Fangen wir direkt mit dem wichtigsten an:
Kann Erling Haaland noch Robert Lewandowski und Timo Werner einholen und Torschützenkönig werden?
Würde dies bedeuten, dass er in seinem ersten Halbjahr direkt 40 Tore erzielt?
Könnten 40 Tore am Ende nicht mal für die Torjägerkanone reichen?
Oder ist es am Ende gar nicht so außergewöhnlich beim Debüt gegen Augsburg direkt 3 Tore zu erzielen? Also das kann ja quasi jeder Dortmunder Angreifer, der halbwegs was taugt. Vielleicht... sollte man die Kirche mal im Dorf lassen.
Aber diese Fragen wurden nur gestellt, weil sie so harmlos sind und jetzt der ernsthafte Teil kommt. Dabei geht es, was natürlich niemanden überraschen wird, um Niklas Moisander, Kevin Vogt und wie immer Florian Kohfeldt. Denn die stellen definitiv die falschen Fragen. Wunderbar auf den Punkt gebracht von Kohfeldt sebst:
"Aber wer hat diese Regel erfunden ohne Spielraum für den Schiedsrichter? Warum machen Leute die Regeln, die überhaupt nicht verstehen, was auf dem Platz passiert? Das ist Irrsinn, einfach Irrsinn."
Nun mag das an den Schmerzmitteln liegen, die Kohfeldt nehmen musste um auf der Bank zu sitzen, aber seine Aussagen sind Bullshit, einfach Bullshit.
Also erstens: Regeln ohne Spielraum sind die einzigen, die wirklich funktionieren. Das sieht man ja am Handspiel: Da wird gefühlt jede Woche drüber diskutiert, weil es keine eindeutige und immer anwendbare Regel gibt, sondern verdammt viel Spielraum.
Und dann ist die Logik, dass Emotionen erlaubt sein müssen und man da ja "Fingerspitzengefühl" zeigen muss, absoluter Wahnsinn. Also auf die Reaktion von Moisander einfach unangemessen.
Der tut jetzt natürlich so, als hätte er seinen am Boden liegenden Kollegen helfen wollen. Was ich als legitim empfinden würde. Also wenn er einen Düsseldorfer bei Seite geschubst hätte um seinen bewusstlosen Kumpel in eine Stabile Seitenlage zu bringen und dafür vom Platz fliegt, wäre ich voll auf seiner Seite. Aber hier ist die Wahrnehmung von Schiedsrichter Felix Brych: "Der Bremer Spieler läuft offensiv auf seine Gegenspieler und mich zu und fordert Sanktionen."
Gerade der letzte Teil ist einfach nur entlarvend: Moisanders Vorstellung davon seinem verletzten Nebenmann zu helfen ist es... einen Platzverweise für seine Gegner zu fordern. In der 95. Minute, also einer Phase, in der er von der Überzahl nicht mal mehr profitieren wird. Was dann ja eindrucksvoll nachgewiesen wurde, denn die doppelte Unterzahl (Moisander flog vom Platz, Vogt verließ den auf einer Trage und Kohfeldt hatte (logischer Weise) schon drei mal gewechselt) schadete den Bremern kurzfristig ja auch nicht.
Wie asozial ist bitte die Logik, seine Mitspieler zu helfen, in dem man als erste Reaktion Strafen für die Anderen sorgt? Und warum wird er dafür nur verteidigt, als hätte er das richtige und vernünftige gemacht? Der (zugegeben dann die Kurve kriegende) Kommentar von Thiemo Müller beginnt mit "Selbstverständlich ist es menschlich nachvollziehbar", kriegt danach aber die Kurve. Also ich sag das mal so: Wenn mein Freund bewusstlos am Boden liegen würde, laufe ich nicht auf die Ordnungshüter und Sanitäter zu und schreie die an. Ich sorge dafür, dass die durchkommen... Oder ich kotze schockiert in die Ecke, weil ich das ganze selber nicht vertrage...
Um einen extremen Vergleich zu bringen: Moisander wäre in diesem Moment der Typ, der bei einem Autobahnunfall einen Uturn hinlegt und dem Krankenwagen in der Rettungsgasse entgegen fährt, nur um diesen dann Lichthupe zu geben und ihn hinterher zu fragen, warum er nicht schneller helfen konnte. Eine sehr menschliche Reaktion...
Aber Profifußballer sind halt dermaßen asozial, dass der "Ich renne zum Schiedsrichter" Reflex echt so sehr im Blut haben, dass sie ihn in jedem noch so unpassenden Moment anwenden. Und ihre Reflektionsgabe gibt es einfach nicht her mal zu erkennen, dass das absolut dämlich ist. Und dass das keiner sehen will.
