Denn zu einem wirklichen "Nein" können wir uns halt doch nicht durchringen.
Also klar, von der Fifa
vorbereitete Botschaften vor einem WM-Halbfinale vorzutragen, ist
natürlich wunderbar... wobei die Fifa wahrscheinlich auch mit Sanktionen
droht, sobald man nur ein einzelnes Wort umbaut und minimal vom
Originaltext abweicht...
Für mich persönlich ist die Lage ja einfach, auch wenn es drastisch wirkt: Wenn der DFB sich jetzt dazu entschließt, Weston McKennie, Marcus Thuram, Jaydon Sancho und Achraf Hakimi in irgendeiner Form zu sanktionieren, können sie sich auch den Werbespott, den sie ein Mal im Jahr drehen lassen, abschaffen.
Denn sobald jemand diesen Werbespott irgendwie mit Leben füllen will, sagen die Sesselfurzer halt doch "Lasst das lieber".
Das
sind nebenbei genau die Aktionen, für die wir die Amerikaner immer
auslachen. Wie, ihr nutzt eure exponierte Stellung um von eurer
Meinungsfreiheit Gebrauch zu machen und ein wichtiges Thema
anzusprechen? Schämt euch! Das gehört sich nicht! SHUT UP AND DRIBBLE!
Und was ist denn das schlimmste, was einem bei so einer Aktion passieren kann? Dass Rassisten nicht mehr einschalten? Dass Donald Trump
eine Twitter Sturm loslässt und die DFL als "failing operation"
beschimpft? Worauf man dann ganz lässig mit einem "Immerhin kann bei uns
schon wieder Profisport betrieben werden, weil wir die Corona Krise
halbwegs im Griff haben... wie sieht es dann da bei euch aus" antworten
kann.
Ernsthaft, allein schon weil Trump sich dann in den Sozialen
Netzwerken über die Bundesliga auslassen könnte, sollte man solche
Aktionen fördern. Und den amerikanischen Ligen hat die Gratis-Werbung
auch nicht geschadet...
Das faszinierendste ist ja Leute wie Fritz Keller,
die sich einerseits mündige Spieler wünschen, aber andererseits dann
auch ein Problem damit haben, dass die Spieler sich politisch auf dem
Platz äußern... entweder oder.
Das eigentliche Problem
ist natürlich dasselbe, wie auch bei den christlichen Botschaften, mit
denen man nach dem Torjubel die Gefühle des militanten Hindus verletzten
könnte. Oder des Chinesen, wenn man "Free Hongkong" brüllt.
Ich
persönlich hätte dafür als DFL und DFB ja eine ganz einfache Lösung:
Man sagt seinen Spielern, dass man derartige Jubelarien, solange sie mit
dem Grundgesetz vereinbar, nicht homophob oder rassistisch sind, nicht
verfolgen werden. Dass teilen wir dann auch den Fernsehstationen mit,
durchtrainierte junge Männer lieber nicht oberkörperfrei rumlaufen
sehen... und die müssen ihre Spiele dann halt "amerikanisch" gucken...
Falls ihr euch fragt, was ich damit meine: Seit "Nipplegate"
werden amerikanische Liveveranstaltungen mit minimaler Verzögerung...
weil Amerika das Land der Freiheit ist... Und wenn dann ein Kulturkreis
mit unseren Jubelzeremonien ein Problem haben, dann können sie halt das
Bild von dem Fanblock mit den entblößten Bierbäuchen einblenden...
Jeder, wie er mag. Alles, was die brauchen, ist ein 10 Sekunden Delay
und jemand, der einen Knopf bedient der den Fanblock einblendet, sobald
irgendwas unpassendes zu sehen ist. Problem gelöst.
Und
natürlich darf die Fifa dann bei ihren eigenen weltoffenen
Veranstaltungen selber festlegen, welche Form des grenzenlosen Jubels
sie erlauben und was nicht. Da hat halt jeder sein eigenes Hausrecht.
Aber warum müssen die so was für alle Länder und aller Verbände
einheitlich regeln? Gerade wenn man bedenkt wie viele unterschiedliche
Kulturkreise man da abdecken muss.
Um nochmal den Bogen
zu den Rassismus-Gegnern zu schlagen: Falls die DFL die Spieler
wirklich sanktioniert, würde ich mir ja von denen folgende Reaktion
erwünschen: Wenn sie das nächste Mal gefragt werden, ob sie sich an
einer "Strich durch Vorurteile"
Kampagne beteiligen will, sagt man laut und deutlich "Nein Danke, so
was machen wir nur mit Leuten, die uns auch unterstützen, wenn wir
unsere Position nutzen um Missstände anzusprechen" sagen... und noch fix
was eigenes auf die Beine stellen.
Denn wenn man
wirklich gegen Rassismus sein will, dann muss man halt die Individuen,
die diese Haltung nach außen tragen, unterstützen und nicht abstrafen.
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