Donnerstag, 30. Januar 2020

Jürgen Klinsmann - Genie oder Schaumschläger?

Jürgen Klinsmann dürfte eine der faszinierendsten Persönlichkeiten im deutschen Fußball sein. Und er ist jemand, der die Lager spaltet.

Die einen sehen in ihm einen Visionär, der seiner Zeit voraus ist, die anderen wollen Leuten solchen Visionen lieber zum Arzt schicken.

Was auf jeden Fall nicht in Frage gestellt werden kann: Der Mann setzt Dinge in Bewegung. Ob die Richtung jetzt die Richtige ist, kann man halt schwer abschätzen. Aber allein schon was sich bei der Hertha tut, seit dem dort Trainer ist, ist genau genommen Wahnsinn.

Also wenn man sich mal damit auseinander setzt, wer im Winter alles zur Hertha kommen sollte... da vielen auf ein Mal Namen wie Granit Xhaka oder Dani Olmo. Wenn jemand im Juni gesagt hätte, dass Hertha um solche Spieler mitbietet...
Und klar, bekommen hat man sie nicht, aber allein schon, dass man sich mit solchen Spielern beschäftigt, beweist doch ein neues Selbstvertrauen und eine andere Wahrnehmung. Dazu wurde für Krzysztof Piatek und Lucas Tousart 2 neue Transferrekorde aufgestellt. Da tut sich definitiv was in Berlin.

Auch die Selbstverständlichkeit mit der Klinsmann vom Internationalen Geschäft redet, ist faszinierend. Der will in 2 Jahren mit der Hertha in die Champions League. Das ist mal ambitioniert. Und natürlich liegt das alles nicht nur an Klinsmann, sondern auch am Investor Lars Windhorst. Aber Klinsmann füllt die Absichten vom Investor mit Leben.

Die Kritiker kommen natürlich mit einem "Das kann doch alles gar nicht funktionieren!" um die Ecke. Und einem "Der Klinsmann war doch schon immer ein Spinner und hat nie was geleistet.

Nun ja. Also es stimmt schon. "Zuerst haben alle gedacht dieser Klinsmann spinnt, gesagt hat wir wollen das Turnier gewinnen." Aber am Ende war man nur einen simplen Pirlo Pass von einem erneuten Elfmeterschießen, welches man als Deutschland eh immer gewinnt, vom Finaleinzug entfernt.

Klinsmann, dass kann niemand leugnen, hat den Deutschen Fußball aus seiner finstersten Epoche geführt. Er hat die Nation schneller als erwartet wach geküßt. Denn 2006 hatte man noch nicht all die überragend Talente zur Verfügung, die einen wirklich brillanten Trainer brauchen, damit verhindert werden kann, dass man mehrere Titel holt.

Und natürlich hat die Deutsche Mannschaft damals ziemlich grausamen Fußball gespielt. Aber die wären halt für Klinsmann auch durchs Fegefeuer gegangen. Und sie sind weit über ihr eigentliches Leistungsvermögen gegangen.
Klinsmann lebte genau diese Überzeugung vor, aus der dann eine Euphoriewelle wurde. Das Charisma dafür hat er auf jeden Fall.

Dazu kommt halt, dass einige Dinge, die Klinsmann damals eingeführt hat, mittlerweile Standard sind. Also Athletiktrainer. Oder der Fakt, dass der Torwarttrainer nicht gleichzeitig in einem Verein angestellt sein sollte. Klinsi wurde für die Trainingsmethoden seiner Athletik-Experten zunächst ausgelacht, heute machen das alle so. Ganz so wahnsinnig sind die Visionen alle gar nicht.

Wenn man dann noch seine Arbeit als amerikanischer Nationaltrainer hinzuzieht. Und ja, Klinsi setzte den Auftakt in die WM Qualifikation 2017 in den Sand. Aber dass sich die Amis nicht für das Turnier qualifiziert haben, lag nur sehr bedingt an ihm. Denn am Ende fehlte gegen Trinidad und Tobago definitiv die nötige Überzeugung

Vor allem leitete er davor eine recht erfolgreiche Phase der US Soccer Boys. Er führte die Mannschaft 2 Mal in die K.O. Phase der WM, was halt auch keine Selbstverständlichkeit ist. Dazu kommt eine Halbfinal-Teilnahme als Gast bei der Copa Libertadores  gewann er den Gold Cup. Natürlich war 2017 ein deutlicher Abwärtstrend zu erkennen, aber seine Amtszeit war halt schon grundlegend erfolgreich.

Das ganz große Aber ist dann natürlich die Vereinsarbeit: Seine eine Station als Bundesliga-Trainer beim FC Bayern endete enttäuschend. Und sehr, sehr schnell. Am besten lässt sich das Chaos Klinsi bei den Bayern nicht mit den legendären Buddah Statuen erklären, sondern mit der Personalie Landon Donovan. Der hatte bei den Bayern nichts verloren, Klinsi wollte ihn aber trotzdem unbedingt haben.

Aber hier ist das ganz große Problem: Wir haben nur die Amtszeit bei den Bayern um seine Arbeit zu bewerten. Und nur weil man dort nicht funktioniert hat, muss man nicht zwingend ein schlechter Trainer sein. Carlo Ancelotti und Niko Kovac sind zum Beispiel bestimmt auch keine schlechten Trainer, obwohl auch sie bei den Bayern letztendlich gescheitert sind. Nur weil man nicht gut genug für die Bayern ist, muss man nicht grundlegend schlecht sein. Ein Kovac ist immer noch einer der interessantesten jungen Trainer im Geschäft.

Da ist natürlich auch Klinsmann selber Schuld dran, denn ihn reizen halt nur gewisse, ausgewählte Projekte. Sein Ansprüche um sich überhaupt mit Anfragen zu beschäftigen sind verdammt hoch. Und seine Forderungen an die Vereine sind dann auch beachtlich. Da steht er sich auch ein Stück weit selbst im Weg.

Aber wenn man jetzt die neuen Möglichkeiten der Hertha unter Windhorts sieht, könnte Klinsmann genau der Mann sein, den die Hertha jetzt braucht. Als Emotionaler Entwicklungshelfer. Als Gesicht des neuen Aufbruchs. Und mit genügend Fachkompetenz im Trainerteam um seine taktischen Schwächen zu kaschieren. Denn die sind definitiv vorhanden.

Um mal einen ganz krassen Vergleich zu bringen: Vielleicht ist Klinsmann einfach die emotionale Version von Lucien Favre: Also ein Trainer, der deinen Verein aufs nächste Level hebt und zu einer Spitzenmannschaft formen kann, der aber als Trainer echter Spitzenmannschaften an seine Grenzen stößt.

Genau das macht die Konstellation in Berlin ja so spannend: Wenn Klinsmann hier genau so euphorisierend wirkt, wie damals im Sommer 2006, werden die extrem hohen Ziele vielleicht verfehlt werden, aber es wird eine deutliche Entwicklung wahrnehmbar sein. Dass man weg von dem "Graue Maus mit gelegentlichem Abstiegsängsten" Status kommt. Dass man wirklich mit einer gewissen Regelmäßigkeit ins Internationale Geschäft einzieht.

Oder aber Klinsmann ist wirklich nur wie eine Harte Droge, die am besten für kurze Rauschtrips und Festivals geeignet ist, aber bei ständiger Nutzung zu völlig abgewrackten Opfern führt.
Aber genau genommen sind das die einzigen beiden Varianten, dazwischen gibt es wenig Spielraum. Und es ist praktisch unmöglich vorherzusagen, wie die Entwicklung ausgehen wird.

Dienstag, 28. Januar 2020

Der Rattenschwanz mit Kevin Vogts Gehirn

Oder: Warum mache ich mir so viele Gedanken über die Gesundheit anderer...

Und natürlich bin ich da auch nicht der einzige. Florian Kohfeldt gab bei der Pressekonferenz vorher bekannt, dass man höchste Vorsicht hat walten lassen hat, weil es halt "etwas ganz anderes ist als bei einer Muskelverletzung."Kevin Vogt hat alle Test erfolgreich absolviert und ist deswegen aufgelaufen.

Auch wenn meine Bildung zu dem Thema natürlich nur aus dem Internet kommt, ist sich das ziemlich einig: 8 bis 10 Tage reichen definitiv nicht aus. Die Rückkehr in den Sport sollte "im Rahmen eines interdisziplinär überwachten Prozesses mit schrittweiser Steigerung der körperlichen und geistigen Belastung" passieren. Denn die das Hirn schützende Flüssigkeit braucht Wochen um sich angemessen zu regenerieren. Empfohlen wird mit Nordic Walking einzusteigen. Ein Fußballspiel auf Bundesliganiveau dürfte das krasse Gegenteil von Nordic Walking sein.

Anders ausgedrückt: Wenn man einen Hirnexperten dazu fragt, ob Vogt nach der Nummer vom letzten Spieltag mit 2 heftigen Schlägen gegen den Kopf, wieder spielen kann, dürfte die Ferndiagnose mit einem "Nein" anfangen.

Aber das ganze ist halt ein Riesenproblem, welches mehr als eine Ebene hat. Denn es ist auf nicht so, dass ich unbedingt auf der Medizinischen Abteilung von Werder Bremen zumhacken will. Die haben ja so schon genug mit ihrem Lazarett zu tun.

Eine durchaus mögliche Variante ist ja auch, dass Kevin Vogt trotz der Warnungen der Ärzte gesagt hat: Ich bin ein richtiger Mann, ich kann spielen. Auch wenn die Ärzte mir davon abraten, die Tests sagen ja, dass es nicht so schlimm ist. Die Mannschaft braucht mich halt. Und wer lässt sich schon wegen einer Gehirnerschütterung wochenlang krank schreiben. Das geht schon.

