu beschweren, sondern kümmert sich direkt um Reus. Es geht hier auch wirklich nicht darum Darida zu verteufeln und eine lange Strafe für ihn zu fordern. 

Der entscheidende Unterschied soll ja der Vorsatz gewesen sein. Hierbei muss man aber dringend nochmal erwähnen, dass er vorsätzlich so reingeht, um das Verletzungsrisiko gering zu halten. Aber für diesen Vorsatz brauchte er halt beide Beine, deswegen sieht das Foul so viel brutaler aus als das von Darida, obwohl es das sachlich gesehen nicht ist.

Ich erwähne das ja hauptsächlich für die Perspektive. Und das man Otavio zumindest in Ruhe lassen sollte, wenn er seine Sperre abgesessen hat. Aber dann wird es garantiert direkt heißen: Otavio, der zum ersten Mal seit seinem brutalen Tritt wieder auflaufen darf, macht x.

Worst of des "Fußball hat mit Logik wenig zu tun" Wochenendes

Also abgesehen von den Bayern, die machen halt ihr Ding. Und genau genommen auch RB Leipzig, denn dass die ganz vorne zu schlecht besetzt sind, um den Bayern wirklich gefährlich zu werden, wussten wir schon vor Monaten. Dieses Wochenende mussten sie dann halt mal die Zeche dafür bezahlen.

Aber sonst?

Das ging schon am Freitagabend los: Borussia Mönchengladbach macht sein bestes Spiel, seit dem der Abgang von Marco Rose feststeht... und verliert trotzdem deutlich mit 3:1. Inklusive verschossenem Elfmeter von Lars Stindl. Um das mal festzuhalten: Stindl hat vorher 11 Elfmeter in Folge versenkt. Der letzte Fehlschuss war gegen Rene Adler... der damals noch beim HSV spielte... der damals noch ein Bundesligist war. Auch sonst... hat man Rafael Gikiewicz halt zum Spieler des Tages geschossen. Mir kann auch keiner erzählen, dass die Gladbacher das Tor wegen des feststehenden Wechsels von Rose nicht getroffen haben... 

Dass Augsburg dann relativ wenig davon hat, weil Bielefeld gegen ein an sich überlegenes Leverkusen gewinnt. Also Bielefeld hatte 25 % Ballbesitz... Und sogar weniger Fehlpässe gespielt, als Leverkusen.

Dazu starten die Mainzer die Aufholjagd, von der auf Schalke lange Zeit die Rede war. Und ja, das sind dieselben Mainzer, die in der Hinrunde noch gegen den Trainer gestreikt haben. Sie liefern gerade den Nachweis, dass man durchaus während der Saison einen besonderen Teamgeist entwickeln kann.

Dann holt Union Berlin seinen ersten Bundesligasieg nach vorherigen Rückstand. Ein 2:1 Heimsieg gegen Köln wirkt halt auch nur solange normal, bis einem auffällt, dass auch da historisches geschehen ist.

Florian Kohfeldt war kurz davor sich als "Lewandowski-Stopper" feiern zu lassen. Wobei er das genau genommen immer noch ist. Denn im Schnitt trifft der Pole ja alle 63 Minuten. Gegen Werder brauchte er allerdings 157 Minuten für einen einzigen Treffer. Vielleicht ist Kohfeldt doch ein Taktik-Genie. Wer sich die Zusammenfassung allerdings angeguckt hat, kann sich nicht erklären, wie Lewandowski nur auf ein einziges Tor kam.

Rune Jarstein machte derweil Gikiewicz seinen Platz in der Elf des Tages streitig und hielt seine Hertha im Spiel... bis er dann den einfachsten Ball des Wochenendes spontan durchwinkte und so das 0:1 ermöglichte. All die guten Paraden, die Jarstein bis dahin und danach gezeigt haben, waren hinfällig. Hier wieder der wöchentliche Rant über die Kicker.de Seite: Wie viele Paraden Jarstein wirklich gezeigt hat, kann ich auf deren Onlineportal nicht abrufen. Warum auch. Auch die Elfmeterstatistik von Stindl kommt von Transfermarkt.de... Immerhin ein wenig Normalität... Im Ticker ist von 2 herausragenden Paraden die Rede... normalerweise kriegt man dafür keine 5...

