Mittwoch, 28. Februar 2024

Ehre, wem Ehre gebürt.

 Man muss ja auch mal erwähnen, wenn der Kicker Dinge macht, die man offensichtlich nicht erwartet hat.

Denn der Kicker hat tatsächlich in einem frei verfügbaren Artikel erklärt, dass der derzeitige Aufschwung der Kölner zu spät für den "Klassenerhaltskampf" kommt. Also zumindest für den direkten, man wird den Weg über die Relegation gehen müssen.

Köln selber scheint das auch schon "eingesehen" zu haben und stellt sich auf die Extraspiele in der Relegation ein. Da geht es auch nur noch darum, Mainz hinter sich zu halten.

Ich empfinde das ja sogar ein interessant, denn ich bin gespannt, wie jetzt über die Mannschaften ab Platz 10 berichtet wird. Also mindestens. Bei Heidenheim ist das einfach, denn der souveräne Klassenerhalt ist ja schon eine Feel Good Story. Für Bochum ist der erneute Klassenerhalt eine erneute Sensation. Aber gerade Wolfsburg, Gladbach und Union Berlin sind ja eigentlich an andere Endspurte gewohnt. Und dass die Saison jetzt so aus trudelt, ist schon eine Enttäuschung. 

Dazu kommt Augsburg, die sich halt als "graue Maus der Liga" eingenistet haben. Man denkt nur über Augsburg nach, wenn man wirklich muss, wenn die eigene Mannschaft gegen sie antritt. Oder man guckt über das Spiel hinaus, weil man weiß, dass es eh ein ekliges Drecksspiel wird. Und das ist ein Kompliment.
Nebenbei hat Augsburg auch "traditionell" keine individuell interessanten Spieler. Da ist das Pepi Experiment zu krass schiefgelaufen. Selbst ein Ermedin Demirovic ist doch am ehesten für Hoffenheim interessant, aber das ist kein Mann, der zu einer Spitzenmannschaft wechseln wird. Bleibt Arne Engels als belgischer U21 Nationalspieler... was auch nur bedeutet: Sein Karriereweg wird für eine übertriebene Ablöse in die Premiere League führen. Das ist schön für die Bankkonten aller Beteiligten, aber für die Bundesliga relativ egal.

Was schreibt man jetzt über diese Augsburger? Und viel wichtiger: Wie lange gibt man sich dort mit dieser Rolle zufrieden?

Das Ganze wird in der Summe zu einer Menge "leerer" Spiele führen. Wo also 2 Mannschaften gegeneinander spielen, für die es um nichts mehr geht. Und das wird nur noch schlimmer, weil es am nächsten Wochenende keines dieser Spiele gibt... dafür aber Hoffenheim - Bremen. Also das direkte Verfolger-Duell am Sonntagabend. Was auch nur bedeutet: Der Verlierer verabschiedet sich praktisch aus dem Rennen um die Europa Conference League und tritt dafür der "Heute geht's um nichts" Crew bei. Denn auch der Sprung zwischen Platz 6 und 7 ist bereits gewaltig. 

Ich habe ja bereits in der Winterpause angekündigt, dass am Ende alles auf das Rennen zwischen RB und der Borussia hinauslaufen wird. Also als einziges relevante Duell in der oberen Tabellenhälfte. Dass es aber so schnell so schlimm werden würde, habe ich auch nicht erwartet.

Montag, 26. Februar 2024

Worst of des "Es sind nur 6 Pünktchen" Wochenendes

 Oder: Sportreporter sind halt keine Journalisten, sondern Verkäufer. Die verkaufen euch die Geschichte, dass es ein spannendes Saisonfinale gibt, damit ihr nicht abschaltet. Denn wenn ihr abschalten würdet, verlören die ihre eigene Relevanz. Das geht also nicht.

Also wird Borussia Mönchengladbach in den Abstiegskampf geschrieben, obwohl sie damit sachlich wenig zu tun haben. Denn 6 Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang nach 22 Spieltagen sind genau genommen ein Brett. Jetzt kein historisches Brett, wie es das Verspielen der Meisterschaft durch Bayer sein wird. Aber ein ordentliches. Vor allem, wo es auch nur der Relegationsrang ist, der am Ende für den Klassenerhalt reichen wird, weil man ja nur den HSV schlagen muss...

Lasst es mich mal ganz pragmatisch verdeutlichen: Letztes Jahr wären 6 Punkte Vorsprung vor dem 23. Spieltag gut genug für Platz 13 gewesen. Im Jahr davor sogar Platz 11. Weiteres Beispiel: Die letzte Mannschaft, die dank eines epischen Einbruchs noch den nach 23 Spieltagen sicher geglaubten Klassenerhalt verspielte, war Werder Bremen. Und die haben "nur" 5 Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang verspielt. Das war eine Hall of Shame Leistung. Der VfB Stuttgart hat als letzte Mannschaft einen größeren Vorsprung verspielt. Und das war 2015/16. Die brauchten 9 sieglose Spiele in Folge, um das zu erreichen. Also ja, es ist möglich. Aber es ist extrem unwahrscheinlich. Trotzdem konnte man zuletzt aus mehreren Quellen lesen, dass Gladbach jetzt schon im Abstiegskampf steckt.

Nebenbei wurde der sogenannte "Strength of Schedule" völlig ignoriert. Denn Gladbach war schon die schwächste Rückrundenmannschaft, aber sie hatten genau genommen ein wirklich enttäuschendes Spiel: Gegen Darmstadt hätten sie zu Hause gewinnen müssen. Aber eine Auswärtsniederlage gegen den Tabellennachbarn aus Augsburg ist jetzt kein Grund zur Sorge. Und dann hat man halt auch schon gegen 3 der 5 besten Mannschaften gespielt. Also die Besuche bei RB, Bayern und Bayer sind schon abgearbeitet. Gegen die absolute Übermannschaft der Stunde holte man ein Unentschieden. Man war vielleicht 3 Punkte hinter dem Soll. In der Hinrunde holte man aus den ersten 6 Partien genauso viele Punkte, wie jetzt in der Rückrunde. Das ist alles kein Grund zur Panik, trotzdem wurde sie irgendwie verbreitet.

Und jetzt stehen natürlich die Gegner auf dem Plan, gegen die man dann punkten muss. Der Sieg gegen Bochum war für Gerado Seoane verdammt wichtig, damit er in Ruhe weiterarbeiten kann.  Aber das realistische Szenario war immer, dass Gladbach aus den Partien gegen Bochum, Mainz und Köln 7 Punkte holt. Und wenn sie die holen, haben sie den Klassenerhalt sicher. Wenn sie nur 3 holen, wird der Trainer entlassen und sie sammeln danach dann dank des Dead Coach Bounces die nötigen Punkte. Aber Köln wird, wenn sie ihr derzeitiges Tempo beibehalten, die 25 Punkte holen, die Gladbach jetzt schon hat. Und selbst wenn sie ihren 1 Punkt pro Spiel Tempo aus der Rückrunde beibehalten, werden es "nur" 28 Punkte werden. Solange die nicht plötzlich den nächsten Lukas Podolski finden, der ihnen 8 Tore in den verbleibenden Spielen erzielt, werden sie die Mannschaften vor ihnen nicht mehr einholen. Und wenn man auf die Frage "Wie schlimm ist die Lage" mit einer Lukas Podolski Referenz antworten muss, weiß man, was die Stunde geschlagen hat. Mainz hat noch weniger Punkte und den Trainer schon 2 Mal gewechselt. Dahinter kommt dann noch Darmstadt, die bei aller Liebe einfach zu schwach sind. Keine dieser Mannschaften wird mehr als 30 Punkte holen. Was auch nur bedeutet: Die "Konkurrenz" hat 11 Spiele um die 5 Punkte zu sammeln, die sie für den Klassenerhalt brauchen.

