Dienstag, 30. Juni 2020

Quo Vadis, Bundesliga, 2020: Schalke 04

Als quasi Füller zwischen nem Rückblick und ner Vorschau, wollte ich mich mal mit dem Thema befassen, was in der Bundesliga passieren muss, damit die Meisterschaft nicht wieder automatisch an die Bayern geht. Denn so unsympathisch der Uli Hoeneß ist, mit seiner "Wir können ja nicht halbtags arbeiten" Aussage, hat er irgendwie recht.

Auch wenn ich immer noch der Meinung bin, die Bayern sollten sich bei Ergänzungstransfers zurück halten. Also praktisches Beispiel: Am letzten Spieltag deutete Michael Cuisance an, dass es die Liga schon schwächt, wenn er die Saison praktisch beim Drittliga Team des Rekordmeisters verbringt. Der könnte auch der einen oder anderen guten Mannschaft in der Bundesliga weiter helfen. Und dadurch dann das Leistungsniveau heben, was ja genau genommen auch das ist, was die Bayern brauchen um für die Champions League gewappnet zu sein.

Und ja, es feiern jetzt alle Thomas Müller für seine 21 Torvorlagen. Und sein schönes Direktspiel. Aber hier ist das Problem: Wenn Müller im August gegen Real Madrid und Manchester City wieder nur Mitläufer ist, sind all die Torvorlagen in der Bundesliga irrelevant. Denn die hätte Coutinho auch gesammelt, wenn man ihn gelassen hätte.

Nur um zu verdeutlichen, wie wichtig meiner Meinung nach dieses "Quo vadis" ist: dass die Bayern Stars in der Liga glänzen, aber in der Champions League dann nicht, ist ja ein Grundlegendes Problem der Bayern. So wurde ein Franck Ribery für seine Tollen Leistungen in der Liga gefeiert und bekam noch eine Vertragsverlängerung, obwohl er am Ende 3 Jahre ohne Tor in der Champions League war. Aber dass Ribery den Champions League Ansprüchen nicht mehr genügt, hat die allgemeine Schwäche der Bundesliga wunderbar überdeckt.

Also ja, auch die Bayern brauchen dringend eine stärkere Bundesliga. Wie können aber die anderen Vereine diese Liga erschaffen? Fangen wir, weil es so lustig ist, mit Schalke 04 an. Insert dirty laugh here.

Um das vorwegzunehmen: Ich war noch nie so froh, kein Schalke Fan zu sein. Und das, obwohl ich dem Verein immer kritisch gegenüberstand...
Also sein wir mal ganz kurz ehrlich: Schalke müssen wir derzeit von der "Die können ihren Beitrag für das kompetitive Niveau der Liga leisten" Liste streichen. Die haben halt gerade ganz andere Probleme und müssen bei den Lösungen nur auf sich selbst suchen. Damit haben sie genug zu tun.

Dass immerhin Clemens Tönnies von allen Ämtern zurück getreten ist, ist ein erster Schritt für die Lösung der strukturellen Probleme des Vereins. Aber dass dies so lange gedauert hat und nicht schon auf die rassistischen Äußerungen passiert ist. Das führt aber halt auch direkt zum nächsten Problem: Wenn man den um Geld anpumpen will, muss man ihn mit Samthandschuhen anfassen. Und so darf sich Tönnies dann seine Strafen selber aussuchen.

Nebenbei wollte ich mal erwähnen, dass der erste "Tönnies ist das Problem auf Schalke" Beitrag hier von 2015 ist. Da ist es wieder, das tägliche "Passives Abseits Leser wissen es früher"... Damals ging es noch nur darum, wie der Führungsstil von Tönnies und seine illusorischen Ansprüche die Ursache für verdammt viele Probleme auf Schalke sind. So wurde der Vertrag von Jens Keller trotz wiederholter Qualifikation für die Champions League nicht verlängert und der ging als "Lame Duck" in die Saison. Was dazu führte, dass er ständig kritisiert wurde... was Tönnies wiederum nicht verstehen konnte. Dass er die gesamte Situation mit einer Vertragsverlängerung hätte entschärfen können, hat er halt bis heute nicht verstanden.

Dass man halt so sehr von einer einzigen Person abhängig ist, zeigt halt auch, wie finster die Gesamtsituation auf Schalke ist. Oder anders ausgedrückt: Wenn Tönnies den Verein nicht retten kann, muss Vater Staat das halt machen.
Dazu kommen dann noch all die epischen Fehltritte beim Umgang mit den Fans während der Corona-Krise. Also man muss schon fragen, ob es überhaupt Möglichkeiten gibt sich als Verein schlechter zu präsentieren als Schalke in der Saison 2019/20. Und ja, das sage ich, obwohl der Hamburger SV existiert.

Die nächste völlig falsch eingeschätzte Episode ist ja, dass Schalke "als erste Mannschaft einen Salary Cap festlegt." Ähm... nein, tun sie nicht.
Also nur um das mal festzuhalten: Schalke legt einfach nur für sich eine Obergrenze von 2,5 Millionen Euro Jahresgehalt fest. Wer mehr verlangt, braucht gar nicht erst an den Verhandlungstisch kommen. Man gibt quasi vorher bekannt, was das Maximum ist, dass ein Spieler "fordern" kann. Keine gute Verhandlungsstrategie, aber wenigstens offen und ehrlich.

Hier ist das faszinierende: Jeder gut geführte Fußballverein hat so einen "Salary Cap". Also ich bin mir absolut sicher, dass zum Beispiel in Freiburg intern auch alle Beteiligten wissen, wo die absolute Schmerzgrenze für die Breisgauer liegt. Und ab welcher Summe der SC sagt: Da steigen wir aus den Verhandlungen aus, du musst dir einen anderen Verein suchen. Und wahrscheinlich liegt diese Grenze südlich von 2,5 Millionen. Aber das werden wir ja rauskriegen, wenn die die Schwolow Verhandlungen verfolgen...
Andere Verein wie RB Leipzig geben halt auch bei Timo Werners Vertragsverlängerung 2019 "absolut an unsere machbaren Grenzen" gegangen zu sein. Was auch nur bedeutet: Auch bei RB Leipzig gibt es den jetzt von Schalke angekündigten Salary Cap seit Jahren.

Die einzige Besonderheit in Gelsenkirchen ist, dass sie öffentlich und offiziell bekannt geben, dass sie ihre Schmerzgrenze gerade nach unten korrigiert haben. Wahrscheinlich deutlich nach unten korrigiert haben. Mit einem klassischen Salary Cap hat das aber gar nichts zu tun.

Und im wesentlich gibt man jetzt schon bekannt, dass Weston McKennie und Suat Serder demnächst verkauft werden müssen. Weil sie zu diesen Bedingungen kaum einen neuen Vertrag unterschreiben werden. Und man muss sich dann auch bewusst werden: Für 2,5 Millionen Euro Jahresgehalt wird man, trotz möglicher Ablösesummen, kaum neue Spieler von derselben Qualität verpflichten können. Was halt praktisch heißt: Die Mannschaft auf Schalke wird eher schlechter als besser. Was einem bei einer Serie von 16 Spielen ohne Sieg echt Sorgen machen muss.

Nebenbei dürfte diese öffentliche Haltung dazu führen, dass eine ganze Menge Spieler nicht mal mehr an der Verhandlungstisch kommen. Also der Fakt, dass einige aktuelle "Leistungsträger" mehr als die 2,5 Millionen verdienen... und abgesehen von einem Verkauf wird sich daran ja auch nichts ändern. Warum sollte also ein Spieler, der sich auf Augenhöhe mit Serdar sieht, weniger Gehalt als diese beiden bekommen?
Nebenbei fällt mir bei der Gelegenheit auf, dass dies alles nur Spekulationen sind, weil es keine belastbaren Zahlen gibt.  Also ich berufe mich hierbei auf folgende "Analyse" vom englischsprachigen Transfermarkt.com, die Serdar und McKennie als Problemfälle des neuen Salarycaps nennen. Ob die schon mehr als 2,5 Millionen verdienen oder nur garantiert mehr als 2,5 Millionen verlangen werden, kann ich dabei nicht beurteilen.

Genau genommen gibt es genau einen Hoffnungsschimmer auf Schalke: Norbert Elgert. Und ja, auch der hat den ominösen "Trainerpreis des deutschen Fußballs" gewonnen. Er steht repräsentativ für die Jugendarbeit auf Schalke. Und auf die wird es jetzt noch mehr ankommen, als zuvor.
Die einzige realistische Chance für Schalke ist es halt sich buchstäblich am eigenen Schopf aus dem Schlamassel zu ziehen. Und zu hoffen, dass man den nächsten Mesut Özil, Julian Draxler und Beneditk Höwedes findet. Wenn einem dies nicht gelingt, wird es echt finster.

Aber wenn man dann realisiert, dass Schalke 8 Millionen Ablöse in Alexander Schwolow stecken will, anstatt einfach mal auf den immer noch am Verein hängenden Ralf Fährmann zu setzen. Und klar, Fährmann wird nicht der nächste Nationaltorwart, während man bei Nübel zumindest kurzfristig daran glauben konnte. Aber Spoiler: Auch Schwolow ist kein Torwart, der für die Nationalmannschaft interessant ist. Vielleicht ist der ein wenig besser als Fährmann. Durchaus möglich. Da Torhüter genau genommen immer auch von ihrer Defensive abhängig sind, ist das schwer zu beurteilen. Aber ich sag das mal so: Er ist keine 8 Millionen Euro Ablöse besser. Gerade wenn man wie Schalke kein Geld hat.
Also nur um das mal zu verdeutlichen: In dem stabilen Gesamtkonstrukt umd Robin Koch und Christian Günther war es vollkommen egal, ob Schwolow oder Mark Flekken im Tor standen. Beide sind die Notenbesten Spieler im Freiburger Kader. Und wenn Koch in diesem Sommer verkauft und nicht adäquat ersetzt wird, wird der Notenschnitt beider Torhüter einbrechen. Aber für so einen Torwart gebe ich als Schalke doch keine 8 Millionen Euro aus.

