Dienstag, 29. September 2020

Kicker-Leser erfahren es... irgendwann

 Und der Kicker... beweihräuchert sich daran.

Und ja, ich weiß, ich sollte mich nicht über Leserbriefe aufregen. Ich kann aber halt auch nicht anders. Vor allen Dingen, weil das, was der Kicker da de facto macht, schon dreist ist.

Also: Im aktuellen Kicker bedankt sich ein Leser über die "originellen und interessanten" Einfälle des ehemaligen Fachmagazins und nennt als "jüngstes Beispiel" die vom Kicker kreierte Expected-Goal-Tabelle. "eine äußerst gelungene Sportwissenschaftliche Variante."

Das moralisch Anständige wäre jetzt einen Antwortbrief an den Herrn Fischer zu verfassen, in dem man ihm erklärt, dass das ganz gar nicht von einem selbst ist, sondern man nur einen von Opta eingeführten Begriff erklärt hat. Oder man druckt das zumindest unter den Leserbrief.

Stattdessen, weil das halt vorbildliche Journalisten sind, drucken sie das einfach so ab und feiern sich damit indirekt selbst. Denn alle, die sich nur noch so grob an die Details erinnern, denken sich jetzt "Oh ja, stimmt, großartige Leistung des Kickers." Denn dass das ganz e eigentlich von jemand anderen ist, wird ja auch im Original nur ein Mal in einem Nebensatz erwähnt.

Hier ist eine bittere Wahrheit: Die Kicker hinkt bei modernen statistischen Entwicklungen seit Jahren hinterher. Die nehmen nur das an, was wirklich unbedingt sein muss, weil es von anderen groß gemacht worden ist. Und anstatt die entsprechenden Leute, die das wirklich erarbeitet haben, in den Vordergrund zu stellen, tut man selber so, als wäre man der Immanuel Kant der Aufklärung... wobei man ja genau das ist...

Kurz Aufklärung des Philosophen-Jokes: Kant wird in Deutschland gerne als "Vordenker der Aufklärung" genannt, obwohl dieser 20 Jahre nach Jean-Jacques Rousseau gewirkt und sich auf die wirklichen Vordenker bezogen hat... Genug sinnloses Wissen für heute...

Ich habe ja schon vor Jahren geäußert, dass ich mir vom Kicker einfach mehr erwarten würde. Dass sie die Jungs von der Spielverlagerung zu sich ins Boot holen und jede Woche auf 2 Seiten intensiv über Taktik schreiben lassen... anstatt über sie herzuziehen. Stattdessen arbeitet eines der Gründungsmitglieder Rene Maric bei Borussia Mönchengladbach... weil halt zumindest bei einigen Vereinen Kompetenz und Detailverliebtheit geschätzt wird... anders als beim Kicker.

Und ja, wenn man denen regelmäßig folgt, kennt man Begriffe wie Expected Goals seit Jahren. Man kann sich dort völlig absurde Artikel mit noch viel mehr Statistiken ansehen, wenn man unbedingt mal eine Zusammenfassung einer Hinrunde braucht

Das ist halt das heimliche Grundproblem unserer Medien: Wenn ich mich wirklich für Fußball interessiere... also über Neuigkeiten auf dem Transfermarkt und ein paar Interviews hinweg... dann hilft mir der Kicker nicht weiter. Dann muss man sich an anderen Stellen umgucken. Und wenn dann selbst die mal über eine Erneuerung berichten, schaffen sie es nicht mal, die Leute ordentlich vorzustellen. Dabei könnte man auch erwähnen, dass da noch viel mehr geht als "Expected Goals" und man wirklich nur das nötigste nicht ignoriert. Aber dann müsste man ja zugeben, dass dieses Grundproblem wirklich existiert... stattdessen hofft man einfach weiter, dass es kaum jemanden auffällt.

Nebenbei, wo ich schon am Fluchen bin, ist deren Homepage eine einzige Katastrophe. Die auch noch ständig schlimmer wird. Mittlerweile gibt es nicht mal mehr eine Suchfunktion auf der Seite. Wenn ich, was ich halt letztens brauchte, auf das Spielerprofil von Thomas Müller will, muss ich... Luft anhalten... Auf Bundesliga klicken. Auf Vereine klicken. Auf Kader klicken. Und DANN kann ich auf Thomas Müller klicken. Beim 4. Versuch. Oder ich google direkt "Thomas Müller kicker.de". Aber wenn ich über google schneller zum Ziel komme als auf der eigenen Seite, läuft da im Design grundlegend etwas verkehrt.

Und das ist ja nur ein Beispiel. Sobald man auf deren Seite irgendein Detail sucht, was als Blogger halt immer lustig ist, ist man komplett aufgeschmissen. Dazu gehen so selbstverständliche Details nicht wie: Eine Post-Corona-Tabelle erstellen. Oder eine Tabelle der letzten 3 Jahre um Werders oder Schalkes Niedergang zu belegen. Ich habe nur die Wahr zwischen der ewigen und der aktuellen Tabelle. Kein "Vom 5. bis 9. Spieltag"... oder "Die Tabelle der 2. Halbzeit." Die Torjägertabelle der letzten Dekade, um zu gucken, wer hinter Robert Lewandowski steht. Alles Dinge, die ein Webdesinger beim größten Fußballmagazin des Landes mal einfach implementieren könnte. 

Und wenn ich mir die Durschschnittsnote aus gewissen Spielen angucken will. Oder wie Lukas Podolski so in EM Halbfinalen abgeschnitten hat... dann ist das immer eine ekelige Arbeit mit 500 Klicks und dem Taschenrechner von Windows. Warum kann ich mir nicht einfach alle Turnierspiele eines Spielers anzeigen lassen, dann x Spiele auswählen und mir Durchschnittsnoten, Tore und Vorlagen anzeigen lassen? Aber ich kann mir ja noch nicht mal alle Champions League Spiele von Thomas Müller auf einer Seite anzeigen lassen. Was auf Transfermarkt.de überhaupt kein Problem ist. Nur um mal zu erwähnen, dass das technisch gar kein Problem wäre...

