Mittwoch, 4. Oktober 2023

Warum sind unsere Nationalspieler so schlechte Trainer? Teil 1: Eine Bestandsaufnahme.

 Ist das normal? Geht das anderen Nationen auch so? Woran könnte das liegen?

Aber ganz ehrlich, guckt euch einfach mal die Liste der 100 Deutschen mit den meisten Länderspielen an und dann überlegt euch, was die als Trainer hinterher so gerissen haben:

Lothar Matthäus war stets bemüht, aber der wirkliche Durchbruch als Trainer blieb ihm verwehrt. Aber er wurde serbisch-montenegrinischer Meister. Irgendwann musste er aber selber einsehen, dass er eher für den Job im Fernsehen geeignet ist.
Miroslav Klose wollte eine Karriere beim Football Manager nachspielen und fing deswegen beim SCR Altach an, in der Hoffnung, dass er irgendwann mal einen Bundesligisten übernehmen darf. Nach 24 Spielen war da Schluss, seit dem wartet er auf ein passendes Angebot.
Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm entschieden sich für andere, entspanntere Karrieren.
Thomas Müller wird eher Pferde züchten, Lukas Podolski hoffentlich Nationaltrainer, falls der jemals aufhört zu kicken. Ich sollte diesen Beitrag angemessen beschriften, damit ich ihn wiederfinde, wenn es wirklich dazu kommt.
Jürgen Klinsmann entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als Scharlatan.
Jürgen Kohler entwickelte sich von einem Bundesligatrainer mit einem 0,91er Punkteschnitt zu einem Mittelrheinligatrainer mit einem 1,7er Punkteschnitt. Das ist normalerweise der Punkt, an dem man beim Football Manager einfach eine neue Karriere startet...
Dann kommt auch schon Dixie Dörner, der nach der Wende auch nicht den Durchbruch als Trainer schaffte und Rekordnationalspieler der DDR ist. Aber immerhin hat er 66 Spiele für Werder im Lebenslauf stehen. Selbiges gilt für Joachim Streich, der vom Westen einmal ausprobiert und wieder aussortiert wurde.
Die einzigen "Erfolgsgeschichten" sind Matthias Sammer, der immerhin mit Dortmund Meister wurde und ein europäisches Finale erreichte. Der war aber sowohl als Trainer, als auch als Spieler zu intensiv unterwegs.
Und Franz Beckenbauer hat den Posten "Interimstrainer" so sehr perfektioniert, dass er sogar den UEFA Cup gewinnen konnte. Und 1990 Weltmeister wurde. Deutscher Meister wurde er 1994 auch! Ganz ohne Trainerschein. Damit hat Beckenbauer alleine mehr Titel geholt, als all die Leute vor ihm zusammen. Lasst euch das mal durch den Kopf gehen.
Damit könnte Berti Vogts tatsächlich der beste Trainer sein, den die Deutsche Nationalmannschaft je hervorgebracht hat. Per Mertesacker macht lieber den Leiter in Arsenals Akademie. Rudi Völler hat als Funktionär noch nie irgendwelche Titel geholt, aber gilt als strahlende Persönlichkeit. Sein Arbeitsnachweis als Trainer lässt sich auf ein magisches Turnier beschränken. Andi Möller hat sich mal 1 Jahr lang in Aschaffenburg versucht. Thomas Häßler zog durch Berlin und ins Dschungelcamp. Torsten Frings scheiterte in Darmstadt und Meppen. Guido Buchwald und Pierre Littbarski hatten legendäre Trainerkarrieren... in Japan. Als Japan noch ein fußballerisches Entwicklungsland war. In Duisburg und Aachen hinterließen beide keinen bleibenden Eindruck. Und das war jeweils ihre einzige Station in Deutschland.
Christian Ziege versuchte sich in Bielefeld... und war danach für 2 Spiele bei Ratchaburi FC. Andreas Brehme durfte fast 3 jahrelang beim 1.FC Kaiserslautern rumwurschteln, weil der Verein kollektiv an einem "Defizit an Durchblick" litt. Man kann da echt nicht mehr entscheiden, wessen Karriere die absurdeste war.
Hans-Peter Briegel durfte sich mehrmals in der Türkei versuchen, weil die Türken dank Christoph Daum und Karlheinz Feldkamp dachten, dass alle Deutschen gute Trainer sein müssen. Und dann sind wir schon bei Namen wie Markus Babbel und Thomas Doll. Da lach ich mir doch den Arsch ab.
Und dann sind wir tatsächlich bei Felix Magath, der gerade mit 43 Spielen 119. in der ewigen Rangliste ist... und als Nächstes von Emre Can überholt wird. Magath war ein guter Bundesligatrainer, hat aber auch 0 internationale Erfolge in der Vita stehen. Also außer man zählt den UI-Cup aus der Saison 2002. Falls sich hier noch jemand an den UI-Cup erinnert: So nannte man "früher" die Qualifikationsrunden für die Europa League.
Und dann taucht auf Platz 110 der DFB Spieler tatsächlich Jupp Heynckes mit seinen 39 Länderspielen auf. Das ist der erste deutsche Nationalspieler, der wirklich eine international herausragende Trainerkarriere hatte.

