Es sind nicht die Themen, die sich ändern, es sind die Namen, die sich ändern. Wobei, genau genommen ja nicht mal das.
Aber zum gefühlt 21. Mal in dieser Saison startet der Kicker seine große "Blicken sie bei den Handspielregeln noch durch?" Umfrage.
Das Problem daran ist halt: Der Anlass ist vollkommen albern. Denn die Regel für angreifende Spieler ist wunderbar eindeutig und wird konstant angewendet. Auch wenn es im Zweifelsfall man einen VAR braucht. Aber dieses Tor wird in 100 von 100 Fällen nicht mehr gegeben. Genau so funktioniert eine gute Regel.
Ob diese Regel jetzt gerecht ist, sei mal dahin gestellt. Alberner Weise soll sie jetzt ja angepasst werden, dass alles oberhalb des Trikotärmels nicht mehr als Hand gilt... Was dann dazu führt, dass alle plötzlich mit Longsleeves spielen. Guter Ansatz.
Und natürlich ist es unglücklich, dass Raphael Guerreiros "Traumtor" nicht zählte. Aber wenn ein traumhaft herausgespieltes Tor wegen einer Abseitsposition zurückgepfiffen werden muss, stellt ja auch keiner die Abseitsregel in Frage, nur weil das Tor schön gewesen wäre.
Nehmen wir mal ein anderes aktuelles Beispiel: Den Platzverweis für Dedryck Boyata. Es sind sich alle einig, dass dies "der Knackpunkt" des Spieles war. Und dass es keine böse Absicht von Boyata war, sondern nur sehr unglücklich gelaufen. Buchstäblich. Es sind sich alle einig, dass dies eine Harte Entscheidung war. Es würde aber niemand auf die Idee kommen, deswegen die Platzverweise für Notbremsen in Frage zu stellen. Er verhindert halt regelwidrig, wenn auch unabsichtlich, eine klare Torchance. Und für ihn dummer Weise direkt vor dem und nicht im Strafraum. Die logische Konsequenz ist halt der Platzverweis.
Das Problem ist aber halt ein ganz anderes: Die Dortmunder fühlen sich zum 4. Mal in Folge benachteiligt. Weil es halt einen Handelfmeter gibt, wenn einem Dortmunder der Ball im Strafraum an die Hand springt, aber keinen, wenn es einem Bayern-Profi passiert.
Aber auch hier ist genau genommen nicht die Handspiel Regel das Problem. Denn jeder, der keine Bayern-Fanbrille auf hat, sieht halt ein Strafbares Handspiel von Jerome Boateng. Also alle außer Tobias Stieler und Sascha Stegemann... nur sind das halt die entscheidenden Leute.
Die eigentliche Frage muss lauten: Warum hat der VAR bei dem einen Fall nicht eingegriffen? Warum gibt es keine Konstanz bei dieser nicht mehr wirklich neuen Institution? Das ist halt nicht nachvollziehbar. Und das ist halt mal wieder eine Qualitätsfrage.
Seit dem Re-Start gab es schon wieder 3-4 Szenen, bei denen man sich schon fragen muss: Wie kann es sein, dass da alle außer der VAR eine eindeutige Fehlentscheidung sehen? Warum sieht der VAR das anders? Traut der sich im Zweifelsfall einfach nicht einen renommierten Kollegen zu korrigieren?
Als eklatantestes Beispiel sei hier mal der Platzverweis für Benjamin Hübner
genannt: Mit 2 Tagen Abstand sagen da alle, dass der Platzverweis eine
Fehlentscheidung war (lustiger Weise war das in der Sportschau
Zusammenfassung noch anders... aber Details). Trotzdem fragt niemand,
warum der VAR diese anscheinend offensichtliche Fehlentscheidung, die durch die verkürzte Sperre von Hübner für nur ein Spiel ja bestätigt wird, nicht direkt korrigiert... dabei wäre das die viel interessantere Debatte.
Schritt 1 wäre hierbei ganz praktisch: Die Schiedsrichterkommission des DFBs und der DFL veröffentlichen selber nach jedem Spieltag zu den kritischen Szenen ein Statement. In diesem erklärt man entweder, warum der Schiedsrichter doch richtig lag, was ja durchaus sein kann, oder man steht eindeutig zu den Fehlentscheidungen. Also damit sich dann auch ein Stegemann nicht hinter dem "Och, war ja nicht so klar" verstecken kann.
Und wenn wir dann feststellen, dass auch DFL und DFB extrem unzufrieden mit den angebotenen Leistungen der Schiedsrichter sind, kann man darauf aufbauend die eigentlichen Probleme angehen: Eine Renovierung des Schiedsrichterwesens.
Denn wenn man die Schiedsrichterleistungen losgelöst vom offensichtlichen Symptom der Handspielregel analysiert, wird man feststellen, dass unsere Männer in Schwarz einfach nur seit einer ganzen Weile nicht mehr die Weltklasse darstellen, sie sie früher mal gehabt haben. Bis auf ganz wenige ausnahmen. Eine ausführliche Auseinandersetzung mit den 4 großen Skandalen und Tragödien rund ums deutsche Schiedsrichterwesen der Moderne wurde hier bereits vor einem Jahr veröffentlicht. Und wenn man Dinge wie Hoyzer, Ammerich und Krug in Zusammenhang setzt, fällt einem auf, dass es keine Überraschung ist, dass unsere Schiedsrichter einfach mit gewissen Situationen überfordert sind. Und dass sich grundlegend im Schiedsrichterwesen etwas ändern muss.
Aber das wird anscheinend das nächste "Die Relegation gehört abgeschafft!" Also Dinge, die offensichtlich ungerecht sind, geändert werden sollten, aber einfach ignoriert werden, weil sich alle lieber auf scheinbar zusammenhanglose Einzelentscheidungen stürzen.
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