Bitte! Danke!
Also gerade werden ja beliebte Bilderserien mit dem Titel "Schalke nähert sich Tasmania Berlin" online gestellt. Bestimmt nicht nur bei Kicker.de, aber halt auch da.
Lasst es uns einfach sagen, wie es ist: Schalke ist gerade die schlechteste Bundesligamannschaft aller Zeiten. 24 Spiele sieglose Spiele in Serie sind unerreicht. Ob man jetzt Tasmania noch einholt, ist dabei vollkommen irrelevant.
Und dass es gerade 2 Mannschaften gibt, die praktisch gesehen eine gesamte Halbserie nicht gewonnen haben, belegt, dass der Tabellenkeller noch nie so absurd schwach war wie jetzt gerade. Wann spielen die eigentlich gegeneinander? Am letzten Spieltag der Hinrunde? Als hätten die gewusst, was kommt... Dieses Spiel sollte die DFL auf jeden Fall auf Samstag 18:30 legen. Ein derart schlechtes Spiel dürfte es noch nie gegeben haben...
Obwohl, jetzt wo ich das gesagt habe, gewinnen wahrscheinlich beide am Wochenende und ruinieren diese Geschichte...
Jedenfalls zurück zur Perspektive Tasmania Berlin: Also ja, diese Mannschaft beendete die Saison mit uneinholbaren 8 Punkten aus 34 Spielen. Auf die 3 Punkte Regelung umgerechnet wären es auch nur 10 Punkte gewesen. Aber hier ist ein Detail, welches an der Stelle gerne vergessen wird: Der einzige Grund, warum Tasmania überhaupt Bundesliga spielte, war der Zwangsabstieg der Hertha in der Vorsaison. Und die Sonderrolle Berlins in der Deutschen Geschichte als geteilte Stadt. Also im Wesentlichen wollte der Springer Verlag unbedingt, dass es in Berlin trotz der finanziellen Unregelmäßigkeiten bei der Hertha Bundesligafußball gibt. Also wurde das Teilnehmerfeld auf 18 Mannschaften erweitert um weitere Problemen und Klagen aus dem Weg zu gehen.
Also um das mal festzuhalten: Die Tasmania spielte 1965 in der Stadtliga Berlin... und wurde dort auch nur Dritter. Tennis Borussia Berlin scheiterte als Meister deutlich an der Aufstiegsrunde. Und der Spandauer SC verzichtete lieber, anstatt das seinen Spielern anzutun. Also musste Tasmania aufsteigen...
Eine Mannschaft, die aus Halbprofis bestand, welche direkt aus dem Urlaub kamen. Denn die finale Entscheidung fiel erst Anfang August... Man hatte also 4 Wochen Zeit um ohne finanziellen Spielraum aus Halbprofis Bundesligaspieler zu formen. Und auch keinerlei Möglichkeiten diese Mannschaft zu verstärken. Deswegen sehen die Startaufstellung vom letzten Berlin Liga und ersten Bundesliga Spiel so ähnlich aus: 8 Spieler standen in beiden Fällen auf dem Platz...
Das ist eine völlig absurde Situation, die es so in Deutschland nie gegeben hat und im Profisport wohl auch nie wieder geben wird. Also als praktisches Beispiel: Das wäre, als hätte man auf den Abstieg des Hamburger SVs spontan den Altonaer FC 93 für die Bundesliga nominiert... 4 Wochen vor Bundesligastart. Weil der FC St.Pauli als 2. Beste Hamburger Mannschaft sagt: "Wir spielen lieber Derby als Bundesliga..."
Natürlich war diese Mannschaft gnadenlos überfordert. Und natürlich stellte sie Rekorde auf, die praktisch uneinholbar waren. So ist das halt, wenn man spontan einen Regionalligisten in der Bundesliga mitwurschteln lässt.
Also selbst die Überraschungsaufsteiger der letzten Jahre wie Fürth, Paderborn und jetzt Bielefeld, die ja praktisch auch von den anderen Vereinen weit entfernt waren oder sind, hatten wesentlich bessere Voraussetzungen als die Berliner damals. Deswegen sollte man auch die Berliner nie als Referenzwert nehmen, wenn man historisch schlechte Leistungen einordnen will.