Und ja, das ist bei anderen Anbietern wie Sport1.de auch nicht anders. Vielleicht ist da ja Sportbild besser, aber dafür müsste man ja zu Springer... Dann doch lieber selber nachrechnen. Aber gerade was beim Marktführer Online so abgeht, ist einfach... genau so erbärmlich wie ihr Umgang mit modernen Statistiken, von daher ergibt das schon Sinn...

Vielleicht... sollte ich einfach aufhören, den zu kaufen und mich doch vollkommen auf die freien Onlineportale und Youtuber verlassen und mal schauen, was man da wirklich vermisst.

Montag, 28. September 2020

Worst of des "Dann ist ja alles geklärt" Wochenendes

Sein wir ehrlich: Alle offenen Fragen wurden bereits am 2. Spieltag weitgehend beantwortet. Also zumindest für die Tabellenspitze.

Das vom Kicker im Raum geworfene "werden die Bayern ohne eine Niederlage durch die Saison gehen?" wurde jetzt schon zu den Akten gelegt. Angesichts des personell gesehen dünnen Kaders war das genau genommen eh ausgeschlossen. Aber irgendwelche Fragen musste der Kicker sich ja zu Saisonbeginn stellen. 

Und dann wurde in der Sportschau über eine mögliche Meisterschaft der Dortmunder Buben diskutiert. Vor dem Spiel gegen Augsburg. Auch hier war die Antwort ein deutliches "Nein!" Denn schon früh in der Saison zeigte sich, dass sich der Dortmunder Zauberfußball immer noch über physische Härte und konsequentes verdichten des Zentrums kontern lässt. Sobald man auf Widerstand trifft, übernimmt man halt doch wieder die zaudernde DNA des Trainers.

Das einzig überraschende ist, dass beide bereits "versagten", bevor der englische Wochen Marathon so richtig los geht. Das ist gerade bei den Dortmundern die eigentliche Enttäuschung. Also wenn sie nach 6 englischen Wochen mal einen derart uninspirierten Auftritt hinlegen, kann man das nachvollziehen und verzeihen. Dass es bereits vor der ersten englischen Woche passiert... Wie soll das dann erst werden, wenn die Muskelbeschwerden bei Sancho und Haaland einsetzen?

Das mag wie eine extreme Überreaktion klingen... wenn wir nicht über exakt dieselben Probleme reden würden, wie in der Vorsaison.

Bleibt also die Frage, ob die Bayern im November wirklich ein körperliches Tief durchmachen, welches dann zu mehreren Punktverlusten führt und auch den eigentlich zu schwachen Konkurrenten aus Hoffenheim, Augsburg und Leipzig eine Chance gibt, die Meisterschaft offen zu halten.

Bleibt also... ein hoffentlich unterhaltsamer Abstiegskampf mit Schalke 04 in der designierten Hauptrolle. Nur um mal festzuhalten, wie weit weg die Schalker von einer wettbewerbsfähigen Mannschaft sind: Man ist sich derzeit nicht mal sicher, ob Ozan Kabak bei seiner Spuckattacke Ludwig Augustinsson getroffen hat. Nicht mal das können die. Und Vedad Ibisevic... machte sich direkt zum Gomez der Woche. Zitat: "Den kannst du normaler Weise nachts um 3 wecken und dann köpft der so freistehend ein Tor"... nur eben nicht, wenn er ein Schalke Trikot trägt. Also ja, da wurde die Transformation vom Bundesligastürmer zum Schalke-Angreifer in Höchstgeschwindigkeit vollzogen... immerhin haben sie den schon mal gut integriert. Dass dann noch der andere Schalke-Angreifer Mark Uth auf der Torlinie stehend Abseits reklamiert... ist einfach nur überragend.

Und das ist alles noch nicht mal das Schlimmste. Da kann man noch sagen: Kann passieren. Dann wird einem bewusst, dass die "Konkurrenz" die einem 11 Tore in 2 Spielen eingeschenkt hat, gegen "echte Bundesligisten" bei 2 Niederlagen und 2:8 Toren stehen. Da hatte man also echt noch Glück, dass man auf sonst so schwache Gegner getroffen ist, sonst wäre man bei 1:34 Toren...

Oh und ja, nur weil Werder Bremen um Niclas Füllkrug jetzt gegen Schalke so stark ausgesehen hat, bedeutet dies nicht, dass sie irgendwelche Probleme gelöst haben. Ein Blick auf den Spielplan dürfte ihnen verraten, dass sie dieses Jahr nicht mehr gegen Schalke spielen...

Und der einzige echte Konkurrent für die Schalker ist... Mainz 05. Gerüchtweise hat sich Rouven Schröder mit der Entlassung von Achim Beierlorzer nur so viel Zeit gelassen, weil er gehofft hat, dass Schalke ihm eine Ablöse für den Trainer bietet, da die ja auch gerade suchen... aber bis zur Länderspielpause wollte er trotzdem nicht warten. Jetzt ist sein Vorgänger Sandro Schwarz auch als Nachfolger im Gespräch, weil... sie den eh noch bezahlen. Da kann der für sein Geld ja auch noch nen bisschen was machen... Oder sie haben wenigstens dahin gehend Glück und Schwarz geht zu Schalke.

Die eigentlich spannende Frage ist ja: Wann ist aus dem Trainerposten in Mainz so ein Schleudersitz geworden? Also klar, die haben sich den Titel für die schnellste Trainerentlassung einer Saison auf ewig gesichert, als sie Jörn Andresen vorm ersten Spieltag rauswarfen. Damals hatte man allerdings noch keine Angst davor, konsequente Entscheidungen durchzuziehen. Und damals war halt auch noch Christian Heidel der Manager. 

Nur um das mal festzuhalten: Unter Heidel war man noch der Verein, bei dem sich Trainertalente wie Klopp oder Tuchel über 5 Jahre entwickeln konnten, bis sie dann irgendwann von sich aus sagten: Jetzt muss der nächste Schritt kommen. Seit Tuchel hielt man es über 2 Jahre mit Martin Schmidt und eben Schwarz aus. Und wechselte an sonsten die Trainer fast im selben Rhythmus wie der Hamburger SV. Früher waren die Mainzer von ihren Trainern mal so überzeugt, dass man mit ihnen auch abgestiegen ist, mittlerweile tauscht man den Trainer aus, sobald man auf einen Abstiegsplatz rutscht. 

Da merkt man mal, wie wichtig 2 Personen (in dem Fall Heidel und der ehemalige Präsident Harald Strutz) für die dann immer so hoch gelobte "Vereinsphilosophie" ist: Seit die beiden weg sind, ist Mainz auch nur noch ein ganz normaler Bundesligist, der versucht mit allen mitteln (viele Legionäre, viele Trainer) die Klasse zu halten.

Faszinierender Weise haben das ja auch die Fans vor der Saison angesprochen. Also dass ihnen diese Entwicklung innerhalb der Mannschaft trotz des Klassenerhaltes nicht wirklich gefällt, haben sie dem Vorstand schriftlich mitgeteilt

Das mag eine ganz normale Entwicklungsprozess vom "Karnevalsverein" zum "seriösen Bundesligisten" sein. Es mag auch daran liegen, dass man die "gute alte Zeit" gerne verklärt. Aber irgendwie traurig ist es halt trotzdem.

Freitag, 25. September 2020

Manchmal wird man einfach von der Realität überholt

 Und das an allen Fronten.

Da spielen die Bayern mit ihrer Stammelf nicht nur einen relativ sinnlosen Supercup in einem Risiko Gebiet... das Ding geht auch noch in die Verlängerung und ein 32 Jahre alter Robert Lewandowski muss 120 Minuten lang auf dem Rasen stehen. Ich ging ja davon aus, dass wie beim Deutschen Supercup (oder dem kurzzeitigen Projekt "Ligapokal") nach 90 Minuten direkt zum Elfmeterschießen gesprungen wird. Aber natürlich geht so was bei einem total wichtigen Pokal nicht...

Und dann... suspendiert Mainz 05 Adam Szalai und sagt ihm, er soll sich einen neuen Verein suchen. Worauf Szalai aber so gar keinen Bock hat, er will lieber den Konkurrenzkampf trotz der schwierigen Situation annehmen. Und da er ein wichtiges Tor im Pokal erzielt hat, ist das es ja auch nicht ausgeschlossen, dass Mainz von ihm profitiert.

Nur um mal so nen paar Zitate von den Beierlorzer und Schröder in den Raum zu werfen: Dass Szalai suspendiert worden ist, hat "ausschließlich sportliche Gründe." Sprich: Praktisch hat sich Szalai in dieser Vorbereitung nichts zu Schulden kommen lassen. Man hat nur Angst, dass "die erwartenden Konflikte in dieser Situation" eskalieren, reichte um ihn rauszuwerfen. Auf der Pressekonferenz war noch von sportlichen Gründen in der Gesamtbewertung die Rede.

Jetzt stellt euch mal vor, Szalai hätte ein spontanes Angebot von... nicht übertreiben... sagen wir Bayer Leverkusen. Dann würde er auch "sportliche Gründe der Gesamtbewertung" anbringen um einen Wechsel zu erzwingen. Und versuchen sich vom Training freistellen zu lassen. Oder einfach nicht kommen. Das sind dann immer diese "Spielerstreiks", die für den Werteverfall im Fußball stehen. Und dann folgt immer der kollektive Aufschrei, was für ein Arschloch der Spieler doch ist.

Es gibt ja wirklich ein praktisches Gegenbeispiel, bei dem man die Unterschiede in der Bewertung sehen kann. Beim Duelle Hannover - Karlsruhe stellte sich Philpp Hoffman spontan fest, "dass er sich nicht imstande sieht, heute aufzulaufen"... Weil er halt als Stürmer bei Union Berlin im Gespräch war. Und da kann man sich halt nicht aufs Tore schießen konzentrieren. Vollkommen nachvollziehbar...

Ist es natürlich nicht, aber in der allgemeinen Berichtserstattung war nicht Oliver Kreuzer, der Hoffmann seinen Traum von der Bundesliga verwehrt, das Arschloch, sondern natürlich der Spieler. Das ist ja auch vollkommen fair. Aber fair wäre es halt, wenn Schröder und Beierlorzer jetzt dieselbe Reaktion abbekommen.

Von Journalisten, Fans, Verantwortlichen, außen stehenden Beratern und Spielern wäre jetzt eine eindeutige: Einen Spieler einfach nur zu suspendieren, weil man ihn unbedingt loswerden will, geht gar nicht. Wie man das halt bei einem Spieler in derselben Situation auch machen würde. Aber da wird wie immer nichts kommen.

Donnerstag, 24. September 2020

Lasst uns mal eines festhalten

 Karl-Heinz Rummenigge hat für sein restliches Leben kein Anrecht mehr darauf, sich über sinnlose Länderspielreisen und -termine aufzuregen. Dieses Recht hat er in den letzten Tagen verwirkt. Aber das wird ihm egal sein.


Ernsthaft, gibt es etwas sinnloseres, als den Supercup in einem Risiko Gebiet auszutragen? Während München selber (also die Stadt) im Corona-Krisenmodus ist? Und klar, Rummenigge hat immerhin den Anstand zuzugeben, dass er "Bauchschmerzen" hat.

Aber stellt euch mal vor, es würde dieses Wochenende ein Nationsleague Länderspiel in Ungarn stattfinden. Rummenigge würde auf die Barrikaden gehen und eine Absage fordern. Oder zumindest eine Verlegung des Spielortes. Und es für Wahnsinn erklären, da Fans hinfliegen zu lassen.

Aber wenn 1000 Bayern Fans unbedingt nach Ungarn fliegen müssen, spendiert er ihnen die Corona-Tests. Obwohl das Spiel absolut überflüssig ist. Das wäre nun echt der eine Wettbewerb gewesen, wo man als Vereinsfußball hätte sagen können: Ok, da verzichten wir dieses Jahr drauf. Und das hätte Rummenigge, der ja keine Gelegenheit auslässt, über Länderspiele zu fluchen, auch mal so sagen können.

Aber gab es wenigstens mal eine Drohung der Bayern, dass sie diesen Wettbewerb boykottieren werden? Oder wenigstens die Ankündigung mit einer B-Elf da hinzufliegen und seine Champions League Helden zu Hause zu lassen? Mit dem Verweis auf den brutal vollen Rahmenterminkalender? Stattdessen fliegt ein Jan-Fiete Arp nicht mal mit... Und Robert Lewandowski wird in der Startformation stehen.

Die Bayern machen gerade genau das, was sie den Nationalmannschaften vorgeworfen haben. Ohne jegliche Rücksicht auf die Belastung ihrer Spieler werden die völlig sinnlos durch Europa geflogen. Und wie immer habe ich da gar kein Problem mit. Sollen sie doch. Es profitieren ja alle zumindest finanziell von. Und Leistungssport war schon immer Raubbau am Körper der Athleten.

Wie immer erhoffe ich mir nur eine Sache: Dass die Journalisten, das nächste Mal, wenn Rummenigge sich in ein Mikrofon erbricht, ihn darauf hinweisen, dass er selber mit seinem Verein all den Scheiß, den er den Nationalverbänden vorwirft, auch anstellt. Das selbst die irrelevanten internationalen Wettbewerbe trotz Corona ausgetragen worden sind. Und dann kann man sich halt nicht mehr beschweren, wenn die Nationalmannschaften auch spielen wollen. Aber wie immer wird das nicht passieren.

Mittwoch, 23. September 2020

Die Sache mit Alaba und der Loyalität

 Oder Dankbarkeit. Beides kommt auf das Selbe hinaus.

Zunächst mal muss natürlich eines festgehalten werden: Wir haben alle keine Ahnung, ob die Forderungen von David Alabas Berater wirklich übertrieben sind, oder nicht. Er selber behauptet nur den Marktüblichen Preis zu fordern.

Warum Berater, die ja Angestellte der Spieler sind, überhaupt von den Vereinen bezahlt werden, ist ja die eigentliche philosophische Frage. Aber das Kind ist halt in den Brunnen gefallen, da kann man jetzt als einzelner Verein nicht sagen "David, kläre selber, was dein Berater bekommt, das geht uns nichts an."

Das wirklich faszinierende ist ja, wie Alaba von seinem Berater UND seinem VATER getrennt wird. Die beiden sind die "geldgierigen Piranhas", er ist der gute Junge, der halt leider auf die falschen Berater hört. Dass er zum Vater und Berater jeweils wahrscheinlich ein tiefes Vertrauensverhältnis hat, wird dabei komplett ignoriert. Man kann die nicht voneinander trennen.

Am Ende will Alaba ja nur... seiner Rolle bei den Bayern entsprechend bezahlt werden. Und da ist er nun mal auf Augenhöhe mit Manuel Neuer und Robert Lewandowski. Dieser Anspruch ist für jemanden, der seit Ewigkeiten im Verein ist und seit Jahren eine Schlüsselrolle einnimmt, durchaus berechtigt.

Und Geld ist ja trotz Krise anscheinend vorhanden. Zumindest konnte man die Ablöse für Leroy Sané auch stemmen. Für den sind 45 Millionen da, für Alaba aber keine 5 pro Jahr mehr? Und die Bayern wollen ja noch weiter investieren und ein paar Spieler für die Breite holen.

Die erzählen uns also, dass sich die Realitäten im Fußball geändert haben und alle kleine Brötchen backen müssen, während sie mit einem Transferminus von 50 Millionen + X rechnen. Nice try.


Worum es jetzt aber eigentlich gehen soll, ist ja die Reaktion der Öffentlichkeit. Denn da wird dann immer ganz schnell "Der muss den Bayern doch dankbar sein" und halt "Loyalität" geschrien. Und da frage ich mich nur: Warum? Und vor allem: Sollte das nicht in beide Richtungen gehen?

Genau das ist das Problem: Loyalität ist immer eine Einbahnstraße: Wir erwarten das von den Spielern, aber in den seltensten Fällen von den Vereinen. Nehmen wir mal als naheliegendstes Beispiel eben jene Bayern und deren gelebte Umsetzung dieser Ideen. Dabei muss man natürlich gleich erwähnen, dass sich die Bayern extrem um ihre ehemaligen Stars nach der Karriere gekümmert haben. Aber bei den Aktiven Fußballern, zu denen Alaba ja gehört, sieht das halt ganz anders aus. Also es gibt halt Gründe, warum Franck Ribery und Arjen Robben gerade in den Trikots schwächerer Mannschaften auflaufen. Obwohl sie doch so viel für den Verein geleistet haben und gerne länger geblieben wären. Ribery wollte damals unbedingt länger als ein Jahr verlängern, den Bayern Bossen war das zu riskant. Einer der beiden Parteien war extrem loyal...

Und das sind ja keine Ausnahmefälle. Selbst die Vereinsikone aus der eigenen Jugend Bastian Schweinsteiger wurde freundlichst nach Manchester abgeschoben. Und ging dann in die USA. Miroslav Klose ging nach Italien. Franz Beckenbauer ging erst in die USA und dann zum Hamburger SV. Genau genommen war Philipp Lahm der einzige Feldspieler, der seine Karriere im Bayern Trikot beenden durfte.

Gerade Schweinsteiger und Beckenbauer waren doch Spieler, die eigentlich nur in ein Vereinstrikot gehörten. Trotzdem gibt es diese Bilder. Denn bei den Bayern ist halt kein Platz für solche Sentimentalitäten. Dennoch fordern alle Außenstehenden von Alaba, dass er genau diese zeigt. Warum sollte er dies tun, wenn der Verein es ja definitiv auch nicht macht?

Ein anderes aktuelles Beispiel ist Union Berlin. Ein Verein, der ja bewusst anders sein will. Aber wenn man genau hinguckt, zeigt RB Leipzig mehr Treue als die Unioner. Also Leipzig hat ihrem Kaiser noch einen Champions League Einsatz ermöglicht, bevor sie ihn weiter ziehen ließen. Obwohl eigentlich allen schon vor der 2017/18er Saison allen klar war, dass die Entwicklung des Vereins Kaiser lange abgehängt hat.

Jetzt überlegt euch mal, wie viele Vereinsikonen Union Berlin seit dem Aufstieg still und heimlich (oder laut Polternd) abgeschoben hat. Da spielt ein ehemaliger Kapitän Felix Kroos plötzlich in Braunschweig. Am deutlichsten dürfte das nebenbei bei der Torwart-Rotation von Gikiewicz zu Luthe werden. Also ich kann mir halt nicht vorstellen, dass Rafal Gikiewicz in Augsburg signifikant mehr verdienen wird als die Berliner zahlen könnten. Aber Union hat ihrem Aufstiegshelden die Bundesliga dauerhaft einfach nicht zugetraut. Also haben sie sich einen anderen, eventuell ein wenig besseren Torwart geholt. Wie immer eiskalt und konsequent.

Genau so wurde dem bereits angedeuteten Sebastian Polter, seinerseits Aufstiegsheld, der laut eigener Aussage für Berlin auf viel Geld verzichtet hat, schon vorm ersten Bundesligaspieltag mit Anthony Ujah ein gestandener Bundesligastürmer vor die Nase gesetzt. Das Ergebnis: Der Stammspieler wurde zum Ergänzungsspieler. Das mag, das Polter in die Kategorie "Marius Ebbers Angreifer" fällt, durchaus vernünftig sein. Aber Dankbarkeit sieht doch irgendwie anders aus. Und das Polter dann auch noch suspendiert wurde, weil man sich nicht auf den Gehaltsverzicht einigen konnte... Also laut Aussage seines Anwalt ging es nie darum, ob sich Polter am Gehaltsverzicht beteiligt, sondern wie das vor allem auch rechtlich funktioniert.

Trotzdem galt Polter immer als "der Bösewicht"... weil halt auch niemand so genau hin geschaut hat, dass er die Aussagen des Anwalts überhaupt gehört hat. Und das auch Union sich ihm gegenüber alles andere als Loyal verhalten hat, sondern ihn bei erster Gelegenheit raus geschmissen hat, kommt nirgends zur Sprache.

Nehmen wir am Ende noch ein theoretisches Beispiel: Wie oft will ein Verein, nennen wir ihm mal Schalke 04, einen Spieler, der nicht annähernd so eingeschlagen, wie man sich das erhofft hat, loswerden. Nennen wir diesen Spieler mal Bentaleb. Dann scheitert dieses Abschieben des Spielers meistens an den Gehaltseinbußen, die der Spieler halt in Kauf nehmen müsste. Da wird dann aber nicht dem Verein vorgeworfen, dass sie ihren Vertrag nicht einhalten wollen, sondern der Spieler gilt als "geldgieriger Piranha", der lieber seinen hoch dotierten Vertrag auf der Tribüne absitzt, als sich eine neue und "günstigere" Herausforderung zu suchen. Die Doofen sind in solchen Situationen immer die Spieler. 

Wir erwarten halt immer, dass die Spieler zu ihren Beitrag leisten und zu ihren Vereinen halten. Aber das die Vereine dies eigentlich auch machen müssten, ist uns meistens egal. Wichtig ist nur, dass der Spieler unserem Verein treu bleibt, der Verein selber hat da keinerlei Verpflichtungen. Das ist, als würde man selber in einer offenen Beziehung leben, dem Partner aber verbieten ebenfalls "fremd zu gehen". Aber genau so ist die Moral von Fußballfans.

Dienstag, 22. September 2020

Ein paar einfache Fragen zu Thomas Müller

Natürlich passte das gar nicht in mein Narrativ: Da gewinnen die Bayern mit Thomas Müller als Stammspieler die Champions League. Und gegen Barcelona spielt der sogar gut. Worauf hin natürlich sofort die Forderung nach einer Rückkehr in die Nationalmannschaft. Alles in dem "Wie kann Jogi Löw auf diesen Weltklasse Spieler verzichten?" Und da bin ich ja voll dafür. Denn ich will ja nicht, dass Deutschland Europameister wird und genau dabei kann Müller halt nach wie vor helfen...

Warte, was? Ja, genau! Also als Antwort auf die erste Frage.

Frage Nummer 2: Hat sich durch das Spiel gegen Barcelona irgendwas geändert?

Genau genommen... hat Thomas Müller nachgewiesen, dass er das, was er immer macht, immer noch kann: Überforderte Gegner gnadenlos abschießen. Wenn die Bayern, wie am Wochenende gegen Schalke auf einen Notenschnitt von 2,04 kommen, kommt Müller auch auf 2 Scorerpunkte.

Die einzige Überraschung war, dass halt auch Barca zu diesen überforderten Gegner gehört. Wobei da wieder dieses "Man ignoriert Dinge einfach, wenn einem der Verein sympathisch ist" gehört... Obwohl man bei Barca da eindeutig "sympathisch war" sagen muss. Aber Barca hatte in letzten Jahren in schöner Regelmäigkeit die Angewohnheit komplett auseinanderzubrechen. Nur hören die Bayern, im Gegensatz zu Juventus oder Rom nicht nach den 3:0 auf und dann eskaliert das halt richtig. So richtig, dass selbst Lionel Messi hinterher einfach nur noch weg wollte...

Womit ich noch mal herausstellen will, dass gerade Thomas Müller für diese derzeit überragende Mentalität steht, die halt schon am ersten Spieltag einen Unterschied zu RB Leipzig ausmacht. Das ist prinzipiell nichts schlechtes.

Das Große Aber lautet aber, und das ist dann Frage 3: Wie gut war Thomas Müller in den engen Spielen, die mit nur einem Tor Vorsprung gewonnen wurden? Oder gar nicht siegreich gestalter wurden. Man mag es ja kaum glauben, aber solche Spiele gab es. In der letzten Saison kam Müller auf 11 benotete Spieler, in denen die Bayern nicht dominierten. Und einen Notenschnitt von 3,5... Oh und auf 2 Torvorlagen gegen Hofffenheim und Leverkusen. Überragend!

Anders ausgedrückt: Wenn es eng wurde, mussten andere die Kohlen aus dem Feuer holen. Und wenn ihr jetzt sagt: das war ja noch unter Niko Kovac, das ist ja unfair, dass der unter dem überhaupt mal Leistung gebracht hat... dem empfehle ich einen Blick auf das Halbfinale und das Finale der Champions League. Dort bekam Müller jeweils wieder eine 3,5. Überragend waren da mal wieder andere. Champions League Sieger wurde man ganz am Ende wegen Manuel Neuer, Serge Gnabry, Kingsley Coman, Robert Lewandowski und Joashua Kimmich. Das waren in den letzten beiden Spielen die Unterschiedsspieler. Die waren nur so gut, dass Thomas Müller da mitlaufen konnte. Das Problem ist halt: Die Europameisterschaft wird durch genau diese engen Spiele, in denen Müller nie wirklich gut ist, entschieden.

Lasst mich das in Frage Nummer 4 mal so ausdrücken: Weint irgendein Bayern Fan Coutinho eine Träne nach? Natürlich nicht. Nur weil der gegen ein überfordertes Barca am Ende 2 Tore gemacht hat, ändert man ja nicht seine Ansichten über einen Spieler. Außer dieser Spieler heißt Thomas Müller.

Frage Nummer 5: Wann hat Thomas Müller das letzte Mal bei einem halbwegs großen Turnier für Deutschland getroffen? Ich zähle sogar die Nations League mit. Jetzt gut festhalten: Wir reden vom 1:0 am 8.7. 2014! Dem 7:1 gegen Brasilien halt. In den folgenden 13 Spielen bei EM, WM und Nationsleague kommt er auf einen einzigen Assist. Und sonst nix. Und dabei zähle ich den 2 Minuten Einsatz gegen Frankreich, den Löw ihn am Ende gönnte um auf die 100 Länderspiele zu kommen nicht mal mit.

Das ist dieser damals angesprochene "Scheißdreck" den Mesut Özil angeblich gespielt haben soll.

Frage Nummer 5 lautet also: Warum sollten wir jemanden in die Nationalmannschaft zurück holen, dessen letztes wichtiges Tor in diesem Umfeld über 5 Jahre her ist und der seit dem bei allen Turnieren praktisch enttäuscht hat? Und ja, wenn Müller jetzt wirklich eine neue Entwicklung gezeigt hätte und im Finale entscheidend eingegriffen hätte... dann müsste man über eine neue Bewertung von Müllers Möglichkeiten reden. Aber er macht praktisch dasselbe, wie in den letzten 4 Jahren auch.

Das bringt mich zu der wichtigsten Frage: Wen soll Jogi Löw den für Müller aus der Mannschaft nehmen? Also wir haben eine offensive Dreierreihe aus Serge Gnabry, Kai Havertz und Leroy Sané. Wir dürften uns alle einig sein, dass alle 3 im Sommer 21 besser sein werden als Müller. Dahinter wartet dann schon Julian Brandt, der sich als Joker im Nationaldress schon bewiesen hat. Oh und irgendwie muss Löw Platz für Joashua Kimmich, Toni Kroos und Ilkay Gündogan schaffen. Alles 3 sind Stamm- und Schlüsselspieler bei europäischen Spitzenvereinen. Und Stürmer, wo man halt wirklich nur Timo Werner hat, kann Müller halt nicht wirklich spielen. Also er hat wie Werner das Problem, dass er eigentlich als 2. Stürmer neben einem klassischen Mittelstürmer am besten funktioniert. Diesen Mittelstürmer gibt es aber in Deutschland nicht. Aber nüchtern betrachtet ist halt einfach kein Platz in der Stammelf für einen Neuer.

Das bringt uns zu Frage Nummer 6: Aber kann man den nicht als Präsenz in der Kabine und in einer kleineren Jokerrolle mitnehmen? Da muss man mal kurz über die eine praktische Änderung, die Hansi Flick wirklich vorgenommen hat, reden: Er hat Müller zum unumstrittenen Stammspieler gemacht. Danach lief der Bayern Motor, der vorher ins Stottern geraten ist, wieder. Das klingt jetzt erst mal gut... bis einem bewusst wird, dass Carlo Ancelotti und irgendwie auch Pep Guardiola über dieselbe Falle gestolpert sind. Also beide erkannten irgendwann, dass die ganz großen Erfolge mit Müller wahrscheinlich nicht machbar sind, setzten ihn mehr und mehr auf die Bank und waren dann zeitnah weg. Auch wenn Guardiola freiwillig ging. Und die kurzfristige Problemlösung der Nachfolger war: Wir setzen wieder bedingungslos auf Müller. Das hat ja Niko Kovac in der ersten Saison auch genau so gemacht. Dadurch hält man die "Warum spielt der nicht" Presse ruhig und sichert sich die Stimmung in der Kabine. Bis man dann gegen die ernst zunehmende Konkurrenz an die Grenzen stößt, Müller im 2. Jahr aus der Stammelf nimmt und dann die Kabine verliert. Ist natürlich eine grobe Vereinfachung, aber es funktionierte schon erschreckend konstant. Und nur um das mal festzuhalten: Die Ära Kovac endete mit einer kompletten Arbeitsverweigerung von Thomas Müller (und fairer Weiser, dem Rest der Mannschaft) gegen Eintracht Frankfurt.

Anders ausgedrückt: Müller als bedingungsloser Stammspieler mit vollstem Vertrauen funktioniert wunderbar. Aber als Ergänzungsspieler hat er in seiner gesamten Karriere noch nie funktioniert. Denn seine Karriere begann ja praktisch mit Louis van Gaals "Müller spielt immer!"

