Montag, 28. Mai 2018

Be careful what you wish for

In diesem Frühjahr gab es ja ein Thema, was immer wieder unterschwellig am köcheln war: Robert Lewandowski will die Champions League gewinnen und könnte zu dem Schluss gekommen sein, dass man dies woanders eher erreichen kann.

Und die allgemeine Reaktion der Bayern-Gemeinde scheint ein "Dann lasst den doch gehen!" zu sein. Für die 100 Millionen können wir uns doch einen anderen Stürmer kaufen. Das ist doch kein Problem! Wir sind doch die Bayern, wir sind größer als ein Verein.

Ich finde es ja faszinierend, dass die Bayern Fans Lewandowski aus der Liga vertreiben wollen, damit diese endlich mal wieder spannend wird.

Das Problem ist halt, dass ein Lewandowski einem 40 Tore pro Saison quasi garantiert. Also es gab eine Saison bei den Bayern, in der er diesen Wert nicht erreicht hat. Jetzt ratet mal, wie viele 40 Tore Saison die offensichtlichen Nachfolgekandidaten wie Antoine Griezman oder Paulo Dybala bisher abgeliefert haben? Die Antwort lautet: 0. Selbst ein Gonzalo Higuain, der mit seiner 36 Ligatore Saison dieses Ziel eigentlich einfach erreichen sollte, hat es noch nie geschafft. Wenn man die reine Produktion vor dem Tor eines Lewandowski ersetzen will, braucht man halt einen Lionel Messi oder einen Cristiano Ronaldo... oder natürlich Mohammed Salah. Wobei man da erst noch rauskriegen muss, ob er nicht eine Ausnahmesaison gespielt hat. Und das dürfte es auch schon gewesen sein...

Da erscheinen einem die 100 Millionen Ablösesumme auf ein Mal nicht mehr so verlockend. Denn man macht dadurch einen direkten Konkurrenten besser und muss selber tiefer in die Tasche greifen um einen jüngeren, aber schlechteren, Ersatz zu finden. Falls dieser dann wirklich Interesse an einem Wechsel in die sportlich belanglose Bundesliga hat... Was nicht selbstverständlich ist.

Und die Vorwürfe an den Polen sind halt... absurd. Natürlich ist der als Toptorjäger ein Egoist. Ist Ronaldo auch. Könnt ihr euch an die Auftritt von diesem Weltklasse Athleten gegen die Bayern noch erinnern? Also vor allem auch seine Körpersprache, weil es halt für ihn so gar nicht lief? Würde deswegen irgendjemand auf die Idee kommen, dass man Ronaldo deswegen vom Hof jagen muss? Eher im Gegenteil: Dass Ronaldo die Möglichkeit eines Wechsels in den Raum wirft, versetzt Madrid in Angst und Schrecken. Obwohl der sachlich gesehen im Halbfinale schlechter war als Lewandowski...
Ronaldos gesamte Spielanlage ist darauf ausgelegt, dass er das nächste Tor erzielt. Und dadurch der Held in der Geschichte wird. Und wenn es für ihn keine Möglichkeit gibt ein Tor zu erzielen... oder wenigstens eines vorzubereiten... dann nimmt er halt auch nicht am Spiel teil. Es würde aber niemand auf die Idee kommen, ihn daraus einen Strick zu drehen... weil er halt so verdammt gut darin ist Tore zu erzielen.
Lewandowski ist ähnlich gut. Und hat mittlerweile eine ähnliche Spielanlage... muss sich aber ständig Vorwürfe gefallen lassen...

Der nächste Vorwurf ist, dass Lewandowski unbedingt den wichtigsten Pokal, den er gewinnen kann, auch holen will... und dass er bereit ist diesem Ziel alles unterzuordnen. Sogar seinen Wohnort... Aus Lewandowskis Ansprüchen ist ja zu entnehmen, dass es ihn wirklich nur um die Eine Sache geht. Dass sein Ehrgeiz und nicht seine Gier ihn motiviert. Es fällt mir schwer ihm das vorzuwerfen.
Die Bayern sollten sich vielleicht eher fragen, warum sie Stand Jetzt nächstes Jahr eher weiter von einem Titel entfernt sein werden als dieses Jahr. Denn Franck Ribery und Arjen Robben werden nicht mehr besser werden. Und zumindest bei einem der beiden reicht es nicht mehr fürs höchste Niveau, der andere ist dann meistens verletzt.

Das wäre nebenbei eine Argumentationsweise, mit der ich mich anfreunden könnte: Ok, wir brauchen dringend einen Umbruch, denn mit dem derzeitigen Kader wird es eher nicht reichen. Also lassen wir Boateng (warum wird der für dieselbe Einstellung eigentlich nicht verflucht?), Robbery und Lewandowski gehen, setzen stattdessen auf jüngere Spieler, leben aber auch damit, dass wir das Halbfinale in den nächsten 2 Jahren als großen Erfolg betrachten müssen. Und ein Ausscheiden um Viertelfinale wahrscheinlicher ist. Dafür planen wir halt den nächsten großen Angriff auf den Titel im Jahr 2021 um Niklas Süle, Corentin Tolisso und Serge Gnabry... die in den nächsten 2 Jahren den letzten Entwicklungsschritt gehen sollen... Aber die Bayern wollen ja auch in die 2019er Saison mit der "Ein Halbfinal-Aus wäre ein Scheitern"... und dafür brauchen sie definitiv Lewandowski.

Aber das faszinierendste ist ja die Arroganz des Bayern-Anhanges: Unser Verein wird schon in der Lage sein den Abgang zu kompensieren. Denn der Verein ist größer als einzelne Spieler. War er ja schon immer.

Ähm... also zunächst mal muss man festhalten, dass der Letzte Verein, der einen Lewandowski Abgang verkraften musste, die Hinrunde auf einen Abstiegsplatz verbracht hat. Vielleicht hilft das ja, das Leistungsniveau dieses Stürmers zu relativieren: Wenn man solche Stürmer abgibt, bricht man in der Folgesaison gerne mal ein. Klar, so krass wird es für die Bayern nicht werden. Aber zu glauben, dass man ohne ihn um den Titel mitspielt, ist naiv.

Und es gibt ja in diesem Jahrtausend 2 Beispiele, bei denen die Bayern genau diese "Mia san Mia, deswegen sind einzelne Stars nicht so wichtig" Mantra angewendet haben und dabei übelst auf die Schnauze gefallen sind.
Da wäre einerseits der Ablösefreie Wechsel von Michael Ballack zu Chelsea London. Wo sich die Bayern damals echt einreden wollten, dass sie den ja eh nicht brauchen, weil er das Angebot zur Verlängerung ausgeschlagen hat. Das Ergebnis? Die schlechteste Bundesligasaison dieses Jahrtausends (man wurde 4. und musste in die Europa League) und ein Großangriff auf dem Transfermarkt, angeführt von Namen wie Luca Toni und Franck Ribery. Anders ausgedrückt: die Bayern mussten für ihre "Der einzelne Spieler ist nicht so wichtig, das kriegen wir kompensiert" Einstellung richtig teuer bezahlen (fast 100 Millionen an Ablöse + Wesentlich weniger Geld in der Europa League), was sie aber auch konnten.

Das 2. Beispiel ist wesentlich jünger. Und tut auf den ersten Blick nicht ganz so weh, weil man ja trotzdem immer Meister wurde und der Spieler nicht die offensichtlich auffälligsten Leistungen abliefert... bis man dann genau hinguckt und einem auffällt, dass Toni Kroos mittlerweile 4 Champions League Titel gewonnen hat. Den ersten noch mit den Bayern...
Der Tausch von Kroos zu Xabi Alonso wird dabei drastisch unterschätzt... Weil die Bayern ja nie zugeben würden, wie gut und prägend einer ihrer Ex-Spieler für den Weltfußball ist. Aber Kroos ist einer der Schlüsselspieler in einer der besten Mannschaften aller Zeiten... einer Mannschaft, an denen die Bayern selber zuletzt 2 Mal gescheitert sind. Seinen direkten Konkurrenten langfristig so zu stärken war wahrscheinlich einer der dümmsten Transferentscheidungen dieses Jahrtausends... Weil die Bayern es genau eben nicht geschafft haben Kroos wirklich zu ersetzen.

Und jetzt, wo Ronaldo vielleicht wirklich irgendwann alt geworden sein könnte, wollt ihr mit Lewandowski dasselbe durchziehen? Damit Madrid euch auch in den nächsten 2 Jahren aus dem Wettbewerb kegelt? Von mir aus gerne, denn es wäre wohl der einzige Weg die Liga wieder spannend zu gestalten. Seid euch aber bewusst, was ihr da haben wollt.

Freitag, 25. Mai 2018

Saisonreview: Was machen eigentlich meine absurden Thesen?

Die habe ich ja zu Saisonbeginn bewusst aufgestellt... Und jetzt kann ich sie als Leitfaden nutzen, um die Saison zusammenzufassen, bevor man sich dann der WM zuwendet. Jetzt muss ich nur noch genügend Alkohol finden um mir diese Thesen schön zu trinken... Und das zu der Tageszeit... Let's do it:

1. Der FC Augsburg übernimmt die Rolle von Darmstadt 98: Fangen wir mit dem schlimmsten zu Beginn an: Ich habe behauptet, dass Manuel Baum ein schlechter Trainer wäre. In der Hinrunde hat er das eindrucksvoll widerlegt. Gerade von der Hinrunde bin ich echt beeindruckt. Und von dem Fakt, dass die Augschburger nicht in die "Wir halten an unseren verdienten, aber alternden Spielern" fest Falle getappt sind. Ehre wem Ehre gebührt. Und ich gehe mittlerweile davon aus, dass Augsburg bestimmt zwischenzeitlich mal absteigen wird, aber nicht als abgeschlagener Tabellenletzter...
Das absurde an der Bundesliga ist aber: Das hoffnungslose Schlusslicht gab es aber trotzdem, es hieß nur 1.FC Köln. Gefühlt stand nach 13 Spieltagen fest, dass man absteigen würde... Und man war während der Hinrunde wirklich lange Zeit auf Tasmania Berlin Kurs... Erst am 17. Spieltag überholte man die in der virtuellen Zeitlos-Tabelle...
Das ist etwas wirklich faszinierendes für mich: Jedes Jahr gibt es eine Mannschaft, die es nicht mal annähernd auf 30 Punkte schafft... und die nur dann nicht abgeschlagen letzter wird, wenn 27 Punkte zum Klassenerhalt reichen... Aber es ist verdammt schwer vorherzusagen, wer diese Mannschaft sein wird... Denn wenn sich sonst keiner bereit erklärt, macht es halt die Hertha... Oder dieses Jahr die Kölner... dass ein Land wie Deutschland es nie schafft 18 vernünftige Bundesligisten zu stellen, verwundert mich einfach nur...
Aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass so eine Saison, siehe Köln, eine extreme Eigendynamik entwickeln kann, aus der man nie wieder raus kommt. Und natürlich war Köln auch schlecht. Aber sie waren auch nicht so schlecht besetzt, dass man zwingend abgeschlagen Letzter werden muss...
Es wird jedenfalls spannend sein, rauszukriegen, wer nächste Saison "der Dumme" sein wird...

