Dienstag, 29. Januar 2019

Alle Jubeljahre wieder

Also ungefähr in dem Zyklus, in dem Dendemann seine Alben veröffentlicht, kommt diese eine andere Sportart mit ihrer Weltmeisterschaft um die Ecke. Bevorzugt im eigenen Land, angeführt von einer erfolgreichen Deutschen Mannschaft. Und dann wird diese Weltmeisterschaft auf ein Mal im Deutschen Fernsehen übertragen (Nur so als Erinnerung: bei der letzten Handball WM stand bis kurz vor Turnierbeginn noch nicht fest, ob und wo der Spaß übertragen wird) uns die Nationalhelden bekommen die "Sie sind erfolgreich aus dem Bus ausgestiegen" Behandlungen, die sonst wirklich nur den Fußballern vorbehalten sind. (Ernsthaft, die 5 Minuten Handball WM waren nach dem Bayern - Hoffenheim Spiel genau das...)

Und dann merken wir alle kurzzeitig, wie... nun ja... beschissen unser Volkssport Nummer Eins eigentlich ist.  Wie unerträglich Fußballübertragungen eigentlich geworden sind. Wie viel Zeit mit Meckern und Simulieren verbracht wird. Wie jeder einzelne Pfiff zu einer endlosen Diskussion führt. Wie jede kleine Berührung eine Behandlungspause auslöst. Und wie Fußballer bei jedem kleinen Kontakt gleich abheben.

Dann wünschen wir uns alle, dass Fußball doch ein bisschen mehr wie Handball wird... und schauen danach trotzdem weiter den beschissenen Fußball, während die Vorbilder in der Belanglosigkeit verschwinden.
Also es wird jetzt nicht, was die konsequente Entscheidung wäre, in den ersten 20 Minuten der Samstags-Sportschau Handball-Zusammenfassungen geben... die werden weiterhin die 3. Liga und Premiere League Zusammenschnitte zeigen. Und sie werden weiterhin lieber einen Bundesligisten bei einem Amateurverein im DFB-Pokal zeigen, anstatt sich dort zurückzuziehen und lieber Handball zu zeigen... obwohl uns allen bewusst ist, dass Fußballspiele Live kaum zu ertragen sind.

Und das ist aus ARD Sicht ja auch richtig so, denn der Aufschrei der Massen wäre extrem. Wir wollen halt nur, dass der Fußball ein wenig mehr wie Handball wird, aber wir wollen auf keinen Fall, dass es auf den Weg dahin weniger Fußball gibt. Oder das der Fußball sich wirklich verändert. Dabei wäre das, für uns als Konsumenten, die einzige Variante auf deren Verhalten einzuwirken.

Dazu kommt natürlich noch das ganz andere Problem, über das keiner Reden will: Der Simulant auf Zimmer 3 ist gestorben... jetzt übertreibt er es aber. Also Neymar gilt ja immer als der offensichtliche Sündenfall des Fußballs. Gefühlt wurde ja während der gesamten Fußball-WM nur darüber geredet, wie oft der Junge am Boden lag. Worüber dann aber keiner berichtet: Er musste halt auch schon eine Wirbelverletzung und einen Mittelfußbruch behandeln lassen. Das eine kostete ihn das Halbfinale und das andere fast die WM. Jetzt brach er sich, nach einem erneuten Foulspiel, wieder den Mittelfuß und verpasst wichtige Champions League Spiele...
Natürlich übertreibt Neymar es mit seinen Einlagen. Aber wenn nicht abspringt, brechen sie ihm halt die Beine. Und wenn er nicht liegen bleibt, werden die Spieler nicht verwarnt und machen weiterhin Jagd auf ihn... Und wenn Fußball so wie Handball gepfiffen werden würde, würde sich Neymar in jedem zweiten Spiel was brechen. Das kann ja auch nicht die Lösung sein.

Um da mal einen Interessanten Gedanken in den Raum zu werfen, den ich aber nicht wirklich belegen kann: Hat der Handball vielleicht auch einfachere Voraussetzungen um seine Regeln durchzusetzen? Also der Durchschnittliche Handballspieler ist halt ein 1,90 Baum. Die Kaderlisten der Favoriten haben halt immer einen Spieler um die 1,85 und einen um die 2,03. Der Rest bewegt sich recht homogen dazwischen. Das also, was im Fußball völlig normal ist, ein 1,70 Fliegengewicht wie Lionel Messi oder Neymar sich mit einen 1,90 Brocken wie Gerard Piqué oder Raphael Varane messen muss, passiert einem in der Form beim Handball einfach nicht. Und der Fußball Sport als ganzes muss irgendwie Regeln erschaffen und diese Umsetzen, in denen beide Spielertypen sich miteinander messen können. Denn das macht den Sport ja auch irgendwie aus. Einschub Ende.

Ich finde es immer faszinierend, dass die Schuld für die Zustände beim Fußball auf die Spieler geschoben wird. Das ist ein bisschen, als würde man einen Politiker Populismus vorwerfen... Genau genommen machen die doch einfach nur ihren Job. Und als Profis müssen sie ihre Möglichkeiten auch ausnutzen. Und wenn sie die eigentlich verbotenen Möglichkeiten ungestraft nutzen dürfen, dann machen sie das halt. Solange, bis die Regelhüter (oder der Endkonsument) diese Betrugsversuche nicht mehr erträgt. Und zwar auf beiden Seiten des Balles.

Also die Verteidiger werden Neymar treten, bis sie verwarnt worden sind und Neymar wird versuchen, denen Gelbe Karten zu schinden um seine Knochen zu schonen. Die spannende Frage ist: warum brauchen die Schiedsrichter eigentlich die dreichfach eingesprungene Tim Wiese Rolle um die Foulspieler angemessen zu bestrafen? Warum lassen sich die Schiedsrichter all die Diskussionen und all das Zeitspiel gefallen, anstatt es angemessen zu sanktionieren? Anders ausgedrückt: Wenn man die Fußballschiedsrichter Handballspiele pfeifen lassen würde, würde der Sport genau so verkommen, wie es dem Fußball passiert ist.

Aber die Schuld alleine beim Schiedsrichter zu suchen, ist auch zu kurz gegriffen. Denn die kriegen ihre Anweisungen ja von der Fifa oder dem DFB. Und wenn die das Regelwerk vernünftig anwenden würden (das Regelwerk gibt es her, den Sport wie ein Handball Spiel zu pfeifen) und jedes Meckern und jedes taktische Foul mit einer Verwarnung ahnden (und gerade wie viele taktische Fouls im Fußball nicht als solche erkannt werden ist echt grausam), wird ihm hinterher von allen Seiten vorgeworfen, dass die Karten viel zu locker saßen. Und alle fragen sich, warum das Spiel mit 4 Platzverweisen endete.
Dann rechtfertigt sich der Schiedsrichter mit dem "Ihr wolltet doch, dass das Spiel mehr wie Handball wird... ich habe das umgesetzt, aber die Spieler haben sich nicht schnell genug drauf eingestellt, aber das mache ich jetzt, weil ihr es ja wolltet, immer so"... und dann pfeift der Schiedsrichter nie wieder ein Bundesligaspiel.

