Als quasi Füller zwischen nem Rückblick und ner Vorschau, wollte ich mich mal mit dem Thema befassen, was in der Bundesliga passieren muss, damit die Meisterschaft nicht wieder automatisch an die Bayern geht. Denn so unsympathisch der Uli Hoeneß ist, mit seiner "Wir können ja nicht halbtags arbeiten" Aussage, hat er irgendwie recht.
Auch wenn ich immer noch der Meinung bin, die Bayern sollten sich bei Ergänzungstransfers zurück halten. Also praktisches Beispiel: Am letzten Spieltag deutete Michael Cuisance an, dass es die Liga schon schwächt, wenn er die Saison praktisch beim Drittliga Team des Rekordmeisters verbringt. Der könnte auch der einen oder anderen guten Mannschaft in der Bundesliga weiter helfen. Und dadurch dann das Leistungsniveau heben, was ja genau genommen auch das ist, was die Bayern brauchen um für die Champions League gewappnet zu sein.
Und ja, es feiern jetzt alle Thomas Müller für seine 21 Torvorlagen. Und sein schönes Direktspiel. Aber hier ist das Problem: Wenn Müller im August gegen Real Madrid und Manchester City wieder nur Mitläufer ist, sind all die Torvorlagen in der Bundesliga irrelevant. Denn die hätte Coutinho auch gesammelt, wenn man ihn gelassen hätte.
Nur um zu verdeutlichen, wie wichtig meiner Meinung nach dieses "Quo vadis" ist: dass die Bayern Stars in der Liga glänzen, aber in der Champions League dann nicht, ist ja ein Grundlegendes Problem der Bayern. So wurde ein Franck Ribery für seine Tollen Leistungen in der Liga gefeiert und bekam noch eine Vertragsverlängerung, obwohl er am Ende 3 Jahre ohne Tor in der Champions League war. Aber dass Ribery den Champions League Ansprüchen nicht mehr genügt, hat die allgemeine Schwäche der Bundesliga wunderbar überdeckt.
Also ja, auch die Bayern brauchen dringend eine stärkere Bundesliga. Wie können aber die anderen Vereine diese Liga erschaffen? Fangen wir, weil es so lustig ist, mit Schalke 04 an. Insert dirty laugh here.
Um das vorwegzunehmen: Ich war noch nie so froh, kein Schalke Fan zu sein. Und das, obwohl ich dem Verein immer kritisch gegenüberstand...
Also sein wir mal ganz kurz ehrlich: Schalke müssen wir derzeit von der "Die können ihren Beitrag für das kompetitive Niveau der Liga leisten" Liste streichen. Die haben halt gerade ganz andere Probleme und müssen bei den Lösungen nur auf sich selbst suchen. Damit haben sie genug zu tun.
Dass immerhin Clemens Tönnies von allen Ämtern zurück getreten ist, ist ein erster Schritt für die Lösung der strukturellen Probleme des Vereins. Aber dass dies so lange gedauert hat und nicht schon auf die rassistischen Äußerungen passiert ist. Das führt aber halt auch direkt zum nächsten Problem: Wenn man den um Geld anpumpen will, muss man ihn mit Samthandschuhen anfassen. Und so darf sich Tönnies dann seine Strafen selber aussuchen.
Nebenbei wollte ich mal erwähnen, dass der erste "Tönnies ist das Problem auf Schalke" Beitrag hier von 2015 ist. Da ist es wieder, das tägliche "Passives Abseits Leser wissen es früher"... Damals ging es noch nur darum, wie der Führungsstil von Tönnies und seine illusorischen Ansprüche die Ursache für verdammt viele Probleme auf Schalke sind. So wurde der Vertrag von Jens Keller trotz wiederholter Qualifikation für die Champions League nicht verlängert und der ging als "Lame Duck" in die Saison. Was dazu führte, dass er ständig kritisiert wurde... was Tönnies wiederum nicht verstehen konnte. Dass er die gesamte Situation mit einer Vertragsverlängerung hätte entschärfen können, hat er halt bis heute nicht verstanden.
Dass man halt so sehr von einer einzigen Person abhängig ist, zeigt halt auch, wie finster die Gesamtsituation auf Schalke ist. Oder anders ausgedrückt: Wenn Tönnies den Verein nicht retten kann, muss Vater Staat das halt machen.
Dazu kommen dann noch all die epischen Fehltritte beim Umgang mit den Fans während der Corona-Krise. Also man muss schon fragen, ob es überhaupt Möglichkeiten gibt sich als Verein schlechter zu präsentieren als Schalke in der Saison 2019/20. Und ja, das sage ich, obwohl der Hamburger SV existiert.
Die nächste völlig falsch eingeschätzte Episode ist ja, dass Schalke "als erste Mannschaft einen Salary Cap festlegt." Ähm... nein, tun sie nicht.
Also nur um das mal festzuhalten: Schalke legt einfach nur für sich eine Obergrenze von 2,5 Millionen Euro Jahresgehalt fest. Wer mehr verlangt, braucht gar nicht erst an den Verhandlungstisch kommen. Man gibt quasi vorher bekannt, was das Maximum ist, dass ein Spieler "fordern" kann. Keine gute Verhandlungsstrategie, aber wenigstens offen und ehrlich.
Hier ist das faszinierende: Jeder gut geführte Fußballverein hat so einen "Salary Cap". Also ich bin mir absolut sicher, dass zum Beispiel in Freiburg intern auch alle Beteiligten wissen, wo die absolute Schmerzgrenze für die Breisgauer liegt. Und ab welcher Summe der SC sagt: Da steigen wir aus den Verhandlungen aus, du musst dir einen anderen Verein suchen. Und wahrscheinlich liegt diese Grenze südlich von 2,5 Millionen. Aber das werden wir ja rauskriegen, wenn die die Schwolow Verhandlungen verfolgen...