Das realistische Szenario lautet: Köln und Mainz tragen in einem Fernduell aus, wer von den beiden in die Relegation darf. Und das realistische Szenario erklären, ist die eigentliche Hauptaufgabe von Journalisten. Wenn die euch jetzt erzählen, dass beinah alle Spiele von Borussia Mönchengladbach nur noch für die Statistik ausgetragen werden, schaltet ihr ja alle ab. Nur deswegen machen die das nicht. Und es ist ja nicht nur Gladbach. Es sind praktisch alle Mannschaften von Platz 15 bis 10. 

Und um das vorwegzunehmen: Selbst wenn Bochum als wahrscheinlichster Kandidat (die Qualität dort ist halt am niedrigsten) einbricht und absteigt, ist die Analyse, dass Bochum kaum noch absteigen kann, trotzdem richtig und wertvoll. Denn dann würde man verstehen, warum sie gerade "so gut" dastehen und könnte darauf achten, ob die Schlüsselspieler (also Takuma Asano und Kevin Stöger) ihr Leistungsniveau halten. Und man könnte darauf hinweisen, dass sie im Sturm geradezu Deutschland-esque schlecht aufgestellt sind und dass der Mangel an Torgefahr in der vordersten Linie zum Problem werden könnte. Um jetzt meine oberflächliche Analyse in den Raum zu werfen.
Oh und man könnte darauf hinweisen, dass Bochum noch gegen die 3 Kellerkinder noch spielen darf. In 3 aufeinanderfolgenden Wochen. Sie werden mit einem ordentlichen Polster in diese 3 Spiele gehen und dann muss man genau hinschauen, ob sie die nötigen 4 Punkte holen werden, oder nicht. Und dann könnte man das, was in den nächsten Wochen passiert, viel besser einordnen.

Aber eine vernünftige Einordnung der Tabelle ist ja gerade nicht gewollt.

Donnerstag, 22. Februar 2024

Herzlich Glückwunsch, Ultras.

 Ihr habt gewonnen. Ich bin beeindruckt. Wirklich. Wenn ihr euch jetzt als Nächstes auf die Relegation stürzen würdet und diese auch abschafft, werden wir vielleicht noch Freunde.

Ich hoffe, ihr habt auch die Sneak-Preview genossen, die ihr in den letzten Wochen in der Champions League gesehen habt. Denn genau so dürfte das in Zukunft aussehen: Für die Gruppenphase reicht's noch, aber im Achtelfinale wird die Luft verdammt eng. Da gewinnt man nicht mal gegen PSV Eindhoven, einem Vertreter aus Holland!!! Wenn's um Fußball geht, hass ich Holland wie die Pest

Und klar, im Rückspiel lässt sich das alles noch drehen. Dortmund und Bayern sollten im Rückspiel definitiv favorisiert sein. Trotzdem ist es kein gutes Zeichen, dass die Bundesliga kein einziges Spiel gewinnen konnte. Vor allem gibt es wenig Hoffnung, dass das langfristig besser wird.

Aber da ich ja gerne Kontra gebe, wollte ich mal mit einem anderen Mythos aufräumen: Dass die Ultras, die die Opposition gegen die DFL organisieren, ja für "die Fans" sprechen. Der Slogan ist ja: "Der Fußball gehört den Fans". Hier ist das große Problem: Wer Fan ist und wer nicht, entscheiden die selber. Jeder, der nicht zu ihren Positionen steht, gehört einfach nicht dazu. Dass man damit 60 % aller Fans ausgrenzt, ist egal.

Fangen wir mit dem offensichtlichen Beispiel an: RB Leipzig. Dass zum ersten Mal mehr Fans in der 2. als in der 1. Liga in den Stadien waren, lag nämlich nicht an den Leipzigern. Die hatten ihre stabilen 44.000 Zuschauer, gut genug für den 4. Platz in der Wochenendtabelle. Das Problem dabei ist: Es strömen halt wöchentlich 44.000 Leute ins Stadion, die mit Investoren prinzipiell kein Problem haben. Aber das sind ja alles keine richtigen Fans, die zählen nicht.

Lasst mich da mal einen persönlichen Einschub geben: Ich diskutiere regelmäßig mit einem 1860 Ultra bei Bier über Fußball und Fankultur. Das ist ein hochintelligenter Mensch, der sich aber beim Fußball alle Sicherungen rausknallt. Der erzählt mir dann, wie schön es ist, wenn es zwischen Bayern und den 60ern aufs Maul gibt, dass das aber auch alles zivilisiert abgeht. Also dass der 1860 Fan sich gleichzeitig keine Sorgen machen muss, dass er alleine in der Bahn angegriffen wird, weil man das ja nicht macht.
Dann erklärt mir genau dieser Mensch 5 Minuten später, dass das bei RB ja keine richtigen Fans sind, weil die ja nie richtig gelitten haben...
Und ich sage dem: Du willst mir sagen, dass Leute, die von Lokisten und Chemikern durch ihre eigene Stadt gejagt wurden, weil sie einen RB-Schal trugen, nicht gelitten haben? Oder Leute, die auf Auswärtsfahrten mit Mülltonnen beworfen wurden und ins Krankenhaus mussten? Dann schluckt der 3 Mal und muss mir recht geben: Die haben schon verdammt viel durchgemacht. Dann haben wir noch 3 Bier getrunken, damit er diese Erkenntnis wieder vergessen kann.

Ich kenne als Leipziger halt RB Fans der ersten Stunde. Ich kenne Leute, die damals beim ersten Auswärtsspiel in Dortmund dabei waren und persönlich angegriffen wurden, obwohl sie eigentlich nur friedlich Fußball genießen wollten. Aber das sind ja keine Fans, die zählen nicht.

Nächstes Beispiel: Es gibt in diesem Land 9 Millionen Bayern-Fans. Auch wenn das jetzt eine reine Hochrechnung ist: Die haben definitiv die meisten in diesem Land. Denn es gibt halt verdammt viele Menschen, die hauptsächlich guten Fußball sehen wollen und deswegen Fans der erfolgreichen Mannschaften werden. Deswegen ist es ja plötzlich auch so schwierig, Karten für Bayer Leverkusen zu bekommen.
Diese 9 Millionen träumen aber auch mehr oder weniger offen vom Gewinn der Champions League. Und wenn es dafür einen externen Investor braucht... Also die Bayern-Fans haben in Bochum ein paar Tennisbälle geworfen, in der Hoffnung, dass das für einen Spielabbruch reicht, denn das wäre weniger peinlich gewesen. Aber im besten Fall kann man die Unterstützung aus diesem Lager als "zurückhaltend" beschreiben... wie die Stimmung in der Allianz-Arena halt.
Aber die haben ja keine Fans, sondern "Kunden oder besser gesagt Event Geile Erfolgsmitläufer!" Die muss man also auch rausrechnen, wenn man von allen Fans redet, die man vertritt und beschützt.

Lustigerweise würde ich selber aus der Sicht der Ultras nicht als Fußball-Fan gelten, obwohl ich seit viel zu langer Zeit viel zu lange Beiträge über Fußball verfasse und mich viel zu oft und viel zu intensiv mit der schönsten Nebensache der Welt beschäftige. Mein Ausleben dieser Passion passt aber nicht in deren sehr eng gestricktes Muster, deswegen bin ich eben kein Fan. Dabei zünde ich doch immer Bengalos, wenn ich vor dem Rechner sitze...

Spoiler: Auch wenn das für Schalke-Fans unvorstellbar ist, aber es gibt in diesem Land unfassbar viele Menschen, die einfach nur guten Fußball gucken wollen. Die sich über ein spannendes Meisterschaftsfinale freuen würden. Die Florian Wirtz solange wie möglich in der Liga sehen wollen, denn es macht einfach Spaß, dem beim Kicken zuzugucken. Auch das sind Fans. Denen gehört nach euer Logik der Sport, genauso wie er euch gehört. Niemand kann sachlich abschätzen, wie diese Menschen zu einem Investor stehen, weil die Debatte ja nur von dem extrem lauten Teil der Fans geführt wird, die extrem dagegen sind.

Mittwoch, 21. Februar 2024

Die Bayern veröffentlichen eine Nicht-Nachricht.

  Thomas Tuchel ist nicht Jupp Heynckes. Wer hätte das gedacht, dabei ist der doch immer so sympathisch und gelassen auf den Pressekonferenzen...

Falls ihr jetzt verwirrt seid: Jupp Heynckes war der letzte Trainer, der eine titellose Saison beim FC Bayern überstand und danach weitermachen durfte. Also in Heynckes erster Amtszeit. Wir reden von der Saison 1987/88.
Seit dem wurde jeder Trainer, der keinen Titel holte, konsequent ersetzt. Inklusive Heynckes, der die Saison 1990/91 nicht überstand.
EDIT: Jupp Heynckes hat natürlich auch die 2012er-Saison "titellos" überstanden. Mein Fehler. Aber der trinkt a) Rotwein und hat b) das Elfmeterschießen in der Champions League erreicht.

Dass Tuchel zum Saisonende gehen muss, ist also keine Überraschung, sondern nur eine logische Konsequenz aus dem "Mia san Mia". Viel spannender ist ja das, was die Bayern mit dieser Nachricht nicht sagen. Ich werfe da mal ein paar dreiste Thesen in den Raum:

1. Die Bayern gehen davon aus, dass 10 Punkte Vorsprung reichen.

Also 10 Punkte Vorsprung auf RB Leipzig und Platz 5. Sobald es auch nur die leisesten Zweifel gibt, dass die Champions League Qualifikation in Gefahr geraten könnte, ist Tuchel sofort weg. Selbst wenn der Geist von Franz Beckenbauer beschworen werden muss, weil es sonst keiner übernehmen will. Das ist auch komplett vernünftig so, eine Saison ohne die Millionen aus der Champions League wäre zu dramatisch.

2. Die Bayern haben eine Vision für den Sommer.

Und diese Vision ist jetzt nicht verfügbar. Sie heißt also nicht José Mourinho oder Jogi Löw. Schade eigentlich, beide könnten faszinierende Wracks erschaffen. Anscheinend haben die Bayern auch keinen Bock auf den nächsten Hansi Flick. Also dass ein erfolgreicher "Dead Coach Bounce" dazu führt, dass man die Interimslösung im Sommer behalten muss und der eigentliche Plan deswegen abgesagt werden muss. Franz Beckenbauer ist halt verstorben und Jupp Heynckes hat anscheinend kein Interesse daran, die Mannschaft ohne realistische Chance auf einen Titel für ein halbes Jahr zu übernehmen. Zsolt Löw ist wahrscheinlich schon zu lange mit Tuchel unterwegs und würde wahrscheinlich auch keinen Bock auf eine offensichtlich zeitlich befristete Aufgabe haben. Hermann Gerland durfte noch nie die Profis übernehmen, sondern immer nur den Co geben. Wobei Beckenbauer/Gerland als Doppelspitze ein absurder Ausweg wäre. Oh und Gerland wurde zum DFB vergrault.
Das heißt nebenbei nicht, dass man schon mit Xabi Alonso verhandelt hat, sondern nur, dass man von Xabi Alonso träumt.

3. Die Bayern glauben nicht, dass dieser Kader die Champions League holen könnten.

Wenn es aus deren Perspektive auch nur eine 5-prozentige Chance geben würde, dass man mit einem anderen Trainer das Finale in Wembley erreichen könnte, würde man einen anderen Trainer finden, auch wenn man den Dead Coach Bounce Kandidaten dann weiter verpflichten muss. Was insofern spannend ist, als das ja doch die Ambition dieses Vereins ist. Das führt zu einem wirklich spannenden 4. Punkt:

4. Die Bayern haben Bock auf einen absurden Charaktertest.

Die spannende Frage ist ja: Was passiert, wenn die Stars jetzt der "Lame Duck" die Gefolgschaft verweigern. Und meine dreiste These dazu ist: Solange sie nicht Jamal Musiala heißen, sind sie im Sommer dann weg. Aber gerade die Erkenntnis von Punkt 3 ist dabei extrem interessant. Denn die Bayern-Bosse werden genau jetzt damit anfangen, den nächsten Kader für den nächsten Angriff auf den Henkelpott zu planen. Und wenn dann im Charakterbogen "sucht nach Ausreden und kommt mit persönlichen Widrigkeiten nicht zurecht" steht, dürfte man verdammt schnell aussortiert werden.
Gerade wenn man bedenkt, dass die Bayern ja nach 10 extrem erfolgreichen Jahren auch die Führungsspieler neu aufstellen müssen. Da muss sich ein Joshua Kimmich auf einmal doch am Riemen reißen, damit man ihm im Sommer noch diese Aufgabe zutraut. Es ist plötzlich durchaus möglich, dass man Kimmich abgibt, um Platz für eine neue Hierarchie zu schaffen und dann im Sommer bewusst Leute holt, die diese Rolle ausfüllen können. Es sei denn, er präsentiert sich den Rest der Saison als vorbildlicher Führungsspieler, der in extrem schwierigen Momenten vorausgeht und die Mannschaft mitreißt.
Vielleicht ist das sogar der Moment, in dem die Bayern erkennen, dass ein Thomas Müller den nächsten Angriff auf den Henkelpott nicht mehr mitgestalten wird. Das ist natürlich absurd, weil sich die Bayern an der Stelle doch von den Emotionen leiten lassen werden. Was bei einem derart verdienten Spieler auch verständlich ist.
Tuchel ist nicht der erste Trainer, der abgesägt wird, nachdem Müller nicht mehr die Rolle spielen durfte, die er erwartet hat. Wenn Müller jetzt aber die nächste Palastrevolte anzettelt und Platz 4 deswegen in Gefahr gerät, könnten die Bayern erkennen, dass der bei der anstehenden Neuausrichtung nur Probleme macht. Und er wäre nicht die erste Bayern-Legende, die ihren Vorruhestand im Exil verbringen muss.
Und dass Müller in der Champions League nicht mehr den Unterschied ausmachen kann, sollte ein anerkannter Fakt sein. Eine der ersten Amtshandlungen von Tuchel war schließlich Müller mit der Ansage, dass dies kein Spiel für ihn sei, auf die Bank zu setzen. Und die Bayern müssen, so unmöglich das erscheint, einen Kader zusammenstellen, der sich mit genau diesem Manchester City messen kann. Mittlerweile reicht es aber nicht mal für United...
Leroy Sané, um noch einen dritten Namen zu nennen, wird jetzt endlich mal beweisen müssen, dass er sich in genau solchen Momenten durchbeißen kann und nicht immer dann abtaucht, wenn es schwieriger wird. Die Hinrunde, als alles noch nach Plan lief, war großartig, in der Rückrunde ging er wieder auf Tauchstation.

Ich bin wirklich gespannt, wie groß der nötige Umbruch im Sommer ausfallen wird. Und wie bewusst sich die Bayern-Stars sind, dass es in den nächsten Monaten ausschließlich um ihre eigene Zukunft in dem Verein gehen wird.

Montag, 19. Februar 2024

Die Bayern können Tuchel jetzt gar nicht entlassen

 Schließlich gibt es so viele Fortschritte. Die Bayern haben:
- Nicht nur aufs Tor geschossen, sondern tatsächlich auch mal wieder getroffen.
- Dayot Upamecano sah nicht glatt Rot, sondern nur Gelb-Rot.
- Harry Kane hat nach 15 Tagen endlich wieder getroffen. Das dürfte die längste Durststrecke seiner Karriere gewesen sein.
- Sich nach dem Rückstand und dem Platzverweis gewehrt und den 2-Tore-Rückstand fast noch ausgeglichen.

Gerade Letzteres ist wirklich wichtig. Das eigentlich schockierende an den Niederlagen gegen Bayer und Lazio war ja, wie wenig Widerstand die Bayern nach dem Rückstand aufbrachten. Gegen Bochum musste wenigstens mal wieder ein Manuel Riemann einen Sahnetag erwischen, damit die Führung ins Ziel gebracht wird. Darauf kann und muss man doch aufbauen. Die Richtung stimmt. Und Tuchel kann ja auch gar nichts dafür, dass unbedingt ein verfluchter Harry Kane eingekauft wurde...

8 Punkte sind schon gewaltig. So ein Vorsprung wurde angeblich noch nie verspielt... weshalb Bayer das jetzt schaffen wird, einen historischen Vorsprung zu verspielen, ist für die doch viel wichtiger, als Meister zu werden. Da können die Bayern die Meisterparade schonmal buchen.

Apropos Trainerentlassungen: In der Sportschau fiel in einem Nebensatz die Aussage, dass Pellegrino Materrazos Stuhl wackeln könnte... Kicker.de bestätigt diese Gerüchte. Ich frage mich ja, ob die in Hoffenheim so ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis haben.
Denn wenn denen im Sommer jemand eine sorgenfreie Saison versprochen hätte, hätten sie das sofort unterschrieben. Jetzt ist man 9. mit 11 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz. Wahrscheinlich hält man selbst dann die Klasse, wenn man kein einziges Spiel mehr gewinnt und nur noch 4 Unentschieden erreicht. Warum sollte man da den Trainer entlassen?

Aber Kicker.de warnt ja auch vor einem Abstiegskampf für Borussia Mönchengladbach am Horizont. Ähm... die haben ein 6-Punkte-Polster. Die brauchen noch 2, maximal 3 Siege zum Klassenerhalt. Und als Nächstes stehen Bochum, Mainz und Köln auf dem Programm. Wenn das die große Hoffnung auf einen spannenden Abstiegskampf ist, wisst ihr, was die Stunde geschlagen hat. Natürlich ist Gladbach auch irgendwie nur 15. und in einer kritischen Abwärtsspirale. Wenn man gegen Bochum und Mainz nicht 4 Punkte holt, wird man den Trainer entlassen. Aber der Abstand zu den verbliebenen 3 Abstiegskämpfer ist nach wie vor gigantisch. Ich bleibe dabei: Die einzige spannende Frage bleibt, ob Mainz oder Köln auf dem Relegationsrang landet.

Da muss man ja den Fans fast schon dankbar sein, dass sie so viel protestieren. Denn die bringen bei an sich vollkommen langweiligen und uninteressanten Spielen wie Köln gegen Werder eine spannende Note hinein: Wird dies das Spiel sein, dass abgebrochen wird? Nächstes Wochenende haben wir mit Union - Heidenheim und Augsburg - Freiburg 2 Kandidaten an völlig belanglosen Bundesligaspielen, die man auch einfach abbrechen könnte, ohne dass es echte Konsequenzen hat... denn alle 4 Mannschaften stehen praktisch im Niemandsland der Tabelle.

Lustigerweise beschweren sich jetzt ja leise die ersten Spieler über die Proteste, weil es schwer ist, im Rhythmus zu bleiben. Selbst sie Bayern haben nach der Unterbrechung völlig den Faden verloren. Was mich zu der Frage bringt: Haben Bayer Leverkusen und RB Leipzig jetzt einen unfairen Wettbewerbsvorteil, weil sie als einzige keine Ultras haben, die für Spielunterbrechungen sorgen? 

Und die Proteste werden jetzt ja eher schlimmer als besser werden. Schließlich hat Feindbild Nummer 1 Martin Kind gerade bestätigt, dass die auf dem richtigen Weg sind. So dumm kann doch der Kind gar nicht sein. Also der muss doch verstehen, dass es genau das Ziel der Ultras ist, dass alle Investoren abspringen. Er gibt denen jetzt noch zusätzliche Motivation.
Wenn die Ultras clever sind, machen sie jetzt Spruchbände mit dem Zitat von Kind und einem "Genau darum geht es!", "Hoffentlich!" und "Das ist das Ziel!"

Donnerstag, 15. Februar 2024

Das größte Problem an der Wahrnehmung der Bayern ist ja:

Alle behaupten irgendwie, dass sie ja eine gute erste Halbzeit gespielt haben... Sie hatten das Spiel im Griff, was ja auch stimmt. Sie waren optisch überlegen und schossen sogar einige Mal aussichtsreich in Richtung Tor.

Sie hatten diese großartige Freistossvariante, die einen extra Kicker Artikel auslöste. Schlüsselzitat: "Doch der Ball, der für Torhüter Ivan Provedel unhaltbar gewesen wäre, sauste knapp am linken Pfosten vorbei." Und gerade der letzte Teil ist extrem wichtig.

Denn obwohl die Bayern optisch überlegen waren, musste Manuel Neuer häufiger eingreifen, als der Torhüter von Lazio Rom. Zumindest alle Torschüsse, die es in die Sportstudio Highlights geschafft haben, gingen vorbei... Im Kicker-Ticker taucht der Name "Provedel" 2 mal auf: Einmal wegen einer Flanke in der Schlussphase... und ein Mal, weil er einen Rückpass verarbeitet... nachdem Harry Kane im Abseits stand. Also selbst wenn er da einen "Robinson" gebaut hätte, hätten die Bayern kein Tor erzielt.
Und Neuer musste in der ersten Halbzeit auch nicht viel machen. Seine erste wirklich vorzeigbare Parade kam in der 48. Minute... und da dies kein Bundesligaspiel war, lag diese 48. Minute in der 2. Halbzeit. Aber Neuer musste in der ersten Halbzeit halt ein Mal eingreifen um ein Tor zu verhindern. Provedel musste nur einen Rückpass verarbeiten.

Lazio hätte technisch gesehen ohne Torhüter auflaufen können. Gut, die Nachspielzeit des Spieles gegen Bayer hat dem Rekordmeister gezeigt, dass dies nur theoretisch funktioniert... aber, als absurde Weisheit des Tages, wenn man nicht aufs Tor schießt, kann man auch kein Tor erzielen. Und wenn die Bayern eine Halbzeit abliefern, in der sie kein einziges Mal aufs Tor schießen, also die Laziali ernsthaft in die Bredouille bringen, dann können sie keine gute Halbzeit abgeliefert haben. Also das kann nicht ihr eigentlicher Anspruch sein.

Und wir müssen auch mal festhalten, dass dies das 2. Spiel infolge ohne ernstzunehmenden Torschuss war. Vielleicht gab es irgendwelche harmlosen Versuche, obwohl ich mir relativ sicher bin, dass man die demonstrativ gezeigt hätte...
Ich frage mich ja an der Stelle, ob es das jemals gegeben hat? Ob die Bayern seit der Erfassung derartiger Statistiken 2 Spiele in Folge ohne einen einzigen Schuss aufs Tor abgeliefert haben.

Dass jetzt Thomas Tuchel, Thomas Müller und der Kicker eine ordentliche erste Halbzeit gesehen haben wollen, zeigt nur, wie weit Weg von seinen eigentlichen Ansprüchen der Rekordmeister plötzlich ist. Oder wie sehr man sich von Schüssen über das Tor blenden lässt.

Und natürlich hätten die Abschlüsse von Kimmich, Kane und Sané aufs Tor gehen KÖNNEN. Aber hätte und können sind sonst Vokabeln, die die Borussia nutzt. Denn selbst einer der größten Vollidioten hat irgendwann erkannt: Der Konjunktiv ist der beste Freund des Verlierers. Und das war nie der Anspruch der Bayern.

Wenn die mit ihrer gewohnten breiten Brust auftreten würden, hätten sie diese erste Halbzeit als "ungenügend" eingestuft. Nebenbei, das muss auch dringend festgehalten werden, ging es gegen den Tabellen-Achten aus der Serie A. Das fiel nur nicht so auf, weil offiziell Champions League draufstand. Aber wenn die Bayern in Hoffenheim nach einer Halbzeit bei 0 Torschsüsen stehen, wären alle zurecht enttäuscht.

Natürlich ist das alles nur bedingt ein Problem. Bis zum Rückspiel ist noch genügend Zeit und es steht erstmal ein Aufbauspiel gegen den VfL Bochum an, bei dem man genug Selbstvertrauen tanken kann. Und wenn man das (oder das Spiel hinterher gegen RB Leipzig) in den Sand setzt, regelt der Dead Coach Bounce das Rückspiel... Aber trotzdem ist es alles in allem kein gutes Zeichen für die Bayern. Wahrscheinlich ziehen die Bayern genau jetzt ins Finale ein, weil nach der dürftigen Hinspielleistung niemand mehr damit rechnet. Aber der Ist-Zustand sieht wirklich erschreckend schwach aus.

Apropos RB Leipzig: Ich fand es ja niedliche, wie sich alle über die ordentliche Leistung und die knappe Niederlage gegen Real Madrid freuten. Mit einem "Wenn wir so spielen, können wir im Bernabeau was holen und ein Sieg sichert uns ja die Verlängerung"... Oder wie Martina Voss-Tecklenburg sagte: Die sollten schon hinfahren...

Ich frage mich ja an solchen Stellen immer, ob unsere Experten den internationalen Fußball überhaupt verfolgen. Den Gegner im mitspielen zu lassen, aber dreckig mit 1:0 gewinnen, ist buchstäblich die Spielphilosophie der Königlichen. Die haben das "Wir lassen den Gegner gut aussehend ausscheiden" perfektioniert. Das machen die seit Jahren mit einer absurden Erfolgsquote. RB hat genau das gemacht, was Real zulässt... und was Real immer zulässt. Sie haben am Ende trotzdem mit 0:1 verloren. Und wenn ihnen das Tor nicht so "dreist geklaut" worden wäre, wie uns das alle erzählen wollen, dann hätten sie 1:2 verloren. Denn dann hätte Real halt aus dem Nichts 2 Tore erzielt und nicht nur eins. It's what Real does.

Einzig der deutsche Lokalpatriotismus führt dazu, dass uns eingeredet wird, dass Leipzig im Rückspiel eine Chance hat. Realistisch ist ein eiskaltes 1:0 in die erste Druckphase von RB und ein humorloser 2:0 Sieg.
Aber da sind wir wieder bei dem Thema, dass deutsche Experten konsequent eine realistische Einschätzung verweigern, wenn es um deutsche Mannschaften und ihre Leistungen und Chancen in der Champions League geht. Das scheint das Motto dieser Woche zu sein.

Wir brauchen keine Blaue Karte

 Da stimme ich, wenn es um Regelfragen geht ausnahmsweise, mit Jürgen Klopp ein, der ja als erster laut aufgeschrien hat.

Das entscheidende Problem, welches Klopp damit hat, findet man wahrscheinlich in dem "Offizielle verbal attackieren". Klopp selber würde in jedem Spiel 10 Minuten auf der Tribüne sitzen und da hat er keinen Bock drauf.

Aber genau da muss einfach mal festgehalten werden: Wir brauchen keine Extrakarten, wir müssen die vorhandenen Regeln einfach anwenden. Denn

- Das ständige Meckern und reklamieren beim Schiedsrichter.
- Das Fordern von Strafen für Gegenspieler.
- Das Einfordern des Videobeweises

sind alles Unsportlichkeiten. Und diese sind mit Verwarnungen zu ahnden.

Zitat aus dem Regelwerk:Ein Spieler wird bei folgenden Vergehen verwarnt:
• Verzögerung der Spielfortsetzung
• Protestieren durch Worte oder Handlungen
• Betreten, Wiederbetreten oder absichtliches Verlassen des Spielfelds ohne
die Erlaubnis des Schiedsrichters
• Missachten des vorgeschriebenen Abstands bei Schiedsrichterball, Eckstoß,
Freistoß oder Einwurf
• wiederholtes Verstoßen gegen die Spielregeln („wiederholt“ ist nicht durch
eine bestimmte Zahl oder ein bestimmtes Muster von Verstößen definiert)
• unsportliches Betragen
• Betreten des Schiedsrichter-Videobereichs (SVB)
• übermäßiges Anzeigen des Zeichens für eine Videoüberprüfung

Da ist alles dabei, was uns am Genießen des Spieles stört... also außer das taktische Foul. 

Aber gerade beim "Anzeigen des Zeichens für eine Videoüberprüfung" zeigt sich ja das Problem: Als der VAR eingeführt wurde, gab es ein klares "Fordert den aber nicht ein, dann gibt es Gelb!" Dann blieben die Verwarnungen aber aus... und jetzt hat sich diese Geste schon so weit bei den Profis eingenistet, dass man sie kaum noch abstellen kann.

Das ist jetzt nicht das schlimmste Beispiel, aber es steht halt dafür, wie sich Unarten einfach einbürgern, wenn sie nur im Regelwerk, aber nicht in der Praxis, verboten sind. Und jetzt noch eine weitere Regel einzuführen, die dann auch wieder ignoriert wird, bringt halt nichts.

Gebt einfach allen Spielern, die beim Schiedsrichter meckern oder eine Verwarnung fordern, konsequent Gelb. Jedes Mal. Auch wenn dann am 6. Spieltag die U19 auflaufen muss, weil alle Spieler gesperrt sind. Zieht das einfach mal durch und nach 2 Monaten wird der Lerneffekt einsetzen. Und danach dürft ihr dann nicht nachlassen. Dann werden die Spieler relativ schnell begreifen, dass das nicht mehr geduldet wird. Und dann werden sie sich anpassen. Das wird schmerzhaft, aber es ist der einzige Weg...

