Donnerstag, 26. Oktober 2023

Vollidioten des Monats: Ulli, Kalle und Hainer

 Beide sind ja gerade zurück. Und es wäre jetzt wirklich schön, wenn mich das erfreuen würde, weil die "nur" Bullshit labern... aber:

TRIGGERWARNUNG: Hier geht es gleich um Selbstmord. Und um ganz viele andere finstere Dinge. Wenn ihr damit ein Problem habt, kommt Montag wieder, da gibt's dann planmäßig harmlose Worst Ofs.

Aber fangen wir mal mit dem harmlosen Blödsinn an: Uli Hoeneß hat sich darüber beschwert, dass Julian Nagelsmann zu schnell entlassen worden ist. Das hätte er so natürlich nie gemacht! Das war unverantwortlich. Da muss man hinterher Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić entlassen, das ist die einzige logische Option.
Hier ist das Absurde an diesem "Statement": Der Manager Uli Hoeneß hätte Nagelsmann ebenfalls entlassen. Die historischen Daten belegen das. Schließlich waren die Bayern auf dem Weg zu einer titellosen Saison. Und es gibt nur einen einzigen Trainer, der eine Saison bei den Bayern ohne Titel beenden darf: Jupp Heynckes. Der schafft das 1992 und 2012. Und natürlich kam er von der 2012er-Saison mit einem Tripple zurück, weil Christian Nerlinger anstelle des Trainers entlassen wurde. Aber solange man nicht Hoeneß bester Freund ist, wird man bei den Bayern halt entlassen, wenn man keine Titel holt. Also hätte Hoeneß im Frühjahr genau dieselbe Entscheidung getroffen, die er jetzt kritisiert.

Aber das ist ja der harmlose Scheiß. Genau so, wie es genau genommen harmlos ist, dass sein Partner in Crime Karl-Heinz Rummenigge ein Geschenk von den auf die Menschenrechte scheißenden Scheichs angenommen hat. Wahrscheinlich hat er deswegen für die Verlegung der WM in den Winter verlegt. Was nebenbei nach wie vor das geringste Problem ist. Also es kann durchaus sein, dass die WM 2034 auch in den Winter verlegt werden muss, weil es bis dahin auch Spaniens Sommer zu warm ist, um ein Fußballturnier auszutragen. Aber dass dieses Geschenk aus dem Qatar kommt, ist halt ein Problem. Ich erwähne es hier nur nochmal, weil es ein Mosaikstein zur allgemeinen Moralvorstellung der Bayern ist. Aber betreiben ja auch munter Sportswashing mit Qatar Airways und bezahltem Trainingslager. 

Aber selbst ein an sich auf Moral scheißender Vorstand hat jetzt nochmal ein neues Niveau erreicht. Fangen wir da (nochmal TRIGGERWARNUNG) bei Jérôme Boateng an. Und um seine ehemalige Lebensgefährtin Kaisa Lehnhardt. Der Prozess wurde nach dem Selbstmord der Frau neu aufgewickelt, obwohl Boateng ursprünglich freigesprochen wurde. Das ist der Teil, den alle Sportmedien elegant umschiffen: Hier geht es nicht, wie ja so oft in solchen Fällen als erstes konstruiert wird, um eine Frau, die sich an den berühmten und reichen Mann hängt und diesen mit erfundenen Vorwürfen ausnehmen will. Hier geht es um eine Frau, die womöglich durch den ganzen Umgang mit dem Urteil und Hetzkampagnen gegen sie im Internet in den Selbstmord getrieben wurde. Deswegen wurde der Prozess neu aufgerollt und Boateng zu 1,2 Millionen Euro verurteilt. Und gegen dieses Urteil ist Boateng dann in Berufung gegangen. Diese führt dazu, dass der Prozess zum dritten Mal aufgerollt wird. Und von dieser Verpflichtung wurde nur Abstand genommen, weil die Bayern-Fans gegen Boateng protestierten. Sonst hätte Herbert Hainer, als Dritter im Bund, einen Weg gefunden, sich das schönzureden. Auch wenn die bittere Wahrheit lautet, dass der sportliche Erfolg einfach über allem steht.

Das beweist auch der Umgang mit Noussair Mazraoui. Der ist nämlich auch für den sportlichen Erfolg unabdingbar, da man sonst keine Rechtsverteidiger hat. Da ist es auch nicht so schlimm, dass er der Hamas den Sieg gewünscht hat... wartet was? Das, was der Marokkaner da geteilt hat, lässt sich nur ganz schlecht in ein "Mitgefühl für alle Opfer des Terrors" umdichten, wie Nura das halbherzig geschafft hat. Mainz 05 hat ja nebenbei gerade vorgemacht, wie man darauf reagieren könnte, wenn man eine konsequente Haltung an den Tag legt. Auch wenn es natürlich für die einfacher ist, einen Ergänzungsspieler auszusortieren.

Und um mal den Antisemitismus dahinter zu verdeutlichen: Wenn ein Bundesligaspieler der Wagner-Gruppe bei ihrem Einsatz in Odessa viel Erfolg wünschen würde, wäre der morgen entlassen. Also außer er spielt für die Bayern, da ist es anscheinend egal. Da aber in der Ukraine weiße Europäer sterben, ist es halt was anderes, als im Nahen Osten, wo Araber auf Juden schießen und dann zurückgeschossen wird.

Aber das ist natürlich auch eine konsequente Linie, die da immer weiter abwärts führt: Natürlich verpflichtet der Verein, der seinen Ehrenpräsidenten zum Lobbyisten-Treffen nach Katar schickt und da im Winter hinfliegt, auch den angeklagten Frauenschläger und behält den Hamas-Unterstützer in seinen Reihen. Denn der sportliche Erfolg steht halt buchstäblich über allem

Was ja auch nur bedingt ein Vorwurf ist, solange sich diese Steuerhinterzieher nicht bei jeder Gelegenheit als moralische Instanz aufführen. Nebenbei gab es ja mal eine Zeit, in der die Bayern anders gehandelt haben. Also als die Nazis zu denen gesagt haben, dass sie ihren jüdischen Präsidenten Kurt Landauer rauswerfen müssen, haben die so lange wie möglich gesagt, dass sie das nicht machen. Dieser jüdische Hintergrund wird ja immer dann betont, wenn es gerade zur Propaganda passt, aber wenn die damalige Haltung wirklich mal als Handlungsgrundlage nehmen muss, kann sich niemand mehr erinnern.

Wir müssen mal wieder festhalten, dass die Bayern alles dem Erfolg auf dem Platz unterordnen. Solange Titel errungen werden, ist es egal, wie oder mit wem. Aber dieses "Alles" wurde in den letzten Monaten nochmals auf ein neues Niveau gehoben.

Montag, 23. Oktober 2023

Worst of des "Wer meldet sich denn da alles im Abstiegskampf an" Wochenendes

 So langsam wird die Tabelle ja aussagekräftig. Also zumindest ist davon auszugehen, dass die Mannschaften, die jetzt da unten drin stehen, da auch ein Weilchen bleiben werden. Und dass der VfB Stuttgart und die TSG Hoffenheim dieses Jahr andere Pläne haben. Was nebenbei echt faszinierend ist, schließlich lösten die ihre Probleme, in dem sie ihre Trainer gegeneinander ausgetauscht haben. Wie oft passiert es, dass bei so einem notgedrungenen Tausch beide hinterher bessere Trainer haben?

Viel überraschender ist allerdings, dass Darmstadt, Heidenheim und Augsburg noch nicht bei der Kellerparty dabei sind. Also bei Darmstadt und vor allem Heidenheim hätte ich heftigere Wachstumsschmerzen erwartet. Heidenheim deutet die immer wieder an, weil sie gerne mal 2:0 Vorsprünge verspielen. Und Augsburg hat den Trainer schon gewechselt, was ein wenig wie Panik wirkt, wenn man noch nicht mal auf dem Relegationsrang steht... oder es ist konsequent, weil man nicht auf die Tabelle, sondern auf die Entwicklung auf dem Platz reagiert. Oder dem Mangel an Entwicklungen.

Dahinter wird es aber wirklich spannend. Borussia Mönchengladbach muss sich fragen, ob die Rückkehr vom designierten Stammtorhüter alle Probleme löst. Denn das ist ja die einzige Hoffnung auf eine schnelle Stabilisierung. Hier ist aber die unangenehme Wahrheit: Nicolas Mortiz hat einen besseren Notenschnitt als Jonas Omlin. Und das nicht nur auf die 2 Spiele, die der Schwede bisher absolvieren konnte, gesehen, sondern auf Omlins gesamte Rückrunde.
Was auch wieder nur beweist, wie seltsam die Bewertungen von Torhütern sind. Also ja, Moritz kann sich regelmäßig auszeichnen. Die 2,45 Paraden pro Spiel sind laut Ligainsider.de "gut genug" für Platz 6. Aber er vereitelt halt kaum Großchancen, da liegt er nur auf Platz 16.
Vor allem ist es aber eher bedingt eine Auszeichnung, dass der Moritz sich so oft "auszeichnen darf", dabei aber keine wirklich ausgezeichnete Arbeit macht. Viel wichtiger wäre es, dass man so viel Stabilität reinbekommt, dass der Torhüter nicht ständig eingreifen muss. Nun muss sich Moritz auch da nichts vorwerfen lassen. Die Frage ist dabei aber nicht, ob ein erfahrenerer Torhüter mehr Souveränität ausstrahlt und seiner Abwehr dabei mehr Sicherheit verleiht... sondern ob Omlin dieser Torhüter ist. 

Die wichtigste Frage ist aber, ob Urs Fischer eigentlich Abstiegskampf kann? Das ist auch eine völlig absurde Frage, schließlich ist das eine Mannschaft, die über die Mentalität kommt und die sich in jedes Spiel kämpfen kann. Oder kam sie jahrelang doch nur übers Selbstvertrauen, was dazu geführt hat, dass sie weit über ihrem eigentlichen Level gespielt haben? Wettbewerbs übergreifend sind die bei 7 Niederlagen infolge. Letztes Jahr haben sie in der Bundesliga insgesamt 8 Spiele verloren.
Das ist halt buchstäblich das erste Mal in der gemeinsamen Zeit, dass es nicht einfach weiter aufwärts geht.
Und hier kommt eine andere, absurde Wahrheit aus Berlin: Urs Fischer ist einer von 2 Aufstiegshelden, die noch da sind. Denn auf dem Platz spielt nur noch Christopher Trimmel eine Rolle. Alle anderen wurden mittlerweile verkauft, weil sie mit dem rapiden Wachstum des Vereins nicht Schritt halten konnten... Oder aber glaubten, dass es in Hoffenheim oder Gladbach schneller aufwärtsgehen würde. Ernsthaft, Grischa Prömels Wechsel nach Hoffenheim bleibt eines der größten Mysterien der jüngeren Fußballgeschichte.

Ich verdeutliche das mal am Sturmduo der Aufstiegssaison: Sebastian Andersen und Sebastian Polter sind beides Vorzeigebeispiele für die hier sogenannten Marius Ebbers Angreifer. Beider erzielten mehr Tore in der 2. als in der Bundesliga. Andersen kam auf 33 Bundesligaeinsätze für Union, bevor er gegen Taiwo Awonyi und Max Kruse ausgetauscht wurde. Polter ergriff nach 13 Spielen die Flucht. Beide versuchten in Köln und Bochum das Stigma des "Nur gut genug, für die 2. Liga" Stürmers loszuwerden. Polter kam in einer Saison in Bochum sogar richtig dicht dran. Dummerweise wollte er danach unbedingt zu Schalke, damit er zeitnah wieder Zweitligatore erzielen kann.
Fakt ist aber auch: Beide wurden in Berlin ohne jegliche Sentimentalität ausgetauscht, sobald es im Verein leichte Zweifel an ihrer Qualität bestand.
Was einem zu der im Juli noch völlig undenkbaren Frage bringt: Wird man mit dem Trainer genau so umgehen? Sucht man sich einen neuen, wenn der Schweizer als Trainer nicht gut genug ist, um Stars wie Bonucci, Gosens oder Volland die nötigen Anweisungen zu vermitteln?
Und klar, bei Max Kruse hat das geklappt. Aber Kruse war auch in einer Sondersituation, weil das für ihn seine letzte Chance war, die Karriere zu retten. Und ganz sachlich sind die Zugänge dieses Sommers auch auf einem anderen Level.
Wie viele Niederlagen darf sich ein Trainer in einem Verein, der bisher keinerlei Sentimentalität gezeigt hat, erlauben? Muss er zeitnah die Kurve kriegen, oder wird darüber frühestens in der Winterpause nachgedacht?
Und wenn ihr jetzt mit "Der hat die historisch beste Saison der Vereinsgeschichte gespielt" kommt... das hat Jens Keller auch gemacht, bevor er im Jahr darauf entlassen wurde. Und seit dem kam man nicht annähernd in die Position, dass man darüber nachdenken musste, weil man seine Saisonziele erfüllt oder übertroffen hat. Das wird halt der erste Rückschritt seit dem Jahr 2018.
Damit will ich jetzt nicht sagen, dass der Trainer entlassen wird, oder dass man sich auf einen einvernehmlichen Rücktritt einigt. Ich sage nur, dass mich beides nicht überraschen wird, obwohl es für Union dann schwierig wird, einen besseren Trainer zu finden.

Beeindruckend war es auch, wie Werder Bremen sich im Abstiegskampf anmeldete. Also nicht Freitag auf dem Platz, sondern am Samstag in der Sportschau: der starke Michael Zetterer schwadroniert hinterher, "dass wirklich nur ein bisschen was gefehlt" hat, um einen Punkt mitzunehmen. Auch Ole Werner will auf dieser Leistung aufbauen.
Hier ist das Problem mit dieser Einschätzung: Das "bisschen", von dem Zetterer da geredet hat, war eine zeigenswerte Torchance. Die gab es laut Sportschau nicht. Dafür gab es eine Zusammenfassung, in der Werder locker 3 Tore hätte kassieren können, die Borussia aber lieber beweisen wollte, dass sie auch "wenig sexy" gewinnen kann. Bremen berauscht sich also daran, dass sich Dortmund nicht in einen Rausch gespielt hat. Gleichzeitig hat man aber in den 90 Minuten im Wesentlichen nur darauf gewartet, dass man irgendwann in Rückstand gerät, nur um dann keinerlei Reaktion zu zeigen. 

Also wenn man das mal mit der Vorstellung der Mainzer gegen München vergleicht: Die haben sich nur einige klare Torchancen erspielt, sondern auch ein Tor erzielt. Aber im Gegensatz zu Werners Selbstgefälligkeit ärgert sich Bo Svensson über diesen Ausgang. Nun hat sich Mainz bisher ebenfalls wie ein Absteiger präsentiert, aber man hat bei Svensson das Gefühl, dass er daran etwas ändern will... während Werner nur darauf hofft, dass Mainz ihre Probleme nicht löst und Bochum weiterhin Bochum-Dinge macht.

Denn dort wurde dieses Wochenende festgestellt, dass Manuel Riemann nicht jeden Elfmeter halten kann... und dass man echte Probleme bekommt, wenn man nur eine Sache hat, die man wirklich gut kann. 

Immerhin haben sich die Kölner auch endlich in der Saison angemeldet. Köln hat ja theoretisch dasselbe Problem wie Union: Sie stecken nach bisher ausschließlich erfolgreichen Jahren mit ihrem Trainer Steffen Baumgart plötzlich in der Scheiße. Der Unterschied ist aber, dass man nach den Abgängen von Skhiri, Hector und Duda deutlich an Qualität verloren hat, während Union sachlich gesehen besser geworden ist. Vor allem tut es den Kölnern wirklich weh, dass man für 2 dieser Leistungsträger keinen Cent Ablöse bekommen hat. Dass Köln unten reinrutschen könnte, sollte also nicht sonderlich überraschen. Jetzt hat Baumgart den wichtigen ersten Sieg geholt, bevor ihm die wirklich unangenehmen Fragen gestellt werden.
Und ja, Köln wird lange unten drin hängen, aber die spannende Frage bleibt, ob man dabei die Ruhe bewahrt. Denn eines steht sowohl bei Fischer, als auch bei Baumgart fest: Beides sind richtig gute Trainer, die in ihren Vereinen bewiesen haben, dass sie langfristig helfen können. Bei beiden ist eine Entlassung also im besten Fall eine kurzfristige Problemlösung, die aber langfristig mehr kaputt macht, als sie repariert.

Montag, 16. Oktober 2023

Es war schon ein faszinierendes Schauspiel

 Es gibt schon komische Momente im Fußball. Also gerade während der "Länderspielpausen". Dieses Mal war es die 75. Minute im Testspiel USA - Deutschland. Da wurde ein gewisser Johnny eingewechselt. Und wenn es euch so geht wie mir, dann habt ihr den Spieler vorher noch nie gesehen oder von ihm gehört.

Aber Johnny war trotzdem ein Ausnahmespieler an diesem Tag. Also weil er der einzige Athlet auf dem Feld war, der sein Geld nicht in Europa verdient. Der nicht mehrere Zeitzonen überwinden musste, um dieses Testspiel zu absolvieren.

Was aber nicht bedeutet, dass er die kürzeste Anreise hatte... ganz im Gegenteil. Weil Johnny für Porto Alegre in Brasilien spielt, musste er 5100 Meilen (ca. 8.208 km) zurücklegen. Für die europäische Fraktion waren es (von Frankfurt aus) "nur" 3700 Meilen (ca. 5.955 km). 

Um mal wirklich festzuhalten, wie absurd dieses Spiel wirklich war: Die Amerikaner haben 2 Torhüter von Nottingham Forrest in ihren Reihen, aber mit Miles Robinson und DeJuan Jones nur 2 Spieler, die in den USA ihr Geld verdienen. Und Alejandro Zendejas, der in Mexiko spielt. Ansonsten wurden 46 Profis quer über den Globus geflogen, um ein Testspiel zu absolvieren. Oder sie fliegen wie Joshua Kimmich nur hin und her, um sich unterwegs eine Erkältung einzufangen. Das klingt doch vernünftig. Also für den Planeten und für die Athleten.

Mittlerweile wissen wir ja auch, warum dieses Testspiel stattfinden muss: weil ein Oliver Bierhoff in seiner unfassbaren Weitsicht bereits jetzt Pläne für die WM in 3 Jahren geschmiedet hat. Und ja, das hier ist der letzte Nachruf vom Markenbotschafter Bierhoff. Wenn man sich da zur WM ein eigenes Domizil bauen lassen will, muss man sich halt vorher schonmal vor Ort umgucken. Dann macht das schon Sinn.  

Also gerade, wenn es hauptsächlich darum geht, Kontakte für die WM in Nordamerika zu knüpfen und sich schon mal als Delegation vor Ort ein Bild von den Gegebenheiten zu machen... sage ich jetzt mal etwas, das auf den ersten Blick extrem sexistisch klingt. Und es auf den Zweiten auch ist: Dann schickt doch die Frauen.

Und auch wenn es um das Erschließen des Marktes geht... hätte man das wesentlich eleganter über die Damen regeln können. Also als völlig bescheuerte Idee: Wie wäre es denn gewesen, wenn man im Sommer ein Testspiel-Doppelpack ansetzt: Um 19:00 spielt Deutschland - USA in Frankfurt vor 50.000 Zuschauern. Auch wenn es kein europäischer Gegner ist, so ist es aufgrund der zahllosen in Europa spielenden Profis trotzdem ein Härtetest vor der EM. Und dann um 22:30 spielt USA - Deutschland in Connecticut. Die 37.743 Zuschauer hätten die US-Ladys auch angelockt. 

Und der DFB hätte über den gut zu verkaufenden "Doubleheader" eine noch viel größere Präsenz im amerikanischen Fernsehen gehabt. Das wären 5 Stunden mit deutschem Fußball an einem Samstag oder Sonntag.
Aber dafür hätte, und das ist der eigentliche Sexismus daran, Bierhoff ja die Frauenmannschaft als Teil seines Marketingplanes betrachten müssen. Und dass dies sinnvoll sein könnte, fiel ihm erst während des EM Finales 2022 auf... Dass Bierhoff als Manager des DFBs mit den Frauen durch die Welt reisen könnte, war zu dem Zeitpunkt, als dieser Trip geplant wurde, noch unvorstellbar.

Und nur um mal festzuhalten, wie gut dieses "Märkte erschließen" funktioniert hat: Die deutsche Mannschaft spielte in einem relativ kleinen Stadion einer College Mannschaft. Das war keiner dieser Milliarden-Tempel, die die Amis so gerne bauen, trotzdem war das Spiel nicht restlos ausverkauft. Nur so als direkten Vergleich: Die Testspiele der Bayern im Sommer in Japan wollten 49.000 Menschen im Stadion sehen. Das Testspiel gegen Manchester City letztes Jahr fand vor 78.000 Fans statt. Die Bayern buchen halt Lambeau Field, was ungefähr das Äquivalent zum Westfalenstadion sein dürfte, während der DFB im Ruhrstadion spielt.
Und auch wenn das TV Rating bei ESPN für ein Fußballspiel wirklich ordentlich war, so ist es doch nicht der große Durchbruch, der den deutschen Fußball jetzt in den USA wirklich präsenter gemacht hat. Oder anders ausgedrückt: Man hat nichts erreicht, was eine Frauenmannschaft im Sommer nicht auf geschafft hätte, wenn sie direkt nach dem Herrenspiel angetreten wären. Und der DFB hätte mit so einer Ansetzung und der Kombination von beiden Teams mal wirklich innovativ gewirkt.

Freitag, 13. Oktober 2023

Heute in der beliebten Serie

 Alte, weiße Männer erklären uns die Welt: Paul Breitner bei Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs

Und ja, Paul Breitner war mal einer der klügsten Köpfe im Fußball. Und eine Stilikone, nur um im Nebensatz festzuhalten, dass es die auch damals schon gab. Aber den 1998 zum Nationaltrainer zu machen, weil er früher mal ein guter Nationalspieler war und halbwegs intelligente Dinge gesagt hat, wäre halt so ein richtiger DFB Move. Aber dann wollte der beim DFB so richtige Dinge ändern, deswegen wurde er nach 17 Stunden doch wieder abgewählt. Denn beim DFB galt schon damals das Motto: Halt Stopp, das bleibt hier alles so, wie es ist.

Die ganze Geschichte um die Personalie Breitner vs Ribbeck damals war auch wirklich interessant. Aber dann reden die natürlich auch über Julian Nagelsmann und da fallen dann Sätze wie: er muss aufpassen, "dass er sich nicht ansatzweise in die Rolle der Nummer 1 der Nationalmannschaft hievt." Er nennt Helmut Schön den perfekten Bundestrainer, weil der "nur begleitend geführt". Und natürlich wird Nagelsmann kein Grundlagentraining machen.

Aber die Zeiten, in denen ein Bundestrainer nur "für Stimmung zu sorgen" hat, sind einfach vorbei. Wenn Nagelsmann sich zurückhält und der Mannschaft einfach nur eine "Geht's raus und spielt Fußball" Anweisung gibt, wird das Projekt krachend scheitern.
Nebenbei ist diese Ansage von Franz Beckenbauer ja auch ein übertriebener Mythos, denn die Deutschen hatten ja im WM Finale 1990 einen ganz klaren Plan, wie sie Diego Maradona aus dem Spiel nehmen wollen. Und dieser Plan wurde wunderbar umgesetzt.

Aber wenn ein Nagelsmann sich jetzt vor einem Spiel gegen Spanien zurücknimmt, dann spielen die Spanier "uns" schwindelig. Dann lassen die den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren und schießen irgendwann das entscheidende Gegentor. Wenn die deutsche Mannschaft sich erst nach dem eigenen Ballgewinn damit beschäftigt, wie sie jetzt in die Umschaltmomente funktionieren sollen und diese dann improvisiert, werden sich alle Gegner hinter den Ball versammeln und es der deutschen Mannschaft richtig schwer machen, zu Chancen zu kommen. Und dann muss Nagelsmann hinterher erklären, warum das Angriffsspiel so träge ist. Wenn er dann behauptet, dass er auf Paul Breitners Ideen gehört hat, lachen ihn alle aus.

Und natürlich galt das in den 70ern. Aber das ist 50 Jahre her. Dass Breitner zum letzten Mal in einer leitenden Funktion gehandelt wurde, ist 25 Jahre her. Der Fußball hat sich seit dem extrem entwickelt.

Natürlich ist die Position eines Nationaltrainers eine besondere, weil er halt für das vorhandene Personal ein passendes Spielsystem zusammenbasteln muss. Wenn er da einen im Verein eingespielten Block hat, dann kann er denen schlecht eine komplett neue Idee aufzwingen. Aber noch viel schlimmer: Wenn er auf einer einzelnen Position schwach besetzt ist, dann muss er eine Möglichkeit finden, diese Schwachstelle zu kaschieren.

Nehmen wir hier mal das offensichtlichste Beispiel: Benedikt Höwedes bei der WM 2014. Und das soll wie immer keine Kritik an dem gleich genannten Spieler sein. Eher im Gegenteil: Dass Höwedes die für ihn ungewohnte Rolle als Linksverteidiger angenommen und so souverän ausgeführt hat, war eine herausragende Leistung, die aber kaum jemanden aufgefallen ist, weil er einfach nur für Stabilität gesorgt hat.

Höwedes war vielleicht der 25. beste Linksverteidiger des Turniers. Schließlich hatten die Brasilianer Marcelo und Maxwell dabei. Er wäre auf keiner "Die 100 besten Linksverteidiger der Welt" Liste aufgetaucht. In der Kicker Rangliste vor dem Turnier wurde er als Innenverteidiger "im Blickfeld" aufgelistet. Es gab also 11 bessere Innenverteidiger als ihn. In der Rückrunde war er lange verletzt und wäre ohne das Turnier nie auf die benötigten benoteten Einsätze gekommen... Aber dann wurde er in der Kicker-Rangliste als Außenverteidiger in die internationale Klasse verschoben, obwohl er da in der Bundesliga nie gespielt hat. Also nur um mal festzuhalten, wie dumm diese Rangliste sein kann.

Er hat nebenbei während der WM einen Scorerpunkt gegen Ghana errungen und nur beim absurden Schützenfest gegen Brasilien in der Note eine 2 vor dem Komma gehabt. Selbst seine Turnierbilanz weist in keinster Weise auf eine internationale Klasse hin. Aber er ist halt Weltmeister und die gesamte Startelf musste hinterher mindestens auf dieses Niveau gehoben werden. Kann ja gar nicht anders sein. Nur um mal festzuhalten, dass der Kicker schon immer richtig Scheiße war, wenn es um die Beurteilung deutscher Nationalspieler ging.

Nebenbei wissen wir mittlerweile alle, dass die verantwortlichen Personen Jogi Flick und Hansi Löw eher mittelmäßig begabte Trainer sind. Um es mal optimistisch auszudrücken. Dennoch haben sie es in ihrem einen lichten Moment geschafft, eine Taktik zusammenzuschustern, die die Schwächen auf der Linksverteidiger Position überdecken. Sowohl mit als auch gegen den Ball. Nebenbei haben sie das Problem, dass alle Linksverteidiger schlecht aussehen, weil Lukas Podolski vor ihnen spielt, auch endlich gelöst.

Wenn Löw und Flick sich an der Stelle zurückgenommen hätten... Und nebenbei haben sie sich, nach dem sie beinah gegen Algerien ausgeschieden sind, auch einfach mal durchgesetzt und haben Philipp Lahm auf die Rechtsverteidiger Position gesetzt. Denn mit 2 im besten Fall durchschnittlichen Außenverteidigern wird man nicht Weltmeister, einen kann man kaschieren.

Also nur um mal anhand konkreter Beispiele festzumachen, dass es einfach nicht mehr funktioniert, wenn man sich zurücknimmt und die Spieler selber nach Lösungen suchen lässt. Und wenn ich Jogi Löw und Hansi Flick als Argumente gegen die Aussagen von Paul Breitner nehmen kann, dann wisst ihr, wie krass der danebenlag.

Donnerstag, 12. Oktober 2023

Was mir bei Julian Nagelsmann wirklich Angst macht

 Die angeblich am besten funktionierende Beruhigungspillen für alle anderen Nationen und die gemeinen Deutschen, die in diesem Sommer keinen Titel für die Nationalmannschaft sehen wollen, ist ja folgender Myhos:

Julian Nagelsmann ist ein Vereinstrainer. Der braucht einen speziell zusammengestellten Kader und verdammt viel Zeit, um seine komplexen Ideen einzustudieren. Da wird ein Flug in die USA und ein kurzes Trainingslager nicht reichen. We are doooooooooomed!

Das ist aber das faszinierende an Fußballfans und Experten: Die haben halt ein verdammt schlechtes Langzeitgedächtnis. Kaum noch jemand erinnert sich daran, wie Nagelsmann Trainerkarriere begann. Das ist aber auch schon verdammt lang her. 8 Jahre!

Für diejenigen, die es vergessen haben: Nagelsmann übernahm als 28-jähriger die TSG Hoffenheim. Die waren damals richtig am Arsch. Also nach einer Niederlage gegen Darmstadt hatten sie nach 20 Spieltagen 7 Punkte Rückstand auf das sicher rettende Ufer. Man war auf Augenhöhe mit den von Martin Kind in den sicheren Abstieg geführten Hannoveranern

Nagelsmann holte souveräne 2,0 Punkte im Schnitt. Er führte seine Mannschaft zwischenzeitlich auf Platz 13 und sicherte den Klassenerhalt am 33. Spieltag. Ganz souverän mit einer Niederlage beim abgeschlagenen Tabellenletzten.

Und ja, am Ende lag man nur ein Punkt vor dem Relegationsrang, da Bremen und Frankfurt aber gegeneinander spielten, konnte einem am letzten Spieltag schon nichts mehr passieren. Die späteren Absteiger aus Stuttgart und der Relegationsteilnehmer aus Frankfurt lagen nach 20 Spieltagen 10 und 7 Punkte vor den Hoffenheimern.

Wie Nagelsmann damals eine überforderte und verunsicherte Mannschaft aufbaute, war einfach beeindruckend. Also ja, Nagelsmann kann einen komplexen Spielstil entwickeln, er kann sich aber auch einfach einen vorhandenen Kader angucken und dann das Optimum aus diesem Kader rausholen. Ermin Bicakcic, als jemand, der damals dabei war, traut ihm auch deswegen den Job zu. Der Spiegel packt seinen Kommentar dazu leider hinter eine Paywall, könnte es aber auch ansprechen. Und Nagelsmann selber hat es auch auf seiner ersten Pressekonferenz angesprochen.

Die Hoffnung, dass Nagelsmann seine Mannschaft mit zu komplexen Ideen überfordern wird, ist also absolut naiv. Der Mann hat bereits nachgewiesen, dass er mit einem wesentlich schlechteren Kader, auf den er wesentlich weniger Einfluss nehmen konnte, in kürzester Zeit eine funktionierende Mannschaft basteln kann. Er wird das auch bei der EM hinbekommen. Und dass er trotzdem mit konkreter Vorstellung, wie man Angreifen und Verteidigen soll, kommt, macht es nur noch gefährlicher. Was mich als Nächstes zu dem Paul Breitner Interview bringt...

Das mache ich dann morgen.

