Freitag, 26. Februar 2021

Die Auswärtstorregel ist etwas wunderschönes.

 Und ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich früher mal das Gegenteil behauptet habe. Das war aber wahrscheinlich im Rahmen der Relegation. Da gibt es einen entscheidenden Unterschied: Das Ergebnis der Relegation ist oftmals essenziell für den Verein. Ein Abstieg ist ein dramatischer Einschnitt, ein verweigerter Aufstieg ebenfalls. Das Erreichen der nächsten Runde in der K.O. Phase ist, dank der endlos aufgeblähten Gruppenphase reiner Luxus. Sollte es zumindest sein.

Natürlich gibt es mittlerweile Argumente gegen die Auswärtstorregel. Sie ist definitiv in die Jahre gekommen. Denn das Reisen hat halt wesentlich weniger Einfluss auf die Leistung als vor 50 Jahren, weil wir einen extremen Luxusstatus erreicht haben... Und auch eine extrem hohe Sicherheit. Man sollte auch nicht verschweigen, dass Fußballmannschaften schon bei Auswärtsreisen abgestürzt sind. Heute ist das größte Problem, dass man eventuell wegen eines Nachtflugverbotes nicht abheben darf...

Weiterhin ruiniert diese Regel die Hinspiele. Am Ende ist eine 1:0 Auswärtsniederlage ein gutes Ergebnis. Wie oft hört man Leute nach einem 1:2 sagen "Das ist gut für uns, wir haben unser Auswärtstor." Ok, ganz so schlimm ist es nicht, aber bei einem Unentschieden kommt das jedes Mal. Gleichzeitig lohnt es sich für die Gastgebende Mannschaft kaum, noch das 2:1 zu erzielen. Das führt dazu, dass oftmals knappe Ergebnisse von beiden Mannschaften strategisch verteidigt werden.

Natürlich könnte man behaupten, dass das eine Einstellungssache ist und die Heimmannschaft definitiv auf das 3:1 gehen sollte. Allerdings bewies Barca jahrelang, dass es vollkommen irrelevant ist, wie hoch man das Hinspiel gewonnen oder verloren hat.


Was macht die Auswärtstorregel jetzt so wunderschön? Nun ja, ein Tor ändert buchstäblich alles für BEIDE Mannschaften. Mir passiert es relativ oft, dass ich am Donnerstagabend in zufällige Rückspiele in der Europa League rein zappe und dann von den extremen Emotionen beider Mannschaften mitgerissen werde... obwohl ich nicht mal genau wüsste, wo diese Orte liegen und in welcher Liga die spielen. Und so regelmäßig, wie die Deutschen Mannschaften versagen, ist das ja der einzige Grund im März Europa League zu gucken...

Stellt euch einfach mal folgende Frage: Wo sonst wirft Innenverteidiger, der eingewechselt worden ist, um das Ergebnis über die Zeit zu bringen, plötzlich verzweifelt im gegnerischen Strafraum in jeden langen Ball, weil sein Team auf ein Mal dringend ein Tor braucht.

Nehmen wir mal Arenal - Benfica: Nach einer Stunde sah es nach einem sicheren Weiterkommen für Benfica aus, denn wie wahrscheinlich ist es, dass eine Ansammlung von Arsenal-Stürmern in 30 Minuten 2 Tore schießen? Genau. Aber in der 67. Minute fängt der sichere Vorsprung an zu wackeln. Und in der 87. schießt Arsenal tatsächlich den Treffer, der die nächste Runde bedeuten würde. Und dann köpft Rafa den Ball aus Abseitsposition noch an den Pfosten, das Spiel hätte erneut auf den Kopf gestellt werden können. Vor allem gab es in der 2. Halbzeit keine einzige "Lass mal durchatmen und sortieren" Phase. In der beide Teams durchpusten und sagen "Hey, im schlimmsten Fall geht es halt in die Verlängerung."

Und wenn ihr jetzt denkt: Das ist doch eine Ausnahmesituation. Ähm... nein. Eindhoven ist praktisch in der 88. Minute aus dem Wettbewerb geflogen. In diesem Spiel trifft Kouka kurz vor den Knock Out den Pfosten und nicht danach... Allein in dieser Runde passierte es also 2 Mal.


Ich erkläre den Unterschied zu allen anderen Situationen anhand anderer Situationen. Und Schalker Fans sollten dranbleiben, wir kommen gleich zur "guten, alten Zeit". Aber zunächst:

Paderborn - Dortmund: Wie immer kehren wir zu diesem Spiel zurück und Steffen Baumgart bekommt PTSD. Der wird meinen Blog wohl als nächstes deabonnieren... Aber jetzt stellt euch vor, der Elfmeter in der Nachspielzeit hätte nicht nur die Verlängerung bedeutet, sondern direkt das Weiterkommen besiegelt. Dann liegen sich die Paderborner, trotz Abstandsregeln, 3 Tage am Stück in den Armen und die Dortmunder trauen sich trotz Beherbergungsverbot 3 Tage nicht zurück in den Pott getraut. Damn, ich wollte diesen Post Covid-frei halten, hat mal wieder nicht funktioniert. Stattdessen repariert Dortmund dieses Missgeschick halt einfach in der Verlängerung. Ist ärgerlich, aber nicht wirklich schlimm. Nebenbei fällt mir da eine spontane Regeländerung ein, die den DFB Pokal spannender macht: Wenn es nach 90 Minuten unentschieden steht, kommt die klassentiefere Mannschaft weiter. Verlängerung gibt es nur beim "Bundesliga - Bundesliga" oder "2. Liga gegen 2. Liga" Szenario. Sportlich unfair und willkürlich? Vielleicht. Aber sehr viel interessanter. Ich denke das mal durch.

Kommen wir zur guten, alten Schalker Zeit. Dieses wunderschöne Damals, als man noch geheult hat, weil man in allerletzter Sekunde... nicht Meister wurde. Als könnte es um irgendwas anderes gehen, als um das emotionalste Meisterschaftsfinale aller Zeiten.

Also Patrik Anderssons Tor nach einem indirekten Freistoß ist ja das dichteste, was man an "Auf der einen Seite eskaliert die Freude, auf der anderen Seite brechen die Tränen aus" erleben kann. Und natürlich ist der Rahmen einer Deutschen Meisterschaft viel größer, als die Europa League Zwischenrunde. Aber hier ist halt der Unterschied: Zwischen Volksparkstadion und "Einfach nur" Parkstadion liegen 350 Kilometer. 

In der Bundesliga sehen die Emotionen meistens so aus: Die eine Mannschaft feiert ausgelassen, während die gegnerischen Spieler fragen, wohin sie als Nächstes in den Urlaub fliegen. Hin und wieder gibt es Situationen, wo beide gemeinsam weinen, weil Frankfurt die sicher geglaubte Meisterschaft vergeigt und Hansa trotzdem absteigt.

Ich muss an der Stelle kurz an eine für mich ebenfalls schöne Geschichte denken. Wie mein Kumpel in meiner Kneipe frustriert jammerte, dass die Südkoreaner jetzt groß feiern, weil sie Deutschland besiegt haben... obwohl sie auch ausgeschieden sind. Und ich dann nur sagte: Die feiern, weil sie glauben, dass sie weiter sind... und dann nicht in den Krieg müssen, wenn sie zurück in der Heimat sind. Als sie dann das Ergebnis des Parallelspiels erfahren haben, war es mit dem Jubel sehr schnell vorbei.

Und ja, es herrscht offiziell immer noch Krieg zwischen Nord- und Südkorea, was dazu führt, dass junge Männer dort einen ganz anderen Militärdienst ableisten müssen, als wir hier... Und herausragende sportliche Leistungen können einen von diesem Dienst befreien. Wir kriegen das meistens nur am Rande mit. 

Exkursion beendet. Es ging ja eigentlich auch nur darum zu verdeutlichen, dass diese emotionalen Bilder, wenn sie denn mal jenseits des Europacups auftauchen, auf Ewigkeiten im Gedächtnis bleiben. Im Europacup bekommt man derartige Bilder ein Mal im Monat. Und eine der Grundlagen für die Intensität dieser Bilder ist die sportlich vielleicht fragwürdige Auswärtstorregel. Lasst uns die beibehalten.

Donnerstag, 25. Februar 2021

Die Chance wurde dann direkt vergeben.

Ist aber fairerweise auch schwierig. Und wir wollen mal nicht nur so wirken, als würden wir krampfhaft nach Argumenten suchen, um unser Narrativ zu belegen und alles andere ignorieren.

Denn bei den Leistungen der Schiedsrichter wird wieder eines deutlich: Machen sie ihre Sache gut bis ordentlich, redet keiner darüber. Also als praktisches Beispiel sei hier wieder Dr. Felix Brych und sein Team inklusive VAR. Also in Realgeschwindigkeit wurde auf hauchdünnes Abseits entschieden, der VAR korrigierte dies und das Tor zählte. Hätte der Linienrichter die Fahne nicht gehoben, wäre das Tor auch überprüft worden, weil es halt verdammt eng war. Aber dank VAR zählte das Traumtor. Nur darüber redet hinterher keiner.

Das ist ein bisschen wie in bei Paderborn - Dortmund. Also dass da der VAR in der Nachspielzeit für große Emotionen und mehr Gerechtigkeit gesorgt hat, war nach der Verlängerung, die ohne ihn gar nicht möglich gewesen wäre, schon wieder vergessen. Vielleicht sollten wir uns auch einfach mal die Zeit nehmen und die positiven VAR Eingriffe entsprechend würdigen, anstatt sie als selbstverständlich zu betrachten.