Aber da kommt ja wieder das Grundlegende Problem zum Vorschein: Wir als Fans wollen gar nicht, dass unsere Stars gesperrt werden, auch wenn wir deswegen ein objektiv schlechteres Spiel ertragen müssen. Es wird ja an solchen Stellen immer auf den Handball verwiesen, wo alles so viel Respektvoller abläuft. Aber ich werfe jetzt mal eine dreiste These in den Raum: Wenn ein Handballer mit der dortigen Etikette bricht und dafür bestraft wird, wird niemand auf den Schiedsrichter fluchen. Da würden sich alle fragen, warum der Spieler so ein Vollidiot ist.

Beim Fußball würde der Schiri wahrscheinlich Morddrohungen erhalten, wenn er Joshua Kimmich in einen wichtigen Spiel fürs Meckern vom Platz stellt. Und das ist der entscheidende Unterschied.

An einer Stelle würde ich die Blaue Karte aber doch befürworten: Beim Zeitspiel. Denn beim exzessiven Zeitspiel ist die Gelbe Karte ja keine Bestrafung, sondern eine Belohnung: Jetzt muss der Schiedsrichter auch noch notieren, dass ich Zeit geschunden habe, das sind wieder 30 Sekunden von der Uhr... Und ja, ein Platzverweis mit folgen für das nächste Spiel wäre viel zu drastisch. Wenn aber jeder Spieler genau weiß, dass er 10 Minuten (also effektiv für den Rest des Spiels) zuschaut, wenn er die "Jetzt Spielen!" Geste des Schiedsrichters ignoriert, dann könnte dieser entscheiden, wann das Spiel fortgesetzt wird.


Wo wir schon bei den Regeln sind: Ich habe diese Woche gelernt, dass es keine aktive Bewegung ist, wenn man den gegnerischen Torhüter anrempelt... weil der anscheinend keine Chance auf eine Parade hatte.
Und versteht mich nicht falsch: Dass RB Leipzig sich da aufregt, kann ich vollkommen nachvollziehen. Man kann dieses Tor definitiv geben. Das sieht ja auch Toni Kroos so. Ich habe aber ein ganz großes Problem mit der Berichtserstattung.

Kurzer Faktencheck:

Der Linienrichter sieht, wie der Angreifer den gegnerischen Torwart im 5-Meterraum leicht schubst und damit die Möglichkeiten des Torhüters einzugreifen einschränkt.
Nebenbei steht er auch im direkten Laufweg, dieser nehmen müsste, um einzugreifen.
Der Linienrichter kommt zu der Entscheidung, dass dies eine Behinderung des Torhüters und damit ein aktives Eingreifen ist.
Diese Einschätzung ist umstritten, aber sie wäre, wenn man sich das aus der neutralen Perspektive anschaut, trotzdem nachvollziehbar. Und deswegen ist es eben kein Fall für den VAR.

Da stelle ich eine dreiste Frage: Hätte Manuel Gräfe auch eine klare Fehlentscheidung gesehen, wenn Manuel Neuer so behindert worden wäre? In einem EM Viertelfinale gegen Spanien? Da würden alle eine klare Abseitsstellung sehen, weil Neuer ja den Ball gehalten hätte, weil wegen Neuer. Und weil es gegen Deutschland geht.

Es ist halt verdammt schwierig im 5 Meter Raum passiv im Abseits zu stehen. Der gegnerische Torwart wird immer irgendwie auf die reagieren, und damit nimmst du Einfluss auf das Spiel. Nebenbei ist das ja Benjamin Henrichs einzige Aufgabe in dieser garantiert einstudierten Ecke: Er wird bewusst dem Torwart auf die Füße gestellt, ohne dass der Ball auch nur annähernd in seine Richtung fliegt. Er sucht 2 Mal den direkten Körperkontakt zu Andriy Lunin. In der Bundesliga würde der erste Kontakt als Foulspiel gepfiffen werden, weshalb man diese Eckenvariante nur in der Champions League anwenden kann... Und beim 2. Kontakt steht er halt im Abseits.

Jetzt wollen mir alle einreden, dass ein Spieler, der bei einer einstudierten Standartsituation 2 Mal den direkten Kontakt zum Torhüter sucht, "passiv" gewesen sein soll? Und die andere Möglichkeit wird in keinster Weise zugelassen oder erklärt? 

Also nur um mal wieder zu beweisen, dass die Berichtserstattung in diesem Lande keineswegs objektiv oder neutral ist, wenn es um deutsche Mannschaften in der Champions League geht. Selbst wenn es "nur" RB Leipzig ist, die niemand mag.

Dienstag, 13. Februar 2024

Und täglich grüßen die Tennisbälle

 Diese Woche taten sich die Fans von Union Berlin und dem VfL Wolfsburg hervor. Die einen ignorierten wie immer komplett, dass sie ohne ihren eigenen Investor in der 2. Liga gegen den Abstieg kämpfen müssten. Falls überhaupt, schließlich wurde Michael Kölmel 2003 auch als "Retter" betitelt. Aber Investoren sind das Böse!!!

Und Wolfsburg kann wenigstens behaupten, dass sie ohne die großen finanziellen Zuwendungen von VW in die Bundesliga aufgestiegen sind... aber seitdem wird da halt ordentlich reingepumpt und sie haben irgendwie eine Ausnahmeregelung zum 50PLUS1 zugesprochen bekommen... Das sind also genau diejenigen, die gegen Investoren protestieren sollten.

Wobei ich an der Stelle einschieben muss: So verlogen ich das finde: Ich habe kein Problem mit den Tennisbällen. Ein friedlicher und gewaltfreier Protest. Auch die Bedenken gegen eine weitere Zerstückelung des Spieltages kann ich nachvollziehen. Die Premiere League hat ja während der Pandemie bewiesen, wie schnell es plötzlich wesentlich mehr Anstosszeiten geben kann.

Was aber nicht geht, sind Gewaltdrohungen gegen einzelne Personen... Vor allem nicht gegen Martin Kind aus dem Hannover Block. Das ist so absurd, denn ohne Kind wären die alle gar nicht da, aber jetzt nehmen die den ins Fadenkreuz.

Kling übertrieben? Aber bedenkt: Als Kind als Präsident und Mäzen eingestiegen ist, stieg Hannover 96 gerade in die Regionalliga ab. Man spielte im Schnitt vor weniger als 10.000 Fans. Also in 8 von 9 Jahren

Das Stadion war auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit und meistens nur zu einem Drittel gefüllt. Das letzte große Spiel war der Supercup aus dem Jahr 1992. Vor 21.000 Zuschauern. Kind orgenisierte die kreditfinanizierte Renovierung, damit das Stadion 2006 WM tauglich wurde. Unter seiner Führung gelang der Aufstieg von der Regionalliga in den Europacup. Und auch wenn Kind irgendwann endgültig vergrault wird, wird der Verein noch jahrzehntelang von seinem Wirken profitieren, einfach nur weil man ein modernes Stadion hat. Auch wenn man es jetzt nicht zur Europameisterschaft geschafft hat.

Nun werden all die Fans jetzt behaupten, dass sie natürlich auch ohne Kind in Massen in das dann noch baufälligere Stadion strömen würden. Die werden sich das sogar selber einreden. Dadurch wird es aber nicht zwingend wahr... Selbst Rot-Weiss Essen, also das Paradebeispiel für eine florierende Fanszene in der mittlerweile viertklassigen Regionalliga, kam dort nur selten auf 10.000 zahlende Zuschauer

Und versteht mich nicht falsch: Man kann und muss Kind kritisieren. Gerade wenn man von ihm ahbängig ist. Es ist legitim, sein Vorgehen gegen 50PLUS1 kann man ablehnen.