Und dann ist da noch die größte Konstante: Schalke 04. Die sind halt konstant Scheiße. Das faszinierendste ist und bleibt, wie gelassen die den Abstieg hinnehmen. Diese Woche meinte Shkodran Mustafi hinterer, dass es nicht reicht, eine gute Halbzeit zu spielen... Mustafi, der das Debakel mit seinem Eigentor eingeleitet hat, hat da zumindest teilweise ein "gute Leistung" gesehen... Nur um das mal festzuhalten: Schalke verlor vor allem deswegen nicht zweistellig, weil der VfL Wolfsburg laut Starstürmer Wout Weghorst "eine unserer schwächsten Hälften der Saison" abgeliefert haben. Wie schon gegen Mainz letzte Woche sah Schalke nicht "gut" aus, sondern der Gegner war einfach nur auch schlecht. Deswegen fiel es nicht ganz so auf, dass man selber ebenfalls schlecht war. Und wie das dann ausgeht, wenn der Gegner zu seinem Spiel findet und sich dazu entschließt, doch mal etwas zu machen, hat man in Halbzeit 2 gesehen... das ist Schalke dann nicht mehr schlecht, sondern chancenlos. 

Diese Ruhe, mit der die da den Abstieg entgegen marschieren hat etwas Faszinierendes. So ungefähr dürfte es Ende der 80er im Politbüro zugegangen sein. 

Ich frage mich echt, warum sie auf Schalke solche Spieler überhaupt noch aufstellen. Anstatt jetzt schon auf Leute zu setzen, die nächste Saison noch da sind und die vielleicht wenigstens in Tränen ausbrechen, wenn sie verlieren. Aber wahrscheinlich verbietet es das Jugendamt auf U19 Spieler zu setzen, weil das unter seelischer Grausamkeit läuft... 

Aber jetzt kommt zum Abschluss der absolute, wirklich nicht mehr erklärbare Wahnsinn. Und das ist auch noch eine sehr gute Nachricht für die Schalker: Die Gelsenkirchener haben im Jahr 2021 eine bessere Heimbilanz als der FC Liverpool. Die ja zum Glück in der Champions League nicht an der Anfield Road antreten mussten. Ich dachte auch im ersten Moment: Kann nicht sein. Aber Schalke hat gegen Hoffenheim gewonnen und gegen Mainz unentschieden gespielt. Macht 4 Punkte im eigenen Stadion. Liverpools Premiere League Heimbilanz besteht aus einem Untentschieden gegen Manchester United. Seit dem hat man gegen Burnley, Brighton Hove & Albion, Manchester City, Everton und Fulham verloren.

Aber genau das macht den Fußball ja so schön: Es ist oftmals einfach nicht nachvollziehbar, was da auf dem Platz passiert.

Mittwoch, 10. März 2021

Die Gerd Müller - Robert Lewandowski Vergleiche sind albern

 Und ich lese zu viele Kicker-Leserbriefe. Denn es ist natürlich genau das passiert, was passieren musste, als der Kicker anfing die Torquote von Lewandowski mit der von Gerd Müller aus der Saison 1971/72. Natürlich gibt es da nur 2 Meinungen: "Lewandowksi hätte damals 60 Tore geschossen" und "Müller musste gegen Vorstopper und Liberos antreten, das war viel schwerer."

Beide Argumente sind genau genommen albern. Zu glauben, dass "Tore schießen" damals gegen einfacher strukturierte Defensiven leichter war, ist extrem naiv. Also klar, Lewandowski wird nicht mehr stumpf in Manndeckung genommen... dafür stehen bei ihm teilweise 8 Gegner in Strafraumnähe und machen die Räume eng.

Genauso unsinnig ist es sich zu fragen, wie viele Tore ein Lewandowksi mit moderner Trainingswissenschaft in den 70ern geschossen hätte. Klar, allein schon seine physische Überlegenheit würde ihn zahllose Treffer bescheren. Aber wie viele Tore würde Gerd Müller machen, wenn man ihn genau so hochzüchten würde, wie es heute bei Profisportlern der Fall ist? Wenn er schon mit 16 Nahrungsergänzungsmittel anstatt Bier bekommt? Genau solche Fragen machen Vergleiche über Generationen hinweg sinnlos.

Was allerdings spannend wäre, ist: den Fokus etwas weiterzustellen. Aber das wird der Kicker nicht machen, denn, Spoiler, dann wird ihm die Sinnlosigkeit seines eigenen Tuns bewusst. Und das man in furchtbar langweiligen Zeiten Storys generieren muss.

