Wir unterbrechen unsere Anti-WM-Berichtserstattung für eine wichtige Nachricht: Doping im Fußball bringt nichts. Also sportlich nicht. Wirtschaftlich ist es eine Katastrophe. Aber sonst... nö.
Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.
Als kurze Zusammenfassung: Der HSV hat eine positive A-Probe. Es wurde da bei Mario Vuskovic Epo gefunden. Ihr wisst schon, dieses Blutdoping, welches alle Radsportler so viel schneller gemacht hat. Also alle außer Erik Zabel, der erst nach dem Absetzen des Dopings zum besten Sprinter wurde. Und welches auch von Ärzten mit Kontakten in die Bundesliga, Serie A oder die Pirmera Division verabreicht wurde, aber trotzdem definitiv nie bei an Fußballern getestet worden ist. Dass wir die Zusammenhänge beim Doping aber lieber verschweigen, ist halt keine Neuigkeit. Genauso ist das Strafmaß für Mannschaften völlig absurd. Selbst wenn ein gedopter Spieler ein entscheidendes Tor erzielt, passiert halt nix.
Nun muss man auch erwähnen, dass Mario Vuskovic natürlich seine Unschuld beteuert und auf die Öffnung der B-Probe pocht. Und hey, vielleicht ist das wirklich einer der wenigen Fälle, bei denen die B-Probe die Unschuld beweist. Man ist halt skeptisch, weil das die Ausnahme ist. Oder wir zumindest davon ausgehen, dass es die Ausnahme ist, vielleicht wird auch einfach nicht darüber berichtet, wenn die Vorverurteilungen falsch waren. Der Focus beziffert die Anzahl der negativen B-Proben mit "selten"... damit kann man gut arbeiten. Aber was bei der B-Probe von Kamila Walijewa rauskam, erfährt man halt nicht, sondern nur, dass sie im Februar geöffnet wurde. Sportärzte behaupten derweil dass die A-Probe reicht. Dort erfahrt ihr nebenbei, dass Marion Jones eine der wenigen ist, deren B-Probe negativ war. Genau die Marion Jones, die dann Jahre später systematisches Doping eingestanden hat. Also hat die angeblich eh schon seltene negative B-Probe eine Schuldige weiterlaufen ließ, verbreitet schon die Skepsis gegen diese Methode.
Aber das ist genau genommen hier auch egal. Denn es geht gar nicht so sehr darum, was die B-Probe sagt, sondern welche Konsequenzen dem HSV drohen, falls sie es ist. Was passiert, wenn einer deiner Stammverteidiger verbotene Substanzen nachgewiesen werden. Wenn ein zweifacher Torschütze gedopt war. Und das ist dann... ein Millionenverlust. Klar, ist tragisch. Aber wenn man trotzdem aufsteigt, sind die 8 Millionen Ablöse doch egal. Und dann hat ein gedopter Spieler beim Aufstieg geholfen.
Also man stelle sich mal vor, das wäre erst nach 30 Spieltagen herausgekommen. Da im Fußball ja nicht mal im Ansatz flächendeckend getestet wird, ist das ein kalkulierbares Risiko. Wie wir im Mamadou Sakho Fall gelernt haben, würde selbst da dann nichts passieren. Das ist quasi die Aufforderung der Verbände an seine Vereine: Dopt gefälligst!
Also als allererstes hätte der DFB (wie auch damals die Uefa) am Sonntagmorgen die komplette Mannschaft zum Pinkeln antreten lassen müssen. Bevor sie öffentlich machen, dass die Probe positiv ist. Nur um den logischen Verdacht, dass das Doping über die Mannschaftsärzte lief, aufzuklären. Aber so was macht man ja nicht.
Und dann müsste man halt darüber diskutieren, wie viele Punkte einer Mannschaft für den eingesetzten Dopingsünder aberkannt werden. Da muss man mal ganz sachlich drüber verhandeln. Das sollte natürlich auch an der Anzahl der Einsätze hängen. Und es sollte auch nicht so drastisch sein, dass die Mannschaft deswegen definitiv zwangsabsteigt. Aber der definitive Vorteil, den man sich, bewusst oder unbewusst, durch den Einsatz eines gedopten Spielers erschlichen hat, sollte irgendwie ausgeglichen werden.
Diese Debatte müsste man jetzt eigentlich unabhängig vom Ausgang der Proben geführt werden. Damit man festlegt, dass man X Punkte abgezogen bekommt, wenn man X Spiele lang einen des Dopings überführten Spielers aufgestellt hat. Und wenn das dann dazu führt, dass die Teamärzte ihren Spielern sichere Zahnpasta verschreiben und kaufen, weil das Risiko ihnen zu hoch ist... dann wäre das vollkommen vernünftig.
Also stand jetzt kann der HSV (und jeder andere Verein auch, es trifft halt nur die sowieso schon Doofen) seinen Spielern sagen: Doping ist euer eigenes Risiko. Wenn ihr es machen wollt, dann macht es, für uns hat es ja kaum Konsequenzen. Wir schreiben euch nur noch schnell eine Klausel in den Vertrag, der dann die ausstehen Gehälter während der Sperre klärt.
Das klingt jetzt erstmal weit hergeholt und ziemlich übertrieben. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass wir uns übers Doping überhaupt keine Gedanken machen. Dass wir uns gar nicht fragen, wer alles was nimmt, um am Wochenende auf dem Platz zu stehen und wie viel davon verboten ist oder verboten sein sollte. Das ist ein Bereich, den wir komplett ausblenden, obwohl uns allen bewusst ist, dass die Belastung mindestens am Limit ist.
Wir gehen konsequent davon aus, dass es bedauerliche Einzelfälle sind und es auf keinen Fall eine Systematik dahinter gibt... obwohl es genügend Akten gibt, die diese Systematik darlegen könnten. Da wir uns aber nicht dafür interessieren, muss man sich noch nicht mal die Mühe machen und diese Akten zerstören.
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