Warum Schalke immer noch nicht auf den grundsoliden Torhüter mit hoher Identifikation setzt, obwohl man doch genau das gerade braucht... bleibt halt eines dieser unlösbaren Schalke Rätsel. Und ich wage zu behaupten: Wenn man Fährmann reinstalliert und die 8 Millionen in halbwegs ordentliche Defensivspieler steckt, steht man besser da, als wenn man Serder verkauft um Schwolow zu finanzieren... So ein weiteres Mysterium ist Daniel Caligiuri, den man ja lieber "zappeln" lies, anstatt ihm ein vernünftiges Angebot zu machen. Aber auch das ist halt schwer zu beurteilen, wenn man nicht vor Ort dabei war. Aber wenn Augsburg Caligiuris Gehaltsforderungen erfüllen kann, Schalke aber nicht, ist das ein verdammt schlechtes Zeichen. Denn genau genommen stärkt man gerade ablösefrei einen designierten Konkurrenten. Ich bezweifle, dass das eine gute Strategie für die nächsten Jahre ist.

Und ja, dass Derby-Held Caligiuri lieber nach Augsburg geht als auf Schalke zu bleiben, zeigt, wie dramatisch die Lage gerade ist. Aber hey, für mich als zynischer Außenstehender könnte es großartig werden.

Montag, 29. Juni 2020

Die absurdesten Geschichten des letzten Spieltages

fanden ja eigentlich in Berlin und Bielefeld statt. Und es sind es positive Geschichten, die für die den Charakter der jeweiligen Vereine hervorheben. Auch wenn es eigentlich jeweils eine riesige Dummheit war.

Also vorher gingen ja die Gerüchte durchs Internet, dass beide Mannschaften den letzten Spieltag abschenken würden. So wie es der 1.FC Köln gemacht hat. Das faszinierende daran ist ja: Beide Mannschaften hätten praktisch davon profitiert, wenn sie einfach nur verloren hätten.

Also zunächst mal auf der ersten sportlichen Ebene: Eine Relegation Düsseldorf gegen Heidenheim würde die Perspektive auf den Klassenerhalt 2021 deutlich verbessern. Während eine Relegation Werder Bremen gegen den Hamburger SV dazu geführt hätte, dass nächstes Jahr garantiert eine Mannschaft, die vom Potenzial des Vereins nicht in die Abstiegsregionen gehört, in die Bundesliga kommt... oder dort bleibt. Also ja, als Union und Arminia willst du, dass Heidenheim aufsteigt oder Düsseldorf die Klasse hält. Denn du musst irgendwo nach dem nächsten Paderborn suchen, um deinen eigenen Klassenerhalt zu sichern.

Dazu kommt halt, dass dieser moralisch höchst achtenswerte Einsatz dem Verein praktisch Geld kosten wird. Denn Hamburg und Bremen stehen als Bundesligisten in der TV Gelder Tabelle jeweils vor Bielefeld und Düsseldorf. Wenn Werder in der Bundesliga bleibt, kostet das Bielefeld 2 Millionen Euro.

Die ganze Geschichte war dermaßen offensichtlich, dass sich Bielefelds Trainer Uwe Neuhaus öffentlich dazu äußern musste. Und versprochen hat, dass man alles geben würde um einen neuen Vereinsrekord zu erreichen. Im Gegensatz zu den Kölner, die vorher grob ähnliches versprochen haben, dieses Versprechen aber in keinster Weise auf den Rasen gebracht haben.

Und sein wir mal ganz kurz ganz ehrlich: Neben Schalke hat der 1.FC Köln sich in den letzten Wochen wie der Abstiegskandidat Nummer 1 für die nächste Saison präsentiert. Die haben quasi einen frühes Bewerbungsschreiben abgegeben. Und ja, die Kölner wären nicht die ersten, die die Vorsaison so austrudeln lassen und dann in der Neuen Saison nie wirklich durchstarten... Und auch wenn ich mich mit Manu Thiele in der Kommentarspalte gestritten habe, muss ich ihm ihm nach hinein recht geben: Genau genommen sollte man sich bei Markus Gisdol für die Stabilisierungsübungen als Feuerwehrmann bedanken, aber auch nicht vernachlässigen, dass man den Klassenerhalt stilecht mit 10 Spielen ohne Sieg gesichert hat... Was nur noch von Schalkes 16 Spiele ohne Sieg Serie getoppt wird.

Wenn ich dann noch Gisdols "Keinen Vorwurf an meine Mannschaft" Aussage nach dem Spiel höre... Also ich sag das mal so: Hoffentlich reagiert er intern anders. Denn einer Profimannschaft darf es eben nicht passieren, dass man in einem für die Konkurrenz elementaren Spiel eine Leistung am Rande der Wettbewerbsverzerrung abliefert. Also genau genommen genau die Leistung, die einige von den Bielefeldern "erwartet" hätten.
(Ich wollte an der Stelle nur mal erwähnen: Abgesehen von dem fehlenden Kroos Treffer, wurde dieser Verlauf genau so hier vorhergesagt... Just saying... Passives Abseits Leser wissen es halt früher.)

Man muss sich mal vor Augen führen: 2 Bundesligisten haben mit epischen Serien ohne Sieg die Klasse erhalten. Normaler Weise steigst du ab, wenn du in den letzten 10 Spielen keinen Sieg holst. Bei 16 Spielen sollte dies auf jeden Fall passieren. Also in jeder vernünftigen Liga. Aber in der besten Liga der Welt, reicht das halt.

Der Pessimist, der als Chefredakteur dieser Seite fungiert, drückt das mal so aus: Markus Gisdol wird die nächste Saison doch eh nicht als Cheftrainer überstehen. Jetzt müssen die Kölner sich halt fragen, ob sie mit einem neuen Hoffnungsträger und einem echten Plan in die Saison gehen... oder ob sie während der nächsten Saison auf den "Dead Coach Bounce" Effekt hoffen. Ich sag das mal so: Wenn der neue Hoffnungsträger nicht funktioniert, kann man ja immer noch alles auf die Karte Dead Coach Bounce setzen.

Wenn es nebenbei einen Fußballgott gibt, wird Köln nächste Saison eh die Quittung für ihre Leistungsverweigerung. Aber da der Fußballgott halt doch ein zynisches Arschloch ist, wird es Bielefeld und Union erwischen, während Köln dank einer Fehlentscheidung am letzten Spieltag Werder Bremen auf den Relegationsrang verweisen. Damit die endlich das von Davy Klaassen so herbeigesehnte Relegations-Derby bekommen. So als erste Vorhersage für die Neue Saison, die ich dann wieder auspacke, wenn sie sich wirklich bewahrheitet... und die sonst einfach nur verschwiegen wird.

Aber gerade wo ich auf den Fans von Union so viel rumgehackt habe und ständig behaupte, dass die aus ihrem Verein und ihrer Rolle mehr machen, als angebracht ist... wollte ich hier mal auch eine kleine Respektsbekundung im Kleingedruckten loswerden: Wie die Fans ihre Mannschaft auch vor dem Stadion unterstützt haben, war vorblidlich. Gerade wenn man die Szenen aus England oder um Pizarros Auto als Vergleich nimmt. Auch wenn die Feier zum Klassenerhalt wohl doch ein wenig aus dem Ufer gelaufen ist. Aber halt auch nicht annähernd so drastisch, wie andere Aktionen, die man so aus Berlin mitbekommen hat. Und auch wie sich der Verein selber auf dem Platz präsentiert hat, muss einfach mal gelobt werden. Denn wie man auf anderen Plätzen gesehen hat, ist das halt keine Selbstverständlichkeit.

Samstag, 27. Juni 2020

Rapid Worst of: War das der schlechteste letzte Spieltag aller Zeiten?

Also das es grausam werden würde, war ja abzusehen. Allein schon weil es kein einziges Spiel gab, in dem es für beide Mannschaften um etwas ging. Somit begann dann jedes Spiel mit der Frage: Wird der Gegner sich nochmal aufraffen oder einfach enttäuschen?

Borussia Dortmund wies da eindrucksvoll nach, dass sie eine Truppe haben, der es ziemlich egal ist, wie das Ergebnis aussieht, wenn es für sie um nichts mehr geht. Aber das war ja ein Bild, dass sich seit Wochen abgezeichnet hat. Und ja, Dortmund wird stilecht mit einem Sieg aus den letzten 3 Spielen Vize-Meister. Beste Liga der Welt.

Da die Bayern ihre Pflichtaufgabe sehr ernst genommen und wirklich die 100 Saisontore anvisiert haben, war das "Rennen um den späteren Saisonstart" praktisch um 15:37 erledigt. Also mit Andrej Kramarics ersten Streich. Ganz große Spannung.

Wie dann das Rennen um die Champions League Plätze künstlich spannend gemacht wurde... also zumindest in der Sportschau... war vollkommen albern. Als Borussia Mönchengladbach erzielte in der 7. Minute das Führungstor. Damit war es praktisch vollkommen egal, was auf den anderen Platz passiert. Und natürlich gönnten die sich einen extremen Chancenwucher, der durchaus hätte bestraft werden können. Aber hier ist das Problem: Ein 1:1 hätte denen gereicht. Eine Hertha, die insgesamt nur 5 Torschüsse abgab (und es wird ja quasi alles, was nicht direkt Richtung Eckfahne fliegt, als Torschuss gewertet, dies bedeutet NICHT; dass die Hertha 5 echte Torchancen hatte, aber dazu später mehr), hätte irgendwie 2 Tore erzielen müssen.
Also ja, das Rennen um die Champions League wurde um 15:36 praktisch entschieden. Noch vor dem Rennen um Platz 6.