Gucken wir uns erstmal die Torquote an. Also Lewandowski hat, Stand Jetzt, 31 von 71 Bayern Tore erzielt. Das ist eine Quote von 43 %. Bei Gerd Müller waren es 40 von 101, was eine Quote von 39 % sind. Das sieht direkt erstmal gut aus für den Polen. Und eine deutliche Steigerung gegenüber den 31 % aus der Vorsaison. Wenn die Bayern ihre Spiele weiterhin so knapp und spannend gestalten, könnte er sogar eine bessere Quote als Müller erreichen. Das wäre wirklich beeindruckend: Trotz des überragenden Offensivpotenzials der Bayern an der Hälfte aller Tore direkt beteiligt zu sein (er kommt ja auch auf 8 Assists) ist schon etwas Besonderes. Ober er dieses Tempo allerdings beibehält...

Wirklich spannend ist aber eine historische Einordnung der 40 Tore Saison. Denn sie kam halt zu Zeiten, in denen die Bundesliga relativ gesehen besser war. Das zeigt sich einerseits daran, dass der Uefa Cup, in dem sich deutsche Mannschaften mittlerweile ja regelmäßig blamieren, als "deutscher Wettbewerb" bezeichnet wurde. Steht zumindest so im Kicker. Und vor allem war die Meisterschaft damals...

Also vor der 40 Tore Saison wurden die Bayern nur 1932 und 1969 Deutscher Meister. Rekordmeister war damals noch der 1.FC Nürnberg. Rekord-Bundesligameister war Borussia Mönchengladbach, die es als erste Mannschaft der Bundesligageschichte geschafft haben diesen Titel zu verteidigen.

Das ist etwas elementar wichtiges, was man bei diesem Vergleich immer bedenken muss: Die selbsternannte 2. Macht im Land, Borussia Dortmund, hat seit ihrem letzten Sieg in der Allianz Arena 2014 im Schnitt 4,7 Tore kassiert. IM SCHNITT! Selbst der größte Herausforderer macht sich ständig in die Hose, wenn er in München antreten muss. Die einzige Mannschaft, die die Bayern wirklich vor Probleme stellen kann, ist RB Leipzig

Vor 7 Jahren verglich Sebastian Prödl die Duelle mit den Bayern mit einem Zahnarztbesuch: Muss man 2-mal im Jahr durch und ist oftmals schmerzhaft. Seit dieser erschreckend ehrlichen Aussage wurden die Bayern ununterbrochen Deutscher Meister. Meistens mit fast unzähligen Punkten Vorsprung. Spannend war es nur ein einziges Mal. Das ist das Umfeld, in dem Lewandowski den Torrekord jagt: Die Gegner erstarren vor Ehrfurcht. Kaum jemand traut sich wirklich zu wehren.

In den 70ern wird das definitiv anders ausgesehen haben. Und es war das Zeitalter vor VAR und 100 Kameras im Stadion. Die Verteidiger damals dürften mit allen legalen und illegalen Mitteln versucht haben Gerd Müller zu stoppen. 

Und klar, die Bayern begannen mit dieser 40 Tore Saison ihre erste richtig dominante Phase. Müller profitierte auch von einer absoluten Ausnahmemannschaft. Aber die 40 Tore waren nicht das Ergebnis einer jahrelangen Dominanz auf nationaler und internationaler Ebene, sondern der Ausgangspunkt dieses legendären Laufs.

Wo wir schon dabei sind: Das waren auch noch die Zeiten, in denen die Bayern wirklich auf hausgemachte Talente setzen musste. Die Startelf am letzten Spieltag bestand aus 10 Deutschen und einem Dänen... Nur Rainer Zobel, Franz Krauthausen und Johnny Hansen spielten vor ihrem Durchbruch bei den Bayern für andere Bundesligisten. Wie viele Tore ein Müller also erzielen würde,  wenn er als Speerspitze einer quasi Allstar Mannschaft die Vorlagen von Günther Netzer verwertet... Damals konnten sich die Bayern halt nicht einfach alle Stars zusammenkaufen, sondern sie legten das Fundament dafür, dass dies heute selbstverständlich ist.

Der Fußball hat sich halt drastisch verändert. Was halt dazu führt, dass ein Lewandowksi in den 70er Jahren nie zu den Bayern gewechselt wäre, sondern irgendwo in Polen seine Torrekorde aufgestellt hätte. Das ist aber nur ein weiterer Grund unterschiedliche Generationen nicht zu vergleichen.