Wo ich gerade im Flow bin: Es wäre wirklich spannend, wenn man Steffen Baumgart im Nachhinein und mit ein wenig Abstand mal zu dem VAR Eingriff beim Elfmeter fragt. Ob er dann vielleicht anerkennt, das der VAR durchaus auch Gutes bewirken kann, ja in diesem Spiel sogar Gutes bewirkt hat.

Jedenfalls ist am Ende nur über eine Schiedsrichterleistung diskutiert worden... der das Spiel angeblich ruiniert hat. Und dieser Schiedsrichter ist natürlich Tobias Stieler

Auch hier fällt dann wieder sofort auf, dass die "Kann man geben" Entscheidung extrem durch die Vereinsbrille von Atalanta Bergamo aufgebauscht wird. Was dann wiederum für Klicks und Umsatzzahlen sorgt, weshalb sich die Medien auf den "Selbstmord für den Sport" stürzen. Faszinierend ist hier auch, wie spitzzüngig der Kicker auf Gasperinis Forderung, Schiedsrichter müssen auch mal gespielt haben, um den Unterschied zwischen einem Tackling und einem Foul zu erkennen. Der Kicker kontert mit einem: "was Gasperini offensichtlich selbst nicht gelang." 

Ich würde solche Spitzen ja lieben... wenn sie auch direkt kommen, wenn sich die Bayern das nächste Mal ungerecht behandelt fühlen. Oder sonst irgendeine deutsche Profimannschaft. Es ist einfach gegen italienische Trainer scharf zu schießen, die das einerseits nicht verstehen und die einem andererseits keine Interviews geben...

Die größere Kritik, die mir aus dem Internet an Stielers Leistung entgegenschlägt, ist dabei ja gar nicht der Platzverweis, sondern die fehlende klare Linie. Was jetzt wirklich sehr spekulativ wird, denn ich habe halt nur die 2:30 Zusammenfassung gesehen und die Kommentare sind halt weit weg von neutral. Es wäre an der Stelle echt schön, wenn der Kicker mal Noten für die Leistungen der Schiedsrichter im Achtelfinale geben würde. Das sind immerhin die 16 besten Teams Europas... da kann man schon von recht wichtigen Spielen reden. Und bei den Spielen mit Deutscher Beteiligung geht das doch auch... 

Aber die Forderung der "klaren Linie" zeigt doch wieder das eigentliche Problem mit dem Regelwerk: Es ist genaugenommen so schwammig formuliert, dass jeder Schiedsrichter für sich festlegen muss, wie eng er dieses Werk jetzt anwendet. Und was wir dann von ihm verlangen, ist, dass er seine eine Linie konsequent durchzieht und nicht nach dem erst strengen Platzverweis immer wieder ein Auge zudrückt. Wichtig ist, dass man die Regeln über 90 Minuten (und idealerweise darüber hinaus, damit man als Spieler vorher eine Ahnung hat, worauf man sich einlässt) konstant anwendet. Auch wenn man es zum Beispiel beim Thema "Meckern" konstant falsch macht.

 Aber es ist halt schon auffällig, dass am Ende über den deutschen Schiedsrichter diskutiert wird. Dass es wieder der Deutsche Schiedsrichter war, dem die nötige Souveränität fehlte. Und natürlich wird die Leistung von Stieler erst langfristig wirklich beurteilt werden... also man kann mal darauf achten, ob der dieses Jahr noch mal Champions League pfeifen darf. Brych wird garantiert dürfen. Aber er ist nach wie vor der einzige, bei dem man davon ausgehen kann, dass er weiter nominiert wird. Da sind wir dann wieder bei dem Problem, was hier gerade ständig diskutiert wird...

Sonntag, 21. Februar 2021

Wie soll man die Bodenhaftung verlieren

Wenn man seit Jahren keine mehr hat?

Ich muss ja zugeben: Das ist jetzt der 3. Versuch etwas zu den "Vorfällen" bei den Bayern und deren Aussagen zu schreiben. Aber irgendwie sind die letzten beiden am Ende nichts geworden. Also frei nach Reinhard Mey: Alle guten Dinge sind drei!

Zunächst mal sollte man sich das Interview von Karl-Heinz Rummenigge im Aktuellen Sportstudio mal angucken. Es ist durchaus lobenswert, dass Kalle sich diesen kritischen Fragen gestellt hat. Und das ASS hat halt genau das gemacht, was ich mir vom Kicker erwünscht hätte. Das Problem ist am Ende, dass Rummenigge davon kam, ohne viel Substanzielles zu sagen.

Am faszinierendsten sind seine "Klarstellungen" zu den Impfungen der Bayern-Stars. Also das ist ganz großes Medienkompetenztraining. Rummenigge behauptet jetzt also, dass er immer von der "Wenn genügend Impfstoff da ist" Situation gesprochen haben wollte. Und das er sich aufgrund der wachsenden Impf-Skepsis so geäußert hat. Hier ist das Problem: Dann hätten seine Aussagen halt komplett anders klingen müssen. Ungefähr so:

Natürlich werden alle Mitarbeiter des FC Bayerns sich so schnell wie möglich impfen lassen. Wir werden uns an der Stelle vorbildlich verhalten. Impfungen sind der einzige Weg diese Pandemie unter Kontrolle zu bekommen. Alle anderen sollten sich auch impfen lassen, aber natürlich jeder zu seiner Zeit. Deswegen startet der FC B heute eine Impfkampagne.

Dann wird das Video eingespielt, mit Leon Goretzkas "Starke Menschen haben keine Angst vor der Nadel, lasst euch impfen" Statement.

Rummenigge ist letzte Woche nicht falsch verstanden worden, er wollte schon, dass Fußballer so schnell wie möglich geimpft werden. Er hat dann den Gegenwind gespürt und versucht jetzt seine Aussagen so zu drehen, dass sie mit der Mehrheit übereinstimmen.

Genau so faszinierend ist ja, dass er jetzt die Schuld bei der UEFA sucht. Die müssen ja entscheiden. Den Bayern sind die Hände gebunden. Hier sollte ihm jetzt seine Vergangenheit auf die Füße fallen. Denn Rummenigge war ja vorher nie um seine Meinung verlegen. Er hat sich immer als Moralapostel aufgespielt, auch wenn er eigentlich nur Interessenvertreter des FC Bayern war. Anders ausgedrückt: Er ist ein Populist. Und er hat seine Stimme in schöner Regelmäßigkeit erhoben, wenn es um unnötige Reisen geht. Also unnötige Länderspielreisen. Wenn die Bayern reisen müssen, kann man da halt nichts machen.

Wir reden hier von jemanden, der sich jahrelang als moralische Instanz inszeniert hat. Der Vorsitzender der ECA war. Der innerhalb der europäischen Topclubs unfassbar gut vernetzt ist. Wenn der zu all den Ansetzungen der UEFA und Fifa schweigt, dann passiert das bewusst.

Dieser Rummenigge sich gegen den Supercup oder die Klub-WM positioniert hätte, hätte das ein Beben ausgelöst. Vielleicht wäre die UEFA sogar eingeknickt, wenn er eine Absage des europäischen Supercups verlangt hätte. Wenn er dann mit einer "Wir reisen hier nur an, damit es keine Sperren für den deutschen Fußball gibt" Haltung dahin gefahren wäre, hätte das eine ganz andere Resonanz gegeben. Selbiges gilt jetzt für die Klub-WM.

Der Mann, der sonst immer seine Stimme erhoben hat, hat sich jetzt dagegen entschieden. Und dann wundert er sich, warum die Leute ihn fragen, warum er nichts sagt. 

Als 3. wunderbarer Punkt kommen ja die Ablösesummen, die jetzt laut Rummenigge angeblich zurückgehen. Weil man Leroy Sahne, wie er ihn zu nennen pflegt, ein Jahr vor Vertragsende und nach einer schweren Verletzung für nur 45 Millionen Euro bekommen hat. Und weil man jetzt auch Dayot Upamecano für günstige 42,5 Millionen Euro Ablösesumme holt. Doch genau an der Stelle funktioniert die Logik nicht.

Also man bezahlt halt ohne zu jammern die Summe, die RB Leipzig in seiner Vertragsverlängerung mit Upamecano in diesem Sommer festgelegt hat. Was auch nur bedeutet, dass RB nicht den Vertrag verlängert, sondern sich nur mit Dayot drauf geeinigt hat, zu welcher Summe er den Verein verlassen wird. Den nur halbes Jahr nach der Verlängerung macht er von der Klausel gebrauch. Was für beide Parteien ein vernünftiger Kompromiss ist. Bei Timo Werner gab es ja denselben Kompromiss und auch da war an der Stelle der FC Chelsea sofort und ohne Nachverhandlungen bereit die in diesem Fall sogar vor Covid festgelegte Summe zu bezahlen...

Wenn jetzt aber wirklich der große Preisverfall einsetzen würde, von den Rummenigge schwadroniert, hätte er sich mit Oliver Mitzlaff an den Verhandlungstisch gesetzt. Er hätte wenigstens versucht den Preis zu drücken. Mit der offenen Drohnung Upamecano im Zweifelsfall ein Jahr später ablösefrei zu holen. Da die Preise aber nicht wirklich fallen, haben die Bayern gerne die von RB festgelegte Summe bezahlt.