Dann bleibt halt noch die ganz große Enttäuschung: Düsseldorfs Vorstellung bei Union und Kölns Leistungsverweigerung in Bremen. Man sollte an der Stelle mal festhalten, dass Bremen nur in die Relegation kam, weil Paderborn und Köln zum Saisonende komplett einbrachen und die sonst völlig hilflosen Werderaner auf 6 Punkte und 11 Tore kamen. Und alle "Wieso hat Werder nicht immer so gespielt?" Fragen müssen mit einem "Weil Werder das halt nur kann, wenn der Gegner keinerlei Widerstand leistet!" beantworten.

Und Düsseldorf hat sich bemüht. Offiziell 26 Torschüsse abgegeben. Das klingt beeindruckend. Aber hier ist das Problem: Torhüter Rafael Gikiewicz musste nach dem 0.2 eine wirkliche Parade zeigen. Also hier als kurze Gegenperspektive zu den 26 Torschüssen der Kicker-Ticker Arbeitsnachweis des Union-Keepers: In Minute 36 faustet er "den aufs Tor gezogenen Freistoß mit beiden Händen weg". In Minute 49 macht er "das kurze Eck dicht, muss aber nicht eingreifen." In Minute 59 ist ein Freistoß von Thommy "eine leichte Beute".  Und dann musste Gikiewicz sich in der 74. Minute ein Mal tatsächlich "lang machen" um den Ball zur Ecke abzuwehren. Und das war's. Häufiger wird der Torhüter im Ticker nicht erwähnt.
Und das, obwohl die Fortuna zu einem verzweifelten Sturmlauf ansetzte. Also das sollte eigentlich eines dieser Spiele sein, in dem man als Torhüter berühmt geschossen wird und hinter ganz Düsseldorf einen hasst, weil man eigenhändig den Abstieg besiegelt hat...

Erik Thommys Leistung ist nebenbei das perfekte "Er hat sich bemüht" Zeugnis. Er hat alles versucht, muss sich keine Vorwürfe machen... aber man war halt gerade an diesem entscheidenden Spieltag einfach nicht gut genug. Und klar, ein Tor aus der Kategorie "Kacktor des Monats" kann immer mal durchrutschen. Deswegen bin ich ja auch großzügig und lege 16:42 als Schlusspunkt des Abstiegskampfes fest. Von diesem Moment an war einem als neutraler Beobachter eigentlich klar, dass Düsseldorf keine 2 Tore mehr schießt. Und dann wurde einem bewusst, dass ab 16:44 2 Tore ja nicht mal reichen würden, sondern dass man 3 Buden braucht um die Klasse zu halten.

Das hat halt auch aus dem Schützenfest in Bremen jegliche Spannung genommen. Also wenn man sich mal anguckt, wie entspannt Marco Bode und Co grinsend auf der Tribüne saßen... die konnten ab 16:44 für die Relegation planen.

Das ist natürlich auch einfach nur dumm gelaufen. Also die Konstellation vorher war schon bescheiden. Aber wenn es halt in Berlin bis zur 80. Minute 0:0 steht... dann sitzen die paar Offiziellen schwitzend in den Stadien und selbst der neutrale Fußball Fan kaut auf seinen Fingernägeln.
So war es halt ein Saisonfinale, bei dem man aufpassen musste, dass man nicht einschläft. Und zwar kollektiv auf allen Plätzen.

Ich würde mal spontan behaupten, dass es noch nie einen letzten Spieltag gab, an dem sich in der "Blitztabelle" das letzte Mal um 15:56 (oder in der 26. Spielminute) etwas  verschoben hat. Danach war die wie in Stein gemeißelt. Es war ja noch nicht mal eng, sondern es hätte eine Mannschaft mindestens 2 Tore erzielen müssen, damit sich da etwas ändert.
Und natürlich ist die Blitztabelle trotzdem immer wieder eingeblendet worden um in den Konferenzen von Sky oder der Sportschau künstlich Spannung zu generieren. Aber diese Blitztabellen kamen dann immer mit einer "Jetzt muss Düsseldorf noch 2 Tore schießen" Erklärung. Anders ausgedrückt: Man hätte sich die Einblendung auch sparen können, weil Düsseldorf auch in 270 Minuten keine 2 Tore erzielt hätte...

Und wie immer sitze ich nach einer absolvierten Bundesliga Saison da und denke mir: "Schlimmer kann es eigentlich nicht werden..." Vielleicht behalte ich ja dieses Mal recht...

Freitag, 26. Juni 2020

Vorschau auf den letzten Spieltag...

Oder: Der eigentliche Grund, warum ich gerade ständig auf dem guten Florian Kohfeldt rumhacke.

Denn wenn man sich den 34. Spieltag mal genau anguckt, fällt einem auf, dass es nur noch 2 relevante Entscheidungen gibt. Also abgesehen davon, dass uns alle einreden wollen, dass es wirklich wichtig ist, wann Hoffenheim oder Wolfsburg in die Vorbereitung einsteigen müssen. Spoiler: Es sollte egal sein. Wenn der Tabellen-7. die nächste Saison in den Sand setzt, wird das ganz andere Ursachen als die frühe Vorbereitung haben.

Im wesentlichen gibt es das eine Fernduell um die ganz großen Fleischtöpfe. Also Bayer Leverkusen muss gegen Mainz gewinnen und hoffen, dass Gladbach gegen die Hertha verliert. Und das ist nebenbei ein gutes Symptom für die Bundesliga. Also alle beide haben zumindest phasenweise den Fußball gezeigt, den man von einem Champions League Teilnehmer erwartet. Es wird also dieses mal nicht der am wenigsten dumme (also halt Schalke) an dem wichtigsten Vereinswettbewerb der Welt teilnimmt, sondern eine Mannschaft, die sich das wirklich mit guten Leistungen verdient hat... Es bleibt zu hoffen, dass dies regelmäßig so läuft, aber dafür müssten Leverkusen, Gladbach UND halt Schalke mehr Konstanz in ihre Saisons bringen. Dazu vielleicht später mehr.

Und dann ist da halt noch der ganz große Abstiegsgipfel:
Düsseldorf muss zu Union Berlin und Werder Bremen darf gegen den 1.FC Köln antreten. Beide Spiele (da es ja gerade praktisch keinen Heimvorteil mehr gibt, was durch im Schnitt 2 Heimsiege pro Spieltag belegt wurde) laufen nach derselben Konstellation ab: Die Mannschaft, für die es um alles geht, spielt gegen einen Gegner, der eigentlich nur noch auf die Sommerpause wartet. Dieser Gegner ist auch noch jeweils ein Aufsteiger, der den frühzeitigen Klassenerhalt durchaus als vorzeigbaren Erfolg feiern kann.
Und in diesen beiden Spielen wird dann entschieden, wer in der Relegation auf Heidenheim oder den Hamburger SV trifft.

All die anderen Spiele sind vollkommen egal. Die müssen halt gespielt werden, aber es darf halt offen darüber nachgedacht werden, ob ein Mario Götze da aufläuft. Vielleicht probiert Schalke ja noch seinen dritten Torwart in dieser Saison aus, schlechter kann es dadurch ja nicht werden.

Was mich ja wie immer zu dieser "Jahreszeit" zu der Frage bringt: Warum muss der 34. Spieltag eigentlich eine einheitliche Anstoßzeit haben? Also wie wahrscheinlich ist es denn bitte, dass man wirklich 9 relevante Duelle hat? Irgendwann wird die DFL so clever oder dreist sein, ein Abstiegsduell auf 18:30 zu legen. Nur um dann die Sportschau so richtig zu ficken.
Natürlich wirkt das erst Mal albern... aber wie viel Geld wird nochmal für die Relegation gezahlt? Da kann man sich auch grob ausrechnen, wie viel Geld Sky oder DAZN auf den Tisch legen, um eine getrennte Abstiegs-Konferenz am letzten Spieltag zu zeigen. Und im Gegensatz zur Relegation macht man dadurch praktisch nichts kaputt.

Wenn es jedenfalls am Ende nur um Werder und Düsseldorf geht, muss man halt auch irgendwie eines anerkennen... zumindest wenn man die Grünweiße Vereinsbrille absetzt: Werder Bremen ist der Bösewicht. Da, ich habe es gesagt. Und ja, Werder war jahrelang immer der Sympathieträger unter den Bundesligisten.  Der eine Verein, der durch seriöses wirtschaften, bodenständiges arbeiten (ist das nicht dasselbe) und attraktiven Fußball die großen Aktiengesellschaften und Gazprom Vereinen auf die Pelle rückte. Und die es zur Jahrtausendwende ja auch regelmäßig geschafft haben.
Sie waren auch bei deutlich erkennbaren negativen Tendenzen über die letzten Jahre immer der Gegenentwurf zum Hamburger SV. Den großen Rivalen aus der anderen Hansestadt. Und wenn sie sich nach einer derartigen Gurkensaison tatsächlich noch retten... und danach gemeinschaftlich auf die Schultern klopfen... ist die Transformation komplett. Am besten durch einen fragwürdigen Handelfmeter in der Nachspielzeit in Heidenheim.

Und ja, das Werder auf Platz 17 steht ist ein Zeugnis für ein Totalversagen. Also nicht nur der Trainer, auch Management und Mannschaft haben eifrig dazu beigetragen, dass es so weit kommen konnte.

