Donnerstag, 23. Juli 2020

Quo vadis, Bundesliga 2020: Bayern München

Bringen wir es zu Ende. Und gucken wir mal, wie viel Neues wir bei den Bayern finden.

Als aller erstes müssen die Bayern halt aufhören Spieler zu verpflichten, um die Konkurrenz zu schwächen... und sich in der Breite zu verstärken. Natürlich behauptet ein Karl-Heinz Rummenigge, dass man das noch nie gemacht hätte. Aber das ist derselbe Typ, der euch auch eiskalt anlügt, wenn er behauptet, dass die Bayern die Allianz-Arena ohne staatliche Fördergelder gestemmt haben, obwohl man für den Stadionneubau auch mal eine U-Bahn Station ausbauen und verlegen musste... woran sich dann doch wieder Stadt und Land beteiligt haben... Also ja, Rummenigge ist gut darin, die eigenen "Leistungen" zu verklären und beschönigen. Der will ja auch bis heute nicht einsehen, dass die Bayern von den Leistungen ihrer Nationalspieler bei den großen Turnieren profitieren und die Millionenumsätze in der Bundesliga durchaus durch die immer günstig getimten Weltmeistertitel beeinflusst worden sind.

Nehmen wir mal als Paradebeispiel Michael Cuisance. Den holte man sich aus Gladbach um... also.. nun ja... die 2. Mannschaft zu verstärken? Die Bank zu wärmen? Auf die Frage, ob Bayern Meister wird, hatte Cuisance jedenfalls 0 Einfluss... aber er hätte die Borussia auf Platz 3 führen können. Das ist einer der klassischen "Wir bedienen uns in der Liga, um uns in der Breite zu verstärken" Transfers. Und genau die Schaden der Liga. Und erfahrungsgemäß hilft das den Spielern auch nur bedingt, siehe Baumjohann oder Schlaudraff.

Nebenbei habe ich überhaupt kein Problem damit, wenn sich die Bayern Spitzentalente wie Mario Götze unter den Nagel reißen, auch wenn das am Ende auch nur nicht funktioniert hat. Oder halt jetzt die beiden jungen Talente aus Hoffenheim für die Jugend. Aber man holt sich halt zu viele Talente als "Risikoanlage". Wobei es ja eigentlich für sie eine "Risikolose Anlage" ist, denn im schlimmsten Fall schwächen sie halt die Konkurrenz, verlieren aber selber nichts. Der Anspruch bei der Talentverpflichtung muss "Supertalente holen" heißen. Alles andere kann sich auch woanders entwickeln und man kann es sich dann für 15 Millionen mehr an Ablöse holen. Das ist aber auch ein alter Schuh.

Das neue und eigentlich spannende Projekt in München ist ja Jochen Sauer. Also die Bayern haben anscheinend genau den Schritt gemacht, den die Dortmunder dringend machen müssen: Sie haben erkannt, dass die Jugendarbeit nicht die Arbeit macht, die sie muss und sich entsprechend neu aufgestellt. Jetzt sind sie nebenbei auch Drittliga Meister. Und das ist ein gutes Zeichen für die gesamte Liga.

Denn sein wir mal realistisch: Dass die Bayern-Talente direkt beim Rekordmeister durchstarten, ist eher unwahrscheinlich. Das ist aber auch gar nicht notwendig. Man kann die ja, wie man es früher auch gemacht hat, für 2 Lehrjahre verleihen. Möglichst in die Bundesliga. Die Beispiele Philipp Lahm und Toni Kroos beweisen ja, dass davon alle Beteiligten profitieren. Also wenn die Bayern für jeden Cuisance, den sie aus dem Talentpool rausziehen, 2 andere brauchbare Spieler in die Bundesliga abgeben, gewinnen am Ende alle. Und der Anspruch der Bayern muss nicht zwingend sein, dass man jedes Jahr einen Spieler für die eigene Mannschaft ausbildet. Der Anspruch muss sein, dass ein Kroos oder ein Lahm bei ihnen die beste Ausbildung in einem hochwertigen Umfeld genießt, während man nebenbei jedes Jahr brauchbare Bundesligaprofis ausbildet.

Der wirklich spannende Name lautet da also Jonathan Meier, den die Bayern an Mainz 05 verkauft haben.

Nebenbei ist es an der Stelle auch völlig albern über eine 2. Mannschaft in der 2. Liga zu philosophieren, nur weil man nach Jahrzehnten tatsächlich mal einen guten Jahrgang hat. Denn auch für einen Zweitligastar ist der Sprung zu den Bayern nach wie vor zu groß. Das eigentlich sinnvolle wäre dagegen, um im ganz großen Rahmen zu sprechen, eine Reserverunde für alle Bundesligisten. Natürlich müssten das alle Bundesligisten auch entsprechend ernst nehmen und wenn man bedenkt, wie viele ihre 2. Mannschaft komplett abgemeldet haben... Aber gerade für die Bayern wäre das extrem sinnvoll.