2. Die Meisterschaft wird erst am letzten Spieltag entschieden: Oh shit...
Dabei sah die These so gut aus... woran sich heute keiner mehr erinnern kann, ist ja, dass der Kicker im Oktober den großen Titelkampf ausgerufen hat... Der dann 3 Wochen später erledigt war, weil Jupp Heynckes den Trainerjob übernommen hat...
Dabei war die Grundlegende These gar nicht schlecht. Was ich halt nicht erwartet habe: Dass die Bayern Carlo Ancelotti so schnell entlassen. Ich ging irgendwie davon aus, dass der bis Februar durchhält. Oder sogar über die gesamte Saison.
Und das Dortmund eine der groteskesten Saisons aller Zeiten abliefern würde... ernsthaft, wenn man sich die Artikel über Dortmund durchliest, könnte man glauben, die hätten Relegation gespielt. Stattdessen haben sie trotz Spielerstreiks und verletztem Schlüsselspieler die Zulassung für die Champions League gesichert... und an sich ist es ein gutes Zeichen, dass die Dortmunder damit so unzufrieden sind. Vereine mit solchen Ansprüchen braucht man.
Dass allerdings die gesamte Liga noch mehr geschwächelt hat als die wirklich nicht starken Bayern... ist eine der traurigsten Geschichten der Neuzeit. Also dass diese Bayern mit 21 Punkten Vorsprung Meister geworden ist... Und das wird richtig beschissene Langzeitfolgen haben... schließlich ließ die Bundesliga Arjen Robben und Franck Ribery so gut aussehen, dass sie den Bayern ein weiteres Jahr erhalten bleiben... obwohl Ribery seit 3 Jahren auf ein Tor in der Champions League wartet. Beide sind eigentlich nicht mehr als Leistungsträger in einem Champions League Halbfinale einzuplanen. Und ja, dass Ribery von allen für sein Halbfinal-Auftritt so gelobt worden ist, hat mich irritiert. Klar, seine Leistung war über 70 Minuten in Ordnung. Aber wirklich was bewirkt hat er auch nicht... und dann war die Luft raus, weil es auf diesem Niveau für ihn einfach nicht mehr reicht...
Jetzt versuchen die Bayern es nächstes Jahr noch Mal mit den beiden, weil die Bundesliga sie so gut aussehen lässt. Wahrscheinlich ist das der eigentliche Plan: Wir warten alle aufs Jahr 2021 um dann die Bayern, bestehend aus 40 Jährigen, ein Mal zu attackieren... und vorher wiegen wir sie in Sicherheit...

3. Dieses Jahr wird es das große Hauen und Stechen um die Europa League Plätze geben:
Hmm... kann ich das durch ein "um den 4. Platz in der Champions League" ersetzen?
Der eigentliche Grund, warum diese These nicht hin gehauen hat, war ja der VfL Wolfsburg... die sich doch für eine Verlängerung der Saison in der Relegation entschieden haben... gute Idee. An sonsten gab es die Überraschungskandidaten aus Stuttgart und Frankfurt. Und 6 Mannschaften, die den Anspruch haben International zu spielen.
Nur um das mal als Argument zu nutzen, dass vielleicht alles gar nicht so finster ist: Dank des Pokalsieges der Frankfurter startet RB Leipzig in der Qualifikation für die Europa League... was auch nur bedeutet: Solange die nicht auf ihr Kryptonit aus Düdelingen treffen, wird es nächste Saison 3 Mannschaften geben, die an der Gruppenphase der Europa League teilnehmen... und ja, das dürfte zum ersten Mal passieren...
Und ja, man muss bei der ganzen Geschichte ignorieren, dass niemand von den Champions League Kandidaten den VfB Stuttgart besiegen konnte... was viel über das Niveau aussagen sollte... aber ich habe ja nicht behauptet, dass es ein hochklassiges Hauen und Stechen geben wird...

4. Der große Jugendtrainer-Hype wird sein Ende finden: Finally. Da im Jahr 2018 Jupp Heynckes und Friedhelm Funkel Bundesligaspiele betreut haben werden, stimmt diese These definitiv. Ernsthaft, wenn euch 2016 jemand gesagt hätte, dass diese Beiden noch mal in der Bundesliga auftauchen...
Dazu kommen die Erfolgsgeschichten Tayfun Korkut und Bruno Labbadia... ok, einer der beiden ist als Witz gemeint... Aber gerade Korkuts Erfolg wird den einen oder anderen Manager zu dem Schluss kommen lassen, dass ein erfahrener, aber bereits mehrmals entlassener, Trainer vielleicht doch die Lösung sein könnte...
Auf der anderen Seite stehen die eher nicht geglückten Experimente mit Bernd Hollerbach und Stefan Ruthenbeck als Neulinge in der Trainerliga, die sich am Ende jeweils als gescheitert bezeichnen lassen müssen. Bei Ruthenbeck ist es halt nur niemanden aufgefallen, weil die Vorarbeit so bescheiden war. Aber Köln ist da halt in die Maik Walpurgis Falle getappt: Klar gab es unter dem neuen gewisse Fortschritte... aber die Frage, wie ein Korkut auf diese Mannschaft gewirkt hätte... also ein erfahrener Trainer, der die Mannschaft einfach nur stabilisiert, was in der Bundesliga halt häufig reicht. Und ja, wenn man den richtigen Trainer gefunden hätte, wäre man jetzt gerettet.
Besonders stolz bin ich natürlich auf den Florian Bruns Spruch:
"Und Werder Bremen wird im Saisonverlauf noch eine Ablöse für Florian Bruns zahlen, weil sie auf ein Mal einen Nouri Nachfolger suchen" 
Weil der so absolut treffend war... natürlich holte man nicht Bruns, sondern mit Florian Kohfeld den anderen Skripnik Assistenten. I TOLD YOU SO!!!

5. RB Leipzig qualifiziert sich wieder für die Champions League... aber nicht über die Liga: Hey, was soll ich sagen... ich war überraschend dicht dran. Also die Gruppenphase der Champions League habe ich erstaunlich gut getroffen. Und dass man das Lehrgeld dann in der Europa League ausbezahlt bekommt, hat auch funktioniert. Dazu hat halt RB genau dort die erneute Champions League Teilnahme verspielt, weil man nach den Internationalen Dorffesttagen in der Liga zu viele Punkte liegen gelassen hat...
Aber selbst wenn man nicht an Olympique Marseille in der Verlängerung gescheitert wäre, hätte man Atletico Madrid sei Dank den Titel eh nicht geholt. Aber hey, immerhin habe ich die Auswirkungen auf die Liga richtig vorhergesagt... Stolz. Und dass Ralph Hasenhüttl entlassen wurde... ehrlicher Weise schüttele ich da immer noch mit dem Kopf... wie das passieren konnte, bleibt ein großes Rätsel...

6. Klaus-Michael Kühne wird Markus Gisdol entlassen: Ha! Wie ich gesagt habe!

7. Eintracht Frankfurt und Hertha BSC Berlin werden das Rennen um den Relegationsplatz austragen: Was soll ich sagen... außer: Die Kellerkinder sind halt zu schwach gewesen... Und vor allem: Der Einbruch kam zu spät...
Die Hertha scheint ja gerade an einer neuen schönen Tradition zu werkeln: Ihr letztes Heimspiel am letzten Spieltag mit 2:6 zu verlieren, damit sie ihre Fans für all dir grausamen Auftritte davor entschädigen... Cooles Konzept.
Vor allem gewann Hertha von ihren letzten 10 Spielen beeindruckende 3. Der Zeitpunkt mag willkürlich erscheinen... aber das Problem ist halt: Nachdem man erst in Leverkusen gewonnen hat und dann in München einen Punkt geholt hat, ließ man die Saison doch eher austrudeln anstatt noch mal wirklich oben anzugreifen. Und man muss dazu erwähnen, dass man die 3 Siege gegen Hamburg, Köln und Frankfurt holte... also 3 Mannschaften, die sich selber wie Absteiger präsentierten...

Frankfurt stolperte am Ende über den souveränen Abgang von Niko Kovac: Sobald der fest stand, punkteten die Frankfurter wie ein Abstiegskandidat. Und die Mannschaft verspielte auf beeindruckende Weise das internationale Geschäft... nur um es sich dann in 90 beherzten Minuten doch zurückzuholen... Wenn Kovac es in den letzten Jahren im Schlussdrittel der Saison mal geschafft hätte, solche Leistungen herauszukitzeln...
Das faszinierende an beiden Trainern: Sie sind ziemlich gut darin ihre Mannschaft in eine Saison zu bringen. Aber irgendwie geht dann in der Saison regelmäßig der Zug verloren. Oder die Gegner stellen sich besser auf die Spielweise ein... wobei... das würde bedeuten, dass in der Bundesliga Fußball gespielt wird...
Beide haben es jedenfalls noch nicht geschafft eine Saison wirklich auf einem ordentliche Niveau zu beenden. Was für beide Vereine ein ziemliches Luxusproblem ist, schließlich bedeutet dies, dass die Verein in der Summe als Mittelmaß etabliert sind. Aber solange Pal Dardai keinen Weg findet, seine Mannschaft zum Ende der Saison nochmal auf ein höheres Level zu bringen...

8. Die Hertha "gewinnt" dieses Rennen, weil sie länger an ihrem Trainer festhalten: Bleibt genau das ein realistisches Szenario. Wenn das Punktepolster ein Mal nicht reicht und man sich trotzdem zu früh ausruht... Und ich sag das mal so: Auf den HSV kann man sich jetzt nicht mehr verlassen...

9. Union Berlin schlägt dann die Hertha (oder wen auch immer) in der Relegation: Ähm... was macht eigentlich Jens Keller? Warum ist der kein Kandidat für jeden offenen Trainerposten? Keller hat das ultimative Arbeitszeugnis: Jeder Verein, der ihn entlassen hat, stand danach schlechter da als vorher. Natürlich fehlt es ihm an Charisma... Aber seine Arbeit ist herausragend.
Und aus Union wurde halt nach der Entlassung plötzlich ein Abstiegskandidat... während man vorher noch gut im Rennen um Platz 3 lag... Was sich Union an der Stelle erwartet hat, wird ein ewiges Rätsel bleiben... und war natürlich nicht vorherzusehen...
Gerade wenn man bedenkt, dass mit Holstein Kiel eine gefühlte Feierabendtruppe vom Dorf in der Relegation spielte... andererseits... war das vielleicht auch einfach clever von der Union... schließlich hat die Mannschaft, die in der Relegation scheitert, die ungute Angewohnheit im Jahr darauf abzusteigen. Und der Kelch geht jetzt an ihnen vorbei...

10. Deutschland wird im Sommer nach der Saison nicht Weltmeister: Daumen gedrückt halten...

Montag, 21. Mai 2018

Wer hat denn den Schiedsrichter bezahlt?

Ernsthaft... die spannendste Frage des DFB Pokal Finales ist doch, warum Felix Zwayer in der Nachspielzeit trotz Videobeweises keinen Elfmeter gab... obwohl selbst ein Kevin Prince Boateng fest davon ausging, dass es diese Entscheidung geben muss...
Anders ausgedrückt: Wenn Zwayer nicht zum Videobildschirm gerannt wäre, sondern den Frankfurter gefragt hätte, hätten wir eine Verlängerung gesehen. Was aber irgendjemand offensichtlich nicht wollte... also lasst uns dieses Mysterium aufklären.

1. Die Russen waren's!!!
Offensichtlich. Und es gibt wenig, was diese Theorie widerlegen kann. Die Russen sind es ja derzeit immer. Der Russische Geheimdienst hat dafür gesorgt, dass Felix Zwayer nur die eine Einstellung zu sehen bekam, in der es nicht nach einem Elfmeter aussah... aber die dann in einer Endlosschleife. Damit ist das Rätsel schon mal gelöst. Ganz ehrlich... ich wundere mich, dass den Russen noch nicht vorgeworfen worden ist, dass sie die WM Auslosung gehackt haben... und im Gegensatz zum Pokalfinale hätten sie da sogar eine Motivation gehabt. Aber um das Motiv ist es beim Russen ja noch nie gegangen...
Wenn man aber als investigativer Blogger tiefer gehen und rauskriegen will, wer die Russen motiviert hat... da wird es schwieriger einen Schuldigen zu finden. Die offensichtliche Antwort lautet:

2. Eintracht Frankfurt hat für den Titel bezahlt!!!
Wie soll man die Bayern sonst schlagen... Und da kriegt das "Traut euch gegen die Bayern!" eine komplett neue Bedeutung.
Das Problem daran ist... dass der Pokalsieg den Frankfurtern sachlich und langfristig gesehen nur schadet. Und wenn man schon ein Schiedsrichter besticht, dann geht man das Risiko nur ein, wenn es einem langfristig wirklich viel bringt...
Frankfurts Pokalsieg bringt aber langfristig nur Probleme. Angefangen mit dem Fakt, dass Niko Kovac nicht als Hochverräter und Depp den Verein verlässt... sondern als die Trainerlegende, die den ersten Titel seit 1988 gesichert hat.
Er ist der erste Frankfurter Trainer, der ohne Charly Körbel den DFB Pokal gewinnen konnte. Ein absoluter Mythos... und trotzdem in 3 Tagen weg. Kovac fing ja schon bei der Siegerehrung an seine neue Mannschaft zu coachen. So nach dem Motto: Übrigens, eine Siegerehrung als 2. funktioniert so...
Was ja anscheinend auch dringend nötig war, weil die Bayern offensichtlich keine Ahnung hatten, wie man mit der Situation angemessen umgeht... aber die haben halt auch verdammt wenig Übung darin... darum soll es hier aber gar nicht gehen.
Sondern um die Frankfurter Trainerlegende, die jetzt ersetzt werden muss... und man kann ja mal bei Werder Bremen nachfragen, wie verdammt schwierig das ist. Die brauchen immer Jahre um einen Ersatz für ihre legendären Titeljäger zu finden... Und Bremen war wesentlich besser aufgestellt als Frankfurt...
Ingolstadt und Darmstadt sind 2 weitere Beispiele für Vereine, die ihren Trainer einfach nicht ersetzen konnten... Und jetzt ist Frankfurt dran...
Für Adi Hütter würde sein Job im Sommer wesentlich einfacher werden, wenn der Schiedsrichter einfach alle 50/50 Szenen wie immer interpretiert hätte... also im Zweifelsfall für die Bayern...

Und er hat halt noch mit einem ganz anderen riesigen Problem zu kämpfen: Der Gruppenphase der Europa League, für die man jetzt garantiert qualifiziert ist.
Wir haben hier einen Verein, der für legendäre Einbrüche in der Rückrunde bekannt ist. Es ist ja nicht so, dass ihnen das unter Kovac zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte passiert wäre... oder zum 2. Mal... es passiert ihnen ständig. Jetzt werden ihnen die 6-8 Punkte, die man als Überraschungsteilnehmer halt so liegen lässt, fehlen, bevor die obligatorisch schwache Rückrunde anfängt... Und man hat ja noch nicht mal die Option geschickt an Qualifikation zu scheitern... man muss da jetzt wirklich durch...

Wenn der Pokalsieg abgesehen von kurzen Emotionen und einer Prämie, die man ja an den Schiedsrichter weiterreichen musste, einem nur Nachteile bringt... warum sollte man dann den Schiedsrichter bezahlen? Wenn die Frankfurter Geld in den Schiri investiert hätten, dann nur, was völlig absurd klingt, um sicher zu stellen, dass die Bayern den Titel holen... das bringt uns zum nächsten offensichtlichen Kandidaten:

3. Die Bayern waren es selbst!!!
Das ergibt auch mehr Sinn. Denn hier ist das ganz große Problem. Wenn die Bayern das Pokalfinale gewinnen, haben sie auf ein Mal quasi Friedhelm Funkel verpflichtet: Einen Trainer, der bei einer grauen Maus gute Arbeit geleistet hat. Aber halt auch noch nie mehr. Niko Kovac wäre plötzlich total unter qualifiziert um diesen Posten zu übernehmen.
Also um das mal zu verdeutlichen... Die letzten Trainer, die ohne Titel zu den Bayern gingen waren Felix Magath und Jürgen Klinsmann. Und das war in Zeiten, als man nicht wirklich um den Champions League Triumph mitspielen wollte... Gerade mit Klinsmann will doch niemand verglichen werden... Davor kommt dann schon Sören Lerby... als wahrscheinlich most random Bayern Trainer aller Zeiten...
Das sind nicht die Trainer, mit denen man als Bayern der Neuzeit zusammen arbeiten will... man will mittlerweile gestandene Titelhamster auf seiner Trainerbank sitzen haben. Weil die ja auch die einzigen sind, die über diesen Kader eine Autorität darstellen. Und Kovac ist dies jetzt plötzlich doch. Ein sehr cleverer Schachzug...
Die einzigen, die noch mehr profitieren... sind

4. Jerome Boateng und Robert Lewandowski... oder deren Berater.
Schließlich denken beide ernsthaft und berechtigt darüber nach einen Verein, der gerade mal so viele Titel wie Eintracht Frankfurt holt, zu verlassen... Wann beginnt eigentlich die Boateng-Hexenjagd? Also auch der ist in den entscheidenden Momenten der Saison abgetaucht... mal wieder... Verletzungsbedingt... Und der ist dann jetzt nicht mehr unbedingt zufrieden mit seinem Verein... Wenn Lewandowski solche Aussagen im Umfeld des DFB-Pokalfinales auf sich aufmerksam gemacht hätte...

5. Mats und Cathy Hummels hatten Sonntags schon was vor.
Offensichtlich ging Mats Hummels nicht davon aus, dass er auf einem Balkon in München auftauchen muss, wenn er das Pokalfinale verliert. Und Zeit ist ja gerade in den geraden Jahren ein unfassbar rares Gut. Also noch mal schnell 3 Tage Mallorca mit der Frau gebucht, bevor er zu Jogi Löw muss... mit dem Abflug direkt aus Berlin... es gab halt nur dieses eine zeremonielle Problem, dass er vorher noch regeln musste...

6. Jupp Heynckes hatte halt keinen Bock mehr.
Also Heynckes hat nicht dafür bezahlt, dass die Bayern gewinnen oder verlieren. Er wollte einfach nur eine Verlängerung ausschließen. Schließlich muss er die wenige Zeit zwischen Kovac's Amtsantritt und Kovac's Entlassung möglichst effektiv auf seinem Landsgut mit seinem Hund verbringen. Da geht es um jede Sekunde. Und dass er eigentlich keinen Bock mehr auf Siegesfeiern und Bierduschen hat, hat er ja deutlich gemacht...
Vor allem... konnte er sich so vor einer der schwierigsten Entscheidungen seiner Trainerlaufbahn drücken: Muss ich jetzt eigentlich Manuel Neuer in der 119. als sicheren Elfmeterschützen und Back-Up für Sven Ulreich einwechseln? Schließlich könnten die neuen Regelauslegungen aus den Jugendturnieren dazu führen, dass man plötzlich lieber 2 als einen Torhüter auf dem Feld hat, wenn es zu einem Elfmeterschießen kommt... Da wird sich ein Heynckes doch gedacht haben: Ach komm, lass gut sein, ich bin zu alt für den Scheiß...

Aber... sein wir ehrlich... die sind es allesamt nicht gewesen. Denn der Ertrag wäre bei weitem nicht hoch genug um ein derartiges Risiko auf sich zu nehmen. Stattdessen war es:

7. Der VfB Stuttgart!!!
Wer denn sonst? Wer hat denn bitte schön in den letzten Wochen ständig ein "Europa League? Nein Danke!" in die Mikrofone diktiert. Ein "Also ich brauche das nicht!" Wer wäre noch viel mehr als die Eintracht von einem Überraschungs-Abstieg bedroht, wenn man zu viel Energie in den Dörfern Europas liegen lässt. Und wem geht es besser, wenn man erst Mal wirklich und für mehr als eine Saison in der Bundesliga ankommt? Das Dümmste, was dem VfB gerade passieren könnte, wäre eine Qualifikation fürs europäische Geschäft. Und deswegen haben sie sicher gestellt, dass es dazu nicht kommen wird. Und es wird sie niemand verdächtigen...
Aber ich bin ihnen doch auf die Schliche gekommen... und habe die Akten an den BND geschickt... damit sie vernichtet werden, die Stuttgarter sind also sicher...

Freitag, 18. Mai 2018

In dubio pro Löw

Es sei denn, es geht um Vertragsverlängerungen. Dann sind alle Journalisten entsetzt, dass andere auch blind auf Jogi Löw vertrauen. Was ja so gar nicht geht. Dafür sind schließlich die kritischen Berichterstatter zuständig... oh warte...

Ernsthaft. wenn ich mir den Kommentar zu Sandro Wagners Rücktritt durchlese... der mit "Schlechter Verlierer" beginnt... also ganz ehrlich...

Eines muss man an der Stelle auch mal festhalten: Jogi Löw hat sich mal wieder wie ein riesiges Arschloch verhalten. Wie schon im Fall Michael Ballack... oder im Fall Thorsten Frings... oder im Fall Kevin Kuranyi... oder, oder, oder...
Diese Form der Menschenführung ist ja auch der Hauptgrund, warum ich den Löw so gar nicht mag. Er ist einerseits (siehe Podolski, Lukas) einer der loyalsten Nationaltrainer aller Zeiten... Auf der anderen Seite sägt er andere Spieler eiskalt ab.

Und ja, das ist sein gutes Recht. Wenn nicht sogar seine Aufgabe. Aber dass Wagner emotional anscheinend so gar nicht auf eine mögliche und vor allem frühzeitige Ausbootung vorbereitet hat. Es ist ja nicht so, dass Wagner am letzten Cut gescheitert ist. Oder dass es dem Stürmer wenigstens irgendwie vorher mitgeteilt worden ist... Stattdessen hat er es anscheinend auf dem Trainingsplatz erfahren... und zwar ohne jegliche Vorwarnung. Das ist einfach nur brutal.

Stellt euch vor ein nicht so beliebter Trainer, nennen wir ihn spaßeshalber Thomas Tuchel, hätte auf genau diese Art einen Nationalspieler aus dem Kader gestrichen. Der Kicker hätte wahrscheinlich eine Sonderausgabe mit dem Titel "So kann man das nicht machen" gedruckt. Man hätte sich dann definitiv nicht auf die Seite des Trainers geschlagen... was man jetzt bedingungslos macht.

Und sachlich gesehen gibt es nachvollziehbare Gründe sich gegen Wagner und für Nils Petersen zu entscheiden. Nicht nur, weil einer der beiden Freiburger ist, also bei Löws Lieblingsverein spielt, während der andere Hoffenheim, also Löws Drittmannschaft, den Rücken zugekehrt hat. Allein schon weil es einfacher sein wird einen Petersen auf die Bank zu setzen als einen Wagner. Auch wenn man hier definitiv "Noch einfacher" sagen muss.
Sportlich sind beide jedenfalls auf Augenhöhe. Beide gut genug um hinter Robert Lewandowski auf der Bank zu sitzen, aber beide nicht in der Lage in der Champions League den Unterschied auszumachen. Gute Bundesligastürmer halt. Ob man sich da für den einen oder anderen entscheidet ist fast egal.

Das einzige Problem ist und bleibt die Art und Weise. Und an der Stelle muss man auch festhalten: Wagners Rücktritt ist kein Zeichen für einen schwachen Charakter. Oder ihm sonst irgendwie negativ auszulegen. Er ist einfach nur alternativlos.
Denn Löw hat halt gerade jegliches Vertrauensverhältnis gnadenlos zerstört. Und Löw wird Bundestrainer bleiben, bis Wagner 34 ist. Nach der Nummer gibt es einfach keine Möglichkeit mehr irgendwie zusammenzuarbeiten.
Und Löw wird das ja auch gewusst haben. Also er wird den Rücktritt schulterzuckend zur Kenntnis genommen haben. Dann muss er halt ab sofort andere für die sinnlosen Länderspiele, in denen sich die A Mannschaft ausruht, nominieren. Das wird er überleben.

Wenn Löw wirklich in irgendeiner Form ein Interesse an einer Zusammenarbeit mit Wagner gehabt hätte... hätte er ihn am Montag Abend angerufen und ihm ausführlich erklärt, warum er sich für Petersen entschieden hat. Und auch wenn wir nicht vom etabliertesten aller Nationalspieler reden, so hätte sich Wagner dieses Telefonat definitiv verdient. Schließlich hat er mit 5 Toren zur WM Qualifikation beigetragen... bei einem Lukas Podolski war das immer ein Grund für eine Nominierung, auch wenn er sonst nichts geleistet hat. Und sei es nur, damit er sich im Zweifelsfall auf dem Trainingsplatz gefasst präsentieren kann, wenn die Reaktionen auf ihn einbrechen.

Dass Wagner aber auch keinen Bock mehr auf die "Wenn halt kein anderer mehr kann, nehmen wir dich" Länderspiele hat, ist doch auch mehr als verständlich. Dafür ist er halt auch zu alt. Und er hat die eindeutige Mitteilung bekommen, dass man ihm größere Aufgaben auf keinen Fall zutraut. Diese Nachricht hat er halt auch verstanden.

Und dass er dann auch in der Rücktrittsmeldung emotional reagiert, hat er sich einfach mal verdient. Dass einzige, was man ihm vorwerfen kann, ist ja, dass er damit zur Bild-Nicht-Zeitung gegangen ist... Das ist aber auch schon alles.

Mich fasziniert es halt gerade mal wieder, wie einseitig diese Personalie behandelt wird. Es traut sich niemand zu schreiben, dass Löws Umgang mit Wagner auch einfach nur, aber definitiv, schlechter Stil ist. Das muss man als Journalist auch mal so schreiben... Also es sollte eigentlich in seinen Aufgabenbereich fallen... Also wenigstens in nem Nebensatz erwähnen könnte man es mal...

Dienstag, 15. Mai 2018

Die Ansage der DFL ist so unfassbar Dumm

Unverantwortlich. Total bescheuert. Und das alles nur, weil... man Angst davor hat, dass der Zuschauerschnitt zu krass einbricht, wenn man Hamburg mit seinen 50.000 Zuschauern durch die 10.000 Kieler ersetzt.

Ernsthaft, diese Haltung regt mich auf. Und wenn Holstein Kiel im Jahr 2025 Insolvenz anmelden muss, sollten sie dann die DFL verklagen.

Klingt übertrieben? Ist es aber nicht mal, wenn man genauer hinguckt. Also machen wir das mal. Natürlich davon ausgehend, dass Wolfsburg in der Relegation versagen wird, was, zum Glück für die DFL, extrem unwahrscheinlich ist. Da hat man sich ja sicherheitshalber noch mal einen letzten Sicherheitsmechanismus eingebaut, der einen Aufstieg der Kleinen verhindern sollte.

Versuchen wir uns mal eine realistische Prognose über die Entwicklung in Kiel zu entwerfen, in dem wir uns die Vorgänger des dann Sensationsaufsteigers angucken. Und dann wird einem bewusst, dass die Bundesliga in diesem Jahrtausend eine erstaunlich geschlossene Gesellschaft ist.

Lediglich Mainz, Augsburg, Hoffenheim und Leipzig konnten wirklich zur Bundesligafamilie aufschließen. Hoffenheim und Leipzig sind da natürlich kein Vergleich. Wenn man einen großen Investor findet und der sich nicht total dämlich anstellt (Bitte hier Ismaik Witz einfügen), landet man halt in der Bundesliga.

Mainz hatte halt Jürgen Klopp und Christian Heidel... über Jahrzehnte. Und sie sind in den Jahren vor dem Aufstieg bereits 2 Mal auf Platz 4 gelandet. Mainz hat sich halt über Jahre hinweg (unter diesen beiden herausragenden Persönlichkeiten) zu einer der 22 besten Mannschaften Deutschlands entwickelt. Und ja, in diesem Jahrtausend beendeten sie eine Saison schlechter als auf Platz 4 in der 2. Liga.
Der Verein konnte anhand dieser Situation natürlich wachsen. So dass sie jetzt an dem Punkt angekommen sind, dass ihnen selbst ein Abstieg nicht wirklich weh tun sollte. Denn sie werden, wie ihr Vorgänger im Geiste der SC Freiburg, dann als haushoher Favorit für den Wiederaufstieg in die 2. Liga gehen.
Allein schon der Fakt, dass Kiel bereits seinen Schlüsseltrainer Markus Anfang verloren hat, macht eine Wiederholung der Mainzer Geschichte extrem unwahrscheinlich.

Augsburg ist das eine Absurdum. Denn das dieses Jahrtausend in der Bayernliga begonnen haben... und ja, die hatten mit Walter Seinsch auch einen "Investor" im weitesten Sinne. Aber ihr Horizont hätte eigentlich die 2. Liga sein sollen... Und vielleicht mal eine Ausnahmesaison in der Bundesliga... ungefähr so, wie sich Fortuna Düsseldorf in letzter Zeit präsentiert. Was dort passiert ist aber wirklich eine herausragende Geschichte, die man aber nie zur Regel erklären kann.

Dass Kiel einen dieser 4 Vereine nacheifert, ist extrem unwahrscheinlich. Die viel realistischen Vergleichskoordinaten sind doch... Paderborn, Fürth, Darmstadt und Braunschweig. 4 Vereine, die gerade das Saisonfinale jenseits der Bundesliga geprägt haben.
Auch wenn Fürth technisch gesehen eher der geistige Nachfolger von den Mainzern werden sollte... Also der Verein hat halt auch jahrelang um den Aufstieg mitgespielt, bevor es irgendwann mal tatsächlich geklappt hat.
Aber diese 4 Vereine schweben gerade irgendwo zwischen 2. und 3. Liga. Paderborn stand sogar schon mit mehr als einem Bein in der 4. Liga. Das ist das Szenario, auf welches Kiel sich vorbereiten muss.

Und wenn man den Bogen noch etwas weiter und zeitloser ansetzt und sich alle Mannschaften mit 4 oder weniger Bundesligasaisons in der Geschichte des deutschen Fußballs anguckt...Plus den 1.FC Saarbrücken... oder anders ausgedrückt: Alle Mannschaften ab Platz 34 in der Ewigen Bundesligatabelle. Dann geht es heute Dynamo Dresden am besten? Oder doch eher Ingolstadt? Genau genommen ist Ingolstadt die einzige Mannschaft in dieser Liste (neben, natürlich, RB Leipzig... wegen dem RB), die nach dem Aufstieg nicht zumindest zwischenzeitlich in die Drittklassigkeit abgestiegen ist...
Dagegen stehen 16 Mannschaften, die heute weit weg von der 2. Bundesliga stehen. Von diesen 16 Mannschaften spielen Fortuna Köln und Preussen Münster in der 3. Liga... Alle anderen sind irgendwo in der Belanglosigkeit der Regionalen Ligen verschwunden.

Nüchtern betrachtet bedeutet dies, dass Holstein Kiel in 5 Jahren eher in der 3. Liga als in der 1. Liga spielt. Und dann für diese Dritte Liga sein Stadion ausgebaut hat... Weil die DFL ihnen gesagt hat, dass sie das müssen... Damit könnten die DFL den Grundstein für den Konkurs des Vereines gelegt. Herzlichen Glückwunsch.

Und die 3. Liga beweist ja gerade, wie bescheuert es einfach nur ist Stadiongrößen in den Statuten festzulegen. Denn dort hat gefühlt jeder 3. Verein ein überdimensioniertes Stadion, dass er nie gefüllt kriegt... und bekommt deswegen finanzielle Schwierigkeiten, weil sich dieses Stadion zu besitzen einfach nicht rechnet. So wird am Ende jeder Abstiegskampf durch Konkursanmeldungen entschieden. Klingt solide.

Wenn das Stadion technisch aufgerüstet werden müsste, damit die Gästemannschaften auch warm duschen können.. oder wenn man eine vernünftige Übertragung auf Bundesliganiveau sichern müsste... aber all das ist ja vorhanden. Das einzige Problem an dem Stadion ist ja, dass zu wenig Leute rein passen... Welch Katastrophe!!!
Die einzigen, die dadurch wirklich einen Nachteil haben, sind die Kieler, die weniger Umsatz generieren. Deswegen werden sie sich ja selber zu gegebener Zeit um einen Ausbau kümmern. Also wenn sie sich als Verein in den beiden oberen Ligen etabliert haben...
Die Kieler müssen ja mit einem Ziel in ihre 1 bis 2 Bundesligajahre gehen: Daraus so viele Vorteile wie möglich zu sammeln und diese dann danach nutzen. Im Wesentlichen bedeutet das: Die Zusatzeinnahmen in sinnvolle Projekte stecken. Und da gibt es bestimmt andere Prioritäten als einen Stadionausbau, der ihnen aber vorgeschrieben wird...
Da wird aus dem "Im Erfolg macht man die schlimmsten Fehler" auf ein Mal ein "Im Erfolg wird man zu den schlimmsten Fehlern gezwungen"...

Am meisten regt mich ja die Meinung von Kicker-Redakteur Julian Franzke auf... der im Wesentlichen sagt: Wenn es in den Regeln steht, muss man das so machen... Dass sind diese Menschen, die nachts um 3 alleine, links blinkend, an einer Roten Ampel stehen und den Diesel für 4 Minuten laufen lassen. Obwohl jegliche Vernunft ihnen sagt, dass das Blödsinn ist und nur die Luft verpestet. Aber es steht ja in irgendeiner Regel, die jemand aufgestellt hat, der sich diesen Ort nie selber angesehen hat...

Und dann kommt die ganz große Perle. Ich zitiere aus dem Donnerstagskicker: "Wenn wie in Freiburg der Platz ein paar Meter zu kurz ist, tangiert das letztlich niemanden, so dass Nachsicht leichter fällt." Warum dürfen eigentlich ständig Leute beruflich über Fußball schreiben, die sich so wenig mit der Materie beschäftigen? Ernsthaft... Warum?
Also dass Freiburg mit Sondermaßen spielen darf ist definitiv eine größere Wettbewerbsverzerrung als wenn Kiel nur vor 10.000 Leuten spielt. Vielleicht sollte sich der Herr Franzke mal ein Bundesligaspiel in Freiburg angucken. Dass ist eine Mannschaft, die legendäres Pressing und schnelles Umschaltspiel vorlebt. Beides profitiert definitiv von kürzeren Wegen.

Nehmen wir einfach mal das Spiel gegen Dortmund als Paradebeispiel. Da spielt Freiburg eine Stunde lang in Unterzahl und verschiebt sich danach einfach nur vorm eigenen Strafraum. Man macht die Räume eng und verbarrikadiert sich vorm eigenen Strafraum. Natürlich hilft es da, dass man auf dem kleinsten Rasenplatz Deutschlands spielt. Da zählt dann jeder Meter, dann man nicht verteidigen muss, doppelt...
Ist es ein entscheidender Vorteil? Definitiv nicht. Aber es ist ein Heimvorteil, den Freiburg genießt, obwohl man damit gegen die ach so heiligen Statuten verstößt. Und das seit Jahrzehnten, ohne dass sich jemand daran stört...

Jetzt soll Holstein Kiel an der anderen Stelle nicht 1 bis 2 Jahre in einem für sie angemessenen Stadion spielen dürfen?
Nebenbei... ist die spanische Liga auch nicht daran zu Grunde gegangen, dass der SD Eibar in einem 7083 Zuschauer fassenden Stadion spielt.
Diese Regel aufzustellen ist einfach nur total bescheuert. Sie durchzusetzen ist nur noch dümmer. Es sollte jeder Bundesligist für sich alleine entscheiden welche Stadionkapazität für ihn angemessen ist.

Im Wesentlichen beweist die DFL gerade, dass ihnen die Verpackung wichtiger ist, als der Inhalt. Hauptsache die Gurkenliga, zu der man mittlerweile verkommen ist, sieht gut aus und kann mit tollen Zuschauerzahlen punkten... und mit dem FC Bayern... denn mit allem anderen punktet man derzeit definitiv nicht mehr...

Sonntag, 13. Mai 2018

Holy Shit, es ist wirklich passiert!

Das unfassbare. Das nicht mehr für möglich gehaltene.

Bayern München hat ein Heimspiel verloren. Nicht nur so nen bisschen und unglücklich, sondern so richtig heftig. Eine regelrechte Klatsche. Wann haben die Bayern denn bitte das letzte Mal 4 Tore in einem Heimspiel kassiert? So was kriegt noch nicht mal Real Madrid auf die Reihe...

Und ja, es war schon ein wenig überraschend, dass ausgerechnet der Rekordmeister als einzige der beteiligten Mannschaften in den "Ist uns egal, macht was ihr wollt" Modus geschaltet haben...

Ich meine, nur zum Vergleich: Für Hannover ging es um nichts mehr... und Bayer Leverkusen brauchte noch 2 Treffer um in die Champions League zu kommen... aber anstatt da Spalier zu stehen, kontern die 2 Mal... wie dreist... dabei war alles angerichtet, damit Borussia Dortmund wirklich noch 5. wird... Und ja, die Dortmunder sichern sich die Champions League Teilnahme ganz souverän mit einem Sieg aus den letzten 5 Spielen... Da haben selbst Mainz und Freiburg besser abgeschnitten...

Besonders fies war die Nicht Leistung der Bayern natürlich gegenüber dem VfB Stuttgart... denen jetzt wirklich die Europa League droht... oder gegen Eintracht Frankfurt, die den Saisonabschluss mal so richtig verkackt haben...
Wobei das schwierig zu beurteilen ist. Also es ist ja ziemlich offensichtlich, dass die Bayern dem Verein ihres neuen Trainers auf dem Platz keine Hilfestellungen geben wollten... aber immerhin muss sich der Niko Kovac Nachfolger jetzt nicht mit dem "Problem Europa League" rumschlagen... also davon ausgehend, dass Bayern ihre "alles zu Ungunsten der Eintracht" Philosophie auch nächstes Wochenende durchzieht...
Wenn die natürlich ganz gemein sind, verkacken sie das Pokalfinale... Dann muss sich der nächste Trainer plötzlich mit dem Pokalsieger messen lassen... Das wäre der erste Titel seit 1998... als man Meister der 2. Bundesliga wurde... Und damit wäre man auch für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert... was ein sicheres Ticket für Platz 15 in der Winterpause ist...
Wenn man jetzt allerdings die Frankfurter auch im Pokalfinale abschießt, hinterlässt Kovac auf ein Mal ein einfach zu verwaltendes Erbe... das wäre wahrscheinlich der positivste Ausgang der letzten Wochen...
Und ja, wie Kovac den "Abgang" zu den Bayern organisiert hat, ist auch ein Fall für die Hall of Shame... Denn seit dem präsentiert die Eintracht sich eher wie ein Abstieger... Und Kovac, der sich eine Vereinsmitgliedschaft auf Lebenszeit sichern wollte, hat nebenbei nachgewiesen, dass er keine Ahnung von der Frankfurter Geschichte hat... Und Kovac, der sich vorher zum Moralapostel a la Christian Streich hochinterviewn lassen wollte, bewies eindrucksvoll, dass er weit weg von einer moralischen Instanz ist...
Ernsthaft, so wie sich Kovac zum Saiosnfinale präsentiert hat... sollte es sich Jupp Heynckes auf seiner Farm nicht all zu bequem machen...


Oh... und bevor ich's vergesse... DER HAMBURGER SV IST ABGESTIEGEN!!!

Das muss ich auch erst Mal sacken lassen... Da habe ich auf ein Mal erstaunlich viel mit Christian Titz gemeinsam... Ich will ganz ehrlich sein: Ich ging felsenfest davon aus, dass die sich wie immer am Ende retten... So geht dieses Drama doch immer aus... Und die Bühne mit 2 Heimspielen in der Relegation wäre Perfekt gewesen. Genau der Moment um wegen der Auswärtstorregelung die Klasse zu halten...
Von der wirklichen Möglichkeit, dass der HSV absteigt, hatte ich mich an dem einen Abend in Karslruhe verabschiedet. Seit dem ging ich halt fest davon aus, dass irgendwer diesem Verein schon noch helfen wird...
Aber dann dachten die Kölner sich, dass sie ja nächstes Jahr wenigstens ein tolles Auswärtsspiel erleben wollen... Und ganz ehrlich: Wenn ich die Wahl habe nächstes Jahr in Wolfsburg oder in Hamburg anzutreten... nehme ich auch Hamburg, da hat man nach dem Spieltag ganz andere Möglichkeiten... Ich meine. stellt euch mal das Worst Case Szenario der Kölner für die nächste Saison vor: Die sichern sich in Wolfsburg den Aufstieg... und müssen dann dort feiern...
Und ja, es gibt eine ganze Menge bescheidener Städte, in denen man seinen Aufstieg feiern könnte... Aue zum Beispiel... aber Wolfsburg wäre da definitiv vorne dabei...

Aber zurück zum HSV. Das absurdeste an der ganzen Geschichte: Wenn sie sich gleich für den Trainer mit dem Plan entscheiden... und gegen Bernd "Ich bin seit 24 Spielen ohne Sieg" Hollerbach... dann spielen die nächste Saison in der Europa League...
Das kling übelst übertrieben... bis einem bewusst wird, dass Hamburg 4 Punkte hinter dem VfB Stuttgart lag, als Tayfun Korkut dort das Traineramt übernahm... Einem Trainer, den der HSV ebenfalls hätte verpflichten können, aber man entschied sich in der Vorwoche für Hollerbach... weil der ja... eine HSV Vergangenheit hat... oder so... Seit diesem 20. Spieltag holte der VfB 31 Punkte... also 2,2 Punkte pro Spieltag... der HSV holte 15... Vor allem, dass Hollerbach in 7 Spielen 3 holte, tat ihnen richtig weh... Man stelle sich vor, man hätte diese 7 Wochen schon genutzt um Tits Spielidee zu verinnerlichen...

Anders ausgerückt: Die HSV Führung hat in diesem Jahrzehnt extrem viele ziemlich beschissene Entscheidungen getroffen. Aber die mit Abstand schlechteste war die Verpflichtung von Hollerbach... Denn sie war so beschissen, dass wirklich niemand ihnen mehr helfen konnte...

Den größten Respekt habe ich ja vor den angeblichen Chaoten im Hamburger Fanblock. Was soll man denn da sonst haben? Da arbeitet der Gesamte Verein seit Jahren darauf hin, dass die Bundesligauhr endlich abgebaut wird, und die einzigen, die sich wirklich bis zum bittersten Ende dagegen stemmen... und alles in ihrer Macht stehende unternehmen, dass das Ding wenigstens noch 15 Minuten weiter läuft... müssen sich hinterher ein "Wir sind Hamburger und ihr nicht!" an den Kopf werfen lassen... Das ist doch wirklich unfair. Die haben sich doch nur wirklich darum bemüht, dass die Uhr so lange wie möglich läuft... Wenn sich alle immer so gegen das Abschalten der Uhr gewehrt hätten wie die paar Hanseln...
Und ja, wenn das Ding irgendwann irgendwo in nem Museum ausgestellt wird, muss sie wegen des engagierten Auftretens dieser treuen Fans 54 Jahre, 262 Tage, 0 Stunden, 36 Minuten anzeigen.

