Also das "Die Bayern kaufen die Bundesliga kaputt"... Und nicht das vom Bayern-Dusel.
Hier wurde ja vor einiger Zeit erörtert, was die Bayern machen müssen um wieder ein echter Aspirant Champions League Titel zu werden. Eine der Thesen war, dass die Bayern dafür eine Liga brauchen, die sie auch fordert. Und um diese zu erreichen, müssen sie auf diese "Wir verpflichten Talente von der Konkurrenz, um sie bei uns auf die Bank zu setzen" Philosophie verzichten. Und die ablösefreie Verpflichtung von Alexander Nübel steht für genau diese Strategie: Wir holen den uns erst Mal, weil er gerade ablösefrei ist, auch wenn wir eigentlich 4 Jahre lang keinen neuen Stammtorwart brauchen.
Und das Neuer im Großen Kicker Interview die EM 2024 ins Visier nimmt, während Nübel seinen Vertrag in München unterschreibt... sieht halt wirklich unglücklich für Nübel aus. Und seit dem hat Neuer ja nachgelegt.Der scheint überhaupt keinen Bock drauf zu haben den Staffelstab langsam an Nübel weiterzugeben.
Das praktische Worst Case Szenario für die Bayern ist nebenbei, dass ein beleidigter Neuer sich in 2 Jahren zu Real Madrid verabschiedet und dort dann noch mal die Champions League gewinnt...
Und hier ist ein ganz anderes Problem mit dem "Nübel setzt sich 2 Jahre auf die Bank und lernt da dann so viel, dass er Neuer ersetzen kann" Theorie, auf die dieser Transfer ja basiert: Die Bilanz der bayrischen Torhüter-Schule ist richtig bescheiden.
Also wenn die Bayern ein System hätte wie Kaiserslautern damals unter Gerry Ehrmann. Oder wie halt die Schalker. Also sich den Ruf erarbeitet hätten mit einer gewissen Konstanz gute bis sehr gute Torhüter auszubilden. Aber Bayern Bilanz ist da echt finster.
Und das liegt nicht nur an Oliver Kahn und Manuel Neuer, die als etablierte Bundesligaspieler kamen, sich zugegebener Weise in München weiter entwickelten, aber auch als Jahrhunderttalente eingestuft werden müssen... also die Art von Talent, die selbst ein unfähiger Trainer nicht ruinieren kann. Denn die Bayern hatten ja durchaus trotzdem die Gelegenheit brauchbare Torhüter auszubilden und dann in der Bundesliga unterzubringen...
Stattdessen... mussten sie sich Sven Ulreich für die Bank kaufen. Der einzige Unterschied zwischen Nübel und Ulreich ist nebenbei, dass man mit ersterem um den Abstieg spielt, während man mit letzterem oben mitspielen könnte. Deswegen tut der Ulreich Transfer der Liga weniger weh.
Aber eigentlich sollte es doch der Anspruch der Bayern sein, Torhüter auf diesem Niveau selber auszubilden. Und sei es nur, damit man sie gegebenenfalls nach einigen Leihen für Millionenbeträge verkaufen kann und so die Ausbildungszentren refinanziert.
Jetzt fragt euch aber mal selbst: Wie viele derartige Torwarttalente hat der FC Bayern in diesem Jahrtausend herausgebracht? Also zählen Thomas Kraft und Michael Rensing da schon? Praktisch gesehen ist das Limit der bayrischen Torhüter-Ausbildung: Wird ein guter Zweitliga Torwart.
Und das, obwohl sich diese Spieler täglich mit den besten Angreifern im Land messen dürfen. Also im Training halt. Und sich die Tricks bei den besten Torhütern der Geschichte abgucken konnten... Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ausbildung oder Weiterentwicklung waren perfekt. Trotzdem sucht man in der Bundesliga vergeblich in München ausgebildete Torhüter. Der Plan hat also bisher nie funktioniert...
Nübel setzt jetzt seine gesamt Karriere darauf, dass dies bei ihm jetzt anders laufen wird. Dass ausgerechnet er diesen Kreislauf durchbrechen wird und in 2 Jahren so gut ist, dass Neuer niemand vermissen wird. Der Mann muss ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein haben, wenn er sich das zutraut.
Und klar, es kann funktionieren. Aber es ist für Nübel persönlich ein sehr riskanter Plan, der auch darin enden kann, sich 4 lange Jahre auf die Bank zu setzen...
Nur um mal kurz eine Alternative zu skizzieren: Eine Vertragsverlängerung auf Schalke für 5 Jahre mit einer "Niko Kovac Klausel" für 2022 und 2023. Dann hätte er sich auf Schalke als Führungspersönlichkeit weiter entwickeln können, mit diesem Verein auch internationale Erfahrungen sammeln können und sobald Neuer schwächelt immer noch den Schritt nach München gehen können. Und das Schalker Management hätte diesen Vertrag sicherlich auch geschluckt, weil 2 weitere Jahre mit Nübel und sagen wir 20 Millionen Euro Ablöse immer noch besser gewesen wären, als nichts.
Und zeitgleich bleibt Schalke eher Konkurrenzfähig. Man stärkt also auch noch die eigene Liga und sorgt somit vielleicht indirekt dafür, dass die Spannung im März nicht wieder abfällt, weil man mit 15 Punkten Vorsprung Tabellenführer ist...
Oder man findet ein Konstrukt wie damals bei Serge Gnabry, wo die Bayern ja auch entscheiden konnten, welche Entwicklungsschritte der nimmt, ohne dass sich irgendjemand daran gestört hätte.
Aber die Bayern entscheiden sich wie meistens für die egoistische Variante und sagen sich: Wenn wir uns den JETZT ablösefrei sichern, bringt UNS das am meisten, auch wenn wir den Jungen eigentlich noch gar nicht brauchen. Auch wenn das vielleicht allen Beteiligten langfristig eher schadet als hilft...
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