Freitag, 6. Oktober 2023

Teil 3: Wie wirkt sich diese Erkenntnis auf den deutschen Fußball aus?

 Da muss man am Anfang natürlich eines festhalten: Da der DFB so gerne Vetternwirtschaft betreibt, ist es doch ein großes Problem, dass seine Nationalspieler so bescheidene Trainer sind. Denn das ist ja genau der Pool, aus dem sich ihre Kandidaten rekrutieren. Wenn man einen einzigen Trainer wie Zinédine Zidane oder Luis Enrique ausgebildet hätte, würde das für die nächsten 15 Jahre reichen. Aber man bekommt das ja einfach nicht auf die Reihe.

Dann bemerkte ich, dass diese Erkenntnis nur für mich neu ist. Schließlich kommen die 18 Bundesligatrainer auf 0 A-Länderspiele für Deutschland. Der eine oder andere hat mal in der Jugend den Adler auf der Brust getragen, aber sonst...
Und jetzt muss ich echt mal überlegen, wer der letzte ehemalige Nationalspieler war, dem ein Job in der Bundesliga zugeschoben wurde. Heiko Herrlich in Leverkusen und Augsburg? Bruno Labbadia kam ja auch auf 2 Länderspiele... Aber bei so richtig erfolgreichen und legendären Nationalspielern landet man fast schon bei Jürgen Klinsmanns Intermezzo bei Hertha BSC Berlin aus der Saison 2019/20... Seit der Saison gab es laut Statista 52 Trainerwechsel in der Bundesliga. Da wurden Kandidaten wie Manuel Baum und Tayfun Korkut ausprobiert, bevor die Hertha dann doch wieder bei Felix Magath landete. Aber solange ich nicht irgendwas übersehen habe, hat mit Magath nur einer der letzten 52 neu verpflichteten Trainer vorher für Deutschland gespielt. Und der ist ja eher ein Relikt aus einer anderen Zeit. Oder anders ausgedrückt machen alle Verein außer der Hertha einen großen Bogen um unsere Nationalspieler. Da überrascht es wenig, dass die Hertha in der 2. Liga spielt.

Nebenbei haben auch Bo Svensson und Urs Fischer jeweils nur 3 bis 4 Länderspiele für ihr Land absolviert. Die einzigen Trainer, die vorher mal große Turniere gespielt haben, sind Xabi Alonso und Niko Kovač. 2 von 18.

Dafür haben wir mit Thomas Tuchel, Marco Rose, Bo Svensson und Thorsten Lieberknecht 4 ehemalige Mainzer Angestellte auf den Trainerbänken sitzen. Irgendwas muss da im Grundwasser sein. Eine durchschnittliche Bundesligakarriere kann anscheinend wirklich dabei helfen, hinterher ein ordentlicher Trainer zu werden. 

Wobei da mittlerweile den Punkt erreicht wurde, an dem man gar keine Bundesligakarriere mehr braucht. Also Lieberknecht, Frank Schmidt, Ole Werner, Dino Topmöller, Thomas Letsch, Enrico Maaßen, Sebastian Hoeneß, Pellegrino Matarazzo, Christian Streich, Edin Terzić und Thomas Tuchel kommen 11 Trainer zusammen auf 10 Bundesligaspiele, weil Streich tatsächlich eine Saison mit dem FC Homburg spielen durfte.

Also nur so als Vergleich: Vor 20 Jahren standen mit Andreas Thom als Interimstrainer bei, natürlich, der Hertha, Matthias Sammer in Dortmund, Klaus Augenthaler in Leverkusen, Jupp Heynckes auf Schalke und Felix Magath in Stuttgart 5 Spieler mit mindestens 10 Länderspielen an der Seitenlinie. Dazu kommt noch Holger Fach, der auch auf 5 Länderspiele kommt. Auf der anderen Seite gab es mit Peter Neuruer, Volker Finke und Ralf Rangnick nur 3 Trainer, die nie in der Bundesliga (oder einer vergleichbaren ersten Liga) aufliefen. Es ist schon faszinierend, wie krass sich das gewandelt hat.

Also ja, die "Ham wir schon gehabt, hat sich nicht bewährt" Erkenntnis ist mittlerweile in der Bundesliga angekommen. Und plötzlich sogar beim DFB, weil die sich ja zumindest kurzfristig für Nagelsmann und gegen Stefan Kuntz entschieden haben. Bleibt zu hoffen, dass Nagelsmann ab dem Sommer wieder einen Verein übernehmen will...

1 Kommentar:

  1. In 4 der letzten 5 Champions League-Endspiele standen Trainern die bei Mainz "groß geworden" sind ...vielleicht sollte man da als Verband mal nachfragen welche Kriterien die da anlegen. Aber wahrscheinlich endet der Horizont der Verantwortlichen an der Frankfurter Stadtgrenze.

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