Donnerstag, 25. April 2024

Um nochmal bei den Negativserien nachzuharken

 Also als kurze Erinnerung: Am Samstag hab ich hier ausgeführt, wie viele Bundesligisten gerade bei höchstens einem Sieg in den letzten 5 Spielen sind. Wie viele Mannschaften die Rückrunde ziemlich verkacken.

Dann habe ich die These aufgestellt, dass das auch daran liegt, dass viele Mannschaften die Saison schon abgehakt hatten. Sie gingen davon aus, dass sie nicht in den Abstiegskampf rutschen werden, aber nach oben geht auch nichts mehr... also rutschen die doch in den Abstiegskampf.

Und dann habe ich kurz ausgeführt, dass das ja immer wieder passiert. Das zum Beispiel Werder Bremen zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre eine grausame Rückrunde angeboten wird.

Dabei fiel mir dann ein Gedanke auf: Es gibt eine einzige Mannschaft, der das nie passiert. Oder zumindest so gut wie nie. Die eigentlich auch immer frühzeitig ihr eigentliches Saisonziel "Nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben" frühzeitig erfüllen. Die dann aber trotzdem...

Also 2023 beenden sie die Saison mit 4 Siegen und 2 Unentschieden aus den letzten 10 Spielen.
2022 sind es ebenfalls 4 Siege, aber nur ein Unentschieden.
2021 sind es "nur" 3 Siege und 2 Unentschieden.
2020 sind es wieder 4 Siege und 3 Unentschieden...
Man erkennt da ein gewisses Muster.
2019 war der eine "schwächere Endspurt", in dem man "nur" 2 Siege und 3 Unentschieden holte.
Diese Mannschaft beendete die Saison immer zwischen Platz 5 und 13. Platz 13 war offensichtlich die Saison, in der man den Endspurt "verkackt" hat.

Die Rede ist offensichtlich vom SC Freiburg unter Christian Streich. Wer hätte es gedacht: Natürlich liefert der beste aktive Trainer diese konstante Bilanz hin. Aber es ist schon bemerkenswert, dass die Freiburger nicht nur immer wieder gut in die Saison starten, sondern hinten raus nie wirklich die Spannung verlieren. Dass die, auch wenn es nur noch um Platz 8 geht, trotzdem nicht den Betrieb einstellen. 

Das liegt auch ganz offensichtlich daran, dass Streich seine Spieler über die Saison hinweg weiterentwickelt. In der aktuellen Saison ist es Merlin Röhl, der über das Jahr hinweg vor unseren Augen zum Stammspieler reifte. Und Noah Atubolu wird mit immer souveräner. Und man könnte da jedes Jahr durchgehen. Man muss ja nur die Abgänge wie Kevin Schade,  Mark Flekken, Luca Waldschmidt und Nico Schlotterbeck durchgehen. Oder an Vinzenco Grifo denken, der bisher nur unter Christian Streich und in dessen System ein guter Bundesligaspieler war... und entsprechend schnell zum SC zurückkehrte.

Es ist auch einfach ein echt unfairer Wettbewerbsvorteil, dass der SC Freiburg jahrelang auf diesen überragenden Trainer bauen durfte. Denn normalerweise, wie man ja ganz praktisch in Mainz sehen konnte, gehen diese Trainer dann doch zeitnah nach Dortmund. In Freiburg konnte man sich 15 Jahre lang darauf verlassen, dass die Mannschaft übers Jahr hinweg einfach besser wird. Und dass man nicht noch spontan in den Abstiegskampf rutscht, weil man die Saison zu früh abschließt.

Über Christian Streich gibt es endlos viele Lobeshymnen, aber den "Seine Mannschaften brechen nebenbei nie ein" Aspekt wurde dabei nie angesprochen.

Und nebenbei bekommen andere Trainer da viel zu oft einen "Freifahrtschein". Also nehmen wir mal unser Lieblingsbeispiel: Werder Bremen. Die verlieben sich ja immer wieder nach einem guten halben Jahr in ihren Trainer, weil sie krampfhaft auf der Suche nach Stabilität und den nächsten Thomas Schaaf sind. Deswegen durfte Florian Kohfeld im Amt bleiben, als er die Mannschaft souverän in die Relegation geführt hat. Letzte Saison musste sich Ole Werner keine kritischen Fragen gefallen lassen, als er die Saison mit einem Sieg aus 11 Spielen "ausklingen" ließ. Als Aufsteiger kann das ja mal passieren. Jetzt ist Werder schon wieder bei nur einem Sieg aus 9 Spielen. Aber solange sie nicht direkt in den Abstiegskampf rutschen, wird sich Werner keine Gedanken um seinen Job machen müssen.

Obwohl er jetzt in der 2. Saison infolge nachweist, dass er eine Mannschaft während der Saison nicht wirklich besser macht. Denn wenn ihm das gelingen würde, kämen ja solche Serien nicht zustande. Dabei wäre es gerade für eine Mannschaft wie Werder Bremen essenziell, einen Trainer zu finden, der genau das kann. Denn man gehört ja zu diesen designierten "Grauen Mäusen", die nicht auf dem Transfermarkt fett einkaufen können, sondern müssen zwangsweise auf die Entwicklung in ihrem eigenen Kader setzen. Sowohl um garantiert eine sorgenfreie Saison zu spielen (und eventuell mal nach oben zu schielen), als auch um das nötige Kleingeld auf dem Transfermarkt zu generieren.

Trotzdem wird Werder die Stabilität mehr schätzen, als die Chance auf eine Weiterentwicklung. Sie werden so lange mit Platz 13 zufrieden sein, bis sie irgendwann reagieren müssen, weil doch der Abstieg droht.

Und versteht mich nicht falsch: Ich fordere jetzt keine Entlassung von Werner. Aber man sollte sich nach der Saison damit auseinandersetzen. Die letzten beiden Saisons analysieren, die Gemeinsamkeiten in der schwachen Rückrunde erkennen und dann darüber nachdenken, ob man sich dann neu orientiert. Oder ob man Werner noch eine Saison gibt, in dem er diese offensichtlichen Probleme löst.

Aber nach der Saison die Trainer auszutauschen, wird ja kaum gemacht. Also klar, die Bayern versuchen das gerade. Und sie haben das mit Pep Guardiola 2 Mal gemacht: Als sie ihn geholt haben und als er ging. Und dann gab es die eine Saison, in der Wolfsburg, Frankfurt und Gladbach die Trainer im Kreis getauscht haben. Aber normalerweise wechselt man die Trainer, wenn während der Saison was schiefläuft... und nicht wenn man nach der Saison feststellt, dass es keine Weiterentwicklung gibt. Also wie das die Amerikaner machen, bei denen die Trainer am sogenannten "Black Monday" entlassen werden: dem ersten Montag nach der regulären Saison. Aber die haben halt auch keinen Abstiegskampf, da ist so was einfacher.

Die andere Seite des Problems ist natürlich, dass Ole Werner kein schlechter Bundesligatrainer ist. Er dürfte schon den Durchschnitt darstellen. Er macht ja wenig wirklich verkehrt, er macht dich nur nicht besser. Und wenn sich der neue Kandidat dann als "schlechter Bundesligatrainer" entpuppt, hat man das Problem. Da hält man doch lieber so lange wie möglich an dem Durchschnitt fest.

Was aber auch nur bedeutet: Werder wird so lange im derzeitigen "Graue Maus" Status bleiben, bis sie irgendwann in den Abstiegskampf rutschen. Wirkliches Bestreben, da progressiv herauszukommen, ist wieder mal nicht in Sicht. 

Werder Bremen ist da natürlich kein Einzelbeispiel. Borussia Mönchengladbach ist mit Gerado Seoane in derselben Position. Und beides sind allgemein Mannschaft, die schon noch die wirtschaftliche Potenz (und eine entsprechend große Fanszene) haben, um souverän in der Bundesliga mitzuspielen, denen aber die Investitionsmöglichkeiten fehlen, um wirklich und konstant oben anzugreifen. Und beide sind, ganz sachlich gesehen, auf der Suche nach ihrem Christian Streich. Der letzte "Streich-Kandidat" der beiden dürfte Lucien Favre von 2010 bis 2014 gewesen sein. Aber Favres überraschender Rücktritt im Jahr 2015 belegt ja auch nur, wie schwer es ist, so einen Trainer zu halten. Seitdem wird auf der Trainerbank munter rotiert, aber keiner konnte konstanten Erfolg verbuchen.

Aber, so fair muss man sein, mit Adi Hütter, Daniel Farke und eben Seoane holte man zuletzt 3 Mal infolge einen neuen Trainer zum Trainingsauftakt. Die sind also gewillt, nach einer durchschnittlichen Saison nach Verbesserungsmöglichkeiten auf der Trainerbank zu suchen. Jetzt kann Werder darauf zeigen und behaupten "Seht ihr, das bringt doch auch nichts", während Gladbach sagen kann "Wir haben uns wenigstens bemüht"... alles nur ne Frage der Perspektive.

Montag, 22. April 2024

Worst of der statistischen Anomalie

Hier wurde ja am Samstag spontan ausgeführt, dass gerade 10 von 18 Bundesligisten bei einem Sieg in 5 Spielen stehen. Oder bei einer noch viel schlechteren Bilanz. Die meisten stehen bei einer noch viel schlechteren Bilanz. Nun muss so ein Bundesliga-Spieltag ja Bewegungen in diese Serien bringen, weil auch jemand gewinnen muss, wenn alle gefühlt nur verlieren.

Und tatsächlich... konnten Hoffenheim und Wolfsburg ihre jüngste Bilanz auf "Ist doch gar nicht so schlimm, immerhin gab es 2 Siege" korrigieren. In den anderen Spielen hat aber immer genau die Mannschaft gewonnen, die danach trotzdem nur bei einem Sieg in viel zu wenigen Spielen sind. Also nehmen wird Darmstadt: 1 Sieg in 22 Spielen ist besser als 22 Spiele ohne Sieg... aber halt nicht wirklich relevant besser.

Ich fand da auch den Thumbnail von der Sportschau genial: Big Points im Abstiegskampf! Wirklich? Herzlichen Glückwunsch, Darmstadt! Ihr könntet jetzt doch noch Vorletzter werden. Wir gratulieren zu diesem Durchbruch.
Gerade im Kölner Fanblock brach ja in diesen 90 Minuten die Erkenntnis durch, dass man die Klasse nicht halten kann, wenn man nicht mal gegen die gewinnt. Da ist es nur schwer vorstellbar, dass sie noch 5 Punkte aus 4 Spielen holen. Nicht unmöglich, aber extrem unwahrscheinlich.

Es wurde ja auch deutlich, dass die stand jetzt 4 schlechtesten Mannschaften am Samstagnachmittag aufeinandertrafen. Und dass Wolfsburg derzeit zu genau diesen Mannschaften gehört. Wolfsburg hätte ja nie einen Treffer erzielt, wenn nicht 4 Bochumer tatkräftig mitgeholfen hätten. Also Bernado, Eren Masovic, Patrick Osterhage, nochmal Masovic und Felix Passlack hatten ja die Möglichkeit das Tor durch konsequenteres oder rustikales Eingreifen zu verhindern. Masovic erster Beitrag, in dem er den Ball sortiert raus spielen will, anstatt einfach und klar zu klären, ist dabei das geringste Problem. Der Rest war aber schon sehr erbärmlich "verteidigt". Darmstadt ging nach einem einfachen Eckball in Führung. Das 2. Tor war ein Abstauber, nachdem Schwäbe denn Ball nur nach vorne klären kann. Vorher wurde das gesamte Spielfeld mit einem langen Ball überbrückt.
Keine dieser Mannschaften war wirklich in der Lage, sich konsequente Chancen herauszuspielen. Trotzdem waren das die Topspiele der Samstags-Sportschau. Das gibt es nur in der besten Liga der Welt.

Da bleibt als letzter großer Unterhaltungsfaktor die absurde Mission von Bayer Leverkusen. Die versuchen den Ausgleich jedes Spiel noch eine Minute später zu erzielen. Mittlerweile sind sie in der 97. Minute angekommen. Viel Spielraum haben sie da nicht mehr.
Aber das wirklich Absurde daran ist ja, dass die wirklich nur noch für die Statistik an der Serie festhalten. Die hätten sich sowohl gegen West Ham, wo Matej Kovar eine Verwarnung wegen Zeitspiels bekam, als auch gegen Dortmund eine Niederlage leisten können. Das wäre in der großen Erfolgsbilanz jeweils untergegangen. Trotzdem, oder gerade deswegen, schlugen sie 2-mal spät zurück.

Mittlerweile dürfte es bei den Wettbüros eine bessere Quote geben, wenn man bei Rückstand in der 85. Minute darauf setzt, dass Leverkusen nicht trifft.

Samstag, 20. April 2024

Es ist super faszinierend,

 Wie viele Mannschaften gerade die Rückrunde verkacken.

Also ich schreibe das "jetzt schon" und nicht erst am Montag, weil die Anti-Serien am Wochenende durchbrochen werden müssen. Angefangen bei der Eintracht, die das ja schon hinbekommen hat. Denn als ich auf den Kicker-Ticker guckte und Frankfurt schon wieder hinten lag, fragte ich mich, wie es eigentlich sein kann, dass die ihren an sich souveränen Vorsprung verspielt haben könnten.