Auf der anderen Seite steht halt Düsseldorf. Gut, die haben sich auch kurz unsympathisch gemacht, weil sie die neuste Vereinsikone Friedhelm Funkel halt doch entlassen haben. Und direkt danach Uwe Rösler als Nachfolger parat hatte... während man sich ja erst ganz am Ende zur Entlassung durch gerungen hat. Also klar, dem Vorstand würde ich auch den Abstieg gönnen.
Aber was Uwe Rösler und seine Mannschaft an Nackenschlägen weg gesteckt haben. Da trifft man gegen Dortmund 2 mal den Pfosten und verliert dann in der Nachspielzeit. Und dann holt man die Woche drauf ein 0:2 Rückstand in Leipzig auf. Und liegt am 33. Spieltag wieder zurück, holt aber trotzdem den nächsten Punkt. Das sind alles so Szenarien, in denen Bremen im Jahr 2020 zusammengebrochen wäre... oder ist.

All das mit recht bescheidenen fußballerischen Mitteln. Nur um das mal zu verdeutlichen: Rouwen Hennings ist der 2. beste Deutsche Torjäger der Saison. Wenn er so was in Freiburg oder Hoffenheim abliefern würde, wäre er jetzt Nationalspieler. Dass dieser "Marius Ebbers Angreifer" im Spätherbst seiner Karriere 15 Tore erzielt hat, gleicht einem Wunder. Nur um das zu verdeutlichen: Wenn er am Wochenende noch mal trifft, wird er zum erfolgreichsten Düsseldorfer Torjäger aller Zeiten. Vor einem gewissen Klaus Allofs. Eigentlich sollten beim Schreiben dieser Zeilen ein Bluescreen entstehen.

Normaler Weise vertrete ich ja die These, dass es absolut erbärmlich ist, wenn man dem Tabellen-16. noch mal einen Rettungsanker zu wirft. Denn normaler Weise muss man richtigen Scheiß spielen um diesen Tabellenplatz "zu erreichen". Man muss eine grausame Saison weit unter seinen eigentlichen Möglichkeiten spielen. Deswegen habe ich schon vor Jahren für eine Relegation zwischen dem 15. und dem 4. argumentiert. Das würde die meisten Saisonfinale wesentlich spannender und emotionaler machen. Also wenn Relegation schon sein muss.

Aber Düsseldorf lässt mich dieses Jahr echt ein wenig daran zweifeln. Denn wie die Mannschaft all die Nackenschläge weg steckt und immer wieder zurück kommt, ist schon beeindruckend.

Und ja, natürlich ist es ein schlechtes Zeichen für die Liga als Ganzes, wenn da Mannschaften rumgurken, deren maximales Leistungsniveau Platz 16 zu sein scheint. Aber das ist ja ein Problem, welches wir seit Jahren haben. Immerhin wert sich einer dieser beiden Mannschaften, deren Leistungshorizont praktisch Platz 16 ist, dieses Jahr so richtig. Das darf man auch mal anerkennen.

Nun ist dieser Blog nicht zwingend auf "Anerkennung" aufgebaut... sondern auf verdammt viel Zynismus. Deswegen wird hier halt ausführlich das Versagen in Bremen aufgearbeitet und nicht die Hingabe der Düsseldorfer honoriert.

Meine persönliche Prognose lautet jedenfalls: Union wert sich mit allem, was sie haben und Felix Kroos trifft in der 89. Minute zum 0:1... und Köln präsentiert sich desolat, weil es denen egal ist. Und dann gurkt sich Werder gerade so durch die Relegation gegen Heidenheim. Denn genau genommen läuft es doch immer genau so, wenn einer der Großen unten rein rutscht...

Mittwoch, 24. Juni 2020

2 weitere lustige Kohfeldt Details

Weil sein Ausdruck von Panik ja nicht belastend genug war. Aber ganz ehrlich: Man hatte als Neutraler Zuschauer echt das Gefühl, dass ihm während des Spieles gegen Mainz tatsächlich bewusst wurde, wie übel er diese Saison verkackt hat. Und da denke ich mir schon: Das hätte ihm früher auffallen können.

Aber es gibt ja immer noch Leute, die Florian Kohfeldt verteidigen. Die den für einen immer noch guten Trainer halten. Das basiert aber im Wesentlichen auf 2 Scheinargumenten. die bei genauerer Betrachtung null und nichtig sind. Lasst uns die mal genauer betrachten.

Erst Mal das Offensichtliche: Kohfeldt war Jahrgangsbester! Und das, obwohl er im selben Jahr seine Trainerlizenz gemacht hat, wie ein gewisser Julian Nagelsmann. Da muss der doch genau so gut sein wie Nagelsmann. Mindestens. Schließlich ist unsere Trainerlizenz patentiert und perfekt.

Hier ist ein ganz großes Problem: Diese Noten bedeuten echt noch weniger, als der Abischnitt. Eher im Gegenteil: Jahrgangsbester zu werden, scheint eher ein Fluch zu sein. Guckt euch einfach mal die Listen der Jahrgangsbesten an... Wenn das die wichtigste Ausschlusskriterium ist, kann Werder im Sommer als Kohfeldt Nachfolger Karsten Baumann verpflichten. Oder Dirk Schuster. Oder Holger Stanislawski. Würde irgendjemand im Jahr 2020 behaupten, dass das gute Trainer sind? Oder sind das nicht eher alles gescheiterte Talente? Alle 3 sind weit weg von einem Vertrag in der Bundesliga. Stanislwaski so weit, dass er lieber Filialleiter bei ReWe wurde.

Nur um das mal zu verdeutlichen: Ein gewisser Hansi Flick wurde 2003 als Jahrgangsbester ausgezeichnet. Gemeinsam mit Thomas "da lach ich mir doch den Arsch ab" Doll. Dass Hansi Flick jetzt aber in jedem Kicker mit Jupp Heynckes verglichen wird, hat absolut nichts mit seiner Trainerausbildung zu tun...
Es liegt hauptsächlich daran, dass Heynckes dies selber befeuert. Wahrscheinlich, weil er selber nur unfassbar glücklich ist, dass das mit Flick funktioniert hat und er nicht selber noch mal ran musste.

Im Wesentlichen hat sich Flick über jahrelange Co-Trainer-Tätigkeiten in die glückliche Position geschummelt, dass er jetzt Bayern-Trainer ist. Und der Fakt, dass er mal Jahrgangsbester war, ist dafür und dabei so irrelevant, dass es niemand jemals angebracht hat.

Unsere Trainerausbildung ist weit weg davon eine Erfolgsgarantie für die spätere Karriere zu sein. Ob ein Trainer wirklich was taugt, kriegt man erst in der Praxis raus. Und dann genau genommen auch erst in der ersten Krise.


ABER Kohfeldt ist ja nicht nur Jahrgangsbester. Er ist ja auch Trainer des Jahres! Das muss doch etwas bedeuten...

Nun ja... hier ist das faszinierende an diesem Titel: Er wurde gar nicht zu "DEM TRAINER DES JAHRES" ausgezeichnet. Also wenn man den Begriff einfach so googlet, landet man hier: bei der vom Kicker-Sportmagazin initiierten und seit 2002 durchgeführten Wahl. Selbst diese Wahl ist ja eigentlich bedeutungslos. Also die verteilen solche Titel ja gerne um sich selbst Relevanz zu geben. Und Themen zu generieren, über die man dann schreiben kann.
Praktisches Beispiel: Die Geschichte des Balon d'Or. Also 2010 verschmolzen der Preis der Medien und der Preis der Fifa zu einem Titel, so dass einen Weltfußballer gibt. Dann viel den Printmedien unter der Federführung von France Football auf, dass es gar nicht so cool ist, wenn man selber einen Titel weniger hat. Also wurde der UEFA Best Player Award eingeführt und der Ballon d'Or wieder von der Fifa gelöst. So dass jetzt 3 Mal pro Jahr abgestimmt wird, ob Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi jetzt der Beste Spieler der Welt ist.
Und man kann dann nochmal eine extra Schlagzeile aufmachen, wenn ein Spieler wirklich alle 3 Preise gewinnt. Auch wenn der Mehrwert des einzelnen Preises egal ist. Aber irgendwie muss man ja die Seiten füllen...

Und praktisch ist es genau so bei der Wahl zum Trainer des Jahres. Praktisch denkt sich der Kicker: Cool, das sieht dank des Verbandes Deutscher Sportjournalisten legitim aus. Und wir wissen genau, wie wir die Kicker-Ausgabe Nummer 25 gestalten können. Kapitel 1 des Sommerlochs gefüllt, jetzt brauchen wir nur noch einen Spieler des Jahres. Und ja, ich hetze nur dagegen, weil ich nicht abstimmen darf... Aber Details... Im Wesentlichen geht es bei solchen Preisen darum, Inhalte zu generieren, Interviewtermine drum herum zu fixieren und sich selber als Medien Relevanz einzureden. Praktisch bringt einem so ein Titel aber nichts.

Das ist ja noch nicht mal das lustigste daran. Also ja, ich dachte auch, dass Florian Kohfeldt genau diesen Titel gewonnen hat. Einen Preis für Meistertrainer oder diejenigen, die es mal werden wollen. (und... nun ja... Dirk Schuster...) Hat er aber gar nicht.

Kohfeldt hat einen Preis gewonnen, nachdem man sehr spezifisch suchen muss, wenn man zu einer List der Titelträger kommen will: Den Trainerpreis des Deutschen Fußballs. Vergeben wird das Ding seit 2009 vom DFB. Und die Kriterien für den Preis sind... schwammig. Also entweder man bringt "herausragende Leistungen im Spielbetrieb"... oder man zeigt "besonderes gesellschaftliches Engagement"... Eines von beidem wäre nett. An sonsten noch irgendwas mit Jugendarbeit.
Es weiß nebenbei auch niemand genau, wie dieser Preis verteilt wird und wer da abstimmt. Nur so als Randinformation.

