Donnerstag, 24. November 2022

Das war definitiv der schlimmstmögliche Ausgang

 Also Leute sehen noch nicht mal die offensichtlichen Fortschritte: Vor 3 Monaten hätte Nico Schlotterbeck einen Elfmeter verursacht, anstatt einfach das Gegentor zu kassieren. Bei einem Schuss aus spitzen Winkel hat Manuel Neuer doch theoretisch bessere Chancen. 

Aber ich wollte ja gar nicht über den sportlichen Teil schreiben. Deswegen zähle ich jetzt auch nicht nach, seit wie vielen Turnier-Spielen Thomas Müller auf ein Tor wartet. 

Jetzt ist natürlich genau das eingetreten, was ich vorher gesagt habe: Der Kommentator fängt schon zum Spielende an zu fragen, ob die ganze Debatte um die Kapitänsbinde die Leistung beeinflusst hätte. Natürlich wird das sofort abgetan, aber er hat es halt ausgesprochen.

Und ja, während ich bisher hauptsächlich die Berichtserstattung zwischen den Spielen gesehen habe, weil ich wissen wollte, wie über das Geschehen berichtet wird, habe ich mir aus auch genau diesem Grund dieses Mal das Spiel angesehen. Man kann sich halt alles schönreden. 

Jetzt kommen all die homophoben Rassisten aus ihren Löchern und suchen die Schuld bei der Kapitänsbinde. Ich habe ungelogen Bilder von Aufstellungen mit Jens Lehmann und Christoph Metzelder gesehen und die "Das war noch eine richtige Mannschaft" Kommentaren. Einer der beiden hat sich als Rassist geoutet, der andere ein Teileingeständnis in Sachen Kinderpornografie abgelegt. Aber auf dem Platz hat sich der eine selten und der andere nie daneben benommen. Und vor allem haben sie sich damals nicht politisch geäußert. Tolle Charaktere, tolle Zeiten.

Nebenbei sollte man vielleicht mal anerkennen, dass das Spiel auseinandergebrochen ist, als İlkay Gündoğan ausgewechselt wurde. Der war mit Abstand der beste Deutsche, ist aber in der Kommentarspalte immer noch ein "Dreckstürke". Deswegen lag es an Müllers Auswechslung...

Von der anderen Seite wird auf die Mannschaft eingeschlagen, weil sie eben kein Rückgrat gezeigt hat. Wobei das sogar sachlich falsch ist: Bisher waren die Deutschen die einzige Mannschaft, die sich getraut hat, einen politischen Protest gegen die Fifa zu äußern. Nur einen symbolischen, aber im Vergleich zur Konkurrenz sieht man damit doch noch verdammt gut aus. Und während sich die Engländer auf das sportliche konzentriert haben, hat man sich Gedanken gemacht, wie sie ihre Unzufriedenheit ausdrücken kann.

Natürlich war das, was die Iraner abgezogen haben, eine ganze Nummer krasser. Aber da ging es halt um einen anderen Kontext, die haben sich in keinster Weise gegen den Veranstalter gewendet. Die haben von Fifa Seite mit keinen Sanktionen zu rechnen.

Wenn sie das Spiel gewinnen, egal wie, können sie halt hinterher auch Stellung zur Binde beziehen. Dann können sie auch das Maul aufmachen, was sie sicherlich vorhatten. Aber nach so einem Ergebnis kann man sich schlecht hinstellen und der Fifa vor die Tür kacken.

Man hat jetzt also das Problem, dass beide Seiten über einen lachen. Und das einfach nur, weil man die Leistung nicht auf den Platz gebracht hat, die man hätte bringen müssen. Damit hat sich jeglicher Prostest jetzt erledigt. Es sei denn, Deutschland ist vorm letzten Spieltag ausgeschieden und scheißt auf alles.

An der Stelle muss auch festgehalten werden, dass ich selbst der Mannschaft ein wenig unrecht getan habe. Denn so, wie es aussieht, hätten die Verwarnungen sogar in Kauf genommen. Das Problem war halt, dass "mindestens mit einer Verwarnung" gedroht wurde. Und an der Stelle wird einem bewusst, dass Gianni Infantino echt auf dem Wladimir Putin Niveau des Wahnsinns angekommen ist: Man kann ihm mittlerweile echt zutrauen, dass er seine Atombomben auspackt. Und wie gesagt: Die Deutschen sind die einzigen, von denen wenigstens etwas Richtung Fifa kommt. 

Und nur um mal festzuhalten, wie absurd die Kritik an dieser Mannschaft mittlerweile ist: Ein gewisser Felix kommt aus seinem Loch gekrochen und fordert die Rückreise. Felix Loch! Kennt ihr nicht? Das ist der weltbekannte Rodler, der mit seinem Schlitten zu Fuß über den Himalaya fliehen musste, weil er im entscheidenden Lauf mit einem "Befreit die Uiguren" Schild die Olympiabahn runtergerodelt ist. Dabei hat er halt auch seinen Vorsprung verspielt und wurde deswegen nur Vierter. Aber er war halt im Widerstand.

Ok, das stimmt natürlich nicht. Seine Aussagen gingen eher in Richtung "Ein Boykott durch die Sportlerinnen und Sportler sei es nicht. Er sei dagegen, den Athleten die Verantwortung dafür zu geben, dass sich etwas verändert. Viele Athleten hätten 'nur einmal die Chance, zu Olympia zu fahren' und diese Chance dürfe man ihnen nicht nehmen." Um das mal festzuhalten: Ein dreifacher Olympiasieger, der auf seine 4. olympische Ehrenrunde nicht verzichten wollte, sagt jetzt der Deutschen Fußballnationalmannschaft, dass sie abreisen sollte. Aber hey, er hat immerhin den Anstand, einzugestehen, dass sich seine Sichtweise geändert hat und er heute natürlich anders entscheiden würde. Immerhin.

Die Deutsche Mannschaft versucht vor Ort mehr als alle anderen und darf sich deswegen jetzt von Leuten, die selber wesentlich weniger gemacht haben, Vorwürfe anhören.