Der FC Bayern ist also immer noch gewillt die willkürlich von anderen festgelegten Ablösen zu zahlen ohne nachzuverhandeln, will uns aber andererseits erzählen, dass die Preise fallen. Netter Versuch.

Dann folgt noch eine Auseinandersetzung über die Sponsorengelder des Katars. Verbunden mit einem "Menschenrechtsverletzungen sind keine Kultur." An der Stelle muss ich sofort widersprechen: Doch sind sie, und sie sind es immer gewesen.

Also historisches Beispiel zu bringen: Die Kultur der Südstaaten in den USA würde über Jahre durch die Sklaverei geprägt. Am Ende haben sie einen Krieg geführt um... ok, es ging da ja nur um die Rechte der einzelnen Staaten. Praktisch nur um das eine Recht auf die Haltung von Sklaven, alle anderen hätten sie behalten dürfen... Details. Aber einzelne Auswirkungen dieses Systems sind in der Kultur dieser Region bis heute bemerkbar. Geht jetzt nicht darum die USA an den Pranger zu stellen, sondern nur darum zu verdeutlichen, dass Menschenrechtsverletzungen durchaus Kultur sind. Denn Kultur heißt ja nichts anderes als "Vom Menschen gemacht". Und praktisch alle Menschenrechtsverletzungen werden vom Menschen gemacht.

Aber zurück zu Rummenigge: Auch hier hätte man sich positionieren können. Die Bayern setzen da auf Dialog. Was vernünftig ist. Aber muss ich unbedingt die Millionen annehmen, um mit denen zu reden? Also macht das Trainingslager dort, nehmt die Frauenabteilung mit und nutzt die Präsenz vor Ort dann um mit denen zu reden. Die Millionen von Quatar Airways nehmt ihr aber erst an, wenn der Dialog zu einem positiven Ergebniss gekommen ist.

Nächster interessanter Gesprächspunkt sind ja die Hygienekonzepte, die so wunderbar funktionieren. Also es sind 3 unterschiedliche von Uefa, Fifa und DFL, aber all die basieren ja im Wesentlichen auf der Arbeit der DFL. Und da gebe ich Rummenigge recht: Dass  die DFL es als erste geschafft haben ein solches Konzept aufzustellen, welches zumindest im nationalen Rahmen weitestgehend funktioniert, ist eine erwähnenswerte Leistung. Deswegen hat ja auch kaum jemand ein Problem damit, dass die Bundesliga stattfindet.

Aber dass die internationalen Hygienekonzepte greifen? Also die Bayern hatten mit Joshua Zirkzee, Leon Goretzka, Javi Martinez, Serge Gnabry, Nicklas Süle Thomas Müller und Benjamin Pavard bereits 6 positive Corona-Tests in ihren Reihen. Von denen waren Gnabrys und Süles "False Positives", trotzdem mussten schon 6 Bayern mindestens kurzfristig in Quarantäne. Und hatte 4 wirklich infizierte. 

Und der FC Bayern ist seit dem Corona Ausbruch am meisten gereist. Champions League Bubble, haufenweise Nationalspieler, DFB Pokal, Supercups und Klub-WM. Um das extreme Gegenbeispiel zu nennen: Arminia Bielefeld hat seit dem Restart 32 Spiele absolviert. Beim FC B sind es 49. Bielefeld ist nur innerhalb von Deutschland gereist, die Bayern bis in den Nahen Osten. Bielefeld hat keinerlei Corona-Fälle zu beklagen. Aber sie mussten sich der erhöhten Gefahr aussetzen, weil sie direkt nach Bayerns Katar-Trip gegen diese antreten mussten. Und machen wir uns nichts vor: Alle nicht Fußballer hätten geschlossen in Quarantäne gemusst, wenn einer von ihrem Team bei einer derartigen Reise mit einem positiven Test zurückgekehrt wären.

Dabei will ich gar nicht infrage stellen, dass die Bayern alles in ihrer Macht stehende unternommen haben, um derartige Fälle zu verhindern. Aber wenn man so viel reist, ist es wahrscheinlich nicht zu verhindern, dass sich Einzelne Anstecken. Einzelne heißt halt 17,39% des Kaders... das sind Prozentzahlen, von denen die SPD gerade träumt...

Um das mal in einen großen Rahmen zu setzen: die 2,3 Millionen Fälle Deutschlandweit entsprechen nur 2,79% aller Bürger. Da kann man sich kurz ausrechnen, wie "hoch" der R-Wert für den FC Bayern ist. Für die Bundesliga insgesamt liegt er wohl bei 481... Und erreicht seine Höhepunkte während der Länderspielreisen.

Natürlich, und das muss an der Stelle zwingend auch erwähnt werden, wird sich bei Fußballprofis extrem darum gekümmert wird, dass sie sonst niemanden anstecken. Und die Reproduktionsrate ist ja das eigentliche Problem dieses Virus. Der R-Wert für die Stadt München ist geringer, als der, der für Bielefeld angegeben wird. Der Fußball ist also anscheinend kein Superspreader. Das wäre ein sinnvolles Argument für den Fußball...

Bleibt ja nur noch die Gesundheit der Spieler. Und da könnte man zu dem Schluss kommen, dass dieses viele Reisen der Bayern trotz Hygienekonzept und Bubble ein verdammt hohes Infektionsrisiko darstellen. Und das nur national reisen ein wesentlich geringeres Risiko ist. Also auch deswegen könnte der FC Bayern daran interessiert sein, seine Reisen möglichst einzuschränken. Schließlich sollte man gerade bei Leistungssportlern mögliche Langzeitfolgen nicht außer acht lassen. Also wenn wir Normalsterblichen nur noch 90% unserer Lungen nutzen können, merken wir das vielleicht beim Rauchen... Bei Sportlern kann dies das Karriereende einläuten. Man sollte also im Interesse der eigenen Angestellten versuchen die Reisen zurückzufahren.

Und natürlich kann ein Rummenigge das nicht alleine entscheiden. Aber er wäre in der Position eine Debatte über ein erneutes kleineres Finalturnier ab dem Viertelfinale anzustoßen. Aber er weist da ja jegliche Verantwortung und alle Möglichkeiten von sich. "Das liegt in der Verantwortung der Uefa" ist sein "Ist nen Softwareproblem"... 

Beeindruckt war ich auch, dass am Ende angesprochen wurde, dass die Stimmung endgültig gegen den Fußball kippen könnte. Dass das Verhalten und die Positionen des FC Bayerns in den letzten Tagen dazu führt, dass sich mehr Menschen vom Fußball abwenden und die Rechnung, die die Bayern für ihre 4 Millionen Euro Preisgeld zahlen, gigantisch sein könnte... Das ist halt so ein Gefühl, welches mich auch schon die ganze Woche über begleitet hat, welches ich aber einfach nicht treffend ausdrücken konnte. Praktisch zu wissen, dass andere dieses Gefühl auch teilen...

Am Ende glaube ich sogar, dass Rummenigge all das, was er da sagt, wirklich glaubt. Vor allen den Punkt mit der Bodenhaftung. Und aus seiner Position stimmt das sogar: Die Bayern Offiziellen haben jetzt nicht weniger Bodenhaftung als vor der Pandemie. Das Problem ist halt: Sie haben jegliche Bodenhaftung vor 20 Jahren verloren, aber dank Corona fällt uns das jetzt auf...

Montag, 15. Februar 2021

Worst of des "Einigen wir uns auf Unentschieden" Wochenendes

Die großen Verlierer des Wochenendes sind dann... all die Mannschaften, die die Patzer der Konkurrenz nicht nutzen konnten. Also 80 % der Bundesliga. So läuft das hier.

Die Frage, ob es jemals einen Bundesliga-Samstag ohne Sieger gegeben hat, kann natürlich nicht beantwortet werden, weil die Statistikabteilungen auf Kicker.de wie immer nicht vorhanden sind. Sportbuzzer.de stellt jedenfalls diese Behauptung auf. Vertrauen wir denen mal. 

Nebenbei kam der beste Witz des Wochenendes von Jessy Wellmers, die behauptete RB Leipzig sei der einzige "ernst zunehmende Verfolger" der Bayern. Daran erkennt man Qualitätsjournalismus: Die erzählen solche Witze, ohne eine Miene zu verziehen.

Wo wir schon bei lustigen Details sind: Die Bundesliga ist die einzige Liga der Welt, in der man darauf hinweisen, dass ein "Champions League Anwärter" wie Bayer Leverkusen "mit hoher Qualität" kommt. In allen anderen Ligen wäre so was eine Selbstverständlichkeit. 

Aber kommen wir zu den eigentlich wichtigen Dingen: Die Bedauerlichen Einzelfälle des Wochenendes. Das lustigste ist ja, dass der Vorfall in Dortmund mal wieder kein VAR Problem ist. Also klar, dass die Situation haarscharf am "Hier darf der VAR eingreifen" vorbeischrammt, ist unglücklich. Aber egal wie man die Regeln da festlegt: Es wird dann immer Szenen im Grenzbereich geben, in denen der VAR dann doch nicht eingreifen darf. Es sei denn man macht einen 5. Offiziellen draus, der ständig mit dem Schiedsrichter kommuniziert.