Es gibt also keinerlei Anzeichen, dass ein Müller von der Bank aus positive Impulse für einen Titel setzen wird. 

Die Prognose für eine Rückkehr von Thomas Müller zur Europameisterschaft sieht also praktisch so aus: Entweder er steht ständig in der Startelf und enttäuscht, wie bisher bei jeder EM. Oder er sitzt auf der Bank und sorgt von dort aus für Unruhe. Beides sind Optionen, mit denen ich sehr gut leben kann.
Und ja, ich finde es nach wie vor faszinierend, dass Löw für die eine nachvollziehbare und konsequente Entscheidung, die er je getroffen hat, so oft kritisiert wird. Aber ich finde es lustig.

Montag, 21. September 2020

Comeback des Worst offs!!!!

Habt ihr auch darauf gewartet? Hoffentlich!
Habe ich irgendwas verpasst? Oh, ja, das eine gute Spiel von Thomas Müller... ähm... passt mir nicht ins Narrativ, wird also ignoriert ;-).

An sonsten... fühlte sich dieses Wochenende echt wieder wie Bundesliga an. Was nur bedingt etwas Gutes ist. Die wichtigste Frage wurde dabei am Sonnabend Abend etwas überraschend beantwortet: Borussia Mönchengladbach ist der Schalke 04-Jäger Nummer 1!

Oder ging irgendjemand wirklich davon aus, dass Schalke die Saison nicht auf Platz 18 beginnen würde? Eben. Genau genommen ging es den Rest des Spieltages nur darum, wer sich "davor" einordnet. Und das es ausgerechnet der eine gut geführte Verein, der auch stets zumindest dicht an seinem Limit spielt, wurde, ist dann doch eine Überraschung. Sollte aber auch nur verdeutlichen, wie irrelevant die Tabelle am ersten Spieltag ist.

Also abgesehen davon, dass die DFL den Bayern direkt eine Vorlage für einen Start-Ziel-Durchmarsch gegeben hat. Wobei man all die "Nie wieder so einen schwachen Gegner zum Auftakt" mit einem "Wen den sonst?" kontern muss. Also der Hamburger SV hat sich ja selbst aus dieser Kategorie entfernt. Obwohl die auch richtig gut darin waren, sich zum Auftakt von den Bayern abschießen zu lassen. Und einen dieser Pseudo-Meisterschaftskandidaten wie Dortmund oder Leipzig schon am ersten Spieltag in die Allianz Arena zu schicken, ist genau genommen auch keine Option. Bleibt also... Leverkusen, Gladbach oder Schalke. Und da zieht Schalke nun mal mehr Zuschauer.  

Nebenbei ist Schalke ja gerade DAS ARGUMENT gegen die "Wenn sie die Lizenzspieleretats der letzten 10 Jahre addieren" These, die gerade so gerne verbreitet wird. Denn auch wenn die sich jetzt eine Gehaltsobergrenze von 2,5 Millionen gesetzt haben, besitzen sie immer noch einen der teureren Kader der Liga. Zeiglers Wunderbare Welt des Fußballs hat da eine schöne Rechnung aufgestellt, nachdem die Schalker immer noch mehr Geld in ihren Kader gesteckt haben als Leipzig, Gladbach, Wolfsburg und Hoffenheim... Doch nur einer dieser Vereine wäre schon zufrieden, wenn sie 2021 nicht in den Abstiegskampf rutschen...

Gut, das Problem an der Geschichte ist, dass nicht "kleine Vereine" nach oben aufmucken... sondern das "große Vereine" durch geballte Inkompetenz nach unten rutschen... Aber es gibt Möglichkeiten die Etattabelle zu durchbrechen...


Apropos Inkompetenz: Werder Bremen. Ganz große Überraschung: Wenn man nichts ändert, ändert sich auch nichts. Es ist schon überraschend, wie schnell der schockierte Gesichtsausdruck bei Florian Kohfeldt zurück gekehrt ist. Aber ernsthaft: die einzige wirkliche Überraschung ist doch, dass Davie Selke es verhindert hat, dass man zum Schalke Verfolger Nummer 1 wurde. 

Aber ist außerhalb von Bremen wirklich jemand geschockt? Oh, natürlich, ich vergaß, dass alle "Sympathie" mit "Kompetenz" verwechseln. Nehmen wir einfach mal 2 Personalien, die auf dem Feld immer noch eine Schlüsselrolle bei Werder einnehmen sollen.

1.) Yuya Osako. Der hat letzte Saison eindrucksvoll nachgewiesen, dass er ein brauchbarer Zweitligastürmer sein könnte. Also er war überragend gegen Kölner im Totalen-Verweigerer-Modus. Und er hat gegen Paderborn und Heidenheim, also Mannschaften, die praktisch auf Zweitliganiveau agieren, zumindest ordentlich mitgehalten. Irgendwie glauben sie bei Werder jetzt wegen dieses Köln Spiels, dass Osako die Lösung für die Offensivprobleme wird. Geiler Plan.

2.) Niklas Moisander. Der wird halt einfach nicht jünger. Und man könnte behaupten, dass er schon letzte Saison zu alt für den Scheiß war. Vielleicht kann man den als "Veteranenpräsenz in der Kabine" und als Teilzeitkraft noch gebrauchen. Aber Werder plant ja weiterhin als Kapitän und Fixpunkt mit ihm. Und weil Übertrainer Kohfeldt es nicht schafft irgendwelche jungen Spieler besser zu machen, gibt es auch keine wirklichen Alternativen zu Moisander... Obwohl der in 8 Tagen 35 Jahre alt wird.

Anders ausgedrückt: Einzig Vedad Ibisevic und Makoto Hasebe sind noch älter. Hasebe ist eine absolute Ausnahmeerscheinung... Ibisevic wird nicht mehr als Vollzeitkraft eingeplant... Moisander ist keine Hasebe, wird aber als solcher gebraucht. Geiler Plan.


RB Leipzig: Kann man eine Mannschaft, die souverän mit 3:1 gewinnt, wirklich kritisieren? Ja, man kann. Schließlich haben die Bayern ein Hausnummer vorgelegt, die beeindruckend war. Die aber auch klar machte: Wenn man dieses Jahr wenigstens halbwegs um die Meisterschaft mitspielen will muss man die geringer einzuschätzende Konkurrenz zerstören. Leipzig war da auch auf einen guten Weg. 

Aber hier ist das große Problem: Die letzte Glanztat von Robin "Er verhinderte schlimmeres" Zentner stammt aus der 56. Minute. Und spätestens ab der 70. Minute schaltete man endgültig in den "Verwaltungsmodus". Am ersten Spieltag, wo die Beine noch am frischsten sein sollten. Genau in der Phase, in der die Bayern die Geilheit auf 4 weitere Tore zeigten, sagte sich RB "och, reicht eigentlich..." Und das zeigt auch einen deutlichen Unterschied in der Mentalität. Eigentlich hätte RB die Mannschaft mit dem "Wir wollen mehr!" Ausrufezeichen sein sollen, während die Bayern mit einem 3:0 zufrieden sind... es war aber anders herum. 

Ist natürlich alles rein symbolisch, weil es für beides nur 3 Punkte gab. Aber wenn RB irgendwann behauptet, 3 Punkte hinter den Bayern zu sein, die Bayern aber mit einem "Es sind praktisch 4, weil wir ein deutlich besseres Torverhältnis haben" in die letzten Spieltage gehen, sollte RB bewusst sein, dass sie den Bayern diesen Vorsprung schon völlig unnötig am ersten Spieltag gegönnt haben. 

Und ja, die Differenz zwischen den Top 3 und den Mittelfeldmannschaften ist mittlerweile so groß, dass es am Ende auch darum geht, wie viele Tore man gegen diese armen Opfer erzielt. Da kann man eben erst nach dem 6. Tor in den Verwaltungsmodus schalten, aber nicht vorher...


Bayerns Führungsetage, Vollidioten der Woche: Da muss man noch nicht mal darauf eingehen, dass Uli Hoeneß unbedingt Clemens Tönnies einladen musste, obwohl das Spiel vor 0 Fans ausgetragen werden sollte. Nur um das mal deutlich zu erwähnen: Tönnies hat bei Schalke keinerlei Funktion mehr. Was von den Schalker Fans auch genau so gewollt ist. Trotzdem war er im Stadion. Praktisch als Fan. Damit muss die Zuschauerzahl von 0 auf 1 korrigiert werden. Aber irgendwie ergibt es auch Sinn, dass der Steuerhinterzieher den Schweinerei-Fabrikanten einlädt... 

Aber viel schlimmer ist halt das Bild, welches die dann im Stadion abgaben: Obwohl mehr als ausreichend Platz vorhanden war, entschieden die sich fürs Gruppenkuscheln. Mitten in der Pandemie.

Nur um das mal festzuhalten: In dem anderen Stadion, in dem keine Zuschauer zugelassen wurden, wurde diese Entscheidung zähneknirschend hingenommen. Da wurde auch nicht der Freund des Präsidenten eingeladen. (Oder dieser Freund war zumindest keine umstrittene Persönlichkeit, weshalb es keinen auffiel...) Und in den 7 anderen Stadien hielt sich der gemeine Pöbel weitestgehend vorbildlich an die Hygienemaßnahmen. Also auch die selbst erklärten "Randalemeister" aus Frankfurt wurden für ihr Verhalten im Stadion gelobt. Was natürlich auch daran liegt, dass die Ultras noch nicht zurückkehren wollen. Aber alle Beteiligten waren daran interessiert, nachzuweisen, dass Fußball vor Besuchern machbar ist. Also alle außer die Vorsitzenden des Rekordmeisters.

Anders ausgedrückt: Wenn der Pöbel solche Bilder geliefert hätte, wie die "Elite", hätten die Ordnungsämter hinterher gesagt: "Dann können wir so was halt nicht mehr machen." Und hätten mit drastischen Sanktionen gedroht. Also praktisch zu sehen im Fanblock von Hansa Rostock, wo diese Woche direkt kollektive Maskenpflicht galt, weil sich im Pokal eben nicht an die Abstandsregeln gehalten wurde. Und wenn sie sich in Rostock nicht an diese Vorgaben halten, werden weniger Fans ins Stadion gelassen.

Die Richtige Reaktion der Ordnungsämter auf die Bilder aus München wäre also ein "Dann müsst ihr im nächsten Heimspiel halt auch auf Fans verzichten... solange, bis ihr es gelernt habt." Das wäre halt auch eine der klassischen "Der kleine Mann muss für die Fehler der Großen büßen" Entscheidung... aber wenn sich die Fans im Block so verhalten hätten, wäre genau das die Reaktion gewesen.

Das Allergeilste war allerdings, wie die Rummenigges und Hainers. Wie sie also zunächst behaupteten, dass sie sich ja an die Kneipenvorschriften gehalten haben, was a) nicht stimmte und b)... waren sie halt in einem Stadion.

Und dann wurde ihnen plötzlich bewusst, dass sie ja eine Vorbildfunktion inne haben. Wenn Uli Hoeneß sein Ehrenpräsident ist, kann man so was schnell verdrängen. Aber ja, als Vorstand des Rekordmeisters und aktuellen Champions League Siegers hat man eine gewisse Vorbildfunktion inne. Wenn man dann noch zum Saisonauftakt im frei empfangbaren Fernsehen läuft, verstärkt sich diese Funktion noch, weil praktisch die Ganze Welt auf einen schaut. 

Sprich: Auch wenn sie laut Hygieneregeln genau so Platz nehmen durften, wäre es für die Symbolik großartig gewesen, wenn sie den vorhandenen Platz genutzt hätten und die Corona Regeln vorbildlich umgesetzt hätten. Aber wie immer dachten die Bayern Vorstände nur an sich und ihren eigenen Verein. Das... ist ungefähr so überraschend wie die Entwicklungen auf Schalke und bei Werder.