Wobei das die HSV Verantwortlichen so nicht auf sich sitzen lassen wollen... Und sich demonstrativ dafür entscheiden, dass man noch bis zum 30.Juni 2018 Bundesligist sein wird... Vielleicht hofft man ja darauf, dass irgendjemanden die Lizenz entzogen wird...
Und bevor ihr fragt: Ja, wenn das passiert, steigt deswegen nicht Holstein Kiel auf. Das wäre ja absurd.
Wie wahrscheinlich ist es eigentlich, dass die DFL gerade gründlichst die Lizenzunterlagen aller Bundesligisten auf Formfehler untersucht... und dann kommt der FC Augsburg mit einem "Aber das haben wir vor einem Jahr doch genau so gemacht und da gab es auch keine Probleme..." Worauf nur ein "Ja, aber damals mussten wir dem HSV halt nicht helfen" als Antwort kommt... und das sieht der FCA Präsident dann natürlich ein...
Ich erwähne es ja nur, damit ihr wisst, wo ihr es zuerst gelesen habt...

Die größte Leistung des Spieltages lieferten nebenbei genau diese Augsburger ab, die es geschafft haben 5 mal auf das Tor der Freiburger zu schießen... also genau so oft, dass ihnen niemand einen Vorwurf macht, dass man es ja nicht mal versucht hätte... aber all das ohne jemals wirklich Gefahr zu entwickeln... So muss man sich selber keine Vorwürfe anhören... So sichert man die Zulassung für seine direkte Konkurrenz...

Freitag, 11. Mai 2018

Vorschau auf den 34. Spieltag

Eines vorne weg: Ich bin wirklich angenehm überrascht: Es sollte diesen Samstag erstaunlich wenig Leerlauf in der Bundesliga geben... quasi als direktes Gegenstück zur 3.Liga, wo wirklich alles schon entschieden ist... Einzig bei

1.FSV Mainz 05 - Werder Bremen geht es nur noch um die ominösen TV Millionen. Und wer alles zum Abschied noch mal Winken darf.

In allen anderen Spielen steht entweder der Klassenerhalt oder aber das Internationale Geschäft auf dem Spiel. Was für eine unübersichtliche Konferenz spricht... Allerdings kommen diese Spiele auch immer mit einem großen Problem. Denn oftmals sieht es genau genommen so aus:

Bayern München - VfB Stuttgart: Für die Bayern geht es halt nur noch um die WM Plätze... die Frage ob Robert Lewandowski schon wieder 30 Tore schießt und ob Niklas Süle den Eigentorrekord für eine Saison bricht... Während dem VfB die Europa League "droht"... Und diese Frage stellt sich genau genommen bei fast allen Spielen: Wie motiviert tritt die Mannschaft, für die es um nichts mehr geht, auf? Klar, bei den Bayern wird das egal sein... aber bei

SC Freiburg - FC Augsburg kommt dann tatsächlich noch eine andere Komponente ins Spiel. Denn wenn Augsburg clever ist, spielen sie unauffällig halbherzig nach vorne und halten damit garantiert einen Abstiegskandidaten für die Nächste Saison in der Liga... was super wichtig für jemanden ist, der immer als designierter Absteiger gehandelt wird. Augsburg kann an diesem Spieltag am ehesten gewinnen, wenn sie verlieren...
Natürlich wird das vorher niemand ansprechen... aber ein Nichtangriffspakt und ein 0:0 wäre für beide das optimale Ergebnis...

VfL Wolfsburg - 1.FC Köln: Dafür ist die Rechnung bei den Wolfsburgern extrem einfach: Wenn man es nicht schafft, gegen den bereits abgestiegenen Tabellenletzten zu punkten... hat man den Klassenerhalt auch einfach nicht verdient. Andererseits ist Wolfsburg auch ein idealer Gegner für die Kölner, die sich ja unter Stefan Ruthenbeck dadurch auszeichnen, dass sie mitspielen wollen, dafür aber genau genommen nicht gut genug sind. Wolfsburg ist in seiner Apathie die ultimative Mannschaft um solche Gegner dann doch bundesligatauglich aussehen zu lassen...

Hamburger SV - Borussia Mönchengladbach: Was am Ende aber egal sein könnte, weil Hamburg das Pech hat als einzige Mannschaft auf einen Gegner zu treffen, für den es auch um verdammt viel geht... und ja, da ist dieses Spiel eine absolute Ausnahme an diesem Spieltag... Was am Ende egal sein wird... Denn sein wir ganz ehrlich: Es gibt nur noch eine Variante die Geschichte des HSVs noch absurder zu gestalten... und die lautet: Wir geben dem Verein 2 Heimspiele in der Relegation, weil wir auf Grund bescheuerter Regeln verhindern, dass Holstein Kiel in seinem eigenen Stadion spielen darf... Genau das wird passieren... Weil wir ja noch nicht genügend absurde Relegationsgeschichten erlebt haben...

TSG Hoffenheim - Borussia Dortmund: Manch ein Dortmund Fan dürfte Flashbacks kriegen... bereits 2012/13 hätten die Wahren Liebhaber mit einer engagierten Leistung verhindern können, dass ihr persönlichstes Feindbild Dietmar Hopp keine Zulassung für die Bundesliga bekommt. Dieses Jahr könnte man die TSG wenigstens aus der Champions League kegeln, was immer noch 30 Millionen Euro Unterschied ausmachen soll... Aber wenn es eines gibt, worauf man sich gerade in dieser Saison bei den Dortmundern verlassen kann... dann das die das garantiert nicht auf die Reihe kriegen...

Bayer 04 Leverkusen - Hannover 96: Bayer Leverkusen ist seit 4 Spielen Sieglos... und seit 3 Spielen ohne eigenen Treffer... aber weil dies die Bundesliga ist, bedeutet das relativ wenig. Denn absurder Weise hat man sein eigenes Schicksal immer noch in der Hand: Wenn man selber 5:0 gewinnt, kann in Hoffenheim passieren, was will, man spielt dann definitiv nächstes Jahr in der Champions Leauge... Nun mag ein 5:0 auf den ersten Blick unwahrscheinlich erscheinen... aber das Problem ist halt: Niemand weiß genau, ob Hannover wirklich nochmal seriös antritt... Oder ob der Ersatztorwart und 3 Jugendspieler auflaufen werden... Am Ende reicht es wahrscheinlich sogar, wenn die Hannoveraner nicht mehr mit der vollen Motivation spielen, Leverkusen aber Vollgas bis zur letzten Minute geht... Auf Grund der "Der eine braucht dringend dieses Ergebnis, dem anderen kann es egal sein" Konstellation ist ein 5:0 gar nicht so unwahrscheinlich...

Hertha BSC Berlin - RB Leipzig: Faszinierender Weise... versucht die Hertha gerade mit großflächiger Plakatwerbung in Leipzig Tickets für dieses Spiel loszuwerden... ich dachte, ich erwähn's, weil ich wirklich ständig an "In 75 Minuten zum Saisonziel" Plakaten vorbei komme... Das hätte vor allem jemand Vedad Ibisevic mitteilen sollen, wenn er davon ausgeht "in einem vollen Stadion" spielen zu dürfen... das mag sein, aber niemand weiß, wie viele Hertha Fans anwesend sein werden...
Und ja, ich habe als jemand, der seit Jahren in Leipzig wohnt, keine Ahnung, ob das ein normaler Vorgang ist oder nicht... also dass in der Stadt der Gastmannschaft großflächig dafür geworben wird, dass man doch bitte ins Stadion kommt... Mir fällt es jedenfalls zum ersten Mal auf...

Schalke 04 - Eintracht Frankfurt: Hey, wenn die Schalker Humor haben... wechseln sie kurz vor Schluss als Abschiedsgeschenk nochmal Max Meyer ein... Was zu dem faszinierenden Ergebnis führen würde, dass man als Vizemeister mit einem Pfeifkonzert in die Sommerpause verabschiedet wird...
Das wirklich absurde am "Fall Meyer" ist ja, dass Leon Goretzka gerade beweist, dass man wirklich nicht viel machen muss um trotz des fest stehenden Abschieds einen vernünftigen und versöhnlichen Abschied abzuliefern... aber Meyer ist wahrscheinlich zu sehr mit der Wohnungssuche in Wolfsburg beschäftigt... Leider eher nicht, aber seit alle ehrlich: Er wäre der Perfekte Neuzugang beim VfL... neben Amin Younes, den man sich schon gesichert hat...

Dienstag, 8. Mai 2018

Schöne, absurde Bundesliga

Ernsthaft... manchmal fragt man sich echt, wie das alles funktionieren kann...

Fangen wir mit dem offensichtlichen an: Mainz hat vor dem letzten Spieltag den Klassenerhalt gesichert... was einerseits wunderschön ist. Schließlich haben sie damit bewiesen, dass es manchmal auch einfach die richtige Entscheidung ist in aller Ruhe weiter zuarbeiten... oder einfach in einer Länderspielpause mit dem Arbeiten anzufangen... Und bei aller Kritik, die hier an der Präsentation von Sandro Schwarz hier geäußert worden ist... am Ende hat er seine Mannschaft auf Kurs gebracht. Wonach es halt lange Zeit... also als er sein Team für die Selbstverständlichen Grundlagen loben musste... überhaupt nicht ausgesehen hat...

Das ist ja dann das wirklich absurde daran: 36 Punkte reichen um sich nach 33 Spieltagen die Zulassung für die nächste Bundesligasaison zu sichern... Damit wäre man letzte Saison direkt abgestiegen... Und wo ich schon dabei bin: Der Sandro Schwarz ist nur an den Job gekommen, weil sein Vorgänger 37 Punkte gesammelt hat... Was nur bedeuten könnte: Schwarz wird zum Saisonende dafür gefeiert, dass er weniger Punkte gesammelt hat, als sein Vorgänger...

Dass es dann in der Sportschau-Zusammenfassung plötzlich hieß: Von diesen Mainzern kann man auch mehr erwarten als reinen Abstiegskampf... weil sie jetzt 2 gute Mannschaften, die aber gefühlt gegen ihren Trainer spielten, besiegt haben... Die ehrliche Einschätzung der Mainzer sollte eher lauten: Von 36 Punkten sollte sich niemand blenden lassen... der einzige Grund, warum das reicht, ist die Konkurrenz...

Denn dies ist halt eines dieser Jahre... wo 30 oder 31 Punkte zum Klassenerhalt über die Relegation reichen könnten. Was der 2. niedrigste Wert aller Zeiten wäre. Den Rekord in dieser erbärmlichen Kategorie hält natürlich der Hamburger SV mit 27 Punkten aus der Saison 2013/14... bevor jetzt jemand mit dem "So den Klassenerhalt zu feiern, wäre sogar dem HSV peinlich" kommt... nope, die würden das nehmen und entsprechend feiern...

Und Wolfsburg... boah... sagen wir das mal so: Die haben sich jetzt schon ihren eigenen Hall of Shame Eintrag für ihre derzeitige Vorstellung verdient...

Um das mal so auszudrücken: Mit den 39 Punkten und dem Torverhältnis von -4 würde Werder Bremen in der 2. Liga auf einem direkten Abstiegsplatz stehen... In der Bundesliga sind sie damit seit Wochen alle Sorgen los...