Und das allerschlimmste: Collien Ulmen Horrorvision aus der Werbung wird jetzt wahr. Die arme Frau...
Wobei... es schon absurd ist, dass Joshua Kimmich im Players Tribune darüber jammert, wie furchtbar ihn das Vorrundenaus 2014 mitgenommen hat. Und dann dreht er diesen Clip, in dem er, nach einem offensichtlichen frühen Ausscheiden, bei Fernandes-Ulmen im Wohnzimmer sitzt und mitfiebert... just saying.

Dienstag, 22. November 2022

Die großen Probleme mit den Protesten

 1.) Alles, was jetzt nicht durchgezogen wird, ist lächerlich. Oh, die Fifa droht uns mit Punktabzügen, da können wir keine One Love Binde tragen!!! Das würde ja bedeuten, es würde Konsequenzen geben. Wir können keine Gelbe Karte riskieren! Das ist halt dieser schöne Protest des weißen Mannes, der vergessen hat, was es wirklich bedeutet ins Risiko zu gehen.

Denn die Iraner haben halt vorgemacht, wie es geht. Genau die Iraner, die man vorher ausschließen wollte, weil... ähm... sie sich auf die Seite der Frauen in ihrem Land gestellt haben. Da haben angeblich dafür gesorgt, dass die Übertragung ihrer eigenen Nationalhymne ausgeblendet werden musste. Der eine oder andere Spieler dürfte derzeit schonmal die Pläne für seine Heimreise überarbeiten... also sicherstellen, dass er nicht über Teheran nach Hause reist, denn wer weiß, ob er das Land danach wieder verlassen darf. Und nebenbei müssten die sich mal damit beschäftigen, wie sie ihre Familien aus dem Land rausbekommen. Und wir haben Angst vor einem Punktabzug? Ernsthaft? 

Nebenbei... gäbe es sogar eine Lösung für das Problem: Man hält sich demonstrativ an die Regeln. Die besagen nämlich, dass der Schiedsrichter bei einem Verstoß gegen die Kleiderordnung erst ermahnen muss und dann, wenn die Binde nicht abgenommen und ersetzt wird, eine Verwarnung aussprechen kann. Und dann kann man auch nur einmal verwarnt werden.

Heißt also: Wenn Manuel Neuer mit der entsprechenden Binde aus der Kabine kommt und die dann demonstrativ abnimmt, würde sowohl die Binde gezeigt, also auch die Fifa vorgeführt werden. Und solange die sich an ihr eigenes Regelwerk halten, können sie halt dann auch nichts machen. Man könnte auch darüber nachdenken, ob man die Binde an zum Beispiel den Wasserflaschen befestigt. Es gäbe Möglichkeiten, die Binde auf den Platz zu bringen.

Und nebenbei kann man ja auch einfach mal zurückdrohen. Also wenn die Fifa mit willkürlichen Bestrafungen, die nicht im Regelwerk stehen, ankommt, dann zieht man halt vors CAS. Also den Internationalen Sportgerichtshof. Keine perfekte Institution, aber wenn man das vor etwaigen Sanktionen ankündigt, darf man schon gespannt sein, ob die Fifa sich diesen endlosen Rattenschwanz an Prozessen antun will. Die Konsequenzen wären ja auch nicht absehbar. Also wenn Deutschland ausscheidet, weil ein Spieler willkürlich gesperrt wird... müssen wir dann das Turnier wiederholen? 

Und klar, das eigentlich traurige ist, dass nicht alle 7 Nationen vorher mit dem CAS gedroht haben. Denn selbst die Fifa kann es sich halt nicht leisten, 3 Turnierfavoriten rauszuschmeißen, obwohl die sich an das offizielle Regelwerk halten. 

Aber hey, als Kompromiss... kann man jetzt die Michael Ballack Regel ad absurdum führen und als Manuel Neuer die Verwarnung einfach so hinnehmen. Denn alle Verwarnungen werden ja nach dem Spiel gestrichen. Und wenn man dann für den Sieg nur 2 Punkte bekommt, ist das auch egal. Im Halbfinale kann man den Spaß dann wiederholen. Klar, Neuer könnte dann kein Zeitspiel mehr betreiben... und meckern und jammern wäre auch nicht mehr möglich, denn der Schiedsrichter könnte ja auf eine Gelegenheit warten. Aber auch da fällt einem wieder auf, wie bigott der Protest ist: Verwarnungen fürs Meckern, Zeitspiel oder Schwalben nimmt man immer wieder in Kauf. Aber eine Verwarnung für eine wichtige politische Botschaft... ähm... nö.


Wir haben halt noch ein anderes Problem: Am Ende werden sich alle Protestierenden was anhören dürfen, wenn es mit dem Titel nicht klappt. Oder die WM anderweitig enttäuschend verläuft. Also die Iraner können sich jetzt schon auf die "Wenn ihr euch mit unserem Land richtig identifizieren würdet, wärt ihr nicht so abgeschossen worden" Analyse vorbereiten. Also ihr erinnert euch vielleicht: Den Scheiß durfte sich sogar Mesut Özil als Bürger eines aufgeklärten und freien Land anhören. Jetzt stellt euch mal vor, wie das eskaliert, wenn das Mullah-Regime diese Debatte "führt"... Özil weiß gar nicht, wie gut er es hatte.

Das ist einerseits das extreme, anderseits nicht das offensichtliche, weil wir davon wenig mitbekommen werden. Aber auch bei uns können wir uns schonmal darauf einstellen, dass die alle aus ihren Löchern gekrochen kommen und ihre Homophobie hinter dem Patriotismus verstecken. Falls sie es nicht jetzt schon machen, denn diese Kommentare gibt es bestimmt jetzt schon. Also diese "Wenn die einfach eine gute deutsche Führerbinde in Nationalfarben tragen würden und nicht auf diesen linksgrünversifften Gutmenschenzug aufspringen würden... dann hätten wir auch Japan geschlagen." Oder dann wären wir nicht im Viertelfinale ausgeschieden. 

