Beide sind ja gerade zurück. Und es wäre jetzt wirklich schön, wenn mich das erfreuen würde, weil die "nur" Bullshit labern... aber:
TRIGGERWARNUNG: Hier geht es gleich um Selbstmord. Und um ganz viele andere finstere Dinge. Wenn ihr damit ein Problem habt, kommt Montag wieder, da gibt's dann planmäßig harmlose Worst Ofs.
Aber fangen wir mal mit dem harmlosen Blödsinn an: Uli Hoeneß hat sich darüber beschwert, dass Julian Nagelsmann zu schnell entlassen worden ist. Das hätte er so natürlich nie gemacht! Das war unverantwortlich. Da muss man hinterher Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić entlassen, das ist die einzige logische Option.
Hier ist das Absurde an diesem "Statement": Der Manager Uli Hoeneß hätte Nagelsmann ebenfalls entlassen. Die historischen Daten belegen das. Schließlich waren die Bayern auf dem Weg zu einer titellosen Saison. Und es gibt nur einen einzigen Trainer, der eine Saison bei den Bayern ohne Titel beenden darf: Jupp Heynckes. Der schafft das 1992 und 2012. Und natürlich kam er von der 2012er-Saison mit einem Tripple zurück, weil Christian Nerlinger anstelle des Trainers entlassen wurde. Aber solange man nicht Hoeneß bester Freund ist, wird man bei den Bayern halt entlassen, wenn man keine Titel holt. Also hätte Hoeneß im Frühjahr genau dieselbe Entscheidung getroffen, die er jetzt kritisiert.
Aber das ist ja der harmlose Scheiß. Genau so, wie es genau genommen harmlos ist, dass sein Partner in Crime Karl-Heinz Rummenigge ein Geschenk von den auf die Menschenrechte scheißenden Scheichs angenommen hat. Wahrscheinlich hat er deswegen für die Verlegung der WM in den Winter verlegt. Was nebenbei nach wie vor das geringste Problem ist. Also es kann durchaus sein, dass die WM 2034 auch in den Winter verlegt werden muss, weil es bis dahin auch Spaniens Sommer zu warm ist, um ein Fußballturnier auszutragen. Aber dass dieses Geschenk aus dem Qatar kommt, ist halt ein Problem. Ich erwähne es hier nur nochmal, weil es ein Mosaikstein zur allgemeinen Moralvorstellung der Bayern ist. Aber betreiben ja auch munter Sportswashing mit Qatar Airways und bezahltem Trainingslager.
Aber selbst ein an sich auf Moral scheißender Vorstand hat jetzt nochmal ein neues Niveau erreicht. Fangen wir da (nochmal TRIGGERWARNUNG) bei Jérôme Boateng an. Und um seine ehemalige Lebensgefährtin Kaisa Lehnhardt. Der Prozess wurde nach dem Selbstmord der Frau neu aufgewickelt, obwohl Boateng ursprünglich freigesprochen wurde. Das ist der Teil, den alle Sportmedien elegant umschiffen: Hier geht es nicht, wie ja so oft in solchen Fällen als erstes konstruiert wird, um eine Frau, die sich an den berühmten und reichen Mann hängt und diesen mit erfundenen Vorwürfen ausnehmen will. Hier geht es um eine Frau, die womöglich durch den ganzen Umgang mit dem Urteil und Hetzkampagnen gegen sie im Internet in den Selbstmord getrieben wurde. Deswegen wurde der Prozess neu aufgerollt und Boateng zu 1,2 Millionen Euro verurteilt. Und gegen dieses Urteil ist Boateng dann in Berufung gegangen. Diese führt dazu, dass der Prozess zum dritten Mal aufgerollt wird. Und von dieser Verpflichtung wurde nur Abstand genommen, weil die Bayern-Fans gegen Boateng protestierten. Sonst hätte Herbert Hainer, als Dritter im Bund, einen Weg gefunden, sich das schönzureden. Auch wenn die bittere Wahrheit lautet, dass der sportliche Erfolg einfach über allem steht.
Das beweist auch der Umgang mit Noussair Mazraoui. Der ist nämlich auch für den sportlichen Erfolg unabdingbar, da man sonst keine Rechtsverteidiger hat. Da ist es auch nicht so schlimm, dass er der Hamas den Sieg gewünscht hat... wartet was? Das, was der Marokkaner da geteilt hat, lässt sich nur ganz schlecht in ein "Mitgefühl für alle Opfer des Terrors" umdichten, wie Nura das halbherzig geschafft hat. Mainz 05 hat ja nebenbei gerade vorgemacht, wie man darauf reagieren könnte, wenn man eine konsequente Haltung an den Tag legt. Auch wenn es natürlich für die einfacher ist, einen Ergänzungsspieler auszusortieren.
Und um mal den Antisemitismus dahinter zu verdeutlichen: Wenn ein Bundesligaspieler der Wagner-Gruppe bei ihrem Einsatz in Odessa viel Erfolg wünschen würde, wäre der morgen entlassen. Also außer er spielt für die Bayern, da ist es anscheinend egal. Da aber in der Ukraine weiße Europäer sterben, ist es halt was anderes, als im Nahen Osten, wo Araber auf Juden schießen und dann zurückgeschossen wird.
Aber das ist natürlich auch eine konsequente Linie, die da immer weiter abwärts führt: Natürlich verpflichtet der Verein, der seinen Ehrenpräsidenten zum Lobbyisten-Treffen nach Katar schickt und da im Winter hinfliegt, auch den angeklagten Frauenschläger und behält den Hamas-Unterstützer in seinen Reihen. Denn der sportliche Erfolg steht halt buchstäblich über allem.
Was ja auch nur bedingt ein Vorwurf ist, solange sich diese Steuerhinterzieher nicht bei jeder Gelegenheit als moralische Instanz aufführen. Nebenbei gab es ja mal eine Zeit, in der die Bayern anders gehandelt haben. Also als die Nazis zu denen gesagt haben, dass sie ihren jüdischen Präsidenten Kurt Landauer rauswerfen müssen, haben die so lange wie möglich gesagt, dass sie das nicht machen. Dieser jüdische Hintergrund wird ja immer dann betont, wenn es gerade zur Propaganda passt, aber wenn die damalige Haltung wirklich mal als Handlungsgrundlage nehmen muss, kann sich niemand mehr erinnern.
Wir müssen mal wieder festhalten, dass die Bayern alles dem Erfolg auf dem Platz unterordnen. Solange Titel errungen werden, ist es egal, wie oder mit wem. Aber dieses "Alles" wurde in den letzten Monaten nochmals auf ein neues Niveau gehoben.
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