Wenn wenigstens nur der Abstiegskampf absurd wäre... aber am anderen Ende der Tabelle...
Sichert sich Schalke die Vize-Meisterschaft... mit 60 Punkten und 52 Toren... Der bisherige "Minusrekord" für die Tore als Tabellenzweiter in der Moderne steht bei 53 Toren... jeweils von den Schalkern in den Jahren 2009/10 und 2006/07 Anders ausgedrückt: Ich würde ja mein gesamtes Vermögen darauf wetten, dass Schalke nächstes Wochenende genau ein Tor erzielt... denn immer, wenn die 53 Tore erzielen, werden sie Vize-Meister...
Und das ist gar kein Vorwurf an die Schalker. Der Kader ist bei weitem nicht gut genug um so weit oben zu stehen, aber was Domenico Tedesco aus dieser Truppe rausgeholt hat, ist schon beeindruckend... dass das eigentlich nur für Platz 4 oder 5 reichen sollte, ist ja nicht seine Schuld...

Aber das "Rennen" um die Champions League... ich sag das mal so: Die Vereine wissen schon, dass man als Tabellenvierter garantiert nicht in die Europa League, die alle vermeiden wollen, muss? Dieses Wochenende kann Bayer Leverkusen nach einer total uninspirierten Leistung behaupten, dass sie ja einen Punkt auf Platz 4 gut gemacht haben. Jetzt kann man dort Rechnungen a la "Wenn wir mit 6 Toren Vorsprung gewinnen, sind wir garantiert in der Champions League... Und das, obwohl man in den letzten 3 Spielen kein einziges Tor erzielt hat... die Chance besteht trotzdem weiterhin...

Wahrscheinlicher ist es, dass man 1:0 gewinnt und Borussia Dortmund sich zum Abschied von Peter Stöger 6 Tore einfängt... Genau genommen ist das der wahrscheinlichste Ausgang des letzten Bundesligaspieltages...

Und die absolute Unfähigkeit der Champions League Anwärter führt dazu, dass sich der VfB Stuttgart plötzlich mit der Europa League beschäftigen muss... Was definitiv nicht gewollt war... und das alles nur, weil Leverkusen und Hoffenheim gemeinsam und kollektiv in den "Gomez der Woche" Modus geschaltet haben... Oder sich das Ziel gesetzt haben Ron Rober Zieler zur WM zu schießen... Gegen Hoffenheim hatte Stuttgart 2:12 Torchancen... Gegen Leverkusen waren es 1:7... Und ja, damit hatte der VfB in den letzten beiden Spielen eine Chancenverwertung von 100%... Gleichzeitig gaben die Gegner 45 Torschüsse ab... Anders ausgedrückt: Niemand in Stuttgart hat auch nur annähernd eine Ahnung, wie man es geschafft hat, 3 Spiele in Folge ohne Gegentor zu bleiben... und wenn Hannover nicht in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielt hätte, wären es sogar 4... Aber irgendwie funktioniert es...

Apropos Hannover: Da wurden letztes Wochenende die Ultas vom restlichen Fanblock ausgepfiffen, weil sie Salif Sane zum Abschied gefeiert und besungen haben... warte was?

Ich will das alles gar nicht zwingend schlecht reden. Es ist irgendwie auch mega unterhaltsam... Und absolut unvorhersehbar. Also abgesehen von den 2 Resultaten, die bereits vor dem ersten Spieltag fest standen... dass Bayern Meister wird und der HSV in der Relegation landet...

Freitag, 4. Mai 2018

SPOILER: It's that time of the year again

Wir haben wieder den Zeitpunkt erreicht, an dem sich hier über die berühmte "Michael Ballack Regel aufgeregt wird...

Aber der Reihe nach... ich finde es ja faszinierend, wie wir manche Dinge einfach nur schulter zuckend hinnehmen... dass Stormy Daniels ein Mal im Monat auf tagesschau.de behandelt wird, weil sie eine Affäre mit dem Präsidenten der USA hatte, zum Beispiel... Aber auch im Fußballuniversum...

Nehmen wir einfach mal den Überklassiker Real Madrid - Bayern München: Eigentlich war alles angerichtet für ein absolutes Fußballfest. 2 der erfolgreichsten Mannschaften des Jahrzehnts tragen in den Schlussminuten aus, wer ins Finale kommt, weil das Spiel auf Messers Schneide steht...

Und dann... wird einem bewusst, dass man in der 80. Minute schon mal die Recherchearbeit für seinen Blogeintrag leisten kann... weil die Hälfte der Spielzeit jemand am Boden liegt... oder Real sich wieder mal extrem viel Zeit beim Ausführen einer Standartsituation lässt... oder, falls es doch mal eng wird, ein taktisches Foul begeht...

So kommt man dann auf ein Mal auf 2 Gelbe Karten in der Schlussphase... Vernünftiger wären wahrscheinlich 3 oder 4 gewesen... was aber halt auch völlig egal ist. Es bringt dir als verzweifelt angreifende Mannschaft halt extrem wenig, wenn Raphael Varane in der 88. Minute eine Gelbe Karte fürs Zeitspiel bekommt. Wahrscheinlich bringt es ihm mehr als dir, schließlich muss die Gelbe Karte ja auch erst notiert werden, weil alles seine Ordnung haben muss... was dir wieder 10 bis 15 Sekunden bringt...
Und ja, ich warte auf den Moment, wo Varane Gelb sieht, demonstrativ 3 Schritte bei Seite geht und Sergio Ramos das nächste Zeitspiel initiiert. Einfach nur, weil genau das nötig wäre um über Änderungen nachzudenken... Also quasi wie Eintracht Frankfurt das vor 2 Jahren in der Relegation durchgezogen hat... und es hat niemanden gestört...
Aber es sollte endlich mal eine Mannschaft durchziehen wirklich jede Standartsituation erst nach einer Verwarnung ausführt... bis zu dem Punkt, an dem Cristiano Ronaldo den Abstoß ausführt, weil Keylor Navas nach dem Zusammenprall auf seinen Oberschenkel zeigt... Dann kriegt man die effektive Spielzeit endgültig auf 20% gesenkt.... Und danach denkt dann vielleicht mal jemand über Regeländerungen nach...

Was mir bei der Gelegenheit einfällt: Es behaupten ja viele, dass American Football zu viele Unterbrechungen hat... dass es für sie deswegen ein zu zäher Sport ist... das absurde: In der Schlussphase ist American Football dann auf ein Mal schneller als unser Fußball... Da geht es dann plötzlich richtig zur Sache. Was natürlich hauptsächlich daran liegt, dass es in der Sportart schwerer ist der angreifenden Mannschaft den Ball wegzunehmen...
Wenn im American Football 2 Minuten auf der Uhr sind und die Mannschaft, die Punkten muss, den Ball hat, gibt immer Spannung bis zum Ende. Wenn im Fußball 2 Minuten auf der Uhr sind und eine Mannschaft ein Tor erzielen muss, gibt es geschickte Foulspiele...

Aber ja, die ganze Problematik wird von uns nur noch wahrgenommen... der ZDF Reporter regt sich kurz darüber auf, was Real da macht... das Spiel bekommt trotzdem die Kicker-Note 1... und alle reden von einem Überklassiker... Anstatt hinterher mal zu sagen "80 Minuten lang war es ein hervorragendes Spiel, dann begann die Zeitspielphase, weshalb wir dem Spiel nur eine 1,5 geben können..."

Da sich aber niemand daran wirklich stört, wird auch die eigentlich wichtige Frage nicht gestellt: Wie lösen wir das Problem.
Einfachster Ansatz: Wir schaffen die Michael Ballack Regel wieder ab. Beziehungsweise wir modifizieren sie, dass eine Verwarnung nach X Spielen wieder verfällt. Also ich kann nicht im Finale dafür gesperrt werden, dass ich im ersten Gruppenspiel mal gemeckert habe... Aber der Fakt, dass ich mich im Viertelfinale durch Zeitspiel über die Runden gerettet habe, sollte nicht vergessen werden... Und ja, meistens beginnt dieser "Spaß" bereits im Viertelfinale und wird dann im Finale fortgesetzt...
Es wäre halt direkt um einiges schwieriger das gegnerische Spiel mit taktischen Fouls und Zeitspiel zu zerstören, wenn 4 Leuten eine Sperre im Finale droht. Denn dann könnte das Foul von Casemiro und die daraus resultierende Verwarnung plötzlich eine Konsequenz haben... So verlieren Verwarnungen in der Schlussphase jegliche Bedeutung... Aber wir empfinden es ja als "schön" (Wortlaut des Sport1 Kommentators vom Atletico - Arsenal Spiel), dass es diese Regelung gibt. Weil es für uns wichtiger ist im Finale die Besten zu sehen als auf dem Weg dahin spannendere Spiele zu erleben.

Die andere komplizierte Variante wäre... Nettospielzeit ab der 80. Minute. Man geht da einerseits dem Problem aus dem Weg, dass man die Spielzeit insgesamt runtersetzen müsste, was dringend der Fall wäre, wenn man die Nettospielzeit auf die gesamten "90 Minuten" ausweitet... Und man unterbindet dadurch jegliches Zeitspiel in der Schlussphase. Einziges Problem ist, dass die Fernsehstationen nicht mehr wissen, wann ein Spiel abgepfiffen wird... was noch nie ein Argument gegen Verlängerungen oder Elfmeterschießen war...

Und ja, ein Diego Simeone wird dann einfach nur das Zeitspiel um 10 Minuten nach vorne verlegen... aber dann... haben die Verwarnungen, die dann einfach konsequent gegeben werden müssen, plötzlich auch eine Bedeutung. Denn der Zeitspieler muss dann auf ein Mal 10 Minuten lang aufpassen, dass er nicht doch noch vom Platz fliegt. Damit erfüllt die Verwarnung einen Zweck.

Aber hey, am Ende ist das eh vergebene Liebesmüh meinerseits... alle anderen scheinen kein Problem damit zu haben, dass die Halbfinale als eigentlich geplante Festspiele verdammt häufig in grausamsten Zeitspielen enden. Eher im Gegenteil, sie finden es im großen Rahmen als richtig, dass man das durch Regeländerungen fördert... Was mich aber wahrscheinlich auch 2019 (oder nach dem WM Halbfinalen) davon abhalten wird mich doch wieder aufzuregen...

Mittwoch, 2. Mai 2018

Was nun, liebe Bayern?

Wollt ihr euch wirklich einreden, dass es ja dieses Mal wirklich knapp war? Und das ihr ja in beiden Spielen die bessere Mannschaft ward?

Auch wenn ihr genau genommen einer bitteren Wahrheit ins Gesicht sehen müsst: Dieses Mal könnt ihr (auch wenn es der ZDF-Typ versucht hat) nicht mal auf den Schiedsrichter fluchen. Real Madrid hat euch in einem fairen Wettbewerb besiegt... Damit ist das de facto sogar ein Rückschritt zur Vorsaison.