Und dann fiel mir halt auf, dass Frankfurt auch schon 4 Spiele auf einen Sieg wartete. Und klar, in der 2. Halbzeit rafften sie sich auf und schlugen Augsburg doch noch. Aber selbst 1 Sieg aus 5 Spielen ist für einen Europacup Kandidaten verdammt wenig.

Aber die sind da ja nicht alleine: Heidenheim hat nur eines seiner letzten 7 Spiele gewonnen. Ausgerechnet gegen die Bayern.
Köln hat nur eines der letzten 9 Spiele gewonnen. Aber sie zeigten ihre beste Leistung seit langem gegen die Bayern.
Darmstadt wartet seit dem 7. Spieltag auf einen Dreier... das sind 22 Spiele.
Wolfsburg hat nur eines von 14 Spielen gewonnen.
Bochum ist bei einem Sieg aus 11 Spielen. Und die gewannen auch gegen die Bayern.
Hoffenheim ist bei einem Sieg und 4 Niederlagen in den letzten 5 Spielen.
Gladbach ist bei einem Sieg in 6 Spielen und einer Bonusniederlage gegen den Drittligisten aus Saarbrücken.
Union Berlin ist bei einem Sieg in 7 Spielen.
Werder Bremen ist bei einem Sieg in 10 Spielen. Und bei 2 Punkte aus 8 Spielen.
Selbst die großen Bayern haben, auch wenn ihre Serie kleiner ist, nur eines der letzten 3 Bundesligaspiele gewonnen. Was für sie unterirdisch ist. Aber die werden nur zum Spaß erwähnt.

Wie kann es bitte sein, dass 9 Bundesligisten die Bilanz eines Absteigers vorweisen? Also alle 9 auf gleichzeitig. Und Frankfurt wäre als 10. Mannschaft dazugekommen, wenn sie nicht gerade die Kurve bekommen hätten.
Wie kann die halbe Liga in der Rückrunde so einbrechen? Müssen die nicht rein statistisch mehr Spiele gewinnen, weil sie ja irgendwie gegeneinander spielen? 

Meine offensichtliche These ist ja, dass all diese Mannschaften unter einem gewissen Spannungsverlust leiden. Die waren halt vor dem Auftakt ihrer Negativserie an einem Punkt angelangt, an dem es für sie eigentlich um nichts mehr geht. Also nehmen wir mal die Frankfurter: Die lagen nach Sieg im 6-Punkte-Duell am 25. Spieltag 7 Punkte vor Hoffenheim. Sie lagen aber auch 6 Punkte hinter RB Leipzig. Da sollte in beide Richtungen eigentlich wenig gehen. Und dann geht man dann nicht mehr an die absolute Leistungsgrenze. Zumindest so lange nicht, bis Augsburg sie in der Blitztabelle überholt hatte. Da dachte man sich dann doch: "Oh shit, wir müssen mal wieder!" Und immerhin konnten sie dann auch reagieren.

Oder Wolfsburg. Die haben ja, abgesehen von den Darmstädtern, die bescheidenste Bilanz. Und den Darmstädtern mangelt es halt grundlegend an der nötigen Qualität für diese Liga. Aber Wolfsburg war nach ihrem Sieg am 15. Spieltag gegen genau die Darmstädter Tabellenneunter. 5 Punkte hinter dem offiziell letzten Europacup-Platz. 9 Punkte vor der Relegation. Das ist dann auch der Punkt, an dem du als Spieler unterbewusst feststellst, dass du für die ersten 6 nicht gut genug bist. Und dass Platz 8 reichen könnte, war da ja noch nicht abzusehen. Gleichzeitig sollte man zu viel Qualität für den Abstiegskampf haben. Also macht man unterbewusst einen Schritt weniger. Und dann stellt man fest, dass man sich das nicht leisten kann.

Diese These würde dadurch unterstützt werden, dass sowohl Heidenheim als auch Bochum und, wenn man den Fokus etwas weiter stellt, Werder Bremen gegen die Bayern gewonnen haben. Da hatte man halt die besondere Gelegenheit, den verwundbar wirkenden Rekordmeister zu schlagen. Natürlich war man da dann top motiviert. Aber gegen Augsburg? Oder in Hoffenheim? Da fällt es einem dann plötzlich schwer an die Schmerzgrenze oder darüber hinauszugehen.

Nebenbei ist es ja auch nichts so Ungewöhnliches, dass Mannschaften dann zum Ende der Saison, wenn es um nichts mehr geht, den Faden verlieren. Werder Bremen beendete die an sich ordentliche letzte Saison mit 2 Punkten aus den letzten 8 Spielen. 2020/21 stieg eben dieses an sich schon gerettete Werder mit 10 sieglosen Spielen in Serie ab. Vor dem 25. Spieltag hatte man 12 Punkte Vorsprung auf den direkten Abstiegsplatz, aber dann stellte man komplett den Dienst ein. Schalke holte in der Rückrunde 2020 9 Punkte und rutschte in der Gesamtabrechnung auf Platz 13 ab. 2017/18 quälte sich der VfL Wolfsburg mit 14 Rückrunden-Punkten in die Relegation, obwohl man eigentlich eine solide Hinrunde abgeliefert hat.

Für die legendärste Rückrunde aller Zeiten wurde hier extra eine Hall of Shame eingeführt. Ungewöhnlich ist es nur, dass so verdammt viele Mannschaften gleichzeitig einen derartigen Negativlauf haben.

Das sind ja alles Mannschaften, die eine gewisse Qualität nachgewiesen haben. Also zumindest für die Bundesliga sollte es doch reichen. Trotzdem gibt es immer wieder Mannschaften, die aus an sich souveräner Position völlig den Faden verlieren und in den Abstiegskampf rutschen. Oder in den Abstiegskampf rutschen sollten, es aber nur wegen der überragenden Inkompetenz der Konkurrenz vermeiden können. 

Wirklich spannend ist jetzt ja, was dieses Wochenende in Wolfsburg passiert. Denn die Mannschaft hat die Qualität, um Bochum zu schlagen und sich damit der größten Sorgen zu entledigen. Die müssen halt nur realisieren, dass es auf ein Mal wieder verdammt eng geworden ist und sie den Alltag wieder ernst nehmen müssen. Den berühmten Schalter umlegen. Aber Wolfsburg ist auch in genau der Position, in der die Angst um sich greift und man in eine Negativspirale geraten kann, aus der man nicht mehr rauskommt, obwohl die Qualität eigentlich vorhanden sein sollte. 

Aber dass sie sich in diese Situation manövrieren könnten, konnte selbst vor 4 Wochen noch niemand ahnen. Also "damals" dachte man zumindest noch, dass ein rechtzeitiger Trainerwechsel das Problem beheben müsste. Jetzt hat man den Trainer schon gewechselt und steckt plötzlich trotzdem viel zu tief in der Scheiße.

Freitag, 19. April 2024

What the fuck just happened?

 Das fragen sich nach dieser Woche nicht nur die Engländer.

Das wichtigste zuerst: Die Premiere League ist plötzlich nur noch in der Conference League vertreten. Ihr wisst schon, dieser Wettbewerb, der eingeführt worden ist, damit die "kleinen Ligen" auch mal ins Halbfinale oder Finale vordringen können...

Und zum ersten Mal seit dem Final Four Pandemie Jahr 2020 wird damit keine englische Mannschaft in dem Finale der Champions League stehen. Dafür stellt die Bundesliga zum ersten Mal seit 29 Jahren 3 Halbfinalisten...  Fun Fact: Es waren damals die 3 selben Teams...

Am wenigsten überraschte dabei ja der späte Ausgleich von Bayer Leverkusen. Wobei der ja auch nur für die historische Statistik relevant war. Und für den 5. Startplatz. Aber Leverkusen macht halt, was Leverkusen macht: Späte Tore erzielen.

Borussia Dortmund bewies, dass sie das größte Enigma dieses Landes sind. Die können ja. Die können halt nur nicht konstant. So gewinnt man gegen Bayern und Atlético Madrid, schaffen es aber auf der anderen Seite nicht Heidenheim zu besiegen... in 2 Versuchen. So steht man im Halbfinale der Champions League, aber in der Liga nur auf Platz 5.
Dass Niclas Füllkrug ausgerechnet in diesem Spiel seine ewige Torflaute beendet, konnte auch keiner ahnen. Ein Füllkrug, der wahrscheinlich nicht mal in der Startelf gestanden hätte, wenn sich Sébastien Haller nicht verletzt hätte. Dass Füllkrug ein Viertelfinale entscheiden könnte, hatte ich im Sommer definitiv nicht auf dem Zettel, als ich über den Wechsel im Sommer geschrieben habe. Wobei das Ende ja auch noch stehen dürfte, denn Dortmund ist jetzt der krasse Außenseiter unter den noch verbliebenen Mannschaften.
Aber es bleibt festzuhalten, dass sich dieser Wechsel für die Borussia vollkommen gelohnt hat, da man die Ablöse jetzt locker wieder drin hat.
Genauso wie der Wechsel von Marcel Sabitzer, der sich anscheinend plötzlich daran erinnert, dass er mal auf dem Weg zur internationalen Klasse war, bevor er unbedingt zu den Bayern wollte. Sabitzer, der bisher selten wirklich gut war (ein Mal die Note 2 gegen Bochum, ein Notenschnitt in der Liga von 3,4), liefert plötzlich 2 überragende Spiele in Folge. Für die beiden hat Dortmund im Sommer 31 Millionen Euro Ablöse bezahlt... Wie ich damals behauptete, sichern sie damit nur Platz 4 ab. Jetzt sorgen sie dafür, dass Platz 5 reichen dürfte.

Die Bayern fragen sich derweil ganz klassisch: "Ja, ist denn heut scho Weihnachten?" Arsenal verspielt ja eigentlich traditionell ihre Titelchancen um Weihnachten herum. Dieses Jahr kriegen sie dann in einer Woche im April ihre PS nicht auf den Rasen und plötzlich ist alles futsch.
Vor allem wird jetzt endgültig deutlich, dass die Bayern gar keine sooo schlechte Saison spielen. Sie konnten mit einem historisch guten Leverkusen nicht Schritt halten, was kein Drama ist. Sie fielen danach nach 10 Jahren am Limit zumindest in der Liga in ein Motivationsloch, was menschlich ist. Da stand der Abgang von Thomas Tuchel aber auch schon fest. Und jetzt stehen sie plötzlich im Halbfinale. Und das völlig zurecht, denn man war in der Summe ja besser als Arsenal.
Wenn die Bayern Bosse im Februar die Ruhe behalten hätten, müssten sie sich jetzt keinen neuen Trainer suchen.

Und anscheinend wissen die Kandidaten das ja auch. Also ein Julian Nagelsmann bleibt lieber deutscher Nationaltrainer, als dass er sich das nochmal antut. Der weiß aus eigener Erfahrung, dass man trotz an sich guter Leistungen entlassen werden kann. Und er kann jetzt im Fernsehen verfolgen, dass das mit der neuen Führung nur bedingt besser geworden ist. 

Das Problem existiert nebenbei nur, weil die Bayern nicht anerkennen und akzeptieren konnten, dass ausnahmsweise ein Mal ein Konkurrent besser ist, als man selber. Und zwar nicht, weil man selber schlecht ist, denn man war ja auf einem historischen Vizemeister-Kurs, sondern weil Bayer wirklich richtig gut ist. Da hätte man Tuchel mit einem "wir haben so viele Punkte geholt, dass wir eigentlich souverän Tabellenführer sein sollten... und wir können immer noch die Champions League gewinnen. Da gibt es keinen Grund, über den Trainer zu diskutieren." den Rücken stärken können. Aber irgendwie zuzugeben, dass andere mal besser sind, ist ja unter der Würde eines Uli Hoeneß.

Wobei ich an der Stelle nochmal festhalten muss, dass auch in der Bayern-Offiziellen nicht damit gerechnet haben, dass dieser Kader gut genug für das Champions League Halbfinale ist. Denn dann hätten sie Tuchel entlassen und jemanden geholt, der wie Hansi Flick mit einem Dead Coach Bounce das Finale erreicht.
Wahrscheinlich denkt Max Eberl sogar "Scheiße, jetzt muss ich den Kimmich behalten, ich wollte doch eigentlich im Sommer auf Stanisic setzen"... Und ja: Joshua Kimmich hat auch in diesem Spiel sein großes Paradoxon manifestiert: Er ist ein richtig guter Rechtsverteidiger. Auf der Rolle gut genug um Champions League Spiele zu entscheiden. Dies bedeutet aber nicht, dass man ihn im Sommer wieder ins Zentrum stellen sollte. Denn dort hat er noch nie nachgewiesen, dass es für die höchsten Aufgaben reicht. Die spannendste Frage bleibt, ob Kimmich selber das merkt.

Kommen wir jetzt aber zu der schlimmsten Konsequenz dieser Europacup Woche: Ab jetzt müsste Platz 5 eigentlich reichen. Also klar, die Rechnungen sind kompliziert und wenn alle 3 Mannschaften jetzt alle Spiele verlieren, während Aston Villa durchmarschiert, dann könnte sich die Premiere League eventuell noch den 2. Platz in der Tabelle sichern. Aber ich gehe mal davon aus, dass dies so krass nicht passieren wird, weil Bayer Leverkusen dafür ja Spiele verlieren müsste und das scheint ausgeschlossen.

Das bedeutet auch nur, dass das "Rennen" zwischen Leipzig und Dortmund damit jetzt auch egal ist. Damit gibt es am Wochenende das designierte Endspiel um die Europa League mit Frankfurt - Augsburg... Aber Dortmund gegen Leverkusen ist dafür dann auch egal. Genauso wie Hoffenheim - Gladbach, Heidenheim - Leipzig und Union - Bayern. 4 weitere belanglose Duelle. 22 fürs Jahr. Das macht doch Bock auf das Saisonfinale...

Dienstag, 16. April 2024

Passives Abseits Leser wissen es exklusiv: Für Mainz geht es nur noch um die Relegation.

Platz 15 hatte ich da schon abgeschrieben. Und nicht nur ich selbst, der Trainer Bo Henriksen hat die Relegation als "am wahrscheinlichsten" bezeichnet. "If it takes two more games, we take it."

Nun ist ja auch nicht so schlimm mal daneben zu liegen... solange die Logik hinter der Prognose vernünftig war. Daran kann man sich dann orientieren, um festzuhalten, was sich bei den Mainzern verändert hat.

Da war zunächst mal das grundlegende Qualitätsproblem: Diese Mannschaft hatte nach 21 Spieltagen 2 Trainer "verbrannt" und dabei nur ein Spiel gewonnen. Das kann dann nicht nur an den Trainern liegen, sondern muss auch etwas mit einem ziemlich schlecht zusammengestellten Kader zu tun haben. Dass der dritte Trainer dann auf einmal einen radikalen Umbruch bewirkt, hielt ich für ausgeschlossen. Eine Mannschaft, die nach 21 Spieltagen 12 Punkte gesammelt hat, holt doch nicht plötzlich 10 Punkte Rückstand auf Bochum auf. Vor allem, weil man ja auch davon ausgehen muss, dass Bochum noch den einen oder anderen Punkt holt.

Und der "neue Besen" musste direkt erstmal eine 1:8 Niederlage gegen die Bayern unter den Tisch kehren. Das war dann der Punkt, dann dem ich den Dead Coach Bounce als "verpufft" betrachtet habe. Aber hier ist das faszinierende: Henriksen hat, seit dem er im Amt ist, nur gegen die Bayern und Bayer verloren. Davor hat er den Auftaktsieg gegen Augsburger geholt... Aber das erste Spiel hat ja selbst Jan Siewert gewonnen. Das war der Moment, in dem man als Mainz darüber nachdenken konnte, ob man einfach jedes Wochenende den Trainer austauscht. Zwischendurch holte man einen Punkt gegen Borussia Mönchengladbach, die gerade spielen, wie so eine Mannschaft unter Gerado Seoane spielt... also im konsequenten Abwärtstrend ist. Der eine oder andere mag das vergessen haben, aber Seoane war letztes Jahr noch Bayer Trainer. Da konnte der den Negativtrend auch nicht stoppen. Dort sieht man jetzt, was ein guter Trainer bewerkstelligen kann, während man in Gladbach sieht, dass Seoane dies offensichtlich nicht ist. Gladbach hat nebenbei nur eines der letzten 7 Pflichtspiele gewonnen und unter anderem gegen den Drittligisten aus Saarbrücken verloren. 

Dann hat Mainz die elementar wichtigen Pflichtspiele gegen Bochum und Darmstadt gewonnen. Diese umringen dem überraschenden Unentschieden, welches Robin Zentner gegen RB Leipzig festgehalten hat. (Fun Fact: Mainz holte 4 Punkte gegen RB Leipzig... WTF!) Ich hab ja schon im Worst Of des entsprechenden Wochenendes festgehalten, wie absurd dieser festgehaltene Punkt war, denn bisher hat Zentner dem Verein, wie mit seinem Patzer gegen Bayer gezeigt, was man eigentlich von ihm erwartet. Oder beim Führungstreffer für Hoffenheim an diesem Wochenende, als er mit einem unmotivierten Ausflug ins Leere eine an sich gute Halbzeit kaputt machte.

Die 2. Halbzeit war dann aber für mich der wirkliche Wendepunkt. Der Moment, in dem ich an den Klassenerhalt der Mainzer zu glauben begann.
Dabei zeigte sich in diesem Spiel auch die Besonderheit dieser Saison: denn die Mainzer spielten ganz sachlich gegen eine Mannschaft, die die Saison eher aus trudeln lässt. Wie sie es schon gegen Gladbach taten. Auch Hoffenheim ist bei einem Sieg aus 5 Spielen. Oder 3 Siegen in 12 Rückrundenpartien. Hoffenheim war mal auf Europacup Kurs, aber da merkt man einfach den Spannungsabfall.

Und hier kommt das spannende: Mit Freiburg, Heidenheim und Wolfsburg stehen noch 3 weitere derartige Spiele auf dem Programm. Auch wenn Freiburg natürlich um die "Europa Conference League" spielt. Und ja, ich gehe nach wie vor davon aus, dass Wolfsburg zu gut ist, um von Bochum überholt zu werden. Auch wenn wir Samstag endgültig erfahren werden, wie dringend sie am Abstiegskampf teilnehmen wollen, schließlich geht es am Wochenende zu genau den Bochumern.

Ich habe ja auch schon zwischenzeitlich behauptet, dass diese Spiele den Abstiegskampf eher entscheiden werden, als das direkte Duell zwischen Mainz und Köln. Jetzt kann sich Mainz plötzlich übernächste Woche endgültig das "Problem Köln" vom Hals schaffen.

Hier kommt jetzt der entscheidende Fortschritt: Es sieht plötzlich so aus, als hätte Mainz auch die Qualität dafür. Also sowohl um die Punkte gegen die "Wir lassen die Saison austrudeln" Mannschaften zu holen, als auch um Köln zu schlagen.
Das kann man am besten an 3 Personen festmachen:
Nadiem Amiri könnte der wichtigste Wintertransfer der Saison gewesen sein. Das ist zwar ein Spieler, der bisher selten wirklich überragte, dessen schlechteste Leistung aber eine 4,5 gegen die Bayern war. Dazu kommt noch eine 4,0 gegen den VfB Stuttgart und RB Leipzig. Gegen Mannschaften mit dominantem Ballbesitz hat Amiri offensichtlich seine Probleme. Oder gegen die qualitativ Besten. Wenn es allerdings nicht gegen die Mannschaften auf Platz 2-4 geht, kommt er plötzlich auf einen Notenschnitt von 2,9.
Die allerwichtigste Personalie ist und bleibt allerdings Jonathan Burkardt. Der erinnert uns plötzlich daran, dass er mal Nationalstürmer werden sollte. Auch, weil wir da gar keinen haben. Aber auch, weil er halt viel zu gut für Mainz ist. Burkhart ist ja ganz sachlich gesehen nur noch in Mainz, weil er quasi die gesamte letzte Saison dank einer Knie-OP verpasst hat. Danach, das wird jetzt deutlich, brauchte er einfach noch eine ganze Weile, um wieder ins Laufen zu kommen. Ein halbes Jahr ist dafür bei einer derart schweren Verletzung nicht so ungewöhnlich. Vor allem, wenn ein stabiles und qualitativ hochwertiges Umfeld fehlt,
All seine 7 Scorerpunkte sammelte Burkhardt in der Rückrunde. Und wann immer der trifft, gibt es Punkte für die Mainzer. In der Hinrunde kam er nur auf 3 benotete Spiele. Dass Burkardt so zurückkommt, hätte man tatsächlich ahnen können. Bevor seine Verletzung in zurückwarf, stand er kurz vorm endgültigen Durchbruch.
Beim dritten Namen war das dagegen nicht so abzusehen. In der Sportschau hieß es plötzliche "Kaum vorstellbar, dass Mainz Gruda in dieser Form halten kann." Und ich so: Wer?
Also ja, Brajan Gruda ist ein Talent aus der Mainzer Schmiede. Der kam mit 15 in den Verein und spielt jetzt seine ersten wirklich starken Bundesligaspiele. Er traf zuletzt 2 Mal infolge. Aber er ist definitiv die größte Wildcard in diesem Kader: Wenn der jetzt während der Saison einen entscheidenden Leistungssprung nach vorne gemacht hat, kann Mainz die nächste Bundesligasaison planen. Also zumindest über die Relegation. Aber es kann bei einem derart jungen Spieler auch passieren, dass das jetzt sein letzter Scorerpunkt in dieser Saison war.

Aber wenn diese 3 Spieler das Niveau der letzten Wochen halten, hat Mainz plötzlich genügend Qualität für den Klassenerhalt, die ich so nicht gesehen habe. Vor allem hat man plötzlich wesentlich mehr Potenzial als die Kölner, die irgendwie darauf hoffen müssen, dass Davie Selke was auf die Reihe bekommt.

Was uns aber zu der spannenden Frage führt: Woran könnte es scheitern? Da bleibt zum einen der Fakt, dass man bisher nur zu Hause gewonnen hat. Auswärts ist man bei 7 Unentschieden und 7 Niederlagen. Der derzeitige Lauf mit 10 Punkten in 4 Spielen könnte also wirklich einer absurden Konstellation im Spielplan geschuldet sein. Dass man halt auch genau da gegen die gerade schwächsten Mannschaften antreten durfte, könnte das Bild extrem verzerren. Aber man hat ganz sachlich gesehen nur noch ein "einfaches" Heimspiel gegen Köln, welches man zwingend gewinnen muss. Dazu muss man 4 Punkte aus 3 Auswärtsspielen holen. 

Ansonsten muss ich ganz ehrlich zugeben, dass ich Robin Zentner nicht traue. Also klar, das ist der notenbeste Spieler der Mainzer. Und angeblich der achtbeste Torhüter der Liga. Minimal schlechte als Lukas Hradecky, aber besser als Alexander Nübel. Gerade bei Nübel ist das an sich absoluter Wahnsinn, denn der zeigt ja gerade den Stuttgartern, wie geil das ist, wenn man einen souveränen Torwart in seinen Reihen hat. Zentner ist natürlich ein Torhüter, der selten krass patzt. Aber er hält dir auch ganz selten mit überragenden Partien die Punkte fest. Also ein Mal alle 2 Jahre und das war diese Saison schon. Da die Ausgangslage so extrem beschissen war, könnten wütend anrennende Dortmunder im letzten Heimspiel der entscheidende Faktor sein. Dass Zentner da nochmal so einen Sahnetag wie gegen Leipzig erwischt, würde mich doch überraschen.

Am schwierigsten zu berechnen ist aber das Restprogramm des direkten Konkurrenten aus Bochum. Die spielen am Wochenende gegen Wolfsburger, die sie dann auch richtig in die Scheiße ziehen könnten. Danach geht es gegen Hoffenheim, Union Berlin, Bayer Leverkusen und Werder Bremen. Selbst bei Bayer Leverkusen, die direkt davor im Halbfinale der Europa League stehen sollten, kann keiner abschätzen, in welcher Verfassung diese dann auflaufen werden. Hoffenheim hat gerade eindrucksvoll nachgewiesen, dass sie mit der Saison schon abgeschlossen haben. Werder Bremen hofft auch intensiv darauf, dass sie nur noch Spalier stehen müssen. Selbst nach einer Niederlage gegen Wolfsburg, von der ich irgendwie ausgehe, ist es nicht ausgeschlossen, dass die plötzlich 4 Spiele infolge unbesiegt bleiben und 8 Punkte holen, weil die Gegner mit der Saison schon abgeschlossen haben. 

Und auch wenn Wolfsburg sich alle Mühe gibt: Ich gehe weiterhin davon aus, dass die Mannschaften von Platz 9 bis 14 zeitnah wirklich nichts mehr zu erreichen haben. Und es wäre bei weitem nicht das erste Mal, dass derartige Mannschaften dann indirekt den Abstiegskampf entscheiden.
Wobei "entscheiden" ja relativ ist, schließlich sollte es am Ende für Bochum oder Mainz über die Relegation reichen...
Oder anders ausgedrückt: Der Zyniker in mir muss auch nur festhalten, dass der derzeitige Lauf der Mainzer jegliche Luft aus dem Abstiegskampf genommen hat, weil ja eh nur 2 Mannschaften absteigen.

Montag, 15. April 2024

Worst of des "Die größte Herausforderung der Wekself" Wocheendes

Die marschierten ja so souverän durch die Bundesliga, dass die größten Herausforderungen nicht auf dem Platz passierten. Das fiel ja schon beim Platzsturm in der 83. Minute an. Der Moment, in dem Florian Wirtz über einen Wechsel zum Rekordmeister nachgedacht hat, weil ihm das doch ein bisschen zu heiß wurde. Das dürfte nebenbei der erste Platzsturm in der Geschichte der Bundesliga gewesen sein... Alles für den Spielabbruch!

Was auch wesentlich besser gewesen wäre. Nächste Woche wäre sachlich gesehen echt besser gewesen. Und ob Werder Bremen jetzt 3 Punkte geschenkt bekommt, oder nicht, ist auch egal. Aber Leverkusen ist jetzt noch im kollektiven Vollrausch... und muss Donnerstag schon wieder Leistung bringen. Da dürfen die dann nicht verkatert sein. Gibt's da was von Ratiopharm? 

Das ist halt der Unterschied zwischen einer Meisterschaft der Bayern im April: Die würden jetzt mit alkoholfreiem Weißbier feiern, weil ihnen absolut bewusst ist, dass sie unter der Woche die nächste Herausforderung auf dem Spielplan haben. Und weil die sich auch nicht so wirklich freuen, wenn sie "nur" deutscher Meister werden.
Nebenbei ist es auch faszinierend, dass selbst der ultimative und originale Plastikklub am Ende solche emotionalen Ausbrüche auslöst, während eine weitere Meisterschaft bei einem der Traditionsklubs nur ein Schulterzucken hervorruft.

Oh und die wichtigsten Fragen lauten ja: Dürfen die Damen der Bayern jetzt alleine auf den Balkon? Die werden schließlich Meisterin. Und zuletzt wirkte es ja schon so ein bisschen, als würden die auch eingeladen werden, weil die Bayern sich schämen, wenn die "nur eine" Trophäe präsentieren. Und passen die Bayern jetzt trotzdem den Briefkopf an? Kann Harry Kane bei denen am letzten Spieltag für 30 Sekunden eingewechselt werden, damit der seinen ersten Titel bekommt?

Werder Bremen ist, der Vollständigkeit halber, seit 8 Spielen sieglos. Seit dem Überraschungssieg gegen die Bayern am 18. Spieltag konnten sie nur 2 von 10 Spielen gewinnen. Das nennt man "Die Bilanz eines Absteigers"... außer man spielt in der Bundesliga, da ist es egal. Wie auch dieses Spiel, so emotional es für Bayer war, formal egal war.

Genauso wie Augsburg - Union am Freitag, auch wenn Unions Trainer jetzt doch wieder den Abstiegskampf ausrufen muss. Ich habe ja allerhöchsten Respekt vor der Arbeit, die beide Vereine abliefern, aber frage ich mich, wer sich dieses Spiel freiwillig an einem Freitagabend anguckt... Und Diogo Leite dachte sich wohl dasselbe und kam zu dem Schluss: Wenn niemand zuguckt, kann ich auch was richtig Dummes machen.

Und der Sonntag wurde mit Freiburg - Darmstadt abgerundet. 3 belanglose Spiele an diesem Wochenende, 18 für die Saison.

Faszinierender Weise waren am Samstag alle Spiele irgendwie relevant. Auch wenn uns beim 3:0 von Stuttgart gegen Frankfurt nochmal deutlich gemacht wurde, wie groß der Unterschied zwischen Rang 6 und Rang 3 ist. Denn Stuttgart gewann ja ohne größere Anstrengungen mit 3:0. 

An der Stelle muss natürlich zugegeben werden, dass der 1.FSV Mainz den Abstiegskampf wieder "spannend" macht. Dazu muss ich mich morgen ausführlich äußern. Wobei (Spoiler) die ja auch "nur" den Kampf um die Relegation wieder spannend machen. Und dort setzt sich dann eh der VfL Bochum dank eines Tores von Keven Schlotterbeck durch. Die einzige offene Frage ist, ob der vorher wieder ein Eigentor schießt...

Als Nächstes muss man sich dann fragen, ab wann Köln "nur noch um die Ehre" spielt. Natürlich haben die gerade ihre beste Saisonleistung gegen die Bayern abgerufen... so wie gerade alle ihre beste Saisonleistung gegen genau die abrufen. Der Unterschied zum Rest ist halt, dass sie trotzdem nichts geholt haben.

Mittwoch, 10. April 2024

Warum gibt es das nicht wöchentlich?

 Das frage ich mich, glaube ich, auch nicht zum ersten Mal.

Also nachdem ich mich gestern gefragt habe, warum niemand vernünftig über den nicht gegebenen Elfmeter für Robin Koch diskutiert wird, gab es eine wirklich fragwürdige Entscheidung.

Eine Entscheidung, bei der Harry Kane hinterher tatsächlich zugab, dass er dafür einen Elfmeter haben wollen würde, wenn ihm das passiert. Und da kann dann der Kicker nicht einfach schweigen. Also holt man nach 13 Monaten wieder Lutz Wagner aus dem Keller und lässt den auf Kicker.de schreiben. Weil der schon vor 13 Monaten bewiesen hat, dass er die Regeln im Zweifelsfall pro Deutschland auslegt, deswegen kann man ihn das machen lassen.

Nebenbei fällt mir dabei auf, dass auch ich nicht von der "Vereinsbrille" verschont bin. Denn für mich ist das ein klarer Elfmeter, weil ich halt prinzipiell gegen die Bayern bin. Aber im Gegensatz zu all den anderen ist mir das bewusst. Und ich verweise auf Kanes Aussage, und verdeutliche den Bayern-Fans damit, dass sie auf der Gegenseite einen klaren Elfmeter gesehen hätten.
Deswegen bin ich auch so fasziniert, dass der Kicker selbstbewusst von "richtig in der Nachspielzeit nicht auf Elfmeter zu entscheiden" schreibt. Die müssen auch einfach regelmäßig beweisen, dass sie keinerlei journalistischen Anspruch haben, sondern einfach nur Fans von deutschen Mannschaften sind. Denn die sachlich richtige Einschätzung bleibt: Da hätte man Elfmeter geben können, es nicht zu tun ist aber durchaus vertretbar. Da hatten die Bayern auch ein wenig Glück.

Und letzter Einschub: Als ich ein Mal gegen A-Jugend Bundesligisten in der Kreisklasse spielen durften (die kurze Variante: Die A-Jugend von Hansa Rostock wechselte zum FSV Bentwisch und spielten deswegen ein Jahr gegen "uns", wo sie durchmarschierten), gab es genau den Elfmeter, den Arsenal produziert hat. So viel zum "Kinderfehler"...

Anyhow, ich frage mich jetzt dasselbe, wie damals: Warum macht Lutz Wagner in seiner Rolle als "Leitender Koordinator des DFB für Regelauslegung" das nicht jede Woche? Warum erklärt er uns in einer wöchentlichen Kolumne nicht, wieso der VAR hier eingriff und da nicht? Warum es bei Koch keinen Elfmeter war und ob das so richtig war. Damit man eine vernünftige Gesprächsgrundlage hat. Und damit man auch weiß, wie die DFL und der DFB diese Szenen einschätzen.

Die einfache Antwort lautet: Weil er dann die eigenen Schiedsrichter kritisieren müsste und er dann als Nestbeschmutzer gilt. Denn der Einzige, der dies regelmäßig im aktuellen Sportstudio macht, ist Manuel Gräfe. Und der gilt bei den Kollegen als "Persona non grata".
Ernsthaft, wenn ihr mit Schiedsrichtern über Gräfe redet, bekommt ihr eine komplett gegensätzliche Meinung zur restlichen Öffentlichkeit. Was eigentlich alles über die Kritikfähigkeit dieser Gilde aussagt.

Wobei die Lage ja noch viel schlimmer ist. Denn die anderen ausländischen Gilden darf man ja kritisieren, nur die eigene nicht. Über einen jungen schwedischen Schiedsrichter zu urteilen, ist da kein Problem. Einen Niederländer öffentlich anzuzählen, weil er eine Entscheidung gegen die Deutschen getroffen hat, ist eine logische Konsequenz. Aber wenn ein Mann aus Wangen schwer nachvollziehbare Entscheidungen trifft, ist halt niemand verfügbar, der das einordnen kann. Das ist und bleibt einfach nur erbärmlich.

Und schade, weil die Schiedsrichter ja genau diejenigen wären, die eine sachliche Diskussionsgrundlage für die heiß diskutierten Entscheidungen des Wochenendes geben könnten. Aber wir haben weiterhin keine Ahnung, wie sie die Szene vom Freitag einschätzen. Obwohl das so viel wichtiger wäre, als die Frage nach dem absurden Handelfmeter...

Deswegen drehen sich die Diskussionen ja auch weiterhin im Kreis. Wir haben in den letzten 5 Jahren weder beim VAR noch beim Handspiel wirkliche Fortschritte erreicht. Aber wir haben diese Fragen auch nie aus einer sachlich neutralen Position betrachten und auseinandernehmen lassen.

Lutz Wagner wird jetzt wieder für ein Jahr schweigen, bis dann im nächsten Viertelfinale die nächste fragwürdige Entscheidung gegen eine deutsche Mannschaft getroffen wird. Dann hat sein Handy plötzlich wieder Empfang und er kann ganz selbstverständlich eine Kolumne dazu schreiben...

Dienstag, 9. April 2024

Worüber schon wieder gar nicht geredet wird

 Obwohl man dringend darüber reden sollte... ist der nicht gegebene Elfmeter für Eintracht Frankfurt. Und vor allem die Reaktion von Robin Koch nach dem Spiel im Sportschau Spielbericht: "Muss mich wahrscheinlich einfach fallen lassen, dann gibt's bestimmt Elfmeter."

Was für eine vernichtende Aussage über den VAR: Es sind sich alle einig, dass es auf diese Situation einen Elfmeter geben muss, aber es gibt ihn nicht, weil sich der Spieler nicht theatralisch genug verhält. Und trotz des VARs, der ja eigentlich für mehr Gerechtigkeit sorgen soll, werden die fairen Spieler, die den Abschluss suchen, bestraft und die Schauspieler, die aus jeder Berührung ein Drama machen, weiterhin belohnt.

Dabei, und da klinge ich ja wie eine kaputte Schallplatte, hätte der VAR genau das abschaffen können. Wenn es oft genug in Situationen wie am Freitag Elfmeter gibt, während die Schiedsrichter beim theatralischen Abheben häufiger sagen "Das ist mir zu inszeniert, das reicht mir nicht", dann würden die Spieler auch viel konsequenter den Abschluss suchen. Und dann hätte der VAR auch eine ganz andere Akzeptanz, weil er für eine Verbesserung des Spieles gesorgt hätte.

Stattdessen gibt es immer noch Stürmer, die sich an Schwalben versuchen. Im verflixten SIEBTEN Jahr nach der Einführung. Obwohl allen Spielern bewusst sein sollte, dass selbst eine "erfolgreiche Schwalbe" durch den VAR Eingriff korrigiert werden würde. Einfach nur, weil wir als Fußball Gemeinschaft zu dumm sind.

Denn das ist jetzt auch die neue Erkenntnis und der Fortschritt zum letzten Rant zu diesem Thema: Robin Kochs Reaktion ist ja das berühmte "Pfeifen im Walde". Dass er das so rausgehauen hat, geht komplett unter, obwohl es das wichtigste Thema des Wochenendes sein sollte.

Kicker.de erwähnt den Fehler von Robert Hartmann in dessen Bewertung. Aber das strukturelle Problem dahinter, wird nicht erwähnt.
Auf Sport1 findet man nichts dazu, und falls es im Doppelpass diskutiert wurde, dann nicht so heftig, dass es viral ging.
Die Memes beschäftigen sich auch lieber mit Nico Schlotterbecks "Gomez der Woche" Gedenkfehlschuss.
Die anderen Trainer schweigen auch konsequent.

Ernsthaft, stellen wir uns mal kurz vor, ein Christian Streich würde das jetzt aufgreifen "Isch bin schja nischt betroffne, deschwegen kann isch jetzt mal sagen"... Der könnte die Debatte in Gang bringen, warum es solche Fehlentscheidungen immer noch gibt. Warum wir unsere Spieler immer noch zu Schauspielern erziehen, obwohl das niemand sehen will. Er war ja als Trainer selbst bei seinen eigenen Schützlingen gegen solche Einlagen und gilt als moralische Instanz. Aber weil es nicht um seinen Vorteil geht, würde es wirklich nur ums Prinzip gehen. Und er hat ja auch sonst nichts zu tun, weil seine eigene Saison praktisch durch ist. Der hätte die Zeit und ist in der Position, trotzdem kommt von ihm auch nix. Wie von allen.

Und solange diese Debatte nicht plakativ und laut geführt wird, werden sich die Schiedsrichter auch nicht anpassen. Da ist es dann nur ein "individueller Fehler" von Hartmann und kein strukturelles Problem.

Koch wird sich das nächste Mal in einer vergleichbaren Situation theatralisch fallen lassen. Und niemand kann ihn einen Vorwurf machen, wenn er dann so handelt. Und alle anderen Spieler, die diese Szene sehen, werden sich auch anpassen. Das ist einfach schade.

Montag, 8. April 2024

Worst of des "Nun also auch Heidenheim" Wochenendes

 Oder: Wie man bei einem Charaktertest versagt.

Halten wir mal eines fest: Wenn Bayern einen 2-Tore-Vorsprung bei einem Aufsteiger verspielt und das Spiel trotzdem noch verliert, hat das wenig mit Thomas Tuchel und seinem feststehenden Abgang zu tun. Das ist eine reine Kopfsache der Spieler. Denn die individuelle Qualität ist ja durchaus vorhanden, um, bei allem Respekt, Heidenheim zu schlagen. Um sich nach dem Anschlusstreffer zu straffen, das 3:1 zu erzielen und das Ding souverän nach Hause zu fahren. Ganz früher hätten sich die Bayern von dem Anschlusstreffer so provoziert gefühlt, dass sie denen aus Prinzip 6 Tore eingeschenkt hätten.

Aber dass man sich relativ widerstandslos 2 weitere Tore einschenken lässt... war eigentlich unvorstellbar. Und ich bleibe dabei: Wenn es nur 3 Punkte auf Leverkusen wären, wäre ihnen das auch nicht passiert. 

Jetzt passiert ihnen das direkt nach einer provokanten Brandrede über die mangelnde Einstellung von Führungsspieler Joshua Kimmich. Das ist ja genau die Reaktion, die er sich erwünscht hätte. Also wenn es ihm darum ging, nachzuweisen, dass er keinen wirklichen Führungsanspruch hat. Ich habe ja bereits vor einem Monat angemerkt, dass Kimmich jetzt als Rechtsverteidiger liefern muss. Dass er nachweisen muss, wenigstens für die Rolle als Rollenspieler gut genug zu sein. Sonst wird er im nächsten Sommer durch irgendjemand anderes ersetzt wird. Mittlerweile würde es mich eher überraschen, wenn Kimmich im Sommer bleiben darf. Schließlich kommt Josip Stanisic zurück und alles, was Kimmich auf dem Platz gerade anbietet, hat der doch auch im Angebot. Nur macht der halt neben den Platz nicht das Maul auf, was ihn zum passenderen Spieler für die Bayern machen dürfte.

Das würde nebenbei genau meinen Komiknerv treffen: Stanisic übernimmt zumindest als Teilzeitkraft den Posten als Rechtsverteidiger, spielt da so 20 Bundesligaspiele im Jahr und wird irgendwann alleiniger Rekordmeister... Er dürfte ja diesen Sommer seine 4. Meisterschaft infolge holen. Und danach stehen dann 10 weitere Meisterschaften mit dem FC Bayern an... Dann wird immer erwähnt werden, wie er in dieser einen absurden Saison bei der Konkurrenz gespielt hat. Und dass er für die Champions League nicht gut genug ist und deswegen immer im Viertelfinale Schluss ist, fällt keinem auf, weil die Erinnerung an die eine titellose Saison zu präsent ist. Dass er bei keiner der 14 Meisterschaften ein wirklicher Leistungsträger, sondern immer nur Mitläufer, war, fällt halt keinem auf.

Die wirklich wichtige Frage ist: Fällt das Kimmich selber jetzt auf? Denn, und auch das muss festgehalten werden, es ist ja keine Schande bei den Bayern nur ein Rollenspieler zu sein. Er muss diese Rolle nur auch annehmen. Die ersten ernstzunehmenden Tests nach den einfachen Siegen gegen Mainz und Darmstadt gingen definitiv in die Hose.

Und mittlerweile ist es ja allen bewusst, dass die Bayern neue Führungsspieler brauchen. Das bedeutet aber auch, dass die alten Führungsspieler den Platz räumen müssen. Aber hey, für Dortmund wird es reichen...
Es ist auch wirklich krass, wie extrem der Leistungsabfall nach der niederschmetternden Niederlage gegen Leverkusen war. Also abgesehen von dem mittlerweile überraschenden Sieg gegen RB Leipzig dank des späten Treffers von Harry Kane, hat man wirklich nur gegen Mainz und Darmstadt gewonnen. Also Mannschaften, die nur bedingt bundesligatauglich sind. Und man muss an der Stelle nochmal zwingend feststellen: bis zu diesem Duell mit Bayer, in dem einfach deutlich wurde, dass die Werkself dieses Jahr deutlich besser ist, haben die Bayern eine gute Saison gespielt. Und die hatten ja die Option, die Saison einfach vernünftig und konzentriert zu Ende zu spielen. Aber anscheinend hatten die da so gar keinen Bock drauf. Und das sagt mehr über den Charakter dieser Mannschaft als über ihren Trainer aus.

Aber gut, Platz 2 ist halt nicht der Anspruch der Bayern, da überlässt man den lieber dem VfB Stuttgart.

Die Stuttgarter haben ihren Gratissieg gegen Borussia Dortmund eingefahren. Das klingt jetzt übertrieben... aber beinah jede Mannschaft, die die Bayern schlägt, rutscht doch hinterher in eine Krise. Die einzige Mannschaft, die auch nachlegen konnte, war doch Werder Bremen. (Und ja, selbst Bayer rutschte in eine Ergebniskrise, die haben danach gegen Heidenheim und Mainz "nur" 2:1 gewonnen. Schämt euch!)
Selbst wenn es nicht Dortmund gewesen wären, die ja traditionell nicht nachlegen, wäre es eigentlich erwartbar gewesen, dass Stuttgart dieses Spiel gewinnt. Und wenn Dortmund jetzt die Bochumer Serie nachspielt, ist Platz 4 auch entschieden.

Bochum hat sich aber formell wirklich im Abstiegskampf angemeldet, weil sie gegen die Mannschaft, die im gesamten Spiel weniger Tore erzielt, als Bayer in der Schlussphase, 2 späte Tore kassiert hat. Selbst ein Gegentor hätte quasi zum Klassenerhalt gereicht. Stattdessen herrscht jetzt plötzlich doch Panik. Jetzt wird ernsthaft darüber diskutiert, ob man den Trainer entlassen muss... zum schlecht möglichsten Zeitpunkt. Denn die designierten Dead Coach Bounce Spiele gegen Mainz, Darmstadt und Köln hat man ja gerade hinter sich. Jetzt geht es gegen Heidenhei... nevermind, die sichern sich nächste Woche den Klassenerhalt. Unabhängig davon, ob da Peter Neururer auf der Bank sitzt, oder ob der als Feuerwehrmann in München übernehmen muss... 

Es wäre nebenbei absurd lustig, wenn Bochum absteigt, WEIL sie die Bayern geschlagen haben. Also weil die Fans das Spiel unterbrochen hatten, denn weil Julian Bernat nicht verfügbar war, mussten ja die Tennisbälle als Schuldige für Uli Hoeneß herhalten. Aber ernsthaft: Wenn Bochum gegen die Bayern verliert, wird Letsch vor den Spielen gegen Darmstadt und Köln entlassen. Und dann holt man da mit dem neuen Besen die 4 Punkte, die man gebraucht hätte.

Aber hey, das Spiel gegen Heidenheim ist auf einmal verdammt wichtig. Das ist gut. Denn gerade bei Köln gegen Bochum wurde einem wieder bewusst, wie finster die aktuelle Saison ist. Eigentlich sollten wir die Gefühlsexplosion der Schlussphase derzeit jedes Wochenende bekommen. Momenten, in denen man selbst als neutraler Zuschauer nur mit "WOW!" reagieren kann. Aber davon gab es an diesem Wochenende nur 2. Die Schlussphase in Köln und der wunderschöne Treffer von Guirassy gegen Dortmund.

Drumherum hatten wir mir Frankfurt - Werder, Mönchengladbach - Wolfsburg, Hoffenheim - Augsburg, Bayern - Heidenheim und Union - Leverkusen 5 völlig belanglose Spiele. Wir sind, für diejenigen, die mitzählen, bei 15 dieser Ansetzungen.

Montag, 1. April 2024

Worst of des "Auch du. Dortmund?" Wochenendes.

Wie schlimm ist die Lage? Selbst Borussia Dortmund gewinnt mittlerweile in München. Zum ersten Mal seit 2014 gewinnt die Borussia ein Bundesligaspiel in der Allianz-Arena. Wenn man den Supercup ignoriert (und ich tendiere dazu, sinnlose Spiele zu ignorieren) 15 Pflichtspiele infolge gegen den Rekordmeister nicht gewonnen. Wenn man den Supercupsieg von 2019 hinzuzieht, muss man halt auch die anderen Supercup Niederlagen betrachten... und dann waren es auch 11 sieglose Partien und 10 Niederlagen. Das ist also der größte Herausforderer für den Rekordmeister. Wer solche Konkurrenten hat...

Oder anders ausgedrückt: Seit 2019 haben mit Holstein Kiel und dem 1. FC Saarbrücken ein Zweit- und ein Drittligist genau so oft gegen die Bayern gewonnen, wie die Dortmunder. Aber jetzt, wo es egal ist, ist es ihnen endlich gelungen.

Und wie egal was war, bewiesen die Bayern hinterher: Thomas Tuchel gratuliert zum Titel, ohne dass er sofort entlassen wird. Joshua Kimmich spricht von einem "Freundschaftsspiel". Man habe "quasi das Gefühl gehabt, es geht um nichts"... Ähm... kurzer Realitätscheck: Es geht um nichts. Und es wird auch um nichts mehr gehen. Also außer im Duell gegen die Kölner am 29. Spieltag. In den restlichen Bundesligaspielen treten die Bayern bei Mannschaften an, für die es um wenig bis nichts geht, während die Bayern auf Platz 2 fixiert sind.

Und mit Leverkusen - Hoffenheim, Frankfurt - Union, Mönchengladbach - Freiburg, Bremen - Wolfsburg und Stuttgart - Heidenheim gab es 5 Partien, in denen es in der Summe nur um die theoretische Chance zur Teilnahme der relativ belanglosen Conference League ging. Also um nix. Das war jetzt schon der halbe Spieltag. Insgesamt sind wir bei 11 derartigen Spielen. Auch wenn ich das bereits eingerechnete Bochum Spiel gegen Freiburg vielleicht nochmal revidieren muss, die betteln förmlich darum, doch noch in den Abstiegskampf zu rutschen. Aber damit sind wir immer noch bei bereits 10 belanglosen Spielen nach 27 Spieltagen...

Gerade das Duell Stuttgart - Heidenheim verdeutlicht, wie schlimm die Lage ist. Das war an sich ein großartiges Spiel. Heidenheim holte einen 2-Tore-Rückstand auf, nur um dann die eigene Führung in letzter Minute und Unterzahl wieder abzugeben. Das ist eigentlich das Material für einen Bundesligaklassiker, der auf Jahrzehnte in jede Saisonrückschau gehört. Der bei HisTORie immer wieder ausgepackt wird, wenn die beiden aufeinander treffen. Aber meine Reaktion war ein leichtes Lächeln und ein Schulterzucken.
Wie heftig wären die Reaktionen auf dieses Spiel ausgefallen, wenn beide Mannschaften fürs Erreichen ihrer Ziele dringend einen Sieg gebraucht hätten? Wie viele Spieler beider Mannschaften wären weinend zusammengebrochen, wie es Manuel Riemann dieses Wochenende getan hat, weil sein Patzer den Sieg kostete? So gab es nur ein "hat leider nicht geklappt". Aber realistisch hat man eine weitere Woche rumgebracht und hat immer noch 7 Punkte Vorsprung auf Platz 5.

Wobei, ganz egal war der Klassiker ja doch nicht. Schließlich ist das Rennen um Platz 4 der einzige wirklich spannende Kampf diesseits von Platz 16. Der ehemalige Mainzer Marco Rose dachte sich, dass er seinen ehemaligen Kollegen etwas Gutes tun kann... ein Punkt reicht denen ja, um Boden auf Dortmund gutzumachen. Darauf war ja eigentlich verlass. Aber denkste, die Dortmunder gewinnen einfach.

Dass RB Leipzig nicht gewinnen konnte, lag aber ausschließlich an Robin Zentner. Dieser hat ein überragendes Spiel abgeliefert. Der Torhüter mit der schlechtesten "Paradenquote"  unter den Stammspielern. Mats Hummels liefert gefühlt mehr Paraden als Zentner. Zum ersten Mal seit dem 19. Spieltag der Saison 2021/22 wird der eine 1, in sein Notenheft bekommen. Zumindest gehe ich davon aus, die Kicker-Noten sind noch nicht raus. Das waren 61 Spiele infolge ohne herausragende Leistung. Er dürfte damit der 6. Mainzer in der Elf des Tages werden. Also nur um zu verdeutlichen, dass es absolut nicht abzusehen war, dass Zentner 9 Paraden in einem Spiel abliefert.

Fußball ist halt manchmal einfach absurd. Denn ab und zu wächst dann ein im besten Falle durchschnittlicher Bundesligatorhüter über sich hinaus. Noch absurder wird es, wenn den Leipzigern am Ende 2 Punkte zu Platz 4 fehlen und sie in die Europa League müssen, weil Zentner ausgerechnet gegen sie einen unerwarteten und extrem glücklichen Punkt festhielt. Aber ja, Dortmund hat sich im letzten spannenden Renner in der oberen Tabellenhälfte einen überraschenden und nicht erwartbaren Vorteil erspielt.

Im Abstiegskampf es, mal wieder, den absoluten Stillstand: Die 4 letzten der Tabelle spielten jeweils unentschieden. Das ist einerseits schlecht für Bochum, weil sie zu Hause gegen den Tabellenletzten nicht gewinnen konnten. Andererseits bringt es sie dem eigentlichen Ziel näher, da man immer noch 6 Punkte Vorsprung und 90 Minuten weniger auf der Uhr hat. Das eigentliche Ziel lautet natürlich: Die Klasse mit 12 sieglosen Spielen infolge zuhalten.

Nebenbei haben die letzten 4 in der Tabelle seit dem überraschenden Sieg der Bochumer gegen die Bayern ein einziges Spiel gewonnen. Und das in einem direkten Duell. Das bedeutet in der Summe 1 Sieg in 18 Spielen. Also nur um zu verdeutlichen, wie weit weg von "wirklich konkurrenzfähig" die 4 tatsächlich sind.

Oder um es anders zu verdeutlichen: Bayer Leverkusen hat jetzt 23 Tore in den letzten 10 Minuten erzielt. Das sind mehr Tore, als Köln oder die Mainzer über die gesamte Spielzeit geschossen haben. Nur um festzuhalten, wie gierig und gut diese Werkself ist. Oder wie schlecht die Mainzer und Kölner sind. Aber einer von denen wird am Ende über die Relegation die Klasse halten.

Letzter Nachtrag zum Wochenende: der VfL Wolfsburg hat ja gerade die Kovac-Brüder entlassen. Und was haben sie daraus gelernt? Anscheinend nichts, denn jetzt haben sie stattdessen Ralph Hasenhüttl und seinen Sohn auf der Bank, weil das mit dem Nepotismus so gut geklappt hat. Patricks Qualifikation? Frei nach Fettes Brot: "Ähm... Papa's Sohn."
Also ganz ehrlich: Der Junge kann mit seinen 26 Jahren de facto nur auf eine gescheiterte Karriere als Fußballprofi zurückschauen. Er war zuletzt Ergänzungsspieler bei Hallescher FC. Als Leipziger kann ich dazu nur sagen: Das einzige, was schlimmer ist, als in Halle zu spielen, ist ja in Halle auf der Bank zu sitzen. Und klar, er musste seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden... aber diese Karriere hat ihn am Ende in die Hölle geführt.
Jetzt ist er also 26 und hat nichts Vernünftiges gelernt... außer wie man auf der Bank sitzt. Er hat angeblich noch "die Spielerdenke". Das ist laut seinem eigenen Vater, die einzige Qualifikation. Trotzdem konnte er anscheinend den Marcel Schäfer davon überzeugen, dass er den unbedingt braucht.

Und hey, vielleicht erweist sich Patrick als der nächste Thomas Tuchel oder der nächste Jürgen Klopp. Trotzdem beginnt diese Karriere mit ganz klarer Vetternwirtschaft. Wobei das Blutband hier ja noch viel dicker ist. Wenn es nur der Vetter wäre, würde es niemanden auffallen. Ich bin skeptisch, dass das eine gesunde Grundlage ist, um ein Millionenunternehmen zu führen...

Mittwoch, 27. März 2024

Was für eine Revolutionäre Idee!

 Dass das echt so ungefähr 7 Jahre und 3 Bundestrainer gebraucht hat, um darauf zu kommen... Das hätte man früher mal ausprobieren können.

Hey! Lasst einfach mal die besten Deutschen Spieler aufstellen und dann gucken, was passiert. Lasst das einfach 2 Mal infolge machen, damit die sich einspielen können. Und hinterher alle so "WIR HOLEN DEN TITEL!!!" Wahnsinn.

Das völlig absurde an den ganzen Experimenten ist ja: Florian Wirtz, Jamal Musiala und Kai Havertz haben vor dieser Länderspielpause ganze 20 Minuten zusammengespielt. In der 2. Halbzeit gegen die Ukraine wurden alle 3 nacheinander eingewechselt. Das Ergebnis: Havertz erzielte ein Tor und holte einen Elfmeter raus... ohne dass die 3 wirklich harmonierten. Trotzdem wurde aus einem 1:3 noch ein 3:3 gemacht. Die logische Konsequenz: Das machen wir nie wieder, da das Erfolg verspricht. Da stellen wir doch lieber einen Havertz als Linksverteidiger auf.
Also dass Havertz bis vor kurzen mehr Zeit als Linksverteidiger, als gemeinsam mit Musiala und Havertz, verbracht hat,ist völlig absurd.

Als Bonusstatistik: Kroos, Gündoğan und die 3 Riesentalente standen noch nie gemeinsam auf dem Rasen, weil Kroos sich ja eine Pause gegönnt hat. Aber auch nur mit Gündoğan gab es diese Konstellation noch nie, da er das Spiel gegen die Ukraine ausgesetzt hat, weil er zu erfolgreich mit der Vereinsmannschaft war. 

Und wenn man es sich ganz sachlich anguckt, dann sind Wirtz, Musiala, Havertz, Kroos und Gündoğan stand jetzt die individuell besten Offensivspieler des Landes. Und das waren sie auch schon im Sommer 2023. Man kann sich jetzt nur darüber streiten, wer von denen der beste ist. Dafür steht aber fest, dass Havertz der Schlechteste ist. Aber "der Schlechteste" bedeutet hier auch nur: Er hat ein Champions-League-Finale mit einem Siegtor entschieden und ist Stammspieler beim aktuellen Tabellenführer in der Premiere League. Nur um nochmal festzuhalten, dass das vorhandene Potenzial in der Offensive immer noch verdammt hoch ist. Man hat sich aber konsequent geweigert, die Qualität auf den Platz zu bringen. Also die Trainer haben sich konsequent geweigert, das einfach mal zu versuchen.

Natürlich kann Gündoğan nicht auf seiner Idealpositionen spielen, denn eine Doppel-6 mit Kroos wäre schon dicht dran an Harakiri. Und bei Barca ist er ja ins Zentrale Mittelfeld zurückgerückt, dafür hat er aber auch bei Man City nachgewiesen, dass er in offensiverer Rolle funktioniert. Deswegen muss, als nächste logische Konsequenz, ein Havertz in die Spitze rücken, was auch nicht ideal ist. Aber das ist immer noch besser, als einen von denen als Linksverteidiger aufzustellen... oder auf die Bank zu setzen. Denn abgesehen von Wirtz, der seine erste "internationale Saison" spielt, haben diese Spieler alle nachgewiesen, dass sie auf gehobenem Niveau entscheidend agieren können.

Und so sinnvoll es ist, einen wuchtigeren Niclas Füllkrug in der Hinterhand zu haben: Der ist eben individuell nicht auf demselben Niveau, deswegen sollte man ihn auch in der Hinterhand halten.

Die gute Nachricht für alle Franzosen und Engländer: Weil diese Idee jetzt so euphorisierend erfolgreich war, schaffen wir sie direkt wieder ab. Also nicht in der Offensive, aber im Tor. Dort soll nämlich trotz alledem Manuel Neuer im Tor stehen, obwohl ganz sachlich gesehen Marc-André ter Stegen der bessere Keeper ist. Versteht mich nicht falsch, Neuer ist immer noch gut. Aber die Zeiten, in denen er die Unhaltbaren konstant rausfischt, sind irgendwie vorbei. Und dann werden wir alle entsetzt gucken, wenn er den unhaltbaren im entscheidenden Moment nicht pariert. Oder vielleicht auch bei einem eventuell haltbaren unglücklich aussieht. Dabei hätte man doch aus dem letzten Heimturnier was lernen können...

Apropos, da fällt mir dann auf: Die spielen einfach nur das Sommermärchen von 2006 nach. Also falls ihr euch an den Film dazu erinnert: Der beginnt ja quasi ein halbes Jahr vor dem Turnier mit einer enttäuschten Mannschaft nach einem Freundschaftsspiel. Und ganz Deutschland war im "Wir scheiden eh nach der Vorrunde aus" Modus. Oder um einen der größten deutschen Lyriker zu zitieren: "Zuerst haben alle gedacht, dieser Klinsmann spinnt, als er sagte, wir wollen das Turnier gewinnen." Dann reichten aber einige wenige gute Spiele, um eine absurde Euphorie im ganzen Land auszulösen. So wie wir jetzt auch wieder im "Da kann doch was gehen" Modus sind... Was will ich damit sagen? Bestellt schonmal die Trikots des italienischen Linksverteidigers, die könnten im Sommer plötzlich ausverkauft sein...

Montag, 25. März 2024

Das traurigste ist ja, dass sich der Hass jetzt so offenbart.

 Das alles ohne irgendwelche Hemmungen. Und immer auf Kosten von Minderheiten oder fremden Menschen. Wir sind halt als Nation anscheinend doch homophobe und fremdenfeindliche Arschlöcher. Wer hätte das gedacht?

Wobei man hier natürlich sachlich einschieben muss, dass der sehr laute Teil der Gesellschaft sich jetzt öffentlich demaskiert und als homophobes und ausländerfeindliche Arschlöcher outen. So funktioniert das Internet halt: Es ist ein Katalysator für Hass und alles Schlechte in der Welt. 

Meine beiden "Lieblingsmemes" sind ja folgende: Die Aufstellung der 90er-Mannschaft mit dem Spruch: Das war noch eine richtige deutsche Mannschaft mit deutschen Trikots. Und erfolgreich... obwohl Bodo Illgner ein Trikot getragen hat, welches überraschend dicht am aktuellen Design ist. Andere haben dasselbe Bild, mit Zoom auf den Torhüter, genutzt, um darauf hinzuweisen, dass man "in solchen Trikot" durchaus Weltmeister werden kann.

Das 2. besteht aus dem guten Arier mit griesgrämigen Blick und dem Spruch "Von der 50er bis in die 90er". Daneben dann der Schönling, der sich im pinken Trikot die Haare macht, mit einem "... und heute."

Das zeigt auch einfach nur, wie dumm diese Menschen sind. Und das ist keine Übertreibung. Nehmen wir mal die 72er-Nationalmannschaft, die in diesem Bild zu den "guten Ariern" gezählt wird. Und das ist keine willkürliche Auswahl, weil sie von einigen als "die beste deutsche Nationalmannschaft aller Zeiten" betitelt wird. Noch besser, als die 74er-Weltmeisterelf. Was nebenbei beweist, dass es definitiv die erfolgreichste Generation war. 

Aber die 72er-Elf soll noch besser gewesen sein, weil sie den wesentlich schöneren Fußball gespielt haben. Denn die 74er haben sich durchs Turnier gequält. Sie haben gegen die DDR verloren und unterwegs den Trainer entmachtet. Und sie haben gegen bessere Holländer gewonnen. Mit anderen Worten: Sie waren so richtig Deutsch. Aber die 72er-Mannschaft war auf einem anderen Level. Die verzauberten die Fans und den Gegner.

Angeführt wurde sie von Franz Beckenbauer. Den nannte man nicht "den Kaiser", weil er so rustikal zu Werke ging, sondern weil er mit einer einzigartigen Eleganz und Gelassenheit die Außenrisspässe zelebrierte.

Man hatte Günter Netzer im Mittelfeld. Ein Rebell. Eine Stilikone. Der Mann hat nebenbei "Lover's Lane" als Nachtklub betrieben und dicke Schlitten gefahren.

Man hatte den fukking Afro von Paul Breitner. Das waren alles Schönspieler und Stilikonen. Hätte es damals schon sozialen Netzwerke gegeben, wären sie nach jedem Spiel "Schwuchteln" beschimpft worden. Bei einem Sieg durch die gegnerischen Fans... und bei einer Niederlage halt von den eigenen.

Nehmen wir als Nächstes die wehende blonde Mähne, mit der Jürgen Klinsmann die Niederländer durcheinanderwirbelte. "Damals" war genau dieser Haarschnitt halt der neuste Scheiß, deswegen haben die Fußballer sie getragen. Oder es war der heiße Scheiß, weil die Fußballer so aufliefen. Aber auch Klinsmann trug eben nicht den militärisch korrekten 3 mm Schnitt. Und auch der wird sich bewusst dafür entschieden haben, die Haare genau so zu tragen und er wird sie entsprechend gepflegt haben. Nur haben wir uns halt als Gesellschaft weiterentwickelt. Damit sind die rebellischen Haare von damals nichts Besonderes mehr. Das verdeutlicht sich ja nirgends so gut, wie an dem Pilzkopf, den Netzer damals getragen hat. Als Anlehnung an die Beatles, falls das nicht offensichtlich ist. Dass das "damals" als "obszön" gilt, kann man anscheinend niemanden mehr erklären, denn selbst die Leute, die dabei waren, haben es mittlerweile vergessen. Mich würde es ja wirklich freuen, wenn zum Beispiel ein Uli Hoeneß da mal auf den Tisch hauen würde und für alle deutlich feststellt, dass auch die angeblich guten Generationen teilweise aus Rebellen und Stilikonen bestand.

Das ist nebenbei das wirklich faszinierende: Es wird entweder darüber gejammert, dass es keine echten Charaktere mehr gibt und alles so weichgespült wirkt. Die Aussagen werden vom Berater diktiert, alle spielen denselben Stiefel und keiner traut sich mehr was. 5 Minuten später regen sich wahrscheinlich dieselben Menschen darüber auf, dass Fußballer mit bunten Haarschnitten und Tätowierungen ihren Charakter zum Ausdruck bringen. Und wir lachen über das Kurzzeitgedächtnis von Goldfischen...