Aber das eigentliche Problem ist wie immer: Die Schiedsrichter auf dem Platz müssen dieses Foulspiel sehen und ahnden. Dass es überhaupt einen VAR braucht, um solche Situationen zu entscheiden, ist an der Stelle das Problem.

Nebenbei finde ich es faszinierend, wie selbstverständlich der Kicker da keinen Platzverweis gesehen haben will. Also klar, kann man so sehen, wenn man die Hoffenheim-Brille aufhat. Alle Dortmund-Anhänger sehen da eine klare Notbremse. Und nur um mal zu verdeutlichen, wie schwierig das Regelwerk auch ohne VAR ist: Wenn Bastian Dankert da Rot gibt, schreibt der Kicker garantiert "war vertretbar"...

Dass dann als "Bedauerlicher Einzelfall II des Wochenendes" ein klarer Elfmeter für Union Berlin nicht gegeben wurde. Nun muss ich zugeben, dass ich davon nur lese, weil es das nicht in die DAZN Highlights geschafft hat... Und vielleicht war der Elfmeter so klar, wie es keinen Platzverweis in Dortmund geben musste. Aber der Kicker verteilt dafür die Note 5.

Das schöne ist ja, dass diese Bedauerlichen Einzelfälle jetzt tatsächlich zu einer Konsequenz geführt haben. Also nach Nummer 0,5 in der 2. Liga am Freitagabend wurde tatsächlich die Ansetzung für den Bundesliga-Samstag geändert. Natürlich trifft es nicht die bekannten Schiedsrichter wie Bibliana Steinhaus oder Felix Zwayer... aber wenn man sich mit Zwayer mal wirklich kritisch auseinandersetzen würde, könnte sich ja wirklich was ändern... und das will ja keiner.


Und das andere Wesentliche... nun ja. Wen überrascht es... Die selektive Berichtserstattung des Kickers zu den Bayern: Man gibt Hansi Flicks Rant auf Bild-Zeitungs-Niveau wieder. Den ich ja sogar verstehen kann. Also die Unzufriedenheit mit den politischen Entscheidungsträgern teile ich ja irgendwie. Aber ob so was unbedingt in eine Sportzeitung muss...

Vor allem, wenn man Karl-Heinz Rummenigges Ausbrüche vollkommen ignoriert. Der hat mal wieder in ein Mikro erbrochen. Fußballer sollen aufgrund ihrer Vorbildfunktion frühzeitig geimpft werden. Was eher kritische Reaktionen hervorgerufen hat. So nach dem Motto: Vorbildlich wäre es gewesen während einer Pandemie nicht an einem sinnlosen Turnier in einem Land, welches auf Menschenrechte scheißt, zu spielen. Da hielten sich die Bayern allerdings sehr bedeckt. Denn der Katar ist ja nur böse, wenn sie eine Fußball-WM austragen wollen. Sonst sind sie verlässliche Geschäftspartner...

Ein großes Lob geht da direkt an Leonard Bittencourt, der erkannt hat, das Fußballer als letztes geimpft werden sollten... weil sie halt eine der ganz wenigen Berufsgruppen sind, die ihrer Arbeit relativ unproblematisch nachgehen können. Es ist praktisch wesentlich wichtiger die Fans zu impfen, damit die wieder ins Stadion können, als die Spieler, die sowieso dort sind. Also damit auch die Fans wieder ein geregeltes Leben haben dürfen.

Es ist echt unfassbar, wie weit weg von der Realität Rummenigge ist. Und dass der Kicker dazu komplett schweigt, ist einfach nur erbärmlich. 

Oh und das die Bayern dann auch noch praktisch während des Freitags Spieles bekannt geben, dass sie Dayot Upamecano von RB Leipzig holen. Also praktisch direkt in deren Spielvorbereitung... macht den Verein nicht sympathischer. Es hätte niemanden weh getan mit dieser Information bis Samstagmorgen zu warten...

Freitag, 12. Februar 2021

Das ist dann das Worst Case Szenario

 Also vor allem deshalb, weil es ich mich jetzt doch mit der Klub-WM beschäftigen muss, was ich eigentlich aus Prinzip vermeiden wollte. Denn das einzige wirksame Mittel gegen solche Wettbewerbe ist ja sie zu ignorieren. Wenn wir das alle machen würden, würde man sie auch abschaffen.

Was dann aber wieder dazu führt, dass der Kommentar von Karlheinz Wild den entscheidenden Punkt verfehlt. Denn bei der Klub-WM geht es nicht um spannende Spiele und einen sportlich fairen Wettbewerb, sondern darum, dass auch die Vereine aus den sportlichen "Entwicklungskontinenten" den Traum von einem Pflichtspielsieg gegen eine europäische Spitzenmannschaft leben können. Mehr muss man daraus aber auch nicht unbedingt machen.

Und natürlich ist es sportlich mehr als fragwürdig, wenn sich in 13 von 15 Fällen eh der Champions League Sieger durchsetzt. Aber ich sag das mal so: In der Relegation gibt es eine ähnliche Quote und das stört auch keinen, obwohl die Konsequenzen wesentlich gravierender sind.

Das faszinierendste ist aber das Ende des Kommentars. Denn da fällt Wild dann plötzlich auf, dass die "Bedenken, ob dieser marginale Wettbewerb trotz der Pandemie und der aktuellen Virus-Bedrohung in den Jahreskalender gequetscht werden musste, absolut berechtigt" sind. Interessant, dass ihnen das hinterher auffällt. Also nach dem positiven Corona-Test von Thomas Müller... den er sich auf einer absurd sinnlosen Dienstreise eingefangen hat. Wo waren diese Bedenken eigentlich vor dem Turnier?

Wenn der Kicker Eier in der Hose hätte, hätte er vor der Klub-WM ein eindeutiges Statement gegen diese abgegeben: Man werde abgesehen vom nötigen Ergebnisdienst, keinerlei Berichtserstattung zu diesem Turnier machen, da man es in Zeiten der Pandemie mit dem Meister aus Neuseeland hält und solche unnötigen Wettbewerbe einfach absagen sollte. Der Kicker hat aber keine Eier. Er steckt tief im Arsch der Bayern.

So tief, dass niemand Karlheinz Rummenigge daran erinnern wird, was seine Bayern alles während der Pandemie unbedingt ausspielen mussten, wenn er sich das nächste Mal über die Nationalmannschaften echauffiert. Und genau das müsste dann kommen: Kalle, dein Spieler hat sich während der Klub-WM mit Corona infiziert, du hast jegliches recht aufs Jammern über unnötige Reisen, Spielansetzungen oder Turniere auf Lebenszeit verloren. 

Ich meine, stellt euch mal vor, ein Bayern Profi hätte sich während der Nations League infiziert und müsste dann 9 Tage in Quarantäne. Die Bayern würden Schadensersatz fordern. Über die Wettbewerbsverzerrung jammern, falls die Ausfallzeit mit einem Champions League Spiel kollidiert. Und die Gesundheit der Spieler auf ein Mal ganz großschreiben...

Aber wenn es um 4 Millionen Euro Preisgeld für einen selber geht... da kann man dann halt nichts machen. Da muss man dieses Risiko auch in Kauf nehmen. Und das Risiko ist ja kaum höher als bei einem normalen Champions League Spiel, da sagt ja auch keiner was.

Da gibt es aber einen entscheidenden Unterschied: Für die Champions League interessieren sich die Fans. Also praktisch alle europäischen Fußballfans. Selbst die meisten derer, die eigentlich nur noch zu Regionalligaspiele ihrer Traditionsvereine gehen, schalten halt heimlich doch die Champions League ein. Oder ihre Zahl ist im Großen und Ganzen gesehen so gering, dass sie nicht auffallen.

Plus: Ohne die Champions League Fernsehgelder bricht halt das ganze System zusammen und der eine oder andere Verein wie Barcelona geht pleite. Außerdem hängen halt haufenweise Arbeitsplätze an der Champions League und den nationalen Meisterschaften. Damit sind die dann Systemrelevant... und damit ist es auch nachvollziehbar, dass man für solche Wettbewerbe ein höheres Risiko eingehen will.

Auch wenn die Frage, ob man beide Mannschaften dafür reisen lassen muss, weil die Einreise nach Deutschland zu gefährlich ist, noch beantwortet werden muss. Aber dass man dafür Ausnahmen macht, ist halbwegs nachvollziehbar.

Dass aber der reichste Sportverband der Welt, der es sich mit Milliarden in der Hinterhand echt leisten könnte die Verluste ein Mal auszugleichen, unbedingt dieses Turnier durchdrücken muss... In einem Pandemie Risiko Gebiet...

Und wo wir schon bei Eiern in der Hose sind: Wenn das Gesundheitsamt in München diesen hätte, würden sie die gesamte Bayern-Mannschaft in Quarantäne schicken. Mit der Begründung: Wer sich als Konzern bei einer völlig unnötigen Auslandsreise einen Coronafall anlacht, muss damit rechnen. Aber das hätte man natürlich vorher ankündigen müssen.

Aber das könnte man ja mal vor den Champions League Wochen machen: Hey, wenn ihr unbedingt gegen Mannschaften aus Ländern mit Corona Mutation spielen müsst und wir das nicht verhindern können, dann seid euch einer Sache bewusst: Wenn einer von euch sich bei diesen Trips Corona anfängt, geht ihr alle geschlossen für 14 Tage in Quarantäne. So wie man es bei Normalsterblichen auch machen würde.