Dieses "Ertrag es wie ein Mann, auch wenn es unvernünftig ist" prägt halt immer noch unsere Betrachtung von Profisportlern. Das belegt ja auch irgendwie die Berichtserstattung: Zumindest bin ich auf niemanden getroffen, der die Entscheidung zu spielen hinterfragt hat. Und wenn die Ärzte ihn gesund geschrieben haben... die werden schon wissen, was sie tun.

Wirklich? Also wir reden hier schon von Teamärzten. Das ist euch bewusst, oder? Und Profisport ist halt ein Millionengeschäft, da steht man schon gehörig unter Druck. In den meisten Fällen geht es nicht darum Spieler gesund zu pflegen, sondern sie wieder fit zu bekommen.

Nur so als krasses Beispiel: Pep Guardiola hat damals Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt vorgeworfen, dass es (Zitat des Arztes) nicht sein kann, "dass die Verletzungen bei uns sechs Wochen dauerten und in Spanien nur 14 Tage." Also ja, Guardiola ging die Genesung nicht schnell genug. Und es ging nie darum die Spieler wieder gesund werden zu lassen.

Aber das ganze wird ja auch teilweise von den Spielern forciert. Also gerade wäre es den Bayern eigentlich lieber, wenn ein Niklas Süle seinen Kreuzbandriss halbwegs ordentlich auskuriert und erst zur neuen Saison wieder einsteigen würde. Süle hat sich selber aber das ehrgeizige Ziel "Europameisterschaft" gesetzt und arbeitet hart daran, dass er dafür rechtzeitig wieder fit wird. Ob es vernünftiger wäre dem Knie mehr Ruhe zu gönnen, können wir alle nicht abschätzen.

Solche Geschichten sind ja nichts ungewöhnliches. Und wenn man als Fußballprofi in seinem Leben vielleicht 2 Europameisterschaften spielt, ist es auch nachvollziehbar. Dazu kann es einem ja passieren, dass man in der Nationalmannschaft von einem Inkompetenten Trainer betreut wird, was die eh schon raren Chancen so einen Titel zu holen weiter schmälert. Da muss man jede Gelegenheit mitnehmen.
Genau so wie es nachvollziehbar ist, wenn Verein, medizinische Abteilung und Spieler alles versuchen um bei den Saisonhöhepunkten wie einem Champions League Halbfinale auf dem Platz zu stehen. Aber zu glauben, dass da immer die medizinische Vernunft waltet, halte ich für naiv.

Und solange es nur um Knochen und Bänder geht, bekommt man ja auch entsprechendes Schmerzensgeld. Aber überlegt euch einfach mal, wie viele Profis am Ende ihrer Karriere feststellen: Für ein bisschen Golf spielen reicht es noch gerade so, aber richtiges Bewegen ist nicht mehr drin. Und dann muss man sich mit Ende 30 mit künstlichen Hüftgelenken auseinander setzen...
Leistungssport ist halt Raubbau am Körper. Immer gewesen. Dies ist allen bewusst. Auch den Ärzten, die diesen Raubbau medizinisch überwachen.

Und dann landet man noch bei dem ganz hässlichen Thema, über das im Fußball keiner reden will. Zusammengefasst in dem Fakt, dass die Spieler des SC Freiburgs auf der Gästeliste der berühmten Freiburger Universität standen. Also den Ärzten, die unsere Radprofis mehr als gut versorgt haben. Und die für Flächendeckendes Doping stehen.
Nun gilt natürlich die Unschuldsvermutung, die in Kombination mit dem Fakt, dass wir uns einfach nicht für Doping im Fußball interessieren, dazu führt, dass der Fußball sauber ist und ewig sauber bleibt.

Aber wenn man den Fokus mal etwas weiter stellt... und da reicht ja der "Dopingskandal" von Juventus Turin. Man muss ja nicht zwingend zum Staatsdoping der Russen oder damals in der DDR ausholen... Dann fällt einem vor allem eines auf: Die Mannschaftsärzte waren da immer involviert. Sie waren elementar wichtig um die nicht immer zwingend gesunden Hilfsmittel zu verabreichen und deren Einnahme zu kontrollieren. Damit auch ja nur die nicht nachweisbare Dosis genommen wurde. Und beim Doping wurden auch immer wieder Dinge forciert, die ziemlich ungesund waren.

Aber wir reden uns ja fleißig ein, dass unsere Ärzte moralisch integrer wäre als die der Russen oder damals in der Zone. Die sind von einem ideologischen System dazu getrieben worden, bei uns geht es ja nur ums Geld scheffeln... oder so.
Gut, dass es auch genügend Amerikanische Ärzte im Dopingsumpf gibt, könnte dieses Argument widerlegen. Aber wir Deutschen sind ja nicht so. Das sind immer die andern.

Es gibt halt so viele Teamärzte, die für an moralisch fragwürdigen Aktionen im Namen des Erfolges teilgenommen haben, dass mein Vertrauen in die nur bedingt vorhanden ist. Sportler wirklich gesund zu pflegen steht auf deren Prioritätenliste in den wenigsten Fällen ganz oben.

Nur um das nochmal zu verdeutlichen: Es gibt gute Gründe, warum die NFL als erste Sportliga bei Kopfverletzungen auf neutrale Neurologen setzt. Die haben eingesehen, dass das genau die Stelle ist, bei der man die Verantwortung für die Gesundheit der Spieler nicht den Teamärzten überlassen kann.

Der Umgang mit Kevin Vogt bringt mich irgendwie zu der Frage, ob sich die DFL nicht auch den einen oder anderen neutralen Neurologen leisten sollte. Denn Kopfverletzungen im Fußball sind definitiv auf dem Vormarsch. Und es ist allgemein nichts ungewöhnliches, wenn ein Spieler 8 Tage danach wieder Gesund geschrieben wird.

Nur um das mal festzuhalten: Als Mitch Langerak damals Robert Lewandowski "krankenhaus reif geprügelt hat", spielte der Bayern Angreifer ebenfalls 8 Tage später wieder... Weil halt ein Champions League Halbfinale auf dem Spielplan stand. Da steckt alles drin, was man braucht: ein Saisonhöhepunkt jagt den nächsten, Pep Guardiola als chronisch ungeduldiger Trainer, ein ehrgeiziger Angreifer, der immer spielen will und Müller-Wohlfahrt als Stimmer der Vernunft war da gerade seit ein paar Wochen zurückgetreten.
Glaubt da wirklich jemand, dass es medizinisch vernünftig war Lewandowski auflaufen zu lassen? Gemacht wurde es trotzdem...

Montag, 27. Januar 2020

Worst of des "Im Gleichschritt Marsch" Wochenendes

Endlich Abstiegskampf! Also so richtig. Mit vollem Einsatz. Mit Eigentoren. So, wie man es sonst nur vom Hamburger SV gekannt hat. Aber still und heimlich ist Werder Bremen der neue HSV geworden.

Die Ausgangslage war eigentlich optimal: Nach dem Anpfiff sprang man direkt vom Abstiegsplatz. Wenn man das 0:0 gehalten hätte, wäre das sogar tabellarisch ein Schritt nach vorne gewesen. Aber Werder Bremen und die 0 halten... Da hilft man lieber in Form von Davy Klaassens Eigentor nach.

Wobei ich ja den krassen Fehlpass und die Reaktion Klaassens in der Ersten Halbzeit gravierender finde. Also sowohl den Pass, als auch die erste Reaktion: Kein direktes Nachsetzen, sondern er schlägt die Hände über den Kopf zusammen. Das fasst die Reaktionen von Werder sehr gut zusammen.
Klaassen sollte nebenbei eigentlich Führungsspieler und Fixpunkt dieser Mannschaft sein. Sein letztes "gutes" Bundesligaspiel gab es am 10. Spieltag gegen den SC Freiburg. Und das auch nur, wenn eine 2,5 als "gut" bezeichnet wird.

Nun ist das natürlich immer die Frage nach dem Huhn und dem Ei: Ist Floria Kohfeldt Schuld daran, dass Klaassen so schlecht aussieht, oder ist es anders herum? Idealer Weise sollten die sich natürlich gegenseitig stützen.

Aber hey, solche Leistungen sind ja mittlerweile "ein Stück weit normal in unserer Situation." In Bremen hat man sich halt mittlerweile daran gewöhnt, dass man sich das 0:1 selber rein legt und danach auseinander bricht. Oder wie Kohfeldt es ausdrückt: "In der Hinrunde haben wir uns von solchen Rückschlägen kopflos machen lassen." Jetzt... ist man vorher schon kopflos?
Also wenn Werder nach dem ungeschickten 0:1 mehrere Torchancen erarbeitet hätte... oder den Ball wenigstens mal aufs Tor geschossen. Laut Kicker Ticker musste der Ersatztorwart Philipp Pentke nicht ein Mal eingreifen. Stattdessen ergab man sich halt recht widerstandslos...

Dennoch ist Kohfeldt überzeugt, dass sie "genügend Qualität haben, (um) die Klasse zu halten."

Hier ist das erschreckende: Das stimmt sogar. Also weil halt auch Fortuna Düsseldorf mit 3:0 verliert. Immerhin auswärts und bei einer Mannschaft, die in die Champions League will... und gefühlt sah man sogar besser aus als die Bremer. Dazu waren die Mainzer (die immerhin mit einem 1:3 relativ gesehen ihr Polster ausbauten) nur 2006/07 schlechter als dieses Jahr. Das war ihre letzte Abstiegssaison.

Anders ausgedrückt: So, wie sich die 3 gerade präsentieren, hat selbst Paderborn "genügend Qualität" für den Klassenerhalt. Das hat aber wenig mit der eigenen Stärke und verdammt viel mit der Schwäche der Konkurrenz zu tun.

Meinen persönlichen Humor würde es ja treffen, wenn Werder Bremen in der Relegation auf den Hamburger SV trifft. Damit ihnen dann selber endgültig klar wird, dass sie zum Abbild ihres größten Rivalen geworden sind... also im negativen Sinne.

Dass dann noch, als Gute Nachricht, Kevin Vogt überraschend auflaufen konnte... braucht wahrscheinlich einen eigenen Eintrag. Gesund kann das jedenfalls nicht sein. Aber die Ärzte werden schon wissen, was sie da tun... ganz bestimmt.

Und natürlich braucht jeder dieser Vereine da im Keller nur mal eine Serie mit 3 Siegen in Folge, um sich aller Sorgen zu entledigen. So wie der 1.FC Köln das geschafft hat. Oder Düsseldorf in der letzten Saison. Eigentlich ist Düsseldorf aus der Vorsaison ja der einzige echte Hoffnungsschimmer: Es konnte sich damals auch keiner erklären, wie die aus der englischen Woche gegen Freiburg, Dortmund und Hannover 9 Punkte geholt haben... Aber die Euphoriewelle dieser einen Woche hat sie dann bis auf Platz 10 getragen.
Andererseits gibt es solche Überraschungsserien auch nur ein Mal im Jahr und dieses Mal ging sie an die Kölner... es ist also wahrscheinlicher, dass diese 4 Mannschaften sich weiterhin nur in Unzulänglichkeiten überbieten, am Ende aber trotzdem irgendwie 2 die Klasse halten... Aber man darf gespannt sein, wer sich da am Ende feiert.

Dafür könnte es ja zumindest am anderen Ende der Tabelle spannender zugehen. Dabei will ich gar keinen Vorführeffekt beim Meisterschaftskampf auslösen. Das werden am Ende eh die Bayern, die Frage ist nur wann.

Viel spannender könnte dieses Jahr das Hauen und Stechen im den "Wenger-Cup" werden. Und um den Trostpreis Europa League. Wir haben es dieses Jahr echt mal geschafft, dass die Mannschaften auf gehobenem Bundesliga-Niveau auch in der Tabelle oben stehen. Die eine Ausnahme ist da ja der VfL Wolfsburg, aber daran wird sich niemand stören. An sonsten ist es echt das Jahr, in dem Schalke, Dortmund, Gladbach und Leverkusen oben mitmischen. Dazu liegen die Hoffenheimer in Lauerstellung.
Normaler Weise spielt mindestens eine dieser Mannschaften eine endtäuschende Saison und verabschiedet sich frühzeitig von höhere Ambitionen. Dieses Jahr sieht es da echt gut aus.

Nur um das mal zu relativieren: Zum Saisonbeginn gab es diese leisen Stimmen, dass die Freiburger den üblichen "Keiner will ihn haben, irgendjemand muss doch." Startplatz fürs Internationale Geschäft zugewiesen bekommen. Und Freiburg spielt genau die Saison, die am Ende für einen Dummen immer so ausgeht. Nur spielen sie dieses Mal halt auch gegen eine Konkurrenz, die anscheinend geschlossen da hin will, deswegen wird das am Ende wohl nicht reichen.

Faszinierend ist dabei auch der Kommentar von Karlheinz Wild, der einen entscheidenden Unterschied zwischen Bayern und Leipzig und den Gladbachern ausmacht: Nur die ersten beiden haben den Anspruch wirklich um die Meisterschaft mitzuspielen. Das stimmt halt auch irgendwie.

Nur empfinde ich es als irgendwie unfair, wenn man Marco Rose einen Strick daraus dreht, wenn er sich nach einem 0:0 zum Hinrundenende mehr über die überragende Halbserie als über den verpassten Sprung auf Platz 1 konzentriert. Denn es bleibt halt einfach festzuhalten: Wenn Gladbach eine ähnlich gute Rückrunde spielt und auf Platz 3 oder 4 in die Champions League einzieht, was ja sachlich gesehen der eigentliche Hauptgewinn für alle Bundesligisten ist: Solange man garantiert an die großen Fleischtöpfe kommt, ist alles in Ordnung.
Bezeichnender Weise entlassen die Bayern während der Saison genau dann den Trainer, wenn das in Gefahr gerät. An sonsten warten sie bis zum Saisonende und stellen sich dann neu auf.
Rose entschied sich dafür, das positive in der Vordergrund zu stellen, was, wenn man erfolgreicher war als erwartet, einfach nur vernünftig ist.

Das wird nebenbei auch die Meisterschaft entscheiden. Also ob Nagelsmanns Ungeduld und sein Perfektionismus die Mannschaft ansteckt und antreibt. Oder ob er sie am Ende doch überfordert. Das Problem daran: Wie eine Junge Mannschaft auf diesen immer noch jungen Trainer reagiert, kann an der Stelle keiner vorhersagen....

Donnerstag, 23. Januar 2020

Die andere Seite des Haaland Paradoxons

Also um mal etwas weiter auszuholen und trotzdem nur Selbstreferenzen zu bringen: Erinnert sich irgendwer noch an diesen Rant aus dem Jahr 2018? Wo ich nach einem erneuten "Scheitern" der Bayern in der Champions League mich darüber auslasse, was diese jetzt machen müssen, damit sie international wieder wirklich konkurrenzfähig werden?

Wahrscheinlich nicht, deswegen hier die Zusammenfassung: Wenn die Bayern wieder eine Chance auf den einzigen wirklich spannenden Titel haben wollen, brauchen sie eine stärkere Liga, die sie auch fordert und die sie nicht im Vorbeigehen gewinnt. Und um dies zu erreichen, müssten die Bayern auf die "Kaderergänzungsmittel" aus der Bundesliga verzichten und selber wieder Talente auf gehobenen Bundesliganiveau auszubilden. Damit das allgemeine Niveau der Bundesliga wieder steigt, die Bayern mehr gefordert werden und dann nicht spontan überfordert wirken, wenn die wirklich guten Gegner zu Besuch kommen.

Die Bayern haben sich aber anscheinend dazu entschieden, dass sie dieses Problem lösen, in dem sie sich an das Niveau der Bundesliga anpassen... und hoffen, dass RB das für sie regelt.

Denn der damals schon angesprochene Lars Lukas Mai führt immer noch die eigene 2. Mannschaft an. 1 1/2 Jahre nachdem wir das erste Mal von diesem damals noch wirklich Jungen als herausragendes Talent gehört haben, hat er 2 Bundesligaspiele auf dem Buckel und wir können immer noch nicht abschätzen, wie brauchbar der wirklich ist.
Nun ist das bei einem 19 jährigen kein Problem. Es soll nur verdeutlichen, dass es bei der konzeptionellen Ausbildunbgs-Arbeit der Bayern kaum Fortschritte gibt.

Die eine Ausnahme ist Joshua Zirkzee. Und der ist ebenfalls ein Rätsel: Der hat jetzt genau so viele Bundesligatore wie Drittligatore erzielt... Obwohl er 7 Minuten Bundesligaerfahrung hat. Das zeigt vor allem eines: Robert Lewandowski und Co. ziehen so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass selbst in der Dritten Liga alleine überforderte Talente plötzlich genial aussehen.
Im nächsten Schritt könnte dies bedeuten, dass man die Rolle hinter Lewandowski auch einfach mal mit solchen eigenen Talenten auffüllen könnte. Denn sein wir ehrlich: Die 60 Millionen für einen Lewandowski-Ersatz, der auch in der Champions League diese Rolle ausfüllen könnte, werden die Bayern nicht in die Hand nehmen.
Wenn der beste Mittelstürmer der Welt ausfällt, haben die Bayern gerade international ein Problem. Aber ich behaupte mal: Das haben Barca und Juve, wenn Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo ausfallen auch. Real Madrid hat ja letzte Saison eindrucksvoll nachgewiesen, wie gut man solche Ausnahmeangreifer ersetzen kann.
Aber für die Liga reicht auch ein Talent oder eine Kombination aus den falschen 9en. Da könnte man sich echt mehr trauen.

Viel schlimmer ist aber die mangelnde Anpassung der eigenen Transferpolitik. Denn seit dem ich den Gedanken das erste Mal ausgesprochen habe, haben die Bayern 0 Talente an die Liga weiter verliehen. Und Marco Friedl endgültig verkauft.
Die "Wir bilden brauchbare Bundesligaspieler aus, selbst wenn die das bei uns nicht schaffen, helfen die der Liga" Akte ist immer noch verdammt leer.
Gleichzeitig wurden aber Jann Fiete Arp und Alexander Nübel verpflichtet, um sie bei sich auf die Bank zu setzen. Man zieht also weiterhin ausschließlich Talente raus aus dem Spielerpool der Konkurrenz.
Gerade wenn man jetzt bedenkt, dass beide Rollen anscheinend echt mit einem Talent aus dem eigenen Kader hätte besetzt werden können. Man hat ja auch Christian Früchtl, von dem man angeblich so viel hält... Aber Hauptsache die Talente spielen nicht bei der Konkurrenz.


Was hat das ganze jetzt mit Erling Haaland zu tun? Nun ja... es gibt halt diesen einen Verein, der praktisch genau das macht, was ich mir von den Bayern erhofft habe. Die genau genommen seit Jahren für die Bundesliga ausbilden und somit die Konkurrenz der Bayern stärken. Aber dieser Verein ist ja das absolute Böse, deswegen darf man das nicht irgendwie anerkennen.

Und natürlich ist da auch das sogar ausgesprochene Problem der buchstäblichen "Vetternwirtschaft" zwischen Salzburg und Leipzig. Aber ich sag das mal so: Gerade das ist richtig gut für die Bayern. Denn die werden durch RB in den nächsten Jahren richtig gefordert werden. Das wird ja eher schlimmer als besser werden... selbst wenn nur noch 2 Spieler pro Jahr hin und hergeschoben werden, dürften das immer noch die besseren Spieler sein, die "bei RB bleiben".
Und die Ausbildungsbilanz von RB Salzburg ist grandios.

Dazu kommt halt, dass bei weitem nicht nur Leipzig von RB Salzburg profitiert. Martin Hinteregger war schon bei 2 Vereinen ein Schlüsselspieler. Marco Rose als Trainer und Stefan Lainer führten Borussia Mönchengladbach zur zwischenzeitlichen Tabellenführung.Valentino Lazaro war nicht so sonderlich lange in Berlin, wurde aber für 17 Millionen Euro weiterverkauft. Das prominentes Beispiel ist natürlich Haaland. Und für Wolfsburg holt sich nach Xaver Schlager mit Marin Pongaric bereits den 2. RB Spieler innerhalb einer Saison.
Dazu kommen noch die Beispiele wie Andre Ramalho, der sich bei Bayer Leverkusen nicht durchsetzen konnte und inzwischen wieder zurück in Österreich ist.

Anders ausgedrückt: Selbst wenn man die RB Internen Transfers raus rechnet, liefert RB Salzburg jedes Jahr mindestens einen brauchbaren Bundesligaspieler in der 10-15 Millionen Euro Ablösesumme Kategorie, die man sich als Bundesligist halt mittlerweile auch leisten kann. Das sind alles Spieler, die den Schritt in die Bundesliga als nächsten, wichtigen Schritt in ihrer Karriere ansehen, die aber (noch) nicht gut genug für die Bayern sind. Die damit aber das allgemeine Niveau der Bundesliga anheben.
Anders ausgedrückt: Salzburg liefert der Bundesliga jährlich genau die Spieler, die eigentlich der FC Bayern aus dem eigenen Jugendsystem in die Liga spülen sollten.
Da profitiert doch auf ein Mal sogar die ganze Liga von diesem verteufelten Konstrukt...

Und bevor jetzt jemand mit "aber das macht ja den österreichischen Fußball kaputt!" kommt. 1.) Wen interessiert das? Wenn Deutsche anfangen sich für Österreich zu interessieren, endet das meistens beschissen.
Aber vor allem stand Salzburg letztes Jahr im Halbfinale der Europa League. Man hat sich dieses Jahr endlich für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert. Und jetzt dürfte RB Salzburg zumindest ein Geheimfavorit auf den Europa League Titel sein. Anders ausgedrückt: Die erleben gerade die erfolgreichste Phase seit 1994...

Das ist ja, wo ich schon dabei bin, das Lieblings-Pseudoargument der RB Hater: Wartet mal ab, wenn sich RB einen Verein in England kauft, dann seid ihr nur noch ein Aus- und Weiterbildungsverein für die und niemand interessiert sich für das, was dann in Leipzig passiert!!!

Und ich so: Mag sein. Aber das Ausbildungsniveau für diesen imaginären Premiere League Verein wird so hoch sein, dass man in Leipzig immer noch regelmäßig die K.O. Phase der Champions League erreicht anstatt wie vorher Regionalliga-Fußball zu spielen.
Außerdem sind gerade alle Bundesligisten außer Bayern nur Ausbildungsvereine für die Premiere League... Dieses künstlich erstellte Bedrohungszenario ist also immer noch um Welten besser als das, was man vorher hatte...

Dienstag, 21. Januar 2020

Das Haaland Paradoxon

Es wird ihnen schon wieder passiert sein.

Also Ruf der Dortmunder Borussia als "der Talentschuppen Europas" ist etwas faszinierendes. Denn es stimmt ja, aber trotzdem ist Dortmunds Jugendausbildung eigentlich grausam. Aber doch auch wieder überragend. Aber halt irgendwie im entscheidenden Punkt nicht erfolgreich. Und dieser Punkt wird Dortmund dann in 18 Monaten wieder mal das Genick brechen. Aber der Reihe nach.

Auf der ersten Instanz ist der Erling Haaland Transfer überragend. Sowohl für die Bundesliga, als auch für die Dortmunder. Dass ein Talent, dass mit derartigen Vorschusslorbeeren bedacht worden ist, sich für den Ruhrpott entscheidet, ist eigentlich außergewöhnlich. Andererseits mittlerweile auch völlig normal.

Lasst uns mal kurz die Liste der "Toptalente aus Dortmund" durchgehen. Da hätten wir:
Ousmane Dembele, Christian Pulisic, Jacob Bruun Larsen, Achraf Hakimi, Jadon Sancho, Giovanni Reyna und Dan-Axel Zagadou. Und irgendwen habe ich bestimmt vergessen.

Wisst ihr was die alle nicht haben? Einen Grünen Pass mit nem Goldenen Adler drauf. Und das nicht nur, weil sie zu jung dafür sind, die alten Personalausweise zu kennen...
Nun ist das natürlich praktisch kein Problem. Also abgesehen davon, dass die Richtlinien bei Internationalen Jugendtransfers relativ hart sind... was auch nur bedeutet: Diese Riesentalente stoßen erst relativ spät zur Borussia. Wenn sie überhaupt jemals in der Jugend spielen, dann so etwa ein halbes Jahr. Sie werden in der Dortmunder Jugendabteilung nicht ausgebildet, sie bekommen dort nur den letzten Schliff.

Aber Borussia hat sich bei der Weiterbildung überragender Talente einen hervorragenden Ruf erobert. Sie haben den Titel quasi von Arsenal London übernommen. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Junge Spieler, die noch nicht gut genug sind um bei den ganz großen Vereinen Europas aufzulaufen, bekommen in Dortmund frühzeitig die Chance sich in der Champions League zu beweisen und dort wichtige Erfahrungen in Schlüsselrollen zu sammeln.... Und das praktisch jedes Jahr, weil Dortmunds Platz unter den Top 4 so gut wie sicher gebucht ist. Mit diesen Erfahrungen können sie dann nach einiger Zeit weiterziehen um sich einen Platz bei den echten Titelanwärtern zu sichern.

Genau das wurde ja bei Christian Pulisic zur Perfektion durchgeführt. Und jetzt gerade bei Sancho. Bei Dembele wurde die Perfektion nicht erreicht, weil er sich bei Barca immer noch nicht durchgesetzt hat. Aber Haaland ist halt der nächste, der den Plan "Zwischenschritt Dortmund" auf seiner Karriereleiter einlegt. Wenn einem das bewusst wird und man zu dem Schluss kommt, dass Haaland kaum mehr als 18 Monate in Dortmund bleiben wird, wird einem bewusst wie albern die "Erlöser und Erneuerer" Schlagzeite im Thema der Woche des Kickers eigentlich ist. Haaland ist planmäßig weder noch, sondern nur der nächste Hochbegabte auf der Durchreise.

Dass all die Talente aber eigentlich nur einen Zwischenschritt einlegen führt halt zu diesem einen Riesenproblem, welches die Dortmunder nicht lösen können: Die mangelnde Identifikation ihrer Mannschaft mit dem Verein. Was gerade bei einem Verein mit dem Solgen "Wahre Liebe" absurd sein sollte. Aber genau so ist es.

Wisst ihr, was da wirklich mal Abhilfe schaffen könnte? So ein richtiges Dortmunder Talent, welches in den eigenen Reihen ausgebildet worden ist. Und welches sich dann dauerhaft zu dem Verein bekennt.  So ein Bastian Schweinsteiger, der mit 13 Jahren zu den Bayern kam und das Mia san Mia erst mit der Muttermilch aufgenommen und dann an alle weiter verfüttert hat.

Aber die Bilanz der echten eigenen Jugendabteilung ist halt... nun ja... extrem seltsam. Der einzige deutsche Name, der mir halt einfällt, ist Mario Götze. Und der ist halt dummer Weise so schlecht beraten, dass er immer noch glaubt 10 Millionen pro Jahr zu verdienen... Und er ging halt auch zu den Bayern.

Aber an sonsten? Also man hört hin und wieder Namen wie Felix Passlack, aus denen ganz bestimmt mal was werden soll... Der ist aber seit 2017 auf Wanderschaft. Geprägt von relativ erfolglosen Leihgeschäften. Mittlerweile ist er in Belgien angekommen.

Ich muss da immer an den einen Kicker-Artikel aus dem letzten Jahr über Sancho und Reiss Nelson denken, in dem mit vorwurfsvollen Ton erwähnt worden ist, dass diese Talente ja in der Heimat nie eine Chance bekommen haben... Wenn man bei den Dortmundern genauer hin guckt, ist es dort aber genau so.

Nur erscheint es in Dortmund völlig unsinnig denen keine Chance zu geben. Also Dortmunds "A-Jugend" liefert eigentlich überragende Arbeit ab. Die haben sich 3 der letzten 4 Meisterschaften gesichert. Und liefern sich anscheinend jährlich große Schlachten mit Schalke 04 um die Vorherrschaft in der West-Staffel. Das kann nicht ausschließlich an den aus dem Ausland verpflichteten überragenden Talenten liegen.

Aber gucken wir uns mal kurz die Meisterkader an: Von der 2016er Mannschaft spiel Bruun Larsen noch in Dortmund, soll aber verliehen werden. Pulisic als Die Erfolgsgeschichte ist bei Chelsea gelandet. Und an sonsten? Jan Reckert, Dominik Wagner und Julian Schwermann spielen noch in der 2. Mannschaft. Der Rest wurde großzügig in der Region verteilt. Im Wesentlichen in Regionalligamannschaften. Oder noch schlechter.
Wenn ich 4 Jahre nach meiner Meisterschaft zugeben muss, dass nur aus einem der Spieler bisher wirklich was geworden ist... muss ich doch irgendwie auch erkennen, dass ich etwas falsch gemacht haben muss. Und wenn nur einer überhaupt im erweiterten Kader der ersten Mannschaft spielt, ist das eine katastrophale Bilanz.

Das wäre jetzt ja kein Problem, wenn es ein Ausnahmejahrgang wäre. Aber trauriger Weise ist es ja der Dortmunder Standard. Nehmen wir einfach mal spaßeshalber Marco Reus... also den anderen relevanten Dortmunder, der auch in Jungen Jahren für den Verein aktiv war: Der wurde allerdings mit 16 Jahren an LR Ahlen abgegeben... und als nächstes musste man 17 Millionen nach Gladbach überweisen, um ihn zurückzuholen.

Nur um das mal festzuhalten: Mit 16 nach Ahlen zu wechseln scheint der vernünftige Schritt zu sein, wenn man später mal Superstar werden will. In Dortmund bleiben ist es als deutscher Staatsbürger eher nicht.
Und Reus zeigt ja genau die Identifikation und Hingabe, die allen anderen abgeht. Man stelle sich vor man hätte davon noch 2 oder 3 mehr im Kader...

Vor allem, wenn man die dürftige Dortmunder Bilanz mit den der Schalker vergleicht... also die haben natürlich auch ihre liebe Not mit dem Halten ihrer Talente. Aber sie haben halt trotzdem Manuel Neuer, Julian Draxler, Thilo Kehrer, Max Meyer, Leroy Sané, Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Joel Matip ausgebildet. Dabei lasse ich Namen wie Sead Kolasinac schon aus, weil die sich halt auch nur den letzten Feinschliff in der Schalker Knappenschmiede geholt haben.
All die anderen Talente haben jeweils alleine mehr Jahre in der Schalker Akademie verbracht, als all die herausragenden Dortmunder Talente zusammen.

Es ist einfach nur faszinierend, dass ein Verein, der sich darauf spezialisiert hat hochtalentierte Spieler weiterzubildern und in wichtige Positionen zu hieven, dies bei den echten eigenen Talenten niemals schafft. Und das, obwohl ihre eigene Jugendmannschaft mit zahlreichen Titeln geschmückt wird.

Irgendwo habe ich letztens gelesen, dass die U 19 Bundesliga die am meisten überschätzte Liga der Welt ist. Und dass die Vereine dringend mal ihren Arbeitsfokus überdenken müssten. Ob es nicht eigentlich für Dortmund mehr wert wäre, wenn es jedes Jahr ein "Dortmunder Jung" in den Bundesligakader schafft und sich hin und wieder auch eines dieser Talente etabliert, als all die Meisterschalen zu sammeln. Wenn die Dortmunder dies konstant schaffen würden, könnte sich das eine oder andere Problem bei den Profis nebenbei auch lösen...

Montag, 20. Januar 2020

Worst of des "Die wirklich wichtigen Fragen zum Rückrundenauftakt." Wochenendes

Fangen wir direkt mit dem wichtigsten an:
Kann Erling Haaland noch Robert Lewandowski und Timo Werner einholen und Torschützenkönig werden?
Würde dies bedeuten, dass er in seinem ersten Halbjahr direkt 40 Tore erzielt?
Könnten 40 Tore am Ende nicht mal für die Torjägerkanone reichen?
Oder ist es am Ende gar nicht so außergewöhnlich beim Debüt gegen Augsburg direkt 3 Tore zu erzielen? Also das kann ja quasi jeder Dortmunder Angreifer, der halbwegs was taugt. Vielleicht... sollte man die Kirche mal im Dorf lassen.

Aber diese Fragen wurden nur gestellt, weil sie so harmlos sind und jetzt der ernsthafte Teil kommt. Dabei geht es, was natürlich niemanden überraschen wird, um Niklas Moisander, Kevin Vogt und wie immer Florian Kohfeldt. Denn die stellen definitiv die falschen Fragen. Wunderbar auf den Punkt gebracht von Kohfeldt sebst:

"Aber wer hat diese Regel erfunden ohne Spielraum für den Schiedsrichter? Warum machen Leute die Regeln, die überhaupt nicht verstehen, was auf dem Platz passiert? Das ist Irrsinn, einfach Irrsinn."

Nun mag das an den Schmerzmitteln liegen, die Kohfeldt nehmen musste um auf der Bank zu sitzen, aber seine Aussagen sind Bullshit, einfach Bullshit.

Also erstens: Regeln ohne Spielraum sind die einzigen, die wirklich funktionieren. Das sieht man ja am Handspiel: Da wird gefühlt jede Woche drüber diskutiert, weil es keine eindeutige und immer anwendbare Regel gibt, sondern verdammt viel Spielraum.
Und dann ist die Logik, dass Emotionen erlaubt sein müssen und man da ja "Fingerspitzengefühl" zeigen muss, absoluter Wahnsinn. Also auf die Reaktion von Moisander einfach unangemessen.

Der tut jetzt natürlich so, als hätte er seinen am Boden liegenden Kollegen helfen wollen. Was ich als legitim empfinden würde. Also wenn er einen Düsseldorfer bei Seite geschubst hätte um seinen bewusstlosen Kumpel in eine Stabile Seitenlage zu bringen und dafür vom Platz fliegt, wäre ich voll auf seiner Seite. Aber hier ist die Wahrnehmung von Schiedsrichter Felix Brych: "Der Bremer Spieler läuft offensiv auf seine Gegenspieler und mich zu und fordert Sanktionen."

Gerade der letzte Teil ist einfach nur entlarvend: Moisanders Vorstellung davon seinem verletzten Nebenmann zu helfen ist es... einen Platzverweise für seine Gegner zu fordern. In der 95. Minute, also einer Phase, in der er von der Überzahl nicht mal mehr profitieren wird. Was dann ja eindrucksvoll nachgewiesen wurde, denn die doppelte Unterzahl (Moisander flog vom Platz, Vogt verließ den auf einer Trage und Kohfeldt hatte (logischer Weise) schon drei mal gewechselt) schadete den Bremern kurzfristig ja auch nicht.

Wie asozial ist bitte die Logik, seine Mitspieler zu helfen, in dem man als erste Reaktion Strafen für die Anderen sorgt? Und warum wird er dafür nur verteidigt, als hätte er das richtige und vernünftige gemacht? Der (zugegeben dann die Kurve kriegende) Kommentar von Thiemo Müller beginnt mit "Selbstverständlich ist es menschlich nachvollziehbar", kriegt danach aber die Kurve. Also ich sag das mal so: Wenn mein Freund bewusstlos am Boden liegen würde, laufe ich nicht auf die Ordnungshüter und Sanitäter zu und schreie die an. Ich sorge dafür, dass die durchkommen... Oder ich kotze schockiert in die Ecke, weil ich das ganze selber nicht vertrage...

Um einen extremen Vergleich zu bringen: Moisander wäre in diesem Moment der Typ, der bei einem Autobahnunfall einen Uturn hinlegt und dem Krankenwagen in der Rettungsgasse entgegen fährt, nur um diesen dann Lichthupe zu geben und ihn hinterher zu fragen, warum er nicht schneller helfen konnte. Eine sehr menschliche Reaktion...

Aber Profifußballer sind halt dermaßen asozial, dass der "Ich renne zum Schiedsrichter" Reflex echt so sehr im Blut haben, dass sie ihn in jedem noch so unpassenden Moment anwenden. Und ihre Reflektionsgabe gibt es einfach nicht her mal zu erkennen, dass das absolut dämlich ist. Und dass das keiner sehen will.

Hoffentlich ziehen die Schiedsrichter das dieses Mal durch, auch wenn es erst Mal zu mehr Platzverweisen und Sperren führen wird. Die Moisander-Aktion ist halt echt der deutlichste Beweis, dass wir derartige Erziehungsmaßnahmen dringend brauchen.

Vor allem geht bei all dem Bremer Geschrei die eigentlich wichtigste Frage unter. Also für etwas Perspektive: Ich habe die Sportschau Zusammenfassung gesehen und als die explizit zeigten, wie Kevin Vogts Auge nach einem Gesichtstreffer aussah, dachte ich mir: Hier passiert gleich was richtig Dummes. Entweder Vogt schießt benommen ein Eigentor, oder es knallt gleich noch mal ordentlich... und Vogt wird mit ner Trage vom Platz getragen. Ich hatte auf das Eigentor gehofft, weil es ungefährlicher gewesen wäre.

In der nächsten Szene torkelt Vogt dann leicht benommen durch den eigenen Strafraum und wird von Torhüter Jiri Pavlenka abgeräumt. Was dann zu der Eskalation führt, über die jetzt alle reden.

Die eigentliche Frage wird aber gar nicht gestellt: Warum darf ein Spieler, der Anzeichen einer Gehirnerschütterung zeigt, überhaupt auf dem Platz herum irren? Das ist in Zeiten von CTE "Irrsinn."
Wer mit dem Begriff "CTE" noch nichts anfangen kann, weil wir es einfach ignorieren, dass zum Beispiel ein Lewandowski auch schon auf seine 5 Gehirnerschütterungen kommt, sollte sich diesen Artikel durchlesen. Da sieht man das offensichtlich traurigste Ergebnis regelmäßiger Schläge im Kopfbereich.
Selbst die sonst absurd ignorante NFL hat mittlerweile anerkannt, dass Gehirnerschütterungen und deren Spätfolgen ein richtig fieses Problem darstellen. Und das "Härte zeigen, sich kurz schütteln und weiterspielen" keine Option ist. Die haben ein "Concussion Protocol", welches die Spieler schützt. Mit neutralem Arzt, weil man den Vereinsmedizinern nicht trauen kann und die halt 3 Minuten dauern. Dazu kommt ein Rehabilitationsplan für die nächsten Wochen. (Random Thought: Dass neutrale Mediziner und Behandlugsprotokolle die Verletzungssimulation als Zeitspiel abschaffen würde, habe ich schon 2014 erwähnt... Das wird aber auch nie passieren, selbst wenn es die einfachste Lösung wäre das Zeitspiel einzudämmen...)