Fast noch schlimmer: Zum 5. Mal in Folge scheidet man an einer spanischen Mannschaft aus. Wahlweise Barcelona, Atletico oder halt mal wieder Real waren am Ende eine Nummer zu groß... die einzige Mannschaft aus Spanien, gegen die man sich in der Zeit durchgesetzt hat, war der FC Sevilla... die in Spanien unter ferner liefen laufen... Und in dieser Saison mehr Trainer entlassen hat als Borussia Dortmund...

Die Bayern müssen sich schon fragen, was sich seit 2012/13 geändert hat... das letzte Mal, als sich der Rekordmeister in einem Halbfinale gegen eine spanische Mannschaft durchsetzen konnte... und nebenbei auch der 2. Finalteilnehmer aus Deutschland kam...

Und ja, der Leistungsabfall der Bundesliga im Allgemeinen lässt sich am Besten dadurch beschreiben, dass die Spanier keine Angst, sondern nur noch Respekt, vor den Bayern haben... und den Rest nebenbei abfertigen... falls der Rest jemals so weit kommt und nicht vorher an Apoel Nikosia scheitert...

Dass den Bayern eine stärkere Bundesliga helfen würde, dürfte der Serienmeister selber so sehen. Die spannende Frage ist aber: Erkennt man endlich an, dass man selber Schuld an dieser Situation ist? Und passt damit dann seine Strategien entsprechend an?

Denn ja, die Bayern sind die Hauptschuldigen daran, dass die Liga so unausgeglichen und einseitig ist. Sie haben immer wieder aktiv dazu beigetragen. Und zwar mit 2 grundlegenden "Strategien", die man halt einfach mal überdenken muss.

Die erste besteht aus dem offensichtlichen "Die Bayern kaufen die Bundesliga kaputt" Meme. Das ist etwas, was die Bayern seit Jahrzehnten machen. Am besten zu verdeutlichen an diesem Transferjahr, als man sich Niklas Süle, Sandro Wagner und Sebastian Rudy von der TSG Hoffenheim holte. Alles ohne wirklich selber was in den Talentpool der Hoppenheimer zurückzugeben. (Also ja, man hat ihnen Serge Gnabry zugeschoben. Man hat aber bisher selber überhaupt nichts dafür investiert, dass Gnabry ein brauchbarer Bundesligaspieler wird. Das hat man andere machen lassen...) So wurde aus einer potenziellen Herausforderung ein Team, dass halt doch wieder nicht die Klasse hatte um die Bayern wirklich zu nerven...

Aber alle 3 Transfers spiegeln halt auch extrem das Grundproblem dieser bayrischen Grundphilosophie wieder. Und keiner so gut wie Sebastian Rudy. Ein Spieler, der trotz 5 Ausfällen immer noch nicht gut genug ist um auch nur eine Minute gegen Real Madrid zu spielen. Ein Spieler, der einem halt im Endeffekt nicht weiter hilft. Den man aber trotzdem der Konkurrenz, der er helfen könnte, wegnimmt... Das sind halt katastrophale Transfers für die Bundesliga als ganzes.
Und auch Sandro Wagner und Niklas Süle sollten ja eigentlich nicht gegen Real auflaufen. Nur der Spielverlauf und die Verletzungen führten dazu, dass beide zum Einsatz kamen... Trotzdem holt man sie und schwächt dadurch die Liga... dass diese dann nicht mit den Bayern mithalten kann, erscheint erschreckend logisch.

Man hat mal wieder die Bundesliga missbraucht um seinen eigenen Kader in der Breite zu Stärken. Und der einzige wirklich Effekt war eine schwächere Bundesliga. Die die Bayern dann wieder überhaupt nicht fordern konnte.
Man stelle sich an der Stelle vor, Süle und Rudy wären entweder in Hoffenheim geblieben oder hätten den Zwischenschritt zu Dortmund oder RB Leipzig gemacht.

Und ja, die Bayern müssen sich an solchen Stellen zurückhalten, wenn sie in der Bundesliga gefordert werden wollen. Spieler von diesem Niveau kann man auch im Ausland kaufen. Und der Matts Hummels Transfer hat ja auch bewiesen, dass man solche Leute immer noch holen kann, wenn sie wirkliche Verstärkungen für den Verein darstellen. Und dann muss man halt zugreifen.

Das wird natürlich teurer... aber die Bayern können sich das ja leisten. Und das dann gehobene Niveau in der Bundesliga würde ihnen ja wirklich gut tun...

Und das Problem ist ja, dass das keine Ausnahmetransfers sind. Dass man, weil alle anderen abgesagt haben, wirklich mal in der Bundesliga wildern muss... Goretzka, Süle, Wagner, Rudy, Ulreich, Kimmich (Ja, auch der fällt in die Kategorie... und wenn es der Plan gewesen wäre, den 1 Jahr als Nachfolger von Phillip Lahm aufzubauen, sähe das anders aus... das war aber nicht der Plan, sondern man hat darauf gehofft, dass er das Mittelfeld verstärkt), Rode, Kirchhoff (ja, beide spielten mal für die Bayern... einfach nur, weil die sich gerne in der Liga bedienen), Dante und Petersen sind alles Transfers, die in die Kategorie "Wir schwächen die Liga um uns in der Breite zu verstärken" Philosophie fallen... Und das sind nur die Transfers dieses Jahrzehnts... Damit könnte man fast eine Mannschaft zusammen stellen, die um die Europa League mitspielt. Oder man teilt die Spieler vernünftig unter den Verfolgern auf...
Die Bayern müssen halt aufhören sich bei solchen Spielern in der Bundesliga zu bedienen. Und sie entweder aus dem Ausland oder aus der eigenen Jugend holen...

Aber das ist ja das viel größere Problem: Die Ausbildnung der Bayern ist in den letzten Jahren richtig Scheiße geworden. Was Uli Hoeneß ja auch erkannt hat.

Fragt euch einfach mal, wie viele der aktuellen Jung-Nationalspieler bei den Bayern ausgebildet worden sind. Und ich rede hier wirklich von "ausgebildet". Nicht "Wurden durch Scouts mit 17 Jahren bei anderen Jugendabteilungen entdeckt" wie Toni Kroos, sonder spielt seit jüngsten Jahren im Verein wie Bastian Schweinsteiger.
Und ja, vor 10 Jahren brachte man Leute wie Lahm und Schweinsteiger selber raus. Und Alaba oder Müller. Nebenbei führte die Bayrische Jugendarbeit zu einer Infusion von Talenten für die Bundesliga. Leute wie halt Hummels und Sandro Wagner wurden nicht in München zu dem, was sie heute sind... sondern in Dortmund und Darmstadt. Die Bayern bildeten damals halt so gute Jugendspieler aus, dass sie dadurch indirekt die Liga stärkten... und sei es nur durch Lehrjahre in Hoffenheim und Stuttgart als Leihspieler. Danach gab es aber irgendwie einen Bruch in der Jugendarbeit...

Derzeit... hat man Marco Friedl, der in Bremen immerhin den Mitläufer mimt. Das erfolgreichste Bayern Talent der letzten 5 Jahre ist wahrscheinlich Alessandro Schöpf... und wartet noch auf seinen ersten Scorerpunkt der Saison...
Und das war's fast schon... Die letzte große Welle an Talenten mit Scholl, Gaudino, Höjbjerg und Green ist irgendwo in der Versenkung verschwunden.
Die Bayern sind derzeit nicht in der Lage ordentliche Bundesligatalente auszubilden. Selbst wenn sie sich, wie Sinan Kurt, erst sehr spät für die Bayern entscheiden und eigentlich wirklich gutes Potenzial haben sollten... bringt der Wechsel zu den Bayern solche Talente nicht nach vorne... um mal zu erwähnen, wie extrem die Ausbildung mittlerweile nachgelassen hat...
Und das ist ein Riesenproblem für die Liga. Weil die Talente sich damit nur in eine Richtung bewegen. Wenn die Bayern für jeden Süle als wirklich überragendes Talent einen ordentliches Talent an die Bundesliga zurückgeben würden... Im Zweifelsfall für 2 Jahre als Leihspieler...

Um das noch etwas deutlicher auszudrücken: Es gibt gefühlt seit Jahren das Meme, dass Real Madrid sich am liebsten von eigenen Jugendspielern abschießen lässt. Was den Bayern ja nie passieren würde... Und das wurde immer als Kritik an Real Madrid formuliert... wenn es eigentlich ein Riesenlob ist. Denn Real ist anscheinend in der Lage Spieler für die Primera Division auszubilden. Spieler, die zwar selber nicht gut genug sind um sich bei einer der prägenden Mannschaften dieser Epoche durchzusetzen... die aber gut genug sind diese Mannschaft hin und wieder zu fordern.
Dadurch bildet sich Real seine eigene Konkurrenz und fördert damit auch das allgemeine Niveau der Liga.

Genau genommen muss es der Anspruch der Bayern sein, einen Ersatz für Robert Lewandowski, den man im Champions League Halbfinale für 25 Minuten reinwerfen kann, selber auszubilden... Aber die Bayern verlassen sich da seit Jahren auf die Arbeit der Konkurrenz. Und halten die dann bewusst klein.

Und natürlich ist es verdammt schwer Spieler auf dem Niveau, welches die Bayern brauchen, im eigenen Haus auszubilden. Aber es muss doch wenigstens möglich sein jedes Jahr 2-3 Talente auf Bundesliganiveau herauszubringen, die man dann an die Konkurrenz verleihen kann. Und wenn sie dann "nur" ordentliche Bundesligaspieler werden, verkauft man sie halt...

Solange sich daran nichts ändert, wird die Leistungsstruktur der Bundesliga immer wieder dazu führen, dass die Bayern Ende April plötzlich nicht mehr in Fahrt kommen. Weil sie halt davor Monatelang nicht gefordert worden sind, was halt offensichtlich nicht leistungsfördernd ist. Und dadurch machen sie sich das Leben unnötig schwer...

Was wäre denn daran so schlimm gewesen, wenn die 3 Hoffenheimer bei der Konkurrenz gespielt hätten? Dann wäre man nur mit 6 Punkten Vorsprung Tabellenführer und hätte gegen Real Madrid rausgekriegt, ob Lars Lukas Mai schon so weit ist... oder ob er doch besser verliehen werden sollte. Mehr als ein Ausscheiden hätte ihnen auch nicht passieren können...
Oder wenn man sich anstelle von Süle einen routinierten Innenverteidiger aus dem Ausland geholt hätte... von mir aus nochmal Serdar Tasci. Oder man hätte seine Fühler nach Antonio Rüdiger ausgestreckt, um die Perfekte Alternative zu nennen... Für die Bundesliga hätte der als Boateng-Hummels Back-Up auch gereicht... während Süle in Hoffenheim oder Dortmund seine Internationalen Sporen verdient.
Stattdessen ist man sich jetzt sicher, dass man die 3 besten deutschen Innenverteidiger in seinen Reihen hat... was super gut ist, wenn man nie mehr als 2 herausragende Innenverteidiger gleichzeitig braucht...