Die aktuelle Generation an Fußballnationalspielern hat ein einziges Problem: Sie haben 3 Turniere infolge kein einziges K.O. Spiel gewonnen. Eine derart desaströse Bilanz hat es noch nie gegeben. Also um das mal festzuhalten: Die warten seit dem 2.7.2016 auf einen Sieg in der K.O. Phase. Selbst "damals" brauchte man das Elfmeterschießen, statistisch gesehen war das ein Unentschieden... Und ja, ich ignoriere den Confed Cup, weil selbst die Fifa eingesehen hat, dass dieses Turnier belanglos ist.

Die nächste Chance zum Ausmerzen diese Scharte, gibt es planmäßig am 29.06.. Wenn die Humor haben, werden sie "nur" Dritter in der Gruppe und spielen dann am 2.7. gegen den Sieger der Gruppe E. Dann wären es auf den Tag genau 8 Jahre. 2922 Tage. Das hat es in der Nachkriegszeit noch nie gegeben. Also seit wir den Fußball als Kriegsersatzdroge gefunden haben.

Nur deswegen wird die deutsche Mannschaft jetzt für jeden Scheiß angefeindet. Wenn die erfolgreich spielen würden, wäre allen alles egal. Jetzt wird ihnen vorgeworfen, dass sie sich aufs Spielen konzentrieren sollten, anstatt ständig politische Nebenkriegsschauplätze aufzumachen... so als hätten die Spieler dieses Trikot designt. Die Idioten sind es, die hier den Nebenkriegsschauplatz aufmacht, weil ihr politische Bedeutung sucht, wo es keine gibt. Und weil sie sich durch pinke Trikots in eurer Männlichkeit bedroht fühlen.

Der letzte faszinierende Nachtrag für mich ist ja, dass bei diesem ganze "erfolgreiche Ariermannschaften" Gelaber die 2014er-Generation komplett außen vor gelassen werden muss. Und das, obwohl sie eine der erfolgreichsten Generationen aller Zeiten war. Die haben 5 Turniere infolge mindestens im Halbfinale gestanden. Von der Heim-WM 2006 bis zum Titel 2014. Diese Bilanz kann sich mit den 70er Jahren vergleichen. Und die Mannschaft stand für ein neues, modernes Deutschland. Und sie beweist halt nebenbei, dass die ganzen "Migranten" eben nicht das Problem sind. Man kann mit Podolski, Klose, Boateng, Khedira, Gomez, Mustafi und Özil erfolgreichen Fußball spielen.

Die sind nicht das Problem, Oliver Bierhoff war es eher. Und der Fakt, dass die Nationalmannschaft allgemein schlecht gemanagt wird... und das, wohl sie doch ausschließlich von alten, richtig deutschen Männern gemanagt wird. 

Random Fun Fact: Die 2014er-Weltmeister hatten mehr Spieler, die nicht in Deutschland geboren wurden (Klose und Podolski halt), als die aktuelle Generation... Denn selbst Jamal Musiala, der zur Hälfte Engländer ist, wurde in Stuttgart geboren. Und falls das nächste Mal jemand mit einem "Danke Merkel" um die Ecke kommt, weist bitte darauf hin, dass die Eltern der aktuellen (und auch der U-19 Europameister Mannschaft) Generation lange vor Merkel eingewandert ist. Und dass all diese Spieler auf deutschen Boden geboren wurden.

Dass die deutsche Nationalmannschaft nicht mehr so arisch aussieht, wie in den 90ern und vorher, liegt halt an der fortschreitenden Globalisierung. "Wir" haben halt von den zahllosen Gastarbeitern, die wir ins Land geholt haben, profitiert. Ein nicht unwesentlicher Teil unseres Reichtums basiert auf diesen billigeren Arbeitskräften. Teilweise bis heute, denn guckt mal auf die Spargelfelder oder in die private Altenpflege. Ein Sohn italienischer Gastarbeiter hat uns das schon 1992 vorgerechnet... Aber "wir" dachten anscheinend wirklich, dass "die" dann nach getaner Arbeit wieder nach Hause gehen, und nicht, dass die hier Familien gründen. Was erlauben die sich? Das war so nicht abgemacht! Aber genau deswegen ist "unsere Nationalmannschaft" jetzt so "bunt". Das ist einfach nur eine logische Konsequenz aus der gesellschaftlichen Entwicklung der letzten 50 Jahre.

Donnerstag, 21. März 2024

Schwarz war leider ausverkauft.

 Es ist faszinierend, wie leicht man in diesem Land einen Shitstorm auslösen kann. Und dann regen sich alle darüber auf, dass man ja gar nichts mehr sagen darf, obwohl anscheinend jeder Dahergelaufene laut sagen darf, dass er das neue Trikot Scheiße findet. Schon schön.

Lasst mich mal eines ganz offensichtlich festhalten: Niemand wird schwul, weil er in diesem Trikot spielt. Gut, haben wir geklärt. Es wird auch niemand schwul, wenn er eine Mannschaft in diesem Trikot anfeuert. Aber dieses Design ist, was dann meine einzige Kritik am DFB ist, kein "Symbol für Vielfalt". Denn nur weil ich ein pinkes T-Shirt mit der Aufschrift "Schwarz war leider ausverkauft" trage, solidarisiere ich mich nicht mit der LGBTQ+ Community. Ich trage dann einfach nur ein pinkes T-Shirt mit einem dummen Spruch drauf.

Das "Pink Triangle" ist zum Symbol der Schwulenszene geworden, weil die Szene das für sich eingenommen hat, nachdem, wer auch sonst, die Nazis damit die Schwulen in den KZs gekennzeichnet hat. Da sind wir wieder beim "Man kommt in 3 Klicks zu Adolf Hitler" Spiel. Wer glaubt, dass alles, was Pink ist, sich mit der LBGTQ+ Szene solidarisiert, glaubt auch, dass alles, was Braun designt ist, automatisch Rechtsextrem sein muss, weil die Nazis damals Braun getragen haben. Und ich habe mir das Trikot nochmal genau angeguckt, aber keine pinken Dreiecke gefunden.

Die eigentliche Wahrheit hat Oliver Bierhoff ausgesprochen: Man hat sich für dieses Design entschieden, weil man möglichst viele Trikots verkaufen will. Deswegen wurde auch der Beste nominiert, damit man sich jetzt das Trikot mit der 23 und dem besten Namen beflocken lassen kann. Der hat seinen Platz im endgültigen Kader sicher. Das scheint auch ganz gut zu funktionieren, denn die angeblich große Masse, die sich so laut darüber aufregt, ist am Ende doch nur eine Minderheit.

Dieses Trikot ist im Kern einfach nur eines: ziemlich cool gemacht. Also bisher mussten wir ja immer neidisch auf die Nigerianer gucken, wenn es um geil designte Trikots, die zum Verkaufsschlager wurden, ging. Persönlich würde ich ja behaupten, dass man zum ersten Mal nicht wie ein kompletter Idiot aussehen, wenn man ein Deutschland Trikot trägt. Das ist aber mein persönliches Problem mit allen Ausdrucksformen des Nationalstolzes.
Das mit den mutigeren und kreativen Designs scheint nebenbei ein neuer Trend zu sein, schließlich ist das neue englische Trikot lila. Belgien hat bei Tim und Struppi geklaut. All das bricht auch mit angeblichen Traditionen, löst aber anscheinend keinen Shitstorm aus

Nebenbei, das geht dabei auch ein wenig unter, reden wir hier von dem "Auswärtstrikot", welches wir bei einer Heim-EM, falls alles nach Plan läuft, nie sehen werden. Also vielleicht gegen die Schweiz... Aber die spielen in Rot, da kann man beim Weiß bleiben. Dann noch in einem eventuellen Viertelfinale. Und wenn die das erreichen, betäuben wir unsere Farbrezeptoren mit Alkohol und kommen gar nicht mehr dazu, über die Trikotfarbe nachzudenken.

Und für die Traditionalisten unter uns, die unbedingt ein klassisches Deutschland Trikot in Weiß mit Schwarz-Rot-Goldenen Farbelementen brauchen: kauft doch einfach das Heimtrikot. Denn obwohl die Hauptattraktion und der eigentliche Verkaufsschlager ja genau in deren Schema passt, behaupten die trotzdem, dass der DFB nur noch und ausschließlich Politik für eine modebewusste Minderheit macht und sie komplett vergessen hat...

Und nur um das mal festzuhalten: Bei den Auswärtstrikots hatte man schon immer etwas mehr Freiheit bei der Gestaltung. Das war ursprünglich Grün. Danach dann hauptsächlich Rot. Wenn man jetzt zu den Grünen Trikots zurückkehren würde, würde man doch all die Idioten, die sich jetzt aufregen, hinter diesem Trikot dann eine linksgrünversiffte Symbolpolitik vermuten würden. 

Aber guckt euch doch einfach mal das verdammt hässliche, giftgrüne Design von der WM 1990 an... Und dann vermeidet es auf jeden Fall, nach rechts zu blicken, denn dann könnte man auf die Idee kommen, dass das neue Auswärtstrikot eine Hommage an das Bodo Illgner Trikot von 1990 ist... nur um zu beweisen, dass man in derartigen Trikots durchaus Weltmeister werden kann.

Faszinierender Weise wird die "Shitstorm Fraktion" jetzt die Verkaufszahlen antreiben. Denn es gibt ja keine schlechte Presse. Und natürlich wird diese Fraktion dann laut "Fake News" brüllen. Denn hierbei muss ja etwas extrem wichtiges bedacht werden: Die vergleichen die jetzigen Verkaufszahlen nicht mit den 1,5 Millionen verkauften Heimtrikots vor der WM 2014. Die vergleichen das mit den anderen Auswärtstrikots. Und jetzt überlegt selber mal, wie viele Menschen in den hässlichen grünen Dingern ihr wirklich gesehen habt. Genau.

Und ja, der eine oder die andere wird sich denken: jetzt erst recht! Ich hole mir extra das Auswärtstrikot, um den Idioten den Fick Finger zu zeigen. Meinen letzten Fußball-Fanartikel habe ich aus genau diesem Grund gekauft. Alles, was die wirklich erreicht haben, ist ja mehr Aufmerksamkeit. Also abgesehen davon, dass sie nachgewiesen haben, wie rückständig dieses Land immer noch ist, weil man ihnen erklären muss, dass Pink wenig mit der LBGTQ+ Community zu tun hat. Scrollt jetzt nach oben und lest den Artikel in einer Endlosschleife... Denn es ist faszinierend, wie...

Dienstag, 19. März 2024

Eigentlich ist es doch nur schön.

 Zu schön, um wahr zu sein. Der SC Freiburg und Christian Streich halt.

Streich beendet jetzt im Sommer seine Karriere selbstbestimmt. Der hat ja mittlerweile auch alles erlebt, was man in dem Verein erleben kann. Und wenn man seine Arbeit als Jugendtrainer hinzuzieht, hat er auch genügend Titel gewonnen. Der SC Freiburg hat genügend Zeit, um mit Julian Schuster einen Nachfolger zu finden. Und das allerwichtigste: Beide gehen in Frieden und Eintracht auseinander. Und Streich hinterlässt ein bestelltes Feld mit einem mehr als bundesligatauglichen Kader.

Man beendet die Ära mit einer guten, aber nicht überragenden, Saison, was auch für den Nachfolger gut ist, da er sich nicht auch noch an kurzfristig überhöhten Erwartungen messen lassen muss. Sondern nur den besten Trainer aller Zeiten ersetzen, was natürlich schwer genug wird.

Aber das ist alles so was von keine Selbstverständlichkeit. Selbst für Streich persönlich nicht, schließlich wäre der fast mal gewechselt. Zu Schalke 04. Das wären spannende 9 Monate geworden. 

Man muss das nur mal mit der persönlichen "Konkurrenz" von Streich vergleichen. Fangen wir beim Offensichtlichsten an: Volker Finkes Abgang wurde im Dezember 2006 bekannt gegeben... Als der SC Freiburg auf Platz 13 stand. Das klingt wie eine Überreaktion, bis einem bewusst wird, dass es Platz 13 in der 2. Liga war. Die standen kurz davor, in den Abstiegskampf im Unterhaus zu geraten. Und der Wiederaufstieg gelang erst in der 4. Zweitligasaison. Anders ausgedrückt: Das Ende der Ära Finke fällt in die schlechteste Phase, die der SC Freiburg in diesem Jahrtausend erlebt hat... Es war das erste und bisher einzige Mal, dass der SC Freiburg den Wiederaufstieg verpasste. Natürlich versuchten die Fans den Vorstand umzustimmen, aber sachlich gesehen musste Finke einfach entlassen werden, damit es beim SC Freiburg wieder aufwärts gehen kann.

Otto Rehagel, der den Bundesligarekord mit Werder Bremen aufgestellt hat, ging ebenfalls selbstbestimmt... direkt zum größten Widersacher nach München. Er ging auch, weil Werder ihm nicht die personellen Wünsche erfüllen konnte. In seinem letzten Spiel für Werder verspielte er ausgerechnet im Olympiastadion die Meisterschaft... nur um dann herauszufinden, dass König Otto so gar nicht nach München passt. Ein harmonisches Ende sieht definitiv anders aus.