Das soll Lewandowskis Leistung nicht schmälern. Es soll nur verdeutlichen, dass er nicht die Bedeutung eines Gerd Müllers erreichen wird. Er hat auch gar keine Chance sie zu erreichen, weil Lewandowksi halt nur an den Balkonverzierungen des 31. Stocks arbeitet, während Müller und Co. damals das Fundament angerührt haben.

Dienstag, 9. März 2021

Jetzt muss Bierhoff liefern

 Er ist der letzte große Hoffnungsträger. Also als Steigerungsform vom Adjektiv hoffnungsträge. Ein Adjektiv, welches ich mir nicht selber ausgedacht habe, sondern Volker Pispers. Ehre, wem Ehre gebührt...

Aber genau genommen steht der DFB jetzt vor einer Gabelung und muss sich entscheiden, welchen Weg er für die nächsten 10 bis 15 Jahre nehmen will. Denn solange ist ja die Verweildauer eines Bundestrainers. Wir halten halt an denen fest, egal was passiert. Und die Auswahl der Spieler ist halt so großartig, dass selbst ein durchschnittlicher bis unbegabter Trainer ein Halbfinale erreichen könnte.

Die Optionen, die der DFB hat, sind folgende:

Man biegt links ab, kontaktiert Ralf Rangnick und erfüllt ihm all seine Wünsche. Rangnick ist immer noch arbeitslos und hat den Punkt in seiner Karriere erreicht, an dem strategisches Arbeiten eine willkommene Alternative zur täglichen Arbeit auf dem Trainingsplatz ist. Was ihn von einem eventuell doch auch verfügbaren Jürgen Klopp unterscheidet. 

Er ist aber auch ein anerkannter Fachmann. Auf einmal würde dieses herausragende Potenzial von einem echten Fachmann betreut werden. Zum vielleicht ersten Mal. Der Satz von Franz Beckenbauer aus dem Jahr 1990, dass wir "auf Jahre unschlagbar" sein werden, könnte tatsächlich Wahr werden. 

Und machen wir uns nichts vor: Vom Potenzial her muss diese Mannschaft trotz Jogi Löw um den EM Titel mitspielen. Da sind genügend gute Kicker dabei. Allein schon ein Mittelfeld aus Kroos, Kimmich, Gündogan, Sané, Gnabry, Goretzka, Havertz... da hat man echt schon ohne Thomas Müller das Problem, dass man nicht weiß, wen man jetzt auf die Bank setzen soll. Die einzige echte Problemposition ist und bleibt der Mittelstürmer. 

Was ein Rangnick aus so einer Auswahl rausholt, will sich ein Spanier oder Italiener gar nicht vorstellen.

Aber es wäre halt auch ein revolutionärer Schritt: Einen externen Trainer holen, der nie Welt- oder Europameister wurde. Das ist nicht das Erfolgskonzept des DFBs

Also wird man sich den rechten Weg an der Gabelung zumindest gründlich anschauen. Und die heißt Stefan Kuntz. Europameister von 1996. Und Trainer der U21. Da hat er in den letzten 5 Jahren die derzeitige Generation, mit der er dann ja um die richtigen Titel kämpfen soll, schon betreut. Und er wurde U21 Europameister. 

An der Stelle ist es nebenbei faszinierend, dass abgesehen von Serge Gnabry noch keiner der Final-Elf den Sprung in die A-Nationalmannschaft geschafft hat. Vielleicht sollte ich die Leistung von Kuntz höher einschätzen, denn anders als die Generation Neuer, Hummels, Özil, Boateng, Khedira und Höwedes, die erst gemeinsam U21 Europameister und danach dann Weltmeister wurden, war die 2017er Elf keine individuell überragende Generation.

Da kommt dann aber das ganz große ABER. Überzeugende U21 Turniere sind bisher die einzige vorzeigenswerte Leistung des Trainers Kuntz. Ansonsten ist sein größter "Erfolg" der Aufstieg aus der Regionalliga mit dem Karlsruher SC. Und als Vorstandsvorsitzender des 1.FC Kaiserslautern ist er nicht entlastet worden. Kuntz ist ein Trainer, der vielleicht Zweitliganiveau hat. Also meistens wurde er als Retter in der 2. Liga verpflichtet. Aber Bundesligisten hatten den nicht mal auf dem Radar. Und dann ist irgendwie der DFB auf ihn aufmerksam geworden. Und nur um das mal festzuhalten: Zwischen seiner Entlassung beim LR Ahlen und seinen Amtsantritt beim DFB lagen über 10 Jahre, in denen er gar keine Mannschaft betreut hat, sondern versuchte sich relativ erfolglos als Manager in Koblenz und Bochum. Bis er dann den endgültigen Niedergang in Lautern verwaltete.