Meine persönliche Theorie: Der DFB wollte die Arbeit von Horst Hubresch irgendwie honorieren. Also nicht nur, aber auch finanziell. Schließlich hat der in der Jugendarbeit beim DFB um 2009 herum Großes geleistet... und war dem DFB gegenüber immer loyal. Oder es ist einfach aufgefallen, dass man vergessen hat ihm eine Titelprämie in den Vertrag zu schreiben und man musste dies irgendwie elegant regeln...
Da dachte sich jemand: "Wir haben noch nen Budgetposten 'Sonstiges und Preise'... lasst uns einen Preis mit 50.000 Euro dotieren und den an Hubresch verteilen. Danach müssen wir das noch nen paar Jahre weiter machen, aber lasst uns darauf achten, dass wir nicht die offensichtlichen Kandidaten nehmen, sondern auch Trainerinnen wie Maren Meinert, die in der Jugendausbildung bei den DFB Damen wichtige Rollen spielt."
"Geile Idee. Wie lange müssen wir das machen, damit es keinen auffällt?"
"10 mal, also bis einschließlich 2018."

Und das würde jetzt vollkommen absurd klingen, wenn es einen Preisträger für das Jahr 2019 gäbe... der wurde aber noch nicht bekannt gegeben.

Nur um nochmal zu verdeutlichen, wie irrelevant dieser Preis tatsächlich ist: Wenn ich Trainerpreis des Deutschen Fußballs 2019 google, weil man rauskriegen will, wann und wie der aktuelle Preisträger bekannt gegeben wird... finde ich 6 Einträge zu Kohfeldt, einen zu Julian Nagelsmann und einen zur aktuellen Saison von Werder Bremen. Dass dazwischen ein Hannes Wolf diesen Titel geholt hat, interessiert keinen. Gut, das mag daran liegen, dass ich zu häufig Kohfeldt gegoogled habe... Aber ihr könnt ja mal rauskriegen, ob ihr andere antworten bekommt und das in die Kommentare schreiben...
Und da ist er, der erste "Schreibt es in die Kommentare" Teil! Nach all den Jahren...

Jedenfalls ist es im Umfeld von Werder Bremen so oft erwähnt worden, dass Kohfeldt diesen Preis gewonnen hat, dass jetzt alle denken, dass es ja von Bedeutung sein muss. Auch wenn der Preis am Ende eher mit dem Echo für Farid Bang und Kollegah vergleichbar sein könnte...


Also ja... der Mythos "Kohfeldt muss ein guter Trainer sein" basiert auf einer guten Abschlussnote, die aber vollkommen irrelevant und einem Preis, bei dem keiner genau weiß, warum er existiert, wer da abstimmt und ob er überhaupt noch existiert. Das weckt doch vertrauen.

Montag, 22. Juni 2020

Immer wieder faszinierend, wie kurzsichtig alle agieren.

Da reicht der Horizont halt gerade so bis zur eigenen Nase. Und dann wundert man sich, dass die Argumente nicht überzeugend sind.

Nehmen wir mal als Fallbeispiel 1: Dynamo Dresden. Ein Verein, der den Re-Start trotz persönlich schwieriger und unfairer Situation mitgetragen hat, denkt jetzt über eine Klage gegen den Abstieg nach. Weil man sich halt erst kümmert, wenn es einen selber betrifft... und es irgendwie auch zu spät ist. Das ist doch mal eine gute Perspektive in der Vereinsführung.

Und so wird in der Kommentarspalte des Kickers von einem "Opfermythos", der jetzt bedient wird, obwohl der Abstieg ja jahrelang vorbereitet worden ist.
Fakt ist halt auch: Dynamo hatte eigentlich die Kurve gekriegt und war vor der Pause auf einem guten Weg zum Klassenerhalt. Man hatte nach der Winterpause bereits 11 Punkte geholt, fast so viele wie in der gesamten Hinrunde. Und trotz des extrem fiesen Spielplans und den Verzicht auf eine Vorbereitung liegt man in der Rückrundentabelle auf Platz 14.

Und klar, dass der Rückstand aufs Rettende Ufer nach der Hinrunde so groß war, ist ausschließlich Dynamos Schuld. Dass ihnen die realistische Chance auf eine Aufholjagd genommen worden ist, dagegen nicht.

Lustig ist ja an der Stelle, dass Jan Reinold als Kicker-Redakteur auf Eintracht Frankfurt verweist, die einen fast genau so fiesen Spielplan hatten. Da gibt es aber einige gravierende Unterschiede: Erstens: Frankfurt hat als Europa League Teilnehmer mit einer derartigen Belastung gerechnet. Sie haben bereits im Vorjahr Erfahrungen mit vielen englischen Wochen. Und sie hatten halt auch die finanziellen Möglichkeiten einen entsprechend breiten Kader aufzustellen.Von Dynamo Dresden zu verlangen, dass sie ihren Kader so breit aufstellen, dass mit 9 Spielen in 29 Tagen klar kommen, ist einfach vollkommen absurd. Kurz gesagt: Die einen können einen Bas Dost von der Bank bringen, die anderen nicht... das ist ein elementarer Unterschied.
Dazu ist die psychische Belastung für die Frankfurter halt auch eine ganz andere. Die konnten es sich leisten von den Bayern 5 Gegentore zu kassieren. Oder das Derby gegen Mainz zu verlieren. Man stand trotzdem nicht in der Nähe des Abgrundes. Dynamo musste dagegen innerhalb von 7 Tagen 3 Spiele gewinnen um die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Das ist eine ganz andere mentale Belastung.

Dennoch, nur um das festzuhalten, hat Jan Reinhold recht: Sich jetzt in die Opferrolle zu stürzten, nachdem man vorher immer pro Re-Start war, ist albern. Vor allem, wenn es eine ganz einfache Möglichkeit gegeben hätte, die man direkt als Lösungsvorschlag hätte anbieten können. Aber da hätte man ja ein goldenes Kalb für schlachten müssen... diesen einen unangenehmen Eiterpickel der fortschreitenden Kommerzialisierung angehen müssen. Das geht halt auch nicht.

Aber ganz ehrlich: Wie hätte die DFL reagieren müssen, wenn Dynamo den "Lasst uns den Re-Start der 2. Liga eine Woche nach hinten verschieben und die Woche der Relegation stattdessen für die letzten 2 Spieltage nutzen. Dafür muss die Relegation zwar abgesagt werden, aber das wären halt 4 Spiele, die für einen faireren Wettbewerb gestrichen werden. Mit Eurosport müssen wir ja eh erst noch eine Einigung erzielen, da ist das vielleicht gar nicht so schwer auf die Relegation zu verzichten..."

Mit diesem Vorschlag hätte Dynamo direkt proaktiv gehandelt. Und halt auch einen konstruktiven Lösungsansatz mitgeliefert. Und dem Fußball als ganzes etwas gutes getan, weil man seinen Beitrag zur Abschaffung der Relegation geleistet hat.
Und klar, man hätte in erster Instanz seine Rettungsaussichten verschlechtert, aber mit mehr Training und einem freundlicheren Spielplan hätte man auch Platz 15 holen können.

Aber man hat sich halt für das Kurzsichtige "Augen zu und durch, das wird schon irgendwie werden" entschieden. Nur um hinterher dann zu jammern, als man die Augen aufmachte und feststellte, wie beschissen die Situation ist...


Das wirklich lustige ist ja, dass das alles nicht nur am unteren Bodensatz der Bundesligatabellen passiert. Sondern auch am ganz anderen Ende des Leistungsspektrum. Denn bevor wir in der Sommerpause sind, macht Karl-Heinz Rummenigge das, was er am besten kann: Unmotiviert und sinnlos gegen die Länderspiele hetzen. Das beherrscht der. Und er macht es halt bei jeder Gelegenheit.

Also nur um das mal aufzuzählen: Die Nationalen Verbänden haben sich bisher seit dem Corona Ausbruch komplett zurückgenommen. Sie haben die Vereine machen lassen. Und die Vereine nehmen dann auch einfach mal alles mit.
Also kein "Wir beschränken uns erst Mal auf das nötigste und streichen die Relegation oder die Pokalwettbewerbe... nur die 8 Ligaspieltage, mehr nicht, dann ist Sommerpause."
Möglich wäre auch: Sein wir ehrlich, der Champions League Sieger wird eh mit einem großen Sternchen versehen... gerade wenn Leistungsträger vor dem Turnier schon gewechselt sein werden. Das ist doch eigentlich albern, lasst doch eher Vernunft walten und die 2020er Europacup Saison absagen.

Aber immer wenn der Rummenigge mit spielt oder zumindest mitkassiert, schreit er laut "Da sind wir dabei, das ist prima!" Denn das ist ja alles systemrelevant.
Wenn dann aber die Nationalmannschaften erstmals nach über 10 Monaten für 2 Spiele treffen wollen... dann ist das zu viel. Die Belastung zu hoch. Dann geht es auf ein Mal um das Wohl der Spieler. Da greift dann RB Leipzigs Markus Kösche zum "Das ist brutal und für die Gesundheit nicht gut"... und ja, wir reden von derselben Gesundheit, die uns bei Dynamo Spielern egal war... Oder gerade bei den Drittliga-Profis, die ebenfalls eine Extrembelastung durchmachen, egal ist.
Also um das mal kurz festzuhalten: Beim MSV Duisburg sitzt gerade ein Ersatztorwart im Feldspieler-Trikot auf der Bank, weil der Kader dank der ständigen englischen Wochen mit extrem vielen Verletzungen zu kämpfen hat. Aber da muss man halt durch...