Mittwoch, 11. Oktober 2023

Manuel Reimann ist der faszinierendste Torhüter der Bundesliga

 Ernsthaft, jetzt entscheidet der schlechteste Keeper der Bundesliga die Meisterschaft... weil er vollkommen willkürlich 2 Elfmeter hält. 2 extrem beschissen getretene Elfmeter. Aber die Bundesligaspieler haben so viel Angst vor dem, dass sie ihre Elfmeter beschissen treten. Dummerweise wird das bei der EM niemanden interessieren, die schicken dann einfach Engländer zum Punkt...

Aber ernsthaft, Manuel Riemann wird gerade vom Internet im Ruhrpott für seine Glanzleistung am Wochenende gefeiert. Unter anderem von genau den Bochum Fans, die ihm letztes Jahr vom Hof jagen wollten. Denn letztes Jahr hat er ja alles für ihn mögliche unternommen, um den Klassenerhalt für die Konkurrenz zu ermöglichen. Aber die Schalke hat den einen noch schlechteren Torhüter, womit seine Bemühungen vergebens waren. Und jetzt feiern ihn die eine Heldentat.

Also um das mal festzuhalten: Schwolow, Gikiewicz, Müller und Sommer haben ihren Stammplatz in der Bundesliga im Sommer verloren. Pavlenka durfte seinen behalten, weil Werder Bremen halt kollektiv am Abstieg arbeitet. Und Manuel Riemann als Nummer 17 im Notenschnitt blieb ebenfalls.

Jetzt kam Riemann wieder souverän auf einem 3,5er-Schnitt. Er brauchte die 1,0 aus dem RB Leipzig spiel ganz dringen, um Sven Ulreich hinter sich zu lassen. Dass wirklich absurde bleibt dabei die eine Saison als Aufsteiger, in der Riemann plötzlich der 2. Beste Keeper der Bundesliga war. Aber eigentlich ist er ein Torhüter, der in der Bundesliga nichts verloren hat. Das ist ein durchschnittlicher Zweitligatorhüter mit einer überragenden Begabung zum Elfmeter-Killen.

Trotzdem könnte er gerade die Meisterschaft entschieden haben. Also wenn RB Leipzig am Ende 2 Punkte auf die Bayern fehlen, wissen alle ganz genau, wo sie die liegen gelassen haben: bei den 2 Elfmetern im Heimspiel gegen Bochum. 

Und hier kommt das wirklich absurde: Das wäre nicht das erste Mal. Denn auch letzte Saison hatte er ein überragendes Spiel, in dem der Kicker ihn die Note 1,5 gab. Ein Spiel in dem er seinem Verein einen Punkt festhielt. Ein Spiel, in dem er die Dortmunder zur Verzweiflung trieb. Dortmund fehlte am Ende ein Punkt zur Meisterschaft. Aber wenn man Manuel Riemann nicht überwinden kann, hat man es auch einfach nicht verdient...

Das wäre nebenbei selbst den Bayern mal so ergangen, denn Riemann "Stern" ging ja 2007 im DFB-Pokal gegen den Rekordallesgewinner auf. Weil die Bayern aber die Bayern sind, gewinnen sie natürlich den Pokal, obwohl sie Riemann berühmt schießen. Das ist der qualitative Unterschied.

Für die Bochumer selber ist das alles relativ egal. Also sie hätten letztes Jahr auch mit 34 Punkten die Klasse gehalten. Und sie müssen ihre Punkte eigentlich woanders holen. Und wenn er zwischendurch noch 5-mal patzt, kostet er den VfL mehr Punkte, als er an diesem Wochenende gewonnen hat. Dann werden die Bochum Fans ihn wieder verfluchen. Also fairerweise eine Minderheit der Bochum-Fans, denn viele erinnern sich ja daran, dass sie mit Riemann die 3 besten Jahre der jüngeren Geschichte hatten. Auch wenn er im dritten Jahr objektiv schlecht war.

Wirklich absurd wird das ganze ja, wenn man sich den VfB Stuttgart anguckt. Mag jetzt auf den ersten Blick keinen Zusammenhang geben, aber Florian Müller stand im Notenschnitt fast direkt neben Riemann... und sitzt jetzt dort, wo er eigentlich hingehört: auf der Ersatzbank. Was nebenbei kein Vorwurf sein soll, aber seine persönliche Karriereprognose lautet halt: Ist als Stammtorhüter in der Bundesliga überfordert. In einem stabilen System (wie in seinem einem Jahr in Freiburg), kann er mitlaufen. Aber er ist nicht gut genug, um einer fragilen Abwehr wirklich halt zu geben.

Nebenbei spielten mit Schwolow, Baumann und Müller 3 der schlechteren Bundesligatorhüter mal erfolgreich in Freiburg. Und was macht Mark Flekken eigentlich gerade in England? Nur um mal zu erwähnen, wie gut einen so ein System aussehen lässt. Und ja, Noah Atubolu hat noch seine Probleme, aber die Erfahrungen zeigen, dass er in diese Rolle wachsen kann, weil er ein stabiles Umfeld hat. Freiburg wird auch ihn wie einen stabilen Bundesligatorhüter aussehen lassen.

Jedenfalls hat Stuttgart den Wackelkandidaten Müller gerade durch Alexander Nübel ausgetauscht und präsentiert sich plötzlich wie ein Spitzenteam. Klar, das liegt auch daran, dass Serhou Guirassy gerade trifft, wie er nie wieder treffen wird. Aber seit der desaströsen 2 Halbzeit gegen Leipzig hat Stuttgart 3 Tore in 6 Spielen kassiert... und alle 6 Spiele gewonnen. Und das, obwohl man theoretische Stabilisatoren wie Endo, Mavropanos und Sosa abgegeben hat. Also ich habe mir wegen der Abgänge in der Defensive echte Sorgen um den VfB gemacht, aber Nübel regelt das gerade.

Und Nübel ist jetzt kein Jahrhunderttalent. Kein Torhüter, der sich bei den Bayern durchsetzen sollte und die Nummer 1 in der Nationalelf wird. Aber ist gerade der offensichtliche Beweis, wie sich ein guter Bundesligatorhüter auf die Abwehrleistungen auswirken kann. Jetzt stelle man sich vor, was in Bochum möglich wäre, wenn die einen guten Torhüter finden.

Aber das wird nie passieren, denn Riemann hat sich den Posten bis zu seinem selbst gewählten Ruhestand gesichert. Der ist und bleibt der Kapitän auf diesem Schiff und wird mit ihm untergehen. Und das definitiv auch zurecht, er hat sich diesen Posten irgendwie auch verdient.

Torhüter bleiben halt die am schwierigsten zu bewertende Position in der Bundesliga. Denn einerseits gibt es halt einige richtige Ladenhüter, die den Posten nur ausführen, weil sie schon immer da sind. Also Oliver Baumann steht seit Jahren für die rückläufige Entwicklung in Hoffenheim. Der ist da mal hin gewechselt, weil er dachte, dass er in diesem Dorf eher europäisch spielen und sich für die Nationalmannschaft empfehlen kann, als in Freiburg. Das war 2014, das war Jogi Löw schon eine Weile Nationaltrainer. Baumann war seit dem nie das eigentliche Problem in Hoffenheim, er war aber auch nie die Lösung. Deswegen ist er immer im Tor geblieben...  Hin und wieder hält er mal überragend einen Punkt fest, aber meistens macht es keinen wirklichen Unterschied, ob er oder jemand anderes im Tor steht. Aber mittlerweile ist der Kapitän von dem Schiff. Einfach nur, weil er schon immer da ist.

Und natürlich würde ein Wechsel auf dieser Position und das damit verbundene Aufbrechen der Hierarchie das Risiko mit sich bringen, dass man nur den nächsten Florian Müller findet. Andererseits bedeutet auch ein Festhalten an Baumann, dass man mit dem abwärts tendierenden Status Quo zufrieden ist.
Wenn man sich dann in der Bundesliga umschaut, fällt einem auf, dass es doch einige Torhüter gibt, die einfach nur im Tor stehen, weil sie schon immer da waren: Hradecky, Pavlenka, und Zentner fallen mir als offensichtlichste Namen ein. Abgesehen von Pavlenka sind das Torhüter, die "in Ordnung" sind, aber es wird ja in den Vereinen auch nie ein ernsthafter Versuch unternommen, diese Position zu verbessern, wenn man eine "ordentliche" Option hat. Und Werder will sich halt einreden, dass sie einen ordentlichen Torhüter haben.

Am deutlichsten wird das bei Peter Gulasci und Janis Blaswich. Blaswich hätte nie eine Chance bekommen, wenn Gulasci sich nicht schwer verletzt hätte. Jetzt soll er der 5. beste Torhüter der Liga sein und Gulasci kommt nicht mehr an ihm vorbei. Die eigentliche Wahrheit lautet, dass es egal ist, wer von den beiden spielt, weil beide durchschnittliche Torhüter in einem stabilen, individuell hervorragend besetzten System sind. Trotzdem wird RB im nächsten Sommer nicht, was die eigentlich logische Konsequenz wäre, einen Nübel für 20+X Millionen verpflichten, auch wenn man sich jetzt gerade ausmalen kann, wie ein solcher Torhüter sich auf die eigene Mannschaft auswirkt. Man gibt sich halt mit den ordentlichen Optionen zufrieden. Dabei würden sie auf allen anderen Positionen nach einem Upgrade suchen, wenn sie 2 beliebige, durchschnittliche Spieler zur Auswahl haben. Aber fürs Tor reicht es ja.

Der Artikel hat sich mal wieder in eine überraschende Richtung entwickelt. Aber jetzt frage ich mich, ob englische oder spanische Mittelklasse-Vereine ebenfalls an ihren durchschnittlichen Torhütern festhalten. Der Fakt, dass der FC Brentford gerade 13 Millionen ausgegeben hat, um in die "In Freiburg sah der doch gut aus" Fall zu treten, spricht dagegen. 

Also nur so als erster spontaner Vergleich: der FC Arsenal könnte gerade als Vizemeister seinen 25-jährigen Stammtorwart auf die Bank verbannt haben, weil ihr Leihspieler vom FC Brentford zurückgekehrt vom FC Brentford ausgeliehener Torhüter vielleicht einfach besser ist. Mit Brentford, Arsenal, Brighton, Burnley, Chelsea, Luton Town, Manchester United, Nottingham Forrest und Tottenham haben 9 Premiere League Mannschaften im Sommer neue Torhüter geholt, die jetzt auch spielen. Tottenham hat nebenbei mit Hugo Lloris einen Weltmeister auf die Bank gesetzt. Wann ist es in Deutschland das letzte Mal passiert, dass ein Weltmeister seinen Platz unfreiwillig räumen musste?

In der Bundesliga haben jedenfalls "nur" Freiburg, Augsburg und Stuttgart vor der Saison auf neue Torhüter gesetzt. Dabei waren Augsburg und Stuttgart die einzigen, die aus eigenem Antrieb nach einem Upgrade suchten. Der Rest der Liga dachte sich: Das wird schon gut weiter gehen.

Freitag, 6. Oktober 2023

Teil 3: Wie wirkt sich diese Erkenntnis auf den deutschen Fußball aus?

 Da muss man am Anfang natürlich eines festhalten: Da der DFB so gerne Vetternwirtschaft betreibt, ist es doch ein großes Problem, dass seine Nationalspieler so bescheidene Trainer sind. Denn das ist ja genau der Pool, aus dem sich ihre Kandidaten rekrutieren. Wenn man einen einzigen Trainer wie Zinédine Zidane oder Luis Enrique ausgebildet hätte, würde das für die nächsten 15 Jahre reichen. Aber man bekommt das ja einfach nicht auf die Reihe.

Dann bemerkte ich, dass diese Erkenntnis nur für mich neu ist. Schließlich kommen die 18 Bundesligatrainer auf 0 A-Länderspiele für Deutschland. Der eine oder andere hat mal in der Jugend den Adler auf der Brust getragen, aber sonst...
Und jetzt muss ich echt mal überlegen, wer der letzte ehemalige Nationalspieler war, dem ein Job in der Bundesliga zugeschoben wurde. Heiko Herrlich in Leverkusen und Augsburg? Bruno Labbadia kam ja auch auf 2 Länderspiele... Aber bei so richtig erfolgreichen und legendären Nationalspielern landet man fast schon bei Jürgen Klinsmanns Intermezzo bei Hertha BSC Berlin aus der Saison 2019/20... Seit der Saison gab es laut Statista 52 Trainerwechsel in der Bundesliga. Da wurden Kandidaten wie Manuel Baum und Tayfun Korkut ausprobiert, bevor die Hertha dann doch wieder bei Felix Magath landete. Aber solange ich nicht irgendwas übersehen habe, hat mit Magath nur einer der letzten 52 neu verpflichteten Trainer vorher für Deutschland gespielt. Und der ist ja eher ein Relikt aus einer anderen Zeit. Oder anders ausgedrückt machen alle Verein außer der Hertha einen großen Bogen um unsere Nationalspieler. Da überrascht es wenig, dass die Hertha in der 2. Liga spielt.

Nebenbei haben auch Bo Svensson und Urs Fischer jeweils nur 3 bis 4 Länderspiele für ihr Land absolviert. Die einzigen Trainer, die vorher mal große Turniere gespielt haben, sind Xabi Alonso und Niko Kovač. 2 von 18.

Dafür haben wir mit Thomas Tuchel, Marco Rose, Bo Svensson und Thorsten Lieberknecht 4 ehemalige Mainzer Angestellte auf den Trainerbänken sitzen. Irgendwas muss da im Grundwasser sein. Eine durchschnittliche Bundesligakarriere kann anscheinend wirklich dabei helfen, hinterher ein ordentlicher Trainer zu werden. 

Wobei da mittlerweile den Punkt erreicht wurde, an dem man gar keine Bundesligakarriere mehr braucht. Also Lieberknecht, Frank Schmidt, Ole Werner, Dino Topmöller, Thomas Letsch, Enrico Maaßen, Sebastian Hoeneß, Pellegrino Matarazzo, Christian Streich, Edin Terzić und Thomas Tuchel kommen 11 Trainer zusammen auf 10 Bundesligaspiele, weil Streich tatsächlich eine Saison mit dem FC Homburg spielen durfte.

Also nur so als Vergleich: Vor 20 Jahren standen mit Andreas Thom als Interimstrainer bei, natürlich, der Hertha, Matthias Sammer in Dortmund, Klaus Augenthaler in Leverkusen, Jupp Heynckes auf Schalke und Felix Magath in Stuttgart 5 Spieler mit mindestens 10 Länderspielen an der Seitenlinie. Dazu kommt noch Holger Fach, der auch auf 5 Länderspiele kommt. Auf der anderen Seite gab es mit Peter Neuruer, Volker Finke und Ralf Rangnick nur 3 Trainer, die nie in der Bundesliga (oder einer vergleichbaren ersten Liga) aufliefen. Es ist schon faszinierend, wie krass sich das gewandelt hat.

Also ja, die "Ham wir schon gehabt, hat sich nicht bewährt" Erkenntnis ist mittlerweile in der Bundesliga angekommen. Und plötzlich sogar beim DFB, weil die sich ja zumindest kurzfristig für Nagelsmann und gegen Stefan Kuntz entschieden haben. Bleibt zu hoffen, dass Nagelsmann ab dem Sommer wieder einen Verein übernehmen will...

Donnerstag, 5. Oktober 2023

Teil 2: Warum sind unsere Nationalspieler so schlechte Trainer?

 Nachdem wir gestern etabliert haben, dass die 100 besten Nationalspieler nur auf eine Handvoll Titel als Trainer kommen, bleibt jetzt ja die offene Frage: Warum ist dies so? Dafür gibt es natürlich nicht die eine einfache Antwort, sondern viele kleine Puzzleteile. Das offensichtliche ist ja:

1. Den Nationalspielern wurden die Trainerscheine hinterhergeworfen. Das klingt völlig absurd, schließlich sind die Jahrgangsbesten ungefähr so große Versager, wie die Nationalspieler. Die Logik dahinter war, dass man bei diesem Lehrgang wenig Neues erfährt, wenn man jahrelang mit großartigen Trainern im Alltag zusammengearbeitet hat. Also auf der Vereinsebene, versteht sich, denn unsere Nationaltrainer waren ja nie gut. Das wurde aber wegen anhaltender Erfolglosigkeit wieder abgeschafft. Aber anscheinend muss man den Trainerschein schon irgendwie mit einer durchschnittlichen Note absolvieren, um eine Chance im Traineralltag zu haben. Aber kommen wir als kreativen Ansatz mal zu dem Grund, warum dieser Sonderlehrgang überhaupt eingeführt wurde:

2. Franz Beckenbauer als überragende Lichtgestalt. Man kann von dem ja menschlich halten, was man will, aber er war der beste deutsche Spieler aller Zeiten. Und auch alles, was er im fußballerischen Rahmen sonst so anfasste, wurde zu Gold... oder fing 9 Monate nach der Weihnachtsfeier an, zu schreien. Und auch als Präsident, Trainer und Funktionär gelang ihm halt quasi alles. Er gilt ja als einziger Mensch auf der Welt, der die WM in 3 unterschiedlichen Rollen gewonnen hat: 74 als Spieler, 90 als Trainer und 2006 als Kopf des WM-Komitees.
Und wie gestern schon erwähnt, schaffte er all dies ohne jemals den Trainerschein zu machen. Er hat aber auch nie nachgewiesen, dass er das Alltagsgeschäft beherrscht. Und seine taktischen Anweisungen sollten sich ja auch "Geht's raus und spielt Fußball" beschränkt haben. Was faszinierend ist, denn das 1990er-WM Finale war definitiv eines der schlechtesten aller Zeiten. Was fairerweise hauptsächlich daran lag, das die Argentinier so gar nicht am Spiel teilnehmen wollten...
Trotzdem, so als dreiste These, legten seine Erfolge die Grundlage für den "Als verdienter Nationaltrainer braucht man doch gar keinen Trainerschein" Mythos. Frant Beckenbauer war so ziemlich der Erste, der einfach nur lichtgestalten konnte, aber er wird vielen anderen ehemaligen Nationalspielern die Tür ins Traineramt geöffnet haben, auch wenn diesen dann die Kompetenz für diesen Posten abging.

3. Fußballer sind halt eher... Insel begabt. Das soll jetzt auch keine Beleidigung sein, aber wenn man 30 seiner ersten 35 Jahre fast ausschließlich gegen den Ball tritt, verpasst man halt vieles. Es gibt ja Gründe, warum Fußballer so viel unterhaltsamen Blödsinn in die Mikrofone erbrechen. Und wenn die 15 Jahre lang das Denken von einem Berater abgenommen wird, wird es natürlich irgendwann schwierig, den Kopf den ganzen Tag lang zu benutzen.
Dazu sind die halt auch hochtalentiert. Also die meisten ein Miroslav Klose war da ja eher die Ausnahme. Und das ist ein Kompliment. Gerade bei dem einen oder anderem auf dem Platz sehr kreativen Kopf stellt man drumherum immer wieder fest, dass es eher großartige Intuition als durchdachte Aktionen waren, die diesen Menschen den Legenden-Status gebracht haben. Wenn man das mit einem Jürgen Klopp vergleicht, der sich als Spieler den Zweitligastatus hart erarbeiten musste... oder Leuten wie Tuchel oder Nagelsmann, bei denen es als Spieler gar nicht gereicht hat und denen deswegen frühzeitig klar war, dass sie sich auf den Trainerjob einlassen müssen, wenn sie in die Bundesliga wollen. Für die war der Aufwand als Trainer aber gar nicht so viel größer, weil sie schon als Spieler viel mehr in die Details gehen mussten, um am Ball zu bleiben.
An der Stelle bin ich wirklich überrascht, dass Kloses Trainerkarriere bisher nicht funktioniert hat. Wenn es einen Nationalspieler gab, der für mich eine "sichere Traineranlage" war, dann er. Denn er war ja schon auf dem Platz jemand, der sich alles hart erarbeiten musste und dem nichts in den Schoß gefallen ist. Der als Angreifer trotzdem die taktische Disziplin und Übersicht hatte, um seiner Mannschaft auch ohne den Ball zu helfen. Und glänzte immer mit einer hervorragenden Einstellung. Wenn sich also jemand wirklich das Trainerhandwerk erarbeiten kann, dann er. Aber bisher hat es noch nicht funktioniert.

4. Fußball entwickelt sich verdammt schnell weiter, da bringen die alten Lorbeeren wenig. Gerade das "Die haben bei Legenden gelernt" führt auch dazu, dass sie vielen veralteten Blödsinn aufgenommen haben. Gerade taktisch muss man heute doch wesentlich mehr ins Detail gehen, als dies noch vor 20 oder 30 Jahren der Fall war. Deswegen (aber dazu komme ich irgendwann) ist es ja so dämlich, wenn ein Paul Breitner beim Zeigler meint, dass ein Nationaltrainer sich einfach zurücknehmen und die Spieler machen lassen muss. In den 70ern hat das definitiv funktioniert, war das ist 50 Jahre her. Heutzutage nehmen dich die Spanier auseinander, wenn du dir keinen vernünftigen Plan machst, wie du deren Passmaschine einschränken willst.

5. Die Intelligenten machen was Entspannteres. Also meistens was mit Medien. Oder sie organisieren so ein Turnier. Thomas Helmer sitzt lieber beim Doppelpass im Moderatoren-Sessel. Bastian Schweinsteiger quatsch locker mit der Esther Sedlacek. Philipp Lahm holt die EM ins Land. Das sind 3 Typen, denen ich zumindest eine vernünftige Trainerkarriere zutrauen würde. Klaus Allofs wurde zur Manager-Legende in Bremen. Stefan Reuter machte still und heimlich herausragende Arbeit in Augsburg, ist jetzt aber frei verfügbar. Ganz ehrlich: Den sollte sich RB vielleicht mal angucken. Günter Netzer zum Medienmogul. Oliver Kahn hat es nach seiner Titanenkarriere geschafft, plötzlich sympathisch zu wirken.

6. Trainer ist halt auch ein Knochenjob. Mit geringer Jobsicherheit. Versuche mal eine Mietwohnung zu finden, wenn du auf einen Schleudersitz anheuerst. Die meisten Vermieter werden dir sagen, dass sie doch eher was Langfristiges suchen. Vor allem muss man sich heutzutage halt 20 Stunden am Tag mit dem Spiel beschäftigen, wenn man ein guter Trainer sein will. Die alte Generation belächelt das ja gerne als "Laptoptrainer", aber ohne ordentliche Vorbereitung der Gegner geht heutzutage halt wenig. Damit die Spieler 2 Stunden lang trainieren können, musst du 2 Stunden Vorbereitung einplanen. Wenn die Spieler danach im Pool entspannen, musst du die nächsten Gegner scouten. Wenn du in der Länderspielpause einfach mal Ski fahren willst, wirst du entlassen. Und das sollst du dann 10 Monate im Jahr durchziehen. Und im Sommerurlaub musst du die Profile der Neuzugänge studieren. All das, während du Millionen Euro auf dem Konto haben solltest. Da steckst du doch lieber so ein symbolisches Gehalt als Repräsentant oder Berater ein.

Mittwoch, 4. Oktober 2023

Warum sind unsere Nationalspieler so schlechte Trainer? Teil 1: Eine Bestandsaufnahme.

 Ist das normal? Geht das anderen Nationen auch so? Woran könnte das liegen?

Aber ganz ehrlich, guckt euch einfach mal die Liste der 100 Deutschen mit den meisten Länderspielen an und dann überlegt euch, was die als Trainer hinterher so gerissen haben:

Lothar Matthäus war stets bemüht, aber der wirkliche Durchbruch als Trainer blieb ihm verwehrt. Aber er wurde serbisch-montenegrinischer Meister. Irgendwann musste er aber selber einsehen, dass er eher für den Job im Fernsehen geeignet ist.
Miroslav Klose wollte eine Karriere beim Football Manager nachspielen und fing deswegen beim SCR Altach an, in der Hoffnung, dass er irgendwann mal einen Bundesligisten übernehmen darf. Nach 24 Spielen war da Schluss, seit dem wartet er auf ein passendes Angebot.
Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm entschieden sich für andere, entspanntere Karrieren.
Thomas Müller wird eher Pferde züchten, Lukas Podolski hoffentlich Nationaltrainer, falls der jemals aufhört zu kicken. Ich sollte diesen Beitrag angemessen beschriften, damit ich ihn wiederfinde, wenn es wirklich dazu kommt.
Jürgen Klinsmann entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als Scharlatan.
Jürgen Kohler entwickelte sich von einem Bundesligatrainer mit einem 0,91er Punkteschnitt zu einem Mittelrheinligatrainer mit einem 1,7er Punkteschnitt. Das ist normalerweise der Punkt, an dem man beim Football Manager einfach eine neue Karriere startet...
Dann kommt auch schon Dixie Dörner, der nach der Wende auch nicht den Durchbruch als Trainer schaffte und Rekordnationalspieler der DDR ist. Aber immerhin hat er 66 Spiele für Werder im Lebenslauf stehen. Selbiges gilt für Joachim Streich, der vom Westen einmal ausprobiert und wieder aussortiert wurde.
Die einzigen "Erfolgsgeschichten" sind Matthias Sammer, der immerhin mit Dortmund Meister wurde und ein europäisches Finale erreichte. Der war aber sowohl als Trainer, als auch als Spieler zu intensiv unterwegs.
Und Franz Beckenbauer hat den Posten "Interimstrainer" so sehr perfektioniert, dass er sogar den UEFA Cup gewinnen konnte. Und 1990 Weltmeister wurde. Deutscher Meister wurde er 1994 auch! Ganz ohne Trainerschein. Damit hat Beckenbauer alleine mehr Titel geholt, als all die Leute vor ihm zusammen. Lasst euch das mal durch den Kopf gehen.
Damit könnte Berti Vogts tatsächlich der beste Trainer sein, den die Deutsche Nationalmannschaft je hervorgebracht hat. Per Mertesacker macht lieber den Leiter in Arsenals Akademie. Rudi Völler hat als Funktionär noch nie irgendwelche Titel geholt, aber gilt als strahlende Persönlichkeit. Sein Arbeitsnachweis als Trainer lässt sich auf ein magisches Turnier beschränken. Andi Möller hat sich mal 1 Jahr lang in Aschaffenburg versucht. Thomas Häßler zog durch Berlin und ins Dschungelcamp. Torsten Frings scheiterte in Darmstadt und Meppen. Guido Buchwald und Pierre Littbarski hatten legendäre Trainerkarrieren... in Japan. Als Japan noch ein fußballerisches Entwicklungsland war. In Duisburg und Aachen hinterließen beide keinen bleibenden Eindruck. Und das war jeweils ihre einzige Station in Deutschland.
Christian Ziege versuchte sich in Bielefeld... und war danach für 2 Spiele bei Ratchaburi FC. Andreas Brehme durfte fast 3 jahrelang beim 1.FC Kaiserslautern rumwurschteln, weil der Verein kollektiv an einem "Defizit an Durchblick" litt. Man kann da echt nicht mehr entscheiden, wessen Karriere die absurdeste war.
Hans-Peter Briegel durfte sich mehrmals in der Türkei versuchen, weil die Türken dank Christoph Daum und Karlheinz Feldkamp dachten, dass alle Deutschen gute Trainer sein müssen. Und dann sind wir schon bei Namen wie Markus Babbel und Thomas Doll. Da lach ich mir doch den Arsch ab.
Und dann sind wir tatsächlich bei Felix Magath, der gerade mit 43 Spielen 119. in der ewigen Rangliste ist... und als Nächstes von Emre Can überholt wird. Magath war ein guter Bundesligatrainer, hat aber auch 0 internationale Erfolge in der Vita stehen. Also außer man zählt den UI-Cup aus der Saison 2002. Falls sich hier noch jemand an den UI-Cup erinnert: So nannte man "früher" die Qualifikationsrunden für die Europa League.
Und dann taucht auf Platz 110 der DFB Spieler tatsächlich Jupp Heynckes mit seinen 39 Länderspielen auf. Das ist der erste deutsche Nationalspieler, der wirklich eine international herausragende Trainerkarriere hatte.

Ich hätte echt nicht erwartet, dass dieses "Rabbithole" so tief gehen würde. Aber ja, die 20 "besten Nationalspieler, die hinterher Trainer wurden" haben zusammen 1 Weltmeistertitel, einen Europameistertitel und ein Mal den UEFA Cup gewonnen. Das überbieten Zinédine Zidane und Didier Deschamps alleine. Spanien hat mit Luis Enrique, Xavi und Xabi Alonso 3 junge, aber ganz heiße Eisen im Feuer... und einen gewissen Pep Guardiola auf der Liste. Raúl soll irgendwann Real Madrid übernehmen.

England hat Gareth Southgate... ok, just kidding, der ist definitiv auch ein beschissener Trainer. Frank Lampard und Steven Gerrard? Damn, bei denen könnte es echt genauso finster aussehen, wie in Deutschland, Man muss sich halt einreden, dass Bryan Robson gar nicht soo schlecht war. Aber Kevin Keegan kann auf eine 13-jährige Karriere in der Premiere League verweisen. Terry Venables wurde immerhin spanischer Meister. Aber englische Trainer gelten ja allgemein nicht als der erstrebenswerte Maßstab, weshalb alle englischen Topklubs von Ausländern trainiert werden. Und Alex Ferguson war ein Schotte...

Italien hat Antonia Conte, der aber nur 20 Länderspiele absolviert hat, und Roberto di Matteo, der auch nur beweist, dass man auch als schlechter Trainer am richtigen Ort die Champions League gewinnen kann. Dino Zoff wurde UEFA Cup Sieger. Gennaro Gattuso trainierte beim größten Chaosklub Europas in Sion... und wurde italienischer Pokalsieger und ist jetzt in Marseille. Er könnte so was wie der italienische Felix Magath werden. Fabio Cannavaro hat sich in erster Instanz für die "Entwicklungshilfe in Schurkenstaaten" entschieden und trainiere in China und Saudi-Arabien. Aber jetzt werden wir herausfinden, ob das ein brauchbarer Trainer ist. Dafür haben die Italiener aber halt auch einen Fabio Capello, der über jeden Zweifel erhaben ist und 3 Champions League Finale in Folge erreicht hat. Das sind, für diejenigen, die aufgepasst haben, 3 Finale mehr als all die Deutschen erreicht haben. Oh und Roberto Mancini und Giovanni Trapattoni, um 2 weitere Namen zu nennen. Allerdings haben alle 3 weniger Länderspiele absolviert, als Felix Magath.

Die Niederlande hat nebenbei Ronald Koeman, Philip Cocou und Frank de Boer... und einen gewissen Johan Cruyff... nur der Vollständigkeit halber.

Wobei mir an der Stelle zum Abschluss für die Bestandsaufnahme auffällt, dass es völlig absurd ist, wie viele Nationalspieler mit mehr als 40 Länderspielen wir Deutschen so haben. Was natürlich auch an der Geschichte liegt, weil der DFB natürlich auch die DDR Nationalspieler auflistet. Trotzdem kommt der DFB alleine auch auf 108 Spieler mit mindestens 40 Länderspielen. Italien kommt nur auf 80. Spanien auf 64. England auf 92. Frankreich auf 77. Deswegen schafft ein Mancini zum Beispiel den Cut bei den 100 besten, Jupp Heynckes aber halt nicht. Die 40 fallen mir auf, weil ich ja nach 100 Spielern den Cut setzen wollte...

Und ja, ich würde bestimmt auch genügend schlechte Trainer in anderen Nationalmannschaftslisten finden. Aber dass ich abgesehen von Matthias Sammer und Felix Magath nur schlechte Trainer finde, ist schon außergewöhnlich.