Aber dem Vogt guckt keiner ins Gesicht und denkt sich: Den müssten wir mal kurz untersuchen, bevor noch schlimmeres passiert. Lasst mal kurz testen, ob dessen Reaktionen noch funktionieren. Aber im Fußball bin ich ja der einzige, der sich über die Folgen von Gehirnerschütterungen Gedanken macht. Immer und immer wieder.
Und um uns im Kreis zu drehen: Wenn dann deswegen schlimmeres passiert, reden wir lieber über die einzig vernünftige Sanktion für die absolut dämlich Reaktion des Mitspielers... wie nennt man so was? Kann der Florian mir da mal helfen? "Irrsinn, einfach Irrsinn."


Puh... wo wir das erledigt haben... noch was lustiges.Florian Grillitsch, Zitat der Woche: "eine Halbzeit reicht in der Bundesliga nicht."
Das ist so ein schöner Mythos, der diese Woche aber auch beeindruckend widerlegt worden ist...denn wenn man ehrlich ist, haben RB Leipzig, Bayern München UND Borussia Dortmund allesamt höchstens eine Halbzeit wirklich seriös und angemessen gespielt. Der Auftritt in der ersten Halbzeit war jeweils mehr als dürftig. Aber es reichte bei allen dennoch für 3 Punkte. Und für die beiden Spitzenmannschaften sogar für souveräne Siege...
Und alle anderen Bundesligisten sind kaum in der Lage mehr als eine gute Halbzeit zu spielen. Die verlieren allesamt irgendwie unterwegs den Faden... wenn man Wolfsburg heißt, passiert das bereits in Minute 3, als Augsburg erst in der 65.. Andere finden den Faden erst in der Pause. Also ja, eine gute Halbzeit muss genau genommen in der Bundesliga reichen, denn mehr haben wenige im Angebot... Beste Liga und so...

Donnerstag, 9. Januar 2020

Genau diese Transfers beleben das klassische Bayern-Meme

Also das "Die Bayern kaufen die Bundesliga kaputt"... Und nicht das vom Bayern-Dusel.

Hier wurde ja vor einiger Zeit erörtert, was die Bayern machen müssen um wieder ein echter Aspirant Champions League Titel zu werden. Eine der Thesen war, dass die Bayern dafür eine Liga brauchen, die sie auch fordert. Und um diese zu erreichen, müssen sie auf diese "Wir verpflichten Talente von der Konkurrenz, um sie bei uns auf die Bank zu setzen" Philosophie verzichten. Und die ablösefreie Verpflichtung von Alexander Nübel steht für genau diese Strategie: Wir holen den uns erst Mal, weil er gerade ablösefrei ist, auch wenn wir eigentlich 4 Jahre lang keinen neuen Stammtorwart brauchen.

Und das Neuer im Großen Kicker Interview die EM 2024 ins Visier nimmt, während Nübel seinen Vertrag in München unterschreibt... sieht halt wirklich unglücklich für Nübel aus. Und seit dem hat Neuer ja nachgelegt.Der scheint überhaupt keinen Bock drauf zu haben den Staffelstab langsam an Nübel weiterzugeben.

Das praktische Worst Case Szenario für die Bayern ist nebenbei, dass ein beleidigter Neuer sich in 2 Jahren zu Real Madrid verabschiedet und dort dann noch mal die Champions League gewinnt...

Und hier ist ein ganz anderes Problem mit dem "Nübel setzt sich 2 Jahre auf die Bank und lernt da dann so viel, dass er Neuer ersetzen kann" Theorie, auf die dieser Transfer ja basiert: Die Bilanz der bayrischen Torhüter-Schule ist richtig bescheiden.

Also wenn die Bayern ein System hätte wie Kaiserslautern damals unter Gerry Ehrmann. Oder wie halt die Schalker. Also sich den Ruf erarbeitet hätten mit einer gewissen Konstanz gute bis sehr gute Torhüter auszubilden. Aber Bayern Bilanz ist da echt finster.

Und das liegt nicht nur an Oliver Kahn und Manuel Neuer, die als etablierte Bundesligaspieler kamen, sich zugegebener Weise in München weiter entwickelten, aber auch als Jahrhunderttalente eingestuft werden müssen... also die Art von Talent, die selbst ein unfähiger Trainer nicht ruinieren kann. Denn die Bayern hatten ja durchaus trotzdem die Gelegenheit brauchbare Torhüter auszubilden und dann in der Bundesliga unterzubringen...

Stattdessen... mussten sie sich Sven Ulreich für die Bank kaufen. Der einzige Unterschied zwischen Nübel und Ulreich ist nebenbei, dass man mit ersterem um den Abstieg spielt, während man mit letzterem oben mitspielen könnte. Deswegen tut der Ulreich Transfer der Liga weniger weh.

Aber eigentlich sollte es doch der Anspruch der Bayern sein, Torhüter auf diesem Niveau selber auszubilden. Und sei es nur, damit man sie gegebenenfalls nach einigen Leihen für Millionenbeträge verkaufen kann und so die Ausbildungszentren refinanziert.

Jetzt fragt euch aber mal selbst: Wie viele derartige Torwarttalente hat der FC Bayern in diesem Jahrtausend herausgebracht? Also zählen Thomas Kraft und Michael Rensing da schon? Praktisch gesehen ist das Limit der bayrischen Torhüter-Ausbildung: Wird ein guter Zweitliga Torwart.

Und das, obwohl sich diese Spieler täglich mit den besten Angreifern im Land messen dürfen. Also im Training halt. Und sich die Tricks bei den besten Torhütern der Geschichte abgucken konnten... Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ausbildung oder Weiterentwicklung waren perfekt. Trotzdem sucht man in der Bundesliga vergeblich in München ausgebildete Torhüter. Der Plan hat also bisher nie funktioniert...

Nübel setzt jetzt seine gesamt Karriere darauf, dass dies bei ihm jetzt anders laufen wird. Dass ausgerechnet er diesen Kreislauf durchbrechen wird und in 2 Jahren so gut ist, dass Neuer niemand vermissen wird. Der Mann muss ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein haben, wenn er sich das zutraut.

Und klar, es kann funktionieren. Aber es ist für Nübel persönlich ein sehr riskanter Plan, der auch darin enden kann, sich 4 lange Jahre auf die Bank zu setzen...

Nur um mal kurz eine Alternative zu skizzieren: Eine Vertragsverlängerung auf Schalke für 5 Jahre mit einer "Niko Kovac Klausel" für 2022 und 2023. Dann hätte er sich auf Schalke als Führungspersönlichkeit weiter entwickeln können, mit diesem Verein auch internationale Erfahrungen sammeln können und sobald Neuer schwächelt immer noch den Schritt nach München gehen können. Und das Schalker Management hätte diesen Vertrag sicherlich auch geschluckt, weil 2 weitere Jahre mit Nübel und sagen wir 20 Millionen Euro Ablöse immer noch besser gewesen wären, als nichts.

Und zeitgleich bleibt Schalke eher Konkurrenzfähig. Man stärkt also auch noch die eigene Liga und sorgt somit vielleicht indirekt dafür, dass die Spannung im März nicht wieder abfällt, weil man mit 15 Punkten Vorsprung Tabellenführer ist...

Oder man findet ein Konstrukt wie damals bei Serge Gnabry, wo die Bayern ja auch entscheiden konnten, welche Entwicklungsschritte der nimmt, ohne dass sich irgendjemand daran gestört hätte.

Aber die Bayern entscheiden sich wie meistens für die egoistische Variante und sagen sich: Wenn wir uns den JETZT ablösefrei sichern, bringt UNS das am meisten, auch wenn wir den Jungen eigentlich noch gar nicht brauchen. Auch wenn das vielleicht allen Beteiligten langfristig eher schadet als hilft...

Montag, 6. Januar 2020

Weil es mich schon seit Jahren ankotzt

Und jetzt sogar meine Lieblings-Zeitung Socrates auf diesen Zug aufspringt. (Was nebenbei nicht bedeuten soll, dass man die sich nicht trotzdem zulegen kann... die sind schon gut und geben sich meistens echt viel Mühe...)

Aber dieses "Es gibt keine Typen mehr" stimmt so einfach nicht.

Also in der Socrates geht es um Günther Netzer, der ja damals ach so toll und ach so individuell war. Und der heute als Profi nicht mehr überleben könnte. Weil... nun ja, warum eigentlich?

Das erste, was da bei Netzer natürlich immer angesprochen wird, ist das rebellische Äußere. Wo ich mir denke: Das würde heutzutage halt einfach nicht mehr auffallen. Heute kann sich doch jeder die Namen seiner 25 Töchter, die man mit 26 Frauen gezeugt hat, auf die Brust tätowieren lassen, ohne dass jemand was sagt. Die äußerlichen Ausdrucksformen waren nie individueller und freier. Jeder kann machen, worauf er Bock hat, ohne dass es große Reaktionen gibt. Und Fußballer machen das auch. Wenn sich dann jemand den Starfriseur ins WM Quatier ein fliegen lässt, wird kurz die Nase gerümpft, aber sobald derjenige dann das entscheidende Tor schießt, darf er den Treffer auch seinem Friseur widmen. Oder Jesus. Oder beiden...