Hoffentlich ziehen die Schiedsrichter das dieses Mal durch, auch wenn es erst Mal zu mehr Platzverweisen und Sperren führen wird. Die Moisander-Aktion ist halt echt der deutlichste Beweis, dass wir derartige Erziehungsmaßnahmen dringend brauchen.
Vor allem geht bei all dem Bremer Geschrei die eigentlich wichtigste Frage unter. Also für etwas Perspektive: Ich habe die Sportschau Zusammenfassung gesehen und als die explizit zeigten, wie Kevin Vogts Auge nach einem Gesichtstreffer aussah, dachte ich mir: Hier passiert gleich was richtig Dummes. Entweder Vogt schießt benommen ein Eigentor, oder es knallt gleich noch mal ordentlich... und Vogt wird mit ner Trage vom Platz getragen. Ich hatte auf das Eigentor gehofft, weil es ungefährlicher gewesen wäre.
In der nächsten Szene torkelt Vogt dann leicht benommen durch den eigenen Strafraum und wird von Torhüter Jiri Pavlenka abgeräumt. Was dann zu der Eskalation führt, über die jetzt alle reden.
Die eigentliche Frage wird aber gar nicht gestellt: Warum darf ein Spieler, der Anzeichen einer Gehirnerschütterung zeigt, überhaupt auf dem Platz herum irren? Das ist in Zeiten von CTE "Irrsinn."
Wer mit dem Begriff "CTE" noch nichts anfangen kann, weil wir es einfach ignorieren, dass zum Beispiel ein Lewandowski auch schon auf seine 5 Gehirnerschütterungen kommt, sollte sich diesen Artikel durchlesen. Da sieht man das offensichtlich traurigste Ergebnis regelmäßiger Schläge im Kopfbereich.
Selbst die sonst absurd ignorante NFL hat mittlerweile anerkannt, dass Gehirnerschütterungen und deren Spätfolgen ein richtig fieses Problem darstellen. Und das "Härte zeigen, sich kurz schütteln und weiterspielen" keine Option ist. Die haben ein "Concussion Protocol", welches die Spieler schützt. Mit neutralem Arzt, weil man den Vereinsmedizinern nicht trauen kann und die halt 3 Minuten dauern. Dazu kommt ein Rehabilitationsplan für die nächsten Wochen. (Random Thought: Dass neutrale Mediziner und Behandlugsprotokolle die
Verletzungssimulation als Zeitspiel abschaffen würde, habe ich schon 2014 erwähnt... Das wird aber auch nie passieren, selbst wenn es die einfachste Lösung wäre das Zeitspiel einzudämmen...)
Aber dem Vogt guckt keiner ins Gesicht und denkt sich: Den müssten wir mal kurz untersuchen, bevor noch schlimmeres passiert. Lasst mal kurz testen, ob dessen Reaktionen noch funktionieren. Aber im Fußball bin ich ja der einzige, der sich über die Folgen von Gehirnerschütterungen Gedanken macht. Immer und immer wieder.
Und um uns im Kreis zu drehen: Wenn dann deswegen schlimmeres passiert, reden wir lieber über die einzig vernünftige Sanktion für die absolut dämlich Reaktion des Mitspielers... wie nennt man so was? Kann der Florian mir da mal helfen? "Irrsinn, einfach Irrsinn."
Puh... wo wir das erledigt haben... noch was lustiges.Florian Grillitsch, Zitat der Woche: "eine Halbzeit reicht in der Bundesliga nicht."
Das ist so ein schöner Mythos, der diese Woche aber auch beeindruckend widerlegt worden ist...denn wenn man ehrlich ist, haben RB Leipzig, Bayern München UND Borussia Dortmund allesamt höchstens eine Halbzeit wirklich seriös und angemessen gespielt. Der Auftritt in der ersten Halbzeit war jeweils mehr als dürftig. Aber es reichte bei allen dennoch für 3 Punkte. Und für die beiden Spitzenmannschaften sogar für souveräne Siege...
Und alle anderen Bundesligisten sind kaum in der Lage mehr als eine gute Halbzeit zu spielen. Die verlieren allesamt irgendwie unterwegs den Faden... wenn man Wolfsburg heißt, passiert das bereits in Minute 3, als Augsburg erst in der 65.. Andere finden den Faden erst in der Pause. Also ja, eine gute Halbzeit muss genau genommen in der Bundesliga reichen, denn mehr haben wenige im Angebot... Beste Liga und so...
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