Das hat halt so viel Unruhe in die Mannschaft gebracht und nur abgelenkt. Hätten die sich mal aufs Kicken konzentriert!!! Das ist etwas, womit jeder politisch aktive Sporter konfrontiert wird, sobald die Leistung mal kurzfristig nicht stimmt. Ich verlinke einfach mal demonstrativ HITC Sevens Video über Marcus Rashford und die Reaktionen auf dessen Leistungsdelle, die man garantiert auch rein fußballerisch erklären kann. Was aber nicht geht, weil jeder Debatte über Rashford sofort bei seiner politischen Aktivität landet. Und dass er früher problemlos Leistungen bringen konnte, während er armen Menschen Gratisessen verteilt hat, ist dann vollkommen egal: Wenn er sich jetzt mehr aufs Wesentliche konzentrieren würde, wäre er nicht so oft verletzt. Mit dem Fleischwolf "Premiere League" durch den Rashfords Körper seit Jahren gejagt wird, hat es halt nichts zu tun.

Wenn man bedenkt, wie viele Europäer Weltmeister werden wollen oder können. Dazu muss man noch den toxischen Pandemiespielplan mit einberechnen, unter dem gerade die europäischen Spitzenstars gelitten haben. Und die extrem kurze Vorbereitungszeit. Denn die einzigen, die seit Pandemiebeginn mal zurückgesteckt und auf Spiele verzichtet haben, waren ja die Nationalmannschaften. Das wird dazu führen, dass wir die eine oder andere Überraschung erleben werden. Dass England zum Auftakt so stark aussah, war schonmal die Erste. Dass die Ölscheiche ihren gekauften Fans aus Bangladesch anscheinend zeitnah die Argentinien-Trikots ersetzen müssen, ist die Nächste.

Man kann also davon ausgehen, dass der "Hättet ihr euch mal aufs Kicken konzentriert" Shitstorm durch Europa ziehen wird.

Donnerstag, 17. November 2022

Das nebensächlich traurige an dieser Fußball-WM

 Also der einzige halbwegs sportliche Teil, den es hier geben wird. Denn ganz ehrlich, ich habe an sich so gar keinen Bock mehr auf diese WM. Ich schaffe es noch nicht mal mir die Vorschau Videos anzugucken. Herzlichen Dank.

Und dann fiel mir auf: Das wird halt trotzdem der letzte große Tanz einiger Legenden. Das ist eine Weltmeisterschaft halt immer.

Ganz offensichtlich ist dies bei den beiden Spielern, die dieses Jahrtausend bisher geprägt haben. Es wird Lionel Messis letzte Chance sein, den Fehlschuss vom Finale 2014 zu revidieren. Es ist ja bis heute unfassbar, dass er die Vorlage von Mats Hummels nicht genutzt hat. Da er ja "seinen Titel" mit Argentinien hat, kann er relativ befreit aufspielen.

Cristiano Ronaldo ist halt so richtig wütend. Und im Gegensatz zu all den anderen Superstars kommt er ausgeruht zum Turnier im Sommer. Das passiert ihm praktisch das erste Mal. Genau genommen braucht er diese Bühne sogar, um sich persönlich wieder ins Rampenlicht zu spielen. Also falls er nochmal bei einem Champions League Teilnehmer auf dem Radar auftaucht, dann nur wegen einer starken WM. Wenn er Torschützenkönig wird und ins Halbfinale einzieht, verliebt sich vielleicht doch noch ein Manager in ihn.

Wie wahrscheinlich ist das? Nun ja, wir reden von einem wütenden und motivierten Cristiano Ronaldo. Der hat bisher immer geliefert. Es würde mich also nicht überraschen, wenn er bis zum Achtelfinale 5 Tore macht und sich den Goldenen Schuh sichert.

Das zieht sich dann so weiter. Denn alle Spieler Ü30 stehen potenziell vor ihrem letzten Turnier. Da ist dann plötzlich auch Neymar auf dieser Liste, der ebenfalls mit einer "Das ist meine letzte Chance" Intensität spielen wird. Wir werden das letzte Mal auf die Versicherung Thomas Müller setzen können. Oder die anderen. Irgendjemand wird sich auf ihn verlassen. Manuel Neuer könnte noch, aber will der auch noch? Luka Modric ist nach dem WM-Finale von vor 4 Jahren auf seiner Ehrenrunde. Die nicht wirklich goldene Generation der Belgier um de Bruyne und Hazard stehen vor ihrer letzten Chance wenigstens mal ein Finale zu erreichen. 

Jetzt werden alle Marco Reus Fans darauf verweisen, dass jedes Turnier dein letztes sein kann. Und selbst ein Sergio Ramos kann spontan ausgemustert werden. Es könnte also wirklich jeden treffen. Aber gerade bei Reus ist halt das Problem: Der ist halt, gerade wegen seiner tragischen Turniergeschichte, nur eine Dortmund-Legende und keine Legende des Weltfußballs. Denn diese haben halt immer ihre Weltmeisterschaften und die daraus folgenden Geschichten. Positive wie negative. Zinedine Zidane hat 2 legendäre Finalauftritte in seiner Vita. Das sind, bei aller sonstigen Brillianz, die Spiele, an die man als Erstes denkt. Was faszinierend ist: Einer der feinsten Fußballer aller Zeiten ist hauptsächlich für den Einsatz mit seinem Kopf bekannt. Und zwar nicht im "big brain play" Modus, sondern im "Nutze Kopf, ramme ihn gegen etwas" Modus.

Roger Milla ist am Ende bekannter als George Weah. Warum? Nun ja, der eine hat seine Tänze an der Eckfahne in der K.O. Phase der WM aufgeführt, der andere wurde "nur" Fußballer des Jahres... In einem ungeraden Jahr, als es halt keine Welt- oder Europameisterschaft gab. Was heute schon keiner mehr weiß: Milla war während seiner legendären WM nur der Edeljoker, weil er auch damals schon zu alt für den Scheiß war. Großes Lob ans ZDF, die ihn als "Miller" ankündigten... Und wenn man sich Milla's Karriere genau anguckt, ist das ein französischer "Marius Ebbers Angreifer", der auch nur in der. 2. Liga so richtig gut war.

Nur um zu verdeutlichen, wie sehr so eine WM das Narrativ seiner Karriere prägen kann. Und im Falle von Jamal Musiala werden wir uns im Jahr 2034 noch dunkel daran erinnern, dass seine tragische WM Geschichte mit 3 Finalniederlagen bei dieser beschissenen WM im November begonnen hat. Bei Messi und Ronaldo werden das die letzten Bilder sein, die wir im Nationalmannschaftstrikot bekommen werden. Bei Ronaldo könnten es die letzten relevanten Spiele seiner Karriere sein.

Eigentlich sollte man sich jetzt zurücklehnen und jede Sekunde, die die beiden bei diesem Turnier auf dem Platz stehen, genießen, während man die gesamten Karrierehighlights in der Vorberichtserstattung serviert bekommt. Stattdessen hat man einfach nur kein Bock auf dieses Turnier.

Das sind, verglichen mit den toten Gastarbeitern und den homophoben Aussagen Luxusprobleme. Aber es sind halt auch Folgeprobleme. Ich bin halt jemand, der Messis gesamte Karriere verfolgt hat. Also als Messi jung war, ging das mit den verfügbaren Streamangeboten los und man konnte, soweit man seinen Rechner regelmäßig formatierte, alle Spiele irgendwie sehen... während man vorher auf dieses einmalige TV Ereignis warten musste, dass Messi gegen einen Deutschen Verein spielt und dieses Spiel auch im frei empfangbaren Fernsehen übertragen wird. Jetzt... muss ich plötzlich hoffen, dass Paris St.Germain in der Champions League weit kommt... oh shit, die gehören auch dem Katar.

Dienstag, 15. November 2022

Heute in der beliebten Serie: Wir wollen's nicht wissen.

 Wir unterbrechen unsere Anti-WM-Berichtserstattung für eine wichtige Nachricht: Doping im Fußball bringt nichts. Also sportlich nicht. Wirtschaftlich ist es eine Katastrophe. Aber sonst... nö.

Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen. 

Als kurze Zusammenfassung: Der HSV hat eine positive A-Probe. Es wurde da bei Mario Vuskovic Epo gefunden. Ihr wisst schon, dieses Blutdoping, welches alle Radsportler so viel schneller gemacht hat. Also alle außer Erik Zabel, der erst nach dem Absetzen des Dopings zum besten Sprinter wurde. Und welches auch von Ärzten mit Kontakten in die Bundesliga, Serie A oder die Pirmera Division verabreicht wurde, aber trotzdem definitiv nie bei an Fußballern getestet worden ist. Dass wir die Zusammenhänge beim Doping aber lieber verschweigen, ist halt keine Neuigkeit. Genauso ist das Strafmaß für Mannschaften völlig absurd. Selbst wenn ein gedopter Spieler ein entscheidendes Tor erzielt, passiert halt nix.

Nun muss man auch erwähnen, dass Mario Vuskovic natürlich seine Unschuld beteuert und auf die Öffnung der B-Probe pocht. Und hey, vielleicht ist das wirklich einer der wenigen Fälle, bei denen die B-Probe die Unschuld beweist. Man ist halt skeptisch, weil das die Ausnahme ist. Oder wir zumindest davon ausgehen, dass es die Ausnahme ist, vielleicht wird auch einfach nicht darüber berichtet, wenn die Vorverurteilungen falsch waren. Der Focus beziffert die Anzahl der negativen B-Proben mit "selten"... damit kann man gut arbeiten. Aber was bei der B-Probe von Kamila Walijewa rauskam, erfährt man halt nicht, sondern nur, dass sie im Februar geöffnet wurde. Sportärzte behaupten derweil dass die A-Probe reicht. Dort erfahrt ihr nebenbei, dass Marion Jones eine der wenigen ist, deren B-Probe negativ war. Genau die Marion Jones, die dann Jahre später systematisches Doping eingestanden hat. Also hat die angeblich eh schon seltene negative B-Probe eine Schuldige weiterlaufen ließ, verbreitet schon die Skepsis gegen diese Methode.

Aber das ist genau genommen hier auch egal. Denn es geht gar nicht so sehr darum, was die B-Probe sagt, sondern welche Konsequenzen dem HSV drohen, falls sie es ist. Was passiert, wenn einer deiner Stammverteidiger verbotene Substanzen nachgewiesen werden. Wenn ein zweifacher Torschütze gedopt war. Und das ist dann... ein Millionenverlust. Klar, ist tragisch. Aber wenn man trotzdem aufsteigt, sind die 8 Millionen Ablöse doch egal. Und dann hat ein gedopter Spieler beim Aufstieg geholfen.

Also man stelle sich mal vor, das wäre erst nach 30 Spieltagen herausgekommen. Da im Fußball ja nicht mal im Ansatz flächendeckend getestet wird, ist das ein kalkulierbares Risiko. Wie wir im Mamadou Sakho Fall gelernt haben, würde selbst da dann nichts passieren. Das ist quasi die Aufforderung der Verbände an seine Vereine: Dopt gefälligst!

Also als allererstes hätte der DFB (wie auch damals die Uefa) am Sonntagmorgen die komplette Mannschaft zum Pinkeln antreten lassen müssen. Bevor sie öffentlich machen, dass die Probe positiv ist. Nur um den logischen Verdacht, dass das Doping über die Mannschaftsärzte lief, aufzuklären. Aber so was macht man ja nicht.

Und dann müsste man halt darüber diskutieren, wie viele Punkte einer Mannschaft für den eingesetzten Dopingsünder aberkannt werden. Da muss man mal ganz sachlich drüber verhandeln. Das sollte natürlich auch an der Anzahl der Einsätze hängen. Und es sollte auch nicht so drastisch sein, dass die Mannschaft deswegen definitiv zwangsabsteigt. Aber der definitive Vorteil, den man sich, bewusst oder unbewusst, durch den Einsatz eines gedopten Spielers erschlichen hat, sollte irgendwie ausgeglichen werden. 

Diese Debatte müsste man jetzt eigentlich unabhängig vom Ausgang der Proben geführt werden. Damit man festlegt, dass man X Punkte abgezogen bekommt, wenn man X Spiele lang einen des Dopings überführten Spielers aufgestellt hat. Und wenn das dann dazu führt, dass die Teamärzte ihren Spielern sichere Zahnpasta verschreiben und kaufen, weil das Risiko ihnen zu hoch ist... dann wäre das vollkommen vernünftig.

Also stand jetzt kann der HSV (und jeder andere Verein auch, es trifft halt nur die sowieso schon Doofen) seinen Spielern sagen: Doping ist euer eigenes Risiko. Wenn ihr es machen wollt, dann macht es, für uns hat es ja kaum Konsequenzen. Wir schreiben euch nur noch schnell eine Klausel in den Vertrag, der dann die ausstehen Gehälter während der Sperre klärt.

Das klingt jetzt erstmal weit hergeholt und ziemlich übertrieben. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass wir uns übers Doping überhaupt keine Gedanken machen. Dass wir uns gar nicht fragen, wer alles was nimmt, um am Wochenende auf dem Platz zu stehen und wie viel davon verboten ist oder verboten sein sollte. Das ist ein Bereich, den wir komplett ausblenden, obwohl uns allen bewusst ist, dass die Belastung mindestens am Limit ist. 

Wir gehen konsequent davon aus, dass es bedauerliche Einzelfälle sind und es auf keinen Fall eine Systematik dahinter gibt... obwohl es genügend Akten gibt, die diese Systematik darlegen könnten. Da wir uns aber nicht dafür interessieren, muss man sich noch nicht mal die Mühe machen und diese Akten zerstören.

Montag, 14. November 2022

Passives Abesits Leser wissen es früher: Karlheinz Rummenigge ist ein egoisitsches Arschloch

 Was ist der Preis für eine WM im Winter? Wir stellen fest: 2 Rolexuhren und ein Sponsorendeal mit den Bayern. Das hat man als Katarische Scheich ja mal über, damit kann man leben.

Ernsthaft, dass jetzt rauskommt, dass alles so hinter den Kulissen abgelaufen ist, ist echt faszinierend. Also wie sich die europäischen Vereinsmannschaften da haben kaufen lassen. Am ganz offensichtlichsten halt Paris St. Germain, die quasi direkt nach der Vergabe übernommen worden sind und deswegen vorher die Unterstützung der Franzosen bekommen haben. Ok, die Franzosen haben auch ein paar Kampfjets in die Wüste verkauft, auf denen sie sonst sitzen geblieben wären, aber die Übernahme des maroden Lieblingsklubs war bestimmt auch hilfreich. Details gibt es hier.

Aber für uns viel spannender ist die Rolle von Karl-Heinz Rummenigge. Denn der hat das gemacht, was er immer gemacht hat: Den größtmöglichen Vorteil für seine Bayern herausgeholt. Das ist auch an sich nichts Schlimmes, man sollte sich nur dessen bewusst sein, wenn er sich als moralische Instanz präsentieren will: Dem ist echt alles egal, solange es den Bayern hilft.

Wir wissen jetzt also folgendes: Die ECA hat sich nach Katar einladen lassen. Dort hat Kalle zwei teure Uhren von einem Freund geschenkt bekommen und im Wesentlichen den Deal mit Qatar Airways eingetütet. Also klar, offiziell wurde das erst 2018 bekannt gegeben, aber man musste ja den Deal mit Lufthansa, die 14 Jahre lang Sponsor war, ordentlich abwickeln.

Oh und wo wir schon dabei sind: 2010 wurde die WM nach Katar vergeben, seit 2011 reisen die Bayern da im Winter hin. Die Kataris haben also sofort damit begonnen, die Bayern auf ihre Seite zu ziehen. Und die Bayern sagten: Aber gerne doch. Und 2013 schickte man dann Franz Beckenbauer da hin und ließ ihn seine Expertise verbreiten. Also nur um mal zu verdeutlichen, wie lange die Bayern-Offiziellen schon daran arbeiten, dass diese WM in der Wüste stattfinden kann.

Die wirklich spannende Neuigkeit ist jetzt, dass wir damals anscheinend wirklich kurz vor einer Neuvergabe standen. Die brauchten auf jeden Fall die Zustimmung der großen Vereine, um die WM in den Winter zu verlegen. Diese großen Vereine sind in der ECA organisiert. Rummenigge war der Vorsitzende dieser Lobbyvereinigung. Der hatte also verdammt viel Einfluss. Diesen kann man sich anscheinend für 2 Rolex Uhren kaufen. Denn wenn Rummenigge sich eindeutig gegen eine WM im Winter positioniert hätte, hätte er uns dieses Scheiß-Turnier ersparen können. Aber das bringt ja seinen Bayern keinen fetten Sponsorendeal... und ihm keine Rolex. Da ist es schon schwierig, zu seinen Überzeugungen zu stehen. Wobei das falsch ist, er steht ja ganz klar zu seinen Überzeugungen: Alles für den FC B, der Rest ist egal.

Wirklich spannend wird jetzt ja die Reaktion der Bayern Fans und Ultras. Was natürlich in der ersten Instanz enttäuschend ist, denn man sieht überall "Boycott Qatar!" Aufrufe, aber in keinem Stadion wurde bisher der Bogen zu Rummenigge als Mittäter gespannt. Wobei das jetzt verdammt wichtig wäre, denn daran erkennt man, wie kaputt der Fußball im Allgemeinen ist und dass es bei weitem nicht nur an der Fifa liegt.

Und wir wollen an der Stelle festhalten, dass der Deal mit der Fluggesellschaft vorher schon in der Kritik stand. Also bevor die Fanszene im größeren Rahmen gegen die WM aufgestanden ist. Chefkritiker Ott durfte sich dafür gerade von Uli Hoeneß beleidigen lassen. Das ist doch DER Traum von jedem Bayern Fan. Nicht nur allgemeine Beleidigungen wegen beschissener Stimmung, sondern eine ganz persönliche. Dafür wird man dort doch Mitglied...

Die Debatte über den Deal mit Qatar Airways sollte jetzt richtig in die Luft gehen. Denn all die Leute, die zuletzt in der Allianz-Arena gegen die WM Stimmung gemacht haben, (also was man in der Allianz-Arena so Stimmung nennt...) müssten jetzt konsequenterweise auch gegen Rummenigge Stimmung machen. Aber das mit der Konsequenz ist halt so eine Sache, das fordert man nur von den anderen Vereinen und Fans, bei seinem eigenen Herzensklub drückt man halt ein Auge zu.