Nehmen wir mal Jörg Schmadtkes Wortlaut: "Da geht es ums Geld. Die betroffenen spielen keine Rolle mehr." Es sei ein "unglaubliche Belastung auf Kosten der Spieler." Hier ist das faszinierende: Da hat er vollkommen recht. Das Problem ist. Er könnte sich im selben Wortlaut über die Fortsetzung der internationalen Vereinswettbewerbe aufregen.
Also ganz ehrlich: Als VfL Wolfsburg seine Spieler erst in eine kurze Pause zu schicken, um sie dann auf ein Europa League Turnier vorzubereiten, welches dann im ungünstigsten Fall nach einem Spiel beendet ist, ist absoluter Wahnsinn. Also vor allem für die Spieler. Am geilsten wird es für die Frankfurter, die ja nochmal antreten müssten um ein 0:3 aus dem Hinspiel auszumerzen. Auswärts. Vor einer Geisterkulisse. Da hat man doch so richtig Bock auf 14 Tage Vorbereitung. Dennoch steht der 6.8. als designierter Spieltermin bei Eintracht Frankfurt im Kalender. Wer als Verantwortlicher in einem Verein derartige Lösungen unterstützt, sollte hinterher einfach mal die Klappe halten, wenn andere auch mal wieder mitspielen wollen.

Also ja, es gäbe eine einfache Lösung für die derzeitige Überlastung des Rahmenterminkalenders: Einfach mal die internationalen Wettbewerbe aussetzen. Da verpasst man selbst im Idealfall 3 Spiele.

Oder aber man sagt: Die TV Gelder sind zu wichtig. Wichtiger als die Gesundheit der Spieler. Dann kann man sich aber nicht darüber aufregen, dass die Nationalen Verbände dies dann ähnlich sehen. Denn auch die haben Verträge, an die man sich halten muss. An der einen Stelle nur auf die Umsätze zu gucken und sich dann bei der nächsten Gelegenheit als großer Verteidiger der Gesundheit der Spieler zu stellen, funktioniert halt nicht.

Und nur um das mal festzuhalten: Den Bayern fehlen im Extremfall dank Corona 2 Heimspiele. Halt aus dem Champions League Viertel- und Halbfinale. Alles andere ist, ich sag das mal so, brutal durchgeprügelt worden. Und auch die Chance aufs Tripple hat man sich erhalten. Die Nationalmannschaften haben dagegen gerade ihre längste Länderspielpause seit dem Ende des 2. Weltkrieges. Also wenn der September-Termin gekippt wird, würde dies 12 Monate am Stück ohne ein einziges Länderspiel bedeuten. Und das hat es halt ungelogen seit 1950 nicht mehr gegeben.

Ich habe ja auch gar kein Problem damit, dass die Europapokalwettbewerbe zu Ende gespielt werden. Aber dann sollen mir die Verantwortlichen nicht ins Gesicht lügen und behaupten, dass die Gesundheit irgendwie wichtig wäre. Wenn die Elite das unbedingt will, dann sollen sie das durchziehen. Dann müssen sie sich halt Gedanken machen, wie sie ihren im schlimmsten Fall überlasteten Spielen im Dezember oder November eine Pause gönnen. Im Gegensatz zu Dynamo dürfte man dazu ja breit genug aufgestellt sein.

Und ja, wir reden hier nebenbei im Wesentlichen von 16 Mannschaften in ganz Europa, für die dann  die Nationalen Verbände Weltweit ihre Ansprüche komplett zurückstellen müssen. Nur weil diese paar Hanseln unbedingt die TV Milliarden verteilen müssen, dürfen 211 Nationalmannschaften nicht antreten. Das ist dann wohl die neue Solidarität, die wir uns von Corona erhofft haben: Wir stecken alle zurück, damit die paar Superreichen Vereine ihren Spaß haben können.

Dienstag, 16. Juni 2020

Das Problem ist auch weiterhin nicht das Handspiel.. .Teil 537. Gefühlt.

Es sind nicht die Themen, die sich ändern, es sind die Namen, die sich ändern. Wobei, genau genommen ja nicht mal das.

Aber zum gefühlt 21. Mal in dieser Saison startet der Kicker seine große "Blicken sie bei den Handspielregeln noch durch?" Umfrage.

Das Problem daran ist halt: Der Anlass ist vollkommen albern. Denn die Regel für angreifende Spieler ist wunderbar eindeutig und wird konstant angewendet. Auch wenn es im Zweifelsfall man einen VAR braucht. Aber dieses Tor wird in 100 von 100 Fällen nicht mehr gegeben. Genau so funktioniert eine gute Regel.

Ob diese Regel jetzt gerecht ist, sei mal dahin gestellt. Alberner Weise soll sie jetzt ja angepasst werden, dass alles oberhalb des Trikotärmels nicht mehr als Hand gilt... Was dann dazu führt, dass alle plötzlich mit Longsleeves spielen. Guter Ansatz.

Und natürlich ist es unglücklich, dass Raphael Guerreiros "Traumtor" nicht zählte. Aber wenn ein traumhaft herausgespieltes Tor wegen einer Abseitsposition zurückgepfiffen werden muss, stellt ja auch keiner die Abseitsregel in Frage, nur weil das Tor schön gewesen wäre.

Nehmen wir mal ein anderes aktuelles Beispiel: Den Platzverweis für Dedryck Boyata. Es sind sich alle einig, dass dies "der Knackpunkt" des Spieles war. Und dass es keine böse Absicht von Boyata war, sondern nur sehr unglücklich gelaufen. Buchstäblich. Es sind sich alle einig, dass dies eine Harte Entscheidung war. Es würde aber niemand auf die Idee kommen, deswegen die Platzverweise für Notbremsen in Frage zu stellen. Er verhindert halt regelwidrig, wenn auch unabsichtlich, eine klare Torchance. Und für ihn dummer Weise direkt vor dem und nicht im Strafraum. Die logische Konsequenz ist halt der Platzverweis.

Das Problem ist aber halt ein ganz anderes: Die Dortmunder fühlen sich zum 4. Mal in Folge benachteiligt. Weil es halt einen Handelfmeter gibt, wenn einem Dortmunder der Ball im Strafraum an die Hand springt, aber keinen, wenn es einem Bayern-Profi passiert.

Aber auch hier ist genau genommen nicht die Handspiel Regel das Problem. Denn jeder, der keine Bayern-Fanbrille auf hat, sieht halt ein Strafbares Handspiel von Jerome Boateng. Also alle außer Tobias Stieler und Sascha Stegemann... nur sind das halt die entscheidenden Leute.

Die eigentliche Frage muss lauten: Warum hat der VAR bei dem einen Fall nicht eingegriffen? Warum gibt es keine Konstanz bei dieser nicht mehr wirklich neuen Institution? Das ist halt nicht nachvollziehbar. Und das ist halt mal wieder eine Qualitätsfrage.

Seit dem Re-Start gab es schon wieder 3-4 Szenen, bei denen man sich schon fragen muss: Wie kann es sein, dass da alle außer der VAR eine eindeutige Fehlentscheidung sehen? Warum sieht der VAR das anders? Traut der sich im Zweifelsfall einfach nicht einen renommierten Kollegen zu korrigieren?

Als eklatantestes Beispiel sei hier mal der Platzverweis für Benjamin Hübner genannt: Mit 2 Tagen Abstand sagen da alle, dass der Platzverweis eine Fehlentscheidung war (lustiger Weise war das in der Sportschau Zusammenfassung noch anders... aber Details). Trotzdem fragt niemand, warum der VAR diese anscheinend offensichtliche Fehlentscheidung, die durch die verkürzte Sperre von Hübner für nur ein Spiel ja bestätigt wird, nicht direkt korrigiert... dabei wäre das die viel interessantere Debatte.

Schritt 1 wäre hierbei ganz praktisch: Die Schiedsrichterkommission des DFBs und der DFL veröffentlichen selber nach jedem Spieltag zu den kritischen Szenen ein Statement. In diesem erklärt man entweder, warum der Schiedsrichter doch richtig lag, was ja durchaus sein kann, oder man steht eindeutig zu den Fehlentscheidungen. Also damit sich dann auch ein Stegemann nicht hinter dem "Och, war ja nicht so klar" verstecken kann.

Und wenn wir dann feststellen, dass auch DFL und DFB extrem unzufrieden mit den angebotenen Leistungen der Schiedsrichter sind, kann man darauf aufbauend die eigentlichen Probleme angehen: Eine Renovierung des Schiedsrichterwesens.

Denn wenn man die Schiedsrichterleistungen losgelöst vom offensichtlichen Symptom der Handspielregel analysiert, wird man feststellen, dass unsere Männer in Schwarz einfach nur seit einer ganzen Weile nicht mehr die Weltklasse darstellen, sie sie früher mal gehabt haben. Bis auf ganz wenige ausnahmen. Eine ausführliche Auseinandersetzung mit den 4 großen Skandalen und Tragödien rund ums deutsche Schiedsrichterwesen der Moderne wurde hier bereits vor einem Jahr veröffentlicht. Und wenn man Dinge wie Hoyzer, Ammerich und Krug in Zusammenhang setzt, fällt einem auf, dass es keine Überraschung ist, dass unsere Schiedsrichter einfach mit gewissen Situationen überfordert sind. Und dass sich grundlegend im Schiedsrichterwesen etwas ändern muss.

Aber das wird anscheinend das nächste "Die Relegation gehört abgeschafft!" Also Dinge, die offensichtlich ungerecht sind, geändert werden sollten, aber einfach ignoriert werden, weil sich alle lieber auf scheinbar zusammenhanglose Einzelentscheidungen stürzen.

Montag, 15. Juni 2020

Passives Abseits vs Tradition: Teil 8: Passives Abseits vs Kommerz

Warum eigentlich nicht? Also genau genommen wird gerade wieder deutlich, dass die Frage "Was ist Kommerz?" genau so random beantwortet wird, wie die Frage "Was ist Tradition?" Auch hier gilt anscheinend: Die einen dürfen, die anderen eher nicht.