Aber ihn, wenn auch nur symbolisch, ins Fadenkreuz zu nehmen und zum Abschuss freizugeben, ist definitiv nicht legitim. Nebenbei führt das am Ende auch nur, dass sich "der Pöbel" von den Ultras abwendet. Noch unterstützt der die Proteste der Ultras. Noch sieht er deren Bedenken ein, auch wenn er eigentlich lieber entspannt Fußball gucken will.
Wenn der aber mit Gewaltdrohungen konfrontiert wird, wendet er sich von euch ab. Und dann merkt man plötzlich, dass die Ultras einfach weniger sind, als sie denken.

Kurz gesagt: Protestiert. Seit anstrengend, aber kreativ. Unterbrecht die Spiele. Sorgt von mir aus auch für einen Spielabbruch. Aber droht einfach niemanden ihn zu erschießen.

Montag, 12. Februar 2024

Worst of des "Anscheinend ist Karneval" Wochenendes

 Bayer Leverkusen verkleidet sich als Spitzenteam... und die Bayern als das zu verprügelnde Opfer. Das hab ich nicht kommen sehen. Ich ging davon aus, dass Bayer die bestmögliche Dortmund-Imitation abgibt und sich mit geringem Widerstand aus dem eigenen Stadion schießen lässt. Und dann gewinnen die einfach. Nicht nur das, sie gewinnen souverän.

Normalerweise basieren die Niederlagen der Bayern auf folgenden Grundlagen:
1.) Der Rekordmeister tritt unkonzentriert auf.
2.) Der Gegner spielt sich in einen Rausch.
3.) Überragende Einzelleistungen bringen die überraschende Führung.
4.) Der Torhüter wächst über sich heraus und vereitelt einige Großchancen.
5.) In einer epischen Abwehrschlacht verteidigt man mit Mann und Maus und viel Glück die Führung.

3 dieser 5 Dinge müssen zutreffen, damit die Bayern überhaupt ins Schwitzen kommen.Man kann da die Niederlage gegen Bremen als Fallbeispiel nehmen, in dem Mitchell Weiser einen überragenden Treffer erzielt und Michael Zetterer den Ball mit einen Wahnsinnsreflex an den Pfosten lenkt. Aber am Samstag...
Dass die Bayern Bayer unterschätzt haben und unkonzentiert auftraten, kann man ausschließen.
Von einer klassischen Abwehrschlacht kann ja kaum die Rede sein, da Bayer kaum ins Schwitzen kam und Lukas Hradecky war der schlechteste Bayer Spieler auf dem Platz... einfach nur, weil er praktisch keine Chance hatte, um sich auszuzeichnen.
Die Tore wurden mit einer unfassbaren Ruhe und einer brutalen Effizienz herausgespielt. Man brachte Josip Stanisic und Alejandro Grimaldo in Positionen, aus denen sie einfach treffen müssen.
Danach spielte man das Ding in aller Ruhe runter. Ein Rausch sieht definitiv ander aus.

Es gab unterwegs eine Szene, in der sich Bayer von der linken gegnerischen Eckfahne über den eigenen Torwart (damit der auch mal im Bild ist) zur rechten Eckfahne und zurück ins Zentrum kombinierte... um die Bayern dann  mit einem Fernschuss aus dem Elend nur hinterherzulaufen zu erlösen... Das kennen die eigentlich nur aus der anderen Perspektive.

Ich werfe hier mal eine dreiste These in den Raum: Ein Wiederholungsspiel würde Bayer auch gewinnen. In 8 von 10 Fällen gehen die als Sieger vom Platz. Das hat es seit dem Pokalfinale 2012 nicht mehr gegeben: Bayern ist im Frühjahr 2024 einfach nicht die beste Mannschaft des Landes. Dass Bayer glücklich gewinnen würde, war ja vielleicht noch vorstellbar. Aber dass dies das Ergebniss des Gipfeltreffens ist, war eigentlich ausgeschlossen.

Lustigerweise spricht der Kicker jetzt den Bayern die nötige Klasse ab... Nachdem man Leroy Sané und Harry Kane neulich noch in die Weltklasse gepackt hat. Es ist natürlich schwierig, Spieler richtig einzuordnen, wenn die relevanten Prüfungen noch bevorstehen... aber den ersten Nachweis haben Sané und Kane schonmal verkackt. Jetzt darf Bayer nur nicht verkatert aufwachen und das nächste Bundesligaspiel verkacken... Andererseits ist es immernoch Bayer. Solange die 2 Spieltage vor Schluss keine 7 Punkte Vorsprung haben, traue ich dem Braten nicht und gehe davon aus, dass die den Titel noch verspielen...

Aber nach dem Bayern-Spiel nachzulegen hat ja sogar Werder Bremen geschafft. Die können erstmal durchatmen: Sie müssen Ole Werner keine Statue bauen. Nach 3 Siegen in Folge ist man wieder auf dem Boden der Tatsachen... Obwohl, es ist Werder, die werden die nächsten 5 Jahre an Werner festhalten, weil er damals die Bayern geschlagen und danach noch 2 weitere Siege errungen hat, obwohl in der Summe nie mehr als Platz 8 herauskam...

Nicht nur Werders Siegesserie hat den Absteigskampf beendet. Auch Union Berlin hat still und heimlich beschlossen, dass sie eigentlich kein Bock auf großes Drama haben. 9 Punkte trennen den Investoren-Klub von einem direkten Abstiegsplatz. Auch auf den nur theoretischen dritten Abstiegsplatz gibt es noch ein 5 Punkte Polster. Gleichzeitig hat der 1.FC Köln aber auch schon 4 Punkte auf die Mainzer.

Die haben anscheinend auch erkannt, dass es derzeit kein realistisches Szenario gibt, wie man diesen Rückstand aufholen soll... Und wechselt deswegen den Trainer. Zum zweiten Mal in dieser Saison. Das sind Entscheidungen, die man nur vom Hamburger SV kennt. Der letzte Dead Coach Bounce hat den Abstand auf den Relegationsrang verdoppelt. Jetzt greift man schon wieder zum ehemaligen U19 Coach, weil nur der nächste Thomas Tuchel diesen Verein noch retten kann...

Hoffen wir mal das Beste, denn wenn Benjamin Hoffmann nur ein durchschnittlicher Bundesligatrainer ist, wird das ein verdammt langweiliger Abstiegskampf... Aber hey, immerhin unterhalten uns die Fans...

Montag, 5. Februar 2024

Worst of des "Überall Tennisbälle" Wochenendes

 Aufgepasst, Dortmund Fans! Da schielt jemand auf eurem Thron als verlogenste Fans der Liga des Landes. Da müsst ihr mal dringend nachlegen...

Also ja, beim Duell der Vereine von 777 Partners und Klaus-Michael Kühne kam es zu massiven Protesten und einer 30-minütigen Spielunterbrechung. Inklusive Plakate gegen anstehende Einstiege bei Werder Bremen. Wie können die es wagen, auch Investoren zu haben? Das gilt auch für die gesamte Liga. Was erlauben die sich?

Bei den Hertha-Fans gilt dasselbe Prinzip wie bei den Borussen: Wenn ihr ein Problem mit Investoren habt, dann gründet die Berliner Hertha und guckt, wie weit ihr nur mit eurem Fansupport kommt. Oder schließt euch Tennis Borussia Berlin an, deren Investorentage liegen weit in der Vergangenheit. Diese Optionen steht euch allen frei. United of Manchester hat nachgewiesen, dass man das einfach machen kann. Aber im Profifußball ist der Zug abgefahren.