Wenn die Bayern Eier in der Hose hätten, hätten sie mit Verweis auf die Pandemie, von sich aus verzichtet. Öffentlich gesagt: Wir wissen, dass wir als Fußballer eine Ausnahmestellung genießen. Dass wir verdammt viel machen dürfen, was anderen verboten ist. Aber in dieser Ausnahmestellung muss man halt auch mal eingestehen: Dieses Turnier ist ein vollkommen unnötiges Risiko, welches wir einfach vermeiden wollen. Macht das ohne uns.

Dafür hätte es von europaweit von den Fans Applaus gegeben. Wir hätten uns alle während des Finales zwischen Tigres und Al-Ahly auf den Balkon gestellt und 90 Minuten lang applaudiert... obwohl es gerade bitterkalt und mein Balkon komplett eingeschneit ist. Das Problem daran ist natürlich: Man kann bei den Pflegekräften nachfragen, wie gut man sich von Applaus ernähren kann... Also nehmen die Bayern doch lieber die 4 Millionen Euro Preisgeld.

Nebenbei wird auch offensichtlich, wie bigott unsere Fußballberichterstattung wieder ist. Also wenn einzelne Spieler wie Tolisso mit unnötigen und egoistischen Eskapaden auffallen, wird groß darüber diskutiert, dass die Spieler sich ihres Sonderstatus bewusst sein müssen. Dass sie viel bessere Vorbilder sein müssen. Dass sie mit Anfang 20 keine Dummheiten machen dürfen. 

Aber, wenn dann die Bayern mit als Verein geschlossen durch einen Egotrip auffallen... dann schicken wir unsere Reporter dahin und berichten darüber. Also unkritisch und zu 85 % über das Geschehen auf dem Platz und nicht darüber, wie krass Fehl am Platz das eigentlich gerade ist. Wenn man unnötige Aktionen unbedingt kritisieren will, sollte man dies auch konsequent machen.

Oh und um zu beweisen, dass man durchaus unpopuläre Meinungen gegen den Veranstalter vertreten kann, auch wenn ohne den angeblich gar nichts geht: LeBron James als immer noch bester Basketballer der Welt hat gerade sehr eindeutig Stellung gegen ein geplantes All Star Game der NBA bezogen. Öffentlich bekannt, dass gerade gar keinen Bock auf so einen sinnlosen Scheiß hat. Das ist nicht ganz sein Wortlaut, aber es ist dicht dran. Mehrere NBA Stars haben bereits verlauten lassen, dass sie dort nur auflaufen werden, weil sie sonst Strafen befürchten... Warum hat man aus dem Bayern-Kader keine ähnlichen Ansagen gehört? Ich frag ja nur...

Montag, 8. Februar 2021

Worst of des "Wieder ein bedauerlicher Einzelfall" Wochenendes

 Wer hätte das gedacht... es ist schon wieder passiert. Damit konnte ja keiner rechnen. Ein Schiedsrichter trifft eine glasklare Fehlentscheidung und der Video Assistent Referee greift nicht ein. Wer hätte damit denn rechnen können? 

Da wird dann natürlich auch das nächste Problem deutlich: Wenn alle Schiedsrichter für krasse Fehlentscheidungen 4 Wochen aus dem Verkehr gezogen werden, muss Robert Hoyzer reaktiviert werden...

Das faszinierendste ist ja, dass Peter Bosz und Pellegrino Matarazzo die Regel ändern wollen. Weil ja das ständige Ändern der Regel in den letzten Jahren so viel Klarheit gebracht hat. 

Also ja, eine Regeländerung würde etwas bringen: Gebt für solche Handspiele indirekte Freistöße und für die "Es wird ein Tor verhindert" Handspiele Elfmeter.

Aber weitere Regeländerungen werden nichts bringen, wenn der Schiedsrichter auf dem Feld und der Schiedsrichter im Keller bei eindeutigen Sachlagen diese Regeln nicht anwenden.

Und dieses Mal ist es ja keine Interpretationsfrage. Also Arnd Zeigler hat ja aufgedeckt, dass man wirklich gehört hat, wie der Paderborner Ingelsson den Ball berührt. Da ist dann nur noch die Frage zu klären, warum das eine "Deliberate Play" sein soll und ein wesentlich klarer gespielter Ball am folgetag nicht. Spannender Weise gibt es auch da bei Zeigler eine unbefriedigende aber nachvollziehbare Antwort drauf. Also weil die eine Aktion ein Torschuss gewesen sein soll, die andere nicht, wird der verzweifelte Abwehrversuch anders bewertet. Also ja, da kann man sagen: Die Regel ist Scheiße, macht die einfacher und nachvollziehbarer. Indem der erste Ballkontakt keine neue Spielsituation herstellt. 

Aber die Lage in Stuttgart ist eine komplett andere: Wenn du mit der Hand da oben rumfuchtelst, musst du damit rechnen, dass es Elfmeter gibt, wenn jemand deine Hand anschießt. Das ist eindeutig geklärt.

Die Trainer trauen sich aber halt auch nicht das eigentlich logische auszusprechen... wahrscheinlich, weil sie Angst vor einer Strafe haben. Aber irgendwann werden die merken, dass die Qualität der Schiedsrichter das Problem ist. Hoffentlich bevor die UEFA oder Fifa keinen Schiedsrichter zur EM oder WM nominiert...

Wo wir schon bei alten Kamellen sind: Die Uefa hat eine Lösung für das Einreiseproblem der Engländer gefunden: Man lässt beide Mannschaften einfach in einer Region spielen, wo die Pandemie nicht ganz so ernst genommen wird... Obwohl der R-Wert in Budapest gerade höher ist, als in Leipzig. Das Risiko einer Infektion wird also minimiert, wenn man die potenziell gefährlichen Kontakte in einer Region mit höheren Infektionszahlen trifft. Wenn das Gesundheitsamt in Leipzig Humor hat, ordnen sie hinterher 8 Tage Quarantäne für alle Beteiligten an, nur um zu verdeutlichen wie absurd das ist.

 

Ansonsten muss ich unbedingt das hier mit euch teilen. Die beste Werbung aller Zeiten. Schlangenölfabrikanten werben mit Borussia Dortmund und dem Slogan "Stabiles System"...

Das kann man sich nicht ausdenken...

Wir reden schon von den Dortmundern, bei denen Roman Bürki gerade seinen Stammplatz in Abwesenheit sichert, weil der Konkurrent Marvin Hitz nur noch unsicherer agiert. Bei denen Kapitän Marco Reus derzeit nur nach seinen Auswechslungen auffällt und nicht auf dem Platz. Die 4 Punkte hinter dem essenziell wichtigen Saisonziel Champions League Qualifikation liegen. An genau solchen Systemen richte ich doch meine Internetsicherheit aus.

Freitag, 5. Februar 2021

Ich sag's nur ungern, aber... Passives Abseits Leser wissen es früher

 Also nur um das einmal zu klären. Es ist nicht so, dass mir das Spaß macht. Gerade an dieser Stelle nicht, wo es um eine Pandemie geht. Ich könnte wirklich darauf verzichten, in dieser Situation Recht zu behalten.

Also dass "Es wird Probleme mit dem Rahmenterminkalender geben" Lied wurde hier schon im Oktober gespielt. Und im Dezember neu aufgelegt. Die wesentliche Aussage war damals schon, dass die Uefa ihren Spielplan kürzen muss, um Ausweichmöglichkeiten zu schaffen, falls wegen Covid-19 irgendetwas nicht funktioniert... Die Gesundheitsämter die Einreise der britischen Mannschaften verweigern zum Beispiel. 

Die einfachste Lösung wäre ein Verzichten auf die Gruppenphase und ein reines K.O. Turnier gewesen. Aber dann hätte man ja herauskriegen können, dass die Fans eigentlich gar keinen Bock auf die Gruppenphasen haben und das will ja keiner. Und ja, die gesamten Spiele im Herbst wurden ausschließlich für die Fernsehstationen und die Vereine abgehalten.

Oder man hätte frühzeitig ein Final 8 Bubble Turnier angesetzt, worüber jetzt ja eh nachgedacht wird. Also als langfristiger Plan. Dann spielt man von Freitag bis Sonntag in 8 Tagen ein Turnier aus und streicht somit 2 Termine.

Das mindeste, was man jetzt machen sollte, ist: Den Teams mehr Flexibilität geben. Also wenn man sich die "Lösungsvorschläge" von der Uefa anguckt, denkt man sich nur "Was ziehen die sich eigentlich durch die ganzen Geldscheine?" Den Spieltermin mit Borussia Mönchengladbach tauschen, die dann dasselbe Problem haben? 

Hier ist die pragmatische Problemlösung, was das mindeste sein wollte, was die Uefa RB Leipzig anbieten müsste: Ihr spielt das Hinspiel am 24. März und das Rückspiel eine Woche später zum letztmöglichen Termin. Denn dank der immer noch absurden Streckung der Achtelfinalspiele hat man ja theoretisch genügend Zeit. Und das sollte in dieser Situation problemlos funktionieren. Ohne irgendwelche Probleme. Natürlich gibt es dann Überschneidungen mit den 2 Rückspielen, die gleichzeitig stattfinden. Ja, eventuell muss man dann 3 Spiele gleichzeitig zeigen. Davon wird doch aber die Welt nicht untergehen.

Aber für die Uefa scheint es überlebenswichtig zu sein, dass am 16.02. 2 Hinspiele ausgetragen werden, auch wenn der Wettbewerb dadurch unnötig verzerrt wird. Denn am Ende ist das Einhalten der Verträge wieder wichtiger als die Vernunft... oder die Gesundheit der Spieler.

Und wieder mal kommen wir zu dem Schluss: Wer von einer neuen, veränderten Fußballwelt nach Corona geträumt hat, wird bitter enttäuscht werden. Auch das wurde hier schon vor Ewigkeiten prophezeit.

Donnerstag, 4. Februar 2021

VARte was? Wirklich?

 Also zunächst mal das wichtigste vorne weg: War doch schön spannend. Also es war definitiv der Beweis, dass der DFB Pokal auch ohne die Bayern funktionieren kann. Ich hab ja schon befürchtet, dass es nur grausame Spiele auf bescheidenem Niveau geben würde. Am Ende war es sogar Werbung dafür andere Spiele zu zeigen, wenn die Bayern auch eine Option wären. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass wir ein enges, spannendes Spiel zu sehen bekommt, steigt, wenn die Bayern nicht spielen... Auch wenn ich selber zugeben muss, dass Bastian Schweinsteiger die Spannung am Dienstag schon herbeigeredet hat. Aber er hat Recht behalten, Dortmund ist so instabil, dass selbst eine 2:0 Führung gegen einen Zweitligisten nicht sicher ist. Im Großen und Ganzen lief das nebenbei alles für Union: Die Konkurrenten mussten sich auf schwierigsten Platzverhältnissen oftmals sogar durch eine Verlängerung quälen, während man selber auf der Couch regenerierte.

Jedenfalls steht es jetzt schon fest, dass Jahn Regensburg und Holstein Kiel im Viertelfinale gegeneinander spielen und ins Elfmeterschießen gehen. Bucht es genau jetzt.

Kommen wir aber zum eigentliche: Was ist denn bitte schon wieder mit unseren Schiedsrichtern los? Also nur um mal festzuhalten, dass wir kein VAR-Problem haben, sondern ein Qualitätsproblem. Was auch keine Neuigkeit ist. Mit richtig guten Schiedsrichtern könnte man auch den VAR problemlos einführen. Aber die haben wir anscheinend nicht.

Also um das mal kurz festzuhalten: Wenn Tobias Stieler beim 3:2 der Dortmunder eine neue Spielsituation erkannt haben will und das richtig sein soll, Robert Hartmann bei einem eindeutigeren Klärungsversuch in Regensburg keine neue Spielsituation erkennt, was auch richtig sein soll, dann arbeiten beide mit unterschiedlichen Regelwerken. Und das kann nicht sein. Einer der beiden hat richtig Scheiße gebaut. Wir müssen mal herauskriegen, wer.

Also ganz ehrlich: Der DFB und die DFL müssen da jetzt reagieren. Sie müssen eindeutig dazu stehen, dass die Regel wie gestern erörtert Scheiße ist, aber konsequent so angewendet werden muss, dann führen beide Rettungsversuche zu neuen Spielsituationen. Oder sie sagen, dass eine Rettungsaktion nicht zwingend zu einer neuen Spielsituation führt, dann muss der Kicker Stielers Note von 2,5 auf 4,5 korrigieren.

Gerade wo beide Szenen so direkt nacheinander passierten. Und das 2 faktisch identische Situationen (Ein Klärungsversuch bringt den Ball zu einem im Abseits stehenden Spieler) zu unterschiedlichen Entscheidungen führen, kann so einfach nicht passieren. Also nicht im professionellen Sport, wo es ja auch immer um Millionen geht. Das ist auch kein Ermessensspielraum wie beim Handspiel. 

Es wäre wirklich spannend, welche Regelauslegung der DFB jetzt für die richtige hält. Und für alle Abwehrspieler der Liga eine wichtige Information. Vor allen Dingen müssen derartige Fehlentscheidungen auch Konsequenzen für die Schiedsrichter haben, die man auch mal offiziell benennen dürfte. Also einer der beiden darf ganz offiziell für 4 Spieltage pausieren.

Am krassesten ist das natürlich für Steffen Baumgart. Wenn der diese Szene gestern gesehen hat, wird sein Puls nochmal so richtig hochgegangen sein. Denn der kann jetzt behaupten, dass er aufgrund der Willkür von Stieler aus dem Pokal geflogen ist. Und das ist ja wohl die bitterste Variante um auszuscheiden.

Vor allem sollten wir halt wieder mal nicht über den VAR reden. Der ist ganz offensichtlich nicht das Problem, sondern nur das Symptom. Ein bisschen wie Donald Trump als Präsident in den USA: Nur weil die Situation um diese inzwischen nicht mehr neue Entwicklung so extrem ist, fällt einem auf, wie kaputt das System eigentlich ist. Und das System sind hier halt die Schiedsrichter, die einfach nicht mehr gut genug sind.

Genau darüber müssen wir eigentlich seit Jahren reden. Aber der DFB arbeitet ja wie das Innenministerium, wenn es um Probleme bei Rechtsradikalen in der Polizei und Bundeswehr geht: Das sind alles bedauerliche Einzelfälle. Im Großen und Ganzen gibt es da gar keine Probleme. Das es jede Woche mindestens einen bedauerlichen Einzelfall mit VAR-Beteiligung gibt... ist doch reiner Zufall. Da kann man nichts machen.

Es wäre zum Beispiel mal ein wirklicher Fortschritt, wenn der DFB nach einer Pokalrunde ein Protokoll veröffentlicht, in dem er alle kritischen Entscheidungen bewertet. Wo dann jeder nachlesen kann, was nach DFB Meinung die korrekten Entscheidungen waren und wo man selber Fehler sieht. Die NBA macht das seit Jahren mit jeder in der Schlussphase getroffenen Entscheidung und es hat den Referees nicht geschadet. 

Dann muss man ergebnisoffen die Debatte führen, wie man die Schiedsrichter wieder auf das gehobene internationale Niveau hebt, welches sie definitiv mal hatten. Nicht nur mit Felix Brych als Ausnahmeerscheinung, sondern flächendeckend. . Nur um das mal festzuhalten: Brych, Felix Zwayer und Denniz Aytekin sind die 3 aktiven Fifa Schiedsrichter mit mehr als 20 Europacup Einsätzen... Und Zwayer ist auf dieser Liste, obwohl er in schöner Regelmäßigkeit zum schlechtesten Bundesligaschiedsrichter gewählt wird. Dass der Mann immer noch als Topschiedsrichter geführt wird, ist ein Teil des Problems und nicht die Lösung.

Hier ist eine schockierende Statistik: laut Wahretabelle.de sind Dingert, Dankert, Stieler, und Zwayer 4 der 7 schlechtesten Schiedsrichter. Wobei man an der Stelle festhalten muss, dass Dingert bei Kicker.de wesentlich besser abschneidtet. 1,6 Notenpunkte besser. Allerdings scheint es allgemein schwieriger zu sein bei dieser Seite gute Noten zu bekommen. Und wie immer ist das Onlineportal von Kicker.de absoluter Müll und lässt mich nicht alle Schiedsrichter und deren Durchschnittsnoten auf einer Seite auflisten. Und auf das Profil von Dingert komme ich am einfachsten, wenn ich direkt bei Google seinen Namen und Kicker.de eintippe. Es ist immer wieder faszinierend, wie unbrauchbar deren Onlineportal ist, wenn man mehr als Ergebnisse abrufen will... Aber damit haben wir das auch für diese Woche erledigt. 

Und wenn der Kicker mir nicht helfen will, muss ich andere Quellen nehmen. Und die kommen zu dem Schluss, dass unsere Fifa Schiedsrichter gerade mal richtig schlecht pfeifen. Aber das konsequent und konstant.

Wenn man ganz ehrlich ist, ist Brych gerade der einzige, der wirklich für höhere internationale Aufgaben in Betracht gezogen wird. Jetzt zeigt sich an der Stelle wieder mein Alter... aber es gab mal eine Phase, da wurde sich in diesem Land darüber aufgeregt, dass jedes Land maximal einen Schiedsrichter zu den großen Turnieren im Sommer schicken durfte. Weil Deutschland da mit Heynemann, Merk, Stark, Krug, Fandel mehrere brauchbare Kandidaten haben. Mittlerweile schicken wir Zwayer als VAR und versagt dann so richtig.

Gerade bei den Turnieren im Sommer zeigt sich der Werteverfall der Deutschen Schiedsrichter doch am krassesten. Früher hatte man den großen Nachteil, dass Deutschland immer mindestens ins Halbfinale kam, was dazu führte, dass als Schiedsrichter nicht fürs Finale nominiert werden konnte. Deswegen ist Markus Merk der einzige Schiedsrichter, der je ein Finale bei diesen Turnieren pfeifen durfte. Aber dann wollte Jogi Löw dem Deutschen Schiedsrichterwesen mal einen Gefallen tun und plante die Heimreise nach der Gruppenphase. Damit die so selten besungenen Helden in Schwarz auch mal in der entscheidenden Phase mitmischen durften... und Felix Brych... wurde von seinem VAR Zwayer krass hängen gelassen und nach der Gruppenphase nach Hause geschickt. 

Das wäre in vorherigen Generationen undenkbar gewesen. Deswegen pfiff Merk auch das Halbfinale im Jahr 2000. Damals dachte man sich als UEFA "Dann haben wir wenigstens einen weiteren fähigen Schiedsrichter im Halbfinale, gut für uns"... 

