Bayer Leverkusen verkleidet sich als Spitzenteam... und die Bayern als das zu verprügelnde Opfer. Das hab ich nicht kommen sehen. Ich ging davon aus, dass Bayer die bestmögliche Dortmund-Imitation abgibt und sich mit geringem Widerstand aus dem eigenen Stadion schießen lässt. Und dann gewinnen die einfach. Nicht nur das, sie gewinnen souverän.
Normalerweise basieren die Niederlagen der Bayern auf folgenden Grundlagen:
1.) Der Rekordmeister tritt unkonzentriert auf.
2.) Der Gegner spielt sich in einen Rausch.
3.) Überragende Einzelleistungen bringen die überraschende Führung.
4.) Der Torhüter wächst über sich heraus und vereitelt einige Großchancen.
5.) In einer epischen Abwehrschlacht verteidigt man mit Mann und Maus und viel Glück die Führung.
3 dieser 5 Dinge müssen zutreffen, damit die Bayern überhaupt ins Schwitzen kommen.Man kann da die Niederlage gegen Bremen als Fallbeispiel nehmen, in dem Mitchell Weiser einen überragenden Treffer erzielt und Michael Zetterer den Ball mit einen Wahnsinnsreflex an den Pfosten lenkt. Aber am Samstag...
Dass die Bayern Bayer unterschätzt haben und unkonzentiert auftraten, kann man ausschließen.
Von einer klassischen Abwehrschlacht kann ja kaum die Rede sein, da Bayer kaum ins Schwitzen kam und Lukas Hradecky war der schlechteste Bayer Spieler auf dem Platz... einfach nur, weil er praktisch keine Chance hatte, um sich auszuzeichnen.
Die Tore wurden mit einer unfassbaren Ruhe und einer brutalen Effizienz herausgespielt. Man brachte Josip Stanisic und Alejandro Grimaldo in Positionen, aus denen sie einfach treffen müssen.
Danach spielte man das Ding in aller Ruhe runter. Ein Rausch sieht definitiv ander aus.
Es gab unterwegs eine Szene, in der sich Bayer von der linken gegnerischen Eckfahne über den eigenen Torwart (damit der auch mal im Bild ist) zur rechten Eckfahne und zurück ins Zentrum kombinierte... um die Bayern dann mit einem Fernschuss aus dem Elend nur hinterherzulaufen zu erlösen... Das kennen die eigentlich nur aus der anderen Perspektive.
Ich werfe hier mal eine dreiste These in den Raum: Ein Wiederholungsspiel würde Bayer auch gewinnen. In 8 von 10 Fällen gehen die als Sieger vom Platz. Das hat es seit dem Pokalfinale 2012 nicht mehr gegeben: Bayern ist im Frühjahr 2024 einfach nicht die beste Mannschaft des Landes. Dass Bayer glücklich gewinnen würde, war ja vielleicht noch vorstellbar. Aber dass dies das Ergebniss des Gipfeltreffens ist, war eigentlich ausgeschlossen.
Lustigerweise spricht der Kicker jetzt den Bayern die nötige Klasse ab... Nachdem man Leroy Sané und Harry Kane neulich noch in die Weltklasse gepackt hat. Es ist natürlich schwierig, Spieler richtig einzuordnen, wenn die relevanten Prüfungen noch bevorstehen... aber den ersten Nachweis haben Sané und Kane schonmal verkackt. Jetzt darf Bayer nur nicht verkatert aufwachen und das nächste Bundesligaspiel verkacken... Andererseits ist es immernoch Bayer. Solange die 2 Spieltage vor Schluss keine 7 Punkte Vorsprung haben, traue ich dem Braten nicht und gehe davon aus, dass die den Titel noch verspielen...Aber nach dem Bayern-Spiel nachzulegen hat ja sogar Werder Bremen geschafft. Die können erstmal durchatmen: Sie müssen Ole Werner keine Statue bauen. Nach 3 Siegen in Folge ist man wieder auf dem Boden der Tatsachen... Obwohl, es ist Werder, die werden die nächsten 5 Jahre an Werner festhalten, weil er damals die Bayern geschlagen und danach noch 2 weitere Siege errungen hat, obwohl in der Summe nie mehr als Platz 8 herauskam...
Nicht nur Werders Siegesserie hat den Absteigskampf beendet. Auch Union Berlin hat still und heimlich beschlossen, dass sie eigentlich kein Bock auf großes Drama haben. 9 Punkte trennen den Investoren-Klub von einem direkten Abstiegsplatz. Auch auf den nur theoretischen dritten Abstiegsplatz gibt es noch ein 5 Punkte Polster. Gleichzeitig hat der 1.FC Köln aber auch schon 4 Punkte auf die Mainzer.
Die haben anscheinend auch erkannt, dass es derzeit kein realistisches Szenario gibt, wie man diesen Rückstand aufholen soll... Und wechselt deswegen den Trainer. Zum zweiten Mal in dieser Saison. Das sind Entscheidungen, die man nur vom Hamburger SV kennt. Der letzte Dead Coach Bounce hat den Abstand auf den Relegationsrang verdoppelt. Jetzt greift man schon wieder zum ehemaligen U19 Coach, weil nur der nächste Thomas Tuchel diesen Verein noch retten kann...
Hoffen wir mal das Beste, denn wenn Benjamin Hoffmann nur ein durchschnittlicher Bundesligatrainer ist, wird das ein verdammt langweiliger Abstiegskampf... Aber hey, immerhin unterhalten uns die Fans...
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