Ich hätte echt nicht erwartet, dass dieses "Rabbithole" so tief gehen würde. Aber ja, die 20 "besten Nationalspieler, die hinterher Trainer wurden" haben zusammen 1 Weltmeistertitel, einen Europameistertitel und ein Mal den UEFA Cup gewonnen. Das überbieten Zinédine Zidane und Didier Deschamps alleine. Spanien hat mit Luis Enrique, Xavi und Xabi Alonso 3 junge, aber ganz heiße Eisen im Feuer... und einen gewissen Pep Guardiola auf der Liste. Raúl soll irgendwann Real Madrid übernehmen.

England hat Gareth Southgate... ok, just kidding, der ist definitiv auch ein beschissener Trainer. Frank Lampard und Steven Gerrard? Damn, bei denen könnte es echt genauso finster aussehen, wie in Deutschland, Man muss sich halt einreden, dass Bryan Robson gar nicht soo schlecht war. Aber Kevin Keegan kann auf eine 13-jährige Karriere in der Premiere League verweisen. Terry Venables wurde immerhin spanischer Meister. Aber englische Trainer gelten ja allgemein nicht als der erstrebenswerte Maßstab, weshalb alle englischen Topklubs von Ausländern trainiert werden. Und Alex Ferguson war ein Schotte...

Italien hat Antonia Conte, der aber nur 20 Länderspiele absolviert hat, und Roberto di Matteo, der auch nur beweist, dass man auch als schlechter Trainer am richtigen Ort die Champions League gewinnen kann. Dino Zoff wurde UEFA Cup Sieger. Gennaro Gattuso trainierte beim größten Chaosklub Europas in Sion... und wurde italienischer Pokalsieger und ist jetzt in Marseille. Er könnte so was wie der italienische Felix Magath werden. Fabio Cannavaro hat sich in erster Instanz für die "Entwicklungshilfe in Schurkenstaaten" entschieden und trainiere in China und Saudi-Arabien. Aber jetzt werden wir herausfinden, ob das ein brauchbarer Trainer ist. Dafür haben die Italiener aber halt auch einen Fabio Capello, der über jeden Zweifel erhaben ist und 3 Champions League Finale in Folge erreicht hat. Das sind, für diejenigen, die aufgepasst haben, 3 Finale mehr als all die Deutschen erreicht haben. Oh und Roberto Mancini und Giovanni Trapattoni, um 2 weitere Namen zu nennen. Allerdings haben alle 3 weniger Länderspiele absolviert, als Felix Magath.

Die Niederlande hat nebenbei Ronald Koeman, Philip Cocou und Frank de Boer... und einen gewissen Johan Cruyff... nur der Vollständigkeit halber.

Wobei mir an der Stelle zum Abschluss für die Bestandsaufnahme auffällt, dass es völlig absurd ist, wie viele Nationalspieler mit mehr als 40 Länderspielen wir Deutschen so haben. Was natürlich auch an der Geschichte liegt, weil der DFB natürlich auch die DDR Nationalspieler auflistet. Trotzdem kommt der DFB alleine auch auf 108 Spieler mit mindestens 40 Länderspielen. Italien kommt nur auf 80. Spanien auf 64. England auf 92. Frankreich auf 77. Deswegen schafft ein Mancini zum Beispiel den Cut bei den 100 besten, Jupp Heynckes aber halt nicht. Die 40 fallen mir auf, weil ich ja nach 100 Spielern den Cut setzen wollte...

Und ja, ich würde bestimmt auch genügend schlechte Trainer in anderen Nationalmannschaftslisten finden. Aber dass ich abgesehen von Matthias Sammer und Felix Magath nur schlechte Trainer finde, ist schon außergewöhnlich.

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