Lasst mich das mal an einem anderen Beispiel als Cuisance erklären. Dieser würde aber auch gut funktionieren. Wir nehmen aber Joshua Zirkzee. Zirkzee ist sowieso ein spannendes Studienobjekt, weil er beweist, wie weit weg der Bundesligakader der Bayern vom Rest entfernt ist. Denn Zirkzee, obwohl eigentlich für die 2. Mannschaft eingeplant, hat in der Bundesliga doppelt so oft getroffen wie in Liga 3. Obwohl er mehr als doppelt so viele Minuten in der 3. Liga abgerissen hat.
Das ist nebenbei genau das, was ich mit dem Thomas Müller Effekt immer meine: Die Bayern haben so viele (für die Bundesliga) herausragende Akteure in ihren Reihen, dass es selbst eher durchschnittlichen Mitläufern wie ein überragender Stars aussehen. Wenn man sie dann allerdings in ein normales Umfeld mit gleichstarken Mit- und Gegenspielern aussetzt, kommen sie nicht annähernd so gut klar.
Aber der Fakt, dass selbst recht erfolglose Drittligastürmer in der Bundesliga eine überragende Trefferquote aufweisen, wenn sie neben Robert Lewandowski spielen, sollte doch die Bayern motivieren, ihre eigenen Talente wesentlich aggressiver in die erste Mannschaft einzubauen. Zumindest als Einwechselspieler. Gerade falls die 5 Wechsel erhalten bleiben.

Aber so was ist natürlich wesentlich einfacher zu koordinieren, wenn die Reservemannschaft am Tag vor oder nach dem Bundesligaspiel in derselben Stadt spielt. Dann lautet die Frage nicht mehr "In welchem Kader sollte Zirkzee stehen", sondern "Wie viele Minuten kann er am Wochenende maximal spielen?" Gerade wenn man bedenkt, dass Zirkzee und Cuisance zusammen 30 Mal ohne "Einsatz im Kader" auf der Bank saßen.
Es bleibt natürlich festzuhalten, dass die Bayern ihre Möglichkeiten da schon weitestgehend ausreizen und Zirkzee auch so oftmals in beiden Kadern gestanden hat. Aber anstatt auf 16 Einsätze in Liga 3, würde er dann auf 30 in der Reservemannschaft kommen.

Natürlich ist das Hauptproblem bei dieser Reserverunde das Spielniveau. Also das sollte halt schon regelmäßig mindestens auf Drittliga Niveau bewegen, damit die Idee Sinn ergibt. Das wäre für alle Mannschaften extrem sinnvoll, allein schon weil man dann seine von Verletzungen zurück kommenden Spieler wieder vernünftig an den Wettbewerb heranführen kann, ohne das es in einer tabellarisch relevanten Liga zu Wettbewerbsverzerrungen kommt. Und ja, eigentlich sollten die Bundesligisten auch ein gewisses Interesse daran haben ihre jungen Stars im eigenen Haus an die Bundesliga heranzuführen. Also das Mannschaften wie Bayer Leverkusen lieber verleiht als die 500.000, die so eine Reserve zusätzlich kosten würde, in die Hand zu nehmen, ist mehr als bedenklich. Eintracht Frankfurt hat diesen Schritt so weit bereut, dass sie ihn rückgängig gemacht haben.
Man kann dann an den Leistungen in dieser Liga auch gut abschätzen, wie ernst die Bundesligisten ihre Talentförderung wirklich nehmen. Und die cleveren Talente gehen zu den Vereinen, die ihnen von U19 über die Reserve einen Weg in die erste Liga aufzeigen... und nicht zu den Vereinen, die sagen "Dann schicken wir dich 2 Jahre weg, vielleicht wird da aus dir etwas..."

Und selbst wenn Bayern II dann auch in der Reserveliga so überlegen ist, dass die alles gnadenlos abschießen... vielleicht ist das ja auch für alle die beste Vorbereitung auf die harte Realität "Bundesliga"...

 Es gab ja jahrelang das "Meme", dass Real Madrid sich von ihren eigenen ehemaligen Talente, die aber im eigenen Verein nichts wert waren, abschießen ließ. Und das ist dann immer als Vorwurf formuliert worden, obwohl es auch nur bedeutete, dass Real Madrid auf einem ordentlichen Niveau ausbildet. Selbst wenn viele ihrer Spieler nicht gut genug für einen absoluten Spitzenverein sind, so sind sie immer noch in der Lage, diesen vor Herausforderungen zu stellen.
Den Bayern ist dies verdammt lange nicht mehr passiert, denn die haben halt nur Marco Friedl und Felix Götze ausgebildet. Und ja, Felix Götze dürfte einer der ganz wenigen Bayern-Azubis sein, die in den letzten 10 Jahren gegen die Bayern getroffen haben. Jetzt könnte man langsam in die Position kommen, dass einem so was regelmäßiger passiert. Und das ist ein gutes Zeichen für die Liga.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen