Diese Woche taten sich die Fans von Union Berlin und dem VfL Wolfsburg hervor. Die einen ignorierten wie immer komplett, dass sie ohne ihren eigenen Investor in der 2. Liga gegen den Abstieg kämpfen müssten. Falls überhaupt, schließlich wurde Michael Kölmel 2003 auch als "Retter" betitelt. Aber Investoren sind das Böse!!!
Und Wolfsburg kann wenigstens behaupten, dass sie ohne die großen finanziellen Zuwendungen von VW in die Bundesliga aufgestiegen sind... aber seitdem wird da halt ordentlich reingepumpt und sie haben irgendwie eine Ausnahmeregelung zum 50PLUS1 zugesprochen bekommen... Das sind also genau diejenigen, die gegen Investoren protestieren sollten.
Wobei ich an der Stelle einschieben muss: So verlogen ich das finde: Ich habe kein Problem mit den Tennisbällen. Ein friedlicher und gewaltfreier Protest. Auch die Bedenken gegen eine weitere Zerstückelung des Spieltages kann ich nachvollziehen. Die Premiere League hat ja während der Pandemie bewiesen, wie schnell es plötzlich wesentlich mehr Anstosszeiten geben kann.
Was aber nicht geht, sind Gewaltdrohungen gegen einzelne Personen... Vor allem nicht gegen Martin Kind aus dem Hannover Block. Das ist so absurd, denn ohne Kind wären die alle gar nicht da, aber jetzt nehmen die den ins Fadenkreuz.
Kling übertrieben? Aber bedenkt: Als Kind als Präsident und Mäzen eingestiegen ist, stieg Hannover 96 gerade in die Regionalliga ab. Man spielte im Schnitt vor weniger als 10.000 Fans. Also in 8 von 9 Jahren.
Das Stadion war auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit und meistens nur zu einem Drittel gefüllt. Das letzte große Spiel war der Supercup aus dem Jahr 1992. Vor 21.000 Zuschauern. Kind orgenisierte die kreditfinanizierte Renovierung, damit das Stadion 2006 WM tauglich wurde. Unter seiner Führung gelang der Aufstieg von der Regionalliga in den Europacup. Und auch wenn Kind irgendwann endgültig vergrault wird, wird der Verein noch jahrzehntelang von seinem Wirken profitieren, einfach nur weil man ein modernes Stadion hat. Auch wenn man es jetzt nicht zur Europameisterschaft geschafft hat.
Nun werden all die Fans jetzt behaupten, dass sie natürlich auch ohne Kind in Massen in das dann noch baufälligere Stadion strömen würden. Die werden sich das sogar selber einreden. Dadurch wird es aber nicht zwingend wahr... Selbst Rot-Weiss Essen, also das Paradebeispiel für eine florierende Fanszene in der mittlerweile viertklassigen Regionalliga, kam dort nur selten auf 10.000 zahlende Zuschauer.
Und versteht mich nicht falsch: Man kann und muss Kind kritisieren. Gerade wenn man von ihm ahbängig ist. Es ist legitim, sein Vorgehen gegen 50PLUS1 kann man ablehnen.
Aber ihn, wenn auch nur symbolisch, ins Fadenkreuz zu nehmen und zum Abschuss freizugeben, ist definitiv nicht legitim. Nebenbei führt das am Ende auch nur, dass sich "der Pöbel" von den Ultras abwendet. Noch unterstützt der die Proteste der Ultras. Noch sieht er deren Bedenken ein, auch wenn er eigentlich lieber entspannt Fußball gucken will.
Wenn der aber mit Gewaltdrohungen konfrontiert wird, wendet er sich von euch ab. Und dann merkt man plötzlich, dass die Ultras einfach weniger sind, als sie denken.
Kurz gesagt: Protestiert. Seit anstrengend, aber kreativ. Unterbrecht die Spiele. Sorgt von mir aus auch für einen Spielabbruch. Aber droht einfach niemanden ihn zu erschießen.
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