Dann über allem steht halt immer der Konsument. Und der hat vor nichts so Angst, wie vor den Sperren seiner Starspieler. Die will er auf dem Platz und nicht auf der Tribüne sehen. Fußball ist schließlich die einzige Sportart, in der an sich sinnvolle Regeln geändert werden, weil sie dazu führen, dass Stars gesperrt werden könnten. Und ja, es kommt immer wieder alles auf die "Michael Ballack Regel" zurück.

Denn machen wir uns nichts vor: Wenn die "Handballregeln" im Fußball angewendet werden, wird das erst Mal (für einige Wochen definitiv, eventuell sogar für Monate) zu einer Kartenflut kommen. Denn die Fußballer müssten sich ihre seit Kindestagen antrainierten Reflexe abgewöhnen. Reflexe, die wir als Fans jahrelang gefördert haben. Wir wollten das so, obwohl eigentlich abzusehen war, dass es sinnvoll gewesen wäre, vor 10 Jahren etwas gegen diese Trends zu unternehmen. Denn die sind ja nicht neu, es ist nur jedes Jahr marginal etwas schlimmer geworden. Die sind nur im Jahr 2018 so schlimm geworden, dass selbst die Mainstream Medien sie nicht mehr ignorieren können. Oder sie mussten halt über irgendwas reden, weil man sich dieses Mal nicht an der deutschen Mannschaft berauschen konnte...

Auf genau diese Kartenflut haben wir aber keinen Bock. Denn sie würde bedeuten, dass verdammt viele Spieler Sperren absetzen müssen. Und das kann ja nicht das Ziel sein.

Wir haben also gerade vorgeführt bekommen, dass es eine wunderbare Alternative zu unserem aus Zuschauerperspektive grausam gewordenen Sport gibt. Wir hätten es gerne, dass unser Sport so wird, wie diese Alternative... aber wir sind nicht gewillt mit den dafür nötigen Konsequenzen zu leben...

Also wird der Handball wieder in der Belanglosigkeit verschwinden und bei der nächsten WM in Deutschland werden wir wieder erstaunt dastehen und uns wundern, warum die Dinge im Handball so viel angenehmer sind. Ändern wird sich im Fußball bis dahin aber nichts.

Montag, 28. Januar 2019

"Ich kann nichts Positives über ihn sagen und werde nichts Negatives..."

Ach quatsch. Das hier ist nen Worst of. Natürlich werde ich was Negatives sagen. Gibt ja genug.

Angefangen bei den 3 Expertenvereinen, die jeweils seit mindestens seit 8 Spielen ohne Sieg sind... ich habe irgendwie das Gefühl, dass so was nicht normal ist. Und einer Liga als ganzes nicht gut tut. Also es wird ja immer gerne behauptet, dass in der Bundesliga jeder jeden schlagen kann. Auch wenn ich das immer für ein fragwürdiges Qualitätsmerkmal war... dass es gerade 3 Vereine gibt, die niemanden schlagen können, kann kein gutes Zeichen sein.

Und gerade Augsburg scheint dank Martin Hintereggers Aussagen endgültig im Selbstzerstörungsmodus angekommen zu sein. Uns Manuel Baum steht damit vor einer schwierigen Entscheidung: Kann er einen Verteidiger, der ihm offensichtlich nicht zuhört, denn sonst hätte er ja gewusst, "was heute unsere Taktik war", nächste Woche wieder aufstellen? Hat er überhaupt andere Optionen?
Und auf ein Mal ist Caiuby das geringste Problem dieser Mannschaft. Der drückt seine Unzufriedenheit wenigstens durch schweigenden Protest und vor allem aus der Ferne aus. Und für diejenigen, die mit zählen: Augsburg ist seit 10 Spielen ohne Sieg... da fragt man sich schon, wie der VfB Stuttgart die nicht überholen konnte...

Nürnberg wartet dagegen schon seit 13 Spielen auf einen Dreier... Worauf Andreas Bornemann dann folgende Analyse von sich gab: "In den talentfreien Dingen müssen wir alles ausreizen und reinwerfen." Auch wenn der Kicker sich direkt danach darum bemüht, diese "talentfreien Dinge" genauer zu definieren... dem gemeinen Fan ist sehr bewusst, dass Nürnberg fast überall "talentfrei" aufgestellt ist...
Was einem als Nürnberg-Fan jedenfalls Sorgen bereiten sollte: Die feiern jetzt selbstverständliche Grundlagen als Fortschritt... 

Und Hannover 96... hat dann doch Andre Breitenreiter entlassen... Worauf man wahrscheinlich vor dem Spieltag nicht mal mehr wetten konnte. Wenn ich den Kicker richtig verstanden habe, ist Breitenreiter nur nicht schon vor dem Dortmund-Spiel entlassen worden, weil die Medien Bescheid wussten, bevor Martin Kind Bescheid wusste. Und das geht so natürlich gar nicht... also wartet man noch ein Wochenende, weil es ja eh egal ist... und holt man sich dann... Thomas Doll... Da lach ich mir doch den Arsch ab...
Dass der nochmal eine Anstellung in der Bundesliga bekommen würde... nach seiner Abschiedsvorstellung in Dortmund... Ich ging irgendwie davon aus, dass er sich über die Niederungen der 3. Liga zurück ins Deutsche Gedächtnis arbeiten muss... aber anscheinend hat da doch eine Meisterschaft in Budapest gereicht.
Aber andererseits... muss Doll halt auch jede Chance ergreifen. Und Hannover kann immerhin aufatmen, dass sie nicht Peter Neururer anrufen mussten...
Das Kind jetzt plötzlich doch die Verstärkungen holen will, auf die Breitenreiter gepocht hat, macht die Sache endgültig absurd. Also wenn das wirklich Kinds "Plan" war, warum hat er denn dann nicht (wie Bayer Leverkusen) in der Winterpause durchgezogen? So dass der neue Trainer sich in Ruhe einen Überblick verschaffen kann und dann kann man die aus seiner Sicht nötigen Verstärkungen holen... Oder er hatte wirklich die Hoffnung, dass Breitenreiter die Kurve kriegt, aber warum verweigert er ihm dann die Verstärkungen, die er dafür braucht?

Die Lage bei diesen 3 Vereinen ist so absurd, dass die Konkurrenz zum Sieger des Spieltages wird, obwohl sie sich selber extrem dumm angestellt hat. Also Pascal Stenzel spielt einen Traumpass auf Joeliton zum 0:1 dumm... Ich frage mich ja immer, wie man als Kicker ohne schlechtes Gewissen bei solchen Toren "ohne Vorarbeit" in den Spielbericht schreiben kann... Vor allem sei darauf hingewiesen, dass Stenzel der spielstärkere Rechtsverteidiger sein soll... Das hat er eindrucksvoll nachgewiesen. Und ja, wenn sich Alexander Schwolow oder Dominique Heintz für den Ball interessieren, hat Joeliton es zumindest schwerer... das ist aber kein Grund so einen Pass zu spielen.

Und der VfB Stuttgart kann halt, im Gegensatz zur Konkurrenz, von sich behaupten, dass sie nicht mehr zu den Bayern müssen. Das ist doch mal angenehm.

Düsseldorf hat ungefähr so gespielt, wie ich es von ihnen erwartet habe, aber die Konkurrenz hat wieder einen Spieltag weniger um den Rückstand aufzuholen. Und das ist gerade die einzige relevante Statistik bei der Fortuna: Wie lange hält das Polster.

Und Schalke... klar, Probleme haben sie genug. Aber praktisch gesehen hat man sich vom direkten Abstiegskampf (und alles andere ist ja eh egal) verabschiedet, weil man plötzlich 11 Punkte Vorsprung auf Platz 17 hat.
In der Summe trifft Mario Gomez da die entscheidende Prognose: "Ohne Wahrsagen zu können, glaube ich, dass uns 20 Punkte reichen könnten." Wahrscheinlich wollte Gomez von 20 Punkten, die man in der Rückrunde holen will, reden... Aber vielleicht hat er auch genügend Weitsicht um zu erkennen, das 20 Punkte insgesamt dieses Jahr reichen könnten...

Dienstag, 22. Januar 2019

Manchmal stellt der Kicker die richtigen Fragen aus den falschen Gründen

So auch dieses Mal bei der Wöchentlichen Umfrage auf ihrer Homepage:

"Kann Gladbach in den Titelkampf noch eingreifen?"

Definitiv. Sie werden den Titelkampf sogar entscheiden. Nur halt nicht so, wie die Kicker-Redaktion sich das gedacht hat. Denn 9 Punkte Rückstand auf den Tabellenführer sind verdammt viel. Und dazwischen liegt ja auch noch der Rekordmeister. Gladbach müsste quasi eine perfekte Rückrunde spielen um selber Meister zu werden... oder Dortmund UND die Bayern müssten einen extremen Einbruch erleben. Und dass die Bayern 2 essenzielle Krisen in einer Saison erleben, ist extrem unwahrscheinlich. Die Frage, ob Gladbach Meister werden kann, muss sachlich mit einem "Nein" beantwortet werden.

Dennoch könnten sie die Meisterschaft am Ende entscheiden. Schließlich sind sie, stand jetzt, die Drittbeste Mannschaft im Lande. Und das auch mit respektablen Abstand. Und im Gegensatz zu RB Leipzig, die es schon als Fortschritt feiern, wenn sie ein Spiel gegen die Bayern mal nicht in Unterzahl beenden, sind sie auch eine echte Herausforderung für die beiden Mannschaften vor ihnen. Das haben die Hinspiele bereits bewiesen, obwohl sie, und das ist die entscheidende Information, in den Stadien der Titelanwärter ausgetragen worden sind.

Jetzt... könnte Gladbach am 24. Spieltag, wenn die Bayern sie besuchen, für die Vorentscheidung im Meisterschaftskampf sorgen. Denn wenn die Gladbacher dieses Spiel gewinnen, was im Rahmen des Möglichen liegt, geht die ganze "Die Dortmunder müssen ja nur ein Mal verlieren, da wir den Rückstand im direkten Duell eh verkürzen werden" Rechnung nicht mehr auf.

Und dann muss die Borussia am letzten Spieltag zu ihren Namensvetter reisen, während uns alle Prognosen eine Entscheidung der Meisterschaft am letzten Spieltag einreden wollen. Dann müssen die Dortmunder endgültig beweisen, dass sie dem Druck standhalten können... Und Gladbach muss sich entscheiden, wie wichtig ihnen dieses Spiel dann noch ist... Spoiler: Wenn es um die Meisterschaftsentscheidung geht, werden sie es wichtig nehmen.

Um also noch eine letzte Prognose ins Internet zu pusten (weil die "Düsseldorf wird nur dank der 4 Bonuspunkte die Klasse halten" These ja so gut aussieht...): Gladbach wird die Meisterschaft entscheiden, weil sie nicht beide Duelle gegen München und Dortmund verlieren werden und die Mannschaft, die mehr Punkte gegen Gladbach geholt hat am Ende Meister wird.

Freitag, 18. Januar 2019

Es ist echt niedlich, wie viel Mühe die sich dieses Jahr geben

Dabei wäre das so unnötig. Oder ist das Vertrauen der Kellerkinder in Borussia Dortmund echt so gering? Ich meine, alle Hochrechnungen enden bei einem spannenden Titelkampf... wie ich vorhergesagt habe... also für die letzte Saison, aber Details.

Und auch der Kampf um die internationalen Plätze. Man muss quasi damit rechnen, dass RB Leipzig und Hoffenheim eine bessere Rückrunde abliefern werden. Weshalb die Konkurrenz zur Konstanz gezwungen wird. Und wenn Peter Bosz so loslegt, wie in damals in Dortmund, ist auch mit Leverkusen zu rechnen. Aber die Zeiten, wo am Ende irgendwer den kurzen Strohhalm zieht und deswegen International spielen muss, scheinen vorbei zu sein. Und ja, das behaupte ich auch jedes Jahr.  Aber genau genommen war es ja auch schon letztes Jahr so.

Was wiederum bedeutet: Mit Berlin, Bremen, Freiburg und Mainz stehen lediglich 4 Vereine vor einer inhaltslosen Rückrunde. Also bei den 4en muss man vorher sagen, dass schon was ziemlich ungewöhnliches passieren müsste, damit sie irgendwo reinrutschen.

Und dann haben wir noch die Kellerkinder. Die könnten jetzt quasi gezielt darauf arbeiten, den Klassenerhalt so schnell wie möglich zu sichern... Denn im Gegensatz zu sonst sind nicht sie es, die für Spannung und Unterhaltung in der Liga sorgen müssen, weil sich sonst keiner darum kümmert... Und was machen die?

Die geben sich allesamt richtig viel Mühe und nehmen den Abstiegskampf wörtlich.

Angefangen bei Schalke 04, die sich völlig unmotiviert von Naldo trennten und jetzt plötzlich einen Abwehrchef und Führungskraft suchen... Ähm... Und ja, Schalke hat nur noch 3 Innenverteidiger... von denen einer auch als Defensiver Mittelfeldspieler gebraucht wird... Wenn Schalke absteigen sollte, wird das definitiv mit diesem unmotivierten Transfer zusammenhängen.
Aber ich vertrete ja seit Jahren die Theorie, dass Christian Heidel nur heimlich einen Konkurrenten ausschalten will und danach nach Mainz zurück kehrt. So würde diese Entscheidung zumindest Sinn ergeben...

Fortuna Düsseldorf schaffte es derweil auf alle Titelseiten im Land, weil man mit seinem Erfolgstrainer nicht verlängern wollte. Und klar, ich selbst habe neulich argumentiert, dass Friedhelm Funkel eher ein guter Zweitliga-Trainer als alles andere ist. Aber ganz ehrlich: Gibt es irgendein Szenario, in dem Düsseldorf einen besseren Trainer als Funkel findet? Ich verweise an der Stelle auf Darmstadt 98, die in einer ähnlichen Situation Dirk Schuster ersetzen mussten und am Ende bei Norbert Meier gelandet sind... und logischer Weise abgestiegen sind. Genau diesen Weg wollte die Fortuna jetzt freiwillig gehen.
Aber hey, zum Glück hat sich da ja die Vernunft gegen den Sportvorstand durchgesetzt... warte, was? Wie kann das die Gute Nachricht sein?

Augsburg und Stuttgart haben praktisch das gleiche Problem: Sie sind eigentlich wesentlich besser besetzt als die Konkurrenz, haben aber mit Undiszipliniertheiten im Kader zu kämpfen. Im Falle Cauiby könnte da echt die "Der ist nicht mehr tragbar" kritische Masse erreicht worden sein. Bei Stuttgart sind es eher noch Kleinigkeiten, aber dafür sind gleich 3 Spieler betroffen. Wenn man da jetzt schon Probleme bekommt, wie soll das dann erst werden, wenn es wirklich zur Sache geht?

Und Hannover? Die scheinen sich endgültig den Hamburger SV als Vorbild genommen zu haben. Also mit Nicolai Müller holt man sich den Dritten ehemaligen Hanseaten als Hoffnungsträger... Weil die ja bewiesen haben, dass sie in der Relegation den Unterschied ausmachen können. Und mit Jonathas hat man auch den "Der war eigentlich schon abgeschoben, soll uns jetzt aber doch retten" Angreifer zurück geholt. Großartiges Konzept.
Gleichzeitig philosophierte Martin Kind, nach der Öffentlichen Forderung von Verstärkungen durch Andre Breitenreiter, darüber, ob es nicht sinnvoller wäre schon den Neuaufbau einzuleiten... Mehr Optimismus kann man gar nicht verbreiten.

Und auch in Nürnberg stellt man sich laut Kicker auf "frühzeitige Planungssicherheit" ein. Man hat irgendwie nicht das Gefühl, dass dort in der Vorbereitung der Grundstein zum Klassenerhalt gelegt worden ist. Die gesamte Planung ist auf "Vielleicht reicht es ja für die Relegation" ausgerichtet.

Anders ausgedrückt: Die Konkurrenz muss sich schon richtig viel Mühe geben um die beiden noch von den direkten Abstiegsplätzen zu verdrängen. Aber es sieht ja so aus, als hätten sie genau das vor.

Mittwoch, 16. Januar 2019

Es ist schon niedlich, wie der Kicker die Wahrnehmung verzerrt

Also der Kicker gönnte sich ja als Nachfolgeartikel zu den Jugendsünden diesen Montag einen Beitrag, in dem man anhand eines Einzelbeispieles Namens Kai Havertz feststellt, dass doch nicht alles verkehrt läuft... oder dass Havertz so überragend ist, dass er trotz bescheidenem System und bescheidenem Trainer nicht aufzuhalten ist. Vielleicht ist das der Wahre Grund ihn mit Michael Ballack zu vergleichen.

Faszinierend finde ich aber eigentlich den "Es fließt nicht mehr, es tröpfelt" Artikel als Anhang. Wo erklärt wird, das damals, 2009, viel mehr Talente sehr schnell den Durchbruch in der A-Elf schafften. Was ohne Kontext sogar stimmt.

Aber die erste Ebene Kontext ist halt, dass mit eben Havertz, Julian Brandt, und Timo Werner 3 Spieler der U21 bereits entwachsen sind, die dort Leistungsträger wären. Bei denen vergisst man es ja gerne, dass die eigentlich noch für die "Nachwuchsabteilung" spiel berechtigt sind. Anders ausgedrückt: dass 3 Talente bereits fest als Kaderspieler eingeplant warne, konnte die 2009er U21 Version nicht von sich behaupten. Deswegen waren ja, man kann sich kaum noch daran erinnern, die Erwartungen im Sommer 2017 so groß. Deswegen war Jogi Löws Leistung so episch und einmalig: Selbst die U21 B-Elf, deren einige Leistungsträger wegen des Confed Cups fehlten, war unschlagbar. Und die B-Elf beim Confed-Cup ebenfalls. Also eigentlich müsste auch Niklas Süle, Leroy Sané und Leon Goretzka zu der 2017er Europameister Generation zählen und auch die sind mittlerweile fest für die A-Mannschaft eingeplant.
Zu behaupten, dass es keine Durchlässigkeit mehr gibt, ist also schlicht falsch, denn 6 Spieler, aus der letzten U21 Generation, sind bereits feste Größen in der A-Elf. Nur die besonderen Umstände des Sommers 2017 mit 2 Turnieren und der geplanten Sommerpause für die verdienten Nationalspieler sorgte dafür, dass sich von den U21 Europameistern kaum jemand bei der A-Elf durchsetzen konnte. Weil die Besten daran eben nicht teilnehmen konnten, wollten oder durften. Und nur diese "Besten" setzen sich dann traditionell in der A-Elf durch.

Ein weiteres Problem kehrt der Kicker dann auch noch unter den Teppich: Die Nationalmannschaft im Jahr 2018 ist halt wesentlich weiter als die von 2010. Damals kam man als Überraschungseuropameister. Aber die Mannschaft war weit weg von designierter Weltklasse. Am deutlichsten wird dies in der Position des Torwartes: Ein Jens Lehmann ging damals als Platzhirsch in den Ruhestand. Und sein designierter Nachfolger war "nur" Rene Adler und hatte regelmäßig mit Verletzungsproblemen zu tun. Dementsprechend "leicht" musste es einen Manuel Neuer fallen sich den Stammplatz im Tor zu ergattern, den er seit dem nicht mehr hergibt. Aber selbst hier bleibt festzuhalten: Ohne das Verletzungspech von Adler wäre Neuer nur als Nummer 2 zur WM gefahren und hätte seinen Durchbruch erst später erlebt.
Wenn wir jetzt ein überragendes Talent im Tor haben sollten... muss der erst an Neuer und dann an Marc Andre ter Stegen vorbei um eine Chance zu bekommen. Man muss halt wesentlich bessere Spieler verdrängen.

Und das kann man auf die ganze Mannschaft übertragen: Hinten rechts spielte immer noch ein Arne Friedrich... seinerseits solider Bundesligaspieler, aber eben nicht mehr. In der Innenverteidigung spielte, wenn er denn fit war, was eine Seltenheit darstellte, Christoph Metzelder. Thorsten Frings und Thomas Hitzlesperger waren auch nicht wirklich für die ganz großen Aufgaben berufen. Deswegen spielten sie ja in Bremen und Stuttgart... Linksaußen stürmte ein gewisser Lukas Podolski, an dem man eigentlich leicht vorbei kommen sollte, wenn es nach Leistung gehen würde. Bastian Schweinsteiger war damals genau genommen schon zu langsam um auf den Flügel zu spielen, eingesetzt wurde er dort trotzdem. Und Miroslav Klose ist menschlich überragend, aber er war fußballerisch immer limitiert.

Wenn man sich das reine fußballerische Potenzial dieser Mannschaft anguckt, waren nur Philipp Lahm und Michael Ballack über jeden Zweifel erhaben. Lustiger Weise bootete Löw ausgerechnet einen von denen aus. Und bei Per Mertesacker und Schweini war zumindest zu erkennen, dass aus denen mal Leistungsträger auf Champions League Niveau werden könnten. Der Rest des Kaders war eher Durchschnitt.

Wenn man das jetzt mit den Möglichkeiten von 2018 vergleicht. Allein schon, dass man da halt amtierende Weltmeister verdrängen musste um eine Chance zu bekommen. Und ja, jede Nation hat die Angewohnheit zu lange an ihren Weltmeistern festzuhalten. Die emotionale Bindung zu solchen Persönlichkeiten ist halt eine andere. Was auch verständlich ist. Man muss halt mittlerweile einen Thomas Müller verdrängen, weil alle auf Grund seiner Verdienste ignorieren, dass der seit Jahren bei den Turnieren einen größeren "Mist" gespielt hat als Mesut Özil. An dem auch kein Vorbeikommen war. Oder an einem Toni Kroos, der als einer der Vergleichsparameter für einen aktuellen Zentralen Mittelfeldspieler gilt. Oder einem Sami Khedira, dessen Titelsammlung erstaunlich lang ist, gerade wenn man bedenkt, dass er nie für den FC Bayern gespielt hat. Oder, oder, oder.

Anders ausgedrückt: Die Talente von damals hätten heute auch größere Probleme sich in der A-Mannschaft durchzusetzen und die Talente von heute wären damals genau so schnell Stammspieler geworden. Und das ist keine Frage von "Durchlässigkeit" oder dem aktuellen Niveau der U21 (welches man im Endeffekt eh erst in 5 Jahren beurteilen kann), sondern eine Frage des gestiegenen Anspruchs an die Nationalspieler.

Freitag, 4. Januar 2019

Der ganz große Kicker-Klickbait

Oder anders ausgedrückt: Neues vom ehemaligen Fachmagazin.

Der hat sich jetzt nämlich einen richtig großen Aufhänger zur ultimativen Sauren Gurkenzeit gesucht. Wofür sie ja nicht mal was können.
Also genau genommen braucht niemand den Kicker Nr.3 vom Donnerstag. Die meisten Mannschaften sind noch nicht mal im Trainingslager. Die ganz großen Transfers fehlen bisher... Also hätte die Titelseite aus "Christian Pulisic wechselt effektiv im Sommer zu Chelsea!" bestanden. Gefolgt von der Rangliste, die natürlich eröffnet werden muss...

Wenn man sich allerdings clever anstellt, macht man aus der Rangliste ein riesen Thema... durch jemanden der nicht mal dabei ist. Und packt auf seine Titelseite, dass Manuel Neuer aus Leistungsgründen gestrichen worden ist. Auch wenn das bei genauerer Betrachtung eigentlich albern ist. Manuel Neuer gehört in diese Rangliste. Nur halt nicht nach oben, sondern ins "Blickfeld". Aber damit hätte man ja keine Zeitungen verkauft.

Lasst uns dafür mal kurz das Mantra der Rangliste wiederholen: "Nicht das Potenzial des Spielers ist entscheidend für die Platzierung, sondern seine erbrachten Leistungen in allen Wettbewerben im jeweiligen Bewertungszeitraum." Damit sind allerdings auch die Vorleistungen von Neuer nicht der Maßstab für sein letztes Halbes Jahr. Sondern nur dieses letzte Halbe Jahr, in dem er sich, zum ersten Mal seit gut einem Jahrzehnt, mit den normalsterblichen Bundesligatorhütern messen lassen musste.

Der Referenzwert ist also nicht das Weltmeisterhalbjahr, in dem er die Position neu definiert hat. Wenn wir anfangen Torhüter mit der Phase von Neuer zu vergleichen, wird es in der Rangliste verdammt einsam... Die Referenzwerte lauten Oliver Baumann und Yvon Mvogo.

Also ja, Oliver Baumann war national gesehen besser als Manuel Neuer. Zumindest nach Kicker Notenschnitt. Wobei der Kickernotenschnitt für Bayern-Torhüter etwas fieses ist... denn da man sich als Bayern Torhüter selten auszeichnen kann, was zu wenigen überragenden Noten führt. Um da dann doch mal den unangebrachten Vergleich zur WM Saison zu bringen: Damals bekam Neuer in der Liga ganze 2 Mal eine Note mit einem 1 vor dem Komma... während er 4 mal eine 3,5 oder schlechter bekam. Aber wie will man dem Mann auch eine gute Note geben, wenn er sich an der Seitenlinie mit dem Balljungen beschäftigen muss.
Und auch wenn Neuers Hinrunde extrem unglücklich verlief...  hatte er halt auch verdammt wenige Gelegenheiten sich auszuzeichnen. Dass er die dann einen Monat lang komplett ungenutzt verstreichen lies, war quasi DER HAUPTGRUND für die große Bayern Krise... Wenn Neuer in der Phase einfach mal nen Ball gehalten hätte...
Aber selbst wenn er national schlechter ausgesehen hat als Baumann... so hat er doch in der Champions League mit einem Notenschnitt von 2,58 (verglichen mit Baumanns 3,33) durchaus überzeugt.

Und hier kommt Yvon Mvogo ins Spiel. Der hat sich dank seiner Einsätze in der Europa League in die Rangliste gemogelt. Sogar auf Platz 10 in den weiteren Kreis... obwohl seine einzige wirkliche gute Leistung gegen Universitatea Craiova gezeigt wurde. Und seit ganz ehrlich: Ihr wisst nicht mal, in welchem Land Craiova liegt. Ich auch nicht, werde das aber nicht mal recherchieren.

Neuer war laut Ansicht der Kicker-Redakteure schlechter als diese beiden Torhüter. Wie kann man zu dem Schluss kommen?
Jetzt müssen sie im Nachhinein einen "Lex Neuer" erfinden. Der von allen akzeptiert wird. Aber warum gilt der nur für Neuer und nicht für Jerome Boateng? Den ins Blickfeld zu setzen ist kein Problem...

Die Redaktionssitzung wird so abgelaufen sein: "Setzten wir Manuel Neuer ins Blickfeld, wo er nach den Regeln hingehört?"
"Klar, warum sollten wir darüber überhaupt diskutieren... diese Entscheidung werden alle nachvollziehen..."
"Oder... wir streichen ihn einfach von der Rangliste, aus 'Leistungsgründen' und packen ihn dafür auf die Titelseite... und lösen eine große Debatte aus, ob das richtig war."
"Geile Idee, wer entwirft das Cover?"

Funktioniert ja auch voll. Also die Umfrage ist in Vollem Gange. Und ich persönlich steige auf diese Debatte ein. Mist.
Mir wäre es natürlich lieber, wenn das ehemalige Fachmagazin nicht für ein paar Verkaufte Einheiten seinen heiligen Grundsatz der Rangliste abschafft. Aber ich bin irgendwie auch gefühlt einer der Letzten, der einen gewissen Anspruch an dieses Magazin hat...

Genau so faszinierend, wo wir schon dabei sind, ist ja die Frage, ob wir jetzt noch eine Torhüter-Nation sind oder nicht. Was ja auch ganz dringend geklärt werden muss, obwohl wir die nächsten 10 Jahre garantiert eine Weltklasse Nummer 1 im Tor der Nationalmannschaft haben werden.
Was ich an der jetzt schon geführten Debatte witzig finde: Der Kicker verheimlicht uns allen ein wichtiges Detail. Also aufgemacht wird dieses Fass ja, weil unter den Top 5 nur ein einziger Deutscher Torhüter steht. Und es insgesamt nur 4 Torhüter mit Deutschen Pass in die Rangliste geschafft haben. Aber wie sieht die Bilanz aus, falls Marc-Andre ter Stegen als einziger Deutscher die Weltklasse bescheinigt bekommt? Also zumindest Internationale Klasse wird der ja auf jeden Fall nachgewiesen haben. Er dürfte genau genommen die heimliche Nummer 1 auf dieser Liste sein, spielt aber halt in Spanien. Und wie würde sich ein Bernd Leno nach seinem ersten Halben Jahr in London in diese Liste einfügen? Wie hat Loris Karius eigentlich sein Champions League-Final Disaster vertragen? Welche Rolle würde Timo Horn spielen, wenn er sich nicht sein eines Jahr als Zweitligist gönnen würde? Wie sieht die Bilanz der Deutschen Torhüter aus, wenn man all diese Jungs mit einbezieht? Denn erst dann kann man die Diskussion wirklich führen...

Und zu behaupten, dass wir "kein Torhüterland" mehr sind, wenn unsere Nummer 4 oder 5 in England ein Kandidat für den Stammplatz im Tor der Nationalelf wäre, ist einfach absurd.

Donnerstag, 3. Januar 2019

Michael Oenning hat wieder einen Job in Deutschland!!!

Und wisst ihr was: Das ist gut und vernünftig so.

Also klar, meine erste Reaktion, als der 1.FC Magdeburg Michael Oenning als neuen Chef vorstellte, war: Die müssen verzweifelt sein. Ungefähr so verzweifelt, wie Jan Kirchhoff, der als ehemaliger Bayern-Spieler (und damit Deutscher Meister) beim Tabellenvorletzten der 2. Liga unterschreibt... An der Stelle frage ich mich ja, warum sich unsere 3 designierten Kellerkinder nicht für Kirchhoff interessierten... aber Fokus...

Michael Oenning, da er ja eine Weile raus war, ist so was wie der Traumtrainer meines persönlichen All Bawful Dream Teams gewesen. Weshalb er natürlich beim Hamburger SV angestellt gewesen ist. Er hat so ziemlich die schlechteste Bilanz aller Trainer, die nicht nur interimsweise angestellt gewesen sind, weil er mit Nürnberg seine eine Hinrunde mit 3 Siegen aus 17 Spielen beendete. Und dann mit dem bereits angesprochenen Hamburger SV eine Serie von 13 sieglosen Spielen in Serie hinlegte. Was schon beeindruckend ist, wenn man bedenkt, dass er ganze 15 Spiele Cheftrainer beim HSV war... Das sind so Bilanzen, auf die selbst ein Tayfun Korkut herabschaut... Also in Nürnberg hatte er einen Punkteschnitt von 0,7, in Hamburg einen von 0,8... da ist der Aufwärtstrend doch deutlich zu erkennen...

Dennoch ist es gut, dass er wieder einen Job in Deutschland hat. Und lasst uns mal kurz klären, warum.

Zum einen dürfte Oenning an sich gearbeitet haben. Er ging ja vom HSV direkt zur Deutschen Studentenauswahl, also zurück an die Universität. Was deswegen lustig ist, weil ich damals immer behauptet habe, dass sie Oenning ja beim Buffet an der Mensa gefunden haben müssen. Danach hat er dann 2 Jahre durchaus erfolgreich (also zumindest nach dem, was so rüber geschwappt ist, urteilend) in Ungarn gearbeitet. Es ist also durchaus im Bereich des möglichen, dass Oenning mittlerweile einfach ein vernünftiger Trainer geworden ist. So was passiert.

Viel wichtiger ist aber ein anderer Grund: Nur, weil er kein guter Bundesliga Trainer ist, muss das nicht bedeuten, dass er einem Zweitligisten nicht helfen kann. Denn auch für die Trainer gilt: Nur weil es für die Bundesliga eventuell (oder noch) nicht reicht, heißt das nicht, dass man in den unteren Ligen nicht erfolgreich arbeiten kann. Also dass es quasi den "Marius Ebbers Angreifer" (Memo an mich selbst, dringend Positionsbeschreibungen fertig machen) nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben gibt.

Was eigentlich mega offensichtlich ist, aber für mich irgendwie doch eine neue Erkenntnis. Bisher ging ich irgendwie immer davon aus, dass es entweder gute oder schlechte Trainer gibt. Und dass die Guten einen steilen Karriereweg hinlegen, während die Schlechten von Verein zu Verein weiterziehen und sich dort irgendwo zwischen Retter und Notlösung durchmogeln. Was dann dazu führt, dass sie irgendwann in Liga 2 oder 3 landen... oder im Fall von Peter Neururer bei Sport1...
Dieser Ansatz erschien mir ja auch irgendwie logisch, denn im Gegensatz zum Profi wird der Trainer ja nicht durch seine physischen Grenzen eingeschränkt. Also dass es gewisse Spieler gibt, die für Liga X einfach zu langsam sind, ist das offensichtlichste Beispiel, welches von der Kreisklasse bis zur Champions League funktioniert. Aber als Trainer muss man sich doch eigentlich nur artikulieren können... und einen Trainingsplan entwickeln. Wenn man das beherrscht, sollte man es doch in allen Ligen entsprechend anwenden können... Die Realität sieht aber irgendwie anders aus...

Nehmen wir einfach mal das ultimative Beispiel für die "Marius Ebbers" Rolle an der Seitenlinie: Friedhelm Funkel. Der ist buchstäblich das perfekte Beispiel. Schließlich ist er mit 6 Aufstiegen der "Rekordaufsteiger" unter den Trainern. Ein absolut überragender Zweitligatrainer... der allerdings auch mindestens 5 Mal abgestiegen ist... Also mit Uerdingen (allein 3 Mal, laut Wikipedia), Köln und Berlin... Wie oft er am Ende abgestiegen wäre, wenn der Verein ihn nicht, auf einen Abstiegsplatz stehend, entlassen hätte, ist schwer nachzuvollziehen...

Dank seiner überragenden Arbeit in der 2. Liga schlich er sich immer wieder in die Bundesliga, stoß dort aber an seine Grenzen. Also, um das offensichtliche nicht zu verheimlichen, abgesehen von der einen Episode in Frankfurt, wo er tatsächlich ein Mal konstant Erfolg in der Bundesliga hatte. Aber auch damals dachte niemand wirklich, dass Funkel plötzlich den Riesensprung gemacht hat und zu höherem berufen wäre... nach der einvernehmlichen Vertragsauflösung ging es für ihn nicht (wie bei Niko Kovac) aufwärts, sondern er musste weiterhin darauf hoffen, dass Abstiegs- oder Aufstiegskandidaten auf seine Dienste setzten. Die Phase in Frankfurt zeigte: Unter absolut idealen Voraussetzungen kann Funkel eine Graue Maus in der Bundesliga verwalten. Wenn man sich mehr erhofft, sollte man auf andere Kandidaten setzen.
Und das ist auf keinen Fall ein Vorwurf an Funkel. Schließlich kann er, der schon als Spieler zwischen den Ligen pendelte, behaupten, dass er sein persönliches Maximum ausgereizt hat. Mehr kann man von einem Individuum nicht erwarten. Aber dieses Maximum bedeutet halt auch: Funkel ist ein sehr guter Zweitligatrainer... und ein unterdurchschnittlicher Bundesligatrainer.

Und es ist ja nicht mal so, dass Funkel eine Ausnahmeerscheinung wäre. Norbert Meier fällt mir spontan als nächstes Beispiel ein. Bernd Hollerbach könnte man auch anbringen: Der war mit den Würzburger Kickers in der 3. Liga überragend, in der 2. Liga ein halbes Jahr lang gut und in der Bundesliga völlig überfordert. Vielleicht werden wir in 5 oder 6 Jahren Domenico Tedescos Vizemeister-Jahr als absolute Ausnahmesaison anerkennen, weil er langfristig halt doch nur nen Zweitligatrainer ist... und in dem einen Jahr, wo die Bundesliga nur zweitklassig war, hatte er halt Erfolg. Alexander Zorniger kann auf beachtliche Erfolge in den tieferen (oder kleineren) Ligen verweisen, in denen seine Spielphilosophie wunderbar greift, verweisen, gilt in der Budesliga aber genau so als gescheitert, wie Stale Solbakken. Peter Bosz wird jetzt nachweisen müssen, dass er nicht auch in diese Kategorie gehört. Die Liste der Trainer, die im Ausland erfolgreich waren, aber an der Bundesliga scheiterten, ist ungefähr genau so lang, wie die Liste derjenigen, die es geschafft haben. Fred Rutten, Marcell Koller und Hanspeter Latour fallen mir noch spontan ein... Es gab zwischenzeitlich so eine Phase, in der gefühlt jedes Jahr der Meistetrainer aus den Niederlanden oder der Schweiz von einem Bundesligisten als Heilsbringer verpflichtet worden ist, aber wirklich funktioniert hat das nur bei Lucien Favre...

Diese Erkenntnis ist jetzt natürlich nicht bahnbrechend revolutionär. Aber es tut mir irgendwie gut, das mal so auszusprechen. Was mich jetzt zu dem "Was lernen wir daraus?" bringt. Gute Frage.

Zunächst ist die natürlich erst Mal für die Vereine aus den tieferen Ligen interessant. Denn für die ist das "Der ist an der Bundesliga gescheitert, muss aber kein schlechter Trainer für unsere Liga sein" Phänomen die große Chance. Als ambitionierter Zweitligist ist Friedhelm Funkel der perfekte Trainer für dich. Und solche Trainer ausfindig zu machen und zu verpflichten kann ein Wendepunkt in deiner Vereinsgeschichte werden.

Dann sollten gerade die Anhänger der Bundesligisten sich in Zurückhaltung üben, wenn ihnen der Meistertrainer aus der Gurkenliga als großer Heilsbringer vorgestellt wird. Denn nur weil ihre Ideen in spielerisch und/oder taktisch limitierten Ligen funktioniert hat, bedeutet dies nicht, dass es auch in der Bundesliga funktioniert.

Das ist ja gerade doppelt spannend, wenn man sich die Bundesligarückkehr der Hamburger und Kölner anguckt. Und ja, es ist davon auszugehen, dass beide es schaffen werden. Vor allem, weil sie mit Markus Anfang und Hannes Wolf Trainer installiert haben, die nachgewiesen haben, dass sie in der 2. Liga erfolgreich arbeiten können.
Aber gerade Anfang. Nur weil der mit Kiel überraschend aufgestiegen ist und dann sensationell die Relegation erreicht hat, bedeutet dies nicht, dass er auch 2 Jahre später durch die Bundesliga marschieren wird. Es kann durchaus sein, dass seine Methoden genau dort dann an ihre Grenzen stoßen.

Mittwoch, 2. Januar 2019

Das ausgerechnet Rudi Völler meinen Blog liest

Dabei kritisiere ich den doch fast so häufig wie Karlheinz Rummenigge...
Ok, wahrscheinlicher ist, dass die neue Generation bei Bayer um Simon Rolfes und vor allem Fernando Carro. Es ist nebenbei auch minimal faszinierend, dass Bayer immer wieder diese ziemlich unbekannten Typen ohne offensichtliche Bindung zum Fußball findet, die dann im Hinter- oder Vordergrund arbeiten. Also genau genommen angefangen bei Raimund Calmund, von dem man eigentlich nur weiß, dass er vor seiner Zeit bei Bayer mal schlank war... Gefolgt von Namen wie Michael Reschke und Jonas Boldt. Und jetzt ist es halt (falls das der richtige Name ist) Carro. Auch wenn man dessen Namen echt googlen muss.

Aber eigentlich geht es ja um die Entlassung von Heiko Herrlich: Leverkusen hat anscheinend tatsächlich beschlossen, dass man nach der Hinrunde ein Fazit ziehen will und sich dann zum Trainer positioniert. Was... genau genommen nur wenige Stunden dauerte, denn am Morgen nach dem 17. Spieltag wurde er bereits entlassen. Völlig absurd wird es dann, wenn sein Nachfolger bereits am selben Tag vorgestellt wird... Leverkusen hat also definitiv schon vor dem 17. Spieltag sehr konkret mit Herrlichs Nachfolger verhandelt... das ist ja für mich immer der Punkt, an dem man sich von Trainer trennen sollte... Also das ist halt, als würde man bereits mit seiner nächsten Freundin schlafen, aber abends nach Hause kommen und seiner aktuellen Lebensgefährtin vorgaukeln, dass ja alles in Ordnung sei. Nennt mich altmodisch, aber so was gehört sich einfach nicht.

Wenn Leverkusen sich nach dem Hinrundenfinale wirklich zu einer gründlichen (und gemeinsamen) Analyse verabredet hätte, wäre Herrlich erst am 27. oder 28. entlassen worden. So wurde die Entscheidung noch mal kurz diskutiert (wenn überhaupt) und vor allem abgenickt. 
Die Entlassung erinnerte schon sehr stark an den "Black Monday" in der NFL, wo auch spätestens am Tag nach dem letzten Saisonspiel und immer nach "gründlicher Analyse" die Trainer reihenweise entlassen werden. Und Leverkusen hat dieses Konzept halt 1:1 übernommen. Schließlich dürfte Herrlich der erste nicht-Schalke Trainer der Bundesligageschichte sein, der nach 2 Siegen in Folge (und 4 Siegen aus den letzten 5 Pflichtspielen) entlassen worden ist. So was macht sonst nur Clemens Tönnies...

Sachlich gesehen ist diese Entscheidung trotzdem nachvollziehbar. Denn das einzige Talent, welches diese Saison einen wirklichen Schritt nach vorne gemacht hat, ist Kai Havertz... während Leon Baily, Julian Brandt, Jonathan Tah und Tim Jedvaj eher stagnieren. Wenn überhaupt. Dazu kommt Wendell, der sich unter Herrlich eher zurück entwickelt hat... und Benjamin Henrichs, mit dem Herrlich so wenig anfangen konnte, dass er an den AS Monaco verkauft werden musste.
Um das mal zu verdeutlichen: Bayer Leverkusen musste ein Talent, welches bereits für die Deutsche A-Nationalmannschaft gespielt hat, gehen lassen. Und zwar nicht, weil die Großen ein Auge auf ihn geworfen hat, sondern weil der Trainer keine Verwendung für ihn hatte. Das war genau der Moment, in dem einem hätte auffallen können, dass Herrlich zum Problem wird.

Denn Leverkusen existiert als Verein nur (abgesehen davon, dass sie als Traditionsverein die meisten Olympiasieger Deutschlands ausgebildet haben), um Talente aus- oder weiterzubilden... und sie dann bevorzugt an den FC Bayern zu verkaufen. Selbst bei ihren Managern funktioniert das genau so... (Ernsthaft, würde es irgendjemanden überraschen, wenn Boldt in München unterschreiben sollte?) Wenn man jetzt einen Trainer hat, der bei 4 von 5 Talenten an genau dieser Weiterbildung scheitert. Dazu war von Paulinho bisher nichts zu sehen. Und einige dieser Talente gelten als Sichere Anlage. Also Brandt war der einzige Lichtblick bei der WM und damit in der Poleposition für die Özil-Nachfolge als Fixpunkt beim Neuaufbau. Leon Baily sollte spätestens nächsten Sommer für 40+X Millionen nach England verkauft werden. Und spätestens dann sollte Paulinho so weit sein, dass man keinen Nachfolger für teures Geld holen muss. Nichts von dem ist passiert. Da muss man schon gar nicht mehr auf die Tabelle gucken um zu merken, dass das Ergebnis der Analyse nicht gut ausfallen kann.

So sehr man also den Progressiven und vom Tagesereignissen abgekoppelten Ansatz loben muss, der ja bereits bei Roger Schmidt angewendet worden ist, so zeigt er am Ende doch ein strukturelles Problem bei Bayer. Denn effektiv muss die Entscheidung Herrlich im Winter idealer Weise durch Peter Bosz zu ersetzen bereits vor dem 8.12. gefallen sein. Also dem Tag, an dem Bayer seine "Siegesserie" begann. Und wenn man Herrlich nach einem 1:1 beim hoffnungslos überforderten Tabellenletzten entlassen hätte, wäre das auch nachvollziehbar gewesen. Und auch das Rudi Völler Interview vom 20.12. belegt im Nachhinein nur, dass die Entscheidung bereits getroffen worden ist. Völler hatte halt den kurzen Strohhalm gezogen und musste die "Wir wissen es, können aber dazu nichts sagen" Haltung dann nach außen verkaufen. Dafür ist er halt das Gesicht von Bayer 04 Leverkusen. Und es ist eines dieser Interviews, bei denen man nur schlecht aussehen kann.

Aber dass man es sich dieses Jahr leisten kann den Trainerwechsel im Zweifelsfall in Ruhe durchzuführen, wurde hier am Beispiel Domenico Tedesco ausführlich erörtert. Leverkusen hat sich dieselben Fragen gestellt und kam zu dem Schluss, dass man den Trainer wechseln muss. Auf Schalke kam man zu einem anderen Ergebnis beides ist legitim. Dass Herrlich den Krisengipfel der Jungtrainer gewann und trotzdem entlassen wurde, während der Verlierer weiterarbeiten darf, ist nebenbei absurd.

Dennoch ist die Haltung, dass man den neuen Trainer in der Winterpause mit eigener kleiner Vorbereitung starten lässt, durchaus vernünftig. Es ist quasi ein ideales Szenario. Gerade, wenn man einen "Konzepttrainer" wie Peter Bosz verpflichten will. Hier zeigt sich aber ein strukturelles Problem, welches Bayer sich geschaffen hat, das aber von keinem angesprochen wird: Man musste den eigentlich schon entlassenen weiter wurschteln lassen, um Bosz diesen Einstieg zu ermöglichen, denn die Optionen als Interimstrainer hießen... Jupp Heynckes (als würde der nochmal ans Telefon gehen...), Markus von Ahlen und Iraklis Metaxa. Die letzten beiden sagen euch nichts, aber es sind halt die U19 Trainer, die auf Transfermarkt.de angegeben werden. Und einen U23 Trainer... hat man halt nicht, weil man die 2. Mannschaft abgemeldet hat.

Und natürlich sind die 2. Mannschaften immer die Mittelkinder, um die sich keiner kümmern will. Die personifizierte Beschäftigungstherapie für verdiente Vereinsikonen. Aber sie ist halt auch die Schnittstelle zwischen Jugendarbeit und Männerfußball.
Und dass dann der verdiente Ex-Spieler, der bisher die 2. trainiert hat, als Iterimstrainer die Profis Interimsweise übernimmt, war früher genau der Standartweg um Bundesligatrainer zu werden. Und wenn es halt nicht klappte, rückte man ohne größeren Schaden zurück ins 2. Glied. Falls man das nicht sowieso immer so geplant hat, weil man ja nur seinen Ruhestand finanzieren will und eine ruhige Beschäftigung sucht, aber gar nicht ernsthaft die Ambitionen hat ins Profigeschäft zurückzukehren...

Wenn Leverkusen einen grundsoliden, im Verein integrierten und im Herrenfußball erfahrenen Trainer in der Hinterhand gehabt hätten, hätten sie sich das unwürdige Theater ersparen können. Und sie hätten ihre Kronjuwelen nicht mehr unter einen Übungsleiter arbeiten lassen, dem man nicht mehr vertraute. Aber man wollte ja die 600.000 Euro im Jahr sparen.
Natürlich hat man am Ende das Glück gehabt, dass Herrlich noch die 4 Siege aus 5 Spielen holte, anstatt wirklich unter reinzurutschen. Deswegen musste man sich auch nicht mit dem Szenario, dass Bosz als Feuerwehrmann sofort einsteigen muss und seine 2 Auftaktspiele in einer englischen Woche verliert, auseinander setzen. Aber das war halt auch reines Glück, auf das man sich nicht verlassen sollte.

Es ist halt faszinierend, wie eine 2014 getroffene Entscheidung auf ein Mal auf die aktuelle Saison Einfluss nehmen könnte.