Das muss man vor allen Dingen bedenken, wenn man die derzeitigen Negativserien der Schalker und Kölner betrachtet. Gerade bei den Schalkern. Denn Schalke erlebt gerade die längste Serie ohne Sieg aller seriös geführten Bundesligisten. Es gab historisch nichts vergleichbares.
Ich würde sogar behaupten, dass es im Profisport allgemein wenig vergleichbares gab. Gerade wenn man bedenkt, dass Schalke vor 3 1/2 Jahren Vizemeister wurde und an den Champions League Töpfen naschte. Also gerade die Schalker sollten in der Lage sein einen Kader zusammenzustellen, der zumindest hin und wieder ein Bundesligaspiel gewinnt...
Nun ist es an der Stelle schwierig, diese Serie in historischen Kontext zu setzen, weil... nun ja... es halt Unentschieden gibt. Also diese schöne Bilderserie zeigt euch die längsten Niederlagenserien der Geschichte des Profisports... und es kommt Andrea Pirlo vor. Ja, der Andrea Pirlo, der damals den diesen simplen und doch genialen Pass auf Grosso spielte... nur um den Schalker Spielern Mut zu machen, dass sie trotz der derzeitigen Misere noch was reißen können... und weil es immer Spaß macht das 0:1 von damals zu verlinken...
Wo war ich? Ach ja: Brescia Calcio: Also ja, die verloren mehr Spiele am Stück als Schalke, holten aber taktisch geschickt ihre 2 Siege am 15. und 19. Spieltag. Man musste also nicht so lange auf einen Sieg warten, wie die Schalker.
Bleibt der AFC Sunderland mit 20 Premiere League Niederlagen in Folge... die sich allerdings über 2 1/2 Jahre hinzogen... weil... nun ja... man meistens absteigt, wenn man 20 Spiele in Folge nicht gewinnt. Aber auch die gewannen am 18. Spieltag gegen Liverpool, beendeten die Saison als "nur" mit 20 Spielen ohne Sieg... und gewannen am 3. Spieltag der 2.Liga Saison. Schalke hat also auch diese Mannschaft schon eingeholt.
Bleibt also der Blick in andere Sportarten und auf die Philadelpia 76ers und Cleveland Cavaliers. Die einzigen NBA Mannschaften mit längeren Niederlagenserien. Hierbei muss man allerdings sofort anmerken, dass die NBA einen dafür belohnt, wenn man richtig schlecht ist. Also man bekommt dann die Chance sich den Moukoko der jeweiligen Talentgeneration zu sichern. Gerade die 76ers haben damals bewusst versucht richtig schlecht zu sein. Das war ihr Plan für mehrere Jahre. Schalkes wollte eigentlich zeitnah zurück ins Internationale Geschäft...
Bleiben... die Tampa Bay Buccaneers aus der NFL... die 26 Spiele in Folge verloren haben. Wobei man an der Stelle erwähnen muss, dass die Buccaneers eine neu gegründete Franchise waren und kein etablierter Traditionsverein... aber beinah 2 Jahre ohne jeglichen Sieg zu bleiben ist trotzdem beeindruckend.
Aber das ist so das allgemeine Kompetenzniveau, mit dem sich Schalke gerade eigentlich vergleichen muss: Mannschaften, die absichtlich schlecht zusammengestellt wurden, weil dies der beste Plan für die Zukunft im Amerikanischen Sport ist. Und das wirklich beängstigende: Schalke hat noch die Möglichkeiten diese Mannschaften einzuholen.
Was mich ja zu der spannenden Frage bringt, was jetzt genau die "unterschiedliche Auffassung" war, die eine weitere Zusammenarbeit von Jochen Schneider und Michael Reschke unmöglich machte. Also ich bin mir ziemlich sicher, dass einer der beiden mit einer "Wir sollten alles unternehmen, um die Buccaneers Serie noch zu knacken, wo wir doch schon so kurz davor sind" Haltung in die letzten Gespräche gegangen ist. Und der andere wollte dies auf keinen Fall... Jetzt fragt mich aber nicht, auf welcher Seite des Anspruches Sportvorstand Schneider stand...
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