Aufgepasst, Dortmund Fans! Da schielt jemand auf eurem Thron als verlogenste Fans der Liga des Landes. Da müsst ihr mal dringend nachlegen...
Also ja, beim Duell der Vereine von 777 Partners und Klaus-Michael Kühne kam es zu massiven Protesten und einer 30-minütigen Spielunterbrechung. Inklusive Plakate gegen anstehende Einstiege bei Werder Bremen. Wie können die es wagen, auch Investoren zu haben? Das gilt auch für die gesamte Liga. Was erlauben die sich?
Bei den Hertha-Fans gilt dasselbe Prinzip wie bei den Borussen: Wenn ihr ein Problem mit Investoren habt, dann gründet die Berliner Hertha und guckt, wie weit ihr nur mit eurem Fansupport kommt. Oder schließt euch Tennis Borussia Berlin an, deren Investorentage liegen weit in der Vergangenheit. Diese Optionen steht euch allen frei. United of Manchester hat nachgewiesen, dass man das einfach machen kann. Aber im Profifußball ist der Zug abgefahren.
Lustigerweise positionierte man sich, nachdem man das im Stadion verschwiegen hatte, doch noch zu dem eigenen Investor. Zitat: "Gerade Hertha BSC ist ein Negativbeispiel, wohin das führen kann." Ähm... zur Aufrechterhaltung des Spielbetriebes während der Pandemie? Zur Verhinderung eines Konkursverfahrens? Zum Erhalt des "Vereins"?
Und natürlich ist Lars Windhorst eines der Paradebeispiele für bescheidene Investoren mit absurden Vorstellungen. Aber das Hauptproblem bleibt hier nach wie vor die Hertha. Um den Lieblingsrapper meiner Lieblingsrapper zu zitieren: "Das Geld ist gut, nur der Mensch ist schlecht!"
Dabei müsste man nicht mal die eigenen Stadtgrenzen verlassen, um ein Positivbeispiel für herausragende Arbeit, mit und um die Investoren zu finden. Aber dass Union Berlin auch einen Geldgeber hat, der sich zum Fan entwickelte, aber von der Symbiose auch profitiert, wird ja von allen lieber verschwiegen. Man tut lieber so, als gäbe es nur Negativbeispiele... weil man sich dann nicht damit beschäftigen muss, dass die eigene Inkompetenz die eigentliche Ursache der Probleme ist.
Das Hauptproblem der Hertha ist gerade, dass man sich nach dem tragischen Tod von Kay Bernstein neu aufstellen muss. Da sollte man auch als Fanszene seine komplette Energie reinstecken. Bernstein wäre eine Persönlichkeit gewesen, die den Verein in vernünftige Bahnen lenken und ihm realistische Ziele stecken könnte. Der diese Ziele aber auch an Investoren vermitteln könnte. Denn der Verkauf der Windhorst Anteile an 777 Partners war ja schon in seiner Amtszeit. Er hat am Ende auch verstanden, dass man ohne Investoren in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird.
Und ohne Investoren wird die Bundesliga international den Anschluss verlieren. Also selbst die Bayern, die sich noch einen Harry Kane leisten können, werden irgendwann nicht mehr große Stars anziehen. Sie werden froh sein müssen, wenn sie das Viertelfinale der Champions League erreichen, aber danach ist dann Endstation. Falls das nicht schon der neue Standard ist, denn zuletzt war ja 4 Mal infolge im Viertelfinale Schluss. Wie wird die Bundesliga aussehen, wenn die Bayern in 19 von 20 Jahren Meister werden, aber in 19 von 20 Jahren das Halbfinale der Königsklasse verpassen? Und das ist ein erschreckend realistisches Szenario.
Wir haben jetzt schon den Moment erreicht, wo nur ein einziger Verein in Deutschland überhaupt eine Chance hat, einen Florian Wirtz über den 22. Geburtstag hinaus in der Liga zu halten. Was, wenn auch die Bayern einen Spieler von diesem Kaliber ziehen lassen müssen, weil der halt die Champions League gewinnen will? Oder weil er einfach in einer Liga spielen will, in der er deutlich mehr Geld zu verdienen kann? Wie lange kann die Liga diesen Qualitätsverlust kompensieren?