Und selbst wenn wir jetzt festgestellt haben, dass Kuntz ein guter Nachwuchstrainer und Weiterbilder ist... nur deswegen befördere ich den doch nicht auf den wichtigsten Trainerposten der Nation. Also kein anderer Verband außer dem DFB würde das machen..., weil es bei Berti Vogts doch so gut funktioniert hat.

Dabei bleibt dann festzuhalten: Die Ära Kuntz wird auch erfolgreich wirken. Der wird 2022, falls Deutschland nicht boykottiert, mindestens das Viertelfinale erreichen. Eher mehr. Aber dadurch wird dann überdeckt, wie viel Potenzial eigentlich verschenkt wird.

Vor allem hat Kuntz halt einen entscheidenden Vorteil: Er wird sich gegenüber Oliver Bierhoff absolut loyal verhalten. Was dazu führt, dass Bierhoff weiter an der Marke Nationalelf basteln darf, ohne dass es ein Gegengewicht gibt. Ein Rangnick wäre da wesentlich unbequemer. Der hätte nämlich eigene Visionen, wie der DFB Stab aufgestellt werden muss.

Montag, 8. März 2021

Worst of des "Schon wieder Schalke" Wochenendes

 Also selbst ich, der den Schalkern den Abstieg ja gönnt, denke mir mittlerweile: Reicht das nicht langsam? Können die nicht mal aufhören neue Tiefpunkte zu erreichen? Und Schalke so: Nö.

Dieses Wochenende vergab der Kicker die Spielnote 6 für das angebliche Bundesligaspiel Schalke - Mainz. Zum ersten Mal seit 2012. Zum zweiten Mal in der Schalker Vereinsgeschichte. Damit ist Schalke jetzt der einzige Verein, die an 2 derart grausamen Bundesligaspielen beteiligt war.

Und wenn man ganz ehrlich ist, haben die Schalker nur Glück, dass die Konkurrenz normalerweise besser ist als Mainz, die halt auch ihren Beitrag zum Fehlpassfestival geleistet haben. Denn selber hat man ja diese Saison extrem wenig zum Bundesliganiveau beigetragen. Die eigene Leistung war schon häufiger genauso schlecht (oder noch schwächer) wie an diesem Wochenende. Nur verhinderten da dann immer die Gegner, dass das Spiel genauso furchtbar und unerträglich war.

Faszinierender Weise hatte die DFL den Humor dieses Spiel als "Werbung für die Liga" auf den Freitagabend zu legen... Während eines immer noch anhaltenden Lockdowns. Man hatte quasi die Freie Auswahl zwischen "Diesen Scheiß gucken" oder "Den Fernseher ausschalten"... zumindest als sportbegeisterter Mensch.

Das absurdeste ist dann aber das Interview, welches Arnd Zeigler nochmal vorgeführt hat. Wie man sich nach einem Dead Coach Bounce Spiel beim Tabellenvorletzten so selbstgefällig und fast schon zufrieden präsentieren kann... während man gerade die vielleicht letzte Chance verpasst hat, nochmal Bewegung in den Abstiegskampf zu bringen. Die mangelnde Fitness ist da nur ein Teil des Problems. Es scheint verdammt vielen Spielern mittlerweile schlicht egal zu sein, ob Schalke absteigt. Die gammeln jetzt noch die letzten 3 Monate ab und warten auf die Vertragsangebote im Sommer. Irgendjemand wird die schon verpflichten... Das ist zumindest der Eindruck, den man vermittelt.

Dabei war das Spiel doch genau genommen ein Erfolg. Also zumindest hat Dimitrios Grammozis das beste Trainerdebüt des Jahres auf Schalke. David Wagner begann die Saison ja mit einem beeindruckenden 0:8. Manuel Baum halbierte die Gegentore beim Debüt... was so semi-gut ist, da es ja immer noch bedeutet, dass man 0:4 verloren hat. Das 0:1 von Huub Stevens fühlt sich wie ein echter Fortschritt an, bis einem bewusst wird, dass es ein Heimspiel gegen Arimina Bielefeld war... Bei Christian Gross's Debüt gab es dann als Kompromiss ein 0:3 gegen Hertha. Grammozis mag das schlechteste Bundesligaspiel seit 9 Jahren betreut haben, aber immerhin holte er beim Debüt einen Punkt... Wenn Schalke noch 6 Mal den Trainer wechselt, gewinnen sie vielleicht sogar nochmal...