Das zweite ist dann: Günther Netzer hat eine Diskothek betrieben. Wo ich mich halt auch Frage: Was ist daran jetzt so besonders? Also klar, es geht ums Nachtleben... aber Netzer wird ja nicht selber bis morgens um 6 hinterm Zapfhahn gestanden haben. Er hat in die Diskothek investiert. Also so wie Lukas Podolski in seinen Döner-Laden.
Dass Fußballer ihre beachtliches Kapital über Investitionen vermehren und sich da dann mehr oder weniger auch reinhängen, ist halt einfach nichts besonderes mehr. Die haben mittlerweile ein riesiges Vermögen und entsprechende Vermögensberater.

Ich meine ernsthaft: Wie viele Nebenprojekte hat Jerome Boateng am Laufen? Hat da noch irgendjemand einen Überblick? Interessiert es irgendjemanden? Der hat halt Bock drauf nen Lifestyle Magazin rauszubringen... und wir lassen ihn.
Oh und politisch äußert er sich nebenbei auch hin und wieder. Aber nen Typ wie Netzer ist das auf keinen Fall...

Netzer kann halt nur für sich behaupten, dass er seiner Zeit voraus war... und so gut investiert hat, dass er sich dann die Bundesliga-Übertragungsrechte leisten konnte. Das wird er nicht mit dem Geld, welches er fürs Kicken bekommen hat, bezahlt haben.

Aber das, was mich am meisten stört, sind ja die Skandale auf und neben dem Platz. Die Freiheiten, die sich ein Netzer damals so genommen hat, die aber keinen gestört haben... weil er überragenden Fußball gespielt hat. Das ging damals angeblich noch. Mittlerweile wird man ja von der DFL jahrelang gesperrt, wenn man ohne Führerschein jahrelang Auto fährt... oh warte, das hat Marco Reus ja gemacht, ohne dass es ihm irgendwie geschadet hat. Er ist weiterhin eine Stil-Ikone auf und neben dem Platz. Ein Vorbild für die Kids bei der Kleiderauswahl und beim Dribbling. Die kommt sogar mit eigener Kollektion. Aber nen Typ ist das natürlich auch nicht.

Der Höhepunkt des Socrates Artikels ist dann ein "Fußball-Deutschland hat wochenlang über ein Goldsteak gesprochen."

Aber ganz ehrlich: Franck Ribery ist doch der lebende Beweis, dass man sich auf und neben dem Platz alles erlauben darf, solange man Leistungen zeigt. Also beim gefühlt 7 ausgebliebenen Platzverweis ist dann auch dem Kicker aufgefallen, dass der nicht unbedingt ein Filou, sonder ein ganz schöner Rüpel ist, der sich immer wieder zu Überreaktionen provozieren lässt... und bei dem die Schiedsrichter doch immer noch ein Auge zudrücken.
Dazu kommt noch die unangenehme Geschichte mit der Minderjährigen Prostituierten. Also klar, die Franzosen haben sich daran gestört, aber in der französischen Nationalmannschaft war Ribery halt doch auch eher Durchschnitt. Dass Ribery sich als verheirateter Mann mit einer fragwürdigen Kurtisane umgeben hat, hat in Deutschland niemanden interessiert... nicht mal seine Frau... Genau genommen auch zurecht niemanden interessiert. (Also außer seine Frau...)

Und unehelicher Beischlaf, gegebenenfalls mit Groupies, ist halt nichts ungewöhnliches. Hin und wieder tauchen Geschichten aus dem Privatleben der Profis auf, meistens weil sich irgendeine Ex irgendwie revanchieren will. Oder weil ein noch eher unbekanntes oder angehendes Model ihr Profil schärfen will. Und solange es dabei nicht um Minderjährige oder Vergewaltigungsvorwürfe geht, zucken wir (völlig zurecht, es hat uns ja auch nicht zu interessieren) mit den Schultern, wenn Cristiano Ronaldo über die Jahre mit endlos vielen Models geschlafen haben soll.

Oh und Steuerhinterziehungen und Straftaten... Also es gab ja dieses legendäre Bild, wo die jetzt plötzlich ehemalige Präsidentin Kroatiens ihren Kapitän Luka Modric herzlich umarmt. Eigentlich hätte sie diese Umarmung nie lösen dürfen... also zumindest so lange nicht, bis Modric wegen den Verbindungen zu Zdravko Mamic vor Gericht ausgesagt hat. Hat sich während der WM irgendjemand dafür interessiert, dass der Volksheld da eigentlich vor eine Haftstrafe stehen könnte? Natürlich nicht. Er hat ja Leistung gebracht.
Wäre Modric in der Vorrunde ausgeschieden, hätte er den Heimweg so organisieren sollen, dass er nicht auf Kroatischen Boden landet... aber so... kein Problem.

Zur Sprache kommt das alles erst, wenn die Leistung nicht mehr stimmt. Dann wird darüber philosophiert, ob so ein Lebenswandel nicht schadet... Ob man nicht mal seine Steuern nachzahlen könnte... Ob man die ganzen Fehltritte auf dem Platz nicht mal ahnden sollte...

Und wenn es dann mal Typen gibt... regen wir uns darüber auf, dass die nicht mehr so sind, wie in den 70er Jahren...
Also Neymar ist doch genau das, was man unter einem Typen versteht: Ein Spieler, den man entweder verehrt oder hasst. Eine Diva auf und neben dem Platz. Und ein Spieler, der praktisch in jedem Sommer einen Wechsel erzwingen will. Trotzdem lieben sie ihn in Paris immer noch und Barcelona würde ihn auch mit Kusshand zurück nehmen. Der sich auf und neben dem Platz alles raus nehmen darf, es aber halt auch mit Leistung auf dem Platz zurückzahlt... bis ihm wieder jemand das Bein bricht, aber der Junge simuliert halt zu viel...

Aber unsere neutrale Sicht ist: Der ist zu exzentrisch! Das wollen wir nicht, wir wollen sympathischere Typen. Also halt so "Typ Schwiegersohn"... Aber auch nicht so ganz, denn so nen paar Kanten soll der ja schon haben.

Oder nehmen wir mal das nächste Beispiel: Pique: Politisch für die Unabhängigkeit Kataloniens aktiv, wirtschaftlich durchs Konsortium Kosmos in die Reformation des Davis Cups involviert und privat mit Shakira liiert... mehr Günter Netzer geht eigentlich gar nicht. Und trotzdem ist der heimlich auch ein spanischer Nationalheld, weil er teil der überragenden Nationalmannschaft war. Zur Sprache kommen all die Aktivitäten nur, wenn die Leistung nicht mehr stimmt.

Dass ist ja (neben dem Fakt, dass halt auch Winterpause, also in der sauren Gurkenzeit, war) das eigentliche Problem an dem Goldsteak: es kam zu einer Zeit, wo Ribery seine Exzentrizität nicht mehr mit herausragenden Leistungen überdecken konnte. Und deswegen sind uns all die Dinge, die wir vorher sympathisch fanden, hinterher negativ aufgefallen.

Nebenbei würde ich auch mal ganz dreist behaupten, dass die Person Netzer auch ganz schön verklärt wird. Also damals wird die alte Generation auch schon gesagt haben "Ich wünsche mir wieder die guten alten Spieler wie Uwe Seeler." So wie die alte Generation heute nach den Netzern schreit. Und ich sag das mal so: Aus irgendwelchen Gründen hat ein Wolfgang Overath mehr als doppelt so viele Länderspiele absolviert. Und dazu kommt, dass er seinen Vorruhestand auch schon in der Schweiz genossen hat. Also wenn der mit 34 Jahren Bundesliga gespielt hätte, wäre uns auch allen aufgefallen, wie viel der sich eigentlich heraus nimmt und dass das eigentlich nicht geht.

Die ganze Debatte erscheint mir nebenbei übelst Deutsch. Also wir dürften das einzige Volk auf der Welt sein, welches sich einerseits mehr "Typen" wünscht, sich aber anderseits über exotische Haarschnitte aufregt.
Vor allem fällt uns drum herum gar nicht auf, wie viel wir Fußballern eigentlich durchgehen lassen. Und denen selber fällt das auch nicht auf, weshalb sie auch unnötig vorsichtig sind. Trotzdem gibt es genügend auffällige Charaktere auf den deutschen Fußballplätzen...

Donnerstag, 2. Januar 2020

Machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben:

Beim lustigen Floran Kohfeldt Bashing. Nicht unbedingt, weil es lustig ist, aber weil mir seit dem letzten Mal einige Dinge aufgefallen sind, die ihn auch nicht unbedingt besser aussehen lassen... die man aber mal durchdenken könnte.

Dabei ist eines ganz wichtig: Ich empfinde es als albern, die Leistungen eines Trainers ausschließlich von den Ergebnissen abhängig zu machen. Also nur, weil der Ball von der Latte ins Tor sprang und nicht zurück ins Feld, wird der Trainer nicht besser oder schlechter. Und natürlich sollte man als Trainer dafür sorgen, dass seine Spieler möglichst häufig in die Position kommt um Tore zu erzielen, aber Spiele werden oft durch sehr wenige, auch auf Zufall basierenden Ereignissen entschieden. Gerade wenn man nicht bei einem der großen, ständig dominant auftretenden Mannschaften ist.

Im Wesentlichen hat ein Trainer, nachdem er eine Spielphilosophie etabliert hat, was bei Kohfeldt ja der Fall gewesen sein soll, 3 wesentliche Aufgaben, an denen er sich messen lassen muss: 1. Wie hat er Neuzugänge integriert? 2. Hat er bereits bekannten Spieler weiter gebracht? Und 3. hat er die Spielphilosophie seiner Mannschaft weiter entwickelt.