Andere Verein wie RB Leipzig geben halt auch bei Timo Werners Vertragsverlängerung 2019 "absolut an unsere machbaren Grenzen"
gegangen zu sein. Was auch nur bedeutet: Auch bei RB Leipzig gibt es
den jetzt von Schalke angekündigten Salary Cap seit Jahren.
Die einzige Besonderheit in Gelsenkirchen ist, dass sie öffentlich und offiziell bekannt geben, dass sie ihre Schmerzgrenze gerade nach unten korrigiert haben. Wahrscheinlich deutlich nach unten korrigiert haben. Mit einem klassischen Salary Cap hat das aber gar nichts zu tun.
Und im wesentlich gibt man jetzt schon bekannt, dass Weston McKennie und Suat Serder demnächst verkauft werden müssen. Weil sie zu diesen Bedingungen kaum einen neuen Vertrag unterschreiben werden. Und man muss sich dann auch bewusst werden: Für 2,5 Millionen Euro Jahresgehalt wird man, trotz möglicher Ablösesummen, kaum neue Spieler von derselben Qualität verpflichten können. Was halt praktisch heißt: Die Mannschaft auf Schalke wird eher schlechter als besser. Was einem bei einer Serie von 16 Spielen ohne Sieg echt Sorgen machen muss.
Nebenbei dürfte diese öffentliche Haltung dazu führen, dass eine ganze Menge Spieler nicht mal mehr an der Verhandlungstisch kommen. Also der Fakt, dass einige aktuelle "Leistungsträger" mehr als die 2,5 Millionen verdienen... und abgesehen von einem Verkauf wird sich daran ja auch nichts ändern. Warum sollte also ein Spieler, der sich auf Augenhöhe mit Serdar sieht, weniger Gehalt als diese beiden bekommen?
Nebenbei fällt mir bei der Gelegenheit auf, dass dies alles nur Spekulationen sind, weil es keine belastbaren Zahlen gibt. Also ich berufe mich hierbei auf folgende "Analyse" vom englischsprachigen Transfermarkt.com, die Serdar und McKennie als Problemfälle des neuen Salarycaps nennen. Ob die schon mehr als 2,5 Millionen verdienen oder nur garantiert mehr als 2,5 Millionen verlangen werden, kann ich dabei nicht beurteilen.
Genau genommen gibt es genau einen Hoffnungsschimmer auf Schalke: Norbert Elgert. Und ja, auch der hat den ominösen "Trainerpreis des deutschen Fußballs" gewonnen. Er steht repräsentativ für die Jugendarbeit auf Schalke. Und auf die wird es jetzt noch mehr ankommen, als zuvor.
Die einzige realistische Chance für Schalke ist es halt sich buchstäblich am eigenen Schopf aus dem Schlamassel zu ziehen. Und zu hoffen, dass man den nächsten Mesut Özil, Julian Draxler und Beneditk Höwedes findet. Wenn einem dies nicht gelingt, wird es echt finster.
Aber wenn man dann realisiert, dass Schalke 8 Millionen Ablöse in Alexander Schwolow stecken will, anstatt einfach mal auf den immer noch am Verein hängenden Ralf Fährmann zu setzen. Und klar, Fährmann wird nicht der nächste Nationaltorwart, während man bei Nübel zumindest kurzfristig daran glauben konnte. Aber Spoiler: Auch Schwolow ist kein Torwart, der für die Nationalmannschaft interessant ist. Vielleicht ist der ein wenig besser als Fährmann. Durchaus möglich. Da Torhüter genau genommen immer auch von ihrer Defensive abhängig sind, ist das schwer zu beurteilen. Aber ich sag das mal so: Er ist keine 8 Millionen Euro Ablöse besser. Gerade wenn man wie Schalke kein Geld hat.
Also nur um das mal zu verdeutlichen: In dem stabilen Gesamtkonstrukt umd Robin Koch und Christian Günther war es vollkommen egal, ob Schwolow oder Mark Flekken im Tor standen. Beide sind die Notenbesten Spieler im Freiburger Kader. Und wenn Koch in diesem Sommer verkauft und nicht adäquat ersetzt wird, wird der Notenschnitt beider Torhüter einbrechen. Aber für so einen Torwart gebe ich als Schalke doch keine 8 Millionen Euro aus.
Warum Schalke immer noch nicht auf den grundsoliden Torhüter mit hoher Identifikation setzt, obwohl man doch genau das gerade braucht... bleibt halt eines dieser unlösbaren Schalke Rätsel. Und ich wage zu behaupten: Wenn man Fährmann reinstalliert und die 8 Millionen in halbwegs ordentliche Defensivspieler steckt, steht man besser da, als wenn man Serder verkauft um Schwolow zu finanzieren... So ein weiteres Mysterium ist Daniel Caligiuri, den man ja lieber "zappeln" lies, anstatt ihm ein vernünftiges Angebot zu machen. Aber auch das ist halt schwer zu beurteilen, wenn man nicht vor Ort dabei war. Aber wenn Augsburg Caligiuris Gehaltsforderungen erfüllen kann, Schalke aber nicht, ist das ein verdammt schlechtes Zeichen. Denn genau genommen stärkt man gerade ablösefrei einen designierten Konkurrenten. Ich bezweifle, dass das eine gute Strategie für die nächsten Jahre ist.
Und ja, dass Derby-Held Caligiuri lieber nach Augsburg geht als auf Schalke zu bleiben, zeigt, wie dramatisch die Lage gerade ist. Aber hey, für mich als zynischer Außenstehender könnte es großartig werden.
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