Paulo Otavio und die allgemeinen Überreaktionen. Ok, eines vorne weg: Für diese Grätsche musse es Rot geben. Es ist eine dieser Aktionen, bei denen man sich fragen muss: Kann man eigentlich 2 Mal vom Platz fliegen. Aber man muss halt an der Stelle auch mal festhalten: Das war jetzt nicht das schlimmste Foul, welches wir je gesehen haben. Das geht weiterhin an Paolo Guerrero. Denn es gibt einen feinen, aber entscheidenden Unterschied: Während Guerrero mit offener Sohle auf den Unterschenkel von Sven Ulreich zielt, stellt Otavio mit seiner Schere sicher, dass der Gegner zwar fällt, sich aber wahrscheinlich nichts bricht. Wer jetzt also meint, dieser Fall fällt unter Körperverletzung, muss sich die Szene nochmal genau angucken. Und sollte auch feststellen, dass Munas Dabbur sofort wieder aufspringen kann.

Also klar, Rot. Und auch als nicht letzter Mann gibt es für so ein Einsteigen Rot. Aber es mit Guerrero's Tritt gleichzusetzen, ist übertrieben. Ist aber praktisch selbst Zeigler passiert.

Das eigentlich großartigste ist ja das Ende der Szene, welche beim DAZN Bericht schon rausgeschnitten wird, es aber doch zumindest im Standbild in die Youtube-Version von Zeiglers geschafft hat. Denn da sehen wir einen Wolfsburger Spieler zum Schiedsrichter rennen und ihn... ja was... davon zu überzeugen, dass das doch nur Gelb war? Was will ich als unbeteiligter Mitspieler da beim Schiedsrichter? Aber da sind wir wieder bei dem allgemeinen Unrechtsempfinden von Fußballern, die sich selbst bei klar richtigen Entscheidungen eindeutig benachteiligt fühlen. Dieser Konditionierung sich beim Schiedsrichter zu beschweren ist so fest verankert, dass sie selbst bei derartigen Fouls greift.

Und dieses Problem wurde halt an diesem Wochenende gleich doppelt deutlich. Einerseits bei Marco Reus, der absolut überzeugt davon ist, dass Emre Can sich nicht hat leichtfertig fallen lassen, sondern von der gigantischen Wucht eines Leroy Sanés umgeworfen worden ist. Dass Can da keinen Freistoss schinden wollte, sondern wirklich fallen musste. Und dass da "eine Fehlentscheidung das Spiel entschieden" hat. Und bei der Meinung bleiben sie auch in Dortmund, nachdem ihnen alle Experten erklären, dass man da halt nicht pfeifen muss... und das vorher ein ähnlicher Fall gegen Kimmich auch nicht abgepfiffen wurde. Fußballer sind da halt wie Kleinkinder in der Trotzphase.

Das ist halt vor allem lächerlich, wenn man bedenkt, dass der gemeine Fußballfan doch will, dass solche Szenen nicht ständig abgepfiffen werden. Und wenn man bedenkt, dass die Borussen von ihren eigentlichen Problemen ablenken. Denn dass sie einen 2:0 Vorsprung noch vor der Halbzeit abgeben, hat nichts mit dem Schiedsrichter zu tun.

Und nur um zu beweisen, dass so was auch nicht mit dem Alter besser wird: Florian Kohfeldt sieht ebenfalls als einziger eine klare Fehlentscheidung und fragt sich, warum der VAR nicht eingreift, wenn es im Strafraum zu einem an sich normalen Luftzweikampf kommt. Und hier sie mal wieder darauf hingewiesen, dass der Torhüter im Zweikampf keine Sonderrechte genießt. Nicht mal im 5 Meter Raum. Das hat sich irgendwann so eingeschlichen, steht aber nirgends geschrieben. Auch hier gilt im Wesentlichen: Werder muss das souveräner verteidigen und kann Jiri Pavlenka da nicht so alleine lassen. Aber obwohl alle anderen sagen, dass das ein korrekter Treffer war, bleibt Kohfeldt bei seiner "Muss man abpfeifen und überprüfen" Meinung.

Und das, obwohl er sich endlos aufgeregt hätte, wenn dieselbe Szene im gegnerischen Strafraum abgepfiffen werden würde. Denn da kennt Kohfeldt das Regelwerk auf ein Mal und weiß, dass man als Angreifer durchaus in einen Zweikampf mit dem Torwart gehen darf.

Das zeigt halt auch nur wieder, wie kompliziert Diskussionen über die Schiedsrichter sind. Denn an und für sich haben die Schiedsrichter dieses Wochenende einen richtig guten Job gemacht. Selbst Sven Jablonski (btw, dessen Eltern haben definitiv einen ganz fiesen Humor. Und der ist als Junge garantiert als Svenja gehänselt worden...) von der Sportschau kritisierter Elfmeter wird dann im Kicker als richtig bestätigt. Und das war die einzige wirklich kritische Entscheidung. Die schlechteste Leistung kam von Florian Badstübner und der bekam immer noch eine 4. Wann hatten wir zuletzt einen Spieltag, an dem es eine einzige 4 als schlechteste Bewertung gab? 

Aber geredet wird am Ende über die Fehlentscheidungen aus dem Champions League Finale von 2012... die nicht mal von einem Bundesligaschiedsrichter getroffen wurden. Wie oft die Bayern vorher schon Glück im Duell gegen Dortmund hatten. Und, dass Werder Bremen durch eine Fehlentscheidung verloren hat. Selbst an einem Wochenende, an denen die fast alles richtig Entscheiden, wird nur über potenzielle Fehler gesprochen. Und weder Reus noch Kohfeldt haben hinterher die Größe, ihre Fehleinschätzungen einzugestehen und dadurch die Schiedsrichter zu stärken.

Eine sachliche Debatte über die Schiedsrichter ist halt unmöglich, wenn jeder immer auf seinen emotionalen Standpunkten verharrt... 

Montag, 1. März 2021

Worst of des "Oh mein Gott, was geht auf Schalke ab" Wochenendes

 Die scheinen sich echt das Ziel gesetzt zu haben, jedes Wochenende einen neuen Tiefpunkt zu erreichen. Und nach dem 0:4 im Derby als abgeschlagener Tabellenletzter haben sie die Messlatte ja schon extrem tief angesetzt... Und ist trotzdem beeindruckend drunter durchgesprungen.

Mein erster Gedanke am Samstagnachmittag war ja: "Wie jetzt, Schalke hat noch Führungsspieler?" Warum hat man von denen bisher noch nichts mitbekommen. Warum melden die sich erst, wenn es um eine Rebellion gegen den Trainer geht... und nicht schon dann, wenn es darum geht, die Saison irgendwie noch zu retten? Aber so läuft das halt diese Saison auf Schalke: Da marschieren die Führungsspieler schnurstracks Richtung Abgrund.

Dann lieferte man eine Leistung ab, die man wohl als Beweis gegen die Arbeit von Christian Gross einreichen wollte. Zumindest, dass man Standards so nicht verteidigen will, hat man eindrucksvoll nachgewiesen. Und selbst die Mithilfe der Schiedsrichter half ihnen nicht. 

Dabei hatte man zwischenzeitlich schon zum Skript des Hamburger SVs zurückgefunden, als man den schon viel zu oft suspendierten Nabil Bentaleb zum Elfmeter antreten ließ. Denn eines steht doch fest: Falls irgendjemand diesen Verein zur Rettung führen kann, dann genau der Spieler, den man schon unzählige Male loswerden wollte. Aber weil Schalke so viel konsequenter agiert, als der HSV, wurde der Elfmeter natürlich verschossen. Es war der letzte Moment, in dem das Spiel hätte kippen können.

Weil man dann schon so gut im Flow war, hat man am Sonntag praktisch alle Leute entlassen... also nach dem Kahlschlag weiß niemand so genau, wer jetzt eigentlich den nächsten Trainer verpflichten soll... wer überhaupt noch unterschriftsberechtigt ist...  Worauf sich wieder die Frage stellt, warum Jochen Schneider überhaupt noch da war... also eigentlich sollte es ja seit dem Ende der Transferperiode nur noch darum gehen, den Neuaufbau zu organisieren... egal in welcher Liga. Und dafür braucht man so oder so einen neuen Sportvorstand. Den dann bis Sommer weiterwursteln zu lassen...

Und dann ging Schneider seiner einzigen wirklichen Aufgabe nicht mal nach und ließ Gross ganz alleine im Regen stehen... 

