Dienstag, 19. März 2024

Eigentlich ist es doch nur schön.

 Zu schön, um wahr zu sein. Der SC Freiburg und Christian Streich halt.

Streich beendet jetzt im Sommer seine Karriere selbstbestimmt. Der hat ja mittlerweile auch alles erlebt, was man in dem Verein erleben kann. Und wenn man seine Arbeit als Jugendtrainer hinzuzieht, hat er auch genügend Titel gewonnen. Der SC Freiburg hat genügend Zeit, um mit Julian Schuster einen Nachfolger zu finden. Und das allerwichtigste: Beide gehen in Frieden und Eintracht auseinander. Und Streich hinterlässt ein bestelltes Feld mit einem mehr als bundesligatauglichen Kader.

Man beendet die Ära mit einer guten, aber nicht überragenden, Saison, was auch für den Nachfolger gut ist, da er sich nicht auch noch an kurzfristig überhöhten Erwartungen messen lassen muss. Sondern nur den besten Trainer aller Zeiten ersetzen, was natürlich schwer genug wird.

Aber das ist alles so was von keine Selbstverständlichkeit. Selbst für Streich persönlich nicht, schließlich wäre der fast mal gewechselt. Zu Schalke 04. Das wären spannende 9 Monate geworden. 

Man muss das nur mal mit der persönlichen "Konkurrenz" von Streich vergleichen. Fangen wir beim Offensichtlichsten an: Volker Finkes Abgang wurde im Dezember 2006 bekannt gegeben... Als der SC Freiburg auf Platz 13 stand. Das klingt wie eine Überreaktion, bis einem bewusst wird, dass es Platz 13 in der 2. Liga war. Die standen kurz davor, in den Abstiegskampf im Unterhaus zu geraten. Und der Wiederaufstieg gelang erst in der 4. Zweitligasaison. Anders ausgedrückt: Das Ende der Ära Finke fällt in die schlechteste Phase, die der SC Freiburg in diesem Jahrtausend erlebt hat... Es war das erste und bisher einzige Mal, dass der SC Freiburg den Wiederaufstieg verpasste. Natürlich versuchten die Fans den Vorstand umzustimmen, aber sachlich gesehen musste Finke einfach entlassen werden, damit es beim SC Freiburg wieder aufwärts gehen kann.

Otto Rehagel, der den Bundesligarekord mit Werder Bremen aufgestellt hat, ging ebenfalls selbstbestimmt... direkt zum größten Widersacher nach München. Er ging auch, weil Werder ihm nicht die personellen Wünsche erfüllen konnte. In seinem letzten Spiel für Werder verspielte er ausgerechnet im Olympiastadion die Meisterschaft... nur um dann herauszufinden, dass König Otto so gar nicht nach München passt. Ein harmonisches Ende sieht definitiv anders aus.

Aber immerhin ging er, als Werder noch wettbewerbsfähig war. Thomas Schaaf verpasste irgendwann als Trainer den Anschluss an die neueren Entwicklungen und Werder darauf hin auch den Anschluss an die Spitze. Schaaf war es, der die Entwicklung zum Abstiegskandidaten einleitete, andere vollendeten diesen Weg dann nur. In seiner letzten Rückrunde holte man nur 2 Siege. Schaaf trat vor dem 34. Spieltag zurück. 83 Tage, bevor er Rehagels Rekord eingestellt hätte. 

Werder hielt zu lange an der einstigen Ikone fest und konnte sich davon nie erholen. Trister kann eine derartige Traumehe eigentlich nicht enden... Es sei denn, man holt, nachdem man wieder viel zu lange mit der Entlassung von Kohfeldt gewartet hat, Schaaf als Feuerwehrmann für den letzten Spieltag zurück, um mit einem 2:4 den Abstieg zu besiegeln. Natürlich entscheidet sich Werder für die 2. Option.

Bleibt natürlich noch Frank Schmidt in Heidenheim. Aber was dort passiert, widerspricht eh jeder Logik. Was da abgeht, würde bei Anstoss 3 als unrealistisch eingestuft werden.
Aber wo wir schon bei aktuellen Namen sind: auch Steffen Baumgart und Urs Fischer wurden am Ende eiskalt entlassen, als sie ihren Mannschaften keine Impulse mehr geben konnten. Bo Svensson wurde ebenfalls unter Tränen entlassen... musste aber entlassen werden, damit man überhaupt eine Chance hat.

Streich klebt jetzt nicht an seinem Stuhl. Er jagt keine eigentlich irrelevanten Rekorde. Die 1000 Tage, die ihm auf Finke fehlen, sind halt auch ein Brett. Er geht, bevor die Geschichte eine tragische Wendung nehmen kann. Er konnte den Betriebsunfall Abstieg so schnell reparieren, dass sich niemand mehr daran erinnern kann, dass Freiburg überhaupt mal abgestiegen ist. Stattdessen erreichte er zuletzt 2 Mal in Folge den Europacup. Und man wird sich völlig zurecht ausschließlich an die guten Zeiten erinnern... weil das ganze halt auch in einer guten Zeit endet.

Das ist ein wunderschönes, aber auch völlig absurdes Ende.

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