Also es gab ja im letzten Montagskicker (ja, ich bin gerade extrem langsam) 2 große Beiträge zur Kommerzialisierung des modernen Fußballs. In dem einen ging es um die 100 Millionen, die Red Bull gerade RB Leipzig gut geschrieben hat. Ein Bilanz technischer Trick, sagen alle. Nichts ungewöhnliches, sagt RB selber. Aber die ganze Geschichte ist so groß, dass der den gesamten "RB Leipzig Berichtserstattungsteil" einnimmt. Und wie immer denkt man sich: Dieses böse RB. Jetzt kriegen die auch noch 100 Millionen Euro geschenkt? Ist da eigentlich wirklich alles sauber? Weil RB ja das personifizierte böse ist. Und ja, wenn es Fans im Stadion geben würde, hätten die dieses Wochenende Protestplakate wegen der Spende ausgehangen.

Auf der anderen Seite... also auf der wirklich anderen Seite... gibt es einen äußerst interessanten Artikel über Lars Windhorst. Nur ist der halt nicht der Leitartikel zur Hertha, sondern wird auf Seite 82 unter KickerBuisness versteckt. Und ich weiß ja nicht, wie es auch geht, aber das ist der Teil des Kickers, den ich meistens nur ganz grob überfliege.
Weil es einem einerseits nicht wirklich interessiert... aber man es aber auch nicht wirklich versteht, was da passiert.

Also ich habe den Artikel "Das Konstrukt hinter Tennor" jetzt mehrmals gelesen und immer noch nicht annähernd verstanden, was das alles bedeutet. Da werden halt Netze über 4 Länder gespannt, um alle möglichen Steuer-Schlupflöcher auszunutzen. Immerhin geht es nicht in die Karibik... Aber sonst ist da echt alles dabei: ein Flughafen in den Niederlanden, Jersey im Ärmelkanal, Luxemburg und die Schweiz.
Am Ende ist man sich nicht mal mehr sicher, wie viel Einfluss das Gesicht vor dem Konstrukt Lars Windhorst wirklich hat... oder ob der nicht doch auch nur eine Marionette es.

Aber bei einem Satz werde ich dann doch hellhörig: "Genau das muss ein Investor irgendwann tun, um Rendite zu realisieren." Der Grund für dieses komplizierte Konstrukt ist einfach: Man will seine Anteile am Ende gewinnbringend weiterverkaufen. Dieses "am Ende" sollte möglichst zeitnah sein...

Also das einzige, was ich verstanden habe, ist: Lars Windhorst ist ein Heuschrecken-Kapitalist, der die Hertha möglichst schnell nach oben pushen will... um dann seine Anteile abzustoßen und so seinen persönlichen Gewinn erzielen will. Deswegen muss es mit der Hertha ja auch so schnell wie möglich nach oben gehen. Und so setzt man auf Namen wie Jürgen Klinsmann und Jens Lehmann, die kurzfristigen Glanz versprechen, sich aber bei genauerem Hinsehen eher als Dampfplauderer erweisen. Also bei Klinsi auf jeden Fall, bei Lehmann steht da das finale Urteil noch aus. Aber beides sind Persönlichkeiten, die Umsätze generieren, weil sie polarisieren... und nicht langfristigen Wachstum entstehen lassen, weil sie einen Plan mit Perspektive haben.

Um das mal zu personalisieren: Wenn es Windhorst um einen langfristigen Aufbau gehen würde, würde er versuchen Christian Heidel oder Fredi Bobic für sich zu gewinnen. Aber diese Namen klingen halt nicht wirklich sexy.
Windhorst persönlich dürfte es halt auch völlig egal sein, ob die Hertha hinterher wirklich besser da steht als vorher, solange er den richtigen Zeitpunkt findet um seine Anteile abzustoßen.

Also lasst uns das mal mit den eigentlichen Feindbildern vergleichen. Und klar, bei Red Bull findet man auch schnell Steueroasen und vernetzte Strukturen. Denn noch weiß man genau, wo die 100 Millionen, die gerade Wellen geschlagen haben, herkommen. Und man weiß auch, welchen Zweck Red Bull mit seinen Fußballvereinen erreichen will: Das soll eine tolle Werbeplattform für den Gummibärensaft sein. Also der Plan ist nicht mit RB Leipzig Geld zu generieren, sondern da Geld reinzupumpen, damit wir mehr von deren Dosen kaufen.
Das kann man natürlich doof finden, gar kein Thema. Und man darf bei RB auch einiges kritisieren. Aber immerhin will sich Mateschitz nicht direkt selber an dem Projekt bereichern. Deswegen hat man halt auch gesteigertes Interesse daran ein langfristig tragfähiges Projekt zu erschaffen... damit man da nicht ständig weitere 100 Millionen reinbuttern muss.
Einer der dümmsten Drohszenarien von RB-Feinden ist ja: Und was macht ihr, wenn RB sich irgendwann in der Premiere League einkauft? Dann seid ihr nur noch ein Ausbildungsverein, da werdet ihr echt viel von haben.
Dann sage ich ganz sachlich: Wenn die hinterher für einen Champions League Sieger ausbilden und dafür auch regelmäßig in der K.O. Phase in diesem Wettbewerb stehen, während man vorher nur Regionalliga sehen konnte... dann ist man doch gerne ein Ausbildungsverein.

Also praktisch wollen einem ja die Leute erzählen, dass RB Salzburg so hart unter RB Leipzig leidet... und dass RB ja voll das Interesse an seinem eigentlichen Stammverein verloren hat... und dann weißt man die darauf hin, dass RB Salzburg 2018 die erfolgreichste internationale Saison seit 24 Jahren gespielt hat, weil man bis ins Halbfinale vorgedrungen ist. Und 2019 hat man dann tatsächlich zum erst Mal seit 1994 an der Champions League Gruppenphase teilgenommen. Oh und man konnte dort solch fantastische Talente wie Erlin Haarland live in Aktion erleben.
Anders ausgedrückt: Selbst nachdem Red Bull erkannt hat, dass man als Salzburg nie an der K.O. Phase der Champions League teilnehmen wird (und deswegen dann zu RB Leipzig "weiter gezogen" ist), haben sie dort immer noch den Anspruch um die Europa League Titel mitzuspielen. Was ein Niveau ist, was man in Österreich sonst nur noch in Ausnahmefällen erreicht. Und das, was vorher als großer Erfolg gefeiert worden wäre (so eine Achtelfinalteilnahme zum Beispiel), gilt mittlerweile eher als Enttäuschung.

Anders ausgedrückt: Selbst wenn RB irgendwann das Interesse an Leipzig als Hauptfiliale verliert, wird man danach dann weiterhin auf einem vorher unerreichbarem Niveau Fußball spielen lassen.

Der Vollständigkeit halber muss natürlich auch noch das andere Feindbild Numemr 1 erwähnt werden: Dietmar Hopp. Der... nun ja... hat halt seinen eigenen Jugendverein nach oben gespusht. Einfach nur, weil er Bock drauf hatte. Nie mit dem Ziel sich daran selber zu bereichern. Er hat den Traum eines jeden Fußballers vom Dorf einfach mal... nun ja... auf die Spitze getrieben. Er kann sich das halt auch leisten. Und er hat am Ende auch sicher gestellt, dass er sein Geld wieder rausbekommen hat, das sollte man auch nicht verschweigen. Aber es ging halt nie nur darum seine Rendite zu steigern.

Um das dann mal kurz zusammenzufassen: Wir haben den einen Investoren, der sich eine Werbeplattform aufbaut und der genau genommen (Lok Leipzig dürfte gerade in die dritte Liga aufsteigen...) vor Ort nichts kaputt gemacht hat...
Wir haben den anderen Mäzen, der sich seinen Jugendtraum erfüllt hat... und nebenbei so vielen anderen Vereinen unter die Arme gegriffen hat, dass auch er sich auch keine "Das macht den Fußball kaputt" Vorwürfe machen lassen muss...
Und wir haben den Heuschrecken-Turbo-Kapitalisten, der nur auf eine eigene und wahrscheinlich schnelle Rendite aus ist... und der seinen eigenen Verein damit erst Mal direkt ins Chaos stürzt.

Jetzt fragt euch mal, wer von den dreien sich im Fadenkreuz abbilden lassen muss? Wessen Fans bei Auswärtstrips attackiert werden? Und wer einfach nur ohne irgendwelche Widerstände investiert...

Also ich hab mal spaßeshalber die Begriffe "Lars Windhorst" und "Protest" gegooglet. Da wird schon beim 2. Eintrag "Protest" angegeben. Anscheinend gab es keinerlei nennenswerte Protestaktionen gegen Windhorst in den Bundesligastadien. Dabei ist der mindestens genau so schlimm wie RB...
Er ist genau das, wovor der Traditionsfan die meiste Angst hat. Und die Erste Saison auf dem Weg zum Big City Club belegt ja alle Klischees. Da wurde ja wirklich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte.
Genau genommen wurde nicht wegen Dietmar Hopp oder RB, sondern wegen Leuten wie Windhorst das 50+1 als Grundsatz eingeführt. Trotzdem gucken die Ultras, die sich sonst immer als Ordnungshüter aufführen, einfach mal elegant weg.
Als Traditionsverein darf man sich halt auch an die Schlimmsten des Schlimmen verkaufen. Denn Tradition ist ja ein ultimativer Freifahrtschein. Die überblendet alles.

Also nur mal fürs Gedankenexperiment: Wie groß wäre der Widerstand gegen Windhorst, wenn der der nach einem Blick auf die Hertha beschlossen hätte: Das ist ein Chaos Club und die halten seit Jahrzehnten an einem bedingt kompetenten Manager fest. Den werde ich da auch nicht weg bekommen... da mach ich doch lieber den Berliner AK 07 zum Big City Club, das ist einfacher... Wie krass würde dem dann der Gegenwind ins Gesicht blasen?
Und natürlich wäre der Weg für Windhorst von der Regionalliga in die Champions League wesentlich weiter. Deswegen lässt er das ja. Aber für sein "Ich will einen Verein hochpumpen und dann abstoßen" Konzept ist es praktisch vollkommen egal, bei welchem Verein er sich engagiert.