Nebenbei... zeigt Mainz 05 gerade, dass die Aufholjagd, von denen sie auf Schalke so lange geträumt haben, durchaus möglich ist, wenn alle zusammenrücken. Und Mainz hat sich damit ja auch mehr als schwergetan... aber alleine schon, wie dort alle auf dem Platz sofort den Robin Zentner wieder aufgerichtet haben... Auf solche Szenen wird man in Gelsenkirchen vergebens warten. Also Bentaleb geht nach seinem Elfmeter ganz alleine in die Knie...

Und wo wir schon dabei sind: Arminia Bielefeld unternimmt ja auch alles, um den Schalkern die Tür zur Relegation offenzuhalten. Auch wenn man jetzt zu der Erkenntnis kam, dass der Klassenerhalt durchaus möglich ist, wenn man einen motivierenden Trainer finden würde. Und auch die Hertha scheint gerade voll im HSV-Modus unterwegs zu sein. 

Also um das mal festzuhalten: Dass man mit 18 Punkten nach 23 Spieltagen auf dem 15. Platz liegen kann, ist in diesem Jahrtausend ein einziges mal passiert: In der Saison 2018/19. Und damals hatte Augsburg wenigstens "nur" ein Torverhältnis von -13... Sie waren damals zwar auch absurd schlecht, aber immer noch stärker als die Kandidaten aus diesem Jahr... Es wirkt fast so, als würden dieses Jahr noch weniger als die 27 Punkte, mit denen sich der HSV 2014 retten durfte, benötigt werden, um in die Relegation zu kommen... Eigentlich sollten die Schalker 18 bis 23 Punkte hinter dem rettenden Ufer liegen... praktisch sind es aber nur 9. Und trotzdem wirkt es so, als ob die Schalker vollkommen Chancenlos sind.

Dabei ist die Qualität höher als in Mainz. Und die haben ja nachgewiesen, dass man durchaus einen kleinen Lauf hinlegen kann und dann wieder voll im Geschäft ist. Aber Schalke verweigert halt lieber...

Das war alles so lange lustig, bis der gebürtige Rostocker Steffen Baumgart dort im Gespräch ist. So sehr ich den Niedergang der Schalker herbeigesehnt habe: DAS habe ich nicht gewollt.


Und sonst so. Ach ja, der Bedauerliche Einzelfall des Wochenendes. Den gab es natürlich auch auf Schalke. Niemand kann nachvollziehen, warum es in der 18. Minute keinen Elfmeter für Stuttgart gab. Also niemand außer Shodran Mustafi, der Silas Wamangituka vorwarf schon stunden vorher abzuheben. Es war der einzige Moment, in dem von Mustafi eine klare Ansage zu hören war und dann lag er auch noch daneben. Aber wie immer voll auf der Linie der Schiedsrichter inklusive VAR. 

Weil ich aber doch auch ausgewogen diskutieren will... möchte ich mich mit einer anderen Szene auseinandersetzen: Dem "Elfmeter" den RB Leipzig "kriegen muss"... oder auch nicht... Also Carsten Fuß von DAZN sieht hier eine klare Fehlentscheidung. Der Kicker bescheinigt Manuel Gräfe eine herausragende Leistung mit der Note 1. "Lag bei allen kniffligen Strafraumszenen mit seinen Entscheidungen richtig." Da sehen also 2 bezahlte Journalisten dieselbe Szene und kommen zu komplett unterschiedlichen Schlüssen. Und ich muss ganz ehrlich sagen:  Nur mit dem kurzen DAZN Schnipsel kann ich darüber gar nicht urteilen. Es soll nur mal wieder verdeutlichen, wie schwierig es ist diese Szenen richtig einzuordnen. Da fand ich es nebenbei sehr angenehm, dass Marco Rose beim 3:2 ein "Das Tor kann man ganz klar geben" Statement abgab. Auch Bo Svensson spricht bei einem, nicht gegebenen Elfmeter fair von einer 50:50 Chance, die gegen einen bewertet worden ist. Passiert halt. 

Wenn mehr Trainer so mit solchen Entscheidungen umgehen würden, könnte sich in der Diskussion wirklich was bewegen. Nebenbei bewegt sich ja auch wirklich was: Eine Schiedrichter-GmbH wird gegründet. Ist natürlich großartig, dass man Schiedsrichter für ihre Fehler nur begrenzt Haftbar macht... Aber wenn mit der Neuorganisation auch eine gründliche Aufarbeitung der Schiedsrichterleistungen kommt, könnte es vielleicht wirklich mal vorwärtsgehen.