Lustigerweise positionierte man sich, nachdem man das im Stadion verschwiegen hatte, doch noch zu dem eigenen Investor. Zitat: "Gerade Hertha BSC ist ein Negativbeispiel, wohin das führen kann." Ähm... zur Aufrechterhaltung des Spielbetriebes während der Pandemie? Zur Verhinderung eines Konkursverfahrens? Zum Erhalt des "Vereins"?

Und natürlich ist Lars Windhorst eines der Paradebeispiele für bescheidene Investoren mit absurden Vorstellungen. Aber das Hauptproblem bleibt hier nach wie vor die Hertha. Um den Lieblingsrapper meiner Lieblingsrapper zu zitieren: "Das Geld ist gut, nur der Mensch ist schlecht!

Dabei müsste man nicht mal die eigenen Stadtgrenzen verlassen, um ein Positivbeispiel für herausragende Arbeit, mit und um die Investoren zu finden. Aber dass Union Berlin auch einen Geldgeber hat, der sich zum Fan entwickelte, aber von der Symbiose auch profitiert, wird ja von allen lieber verschwiegen. Man tut lieber so, als gäbe es nur Negativbeispiele... weil man sich dann nicht damit beschäftigen muss, dass die eigene Inkompetenz die eigentliche Ursache der Probleme ist.

Das Hauptproblem der Hertha ist gerade, dass man sich nach dem tragischen Tod von Kay Bernstein neu aufstellen muss. Da sollte man auch als Fanszene seine komplette Energie reinstecken. Bernstein wäre eine Persönlichkeit gewesen, die den Verein in vernünftige Bahnen lenken und ihm realistische Ziele stecken könnte. Der diese Ziele aber auch an Investoren vermitteln könnte. Denn der Verkauf der Windhorst Anteile an 777 Partners war ja schon in seiner Amtszeit. Er hat am Ende auch verstanden, dass man ohne Investoren in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird.

Und ohne Investoren wird die Bundesliga international den Anschluss verlieren. Also selbst die Bayern, die sich noch einen Harry Kane leisten können, werden irgendwann nicht mehr große Stars anziehen. Sie werden froh sein müssen, wenn sie das Viertelfinale der Champions League erreichen, aber danach ist dann Endstation. Falls das nicht schon der neue Standard ist, denn zuletzt war ja 4 Mal infolge im Viertelfinale Schluss. Wie wird die Bundesliga aussehen, wenn die Bayern in 19 von 20 Jahren Meister werden, aber in 19 von 20 Jahren das Halbfinale der Königsklasse verpassen? Und das ist ein erschreckend realistisches Szenario.

Wir haben jetzt schon den Moment erreicht, wo nur ein einziger Verein in Deutschland überhaupt eine Chance hat, einen Florian Wirtz über den 22. Geburtstag hinaus in der Liga zu halten. Was, wenn auch die Bayern einen Spieler von diesem Kaliber ziehen lassen müssen, weil der halt die Champions League gewinnen will? Oder weil er einfach in einer Liga spielen will, in der er deutlich mehr Geld zu verdienen kann? Wie lange kann die Liga diesen Qualitätsverlust kompensieren?

Und klar, die Ultras, die jetzt protestieren, werden dann immer noch ins Stadion gehen. Die sind dann aber 40-70 Jahre alt... und die Jugend wird sich irgendwann Sportarten zuwenden, wo nicht vorher schon fest steht, wer Meister wird. Und die NFL hat sich da schon wunderbar positioniert. So viel Stimmung, wie beim NFL Spielen, gibt in der Allianz-Arena eher selten.

Die Ultras, die jetzt 20-30 Jahre alt sind, wurden in einer Zeit sozialisiert, in der die Bundesliga auf verdammt hohem Niveau existieren konnte. Sie profitierte extrem von dem Subventionspaket "Weltmeisterschaft 2006", welche dazu führte, dass haufenweise moderne Fußballtempel finanziert wurden. Diese Tempel sind noch regelmäßig ausverkauft und auch noch in einem guten Zustand. 

Sie erlebten den "Glücksfall" Jürgen Klopp in Dortmund, der als unfassbar guter Trainer wirklich dafür sorgte, dass man kurzzeitig auf Augenhöhe mit den Bayern agierten und der Rekordmeister nur 3 Titel in 7 Jahren einsammelten. Weil "damals" auch noch Stuttgart und Wolfsburg einen Titel holten.
Hier ist das wirklich absurde: Von 2009 bis 2013 wurden die Bayern "nur" 2 Mal Meister. Sie erreichten aber 2009/10, 11/12 und 12/13 das Finale der Champions League. Nebenbei erreichte auch Dortmund eines dieser Finale. Und die Bayern erreichten in 6 von 7 Jahren das Halbfinale der Königsklasse. Die haben "damals" absolute Weltklasse verkörpert, und trotzdem stand nicht schon vorher fest, wer Meister wird.

Damals war es auch leicht, sich in den Sport und in einen Verein zu verlieben. Das wird aber mit jeder im März entschiedenen Meisterschaft schwerer. Damit wird es auch für die heranwachsenden Generationen immer schwerer, sich für die Bundesliga zu begeistern. Seit 2012 haben die Bayern den Abstand in der Liga radikal vergrößert, während sie international den Anschluss verpassen könnten, da sie sich dort mit den Scheichen, Oligarchen und Investoren messen müssen, die hier verflucht werden.
Wenn man jetzt 10 Jahre alt ist, kennt man gar keinen anderen Meister als die Bayern. Es ist schon eine Überraschung, wenn sich überhaupt ein Herausforderer herauskristallisiert. Wenn dieser dann bis in den Mai den Kontakt hält, ist es eine Senstation... Diese Mannschaft muss aber auch eine fehlerfreie Saison spielen und kann es sich praktisch nicht leisten, irgendwo leichte Punkte liegenzulassen.

Oder anders ausgedrückt: Selbst wenn Bayer Leverkusen das dieses Jahr durchzieht, wovon immer noch nicht auszugehen ist, werden die Bayern hinterher die nächste Serie mit 5 Meisterschaften infolge starten. Das ist einfach für eine Liga nicht gesund. Die einzige Möglichkeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist das sinnvoll angelegte Geld von Investoren. Einzig das Konstrukt RB Leipzig hat wirklich die Chance, diese Monotonie dauerhaft aufzubrechen. Aber diese Monotonie muss irgendwie aufgebrochen werden, wenn die Bundesliga wenigstens ihr derzeitiges Niveau halten will.

Irgendwann erzählt Opa seinen Enkeln diesen Mythos, dass es damals noch moderne Stadien und ein spannendes Meisterschaftsfinale gab. Und dass zumindest der eine oder andere Superstar in dieser tollen Liga gespielt hat. Wenn seine Enkel ihn fragen, warum sie heute in diese halbleere, baufällige Ruine ziehen, um zu sehen, wie Borussia von den Bayern mit 0:6, erzählt er voller Stolz, dass man damals halt den Einstieg der Investoren verhindert hat, weil man permanent und erfolgreich demonstriert hat. Aber hey, die letzte Meisterschaft feiert gerade ihr 100-jähriges Jubiläum, hier hast du einen Retro-Schal zu diesem Anlass.

Und dann fragt der kleine Adolf, warum man nicht lieber gegen die AfD auf die Straße gegangen ist, aber das war nicht so wichtig, wie den Erhalt des einzig waren und wunderbaren Fußballs...