Nun will ich natürlich keinesfalls, dass auch Windhorst im Fadenkreuz abgebildet wird. Aber die Frage, warum der so vollkommen unter dem Radar läuft und sich anscheinend niemand an seinen Investitionen stört, muss schon mal in den Raum geworfen werden. Denn genau genommen ist es reine Willkür, dass man das eine schweigend hinnimmt und gegen das andere lautstark demonstriert.

Donnerstag, 4. Juni 2020

Schöne neue Fußballwelt

Gut, dass es dich gibt. Und dass es so viele Fortschritte gibt. Das macht doch richtig Hoffnung für die Zukunft.

Also die Älteren werden sich vielleicht noch daran erinnern, aber zu Beginn der Corona Krise wurde überall davon geredet, dass die Fußballwelt danach eine andere sein wird. Und dass es diese Wahnsinnstransfers erst Mal nicht mehr geben wird. Also zumindest für einen Monat nicht.

An der Stelle sei mal wieder auf eines Hingewiesen: "Passives Abseits Leser wissen es früher!" Also dass wir ganz andere Debatten führen müssten, wenn die Fußballwelt wirklich eine andere werden soll, habe ich hier bereits Ende April erklärt. Aber auf diese anstrengenden Debatten hatte halt keiner Bock.

Und jetzt... beginnt halt der Transfersommer. Also es wird munter darüber spekuliert, wer jetzt wohin geht. Der erste Dominostein ist dabei Timo Werner, der 60 Millionen Euro kostet. Chelsea hat es halt. Und wenn man schon 40 Millionen in Hakim Ziyech investiert, machen die weiteren 60 den Braten dann auch nicht mehr fett... Bleibt eigentlich nur die Frage offen, warum sie sich im Tor mit der 17 Millionen "Discounter"-Lösung Roman Bürki zufrieden geben wollen...

Wenn Chelsea schon mal direkt 100 Millionen in die Hand nimmt... dann werden die Bayern doch für Thiago auch 80 Millionen aufrufen. Irgendwer wird die schon zahlen, auch wenn wir uns vor 2 Monaten eigentlich sicher waren, dass solche Transfers in diesem Sommer unrealistisch sind. Nur um das mal festzuhalten: 80 Millionen Euro für einen Spieler, den man ein Jahr darauf ablösefrei bekommen könnte, ist eigentlich Wahnsinn. Auch wenn es nur 60 Millionen werden, so ist das immer noch unfassbar viel Geld um einen Spieler 12 Monate früher zu bekommen. Genau solche Dummheiten sollten durch Corona eigentlich abgeschafft werden... oder wenigstens für 1 Jahr ausgesetzt...

Aber das ist ja alles nur Kleinzeug. Schließlich geht Bayer Leverkusen davon aus, dass Kai Havertz diesen Sommer den Verein verlassen will. Und damit könnten die Bayern, die ja nebenbei auch noch Geld in Leroy Sané stecken wollen, einen neuen Transferrekord aufstellen. Und vor allem steht damit auch fest, dass es diesen Sommer doch einen 3stelligen Millionentransfer gibt. Denn für weniger als 100 Millionen wird man Havertz ja nicht ziehen lassen. Das war ja irgendwie der Grund, warum ich davon ausging, dass der Junge Bayer noch ein Jahr erhalten bleibt... aber denkste.

Und nur um mal zu beweisen, dass dies auch im kleineren Rahmen geht. Der FC Augsburg hat mit mal eben mit Felix Udokai einen neuen Rekordtransfer getätigt. Trotz Geisterspielen hat man dafür 10 Millionen übrig...

Anders ausgedrückt: Der einzige Verein, bei dem sich nach der Corona Krise wirklich was verändert hat, ist Schalke 04. Denen geht es wirtschaftlich so schlecht, dass die gekauften Tickets nur in Härtefällen zurückerstatten wollen... Und wieder mal denke ich mir: Zum Glück für Schalke gibt es gerade Geisterspiele, sonst würde dort das Stadion brennen.

Alle anderen Vereine... machen anscheinend doch munter so weiter wie vorher. Und versteht mich nicht falsch: Das ist auch voll in Ordnung so. Also solange die bei ihren Transfers vernünftig kalkulieren. Wenn der FC Augsburg über die letzten Jahre so gewirtschaftet hat, dass man sich trotz Corona einen neuen Rekordtransfer leisten kann. Das ist ein gutes Zeichen für den Verein und für die Bundesliga. Auch wenn man sich schon fragen muss, ob die ganze "Wir werden alle pleite gehen" Panik ein wenig übertrieben war. Also außer auf Schalke. Aber ich sage das mal so: Wenn bei der nächsten großen Krise alle wieder diese Panik auspacken, werde ich sie darauf hinweisen, wie schnell sie "das Letzte Mal" wieder auf die Beine kamen und mit Geld um sich geworfen haben...

Vor allem wurde die Hoffnung auf eine neue Fußballwelt heute endgültig begraben.

Dienstag, 2. Juni 2020

"JEIN ZUM RASSISMUS!"

Denn zu einem wirklichen "Nein" können wir uns halt doch nicht durchringen.

Also klar, von der Fifa vorbereitete Botschaften vor einem WM-Halbfinale vorzutragen, ist natürlich wunderbar... wobei die Fifa wahrscheinlich auch mit Sanktionen droht, sobald man nur ein einzelnes Wort umbaut und minimal vom Originaltext abweicht...

Für mich persönlich ist die Lage ja einfach, auch wenn es drastisch wirkt: Wenn der DFB sich jetzt dazu entschließt, Weston McKennie, Marcus Thuram, Jaydon Sancho und Achraf Hakimi in irgendeiner Form zu sanktionieren, können sie sich auch den Werbespott, den sie ein Mal im Jahr drehen lassen, abschaffen.
Denn sobald jemand diesen Werbespott irgendwie mit Leben füllen will, sagen die Sesselfurzer halt doch "Lasst das lieber".

Das sind nebenbei genau die Aktionen, für die wir die Amerikaner immer auslachen. Wie, ihr nutzt eure exponierte Stellung um von eurer Meinungsfreiheit Gebrauch zu machen und ein wichtiges Thema anzusprechen? Schämt euch! Das gehört sich nicht! SHUT UP AND DRIBBLE!

Und was ist denn das schlimmste, was einem bei so einer Aktion passieren kann? Dass Rassisten nicht mehr einschalten? Dass Donald Trump eine Twitter Sturm loslässt und die DFL als "failing operation" beschimpft? Worauf man dann ganz lässig mit einem "Immerhin kann bei uns schon wieder Profisport betrieben werden, weil wir die Corona Krise halbwegs im Griff haben... wie sieht es dann da bei euch aus" antworten kann.
Ernsthaft, allein schon weil Trump sich dann in den Sozialen Netzwerken über die Bundesliga auslassen könnte, sollte man solche Aktionen fördern. Und den amerikanischen Ligen hat die Gratis-Werbung auch nicht geschadet...

Das faszinierendste ist ja Leute wie Fritz Keller, die sich einerseits mündige Spieler wünschen, aber andererseits dann auch ein Problem damit haben, dass die Spieler sich politisch auf dem Platz äußern... entweder oder.

Das eigentliche Problem ist natürlich dasselbe, wie auch bei den christlichen Botschaften, mit denen man nach dem Torjubel die Gefühle des militanten Hindus verletzten könnte. Oder des Chinesen, wenn man "Free Hongkong" brüllt.

Ich persönlich hätte dafür als DFL und DFB ja eine ganz einfache Lösung: Man sagt seinen Spielern, dass man derartige Jubelarien, solange sie mit dem Grundgesetz vereinbar, nicht homophob oder rassistisch sind, nicht verfolgen werden. Dass teilen wir dann auch den Fernsehstationen mit, durchtrainierte junge Männer lieber nicht oberkörperfrei rumlaufen sehen... und die müssen ihre Spiele dann halt "amerikanisch" gucken...

Falls ihr euch fragt, was ich damit meine: Seit "Nipplegate" werden amerikanische Liveveranstaltungen mit minimaler Verzögerung... weil Amerika das Land der Freiheit ist... Und wenn dann ein Kulturkreis mit unseren Jubelzeremonien ein Problem haben, dann können sie halt das Bild von dem Fanblock mit den entblößten Bierbäuchen einblenden... Jeder, wie er mag. Alles, was die brauchen, ist ein 10 Sekunden Delay und jemand, der einen Knopf bedient der den Fanblock einblendet, sobald irgendwas unpassendes zu sehen ist. Problem gelöst.

Und natürlich darf die Fifa dann bei ihren eigenen weltoffenen Veranstaltungen selber festlegen, welche Form des grenzenlosen Jubels sie erlauben und was nicht. Da hat halt jeder sein eigenes Hausrecht. Aber warum müssen die so was für alle Länder und aller Verbände einheitlich regeln? Gerade wenn man bedenkt wie viele unterschiedliche Kulturkreise man da abdecken muss.

Um nochmal den Bogen zu den Rassismus-Gegnern zu schlagen: Falls die DFL die Spieler wirklich sanktioniert, würde ich mir ja von denen folgende Reaktion erwünschen: Wenn sie das nächste Mal gefragt werden, ob sie sich an einer "Strich durch Vorurteile" Kampagne beteiligen will, sagt man laut und deutlich "Nein Danke, so was machen wir nur mit Leuten, die uns auch unterstützen, wenn wir unsere Position nutzen um Missstände anzusprechen" sagen... und noch fix was eigenes auf die Beine stellen.

Denn wenn man wirklich gegen Rassismus sein will, dann muss man halt die Individuen, die diese Haltung nach außen tragen, unterstützen und nicht abstrafen.