Donnerstag, 10. November 2022

Worst of einer auch einfach nur komischen englischen Woche

 Also auch nur, weil sie halt so direkt vor der WM stattfindet. Das fühlt sich alles einfach nicht richtig an. Falls ihr es vergessen habt, vor einem großen Turnier laufen die letzten 4 Spieltage normalerweise so:

Die Bayern stehen als Meister fest. Also seit Mitte April. Vielleicht gibt es nach 30 Spieltagen noch eine Mannschaft, die sich rechnerisch noch Hoffnungen machen darf, aber realistisch gesehen sind 6+X Punkte Vorsprung ein sicheres Polster.

Gleichzeitig stehen 3 der 4 Champions League Teilnehmer bereits fest. Dahinter kämpfen dann 4 Mannschaften darum, dass sie möglichst nicht in die Europa League müssen. Und Eintracht Frankfurt gibt sich als einzige Mannschaft wirklich Mühe, weil die wissen, wie geil dieser Wettbewerb sein kann.

Im Tabellenkeller ist eine Mannschaft hoffnungslos abgeschlagen. Die andere hofft noch auf die Relegation. Davor befinden sich 4 Mannschaften im Abstiegskampf. Wer den am wörtlichsten nimmt, muss halt runter oder darf sich in der Relegation retten.
Aber: Diese Mannschaften sind halt auch für die WM ziemlich egal, weil sie in 90 % der Fälle keine relevanten Spieler zum Turnier schicken. Ein paar Ausnahmen gibt es natürlich, sie heißen Lukas und Podolski...

Dazu kommt, die meisten Mannschaften schon aus dem Europacup ausgeschieden sind, weil dort halt nur noch die Halbfinale ausstehen... und daran nimmt halt nur die Eintracht teil. Vielleicht noch die Bayern, aber wahrscheinlicher ist es, dass die Eintracht da noch ran muss.

Aber wenn wir uns die Tabelle des 30. Spieltag vor der EM angucken und sie dann mit der Abschlusstabelle vergleichen, dann hat es damals 3 relevante Veränderungen gegeben: Dortmund hat sich doch noch in die Champions League gerettet. Köln rutschte auf den Relegationsrang. Und Werder Bremen vollendete ihre Mission Nordderby 2022. Danach kommt dann schon das "Wer muss in die Conference League" Rennen zwischen Gladbach und Union, dass niemanden interessiert hat.

Dieses Jahr dagegen... ist nur Köln schon aus dem europäischen Wettbewerb ausgeschieden. Die Meisterschaft wurde erst eine Woche vor der WM entschieden. Im Abstiegskampf wehrt sich zumindest Bochum in den Heimspielen. Und selbst Schalke hat einen überlebenswichtigen Sieg geholt, anstatt völlig den Anschluss zu verlieren. Aber es gibt definitiv kein "Wir lassen die Saison auslaufen und unsere Stars konzentrieren sich auf die WM"... also außer bei den Bayern, die Thomas Müller "für die WM schonen"... Denn der íst ja wichtiger, als Jamaal Musiala. Hoffentlich. Hoffentlich redet Hansi Flick sich ein, dass Müller in die Startelf muss...

Es ist einfach komisch sich in dieser Saisonphase mit WM Nominierungen zu beschäftigen. Also ganz praktisch: Normalerweise muss man ja zumindest eine starke Saison spielen, um in den deutschen Angriff zu rutschen. Also so 15 Saisontore erzielen. Es kann Niklas Füllkrug noch passieren, dass er wieder in seinen "normalen" Modus zurückschaltet und noch 2 Tore in der restlichen Saison erzielt. Dann würde niemand auf die Idee kommen, dass der unbedingt zur WM muss, weil er im Oktober einen Lauf hatte. Alle würden sich daran erinnern, dass das eigentlich ein Marius Ebbers Angreifer ist... aber jetzt könnte er Weltmeister werden. 

Gleichzeitig überschatten die WM Nominierungen alles, was an diesem Spieltag passiert ist, obwohl da tatsächlich etwas Interessantes passiert ist.
Also ja, die haben still und heimlich eine sinnvolle Änderung am Abseits vorgenommen. Und de facto festgelegt, dass eine einzige Ballberührung keine neue Spielsituation herstellt. PassivesAbseitsLeserwissenesfrüher: Das habe ich in der Form 2021 gefordert. Da hat anscheinend beim DFB echt jemand gemerkt, dass die Regelauslegung vom damals kompletter Scheiß war. Jetzt bin ich verwirrt, seit wann treffen die sinnvolle Entscheidungen?

Ich hätte es mir natürlich gewünscht, dass es eindeutiger festgelegt wird. Also mit einem "Die erste Ballberührung einer Mannschaft stellt noch keine neue Spielsituation her, alles andere danach machen dies." Wenn ich mir als Verteidiger dann den Ball ans eigene Bein schieße und der von dort zum einschussbereiten Gegner springt, werde ich für meinen technischen Fehler bestraft. Gleiches gilt beim Anschießen eines Mitspielers. Wenn ich den Ball mit einer sauberen Grätsche zum Torschützen befördere, gibt es Abseits. Das wäre einfach und für alle nachvollziehbar. Und damit voll im Sinne des eigentlichen Regelwerkes.

Mittwoch, 9. November 2022

Jürgen Klopp ist schon ein bisschen bigot.

 Also Jürgen Klopp ist ja gerade derjenige, der sich zum angeblichen Wohle der Spieler über die Terminhatz aufregt.

Zunächst mal muss man bei dieser Problematik auch nochmal diese ominöse Covid Pandemie bedenken. Ihr wisst schon, diese "Kleinigkeit", die die letzten 2 Jahre komplett ruiniert hat. Die auch den Fußball für 10 Wochen lahmgelegt hat. Und falls ihr euch jetzt denkt: Das ist doch Ewigkeiten her, das hat doch keinen Einfluss mehr...

Bedenkt bitte einfach, wie viel 10 Wochen komplett ohne Fußball sind. Also die Bundesligasaison endet normalerweise Mitte Mai. Und die neue startet Mitte August. Das sind also am Ende "nur" 15 Wochen... in denen aber weiter Champions League, DFB-Pokal und in jedem 2. Jahr ein großes Turnier ausgetragen wird. Und dann kommt da noch zwingend notwendiger Kleinscheiß wie die Supercups dazu, die ja auch unbedingt ausgetragen werden.

Und ja, alleine schon die 2 Pokalrunden vor und nach der Bundesligasaison kürzen die Pause auf 13 Wochen. Dazu kommt dann noch der unnötige Kleinscheiß wie die Supercups. Dafür muss jeweils Platz im Rahmenterminkalender geschaffen werden.

Beachten wir jetzt noch, dass der wirklich notwendige, uns aber nicht betreffende Kleinscheiß wie die Champions League Qualifikation durchgeführt werden muss, damit die Meister der kleinen Nationen wenigstens die Illusion bekommen, dass sie an dem Wettbewerb teilnehmen und es gar keine Superleague ist... Dann wird die Sommerpause im europäischen Fußball auf 3-4 Wochen herunter gekürzt. Da wird einem bewusst, wie viel 10 Wochen in dem der Ball komplett ruhen musste, wirklich sind.

Und dazu kommt dann halt der wirklich große Elefant im Raum: die um ein Jahr verlegte Europameisterschaft. Ohne die hätte man als DFL oder Premiere League die 2021er-Saison 2 bis 3 Wochen früher starten können. Das hätte man dann dieses Jahr wiederholt und schon hätte man sich den Raum erschaffen um den Spielern vor der WM eine etwas größere Pause zu gönnen. Aber das ging halt einfach nicht. Dafür kann dann halt auch keiner etwas. Und ja, dass die Saison an die Turniere im Sommer angepasst werden, ist etwas völlig Normales. Da gibt es jedes Mal Verschiebungen um einige Wochen. Das wäre mit einem 2-Jahres-Plan machbar gewesen.

Wofür man natürlich etwas kann, ist der Fakt, dass all der eigentlich irrelevante Kleinscheiß ausgetragen werden musste. Inklusive der Klub-WM. Da hätte man den pickepacke vollen Terminkalender zumindest ein wenig ausdünnen können. Aber das waren ja alles essenziell wichtige Spiele für die Kontostände der teilnehmenden Vereine. Da kann man halt nichts machen.

Was die ganze Sache halt noch bekloppter macht, ist ja der Fakt, dass Liverpool in diesem Sommer ein Testspiel gegen Manchester United ausgetragen hat... in Thailand. Ganz persönlich halte ich es ja für unverantwortlich in der derzeitigen Lage solche Reisen im Sommer zu planen. Und wer das trotzdem macht, hat das Recht aufs Jammern für den Rest des Jahres verspielt. Denn weniger Flugmeilen und Autogrammstunden, dafür mehr Training hätte vielleicht die eine oder andere Muskelverletzung verhindern können.

Ich hab das ja hier schon letztens mit der Personalie Sadio Mané angesprochen. Aber ich will an der Stelle nochmal einen Schritt weiter gehen und frage mich: Ab wann sagen die Spieler: "Leute, lasst das?" Also weil ja mittlerweile auch Spieler darüber klagen, wie schlimm und hoch die Dauerbelastung ist. Völlig zurecht. Aber der pragmatischste Hebel wäre es doch, auf die wirklich unnötigen Reisen zu verzichten und zumindest die Vorbereitung so effektiv wie möglich zu gestalten.

Aber hier kommt natürlich das Problem: Das hätte finanzielle Konsequenzen. Denn das große Problem ist ja, dass es sich wirtschaftlich lohnt diese Reisen in den Sommer zu veranstalten. Man müsste als Mannschaft also schon sagen: Wir verzichten auf 3 % unseres Gehaltes, damit wir uns diesen Scheiß ersparen können. Und ja, 3 % ist da eine willkürliche Zahl. Aber dafür kann man dann als nächsten bei den Prämien für die Champions League etwas draufpacken. Also mit einem "Wir gehen davon aus, dass uns die besseren Grundlagen aus dem Sommer im März und April helfen werden... und dass der Verein mehr davon hat in der Champions League weit zu kommen..."

Aber da sind wir wieder bei dem uralten Grundproblem: Wir wollen halt nur weniger arbeiten, aber nicht weniger Geld. Da sind Fußballer dann doch nur Menschen. Und für die eigene Gesundheit auf Geld zu verzichten, ist halt keine Option...

Montag, 7. November 2022

Worst of des "Auch keinen Bock auf die WM?" Wochenendes

 Ich frage mich ja, ob die Leute, die gerade die Werbeblöcke gestalten, komplett den Sinn ihres Lebens hinterfragen. Also ja, es war faszinierend: Die Sportschau begann dieses Wochenende mit ihren "Vorfreude auf die Weltmeisterschaft" Botschaften. Also über das spezielle Weihnachts-WM-Shirt hinaus. Und dann guckt man sich die Stimmung in den Stadien an und denkt sich: Selten ging eine Werbeaktion so sehr an der Zielgruppe vorbei.

Denn diejenigen, die das ja eigentlich ansprechen sollte, haben halt so gar kein Bock auf diese WM. Und selbst wenn sie es heimlich doch gucken, so werden sie sich nicht die üblichen, unnötigen Merchandiseartikel holen. Also abgesehen von dem Deutschland-Trikot. Das muss halt doch sein.

Ich muss ganz ehrlich zugeben: Die Stimmung gerade ist schon seltsam. Das fängt halt damit an, dass es total komisch ist, sich nach dem 13. Spieltag mit Nominierungen und verletzungsbedingten Absagen zu beschäftigen. Also mittlerweile reichen ja kleine Verletzungen um die Teilnahme in Gefahr zu bringen. Nebenbei fand ich es echt nett von Hansi Flick, dass er im Fall von Timo Werner von einem "herben Verlust" spricht. Werners Image ist doch so schlecht, dass ganz Deutschland sich denkt: Gut, dass der Chancentod nicht mitkommt. Nachher hätte der Thomas Müller auf die Bank verdrängt...

Aber das eigentliche Problem bleiben halt die toten Sklavenarbeiter. Wir haben, und das hätte ich nicht erwartet, echt den Punkt erreicht, an dem der gemeine Fußballfan sagt: Macht das ohne mich! An dem die wirtschaftlich dank der Pandemie immer noch stark angeschlagene Kneipenszene sagt: Wir gehen lieber pleite, als dieses dreckige Geld mitzunehmen. Auch das offizielle Public Viewing, welches ja während so einer WM schon das Stadtbild prägt, wurde zumindest in meiner Heimat abgesagt.

Ist denen allen bewusst, dass die Alternativveranstaltung im Sommer morgens um 9 angepfiffen wird? Also falls die heimlich den Plan haben, im Sommer demonstrativ die Frauen WM zu zeigen: Die findet in Australien und Neuseeland statt und hat für Partymeilen ganz bescheidene Anstosszeiten...

Aber ja, die Fifa hat das unfassbare geschafft: Uns als riesige Fußballnation die Lust an dieser WM zu nehmen. Das ist eine historische Leistung. Nebenbei wollte ich mal daran erinnern, dass wir kurzzeitig gehofft haben, es würde alles besser werden, wenn der Sepp Blatter weg ist...

Das eigentlich traurige ist ja: Am Ende wird das egal sein. Die Fifa wird uns trotzdem erzählen, dass das alles super war. Und genügend Gewinn wird die Veranstaltung auch abwerfen.

Aber gut, zum eigentlichen: Youssoufa Moukoko MUSS MIT ZUR WM!!! Zwingend! Also ja, muss er. Das ist aber keine Neuigkeit. Der Junge ist halt zu gut für sein Alter. Und im schlimmsten Falle nimmt man ihn als Lehrling mit der Trikotnummer 23 mit. Denn dass der spätestens zur WM 2026 einer der Fixpunkte der Offenisve ist, wird ja kaum zu vermeiden sein. Nebenbei wird es schwer für Hansi Flick werden, die nächsten Turniere zu versauen, wenn die Offensivabteilung der nächsten 16 Jahre aus Moukoko, Wirtz, Musiala und Havertz bestehen wird. Aber er hat mein vollstes Vertrauen, er wird das hinkriegen.

Aber an der Stelle muss man eindeutig sagen: solche Entscheidungen sollte man nicht vom Spiel gegen den VfL Bochum abhängig machen. Denn bei allem Respekt: die sind halt nur sehr bedingt bundesligatauglich. Um es diplomatisch auszudrücken. Und das ist auch wirklich kein Vorwurf, dass die letztes Jahr die Klasse gehalten haben, war eine riesige Leistung. Aber jetzt sind sie an dem Punkt, an dem sie den Abgang von Sebastian Polter nicht kompensieren können. Und dann steckt man halt richtig tief in der Scheiße.

Ganz ehrlich: Für die Beurteilung der Frage, ob Moukouko der Nationalmannschaft schon bei dieser WM helfen kann, ist die Leistung gegen eine´Mannschaft die so tief in der Scheiße steckt, irrelevant. Das kann man ja ganz praktisch an dem 1:0 erkennen. Also klar, ein geiler Schuss. Aber erstens darf er sich vorher nie so im Zweikampf durchsetzen. Wer ist da eigentlich der Jugendspieler? Zweitens kommt dieser Schuss ziemlich mittig. Also ich will jetzt nicht von einem Torwartfehler sprechen, weil die Namen, die ich gleich nenne, nicht der allgemeine Maßstab sind... aber Manuel Neuer hält den. Marc Andre ter Stegen auch. Aber das sind die irrelevanten Namen. Viel wichtiger: Thibaut Courtois und Alisson auch. Und bei der Optimierung des WM-Kaders geht es hauptsächlich um genau diese Frage: Wer macht in den engen Spielen den Unterschied aus?

Aber wenn man dies so offen anspricht, spricht man halt auch eine unangenehme Wahrheit aus: Die Bundesliga ist halt einfach nicht so gut. Also gerade im Keller, der Bochum ist ja noch nicht mal abgeschlagen Tabellenletzter. Und mit einem "Wir sind eigentlich nicht mehr gut" lockt man halt niemanden vor den Fernseher. Oder verkauft man keine Abos. Und deswegen spricht das niemand aus.

Niklas Füllkrug hat nebenbei praktisch dasselbe Problem: Nur, weil der jetzt gerade in der Bundesliga einen Lauf hat, bedeutet dies nicht, dass er die internationale Klasse besitzt, die man am Ende bei einer WM gerade in der Offensive braucht.

Nebenbei finde ich es faszinierend, dass jetzt alle hinterfragen, ob die spanische Liga noch wirklich gut ist... weil die ein Jahr in der Gruppenphase verkackt haben. Aber jetzt mal ganz ehrlich: Bisher ist eine Mannschaft (Atletico Madrid) komplett ausgeschieden... Weil Seoane einen Deal mit dem Teufel abgeschlossen hat... Ernsthaft, der wird das "Du bist nach der Hinrunde 14., aber beendest die Champions League Gruppe vor Atletico" Angebot angenommen haben, weil er davon ausging, dass man dann halt ins Achtelfinale kommt...

Jedenfalls werden, wenn man sich gerade mal die Auslosung der Champions League anguckt, genau so viele Spanier im Viertelfinale stehen, wie Deutsche... Also Eintracht Frankfurt und Real Madrid halt. Und dann werden "uns" die Spanier in der Europa League auseinander nehmen. Das ist zumindest der realistisch erwartbare Verlauf des Europacup-Frühjahres. Jetzt schon Panik zu schieben, weil sie einmalig die Vorrunde verkackt haben, ist völlig übertrieben.

Die Bundesliga hat dagegen eine jahrelange Statistik, die besagt, dass man ausschließlich die Bayern wirklich ernst nehmen muss. Vielleicht kommt RB Leipzig irgendwann dazu. Aber für alle anderen Mannschaften ist realistisch gesehen das Viertelfinale das absolute Maximum. Danach braucht man schon verdammt viel Losglück. 

Und ja, ich schreibe das alles nur, damit Frankfurt mich widerlegt... Und Union Berlin die Europa League gewinnt. Damit "wir" dann nächste Saison 5 Champions League Teilnehmer haben. 

Aber sachlich gesehen ist es eher zu erwarten, dass die angeblich so schwachen Spanier am Ende beide Titel holen...