Und klar, die Ultras, die jetzt protestieren, werden dann immer noch ins Stadion gehen. Die sind dann aber 40-70 Jahre alt... und die Jugend wird sich irgendwann Sportarten zuwenden, wo nicht vorher schon fest steht, wer Meister wird. Und die NFL hat sich da schon wunderbar positioniert. So viel Stimmung, wie beim NFL Spielen, gibt in der Allianz-Arena eher selten.
Die Ultras, die jetzt 20-30 Jahre alt sind, wurden in einer Zeit sozialisiert, in der die Bundesliga auf verdammt hohem Niveau existieren konnte. Sie profitierte extrem von dem Subventionspaket "Weltmeisterschaft 2006", welche dazu führte, dass haufenweise moderne Fußballtempel finanziert wurden. Diese Tempel sind noch regelmäßig ausverkauft und auch noch in einem guten Zustand.
Sie erlebten den "Glücksfall" Jürgen Klopp in Dortmund, der als unfassbar guter Trainer wirklich dafür sorgte, dass man kurzzeitig auf Augenhöhe mit den Bayern agierten und der Rekordmeister nur 3 Titel in 7 Jahren einsammelten. Weil "damals" auch noch Stuttgart und Wolfsburg einen Titel holten.
Hier ist das wirklich absurde: Von 2009 bis 2013 wurden die Bayern "nur" 2 Mal Meister. Sie erreichten aber 2009/10, 11/12 und 12/13 das Finale der Champions League. Nebenbei erreichte auch Dortmund eines dieser Finale. Und die Bayern erreichten in 6 von 7 Jahren das Halbfinale der Königsklasse. Die haben "damals" absolute Weltklasse verkörpert, und trotzdem stand nicht schon vorher fest, wer Meister wird.
Damals war es auch leicht, sich in den Sport und in einen Verein zu verlieben. Das wird aber mit jeder im März entschiedenen Meisterschaft schwerer. Damit wird es auch für die heranwachsenden Generationen immer schwerer, sich für die Bundesliga zu begeistern. Seit 2012 haben die Bayern den Abstand in der Liga radikal vergrößert,
während sie international den Anschluss verpassen könnten, da sie sich dort mit den Scheichen, Oligarchen und Investoren messen müssen, die hier verflucht werden.
Wenn man jetzt 10 Jahre alt ist, kennt man gar keinen anderen Meister als die Bayern. Es ist schon eine Überraschung, wenn sich überhaupt ein Herausforderer herauskristallisiert. Wenn dieser dann bis in den Mai den Kontakt hält, ist es eine Senstation... Diese Mannschaft muss aber auch eine fehlerfreie Saison spielen und kann es sich praktisch nicht leisten, irgendwo leichte Punkte liegenzulassen.
Oder anders ausgedrückt: Selbst wenn Bayer Leverkusen das dieses Jahr durchzieht, wovon immer noch nicht auszugehen ist, werden die Bayern hinterher die nächste Serie mit 5 Meisterschaften infolge starten. Das ist einfach für eine Liga nicht gesund. Die einzige Möglichkeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist das sinnvoll angelegte Geld von Investoren. Einzig das Konstrukt RB Leipzig hat wirklich die Chance, diese Monotonie dauerhaft aufzubrechen. Aber diese Monotonie muss irgendwie aufgebrochen werden, wenn die Bundesliga wenigstens ihr derzeitiges Niveau halten will.
Irgendwann erzählt Opa seinen Enkeln diesen Mythos, dass es damals noch moderne Stadien und ein spannendes Meisterschaftsfinale gab. Und dass zumindest der eine oder andere Superstar in dieser tollen Liga gespielt hat. Wenn seine Enkel ihn fragen, warum sie heute in diese halbleere, baufällige Ruine ziehen, um zu sehen, wie Borussia von den Bayern mit 0:6, erzählt er voller Stolz, dass man damals halt den Einstieg der Investoren verhindert hat, weil man permanent und erfolgreich demonstriert hat. Aber hey, die letzte Meisterschaft feiert gerade ihr 100-jähriges Jubiläum, hier hast du einen Retro-Schal zu diesem Anlass.
Und dann fragt der kleine Adolf, warum man nicht lieber gegen die AfD auf die Straße gegangen ist, aber das war nicht so wichtig, wie den Erhalt des einzig waren und wunderbaren Fußballs...
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