Aber immerhin ging er, als Werder noch wettbewerbsfähig war. Thomas Schaaf verpasste irgendwann als Trainer den Anschluss an die neueren Entwicklungen und Werder darauf hin auch den Anschluss an die Spitze. Schaaf war es, der die Entwicklung zum Abstiegskandidaten einleitete, andere vollendeten diesen Weg dann nur. In seiner letzten Rückrunde holte man nur 2 Siege. Schaaf trat vor dem 34. Spieltag zurück. 83 Tage, bevor er Rehagels Rekord eingestellt hätte. 

Werder hielt zu lange an der einstigen Ikone fest und konnte sich davon nie erholen. Trister kann eine derartige Traumehe eigentlich nicht enden... Es sei denn, man holt, nachdem man wieder viel zu lange mit der Entlassung von Kohfeldt gewartet hat, Schaaf als Feuerwehrmann für den letzten Spieltag zurück, um mit einem 2:4 den Abstieg zu besiegeln. Natürlich entscheidet sich Werder für die 2. Option.

Bleibt natürlich noch Frank Schmidt in Heidenheim. Aber was dort passiert, widerspricht eh jeder Logik. Was da abgeht, würde bei Anstoss 3 als unrealistisch eingestuft werden.
Aber wo wir schon bei aktuellen Namen sind: auch Steffen Baumgart und Urs Fischer wurden am Ende eiskalt entlassen, als sie ihren Mannschaften keine Impulse mehr geben konnten. Bo Svensson wurde ebenfalls unter Tränen entlassen... musste aber entlassen werden, damit man überhaupt eine Chance hat.

Streich klebt jetzt nicht an seinem Stuhl. Er jagt keine eigentlich irrelevanten Rekorde. Die 1000 Tage, die ihm auf Finke fehlen, sind halt auch ein Brett. Er geht, bevor die Geschichte eine tragische Wendung nehmen kann. Er konnte den Betriebsunfall Abstieg so schnell reparieren, dass sich niemand mehr daran erinnern kann, dass Freiburg überhaupt mal abgestiegen ist. Stattdessen erreichte er zuletzt 2 Mal in Folge den Europacup. Und man wird sich völlig zurecht ausschließlich an die guten Zeiten erinnern... weil das ganze halt auch in einer guten Zeit endet.

Das ist ein wunderschönes, aber auch völlig absurdes Ende.

Montag, 18. März 2024

Da guckt man mal eine Woche lang nicht hin

 Also ganz ehrlich: Ich habe den 25. Spieltag ja komplett ausgesetzt. Ich habe so gar nichts davon gesehen, denn als ich gerade die Zeit gehabt hätte, um den Spieltag in der Mediathek nachzuholen, habe ich doch lieber die Welt in Baldurs Gate 3 in die Verdammnis geführt. Fühlte sich irgendwie wichtiger an.

Und dann gucke ich am Samstagabend Sportschau... und heute nach dem Aufstehen fix den Rest. Und dann fällt mir auf: Ich habe wirklich nichts verpasst. 

Vorne manifestieren sich die Fronten mit jedem Spieltag mehr. Die Bayern sind wieder in der Spur. Das ist für Arsenal schlecht, aber für die Liga bei 10 Punkten Rückstand vollkommen egal. Stuttgart marschiert überraschend souverän durch die Liga. Aber gerade das 0:3 der Hoffenheimer zeigt mein persönliches Problem mit der Liga: An sich war das, was Stuttgart da angeboten hat, richtig geiler Fußball. Tolle Kombinationen, hohes Tempo und eine fahrlässige Chancenverwertung: Was will man mehr? Trotzdem saß ich irgendwie da und dachte: Ist nett anzuschauen, aber irgendwie belanglos. Wie ein Ubisoft-Spiel. Und am Ende ist die Diskrepanz zwischen den ersten 5 und dem Rest der Liga so groß, dass es keine Überraschung ist, dass Hoffenheim im eigenen Stadion chancenlos ist.

Natürlich muss der VfB noch zu den ganz schwierigen Aufgaben: Dortmund, Bayern und Bayer stehen noch im Kalender. Der April könnte spannend werden... das ist aber noch ein Weilchen hin.

RB und Dortmund marschieren derweil weitestgehend im Gleichmarsch. Gerade die letzten beiden RB Auswärtsspiele liefen irgendwie identisch ab: Die haben sich den Spaß eine Stunde lang entspannt angeguckt und dann kurz das Tempo angezogen... Und dann zwischen der 62. und der 72 Minute jeweils 3 Tore geschossen, um für klare Verhältnisse zu sorgen. 

Die Borussia steht nebenbei vor einem großartigen April. Also der beginnt am 30.3. bei den Bayern. Dann stehen Stuttgart, Gladbach, Bayer und RB auf dem Menü... und 2-mal Atlético Madrid. Wenn deine schlechteste Partie ein absoluter Bundesliga-Klassiker ist, hast du viele großartige Spiele vor der Brust. Und genau da wird sich auch dann entscheiden, ob wir bis zum Sommer wenigstens ein spannendes Rennen um Platz 4 bekommen. Andererseits werden wir dann auch erfahren, ob Platz 5 für Dortmund reicht.

Im Keller hat der VfL Bochum hat nach 4 Niederlagen in Folge jetzt 2 Punkte weniger Vorsprung auf den Relegationsrang als vorher. Die drohen echt in die "Wir gewinnen nach dem Sieg gegen die Bayern gar nichts mehr" Falle zu tappen. Und dann könnte es auch echt nochmal eng werden. Andererseits spielen sie als Nächstes gegen Darmstadt und Köln. Ob es also "ernst" wird, erfahren wir direkt nach der Länderspielpause. Und ganz realistisch gesehen hat "die Konkurrenz" jetzt 2 Spiele weniger Zeit um sie noch abzufangen. 

Diese Konkurrenz aus Mainz und Köln haben die Plätze getauscht. Was meiner Meinung nach bis zum 34. Spieltag immer wieder mal passieren wird. Beide sind halt gleich schwach. Am Ende wird entscheidend sein, wer gegen die Mannschaften, die den Spielbetrieb quasi schon eingestellt haben, mehr Punkte holt. Das halte ich persönlich für noch wichtiger, als das direkte Duell. Um mal ganz weit vorauszuschauen: Am letzten Spieltag spielen die einen in Wolfsburg und die anderen in Heidenheim. Die Wolfsburger werden da schon ihre Spinde ausgeräumt haben und warten nur noch darauf, dass sie so schnell wie möglich in den Urlaub fliegen dürfen. Die Heidenheimer könnten als richtiger Dorfklub die Saison nicht ganz nüchtern ausklingen lassen. Und in denselben Rechtecken werden die Mainzer und Kölner um ihr Leben kämpfen. Das wird ganz groteskes Kino.

Wolfsburg hat ja tatsächlich so viel Angst vor einer Aufholjagd der Mainzer, dass sie es jetzt doch mal mit einem richtigen Trainer versuchen werden... Und nicht mit dem zweitschlechtesten Meistertrainer seit Armin Veh. Eigentlich wollte man die Saison noch irgendwie gemeinsam zu Ende bringen, aber es wäre ihnen wahrscheinlich doch peinlich, wenn sie die Klasse dann mit 19 sieglosen Spielen infolge halten. Ich hätte das natürlich gefeiert, aber die Wolfsburger verzichten auf diese historische Chance.

Nebenbei muss man hier nochmal festhalten, dass die in der Rückrunde immer noch sieglos sind... und trotzdem nicht die schlechteste Rückrundenmannschaft stellen. Nicht nur das, sie haben auch nur 2 beziehungsweise 3 Punkte weniger geholt, als Köln und Mainz. Es ist völlig absurd, wie schlecht man derzeit abschneiden kann, ohne in den direkten Abstiegskampf zu rutschen. Mich würde es nebenbei nicht mal überraschen, wenn die 25 Punkte in der Theorie am Ende reichen könnten. Das "in der Theorie" ist dabei kompliziert, weil Mainz und Köln ihre Spiele gegen Wolfsburg und Bochum verlieren müssen, damit sie nicht auf mehr als 25 Punkte kommen. Aber ich bin absolut davon überzeugt, dass 28 Punkte für den direkten Klassenerhalt reichen werden. Das sind Leistungen, die selbst dem HSV peinlich wären.

Persönlich stelle ich halt gerade fest, dass es mir noch nie so egal war, wie der Bundesligaspieltag abläuft. Deswegen kann ich auch ganz schlecht etwas Neues schreiben, weil es ja einfach ganz sachlich gesehen nichts Neues gibt. Und klar, so eine Phase ist im März nicht soo ungewöhnlich, weil sich die Tabelle da endgültig sortiert. Am Ende bringen sich bis Mitte April alle nur in Position für ihren Endspurt. Aber sonst stecken halt 4 Mannschaften realistisch im Abstiegskampf, nicht nur 2. Dadurch kommt dann doch jede Menge Würze in die eher trostlose Suppe.

Dazu kommen wir natürlich von diesem extremen emotionalen Hoch des nicht hochklassigen, aber unfassbar spannenden Meisterschaftskampfes. Also letztes Jahr um diese Zeit hat man jeden Sonntag gespannt auf die Tabelle geguckt, weil es ständig passieren konnte, dass der Tabellenführer wechselt. Jetzt könnte Leverkusen 3 Spiele infolge verlieren und würde trotzdem garantiert weiter oben stehen. Das nimmt halt auch unfassbar viel Spannung raus, auch wenn es eigentlich unfassbar geil ist, was Leverkusen da anbietet.

Dazu kommt, dass letztes Jahr mit Hertha, Schalke und Stuttgart 3 Traditionsvereine den Abstiegskampf dominierten. Das sind halt auch Vereine, die selbst dann eine Menge Emotionen auslösen, wenn man kein Fan von ihnen ist. Wenn jetzt am Ende Mainz und Darmstadt absteigen sollten, wird das einfach nicht denselben Effekt haben.

Freitag, 15. März 2024

Diese Saison bleibt eine völlig absurde.

 Das kann einem eigentlich keiner erzählen. 

Der 1. FC Saarbrücken hat mehr Spiele gegen Bundesligisten gewonnen (im Pokal gegen Gladbach, Frankfurt und Bayern) als Mainz und Darmstadt (jeweils 2 Siege in 25 Spielen). Und genauso viele wie der 1. FC Köln. Der Drittligist würde wahrscheinlich die Klasse halten, weil die anderen so absurd schwach sind.

Bayer Leverkusen dominiert die Liga nach Belieben und ist der letzte Bundesligist im Pokal... aber lag gegen Qarabag nach 70 Minuten in Hin- und Rückspiel mit 0:4 zurück. Dank insgesamt 3 Treffern in den beiden Nachspielzeiten erreichte man trotzdem ohne Verlängerung das Viertelfinale. Qarabag ist für 70 Minuten lang das Kryptonit. Xabi Alonso rotiert nebenbei trotz 10 Punkten Vorsprung lieber in einem K.O. Spiel, als in der Liga...

Die Bayern spielen abgesehen von den einem Rotations-Aussetzer im Pokal gegen Saarbrücken eine gute Saison. Sie haben 5 Punkte mehr, als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison. In den letzten 5 Jahren hatte man nach 25 Spielen nur ein Mal mehr Punkte als die derzeitigen 57. Die Bayern sind voll im Soll. Dazu spielen sie im Viertelfinale gegen Arsenal London, die sie quasi immer geschlagen haben. Trotzdem steht schon fest, dass Thomas Tuchel zum Saisonende gehen muss, weil die Saison einfach zu beschissen läuft. Aber es hat sich in München auch niemand getraut den Tuchel zu verteidigen, weil man dafür ja Bayer den nötigen Respekt zollen müsste. Und das man nicht auf Platz 1 liegen kann gar nicht an der Stärke der Konkurrenz liegen...

Julian Nagelsmann beendet das große Experimentieren mit 6 Neunationalspielern... und der 1. FC Heidenheim hat genau so viele Spieler im Kader, wie Borussia Dortmund

Der Abstand zwischen dem Tabellensiebten und dem 15 war noch nie so gering... weshalb uns jetzt alle einreden wollen, dass es ein extrem spannendes Rennen um die Conference League, für die sich niemand interessiert, geben wird. Aber der Abstand zwischen den relevanten Plätzen ist so groß, wie lange nicht mehr.

Dieses Wochenende gibt es mit Union - Werder, Wolfsburg - Augsburg und realistisch gesehen auch Darmstadt - Bayern die nächsten 3 völlig bedeutungslosen Partien, die nur für die Statistik gespielt werden. Oder für die Fernsehgelder, eines von beidem. Damit sind wir dann schon bei 6 derartigen Spielen angekommen.

Persönlich weiß ich echt nicht mehr, wie wir in diese Realität abgestürzt sind... und ob das die beste oder schlimmste Bundesligasaison aller Zeiten ist. Drücken wir es diplomatisch aus: Als einzigartig wird sie auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.