Also vor allem deshalb, weil es ich mich jetzt doch mit der Klub-WM beschäftigen muss, was ich eigentlich aus Prinzip vermeiden wollte. Denn das einzige wirksame Mittel gegen solche Wettbewerbe ist ja sie zu ignorieren. Wenn wir das alle machen würden, würde man sie auch abschaffen.
Was dann aber wieder dazu führt, dass der Kommentar von Karlheinz Wild den entscheidenden Punkt verfehlt. Denn bei der Klub-WM geht es nicht um spannende Spiele und einen sportlich fairen Wettbewerb, sondern darum, dass auch die Vereine aus den sportlichen "Entwicklungskontinenten" den Traum von einem Pflichtspielsieg gegen eine europäische Spitzenmannschaft leben können. Mehr muss man daraus aber auch nicht unbedingt machen.
Und natürlich ist es sportlich mehr als fragwürdig, wenn sich in 13 von 15 Fällen eh der Champions League Sieger durchsetzt. Aber ich sag das mal so: In der Relegation gibt es eine ähnliche Quote und das stört auch keinen, obwohl die Konsequenzen wesentlich gravierender sind.
Das faszinierendste ist aber das Ende des Kommentars. Denn da fällt Wild dann plötzlich auf, dass die "Bedenken, ob dieser marginale Wettbewerb trotz der Pandemie und der
aktuellen Virus-Bedrohung in den Jahreskalender gequetscht werden
musste, absolut berechtigt" sind. Interessant, dass ihnen das hinterher auffällt. Also nach dem positiven Corona-Test von Thomas Müller... den er sich auf einer absurd sinnlosen Dienstreise eingefangen hat. Wo waren diese Bedenken eigentlich vor dem Turnier?
Wenn der Kicker Eier in der Hose hätte, hätte er vor der Klub-WM ein eindeutiges Statement gegen diese abgegeben: Man werde abgesehen vom nötigen Ergebnisdienst, keinerlei Berichtserstattung zu diesem Turnier machen, da man es in Zeiten der Pandemie mit dem Meister aus Neuseeland hält und solche unnötigen Wettbewerbe einfach absagen sollte. Der Kicker hat aber keine Eier. Er steckt tief im Arsch der Bayern.
So tief, dass niemand Karlheinz Rummenigge daran erinnern wird, was seine Bayern alles während der Pandemie unbedingt ausspielen mussten, wenn er sich das nächste Mal über die Nationalmannschaften echauffiert. Und genau das müsste dann kommen: Kalle, dein Spieler hat sich während der Klub-WM mit Corona infiziert, du hast jegliches recht aufs Jammern über unnötige Reisen, Spielansetzungen oder Turniere auf Lebenszeit verloren.
Ich meine, stellt euch mal vor, ein Bayern Profi hätte sich während der Nations League infiziert und müsste dann 9 Tage in Quarantäne. Die Bayern würden Schadensersatz fordern. Über die Wettbewerbsverzerrung jammern, falls die Ausfallzeit mit einem Champions League Spiel kollidiert. Und die Gesundheit der Spieler auf ein Mal ganz großschreiben...
Aber wenn es um 4 Millionen Euro Preisgeld für einen selber geht... da kann man dann halt nichts machen. Da muss man dieses Risiko auch in Kauf nehmen. Und das Risiko ist ja kaum höher als bei einem normalen Champions League Spiel, da sagt ja auch keiner was.
Da gibt es aber einen entscheidenden Unterschied: Für die Champions League interessieren sich die Fans. Also praktisch alle europäischen Fußballfans. Selbst die meisten derer, die eigentlich nur noch zu Regionalligaspiele ihrer Traditionsvereine gehen, schalten halt heimlich doch die Champions League ein. Oder ihre Zahl ist im Großen und Ganzen gesehen so gering, dass sie nicht auffallen.
Plus: Ohne die Champions League Fernsehgelder bricht halt das ganze System zusammen und der eine oder andere Verein wie Barcelona geht pleite. Außerdem hängen halt haufenweise Arbeitsplätze an der Champions League und den nationalen Meisterschaften. Damit sind die dann Systemrelevant... und damit ist es auch nachvollziehbar, dass man für solche Wettbewerbe ein höheres Risiko eingehen will.