Mittlerweile gibt es überhaupt nur einen Kandidaten, der überhaupt für solche Turniere infrage kommt, während man früher aufgrund von Quoten fähige Schiedsrichter zu Hause lassen musste. Und dieser eine Schiedsrichter ist selbst dann nicht gefragt, wenn Deutschland frühzeitig ausscheidet. 

Ich sag das mal so: Wenn selbst die Ffia und Uefa erkannt haben, dass unsere Schiedsrichter nichts mehr taugen, muss die Lage wirklich schlimm sein.

Mittwoch, 3. Februar 2021

Endlich wieder was mit ABSEITS!!!

 War ja auch mal Zeit.

Also als ich vor Ewigkeiten diesen Blog angefangen habe, waren Abseitsentscheidungen und die Regelauslegung das Thema Nummer 1. Das, was heute das Handspiel und der Video-Assistent-Referee sind. Die Älteren unter uns erinnern sich. Deswegen heißt dieser Blog auch so, wie er heißt.

Nun hat sich beim Abseits einiges getan. Oder andere Dinge sind wesentlich offensichtlicher geworden. Oder man hat sich daran gewöhnt, dass die Regel mal wieder komplett weltfremd ist.

Nebenbei, als kurzer Einschub, ist es echt faszinierend, wie der VAR all seine Elfmeter immer wieder verkackt. Also eigentlich war dieses Spiel mal wieder Werbung für diese neue Idee. Denn in der allerletzten Minute sorgt er für große Emotionen UND mehr Gerechtigkeit. Man stelle sich vor, diese Szene hätte sich vor ausverkauftem Haus abgespielt: 15.000 Zuschauer starren gebannt auf den Schiedsrichter und seinen Monitor. Handy herausziehen um selber nachzugucken ist nicht, weil alle an ihren Fingernägeln kauen. Und dann der kollektive Aufschrei, wenn der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt zeigt. Und der erneute Jubel, wenn der Elfmeter zur Verlängerung führt. Ganz großes Gefühlskino... Aber hinterher flucht Steffen Baumgart nur darüber, warum der VAR ein paar Minuten später nicht nachvollziehbarer Weise nicht eingegriffen hat. Wobei diese Entscheidung ja korrekt gewesen sein soll.

Und das ist das eigentliche Problem, über das halt jetzt nicht geredet wird: Wenn Stieler in diesem Moment regelkonform gehandelt hat, dann ist diese Regel Scheiße. Kompletter, absoluter, unfassbarer Bullshit.

Warum? Nun ja: Der offensiv und aggressiv auftretende Außenseiter wird für diese Spielweise bestraft. Wer denkt sich solche Regeln aus? Die Spielweise von Paderborn sollte vom Regelwerk gefördert werden und nicht das "Wir mauern mit 10 Mann am eigenen Strafraum". Aber wenn Paderborn das macht, kriegen sie zumindest dieses Gegentor nicht.

Und das ist ja das völlig absurde: Die verzweifelte Abwehraktion von Svante Ingelsson stellt eine neue Spielsituation her? Das kann doch nur jemand behaupten, der selber nie gegen einen Ball getreten hat. Also, selbst wenn er mit der Aktion die Flugbahn des Balles verändert hätte, wäre das immer noch...

Kurzes theoretisches Szenario: Spieler X steht 5 Meter im Abseits. Ich gehe in einen Luftzweikampf mit Spieler Y, gewinne diesen gerade so... aber lenke den Ball direkt zu Spieler X. Der schießt den Ball regelkonform ins Tor. Ich werde dafür bestraft, dass ich meinen Zweikampf technisch gesehen gewonnen habe. Der Gegner zieht einen krassen Vorteil aus einer Abseitsstellung. Das kann doch nicht gewollt sein.

Nun ist es einfach über Regeln zu fluchen und schwierig konstruktive Vorschläge zu machen. Moment, ist es nicht. Die Lösung wäre einfach, man schreibt beim Handspiel ab. Ja, wirklich. Also beim Offensiven Handspiel.

An der Stelle muss ich zugeben, dass meine Offensive Handspiel Regel anders aussehen würde: Pfeift einfach sofort ab, sobald jemand den Ball in der gegnerischen Hälfte den Ball an die Hand bekommt. Konsequent und sofort. Aber wie wir vor einigen Wochen festgestellt hat, gibt es ja klare Regeln wie viele Spieler zwischen Handspiel und Torschuss am Ball gewesen sein müssen, damit das Tor zählt. 

Faszinierender Weise kam diese Regel ja letztens in der Bundesliga zur Anwendung. Ich glaube sogar 2 Mal an einem Wochenende. Allerdings finde ich jetzt das entsprechende Spiel nicht mehr. Wenn ich mich richtig erinnere, ist die Zahl 3. Also wenn der 3. Spieler nach dem Handspiel das Tor erzielt, zählt es, wenn schon der 2. den Ball über die Linie schiebt, zählt es nicht. Einfach und nachvollziehbar, weil man es an einer Hand abzählen kann.

Warum nutzt man nicht eine ähnliche Regel beim Abseits. Also die erste Ballberührung stellt noch keine neue Spielsituation dar und der Spieler steht weiterhin im Abseits. Wenn man dem Gegner allerdings mit dem 2. Kontakt in den Lauf legt, gilt das als eigene Inkompetenz und damit muss man dann leben. Einfach und nachvollziehbar. Und man kann dadurch die Debatte sparen, ob Ingelsson am Ball war oder nicht.

Und nur um das nochmal festzuhalten: in die Position einen durchstartenden Spieler mit einer derartigen Grätsche ins Spiel zu bringen kommt man nur, wenn man hoch verteidigt und aktiv am Spiel teilnimmt. Genau das, was wir sehen wollen. Das Regelwerk sollte immer so gestaltet werden, dass es mutiges Spiel nach vorne fördert. Diese einfach und nachvollziehbare Regeländerung würde dies tun, während sie den "Wir stehen mit 9 Mann am eigenen Strafraum und schicken dann unseren einen schnellen Angreifer" Mannschaft das Umschalten erschweren würde.

Da sich Baumgart aber in epischer Weise über den VAR beschwert, geht die Debatte am eigentlichen Problem vorbei. Auch wenn festzuhalten bleibt, dass die Ausführungen von Baumgart echt grandios waren. Das faszinierendste war, wie er dann plötzlich wieder ruhig und sachlich wurde, als er über den Rest des Spiels redete. Bleibt zu hoffen, dass der DFB einsieht, dass er recht hat und auf eine Strafe verzichtet... 

Was mich jetzt ja wirklich interessieren würde, ist Baumgarts Reaktion auf das "Stieler hat korrekt gehandelt"... damit dann mal jemand ausspricht was offensichtlich ist: Wenn das korrekt sein soll, ist die Regel bescheuert.

Dienstag, 2. Februar 2021

Das ist der spannendste Pokalwettbewerb aller Zeiten!!!

Ok, minimale Übertreibung. Obwohl... lasst es uns mal kurz durchrechnen:

Also in 4 von 5 Jahren steht der FC Bayern im DFB Pokalfinale. Fun Fact: 2 Endspiele in Folge ohne Bayern-Beteiligung hat es zuletzt in den Jahren 2001 und 02 gegeben. Falls ihr jetzt schon einen Tippschein für einen Finalteilnehmer im Jahr 2022 abgeben wollt...

Viel finsterer wird es allerdings, wenn man eine Ebene tiefer schaut. Also 2017, als die Bayern das letzte Mal das Finale in Berlin verpassten, wurden sie vom späteren Titelträger Borussia Dortmund rausgeworfen. 2015 boxte Mitch Langerak die Bayern und Robert Lewandowski aus dem Wettbewerb, nur um hinterher tatsächlich am VfL Wolfsburg zu scheitern... 2010/11 waren es Raul und Manuel Neuer, die das Bayern-Aus im Halbfinale besiegelten. Also Neuer war damals noch Schalker. Die Knappen gewannen damals ihren bis heute letzten Titel. 2008/09 passierte dann etwas Unglaubliches: Die Bayern schieden vorm Halbfinale aus. Und der Bayern-Bezwinger wurde hinterher nicht Pokalsieger. Was oll man sagen... bei Bayer liegt das Vize-Kusen halt in der Vereins-DNA...

Aber in diesem Jahrtausend haben nur 2 weitere Mannschaften die Bayern im aus dem Wettbewerb geworfen, ohne ihn hinterher zu gewinnen. Alemannia Aachen gelang das sogar 2 Mal. Und der Vollständigkeit halber: der 1.FC Magedeburg eliminierte die Bayern mal sensationell in der 2. Runde

Also um das mal festzuhalten: In diesem Jahrtausend gab es ganze 5 Saisons, in denen man den Bayern "aus dem Weg gehen" konnte. In denen der Sieg im Pokal ohne einen Sieg gegen die Bayern errungen werden konnte. In den letzten 10 Jahren kam es ein Mal vor. Das zerstört den "Der Pokal ist der einfachste Weg zum Titel" Mythos ein wenig. Denn Meister werden kann ich ja theoretisch, ohne die Bayern zu schlagen. Die angeblichen Titelanwärter verspielen ihre Chancen ja meistens in Mainz und nicht in der Allianz Arena. Um den Pokal zu gewinnen, muss ich normalerweise in 90 oder 120 Minuten besser sein als der alles dominierende Rekordmeister. Sonst habe ich keine Chance auf diesen Titel.

Was auch nur bedeutet: Holstein Kiel gewinnt dieses Jahr. Bucht den Tippschein jetzt, die Quote wird nur fallen.

Nebenbei wollte ich an der Stelle einschieben, dass das ganze "Da freust du dich über Weihnachten auf die Bayern und kriegst dann Holstein Kiel" Witz nicht funktioniert. Also, wenn Darmstadt ein Heimspiel vor ausverkauften Haus gegen die Bayern gehabt hätte... Aber einerseits haben wir halt dieses hässliche Virus, welches ausverkaufte Heimspiele unmöglich macht. Vor allem hätte man aber zum Rekordmeister fahren müssen. Weil Zweitligisten immer noch kein automatisches Heimrecht im Pokal genießen, obwohl bei jeder Umfrage 75 % der Fans dafür wären. Das führt dann immer dazu, dass potenziell legendäre Pokalabende mit fantastischer Stimmung zu langweiligen Pflichtveranstaltung vor nicht mal ausverkauften Haus werden. Wobei man an der Stelle zugeben muss, dass die Allianz Arena immer ausverkauft ist... nur Stimmung ist da halt eher selten. Jedenfalls könnte man da den Wünschen der Fans echt mal folgen... Einschub Ende.

Jetzt ist das Feld der potenziellen Titelkandidaten plötzlich weit offen. Es ist auf ein Mal relevant, wer sich in den Duellen Wolfsburg - Schalke und Stuttgart - Mönchengladbach durchsetzt, weil der Gewinner jeweils realistische Chancen auf den Pott hat: Danach sind es nur noch 2 weitere Siege bis Berlin. Die könnte sogar Schalke holen. Während es sonst immer hieß: Der Titel geht nur über die Bayern und die schlagt ihr eh nicht...

Und wir als Konsumenten können endlich mal nachweisen, dass wir auch einschalten, wenn sie nicht die Bayern zeigen. Also eines der beliebtesten Klagelieder ist ja, dass immer die Bayern im FreeTV gezeigt werden, auch wenn deren Spiele meistens die langweiligen sind. Aber das machen die Öffentlich Rechtlichen natürlich nur zum Teil, weil sie die Blamage, von der dann ewig geredet wird, nicht verpassen wollen... Vor allem ziehen die Bayern halt auch die meisten GEZ zahlenden Kunden an.

Montag, 1. Februar 2021

Was machen eigentlich all die Bayern-Talente

 Fangen wir mit einem ehrlichen Eingeständnis an: Dieses Wochenende gibt einfach nicht genug her für ein Worst of... weil die Mannschaften, die gewinnen sollten, im Großen und Ganzen auch 3 Punkte eingefahren haben. Es gab 7 Heim- und keinen einzigen Auswärtssieg. Einzig die Leistung von Werder Bremen in der ersten Halbzeit war grenzwertig, weil sie Schalke 04 wie einen legitimen Bundesligisten aussehen ließen. Und schon wieder auf Kohfeldt herumhacken...

Bleibt noch die Vertragsverlängerung von Yannick Gerhardt, die mich irritiert. Also nicht die Verlängerung, sondern wie Wolfsburg dafür gefeiert wird. "Man schafft es mit seinen Leistungsträgern zu verlängern"... Weil man Hertha, Köln und Eindhoven ausgestochen hat? Wirklich? Wenn Bayern, Dortmund und irgendein mittelmäßiger Premiere League Klub mitgeboten hätten, könnte man sich auf die Schulter klopfen. Aber man hat die Mannschaften, die in der Nahrungskette teilweise deutlich unter einem stehen ausgestochen. Wenn man das nicht hinbekommt, kann man den Laden auch dicht machen.

Beschäftigen wir uns also mit den spannenderen Dingen: Bayern II. Also genau genommen Bayern II aus der Vorsaison, die den Bayern das Sextuple aus Meisterschaft, Pokalsieg, Champions League, deutschem Supercup, europäischen Supercup und Drittligameisterschaft ermöglichten. Also es fasziniert mich schon, dass jeder andere Scheiß außer den Hallenmasters bei solchen Aufzählungen erwähnt wird, egal wie egal er ist, aber die Drittligameisterschaft unter den Teppich gekehrt wird. Und warum haben die Bayern-Damen eigentlich letztes Jahr nichts gewonnen?

Dabei hätte die Drittligameisterschaft richtig relevant werden können. Also als entscheidender Paradigmenwechsel.

Eines der Grundprobleme der Bundesliga ist ja, dass die Bayern nur Talente aus dem Bundesligapool herausziehen, aber praktisch nichts mehr zurückgeben. Weder als Leihspieler, noch als Abgänge.

Also als praktisches Beispiel: Man holte sich Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Mickael Cuisance von der Konkurrenz, gab dafür dann... ähm... Marco Friedl an die Liga zurück. Berichtigt mich, aber Marco Friedl dürfte einer der ganz wenigen Bundesliga-Stammspieler mit Bayern II und Jugendvergangenheit sein, der in der Bundesliga spielt. Dazu kommen in den letzten 10 Jahren Georg Niedermeier und Woo-yeong Jeong... Und Jeong zu zählen fühlt sich falsch an, weil der 6 Monate bei den Bayern war. Und ja, ich bin gerade die Abgänge von Bayern II auf Transfermarkt.de durchgegangen und das waren die einzigen, die in die Bundesliga gewechselt sind. Dazu kommt dann wohl noch Mehmet Eckici, der ja immerhin 3 Jahre bei Werder Bremen kickte. Faszinierender Weise fehlt Friedl auf dieser Liste, obwohl er definitiv bei Bayern II gespielt hat...

Dass diese Bilanz grausam ist, ist allerdings keine Neuigkeit für die 2 Stammleser dieses Blogs: Die Bayern bilden einfach viel zu wenige brauchbare Bundesligaspieler aus. Also nach der Generation Lahm, Müller, Schweinsteiger. Eigentlich sollten zu jeder Zeit 10 Spieler mit Bayern Vergangenheit in der Liga mitmischen. Jedes Jahr sollten die einen Bundesligaspieler ausbilden. Also einen Spieler, der gut genug für die Bundesliga ist, aber den Bayern nicht weiterhilft, deswegen zur Konkurrenz wechselt und dann an diesem einen Tag die Bayern abschießt...

Praktisch macht der große Klassenfeind Red Bull mehr für das allgemeine Bundesliganiveau als die Bayern, denn selbst wenn man Leipzig aus der Gleichung rausnimmt, so haben sie immer noch Haaland, Hinteregger, Schlager, Samassekou und Lazaro in die Bundesliga verkauft. Die Bayern bräuchten 25 Jahre um auf vergleichbar viele Verstärkungen für die Konkurrenz zu kommen.

Aber die aktuelle Drittliga-Generation hatte ja die Gelegenheit das alles zu verändern. Denn da dürfte der eine oder andere dabei sein, der wirklich und langfristig Bundesliganiveau repräsentiert. Nur... werden wir das wohl nie erfahren, weil Kwasi Okyere Wriedt halt zu Wilhelm II Tilburg wechselt und nicht zu Arminia Bielefeld. Und Olivier Batista Meier nach Heerenveen verliehen wird. Auch der offensichtlich größte Name mit Joshua Zirkzee wechselt zum AC Parma. Warum? Also ernsthaft: Warum wechselt keines der Bayern-Talente in die Bundesliga? 

Und es ist ja nicht so, das Parma jetzt die überragende italienische Adresse wäre, mit der Schalke oder Augsburg nicht mithalten können. Aber anscheinend ist Abstiegskampf in Italien für ihn interessanter als Abstiegskampf in der Bundesliga. Und anscheinend betrachten die Bayern Weiterbildungsmaßnahmen in Holland oder Österreich ebenfalls als vielversprechender. 

Dabei zeigen doch die historisch erfolgreichen Leihen von Philipp Lahm, Toni Kroos und David Alaba, dass von so einem Projekt alle profitieren würden. Aber entweder die Bayern sagen dazu gerade kategorisch nein, was wirklich albern wäre.

Oder der Rest der Liga verschläft das gerade komplett und zeigt keinerlei Interesse an diesen Talenten. Die sind in den letzten 10 Jahren so sehr darauf konditioniert worden, dass aus der Bayern-Akademie nichts Brauchbares für sie kommt, dass sie nicht mal mehr Scouts zu deren Spielen schicken. Das wäre wirklich tragisch.

Dass von der letztjährigen Drittliga Mannschaft der Bayern kein einziger in die Bundesliga gewechselt ist, ist jedenfalls nicht nachvollziehbar. Und es sollte ein viel größeres Thema sein. Vernünftig wäre es gewesen Zirkzee in den Moment an einen Bundesligisten zu verleihen, in dem man Eric Maxim Coupo-Moting verpflichtet hat. Denn ab da war abzusehen, dass Zirkzee kaum noch Minuten bekommen wird. Und die wenigen ganz raren Minuten hätte man an Fiete Arp geben können, ohne dass es einem wirklich weh tut. Stattdessen steigern die Bayern jetzt das Niveau der italienischen Liga... Davon hat halt hier praktisch niemand was.

Nachtrag: Und kaum beschwert man sich... könnte Chris Richards nach Hoffenheim verliehen werden. Immerhin seinen Neffen versorgt Uli Hoeneß also mittlerweile mit jungen Talenten.