Lasst uns mal erstens und zweitens ansehen und Kohfeldt mit einigen anscheinend guten Trainern vergleichen. Fangen wir bei erstens mit Julian Nagelsmann an. Klar, Leute mit Nagelsmann zu vergleichen, wirkt immer erst Mal unfair, aber andererseits... wer, wenn nicht einen Trainer des Jahres, soll diesem Vergleicht standhalten?

Vor allem geht es gar nicht um das Gesamtkonstrukt bei RB gehen, sondern um einen einzelnen Spieler, an dem man die Arbeit von Nagelsmann schön nachvollziehen kann: Patrik Schick. Der könnte einer dieser Standard-RB-Transfers sein, bei denen sich die Konkurrenz schon irgendwie fragen muss, warum sie nicht auf den Aufmerksam geworden sind. 18 Millionen haben die ja mittlerweile auch. Und man hätte ihn sich ja sogar erst mal leihen können. Aber man muss halt auf die Idee kommen, einen Stürmer zu holen, der in der Vorsaison in der Serie A nur 3 Tore erzielt hat... und das Potenzial aus diesem Spieler herausholen. Für das eine ist die Scoutingabteilung und das Management zuständig, das andere macht ein guter Trainer.
Vor allem war eigentlich nicht abzusehen, dass Schick schon in seiner ersten Halbserie eine relevante Rolle spielen sollte.  Eher im Gegenteil: Nach 12 Spieltagen stand er nur 3 Mal überhaupt im Kader und kam auf 42 Minuten Einsatzeit. Aber seit dem kommt er auf 5 Scorerpunkte in 5 Spielen... und könnte der Spieler sein, der Yussuf Poulsen nach all den Jahren verdrängt.

Offensichtlich haben Nagelsmann und sein Team es geschafft Schick zwischen den Spielen an das anspruchsvolle System und die Bundesliga heranzuführen. Und als er ihn endlich loslassen konnte, war Schick auch in der Position voll einzuschlagen.
Natürlich ist so was in einem Team, welches auf einer Erfolgswelle schwimmt und faszinierend funktioniert, einfacher. Aber dennoch ist es keine Selbstverständlichkeit.

Und derartige Geschichten hört man ja bei guten Trainern in schöner Regelmäßigkeit. In Freiburg brauchen Neuzugänge praktisch traditionell ein halbes Jahr als Anlaufzeit, aber dann fängt die Arbeit an Früchte zu tragen. Natürlich nicht immer, aber immer wieder.
Benito Raman ist gerade auf Schalke so ein weiteres schönes Beispiel, welches mir spontan einfällt: Nach 10 Spieltagen sah das nach einem Missverständnis für alle Beteiligten aus. Wie der Verpflichtung des nächsten "Schalke Angreifers". Seit dem hat es aber Klick gemacht und Raman lieferte eine überragende 2 Hälfte der Hinrunde ab. Das wird auch mit der Arbeit David Wagner zu tun haben.

Jetzt fragt euch mal, welcher Werder Neuzugang nach anfänglichen Problemen am durchstarten ist. Leonardo Bittencourt hat immerhin 2 Tore erzielt, aber wirklich viel ist das auch nicht. Michael Lang pendelt zwischen Startelf und Tribüne. Bei Ömer Toprak kann man immerhin auf Verletzungen verweisen... aber hier ist ja das ganz große Problem: Das ist keine zwingend neue Erkenntnis. Also auch bei den Transfers aus der Vorsaison Davy Klaassen (den man als überragenden Transfer von Frank Baumann einstufen muss, also als Sicheres Ding, aber wirklich entwickelt hat der sich auch nicht), Nuri Sahin und Yuyo Osako wartet man irgendwie auf den entscheidenden Schritt. Und Martin Harnik ist schon wieder weg.

Die letzten beiden bringen einen wunderbaren Übergang zu 2.: Die Weiterentwicklung vorhandener Profis. Yuyo Osako hat ja letzte Saison einen sehr ordentlichen Job als "Martin Harnik Angreifer" abgeliefert: Als Nebenmann von Max Kruse hat er wunderbar funktioniert. Nur hätte er dieses Jahr den Schritt zum Alphatier um Angriff nehmen müssen, damit Werder Bremen keine Probleme bekommt. Damit ist er anscheinend immer noch überfordert. Auch diesen Spieler hat Kohfeldt nicht entscheidend nach vorne gebracht.

Schon das letzte Mal habe ich ja, damals noch hauptsächlich auf Talente bezogen, dargelegt, dass die mangelnde Entwicklung das eigentliche Problem an der Misere ist. Und dafür ist halt auch irgendwie der Trainer verantwortlich.
Wenn man sich dann noch den spätestens gegen Köln offensichtlichen Verfall der Spielkultur anguckt... und sich anschaut, wie oft die Mannschaft komplett auseinander fällt...

Lasst uns das mal mit jemanden vergleichen, der genau so beschissen dasteht, dem die Entwicklung aber gelungen ist: Steffen Baumgart. Zu Saisonbeginn war diese Mannschaft hoffnungslos überfordert. Nach 8 Spieltagen war man ganz souverän auf Tasmania Berlin Kurs. Aber Baumgart hat einerseits die Spielphilosophie weiterentwickelt, so dass man nicht mehr so naiv spielt wie vorher. Und er hat einzelne Spieler wie Streli Memba deutlich weiterentwickelt. Bei dem denkt man sich mittlerweile: Er wird auch nächste Saison Bundesliga spielen können. Christopher Antwi-Adjei ist ein weiterer Name, dessen Leistungskurve (wenn auch auf bescheidenem Niveau) nach oben zeigt und der, wenn es so weiter geht, im Sommer tatsächlich Bundesliganiveau darstellen dürfte...

Und das Spielermaterial, mit dem Baumgart arbeiten muss, ist wesentlich schlechter als das der Bremer. Aber dennoch hat er sie an den Punkt gebracht, dass sie Bremen schlagen.

Lasst uns da mal ein fiktives Beispiel nehmen und uns fragen, ob der SC Paderborn stand jetzt das Team vom Saisonbeginn schlagen würde. Darauf dürfte es ein eindeutiges Ja geben. Bei Werder Bremen sieht dies eindeutig anders aus.

Nebenbei will ich gar nicht behaupten, dass Kohfeldt ein schlechter Trainer ist. Er hat durchaus Talent und ist noch jung genug um sich zu einem richtig guten Trainer zu entwickeln. Aber derzeit ist er einer dieser Durchschnittstrainer der Bundesliga. Etwas wie Bruno Labbadia oder Markus Gisdol: Mit gutem Material machen die brauchbare Dinge, aber selber gutes Material zu entwickeln ist nicht so ihres. Über Kohfeldt wird aber immer noch geredet, als wäre er ein Übertrainer.


Lasst mich, weil es mir gerade aufgefallen ist, mal über ein Beispiel einer überragenden Trainerleistung in einer anderen Sportart sprechen: Brian Flores von den Miami Dolphins in der NFL. Nur kurz zur Erklärung: Die Dolphins haben, weil man in Amerika nicht Absteigen kann (also zumindest nicht im Sport) vor der Saison ihren gesamten Kader auseinandergenommen um absichtlich schlecht zu sein. Und zu Saisonbeginn waren sie auf einem historisch schlechten Kurs. Man verlor unter anderem 0:43 gegen die New England Patriots, was quasi der FC Bayern der NFL ist. Als es für diese Patriots in einem Heimspiel am Ende um alles ging und für die Dolphins um nichts mehr... verloren zur allgemeinen Überraschung die Patriots. Und das Team, welches eigentlich alle 16 Spiele verlieren sollte, stand plötzlich bei 5 Siegen.
So sieht überragende Trainerarbeit aus: Er hat eine absolute Katastrophenmannschaft in 2 Monaten wettbewerbsfähig gemacht. Jetzt wird hinter vorgehaltener Hand darüber geredet, ober nicht Trainer des Jahres werden sollte.

Natürlich ist so was in der Bundesliga schlecht möglich, weil Mannschaften (abgesehen vielleicht vom Hamburger SV oh und Hannover 96... das muss an den HSV Initialen liegen) nicht den Plan haben schlecht zu sein, weil man dann ja absteigen könnte. Und vor allem werden Trainer, wenn es schlecht läuft, häufig schnell entlassen. Am ehesten würden mir das Friedhelm Funkel aus Fortunas Vorsaison und Markus Weinzierl in seiner ersten Augsburger Saison einfallen: Beide sahen in der Hinrunde wie sichere Absteiger aus und entwickelten aber (der eine schneller, der andere mit 9 Punkten aus der Hinrunde) eine Mannschaft, die sich souverän den Klassenerhalt sicherten.

Vielleicht ist das ja das wirklich spannende an dieser Vorbereitung: Kohfeldt muss genau jetzt nachweisen, dass er eine ähnliche Trainerleistung wie Funkel oder Weinzierl vollbringen kann. Er muss genau jetzt die Probleme, die sich angehäuft haben, lösen. Und auch wenn mich das überrascht, weil Werder ja zum Ende ein wenig die Luft ausging, aber den Nachweis, dass er eine bessere Rück- als Hinrunde spielen lassen kann, hat er letzte Saison geliefert. Wenn ihm das wieder gelingt, nehme ich alles zurück und verneige mich vor der Ruhe von Frank Baumann. Denn wenn er das jetzt schafft, ist er definitiv ein Guter Trainer. Aber er muss halt jetzt seine Meisterprüfung ablegen.