Auch wenn die Frage, ob man beide Mannschaften dafür reisen lassen muss, weil die Einreise nach Deutschland zu gefährlich ist, noch beantwortet werden muss. Aber dass man dafür Ausnahmen macht, ist halbwegs nachvollziehbar.
Dass aber der reichste Sportverband der Welt, der es sich mit Milliarden in der Hinterhand echt leisten könnte die Verluste ein Mal auszugleichen, unbedingt dieses Turnier durchdrücken muss... In einem Pandemie Risiko Gebiet...
Und wo wir schon bei Eiern in der Hose sind: Wenn das Gesundheitsamt in München diesen hätte, würden sie die gesamte Bayern-Mannschaft in Quarantäne schicken. Mit der Begründung: Wer sich als Konzern bei einer völlig unnötigen Auslandsreise einen Coronafall anlacht, muss damit rechnen. Aber das hätte man natürlich vorher ankündigen müssen.
Aber das könnte man ja mal vor den Champions League Wochen machen: Hey, wenn ihr unbedingt gegen Mannschaften aus Ländern mit Corona Mutation spielen müsst und wir das nicht verhindern können, dann seid euch einer Sache bewusst: Wenn einer von euch sich bei diesen Trips Corona anfängt, geht ihr alle geschlossen für 14 Tage in Quarantäne. So wie man es bei Normalsterblichen auch machen würde.
Wenn die Bayern Eier in der Hose hätten, hätten sie mit Verweis auf die Pandemie, von sich aus verzichtet. Öffentlich gesagt: Wir wissen, dass wir als Fußballer eine Ausnahmestellung genießen. Dass wir verdammt viel machen dürfen, was anderen verboten ist. Aber in dieser Ausnahmestellung muss man halt auch mal eingestehen: Dieses Turnier ist ein vollkommen unnötiges Risiko, welches wir einfach vermeiden wollen. Macht das ohne uns.
Dafür hätte es von europaweit von den Fans Applaus gegeben. Wir hätten uns alle während des Finales zwischen Tigres und Al-Ahly auf den Balkon gestellt und 90 Minuten lang applaudiert... obwohl es gerade bitterkalt und mein Balkon komplett eingeschneit ist. Das Problem daran ist natürlich: Man kann bei den Pflegekräften nachfragen, wie gut man sich von Applaus ernähren kann... Also nehmen die Bayern doch lieber die 4 Millionen Euro Preisgeld.
Nebenbei wird auch offensichtlich, wie bigott unsere Fußballberichterstattung wieder ist. Also wenn einzelne Spieler wie Tolisso mit unnötigen und egoistischen Eskapaden auffallen, wird groß darüber diskutiert, dass die Spieler sich ihres Sonderstatus bewusst sein müssen. Dass sie viel bessere Vorbilder sein müssen. Dass sie mit Anfang 20 keine Dummheiten machen dürfen.
Aber, wenn dann die Bayern mit als Verein geschlossen durch einen Egotrip auffallen... dann schicken wir unsere Reporter dahin und berichten darüber. Also unkritisch und zu 85 % über das Geschehen auf dem Platz und nicht darüber, wie krass Fehl am Platz das eigentlich gerade ist. Wenn man unnötige Aktionen unbedingt kritisieren will, sollte man dies auch konsequent machen.
Oh und um zu beweisen, dass man durchaus unpopuläre Meinungen gegen den Veranstalter vertreten kann, auch wenn ohne den angeblich gar nichts geht: LeBron James als immer noch bester Basketballer der Welt hat gerade sehr eindeutig Stellung gegen ein geplantes All Star Game der NBA bezogen. Öffentlich bekannt, dass gerade gar keinen Bock auf so einen sinnlosen Scheiß hat. Das ist nicht ganz sein Wortlaut, aber es ist dicht dran. Mehrere NBA Stars haben bereits verlauten lassen, dass sie dort nur auflaufen werden, weil sie sonst Strafen befürchten... Warum hat man aus dem Bayern-Kader keine ähnlichen Ansagen gehört? Ich frag ja nur...
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