Fangen wir mit einem ehrlichen Eingeständnis an: Dieses Wochenende gibt einfach nicht genug her für ein Worst of... weil die Mannschaften, die gewinnen sollten, im Großen und Ganzen auch 3 Punkte eingefahren haben. Es gab 7 Heim- und keinen einzigen Auswärtssieg. Einzig die Leistung von Werder Bremen in der ersten Halbzeit war grenzwertig, weil sie Schalke 04 wie einen legitimen Bundesligisten aussehen ließen. Und schon wieder auf Kohfeldt herumhacken...
Bleibt noch die Vertragsverlängerung von Yannick Gerhardt, die mich irritiert. Also nicht die Verlängerung, sondern wie Wolfsburg dafür gefeiert wird. "Man schafft es mit seinen Leistungsträgern zu verlängern"... Weil man Hertha, Köln und Eindhoven ausgestochen hat? Wirklich? Wenn Bayern, Dortmund und irgendein mittelmäßiger Premiere League Klub mitgeboten hätten, könnte man sich auf die Schulter klopfen. Aber man hat die Mannschaften, die in der Nahrungskette teilweise deutlich unter einem stehen ausgestochen. Wenn man das nicht hinbekommt, kann man den Laden auch dicht machen.
Beschäftigen wir uns also mit den spannenderen Dingen: Bayern II. Also genau genommen Bayern II aus der Vorsaison, die den Bayern das Sextuple aus Meisterschaft, Pokalsieg, Champions League, deutschem Supercup, europäischen Supercup und Drittligameisterschaft ermöglichten. Also es fasziniert mich schon, dass jeder andere Scheiß außer den Hallenmasters bei solchen Aufzählungen erwähnt wird, egal wie egal er ist, aber die Drittligameisterschaft unter den Teppich gekehrt wird. Und warum haben die Bayern-Damen eigentlich letztes Jahr nichts gewonnen?
Dabei hätte die Drittligameisterschaft richtig relevant werden können. Also als entscheidender Paradigmenwechsel.
Eines der Grundprobleme der Bundesliga ist ja, dass die Bayern nur Talente aus dem Bundesligapool herausziehen, aber praktisch nichts mehr zurückgeben. Weder als Leihspieler, noch als Abgänge.
Also als praktisches Beispiel: Man holte sich Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Mickael Cuisance von der Konkurrenz, gab dafür dann... ähm... Marco Friedl an die Liga zurück. Berichtigt mich, aber Marco Friedl dürfte einer der ganz wenigen Bundesliga-Stammspieler mit Bayern II und Jugendvergangenheit sein, der in der Bundesliga spielt. Dazu kommen in den letzten 10 Jahren Georg Niedermeier und Woo-yeong Jeong... Und Jeong zu zählen fühlt sich falsch an, weil der 6 Monate bei den Bayern war. Und ja, ich bin gerade die Abgänge von Bayern II auf Transfermarkt.de durchgegangen und das waren die einzigen, die in die Bundesliga gewechselt sind. Dazu kommt dann wohl noch Mehmet Eckici, der ja immerhin 3 Jahre bei Werder Bremen kickte. Faszinierender Weise fehlt Friedl auf dieser Liste, obwohl er definitiv bei Bayern II gespielt hat...
Dass diese Bilanz grausam ist, ist allerdings keine Neuigkeit für die 2 Stammleser dieses Blogs: Die Bayern bilden einfach viel zu wenige brauchbare Bundesligaspieler aus. Also nach der Generation Lahm, Müller, Schweinsteiger. Eigentlich sollten zu jeder Zeit 10 Spieler mit Bayern Vergangenheit in der Liga mitmischen. Jedes Jahr sollten die einen Bundesligaspieler ausbilden. Also einen Spieler, der gut genug für die Bundesliga ist, aber den Bayern nicht weiterhilft, deswegen zur Konkurrenz wechselt und dann an diesem einen Tag die Bayern abschießt...
Praktisch macht der große Klassenfeind Red Bull mehr für das allgemeine Bundesliganiveau als die Bayern, denn selbst wenn man Leipzig aus der Gleichung rausnimmt, so haben sie immer noch Haaland, Hinteregger, Schlager, Samassekou und Lazaro in die Bundesliga verkauft. Die Bayern bräuchten 25 Jahre um auf vergleichbar viele Verstärkungen für die Konkurrenz zu kommen.
Aber die aktuelle Drittliga-Generation hatte ja die Gelegenheit das alles zu verändern. Denn da dürfte der eine oder andere dabei sein, der wirklich und langfristig Bundesliganiveau repräsentiert. Nur... werden wir das wohl nie erfahren, weil Kwasi Okyere Wriedt halt zu Wilhelm II Tilburg wechselt und nicht zu Arminia Bielefeld. Und Olivier Batista Meier nach Heerenveen verliehen wird. Auch der offensichtlich größte Name mit Joshua Zirkzee wechselt zum AC Parma. Warum? Also ernsthaft: Warum wechselt keines der Bayern-Talente in die Bundesliga?
Und es ist ja nicht so, das Parma jetzt die überragende italienische Adresse wäre, mit der Schalke oder Augsburg nicht mithalten können. Aber anscheinend ist Abstiegskampf in Italien für ihn interessanter als Abstiegskampf in der Bundesliga. Und anscheinend betrachten die Bayern Weiterbildungsmaßnahmen in Holland oder Österreich ebenfalls als vielversprechender.
Dabei zeigen doch die historisch erfolgreichen Leihen von Philipp Lahm, Toni Kroos und David Alaba, dass von so einem Projekt alle profitieren würden. Aber entweder die Bayern sagen dazu gerade kategorisch nein, was wirklich albern wäre.
Oder der Rest der Liga verschläft das gerade komplett und zeigt keinerlei Interesse an diesen Talenten. Die sind in den letzten 10 Jahren so sehr darauf konditioniert worden, dass aus der Bayern-Akademie nichts Brauchbares für sie kommt, dass sie nicht mal mehr Scouts zu deren Spielen schicken. Das wäre wirklich tragisch.
Dass von der letztjährigen Drittliga Mannschaft der Bayern kein einziger in die Bundesliga gewechselt ist, ist jedenfalls nicht nachvollziehbar. Und es sollte ein viel größeres Thema sein. Vernünftig wäre es gewesen Zirkzee in den Moment an einen Bundesligisten zu verleihen, in dem man Eric Maxim Coupo-Moting verpflichtet hat. Denn ab da war abzusehen, dass Zirkzee kaum noch Minuten bekommen wird. Und die wenigen ganz raren Minuten hätte man an Fiete Arp geben können, ohne dass es einem wirklich weh tut. Stattdessen steigern die Bayern jetzt das Niveau der italienischen Liga... Davon hat halt hier praktisch niemand was.
Nachtrag: Und kaum beschwert man sich... könnte Chris Richards nach Hoffenheim verliehen werden. Immerhin seinen Neffen versorgt Uli Hoeneß also mittlerweile mit jungen Talenten.
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